JAHRESBERICHT 2015

SPENDENKONTO: IBAN: DE 2243 0609 6722 2220 0000 BIC: GENODEM1GLS • GLS Bank

Das haben SIE bewirkt! Dank Menschen wie Ihnen konnten im Jahr 2015 …

79.156

Kinder und Jugendliche, die niemanden hatten, der sich um sie kümmert, ein neues Zuhause, eine liebevolle Familie und die Chance auf eine gute Zukunft erhalten.

90.794 Familien (mit 272.774 Kindern), die vorher in

bitterer Armut lebten und Gefahr liefen auseinander­ zubrechen, eine wirtschaftliche Basis für eine stabile, gemeinsame Zukunft entwickeln. SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. Ridlerstraße 55 | 80339 München Tel.: 089/179 14-140 [email protected] www.sos-kinderdoerfer.de Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Wilfried Vyslozil, Ulla Sensburg, Petra Horn Redaktion: Louay Yassin, Claudia Singer, Andrea Seifert, Vanessa Schwake Texte (soweit nicht namentlich gekennzeichnet): Katharina Ebel, Michaela Göris, Kathrin Hardes, Daniel Hunstein, Adelheid Miller, Monalda Moldovan, Anna Rachlitz, Vanessa Schwake, Irene Senoner, Ulla Sensburg, Claudia Singer, Louay Yassin Bildnachweis: Catherine Flore Ngo Biyack (2), Katharina Ebel, GIZ, Björn-Owe Holmberg, Sandrine Houalet, Katerina Ilievska (3), Wolfgang Kehl , Claire Ladavicius (2), Zishaan Akbar Latif (2), Christian Lesske, Joris Lugtigheid, Michela Morosini (4), Mounir Nasr, Benno Neeleman, On Screen Productions/Kevin Ouma, Danielle Pereira, Adel Samara , Andrea Seifert, Gerben van der Waals (Titel), Patrick Wittmann (8), Louay Yassin, SOS-Archiv (2) Weltkarte Seite 8–9: agenten.und.freunde | München Grafik Seite 11: Felix Billmaier Grafik Seite 28: KAMA GbR | Berlin Layout und Satz: creation-rossil – Silke Roßner | Nürnberg Litho: Kontrast – Bertram Trattmann & Gerhard Gradel | Nürnberg Druck: FIBODRUCK | Neuried Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier Titelbild: Zwei Mädchen aus Ghana

127.803

junge Menschen, die vorher kaum oder keinen Zugang zu Bildung hatten, eine fundierte Schul­ oder Ausbildung erhalten.

834.264 zum Teil lebensrettende Behandlungen für

Kinder und Erwachsene ermöglicht werden, die sich sonst keine Behandlung hätten leisten können.

5 ......................... Warum wir helfen 8 ............................... Wo wir helfen 10 ................................... Programme 12 .............................Beispielprojekte 30 ...................Unsere Hilfe in Zahlen 32 .................................. Wirksamkeit 44 ................... Bericht des Vorstands 46 ............... Bericht des Aufsichtsrats 48 .................. Corporate Governance 54 ........Gewinn- und Verlustrechnung 55 ............................................Bilanz 56 ......................................... Anhang 62 ................................... Lagebericht 67 .....................Bestätigungsvermerk

Freude am Lachen – Mädchen aus dem SOS­Kinderdorf Mogadischu, Somalia

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JAHRESBERICHT 2015

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EDITORIAL

Im Jahr 2015

KATASTROPHEN UND KINDERLACHEN „Liebe ist schwierig zu messen. Aber es ist nicht schwer, Bedingungen zu schaffen, um sie zu fördern.“ Das ist die zentrale Aussage einer Rede, die der 14-jährige Rodrigo im März 2015 vor der UN-Versammlung in New York hielt. Rodrigo lebt seit seinem achten Lebensjahr in einer SOSFamilie in Chile. Oft sind es die Aussagen der Kinder und Jugendlichen, die uns zeigen, wie groß ihre Lebenserfahrung ist. Viele sind sogar Über-Lebenskünstler. Sie sind nicht nur wieder aufgestanden, nachdem sie Schlimmes erlebt und gesehen haben, sie konnten sogar an der Situation wachsen und reifen. Resilienz nennt man das in der Psychologie. Die Fähigkeit zur Selbstrettung könnte man auch sagen. Doch diese Fähigkeit kommt nicht von allein, sie erfordert Bedingungen. Familie, zum Beispiel, Gemeinschaft, Geborgenheit, klare Strukturen.

60 Millionen

gegeben und eine liebevolle Familie, eine Umgebung zur Resilienz. Rund 130.000 Kindern und Jugendlichen bieten wir in unseren Schulen und Ausbildungszentren die Grundlage für eine selbstbestimmte Zukunft. Weitere hunderttausende Kinder unterstützen wir durch die SOSFamilienhilfe, unsere medizinische Hilfe oder Nothilfe. Über 33.000 SOS-Mitarbeiter sind dafür in 134 Ländern rund um die Uhr tätig. Unser schönster Lohn für all die Anstrengungen ist das Kinderlachen: Wenn wir zur Resilienz eines schwer traumatisierten Kindes beitragen und es wieder lachen kann, wissen wir, wir sind auf dem richtigen Weg. Es spornt uns an, macht uns glücklich. Dieses Lachen wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Deshalb feiern wir in diesem Jahresbericht das herzliche, sorglose Kinderlachen. Trotz der Krisen und Katastrophen, des Elends und der Ungerechtigkeiten.

Weltweit erleben Kinder Chaos, Gewalt, Hunger, Vernachlässigung und Traumata. Etwa wenn die Eltern eines Kindes sterben oder ein Kind misshandelt, versklavt oder missbraucht wird. Oder, wenn hunderttausende Kinder verletzt oder traumatisiert werden, verwaist und aller Möglichkeiten beraubt. Wie bei der Erdbeben-Katastrophe von Nepal im April.

Für seine Rede erhielt der selbstbewusste Rodrigo, der einst als traumatisiertes Kind zu uns kam, spontanen Applaus - was in offiziellen UNVersammlungen ungewöhnlich ist. Diesen Applaus möchten wir an Sie, die Freunde und Unterstützer der SOS-Kinderdörfer, weitergeben. Ohne Sie wären tausende Kinder dieser Welt der Resilienz und ihres Lachens beraubt.

Die SOS-Kinderdörfer haben 2015 rund 80.000 Kindern in den Kinderdörfern ein neues Zuhause

Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Der Vorstand

Menschen sind auf der Flucht vor Krieg und Gewalt, gut die Hälfte da­ von sind Kinder. Weltweit jedes zehnte Kind wächst in Ländern und Gebieten auf, die von be­ waffneten Konflikten betroffen sind. Fast 300.000 werden als Kindersoldaten missbraucht.

153

Millionen

Kinder in Entwicklungs ländern ha­ ben Mutter, Vater oder beide Elternteile verloren. Mehr als 16.000 verloren ihre Eltern an Ebola. 17 Millionen Kinder sind Aidswaisen.

5,9 Millionen

Mädchen und Jungen sterben vor ihrem fünf ten Lebensjahr – davon al­ lein 5.000 täglich an Durchfall­ erkrankungen, weil es keine oder nur ungenügende sanitäre Anlagen gibt.

58

Millionen

Mädchen und Jungen im Grundschulalter haben keinen Platz im Klas­ sen zimmer. Ein Drittel der Kinder in Krisenregionen geht nicht zur Schule. Rund 774 Millionen Jugendliche über 15 und Erwachsene können we­ der lesen noch schreiben. Zwei Drittel davon sind Frauen.

168 Millionen Kinder zwi­

schen fünf und 14 Jahren arbei­ ten weltweit – teilweise unter le­ bensgefährlichen Bedingungen. Fast die Hälfte von ihnen ist im Grundschulalter. Dr. Wilfried Vyslozil Vorstandsvorsitzender 4

JAHRESBERICHT 2015

Ulla Sensburg • Vorstand

Petra Horn • Vorstand

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WARUM WIR HELFEN

EIN UNZERTRENNLICHES TEAM Die drei Geschwister Maksat, Adjamal und Adilet aus Kirgisistan hatten keinen guten Start: Die Kinder wurden geschlagen, vernachlässigt und schließlich getrennt. Als sie ins SOS-Kinderdorf in Cholpon Ata kamen, waren sie wie Fremde füreinander. Maksat, Adjamal und Adilet wurden in den rauen Bergen von Kirgisistan geboren, in einer sehr armen Familie. Der Vater trank und war aggressiv – zunächst nur seiner Frau gegenüber, dann bekam auch sein ältester Sohn Maksat Schläge. Mehrmals versuchte die verzweifelte Frau vor ihrem Ehemann zu fliehen. Ohne Geld und mit drei kleinen Kindern hatte sie jedoch kaum Chancen zu überleben. Eines Tages, im Alkoholrausch, übergoss der aggressive Ehemann seine Frau mit Benzin und zündete sie an. Der damals 7-jährige Maksat versuchte verzweifelt, seine Mutter zu retten, doch es war zu spät. Die beiden Kleineren hörten ihre Schreie im Nebenzimmer. KAUM ZUNEIGUNG Die drei Kinder, drei, vier und sieben Jahre alt, wurden nach dem brutalen Mord an ihrer Mutter getrennt und kamen bei verschiedenen Verwandten unter, jeder in einer anderen Familie. Dort bekamen sie kaum Zuneigung oder Fürsorge, geschweige denn psychologische Unterstützung. Die drei sahen sich zwei Jahre lang nicht. Bis zu dem Tag, an dem Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes Cholpon Ata die Kinder in ihr neues Zuhause brachten. Was sie genau in diesen zwei Jahren erlitten haben, weiß man nicht. Doch man erhält einen vagen Eindruck, wenn SOS-Mutter Asel erzählt: „Als die drei ins SOS-Kinderdorf kamen, waren sie vollkommen verwahrlost, stark unterernährt und nässten ein. Adilet sprach nicht, Maksat war aggressiv, alle drei benahmen sich wie kleine, wilde Tiere. In ihren Augen konnte man Angst sehen. Aber das schlimmste war, dass sie sich so 6

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fremd waren. Sie hatten keine Beziehung zu einander, es war kein Hauch von Geschwisterliebe zu spüren.“ Es dauerte ein halbes Jahr, bis die drei ihre wilde Haut abstreiften. „Was am meisten geholfen hat, war die Badewanne“, schmunzelt die SOSMama. „Hier im Kinderdorf haben sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine gesehen und waren voller Begeisterung! Wir haben täglich ein paar Stunden im Badezimmer verbracht, miteinander getobt und gespielt. Wir haben auch oft zu viert geschmust, da die drei eine enorm starke Sehnsucht nach Zuneigung und Liebe hatten. In diesen glücklichen Momenten habe ich immer gesagt: Ihr seid was Besonderes, ihr solltet immer für einander da sein, eure Liebe zu einander ist stärker als alles andere auf der Welt.“ SIE LIEBEN MUSIK Dank der Geduld von Asel konnte die Geschwisterliebe wieder aufleben. Heute beschützt Maksat seine Schwester und seinen jüngeren Bruder rum um die Uhr. Die drei sind ein unzertrennliches Team. Adilet spricht wieder und klettert am liebsten auf die Bäume im SOS-Kinderdorf. Adjamal singt und tanzt gerne zusammen mit ihren Brüdern. Die drei lieben Musik. Wenn man Maksat fragt, was er später arbeiten möchte, antwortet er ganz ernst und souverän: „Ich werde Häuser bauen. Und in einem von denen werden wir mit meiner SOS-Mama und meinen beiden Geschwistern wohnen.“

Drei wie „Pech und Schwefel“ – die Geschwister Adjamal Maksat und Adilet

SOS­Kinderdorf Cholpon Ata: Zuhause für 80 Kinder

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WO WIR HELFEN

KA

Afrika

32.131

31%

Asien

19.995

19%

7.776

7%

29.540

28%

Europa

15.605

15%

Summe

105.047

Naher Osten

RI

IK

B

finanziert der Förderverein SOS-Kinderdörfer weltweit in 110 Ländern.

RI

864 Einrichtungen davon

Finanzierung von SOS-Einrichtungen (Unterhaltszuschüsse inkl. Patenbeiträge, Nothilfe und Bau – in T€) Ist 2015

KA

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SOS in 134 Ländern.

D

8

2513 Einrichtungen betreibt

UN L AT E IN A M E RI KA

Insgesamt gibt es 2015 weltweit 2513 SOS-Einrichtungen in 134 Ländern. Betrieben und finanziert werden diese Projekte durch das Netzwerk von über 130 SOS-Vereinen. Die SOS­Kinder­ dörfer weltweit/Hermann­Gmeiner­Fonds Deutschland e.V. mit Sitz in München sind in diesem Netzwerk der älteste und größte Förderverein. 2015 finanzierten die SOS-Kinderdörfer weltweit 864 Projekte in 110 SOS-Ländern (Details dazu finden Sie auf den Seiten 30 und 31).

PA RO U E AF

Zu den Kinderdörfern kamen bald Kindergärten, Schulen und Ausbildungszentren. All diese Programme stehen auch den Kindern aus der Umgebung der Kinderdörfer zur Verfügung. Das Ziel war hierbei, nicht nur den SOS-Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, sondern auch den Kindern der meist extrem armen Gemeinden der Umgebung. Dieser Outreach-Gedanke wurde mit der SOSFamilienhilfe und den medizinischen Zentren der SOS-Kinderdörfer konsequent zu Ende gedacht. Ziel ist hier die nachhaltige Stärkung der gesamten Gemeinde. In Krisensituationen wie Bürgerkriegen, Hunger- oder Naturkatastrophen leistet SOS zudem Nothilfe.

© 2016 SOS-Kinderdörfer weltweit / Grafik: agenten.und.freunde, München

Der Ursprung der SOS-Kinderdörfer geht ins Jahr 1949 zurück, als Hermann Gmeiner das erste SOS-Kinderdorf im österreichischen Imst gründete. Kinder, die im Krieg ihre Eltern verloren hatten, fanden dort eine neue Familie und ein liebevolles Zuhause. In einer Zeit, in der verlassene Kinder hauptsächlich in Heimen groß wurden, war das Kinderdorf ein radikal neues Modell. Es war ein Ansatz, der damals wie heute die Menschlichkeit sowie das Kind und dessen individuelles, behütetes Aufwachsen in den Vordergrund stellt. Gmeiners Idee fasste in kurzer Zeit in vielen Ländern Fuß. Heute gibt es 567 Kinderdörfer.

© 2016 SOS-Kinderdörfer weltweit / Grafik: agenten.und.freunde, München

WELTWEITES NETZWERK FÜR KINDER IN NOT

NA

HER

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OSTEN

IE

N

Lateinamerika und Karibik

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WAS WIR TUN

DIE PROGRAMME DER SOS­KINDERDÖRFER Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht das einzelne Kind. Viele Kinder können wegen Armut oder anderer schwerwiegender Umstände ihr Potential körperlich, geistig und seelisch nicht ausschöpfen. Wir unterstützen diese Kinder im Rahmen eines schützenden, liebevollen familiären Umfelds – in der eigenen oder einer Pflegefamilie –, sich optimal zu entwickeln und ihr Potential voll auszuschöpfen. Dabei ermutigen wir die Kinder, aktiv bei Entscheidungen mitzuwirken, die ihr Leben betreffen. BETREUUNG Die Kernkompetenz der SOS-Kinderdörfer liegt in der Betreuung von Kindern, die entweder keine Eltern mehr haben oder deren Eltern nicht mehr für sie sorgen können. Im SOS­Kinder­ dorf schaffen wir familiäre Umfelder und unterstützen Kinder langfristig, damit sie stabile Beziehungen aufbauen, optimal gefördert und die Herausforderungen des Lebens meistern können. Die uns anvertrauten Kinder werden von uns so lange begleitet, bis sie als junge Erwachsene ein selbstbestimmtes Leben führen können. In jedem Fall stellen wir sicher, dass Kinder in einer liebevollen Familie aufwachsen. Viele Kinder, die nicht bei ihren Eltern groß werden können, leiden unter psychischen Problemen und sozialer Stigmatisierung. Wir setzen deshalb alles daran, dass die Kinder psychologisch betreut und gesellschaftlich voll integriert werden sowie gleichberechtigt leben können. PRÄVENTION Der ganzheitliche Ansatz der SOS-Kinderdörfer beinhaltet eine präventive Wirkungskomponente. Mit unseren Familienstärkungspro­ grammen stellen wir sicher, dass Familien trotz schwieriger sozialer, gesundheitlicher oder wirtschaftlicher Situationen nicht auseinanderbrechen. 10

JAHRESBERICHT 2015

BILDUNG Millionen Kinder haben keinen Zugang zu qualitativer Bildung. SOS betreibt weltweit Schulen und Berufsausbildungszentren und sorgt dafür, dass auch Kinder und speziell Mädchen aus armen Verhältnissen in den Genuss einer adäquaten und qualitativ hochwertigen Bildung kommen. GESUNDHEIT Weltweit sterben täglich tausende Kinder an Krankheiten, die einfach zu behandeln wären. Die SOS-Kinderdörfer arbeiten mit lokalen Gemeinden zusammen, um Gesundheitssysteme zu verbessern. In strukturschwachen Regionen betreiben wir eigene medizinische Zentren. NOTHILFE Jedes Jahr sind Millionen Kinder von Naturkatastrophen, Krieg und Hungersnöten betroffen. Dank unserer weltweiten Infrastruktur sind die SOS-Kinderdörfer in der Lage, in solchen Situationen schnell zu handeln und unbürokratisch Kindern und ihren Angehörigen Nothilfe zu leisten. Anschließend unterstützen wir die Familien beim Wiederaufbau ihrer Existenz. ZIELE Als Folge unserer Arbeit, die unterstützten Kinder und Erwachsenen in die Lage zu versetzen, ein stabiles, selbstbestimmtes Leben mit sicherem Einkommen zu führen, wollen wir langfristig die gesamte Gemeinde stärken. Ziele sind: Verringerung von Armut und Hunger, Verringerung der Ungleichheit und höhere Gleichberechtigung der Geschlechter, gesünderes Leben und wirtschaftliches Wachstum in den Gemeinden sowie eine Perspektive für junge Men­ schen, damit sie nicht ihre Heimat ver­ lassen, sondern den Aufbau des eigenen Landes mitgestalten.

SOS - Programme: Anspruch & Umsetzung

Betreuung

Bildung

• SOS - Sozialzentren • SOS - Ausbildungszentren • SOS - Hermann Gmeiner Schulen • SOS - Kindergärten • SOS - Frühkindliche Hilfen

• SOS - Kinderdörfer • Familiennahe Betreuung • Familienstärkung • Pflegefamilien

SOS Nothilfe

Gesundheit

Bei uns steht das KIND im MITTELPuNKT

Wir stehen für solide & nachhaltige LÖSuNGEN Wir treten für KINDERRECHTE ein

Qualität • Bedarfsbeurteilung • Regionales Monitoring • Präventivarbeit • Krisenmanagement

Transparenz • Governance • externe Prüfung • Kontrollsysteme • Wirkungsmessung Leistungsbericht_Vyslozil_END.indd 1

Interne Anwaltschaft

Effizienz • Datenbank • ICT4D • Social-Media • Leistungskennzahlen

Beteiligung / Mitbestimmung (Kinderparlamente, Foren, Trainings)

Externe Anwaltschaft • Bildungsgerechtigkeit • Entwicklungspolitik • Kampagnen 04.07.16 11 15:45

PROJEKTBEISPIELE

FÜR EINEN GUTEN START INS LEBEN LAND/STANDORT: China / Tianjin EINRICHTUNG: SOS-Kinderdorf und SOS-Jugendeinrichtung SCHWERPUNKT: Betreuung, Unterstützung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen IN BETRIEB: seit 1987 BEGÜNSTIGTE 2015: 74 Kinder und 10 Jugendliche ZUSCHUSSBEDARF 2015: Kinderdorf – 157.332 € Jugendeinrichtung – 24.130 € Das SOS-Kinderdorf Tianjin besteht seit fast 30 Jahren. In dieser Zeit wuchsen hier mehrere Generationen von Kindern auf, die keine Chance hatten, in der eigenen Familie groß zu werden. Derzeit wachsen 74 Kinder in 11 SOS-Familien auf. Sie lernen hier mit ihrer SOS-Mutter und den SOS-Geschwistern intaktes Familienleben und feste soziale Beziehungen kennen. Zudem bietet das SOS-Kinderdorf viele Workshops an, in denen alte chinesische Traditionen gefördert werden. Höflichkeit, Etikette und der Respekt vor älteren Menschen sind in der chinesischen Gesellschaft sehr wichtig. Größte Aufmerksamkeit wird im SOS-Kinderdorf auf Bildung im praktischen und theoretischen Sinne gelegt. Den Kindern sollen hohe moralische Werte vermittelt werden, um später eigenständig entscheiden zu können. Für Kinder mit speziellen Talenten oder Begabungen ist es wichtig, ihre Stärken zu erkennen, sie zu fördern und aufzubauen. Für die Schüler der Grund- und 12

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Realschule werden deshalb spezielle Kurse angeboten. Um allen Kindern die bestmögliche Förderung zuteilwerden zu lassen, wurde das Lehrpersonal aufgestockt. Im praktischen Sektor lernen die Kinder schon in ihren SOS-Familien wichtige Dinge des Alltags, wie beispielsweise gemeinsam kochen, einkaufen und den Hausgarten bestellen, selbstständig zu erledigen. ZAHLREICHE AKTIVITÄTEN Auch für die Jugendlichen gibt es spezielle Förderprogramme. Gemeinsame Outdoor-Aktivitäten, wie Lehrwanderungen oder TrekkingTouren, stärken die Gemeinschaft. Bücherempfehlungen ihrer Lehrer und Sozialarbeiter mit anschließenden Diskussionsabenden regen ihr Interesse am Weltgeschehen an und lassen sie kritisch über ihre eigenen Perspektiven reflektieren. Während der Sommer- und Winterferien stehen sportliche Aktivitäten sehr im Vordergrund. So werden beispielsweise regelmäßige Basketball-Turniere veranstaltet.

SOS­Dorf Tianjin – wichtiger Schritt in die Selbständigkeit: Jungen helfen der Mutter beim Kochen.

ZIELE UND WIRKSAMKEIT Im SOS-Kinderdorf und der SOS-Jugendeinrichtung Tianjin werden benachteiligte Kinder und Jugendliche entsprechend ihrer Talente gefördert, individuell betreut und fürsorglich begleitet. Sie wachsen in ihren SOS-Familien geborgen heran. Als Jugendliche machen sie beim Wechsel in eine SOS-Jugendeinrichtung erste unabhängige Schritte und lernen mehr und mehr selbstständig zu sein. Die 84 Kinder und Jugendlichen der SOS-Einrichtungen in Tianjin entwickeln sich zu selbstbestimmten, starken Persönlichkeiten mit einer an ihre Möglichkeiten angepassten optimalen Bildung.

Die SOS­Geschwister entwickeln untereinander und zur Mutter enge emotionale Bindung.

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PROJEKTBEISPIELE

SPIELEN, BILDUNG UND INTEGRATION LAND/STANDORT: Senegal / Kaolak EINRICHTUNG: SOS-Kindergarten SCHWERPUNKT: Kinderbetreuung, Vorschule IN BETRIEB: seit 1983 BEGÜNSTIGTE 2015: 96 ZUSCHUSSBEDARF 2015: 28.111 €

FESTE STRUKTUREN Fast alle Kinder, die ins SOS-Kinderdorf kommen, sind schwer traumatisiert. Ihre Seele leidet. Eine sichere Umgebung, feste Strukturen im SOS-Kinderdorf und die tägliche Routine vereinfachen es den Kindern wieder stark zu ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Integration schon der kleinen SOSKinder in die nachbarschaft liche Gemeinschaft. ● Bildungsangebot für Kinder der Community. ● Entlastung der Eltern der Community. ● Qualifizierte Vorbereitung auf die Schule. ● Frühzeitiges Heranführen an Demokratie und Gleichberechtigung in oftmals eher traditionell und undemokratisch geprägtem Umfeld. 14

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werden. Auch der tägliche Kindergarten- oder Schulbesuch ist wichtiger Bestandteil des Dorfalltags und gibt den Kindern Stabilität und Sicherheit. Die 96 Kinder im SOS-Kindergarten Kaolack kommen aus dem Kinderdorf, aber auch aus der Nachbarschaft. Davon profitieren sowohl die Kinder aus der Umgebung, die so die Möglichkeit haben, einen Kindergarten zu besuchen, als auch die SOS-Kinder, die hier neue Freunde finden und sich so frühzeitig in das Umfeld des SOS-Kinderdorfes integrieren können. Die Räumlichkeiten befinden sich auf dem Gelände des SOS-Kinderdorfes. Sie bestehen aus drei Gruppenräumen, in denen die Kinder spielen, malen und basteln und einem Spielplatz. GLEICHBERECHTIGUNG UND DEMOKRATIE Im Kindergarten lernen schon die allerkleinsten Kinder ihre Rechte kennen. Spielerisch erfahren sie, dass Mädchen und Jungen gleich behandelt werden. Dass sie ein Mitspracherecht haben und ihre Meinung bei Entscheidungen Gewicht hat. Demokratische Abstimmungen und Rollenspiele gehören zum Kindergartenalltag genauso dazu, wie die Vorschulerziehung für die älteren Kinder. Der Kindergarten genießt durch sein umfassendes Konzept und die qualifizierten Erzieherinnen einen sehr guten Ruf. OPTIMALE VORBEREITUNG Im letzten Kindergartenjahr steht ein Teil des Tagesablaufs ganz im Zeichen der Vorschulbildung. Als Ausgleich zum Vorschulprogramm wird dann in der übrigen Zeit ausgelassen gespielt und getobt. Der Wechsel der Kinder vom Kindergarten an die Grundschule ist in jedem Jahr Anlass für ein großes Fest. Höhepunkt für alle ist dabei die feierliche Überreichung der „Kindergartendiplome“ an die „Großen“ und deren Entlassung in die Welt der Schulkinder.

Senegal: Bildungsarbeit beginnt im Kindergarten bei den Kleinsten.

Spielen und ausgelassen Toben gehört zur Entwicklung unbedingt dazu.

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PROJEKTBEISPIELE

BILDUNG UND GLEICHBERECHTIGUNG LAND/STANDORT: Vietnam / Hai Phong EINRICHTUNG: SOS-Schule SCHWERPUNKT: Bildung für Kinder und Jugendliche, auch Mädchen Schulbildung ermöglichen IN BETRIEB: seit 2000 BEGÜNSTIGTE IN 2015: 1.027 Schülerinnen und Schüler BAUKOSTEN 2015: 190.000 € Seit 2000 steht die SOS-Hermann-GmeinerSchule in Hai Phong allen SOS-Kindern und Kindern aus der Region offen. In den 21 Klassenzimmern können bis zu 1.115 Schüler unterrichtet werden. Außerdem ist die Schule mit Labors, einer Bibliothek und einer Kantine ausgestattet. Die Schule genießt einen guten Ruf in der Region. Erst kürzlich wurde sie bei einem Wettbewerb mit anderen Schulen der Stadt mit fünf Preisen für die hervorragenden Leistungen ihrer Schüler ausgezeichnet. Großen Wert legen die SOS-Kinderdörfer darauf, dass auch Mädchen die Schule besuchen können. In vielen Ländern und Regionen Südasiens müssen Mädchen im Haushalt helfen, während ihre Brüder zur Schule gehen dürfen. Ob häusliche Gewalt oder Ausbeutung im Arbeitsleben - die Unterdrückung der Frau beruht ganz wesentlich darauf, dass Mädchen das Recht auf Bildung vorenthalten wird. Denn Frauen mit Schul- und Berufsausbildung können sich besser gegen Bevormundung und Diskriminierung wehren.

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JAHRESBERICHT 2015

NEUES TAGESHEIM Nach 15 Jahren Betrieb ist die Infrastruktur der SOS-Schule sehr abgenutzt. Zimmerdecken, Verputz, Böden, Türen und Fenster, Schreibtische und Toiletten müssen renoviert werden. Für den Sportunterricht gibt es zurzeit außerdem keine Weitsprunggrube, die dringend benötigt wird. Die Baumaßnahmen begannen im Juni 2015 und sollen nach einem Jahr abgeschlossen sein. Laut vietnamesischem Bildungsministerium muss es Unterrichts- und Übungszeiten morgens wie nachmittags geben. Für die meisten Schüler ist es aber nicht möglich, zum Mittagessen nach Hause zu gehen, da ihre Eltern arbeiten. Sie müssen also in der Schule zu Mittag essen können. Den jüngeren Schülern muss zudem die Möglichkeit gegeben werden, einen Mittagsschlaf zu machen. Mit der bestehenden Schulkantine ist das Mittagessen zwar abgedeckt, aber zum Ausruhen mussten die Kinder bis dato die Schreibtische dazu umfunktionieren. So beschloss SOS die Schule um ein Tagesheim für 450 Schüler mit einer zusätzlichen Kantine und einem Speisesaal zu erweitern. ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Gute Bildung für 1.027 Schülerinnen und Schüler des SOS-Kinderdorfs und der Region in einer eher bildungsfernen Umgebung. ● Gezielte Unterstützung von Mädchen. ● Beitrag zu einer aufgeklärteren Gesellschaft, in der Frauen befähigt werden, sich aus Unterdrückung und gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. ● Bekämpfung von Armut.

Über 1.000 Mädchen und Jungen besuchen die Hermann Gmeiner­Schule in Hai Phong

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PROJEKTBEISPIELE

BERUFSAUSBILDUNG FÜR EINEN GUTEN ZUGANG ZUM ARBEITSMARKT LAND/STANDORT: Ruanda / Kigali EINRICHTUNG: SOS-Berufsausbildungsund Produktionszentrum SCHWERPUNKT: Berufsausbildung in Informatik/Informationstechnologie, Elektrotechnik/Elektroinstallation, Elektronik/Telekommunikation, Wirtschaft IN BETRIEB: seit 2000 BEGÜNSTIGTE 2015: 371 ZUSCHUSSBEDARF 2015: 27.710 €

Das SOS-Berufsausbildungszentrum in Kigali orientiert sich mit seinen Ausbildungsgängen am Markt und am Bedarf der Region. Aktuell bietet es vier dreijährige Berufsausbildungen in den Bereichen Informatik, Elektrotechnik/Elektroinstallation, Wirtschaft und Elektronik/Telekommunikation an. Um bereits ausgebildete junge Erwachsene weiter zu qualifizieren und ihr Wissen nachhaltig und regelmäßig den aktuellen Erfordernissen des Arbeitsmarktes anzupassen, bietet SOS zudem Aufbauseminare und weiterführende Lehrgänge für junge Berufstätige während der offiziellen Ferienzeiten des Berufsausbildungszentrums an.

Zusätzlich zu den dreijährigen Ausbildungen führt das Berufsbildungszentrum eine Reihe von Lehrgängen und berufspraktischen Trainings in den Bereichen Schneiderei, Holzverarbeitung/ Tischlerei, Automechanik, Gastronomie, Krankenpflege, Landwirtschaftliche Produktion und Verarbeitung, sowie Metallverarbeitung durch. Die Trainings beinhalten theoretische und praktische Einheiten und werden mit den staatlichen Lehrplänen abgestimmt. Das SOS-Berufsbildungszentrum in Kigali arbeitet mit verschiedensten Partnern in der Wirtschaft und Verwaltung zusammen. Dies hat den Vorteil, dass sich zum einen die Ausbildung immer auf höchstem Niveau bewegt und dass die Auszubildenden andererseits schon während ihrer Ausbildung Kontakte zu verschiedenen Firmen und Organisationen knüpfen können, um ihnen später den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Zugang zu Bildung für benach teiligte Jugendliche. ● Qualitativ hochwertige Ausbildung für 371 junge Menschen. ● Modellprojekt für Ruanda für Partnerschaft zwischen Ausbildung und Unternehmen. ● Sicherung eines hochwertigen Arbeitsplatzes. ● Verhinderung von Armut.

Berufsausbildungszentrum in Kigali, Ruanda: Ausbildung eines jungen Elektrotechnikers.

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JAHRESBERICHT 2015

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PROJEKTBEISPIELE

PERSPEKTIVEN SCHAFFEN FÜR ARME FAMILIEN LAND/STANDORT: Uruguay / Salto EINRICHTUNG: SOS-Familienhilfe SCHWERPUNKT: Familienverbunde stärken und verhindern, dass sie auseinanderbrechen IN BETRIEB: seit 2005 BEGÜNSTIGTE 2015: 1.377 Kinder und Erwachsene ZUSCHUSSBEDARF 2015: 283.138 € In Salto gibt es seit 1985 ein SOS-Kinderdorf. 2005 wurde ergänzend ein SOS-Sozialzentrum eröffnet, dem auch eine SOS-Familienhilfe angeschlossen ist. In der Kindertagesstätte werden Kinder zwischen 18 Monaten und drei Jahren betreut, während die Eltern ihren Lebensunterhalt verdienen. Kleinkinder können den SOSKindergarten besuchen, und Kinder im schulpflichtigen Alter werden im SOS-Kinderzentrum vor und nach den Unterrichtsstunden betreut. Gemeinsam mit der Gemeinde von Salto bietet SOS zielgerichtet einkommensfördernde Schulungen und Selbsthilfekurse für die teilnehmenden Familien an. Dies soll ihnen und ihren Angehörigen nachhaltige Vorteile und gute Zukunftsperspektiven sichern. Gesundheitlich werden die begünstigten Familien des Sozialzentrums in der nahe gelegenen Poliklinik versorgt. Allgemeine Untersuchungen, psychologische Betreuung, Zahnheilkunde und die Behandlung von Hörgeschädigten gehören zu den medizinischen Bereichen der Klinik.

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JAHRESBERICHT 2015

GEWALTPRÄVENTION Ein neuer Programmpunkt der SOS-Arbeit in den Gemeinden trägt den Namen „PROPIA“. Dieser Workshop wurde 2015 ins Leben gerufen. Dabei geht es um die Vermeidung von Gewalt, Misshandlungen und Kämpfen in der Familie oder in der Gesellschaft. Die Kinder und Jugendlichen aus dem Kinderdorf besuchten diesen Workshop gemeinsam mit Kindern aus dem Familienhilfsprogramm und der Gemeinde von Salto. Die Arbeit der SOS-Familienhilfe in Salto ist sehr wirksam und im Land inzwischen als GoodPractice-Beispiel bekannt. Sie gilt als Modellprojekt für erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit, bei dem die Aspekte Nachhaltigkeit, Mitbestimmung und Vernetzung verwirklicht werden.

ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Not lindern für 1.377 Kinder und Erwachsene. ● Familienverbunde stärken und verhindern, dass sie auseinanderbrechen. ● Einkommengenerierende Maßnahmen für Eltern. ● Gewaltprävention ● Die Rechte der Kinder sicherstellen. ● Nachhaltige Beseitigung von Armut. ● Vorbildfunktion für weitere Zentren in Uruguay.

Bedürftigen Familien wieder eine Perspektive geben – die SOS­Familienhilfe hat Modellcharakter in Uruguay

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PROJEKTBEISPIELE

MEDIZINISCHE VERSORGUNG UND VORSORGE LAND/STANDORT: Demokratische Republik Kongo / Bukavu EINRICHTUNG: SOS-medizinisches Zentrum SCHWERPUNKT: Ambulante Beratung besonders für Schwangere, medizinische Versorgung für die Kinder IN BETRIEB: seit 1997 BEGÜNSTIGTE 2015: 13.626 Behandlungen ZUSCHUSSBEDARF 2015: 73.771 €

burtshilfe spezialisiert. Deshalb bringen hier viele Frauen aus der Umgebung im Schutz des SOS-medizinischen Zentrums ihre Kinder zur Welt. SOS-Hebammen und -Ärzte kümmern sich um die Frauen und deren Neugeborenen. Im letzten Jahr kamen hier im Monat durchschnittlich 32 Kinder zur Welt. Weitere Schwerpunkte sind die Untersuchung von Vorschulkindern und die Behandlung von Patienten mit Malaria. Zum Schutz vor dieser weit verbreiteten Krankheit stellte SOS Familien aus der Umgebung 1.226 Moskitonetze zur Verfügung. Außerdem informieren die SOSÄrzte Familien darüber, wie man sich am besten vor Malaria schützt. Sie führen zudem freiwillige HIV-Tests, Impfungen und Laboranalysen durch. Auch Ernährungsberatung ist ein wichtiger Aspekt der SOS-Arbeit. Medizinische Grundversorgung für tausende Mütter und Kinder in der Krankenstation von Bukavu.

Bukavu hat ca. 800.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der kongolesischen Provinz Süd-Kivu. In Süd-Kivu schwelt seit Jahrzehnten einer der blutigsten Konflikte der jüngsten Geschichte. Unzählige Tote sind die Folge, Tausende sind weiterhin auf der Flucht. Das SOS-medizinische Zentrum in Bukavu bietet jedes Jahr tausenden Patienten medizinische Versorgung. Einerseits kümmert sich das Team von Ärztinnen und Ärzten sowie Krankenschwestern und -pflegern um die SOS-Kinder und -Jugendlichen. Andererseits ist es auf Ge-

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JAHRESBERICHT 2015

ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Kostenlose, kompetente medizinische Behandlung für SOS-Kinder und tausende arme Menschen von Buvaku. ● Kompetente Geburtshilfe ● Gesundheitsberatung und Prävention von Krankheiten. ● Steigerung der Gesundheit der Menschen in Buvaku.

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PROJEKTBEISPIELE

SCHNELLE HILFE UND WIEDERAUFBAU LAND/STANDORT: Nepal / Erdbebenregion EINRICHTUNG: Nothilfe SCHWERPUNKT: Soforthilfe nach Erdbeben und langfristiger Wiederaufbau IN BETRIEB: seit 04/2015 BEGÜNSTIGTE 2015: 15.000 Menschen ZUSCHUSS 2015: 240.000 € Am 25. April 2015 erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8 Nepal. Rund 8.800 Menschen wurden getötet. Hunderttausende verloren ihre Häuser oder Wohnungen. Da SOS seit Anfang der 70er Jahre im Land ist und 42 Projekte mit 837 Mitarbeitern betreibt, konnte direkt nach dem Erdbeben mit Nothilfe begonnen werden, die anschließend in langfristige Hilfe überführt wurde. ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Sofortige Linderung der größten Not. ● Beschulung der vom Erdbeben betroffenen Kinder sicherstellen. ● Psychologische Betreuung von Kindern. ● Obdachlosen Familien Notquartiere geben. ● Wiederaufbau von 320 Häusern, 12 Schulen, 4 Sozialzentren. ● Ersatzfamilien finden ● Wiederaufbau Nepals 24

JAHRESBERICHT 2015

AKUTHILFE Hilfsgüter: SOS-Helfer versorgten über 15.000 Erdbebenopfer mit Nahrungsmitteln, Zelten und medizinischer Hilfe, sowie mit Hilfs- und Haushaltsgütern und Hygieneartikeln. Zum Schulbeginn hat SOS Schulmaterialien verteilt, Schulgeld und Kleidung für 5.000 Kinder zur Verfügung gestellt.

Zu Beginn des Winters haben wir über 3.000 Kinder mit warmen Jacken und Winterkleidung ausgestattet. Zuflucht: Direkt nach dem Beben fanden 1.200 obdachlose Menschen im SOS-Kinderdorf Jorpati in Kathmandu ein Notquartier. Kinderbetreuung und psychologische Hilfe: Um den Kindern wieder Halt zu geben, haben die SOS-Kinderdörfer im Katastrophengebiet sofort nach dem Beben 25 Nothilfe-Kindertagesstätten für mehr als 2.000 Kinder eingerichtet. Während die Kinder im geschützten Bereich der Kitas mit Mahlzeiten versorgt werden, spielen können und unterrichtet werden, können Eltern an den Wiederaufbau ihrer Existenzen gehen. Aktuell betreuen wir die Kinder noch an sieben Standorten. Familien vereinen und Aufnahme in die SOSKinderdörfer: Die SOS-Kinderdörfer tun alles, um unbegleitete Kinder wieder mit ihren Familien zu vereinen. Sollte das nicht möglich sein, können die Kinder in einem der zehn SOS-Kinderdörfer Nepals aufgenommen werden. 37 Kinder fanden bereits in den SOS-Kinderdörfern ein neues Zuhause. LANGFRISTIGE HILFE Wiederaufbau und Neuanfang: Die SOS-Kinderdörfer in Nepal unterstützen arme Familien und ihre Gemeinden beim Neuanfang - durch den Wiederaufbau von 320 Familienhäusern und 12 Schulen sowie durch vier Sozialzentren. Die Bauarbeiten wurden durch politische und wirtschaftliche Probleme verzögert, haben aber mittlerweile begonnen. Beistand für Waisen und deren Angehörige: Die SOS-Kinderdörfer haben ein Kinship-Programm ins Leben gerufen. Hier werden Familienangehörige finanziell unterstützt, die Waisenkinder aufziehen. Oft ist es ihnen aus finanziellen Gründen nicht möglich, sich um die eigenen Enkel oder Neffen und Nichten zu kümmern. Die Verwandten werden in den kommenden Jahren durch die SOS-Familienhilfe begleitet, damit die Kinder langfristig in ihren Familien aufwachsen und zur Schule gehen können.

Eine SOS­Helferin versorgt ein Baby in einer Nothilfe­Kita für Erdbebenopfer in Kavre.

Für die traumatisierten Kinder in der Nothilfe­Kita in Bhaktapur ist die warme Mahlzeit überlebenswichtig.

25

PROJEKTBEISPIELE

SOS­NOTHILFE FÜR FLÜCHTLINGE IN DEN TRANSITLÄNDERN LAND/STANDORT: Serbien, Mazedonien, Kroatien EINRICHTUNG: SOS-Nothilfe SCHWERPUNKT: Nothilfe-Kitas, Hilfsgüter, Zugang zu Internet/Telefon IN BETRIEB: seit 2015 BEGÜNSTIGTE 2015: über 50.000 Flüchtlinge ZUSCHUSS 2015: Serbien: 223.000 €, Mazedonien: 75.000 €, Kroatien 162.000 € Im Jahr 2015 kommt es zu einer großen Flüchtlingswelle nach Europa. Allein nach Deutschland kommen nach offiziellen Angaben eine Million Flüchtlinge. Sie flüchten vor Krieg und Gewalt aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, dem Irak oder Eritrea. Tausende von ihnen kommen täglich auf dem Balkan an, um später in die EU einreisen zu

können. Die Menschen sind erschöpft von den Strapazen ihrer Flucht, darunter sind auch viele Kinder und Jugendliche. SCHUTZINSELN IM CHAOS Die SOS-Kinderdörfer in Mazedonien, Serbien und Kroatien leisten entlang der Balkanroute vielseitige Nothilfe für Kinder und Familien auf der Flucht: Die Nothilfe-Kindertagesstätten der SOS-Kinderdörfer bieten Familien mit Kindern Schutz und Hilfe. Hier gibt es bunte Spielteppiche und Tische zum Malen. Mütter mit kleinen Kindern und unbegleitete Flüchtlingskinder erhalten außerdem Beratung und Hilfestellung. In Mazedonien konnten in zwei Nothilfe-Kitas 19.284 Kinder und deren Eltern betreut werden, in den beiden Nothilfe-Kitas in Serbien waren es 8.920 Kinder und deren Eltern.

Gestrandet an den Grenzen Europas: ein kleiner Junge im mazedonischen Gevgelija.

SOS versorgt die Flüchtlingsfamilien medizinisch, psychologisch und mit Hilfsgütern. SOSMitarbeiter verteilen Säuglingsmilch, Spezialnahrung für unterernährte Kinder, Lebensmittel für die Weiterreise, Windeln, Hygieneartikel, Kleidung, Schuhe und Decken. In Mazedonien konnten damit 7.723 Menschen erreicht werden, in Kroatien 2.000 Kinder und deren Familien. Zusätzlich haben die Erwachsenen die Möglichkeit, sich an Computern über die aktuelle Lage zu informieren oder Kontakt zu Angehörigen aufzunehmen. In Mazedonien nutzten dieses Angebot 11.857 Menschen, in Serbien zählte SOS insgesamt 98.642 solcher Dienste.

ZIELE UND WIRKSAMKEIT ● Nothilfe für flüchtende Kinder. ● Stärkung der flüchtenden Familien. 26

JAHRESBERICHT 2015

SOS­Nothilfe­Kita in Tabanovce, Mazedonien: Spielen ist eine willkommene Abwechslung.

27

„MANCHE TRAUEN SICH NICHT AUS IHREM ZIMMER“ Äußere Hülle

Akute Belastungsstörung

Anpassungsstörungen

Posttraumatische Belastungsstörung

Persönlichkeitsentwicklungsstörung

ANHALTENDE PSYCHISCHE FOLGEN DER TRAUMATA VON GEFLÜCHTETEN KINDERN Akute Belastungsstörung • • • • •

Schlafstörungen Aufmerksamkeitsstörungen Kopfschmerzen Gefühl von Betäubung, Situationen nicht bemerken zu können oder nicht man selbst zu sein sich aufdrängende Erinnerungen (Flashbacks)

Posttraumatische Belastungsstörung • • • • • •

28

Flashbacks Schlafstörungen Gefühl von Betäubung (Dissoziieren), um sich aufdrängende Erinnerungen nicht erleben zu müssen Nicht fähig sein, sich auszudrücken Das Grundsicherheitsgefühl ist zerstört Wut, Ängstlichkeit, Depressionen

© SOS-Kinderdörfer weltweit JAHRESBERICHT 2015

Persönlichkeitsentwicklungsstörung • • •

Veränderung des Wesens Deutliche Abweichung im Wahrnehmen, Fühlen und Denken zu anderen Instabilität von Emotionen und Verhalten

Anpassungsstörung • •

Veränderung des Sozialverhaltens Probleme mit Nähe, Distanz, Anpassung und Abgrenzung

Sexueller Missbrauch • •

Entwertungsgefühl Probleme und Störungen der Identitätsentwicklung

Selbstverletzendes Verhalten •

Herr Dr. Kienbacher, wer kommt zu Ihnen in die Ambulanz? Ich arbeite hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren und mit jungen Erwachsenen. Und – angesichts der Flüchtlingskrise – in den letzten Monaten auch verstärkt mit jungen Flüchtlingen.

Selbstverletzendes Verhalten

Sexueller Missbrauch

Wie gehen Kinder mit Fluchterfahrungen um? Unter welchen Problemen leiden sie? Wie kann man ihnen helfen? Diese Fragen beantwortet Dr. Christian Kienbacher. Er leitet das Kinder- und Jugendpsychiatrische Ambulatorium von SOS-Kinderdorf in Wien.

„Zerstörung“ des eigenen Körpers

Warum kommen die Flüchtlinge zu Ihnen? Die meisten kommen, weil sie unter psychosomatischen Beschwerden leiden, die keine direkte körperliche Ursache haben. Viele haben Schlafstörungen, diffuse Körperschmerzen im Bewegungsapparat, Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme oder Kopfschmerzen. Oder sie leiden unter massiven Traumafolgestörungen: Erinnerungen treten dabei wie reale Bilder auf. Dies wird auch Flashbacks genannt. Vor Angst gehen die Kinder gar nicht mehr aus dem Haus oder aus ihrem Zimmer. Manche waren auf der Flucht eingesperrt, z.B.in einem Bus, auf engstem Raum, hatten damals Panikzustände, Angst, sie könnten ersticken, und diese Erinnerungen kommen dann immer wieder hoch. Es ist zu eng, ich könnte ersticken. Wie unterscheidet sich die Behandlung von Flüchtlingen gegenüber anderen Jugendlichen? Den größten Unterschied stellt die Sprachbarriere dar. Über einen Dolmetscher herauszufinden, was der Patient hat, wie es ihm wirklich geht, ist sehr schwierig. Man kann nur bei professionellen Übersetzern ganz sicher sein, was tatsächlich übermittelt wurde, ob die Antworten gefiltert sind oder verstärkt.

Was hilft den traumatisierten Jugend­ lichen, die aus gefährlichen Ländern ge­ flüchtet sind? Eine pädagogisch gut geführte Unterbringung hilft sehr viel. Das ist ja auch eine Stärke der SOS-Kinderdorf-Angebote. Hier bekommen die Kinder und Jugendlichen traumapädagogische Unterstützung, das heißt, sie erfahren Wertschätzung, leben in einer sicheren Umgebung und haben rund um die Uhr Ansprechpartner. Und wenn es notwendig ist, verschreiben wir Medikamente. Vor allem, wenn die Schlafstörungen undurchbrechbar sind. Wir verschreiben zum Beispiel Schlaf anstoßende Antidepressiva, die die Jugendlichen abends einnehmen und die sie müde machen. Aber auch pflanzliche Heilmittel auf Basis von Hopfen, Baldrian oder Melisse. Welche kulturellen Unterschiede bringen die Patienten mit? Es gibt auch einige Flüchtlingskinder, die gar nicht mehr sprechen oder nichts mehr essen. Da kommt ein innerpsychischer Konflikt körperlich zum Ausdruck. Es gibt auch Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl in den Armen und Beinen. Auch selbstverletzendes Verhalten kommt vor. Die häufigste Form der Selbstverletzung ist Schneiden an den Armen. Sie fügen sich aber auch Brandwunden zu oder schlagen sich selbst. Was steckt da dahinter? Große Anspannung verarbeiten wir auch körperlich damit die innere Spannung sinkt. Durch Fäusteballen, Zähnezusammenbeißen oder Aufden-Tisch-Hauen. Ähnlich erleben das Menschen, die sich selbst verletzen: Der selbstherbeigeführte äußere Schmerz übertüncht sozusagen den inneren Schmerz. Das geht meist einher mit anderen psychischen Erkrankungen, wie Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Depression oder Drogenerkrankungen.

29

Land

Familiennahe 1) Betreuung Projekte

Projekte

Begünstigte

Projekte

Leistungen

Projekte

Leistungen

T€

Land

Familiennahe 1) Betreuung Projekte

Familienstärkung

Begünstigte

Projekte

Bildung

Begünstigte

Projekte

Gesundheit

Begünstigte

5

7.647

8

3.088

945

Algerien

3

180

4

436

1

46

China

19

1.177

2

755

8

1.302

1.182

Angola

5

379

3

1.118

6

3.199

2

8.984

103

Indien

98

17.557

31

32.760

23

16.872

Indonesia

25

1.241

10

5.096

9

977

464

Äthiopien

9

796

5

1.643

10

2.385

145

13

357

3

772

1

68

369

Mongolei

8

265

2

539

2

540

11

1.065

3

91

12

3.529

1

5.735

11

5.636

1

7.077

1

4.435

3

165

1

825

Nepal

18

1.835

10

10.225

Philippinen

15

1.048

8

7.771

4

536

Sri Lanka

12

935

8

4.703

13

2.311

Thailand

10

699

5

301

Usbekistan Vietnam

9

291

3

678

3.158

6

1.371

30

13.240

1

2.467

307

31.915

103

76.099

136

50.785

6

21.686

1

264

3

1.096

1

12.770

832

25

19.563

19

5.737

4

38.312

446

Benin

8

514

4

1.463

8

2.178

2

10.679

Botswana

5

428

2

1.383

2

91

Burkina Faso

6

323

2

742

4

1.588

12

1.342

5

2.848

11

3.028

258

Dschibuti

1

43

1

804

1

35

D.R. Kongo

7

722

4

1.883

7

1.495

23 112 13

4

79.252

742

3

25.601

2.006 1.852

806

216.699

1.462

1

2.363

2.225

Elfenbeinküste

6

432

5

4.177

6

874

1

8.344

1.498

Gambia

3

223

5

3.695

7

3.238

1

75.414

132

Ghana

8

632

8

4.150

13

2.386

4

16.125

1.632

575 2.449 2

219.062

2.133 2.555

335

1

445

4

747

208

2

1.587

2

135

764

1

33

784

4.260

1

107

245

Bosnien

6

283

9

8.078

Bulgarien

7

212

4

582

225

Estland

8

189

1

207

13

Kenia

1.105

Georgien

8

264

3

852

1.330

Griechenland

6

129

9

1.675

269

Kosovo

3

64

5

501

Kroatien

8

218

1

31

529 1.032

2

12.544

20 837

981

7

9.685

10

5.964

3

69.916

3

249

2

1.108

3

718

1

2.821

Liberia

4

365

2

1.137

4

831

1

29.147

10

698

10

10.110

8

2.079

8

35.243

41

5

496

4

7.753

8

4.628

2

24.195

117

7

3.520

51

3

260

63

Mali

27

31.008

11

Malawi

1.524

1

Lesotho Madagascar

1.232

7.744

9 7

3

3

1

4.678 1.829

5

8

117

4 3

Kamerun

131

1.145

358 415

KapVerde

207

10.347

7 4

2.936 4

1

Guinea Guinea-Bissau

19.655

6

1

151 1.975

Burundi

Albanien

1

3

716

Armenien

Feriendorf Caldonazzo (Italien)

82

1

P. und K. 2) Ergebnis

595

18

838

311

40

404

T€

1.223

Kirgisistan

2

Leistungen

6

Äquatorialguinea

1.152

Projekte

5

3.277

2

Leistungen

160

1.972

351

Projekte

1.166

2

6

Zuschüsse* 2015

Nothilfe

6

Laos

6

659

9

3.257

Marokko

11

568

6

609

Mauritius

4

169

2

851

718 18 1

7.804

1.790

53

Mosambik

9

917

6

6.320

7

1.430

395

Namibia

7

304

3

1.236

4

275

226

Niger

5

475

4

3.003

6

1.246

Nigeria

8

518

10

15.345

10

1.152

2

2.693

1

44.870

223 1.013

Lettland

4

137

3

405

222

Ruanda

10

924

6

17.613

10

2.715

3

47.069

Litauen

3

85

4

1.196

35

Sambia

6

772

4

7.925

9

1.902

4

48.590

20

Mazedonien

4

117

2

245

767

Senegal

11

823

11

3.894

11

3.092

2

29.815

1.006

Nord Zypern

3

108

1

98

Polen

13

406

6

1.029

1

49

278 61

Rumänien

10

226

3

888

747

Russland

Sierra Leone

6

550

7

3.253

6

2.560

Simbabwe

6

710

4

9.053

8

6.594

Somalia

2

133

1

21.619

3

750

2

170.001

2

22.563

1.545

1

102.898

1.976

226

438

8

1.379

101

1

102

Tschechien

5

118

7

555

209

Sudan

Ukraine

3

109

4

1.191

24

Südsudan

Ungarn

10

278

4

135

1.609

Swasiland

5

760

3

2.069

3

285

3

18.790

7

274

7

3.258

1.184

Tansania

7

539

6

3.278

5

1.634

2

19.475

68

2.291

Togo

7

412

4

4.482

6

1.018

3

54.872

101

1

9.247

P. und K. 2) Ergebnis

140

5.239

93

27.431

4

306

7

246

4

1.502

4

953

390

Bolivien

28

1.542

11

26.872

1

65

2.881

Brasilien

23

740

18

9.857

1

345

2.589

Chile

24

741

4

3.091

9

342

3

218

Argentinien

Costa Rica Dominikanische Republik

0

0

4

18.578

15.340

3.146 1

162

686

AFRIKA

Weißrussland

Somaliland Südafrika

2.321

3

487

583

1

18

2

576

1.475

Serbien

1

118

5

22.293

3

658

12

819

11

4.493

1

404

2

201

1

550

1

42

2

133

2

160

1

841

2

349

9

438

4

994

3

146

Uganda

8

682

4

7.349

6

1.152

3

39.538

Zentralafrikanische Republik

4

325

3

1.504

4

890

2

3.763

Ergebnis

293

23.909

221

223.841

6

187

1

95

556

Israel

3

150

761

6

2.648

1

43

997

Jordanien

8

268

El Salvador

13

385

3

3.297

1

222

828

11

313

Guatemala

11

585

3

1.856

1

141

1.479

7

748

4

17.803

5

2.949

1.869

13

708

6

196

Kolumbien

17

790

13

15.808

Mexiko

16

661

2

1.596

Nicaragua

14

501

10

6.931

Pananma

10

456

Jamaika

2

22.020

128

34

345

1

488

1.478

1

217

670

3

2.489

319

1

86

759

Paraguay

12

676

4

586

1

222

2.163

Peru

29

1.069

10

8.985

1

366

1.972

Uruguay

8

475

5

3.020

Venezuela

8

287

4

3.505

864 582 4.337

P. und K. 2) Ergebnis

JAHRESBERICHT 2015

280

12.326

104

107.575

26

8.877

1

22.020

0

0

29.038

3 213 150 3

137.666

Libanon

263

77.259

2

292

1.260

1

39

4

692

7

299

2

1.904

Syrien

6

263

1

302

68

915.763

8

326.567

594 1

149

2.084

1

9.839

1.967

5

152.349

755 1.142

P. und K. 2) 35

1.293

11

3.653

7

1.023

7

162.337

Spendenweiterleitungen an andere SOS-Organisationen

GESAMTERGEBNIS

31.585 1.102

2

Palästinensische Autonomiegebiete

Ergebnis

19 4.717

417

1

523

P. und K. 2)

9

Honduras

1.094 1.552

Tschad

16

Haiti

78 317

Tunesien

Ecuador

NAHER OSTEN

ASIEN

Begünstigte

Zuschüsse* 2015

Nothilfe

11

Kasachstan

EUROPA

Projekte

Gesundheit

Bangladesch

Kambodscha

LATEINAMERIKA UND KARIBIK

Begünstigte

Bildung

Ägypten

Aserbaidschan

30

Familienstärkung

Kontinent

Kontinent

UNSERE HILFE IN ZAHLEN

7.644

1.783 1.055

74.683

532

438.599

436

138.250

75

959.469

21

726.544

105.045

1) Kinderdörfer und Jugendeinrichtungen 2) P. und K. = Projektkoordina tion und Kontrolle

* ) ZUSCHÜSSE DER SOS­KINDERDÖRFER WELTWEIT: BAU, UNTERHALT, NOTHILFE, SPENDENWEITERLEITUNGEN, WEITERLEITUNG PATENSCHAFTEN. 31

WIRKSAMKEIT

AUF DIE KINDER HÖREN Die SOS-Kinderdörfer fordern gleiche Rechte für alle Kinder. So weit so gut. Aber nicht alle Kinder brauchen das Gleiche, besonders dann nicht, wenn es umso schwerwiegende Fragen geht wie: Wer kümmert sich um mich? Was wird aus mir? Und auch, wenn es um ganz alltägliche Fragen geht: Wer sind meine Freunde? Was möchte ich spielen, was lernen, wie möchte ich meinen Geburtstag feiern? „Jedes Kind soll seine eigene Entwicklung mitgestalten können“, erzählt Vitolds Krievin, Leiter eines SOS-Kinderdorfes in Lettland. „Gemeinsam mit dem Kind entscheiden wir, welche Schule es besucht, aber auch welche besonderen Förderungen es benötigt.“ Die Programme der SOS-Kinderdörfer passen sich dem Kind an – nicht umgekehrt. Denn Kinder wissen meistens am besten, was gut für sie ist. Man muss sie nur fragen. Die SOS-Kinderdörfer stellen mit vielen Maßnahmen sicher, dass die Kinder in den Kinderdörfern und in den Familienprogrammen gehört werden, dass nichts über ihren Kopf hinweg entschieden wird. Denn wenn Kinder miterleben, dass sie Teil der Entscheidungen sind, die die Erwachsenen treffen, fassen sie Vertrauen. Und das ist die Grundlage für eine gute Entwicklung. Denn wer lernt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, kann ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben führen.

In den Familienhilfeprogramen werden Maßnahmen immer mit der gesamten Familie besprochen, zum Beispiel wenn es um den Entwicklungsplan der Kinder geht, welche Trainings die Kinder absolvieren möchten. Eltern und die Kinder haben gleichermaßen Einfluss auf die Art der Unterstützung, die sie bekommen. Julia zum Beispiel. Sie ist erst vier Jahre alt und musste mit ihren Eltern aus dem umkämpften Lugansk in der Ukraine fliehen. Die Familie wohnt jetzt in der Sumy-Region und musste ganz von vorne anfangen. Julia litt unter dem Umzug und die Familie hatte kaum Einkommen. Neben einer Familientherapie und Lebensmittelhilfe, geht Julia jetzt in den SOS-Kindergarten. „Die Kindergärtnerin hat mich gefragt, was ich am liebsten mache“, erzählt Julia. „und jetzt darf ich malen und Sport machen, so oft ich will.“ Doch systematische Mitbestimmung geht weit über die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Kindes hinaus. In fast jedem SOS-Kinderdorf wählen Kinder und Jugendliche Kinderparlamente, Kindersprecher oder -beiräte. Jedes Kind hat spezielle Bedürfnisse, seine besondere Geschichte und eine individuelle Wirklichkeit. Viele haben ähnliche Wünsche und Vorstellungen. All das wird gebündelt und kommuniziert in den Kinderbeiräten und Arbeitsgruppen der SOSKinderdörfer.

Kinder in der SOS­Schule in Mzuzu/Malawi machen mit beim „Red Hand Day“ und protestieren gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten.

RECHTE KINDGERECHT ERKLÄREN In Bangladesch im SOS-Kinderdorf Dhaka nehmen Kinder- und Jugendvertreter an allen Personalversammlungen teil. Die Mitarbeiter und Vertreter stellten in einem Workshop fest, dass Kinderrechte in einer kinderfreundlichen Sprache kommuniziert werden müssen. Bald veranstalteten die SOS-Jugendlichen mit den Pädagogen zusammen kleine Vorträge und Workshops, in denen alle relevanten Themen erklärt und besprochen wurden. Martin, 14, leitet den Kinderbeirat im SOSKinderdorf Islice in Lettland: „Eigentlich wollte ich gar nicht. Aber sonst hat sich niemand gemeldet.“ Seine SOS-Mutter lacht über seine Ehrlichkeit: „Martin ist für sein Alter sehr verantwortungsbewusst. Er hilft immer den Kleineren, wenn sie Probleme haben oder Hilfe bei den Hausaufgaben brauchen. Er ist eine Vaterfigur für sie.“ Und Martin nimmt seine neue Aufgabe sehr ernst: „Unser Beirat organisiert verschiedene Veranstaltungen für Kinder. Zum Beispiel einen Vortrag über Drogen und Rauchen.“ Martin sorgt auch dafür, dass Termine für Meetings eingehalten werden und ist erster Ansprechpartner für Kinder, die sich nicht trauen, ihre Probleme offen mit den Erwachsenen zu besprechen.

32SOS­Kinderdorf JAHRESBERICHT Bahir2015 Dar/Äthiopien: Diskussion über Verbesserungsvorschläge im Kinderparlament.

FRIEDENSARBEIT MIT KINDERN IN BETHLEHEM Wie soll man Kindern beibringen, dass sie ein Mitspracherecht haben, wenn sie sich ständig bedroht fühlen? Die Kinder von Bethlehem sind unmittelbar von der instabilen Lage im Westjordanland betroffen. Viele Kinder mussten mit ansehen, wie Freunde und Familienmitglieder verletzt oder getötet wurden. Es gibt nur wenig Orte und Gelegenheiten, an denen sie unbeschwert spielen können. „Deshalb ist der Kinderbeirat gerade hier bei uns in Bethlehem so wichtig“, sagt der Leiter des SOS-Kinderdorfs Bethlehem. Der Kinderbeirat wurde geheim gewählt, jedes Kind ab acht Jahren konnte sich aufstellen lassen und seine Stimme abgeben. Im Beirat werden nicht nur Kinderrechte besprochen, sondern er dient auch als Brücke zwischen Kindern und Mitarbeitern. Außerdem geht es darum, wie man Konflikte friedlich bewältigt und zu einer fairen Lösung kommt. Dies sind sehr wichtige Übungen zum demokratischen Verständnis der Kinder. Sie lernen, dass Gewalt nicht der einzige Weg ist, zu seinem Recht zu kommen und dass Toleranz und Respekt anderen gegenüber die Grundlage für friedliches Miteinander ist.“

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WIRKSAMKEIT

VORREITER FÜR GRÜNE ENTWICKLUNG SOS-Green Projects: Wer für Kinder eine Tür zur Zukunft öffnet, muss sich auch darüber Gedanken machen, wie diese Zukunft aussieht. Dürren und Missernten nehmen ebenso zu wie Flut- und Sturmkatastrophen. Die Folgen des Klimawandels sind nicht zu übersehen und machen vor allem Menschen in den armen Regionen dieser Welt zu schaffen: Sie müssen Hunger leiden und das Trinkwasser wird knapp. Zudem geht das starke Bevölkerungswachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern mit Umweltzerstörung wie der Abholzung von Wäldern einher. ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT Um den Raubbau an der Natur zu beenden und in armen Ländern nachhaltig zu helfen, unterstützen die SOS-Kinderdörfer in ihren Nachbarschaften bedürftige Familien durch Hilfe zur Selbsthilfe, den Bau von Schulen und Krankenstationen vor Ort sowie durch Umweltprojekte. Die Green Projects von SOS verbinden Entwicklungszusammenarbeit mit grünen Technologien. Ein Beispiel ist die Photovoltaik-Anlage im kenianischen SOS-Kinderdorf Mombasa. Sie ist die drittgrößte Anlage dieser Art in Ostafrika. Von ihrem sauberen Strom profitieren nicht nur die Kinder und Mitarbeiter im Kinderdorf, sondern auch Haushalte und Unternehmen in der Umgebung: Denn der Solarstrom wird ins kenianische Netz eingespeist – einmalig für Kenia. Die Kleinunternehmen in der Nachbarschaft erhalten so nicht nur Öko-, sondern auch sicheren Strom. Denn die Stromversorgung in Kenia bricht mehrmals am Tag zusammen und verhindert so eine durchgängige Produktion. So tragen die SOS-Kinderdörfer zur Entwicklung des Viertels bei.

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JAHRESBERICHT 2015

Ein weiteres Beispiel ist die Biogas-Anlage, die in Sheikh (Somaliland) zum Einsatz kommt. Die dortige Eco-School der SOS-Kinderdörfer gewann 2016 den „Zayed Future Award“ für ihre innovativen Umweltprojekte. Das Preisgeld wurde in Windräder und Solarplatten sowie die Anlage investiert. Dadurch kann nicht nur die Schule mit Strom versorgt werden, sondern auch die umliegende Gemeinde: Sie liefert grüne und kostenlose Energie für rund 300 Familien – und zwar für mindestens 25 Jahre. Zudem gewährleisten ökologische Wasseraufbereitungsanlagen wie beispielsweise im SOSKinderdorf Dassa-Zoumé in Benin oder im SOS-Berufsausbildungszentrum Lipa auf den Philippinen benachbarten Familien Zugang zu sauberem Trinkwasser. SOS GREEN PROJECTS Umwelttechnologien & grünes Bauen: Beim Neubau und der Modernisierung von SOSEinrichtungen kommen Umwelttechnologien und Energiespartechniken zum Einsatz – zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung, thermische Solaranlagen für die Warmwasserbereitung oder auch einfache Solarkocher mit Hohlspiegeln. Ökologisch & ökonomisch: Grüne Technologien bieten uns zuverlässige und langfristig kostengünstige Alternativen in den Bereichen Energieversorgung, Müllentsorgung oder Wasseraufbereitung. So leisten die SOS-Kinderdörfer einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz und stellen sicher, dass Ihre Spendengelder effizient und nachhaltig wirken. Grün & sozial: Die Menschen in den Nachbarschaften unserer SOS-Kinderdörfer sind in die SOS-Umweltprojekte einbezogen und profitieren von den Umwelttechnologien vor Ort.

Die Photovoltaik­Anlage in Mombasa/Kenia, versorgt SOS­Kinderdorf und die Nachbarschaft mit Solarstrom.

Umweltbildung & Aufklärung: SOS-Schulen, Kindergärten oder Sozialzentren sensibilisieren Kinder, Mitarbeiter und Familien in den Kinderdörfern und ihren Nachbarschaften für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und natürlichen Ressourcen. Dies erreichen wir durch Umweltbildung und konkrete Maßnahmen, wie zum Beispiel dem Pflanzen von Bäumen oder Recycling. Wirtschaftliche Zusammenarbeit & grünes Knowhow: Durch Investitionen in nachhaltige Technologien schaffen wir vor Ort Arbeits- und

Ausbildungsplätze. So stärken wir die lokale Wirtschaft. Beim Bau der Anlagen wirken häufig deutsche Unternehmen mit und vermitteln grünes Knowhow. Ökologische Pionierarbeit & nachhaltige Entwicklung: Die durch Umwelttechnologien modernisierten SOS-Kinderdörfer und SOSEinrichtungen haben im Projektland Vorbildcharakter. Unsere Umwelt- und Klimaschutzprojekte ebnen so den Weg für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung - und für ein besseres Leben. 35

WIRKSAMKEIT

DIE RECHTE DER KINDER IM FOKUS Familiennahe Betreuung von Kindern und Unterstützung armer Familien ist nicht ohne den Einsatz für Kinderrechte denkbar. Die SOS-Kinderdörfer erheben daher weltweit ihre Stimme. Die SOS-Kinderdörfer engagieren sich auch politisch für Kinderrechte – auf nationaler und internationaler Ebene. Allein und gemeinsam mit anderen Kinderhilfsorganisationen treten wir an politische Entscheidungsträger heran, um die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken: Von Kampagnen gegen Kindesmisshandlung und Prügelstrafe in Afrika und Lateinamerika bis hin zu Abkommen mit Regierungen, sich stärker für den Schutz von elternlosen Kindern einzusetzen. SOS-Spezialisten in Berlin, Brüssel, Genf und New York vertreten die Interessen von Kindern im Rahmen verschiedener europäischer und internationaler Ebenen. Zusätzlich erarbeiten wir Qualitätsstandards. Als federführende Kraft entwickelten wir gemeinsam mit anderen Organisationen Richtlinien für alternative Kinderbetreuung. 2007 stellten die SOS-Kinderdörfer in Zusammenarbeit mit IFCO (International Foster Care Organisation) und FICE (Fédération Internationale des Communautés Educatives) die „Quality4Children-Standards für die Fremdunterbringung von Kindern in Europa“ im Europäischen Parlament vor. 2009 begrüßte die Generalversammlung der Vereinten Nationen in einer Resolution diese Standards ausdrücklich. Inzwischen gelten die Richtlinien auf der ganzen Welt. 2015 hatte die Vizepräsidentin von SOS-Kinderdorf International, Gitta Trauernicht, als Vertreterin des Netzwerks „Global Movement for Children“ die Gelegenheit, in einem UN-Forum zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG) und der Bedeutung von Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen für eine 36

JAHRESBERICHT 2015

erfolgreiche Implementierung der Ziele zu sprechen. Und wir beziehen klare Positionen zu Fragestellungen der Flüchtlingsthematik – sei es durch Mitarbeit am Bericht des „European Network of Ombudspersons for Children“, welcher beim European Council vorgestellt wurde, oder durch aktuelle Stellungnahmen in den betroffenen Ländern. Mit Beginn des Jahres 2015 haben die SOS-Kinderdörfer weltweit auch begonnen, sich intensiver in die entwicklungspolitische Diskussion in Deutschland einzubringen. Wir äußern uns dabei vor allem zu Themen rund um den Schutz von Kindern und ihren Rechten in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und auch Nothilfe. In Deutschland pflegen wir dazu Kontakte zu Politikerinnen und Politikern wie zum Beispiel Abgeordneten des Deutschen Bundestages, sprechen bei (eigenen und externen) Veranstaltungen und bringen uns mit unseren Positionen in die, in verschiedenen Ministerien stattfindenden, Diskussionen ein. Dabei sind die SOS-Kinderdörfer ein gern gesehener Gast, weil wir mit unserem speziellen Fokus auf Kinder und den Erhalt eines familiären Umfeldes in den verschiedenen Regionen dieser Welt spezifische Erfahrungen und Fachwissen angesammelt haben, an denen auch staatliche Akteure sehr interessiert sind. Indem wir bei entwicklungspolitischen Fragestellungen Position beziehen und den Schutz und die Förderung von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen, wollen wir die Wahrnehmung und Handlungsschwerpunkte der relevanten Ministerien langfristig verändern. Erfahrungen und Empfehlungen aus unseren individuell gestalteten Projekten und Maßnahmen können und sollen dabei dazu dienen, politische Entscheidungen und Standards der staatlichen Entwicklungsarbeit zu beeinflussen.

Kinder haben Rechte, die durchgesetzt werden müssen.

Mit der politischen Arbeit in Berlin schaffen wir nicht nur Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, vor allem Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu unterstützen, um Armut und soziale Ungleichheit langfristig zu reduzieren. Wir wollen unsere jahrelange Expertise auch einbringen, um die Gestaltung und Verausgabung öffentlicher Budgets zu beeinflussen, sodass zukünftig mehr gefährdete Kinder und Jugendliche von der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe profitieren können.

So leisten wir oft entscheidende Unterstützung für Kinder und Jugendliche. Indem wir unsere Expertise auch für Advocacy-Arbeit nützen, geben wir bedürftigen Kindern, Jugendlichen und Familien eine unüberhörbare Stimme in der entwicklungspolitischen Diskussion. Damit bekommt die deutsche Politik die Möglichkeit, von unserem Expertenwissen zu profitieren, und wir vergrößern unseren Einflussbereich und unsere Wirksamkeit.

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WIRKSAMKEIT

NICHT JEDER GESPENDETE €URO KANN EINEM GUTEN ZWECK DIENEN Nonprofitorganisationen finanzieren sich über staatliche Beiträge und private Spenden. Die Spender fordern, dass das Geld mehrheitlich in Projekte fließt. Doch ihre Erwartungen sind unrealistisch. Von Georg von Schnurbein Der Zweck von Non-Profit-Organisationen (NPO) liegt in der Gemeinnützigkeit. Sie setzen sich für Benachteiligte ein, schützen die Umwelt, erhalten Kulturschätze oder dienen der Verwirklichung von Freizeit und Sport. Kein Wunder, dass sie aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken sind; vieles würde ohne sie nicht funktionieren. Fast jeder Schweizer ist in mindestens einer NPO Mitglied, jede vierte Person in der Schweiz engagiert sich freiwillig, und 66 Prozent der Privathaushalte spenden regelmäßig für gemeinnützige Zwecke. Dennoch befinden sich NPO in einer gefährlichen Abwärtsspirale, die ihre Handlungsfähigkeit beeinträchtigt. ÜBERHÖHTE ERWARTUNGEN Der Grund des Hungerleidens: Die Spender hegen unrealistische Erwartungen hinsichtlich der Administrationskosten der gemeinnützigen Organisationen. Noch immer bestimmt das Bild einer rein ehrenamtlichen und daher kostengünstigen Organisation die Vorstellung von gemeinnützigen Organisationen. Dabei übertragen viele Spender die eigene Erfahrung im örtlichen Sportklub auf international tätige Hilfswerke mit mehreren hundert Mitarbeitenden. Bestätigt werden sie dabei von Institutionen wie der Stiftung Zewo, die niedrige Fundraisingkosten zu einem Qualitätskriterium guter NPO-Arbeit stilisiert haben. Gemäß der neuesten Zewo-Kostenstudie wenden NPO im Durchschnitt 13 Prozent ihres Budgets für Administration und 8 Prozent für Fundraising auf. Für gemeinnützige Tätigkeiten bleiben 79 Prozent übrig. An diesen Zahlen ori-

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JAHRESBERICHT 2015

entieren sich auch institutionelle und staatliche Geldgeber, was zu einer systematischen Unterfinanzierung führt. Denn es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Nonprofitorganisationen ihre Administrationskosten grundsätzlich zu niedrig ansetzen, um den überhöhten Erwartungen gerecht zu werden. Im Wissen um die Erwartungen von Spendern und Öffentlichkeit trimmen sie ihre Jahresrechnungen auf ein „akzeptables“ Maß an Verwaltungskosten. Im Wettbewerb um Spenden und Subventionen ist die Höhe der Verwaltungskosten oftmals wichtiger als die Wirkung der erbrachten Leistungen. So finden sich selbst unter den Organisationen mit Zewo-Gütesiegel einzelne NPO, die gar keine Fundraisingkosten ausweisen. Da Verwaltungskosten nicht eindeutig definiert sind, werden operative Kosten gerne in Projektbudgets eingerechnet, um den allgemeinen Kostenanteil gering zu halten. Diese Falschinformationen befeuern die Erwartung von Geldgebern, die auch zukünftig derart geringe Verwaltungskosten erwarten, womit der Kreislauf wieder beginnt – nur auf einer wiederum tieferen Ebene. Leidtragende sind einerseits die Mitarbeitenden der Nonprofitorganisationen und andererseits deren Leistungsempfänger, da sie selbst bei bestem Willen nicht die bestmögliche Leistung erhalten. Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung und Löhne werden zurückgestellt oder unterbunden. Das wirkt sich gravierend auf die Arbeit der Organisationen selbst aus. Um Kosten zu sparen, setzen sie auf kostenfreie ITProgramme, deren Wartung und Kompatibilität beschränkt ist. Prekäre Arbeitsverhältnisse basieren wie selbstverständlich auf der Annahme, dass die Mitarbeitenden zusätzlich zum bezahlten Job freiwillig für die Organisation arbeiten. Zeit und Ressourcen, um das eigene Personal

Bildung schafft Zukunft: Kinder in der SOS­Schule in Bethlehem/Palästinensische Gebiete.

für spätere Führungspositionen zu schulen, sind da ebenfalls nicht eingeplant. Schlecht bezahlte Mitarbeitende mit ungenügender Infrastruktur werden jedoch kaum gesellschaftsverändernde Leistungen erbringen können. EHRLICHER KOMMUNIZIEREN Um den Wettlauf zu immer niedrigeren Verwaltungskosten zu unterbinden, braucht es mehr Ehrlichkeit auf beiden Seiten – bei Spendern und NPO gleichermaßen. Vor allem die Spender können die Situation entschärfen, wenn sie ihre Erwartungen an Verwaltungskosten realistischen Größen anpassen. Großspender und staatliche Institutionen müssen sich fragen, welche Qualität von Gemeinnützigkeit sie unterstützen wollen. Schließlich bemisst sich die gute Tat nicht an einem geringen Verwaltungskostenanteil, sondern an der Wirkung bei den Leistungsempfängern. Spender sollten deshalb statt einer Kostenauflistung einen Wirkungsnachweis als Grundlage ihrer Förderentscheidung einfordern. Gleichzeitig sollten Nonprofitorganisationen nicht nach einer Überkompensation der Erwartungen streben, sondern noch stärker darüber aufklären, was es tatsächlich kostet, eine Nonprofitorganisation gut zu führen. Dies erfordert eine über die Leistungsorientierung hinausgehende Darstellung von Wirkung und Wirksamkeit. Auch wenn die Wirkungsmessung bei Nonprofitorganisationen noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es bereits vielversprechende Ansät-

ze. Wesentlich für die Planung eines wirksamen gemeinnützigen Projektes ist das sogenannte „Logic Framework“. Darunter versteht man eine schematische Darstellung der Zusammenhänge von Ressourceneinsatz, Tätigkeiten, erbrachten Leistungen und kurz- sowie langfristigen Wirkungen, die aufeinander aufbauen. Mithilfe von Wenn-dann-Aussagen lassen sich so angestrebte Wirkungen verdeutlichen, aber auch Schwachstellen im Projekt erkennen. Indikatoren und Kennzahlen helfen sowohl während als auch nach dem Projekt, dessen Wirkung zu überprüfen. Durch die frühzeitige Festlegung der Messgrundlagen wird eine realistische Berichterstattung ermöglicht. Die unbequeme Wahrheit ist, dass nicht jedes Projekt ein Erfolg ist und nicht jeder eingesetzte Euro ausschließlich der Zweckerfüllung dient. Was in allen anderen Gesellschaftsbereichen akzeptiert wird, sollte auch für den Nonprofitsektor gelten.

PROF. DR. GEORG VON SCHNURBEIN ist Direktor des Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel und Professor für Stiftungsmanagement der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Den Text hat Georg von Schnurbein als Gastkommentar für die Neue Zürcher Zeitung verfasst. 39

WIRKSAMKEIT

WIRKUNGSMESSUNG IM SOZIALEN SEKTOR Von Douglas Reed, Peter Fechner, Alexander Baic, Germain Houedenou, Rainer Strack, Karin von Funck, Stewart Wilms und Bernd Ziegler Unternehmen messen ihren langfristigen Erfolg in der Regel anhand einer Reihe von Kennzahlen, zu denen auch der Return on Investment zählt. Für Non-Profit-Organisationen gibt es dagegen keine Standardmessgrößen und es ist sehr viel schwieriger, langfristige Ergebnisse zu bewerten. Dabei wird es auch in diesem Bereich immer wichtiger, die erzielten langfristigen sozialen Wirkungen genau zu kennen. Spender verlangen mehr Transparenz und wollen genau informiert sein, wie ihre Gelder eingesetzt werden. Die vor Ort tätigen Organisationen wollen wissen, welche Maßnahmen am besten funktionieren und am effizientesten sind, um so ihre Aktivitäten ÜBER DIE AUTOREN DOUGLAS REED ist Head of Research, Innovation & Development bei SOS-Kinderdorf International. PETER FECHNER ist Projektleiter im Münchner Büro der Boston Consulting Group. ALEXANDER BAIC ist Principal im BCG-Büro in München. GERMAIN HOUEDENOU ist Berater für Research und Innovation bei SOS-Kinderdorf International. RAINER STRACK ist Senior Partner and Managing Director im BCG-Büro in Düsseldorf. KARIN VON FUNCK ist Senior Partner and Managing Director im BCG-Büro in München. STEWART WILMS ist International Director Programme and Strategy bei SOS-Kinderdorf International. BERND ZIEGLER ist Senior Partner and Managing Director im BCG-Büro in München. 40

JAHRESBERICHT 2015

und Programmportfolien optimieren zu können. Auch Regierungen, lokale Gemeinden und andere Stakeholder - einschließlich der jeweiligen Programmteilnehmer - zeigen ein immer größeres Interesse an langfristigen Ergebnissen. Aber trotz der zunehmenden Bedeutung langfristiger Wirkung verfügen derzeit nur wenige internationale Nicht-Regierungsorganisationen (INGOs) über Mittel, um diese tatsächlich zu messen. Die meisten Organisationen erfassen zwar kurzfristige Kennzahlen – wie die Zahl der Programmteilnehmer oder die Zahl der durchgeführten Maßnahmen –, die relativ leicht zu ermitteln sind. Einige Organisationen messen auch die unmittelbaren kurzfristigen Auswirkungen ihrer Maßnahmen, wie bessere Schulnoten. In den meisten Organisationen fehlt jedoch ein konsequenter, systematischer Ansatz, um langfristige soziale Wirkung zu erfassen, die sehr viel schwieriger zu messen ist. Bis vor kurzem galt dies auch für die SOSKinderdörfer. Obwohl die SOS-Kinderdörfer der langfristigen Wirkung ihrer Maßnahmen eine hohe Bedeutung beimessen, war es bisher schwierig, diese exakt zu quantifizieren. Zusammen mit der Boston Consulting Group (BCG) ist eine internationale Managementberatung und weltweit führend auf dem Gebiet der Unternehmensstrategie) hat die Organisation nun einen sehr effektiven Ansatz erarbeitet, mit dem die langfristige Wirkung von Hilfsmaßnahmen umfassend ermittelt werden kann und der gleichzeitig wertvolle Erkenntnisse liefert, wie die SOSKinderdörfer ihre Programme weiter verbessern können. Darüber hinaus lassen sich große Teile dieses Ansatzes auf andere im sozialen Sektor tätige Organisationen übertragen, auch auf Organisationen, die sich an andere Zielgruppen wenden und mit anderen Bereichen beschäftigen.

Geborgenheit: SOS­Mutter mit Kindern im Kinderdorf in Port­au­Prince/Haiti.

SOZIALE WIRKUNG MESSEN Die SOS-Kinderdörfer wollen mehr tun, als die Zahl der erreichten Menschen zu maximieren. Ziel bei der Arbeit mit Kindern, ihren Familien und lokalen Gemeinschaften ist es, eine möglichst signifikante und nachhaltige Wirkung sicherzustellen. Dabei ist die Organisation bestrebt, ihre Effektivität ständig weiter zu erhöhen. Die SOS-Kinderdörfer haben erkannt, dass sie diese Ziele nur erreichen können, wenn sie sehr genau wissen, wie sich ihre Aktivitäten langfristig auswirken. Daher sollten ein robuster Ansatz und eine Methode entwickelt werden, um langfristige Wirkung zu messen, insbesondere im Kernbereich der Familienstärkungsprogramme und der familiennahen Betreuung. Mit der Bewertungsmethode, die von SOS gemeinsam mit BCG entwickelt wurde, wird die langfristige Wirkung von Programmen in zwei Bereichen gemessen: Der erste Bereich umfasst die nicht finanzielle Wirkung auf einzelne Programmteilnehmer und die lokale Gemeinschaft, der zweite Bereich die finanzielle Wirkung auf die Gesellschaft insgesamt. Die Bestimmung der langfristigen Wirkung auf einzelne Teilnehmer

basiert vor allem auf Interviews mit ehemaligen Programmteilnehmern durch externe Interviewer. Ergänzt werden diese durch qualitative Erhebungen in Form von Fokusgruppengesprächen mit ehemaligen Kinderdorf-Kindern und ihren Betreuern. Die Ergebnisse werden entlang der folgenden acht Dimensionen ausgewertet: Finanzielle Sicherheit, Fürsorge, Er nä hrung, Unterkunft, Ausbildung und Qualifizierung, Schutz, körperliche Gesundheit, soziales und emotionales Wohlergehen. Jede dieser Dimensionen wird anhand einer Reihe relevanter Indikatoren bewertet. Die langfristigen Auswirkungen der Programme auf die lokale Gemeinschaft werden ebenfalls anhand von Indikatoren bewertet - wie zum Beispiel: Sensibilisierung der Gemeinschaft, unter­ stützende Systeme in der lokalen Ge meinschaft, Fortschritte bei der Nachhaltigkeit. Informationen hierzu werden durch Interviews und Fokusgruppengespräche mit wichtigen Akteuren in der lokalen Gemeinschaft gewonnen und durch Fallstudien und Literaturrecherche ergänzt. 41

WIRKSAMKEIT

Mit einem gesellschaftlichen Nutzen je eingesetztem Euro von € 4 in Äthiopien bzw. € 6 in Swasiland war der SROI der Programme darüber hinaus sehr positiv. Tatsächlich ist der Effekt der Programme sogar noch höher als diese Zahlen aussagen, da die SROI-Berechnung nur auf leicht zu quantifizierenden Elementen beruht (und Aspekte wie Multiplikatoreffekte der höheren Einkommen von Programmteilnehmern auf die Gesellschaft außer Acht lässt); wichtige, aber indirekte gesellschaftliche Effekte, wie ein entsprechender Rückgang der Gesundheitskosten und der Kriminalitätsrate, werden dagegen nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigten in beiden Pilotländern auch mögliche Ansatzpunkte für künftige Verbesserungen in der Organisation. In Swasiland hatten zum Beispiel mehr ehemalige Programmteilnehmer als erwartet Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden, obwohl sie gut ausgebildet waren. SOS-Kinderdorf plant daher in

Vertrauensvolle Beziehung zwischen SOS­Mutter und Kind im libanesischen SOS­Kinderdorf Ksarnaba

Die finanziellen Wirkungen für die Gesellschaft werden anhand des Social Return on Investment (SROI) ermittelt, bei dem die Gesamtkosten der Programme deren Nutzen für die Gesellschaft gegenübergestellt werden. Die Berechnung des gesellschaftlichen Nutzens basiert auf leicht zu quantifizierenden Elementen. Die wichtigsten dieser Elemente sind der derzeitige Wert (Net Present Value) der erwarteten Lebenseinkommen ehemaliger Programmteilnehmer; der derzeitige Wert des erwarteten langfristigen finanziellen Nutzens für die Kinder ehemaliger Programmteilnehmer; der direkte finanzielle Nutzen der Programme für die lokale Gemeinschaft, einschließlich der lokalen Ausgaben von SOS; und Einsparungen bei staatlichen Sozialausgaben, weil ehemalige Programmteilnehmer in der Lage sind, selbst für sich und ihre Familien aufzukommen. Ergänzt wird die Berechnung durch eine Reihe von Sensitivitätstests, um sicherzustellen, dass sich ein realistisches Bild ergibt.

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JAHRESBERICHT 2015

TEST DES ANSATZES VOR ORT SOS hat Pilotprojekte in Äthiopien und Swasiland durchgeführt, um die Bewertungsmethode zu testen (siehe auch Jahresbericht 2014). Der Ansatz hat sich auch in der Praxis bewährt und trotz der begrenzten Größe der Pilotprojekte konnten wichtige Einblicke in den Erfolg von Programmen und ihre langfristigen Auswirkungen gewonnen werden. Für SOS war die Bewertung der langfristigen Auswirkung ihrer Programme sehr ermutigend. Eines der hervorstechendsten Ergebnisse war, dass die große Mehrheit der ehemaligen Programmteilnehmer – knapp 90 Prozent – bei mindestens sechs der betrachteten acht Dimensionen gut abschnitten. Darüber hinaus gaben die lokalen Akteure an, dass sie die Arbeit der Organisation in ihren lokalen Gemeinschaften sehr schätzen.

Zukunft größeres Augenmerk auf die berufliche Ausbildung zu legen, um den Anforderungen des lokalen Arbeitsmarktes gerecht zu werden und die Beschäftigungsfähigkeit der Teilnehmer zu erhöhen. Ermutigt durch den erfolgreichen Einsatz der Methode in den Pilotprojekten plant SOS, diese auch in anderen Ländern einzusetzen, in denen die Organisation Programme betreibt. Derzeit werden Wirkungsmessungen in fünf weiteren Ländern durchgeführt, die 2016 abgeschlossen werden. Der Rollout auf Programme in anderen Ländern geht weiter. Die Ergebnisse werden genutzt, um die Effektivität der Programme weiter zu steigern und das Programmportfolio weiter zu optimieren. Sowohl SOS-Kinderdorf als auch BCG sind gerne bereit, ihre Erfahrungen mit Gestaltung, Umsetzung und Einsatz des Ansatzes an andere Organisationen weiterzugeben.

RÜCKSCHLÄGE Die Programme der SOS-Kinderdörfer weltweit laufen durch intensives Projekt-Management und stete Evaluierung sehr erfolgreich. Doch immer wieder kommt es auch zu Rückschlägen. In Nepal lief nach dem schweren Erdbeben unsere Nothilfe schnell an. Da wir schon seit vielen Jahren vor Ort sind, konnten wir die Menschen schon von der ersten Minute an unterstützen (siehe auch Seite 24). Leider konnte diese Hilfe im Jahr 2015 nicht in einen langfristigen Beistand (Wiederaufbau von 12 Schulen, 320 Familienhäusern und 4 SOS-Familienzentren) übergehen. Die nepalesische Administration erwies sich als extrem ineffizient. Baugenehmigungen sind nicht zu erhalten. Noch immer hausen viele Menschen in Notunterkünften, ob-

wohl Aufbauhilfe geleistet werden könnte. In den Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea hielt uns die Ebola-Epidemie in Atem. Wir mussten wegen der Ansteckungsgefahr viele unserer Familienzentren schließen. Die SOS-Kinder konnten längere Zeit das Kinderdorf nicht verlassen und erhielten dort Unterricht. Fortwährend Rückschläge erfuhren wir auch im Bürgerkriegsland Syrien. Zwar konnten 2015 neue Nothilfe-Kitas für traumatisierte und unterernährte Kinder sowie Übergangsheime für Kriegswaisen in Aleppo und Damaskus geöffnet werden. Allerdings ist die Situation für Kinder und Mitarbeiter sehr gefährlich. Eine kontinuierliche Arbeit ist nicht gesichert. Und das

Nothilfe-Team der SOS-Kinderdörfer wurden nicht in belagerte Städte wie Madaya oder Kafraya eingelassen, um Kinder zu evakuieren. In der Zentralafrikanischen Republik zwang uns der fortwährende Bürgerkrieg, immer wieder Nothilfe zu leisten. Gleichzeitig können wegen der Gefahr für Leib und Leben langfristige Programme nicht aufgebaut werden. In Burundi hatten wir durch die anhaltenden politischen Unruhen sogar Tote und Verletze zu beklagen. Eine SOS-Studentin und ein ehemaliges SOS-Kind wurden im Laufe des Jahres getötet, ein Mitarbeiter verletzt.

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VORSTAND

DREI FRAGEN PETRA HORN

BERICHT DES VORSTANDS Das Jahr 2015 war für den Vorstand geprägt durch den Wechsel in der Vorstandschaft. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Helmut Kutin hat nach 29 Jahren im Amt aus Altersgründen zum Jahresende seine Ämter niedergelegt. Sein Nachfolger wurde Dr. Wilfried Vyslozil. Mit dem 1. November 2015 ist Petra Horn als neues Mitglied in den Vorstand bestellt worden.

Daneben war das Jahr 2015 für den Verein erneut ein sehr erfolgreiches Jahr. Wieder konnte ein positives operatives Ergebnis erzielt werden. An den Arbeitsschwerpunkten des Vorstands – Strukturentwicklung, Strategie, Kultur und Programmentwicklung – wurde konsequent weitergearbeitet. Die SOS-Kinderdörfer weltweit e.V. sind nach wie vor der größte Förderverein im internationalen Verbund der SOS-Kinderdorforganisation. Wir sind uns dieser besonderen Verantwortung für die Stabilität der weltweiten SOS-Arbeit bewusst. Deshalb beziehen sich die Arbeitsthemen Struktur, Strategie sowie Kultur im Besonderen auf den Bereich der Mittelbeschaffung. Nach wie vor liegt der Fokus hier auf der Schaffung einer stabilen, breiten Basis der Spendeneinnahmen.

Vorstandsmitglieder (v.l.n.r.): Petra Horn, Dr. Wilfried Vyslozil, Ulla Sensburg

DER VORSTAND Dr. Wilfried Vyslozil ist Vorstandsvorsitzender der SOS-Kinderdörfer weltweit. Zuvor war er stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins sowie 14 Jahre lang Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf in Österreich. Er ist promovierter Sozialwissenschafter und Betriebswirt. Ulla Sensburg ist seit 1997 in unterschiedlichen Funktionen für die SOS-Kinderdörfer weltweit tätig. 2009 bis 2010 war die Juristin stellvertre tende Geschäftsführerin, seither ist sie Vorstandsmitglied. Petra Horn ist seit November 2015 Vorstandsmitglied der

GESCHÄFTSFÜHRUNG Die drei Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands führen gemeinsam und gesamtverantwortlich die Geschäfte des Vereins. Um den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden, haben sich die Vorstandsmitglieder diese teilweise nach Schwerpunkten aufgeteilt und im Zuge des Wechsels neu abgestimmt. Im Berichtsjahr hat sich der Vorstand darüber hinaus in sechs Vorstandssitzungen über die wesentlichen Themen der Geschäftsführung sowie der Programmfinanzierung abgestimmt.

seit November 2015 Vorstandsmitglied der SOS-Kinderdörfer weltweit. Zuvor war sie Geschäftsführerin bei EON Energie Sales.

der Geschäftsführung, im Rahmen eines ausführlichen Erläuterungsberichts zum jährlichen Prüfbericht sowie während jeder Aufsichtsratssitzung persönlich. Einmal jährlich berichtet der Vorstand im Rahmen der Mitgliederversammlung den Mitgliedern. Das Verhältnis zum Aufsichtsrat ist geprägt durch gegenseitiges Vertrauen und engem Austausch zu relevanten Themen. FINANZIELLES ERGEBNIS Das Jahr 2015 war sowohl bei den Spendeneinnahmen als bei den Nachlässen von einer erfreulichen Entwicklung gekennzeichnet: Mit Einnahmen von über 140 Mio. Euro war es das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Vereins. Dabei ist es in 2015 zunehmend gelungen, die Spender um einen dauerhaften Beitrag zur Arbeit der SOS-Kinderdörfer weltweit zu bitten (zum Beispiel Patenschaften) und so eine weitere Stabilität durch kalkulierbarere Einnahmepositionen zu schaffen. Im Bereich der Werbe- und Verwaltungsaufwendungen konnten durch den Einsatz neuer Kanäle für die Ansprache der Spender weitere Einsparungen realisiert werden. Dies nicht zuletzt durch eine nicht unerhebliche Umschichtung im Bereich des Werbebudgets.

Zur Steuerung und um ein frühzeitiges Erkennen von Tendenzen zu ermöglichen, erhält der Vorstand monatlich Controlling-Berichte. Darüber hinaus berichten die Zielgruppenverantwortlichen vierteljährlich Kennzahlen an den Vorstand. In regelmäßigen Treffen mit den verantwortlichen Mitarbeiter/innen werden zudem Maßnahmen gemeinsam besprochen und Entscheidungen getroffen.

Die Programmaufwendungen sind nach wie vor durch konsequente Steuerung geprägt. Mittelfristig wollen wir Länder in stark wachsenden Wirtschaftsräumen in die Lage versetzen, ihre Programme selbst zu finanzieren. Dazu werden diese Länder im Fundraising geschult und unterstützt. Die freiwerdenden Spenden aus Deutschland werden dann gezielt in die nach wie vor sehr armen Länder investiert. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass diese Strategie greift. Jedoch zeigt sich auch, dass weitere Folgemaßnahmen getroffen werden müssen.

Der Vorstand selbst berichtet an den Aufsichtsrat im Rahmen monatlicher Controlling-Berichte, vierteljährlicher Berichte zu den Schwerpunkten

Insgesamt kommen wir im ideellen Bereich erneut zu einem positiven Ergebnis. Auch im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb wie im Bereich

SOS-Kinderdörfer weltweit. Zuvor arbeitete die Diplom-Kauffrau in Deutschland und Großbritannien im Energiesektor, zuletzt als Mitglied der Geschäftsführung. 44

JAHRESBERICHT 2015

WIE UNTERSCHEIDET SICH EIN WIRTSCHAFTSUNTER­ NEHMEN VON EINEM GE­ MEINNÜTZIGEN VEREIN?

Was meine Führungsaufgaben und das Management betrifft, unterscheidet sich ein Wirtschaftsunternehmen kaum von einer NGO. Was einen großen Unterschied macht, ist der Sinn und Zweck, warum wir etwas tun sowie das Ergebnis unserer Arbeit. Ich war in Albanien, in Georgien, ich habe viele Einrichtungen besucht. Wir sehen viel Elend, aber auf der anderen Seite sehe ich auch die positive Wirkung unserer Arbeit. Die Kinder und Jugendlichen sind so motiviert, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es macht sehr viel Freude, das zu sehen. Und dann weiß ich, wofür ich das tue. Was für mich komplett neu war, sind die Inhalte. Zum Beispiel Programmarbeit, wie unser Fundraising funktioniert und welche Kanäle wir dafür nutzen. Das ist

sehr komplex. Da lerne ich jeden Tag etwas Neues dazu. MÜSSEN DIE SOS­KINDER­ DÖRFER WELTWEIT WIRTSCHAFTLICH EFFIZIENTER WERDEN?

Jedes Unternehmen sollte stetig an seiner Effizienz arbeiten. Aber für unsere Organisation ist es ein dauerndes „Muss“, denn wir arbeiten mit Spendengeldern. Jeder Spender möchte vollkommen zu Recht, dass seine Gelder effizient und vertrauenswürdig eingesetzt werden. Deshalb ein klares „ja“. WAS WÜNSCHEN SIE SICH FÜR SOS?

So vielen Kindern wie möglich helfen zu können. Das Vertrauen unserer Freunde und Spender beizubehalten und neue Spender zu gewinnen. Und dass unsere Mitarbeiter weiterhin so motiviert arbeiten wie bisher. Es ist für mich eine Freude, das zu sehen.

der Finanzerträge wurden positive Ergebnisse erzielt. Diese Entwicklung gilt es künftig weiter zu stabilisieren. AUSBLICK Die Arbeitsschwerpunkte werden uns natürlich weiter in das Jahr 2016 und in die Folgejahre begleiten. Auch in der neuen Vorstandsbesetzung ist der weitere Ausbau des guten Vertrauensverhältnisses mit den SOS-Unterstützern unser wichtigstes Ziel: Glaubwürdigkeit, davon sind wir überzeugt, entsteht aus nachweisbarer Qualität einerseits und größtmöglicher Transparenz andererseits. An dieser Stelle sagen wir ein herzliches Dankeschön an all unsere Spender und Unterstützer. Erst durch Sie wird unsere Arbeit für die SOS-Kinderdörfer weltweit möglich.

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AUFSICHTSRAT

DREI FRAGEN

BERICHT DES AUFSICHTSRATS Im Mittelpunkt der Beratungen des Jahres 2015 standen die Steuerung der Programmausgaben im Rahmen der „Sustainable-Path“-Strategie (Effizienz der aufstrebenden SOS-Schwellenländer im Fundraising), die Besetzung der vakant werdenden Vorstandspositionen, die Änderung der Satzung und der Geschäftsordnungen sowie der mittelfristige Strategieprozess. BESETZUNG Die Mitgliederversammlung wählte am 7. November 2014 die Mitglieder Hubert Kühner und Dr. Stefan Piëch zu Mitgliedern des Aufsichtsrats. Somit bestand der Aufsichtsrat am 31. Dezember 2014 aus sieben Mitgliedern. Seit 1. November 2015 ist Petra Horn neues Vorstandsmitglied. Damit besteht der Vorstand vorübergehend, bis zum Ausscheiden von Helmut Kutin, aus 4 Vorstandsmitgliedern. Im Übrigen setzt sich der aktuelle Vorstand nach wie vor aus den im November 2010 bestellten bzw. gewählten Mitgliedern zusammen. ÜBERWACHUNG UND BERATUNG Im Berichtsjahr hat der Aufsichtsrat den Vorstand bei der Leitung des Unternehmens regelmäßig beraten und seine Geschäftsführung kontinuierlich überwacht. Dabei hat sich der Aufsichtsrat von deren Recht-, Zweck- und Ordnungsmäßigkeit überzeugt. Der Vorstand ist seinen Informationspflichten nachgekommen und hat den Aufsichtsrat regelmäßig, zeitnah und umfassend in schriftlicher und mündlicher Form über die für den Verein relevanten Vorkommnis-

se und Maßnahmen unterrichtet. Der Aufsichtsrat hatte stets ausreichend Gelegenheit, sich im Plenum des Aufsichtsrats mit den Berichten, Anträgen und Beschlussvorschlägen des Vorstands kritisch auseinanderzusetzen sowie Anregungen einzubringen. Insbesondere sind alle für den Verein bedeutsamen Geschäftsvorgänge auf Basis schriftlicher und mündlicher Vorstandsberichte intensiv erörtert worden. Soweit dies nach Gesetz und Satzung erforderlich war, gab der Aufsichtsrat sein Votum ab. Seit der letzten Mitgliederversammlung fanden vier turnusmäßige Aufsichtsratssitzungen sowie eine Prüfungsausschusssitzung statt. Darüber hinaus fand ein Gespräch mit den Abschlussprüfern statt. Die Präsenz bei den Aufsichtsratssitzungen lag durchschnittlich bei ca. 93 Prozent. Kein Aufsichtsratsmitglied hat an weniger als der Hälfte der Sitzungen teilgenommen. Anhaltspunkte für Interessenkonflikte von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern sind nicht aufgetreten. WESENTLICHE INHALTE Schwerpunkte der Sitzung im Februar waren die endgültige Entscheidung über den Haushalt 2015 sowie die Festlegung der Prüfungsschwerpunkte für die Prüfung des Jahresabschlusses 2014. In der zweiten Aufsichtsratssitzung beschäftigte sich der Aufsichtsrat mit der Entwicklung der Programmausgaben und dem Satzungsänderungsentwurf. Durch Wahl trat Herr Kühner dem Prüfungsausschuss bei, dem auch Michaela Braun und Dr. Christoph-Marc Pressler angehören. Letzterer wurde zum Prüfungsausschussvorsitzenden gewählt. In der Sitzung am 10. Juli wurde der Jahresabschluss 2014 genehmigt. Die Kandidatin für die vakant werdende Vorstandsposition, Petra Horn, stellte sich dem Aufsichtsrat vor.

Der seit 6. November 2015 amtierende Aufsichtsrat: Dr. Stefan Piëch, Unternehmer, Wien - Petra Zimmermann-Schwier, Wirtschaftsprüferin, Geretsried - Dr. Christoph-Marc Pressler (Vorsitzender), Rechtsanwalt, München - Amélie Koenigs, Pädagogin, Bonn - Christoph Kahl, Unternehmer, Köln - Hubert Kühner, Diplomkaufmann, München - Michaela Braun (stellvertretende Vorsitzende), Rechtsanwältin, München. Nicht auf dem Bild ist Gerhard Paetsch, der Vorsitz und Amt im Gremium am 6. November abgab.

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JAHRESBERICHT 2015

In der vierten Aufsichtsratssitzung im September wurde im Schwerpunkt der internationale Strategieprozess bis 2030 diskutiert. Eine fünfte Aufsichtsratssitzung fand am 6. November 2015 im Anschluss an die Mitgliederversammlung mit dem Thema „Haushalt 2016“ statt. Der Prüfungsausschuss tagte am 27. März zu dem internationalen Finanzprojekt „Improve Global Funds“ sowie am 20. Mai zur freiwilligen Prüfung des Jahresabschlusses 2014 des HGFD durch die KPMG AG sowie zur Festlegung der Prüfungsschwerpunkte für den Jahresabschluss 2015. Darüber hinaus hat in sämtlichen Aufsichtsratssitzungen der Vorstand über die laufende Tätigkeit berichtet. CORPORATE GOVERNANCE Die Umsetzung der Vorschriften des Deutschen Corporate Governance Kodex werden vom Aufsichtsrat fortlaufend beobachtet. Über die Corporate Governance berichtet der Vorstand zugleich auch für den Aufsichtsrat gemäß Ziffer 3.10 des Deutschen Corporate Governance Kodex im Corporate-Governance-Bericht. Vorstand und Aufsichtsrat haben am 28. September 2015 die Entsprechenserklärung nach § 161 Abs.1 AktG erneuert. Die Erklärung ist auf der Website des Vereins dauerhaft zugänglich. Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat den vom Vorstand nach den Regeln des HGB aufgestellten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2014 und den Lagebericht geprüft. Der Abschlussprüfer erteilte einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Der Aufsichtsrat hat als Prüfungsschwerpunkte die Überprüfung der Vollmachten im Nachlassbereich, eine Risikoanalyse mit Blick auf die Höhe der Rücklagen bei einem Spendenrückgang von alternativ 10 %, 20 % und 30 %, die Überprüfung der Prozesse im Nachlassbereich mit Blick auf die komplette Erfassung von Nachlässen sowie die Überprüfung der Einhaltung der Währungsrichtlinie zur Vermeidung von Kalkulationsrisiken beauftragt. Die Abschlussunterlagen und die Prüfungsberichte wurden in einer Besprechung mit den Prüfern im Mai 2015 umfassend diskutiert. Der Aufsichtsrat stand zudem für ergänzende Fragen und Auskünfte zur Verfügung.

DR. CHRISTOPH­MARC PRESSLER Dr. Pressler ist Alleinvorstand der gemeinnützigen Holler-Stiftung, seit November 2012 im Aufsichtsrat der SOS-Kinderdörfer weltweit und seit November 2015 Vorsitzender des Gremiums. WELCHE AUFGABEN HAT DER AUFSICHTSRAT BEI SOS?

Wir haben unter anderem Aufgaben des „Tagesgeschäfts“ zu erfüllen: Prüfungspflichten für den Jahresabschluss, Berichtspflichten an die Mitgliederversammlung, wir reden mit den Wirtschaftsprüfern, wir legen Prüfungsschwerpunkte (z.B. Erstellung eines Risikoberichtes, Überprüfung der Reisespesen gemäß Reglement usw.) fest. Aber neben den einzelnen Kontrollaufgaben, die in unserer Satzung geregelt sind, ist es auch Aufgabe des Aufsichtsrates den Vorstand zu beraten. WELCHE ENTSCHEIDUNGEN HABEN SIE GETROFFEN?

Generell hat der Vorstand die strategische Langfristplanung sowie das Jahresbudget mit uns abzustimmen. Weiterhin haben wir dem Verkauf von Grundstücken zu Marktpreisen, die dem Verein

gehören, zugestimmt (z.B. Spanien). Oder wir haben einer sehr begrenzten Anzahl von Mitarbeitern eine Bankvollmacht erteilt. Schließlich haben wir noch unser neues Vorstandsmitglied Petra Horn in einem breit angelegten Bewerbungsprozess herausgefiltert und „angestellt“. Noch weitere mannigfaltige Entscheidungen wurden getroffen; eine Aufzählung ist aber an dieser Stelle vielleicht nicht für jeden von Interesse. WAS WAREN DIE BESONDE­ REN HERAUSFORDERUNGEN FÜR SOS 2015?

Die beiden Erdbeben im April und Mai in Nepal, aber auch der Syrienkonflikt, Unruhen in afrikanischen Ländern und der Flüchtlingstreck entlang der Balkanroute haben einen großen Einsatz von den Mitarbeitern unserer Organisation gefordert. An dieser Stelle möchte ich noch einmal den tief empfundenen Dank des Aufsichtsrates hierfür aussprechen.

Nach Prüfung und Diskussion des Jahresabschlusses sowie des Lageberichts hat der Aufsichtsrat dem Ergebnis der Prüfung durch den Abschlussprüfer zugestimmt und den Jahresabschluss genehmigt. Die KPMG prüfte wieder die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung im Geschäftsjahr 2014 und stellte in ihrem Bericht abschließend fest, dass die Geschäfte des HGFD zweifellos mit der Sorgfalt und in Übereinstimmung mit den einschlägigen handelsrechtlichen Vorschriften, den Bestimmungen der Satzung und der Geschäftsordnung für den Vorstand geführt wurden. Im Namen des gesamten Aufsichtsrats danke ich den Vorständen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die im abgelaufenen Geschäftsjahr geleistete Arbeit. Gerhard Paetsch Aufsichtsratsvorsitzender bis 6.11.15 47

CORPORATE GOVERNANCE

DREI FRAGEN ULLA SENSBURG

CORPORATE­GOVERNANCE­BERICHT 1. RECHTLICHE RAHMENBE­ DINGUNGEN DER ORGANISATION Der Verein SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. (nachfolgend SOS-Kinderdörfer weltweit oder der Verein) ist im Vereinsregister des Amtsgerichts München eingetragen (VR 6575). Er ist Mitgliedsorganisation des Dachverbands SOSKinderdorf International (KDI) mit Sitz in Innsbruck. KDI ist als private, gemeinnützige, mildtätige, nicht-politische und konfessionell ungebundene Organisation bei der zuständigen österreichischen Vereinsbehörde registriert. Der SOS-Kinderdörfer weltweit ist wegen der Förderung der SOS-Kinderdörfer in aller Welt nach den Vorschriften des zweiten Teils, dritter Abschnitt der Abgabenordnung als gemeinnützige Körperschaft anerkannt und von der Körperschaftsteuer befreit. Das Finanzamt München für Körperschaften bestätigte in der Anlage zum Körperschaftsteuerbescheid 2013 mit Schreiben vom 30.06.2015 die Mildtätigkeit und die Gemeinnützigkeit des Vereins durch Förderung der Wissenschaft und Forschung, des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege, der Jugendhilfe, der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe sowie der Entwicklungszusammenarbeit. Im Jahr 2015 wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung eine Änderung der Satzung beschlossen. Neben sprachlichen Präzisierungen und Klarstellungen, ohne inhaltliche Änderung, der Besetzung von Regelungslücken, Anpassungen an die Gesetzeslage sowie Verschiebungen aus systematischen Gründen wurden, soweit sinngemäß anwendbar, Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex in seiner Fassung vom 5.5.2015 eingearbeitet. Nachdem der Verein seit der letzten Satzungsänderung im Jahr 2010 durch die Bildung des Aufsichtsrates eine unternehmensähnliche zweigeteilte Führungs- und Kontrollstruktur besitzt, wurden zudem die Verfahrensregelungen mit denen des Aktiengesetzes verglichen und, soweit sinngemäß anwendbar, übertragen. Die wesentlichen Änderungen: ● Aus den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex wurden die verschärften Bedingungen an Rechtsgeschäfte mit Mitgliedern des Vorstands bzw. des Aufsichtsrats, die Vorschriften zu Interessenkon48

JAHRESBERICHT 2015



● ●



flikten der Organmitglieder und Vorschriften zum Genderanteil eingearbeitet. In Anlehnung an § 172 AktG billigt nunmehr der Aufsichtsrat regelmäßig den Jahresabschluss und stellt ihn damit fest. Die Mitgliederversammlung nimmt hiervon in ihrer Sitzung am Jahresende lediglich Kenntnis. Bei Bedarf verbleibt dem Aufsichtsrat die Möglichkeit, die Feststellung der Mitgliederversammlung zu überlassen. Alle Vorstandsmitglieder werden vom Aufsichtsrat unbefristet bestellt. Die Mitgliederversammlung wählt nun, neben der/m Vorstandsvorsitzenden, auch die/ den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Neu eingefügt wurden die Befugnisse des Aufsichtsrates, einen Ehrenpräsidenten zu ernennen sowie einen Vertreter des Vereins in den Internationalen Senat von SOS-Kinderdorf International entsenden zu dürfen.

Die Geschäftsordnung für den Aufsichtsrat wurde anhand der Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex überarbeitet, den Satzungsänderungen entsprechend angepasst und in der auf die Mitgliederversammlung folgenden Aufsichtsratssitzung beschlossen. Gesetzliche Vertreter des SOS-Kinderdörfer weltweit im Sinne des § 26 BGB sind regelmäßig jeweils zwei Vorstandsmitglieder gemeinsam (§ 12 Abs. 4 der Satzung). 2. FÜHRUNGS­ UND KONTROLLSTRUKTUR Organe des SOS-Kinderdörfer weltweit sind die Mitgliederversammlung, der Aufsichtsrat sowie der Vorstand. Der SOS-Kinderdörfer weltweit verfügt über eine zweigeteilte Führungs- und Kontrollstruktur, die von den Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats wahrgenommen wird. A. MITGLIEDERVERSAMMLUNG Die Mitgliederversammlung besteht aus den ordentlichen Mitgliedern. Zum 31.12.2015 hatte der Verein 51 ordentliche Mitglieder, darunter keine Ehrenmitglieder. Einmal im Jahr findet eine vom Vorstand einberufene ordentliche Mitgliederversammlung statt, die Sitzung leitet der Vorstandsvorsitzende. Zu dieser Mitgliederversammlung wird schriftlich unter Mitteilung der Tagesordnung geladen. Sämtliche relevanten Unterlagen sowie der Jahresbericht des Vorjah-

WAS IST CORPORATE GOVERNANCE?

res mit enthaltenem Jahresabschluss liegen dieser Einladung bei. Die Mitglieder können ihrerseits Punkte für die Tagesordnung vorschlagen. In der Mitgliederversammlung berichten der Vorstand und der Aufsichtsrat über ihre Tätigkeit im Geschäftsjahr, über die Geschäftsentwicklung sowie die Finanz- und Ertragslage. Der Mitgliederversammlung obliegt unter anderem die Wahl des Wirtschaftsprüfers, die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats und des Vorstands, die Entscheidung über die Erhebung eines Mitgliedsbeitrags sowie Festsetzung von dessen Höhe und Fälligkeit, die Bestellung sowie der Widerruf der Bestellung der/s Vorstandsvorsitzenden und deren/dessen Stellvertreterin/s sowie die Beschlussfassung über Satzungsänderungen. In der Sitzung am 6.11.2015 beschloss die Mitgliederversammlung die Beauftragung der KPMG AG als Wirtschaftsprüfer für das Geschäftsjahr 2015 sowie die Entlastung der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Die Mitgliederversammlung stellte in dieser Sitzung letztmalig vor Änderung der Satzung den Jahresbeschluss 2014 fest. In derselben Sitzung wählte die Mitgliederversammlung vier ihrer Mitglieder in den Aufsichtsrat. Darunter wurden Frau Michaela Braun, Frau Amélie Koenigs und Herr Christoph Kahl nach Ablauf ihrer fünfjährigen Amtszeit wiedergewählt, Frau Petra Zimmermann-Schwier wurde neu in den Aufsichtsrat gewählt. B. AUFSICHTSRAT Der Aufsichtsrat besteht aus mindestens fünf und höchstens acht Personen. Zum 31.12.2015 hatte er sieben Mitglieder, darunter 3 Frauen und 4 Männer. Die Aufsichtsratsmitglieder werden von der Mitgliederversammlung auf die Dauer von fünf Jahren gewählt. Der Aufsichtsrat beachtet, mit Blick auf seine Zusammensetzung, den Grundsatz der Vielfalt und Angemessenheit in Bezug auf die wesentlichen Bedürfnisse des Vereins und geht davon aus, dass seine Zusammensetzung den Erfordernissen entspricht. Dem Aufsichtsrat gehören derzeit drei ehemalige Vorstandsmitglieder, aus der Zeit vor der Neustrukturierung des Vereins im Jahr 2010, an. Keines davon hat in der Vergangenheit die Geschäfte des Vereins geführt. Regelungen hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte beinhaltet die Geschäftsordnung für den Aufsichtsrat.

Der Corporate Governance Kodex ist ein Standard, der eigentlich für börsennotierte AGs gilt und der die Grundsätze der guten Geschäftsführung beschreibt. Wir machen diesen Bericht seit 2011. Der Corporate Governance-Bericht zeigt, dass man mit den Spenden transparent wirtschaftet und dass man die Standards einhält. WAS WÜRDE UNS FEHLEN, WENN WIR DEN BERICHT NICHT VERÖFFENTLICHEN WÜRDEN?

Der Kodex hat uns sehr dabei geholfen, unsere Vereins-Struktur anzupassen, in dem wir die operative Geschäftsführung und Aufsicht komplett getrennt haben. Unsere Spenderinnen und Spender können in diesem Bericht genau nachlesen, wie der Verein organisiert ist, was in den Aufsichtsratssitzungen besprochen wurde und

sogar unsere Abweichungen vom Kodex. WELCHE WIRKUNG HAT DIE CORPORATE GOVERNANCE?

Manche Spender beziehen sich ausdrücklich auf den Jahresbericht, gerade Menschen, die aus Wirtschaftsunternehmen kommen und die wissen, wie sie selbst berichten. Das überzeugt viele Partner und Freunde. Sie sehen sich diesen Bericht genau an und entscheiden sich dann für uns. Auch wenn wir inhaltlich etwas völlig anderes tun als beispielsweise eine Aktiengesellschaft, ist es uns wichtig einen sorgfältigen Rechenschaftsbericht abzugeben über unsere Struktur, unsere Unternehmensführung, unsere Beschlüsse.

Der Aufsichtsratsvorsitzende koordiniert die Arbeit im Aufsichtsrat, leitet die Sitzungen und nimmt die Belange des Aufsichtsrats nach außen wahr. Er steht in engem Kontakt mit dem Vorstand und wird von diesem unverzüglich über wichtige Ereignisse informiert. Die Aufsichtsratsmitglieder haften dem Verein nur nach den gesetzlichen Bestimmungen. Es wurde eine D&O-Versicherung (Vermögensschadenhaftpflichtversicherung) ohne Selbstbehalt, aufgrund der Ehrenamtlichkeit des Amtes, abgeschlossen. Dem Aufsichtsrat obliegt neben der Beratung, Kontrolle und Personalbestellung des Vorstands insbesondere die Feststellung des vom Vorstand vorgelegten Jahresabschlusses, der Erlass der Geschäftsordnung für den Vorstand, die Bestellung und Abberufung der Vorstandsmitglieder, der Abschluss und die Aufhebung von Anstellungsverträgen mit Vorstandsmitgliedern sowie die Bestimmung der Höhe ihrer Vergütung. Der Aufsichtsrat benennt eine/n Vertreter/in, der den Verein im Internationalen Senat der weltweiten SOS-Kinderdorf-Organisation in Innsbruck repräsentiert. Der Aufsichtsrat hat einen ständigen Prüfungsausschuss und einen Personalausschuss gebildet. Der Aufsichtsratsvorsitzende hat den Vorsitz im Prüfungsausschuss inne. Alle anderen 49

CORPORATE GOVERNANCE

Themen werden im vollständigen Aufsichtsrat beraten und beschlossen, zur Vorbereitung von Entscheidungen können gegebenenfalls weitere temporäre Arbeitsgruppen gebildet werden. Über Einzelheiten der Arbeit des Gremiums informiert der Bericht des Aufsichtsrats. Sämtliche Mitglieder des Aufsichtsrats sind ehrenamtlich tätig, sie erhalten lediglich ihre Auslagen entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen ersetzt. Alle Aufsichtsratsmitglieder haben ihre geschäftlichen Kontakte zum Verein schriftlich offengelegt. Geschäftliche Kontakte halten einem Drittvergleich stand. Interessenkonflikte traten im Aufsichtsrat im Berichtsjahr nicht auf. Dem Aufsichtsrat zuarbeitende Mitarbeiter haben eine besondere Verschwiegenheitserklärung abgegeben. C. VORSTAND Dem Vorstand als Leitungsorgan des Vereins obliegt in seiner Gesamtheit die Verantwortung für den Verein, insbesondere für die satzungsgemäße Zielsetzung und die ordnungsgemäße Geschäftsführung. Er ist an das Gesetz, die Satzung, die Geschäftsordnung für den Vorstand sowie etwaige vom Aufsichtsrat beschlossene Richtlinien gebunden. Der Vorstand besteht regelmäßig aus drei Personen, darunter dem Vorsitzenden. Der Frauenanteil beträgt zwei Drittel. Alle Vorstandsmitglieder sind hauptamtlich tätig, die Höhe der Vergütung wird unter Berücksichtigung der Aufgaben der einzelnen Vorstandsmitglieder, der persönlichen Leistung, der wirtschaftlichen Lage, des Erfolges und der Zukunftsaussichten des Vereins, als auch der Üblichkeit der Vergütung im NGO-Umfeld sowie der Vergütungsstruktur, die ansonsten im Verein gilt, durch den Aufsichtsrat festgelegt. Verschwiegenheit, Wettbewerbsverbot sowie das Verbot, Geschenke oder Vergünstigungen über einen Gesamtwert von 100 € je Kalenderjahr anzunehmen, sind einzelvertraglich geregelt. Die Zustimmungspflicht zur Übernahme von Nebentätigkeiten ergibt sich aus den Dienstverträgen der Vorstände. Die Vergütung der drei Vorstandsmitglieder wird jährlich im Anhang zum Jahresabschluss veröffentlicht. Der Vorstandsvorsitzende wird für die Dauer von fünf Jahren von der Mitgliederversammlung bestellt; er darf zum Zeitpunkt der Wahl das 70. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Alle Vorstandsmitglieder werden unbefristet durch den Aufsichtsrat bestellt. Die Vorstandsmitglieder haften dem Verein für den durch Vorsatz oder Fahrlässigkeit verursachten Schaden. Es wurde daher eine D&O-Versi50

JAHRESBERICHT 2015

cherung (Vermögensschadenhaftpflichtversicherung) ohne Selbstbehalt abgeschlossen. Dem Vorstand obliegt insbesondere die Durchführung und Überwachung der Beschlüsse der Mitgliederversammlung, die Planung der strategischen Ausrichtung des Vereins sowie nach Zustimmung durch den Aufsichtsrat deren Umsetzung, der Abschluss von Verträgen und Verpflichtungserklärungen im durch die Geschäftsordnung vorgegebenen Rahmen, die Aufstellung des Jahresvoranschlags (Finanzplan) und nach Zustimmung durch den Aufsichtsrat die Entscheidung über die Mittelverwendung, die Aufstellung des Jahresabschlusses, die Vorbereitung der Sitzungen der Mitgliederversammlung und die regelmäßige, zeitnahe und umfassende Information der Mitglieder des Aufsichtsrats über alle relevanten weiteren Fragen der Planung und Strategie, Geschäftsentwicklung sowie Risikofaktoren. Alle Mitglieder des Vorstands haben ihre geschäftlichen Beziehungen offengelegt. Geschäfte mit diesen werden nicht getätigt. Bezüglich der Tätigkeitsschwerpunkte des Vorstands im Geschäftsjahr wird auf dessen Bericht verwiesen. 3. ZUSAMMENARBEIT VON VORSTAND UND AUFSICHTSRAT Vorstand und Aufsichtsrat arbeiten eng, vertrauensvoll und effizient zusammen. Monatlich wird der Aufsichtsrat schriftlich über den aktuellen Geschäftsverlauf, die Vermögenslage sowie die Spendeneinnahmen informiert. Vierteljährlich informiert der Vorstand den Aufsichtsrat anhand ausführlicher Quartalsberichte über die Umsetzung der Aufsichtsratsbeschlüsse sowie über nationale und internationale Kennzahlen des Geschäftsverlaufs und der Programmarbeit. Mindestens viermal im Jahr halten Aufsichtsrat und Vorstand gemeinsame Sitzungen ab, in denen aktuelle Themen besprochen werden. Darin informiert der Vorstand den Aufsichtsrat auch über den aktuellen Stand der Planung, Strategie, Geschäftsentwicklung und Risikofaktoren und berichtet über den Stand der Umsetzung der Strategie und von Beschlüssen. Zu einzelnen Tagesordnungspunkten tagt der Aufsichtsrat nach Bedarf auch ohne den Vorstand. Einmal jährlich findet zudem eine Sitzung mit dem Themenschwerpunkt „Strategie“ statt, in welcher der Vorstand die strategische Ausrichtung des Vereins mit dem Aufsichtsrat abstimmt. 4. ORGANISATION DES VEREINS Der Verein ist organisatorisch in folgende Bereiche gegliedert (Stand 31.12.2015):

● ● ● ● ● ● ● ●

Vorstand mit Stabstellen Private Förderer und Öffentliche Partner Nachlass Direkt Digital Dialog Finanzen Content

Führungspositionen (Bereichsleitung) werden unter Beachtung des Diversity-Grundsatzes und einer angemessenen Frauenquote besetzt (zum 31.12.2015: 3 Bereichsleiterinnen und 4 Bereichsleiter). 5. DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX, ENT­ SPRECHENS ERKLÄRUNG UND DZI­SPENDENSIEGEL Der Deutsche Corporate Governance Kodex stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Der Kodex richtet sich zwar zunächst an börsennotierte Unternehmen. Jedoch wird in der Präambel darauf hingewiesen, dass auch Gesellschaften anderer Rechtsform die Beachtung des Kodex empfohlen wird. Viele der Vorschriften lassen sich sinngemäß auch auf Vereine anwenden. Vorstand und Aufsichtsrat haben sich daher dazu entschlossen, die Regelungen des Deutschen Corporate Governance Kodex analog auf den Verein SOS-Kinderdörfer weltweit anzuwenden, soweit diese sinngemäß auf Vereine anwendbar sind. Der SOS-Kinderdörfer weltweit sieht im Deutschen Corporate Governance Kodex eine Grundlage für eine effiziente und verantwortungsbewusste Unternehmensführung, die das Vertrauen der Spender und Freunde sowie der Öffentlichkeit stärkt. Vorstand und Aufsichtsrat fühlen sich gegenüber Spendern und Begünstigten verpflichtet, die Beschaffung der Mittel und die Verwendung der Spenden transparent und nachvollziehbar darzustellen. Der Verein bekennt sich daher zu dem Kodex, erfüllt freiwillig viele der Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex und hat sie in seine Statuten übernommen. Die Entsprechenserklärung durch Vorstand und Aufsichtsrat wird jährlich durch die „Erneuerung der Erklärung zur Corporate Governance“, zuletzt abgegeben am 28. September 2015, bekräftigt. Auch die für spendensammelnde Organisationen geltenden Spenden-Siegel-Leitlinien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fra-

gen (DZI), zuletzt geändert im Jahr 2010 und anwendbar ab dem Jahr 2011, insbesondere die im Rahmen der Corporate Governance besonders relevanten Regelungen des Standards 2. „Leitung und Aufsicht“, werden von den SOSKinderdörfern weltweit erfüllt. Dies wurde am 11.12.2015 durch das DZI bescheinigt. Der SOS-Kinderdörfer weltweit ist seit Stellung des Erstantrags ununterbrochen Träger des DZISpendensiegels. 6. KOMMUNIKATION UND TRANSPARENZ Der SOS-Kinderdörfer weltweit informiert die Spender und sämtliche Interessenten zeitnah und umfassend. Ein wesentliches Mittel der Kommunikation ist die Homepage des Vereins (www.sos-kinderdoerfer.de). Hier werden regelmäßig auch der aktuelle Geschäftsbericht mit Bilanz und GuV sowie die Berichte der Vorjahre zum Download bereitgestellt. Der SOS-Kinderdörfer weltweit gehört zu den Erstunterzeichnern der Initiative Transparente Zivilgesellschaft, getragen von Transparency International Deutschland e.V., und veröffentlicht die in diesem Rahmen erforderlichen Angaben regelmäßig im Internet unter Punkt 9 zur Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Der Verein ist Alleingesellschafter der SOSKinderdörfer Global Partner GmbH, mit 25 % an der Joint Systems GmbH, mit 50 % an der Smart Letter GmbH sowie seit Sommer 2015 mit 30 % an der BildungsChancen gGmbH beteiligt. Daneben besteht die rechtlich selbständige Hermann-Gmeiner-Stiftung, eine Tochter, die der Verein im Jahr 2004 gegründet hat. Zu den Unternehmen bestehen laufende Geschäftsbeziehungen, die dem Drittvergleich standhalten. Interessenkonflikte traten im Berichtsjahr nicht auf. 7. COMPLIANCE, RISIKOMANAGE­ MENT UND OMBUDSSYSTEM Der Begriff Compliance steht für die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen, regulatorischer Standards und die Erfüllung weiterer, wesentlicher und in der Regel vom Unternehmen selbst gesetzter ethischer Standards und Anforderungen. Die Einhaltung der Gesetze und internen Bestimmungen soll den Ruf gemeinnütziger Institutionen wie den des SOS-Kinderdörfer weltweit schützen und die Grundlage für Transparenz gegenüber unseren Spendern schaffen. Der SOS-Kinderdörfer weltweit verfolgt einen präventiven Compliance Ansatz, der jeden Mitarbeiter sensibilisiert und aufklärt, um die Inte51

CORPORATE GOVERNANCE

grität unserer Organisation sicherzustellen. Ein umfassendes Richtlinienpaket dokumentiert, unter konsequenter Wahrung des Vier-Augen-Prinzips, Prozessabläufe und Zeichnungsbefugnisse, wie beispielsweise: ● Bankbevollmächtigungen sowie sämtliche Zahlungsfreigaben erfolgen stets durch zwei spezialbevollmächtigte Mitarbeiter der Führungsebene bzw. Vorstandsmitglieder. ● Im Rahmen der freigegebenen Bereichsbudgets regeln Zeichnungsbefugnisse die Entscheidungsspielräume. ● Das Personalentwicklungssystem wird regelmäßig weiterentwickelt, um zum einen für die Mitarbeiter und die Öffentlichkeit den hohen Stellenwert, den der SOS-Kinderdörfer weltweit der Compliance beimisst, sichtbar zu machen und zum anderen den Mitarbeitern für ihre tägliche Arbeit Sicherheit und Effizienz zu geben. Die mit der Ausstellung von Zuwendungsbestätigungen befassten Mitarbeiter und ihre Vorgesetzten werden regelmäßig hierzu juristisch geschult. Die Richtlinien zur Ausstellung von Zuwendungsbestätigungen mit der dazugehörigen umfassenden Fallsammlung gewährleisten eine größtmögliche Sicherheit und Kontinuität. Für die verantwortungsbewusste Führung ist ein Risikomanagementsystem die Voraussetzung zur Steuerung und Leitung des Vereins. Das Risikomanagementsystem wird regelmäßig an die Bedürfnisse des Vereins angepasst. Die Risikoanalyse wird jährlich überprüft und gegebenenfalls neu bewertet. Zu den wichtigsten Instrumentarien des Risikomanagementsystems gehört der Krisenkommunikationsplan. Mit der Richtlinie zur Vermeidung von Korruption und sonstigem unrechtmäßigen Verhalten ist ein Ombudssystem eingerichtet worden, um vertraulich Verdachtshinweise hinsichtlich Betrug, Korruption und Untreue zu ermöglichen. Verdachtshinweise können an diverse interne Stellen erfolgen oder wahlweise, auch unter Wahrung der Anonymität, an einen externen, unabhängigen Ombudsmann. Die Kontaktdaten finden sich auf der Homepage des Vereins. Hinweise sind vorrangig an den Vorstand, nachrangig an den Aufsichtsrat zu leiten. Im Jahr 2015 wurde kein Hinweis weitergeleitet. Weitere Richtlinien für die Mitarbeiter sind insbesondere die Kassen- und Tresorrichtlinie, die Einkaufsrichtlinie, die Richtlinie für den Umgang mit Nachlässen, Richtlinie zur Übernahme von Ämtern, Richtlinien zur Beschäftigung von freien Mitarbeitern und Praktikanten sowie Finanzanlagerichtlinien.

52

JAHRESBERICHT 2015

8. RECHNUNGSLEGUNG UND ABSCHLUSSPRÜFUNG Der Jahresabschluss des Vereins wird vom Vorstand bis Mitte des Folgejahres in analoger Anwendung der Vorschriften des Handelsrechts aufgestellt und von einer externen unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Im Prüfvermerk bestätigt die Prüfgesellschaft u.a., dass nach ihrer Beurteilung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz-, und Ertragslage des Vereins gezeichnet wird. Die Wahl des Abschlussprüfers obliegt der Mitgliederversammlung. Vor der Wahl wird die Erklärung zur Unabhängigkeit der Abschlussprüfer eingeholt. Der Vorstand erteilt den Prüfungsauftrag, er hat dabei die vom Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats jährlich festgelegten Prüfungsschwerpunkte zu berücksichtigen. Der Aufsichtsrat stellt den geprüften Jahresabschluss fest und bringt ihn der Mitgliederversammlung zur Kenntnis. Zu der Endbesprechung der Abschlussprüfer mit dem Vorstand, in welcher wesentliche Prüfungsfeststellungen und -ergebnisse besprochen werden, wird der Aufsichtsrat geladen und ist durch die Mitglieder des Prüfungsausschusses vertreten. Für den Jahresabschluss 2015 legte der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats die folgenden Prüfungsschwerpunkte fest: Erstellen von Zuwendungsbestätigungen, Themenkomplex der Scheinselbständigkeit, IT-Prüfung der im Jahr 2015 neu eingeführten Spendensoftware und -datenbank „FR-Now“. Die Unabhängigkeitserklärung nach Ziffer 7.2.1 des Deutschen Corporate Governance Kodex liegt vor. 9. WEITERE KONTROLLMECHANISMEN Der Vorstand beauftragte auch für das Geschäftsjahr 2015 wieder die externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG mit der Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung nach dem Gesetz und dem IDW Prüfungsstandard IDW PS 720. Diese Prüfung erstreckt sich auf die folgenden Bereiche: Tätigkeit von Überwachungsorganen und Vorstand, Aufbau- und ablauforganisatorische Grundlagen, Planungswesen, Rechnungswesen, Informationssystem und Controlling, Risikofrüherkennungssystem, Interne Revision, Übereinstimmung der Rechtsgeschäfte und Maßnahmen mit Gesetz, Satzung, Geschäftsordnung, Geschäftsanweisung und bindenden Beschlüssen des Überwachungsorgans sowie die Berichterstattung an das Überwachungsorgan.

Die Prüfung der KPMG AG ergab keine Anhaltspunkte, die Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung begründen könnten. Die KPMG AG stellte am 20.04.2015 fest, dass die Geschäfte des SOS-Kinderdörfer weltweit mit der Sorgfalt und in Übereinstimmung mit den einschlägigen handelsrechtlichen Vorschriften, den Bestimmungen der Satzung und der Geschäftsordnung für den Vorstand geführt werden. Der SOS-Kinderdörfer weltweit arbeitet mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Ko-finanzierung seiner Projekte zusammen. Das BMZ verlangt und prüft umfassend detaillierte und transparente Projekt- und Verwendungsnachweise. 10. ABWEICHUNGEN VON DEN EMPFEHLUNGEN DES DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX ● Aufgrund der Ehrenamtlichkeit der Mitglieder des Aufsichtsrats besteht eine D&O-Versicherung (Directors-and-Officers- Versicherung, auch Organ- oder Manager-Haftpflichtversicherung) ohne Selbstbehalt. ● Für die Mitglieder des Vorstands besteht, aufgrund des persönlichen Haftungsrisikos, ebenfalls eine D&O-Versicherung ohne Selbstbehalt. ● Die Vorstandsgehälter enthalten, entgegen der Empfehlung des Deutschen Corporate Governance Kodex, keine variablen Bestandteile. Daher wird auf die Beifügung der Anlage Mustertabelle 1 und 2 verzichtet. ● Eine Zustimmungspflicht des Aufsichtsrats bei Gewährung von Darlehen an Mitglieder des Aufsichtsrats sowie an ihre Angehörigen ist in der Satzung oder der Geschäftsordnung nicht vorgesehen. Es wurde bislang kein derartiges Darlehen gewährt.

● Der Prüfauftrag für die Wirtschaftsprüfer wird gemäß Satzung nicht vom Aufsichtsrat, sondern vom Vorstand erteilt. Er wird jedoch mit dem Aufsichtsrat abgestimmt, insbesondere gibt der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates die jeweiligen Prüfungsschwerpunkte vor. ● Halbjahresfinanzbericht sowie Zwischenmitteilungen oder Quartalsfinanzberichte im ersten und zweiten Halbjahr für Dritte gibt es nicht, die aktuellen Zahlen sind jedoch im Quartalsbericht an den Aufsichtsrat enthalten. 11. NICHT ANWENDBARE EMPFEH­ LUNGEN UND ANREGUNGEN DES DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX ● Die Regelungen zu Aktionären und Hauptversammlung wurden sinngemäß angewendet auf Mitglieder und Mitgliederversammlung. Einige Regelungen, z.B. Entscheidung über Gewinnverwendung durch die Aktionäre oder Bezugsrechte, sind jedoch nicht übertragbar. Auch besteht aufgrund der geringen Mitgliederanzahl keine Notwendigkeit zur Bereitstellung moderner Kommunikationsmethoden. ● Mitbestimmte Aufsichtsräte und Übernahmeangebote im Sinne von Ziffer 3.6 und 3.7. des Deutschen Corporate Governance Kodex gibt es nicht. ● Insiderinformationen oder kapitalmarktrechtliche Informationspflichten i.S.v. Ziffer 6 des Deutschen Corporate Governance Kodex gibt es nicht im Vereinsbereich. ● Soll-Vorschrift zu Angaben über Aktienoptionsprogramme und ähnliche wertpapierorientierte Anreizsysteme der Gesellschaft.

● Es besteht kein Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats.

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GEWINN­ UND VERLUSTRECHNUNG

BILANZ

GEWINN­ UND VERLUSTRECHNUNG (GUV) 2015 2015 T€

2014 %

T€

BILANZ 2015

Ergebnisveränderung %

T€

31.12.2015

%

T€

Zahlungsströme aus dem ideellen Bereich Spenden

76.983

56,0

71.243

50,6

5.740

8,1

Anteile an verbundenen Unternehmen und Beteiligungen

Patenschaften

23.636

17,2

22.421

15,9

1.215

5,4

Wertpapiere des Anlagevermögens

Nachlässe

41.924

30,5

40.668

28,9

1.256

3,1

Sonstige Ausleihungen

142.543

103,6

134.332

95,3

8.211

6,1

3.850

2,8

4.215

3,0

-365

-8,7

-14.022

-10,2

-3.885

-2,8

-10.137

260,9

+ Verbrauch in Vorjahren zugeflossener Spenden - noch nicht verbrauchter Spendenzufluss des Geschäftsjahres Ertrag aus Spendenverbrauch des Geschäftsjahres

132.371

96,2

134.662

95,6

-2.291

-1,7

Erträge aus dem Verbrauch der passivierten zweckgebundenen Spenden

1.889

1,4

1.400

1,0

489

34,9

Sonstige ideelle Erträge

3.004

2,2

4.619

3,3

-1.615

-35,0

276

0,2

222

0,2

54

24,3

137.540

100,0

140.903

100,0

­3.363

­2,4

Sonstige Erträge Erträge aus dem ideellen Bereich

Anlagevermögen Forderungen, sonstige Vermögensgegenstände, Rechnungsabgrenzungsposten und aktivischer Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung Forderungen gegen verbundene Unternehmen Flüssige Mittel Umlaufvermögen GESAMTVERMÖGEN

Noch nicht verbrauchte Spendenmittel

-787

-0,6

-111

14,1

­93,8

­1.803

1,4

3.597

2,6

8.763

6,2

-5.166

-59,0

97

0,1

116

0,1

-19

-16,4

Ergebnis Finanzbereich

732

0,5

405

0,3

327

80,7

Steuern vom Einkommen und Ertrag

-26

0,0

-34

0,0

8

-23,5

Ergebnis ideeller Bereich Ergebnis wirtschaftlicher Bereich

JAHRESÜBERSCHUSS Einstellung in die sonstige freie Rücklage BILANZGEWINN

4.400

3,2

9.250

6,6

­4.850

­52,4

­4.400

­3,2

­9.250

­6,6

4.850

­52,4

0

0,0

0

0,0

0

N/A

24,0

38.775

26,8

-439

-1,1

41.757

26,2

40.386

27,9

1.371

3,4

159.433

100,0

144.936

100,0

14.497

10,0

115.555

72,5

111.155

76,7

4.400

4,0 233,2

144.936

100,0

14.497

10,0

-13,3

­132.140

38.336

100,0

2,6

167

-0,7

N/A

159.433

-521

-0,9

­97,4

112,2

3

GESAMTKAPITAL

-14,0

-1.256

-898

1.807

0,0

­9,5

-19.671

­133.943

1,1

0

11,4

-0,8

Sonstige Aufwendungen

1.611

0,0

1.483

-14,7

Aufwendungen aus dem ideellen Bereich

2,1

3

­1.559

-1.089

4,8

3.418

9,0

-20.192

-1,9

12,6

11,3

Personalaufwand Ausland

420

13.126

16.445

Weiterleitung Patengelder

-130

72,1

12.973

-234,8

-1,9

104.550

9,3

9,5

-2.224

-16,0

73,8

9,0

-336

0,7

-2.688

117.676

14.886

-2,5

947

-22.561

31,0

14.456

-3.519

-0,9

-2,0

18

Verbindlichkeiten

-2,8

-1.277

-16,1

0,0

Rückstellungen

-3.855

Ausgleichsposten für Rückstellungsveränderungen

-2.818

58

10,5

Pädagogische Grundsatzarbeit

-22.141

0,0

25,4

Sonstige Rückstellungen

Werbeaufwendungen

76

206

26,0

1,9

3,2 13,9

0,6

-655

11,1

15 14.052

810

-1,8

-89

0,3 70,0

0,6

-2.522

-1.982

475 101.439

1.016

-2,3

-0,6

0,3 72,4

1.277

-3.177

-75,3

490 115.491

10.173

Nothilfe

-804

-37,2

3,0

Rückstellung für die satzungsgemäße Mittelverwendung

-106.104

-959

8,4

64,3

-0,6

1,8

4.363

-4,7

-1.905

-78,6

2.578

12.163

3.581

-2,1

-893

1,0

9,1

-54,2

-2.964

-108.086

1.619

8,4

-76.315

-3,5

Verwaltungsaufwendungen

%

14.536

-52,9

-4.869

Gemeinkosten für die Projektarbeit

T€

13.440

-72.734

Bauprojekte

Aufwendungen für ausländische Einrichtungen

Veränderungen

%

PASSIVA Eigenkapital

Laufende Unterhaltszuschüsse

T€

AKTIVA Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen

Im Geschäftsjahr zugeflossene Spenden

31.12.2014

%

Aus rechentechnischen Gründen können Rundungsdifferenzen in Höhe von ± einer Einheit auftreten (Seite 54 und 55).

54

JAHRESBERICHT 2015

55

ANHANG

ANHANG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2015 I. ALLGEMEINE ANGABEN Der Verein SOS-Kinderdörfer weltweit, Hermann-GmeinerFonds Deutschland e.V. ist im Vereinsregister des Amtsgerichts München eingetragen. Der Verein ist wegen der Förderung der SOS-Kinderdörfer in aller Welt nach den Vorschriften des zweiten Teils, dritter Abschnitt, der Abgabenordnung als gemeinnützige Körperschaft anerkannt und von der Körperschaftsteuer befreit. Das Finanzamt München für Körperschaften bestätigte in der Anlage zum Körperschaftsteuerbescheid 2014 mit Schreiben vom 20. Januar 2016 die Gemeinnützigkeit und die Mildtätigkeit des Vereins. Weiterhin wurde zusätzlich die Gemeinnützigkeit für die Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe anerkannt. Bereits im Betriebsprüfungsbericht vom 29. April 1998 wurde für die vom Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. geleistete Katastrophenhilfe und Behindertenarbeit die Mildtätigkeit gemäß § 53 der Abgabenordnung festgestellt. Mit Schreiben vom 9. Juli 2003 bestätigte das Finanzamt München für Körperschaften zusätzlich die Mildtätigkeit bzgl. der Aufwendungen für SOS-Kinderdörfer, SOS-Jugendeinrichtungen, SOSSozialzentren sowie SOS-Medizinische Zentren. Der Verein ist nach seiner Rechtsform nicht verpflichtet, einen kaufmännischen Jahresabschluss aufzustellen. Bei der Aufstellung unseres Jahresabschlusses orientieren wir uns, unter Berücksichtigung der sich aus der Vereinstätigkeit ergebenden Besonderheiten, an den handelsrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften. Zum Nachweis darüber, dass die tatsächliche Geschäftsführung auf die ausschließliche und unmittelbare Erfüllung steuerbegünstigter Zwecke gerichtet ist, führen wir der Vereinstätigkeit entsprechende Aufzeichnungen über die Einnahmen und Ausgaben.

II. BILANZIERUNGS­ UND BEWERTUNGSMETHODEN Für die Aufstellung des Jahresabschlusses waren die nachfolgenden Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden maßgebend. Forderungen und Verbindlichkeiten in Fremdwährungen werden mit dem Kurs zum Zeitpunkt der Transaktion und zum Stichtag mit dem Devisenkassamittelkurs bewertet. Die Sachanlagen und die immateriellen Gegenstände des Anlagevermögens werden mit den Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten einschließlich Anschaffungsnebenkosten und verringert um die planmäßigen bzw. außerplanmäßigen Abschreibungen bewertet. 56

JAHRESBERICHT 2015

Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) unter € 150 stellen sofort Aufwand dar. Wirtschaftsgüter ab einem Einzelwert von € 150 netto, jedoch nicht mehr als € 410 netto, werden als Sammel-GWG in das Anlagevermögen eingestellt und im Jahr der Anschaffung sofort abgeschrieben. Grundstücke, die dem Verein als Nachlass oder Schenkung - ohne die Übernahme einer Verpflichtung - zufallen, werden zunächst mit € 1,00 zuzüglich direkt zuordenbarer Anschaffungsnebenkosten aktiviert und im Umlaufvermögen ausgewiesen. Grundstücke, die aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen nicht veräußert werden können, werden nach spätestens vier Jahren ins Anlagevermögen mit dem Wert aus dem Umlaufvermögen umgegliedert.

Auf der Passivseite werden nach IDW RS HFA 21 noch nicht verbrauchte Spendenmittel ausgewiesen. Diese Position wird untergliedert in die Posten „Noch nicht satzungsgemäß verwendete Spenden“ (T€ 13.847) und „Längerfristig gebundene Spenden“ (T€ 689). Die „Noch nicht satzungsgemäß verwendeten Spenden“ stellen vereinnahmte Spenden dar, die bis zum Abschlussstichtag bislang nicht aufwandswirksam verbraucht wurden. Nach dem IDW RS HFA 21 folgend sind diese bis zum aufwandswirksamen Verbrauch noch nicht ertragswirksam zu bilanzieren. „Längerfristig gebundene Spenden“ repräsentieren Spenden, die zum Erwerb von Vermögensgegenständen ab 1. Januar 2011 verwendet wurden, soweit diese zum Abschlussstichtag noch nicht verbraucht oder abgeschrieben worden sind. Außerdem sind in der vorgenannten Position die Gegenwerte aus den Immobilien aus Nachlässen enthalten, welche vom Umlaufvermögen ins Anlagevermögen umgegliedert wurden, da ein Verkauf innerhalb von 4 Jahren nicht möglich war. Rückstellungen für Bauprojekte werden entsprechend den Vorstandsbeschlüssen hinsichtlich der Mittelverwendung in den Folgejahren für bereits im Bau oder im konkreten Planungsstadium befindliche SOS-Kinderdorf-Einrichtungen gebildet.

Die Bewertung von Grundstücken, die dem Verein als Nachlass oder Schenkung in Verbindung mit der Übernahme einer Verpflichtung überlassen werden, erfolgt in Höhe dieser Verpflichtung zuzüglich direkt zuordenbarer Anschaffungsnebenkosten.

Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkeiten und Aufwendungen, die dem Geschäftsjahr oder früheren Geschäftsjahren zuzuordnen sind. Sie sind mit dem notwendigen Erfüllungsbetrag, der sich nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung ergibt, angesetzt.

Die Abschreibungen werden linear gemäß der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der Anlagegegenstände vorgenommen.

Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr sind mit dem ihrer Restlaufzeit entsprechenden durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Geschäftsjahre abzuzinsen.

Die Bewertung der Finanzanlagen erfolgt zu Anschaffungskosten oder bei unentgeltlichem Erwerb mit dem Kurswert zum Zeitpunkt des Zugangs bzw. mit den niedrigeren Kurswerten am Bilanzstichtag. Bei Wegfall der Gründe für die Abschreibungen werden entsprechende Zuschreibungen vorgenommen. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände werden mit dem Nennwert bzw. mit dem am Bilanzstichtag beizulegenden niedrigeren Wert angesetzt. Die Bewertung der Bankguthaben in ausländischer Währung erfolgt nach § 256 a HGB mit dem Stichtagskurs. Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten betrifft Ausgaben, die Aufwendungen für einen bestimmten Zeitraum nach dem Abschlussstichtag darstellen. Die Bewertung des aktiven Unterschiedsbetrages aus der Vermögensverrechnung für Altersteilzeit erfolgt in Anlehnung an die Stellungnahme des Hauptfachausschusses des IDW zur Rechnungslegung von Altersteilzeitverpflichtungen (IDW RS HFA 3). Berücksichtigt werden einerseits der Erfüllungsrückstand sowie der Aufstockungsbetrag (einschließlich der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung), die sich auf Basis des geschlossenen Vertrages aus dem „Blockmodell Altersteilzeit“ ergeben. Andererseits wurden die verpfändeten Guthaben, welche bei einem deutschen Kreditinstitut zur Absicherung der Ansprüche der Arbeitnehmer auf Arbeitsentgelt für die Zeiten einer Freistellung von der Arbeitsleistung angelegt sind, mit den Rückstellungen saldiert.

Mit Ausnahme der Rückstellung für Altersteilzeit sind die Rückstellungen kurzfristig und werden nicht abgezinst. Verbindlichkeiten sind mit dem Erfüllungsbetrag bewertet. Die Bewertung der Rentenverpflichtungen erfolgt zum Barwert. Leibrentenverpflichtungen auf Lebenszeit werden anhand der bewertungsrechtlichen Vervielfältiger, denen ein Zinssatz von 5,5 % (Vorjahr 5,5 %) zugrunde liegt, ermittelt. Die in Vorjahren angefallenen Spenden mit Zweckbindung für die Tsunami-Katastrophe und die Zinserträge ihrer Zwischenanlage werden entsprechend der „IDW Stellungnahme zur Rechnungslegung: Besonderheiten der Rechnungslegung Spenden sammelnder Organisationen (IDW RS HFA 21)“ in der Gewinn- und Verlustrechnung als nicht ertragswirksam und in der Bilanz unter den Verbindlichkeiten aus noch nicht verwendeten zweckgebundenen Spenden ausgewiesen. Mit Brief vom 22. Mai 2005 eröffnete die Finanzverwaltung München für Körperschaften die Möglichkeit der Verwendung der zweckgebundenen Mittel für die Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 auf einen Zeitraum von 15 Jahren und damit eine Abweichung vom Gebot der zeitnahen Mittelverwendung. Mit Schreiben vom 8. Mai 2009 des Finanzamtes für Körperschaften in München wurde die Verwendung dieser zweckgebundenen Mittel auf Zuwendungen für SOS-Kinderdörfer, SOS-Jugendwohngemeinschaften und SOS-Kindergärten in den betroffenen Ländern erweitert.

III. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

Die Entwicklung des Anlagevermögens im Geschäftsjahr 2015 und seine Aufteilung sind im Anlagenspiegel (Anlage zum Anhang) dargestellt. Bei den Anschaffungskosten zum 1. Januar 2015 handelt es sich um historische Anschaffungswerte. Immobilien, die zum Verkauf stehen, wurden, wenn ein Verkauf innerhalb von 4 Jahren nicht möglich war, vom Umlaufvermögen ins Anlagevermögen in Höhe von T€157 (Vorjahr T€ 1) umgegliedert. Dabei handelt es sich um acht Grundstücke und Gebäude aus Nachlässen. Die Finanzanlagen enthalten im Wesentlichen Anteile an zwei Spezialfonds (HGF-Universal-Fonds und Kinderdorf-Fonds). Die Verwaltung der beiden vorgenannten Fonds erfolgt durch die Fondsmanagement-Gesellschaft Flossbach & von Storch. Die Mittel sind, entsprechend der vom Vorstand und Aufsichtsrat beschlossenen Anlagerichtlinie, nach konservativen Gesichtspunkten in Wertpapieren mit einer moderaten Aktienquote und größtenteils festverzinslichen Rentenpapieren angelegt. Es soll damit erreicht werden, den finanziellen langfristigen Verpflichtungen gegenüber den zu betreuenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nachzukommen und die kurzfristige Liquidität jederzeit gewährleisten zu können. Die tägliche Rücknahme ist bei beiden Fonds möglich. Das Wahlrecht nach § 253 Abs. 3 Satz 4 HGB wurde nicht wahrgenommen. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von T€ 855 haben wie im Vorjahr eine Restlaufzeit von weniger als einem Jahr. Die sonstigen Vermögensgegenstände (insgesamt T€ 2.400, Vorjahr T€ 1.397) mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr setzen sich im Wesentlichen wie folgt zusammen:

Forderung aus Grundstücksverkäufen Zum Verkauf bestimmte Grundstücke Forderungen aus Refundierungen Darlehen/Anwartschaften Gehälter und Reisekostenvorschüsse Debitorische Kreditoren Forderungen aus Patensparbüchern Rentaplan Geleistete Anzahlungen Übrige Forderungen Gesamt

31.12. 2015

31.12. 2014

T€

T€

Veränderung T€

%

1.087

384

703

183,1

600

454

146

32,2

300

0

300

0

225

237

-12

-5,1

57

74

-17

23,0

37

115

-78

-67,8

23

44

-21

-47,7

0

3

-3

-100,0

0

18

-18

-100,0

71 2.400

68 1.397

3 1.003

4,4 71,8

57

ANHANG

Die Rückstellungen für Zuwendungen zum Bau von SOSKinderdorf-Einrichtungen betrugen zum 31. Dezember 2015 T€ 4.848 gegenüber T€ 5.185 im Vorjahr. Die Rückstellungen aus Nothilfespenden in Höhe von T€ 8.592 haben sich um T€ 1.614 im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Dies resultiert aus den Einnahmen von zweckgebundenen Spenden nach der Nepal-Katastrophe, welche erst im nachfolgenden Jahr ausgegeben werden können. Übersicht Projekt­ rückstellungen Bau Nothilfespenden Gesamt

31.12. 2015 T€ 4.848 8.592 13.440

31.12. 2014 T€ 5185 6.978 12.163

Veränderung T€ -337 1.614 1.277

% -6,5 23,1 10,5

Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen werden in Höhe des Betrages angesetzt, der nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung erforderlich ist, um alle am Bilanzstichtag erkennbaren Risiken abzudecken. Die sonstigen Rückstellungen enthalten im Wesentlichen Rückstellungen für Personalverpflichtungen (T€ 455; Vorjahr T€ 399) und Rückstellungen für die mietfreie Zeit der Geschäftsräume (T€ 296, 2014 T€ 319). Eine Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften (T€ 168, Vorjahr T€ 0) wurde in Höhe der zum Bilanzstichtag bestehenden Wertdifferenz zwischen dem Sicherungskurs und dem Kurs am Bilanzstichtag der abgeschlossenen Devisentermingeschäfte gebildet. Die Verbindlichkeiten werden in mehrere Kategorien untergliedert: ● Verbindlichkeiten aus noch nicht verwendeten zweckgebundenen Spenden, die derzeit aus den noch nicht verwendeten Tsunami-Mitteln (T€ 3.114; Vorjahr T€ 5.003) bestehen. Die Auflösung richtet sich nach dem tatsächlichen Aufwand im Berichtsjahr, so dass für die Verbindlichkeiten voraussichtlich die Restlaufzeit zwischen 1 und 5 Jahren besteht. ● Aus Nachlässen mit belasteten Immobilien stammen die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von T€ 436 (Vorjahr T€ 0). ● Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von T€ 385 (Vorjahr T€ 468) sind wie im Vorjahr innerhalb eines Jahres fällig. ● Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen bestanden zum Jahresende in Höhe von T€ 17 (Vorjahr T€ 14) sowie Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, in Höhe von T€ 154 (Vorjahr T€ 127). Bei beiden ist die Laufzeit wie im Vorjahr weniger als ein Jahr. ● Die sonstigen Verbindlichkeiten in Höhe von T€ 10.779 (Vorjahr T€ 10.833) setzen sich wie folgt zusammen:

58

JAHRESBERICHT 2015

Weiterleitung Patenschaftsgelder Steuerverbindlichkeiten Umsatzsteuerzahllast Leibrentenverpflichtung Spendenrückzahlungen Weiterleitung aus Nachlass Nachlassabwicklungen Langfristige Verbindlichkeiten Übrige Verbindlichkeiten Gesamt

31.12. 2015

31.12. 2014

T€

T€

Veränderung T€

%

10.268

9.927

341

3,4

121

130

-9

-6,9

113

74

39

52,7

78

69

9

13,0

29

43

-14

-32,6

17

48

-31

-64,6

4

387

-383

-99,0

90

0

90

100,0

59

155

-96

-61,9

10.779

10.833

382

3,5

IV. ERLÄUTERUNGEN ZUR GEWINN­ UND VERLUSTRECHNUNG Die Gewinn- und Verlustrechnung wird nach dem Umsatzkostenverfahren aufgestellt. Die Zuordnung der Personalaufwendungen zu den Projekt-, Verwaltungs- und Werbeaufwendungen erfolgt entsprechend der Personalkosten der Mitarbeiter in den jeweiligen Bereichen. Analog der hieraus resultierenden Schlüsselung werden auch die Sachaufwendungen und Abschreibungen zugeordnet. IV.1. IDEELLER BEREICH Der gesamte Ertrag aus Spendenverbrauch beträgt im Berichtsjahr € 134,3 Mio (Vorjahr € 136,1 Mio) und vermindert sich gegenüber 2014 somit um € 1,8 Mio. In den Spendeneinnahmen sind Erträge aus dem Verbrauch von zweckgebundenen Spenden (Tsunami) in Höhe von € 1,9 Mio (Vorjahr € 1,4 Mio) und eine Minderung aus dem Ertrag aus Spendenverbrauch des Geschäftsjahres mit T€ 10.172 gem. IDW RS HFA 21 enthalten. Die Ertragsrealisierung erfolgt gem. IDW RS HFA 21 nicht bei der Vereinnahmung der Zuwendungen, sondern bei ihrer satzungsgemäßen Verwendung. Die Spenden werden deshalb zum Zeitpunkt ihres Zuflusses zunächst ohne Berührung der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst und in einem gesonderten Passivposten „noch nicht verbrauchte Spendenmittel“ nach dem Eigenkapital ausgewiesen. Die ertragswirksame Auflösung dieses Postens wird dann korrespondierend zu dem durch die satzungsgemäße Verwendung der Spenden entstehenden Aufwand als „Ertrag aus Spendenverbrauch des Geschäftsjahres“ ausgewiesen. Die Summe der sonstigen ideellen Erträge T€ 3.004 (Vorjahr T€ 4.619) beinhaltet insbesondere die Refundierungen von anderen SOS-Einrichtungen (T€ 1.158; Vorjahr T€ 1.851) und Einnahmen aus öffentlichen Mitteln (T€ 1.750; Vorjahr T€ 1.346). Die Einnahmen aus Geldbußen verringerten sich von T€ 248 auf T€ 75. Die sonstigen Erträge in Höhe von T€ 276 (Vorjahr T€ 222) ergeben sich im Wesentlichen aus der Vermögensverwaltung T€ 188 (Vorjahr T€ 206). Die Kursgewinne der Wertpapiere werden im Finanzbereich ausgewiesen (siehe 3.).

Für den laufenden Unterhalt von SOS-Kinderdorf-Einrichtungen wurden in 2015 T€ 72.734 (Vorjahr T€ 76.315) aufgewendet. Darin enthalten sind Aufwendungen für allgemeinen Unterhalt T€ 60.239 (Vorjahr T€ 64.413) und T€ 12.495 (Vorjahr T€ 11.902) für Projektnebenkosten. Die Aufwendungen für Bauprojekte betrugen T€ 4.869 (Vorjahr T€ 2.964). Darin enthalten sind Aufwendungen für allgemeine Bauprojekte T€ 4.018 (Vorjahr T€ 2.494) und T€ 851 (Vorjahr T€ 470) Anteil aus Projektnebenkosten. Die Erhöhung der Kosten begründet sich darin, dass es in 2015 eine erhöhte Bautätigkeit gab, da nach Ende der Ebolakrise die Bauprojekte in Liberia und in Sierra Leone wieder aufgenommen worden sind. Für die Nothilfe betrug der Aufwand T€ 3.177 (Vorjahr T€ 2.522). Dieser Posten beinhaltet Aufwendungen für Nothilfe für Bau T€ 367 (Vorjahr T€ 1.372) und Nothilfe für Unterhalt T€ 2.254 (Vorjahr T€ 750) sowie den Anteil an Projektkoordination und Kontrolle T€ 555 (Vorjahr T€ 400). Die Gesamtaufwendungen für Bau, Unterhalt und Nothilfe verteilen sich auf folgende Regionen:

Afrika Asien Naher Osten Lateinamerika und Karibik Europa inkl. Caldonazzo Gesamt Projektkoordination und Kontrolle Gesamt

2015

2014

Veränderung

T€ 20.941 10.639 5.598

T€ 19.933 11.100 5.293

T€ 1.008 -461 305

18.939

18.312

627

3,4

10.761

14.391

-3.630

-25,2

66.878

69.029

­2.151

­3,1

13.901

12.771

1.130

8,8

80.779

81.800

­1.021

­1,2

% 5,1 -4,2 5,8

Die Aufwendungen für die pädagogische Grundsatzarbeit und sonstige Unterstützungszahlungen von T€ 3.856 (Vorjahr T€ 3.519) enthalten vor allem ● Stipendien für SOS-Jugendliche, ● Zuschüsse an die Hermann-Gmeiner-Akademie für pädagogische Grundsatzarbeit, ● Weiterleitung von zweckgebundenen Spenden für bestimmte Länder. Der Ausgleichsposten für die Veränderung der projektbezogenen Rückstellungen enthält die Zuführungen und Auflösungen zu den Bau- und Nothilferückstellungen. An Patengeldern wurden T€ 20.192 (Vorjahr T€ 19.671) an das Patenbüro in Wien weitergeleitet.

Die Personalaufwendungen für Projektarbeit sowie der Sachkostenanteil für Projektarbeit und die anteilige Abschreibung von insgesamt T€ 1.982 (Vorjahr T€ 2.060) teilen sich wie folgt auf:

Personalaufwand Ausland Personalaufwand Inland Anteilige Sachaufwendungen Anteilige Abschreibung Gesamt­ aufwendungen

2015

2014

Veränderung

T€

T€

1.089

1.256

-167

-13,3

701

642

59

9,2

181

149

32

21,5

11

13

-2

-15,4

1.982

2.060

­78

­3,8

T€

%

Die Summe der Aufwendungen für ausländische SOSKinderdorf-Einrichtungen betrug € 108,1 Mio (2014 € 106,1 Mio). Die Erhöhung der Aufwendungen resultiert aus dem Verbrauch von projektbezogenen Aufwendungen sowie der nicht mehr zu bildenden projektbezogenen Rückstellung für den Unterhalt der SOS-Kinderdorf-Einrichtungen, da das verabschiedete Unterhalts-Budget für 2016 ff. unter Haushaltsvorbehalt erfolgte. Die Verwaltungsaufwendungen von T€ 2.818 (Vorjahr T€ 2.688) setzen sich wie folgt zusammen:

Personalaufwand Verwaltung Anteilige Sachaufwendungen Anteilige Abschreibung Gesamt­ aufwendungen

2015

2014

Veränderung

T€

T€

2.211

2.147

64

3,0

570

498

72

14,5

37

43

-6

-14,0

2.818

2.688

130

4,8

T€

%

Die Werbeaufwendungen von insgesamt T€ 22.141 (Vorjahr T€ 22.561) haben sich um T€ 420 gegenüber dem Vorjahr vermindert. In den Werbeaufwendungen sind der Anteil für Sachaufwendungen, Personalaufwendungen und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Wirtschaftsgüter enthalten. Die sonstigen Aufwendungen von insgesamt T€ 898 (Vorjahr T€ 787) beinhalten im Wesentlichen Aufwendungen für die Nachlassabwicklung T€ 651 (Vorjahr T€ 556) sowie Aufwendungen aus Immobilien T€ 216 (Vorjahr T€ 208) und periodenfremde Aufwendungen T€ 12 (Vorjahr T€ 9). Den Gesamterträgen für den ideellen Bereich in Höhe von € 137,5 Mio (Vorjahr € 140,9 Mio) stehen somit Aufwendungen in Höhe von € 133,9 Mio (Vorjahr € 132,1 Mio) gegenüber. Daraus ergibt sich ein Überschuss im ideellen Bereich von € 3,6 Mio (Vorjahr € 8,8 Mio). Die Erhöhung der Aufwendungen resultiert aus dem Verbrauch von projektbezogenen Kosten.

59

ANHANG

WIE WIR WERBEN UND INFORMIEREN Die SOS-Kinderdörfer weltweit werben mit posta lischen Mailings sowie online über Werbebanner, Textanzeigen in Suchmaschinen und sozialen Netzwerken sowie per E-Mail-Newsletter um Spenden und um regelmäßige Spendenbeiträge. Ebenso wird auf Pro-bono-Basis ein Affiliate-Programm zur Gewinnung von Neuspendern und Interessenten genutzt. Zudem werden neue Interessenten über Kooperationspartner geworben. Weitere Werbeformen sind Anzeigen und Beilagen in Zeitschriften, sowie Werbespots in Radio und TV. Anzeigen und Werbespots werden zumeist auf Pro-Bono-Basis gedruckt oder gesendet. Außerdem werden bestehende Spender und Spenderinnen telefonisch kontaktiert. Auf der Straße werden sogenannte „Face-to-Face“-Kampagnen durchgeführt, hierbei wird um langfristige Unterstützer und Unterstützerinnen geworben. Informationen über die Organisation, Programme und die Arbeit vor Ort werden in Pressemeldungen und -interviews, der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift „SOS-Kinderdörfer weltweit“, dem Jahresbericht, der Webseite, in Filmen und Videos sowie auf Veranstaltungen weitergegeben.

IV.2. WIRTSCHAFTLICHER BEREICH Im Wirtschaftlichen Bereich wurden Umsatzerlöse in Höhe von T€ 123 (Vorjahr T€ 121) erzielt. Den Erträgen stehen Aufwendungen in Höhe von T€ 26 (Vorjahr T€ 5) gegenüber, so dass sich im Wirtschaftlichen Bereich ein positives Ergebnis von T€ 98 (Vorjahr T€ 116) ergibt. IV.3. FINANZBEREICH Die Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen betrugen T€ 95 (Vorjahr T€ 249). Im Jahr 2015 wurde keine Ausschüttung (im Vorjahr T€ 100) von unserem verbundenen Unternehmen vorgenommen. Die Kursgewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren beliefen sich auf T€ 813 (Vorjahr T€ 185). Die Erhöhung ergibt sich im Wesentlichen daraus, dass im Geschäftsjahr ein Verkauf von Spezial-Fonds-Anteilen zur Deckung von kurzzeitigem höheren Liquiditätsbedarf und der daraus resultierenden Auflösung von stillen Reserven stattfand. Im Übrigen wurden sonstige Zinsen und ähnliche Erträge von T€ 37 (Vorjahr T€ 46) erzielt. Die Abschreibungen auf Finanzanlagen und Wertpapiere des Anlagevermögens betrugen T€ 3 (Vorjahr T€ 8). Für Zinsen und ähnliche Aufwendungen wurden T€ 209 (Vorjahr T€ 23) aufgewendet. Diese beinhalten hauptsächlich Aufzinsungen für Leibrentenverpflichtungen sowie Aufwendungen für Drohverlustrückstellungen aus schwebenden Devisentermingeschäften. Somit ergibt sich ein positives Ergebnis im Finanzbereich von T€ 732 (Vorjahr T€ 405).

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JAHRESBERICHT 2015

IV.4. STEUERN (FÜR DEN WIRTSCHAFT­ LICHEN GESCHÄFTSBETRIEB) Für Steuern vom Einkommen und Ertrag wurden T€ 26 (Vorjahr T€ 34) aufgewendet. IV.5. DARSTELLUNG DER GESAMTAUF­ WENDUNGEN FÜR PERSONAL, SACH­ AUFWENDUNGEN UND ABSCHREIBUNG AUF SACHANLAGEN UND IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE Die Gesamtaufwendungen für Personal betrugen T€ 8.266 (Vorjahr T€ 7.801). Es entfielen T€ 7.177 (Vorjahr T€ 6.545) auf Inlandsmitarbeiter; davon auf Gehälter T€ 5.683 (Vorjahr T€ 5.141) und T€ 1.493 (Vorjahr T€ 1.403) auf soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung. Der Anteil für Altersvorsorge betrug T€ 312 (Vorjahr T€ 279). Die Personalaufwendungen für Auslandsmitarbeiter betrugen T€ 1.089 (Vorjahr T€ 1.256), wobei die Gehälter T€ 910 (Vorjahr T€ 1.036) und die sozialen Aufwendungen T€ 179 (Vorjahr T€ 220) betrugen. Der Anteil für Altersvorsorge war T€ 103 (Vorjahr T€ 136). Die gesamten Sachaufwendungen betrugen T€ 1.849 (Vorjahr T€ 1.517), für Abschreibungen des Sachanlagevermögens und der immateriellen Vermögensgegenstände T€ 119 (Vorjahr T€ 132).

V. SONSTIGE FINANZIELLE VERPFLICHTUNGEN Es bestehen sonstige finanzielle Verpflichtungen für Verträge, die ein Kündigungsrecht erst nach einer bestimmten Laufzeit vorsehen in Höhe von T€ 3.828. Dabei beträgt der größte Anteil die Verpflichtung aus dem Mietvertrag für die Büroräume in der Ridlerstr. 55 in München in Höhe von T€ 3.790 bis zum erstmöglichen Kündigungszeitpunkt am 31. Juli 2023. Der Mietvertrag hat eine Laufzeit bis 31. August 2028. Bei der Berechnung wurde als Basis die Miete ohne Nebenkosten verwendet. Ein weiterer Anteil ist die Verpflichtung aus dem Telefonmietvertrag mit T€ 38.

Kinderdörfer Global Partner GmbH, München, in Höhe von € 300.000. Das Stammkapital bzw. Eigenkapital zum 31. Dezember 2015 betrug € 300.000 bzw. € 269.891,91. Die Gesellschaft erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen Jahresfehlbetrag in Höhe von € 57.633,17 welcher auf neue Rechnung vorgetragen wird. Es besteht seit dem 20. November 2001 eine 25 %-ige Beteiligung in Höhe von € 50.000 an der Joint Systems Fundraising- & IT-Services GmbH, Innsbruck. Das Stammkapital bzw. Eigenkapital zum 31. Dezember 2015 betrug € 200.000 bzw. € 460.985,90. Die Gesellschaft erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen Jahresüberschuss in Höhe von € 5.197,27. Des Weiteren besteht ein 50 %-iger Anteil an der zum 13. Oktober 2004 gegründeten Smart Letter & Services Versand GmbH, Innsbruck (Anteil am Stammkapital € 30.000). Im Jahr 2008 wurde ein Gesellschafterbeitrag in Höhe von € 20.000 und im Jahr 2010 ein weiterer in Höhe von € 105.000 geleistet; in der Tochtergesellschaft wurden diese Zahlungen als Kapitalrücklage ausgewiesen. Im Jahr 2007 wurden € 30.000 abgeschrieben. Das Stammkapital bzw. Eigenkapital zum 31. Dezember 2015 betrug € 60.000 bzw. € 66.626,07. Die Gesellschaft erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen Jahresüberschuss in Höhe von € 36.955,54.

● Amelie Koenigs, Pädagogin i.R., Bonn ● Gerhard Paetsch, Rechtsanwalt i.R., Starnberg (Vorsitzender) (ausgeschieden: 6. Nov. 2015) ● Dr. Christoph-Marc Pressler, Rechtsanwalt, München (Vorsitzender, ab 06. Nov. 2015) ● Dr. Stefan Piëch, Unternehmer, Wien, ● Hubert Kühner, Geschäftsführer, München ● Petra Zimmermann-Schwier, Wirtschaftsprüferin (seit 6. November 2015)

VII. SONSTIGE ANGABEN VERGÜTUNGSSTRUKTUR

Die Aufwendungen der Gehälter für die 4 Vorstandsmitglieder betrugen im Berichtsjahr T€ 455 (T€ 23, T€ 131, T€ 127, T€ 174). Im Vorjahr waren es T€ 447. Sie enthielten keine variablen Vergütungsanteile.

Die Vergütungen für Neueinstellungen ab dem 1.1.2014 in den Gehaltsgruppen auf Monatsbasis betrugen im Jahr 2015 brutto:

Eine Entsprechenserklärung zum Deutschen Corporate Governance Kodex wurde von den Gremien abgegeben. Diese kann auf der Homepage des Vereins (www.sos-kinderdoerfer.de) eingesehen werden.

VI. ERGÄNZENDE ANGABEN

Im Berichtsjahr gehörten folgende Personen zum Vorstand des Vereins:

Die Anteile an verbundenen Unternehmen betreffen den 100 %-igen Anteil an der am 14. April 2004 gegründeten SOS-

● Christoph Kahl, Unternehmer, Köln

Das ab dem 1. Januar 2014 für Neueinstellungen geltende Gehaltsschema wurde im Jahr 2013 entwickelt und beinhaltet leistungs- und wettbewerbsbezogene Elemente. Es werden 7 Gehaltsstufen unterschieden, die das jeweilige Funktionsprofil sowie Führungsverantwortung reflektieren. Es werden 13,5 Monatsgehälter bezahlt.

ANGABEN ZUM VORSTAND / AUFSICHTSRAT

Es wurden keine berichtspflichtigen Geschäfte im Sinne des § 285 Nr. 21 HGB zwischen Aufsichtsrat oder Vorstand mit dem Verein durchgeführt.

● Michaela Braun, Rechtsanwältin, München (stellvertretende Vorsitzende)

Seit 12. August 2015 besteht eine 30 %-ige Beteiligung in Höhe von € 7.500,00 (Stammkapital € 25.000,00) an der Bildungschancen gGmbH, Essen. Im Dezember 2015 wurde ein weiterer Gesellschafterbeitrag in Höhe von € 7.500,00 geleistet, welcher bei der Gesellschaft als Kapitalrücklage ausgewiesen wird.

Des Weiteren bestehen sonstige finanzielle Engagements aus dem im Februar 2016 durch den Aufsichtsrat beschlossenen Unterhalt, der sich für das Jahr 2015 auf T€ 61.854 und für das Jahr 2016 auf T€ 72.474 beläuft.

Im Berichtsjahr waren durchschnittlich 119 Angestellte (ohne Vorstand) beschäftigt. Hiervon entfallen 107 Mitarbeiter auf das Inland und 12 Projekt-Mitarbeiter auf das Ausland.

Im Berichtsjahr gehörten dem ehrenamtlichen Aufsichtsrat des Vereins an:

Jeweils zwei Vorstandsmitglieder vertreten den Verein gemeinsam.

● Helmut Kutin, Ehrenpräsident SOS-Kinderdorf International, Innsbruck (bis zum 31.12.2015)

● z.B. Sachbearbeiter/innen und Fachkräfte: 2.485 € bis 3.203 € ● z.B. Sachbearbeiter/innen mit besonderen Fähigkeiten/Verantwortungsgebiet: 3.313 € bis 3.863 € ● z.B. Referent/innen: 3.831 € bis 4.692 € ● z.B. Bereichsleiter/innen: 5.066 € bis 5.727 € München, den 27. Mai 2016 Dr. Wilfried Vyslozil · Vorstandsvorsitzender Ulla Sensburg · Vorstand Petra Horn · Vorstand

● Dr. Wilfried Vyslozil, Betriebswirt, München (Vorsitzender) ● Ulla Sensburg, Rechtsanwältin, München ● Petra Horn, Dipl. Kauffrau, Mülheim (seit 1.11.2015)

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LAGEBERICHT

LAGEBERICHT FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2015 1. GRUNDLAGEN DES VEREINS

ZIELE UND STRATEGIEN

Der Verein „SOS-Kinderdörfer weltweit, Hermann-GmeinerFonds Deutschland e.V.“ (SOS-Kinderdörfer weltweit) mit Sitz in München ist eine überparteiliche Personenvereinigung, die gemeinnützige und mildtätige Zwecke verfolgt.

Die Strategie der SOS-Kinderdörfer weltweit ist eingebunden in die Strategie der internationalen SOS-Kinderdorf Organisation.

Der Verein SOS-Kinderdörfer weltweit wurde 1963 in Deutschland gegründet, um Spendenwerbung für SOS-Kinderdorf-Projekte in aller Welt zu betreiben. Der Verein ist in die weltweite SOS-Kinderdorf-Gemeinschaft unter dem Dach von SOS-Kinderdorf International, Innsbruck, Österreich, eingebunden und leistet jährlich erhebliche finanzielle Beiträge für den Aufbau und Unterhalt von ausländischen SOS-Einrichtungen. Derzeit wird ein großer Anteil der weltweiten Zuschüsse zur SOS-Kinderdorf-Arbeit für 864 SOS-Projekte in 79 Ländern aus Spendenmitteln der SOS-Kinderdörfer weltweit, Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. erbracht. GESCHÄFTSMODELL Die Finanzierung erfolgt nach wie vor aus Spenden der circa 0,9 Mio. Spender/innen und Paten/innen sowie aus letztwilligen Verfügungen. Auch in 2015 sind die meisten Spendeneinnahmen aufgrund von postalischen Spendenaufrufen eingegangen, wenngleich auch steigende Einnahmen aus regelmäßigen Spenden, wie zum Beispiel Patenschaften und andere Dauerspenden, zu verzeichnen sind. Die SOS-Kinderdörfer weltweit erhalten darüber hinaus in einem geringeren Umfang Spenden von Unternehmen und Stiftungen sowie Gelder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die für die Mitfinanzierung einiger Entwicklungsprojekte vorgesehen sind. Die Geschäftstätigkeit der SOS-Kinderdörfer weltweit gliedert sich in folgende Bereiche: ● Ideeller Bereich: Erträge aus Spenden, Patenschaften, Nachlässen und sonstige Erträge sowie Aufwendungen für ausländische SOS-Kinderdorf-Einrichtungen, Verwaltungs-, Werbeaufwendungen und sonstige Aufwendungen. ● Wirtschaftlicher Bereich: im Wesentlichen Vermarktung des Namen „SOS-Kinderdörfer weltweit“ durch die Tochtergesellschaft SOS-Kinderdörfer Global Partner GmbH. ● Finanzbereich: Verwaltung von Finanzanlagen.

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JAHRESBERICHT 2015

Die SOS-Kinderdörfer weltweit haben folgende strategische Ziele definiert: 1. Steigerung der Einnahmen durch differenzierte Marketingaktivitäten und innovative Wege. 2. Ausbau sowie weitere Stärkung des Führungsteams mit dem Anspruch, die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter weiter zu steigern. 3. Verstärkung der Zusammenarbeit innerhalb der SOS-Organisation um die Effizienz der internen Abläufe weiter zu erhöhen. 4. Langfristige Stabilisierung des Verhältnisses Einnahmen zu Ausgaben mit dem Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes. 5. Verlagerung der Förderung von Projekten in Länder und Regionen, in denen die Not am größten und die Hilfe am notwendigsten ist sowie Stärkung des entwicklungspolitischen Profils. STEUERUNGSSYSTEM Der Verein erstellt jährlich eine belastbare Budgetplanung für das kommende Jahr sowie eine Vorschau für drei weitere Jahre. Er verfügt darüber hinaus über Controlling-Instrumente, wie monatliche und quartalsmäßige Berichte, um Abweichungen kurzfristig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Im Sommer 2013 wurde zudem das strategische Marketingcontrolling eingeführt. Ziel ist es, mit Hilfe von Controlling-Instrumenten den Einsatz der Werbemittel vorrangig in Projekte zu investieren, bei denen der Verein das maximale Spendenpotential identifiziert hat. Die SOS-Kinderdörfer weltweit verbürgen sich für die sorgfältige Verwendung der Spendengelder. Dies wird durch interne und externe Kontrollsysteme gewährleistet und wird im Jahresbericht dokumentiert. Die Transparenz der weltweiten SOSAktivitäten, welche sich in dem Zahlenmaterial widerspiegelt, wird dadurch erhöht.

Die wichtigsten Steuerungsgrößen des Vereins sind: ● Die Quote zwischen Werbe- und Verwaltungskosten zu Programmaufwendungen: Diese zeigt, wie viel Prozent der Ausgaben des Vereins für Werbung und Verwaltung aufgewendet werden. Ziel des Vereins ist es, eine Werbeund Verwaltungskostenquote unterhalb der 20 % Marke zu erreichen (wird vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, Berlin, als „angemessen“ kategorisiert). ● Das operative Ergebnis (ideeller Bereich): Der Verein hat auch in 2015 das in den vergangenen Jahren gesetzte Ziel eines ausgeglichenen Ergebnisses mehr als erfüllt. ● Anteil der Einnahmen, die der Verein aus Dauerspenden erzielt, im Vergleich zu den Gesamteinnahmen aus Fundraising. Ziel ist es, auch diese Quote mittelfristig zu steigern, um das Spendenvolumen zu stabilisieren. Der Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter/innen wird durch ein Personalentwicklungsprogramm Rechnung getragen. Neben der Qualifizierung und Weiterbildung von Mitarbeiter/ innen werden Themen wie Führungskräfteentwicklung, Kommunikation und „Kennenlernen der SOS-Marke und SOSWerte“ sowie Innovation behandelt.

2. WIRTSCHAFTSBERICHT RAHMENBEDINGUNGEN Der Spendenmarkt in Deutschland weist eine große Anzahl von Mitbewerbern auf. Der demographische Wandel in Deutschland führt zu einer abnehmenden Gesamtbevölkerung mit einer steigenden Altersstruktur. Das Thema Armut in Deutschland ist immer mehr in der Öffentlichkeit präsent, so dass sich viele Spender lieber in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft engagieren wollen. Des Weiteren steht Deutschland vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen, die aufgenommenen Flüchtlinge zu versorgen und zu integrieren. Die konjunkturelle Lage in Deutschland war im Jahr 2015 gekennzeichnet durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahresdurchschnitt 2015 um 1,7 % höher als im Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt 2015 waren rund 43,0 Mio. Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Damit liegt die Zahl der Erwerbstätigen nach ersten vorläufigen Berechnungen im Jahr 2015 um 324.000 Personen oder 0,8 % höher als im Vorjahr; die Erwerbslosenquote lag somit bei 4,5 %.In 2015 stiegen die Bruttoverdienste um 2,7 %, die Inflationsrate erhöhte sich um 0,3 %, was somit zu einer Erhöhung des Reallohnindex von 2,4 % führte. Im Jahr 2015 haben sich zwei Katastrophen mit verheerenden Auswirkungen ereignet: Die Erdbebenkatastrophe in Nepal sowie das Flüchtlingsdrama im Nahen Osten mit enormen Auswirkungen auf die europäische Union. Die Erfahrung zeigt, dass die Spendenbereitschaft in solchen Fällen überproportional steigt. Hinzu kommt, dass sich erfreulicherweise gemäß aktuellen Prognosen – auch ohne Katastrophenspenden in Deutschland - im Jahr 2015 eine Steigerung der Spenden um

€ 0,5 Mrd. auf € 7 Mrd. ergab. Der Verein hat hinsichtlich des Nepalerdbebens sowie der Flüchtlingskrise aktive Nothilfe geleistet. Dennoch bleibt der Schwerpunkt der Aktivitäten von SOS-Kinderdörfer weltweit das langfristige, dauerhafte und nachhaltige Engagement im Ausland. GESCHÄFTSVERLAUF Das Jahr 2015 war für die SOS-Kinderdörfer weltweit bezüglich der Einnahmen das beste Geschäftsjahr seit ihrem Bestehen. Verglichen mit der Haushaltsplanung für das Jahr 2015, haben die SOS-Kinderdörfer weltweit statt einem Defizit einen operativen Überschuss erwirtschaftet. Die Einnahmen aus Spenden und Patenschaften lagen mit € 5,5 Mio. und die Einnahmen aus Nachlässen um € 3,3 Mio. über den Planzahlen. Bedingt durch Neueinstellungen in nahezu allen Bereichen erhöhte sich der Personalaufwand um € 0,6 Mio. auf € 7,2 Mio. Dies ist i. W. auf eine ambitionierte strategische Zielsetzung mit Blick auf die Steigerung der Spendeneinnahmen für die nächsten Jahre zurückzuführen. Weitere wesentliche Leistungsindikatoren in 2015 waren: ● Die Anzahl aktiver Spender/innen und Pat/inn/en reduzierte sich weiterhin auf knapp unter 0,9 Mio. Auch im Jahr 2016 wird davon ausgegangen, dass die Tendenz weiter rückläufig ist und sich die Anzahl weiter vermindert. ● Personal: Ende des Jahres 2015 hatte der Verein 117 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 78 Vollzeit- sowie 29 Teilzeitmitarbeiter/innen und 4 geringfügig beschäftigt. 6 davon befinden sich derzeit in Elternzeit oder in der passiven Phase ihrer Altersteilzeit. 79 % des Personals sind weiblich. 3 von 7 Bereichsleitenden sind Frauen. Auf Vorstandsebene beträgt der Frauenanteil zwei Drittel. ● Die Marke SOS-Kinderdorf steht vom Bekanntheitsgrad her gesehen an erster Stelle. Laut der Studie vom Dashöfer Verlag zur Einschätzung der Unterstützungswürdigkeit von Spendenorganisationen stehen die SOS-Kinderdörfer weltweit gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz auf Platz 1 der spendenwürdigsten Organisationen. Was die soziale Akzeptanz betrifft, stehen die SOS-Kinderdörfer weltweit ebenfalls auf dem 1. Platz, gefolgt von Ärzte ohne Grenzen. ● Der Anteil der Werbe- und Verwaltungskosten an den Gesamtaufwendungen gemäß Berechnungsschema des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, Berlin, betrug für 2014 19,19 % (Vorjahr 18,74 %) und wird von dem DZI als „angemessen“ bezeichnet. Die Quote für 2015 liegt noch nicht vor, wir gehen jedoch davon aus, dass diese sowohl für das Jahr 2015 als auch für das Jahr 2016 weiterhin unter 20 % und somit „angemessen“ bleiben wird.

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LAGEBERICHT

ERTRAGS­, FINANZ­ UND VERMÖGENSLAGE Auf der Vermögensseite tragen vor allem die Wertpapiere des Anlagevermögens in Höhe von € 115,5 Mio. zur Zukunftssicherung des Vereins bei und versetzen ihn in die Lage, für einen Zeitraum von etwa 13 Monaten die laufenden Verpflichtungen aus Projektarbeit und Geschäftsbetrieb erfüllen zu können. Die Finanzanlagen werden aktiv durch externe professionelle Vermögensverwalter gemanagt und bestehen gemäß interner Anlagerichtlinien und Risikoerwägungen zu einem Großteil aus Wertpapieren mit guter Bonität und unterschiedlichen Fälligkeiten. Die Finanzanlagen nahmen im Berichtsjahr um 13,8 % bzw. € 14,1 Mio. zu. Der Grund hierfür ist in dem positiven operativen Ergebnis zu sehen, so dass die hieraus entstandene zusätzliche Liquidität in Spezialfonds-Anteile investiert werden konnte. Auf der Aktivseite liegt der Fokus des Vereins neben der Vermögenserhaltung und -sicherung in der Vorhaltung ausreichender Liquidität, um die laufenden Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können. Die Anlage von Fest- und Tagesgeldern erfolgt in Abstimmung mit erwarteten, kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen. Das Umlaufvermögen nahm im Berichtsjahr vor allem infolge der leichten Erhöhung der Liquidität um € 1,4 Mio. (3,4 %) auf € 41,6 Mio. zu. Auch hier ist der Grund das positive operative Ergebnis. Die Passivseite ist im Wesentlichen geprägt durch das Eigenkapital, welches rd. 72 % der Bilanzsumme ausmacht. Die Rückstellungen sowie die Verbindlichkeiten reduzierten sich um rd. T€ 75 auf rd. € 29,3 Mio. Die Bilanzsumme erhöhte sich im Berichtjahr auf € 159,4 Mio., was einer Steigerung um € 14,5 Mio. gegenüber 2014 entspricht. Die laufenden Erträge aus Spenden, Nachlässen und Patenschaften lagen im Berichtsjahr 2015 über den Aufwendungen des ideellen Bereichs, was zu einem positiven operativen Ergebnis führte. Somit weist der Jahresabschluss 2015 einen Jahresüberschuss in Höhe von € 4,4 Mio. aus, der in die freie Rücklage eingestellt wurde. Der gesamte Ertrag aus Spendenverbrauch beträgt im Berichtsjahr rd. € 134,3 Mio. (Vorjahr € 136,1 Mio.) und reduzierte sich gegenüber 2014 somit um € 1,8 Mio. In den Erträgen aus dem ideellen Bereich sind Erträge aus dem Verbrauch von zweckgebundenen Spenden (Tsunami) in Höhe von € 1,9 Mio. (Vorjahr € 1,4 Mio.) sowie noch nicht verbrauchte Spendenzuflüsse des Geschäftsjahres mit € -10,2 Mio. (Vorjahr € 0,3 Mio.) gem. IDW RS HFA 21 enthalten. Die Erträge aus allgemeinen Spenden lagen in 2015 mit € 77,0 Mio. um € 5,7 Mio. oder 8,1 % über den Vorjahreswerten. Der Anteil der Einnahmen aus Dauerspenden an den Fundraising-Einnahmen lag in 2015 bei 28 %. Die Einnahmen aus dem Bereich „Öffentliche Mittel“ erhöhten sich von € 1,3 Mio. in 2014 auf € 1,7 Mio. im Jahr 2015. Diese Mittel wurden den SOS-Kinderdörfern weltweit hauptsächlich vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Verfügung gestellt. Erfreulich ist der erneut zu verzeichnende leichte Anstieg von € 21,6 Mio. auf € 22,2 Mio. (plus 2,7 %) im Bereich der Patenschaften gegenüber dem Vorjahr. Die Einnahmen aus Nach-

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JAHRESBERICHT 2015

lässen nahmen um € 1,3 Mio. auf € 41,9 Mio. zu, was einer Erhöhung von 3,1 % entspricht. Der Aufwand für das Auslandsengagement des Vereins ist im Berichtsjahr um € 2,0 Mio. gestiegen. Zwar sind die Unterhaltskosten für ausländische Einrichtungen im Berichtsjahr von € 76,3 Mio. auf € 72,7 Mio. (minus 4,7 %) zurückgegangen, allerdings erhöhten sich die Investitionen in Bauprojekte um € 1,9 Mio. auf € 4,9 Mio. Des Weiteren erhöhten sich die Aufwendungen für Nothilfe um € 0,7 Mio. auf € 3,2 Mio. Die Werbeaufwendungen reduzierten sich – trotz gestiegener Spendeneinnahmen - im Berichtsjahr auf € 22,1 Mio. (Vorjahr € 22,6 Mio.), was einer prozentualen Reduzierung von 1,9 % entspricht. Die Verwaltungsaufwendungen hingegen erhöhten sich auf € 2,8 Mio. (Vorjahr € 2,7 Mio.), was ein Plus von 4,8 % widerspiegelt. Das Ergebnis des wirtschaftlichen Bereichs betrug im Berichtsjahr T€ 98 (Vorjahr T€ 116). Im Wesentlichen stammt es aus Erträgen aus dem Bereich Sponsoring sowie Lizenzgebühren der Tochtergesellschaft SOS Kinderdörfer Global Partner GmbH, München. Das Ergebnis aus dem Finanzbereich betrug € 0,7 Mio. (Vorjahr € 0,4 Mio.) und beruht im Wesentlichen auf den Erträgen aus Wertpapieren und Kursgewinnen aus der Veräußerung von Wertpapieren des Anlagevermögens. 3. NACHTRAGSBERICHT Berichtspflichtige Ereignisse nach Abschluss des Geschäftsjahres lagen nicht vor. 4. PROGNOSEBERICHT Für das Jahr 2016 sind der weitere Ausbau und die Optimierung der Standard-Spendenaktionen geplant. Daneben werden, wie in den vergangenen Jahren, zusätzliche Kanäle zur Ansprache von Spendern weiter ausgebaut. Vor allem im Bereich der direkten Ansprache von Förderern soll der persönliche Dialog weiter intensiviert werden (Stiftungen). Neue Zugänge zu einer jüngeren Spendergruppe sollen konsequent durch die Nutzung der hier relevanten Medien (vor allem Internet und Social Media) erschlossen werden. Auch sollen weitere Anstrengungen unternommen werden, Spenderinnen und Spender zu Dauerspenden zu bewegen. Insgesamt sind für das Jahr 2016 Einnahmen aus Spenden und Patenschaften in Höhe von ca. € 95-100 Mio. geplant. Auch in 2016 rechnen wir mit einer DZI-Quote, die unter 20 % liegt und somit als „angemessen“ bezeichnet werden kann. Für die Einnahmen aus Nachlässen gehen wir von einem Rückgang aus. Wir rechnen mit Einnahmen in einer Bandbreite von ca. € 39-40 Mio., wobei eine Prognose in diesem Bereich äußerst schwierig ist. Auf der Ausgabenseite ist für 2016 eine Erhöhung gegenüber 2015 zu erwarten. Geplant sind erhöhte fixe Programmaufwendungen in einer Größenordnung bis zu € 16 Mio. Bei der Entwicklung der Werbe- und Verwaltungsaufwendungen rech-

nen wir mit einer Erhöhung um ca. 10 %, dies vor allem aufgrund von Investitionen in neue Ansprache-Formen (wie z. B. Digital und Medien). Wir gehen davon aus, dass die Schere zwischen operativen Einnahmen und Ausgaben zwar in 2016 noch bzw. wieder besteht, diese sich aber mittelfristig schließen wird. In 2016 wird die operative Unterdeckung voraussichtlich € 13,4 Mio. betragen. 5. RISIKO­ UND CHANCENBERICHT In 2015 wurde der Risikokatalog turnusmäßig überprüft und angepasst. Das Risikomanagement hat zum Ziel, sämtliche möglichen Risiken zu identifizieren, nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schwere des Schadens zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu definieren, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Die folgenden Hauptrisiken wurden für die SOS-Kinderdörfer weltweit identifiziert: 1. Spender/innen Die Thematik Vertrauensverlust ist vorstellbar und als kritisch einzustufen. Diesbezüglich sind bzw. werden für den Verein folgende Maßnahmen implementiert: ● Schaffen von absoluter Transparenz durch Offenlegung aller wesentlichen Fakten und Zahlen weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. ● Freiwillige Prüfung der Jahresabschlussunterlagen durch eine namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. ● Die SOS-Kinderdörfer weltweit tragen das DZI SpendenSiegel und sind Mitglied in der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. ● Installation eines Konzepts zur Krisenkommunikation. ● Zur weiteren Erhöhung der Transparenz wurde der Jahresbericht erneut überarbeitet. 2. Ausgaben steigen überproportional im Vergleich zu den Einnahmen Maßnahmen: ● Konsequente Verfolgung und Umsetzung der „Sustainable Path-Strategie“. Teil dieses Programms ist das Ziel, dass 35 nationale Vereine ihre Unterhaltskosten, ohne Zuschüsse eines Fördervereins, bis 2020 selbst finanzieren. ● „Strategic Growth Investment Programme“ (SGIP). Dieses verfolgt das Ziel, SOS-Kinderdorf-Vereine nachhaltig beim Fundraising zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf Ländern, in denen das nötige Spendenpotenzial vorhanden wäre, dieses aber noch nicht realisiert wurde. 3. Bereich Marketing/Fundraising Trotz steigender Einnahmen in 2015 ist ein kontinuierlicher Rückgang an Spendern zu verzeichnen, hier gilt es, neue Spendergruppen anzusprechen. Hiermit einher geht laut Marktforschungen ein Rückgang der Relevanz unserer Organisation in der Wahrnehmung von Teilen der Öffentlichkeit.

Um hier strategisch und operativ entgegenzuwirken, wurden die ehemaligen Bereiche „Marketing/Fundraising“, „Digital & Kommunikation“ und „Dialogzentrum“ zu einem gemeinsamen Bereich „Marketing & Dialog“ zusammengefasst. Ziel ist hier ein stringenterer Auftritt mit abgestimmten Botschaften, Themen und Marketingaktivitäten über verschiedene Kanäle hinweg. Die Öffentlichkeitsarbeit wird weiter intensiviert, um mehr Menschen auf das Anliegen der SOS-Kinderdörfer aufmerksam zu machen. Ein weiterer Schwerpunkt ist hier die Zielgruppe „Interessenten“, bei der es darum geht, Menschen zu gewinnen, die uns ideell unterstützen (Petitionen, Social-Media-Aktivitäten etc.) bzw. nicht oder noch nicht bereit sind, uns finanziell zu unterstützen, sehr wohl aber an unseren Themen interessiert sind. Erst in einem zweiten Schritt sollen diese Zielgruppen als Spender und/oder Paten gewonnen und gebunden werden. 4. Diebstahl im IT-Bereich sowie Hardware- und Datenzerstörung Die Sicherheit von Daten insbesondere von Spenderdaten wird aufgrund von massiven Bedrohungen sowohl von außen (wie z. B. Cyber-Attacken) als auch von innen (Diebstahl von Daten, Brand, elektromagnetische Themen, Ausfall der Klimaanlage im Serverraum) enorm gefährdet. Hinzu kommt noch der Umgang mit mobilen Datenträgern. Zur Mitigierung der Risiken wurden zwar bis dato bereits einige Maßnahmen (wie z. B. security audits durch den TÜV sowie diverse Versicherungen) umgesetzt. Ein schlüssiges Konzept wird derzeit erarbeitet, mit der Einführung ist im 2. Quartal 2016 zu rechnen. Der Verein verfügt außerdem über eine Reihe von Kontrollmechanismen: ● Richtlinien, die in regelmäßigen Abständen überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden, unter anderen: Einkaufsrichtlinie, Unterschriftenrichtlinie, Nachlassrichtlinie, Richtlinie für Finanzanlagen und für Kassenverkehr, Richtlinie zur Projektfinanzierung, Richtlinie zur Korruptionsbekämpfung, Dienstreise- und Bewirtungsrichtlinie, Richtlinie für Zuwendungsbestätigungen, Richtlinie zur Übernahme von Ämtern. ● Berechtigungskontrollen und Zeichnungsbefugnisse sowie das Vier-Augen-Prinzip. ● Professionelle Verwaltung der Wertpapiere des Vereins gemäß vorgegebenen Anlagerichtlinien nach einer konservativen Anlagestrategie. Der Verein sieht zukünftige Chancen in der Stabilisierung der Spendeneinnahmen und -ausgaben und hat hierfür entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Auf der Einnahmenseite werden die Ressourcen, die den SOSKinderdörfern weltweit für Mittelbeschaffung zur Verfügung stehen, vorrangig den Projekten gewidmet, bei denen der Verein nachhaltiges Spendenpotential sieht. Neue Spendergruppen werden angesprochen, neue Botschaften und neue Versandformen und zusätzliche Kanäle werden erprobt.

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LAGEBERICHT

● Unsere Freunde werden verstärkt darauf angesprochen, im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten für die SOS-Kinderdörfer regelmäßig zu spenden. Die Einnahmensicherheit für die SOS-Kinderdörfer erhöht sich bei Zunahme der Anzahl der Dauerspender und der Einnahmestrom wird über das Jahr hinweg stabiler, die Ausgaben für Direktmarketing werden geringer. ● Die Änderungen in der Spenderstruktur können als Chance begriffen werden, neue Zielgruppen anzusprechen und für die SOS-Idee zu gewinnen. ● Das bestehende Versandprogramm wird laufend überprüft und neue Themen und Herausforderungen werden aufgegriffen und verstärkt kommuniziert. ● Die SOS-Kinderdörfer wollen weiterhin ihr entwicklungspolitisches Profil verstärken.

DIE BEURTEILUNG DURCH DAS DEUTSCHE ZENTRALINSTITUT FÜR SOZIALE FRAGEN (DZI); WERBE­ UND VERWALTUNGSKOSTEN

RISIKOEINSCHÄTZUNG Unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken gehen wir davon aus, dass sich das Verhältnis der Einnahmen und Ausgaben in den nächsten Jahren weiter stabilisieren wird. Diese Einschätzung wurde vor dem Hintergrund des aktuellen konjunkturellen Umfeldes und der geplanten Maßnahmen zum Zeitpunkt der Aufstellung des Lageberichts getroffen. Eine Entsprechenserklärung zum Deutschen Corporate Governance Kodex wurde von den Gremien abgegeben. Diese wird auf der Homepage des Vereins (http://www.sos-kinderdoerfer. de/Informationen/Transparenz/Pages/Deutscher-CorporateGovernance-Kodex.aspx) veröffentlicht.

SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist eine gemeinnützige Stiftung, die vorwiegend mit öffentlichen Mitteln betrieben wird und die ein freiwilliges Zertifizierungsverfahren für gemeinnützige Organisationen anbietet. Gegenstand der Prüfung durch das DZI ist insbesondere das ethische Verhalten bei der Spendenwerbung, die Feststellung eines korrekten und transparenten Finanzgebarens und der sparsame und zweckgerichtete Umgang mit Spendenmitteln.

Der Vorstand Petra Horn, Ulla Sensburg, Dr. Wilfried Vyslozil

Das DZI nimmt seine Beurteilung u.a. aufgrund unseres Jahresabschlusses vor.

München, den 27. Mai 2016

Nach eingehender Prüfung wurde den SOS-Kinderdörfern weltweit erneut das Prüfsiegel erteilt.

BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS: An den SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V., München Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht des SOSKinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V., München, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen der Satzung liegen in der Verantwortung des Vorstands des Vereins. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und über den Lagebericht abzugeben. Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des Vereins sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht

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JAHRESBERICHT 2015

überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen des Vorstands sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.

Bezüglich der Arbeitsweise der SOS-Kinderdörfer weltweit kam das DZI zu folgender Feststellung: „Der Verein leistet satzungsgemäße Arbeit. Werbung und Information sind wahr, eindeutig und sachlich. Mittelfluss und Vermögenslage werden im Rechenwerk nachvollziehbar dokumentiert. Der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben ist nach DZI-Maßstab angemessen („angemessen“ = 10% bis unter 20%). Eine Kontrolle des Vereins und seiner Organe ist gegeben.

Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss den gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen der Satzung und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanzund Ertragslage des Vereins. Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage des Vereins und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.

Fröhliche SOS­Geschwister im Kinderdorf Addis Abeba/Äthiopien.

SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-GmeinerFonds Deutschland e.V., München, kann das Spendensiegel erneut zuerkannt werden.“

München, den 27. Mai 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Schubert Wirtschaftsprüfer

Junghänel Wirtschaftsprüfer

Die SOS-Kinderdörfer weltweit gehören zu den Erstunterzeichnern der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. www.transparency.de 67

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