Zukunft der Bildung Bildung der Zukunft

„Natürlich interessiert mich die Zukunft. Ich will doch schließlich den Rest des Lebens in ihr verbringen.“ (Mark Twain) Zukunft der Bildung – Bildun...
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„Natürlich interessiert mich die Zukunft. Ich will doch schließlich den Rest des Lebens in ihr verbringen.“ (Mark Twain)

Zukunft der Bildung – Bildung der Zukunft

Univ.-Prof. Dr. Reinhold Popp www.reinhold-popp.at Vortrag bei der 16. bundesweiten Expertentagung Lehrerbildung & beim 4. Netzwerktreffen Lehrerbildung „Grenzen überschreiten: Ausbildung für eine demokratische, interkulturelle und inklusive Schule“

am 23.02.2017, Friedrich-Schiller-Universität Jena

„Wenn es Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch Möglichkeitssinn geben.“ (Robert Musil)

Was kommt? Was geht? Was bleibt? Popp, Reinhold / Reinhardt, Ulrich: Zukunft! Deutschland im Wandel – der Mensch im Mittelpunkt. LIT-Verlag. 2015.

Zukunftsdenken. Ein menschheitsgeschichtliches Langzeitprojekt mit offenem Ausgang Zukunftsangst & die Sehnsucht nach Sicherheit Seit jeher ist die Zukunft eine Projektionsfläche für die Ängste, Hoffnungen und Pläne der Menschen. Zur Reduktion der Ängste, zur Bekräftigung der Hoffnungen und zur Optimierung der Planungskompetenz wurden in der Menschheitsgeschichte viele Methoden entwickelt, z. B.: • • • • • •

Mystisch-magisches Zukunftsdenken (z. B. Delphi) Prophetisches Zukunftsdenken (Warnung vor Folgen des Fehlverhaltens) Strategisch-planerisches Zukunftsdenken (u. a. Denken in „Szenarien“) Utopisches Zukunftsdenken („ideale Zukunft“) Zyklisches Zukunftsdenken (z. B. „Kondratieff-Zyklen“) Zukunftsberechnung (früher: Astrologie; heute: Computersimulation)

Frühe Forderungen nach „Zukunftswissenschaft“

1797 (Johann Gottfried Herder): „Es wird eine Zeit kommen, da es eine Wissenschaft der Zukunft wie der Vergangenheit gibt“. 1831 (Friedrich List): „Man sollte eine Wissenschaft

stiften, nämlich die Wissenschaft der Zukunft, die zum mindesten so großen Nutzen leisten dürfte als die Wissenschaft der Vergangenheit.“ 1943 (Ossip K. Flechtheim): „Futurologie“.

Vom Zukunftsdenken zur Zukunftsforschung 1946 – USA: Offizieller Beginn der wissenschaftlichen Zukunftsforschung RAND-Corporation: Think Tank im Umfeld des militärischindustriellen Wirtschaftssektors

Im europäischen Raum: Kritik am technokratischen, sozialtechnologischen und ahistorischen Wissenschaftsverständnis der USamerikanischen Zukunftsforschung Europäischer Kontrapunkt: Kritisch-hermeneutische Forschungslogik. Betonung der Dynamik zwischen HERKUNFT und ZUKUNFT (sowohl sozial- als auch lebensgeschichtlich)

Zukunftsforschung als Wissenschaft des Wandels

Was Zukunftsforschung kann – und was nicht

PROGNOSE – Ja, aber… Heute: Zukunftsforschung als weltweit verbreitete Disziplin. Zukunftsforschung kann in zukunftsbezogenen Reflexions- und Planungsprozessen wichtige Beiträge leisten, indem sie wissenschaftlich fundiertes plausibles Wissen über Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen produziert. Nicht leisten kann sie jedoch die von den Zeitgeistmedien so sehnsüchtig nachgefragte und von den Trend-Gurus so bereitwillig angebotene

Vorhersage, wie die Zukunft wirklich wird.

„Wo ‚Forschung‘ drauf steht, muss auch Forschung drin sein!“ Zukunftsforschung wird häufig missbraucht! Die so genannten Trendforscher sind meist nur Trendsetter: Ideologische Behauptung der „Alternativlosigkeit“ der von den Auftraggebern erwünschten Zukunftsentwicklung.

Unkritische Verwendung von problematischen Begriffen, z. B.: Megatrend

Wissenschaftstheoretische Grundlagen & methodologische Grundfragen der Zukunftsforschung

Die Zukunftsforschung vernachlässigt den subjektiven Faktor Seit ihrem Beginn in den USA werden in der Zukunftsforschung vor allem die soziologischen, ökonomischen, ökologischen und technologischen Aspekte der Vorausschau betont!

Unterentwickelt: psychologischer Zukunftsdiskurs!

Zukunftsorientierte Bildungsforschung Allzu viele Studien im Bereich der Bildungsforschung bleiben bei der Analyse des „status quo“ stecken, statt viel öfter auch die zukunftsbezogene Frage „quo vadis“ zu stellen. Der Werbeslogan für dieses Programm könnte lauten: „Bildungsforschung als Kompass für das Kommende.“ Dies ist übrigens kein Plädoyer gegen die Auseinandersetzung mit unserer Tradition. Denn die Zukunft ist tief in unserer Geschichte verwurzelt.

Zwei Drittel der Deutschen glauben an die Zukunft der Zukunftswissenschaft x

„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: Keine Bildung“ (John F. Kennedy)

ZUKUNFT DER BILDUNG

Weite der Bildungswelten! In 94 Prozent der Lebenszeit dominieren unterschiedliche Formen des informellen bzw. non-formalen Lernens: Vielfältigen Lernerfahrungen in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, im Sportverein, im Jugendclub, beim sozialen Engagement, beim Besuch von Museen, Science Centers, Theatern und Zoos, bei der Lektüre von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern oder beim Radiohören und Fernsehen. Eine rasant wachsende Bildungsfunktion kommt auch dem World Wide Web zu. Auch Reisen bildet. Und selbst die Schlafzeit ist unterbewusste Lernzeit!

Bildung für die Schule oder für das Leben? „Non vitae, sed scholae discimus“ (Seneca) Beruf: Nur 10% der Lebenszeit!

„Leben 2033“ – aus der Sicht der Zeitbudgetforschung:

760.000 Stunden: GESAMTES (statistisches) Lebenszeitbudget 76.000 Stunden: (berufliche) Arbeitszeit 34.000 Stunden: Bildungszeit (Schule, Hochschule, Weiterbildung, Lebensbegleitendes Lernen) 250.000 Stunden: Schlafzeit 190.000 Stunden: Obligationszeit (z.B.: Körperpflege, Essen, Haushalt, Kindererziehung, Wegzeiten) 210.000 Stunden: Dispositionszeit (Freizeit im engeren Sinne; Kriterium: Freiwilligkeit)

BILDUNG FÜR DIE ARBEITSWELT DER ZUKUNFT: Permanenter Wandel der Arbeitswelt Vielzahl von wechselseitig wirksamen Faktoren, u. a.: • • • • • • • • • • • • •

neue Technologien Flexibilisierung Automatisierung Digitalisierung & Bedeutungszuwachs von Medien wachsender Innovationsdruck & wachsender Zeitdruck wachsende Komplexität rasante Zunahme neuen Wissens & wachsende Bedeutung von Bildung Bedeutungsverlust manueller Arbeit & Wissensgesellschaft Globalisierung demografische Entwicklung (altersgemischte Teams) Migration (interkulturelle Teams; Diversity) Geschlechterverhältnis …

In der Zukunft der Arbeitswelt dominieren wissensintensive Branchen und Berufe Zukünftig dominieren in wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern wie Deutschland – sowohl in der Produktion als auch im Dienstleistungssektor – wissensintensive Branchen und Berufe: • kontinuierliche Innovationsprozesse • Teamwork • internationale und interkulturelle Bezüge • anspruchsvolle Kunden und Kooperationspartner • Arbeitsorganisation im Spannungsfeld zwischen Flexibilität und Sicherheit (= Flexicurity).

Lebenslange bzw. lebensbegleitende Bildung ZUKÜNFTIG IMMER WICHTIGER: Bildung auch für den großen Rest des außer- und nachberuflichen Lebens! Reflexions- & Handlungswissen u.a. für: Beziehungs- und Erziehungsprobleme, Freizeit, Konsum, Geld, Gesundheit, Ehrenamt, politische Partizipation, … Zukünftig beziehen sich die Lernziele in einer auf viele Lernorte verteilten „Schule des Lebens“ nur mehr zum kleineren Teil auf Bildungs- und Erziehungsprozesse im ersten Viertel des Lebens, also in der Kinder- und Jugendzeit, sondern vielmehr auf lebenslange Lebensqualität.

DENKEN AUF VORRAT!

Der Begriff „Kompetenz“ macht Karriere Engführung der Bildungskonzepte auf „employability“! Wo & wie die Kompetenzen erworben werden, wird zukünftig immer weniger wichtig. Im Spannungsfeld zwischen FACHKOMPETENZEN und SCHLÜSSELKOMPETENZEN (reflexive, personale und soziale Kompetenzen). Bedeutungsverlust schulischer Zeugnisse • Herausforderung: neue Form der Zertifizierung • Europäischer & Nationaler Qualifikationsrahmen

Generationenspezifisches Zukunftsproblem: Digitale Spaltung zwischen Jung und Alt • Bereits heute ist die digitale Spaltung zwischen Jung und Alt in beachtlichen Ausmaß ausgeprägt: Während der größte Teik der unter 35-Jährigen im Internet surft, ist von den über 55-Jährigen in Deutschland lediglich eine Minderheit online. • Dabei geht es auch um wichtige, ja existenzielle Fragen wie die Teilnahme an eBanking, eCommerce und eGovernment.

• Zukünftig wird es immer schwieriger, offline zu leben! • In der digitalisierten Welt haben die Jungen jedenfalls die Nase vorn!

Technik statt Bildung? Beispiel Fremdsprachen. Ersparen uns zukünftig digitalisierte Maschinen mühevolle Bildungsprozesse?

Bereits heute: Rechen- und Rechtschreibprogramme; Google-Suche nach Informationen, … Zukünftig: Übersetzungs- und Dolmetschprogramme

Befinden wir uns auf dem gefährlichen Weg zur „transhumanistischen“ Robokratie?

KURZFRISTIG: Steigerung der menschlichen Fähigkeiten durch leistungsfördernde Psychopharmaka und Implantate + pharmakologische und chirurgische Antiaging-Verfahren + signifikante Verlängerung des Lebens.

MITTEL- BIS LANGFRISTIG: Radikale Optimierung sowohl der physischen, psychischen und sozialen Existenz des Menschen durch eine sich selbst kontinuierlich weiterentwickelnde, informations-, neuro-, bio- und gentechnisch basierte künstliche Superintelligenz.

Kritik an den transhumanistischen Zukunfts-Gurus: Künstliche Intelligenz, Singularität & der Mensch als Auslaufmodell 2050 – ENDZIEL „Robokratie“: Schaffung einer neuen Spezies von extrem intelligenten, sich selbst permanent verbessernden und ewig lebenden Maschinenmenschen durch die perfekt ausgestaltete Verbindung von Mensch und Maschine Naives INTELLIGENZ-Verständnis & + menschenverachtendes, + antidemokratisches + technodiktatorisches WELTBILD „SINGULARITY UNIVERSITY“ IM SILICON VALLEY – unterstützt von großen Technologiekonzernen.

„Die Zukunft wird der Gegenwart sehr viel ähnlicher sein, als wir heute denken; aber die Gegenwart ist schon sehr viel anders, als wir sie heute wahrnehmen.“ (Alfred Andersch)

Zukunftsthemen der Bildungsarbeit in der Kinder- und Jugendphase

KINDERGARTEN: Der unterschätzte Lernort.

Gute Bildungsarbeit in Kindergärten leistet lebenslang wirksame Beiträge für mehr Chancengerechtigkeit. • Frühe Sprachförderung • Förderung der technischen Begabungen von Mädchen • Nur wenige männliche Pädagogen • Kindergärten müssen selbstverständlicher Teil des Bildungssystems werden.

50%

Nur der Deutschen meinen, dass das Bildungssystem in Deutschland gut auf die Zukunft vorbereitet.

Auf dem Weg zu einem neuen Bildungsbewusstsein? Bildung, die überwiegend Freude bereitet und bei der die Kür gleich wichtig ist wie die Pflicht. Das neue und zukunftsfähige Bildungsbewusstsein wird sich nur dann durchsetzen, wenn alle innovationsfreudigen Personen und Institutionen zusammenwirken, also •

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die erfreulicherweise immer größer werdende Gruppe der bildungswissenschaftlich fundierten und pädagogisch engagierten Lehrer, die Institutionen der schulpädagogischen Aus- und Weiterbildung, jene Repräsentanten der Eltern und der Schüler, die den Zukunftstraum von einer besseren Bildung noch nicht aufgegeben haben, und selbstverständlich die reformorientierten Kräfte in der Bildungspolitik.

Die „Baustellen“ des Schulwesens sind zahlreich!

Z.B.: • Pisa-Tests • Reformbedürftiges Feedback-Instrument der Schulnoten • Zeitstrukturierung in 45- bis 50-minütige Bildungshäppchen • Nachhilfe-(Un)Wesen • Unterentwickeltes Angebot von ganztägigen Schulformen • …

Ganztägige Schulformen: Zukunftskonzept oder Aufbewahrungsprojekt?

Passen die räumlichen, personellen und pädagogischen Rahmenbedingungen?

Multiprofessionelle Teams & zukunftsfähige Schularchitektur Multiprofessionelle Teams: LehrerInnen + SchulpsychologInnen + SozialarbeiterInnen + FreizeitpädagogInnen + … Rolle der LehrerInnen: Unterrichten + Animieren + Arrangieren + Moderieren Nicht zukunftsfähige Schularchitektur: Die meisten Bildungsbauten sind steinerne Zeugen eines längst überholten pädagogischen Konzepts. Es ist wirklich bewundernswert, was gute und engagierte Lehrerinnen und Lehrer unter schwierigen Bedingungen leisten.

ZUR ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN BILDUNGSEINRICHTUNGEN UND FAMILIEN: Die Evolution der Familie erfordert eine enge Vernetzung mit pädagogischen Institutionen.

Multifunktionale Kleinfamilie: Aus der über viele Jahrtausende hin dominanten Überlebensgemeinschaft wurde in jüngerer Zeit zunehmend eine Erlebnisgemeinschaft, die ihre vielen Aufgaben nur in der Kooperation mit einer Reihe von Unterstützungs-systemen erfolgreich erfüllen kann, z. B. mit Kindergarten & Schule.

Demarkationslinie zwischen Familie und Schule/Kindergarten? • Viele Eltern übertragen die alleinige Verantwortung für die Bildung an Schule und Kindergarten. • Manche Schul- und KindergartenpädagogInnen betrachten eine intensivere Elternarbeit als zusätzliche Belastung und nicht als pädagogisch bereichernde Entlastung.

Die Pädagogik der Zukunft muss sich im Spannungsfeld zwischen Individualisierung und sozialem Zusammenhalt bewähren.

Pädagogische Reaktion auf die verstärkte Individualisierung: Dimension der Bildung nicht vernachlässigen!

Soziale

Herausforderungen für einen besseren sozialen Zusammenhalt: • Mobbing in Bildungseinrichtungen (lt. OECD-Studie) • Überdurchschnittlich starke Abhängigkeit der Bildungs- und Berufskarriere vom Bildungsniveau der Herkunftsfamilie. Dadurch werden viele Begabungen nicht gefördert und viele Talente vergeudet. • Zu viel Aussonderung und zu wenig Inklusion (Beeinträchtigungen, Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten und Verhaltensoriginalität). • Dies gilt auch für Kinder/Jugendliche mit nicht deutscher Muttersprache.

Politik & Wirtschaft verstehen

Zukunftsweisend wären auch • mehr politische Bildung und • mehr (volks)wirtschaftliche Bildung. Denn die Demokratie ist die einzige Staatsform, die ohne gesellschafts- und wirtschaftspolitisch gebildete Bürgerinnen und Bürger nur sehr begrenzt funktionieren kann.

Auch Hochschulen können sich nicht über einen Mangel an „Baustellen“ beklagen • Der Umstieg auf das „Bologna-System“ (BA+MA+PhD) ist bisher nicht überall gelungen. Trotz mancher Fehlentwicklungen steckt im Grundgedanken des Bologna-Systems vor allem eine beachtliche internationalisierende Energie. • Die meisten Mängel des heutigen Hochschulsystems haben nur wenig mit dem Bologna-System zu tun, aber viel mit den hausgemachten Problemen in den Bereichen von Hochschulökonomie, Hochschulmanagement und Hochschuldidaktik. • Verengung der öffentlichen Bildungsdiskurse: Kurzfristig wirksamen berufspraktischen Verwertung von wissenschaftlichem Wissen.

„Eine neue wissenschaftliche Erkenntnis setzt sich nicht deshalb durch, weil die Vertreter des alten Systems überzeugt wurden, sondern weil sie aussterben und eine neue Generation an ihre Stelle tritt, die mit neuen Gedanken aufgewachsen ist. (Max Planck)

Der Sinn eines Hochschulstudiums besteht in der Entwicklung eines Kompetenzprofils für die flexible und kreative Zukunftsgestaltung in einer vom permanenten Wandel gekennzeichneten Arbeits- und Lebenswelt: • Fachwissen • interdisziplinäres Querschnittswissen • fundierte Persönlichkeitsbildung • gemeinsames projektbezogenes Arbeiten und Lernen • Sehnsucht, neue Lösungen zu finden.

„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ (Perikles / Περικλῆς)

5 Thesen zur Bildung der Zukunft

THESE 1: Die Digitalisierung entfaltet eine starke pädagogische Potenz. Dabei wird die Arbeitsteilung zwischen dem gebildeten Menschen und den wissensspeichernden Maschinen immer wichtiger. • • • •

Globalisierung des Wissens. Alle drei Jahre verdoppelt sich das weltweit verfügbare Wissen. Gleichzeitig veralten die bisher geltenden Wissensbestände immer rascher. Wissen aus der Kindheit und Jugend erreicht bereits wenige Jahre nach der Absolvierung der Ausbildung das Ablaufdatum. Deshalb werden Zeugnisse immer unwichtiger.

Bei der Wissensspeicherung ist der Computer besser als der Mensch. Aber: Besser als der beste Computer ist unser Gehirn beim Verstehen, Planen und Gestalten von komplexen Zusammenhängen – im Zusammenspiel zwischen rationaler Analyse, sozialer Empathie, und ethisch fundierten Werturteilen.

THESE 2: Unter den komplexen Bedingungen der Multioptionsgesellschaft wird die Autonomie von Individuen und Institutionen immer wichtiger.

Früher: „Die ganze Welt ist Bühne“ Denn die Rollen für das Spiel des Lebens waren weitgehend fremdbestimmt vordefiniert, ja VORgeschrieben – im doppelten Sinne des Wortes.

Zukünftig: „Die ganze Welt ist ein Workshop“ Denn im Zeitalter der multioptionalen Individualisierung muss jeder und jede Einzelne das Drehbuch für das Spiel des Lebens selber schreiben, darüber hinaus noch selbst Regie führen und gleichzeitig die Hauptrolle spielen.

Schlüsselbegriff AUTONOMIE: Individuell = kein Ego-Trip sondern verantwortungsbewusste und sozial vernetzte Eigenständigkeit.

Institutionell – z. B. Autonomie von Schulen, Kindergärten, Universitäten.

THESE 3: Die Beschleunigung aller Lebensbereiche erfordert die Fähigkeit der „Resilienz“.

Beschleunigung (Hartmut Rosa) und Last des täglichen Lebens (Zeitdruck, Beziehungsprobleme, …). Leistungsfördernden Pharmaka und Neurostimulatoren – oder:

RESILIENZ „Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.“ (Albert Camus) Wie, wenn nicht durch das Zusammenspiel von Familie, Kindergarten und Schule könnte dieses immer wichtiger werdende Ziel der Persönlichkeitsbildung erreicht werden.

THESE 4: Die wohl am stärksten unterschätzte Zukunftskompetenz ist die „Intuition“ Daniel Kahneman + Gerd Gigerenzer: • Intuition ist vor allem dann gefragt, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, obwohl viele Einflussfaktoren der komplexen Rahmenbedingungen ungewiss sind. Diese Ausgangslage ist der Normalfall von Entscheidungssituationen in Führungsfunktionen. • Das logische Denken ist dagegen ein Sonderfall. Es erweist sich dann als bester Weg, wenn alle zukunftsgestaltenden Faktoren ausreichend bekannt sind. „Der intuitive Geist ist ein Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“ (Albert Einstein)

THESE 5: Die zukünftige Innovationskultur erfordert Kreativität und Innovationsfähigkeit. „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ (Albert Einstein)

Respekt vor der Neugierde der Lernenden. Wenn das Interesse für eine Frage fehlt, ist die Antwort Schall und Rauch. • • • •

Neugierde fördert die Kreativität, Kreativität ist der Motor für soziale, kulturelle, technische, wirtschaftliche und politische Innovation. Innovation wiederum stärkt die Chancen der wissensbasierten Gesellschaften Europas am globalen Markt und sichert damit die ökonomische Basis für unsere zukünftige Lebensqualität.

ABSCHLIESSEND: BILDUNG SCHAFFT ZUKUNFT! Zukünftig: Möglichst weit verbreitetes Verständnis für die Bedeutung der alle Altersgruppen betreffenden und alle Lebensbereiche durchdringenden Schlüsselfunktion der Bildung. Grundlage für dieses zukunftsfähige Bildungsbewusstsein: Enge Kooperation von Kindergarten & Schule & Eltern. Wenn BILDUNG in der Kindheit und Jugend nicht mit Lust sondern mit Last verbunden wird, ist dies eine schwere Hypothek für die Bildungsmotivation im großen Rest des Lebens.

Bildung sorgt für eine nachhaltige Stärkung der Wirtschaftskraft, des Lebensstandards, der Lebensqualität und des sozialen Zusammenhalts.

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