Wie wirken Stereotype?

Henrik Singmann, SoSe 2012

Auswertung Kurztest

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Stereotyp, Vorurteil und Intergruppenbeziehungen

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Was ist ein Stereotyp?  Stereotype sind eine kognitive Komponente und verbinden: Eine Gruppenzugehörigkeit mit bestimmten Eigenschaften, Charakteristika.

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Wie wirken Stereotype  Reihe von Studien in den 80er haben untersucht wie stark Stereotype einen Einfluss auf die Wahrnehmung von Personen haben.  Zum Beispiel Locksley et al (1980) finden einen geringen Einfluss des Geschlechts auf das wahrgenommene Durchsetzungsvermögen  Andere Studien widersprechen dem: Nelson et al (1990), Kunda et al. (1997), Darley & Gross (1983), Grant & Holmes (1981).

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 Jede Karte hat auf der einen Seite einen Buchstaben und auf der anderen eine Zahl  Behauptung: Wenn auf der einen Seite ein Vokal ist, dann ist auf der anderen Seite eine gerade Zahl.  Welche Karten müssen umgedreht werden um die Behauptung zu überprüfen?

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Wason Selection Task  Regel: Vokal → gerade Zahl  Die häufigsten Antworten (sind konfirmatorisch) - E - 4

 Die richtigen Antworten (enthalten auch Falsifikation): - E (Modus Ponens Karte) - 7 = keine gerade Zahl (Modus Tollens Karte)

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Wason Selection Task  Menschen stellen Hypothesen über die Welt auf und versuchen dann Evidenz zu finden, die die Hypothesen bestätigen.  Menschen suchen keine Evidenz, die ihren Hypothesen wiederspricht.

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Stereotype als Hypothesen  Menschen neigen dazu, Informationen zu suchen die mit unseren Hypothesen kongruent sind.  Diese Tendenz zeigt sich auch in anderen kognitiven Aufgaben: Wason Selection Task, 2-4-6 Problem, …  Stereotype sind möglicherweise Hypothesen über die Welt  Was heißt das nun für Stereotype?

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A Hypothesis-Confirming Bias in Labeling Effects

 Studie mit 70 Studierenden (Darley & Gross, 1983)  VP sehen Video einer Viertklässlerin („Hanna“).  Zwei UVs: - Demographischer Hintergrund (Teil 1 des Videos, „Expectancy“): Das Kind wird in seinem zu Hause und seiner Schule dargeboten: Reich versus Arm - Leistung: Die Hälfte der VPs sehen anschließend wie das Kind Fragen beantwortet, es beantwortet einige schwere und einige leichte, andere aber nicht (Leistung ist indifferent). Andere Hälfte der VP sieht keine Leistung.

 AV: VP müssen die Leistung des Kindes in „Liberal Arts“, „Reading“, und Mathe bewerten. 27.06.2012

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 Es zeigt sich auf jeder AV eine Interaktion von Expectancy × Performance.  Außerdem HE Expectancy.

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 Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen nur dann ihre Stereotype benutzen um Menschen zu bewerten, wenn Sie das Gefühl haben es sei gerechtfertigt.  Nur wenn Stereotype bestätigt werden, benutzt man sie.

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Stereotype als Hypothesen  Stereotype beeinflussen nicht (immer) automatisch unser Verhalten und unsere Einstellungen.  Stereotype fungieren vielmehr als Hypothesen und beeinflussen welche Informationen wir suchen und wie wir Informationen interpretieren.  Nicht-diagnostische Information wird dann häufig im Sinne des Stereotyps interpretiert und so kommt es das wir Menschen kongruent mit Stereotypen über sie wahrnehmen.

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Snyder & Swann (1978)  VPs sollen ein Interview mit einer Person führen die als entweder Extravertiert oder introvertiert beschrieben wird.  1. Aufgabe: Auswählen von Testfragen aus einer Reihe von Fragen die entweder extravertierte oder introvertierte Inhalte haben.  Ergebnis: - "Extravertierten" werden mehr Fragen für Extravertierte gestellt: "What would you do if you wanted to liven things up at a party?" - "Introvertierten" werden mehr fragen für Introvertierte gestellt: "What things do you dislike about loud parties?"

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Snyder & Swann (1978)  VPs interviewen andere VPs die als extravertiert/introvertiert beschrieben werden mit ausgewählten Fragen (s.o.)  Rater bewerten wie stark die Interviewten VPs extravertiert/introvertiert handelt: - "Extravertierte" werden als extravertierter wahrgenommen als "Introvertierte"

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Zusammenfassung  Stereotype stellen eine Hypothese für unsere Wahrnehmung dar.  Wenn Verhalten ambivalent ist, benutzen wir unsere Hypothese/Stereotype um das Verhalten zu bewerten  In Situationen wo wir Informationen suchen können, suchen wir Hypothesen bestätigende Informationen

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Warum machen wir das?  "Stereotypes as energy saving devices"  Wenn wir Stereotype zur Verfügung haben, benutzen wir diese als effektives Mittel zur Informationsspeicherung  Wir können mehr Information verarbeiten wenn wir Stereotype zur Verfügung haben. Dafür sind sie leider oft nicht korrekt.

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Effekte von Stereotypen  Stereotype beeinflussen wie wir andere wahrnehmen (wenn auch nicht direkt).  Aber beeinflussen sie auch uns?  Ist ein Stereotype aktiviert, sind auch bestimmte, damit verbundene Gedächtnisinhalte aktiviert. - Frau aktiviert weich, fürsorglich,… - Junger, männlicher Migrant aktiviert Versagen, Gefahr, …

 Kann diese Aktivierung unser eigenes Verhalten beeinflussen? 27.06.2012

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Automaticity of Social Behavior  Bargh, J. A., Chen, M., & Burrows, L. (1996). Automaticity of social behavior: Direct effects of trait construct and stereotype activation on action. Journal of Personality and Social Psychology, 71(2), 230–244. doi:10.1037/00223514.71.2.230

John Bargh

 Kann man Verhalten primen das kongreunt mit einem Stereotyp ist?

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Studie 1: Aggressives Verhalten  34 NYU Studenten in 3 Priming Bedingungen.  Priming über scrambled sentence Aufgabe. Fünf Worte, aus denen soll ein Satz mit vier Worten gebildet werden (30 items, 15 relevant) - they her bother see usually (rude: roh, unhöflich) - they her respect see usually (polite: höflich) - they her send see usually (neutral)

 Experiment scheinbar in zwei Teilen. - 1. Teil: Scrambled Sentence Task - 2. Teil: Anagram task. Dazu muss VP den VL im Nachbarraum aufsuchen wo er mit einer anderen „VP“ redet

 AV: Zeit bis der VP die Konversation unterbricht (maximal 10 Minuten) 27.06.2012

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Primen von Aggressivem Verhalten  Wenn das Stereotyp unhöflich geprimt wird, Verhalten sich die VP auch unhöflich  Wenn das Stereoytp höflich geprimt wird, Verhalten die VP sich auch höflich

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Die Florida-Studie  Priming mit Scrambled-sentence task in 2 Priming Bedingungen: - Elderly: worried, Florida, old, lonely, grey, selfishly, careful, sentimental, wise, stubborn, courteous, bingo, withdraw, forgetful, retired, wrinkle, rigid, traditional, bitter, obedient, conservative, knits, dependent, ancient, helpless, gullible, cautious, and alone - Neutral: thirsty, clean, private

 AV: Wie lange brauchen VP nach der Studie zum Fahrstuhl (gemessen von dritter Person).

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Die Florida Studie  2 mal 30 VP zeigen das gleiche Muster:  Wenn das Stereotyp „ältere Menschen“ aktiviert wird, ohne das auf Geschwindigkeit Bezug genommen wird, laufen Menschen langsamer.

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Primen von Schwarzen  VP müssen langweilige Aufgabe am PC machen: sagen ob die Anzahl Punkte auf dem Bildschirm gerade oder ungerade ist.  Vor jedem Bild kam kurz (26 ms) ein schwarzes oder weißes Gesicht.  Am Ende des 130ten Trial kam eine Fehlermeldung. VP holt VL. VL sagt, dass die Daten nicht gespeichert wurden. VPs Reaktion wird auf Video aufgenommen. VL sagt, dass die Daten doch gespeichert wurden.  AV: Feindseligkeit des Verhaltens 27.06.2012

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Primen von Schwarzen  Wenn die VP immer ein schwarzes Gesicht sahen, wurde ihr Verhalten als Feindseliger bewertet.

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Aktivierung von Stereotypen  Die Aktivierung von Stereotypen beeinflusst nicht nur wie wir unsere Umwelt wahrnehmen sondern auch (automatisch) unser eigenes Verhalten.  Bargh und Kollegen gehen davon aus, dass es eine direkte Verbindung von der Wahrnehmung (und damit der Aktivierung von gewissen mentalen Repräsentationen) zur Handlung gibt: Wie auch immer aktivierte mentale Repräsentationen von gewissem Verhalten erhöhen die Wahrscheinlichkeit das das Verhalten gezeigt wird (wenn es situational adäquat ist).  „Thinking is for doing“ 27.06.2012

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Video  Wie wirken Stereotype und Diskriminierung auf diejenigen die ihnen ausgesetzt sind?  Auszug aus Dokumentation „Schwule Sau – Die Story“  Läuft am Samstag 21. Juli 2012 auf einsFestival, 10:00 – 10:45 Uhr

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Nächstes Mal  Lesen:  Mussweiler, T. (2006). Doing Is for Thinking! Stereotype Activation by Stereotypic Movements. Psychological Science, 17(1), 17–21. doi:10.1111/j.1467-9280.2005.01659.x  Fragen stelle ich Morgen Online.

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