West Papua Rundbrief Nr. 31

Wuppertal, Juni 2004

Dieser Rundbrief kann bestellt w erden bei: West-Papua-Koordinationsstelle c/o Vereinte Evangelische Mission Postfach 201963 42219 Wuppertal Rudolfstraße 137, 42285 Wuppertal Telefon 0202 / 89004-170 Fax 0202 / 89004-179 E- mail [email protected] www.west-papua-netz.de

Inhaltsverzeichnis Mitteilungen aus der Koordinationsstelle

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Nachrichten – zusammengestellt von Esther Hoffmann

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Hoffnungsschimmer für die Sonderautonomie in West-Papua?

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Abepura-Fall vor dem Menschenrechtsgerichtshof .

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Gartenmöbel aus Tropenholz zerstören Regenw älder

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Willkür und Folter in Jayapura

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Das Militär in Indonesien

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Beiträge und Pr otokolle Partnerschaftsseminar und Jahrestagung.

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Frauenrechte sind Menschenrechte (Ir mingard Schew e-Gerigk)

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Zur Diskussion mit den Politikerinnen

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Jahresbericht des Koordinators 2003

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Finanzbericht 2003

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Jahresbericht der Beiratsvorsitzenden .

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Wahlen für den Beirat

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Papua-Frauen in Gesellschaft, Adat und Kirche (Christina Ansanay) .

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Gew alt gegen Frauen in Papua (Frederika Korain).

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Aus der Schwesternarbeit in West- Papua ( Trijntje Huistra)

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Resultate aus den Arbeitsgruppen

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Protokoll des Schlussplenums

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Liste der E-Inform ationsbriefe E- Info Nr. 144 vom 24.5.2004 E- Info Nr. 145 vom 24.5.2004 E- Info Nr. 146 vom 26.5.2004 E- Info Nr. 147 vom 11.6.2004

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Bruch mit der Straflosigkeit? Der Prozess im Abepura – Fall Die Rolle des Militärs in den Parlamentsw ahlen Willkür und Folter in West-Papua Hoffnungsschimmer für die Sonderautonomie in West - Papua?

Mitteilungen aus der Koordinationsstelle In den vergangenen Wochen musste vieles geregelt w erden, damit die im letzten Rundbrief angekündigte ÖKOSOK – Studie zu West-Papua erstellt w erden kann. Bisher läuft alles gut. Einige Zusagen zur Finanzierung sind bereits schriftlich bestätigt w orden und die Autoren sind dabei, ihre Entw ürfe zu schreiben. Am 21. und 22. Juli w erden sie sich mit dem Redakteur, Dr. Theodor Ratgeber, und mir zu einer Redaktionstagung auf der Insel Biak in West-Papua treffen. Im nächsten Rundbrief hoffe ich mehr darüber zu berichten. Im hinteren Teil dieses Rundbriefes befinden sich w ie versprochen die Vorträge und Protokolle des Partnerschaftsseminars und der Jahrestagung in Ennepetal-Vörde. Den Beitrag von Frau Karin Kortmann konnten w ir leider noch nicht veröffentlichen, w eil die Referentin bis Redaktionsschluss aus Ter mingründen den von Siegfried Zöllner redigierten Vortrag nicht lesen konnte. Sozusagen in letzter Minute musste daher der Aufbau und Inhalt des Rundbriefes geändert w erden. Ich danke an dieser Stelle sow ohl den Leuten, w elche die Stücke protokolliert und redigiert haben, als auch Herrn Stephan Hergert, dem geduldigen Drucker der VEM. In den kommenden beiden Monaten w ird die Koordinationsstelle w egen Dienstreisen und Urlaub selten besetzt sein. Vom 8. bis zum 27. Juli bin ich dienstlich unterw egs in Sumatra und West-Papua und vom 2. bis zum 27. August auf Urlaub. Zum Titelbild das Folgende: Die von Siegfried Zöllner gemachte Aufnahme zeigt ein Poster beim Eingang in ein Prostituiertendorf in Merauke, das die Freier zum Gebrauch von Kondomen er muntern soll. Das Kapubaten Merauke hat mit Abstand die größte Zahl von HIV-AIDS-Infizierten in West-Papua. Siehe zu diesem Thema u. a. die Vorträge von Christina Ansanay auf Seite 31 und Frederika Korain auf Seite 34. Wuppertal, den 21. Juni 2004 Uw e Hummel

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NACHRICHTEN Besondere Autonom ie Für den Fall seines Wahlsieges bei den Präsidentschaftswahlen kündigte der Ex-General Susilo Bambang Yudhoyono im Juni eine volle Umsetzung der Besonderen Autonomie in Papua einschließlich der Einrichtung der Volksvertretung MRP an. Der MRP könne aber keine legislativen und exekutiven Einrichtungen ersetzen, schränkte er ein. Ein Entw urf der Zentralregierung über die Einrichtung dieser Volksvertretung liegt bereits vor. Susilo versprach auch, das Gesetz über die Teilung der Provinz aufzuheben, das dem über die Besondere Autonomie entgegensteht. Susilo w ar bis vor einem Jahr selbst in der derzeitigen Regierung, w elche die zögerliche Umsetzung der Besonderen Autonomie zu verantw orten hat (Jakarta Post, 10.06.04). Wenige Tage später erklärte ein Verw altungsgericht die Ernennung von Atururi zum Gouverneur der neu geschaffenen Provinz West - Irian Jaya für ungültig. Die Ernennung w ürde dem Gesetz über die Besondere Autonomie w idersprechen. Prominente Papuas forderten die Regierung auf, dem Urteil zu folgen (Jakarta Post, 16.06.04). Wahlkam pf Die beiden Favoriten der Präsidentschaftswahlen sind die ehemaligen Generäle Susilo Bambang Yudhoyono und Wiranto. Wiranto w ar unter Suharto und seinem Nachfolger Habibie bis zum Jahre 2000 Chef des indonesischen Militärs TNI, sow ie Verteidigungs- und Sicherheits minister. Präsident Abdurrahman Wahid setzte ihn 2000 ab, nachdem die staatliche Menschenrechtskommission Komnas HA M ihm Kommandoverantw ortung für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Osttimor von 1999 gab. Susilo Bambang Yudhoyono führte in den 70er und 80er Jahren Bataillone bei Kampfeinsätzen in Osttimor an. Nach dem Rücktritt Suhartos w urde er Bergbau- und später Sicherheitsminister (Der Tagesspiegel, 04.06.04).

Menschenrechte Richter des Menschenrechtsgerichtshofes in Makassar, vor dem der "Abepura - Fall" verhandelt w ird, haben einen Antrag der Verteidigung, die Anklagen nicht w eiter vor diesem Gericht verhandeln zu lassen, zurückgew iesen. In Abepura starben am 7. Dezember 2000 bei einer Durchsuchung eines Studentenheimes und in anschließender Polizeihaft insgesamt 3 Studenten. Der Polizeiaktion w ar der Angriff Unbekannter auf einen Polizeiposten vorausgegangen, bei dem ein Polizist ums Leben kam (Jakarta Post, 15.06.04). Indonesien nahm im Juni mit dem Kommandeur der 81. Einheit im Juni an einer regionalen Anti - Terrorismus - Konferenz in Australien teil. Damit scheint die Aufnahme der militärischen Beziehungen Australiens mit der militärischen Sondereinheit Kopassus näher zu rücken. Zu der 81. Einheit gehört auch die umstrittene Kopassus. Die Zusammenarbeit war Ende der 90er Jahre w egen Menschenrechtsverletzungen in Aceh, Ost-Timor und Papua eingestellt w orden, an denen Kopassus eine Hauptverantw ortung trägt. Seit dem 11 September gibt es Interesse, die Beziehungen w ieder aufzunehmen. (Menschenrechtler

kritisieren diesen Versuch, das eine Zusammenarbeit ein falsches Signal nach Indonesien senden würde, E.H.)(The Age, 17.06.04).

Ausweisung Ende Mai w arnte der indonesische Polizeichef vor 20 Organisationen, deren Berichte Sicherheitsstörungen w ährend der Präsidentschaftswahlen verursachen könnten. Sidney Jones, Vorsitzende des indonesischen Zw eiges des International Crisis Group ( ICG) sow ie Kolleg/innen von ihr sollten des Landes verw iesen w erden. Die Berichte von ICG seien nicht neutral. Neben Sidney Jones w urde allerdings nur noch ein Mitarbeiter der Organisation Elsam ( Indonesia) namentlich genannt. Die indonesische Menschenrechtsorganisation Kontras forderten den Nachrichtendienst BIN auf, dem Parlament seine Informationen über die 20 Organisationen offen zu legen. Anfang Juni musste Sidney Jones schließ lich das Land verlassen. Über die 19 übrigen Organisationen oder darüber, ob es eine Liste über sie

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überhaupt gäbe, w urde nichts bekannt (Sydney Morning Herald, 27.05.04 und 02.06.04, Jakarta Post, 27.05.04, Kompas, 29.05.04). Nach der Ausweisung von Sidney Jones aus Indonesien untersucht nach Angaben eines Sprechers des Transmigrations ministeriums nun ein Team den Aufenthalt von illegalen Ausländer/innen in Indonesien. Sidney Jones sei nur eine von vielen, die ihre Aufenthaltsgenehmigung "missbrauchten". In Jakarta und Umgebung gäbe es viele Ausländer/innen w ie sie. Das Ministerium koordiniere sich mit dem Nachrichtendienst BIN, der Polizei und dem Einw anderungsamt um sie auszuw eisen. Bei den Personen, die im Visier der Regierung stehen handelt es sich um eine bunte Mischung aus Personen, die aus privaten oder Arbeitsinteressen in Jakarta w ohnen wie auch um solche, die islamistischen Gruppen angehören und um Personen mit politischem Hinter grund (Jakarta Post, 11.06.04) Flüchtlinge Papua Neu Guinea ( PNG) gew ährte im Mai ca. 1200 Flüchtlingen eine Geburtsurkunde, die notw endig zur rechtlichen Anerkennung und den Zugang zu verschiedenen Dienstleistungen in PNG ist. Die Personen w urden bereits in PNG geboren (UNHCR, 10.05.04). Umwelt und Wirtschaft In Ost-Kalimantan und Papua geht der illegale Holzschlag ungehindert w eiter. Sow ohl Regierungsbeamte w ie Umw eltorganisationen sind sich bewusst, wie schwer es ist, dies zu stoppen, angesichts einer mangelhaften Umsetzung von Gesetzen und der Beteiligung von Sicherheitskräften an dem Holzhandel. Gelingt es nicht, den Holzschmuggel zu stoppen, kündigte ein Sprecher von WWF schon bald eine Umw eltkatastrophe an (Jakarta Post, 11.05.04). Zur Bekämpfung des illegalen Holzabbaus w ill die Regierung eine besondere Institution bilden. Dieser Körperschaft sollen Divisionen des Militärs, der Polizei, sow ie Vertreter aus dem Büro der Generalstaatsanw altschaft sowie anderer betroffener Institutionen angehören. Alle Verfahren sollen mit ad-hoc-Anklägern und -Gerichten durchgeführt werden (Jakarta Post, 15.05.04). Indonesien w ird noch im Juni eine Vereinbarung über den Verkauf von 5 Mio. t Erdgas nach China unterzeichnen. Ein Mitarbeiter der staatlichen Öl- und Gasgesellschaft gab Tangguh als Quelle an (Asia Pulse,15.06.04). Freeport Die Provinzregierung hat ihr Parlament aufgefordert, über die Akquisition von 9,36 % Anteilen von Freeport-Aktien zu entscheiden. Der Erw erb dieser Anteile, die durch den Verkauf des Eigentümers PT Indocopper Investama frei w erden, muss noch genehmigt werden (Miningindo.com, 12.05.04). Gespräche Der Pazifikstaat Vanuatu hat Papuas und die indonesische Regierung zu Gesprächen in der Hauptstadt Port Vila eingeladen. Unabhängigkeitsbefürw orter haben diesen Schritten begrüßt. Auch der indonesische Außenminister Hassan Wirajuda zeigte sich offen dafür. Eine offizielle Reaktion der indonesischen Regierung steht jedoch noch aus. In Vanuatu gibt es das "West Papua People's Represenative Office" (ABC, 16.06.04). Sonstiges Bei einem Kampf zw ischen den Nduga und den Damal nahe Timika kamen im Laufe mehrerer age 4 Menschen ums Leben. Die Polizei versuchte, in dem Konflikt zu vermitteln. Grund des Kampfes w ar ein Streit, der zw ei Monate vorher stattgefunden hatte, und damals schon einen Toten bei den Nduga zur Folge hatte. Eine Kompensation, die die Tradition verlangt, w ar damals nicht gezahlt w orden. Nachdem auf beiden Seiten 2 Tote zu verzeichnen waren, kühlte sich die Situation sich w ieder ab. Mitte Juni schlossen die beiden Seiten schließ lich eine Friedensvereinbarung. Bei einer traditionellen Feier w urden zwei Schw eine geopfert und ein Bogen zerbrochen. Der Polizeichef von Mimika nahm an dieser Zeremonie teil (Ja karta Post, 08.06.04 und 17.06.04, AP, 08.06.04). Esther Hoffmann.

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Hoffnungsschimmer für die Sonderautonomie in West-Papua? E-Inf o Nr. 147 vom 11. Juni 2004

In Indonesien findet zur Zeit der Wahlkampf für die ersten direkten Pr äsidentschaftswahlen statt. Nach letzten Umfragen liegt General a. D. Susilo Bambang Yudhoyono („SBY“) mit über 40% vorne. Präsidentin Megaw ati Soekarnoputri kommt noch nicht einmal auf die Hälfte. Dabei darf sie auf eine unerw artete, w enn auch nicht gerade hohe Sy mpathiew elle rechnen. Eine Gruppe Islamgelehrter (Ulama) hat nämlich gerade eine Fatwah gegen ein weibliches Staatsoberhaupt ausgesprochen. Das kommt bei vielen nicht gut an. Die meisten Bürger haben es satt, dass Geistliche den demokratischen Prozess mit autoritären, willkürlichen Lehrbeschlüssen untergraben. Einige w erden daher w ohl demonstrativ diese einzige Frau unter den Kandidaten w ählen. An dritter Stelle, aber mit steigender Tendenz, steht Wiranto. Der Ex-General und Soeharto- Protege ist trotz höchstprofessionellem Wahlkampf nicht beliebt, da ihm schw ere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen w erden. Er hat aber eine starke Partei, viel Geld und vor allem einen guten Vize. Letzterer, der ehemalige Menschenrechtler Solahuddin Wahid, bekommt Unterstützung aus den Kreisen der Nahdlatul Ulama, der vierzig Millionen Mitglieder zählenden Organisation javanischtraditioneller Muslime. SBY w ill die Staatsideologie Pancasila, die durch die Soeharto-Diktatur in Verruf geraten war, wieder rehabilitieren. Er fordert konsequent die Oberherrschaft des Gesetzes (supremasi hukum). Alle Bürger sind gleich, ungeachtet ihrer Religion und Rasse und ihres Geschlechtes. Was sich im Westen selbstverständlich anhört, bew egt in Südostasien die Gemüter. SBY scheint keine Unterschiede zu machen: Sogar für Sidney Jones, der amer ikanischen Journalistin, die sich kritisch mit den Menschenrechtsverletzungen in WestPapua und Aceh und dem islamischen Fundamentalis mus auseinandersetzt, fordert er, dass der Geheimdienst klar und deutlich die rechtlichen Gründe für die Abschiebung offen legt. Besonders w ic htig sind SBYs Stellungnahmen zur Umsetzung des Gesetzes zur Sonderautonomie in West-Papua (UU Nr. 21/2001) und zur Anerkennung des Papua- Rates (MRP). Unter anderem bei seinem Besuch in West-Papua zum Auftakt des Präsidentschaftswahlkampfes am 4. Juni versprach SBY, im Falle seines Wahlsieges den Papuas mehr Möglichkeiten einzuräumen, ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln. Eine Regierung unter seiner Führung w ürde das Autonomiegesetz implementieren und damit auch den Papua-Rat anerkennen. Allerdings könne der Papua- Rat nicht die Funktionen der legislativen und der exekutiven Staatsorgane übernehmen. Gemäß der Autonomiegesetzregelung verfügten die traditionellen und religiösen Führer und die Repräsentantinnen der Frauen im Papua- Rat über verschiedene Machtbefugnisse und Pflichten. Unter anderem selektieren sie die Gouverneurs- und Viz egouverneurskandidaten, welche vom Provinzparlament vorgeschlagen w erden. SBY kündigte an, das umstrittene Gesetz UU Nr. 45/1999, w elches die Teilung WestPapuas in drei Provinzen vorsieht und offensichtlich im Widerspruch zur Sonderautonomie steht, zu überprüfen. Megaw ati hatte sich bei ihrem Präsidentendekret Nr. 1/2003, w elches das Autonomiegesetz praktisch außer Kraft setzt, auf 45/1999 gestützt. SBY scheint den Spies nun umdrehen zu w ollen. Aber könnte er, dessen Partei keine Mehrheit im Parlament hat, die bereits geschaffene Tatsache der Provinzteilung w ieder rückgängig machen? Trotz des Hoffnungsschimmers ist vor der Wahl nicht nach der Wahl. 1 (uh).

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Quellen u.a.: Harian Papuapos t, 24.5.2004 ; Kompas 31.5.04; Jakarta Post 4.6.-11.6.2004 ( u.a. Susilo pl edges to implement Papua s peci al autonomy law, by R endi A. Witular); Berita-berita ELSHAM-Papua

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Bruch mit der Straflosigkeit?

Abepura-Fall vor dem Menschenrechtsgerichtshof E-Inf o Nr. 144 vom 24.5.2004

Heute – am 24. Mai 2004 – ist der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen zwei Polizeioffiziere vor dem Menschenrechtsgerichtshof Makassar im sog. Abepurafall. Der Prozess w urde am 7. Mai mit der Verlesung der Anklageschrift eröffnet. Menschenrechtler in Indonesien und im Ausland messen diesem Prozess besondere Bedeutung zu, w eil hier zum ersten Mal ein indonesischer Menschenrechtsgerichtshof tagt, der auf der Basis des neuen Menschenrechtsgesetzes eingerichtet w urde. Das Gesetz w ar unter dem Reformpräsidenten Abdurrahman Wahid unter der Nummer 26/2000 am 6. November 2000 vom indonesischen Par lament verabschiedet w orden. Es sah die Err ichtung von drei Menschenrechtsgerichtshöfen vor, die in Zukunft anfallende Menschenrechtsverletzungen zu ahnden haben. Der Abepurafall w ar der erste Fall von schweren Menschenrechtsverletzungen, der nach in Kraft treten des Gesetzes begangen wurde und somit unter dies Gesetz fällt. Was w ar damals geschehen? Am 7. Dezember 2000 w urden die Studenten Ori Ndoronggi (17) und Joni Karungga (18) im Polizeigefängnis von Jayapura zu Tode gefoltert. Wenige Stunden vorher w ar der Student Elkius Suhuniap (17) erschossen w orden, w eil er bei einer Massenverhaftung weggelaufen war. Weitere 15 Studenten w urden schwer gefoltert. Einige von ihnen haben bleibende Schäden, einer starb erst vor wenigen Wochen an den Spätfolgen der Folter. 104 Personen w urden w illkürlich verhaftet, geschlagen und misshandelt, unter ihnen Frauen und Kinder. Unbekannte hatten in der Nacht auf den 7. Dezember 2000 eine Polizeistation in Abepura überfallen und dabei zw ei Polizisten und einen zivilen Wachmann getötet. In einer beispiellosen Strafaktion erstürmte die Polizei vier Studentenw ohnheime und einige Wohnviertel in Abepura, trieb die Studenten unter Schlägen und Schüssen auf Lastwagen und brachte sie in umliegende Gefängnisse. Der Schw eizer Journalist Osw ald Iten befand sich zufällig im Polizeigefängnis in Jayapura und erlebt mit, w ie Ori Ndoronggi zu Tode gefoltert w urde. Er schrieb: „...Etw a ein halbes Dutzend Polizisten schw angen ihre Knüppel auf Leiber ein, die am Boden lagen... das Blut spritzte bis an die Wände und Decke. Manchmal sah ich, w ie die Polizisten auf die Bänke hüpften und von dort aus w eiter schlugen oder auf die am Boden liegenden Opfer nieder sprangen...Dann ging die Eingangstür auf und ein Körper nach dem andern w urde in die Zelle gew orfen, einige mehr tot als lebendig. Reglos blieben die meisten liegen, w o sie gerade hinstürzten...ein Gefolterter w ar blind und w urde von einem anderen an der Hand hereingeführt...Als letzter fiel ein großer Mann über die am Boden liegenden Leiber...gut zw ei Meter von mir entfernt richtete sich der kräftige Körper nochmals auf, sein Kopf schlug an die Wand. Er rang seinem Körper die letzten Atemzüge ab. Nach einiger Zeit kamen drei Schergen und trugen die Leiche heraus. Später erfuhr ich, dass der zu Tode Gefolterte Ori Ndoronggi hieß.....“ (Neue Züricher Zeitung Online vom 10. Januar 2001). Der „Fall Abepura“ w urde vom 5. März bis zum 5. Mai 2001 durch ein Team der Nationalen Menschenrechtskommission (Komnas Ham) untersucht. Das Team musste gegen den massiven Widerstand der Polizeiführung in Jayapura arbeiten, Opfer, die aussagen wollten, w urden von der Polizei eingeschüchtert. Das Team befragte 51 Opfer, 29 Polizeibeamte und 10 Beamte der Mobilen Brigade (Brimob). Im Bericht w urden 21 Polizisten als direkte Täter benannt. Fünf Polizeioffiziere w urden als verantwortliche Vorgesetzte ausgemacht, und zw ar die Brigadegeneräle Silvanus Y. Wenas und Moersutidano Moerhadi und die Kommissare Daud Sihombing, Jhony Wainal Us man und Alex Korw a. Am 16. August 2001 übergab Komnas Ham dem Staatsanw alt den endgültigen Bericht. Nach vielen Protesten aus dem In- und Ausland gegen die offensichtliche Verschleppung des Falles durch die Justiz ließ die Staatsanw altschaft den Fall untersuchen. Inzw ischen hat er gegen zw ei der mutmaßlichen Verantw ortlichen Anklage erhoben, und zw ar gegen die Komissare Daud Sihombing und Jhony Wainal Us man. Erst im April 2004 w urden die Richter

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für den Menschenrechtsgerichthof in Makassar benannt, die das Verfahren durchführen sollen. Am 7. Mai 2004 begann der Prozess. Viele Fragen sind zu stellen. Warum findet der Prozess in Makassar und nicht in Jayapura statt? Warum w aren die beiden Angeklagten bei der Eröffnungssitzung nicht anw esend? Wie sollen ca. 50 Zeugen von Jayapura nach Makassar gebracht werden? Wer zahlt Transport und Unterbringung? Ist ihre Sicherheit garantiert? Amnesty International hat in mehreren Veröffentlichungen betont, dass gerade die gerichtliche Aufarbeitung dieses Falls zeigen w ird, w ie ernst Indonesien die seit dem Jahr 2000 gültige Menschenrechtsgesetzgebung nehmen w ird. Der Prozess w ird zeigen, ob bei Justiz und Regierung Indonesiens der politische Wille besteht, mit der „Kultur der Straflosigkeit“ (impunity) zu brechen. (sz).

Gartenmöbel aus Tropenholz zerstören Regenwälder Partnerschaftsgruppe des Ev . Kirchenkreises befragte Baumärkte und Möbelhäuser

Der Sommer ist gekommen, und es flattern bunte Prospekte in unsere Haushalte, die billige Gartenmöbel aus Tropenholz anbieten – dauerhaft wetterbeständig. Für uns hier sind das willkommene Schnäppchen, die w ir gerne kaufen, ohne zu w is sen, dass durch die Abholzung dieser Bäume die letzten Regenw älder der Erde vernichtet werden. Dies hat schwerwiegende Folgen für das Weltklima, Pflanzen und Tiere w erden unw iederbringlich vernichtet, den Einheimischen dort w ird die Lebensgrundlage entzogen. Der Ev. Kirchenkreis Hattingen hat eine langjährige Partnerschaft mit der Ev. Kirche in West-Papua / Indonesien. Die Menschen dort sind direkt vom Holzeinschlag betroffen, dabei sind 70% davon illegal, oft hat das Militär seine Hand im Spiel. Auch indonesische Hölzer kommen in unsere Baumärkte und Möbelhäuser, oft über Umw ege, die ihre w ahre Herkunft verschleiern sollen. Begriffe w ie „Hartholz“ oder Phantasienamen w ie „Yellow Balau“ sollen gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, dass es sich um Tropenholz handelt. Die Partnerschafts- und Solidaritätsgruppe West- Papua des Kirchenkreises hat über 30 Fir men zur Herkunft der Hölzer und Möbel befragt, die sie im Angebot haben. Insbesondere wurde gefragt, ob sie darauf achten, nur Tropenholz mit dem FSC – Siegel zu verkaufen, das Produkte garantiert, die aus Plantagenholz stammen und nicht aus illegalem Raubbau. Von all diesen Fir men hat nur eine geantw ortet, KC-Selektion aus Hattingen, die FSC – zertifizierte Produkte anbietet. Große Fir men w ie Karstadt, Ostermann, Hardeck sow ie alle Baumärkte blieben stumm. Die Kirchenkreisgruppe bittet alle, die (Garten) möbel kaufen w ollen, nicht nur auf den Preis zu achten, sondern auch auf die Herkunft der Waren, besonders auf das FSC-Siegel. Am besten w äre es, von Tropenholz ganz die Finger zu lassen. Es gibt genügend Hölzer aus einheimischer Produktion, die gleichw ertige Qualität haben. Wenn im Sommer w ieder Jugendliche aus West-Papua in unseren Kirchenkreis kommen, w erden w ir über dieses Thema sprechen. Sie w erden sehen, w ie in unseren Geschäften ihr Wald verkauft w ird. Wir hoffen, dass durch solche direkten Kontakte das Bew usstsein gestärkt w ird, dass w ir in der globalisierten Welt eine Verantw ortung haben, auch in unseren Gärten und auf unseren Terrassen. Mehr Informationen dazu gibt es im Internet unter www.pro-regenw ald.de Pfarrer Dietrich Weinbrenner

Willkür und Folter in West-Papua E-Inf o Nr. 146 vom 26.5.2004

Am Dienstag, den 18. Mai 2004 um 11 Uhr w urde der östliche Ortsteil von Koya von einer Militäraktion überrascht. Die in Zivil gekleideten Militärs drangen mit Gew alt in Privathäuser ein, zerstörten dabei die Einrichtungen, bedrohten die Bevölkerung und entführten drei Männer. Letztere wurden schrecklich misshandelt. Aufgeschreckt durch die Untersuchungen im Dorf, flüchteten dreißig Bürger von Koya nach Abepura um dort in der Hauptgeschäftsstelle der Menschenrechtsorganisation ELSHA M Zuflucht zu finden. Der

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Leiter von ELSHA M und renommierte Anw alt Aloysius Renw arin (42) wandte sich sofort an die Öffentlichkeit. Die Ursache dieser Militäraktion w ar ein angeblicher Waffendiebstahl. Der Soldat John Haluk, ein Dani, soll in dem über 50 Kilometer entfernten Dorf Wembi in dem grenznahen Distrikt Arso (nicht weit von der Grenze zu Papua Neu Guinea) am 12. Mai von einer Bande überfallen w orden sein. Ihm w urde dabei angeblich sein M-16-Gew ehr mit Munition entw endet. Die Räuber sollten sich ihm als Mitglieder der Widerstandsorganisation TPNOPM zu erkennen gegeben haben. Aus noch nicht ersichtlichem Grund fiel daraufhin am 18. Mai eine sechsköpfige, bis an die Zähne bew affnete Militäreinheit in den östlichen, u.a. von Yali- Einw andern bewohnten Teil Koyas im Distrikt Muara Tami unw eit von Jayapura ein. Ein Bürger, Musa Solonggik (25), w urde des Waffenraubes beschuldigt und seine Wohnung auf die Dienstw affe hin durchsucht. Obw ohl nichts gefunden w urde, wurde Musa Solonggik – der w ährend der Hausdurchsuchung zunächst noch auf der Arbeit, dann aber nach Hause gekommen w ar festgenommen und in ein rotes Fahrzeug gezw ungen. Auch entw endete Soldat John Haluk ein Fotoalbum aus dem Haus. Yali Kabak (24), ein Freund Solonggiks, vertraute der Sache nicht und w ollte mitfahren. Dies w urde erst abgelehnt, dann aber doch zugelassen. Sie wurden in das Militärquartier Markas Korem 171/PYW in Padang Bulan an der Hauptstrasse nach Sentani gebracht. Musa Solonggik w urde verhört und gefoltert. Allerdings hatte er ein Alibi. An dem Tag, als die Waffe geraubt w urde, war er zu Besuch bei seinem Adoptivvater in Pasir II Jayapura. Er war übrigens überhaupt noch niemals in Wembi in Arso gew esen. Als nun endlich feststand, dass er es nicht gew esen sein konnte, nahm man sich den freiw illig mitgekommenen Yali Kabak vor. Auch er w urde schwer misshandelt, konnte aber bew eisen, dass er zur Tatzeit an seinem Arbeitsplatz in dem Holzunternehmen PT. Hanurata w ar. Ohne diese beiden zu Unrecht verdächtigten Männer freizulassen, entführte das Militär am Freitag den 21. Mai einen dritten Yali, Herrn Yusak Kabak, der sich gerade mit seiner Ehefrau in Abepura aufhielt. Angeblich soll sich Soldat John Haluk bei der Betrachtung der Fotos in dem besagten Album plötzlich daran erinnert haben, dass Yusak Kabak (25) der Schuldige gew esen sei. Am Nachmittag desselben Tages brachte eine gemischte Einheit von Militär und Polizei Yusak Kabak zu seinem Haus in Koya. Er musste im Hof stehen bleiben und seinem dreizehnjährigen Bruder sagen, er solle die Soldaten ins Haus hineinlassen. Alles w urde auf den Kopf gestellt, das Gew ehr aber nicht gefunden. Aus lauter Wut nahmen sich die Ordnungshüter daraufhin das Haus des Nachbarn Tadius vor. Mit dem selben Resultat. Unterdessen erlitt Yusak Kabak einen Nervenzusammenbruch. Trotzdem wurde er w ieder ins Militärquartier mitgenommen und unter Gew altanw endung andauernd verhört. Am 23. Mai begleitete ELSHAM die dreißig Flüchtlinge aus Koya zur Polizei und zur Militärpolizei, w o sie den w illkürlichen Eingriff des Militärs in ihr Dorf ordnungsgemäß angaben. Außerdem w urde Kontakt mit Presse und Menschenrechtlern im In- und Ausland aufgenommen. Die lokale Fernsehstation Televisi Lokal Papua, und Stationen in Jakarta w ie Metro TV, SCTV und RCTI meldeten den Fall. Das gab einen gew issen Schutz. Die Polizei holte die drei Männer aus der Militärkaserne ab und ließ sie aus Mangel an Bew eisen am Samstag- bzw . am Sonntagabend, den 22./23. Mai, w ieder frei. Nach Angaben von ELSHA M ist Musa Solonggik immer w ieder während seiner Haft schwer verprügelt w orden. Sein Gesicht soll stark angeschw ollen sein und zw ei Tage lang geblutet haben. Er w urde u.a. ins Gesicht und auf die Brust getreten. Yali Kabak musste drei Tage lang Blut spucken. Er w urde immer w ieder mit Fäusten und mit einem Rohrstock geprügelt. Er musste sich auf dem Rücken auf den Zementboden seiner Zelle legen. Dann legte man einen schw eren Balken auf seine Beine und rollte diesen immerzu von oben nach unten. Unter Zufügung allerschrecklichster Schmerzen forderte man ihn auf seine Beteiligung an dem Raubüberfall zu gestehen. Aber auch er w ar’s ja nicht. Der Dritte, Yusuk Kabak, w urde während des Verhörs zweimal auf den Mund geschlagen, w obei seine Lippen geplatzt sind. Am Montag, den 24. Mai 2004 gab der Kommandant der Militäreinheit Pangdam XVII/ Trikora eine Erklärung an die Presse (Papua Pos) ab: Untersuchungen hätten ergeben, dass Soldat John Haluk absichtlich seine M-16 an die Guerilleros der TPN/OPM überreicht habe.

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ELSHAM geht davon aus, dass hier wieder einmal das Militär einen Konflikt schüren w ill und dafür die Widerstandsbewegung verantwortlich macht. Entw eder sollen die Stämme der Dani und Yali aufeinander gehetzt w erden, oder aber man versucht den TPN/OPM Widerstand, der sich in letzter Zeit zur Friedensstrategie „Papua, Land des Friedens“ bekennt, zu provozieren. Es scheint eine üble Strategie zu sein, so viel Terror zu schaffen, dass der Freiheitsw ille der West- Papuas gebrochen w erde.2 (uh)

Das Militär in Indonesien Am 18. Mai 2004 besuchte der Südostasienw issenschaftler und Militäranalyst Dr. Ingo Wandelt vom Bundessprachenamt, Hürth, und der zukünftige Militärattache der Deutschen Botschaft in Jakarta, Oberstleutnant Reiner Nücken, die Koordinationsstelle des WestPapua-Netzw erkes. Im Rahmen dieses Besuches hielt Dr. Wandelt einen anregenden Vortrag, w elcher in eine Diskussion einmündete. Freundlicherw eise hat Dr. Wandelt dem West- Papua- Netzw erk nachträglich eine Kurzfassung seiner Rede zugeschickt und erlaubt es zu verbreiten. Ich wünsche Ihnen spannende Lektüre! (uh)

Die Rolle des Militärs in den Parlamentswahlen mit besonderer Beachtung der militärischen Präsidentschaftskandidaten .

Von Ingo Wandelt

(E-Inf o Nr. 145 vom 24. Mai 2004)

Wenn in einigen Wochen die am 5. April 2004 durch eine allgemeine Wahl (Pemilihan Umum, abgekürzt „Pemilu“) gew ählten indonesischen legislativen Institutionen zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammentreten, w erden unter ihnen keine Abgeordneten von Streitkräften und Polizei vertreten sein. Damit endet eine lange undemokratische Tradition der indonesischen Volksrepräsentanz, die seit der Ausrufung der „Gelenkten Demokratie“ (Demokrasi Terpimpin) im Jahr 1959 gesetzlich festgelegte, aber nicht durch freie Wahlen bestimmte Kontingente von Vertretern der Sicherheitskräfte in den Volksvertretungen Indonesiens gesehen hat. Dieser Rückzug aus den Par lamenten, den sich die Streit- und Sicherheitskräften ab 1998 selbst verordnet hatten, bedarf jedoch der Kontrastierung durch der Tatsache, dass für die beiden anstehenden Runden der Präsidentschaftswahlen am 5. Juli und 20. September 2004, bei denen erstmals das Volk die Möglichkeit zur demokratischen Wahl ihres Regierungschefs und Staatspräsidenten (dem Presiden) und seinem Stellvertreter (dem Wakil Presiden), von den insgesamt zehn Bew erbern sich drei aus den Streitkräften rekrutieren. Die fünf für die Präsidentschaft (linke Spalte) und Vizepräsidentschaft antretenden Bew erberpaare sind: General (i.R.) Susilo Bambang Yudhoyono General (i.R.) Wiranto Megaw ati Sukarnoputr i Amien Rais Hamzah Haz

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Jusuf Kalla Solahuddin Wahid Hasyim Muzadi Sisw ono Yudo Husodo Generalleutnant (i.R.) Agum Gumelar

Die drei Kandidaten aus den Reihen der Streitkräfte haben in ihren militär ischen Karrieren bereits Führungspositionen inne gehabt und w eisen politische Erfahrungen in führenden Ämtern aus. Hier kurzgefasst einige biografische Angaben zur Person und ihrer Karrieren:

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Hari an M edia Indonesia, 23.05.2004; Elsham News Service, 24.05.2004; diverse Bericht e aus West-Papua

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General ( i.R.) Susilo Bambang Yudhoyono (sein Name w ird häufig abgekürzt zu „SBY“), geboren am 9. September 1949 in Pacitan, Ostjava, in einer militärischen Familie. Militärakademie-Abgangsjahrgang 1973, verheiratet mit Kristani Heraw ati (dritte Tochter des Heeresgenerals Sarw o Edhie Wibow o, der als Kommandeur der Heeresfallschirmjäger RPKAD in den Jahren 1966 und 1967 zu trauriger Berühmtheit gelangte durch die von ihm geführte Massenverfolgung und Vernichtung von Anhängern der Kommunistischen Partei Indonesiens, PKI.), zw ei Kinder. Ausgebildeter Truppenkommandeur der Kostrad (das Strategische Heeresreservekommando), Einsätze in Osttimor, zahlreiche militärische Ausbildungen in den USA, höchste militärische Position 1997 – 1999 als Kassospol / Kaster (Chef des sozio-politischen Stabes der Streitkräfte, 1999 umbenannt zu Territorialstab der Streitkräfte), Menko Polkam (Koordinierungsminister für Politik und Sicherheit, das höchste Ministeramt für staatliche Sicherheit) in den Regierungen Abdurrahman Wahid und Megaw ati Sukarnoputri. Nominiert für die Präsidentschaftskandidatur durch die Partai Demokrat, einer speziell für ihn aufgebauten Partei. General (i.R.) Wiranto, geboren am 7. April 1947 in Yogyakarta, Zentraljava, in einer militärischen Familie. Militärakademie-Abgangsjahrgang 1968. Verheiratet mit Rugaiya Us man, drei Kinder. Ausgebildeter Truppenkommandeur, der hohe militärische Führungspositionen inne gehabt hat. So u.a. persönlicher Militäradjutant des Präsidenten Suharto (1989-1993), Befehlshaber des Territorialkommandos Jakarta (1993-1994), Befehlshaber der Kostrad (1996-1997), Befehlshaber der Streitkräfte und Verteidigungsminister im letzten Kabinett Suharto (1998) und im Kabinett Habibie (1999); Menko Polkam im Kabinett Abdurrahman Wahid (1999 -2000). In außerdienstlichen Ä mtern war er Vorsitzender der nationalen Vereinigungen für Bridge und Karate. Aufgestellt für die Präsidentschaftskandidatur durch die Partai Golkar. Generalleutnant (i.R.) Agum Gumelar, geboren am 17. Dezember 1945 in Tasikmalaya, Westjava. Verheiratet mit Linda A maliasari (Tochter des ehemaligen Ministers für Post und Telekommunikation Achmad Tahir), zw ei Kinder. Militärakademie-Abgangsjahrgang 1968 (Klassenkamerad von Wiranto). Erfolgreiche Militärkarriere in verschiedenen Aufgabenbereichen mit Einsätzen im militärischen Nachrichtendienst, Kommandeur von mehreren Territorialkommandos und der Kopassus (Spezialkräfte des Heeres, 1993-1994). Minister für Verkehr und Telekommunikation im Kabinett Abdurrahman Wahid, kurzzeitig Menko Polkam und Verteidigungs minister, im Kabinett Megaw ati als Verkehrsminister tätig. Zahlreiche Ehrenämter im nationalen Sport (Fußball) und in Vereinigungen pensionierter Militär-angehöriger. Kandidat für die Vizepräsidentschaft als Partner von Hamzah Haz, dem Vorsitzenden der PPP ( Partai Persatuan Pembangunan). Die drei Präsidentschaftskandidaten mit militärischen Hintergrund sind sog. purnawirawan oder pensionierte Militärangehörige. Wiranto und Agum Gumelar sind mit Erreichen der Dienstaltersgrenze von 55 Jahren aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, w ährend SBY, der die Altersgrenze noch nicht erreicht hat, mit Übernahme der Position des Menko Polkam am 11. November 2000 nach den geltenden Bestimmungen des Sicherheitsgesetzes des Jahres 2000 die Streitkräfte verlassen hat. Die purnawirawan Die indonesischen Streitkräfte – in der Zeit der „Neuen Ordnung“(1966-1999) mit der Bezeichnung ABRI (Angkatan Bersenjata Republik Indonesia) , seit April 1999 umbenannt zu TNI (Tentara Nasional Indonesia, „ Indonesische Nationalar mee“) – weisen eine Besonderheit auf, die bisher kaum eine besondere politische Aufmerksamkeit verlangte, und das ist die Institution der Offiziere und Generäle im Ruhestand, die sog. purnawirawan (w örtlich ungefähr „Nachdienstler“). Die Basis dieser Einrichtung ist das Prinzip, dass ein Offizier/General der Streitkräfte (Heer, Marine, Luftw affe und Polizei) mit der Beendigung seines aktiven Dienstes nicht w irklich aus den Streitkräften ausscheidet, sondern postservice duties (nachdienstliche Verpflichtungen) für seine Truppe übernimmt und somit während seines Lebens niemals aus den Streitkräften w irklich ausscheidet. In seinem nachdienstlichen Leben übernimmt der einzelne purnawirawan die Position, die ihm

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entsprechend seines letzten Dienstgrades zukommt. In der militärischen Ruhestandshierarchie ist also ein pensionierter General mit vier Sternen einem Generalleutnant ( mit drei Sternen), einem Generalmajor (zw ei Sterne) und einem Brigadegeneral (ein Stern) vorgesetzt. Diese Dienstgradhierarchie bezieht auch die Ehefrau des Pensionärs in der parallelen Ehefrauenhierarchie der purnawirawan ein, w as ein Prinzip in der aktiven militärischen Diensthierarchie fortführt und so beschrieben w erden kann: Die Ehefrau des Kommandeurs, „Frau Kommandeur“, steht den Ehefrauen der Stabsoffiziere ihres Mannes in einem außerdienstlichen Sinne vor, und sie übernimmt in für die Frauen reservierten Aufgaben die Kommandoverantw ortung. Frauen von Offizieren ist z.B. die soziale Ausgestaltung von militärischen Zeremonien und Feierlichkeiten vorbehalten, auf denen ihre Männer in militärischen Funktionen auftreten. Auch die Kinder von aktiven und ausgeschiedenen Militärangehörigen gehören zur „Großen Familie der Streitkräfte“, auch wenn sie nicht oder noch nicht gedient haben. Dieses Selbstverständnis der Streitkräfte als einer Großfamilie (keluarga besar), die alle originären Bindungen ihrer Mitglieder w ie ethnische, soziale und religiöse Herkunft übersteigt, ist in vielfältigen Organisationsformen der Keluarga Besar TNI (bis 1999 Keluarga Besar ABRI) manifestiert. Die purnawirawan sind in eine fast unüberschaubaren Vielzahl von Organisationen organisiert, von denen die Pepabri (Persatuan Purnaw irawan Angkatan Bersenjata Republik Indonesia, „Vereinigung der purnawirawan der Streitkräfte Indonesiens) die größte ist und so etw as w ie einen Dachverband darstellt. Die Ehefrauen der purnaw irawan sind u.a. in der Perip (Persatuan Istri Purnaw irawan TNI/Polri , „Vereinigung der Ehefrauen der purnaw irawan von TNI und Polizei) zusammengefasst, der zur Zeit Linda Agum Gumelar, Ehefrau von Agum Gumelar, vorsteht. Der größte und finanziell potenteste Verband der Kinder von ex-Militärangehörigen ist das FKPPI (Forum Komunikasi Putra-putri Purnaw irawan TNI/Polri, das „Kommunikationsforum der Söhne und Töchter der purnawirawan der Streitkräfte und Polizei“). Aus der FKPPI entstammt z.B. Surya Paloh, einer der größten Medienmogule des Landes und Mitbegründer der FKPPI, der obw ohl niemals aktiver Angehöriger der Streitkräfte, doch dieser Organisation führend angehörte und einer der im April von der Golkar nominierten Kandidaten für die Präsidentschaft w ar. Der Zivilist Surya Paloh, der bei den parteiinternen Wahlen für die Präsidentschaftskandidatur der Golkar dem siegreichen Kandidaten Wiranto unterlag, ist somit keines-w egs ein Zivilist ohne militärische Beziehungen. Ganz im Gegenteil ist einer ein ziviler Militärangehöriger mit w ichtigen Unterstützungsfunktionen der Großen Militärfamilie. Die purnawirawan-Organisationen dürfen jedoch nicht als ein homogener Block verstanden werden. Abgesehen von den großen Einrichtungen besteht eine verw irrende Vielzahl von kleinen, um Führungspersönlichkeiten, Gruppenloyalitäten, Funktionen und Interessen herum aufgebaute Organisationen, die oft als informelle forum komunikasi („Kommunikationsforen“) gegründet und w ieder aufgegeben w erden. Die großen Organisationen hingegen gelten als Ormas („Gesellschaftliche Organisationen“ und w erden von den Streitkräften als ihr onderbouw ( Nieder ländisch für „Unterbau“) bezeichnet. Sie besitzen Zugriff auf Gelder und Finanzen, die ihnen ein hohes Maß an Einfluss auf die Streitkräfte und die Staatspolitik gew ähren. Ihr politischer Einfluss w ar historisch immer den äußeren Gegebenheiten angepasst. Ursprünglich als Veteranenorganisationen gegründet für die materielle Altersversorgung der Pensionäre, w urden sie in der Suharto-Zeit eng mit der Staatspartei Golkar verwoben. Die politisch-organisatorische Symbiose mit der damaligen Staatspartei zerbrach nach dem Abgang Suhartos, hat sich aber in den letzten Jahren zu revitalisieren ver mocht. Heute können die Pensionärsorganisationen, obgleich nominell parteipolitisch unabhängig, als ein gesellschaftlicher militärpolitischer Arm der Partai Golkar gelten. Die einzelnen Mitglieder der Organisationen bringen ihre vielfältigen sozialen Beziehungen zu zivilen Organisationen und Gruppen in der Gesellschaft mit ein. So sind purnawirawan von Wirtschaft bis hin zu Kunst und Sport in führenden Funktionen präsent und tragen ihren Teil zur Verankerung des Militärs in der Gesellschaft bei. Auch die politischen Spitze haben purnawirawan erfolgreich für sich erschließen können. Beginnend mit dem Jahr 2001, in dem neue gesetzliche Bestimmungen den aktiven Generälen eine politische Aktivität zu untersagen begannen, traten pensionierte Generäle in Gruppen – w as durchaus wörtlich als Gruppeneintritte von purnaw irawan zu verstehen ist –

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in die großen politischen Parteien ein, von deren Führungen sie im Zeichen der gegenseitigen Nützlichkeit freudig aufgenommen w urden. Die Zeitung Kompas summierte am 5. Februar 2004 die legislativen Kandidaten ( Caleg) mit purnaw irawan-Status für die Par lamentsw ahlen am 5. April: Generäle (3), Generalleutnante (6), Generalmajore (28), Br igadegeneräle (10), Oberste (0), Oberstleutnante (2); Die Partei PKP ( Partai Keadilan dan Persatuan) des ehemaligen Viersterne-Generals Edy Sudrajat darf de facto als reine purnawirawan- Partei gelten. Sie führt in ihren Kandidatenlisten mit 23 purnawirawan den höchsten Anteil aller Parteien an pensionierten Generälen auf und hat am 18. Mai SBY ihre Unterstützung erklärt. General i.R. Edy Sudrajat w urde in die Wahlkampfleitung Susilos berufen. Obgleich der den indonesischen purnawirawan vergleichbare Strukturen und Organisationen in fast allen Streitkräften dieser Welt vorzufinden sind, liegt die Besonderheit des indonesischen Falles im Prinzip der Keluarga Besar, die jedem ihrer Angehörigen, gleich ob Vater, Ehefrau oder Kind, die oberste und lebenslange Loyalität zu den Streitkräften als ihrer originären Identität in Staat und Gesellschaft abverlangt, und die eben deshalb nicht den Staatsbürger in Uniform idealisiert, sondern den Uniformträger und Militärangehörigen als Akteur im Staat. Die indonesischen purnawirawan sind hoch politische Hintergrundakteure ihrer Großfamilie. Keine unbekannten Kandidaten Wie die neuere indonesische Geschichte im Rückblick belegt, begann der Fall des Präsidialdiktators Suharto mit dem politischen Aufstieg von Megaw ati Sukarnoputri, einer Tochter des Staatsgründers und ersten Präsidenten Indonesiens, Sukarno. Als 1993 eben jene Megaw ati die Führung der PDI ( Partai Demokrasi Indonesia) übernahm und binnen kurzer Zeit einen so erheblichen politischen Einfluss gew ann, dass das Regime sich 1996 genötigt sah, sie mit Gew alt aus ihrer Position zu entfernen, w ar es eine Fraktion der Streitkräfte, die das baldige Ende Suhartos gekommen sah. Es w aren dies der Kreis der als Fraksi Merah Putih (die „rot-w eiße Fraktion“) bezeichneten Generäle um den vormaligen Armeebefehlshaber „Benny“ Murdani (19831988), die in den Streitkräften künftiges Führungspersonal für eine Armee der nach-Suharto Zeit zu fördern und aufzubauen begannen. Ab 1996 bis kurz vor dem Sturz Suhartos im Mai 1998 kursierten in Armee und Golkar die Namen der Pendaw a Lima („die Fünf Pandaw a“) in den Streitkräften, benannt nach den Helden-brüdern im indo-javanischen Epos Mahabharata, w elche nach dem Abgang Suhartos und in enger Anlehnung an Megaw ati, die Streitkräfte w ieder zu altem Glanz führen sollten. Folgende fünf Persönlichkeiten w urden damals als Pendawa Lima identifiziert: • • • • •

Generalmajor Susilo Bambang Yudhoyono: der “ Politikgeneral” und strategische Kopf. Generalmajor Abdullah Makhmud Hendroporiyono: der führende Kopf im Nachrichtendienst und Führungsperson für verdeckte sicherheitspolitische Aufträge. General Wiranto: der Senior, Truppenkommandeur (Befehlshaber des Militärs) und der Vertraute Suhartos mit direktem Zugang zur Macht. Generalleutnant Agum Gumelar: Der „Springer“ mit Nachrichtendiensterfahrung und dem Stallgeruch der special forces (Kopassus), und ein Kontrahent des Suharto-Schw iegersohnes und Kopassus-Mannes Prabow o Subianto. Generalmajor Farid Zainuddin: Chef des militärischen Nachrichtendienstes BIA (1996-1997).

Vier von ihnen ist nach Suharto der Aufstieg in die politische Führung gelungen. Hendropriyono w urde 2001 von Megaw ati zum Chef des staatlichen Nachrichtendienstes BIN (Badan Intelijen Negara) im Range eines Kabinettsministers erhoben. Allein Farid Zainuddin w urde 1997 das Opfer der rivalisierenden Fraksi Hijau („Fraktion grün“) im Militär,

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der Generäle mit islamischer Ausrichtung. Seine Karriere versank in der Bedeutungslosigkeit. Der Aufstieg der letztlich vier Pendawa lässt auf eine langfristig angelegte Karriereführung von Generälen an die politische Spitze des Staates schließen seitens der mächtigen rot-w eißen Fraktion innerhalb der Streitkräfte. Aber obw ohl drei von ihnen vor dem Sprung an die Staatsspitze stehen, lässt ihre gemeinsame Kandidatur zw ei Folgerungen zu: • • •

Waren die Pendawa vor zehn Jahren angetreten für die Regelung der postSuharto Nachfolge zugunsten von Megaw ati, so streben sie heute die Megaw ati Nachfolge an. Sie treten heute als Konkurrenten an und vertreten ihre jew eiligen Interessen- und Machtgruppen. Die Einheit der Pendawa Lima darf als zerbrochen gelten. Dennoch hat Merah-Putih Fraktion innerhalb der Streitkräfte, die sie aufgebaut und ihre Karriere geführt hat, eine dominante Position im Staat erreicht.

Alle drei Kandidaten haben sich seit langem auf ihre politische Karriere vorbereitet. Sie haben deshalb zu lange den direkten Kontakt zu den Kommandeuren und Offizieren in den Stäben verloren, um ausschließlich als Kandidaten des (aktiven) Militärs gelten zu können. Aber zweifellos sind sie Kandidaten, die ihre beendete militärische Karriere aktiv in ihre Kandidatur einbringen. Die Wahlen und das Militär Bereits vor den Wahlen hat die Führung der Streitkräfte (TNI) sich eine vollständige politische Ungebundenheit und Neutralität verordnet. Das nahm die Form des Verbotes qua Befehl der Inanspruchnahme des aktiven und passiven Wahlrechts für die aktiven Mitglieder der Streitkräfte an. Diese streng militärisch vollzogene Neutralität bezeugt nicht nur das fehlende Bew usstsein der TNI von Wesen, Gehalt und Prozess der Demokratie. Das Verständnis der Streitkräfte von der Demokratie w urde in einer Vielzahl von Äußerungen durch den Chef des Heeresstabes, General Ryamizard Ryacudu, dargelegt. Ryamizard begreift die junge Demokratie Indonesiens als ein Schlachtfeld, auf dem zivile politische „Heerführer“ ihre parteipolitischen Truppen in eine Schlacht aller gegen alle führen, und in der die TNI um jeden Preis nicht zu einem politischen Instrument degradiert w erden w ill. Der demokratischen Prozess stellt in den Augen Ryamizards eine akute Gefährdung des inneren Zusammenhalts der TNI dar, der sie durch weitest mögliche Distanzierung zu entziehen hat. Die Armee als demokratiekritischer Distanzbeobachter soll kein Feind der Demokratie sein, worauf Ryamizard immer w ieder verweist. Jedoch schließt diese Positionierung des Militärs nicht ein politisches Veto seitens der Streitkräfte aus, sollte der Schlachtencharakter der Demokratie in Zukunft in ihren Augen einmal Überhand nehmen. Die selbst auferlegte Neutralität der Streitkräfte gilt nur für das aktive Militärpersonal. Die Revitali-sierung des Militärs in der Politik Indonesiens mit all ihren Gefahren verhindert. Kaum w aren Anfang Mai die Kandidaturen der militärischen Präsidentschaftsbewerber bekannt, w urde in kritischen Teilen der Gesellschaft die Gefahr eines neuen „militerisme“ beschworen. Erst später (mehr als eine Woche nach Halten dieses Vortrages) w urde in der nationalen und internationalen Presse das Phänomen der purnawirawan als politischer Kraft und Königsmacher erkannt und in ersten Ansätzen analysiert. Welche unmittelbaren und mittelbaren Gefahren der jungen Demokratie durch Präsidialkandidaten mit purnawirawanStatus drohen könnten, ist zur Zeit noch wenig spezif iziert verbalisiert worden. Das demokratische Bedrohungsspektrum eines militerisme hat bisher nur vage in einem Spektrum Visualisierung gefunden, das von der politischen Instrumentalisierung militärischer Sekundärtugenden w ie die Prinzipien von Befehl, Gehorsam und soldatischer Disziplin in Zeichen eines neuen Autoritaris mus, bis zur Revitalisierung der Neuen Ordnung, ihrer Kräfte und Strukturen als einer neuen For m von Militärherrschaft im demokratischen Gew and reicht.

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Schuldzuw eisungen eines Übersehens militärrevisionistischer Tendenzen sind jedoch kaum zu fällen. Unbestreitbar sind die sich konkretisierenden For men militärischer Repräsentanz legitimiert durch demokratische Verfahren, und die Rolle der im politischen Hintergrund agierenden Militärpensionäre stellt einen taktisch geschickt geführten politischen Feldzug das, der auf lange strategische Vorplanung schließen lässt. Der Überraschungseffekt, ein Pr inzip des militärischen Vorgehens, ist auf dem politischen Feld gelungen und hat die Gegner kalt erw ischt. Längerfristige Tendenzen der Remilitar isierung durch pensionierte Militärpolitikakteure sind noch nicht prognostizierbar. Ein langfristiger Begleitfaktor in der Führung des Militärs selbst muss jedoch hinzugezogen w erden, w enn auch in diesem Rahmen nur kurz auf ihn eingegangen w erden kann. Dieser Faktor ist der anstehende Generationenw echsel in den Führungsstäben der Streitkräfte. Eine neue Generation m ilitärischer Führer General i.R. Susilo Bambang Yudhoyono als Absolvent der Jahrgangsklasse 1973 der Militärakademie in Magelang (Zentraljava) steht für eine neue Generation militärischer Führer der indonesischen Streitkräfte, die in ihrer Ausbildung und Karriere nur die Zeit der Neuen Ordnung unter dem General i.R. Suharto kennen. SBY w urde junger Kadett, als Suharto 1969 die ersten Wahlen unter den Bedingungen der Neuen Ordnung ausrichten ließ, die ihn, w ie die Wahlen in den folgenden dreißig Jahren, zum Präsidenten bestimmten. Die Absolventen seiner Juniorklassen, der „Akademiegenerationen“ von 1974 und 1975, haben mit Ryamizard Ryacudu (1974) und Djoko Santoso (1975) bereits die Positionen des Chefs und des stellvertretenden Chefs des Heeresstabes eingenommen. Was Indonesien von den neuen Generationen von Offizieren erwarten kann, w elche Charaktere in der militärpädagogisch betriebenen Sozialisierung und For mung (pembentukan) dieser ersten Kommandeurelite Suhartos in den vergangenen dreiß ig Jahren herangezogen w urden, ist eine offene Frage. Es ist aber eine unbestreitbare historische Realität, dass die militärischen Kinder Suhartos nicht nur das Militär, sondern auch das Volk in die zw eite Phase der jungen Demokratie geleiten w erden. Die Kandidaten und die Zukunft Indonesiens Allein der im September bei der zw eiten Stichw ahl öffentlich gew ählte Kandidat w ird die Ausblicke auf die kurz- und mittelfristig zu erw artenden Entw icklungen Indonesiens erlauben. Ein Blick auf die Charaktere der Kandidaten als Politiker ist deshalb sinnvoll. Jedoch zeigen alle drei kein eigen-ständiges Politikprofil. Wie bereits bei den Legislativw ahlen vom April dominieren Image, Emotionen und Versprechungen über politische Inhalte. Susilo Bambang Yudhoyono tritt an mit dem Image des erfahrenen Politikers und Staatsmannes. Er w eiß die von finanziell potenten, aber unbekannt gehaltenen Gönnern und Finanziers aufgebaute Wahlmaschine der Partai Demokrat hinter sich – der ersten einPersönlichkeits- Parteien der jüngeren Geschichte des Landes. Er ist die momentan perfekte Kreuzung aus Zivilpolitiker und, in einem positiven Sinne, Militär. Er kann auf perfekte Imageberater zurückgreifen, die ihm kultur- und zielgruppenspezifisches Auftreten nahe gebracht haben: vor Indonesiern erscheint er hölzern, aber zurückhaltend und nicht arrrogant-auftrumpfend. Gerade so, w ie es sein Publikum von Militärs der Suharto-Zeit gew ohnt sind. Sein Aussehen ausreichend gut und gesund, um ein Vertrauen auf eine ausreichend lange Pr äsidentschaft zu vermitteln. Ihm w erden seit langem die besten Wahlchancen attestiert. Vor ausländischem Publikum lässt er seine Kenntnisse des Englischen glänzen, gibt sich als der gut zuhörende, dem Westen verständnisvoll zugeneigte professional für Sicherheit, der das von ihm erw artete Wort findet und ausspricht. Nicht zuletzt dieses Image im Kontrast zu seinen direkten Konkurrenten macht ihn zum Hoffnungsträger des Auslands. Seine Schw ächen sind ein seinem Image konträr entgegenstehendes zögerliches Handeln in vielen Phasen seiner militärischen und politischen Laufbahn. Als er von ihm eingeleitete Schritte zu Frieden in Regionen w ie Aceh und Zentralsulaw esi durch Zaudern und Untätigkeit in Unfrieden und Krieg abgleiten ließ. Oft zeigte er sich ein Mann ohne klaren

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Standpunkt, als Mann des Sow ohl-als-auch, der erst die politische Windrichtung abzuw arten schien, bevor er seinen politischen Kurs setzte. Auch seine Militärkarriere ist nicht ohne dunkle Flecken. Er w ar in Osttimor als Kommandeur verantw ortlich aktiv, obgleich es unbekannt blieb, für welche Aktionen er damals konkrete Verant-wortung getragen hat. Seine Position als Chef des Territorialstabes des Kodam (Wehrbereiches) Jakarta im Jahr 1996, der Erstürmung der Zentrale der PDI, die zur Entmachtung Megaw atis in der Partei führte, macht ihn für viele Angehörige und Sympathisanten der Partei suspekt. Summe: SBY ist ein Versprechen auf die Zukunft, eine Hoffnung, aber eine w eitestgehend unbekannte Größe. Wiranto ist der Kandidat des trotzigen Nationalstolzes. Auf den ersten Blick überw iegen seine politischen Defizite: w ie kaum ein anderer personifiziert er die negativen Merkmale der Suharto-Zeit w ie Gew alt und ihre trotzige Leugnung; er trug die Kommandoverantw ortung für Osttimor 1999, stand jedoch niemals zu ihnen. Er w ar der Befehlshaber der Streitkräfte, als im Mai 1998 Jakarta brannte und Tausende zu Schaden kamen. Verantw ortung übernahm er nie. Für seine Befürw orter steht Wiranto für die gute alte Zeit, die nicht nur von einem zunehmend idealisierten Suharto verkörpert w ird. Wiranto ist der altjavanische ksatriya (der Ritter), dessen Ehre durch seine Taten für seine schutzbefohlene Gemeinschaft erwächst, und die durch seine manchmal tadelnsw erten Aktivitäten nicht ernsthaft diskreditiert w erden können. Die w ahre Persönlichkeit eines Ritters zeigt sich in dem, w as er für seine Familie (die Streitkräfte) und die seines Schutzes unterstellten Personen (w ie Suharto nach dessen Rücktritt) getan hat, und nicht in dem, w as er im Verfolgen dieser einzig tugendhaften Taten seinen Feinden zugefügt hat. Die Macht Wirantos im gegenw ärtigen Indonesien zeigt sich an seiner rechtlichen Unverw undbarkeit, die auch ernsthafte internationale Beschuldigungen – wie der Antrag auf einen internationalen Haftbefehl durch die Staatsanw altschaft Osttimors – an ihm abprallen lassen. Er kann auf Unterstützer setzen, wozu auch die Präsidentin Megaw ati zählt, die beim Präsidenten Osttimors, Xanana Gus mao um Aufhebung des Haftbefehls bat. Wiranto erfährt mittlerw eile auch die offene Unterstützung durch die Familie des vormals ersten Mannes im Staate, Suharto. Was sein Prestige nicht mindert. Wirantos Image ist auch das eines Edelmannes javanischer Prägung, eines Sängers und Entertainers mit Talent zum socialising, der zugleich ein erfahrener Mann der Macht und der ew ig von missliebigen Intriganten hintergangene edle Kommandeur ist, der nur Gutes w ollte und es auch immer tat, und der ob dessen von niederträchtigen Neidern angegangen w ird. Fazit: Wiranto ist ein Mann der Emotionalität und des Rückhaltes in den alten Strukturen der Macht. International eine Belastung, w as ihm bei der gegebenen Abhängigkeit Indonesiens vom Ausland letztendlich die Pr äsidentschaft verwehren kann. Agum Gumelar ist ein Periphärakteur, der lange Zeit als Kandidat für die Vizepräsidentschaft gehandelt w urde. So noch im Februar als möglicher Partner von Megaw ati. In letzter Konsequenz hat er aber nur beim amtierenden Vizepräsidenten, Hamzah Haz, eine Kandidatur erhalten können. Sein realistisches Ziel kann nur ein Ministeramt im kommenden Kabinett sein, w ofür er sich z.B. als Nachfolger des Nachrichtendienstchefs Hendropriyono anbietet. Seine zentrale Stellung unter den purnawirawan machen ich jedoch zu einem unverzichtbaren Partner für jeden Präsidenten. Eine vorläufige zusammenfassende Bewertung: Indonesiens unmittelbare politische Zukunft w ir d in einem erheblichen Maß von den Streitkräften geprägt sein, w obei die purnawirawan als Hintergrundakteure der Beachtung bedürfen. Das Militär als neu erstarkter politischer (Veto-?)Akteur muss in seiner umfassenden Komplexität als Keluarga Besar TNI begriffen werden. Hürth, den 21. Mai 2004

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BEIT RÄGE UND PROTOKOLL E PART NERSCHAFTSSEMINAR UND JAHRESTAGUNG Vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2004 w urde ein Partnerschaftsseminars zu West-Papua und die Jahrestagung des West-Papua- Netzw erkes im Gemeindehaus Ennepetal-Vörde gehaltenen. Das Thema des Partnerschaftsseminars lautete: „Die Rolle der Frau in Familie, Kirche und Gesellschaft in West-Papua“. Hier folgen Auszüge von Beiträgen und Kurzprotokolle.

Teilnehmer am Partnerschaftsseminar in Ennepetal-Vörde Foto von Simone Königer

Podiumsgespräch „Deutsche Entwicklungspolitik aus Frauenperspektive“ am Freitagabend, den 30. Januar 2004

Frauenrechte sind Menschenrechte

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Ir mingard Schew e-Gerigk ( MdB Grüne)

Entw icklungspolitik hat für uns Grüne einen hohen Stellenw ert, der nicht nur politisch, sondern auch ethisch begründetet ist. Wir w ollen dazu beitragen, dass alle Menschen ein Leben in Würde haben und dass die w irtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Menschenrechte verw irklicht w erden. Für mich sind Frauenrechte Menschenrechte. Entw icklungspolitik ist in unserem ureigensten Interesse, denn Wohlstandsinseln in einem Meer von Armut machen die Welt unsicher und inhuman. Frauen – ein Schlüsselfaktor in der Entw icklung Weltw eit werden Frauen noch immer diskriminiert. Sie w erden oft vom Zugang zu Bildung oder zu w irtschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen. Dabei sind Frauen ein Schlüsselfaktor in der Entw icklung ihrer Länder und spielen bei der Armutsbekämpfung eine sehr große Rolle. Diskriminierung von Frauen zu bekämpfen heißt deshalb auch, Entw icklungshindernisse zu beseitigen. Das ist der Ansatzpunkt, den w ir hier heute Abend gew ählt haben. In der Entw icklungspolitik haben w ir die Gleichstellung der Geschlechter 3

Der von Siegfried Zöllner redigierte Beitrag wurde mit Erlaubnis der Referentin aufgenommen.

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konsequent zum zentralen Grundsatz gemacht. Seit 1999 hat die Bundesregierung das Prinzip des sogenannten gender mainstreaming übernommen. Das bedeutet, dass jede Maßnahme, die durchgeführt w ird, daraufhin untersucht w ird, w ie sie auf Frauen und w ie sie auf Männer w irkt. Das ist ein w ichtiges Instrument und ermöglicht uns zu sehen, w o tatsächlich Hilfe geleistet w erden muss. Doch kommt es nicht nur auf die theoretischen Frauenrechte an, sondern auch auf die praktische Durchsetzung. Da haben w ir nicht nur in den Ländern des Südens, sondern auch bei uns noch eine Menge Nachholbedarf. Dabei ist auch der Dialog mit den Partnerinnen und Partnern des Südens für uns sehr w ic htig. Ich w ill ein Beispiel nennen: In vielen afrikanischen Staaten gibt es noch die Sitte der Genitalverstümmelung bei Mädchen. Viele Jahre lang ist das in der Entw icklungspolitik zum Tabu erklärt w orden Das sei kulturell und religiös begründet und daher von außen nicht zu beeinflussen. Doch mit der Zeit haben die Frauen des Südens uns im Norden herausgefordert und verlangt, dass w ir etw as tun. Ich w ar 1995 auf der Weltfrauenkonferenz in Peking. Da haben uns die Frauen des Südens gesagt: Ihr müsst uns in unserer Arbeit unterstützen. Wenn w ir solche Initiativen unterstützen, dann tun w ir das richtige. Wir sollten nicht von uns aus mit dem Finger auf die andern zeigen und sagen: Was macht ihr da? Das ist doch alles verkehrt! Nein, Entw icklungsarbeit muss sich aus einem offenen Dialog mit den Partnern und Partnerinnen gestalten. Das gilt auch für die geschlechtsspezifische Verfolgung, unter der viele Frauen w eltw eit leiden. Wir müssen diesen Frauen Schutz geben. Da geht es um Massenvergew altigungen in Kriegen, da geht es um Genitalverstümmelung. Da geht es auch um Frauenhandel. Und wir w is sen, dass auch Zwangsprostitution dahin gehört. Das ist ein ganz großes Thema, sicherlich auch in Westpapua. Diese Gew alt macht die Frauen kaputt. Da müssen w ir helfen und den Frauen Chancen geben, andere Möglichkeiten zu finden, ihren Broterw erb zu verdienen. Frauenrechte und Haushaltspolitik Für die Verw irklichung der Menschenrechte und gleiche Rechte für Frauen müssen w ir immer noch w eltw eit streiten. Dabei ist es notw endig, auch in der Haushaltspolitik und in der Handelspolitik genau hinzuschauen. Die Weltbank ist in ihrer Politik noch sehr konservativ. Dort müssen erheblich mehr Gleichberechtigungsstrategien durchgesetzt w erden. Ich glaube, dass die einzelnen Konzepte dort noch nicht gut sind. Wir w issen, dass 70 % der Armen Frauen sind. Aber die Förderprogramme der Weltbank, etw a bei der Privatisierung von Unternehmen oder beim Trinkw asser und aktuellen Wasserprojekten w ürdigen die gender Aspekte bisher noch nicht ausreichend. Die Weltbank gibt 18 Milliarden US Dollar für Entw icklungszusammenarbeit aus und darin sind nur 600.000 Dollar für eine GenderStrategie enthalten. Hier muss sich etwas ändern! Die Weltbank sagt selbst von sich, es sei viel leichter, mit den Schuldnerländern in Umw eltfragen zusammen zu arbeiten als mit ihnen über kulturell sensible Themen w ie die Gleichberechtigung zu sprechen. Regierungen gehen in ihrem Land oft eher sorgsam mit der Umw elt, mit Wasser und Luft um, - aber nicht mit den Rechten der Frauen. Frauen ernähren die Welt Ich w ürde gerne auf zw ei Kernpunkte zum Thema Frauen und Entw icklungspolitik eingehen. Das eine ist Frauen und Welternährung und das zw eite Frauen und Bildung. Vor sechs Jahren hat die FAO den Welternährungstag unter das Motto gestellt: Frauen ernähren die Welt. Dieses Motto w urde gewählt, um den bedeutenden Beitrag der Frauen für die Ernährung der Familien in dem jew eiligen Land herauszustellen. Ich nenne nur ein paar Fakten: Frauen produzieren w eltweit mehr als die Hälfte aller angebauten Nahrungs mittel. In Afrika sind es sogar 70%. In Asien stellen Frauen w eit mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte im Reisanbau. In ländlichen Gebieten sind Frauen nicht nur fast ausschließlich für die Ernährung der Kinder verantw ortlich, sie sind auch Haupterzeugerinnen und Verarbeiterinnen von Nahrung. Dieses alles geschieht unter unglaublich schw ierigen Bedingungen. In großen Teilen der Welt brauchen Frauen bis zu fünf Stunden täglich, um Feuerholz oder Wasser zu holen. Vier Stunden gebrauchen sie für die Nahrungszubereitung, vier weitere Stunden arbeiten sie auf dem Feld. So sieht ein Frauentag aus, er ist mit 14/15

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Stunden Arbeit gefüllt. Selbst in unseren Industrieländern heißt es ja: A woman’s work is never done (die Arbeit einer Frau ist eigentlich nie zuende). Und es gibt Tagespläne, w o Frauen w irklich 16-18 Stunden auf dem Felde sind. Wenn die Männer dann noch, w ie das in den Entw ic klungsländern häufig der Fall ist, vom Land in die Städte abw andern, haben Frauen auf dem Lande noch zusätzliche Probleme zu bew ältigen. Wenn w ir die Rolle der Frauen in der Landw irtschaft stärken und sie ihren Broterwerb selbständig meistern, dann hat das sehr schnell eine Veränderung ihrer gesamten gesellschaftliche Stellung zur Folge. Dann w erden die sozialen Beziehungen zw ischen den Geschlechtern von selbst zum Thema gemacht. Das hat die Erfahrung gelehrt. Männer und Frauen haben in solchen Gebieten mehr Verständnis für einander und für die Belange des anderen. Die Bundesregierung macht separate Frauenprogramme, aber es w ird auch sehr viel Wert darauf gelegt, dass sie Programme für Männer und Frauen macht. Man kann die Männer auch nicht einfach abhängen und sagen, Frauen machen das ohnehin alles. Deshalb ist es sicherlich richtig zu versuchen, gemeinsame Programme zu machen. Bei solchen Projekten und Pr ogrammen gibt es immer drei Kriterien der Bew ertung: 1. Wie sieht die Arbeitsteilung zw ischen Männern und Frauen aus? 2. Haben Frauen und Männer tatsächlich den gleichen Zugang zu den notw endigen Ressourcen? Und 3. Haben Männer und Frauen gleicher maßen Einfluss auf Entscheidungsprozesse? Wenn man Entw icklungspolitik so formuliert, hört sich das so an, als sei das bei uns hier in Deutschland alles überhaupt keine Frage. Doch auch bei uns ist vieles noch nicht in Ordnung. Konsequenterw eise w erden alle Programme und Projekte so ausgerichtet, dass sie den Interessen von Frauen und Männern, also beiden Geschlechtern zugute kommen. Aber es gibt selbstverständlich auch Projekte, die sich nur an Frauen richten, vor allem im Gesundheitsbereich. Fördert die Bildung von Frauen und Mädchen! Ich komme zu dem letzten Thema: Frauen und Bildung. Grundbildung w ie Lesen, Schreiben und Rechnen sind die ersten Schritte, um aus dem Teufelskreis von Armut, Abhängigkeit und Unterdrückung heraus zu kommen. Aber immer noch gehen viel zu viele Kinder nicht in die Schule. Das sind natürlich insbesondere die Mädchen. Häufig liegt es daran, dass Schulgeld bezahlt w erden muss. Da w erden dann in den Familien die Jungen bevorzugt. Ich glaube, auch hier ist die Entw ic klungspolitik gefordert. Denn Bildung für Frauen lohnt sich. Die nüchternen Rechner der Weltbank haben das so ausgedrückt: Investitionen in die Bildung für Mädchen sind die w irksamsten Einzelinvestitionen, die ein Entw icklungsland vornehmen kann. Bessere Bildung der Frauen w irkt in viele Richtungen: ger ingere Kinderund Müttersterblichkeit, bessere Familienplanung, höherer Bildungstand bei Töchtern und Söhnen, bessere Leistungsfähigkeit und auch besserer Umgang mit der Umw elt. Wenn es eine Chance gibt - Frauen und Mädchen nutzen sie, sie w ollen einfach aufholen. Wir müssen ihnen diese Chancen geben. Doch davon sind w ir noch w eit entfernt, das zeigen Zahlen des UN Kinderhilfswerks UNICEF: Weltw eit gehen 65 Millionen Mädchen nicht in die Schule. Das bedeutet, dass viele von ihnen in Armut leben müssen und viele von ihnen bei der Geburt ihrer Kinder oder auch an Aids sterben. Dieser Teufelskreis setzt sich von Generation zu Generation fort. Bildung für Mädchen bedeutet gleichzeitig Bildung für die Famile und für die ganze Gemeinschaft. Das größte Hindernis sind die Schulgebühren. Wie erfolgreich die Abschaffung von Schulgebühren sein kann, zeigt ein Beispiel, das ich aus Kenia habe: Die Abschaffung der Schulgebühren trieb dort die Schülerzahl um 1,2 Millionen in die Höhe. Wenn w ir dort Geld investieren, dann ist das w irklich gut investiertes Geld. Partnerschaft in der Entw icklungspolitik Wir Grünen stehen dafür, in der Entw icklungspolitik partnerschaftlich mit anderen zusammen zu arbeiten. Wir sind davon überzeugt, dass sich auch hier bei uns das Bewusstsein für die zunehmende Vernetzung der Welt erw eitern muss. Nichtregierungsorganisationen, Verbraucher und Verbraucherinnen aber auch Kommunen und Länder sollen und müssen ihre Beiträge leisten, denn w ir leben in Einer Welt. Die Entw icklung des Südens zu fördern, kann nur in unserem gemeinsamen Interesse sein. Besonderen Wert legen w ir auch darauf,

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dass die Wirtschaft ihren Beitrag leistet. Wir entlassen sie immer allzu gerne aus der Verantwortung. Aber ich denke, das ist sicherlich dringend notw endig.

In den letzten vier Jahren haben wir die Zusammenarbeit mit den Nichtregierungsorganisationen sehr stark intensiviert, weil wir eine eigenständige Rolle der Zivilgesellschaft haben wollen. Wir haben erreicht, dass zum Beispiel der zivile Friedensdienst nicht ein rein staatlicher Dienst ist, sondern nachdrücklich von Nichtregierungsorganisationen gestaltet wird. Die Bundesregierung unterstützt auch viele sogenannte fair gehandelt Produkte und Siegel wie Transfer oder Saubere Kleidung. Das ist sicherlich auch ein guter Ansatz. Aber auch Länder und Kommunen können wir nicht aus der Verantwortung entlassen. Wir haben die entwicklungspolitische Bildungsarbeit intensiviert. Es gibt eine Servicestelle „Kommunen in einer Welt“, die gezielt gefördert wird. Ich komme zum Schluss. Das Thema „Frauen und ihre Rolle in der Einen Welt“ ist allumfassend. Frauen brauchen Solidarität und Zusammenarbeit im Norden wie im Süden Und wir möchten gerne, dass wir in Einer Welt gemeinsam leben, dass wir miteinander die Probleme, die da sind, lösen. Ohne Frauen gibt es keine Entwicklung. Vielen Dank.

Die beiden Referentinnen Foto von Simone Königer

Die Veröffentlichung des Vortrages von Frau Karin Kortmann (MdB SPD), Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik, konnte leider noch nicht vorgenommen werden.uh

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ZUR DISKUSSION MIT DEN POLITIKERUINNEN •

Siegfried Zöllner kritisierte Entw icklungspolitik als solche. Länder w ie Indonesien könnten sich auf Grund der vorhandenen Reichtümer selbst helfen, doch verhindere schlechte Regierungsführung die Entw icklung. Gelder aus dem Norden machten oft alles nur noch schlimmer. Er fordert dazu auf, dass die deutsche Regierungspolitik deutlicher bad government und good governance voneinander unterscheiden und entsprechend stützen sollte. Nepotis mus und Korruption dürften nicht auf indirektem Wege aus deutschen Steuergeldern finanziert w erden. Er rät dazu, dass vorhandene Kräfte, w ie zum Beispiel Nationale Menschenrechtskommission Komnas HAM in Indonesien, gestärkt w erden.



Fedrika Korain fordert, dass die Unterstützung nicht nur auf finanziellem Wege erfolgen sollte. Vielmehr sei es notw endig, vor allem das Selbstbew usstsein der Frauen in Indonesien und Papua zu stärken. Der Anteil der Frauen im Par lament betrage nur 30 %. Sie erw artet in dieser Richtung eine Änderung der Inlandspolitik Indonesiens durch entsprechende ausländische Unterstützung.



Sonia Parera-Hummel macht darauf aufmerksam, dass Papua kein ar mes Land sei. Die Armutsbekämpfung müsse daher an Strukturen und Finanzströmen ansetzen. Sie bittet die deutschen Politiker Innen, verstärkt das Schicksal von Frauen und sonstige Menschenrechtsverletzungen in Papua in den Blick zu nehmen.



Carlos Mambrasar thematisiert das West-Ost-Gefälle hinsichtlich des Lehreraustausches Indonesiens mit Deutschland. Der Westen des Archipels w erde bei der Vergabe von Deutschland-Stipendien bevorzugt. Ihm seien bei seinem bisherigen Aufenthalt in Deutschland ( Mambrasar bildet sich auf Einladung des Kirchenkreises Wied in Deutschland durch Sprachstudien fort) bislang keine Papua, denen eine solche Förderung zuflösse, bekannt. Er vermutet ideologische Gründe und indonesische Nationalismen bei der Auswahl der Stipendiaten.



Alex Flohr w eist auf den Konflikt zw is chen einerseits der Hilfe für Nichtregierungsorganisationen, die relativ gering sei, und andererseits der Unterstützung fragwürdiger Regierungsprojekte im Rahmen deutsch-indonesischer Handelsabkommen hin.



Weitere Aspekte in der Diskussion: °

° ° °

°

Politische Maßnahmen zur Stabilisierung der Region und zur Förderung von Menschenrechten und Selbstbestimmung in Indonesien und Papua müßten durch zielgerichtetere Finanzzuw eisungen aus Deutschland gefördert w erden. Der Sonderautonomiestatus von Westpapua sollte Thema in Kontakten zw ischen den Regierungen von Deutschland und Indonesien sein. Die Diskussion um die deutsche Zuw anderungsgesetzgebung müsste verstärkt die Verhältnisse in den Heimatländern der MigrantInnen berücksichtigen. Beklagt w ird, dass „endlose Gerede mit Landespolitiker Innen, w enn es um die Akzeptanz von Landesnetzwerken, Partnerschaftsgruppen, etc. als Instrumenten der entw icklungspolitischen Zusammenarbeit gehe“. MdB Kortmann macht darauf aufmerksam, dass seitens der Bundesregierung keinerlei Autonomieunterstützung zu erwarten sei. Sie konzentriere ihre Maßnahmen auf wirtschaftliche Reformen, den Ausbau von Transportw egen, Gesundheitsfragen und gebe entsprechende Gelder zielgerichtet nach Indonesien. Sie rät außerdem dazu, dass das Westpapua-Netzw erk verstärkt den Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) in Anspruch nehmen sollte. Auf dem Weg über Förderungsmaßnahmen sei die Aufmerksamkeit und das Bew usstsein des Ministeriums auch für Papuafragen zu ändern.

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Insgesamt w urde bei der Diskussion deutlich, dass das West- Papua- Netzw erk unzufrieden mit der geringen Beachtung ist, die West- Papua für die deutsche Politik hat. Diese stärke demokratische Ansätze zu wenig, fördere Friedensinitiativen nicht, sondern setze auf den indonesischen Einheitsstaat und deutsche Außenw irtschaft. Die Behauptung von Frau Kortmann, Deutschland w ürde die Sonderautonomie für West-Papua auf keinen Fall unterstützen, stieß bei allen Teilnehmern auf ungläubiges Verw undern. (Ruprecht Beuter und Marianne Klute)

Ein Warnplakat zu HIV – AIDS Foto von Klaus Reuter

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JAHRESBERICHT DES KOORDINATORS des West-Papua- Netzw erks in Deutschland (Berichtszeitraum März 2003 bis Januar 2004). Siegfried Zöllner, gehalten am Samstag, den 31.3.2004 Der Jahresbericht 2003 w ird mein fünfter und letzter Jahresbericht sein. Ich freue mich, dass es gelungen ist, einen Nachfolger zu finden, der die Koordination des West-PapuaNetzw erks mindestens für die nächsten drei Jahre übernehmen w ird. Dies w urde möglich durch die Bereitschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Vereinten Evangelischen Mission und des Bischöflichen Hilfswerks Misereor e.V., gemeinsam Finanz mittel für eine halbe bezahlte Stelle zur Verfügung zu stellen. Der Beirat der Koordinationsstelle hat Uw e Hummel als meinen Nachfolger berufen. 1. Teilnahme an der Menschenrechtskomm ission Genf Vom 28. März bis zum 3. April 2003 nahm ich an der Menschenrechtskommission in Genf teil. Clement John, der Menschenrechtsbeauftragte des Ökumenischen Rates (WCC), hatte für den 29. März zu einem Treffen zu Indonesien eingeladen, bei dem alle indonesischen NGOs, die zur Kommisssion angereist w aren, vertreten w aren. Von Papua w aren Rev. Her mann Saud, der Vorsitzende der GKI, Theo Sitokdana von der Menschenrechtsorganisation Elsham- Papua, Willy Mandow en als Mitglied des Exekutivausschusses des ÖRK und Theo van den Broek vom Büro Justice and Peace (Justitia et Pax) der Diözese Jayapura vertreten. Am 30. März hatten die Franciscans International zu einem Treffen aller kirchlichen Organisationen (inter konfessionell), die mit Papua befasst sind, eingeladen. Am 1. April fand im Haus der Vereinten Nationen eine Veranstaltung zu Papua statt, die vom West- Papua- Netzw erk zusammen mit der Gesellschaft für bedrohte Völker vorbereitet w orden war. Auch ein Treffen der deutschen NGOs mit der Delegation der Bundesrepublik konnte stattfinden. Ein Ber icht über „Papua in Genf 2003“ w urde im Rundbrief Nr. 26 vom Juni 2003 veröffentlicht. 2. Zusammenkünfte europäischer kirchlicher Organisationen zu Papua Wie unter Punkt 1 erw ähnt, trafen sich in Genf zum ersten Mal Vertreter Europäischer kirchlicher Organisationen der beiden großen Konfessionen (Kirchliche Lobbygruppe). Inzw ischen hat sich diese Gruppe zw ei w eitere Male getroffen, und zwar im Juni in Berlin (am Rande der Tagung zur Sonderautonomie) und im September in den Niederlanden. Das nächste Treffen w ird im April 2004 w ieder in Genf stattfinden. Das West-Papua-Netzw erk ist auch w egen seiner Kompetenz inzw ischen fest in dieser Gruppe verankert. Im Gegensatz zur Internationalen Solidaritätsbew egung (siehe unten) vertritt diese Gruppe eine „ moderate“ Lobby-Policy. Vereinbarte Schw erpunkte sind der Einsatz für die Menschenrechte, für „Papua – Land des Friedens“, für einen innerindonesischen (nationalen) Dialog, für das Sonderautonomiegesetz und für „Impunity“, also für Strafverfolgung von Menschenrechtsverletzern und Stärkung einer unabhängigen Justiz in Indonesien. Eine Unterstützung der Unabhängigkeitsbew egung in Papua gehört nicht zu den Schw erpunkten und Zielen dieser Gruppe. Dar in unterscheidet sie sich von der sog. Internationalen Solidaritätsbew egung, deren Schw erpunkt die Kampagne zur „Überprüfung des Verhaltens der UNO w ährend des Referendums von 1969“ ist. Selbstverständlich respektieren die Vertreter dieser Gruppe, dass die Mehrheit der Papua eine Unabhängigkeit von Indonesien wünscht. Selbstverständlich führen Vertreter dieser Gruppe auch einen Dialog mit ihren Gesprächspartnern aus Papua über die Vorstellungen der Papua zur Zukunft des Landes. 3. Tagung zur Sonderautonom ie Berlin am 4. und 5. Juni 2003 Das herausragende Ereignis des Jahres w ar die Tagung zum Sonderautonomiegesetz in Berlin. Die Tagung sollte in vier Richtungen w irksame Anstöße geben: (1) Die Papua sollten angeregt w erden, Chancen des Autonomiegesetzes zu erkennen. (2) Es sollte ein Dialog mit Vertretern der indonesischen Regierung über das Gesetz und seine Mängel zustande kommen. (3) Vertreter der Bundesregierung sollten auf ihre Verantw ortung im Rahmen der deutschen Außenpolitik angesprochen w erden. (4) Die deutsche Öffentlichkeit, insbesondere

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mit Indonesien befasste Organisationen sollten stärker sensibilisiert w erden. Diese Ziele konnten im Rahmen der Möglichkeiten erreicht w erden. Im Rundbrief Nr. 26 vom Juni 2003 wurde ein Bericht veröffentlicht. Ein ausführlicher Bericht über den Verlauf der Tagung und die Veröffentlichung aller Referate ist in Vorbereitung. 4. Internationale Solidaritätstreffen in Brüssel und Auckland (Neuseeland) Das 4. Internationale Solidaritätstreffen (nach Denekamp NL, Neuendettelsau D, London GB) hatte ein Nord- und ein Südtreffen. Das Nordtreffen fand am 6. und 7. Juni 03 in Brüssel statt, das Südtreffen vom 8. bis 10. August 03 in Auckland / Neuseeland. Mit Dietrich Weinbrenner zusammen nahm ich am Brüsseler Treffen teil, in Auckland w ar das deutsche West-Papua-Netzw erk nicht vertreten. Wie bereits angemerkt liegt der Schw erpunkt der Internationalen Solidar itätsbew egung auf der Kampagne zur „Überprüfung des Verhaltens der UNO w ährend des Referendums von 1969“. Dabei ist das klare Ziel die Unabhängigkeit Papuas von Indonesien. Natürlich findet diese Kampagne die ungeteilte Sy mpathie der Papua. Das deutsche West-Papua-Netzw erk stellt jedoch trotz allem Verständnis für die Wünsche der Papua die Frage, ob mit einer solchen Kampagne nicht völlig unrealistische Hoffnungen gew eckt werden. Außerdem w ird jeder Dialog mit der indonesischen Regierung verbaut. (vergl. Bericht im WP- Rundbrief Nr. 27 August / September 2003 S. 39). 5. Treffen m it Papuaführern in den Niederlanden Diese unter Punkt vier genannte Frage erlaubte ich mir auch zu stellen und zu diskutieren, als ich eingeladen w ar, am 19. Juni 03 vor einer Gruppe von Papuaführern zu sprechen. Die Gruppe w ar vom Europäischen Parlament zu einer Konsultation nach Brüssel eingeladen. Außer mir sprachen Car mel Budjardjo von TAPOL und Mark Doris von West Papua Action Dublin / Irland. Unter dem Eindruck unserer erfolgreichen Autonomietagung in Berlin versuchte ich, das Autonomiegesetz als die derzeit einzige Chance für eine w eitreichendere Selbstbestimmung der Papua darzustellen. Inzw ischen (Januar 2004) müssen w ir leider davon ausgehen, dass die indonesische Regierung das Gesetz zur Sonderautonomie durch verschiedene Maßnahmen bew usst unterlaufen hat und gar nicht umsetzen w ill. 6. Hearing im Europäischen Parlam ent am 1. Oktober 2003 Am 1. Oktober 2003 lud der Ausschuss für Entw icklung des Europäischen Parlaments zu einem Hearing über Menschenrechte in Indonesien mit besonderem Schw erpunkt Aceh und Papua ein. Ich konnte an der Sitzung teilnehmen. Die Menschenrechtler John Rumbiak (Elsham Papua) und Agusw andi (Kontras Aceh) hatten je 10 Minuten Zeit, die Situation in ihrem jew eiligen Landesteil zu schildern. Außerdem hatte der Ausschuss den Premier minister der Exil- Regierung des (noch nicht) freien Acehs zu einer Stellungnahme eingeladen. Leider w irkte diese Einladung kontraproduktiv. Zumindest zw ei Abgeordnete kritisierten diese Entscheidung. Natürlich erschien der indonesische Botschafter nicht. Die Möglichkeit eines Dialogs über Menschenrechte w ar nicht gegeben. 7. Gespräche im Außenm inisterium (7.10. und 27.11.2003) Nach dem Hearing in Brüssel hatte John Rumbiak den Wunsch, den neuen Leiter der Südostasien-Abteilung, Herrn Hans-Günther Löffler, kennen zu lernen. Ebenfalls hatte er mit Mitarbeitern der indonesischen Botschaft einen Ter min vereinbart. Ich begleitete ihn am 6. und 7. 10. nach Berlin, am 8. fand ein Gespräch mit Vertretern der VEM und der Ev. Kirche im Rheinland u.a. in Wuppertal statt. Einen zw eiten Besuch im Außenministerium konnten w ir für den 27.10. vereinbaren. Mit meinem Nachfolger Uw e Hummel besuchten w ir das Büro der Beauftragten für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe und sprachen mit Dr. Peter Reuss und Herrn HansGünther Löffler. Ebenfalls fand ein Treffen mit den Mitarbeitern von Watch Indonesia statt.

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8. Briefaktionen und Briefe Anlässlich der Konflikte in Wamena im April / Mai und November / Dezember und der Konflikte in Timika im August / September verfasste ich mehrere Briefe an die Beauftragte für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Zu folgenden Briefaktionen riefen w ir auf: 1. April 03: an den Minister für Justiz und Menschenrechte w g. Wamena 2. Juni 03 : an den Befehlshaber der Armee in Papua Nurdin Zainal w g. Wamena 3. November 03 (im Anschluss an Amnesty International) : an den Polizeichef in Papua wg. Manokw ari 4. Januar 04: an den Minister für Justiz und MR w g Wamena 9. Unterstützung Fortbildungsprogramme (Theo Sitokdana und Steve Waram ori) Das West Papua Netzw erk (die Koordinationsstelle) hat das Fortbildungsprogramm für ELSHAM- Mitarbeiter im Bereich englischer Sprache und Menschenrechte weitergeführt. Nach Ronald Tapilatu konnte ein w eiterer ELSHAM- Mitarbeiter, Theo Sitokdana, nach England und Genf eingeladen w erden. (September 2002 bis Mai 2003). Die Sponsoren dieser Programme w aren die Uniting Church in den Niederlanden (SOW-Kerken, Global Ministry/Kerk in Actie), die Evangelische Kirche im Rheinland, das Diakonische Werk der EKD und das Bischöfliche Hilfsw erk Misereor. Ein w eiterer Mitarbeiter von Elsham, der Rechtsanw alt Steve Waramori, konnte mit Hilfe des Bischöflichen Hilfsw erks Misereor und der Uniting Church der Niederlande zum Studium der englischen Sprache und zu Menschenrechtskursen an die Atesea-Universität in Manila vermittelt w erden. Sein Programm begann im Oktober 2003 und ist für ca. ein Jahr geplant. 10. Besuche aus West Papua Folgende Besucher aus West Papua kamen nach Wuppertal: Ehepaar Her man und Jakobina Aw om und Yafet Kambai im Januar / Februar, Pfr. Her mann Saud im März / April, Pfr. Matheus Adadikam und Frau Yosina Yoteni im Juni und John Rumbiak im Juni, Oktober und Dezember. Nicht genannt sind die anderen Gäste der Berlin-Tagung, die der Koordinationsstelle keinen Besuch abstatten konnten. Bei den hier genannten habe ich das Besuchsprogramm teilw eise oder ganz koordiniert. 11. Hilfestellung für und Austausch m it Mitglieder des Netzwerks Die regelmäß ige Anw esenheit im Büro – als Regel zw ei Tage pro Woche – bringt es mit sich, dass mancherlei Anfragen zu Papua bearbeitet w erden müssen. Es geht dabei um Weitergabe von Informationen und Hilfestellung für Mitglieder im Netzw erk oder auch um Referate und Vorträge, um die ich gebeten w erde. Ich nenne nur drei Beispiele: (1) Wir wurden gebeten, einen Video zu West-Papua „Aufbruch unter dem Morgenstern“ hier bekannt zu machen. (2) Für die Magdeburger Gruppe w ar ich behilflich, eine Referentin für ein Besuchsprogramm zu suchen und zu vermitteln (3) Bei einer Tagung des Ev. Missionsw erks in Stuttgart zum Thema Militär in Indonesien w urde ich gebeten, einen Beitrag zu West-Papua zu geben. Über ein ähnliches Thema habe ich bei einer A mnestyGruppe in Gütersloh gesprochen. – Eine gute Zusammenarbeit im Sinne einer „gemeinsamen Schnittmenge zw eier Kreise“ hat sich mit dem Pazifik-Netzw erk ergeben. Ein ganzer Abend der Jahrestagung des Pazifik- Netzw erks im Februar w ar West-Papua gew idmet und w urde durch ein Referat von Yafet Kambai bereichert. 12. Beobachtung der Umweltprobleme von Freeport und BP Im Jahr 2000 hatten w ir Gelegenheit, Tr inkw asserproben aus dem Umfeld der Freeportmine auf ihren Schw ermetallgehalt untersuchen zu lassen. Darüber w urde im Rundbr ief Nr. 19 vom August 2001 ein Bericht veröffentlicht. Im Jahr 2003 konnten w ir w ieder durch Vermittlung von Rev. Matheus Adadikam Trinkw asserproben untersuchen lassen. Das Ergebnis der Untersuchungen und ein Bericht stehen noch aus.

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Ein w ichtiger Einstieg in die Pr oblematik der Errichtung der Erdgas-Förderanlage in Bintuni (Manokw ari) w ar ein Gepsräch mit dem deutschen Management von BP in Berlin am 30. Mai (Herrn Peter Knoedel und Herrn Dr. Herbert Glocker) Es traf sich gut, dass Dr. Agus Sumule aus Manokw ari und Bruder Theo van den Broek aus Jayapura teilnehmen konnten. Vor allem Dr. Sumule ist außerordentlich gut informiert über die Situation vor Ort und konnte die Mängel ansprechen und die Wünsche aus der Sicht der Bevölkerung formulieren. Für diese Art „Umw elt-Lobby“ ist die Mitarbeit von Dr. Volker Böge im Beirat ein Gew inn. 13. Veröffentlichungen Durch die Mithilfe von Dietrich Weinbrenner vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ) Westfalen gelang es uns w ieder, den Bericht von Elsham über die Gefährdung von Menschenrechtsaktivisten in Papua auf die Dokumentationsseite der Frankfurter Rundschau zu bringen. Auch im Jahr 2003 sind vier Nummern des West Papua Rundbriefs erschienen (Nr. 25 –28, Nr. 29 ist in Vorbereitung). Im Verteiler sind ca. 170 Anschriften. Weit über 200 Anschrif ten umfasst der Verteiler für die E- Informationsbriefe. Im Ber ichtszeitraum w urden die Nummern 104 bis 137 des E-Informationsbriefes verschickt. Die Homepage w urde verbessert. Eine eigene Anschrift www.west-papua-netz.de führt direkt auf unsere Homepage, die allerdings noch das Portal der V EM zeigt. Dank der guten Zusammenarbeit mit der V EM (Frau Birgit Pfeiffer) und der Hilfe von Esther Hoffmann sind nicht nur die E- Infobriefe alle eingestellt, sondern bereits die letzten Nummern der doch recht umfangreichen Rundbriefe. An der Verbesserung und Ausweitung w ird gearbeitet. 14. Ausblick In einer Schlussbemerkung zum Jahresbericht 2002 habe ich folgendes Resümee gezogen: Das West- Papua- Netzw erk ist bei den deutschen Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Hilfsw erken und auch bei einigen Regierungsinstanzen bekannt. Die Verbindungen zu Kirchen und NGOs in West Papua sind gut. Trotzdem w äre eine Pflege und Verstärkung der Basis in Deutschland sinnvoll. Ich könnte mir eine Verstärkung bzw. Professionalisierung im Bereich Umw elt und internationalem Recht vorstellen. In Deutschland bzw . im Büro sollte der Aufbau einer Materialsammlung (Bibliothek, Videos) systematisiert w erden. Nach einem w eiteren Jahr habe ich den Eindruck, dass w ir hier noch nicht sehr viel weitergekommen sind. Allerdings ist einer der größten Erfolge des Jahres 2003, dass die Weiterführung der Koordinationsstelle für drei Jahre gesichert ist und ein kompetenter Nachfolger gefunden w urde. Es tut mir daher nicht leid, dass ich meinem Nachfolger nur eine Baustelle hinterlassen kann.

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FINANZBERICHT 20034

Vorgelegt von Dr. Siegfried Zöllner auf der Jahrestagung am 31. Januar 2004 I. Einnahmen Netzwerk 2003 1 29.01.03 Beitrag Kirchenkreis Hattingen Witten 2 08.05.03 Beitrag Kirchenkreis Schw elm 3 05.03.03 Beitrag V EM 4 01.04.03 Beitrag Ev. Kirche der Pfalz (für 2002) 5 25.03.03 Beitrag Kirchengemeinde Waldbröl 6 12.12.03 Beitrag Kirchenkreis Wied 7 Rundbr iefverkauf 8 Spenden 19.05. / 2.3./ 30.7. 9 16.10.03 Rückerstattungen (z.B. KK Schw elm KV-Versicherung) 10 Einnahm en

400,00 400,00 2.000,00 500,00 200,00 380,00 2.065,50 220,00 90,00 6.255,50

II. Ausgaben Netzwerk 2003 11 Reisen und Tagungen Koordinator 12 Sachkosten (Materialien, Beirat, Büro, Gäste) 13 Menschenrechtskommission Genf / Reise und Aufenthalt 14 Beitrag zur Tagung in Berlin 15 Ausgaben

1.741,56 1.366,07 1.554,47 700,00 5..362,10

16 III. Refinanzierte 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Saldo (in der Kasse)

893.40

Projekte Besuchsprogramm - Pfr. Matheus Adadikam Saldo

1.934,94 0

Projekt Fortbildung Englisch/MR- Theo Sitokdana Guthaben am Jahresanfang (Rücklage aus 2002) Gesamte Ausgaben 2003 lt Abrechnung Restbetrag (An Elsham – Papua überw iesen) Saldo

10.145,15 9.017.34 1.127,81 0

Projekt Fortbildung Englisch / MR Steve Waramori Einnahmen von Misereor Ausgaben Überw eisung an Atesea - Uni in den Philippinen. Erstattung Elsham Rp.4.000.000,- (via Reuter) Zahlung Ticket an Raptim /Jakarta Saldo (in der Kasse, w ird 2004 verrechnet)

4.500,00 4.500,00 430,00 651,87 -1.081,87

IV. Durchlaufende Gelder 31 Programm Menschenrechts-Monitoring LP3BH (von VEM) 32 Programm Veranstaltung zum MR- Tag Elsham (von EKiR) V. Rücklagen 2002 33 Projekt Fortbildung Englisch/MR- Theo Sitokdana 34 Überschuss 2002

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2.000,00 2.500,00 10.145,15 3.843.87

Die gesamte Kassenführung unterliegt den Regeln der Buchhaltung der VEM (P rüfungen von Abrechnungen, Belege usw.) Der jährliche Wirtschaftsprüfungsbericht der VEM schließt die P rüfung der Finanzen der Koordinationsstelle ein.

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JAHRESBERICHT DER BEIRATSVORSITZENDEN Esther Hoffmann

Im Jahr 2003 standen für den Beirat das Erdgas-Vorhaben von BP in Tangguh, die Tagung "Autonomy for Papua" sow ie Konfliktbew ältigung und Menschenrechte im Mittelpunkt seiner Arbeit. Organisatorisch bildete die Suche nach einem neuen Koordinator sow ie die Nachfolge durch den bevorstehenden Wechsel einiger Beiratsmitglieder einen Schw erpunkt. Im Übrigen verfolgten die Mitglieder die Themenbereiche, die sie im Beirat für das Netzwerk vertreten. Sie kamen in der gleichen Zusammensetzung zusammen w ie 2002 (vgl. auch Jahresbericht 2002): Anita Heller (Kirchenkreis Schw elm): Partnerschaftskirchenkreise Hartmut Poth (Regenw aldgruppe Bochum): Umw elt/Großprojekte Volker Böge ( Pazifiknetzw erk): Schnittpunkt Umw elt/Wirtschaft Jochen Motte (VEM, Landeskirchen): Lobbyarbeit, Organisatorisches Esther Hoffmann (Watch Indonesia): Menschenrechte, Beiratsvorsitzende Organisatorisches Nachfolge Netzwerkkoordinator Wichtigstes organisatorisches Thema w ar die Suche nach einem Nachfolger für Siegfried Zöllner als Koordinator des Netzw erkes. Nachdem der Beirat entschieden hatte, eine halbe Stelle in der Gehaltsklasse BAT II zu schaffen, suchten Jochen Motte und Siegfried Zöllner nach einer finanziellen Unterstützung durch die Rheinische und die Westfälische Kirche, Misereor sow ie die VEM. Um eine solche Finanzierung zu realisieren, muss die Stelle weiterhin regional den Landeskirchen zugeordnet und an die VEM angebunden sein. Die Stellenbeschreibung entspricht w eitgehend der Arbeitsbeschreibung von Siegfried Zöllner bei seinem Stellenantritt. Dem Beirat w ar klar, dass die Suche nach einem/einer Nachfolger/in für die Stelle, die von Siegfried Zöllner mit hohem persönlichem und zeitlichem Engagement sow ie tiefen Fachkenntnissen geprägt w ar, schw ierig sein w ürde. Aus diesem Grund und um den verfahrenstechnischen Aufwand der Suche zu verkleinern sollte zunächst im Umfeld der Mitglieder des Netzw erkes gesucht w erden, bevor die Suche auf eine öffentliche Ausschreibung ausgeweitet w erden sollte. Vor dieser internen Ausschreibung konnte jedoch ein ehemaliger Mitarbeiter der VEM angesprochen w erden, der 6 Jahre als Theologe auf Nias gearbeitet hatte. Uw e Hummel entschied sich für eine Bew erbung und der Beirat beschloss wegen seiner fachlichen Qualifikationen und aufgrund seiner persönlichen Voraussetzungen, diese Bew erbung anzunehmen. Beirat Aus dem Beirat w erden zum 31.01.04 Anita Heller sow ie Esther Hoffmann ausscheiden, mittelfristig möglicherw eise auch Hartmut Poth. Der Beirat stellte in diesem Zusammenhang klar, dass gesichert werden müsse, dass immer ein breites thematisches und Mitgliederspektrum im Beirat vertreten sein müsse. Dabei sollen die Kirchenkreise, die Landeskirchen/Ökumene, die Themen Menschenrechte und Politik sow ie Umw elt und Wirtschaft repräsentiert sein. Auch hat sich ein hohes Maß an organisatorischem Sachverstand und Erfahrungen in der politischen Lobby-Arbeit (Jochen Motte) bew ährt, um dem Koordinator Rücksprachemöglichkeiten bei entsprechenden Aktivitäten zu bieten. Aus dem Beirat kam zudem der Vorschlag, jüngeren Netzw erkmitgliedern (Jugendgruppen der Kirchen, Jugendumw eltnetzwerk Janun o.a.) die Möglichkeit zu bieten, im Beirat vertreten zu sein. Insgesamt sollte der Beirat aber nicht mehr als 6-7 Mitglieder zu haben, um arbeitsfähig zu bleiben. Verschiedenes: Siegfried Zöllner, Hartmut Poth und Anita Heller vertraten das Netzw erk bei der Planung des gemeinsamen Seminars der Partnerschaftskirchenkreisen und des West-Papua- Netzw erkes.

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Die Idee, in den Haushaltsplan des Netzw erkes geplante Einnahmen aufzunehmen, w urde wegen zu großer Unsicherheiten bei der Prognose verw orfen. Mit der Schaffung einer neuen Stelle w ird die veraltete EDV-Ausstattung für das Büro des Koordinators w ieder aktuell. Der Beirat hatte dies w egen der noch unsicheren Frage von Arbeitsort und Person der Nachfolge auf die Zeit nach der Entscheidung für einen neuen Koordinator vertagt. Eine künftige w ichtige Arbeit w ird auch der Aufbau eines Informationspools sein, um den Ansatz von Siegfried Zöllner, den Mitgliedern des Netzw erkes die eigene Arbeit zu erleichtern, w eiter auszubauen. Umwelt Im Jahr 2003 trat das Erdgasprojekt von BP stärker in den Vordergrund. Daneben w urde der Plan, Wasserproben aus Timika, dem Standort von Freeport zu gew innen w eiterverfolgt. BP bemühte sich um eine eigenständige Umw elt-. Sozial- und vor allem Sicherheitspolitik. Einerseits dauerte die Kr itik an zu engen Partizipationsmöglichkeiten und an Informationslücken der Beteiligten fort, andererseits stand BP w eiter unter dem Druck des regionalen Militärs, dieses an der Sicherheitspolitik zu beteiligen. Hartmut Poth und Volker Böge entw arfen einen Brief an BP Deutschland mit der Bitte um eine Stellungnahme zu dem Projekt und um ein Gespräch. Zusammen mit Siegfried Zöllner sow ie Theo van den Broek ( Peace und Justice Papua) und Dr. Agus Sumule ( University of Papua) trafen sie sich im Mai 2003 mit den Vertretern von BP (u.a. dem Generalbevollmächtigten).In dem Gespräch brachten sie Forderungen der Interessenträger vor Ort nach der Weiterentw icklung des Sicherheitskonzeptes, verbesserten Partizipationsund Konsultationsprozessen zur Sprache die die Gesprächspartner an ihre Kollegen von BP in Jakarta w eitergeben w ollten. Sie boten dem Netzw erk außerdem die Organisation eines Rundes Tisches an, den BP Deutschland mit Vertretern aus London initiieren könne. Hartmuth Poth und Volker Böge w erden sich erneut an BP Deutschland w enden, um nach dem Er gebnis von dessen Bemühungen zu fragen und den Kontakt aufrecht zu erhalten. Autonom ietagung Der Beirat beriet in der Vorbereitung zusammen mit Siegfried Zöllner Zeitplan, Arbeitsteilung, Tagesordnung und Adressaten der Tagung. Die hauptsächlichen Kooperationspartner w aren für den Koordinator w aren wegen Zeitaufwand und Sachkenntnissen die VEM und Watch Indonesia. Menschenrechte, Frieden, Konfliktbewältigung Auf der jährlichen Sitzung der Menschenrechtskommission der UN im Frühjar 2003 w aren Siegfried Zöllner und Jochen Motte zusammen mit den Menschenrechtsaktivisten Herman Saud, Willi Mandow en und Theo Sitokdana vertreten. Eine schriftliche Menschenrechtsdokumentation, die von Els HAM oder anderen Institutionen aus Papua in Genf der Kommission vorgelegt w erden könnte, um den Belangen mehr Nachdruck zu verleihen, kam in diesem Jahr erneut nicht zustande. Nachdem sich vor einem Jahr zunächst noch keine konkreten Pläne der Friedensbrigaden (PBI) für eine Arbeit in Papua abzeichneten, prüften die Friedensbrigaden im Herbst ihre Möglichkeit, dort aktiv zu werden und kamen zu einem positiven Ergebnis. Der Beirat führte ein Gespräch mit einem ehemaligen Mitarbeiter von PBI, Ulrich Krause, der in Aceh/Nordsumatra im Einsatz w ar. Die Vertreter/innen vom Beirat und PBI stellten einander ihre Organisationen/Institutionen vor. Da Ulrich Krause voraussichtlich in dem deutschen Büro von PBI u.a. für Indonesien zuständig sein w ird, konnten w ir die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit gelegt w erden. Der Beirat hofft, dass er Siegfried Zöllner bei seiner hervorragenden Arbeit entlasten und unterstützen konnte. Der Beirat möchte sich bei Siegfried Zöllner für den unschätzbaren Beitrag bedanken, den er in den vergangenen Jahren für die Menschen in Papua und die

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deutsche Menschenrechtslandschaft geleistet hat. Er hat die Stelle so überzeugend geprägt, dass nun die o.g. Geldgeber bereit sind, sie als reguläre Stelle w eiter zu finanzieren.

Esther Hoffmann (links) und Anita Heller Foto von Simone Königer

WAHLEN FÜR DEN BEIRAT am 31. Januar 2004 Es sind 13 stimmberechtigte Mitglieder anw esend. Aus rein persönlichen Gründen und beruflichen Umorientierungen scheiden Volker Böge, Anita Heller und Esther Hoffmann turnus mäßig aus dem Beirat aus. Der bisherige Beirat empfiehlt zur Nachbesetzung Julia Ratz mann vom Pazifik- Netzw erk und Marianne Klute von Watch Indonesia! zu berufen. Nach persönlicher Vorstellung von Julia Ratzmann und Marianne Klute w ird außerdem empfohlen, Siegfried Zöllner für eine Übergangszeit von zw ei Jahren als Mitglied zu den Beiratssitzungen einzuladen. Für die Partnerschaftskirchenkreise w ird Jochen Trauthig die Aufgaben im Beirat w ahrnehmen. Die bisherigen Mitglieder Jochen Motte (VEM) und Hartmut Poth ( Regenw aldgruppe Bochum) erklären sich bereit, auch in der nächsten Amtsperiode von drei Jahren im Beirat mitzuarbeiten. Versuche im Vorfeld, auch einen jüngeren Vertreter/eine jüngere Vertreterin für die Mitarbeit im Beirat zu gew innen, haben leider zu keinem Ergebnis geführt. Die Versammlung stimmt im Block über die Personalvorschläge ab und benennt bei drei Enthaltungen die genannten Personen als Mitglieder des Beirates im Westpapua- Netzw erk und stimmt der befristeten Berufung von Siegfried Zöllner Neuer Koordinator Uw e Hummel (46 Jahre alt), der Nachfolger von Siegfried Zöllner als Koordinator des Westpapua-Netzw erkes, stellt sich vor. Er ist mit Sonia Parera-Hummel aus Indonesien verheiratet. Die beiden haben lange Jahre als DozentInnen in der theologischen Fortbildung auf Nias gearbeitet. Zw ei Kinder gehören zur Familie. Die Neubesetzung mit einer halben BAT II-Stelle lässt mittel- und langfristig die Frage nach dem Konzept des Westpapua-Netzw erkes aufkommen. Während anfänglich die Tätigkeit von Monika Zittel in der Koordination ausschließlich fremd finanziert war, entstanden bei Siegfried Zöllner w egen dessen ehrenamtlichem Engagement keinerlei

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Kosten. Künftig muss davon ausgegangen w erden, dass nur eine klare finanzielle Absicherung durch die Mitgliedsorganisationen eine funktionsfähige Koordinationsstelle und Organisation des Westpapua-Netzw erkes möglich ist. Die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen, die Vereinte Evangelische Mission und das katholische Hilfswerk Misereor haben sich bereit erklärt, drei Jahre lang je 10.000,00 € zur Finanzierung der Koordinationsarbeit dem Westpapua- Netzw erk zur Verfügung zu stellen. Außerdem w ird die VEM auch in Zukunft die Kosten für Büro, Telefon und Sachauslagen vollständig übernehmen. Aufgrund der befristeten Finanzzusage w ird deutlich, dass das Westpapua-Netzw erk in zwei Jahren seine künftige Geschäftsführung planen und regeln muss. Künftige Arbeitsschwerpunkte Die Versammlung schlägt dem Beirat vor, in den nächsten beiden Jahren folgende Schw erpunkte zu setzen: • BP-Tangguh- Projekt (w irtschaftspolitische Lobbyarbeit in Berlin, evtl. Runder Tisch). • Illegaler Holzeinschlag (Verknüpfung mit „ Pro-Regenw ald-Aktionen. • Erhebung von Mutter milchproben in der Umgebung von Timika. Untersuchung von

Schwermetallrückständen (v.a. Blei) in M uttermilch und Nahrungskette. • •



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Intensivierung der politischen Frage nach der Autonomie Papuas. Forcierung der Menschenrechtsarbeit / Uw e Hummel als „ Gesicht des WestpapuaNetzw erkes“ muss verstärkt das Auswärtige Amt in Berlin, die EU in Brüssel und die UNO in Genf mit der Papuafrage konfrontieren. Er und Siegfried Zöllner w erden im Februar/März nach Indonesien reisen. Dabei w ird der neue Koordinator vor allem den kirchlichen Kontaktpersonen der GKI als neuer Ansprechpartner vorzustellen sein. Die Einladung der entw icklungspolitischen Sprecherin MdB SPD, Frau Kortmann, an das Netzw erk, zum Besuch des Ausschusses für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (AWZ) in Berlin, soll vom Beirat zielstrebig angegangen w erden. Der Beirat soll Möglichkeiten der finanziellen Förderung von Maßnahmen und Projekten in Papua durch das Bundesministerium für w irtschaftliche Zusammenarbeit eruieren. Das Westpapua- Netzw erk soll im Kontakt mit dem Ev. Entw icklungsdienst, der Ev. Kirche im Lande Papua und anderen Stellen abklären, inw ieweit eine Entsendung von WahlbeobachterInnen nach Papua anlässlich der diversen Wahlen im Jahre 2004 möglich ist. Mitglieder des Netzw erkes stehen für diese Aufgabe zur Verfügung. Die Flüchtlingsarbeit in Papua/Neuguinea sollte im Westpapua-Netzw erk verstärkt diskutiert w erden. AIDS und die Problematik der Frauen müssen kontinuier lich thematisiert w erden. Fundamentalistische Entw icklungen in Islam und Christentum Westpapuas gehören zu den Beobachtungsaufgaben des Netzw erkes. Der Beirat sollte ein besonderes Augenmerk auf den eventuellen Aufbau von MilizVerbänden in Westpapua richten. Siegfried Zöllner empfiehlt, bei partnerschaftlichen Kontakten die Partner Innen verstärkt auf die o. g. Themenfelder anzusprechen und Entw icklungen in einzelnen Regionen der Koordinationsstelle des Westpapua- Netzw erkes und dem Beirat zu melden.

Verschiedenes Jochen Motte w eist darauf hin, dass der Ökumenische Rat der Kirchen voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2005 eine Visitation in Westpapua durchführen möchte. Er bittet darum, dass das Westpapua-Netzw erk und betroffene Kirchen diese Visitation unterstützen (nähere Absprachen müssen im Laufe der nächsten Monate erfolgen).

Rockenhausen, den 2.Februar 2004 Ruprecht Beuter

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Probleme der Papua-Frauen in Gesellschaft, Adat und Kirche

Vortrag von L. Christina Ansanay SE, Executive Director Papua Community Health Development Foundation. Gehalten am Samstag, den 31.1.2004.

Vorw ort Zu den schw eren Verstößen gegen die Menschenrechte in Papua gehört es, w enn der Staat und seine Einrichtungen Diskr iminierungen der Frauen zulassen. Dabei muss man sich klar machen, dass bis zu 70% der Wirtschaftsleistung auf nationaler oder lokaler Ebene von Frauen erbracht w erden. Die Leistung der Frauen stellt überall in der Welt das größte Kapital dar, aber in der Politik spielen sie nur zu zehn Prozent eine Rolle. Die Frauen nehmen nicht den ihnen angemessene Platz in der Entw icklung ein, w eil sie immer zu den Unterdrückten gehören. Im Jahr 1996 entstand in Indonesien eine Bew egung zur Beendigung der Unterdrückung der Frauen. Ihre Entstehung steht im Zusammenhang einer internationalen Bew egung, die einen deutlichen Anstoß durch die Bevölkerungskonferenz in Kairo vom Jahr 1996 bekam, weil dort die Entw icklungsländer aufgefordert wurden, zu erklären, w ie w ichtig die Beachtung der Lebensrechte für die Frauen seien. Nichtsdestotrotz werden die Rechte der Frauen gerade in Papua sehr viel w eniger beachtet als im übrigen Indonesien. Die Rolle der Frau wird in Gesellschaft, Adat und Kirche Papuas noch nicht angemessen gew ürdigt. Bis zur vollen Anerkennung der Frau ist noch ein weiter Weg. Dabei spielt sie eine für das Leben in Volk und Land sehr w ichtige Rolle. Ihre Rolle in der Gesellschaft Im Zusammenhang der Entw icklung der Gesellschaft bedeutet die Rolle der Frau in Papua offensichtlich noch ein großes Problem für die Gesundheit der Frau selber. Nach den Berichten der Notaufnahme des Bezirkskrankenhauses Abepura wurden von Januar bis Dezember 2000 über vierhundert Fälle von physischer Gew alt an Frauen durch ihre Ehemänner gezählt: Schnittw unden 163 Schlagw unden 109 Stichw unden 29 Platzw unden am Kopf 25 Schw ellungen am Körper 25 Innere Bauchverletzungen 10 Brustkorb 12 Knochenbrüche 16 Genitalverletzungen 12. Der Polizeibericht von Jayapura zählt in der Periode von Januar 1998 – März 2001 folgende Fälle auf: Totschlag 20 Quälerei 57 Schlagen / Prügeln 27 Es handelt sich um die Fälle, die angezeigt w urden. Man kann sich vorstellen, dass es viele weitere Fälle gegeben hat, die nicht anzeigt w urden, weil sich die Frau schämte und Angst hatte, derartiges den Behörden, gleich ob Polizei oder Gericht zu melden. Das zeigt, dass die Regeln zum Schutz der Frauen ihnen tatsächlich keinen Schutz geben können. Der Grund mag in der Anw endung der Regeln liegen. Vielleicht sind sie aber auch einfach nicht bekannt, so dass sie in der Verfolgung von Gew alttätern gegen Frauen nicht angew endet werden. Darüber hinaus gibt es manche andere Gew alt, die den Frauen w egen ihres Geschlechtes angetan w ird. In der Gesellschaft w ird die Rolle der Geschlechter von Männern und Frauen unterschiedlich gew ertet. Dies schränkt die Rechte der Frauen immer wieder unberechtigt ein. Die Gesellschaft als wichtige Grundlage des Staates muss zur Zusammenarbeit in der Verringerung der Gew alt gegen Frauen gebracht w erden.

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Ihre Rolle in der Adat Die Rolle der Frau w ird in der Hauptsache in ihrer Verantwortung für die Reproduktion gesehen. Daneben soll sie den Ehemann in seiner sozialen Stellung unterstützen und selber produktiv arbeiten. Letzteres geschieht vor allem durch die Arbeit im Garten, die im allgemeinen so viel Zeit beansprucht, dass nur zweimal am Tag eine Mahlzeit für die Familie zubereitet w erden kann. Darum gilt für die Papuas, und insbesondere für die im Bergland von Jayaw ijaya, dass sie nur zwei tägliche Mahlzeiten kennen. Die Diskriminierung der Geschlechter kann man auch an der Verteilung der Nahrung erkennen, die nicht ausgeglichen ist. Die Frauen bekommen immer eine kleinere Portion als die Männer, obw ohl sie bei der Arbeit sehr viel mehr Energie verbrennen. Daher kommt die hohe Sterblichkeitsrate von Frauen und Kindern in Jayaw ijaya, Jayapura und Waropen. Nach Berichten des Gesundheitsdienstes der Provinz Papua beträgt die Sterberate von Frauen etw a 1000-1500 pro 100000 Lebendgeburten. Jedes Jahr sterben also Hunderte von Frauen aus folgenden Gründen: Blutungen w ährend Schw angerschaft oder Geburt 40 % Vergiftungen während der Schw angerschaft 7% Entzündungen 7% Sonstiges 46 %. Die Geringschätzung der Rolle der Frau in der Adat kann man an den vielen Fällen von Gew alt von Ehemännern an ihren Ehefrauen ablesen. Dabei regelt die Adat den Schutz der Frauen durch Strafen, falls körperliche Gew alt bis hin zum Fließen von Blut geschehen ist. Aber um diese Strafen zu vermeiden, w ählt der Ehemann häufig Schläge, die kein Blutvergießen herbeiführen oder er übt psychische Gew alt aus, die mindestens ebenso schmerzt. Des w eiteren kommen viele Fälle des Verkaufs von Ehefrauen an andere Männer vor. Ein Ehemann befiehlt seiner Frau den Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann. Daraufhin ertappt der Ehemann den Fremden auf frischer Tat und verlangt eine Buße in Gestalt von Schw einen. Derartiges geschieht vor allem Bergland. Aber auch die Bevölkerung der Küstengegend kennt Adatregeln, die den Ehemann bevorzugen, w enn es um Geschlechtsverkehr oder Gewalttaten gegenüber anderen Frauen geht. Nach den Regeln der Adat kann die Strafe in Geld oder anderen Werten gezahlt w erden. Derartige Strafen regen die Ehemänner aber nur zu ähnlichen Taten nach ihrem Belieben an. Dies alles greift die Gesundheit der Frauen an, sie stehen unter starkem psychologischen Druck und w erden anfällig für Infektionskrankheiten w ie IMS und HIV/AIDS. Nach einem Bericht der Gesundheitsbehörden Papuas w urden vom Jahr 2002 bis August 2003 439 HIV/AIDS Fälle bei Frauen gezählt und 566 bei Männern. Zw ar ist der Vergleich zw ischen Männern und Frauen nicht besonders auffällig. Aber er gibt w ohl auch nicht die w ahren Verhältnisse w ieder, weil viele Fälle nicht berichtet w urden. Die Erfahrung von YPKM ist, dass in Wahrheit die Zahl der HIV/AIDS Fälle unter Frauen sehr viel größer ist als unter Männern. Ihre Rolle in der Kirche Das Ansehen der Frauen in der Kirche hat sich gegenüber dem in Staat, Gesellschaft und Adat deutlich verbessert. Das ist anzuerkennen. Die Kirche schränkt die Frauen nicht in ihrer Rolle in der Verkündigung ein. Sie haben in der pastoralen Arbeit der Gemeinden gleiche Rechte w ie die Männer. Aber das gilt nur für bestimmte Arbeitsbereiche. Falls eine Frau auf Grund von Diskriminierungen der Adat oder der Gesellschaft benachteiligt w ird, greift die Kirche all zu oft nicht ein, sondern lässt den Dingen ihren Lauf. Sie spricht keine klaren Sanktionen gegenüber den Tätern aus, w enn es etwa um Gew alttaten von Männern gegen ihre Ehefrauen geht. Wenn es um für Frauen Schaden bringende Dinge geht w ie Ehebruch, Prügel oder ähnliches dann lässt es die Kirche zu oft geschehen oder sucht die Fehler sogar bei der Frau. Denn die Kirche lebt all zu oft in paternalistischen Systemen, die auch in der Gesellschaft gültig sind. Darum ist es immer w ieder schw ierig für die Frauen, pastoralen Schutz von er Kirche zu bekommen. Die Gesellschaft sieht die Fehler eher bei den Frauen als bei den Männern, obw ohl sie ganz klar durch die Männer entstanden sind. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und geistliche Gesundheit der Frauen. Etw a w enn es um Geschlechtskrankheiten oder HIV/AIDS bei Frauen geht, sieht das die

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Kirche oft als Problem des guten Rufes einer Familie an und betrachtet das Ganze als Familienangelegenheit. Darum sieht die Kirche keinen Anlass einzugreifen und dabei zu helfen, den Problemen beizukommen. Frauenbewegungen in Papua Eine Bew egung, die sich mehr um die Frauen Papuas kümmert, ist aus der Gesellschaft selbst hervorgegangen und w irkt durch Erw achsenenbildung, Übungsseminare und anderes, das von Nichtregierungsorganisationen veranstaltet w ird. Zu nennen sind die Kampagne gegen Gew alt gegen Frauen und die Vereinigung der Frauen zur Unterstützung der Bew egung „Papua Land des Friedens“, die jedes Jahr besonders gefeiert w ird. Es w erden verschiedene Aktivitäten unternommen: Demonstrationen, Informationen durch Ansprachen in den Gottesdiensten in Jayapura, Pressekonferenzen zum Thema Gew alt gegen Frauen in Papua, Verteilung von Friedensblumen an zentralen Plätzen von Jayapura und Abepura, gemeinsame Aktionen mit den Rundfunksendern, Umzüge, besondere Tanzveranstaltungen und Konzerte. Im Jahr 2003 w urde dies auf die Tage vom 29. November bis zum 10. Dezember konzentriert, w ie in einem Interview eines Journalisten der Papua Post mit Erna Mahuse w ährend einer Pressekonferenz in Padang Bulan, Abepura ausgeführt w urde. Die beteiligten privaten Frauenorganisationen Papuas sind: YPKM Papua, P3W GKI, LP3A Papua, JKPIT,SKP Jayapura, YPPW, Pt.PPMA, ELSHAM Papua, ALDP, YALI Papua sow ie KKW. Alle genannten Organisationen sind Mitglied von Foker LSM Papua. Außerdem wurden auch einen staatliche Organisationen Mitglied dieser Koalition: FHI ASA Papua, KKP Propinsi Papua, KPP Kabupaten Jayapura und KPP Kota Jayapura. Die Frauen müssen sich lösen von den Fesseln und Knebelungen der Adat sow ie den sozialen Vorurteilen, die in der Gesellschaft lebendig sind. Um das zu erreichen sind folgende Schritte nötig: • Wertschätzung im Bereich von Bildung, Wirtschaft, Gesundheit und Recht • Pflege der Verbindung zu nationalen und internationalen Frauenverbänden, um den Frauen Vergleichsmöglichkeiten zu geben. • Organisation eines eindeutigen rechtlichen Schutzes für Frauen etw a durch regionale Ordnungen zum Schutz des Lebensrechtes von Frauen. Wichtig ist auch, den Schutz der Frauen auf der Gemeindeebene sicher zu stellen. • Einübung in Mündigkeit und Wertschätzung der Frauen durch private Vereinigungen der Gesellschaft.

Christina Ansanay neben Siegfried Zöllner Foto von Simone Königer

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Gewalt gegen Frauen in Papua

Kurzvortrag von Frederika Korain, Mitarbeiter in von Justice and Peace im Bischofsbüro von Jayapura. Samstag, den 31.1.2004 Staatliche Gew alt gegen Frauen zeigt sich als direkte w ie auch indirekte Gew alt. Eine deutlich sichtbare For m der direkten Gew alt ist der sexuelle Missbrauch durch Soldaten vor dem Hintergrund ihrer Frustration über ihre Stationierung in Papua. Das Büro von Justice and Peace untersucht in Merauke und Timika die Strategien dieser Gew alt. Gew alt wird ausgeübt durch die zivile Verwaltung, Staatsraison und Transmigration. So lässt sich am Beispiel der Trans migration zeigen, dass Papua- Frauen anders behandelt werden als Frauen der Transmigrations-Bevölkerung. Es gibt Frauen, die auf Adat-Land ihre Gärten bearbeiten. Dann w ird das Land für die Transmigrasi benutzt und die Frauen verlieren ihren Lebensunterhalt. Eine indirekte Folge der Transmigrasi ist auch das Anw achsen der Prostitution. Denn die Gebiete, die als Bereich der Trans migration ausgew iesen w erden, sind nach drei bis fünf Jahren nicht mehr fruchtbar, da die angesiedelten Menschen nur Reisanbau betreiben können Die Folge ist, dass einheimische Frauen in die Städte w ie Jayapura, Merauke, Sorong oder Manokw ari umziehen und dort oft in vom Staat eingerichteten Zentren der Prostitution zu Sexarbeiterinnen w erden. Der Staat lässt nicht selten Gew alt zu, ohne einzugreifen. So gehen durch die Ansiedlung von Unternehmen in Papua Ländereien und andere Nahrungs mittelquellen verloren. Die Unternehmen w erden von staatlichen Sicherheitskräften geschützt, die direkt Gew alt ausüben. Es sind für Erzabbau, Holzeinschlag oder Fischfang große Industriebetriebe nach Papua gekommen. Sie nehmen natürliche Ressourcen in Anspruch, die vorher zum Lebensunterhalt der Frauen dienten. Und die Frauen in Papua w erden zu Arbeiterinnen und bearbeiten nicht mehr das Land. Diese großen Unternehmen bringen oft auch Militär und Polizei ins Land, um die Betriebsanlagen zu bew achen. Die Anw esenheit des Militärs geht häufig zu Lasten der Frauen.

Frederika Korain (links) bei der Gruppenarbeit Foto von Simone Königer

Auch die gesellschaftlichen Verhältnisse können indirekte Gew alt gegen Frauen sein. 80% der Frauen haben keinen Mittelschulabschluss. Die gesundheitliche Versorgung konzentriert sich auf die Städte. Ärzte aus anderen Gebieten Indonesiens arbeiten nur ungern insbesondere in den ländlichen Gebieten Papuas, umgekehrt haben nur sehr w enige Papuas

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die Möglichkeit, Medizin zu studieren. Viele Frauen haben 5 bis 10 Jahre lang die staatlich propagierten Verhütungsmittel genommen. Entw eder bekommen sie Spritzen oder eine Spirale oder es w erden noch andere Methoden Verhütung vorgenommen. Die Frauen haben dadurch oft erhebliche gesundheitliche Schäden. Ich habe aus dem Inland Fälle gehört, dass Frauen durch die eingesetzte Spirale Infektionen bekommen haben. Und w eil sie allzu w eit weg von einer Gesundheitsstation w ohnen, sterben sie daran schließlich. Manchmal w erden sie auch nach dem Einsetzen der Spirale unfruchtbar. In Bezug auf HIV-AIDS w erden nur die Folgen bekämpft, nicht die Ursachen w ie z.B. die Prostitution. Es w ird harter Alkohol zugelassen, an dessen Handel Militär und Polizei verdienen, der w iederum zur häuslichen Gew alt führt. Justice and Peace selbst klärt über Rechte auf, führt handw erkliche Ausbildungen durch, kämpft darüber hinaus aber für politische Veränderungen. Frederika Korain betont, w ie w ichtig es ist, dass von außen Druck auf Jakarta ausgeübt wird, so vor allem von den Geberländern der Entw icklungshilfe, um Veränderung zu erreichen, unter denen den Papuas echte Hilfe zur Selbsthilfe gegeben w erden kann. Die Ansätze der katholischen Kirche, um den Problemen zu begegnen, sind eine veränderte seelsorgerische Praxis w ie auch eine kontextuelle Auslegung des Evangeliums. (Protokoll: Esther Hoffmann)

AUS DER SCHWESTERNARBEIT IN WEST-PAPUA Vortrag von Missionsschwester i. R. Trijntje Huistra Die Worte des ersten Vorsitzenden der Synode haben uns noch einmal die Augen dafür geöffnet, w ie w ic htig gleiche Ausbildungschancen für Frauen und Mädchen sind. Pfarrer Rumamum sagte: „Wehe einem Volke, w elches seine Jungen und Männer in Wissenschaft und Handw erk fördert, seine Mädchen und Frauen aber nicht am Fortschritt der Zeit teilhaben lässt!“. Wie meine Vorrednerinnen möchte ich Sie heute in Gedanken mitnehmen nach Papua und ihnen vor allem die Situation der Frauen in Familie, Kirche und Gesellschaft schildern, so w ie ich es erlebt habe als Missionsschwester. Unvergessliches habe ich in den vielen Jahren erlebt. Wir haben miteinander bei Trauerfällen gew eint. Wir haben miteinander gelacht, w enn w ir uns mal w ieder nicht richtig verstanden hatten. Manchmal haben w ir einander, w ie Ihr Deutschen so schön sagt: „Auf den Mond schießen können“. Aber w ir sind einander als Menschen sehr nahe gekommen. Oft haben w ir uns bei unterschiedlichsten Anlässen in den Armen gelegen. Bitte bedenken Sie, dass ich diese Erfahrungen als Niederländerin w ahrgenommen habe. Die Niederlande w aren längere Zeit die Kolonialmacht in West-Papua und an den Fehlern, die leider gemacht w orden sind, leidet die Papuabevölkerung heute noch. Meine Vorrednerin, Christina Ansanay kommt aus Serui, eine Stadt am Meer. Sie w issen ja, am großen Wasser kann sich ein Volk besser entw ickeln, w eil es Kontakte zur Außenw elt pflegt. Durch diese Weltoffenheit, aber auch durch ihre Ausbildung, hat Christina eine andere Sicht über die Rolle der Frau in Familie, Kirche und Gesellschaft bekommen. Dagegen spreche ich heute über die Frauen im Baliem-Yalimo, die in den letzten fünfzig Jahren aus der Steinzeit in das Computerzeitalter gekommen sind. Können Sie sich vorstellen, w as das bedeutet? Betrachten Sie einfach einmal Ihr eigenes Leben, w ie viel sich doch in den letzten Jahrzehnten durch die elektronische Kommunikation geändert hat! Nun, für die Papuas w ar das um ein Vielfaches mehr. Die ersten Missionare kamen im 22. April 1960 ins Baliem-Tal und im März 1961 ins Yalimo. Bereits vorher merkten die Papuas, dass sich große Veränderungen anbahnten. Es flogen Flugzeuge über die Täler und einige w aren sogar abgestürzt. Was bedeutete das für die Situation der Frauen? Und w as bedeutet es heute, im Jahre 2004? Die Frauen im Bergland sind alle Bäuerinnen. Sie besitzen Ländereien, auf denen sie ihre süßen Kartoffeln und ihr Gemüse anbauen. Damit ernähren sie ihre Familien. So geht es bereits seit Jahrhunderten. Ein fester Rhythmus. Eintönig, vielleicht langw eilig, aber voller

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Sorge für den Lebensunterhalt und vor allem für die Familie. Geburt, Ehe und Tod w aren die Höhepunkte, die den eintönigen Rhythmus unterbrachen. Dazu kamen die Stammeskriege, die aber fast gänzlich aufgehört haben. Zur größeren Sicherheit haben das Evangelium, aber auch die Obrigkeit und das Militär beigetragen. Frauen bringen ihre Produkte auf den Markt in Wamena, die Hauptstadt des zentralen Berglandes. Hier w ohnen heute Menschen aus allen Teilen Indonesiens. Man spricht untereinander Indonesisch. Die Frauen müssen also mindestens zw eisprachig sein. Auch die Schulen haben das Leben der Frauen verändert. Mädchen, die früher mit ihren Müttern in die Gärten gingen, oder auf die kleinen Geschw ister aufpassten und sehr jung heirateten, w ollen jetzt einen guten Beruf erlernen. Sie treffen Jungen aus anderen Teilen Papuas oder Indonesiens. Viele ziehen w eg. Was ist aus der Sitte des Brautschatzes gew orden? Da hat sich schon viel verändert.

Trijntje Huistra im Gespräch mit anderen Teilnehmern des Seminars Foto von Simone Königer

Neben Sicherheit und Schule gibt es w eitere neue Elemente im Leben der Papuas: Zum Beispiel die Klinik bzw . das Krankenhaus. Viele Krankheiten können jetzt erfolgreich geheilt werden. Allerdings sind neue Krankheiten dazu gekommen: Malaria, Ruhr, Tuberkulose und HIV-AIDS. Ferner seien erw ähnt: Die neuen Wohnverhältnisse, der Gebrauch von Geld in den Marktzentren und die neuen sozialen Unterschiede durch die neuen Berufe, die einen sicheren Monatslohn einbringen. Das hat einen gew altigen Einfluss auf die Rolle der Frau, die Familie und die Gesellschaft. Die Menschen im Bergland haben viele ungelöste Fragen. Welche Zukunft haben ihre Kinder? Was ist es w ert zu erhalten und w as sollte man besser loslassen? Die Veränderungen w urden im Ansatz von außen hereingetragen. Unter anderem auch durch die Mission. Heute gibt es viele Papuas, die von ganzen Herzen Christen sind. Männer und Frauen orientieren sich am Evangelium, gerade so w ie zu Zeiten Jesu. In Lukas 8 kann man lesen, dass Jesus keinen Unterschied zw ischen Männern und Frauen machte. Die christliche Botschaft bietet eine ganz neue Perspektive in einer animistischen Gesellschaft, in w elcher die Sitte (adat) Männern und Frauen bestimmte, oft getrennte Rollen vorgibt. Jetzt erhalten Jungen und Mädchen zusammen Konfirmandenunterricht. Gemeinsam w erden der Gottesdienst und die Sakramente gefeiert. Alle Ämter in der Kirche stehen den Frauen offen.

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Wo immer eine christliche Gemeinde entsteht, w ird eine Frauenorganisation gegründet. Die Frauen treffen sich wöchentlich zum Bibellesen und man bemüht sich miteinander das Wort Gottes im Alltag umzusetzen. Die Frauen besuchen die Kranken, die Trauenden, usw . Wenn ein Dorf eine Kirche bauen w ill, sind es vor allem die Frauen, die Geldbeschaffungsaktionen organisieren. Sie kochen und backen für die Basare und verkaufen ihre handgeflochtenen Netze. In der traditionellen Dorfsgemeinschaft ist es unüblich, dass Frauen Leitungsaufgaben übernehmen. Die Frauen an der Küste und im Inland sind durch die Frauenabteilung der protestantischen Kirche (GKI) und ihrer w eit verbreiteten Frauenzentren mit einander vernetzt. In Kirche und Familie spielt die Frau w eitgehend bereits eine gleichberechtigte Rolle. Irgendw ann w ird sie auch in der Gesellschaft mit dem Mann auf gleicher Augenhöhe zusammenarbeiten. (Übersetzung aus dem Niederländischen, uh).

Auch für das leibliche Wohl wurde gut gesorgt Foto von Simone Königer

RESULTATE AUS DEN ARBEITSGRUPPEN WÄHREND DER TAGUNG Gruppe „Netzwerkthemen im Jahre 2004“ 1. „Lobbying“ beim „Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entw icklung“ (AWZ) in Berlin. Auf Empfehlung von Frau Karin Kortmann MdB sollte sich das WestPapua-Netzw erk um eine konkrete Einladung bemühen. Pr iorität sollten ökologische Themen haben (z.B. BP- Tangguh, illegales Abholzen der Regenw älder, usw.). 2. Da es bisher keine bedeutenden Entw icklungshilfeprojekte für Papua gibt, sollte das West-Papua Netzw erk Anträge beim Bundes ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) stellen. Frau Irmingard Schew e-Gerigk MdB w äre bereit das zu unterstützen. 3. Einladung des Vorsitzenden der indonesischen Nationalen Menschenrechtskommission (KomNas Ham), Herrn Hakim Garuda Nusantara, oder seines Stellvertreters nach Deutschland. Dabei sollten mehrere Gruppen koordiniert zusammenarbeiten. Der besagte Vorsitzende sollte so möglich eine Reise durch ganz Deutschland machen. Gelder könnten u.a. vom EED, Missio und Misereor kommen. 4. WahlbeobachterInnen: In Zusammenarbeit mit anderen Organisation (Watch Indonesia, EED) sollte ernsthaft über die Bildung und Entsendung einer Wahlbeobachtungsdelegation nach West- Papua nachgedacht w erden. Die Wahlen finden in den Monaten April, Juni und (falls nötig) im September 2004 statt. Die

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Einladung sollte von der Protestantischen Kirche (GKI) und/oder der RömischKatholischen Kirche in West-Papua ergehen. Als mögliche Wahlbeobachter für das Netzw erk w urden Simone Königer und Monika Schlicher genannt. 5. Das West-Papua-Netzw erk sollte die nichtanerkannten Flüchtlingslager der sogenannten „border-crossers“ unweit der Grenze zu West-Papua in Papua-New -Guinea in seiner zukünftigen Arbeit stärker beachten (Flüchtlingsarbeit). 6. Das West-Papua-Netzw erk sollte Kontakte zur „Dekade zur Überw indung von Gewalt“, u.a. zu den Beauftragten der Landeskirchen aufnehmen, um evtl. West-Papua zu thematisieren. 7. Die GKI sollte das Thema Gew alt gegen Frauen in Seminaren in West-Papua thematisieren. Zu denken w äre u.a. an eine Seminarreihe einer Expertin (eventuell Pfarrerin Maureen Marquardt). Man könnte V EM bitten, einen Kurzeinsatz von einem Monat diesbezüglich zu finanzieren. Auch könnten Partnerschaftsreisen für solche Seminare genutzt w erden. 8. VEM- Programm Youth for Children auch für West-Papua anbieten? (Referentin Pfarrerin Sonia Parera-Hummel). 9. Auf der bevorstehenden Reise von Siegfried Zöllner und Uw e Hummel nach West-Papua sollten sie Haarproben (Mutter milchproben) aus Timika mitbringen, w elche auf Bleibelastung durch Freeport untersucht w ürden. Kontaktärztin in Timika: Dr. Änni K. (Yali). 10. Tangguh- Projekt: Nach der Rückkehr von Siegfried Zöllner und Uw e Hummel aus WestPapua sollte es in Berlin ein Nachfolgegespräch mit British Petroleum geben. Brief von Volker Böge geht diesbezüglich an Herrn Knödel ( PR-Abteilung Deutschland). 11. West-Papua-Netzw erk/Partnerschaftsgemeinden sollte Aktionen vor Bau- und Möbelmärkten gegen illegales Holzfällen in den Regenw äldern Indonesiens (einschließlich West- Papua) unterstützen. Das betrifft auch die Ausbeutung von Ressourcen durch Exxon in Aceh und auf Java (Holzsiegel und Papier). Gruppe „Politische Themen: Gespräche in der Partnerschaft?“ 1. Es w ird festgestellt, dass es heutzutage in kirchlichen Partnerschaftsbeziehungen einfacher ist über Politik ins Gespräch zu kommen als früher. Das ist zurückzuführen auf einen gew achsenen Prozess und viel indirekten Austausch. 2. Andererseits gibt es allgemein einen ger ingen Informationsstand über die Situation in West-Papua. Daher sind mehr Informationsveranstaltungen notw endig. 3. Betont w ird w ie w ichtig praktische Erfahrungen mit Papua für ein reges Interesse an und ein Verständnis für die aktuellen Probleme sind. Das West-Papua- Netzw erk sollte also persönliche Kontakte bzw . Begegnungen zw ischen Papua und Deutschen / Europäern fördern. Durch solche Kontakte w ürde dann „automatisch“ eine Verjüngung des Netzw erkes stattfinden. 4. Besuche zw ischen den Partnerschaftsgruppen sollten stets gegenseitig sein! Das könnte u.a. auch durch die Finanzierung von Ausbildung für Papuas in Deutschland bzw . in Europa realisiert w erden. 5. Anhand der Fragestellung „Was bedeutet Öffentlichkeitsarbeit?“ w urden folgende Stichpunkte genannt: • Sprachrohr • Staat als Schuldiger? • Mehr Verantw ortung auf die Kirchen verlagern? Gruppe „Situation der Frauen in Gesellschaft, Staat und Kirche“ Schw erpunktthemen: • Gew alt gegen Frauen • Traditionen und die Rolle der Frau 1. Es ging zunächst eine ganze Weile um Infos, das heißt, dass ein Teil der Teilnehmer/innen ungedingt etw as über Papua- bzw . kulturspezifische Gew alt hören wollten. Frederika und Christina, die beiden Referentinnen, w aren beide in diesem Workshop. Sie konnten aber nur mit Strukturen dienen, w ie sie eigentlich überall im

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Grundsatz herrschen, also die Frau hat w eniger zu sagen in der Familie usw . Rika setze noch hinzu, dass die Frauen in Papua früher gleichberechtigter gew esen seien, bzw . geachteter, dass aber durch den Umbruch von der alten in die neue Gesellschaft einiges verloren gegangen sei: So gäbe es schon immer einen Brautpreis, der aber im Wesentlichen z.B. aus den roten Hochzeitskleidern bestanden hätte, der auf dem Video der Schülergruppe zu sehen w ar. Der Brautpreis sei jetzt kommerzialisiert w orden und es sei nun Geld zu zahlen. Andererseits leiden v.a. die Männer unter einem Verlust ihrer traditionellen Rolle/Bedeutung, w as sich in Alkohol und Gew alt niederschlüge. 2. Zu der Frage: Was können w ir tun: • Frauen in Englisch - Lernprogramme zu schicken. • Kontakt zu Frauen - NGOs zu pflegen, w ie w ir es zu Elsham u.a. schon tun. Diese guten Vorsätze sind für uns nicht neu, bloß noch mal der Hinw eis, dass das Netzw erk jetzt ganz konkret die Kontakte zu Rika und Christina die ja beide in dem Workshop w aren und w is sen, um w as es geht, ausnutzen kann - kann v.a. Rika Frauen nennen, für die eine Englisch - Ausbildung gut w äre, oder können die beiden uns Frauenorganisationen nennen, mit denen das Netzw erk Kotakt aufnehmen könnte/sollte. Vorschläge für das West-Papua- Netzw erk 1. (Englisch-) Stipendien gezielt für Frauen einsetzen. 2. Kontakte zu Nichtregierungsorganisationen (NRO) in West- Papua und in Deutschland pflegen, um Informationen über die Situation der Papuafrauen zu ermitteln und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch könnte das West- Papuanetzw erk dazu beitragen die Kontakte zw ischen den Organisationen zu vermitteln. 3. Das Problem der „Gew alt gegen Frauen“ zu einem Thema der Partnerschaftsbegegnungen machen. 4. Politische Veränderung in West-Papua bzw . in Indonesien muss mit verstärkter Bemühung um Bildung bzw . Ausbildung für Frauen einhergehen. Das sollte u.a. auch im Rahmen (internationaler) ökumenischer Zusammenarbeit durch die Kirchen in West- Papua berücksichtigt w erden. Gruppe „Vorschläge der auf dem Sem inar / der Tagung anwesenden Niederländer“ 1. Einige niederländische TeilnehmerInnen haben in einer eigenen Gruppe über ihren Beitrag bzw . ihre Erw artungen an das West-Papua-Netzw erk diskutiert. Da sie von der Arbeit des Netzw erkes sehr beeindruckt sind, bitten Sie hinfort zu allen Partnerschaftsseminaren und Tagungen über West- Papua eingeladen zu w erden. 2. Es gibt viele einzelne (West)-Papua-Gruppen in den Niederlanden. Eventuell könnten noch mehr Kontakte zum West- Papua- Netzw erk hergestellt w erden. 3. Überlegungen w urden angestellt zu einer stärkeren internationalen, kirchlichen Zusammenarbeit in Bezug auf West-Papua. Bei kirchlichen Gruppen sollte verstärkt Interesse gew eckt werden für die Situation in WestPapua. Das könnte u.a. über Kontakte mit NRO und „Papuagruppen“ erreicht werden. 4. Die Bildung eines niederländischen Papua-Netzw erkes wird angestrebt! (redigiert von Hartmut Poth)

PROTOKOLL DES SCHLUßPLENUMS Am Sonntag, den 1. Februar

Siegfried Zöllner bedankt sich für die Verabschiedung am vorigen Abend und dankt auch allen w eitgereisten Gästen und dem Beirat. Grüße aus den Partnerkirchenkreisen w erden übersetzt und w eitergegeben w erden. Es gibt Grüße von Ariffadhillah, der z. Zt. mit Frau und drei Kindern im Flüchtlingsheim Eisenach w eilt und als Aceh-Aktivist Asyl beantragt hat. Zum Schluß macht Dr. Zöllner dem Seminar die traurige Mitteilung, dass die Ehefrau von Pfr. Piet

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Usior, dem früheren Superintendent von Balim-Yalimo und Sohn des Lehrers Usior, der Schw elm besucht hat, die Geburt des 7. Kindes nicht über lebt hat. Hartmuth Poth schlägt als Absprache für Weiteres vor, den Stop des illegalen Holzabbaus in den Partnerschaftsgruppen zu thematisieren. Nähere Informationen sind von der Regenw aldgruppe zu erfahren (www.Wald.Org.) Wahlbeobachter von VEM oder vom Netzw erk sollten nach Westpapua gesandt w erden. Wenn es gelingt, Mutter milchproben in Timika zu sammeln, könnte die Schw ermetallbelastung bei den Bew ohnern nachgew iesen werden. Es soll ein Nachgespräch über das Erdgasprojekt BP-Tangguh stattfinden (Volker Böge hat einen Brief formuliert, der Gesprächskontakt mit BP ist inzw ischen von Uw e Hummel hergestellt). Frau Lessing (KK Neuw ied) will das Thema des Seminars in der Schule und in der Konfirmandenfreizeit besprechen. Frau Lessing kritisiert, dass der erste Abend mit den Politiker innen inhaltlich zu umfangreich w ar. Ihr Vorschlag: Im nächsten Seminar die Politiker Innen auf Westpapua zu fokussieren. Die Moderation des ersten Abends wurde erheblich durch die kurzfristige Erkrankung von Dietrich Weinbrenner erschw ert, der die alleinige Absprache mit den Politikerinnen gemacht hatte. Ruprecht Beuter (Dekanat Rockenhausen) dankt der sympathischen holländischen Fraktion, die sich sehr vergrößert hat. Die niederländischen Freunde sollten in den Verteiler aufgenommen w erden. Es w erden Grüße an Erika und Klaus Reuter nach Sentani versand sow ie an Pfr. Judas Meage, der zur Zt. in Abepura inhaftiert ist Weitere Absprachen: Das nächste Seminar findet vom 28. bis 30. 1 2005 in Waldbröl statt. Themenvorschläge für das nächste Seminar sollen nach Erhalt des Protokolls von 2004 eingereicht w erden. (Protokollantin: Anita Heller)

Ein Hochlandkind mit seinem mumifizierten Urahnen Foto von Uwe Hummel

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