Welche Toleranz brauchen wir?

Das Magazin der ChristusBewegung 1 | 2013 Welche Toleranz brauchen wir? War Jesus tolerant? Vitalitätsprüfung Gedanken zum Themenjahr »Toleranz« de...
Author: Holger Fertig
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Das Magazin der ChristusBewegung 1 | 2013

Welche Toleranz brauchen wir? War Jesus tolerant?

Vitalitätsprüfung

Gedanken zum Themenjahr »Toleranz« der Reformationsdekade

Wie missionarische Gemeinde Zukunft gewinnt

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Seite 12

Über eine Million Gäste erleben ProChrist Interesse an Evangelisation ungebrochen Seite 16

www.lebendige-gemeinde.de

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termine · inhalt

Termine April 19.–20.4. Israelkonferenz, Bad Liebenzell 20.4. Schorndorf: Informations- und Gebetstag Evangelische Karmelmission 21.4. Süd-Missionsfest der ÜMG, Filderstadt-Bernhausen

Mai 1.5. Jugendtag Deutsche Indianer Pionier Mission und Apis, St. Johann-Lonsingen 4.5. Christlicher Pädagogentag, Walddorfhäslach 5.5. Jahresfest, Schönblick 5.5. Familien- und Freundestag, CVJM-Zentrum Walddorf 5.–7.5. Lonsinger Missionstage, St. Johann-Lonsingen 5.+9.5. Kindermissionsfest, Bad Liebenzell 9.5. Stuttgarter Konferenz für Weltmission, Hilfe für Brüder international (siehe Beilage) 10.–12.5. Teenager-Missions-Treffen, Monbachtal 11.5. StadtBeweger-Aktionstag und JuGo, Stuttgart 18.–20.5. Pfingstjugendtreffen, Aidlingen 19.5. Pfingstmissionsfest, Bad Liebenzell 20.5. Gemeinschaftstag LGV, Bad Liebenzell 20.–26.5. Woche der Volksmusik, Schönblick 30.5. Christustag an 20 Orten in Baden-Württemberg + Christustag für junge Erwachsene im CVJM-Haus, Stuttgart (siehe Beilage) 30.5.–2.6. Network XXL Camp, ejw, Nordalb

Juni 8.6. KonfiCup, ejw, Stuttgart 9.6 Israelkonferenz Evangeliumsdienst für Israel, ­Leinfelden 9.6. Bezirksposaunentag Evangelisches Jugendwerk Württemberg, Reutlingen 14.–16.6. Gustav-Adolf-Fest + Oberschwäbischer Posaunentag ejw, Friedrichshafen 16.6. Jahreskonferenz Evangelische Missionsschule ­Unterweissach, Unterweissach 16.6. 109. Jahresfest Evangelische Karmelmission, ­Schorndorf 19.6. Auftakt Christustag 2014, Mercedes-Benz-Arena Stuttgart 23.-28.6. Tagung Mission weltweit, Schönblick 24.–30.6. Bibeltage, CVJM-Zentrum Walddorf 28.6. Teennight, Dobel 29.6. jufa SWD-EC-Landesverbandstreffen, Dobel Weitere Termine finden Sie auch online unter www.lebendige-gemeinde.de/termine

inhalt titelthema 4  War Jesus tolerant? Gedanken zum Themenjahr »Toleranz« der Reformationsdekade Friedemann Kuttler Intoleranz der Toleranz 8 Die Wolfgang Baake

zwischenruf 10 Keine Ignoranz, kein Eiertanz: Toleranz! Ralf Albrecht

vortrag 12 Vitalitätsprüfung. Wie missionarische Gemeinde Zukunft gewinnen kann Hans-Hermann Pompe

eranstaltung 16 vÜber eine Million Gäste erleben ProChrist irchenwahl 18 kWarum ich wieder kandidiere eranstaltung 20 vVorgestellt: Stadtbeweger und Jugo Stefan Kuhn

22 aus den bezirken

impressum

Herausgeber und Bezugsadresse ChristusBewegung »Lebendige Gemeinde« Ludwig-Hofacker-Kreis e.V. Saalstraße 6 70825 Korntal-Münchingen Telefon 0711/83 46 99 Telefax 0711/8 38 80 86 [email protected] facebook.com/lebendige-gemeinde twitter.com/lebendigemeinde Weitere Exemplare können nachbestellt werden. Erscheinungsweise: vierteljährlich Bankverbindungen Ludwig-Hofacker-Kreis e.V. Postbank Stuttgart 81149 706 (BLZ 600 100 70) BW-Bank 2 356 075 (BLZ 600 501 01)

editorial

liebe leserinnen und leser

Wir danken allen, die durch ihre Spende die kostenlose Verteilung dieses Magazins ermöglichen. Wir bitten um vollständige und deutliche Angabe der Anschrift bei Überweisungen, damit wir Spendenquit­ tungen übersenden können. Wir sind ganz auf die Gaben der Freunde angewiesen. Redaktion Ralf Albrecht, Thomas Binder, Erwin ­Damson, Rainer Holweger, Traugott Messner, Claudius Schillinger Gesamtgestaltung Grafisches Atelier Arnokd, 72581 Dettingen Druck und Postzeitungvertrieb Henkel Druckerei, 70499 Stuttgart Bildnachweis Titel Grafisches Atelier Arnold, A. Beck

Welche Toleranz brauchen wir? Das Thema dieses Heftes greift eine aktuell immer w iederkehrende Diskussion in unserer Gesellschaft ­ und Welt auf: Toleranz. Das Schlagwort schlechthin. Die Lösung aller Probleme oder das Problem selbst? Das Thema dieses Heftes heißt nicht: ›Brauchen wir ­Toleranz?‹, denn das ist ja gar keine Frage. Die Frage aber ist tatsächlich die, welche Toleranz brauchen wir, denn nicht überall, wo Toleranz drauf steht, ist auch Toleranz drin. Das gilt sowohl im Großen, in der Politik, im Miteinander der Religionen, als auch im Kleinen, in den Gremien vor Ort, im Miteinander, in der Gemeinde. Meine Erfahrung ist immer wieder die, die gewiss auch andere machen: Diejenigen, die am lautesten Toleranz predigen und einfordern, sind selbst oft am intolerantesten Andersdenkenden gegenüber. Toleranz braucht Größe und Weite, Offenheit und einen klaren eigenen Standpunkt, ein echtes Überzeugtsein, denn nur so kann ich mich wirklich auf den anderen einlassen, in offener und ehrlicher Weise mich mit ihm auseinandersetzen und ihn auch in seinem Anderssein stehen lassen. Wir brauchen Toleranz, keine Frage, aber welche? Friedemann Kuttler schreibt in diesem Heft darüber, ob Jesus tolerant war und wie er es war. Die von Jesus gelebte und praktizierte Toleranz ist für uns Christen Maßstab und Orientierung. Dieser grundlegende Artikel gibt uns wichtige Impulse. Wolfgang Baake beobachtet in den Medien und in unserer Gesellschaft immer wieder »Die Intoleranz der Toleranten«. Er ist der Meinung, dass Mehrheitsentscheidungen in der Demokratie nicht dazu führen dürfen, dass andere Meinungen nicht mehr gesagt werden dürfen. Diese Gefahr sieht er aber. Ein aktuelles Beispiel erlebte Ulrich Parzany in Berlin. Er soll aufgrund seiner theologischen Position in manchen Kirchen­ gemeinden nicht mehr predigen dürfen! Ralf Albrecht plädiert in seinem Zwischenruf »Keine Ignoranz, kein Eiertanz: Toleranz!« für echte und wirkliche Toleranz, die ihren Namen auch tatsächlich verdient. In diesem Heft finden sie auch auszugsweise den Vortrag von HansHermann Pompe, den er auf der Jahrestagung in Korntal am 2. Februar gehalten hat. »Vitalitätsprüfung: Wie missionarische Gemeinde Zukunft gewinnen kann.« Sie lesen darin wegweisende Impulse für unsere Gemeinden! ProChrist liegt hinter uns. Ein Resumee über diese großartige Möglichkeit, Menschen zum Glauben einzuladen, schreibt Ralf Albrecht, Vorsitzender des Trägerkreises ProChrist Stuttgart 2013. Viel Gewinn beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

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War Jesus tolerant?

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Gedanken zum Themenjahr »Toleranz« der Reformationsdekade

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Auffassung vertreten darf. Dabei beolerant sein ist modern und wer toleranz deutet Toleranz aber nicht, dass man tolerant ist, der darf mitmachen. Alles ist o.k. – du, ich, bedeutet nicht, die andere Auffassung auch bejahen muss. Auch wenn die Überzeugung alles, was du denkst und tust – oder eine andere oder die Glaubensauffassung des etwa nicht? Toleranz wird in unserer auffassung anderen nicht geteilt wird, so bejaht Gesellschaft groß geschrieben und eine Haltung der Toleranz jedoch die wer etwas auf sich hält, ist tolerant. zu bejahen Person des Gegenübers und achtet sie Den anderen und seine Meinung achten in ihrer Würde. Alleine dass man unterund tolerieren ist ein hohes Gut, solange schiedlicher Auffassung ist, macht noch der andere sich im Rahmen des politisch Korkeinen Menschen intolerant. Es geht in puncto­ rekten bewegt. Was oder wer aus diesem gesellschaftToleranz um die Art und Weise, wie ich meinem lich gesteckten Rahmen fällt, wird mit Intoleranz ­Gegenüber begegne. gestraft. Alles, was andere ausgrenzt, ist auszugrenzen. Es kann nur viele Glaubenswahrheiten nebeneinander geben, nicht aber eine Glaubenswahrheit, 2. Jesu Umgang mit die für sich einen Absolutheitsanspruch formuliert. ­Menschen und ihrem Einen Streit um die Wahrheit gibt es nicht mehr und ­Verhalten die Tendenz, alles gleich zu machen, zeigt sich immer weiter verbreitet. Toleranz erscheint so verstanden Die Frage: »War Jesus toleeher als Beliebigkeit. Aber ist das wirklich Toleranz? rant?« lässt sich nur beantWar Jesus tolerant? worten, wenn wir Jesu Umgang mit Menschen und ihrem Verhalten genauer betrachten. 1. Was bedeutet Toleranz? Jesus umgibt sich mit unterschiedlichen Menschen, von Toleranz ist das Ertragen, Erdulden und Aushalten denen nicht alle in der damaeiner anderen Meinung oder Überzeugung, die nicht ligen Gesellschaft angesehen die eigene ist. Der Begriff Toleranz leitet sich vom waren. »Isst er mit Zöllnern lateinischen Wort »tolerantia« (Verb: tolerare) ab und Sündern?« (Mk 2,16) – und bezeichnet »eine überindividuelle Tapferkeit im unerhört und unbegreiflich Ertragen von Übeln« (Frank Surall, Art.: Toleranz, für die Pharisäer, dass Jesus mit Zöllnern und Sünin: Evangelisches Staatslexikon, Spalte 2468). Tapdern gemeinsam isst. Jesus weiß genau, was Levi als ferkeit meint dabei das furchtlose Entgegentreten Zöllner getan hat, dennoch sitzt Jesus mit ihm zu einer Situation, verbunden mit einer eigenen ÜberTisch. Zachäus (Lk 19,1–10), die Samaritanerin am zeugung und der Absicht, etwas Übergeordnetem zu Jakobsbrunnen (Joh 4,1–41) und viele andere bedienen. Aus diesen beiden Begriffserklärungen lasgegnen Jesus. Jesus kennt diese Menschen alle und sen sich entscheidende Merkmale für Toleranz ableiweiß um ihre tiefsten Geheimnisse um ihr sündiges ten. Ein Mensch kann nur dann anderen Menschen Verhalten. Und dennoch geht er auf diese Menschen tolerant begegnen, wenn er eine eigene Überzeugung zu: »Zachäus, steig eilend herunter, denn ich muss hat. Toleranz in Glaubensfragen bedeutet zu akzepheute in deinem Haus einkehren« (Lk 19,5). Jesus tieren, dass der andere grundsätzlich eine andere wendet sich Zachäus und anderen auf eine Art und Weise zu, die ganz von seiner Liebe zu den Menschen und zur Person seines Gegenübers geprägt ist. Jesu der autor: bedingungslose Liebe zu den Menschen zeigt sich in Dr. Friedemann Kuttler der bedingungslosen Annahme dieser Person. Gott aus Allmersbach im Tal ist sagt »Ja« zum Menschen als Person und Jesus lebt Rechtsanwalt und studiert Evandieses »Ja«. Das »Ja« als Ausdruck dessen, was Jesus gelische Theologie in Tübingen. auch seinen Jüngern als höchstes Gebot weitergibt: Er ist in der EKD-Synode als »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« Vertreter der Studentenmission (Mk 12,31; 3Mo 19,18). Mit Liebe ist hier nicht eine in Deutschland delegiert.

Gustave Doré: »Jesus und die Ehebrecherin« (Ausschnitt)

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solche Liebe gemeint, die auf den eigenen Nutzen aus ist, sondern die gegenseitige Liebe zwischen Menschen, die insbesondere auch die Wertschätzung des anderen beinhaltet. Jesus lebt diese Wertschätzung, indem er in das Haus des Levi und des Zachäus geht oder indem er die Samaritanerin um Wasser bittet. Indem Jesus die Sünder bejaht, bejaht er jedoch nicht ihre Sünde. Die Wertschätzung der Sünder durch Jesus ist nicht der Beleg dafür, dass nun alles in Ordnung und die Sünde sozusagen nicht mehr so schlimm ist. Jesus differenziert zwischen Person und Werk, ohne beides voneinander zu trennen. Die Achtung der Würde des anderen steht bei Jesus außer Frage, er stellt sein Gegenüber nicht bloß, sondern geht auf sein Gegenüber zu. Der Umgang Jesu mit anderen Menschen zeigt auch, dass Jesus seinem Gegenüber immer in Liebe begegnet und gerade deswegen dem anderen auch Handlungsfreiheit lässt. Die Begegnung mit dem reichen Jüngling (Mk 10,17–27) ist hier beachtenswert. »Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb« (Mk 10,21). In seiner Liebe zum reichen Jüngling macht Jesus aber auch klar, Jesus verdammt die Ehebrecherin nicht wegen ihres was er vom reichen Jüngling erwartet. Auch wenn Verhaltens und Tuns, aber er macht deutlich, dass es Jesus seine Erwartung klar und unmissverständlich so nicht weitergehen kann. Jesus weist auf das Fehlformuliert, lässt er dem reichen Jüngling Raum zur verhalten der Menschen hin und verurteilt dieses Entscheidung. Jesus bleibt trotz der Entscheidung Verhalten, aber er ringt um einen jeden Menschen. des Jünglings bei seiner Erwartung und weicht nicht In diesem Ringen um jeden Menschen in Liebe bleibt davon ab. Jesus konsequent, ja sogar hartnäckig. Aber er achtet die Person in ihrer Entscheidung – auch, wenn Jesus begegnet dem reichen Jüngling in Liebe, aber ihn diese Entscheidung schmerzen mag. Nicht ohne das Leben des reichen Jünglings und das, woran dieGrund weint Jesus über Jerusalem (vgl. Lk 19,41ff.). ser sein Herz hängt, kann Jesus nicht tolerieren. Der Gerade weil Jesus eine solche Zielverfehlung des Reichtum des reichen Jünglings schränkt sein Leben Menschen schmerzt, bleibt er aus Liebe zu den ein und verhindert eine vollkommene Gemeinschaft Menschen »an ihnen dran«. Er geht nicht weg und mit Jesus. Die Entscheidung des reichen Jünglings überlässt sie ihrem Schicksal. Jesus respektiert die nimmt Jesus hin, aber das Ertragen und Erdulden Entscheidung des Menschen, aber er kann sie nicht der Entscheidung führt nicht dazu, dass Jesus mit tolerieren, weil er weiß, dass diese Toleranz für den der Entscheidung des reichen Jünglings einverstanMenschen »gefährlich« ist. den ist. Jesus ist nicht in die Welt gekommen, damit alles so bleibt, wie es ist und die Menschen genauso weitermachen wie zuvor. Es geht Jesus aus Liebe zu 3. Jesu Verkündigung / eigene Überzeugung den Menschen darum, dass sie sich ändern. Aber – – Wenn »Toleranz« tödlich wird Jesus zwingt auch keinen, sich zu ändern. Er setzt dem reichen Jüngling nicht »die Pistole auf die War Jesus also doch nicht so tolerant? Für JeBrust« und bedrängt ihn, endlich alles zu sus gibt es einen Bereich, der für ihn nicht verkaufen. tolerierbar ist. Dieser Bereich umfasst Jesus nimmt die Entscheidung der all das, was den Menschen zerstört jesus Menschen hin, aber er kann sie aus dessen Leben einschränkt. Jesu zwingt keinen, und Liebe zu den Menschen nicht akzepuneingeschränkte Liebe zu den Mensich zu tieren, weil er sieht, was die Entscheischen ist darauf ausgerichtet, dass dung der Menschen zur Folge hat. Gedie Menschen in ein heilvolles und ändern. rade deswegen hört Jesus nicht auf, die geheiltes Leben geführt und aus dem Menschen zur Nachfolge aufzurufen und zerstörerischen Machtbereich der Sünde auf ihr mit Sünde behaftetes Wesen hinzuherausgelöst werden. Die uneingeschränkte weisen. Auch in Bezug auf die Ehebrecherin ist Liebe Jesu zu den Menschen bedingt seine »IntoJesus eindeutig: »So verdamme ich dich auch nicht; leranz« gegenüber all dem, was das Leben und die geh hin und sündige hinfort nicht mehr« (Joh 8,11). ­Liebe gefährdet und zerstört. Das »Ja« Jesu zu den

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jesus kennt Menschen ist das »Nein« zu allem, Jesus nicht nur Mensch, sondern was die Menschen gefährdet. Hätauch Gott ist. »Ich bin der Weg keine toleranz te Jesus kein »Nein« zu allem, und die Wahrheit und das Leben; in bezug auf was den Menschen gefährdet, niemand kommt zum Vater denn die von ihm dann würde er ihn nicht uneingedurch mich« (Joh 14,6). Der Weg schränkt lieben. Liebende Eltern zu Gott ist allein durch Jesus mögverkündigte können das Verhalten ihres Kinlich und an dieser Stelle macht Jesus wahrheit des auch nicht tolerieren, wenn es auch keine Kompromisse oder Zugedadurch in Gefahr kommt. Ein kleines ständnisse. Dass Menschen einen anKind, das unkontrolliert auf eine Straße deren Weg zu Gott suchen, schmerzt Jesus, läuft, setzt sich einer Todesgefahr aus. Würden weil dies für die Menschen gefährlich ist und nicht Eltern dieses Verhalten tolerieren, wäre diese Tolein die vollkommene Gemeinschaft mit ihm führt. ranz für das Kind womöglich tödlich und mit Liebe Würde Jesus den Weg der Menschen tolerieren, dann hätte dieses Verhalten der Eltern sehr wenig zu tun. würde dies letztlich zur Entwürdigung und MissachJesus kennt keine Toleranz in Bezug auf die von tung der Menschen führen. Jesu Liebe ist jedoch vielihm verkündigte Wahrheit. Die »Ich-bin-Worte« im mehr darauf ausgerichtet, dem Menschen Würde und Johannesevangelium zeigen diese Wahrheit, dass Achtung zuzusprechen. 4. War nun Jesus tolerant? Toleranz achtet den anderen in seiner Würde und in seiner Person und erträgt, dass das Gegenüber eine andere Auffassung hat. Wir haben gesehen, dass Jesus Menschen in Liebe begegnet und sie dadurch in ihrer Würde und in ihrer Person achtet. Von diesem Umgang können wir viel lernen. Jesus erträgt auch, dass die Menschen, denen er begegnet, eine andere Auffassung haben, aber aus Liebe zu den Menschen kann er sich nicht damit abfinden, dass sie weiter an dieser Auffassung festhalten. Jesus ringt um jeden Menschen und führt dem Menschen die Wahrheit so vor Augen, dass er sie auch annehmen kann. Seine Wahrheit ist nicht gleich gültig mit allen anderen Wahrheiten auf dieser Welt, weil wir ihm nicht gleichgültig sind. Jesu Reden und Tun führt nicht in eine Beliebigkeit, sondern sie führt in eine echte Auseinandersetzung. Mit Jesus ist eine Toleranz, die den anderen in Gefahr bringt, nicht vereinbar. Tolerant sein gilt in unserer Gesellschaft als modern, aber was echte und gelebte Toleranz ist, das können wir nicht von unserer Gesellschaft lernen, sondern nur von Jesus. V

Gustave Doré: »Jesus und die Samariterin« (Ausschnitt)

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Die Intoleranz der Toleranz Ohne Toleranz geht es heutzutage nicht. Jede Organisation, die etwas auf sich hält, schreibt sich das Leitmotiv der »Toleranz« auf die Fahnen. Egal, ob es Firmen, Parteien, Institute oder sonstige Gruppierungen sind – keiner will sich vorwerfen lassen, nicht in irgendeiner Form »tolerant« zu sein. Eigentlich könnten Christen die Toleranz doch nur gutheißen – oder?

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s lohnt sich, einmal einen Blick auf das Wort »Toleranz« zu werfen. Dabei wird deutlich, ­warum Toleranz eine hohe – und biblische – ­Tugend ist. Und warum manche Menschen unter dem Deckmantel der »Toleranz« etwas verschleiern, was eigentlich etwas ganz anderes ist: Totalitarismus. In den vergangenen Wochen hat ein Bericht eines katholischen Christen für Wirbel gesorgt, der zunächst in einem Internet-Blog, dann auch in dem evangelischen Wochenmagazin »idea spektrum« erschien. Tobias Klein aus Berlin ist gläubiger Katholik. Gerne besucht er sogenannte »Volksküchen« (»VoKü«), die es in von linken Aktivisten besetzten Häusern in Berlin gibt. »Teilweise gibt es für um die 3 Euro veritable 3-Gänge-Menüs«, berichtet er in seinem Blog. Die Betreiber dieser »VoKüs« nennt Klein »antifaschistisch, antirassistisch, antikapitalistisch,

antimilitaristisch und antisexistisch«. Er macht aus seinem konsequenten katholischen Glauben keinen Hehl, hat auch schon viele »offene und respektvolle« Gespräche in diesen Lokalen geführt, wie er später berichtete. Seit etwa sechs Jahren ging er in das Lokal »Bandito Rosso«. Neulich bestellte er sich dort nach der Abendmesse etwas zu trinken. Ein Vertreter des Lokals habe ihn angesprochen: »Wir müssen mal mit dir reden.« Er habe beobachtet, dass Klein vor dem Essen bete – an sich nichts Schlimmes. Allerdings habe er ihn auch beim »Marsch für das Leben« gesehen. Bei dieser Demonstration setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den Schutz des menschlichen Lebens ein. Der Vertreter der Bar selbst habe zu der Gegendemonstration gehört und gedacht, Klein gehöre auch

jeder hat das recht, für sich selbst zu entscheiden, welcher meinung er anhängen will.

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dazu. Allerdings sei er misstrauisch geworden, als er Klein beim Gebet gesehen habe. Dann habe er sich Videoaufnahmen angeschaut, um zu überprüfen (!), ob Klein zum »Marsch für das Leben« gehöre. Tatsächlich habe er ihn dort als Teilnehmer entdeckt. Er solle dazu nun Stellung nehmen. »Ich erwiderte schlicht, meine Teilnahme sei als ›Stellungnahme‹ doch wohl eindeutig genug gewesen«, schreibt Klein. »Da war der Ofen dann aus.« Klein wusste, dass im »Bandito Rosso« gegen den »Marsch für das Leben« mobilisiert worden sei, er habe es jedoch »toleriert«. Manches könne man ja ­tolerieren, erklärte der Vertreter der Bar. Aber nicht die »Teilnahme an einer derart anti-emanzipatorischen, frauen- und schwulenfeindlichen, fundamentalistischen Veranstaltung«, die außerdem »rechtsextreme Züge« enthalte. Klein wurde angewiesen, zu gehen – und nicht wieder zu kommen.

Andere Meinungen auch »aushalten« lernen Kleins Geschichte fasst das gesamte Problem der alten und der neuen Toleranz zusammen. Das lateinische Wort »tolerare« bedeutet »erdulden« oder »ertragen«. Deswegen bedeutete »Toleranz« auch viele Jahre lang schlicht, die Meinung des anderen wahrzunehmen und »auszuhalten«. Auch, wenn einem die Meinung nicht passte. Christen konnten mit Atheisten diskutieren, Sozialdemokraten mit Christdemo-

»Marsch für das Leben« am 22. September 2012: Wer wie bei dieser ­Veranstaltung öffentlich ­Ansichten und Werte ­vertritt, die nicht mit dem neuen Toleranzbegriff der »Mehrheitsgesellschaft« konform gehen, muss mit Widerstand und ­Anfeindung rechnen.

kraten. Jeder »wusste«, dass er recht hatte, ließ den anderen aber mit seiner Meinung stehen. Diese Toleranz gibt es heute auch noch bei vielen Menschen – glücklicherweise. Tobias Klein, der erwähnte Blogger, gehört auf jeden Fall dazu. Die Verantwortlichen des Lokals offenbar nicht. Ähnlich hat sich der Evangelische Kirchentag verhalten, die jesusgläubige Juden nicht auf dem Kirchentag auftreten lassen möchte, weil diese sich zur Judenmission bekannten. Der Kirchentag lehne »eine auf Bekehrung zielende ›Judenmission‹ ab«, teilte die Kirchentagsgeneralsekretärin gegenüber idea mit. Buddhisten und Muslime sind zwar zugelassen – nur die messianischen Juden, die anderen von ihrem Glauben erzählen wollen, dürfen nicht teilnehmen. Ist das noch Toleranz?

Toleranz als Schlüssel für Respekt Toleranz ist das Gegenteil dessen, was wir als Totalitarismus kennen – und sie hat ihren Ursprung nicht nur im Humanismus, sondern auch im Neuen Testament. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Reformatoren war: Jeder Mensch ist selbst vor Gott verantwortlich. Kein Priester kann zwischen den Menschen und Gott treten. Deswegen kann es auch nicht die Aufgabe von Christen sein, jedem Menschen eine Meinung oder einen Glauben aufzuzwingen. Denn letztlich muss jeder seinen Glauben eigenständig vertreten. Jeder hat das Recht, für sich selbst zu entscheiden, welcher Meinung er anhängen will. Dieses Recht ist erst über Jahrhunderte gegen alle möglichen – auch kirchlichen – Widerstände durchgesetzt worden. Und dennoch schließt diese alte Form der Toleranz ein, dass man zu seinen Überzeugungen klar stehen darf. Ich darf sogar in aller Deutlichkeit sagen, dass mein Gesprächspartner völlig falsch liegt mit seiner Meinung. Deswegen konnte der Blogger Tobias Klein auch angeregt viele Diskussionen führen – auch mit manchen Linken, die eine ganz andere Weltsicht hatten. Toleranz war der Schlüssel, warum man sich trotzdem mit Respekt begegnen konnte.

Demokratie bedeutet nicht Diktatur der Mehrheit In den vergangenen 20 Jahren wurde die »echte« ­Toleranz erheblich umgedeutet. Diese »neue Tole-

der autor: Wolfgang Baake ist Geschäftsführer beim Christlichen Medien­ verbund KEP und Beauftragter der Deutschen ­Evangelischen Allianz am Sitz des Deutschen ­Bundestages und der Bundesregierung.

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ranz« fordert nicht mehr nur Respekt und Duldung der eigenen Meinung ein, sondern fordert für sich ein – wohlgemerkt im Namen der Toleranz –, dass alle sich ebendieser Meinung anschließen müssen. Wer das nicht tut, hat mit Konsequenzen zu rechnen. Das ist übrigens ein grundsätzliches Missverständnis, dem die »neuen Toleranten« unterliegen: Demokratie bedeutet nicht die Diktatur der Mehrheit. Das weiß der Blogger Klein, der aus dem Lokal geworfen wurde, weil er sich für den Schutz des Lebens eingesetzt hat. Das wissen die vielen anderen Teilnehmer des »Marsches für das Leben«, deren Kreuze regelmäßig von linken Gegen­demonstranten in die Spree geschleudert werden.

Das weiß Rocco Buttiglione, der 2004 kein EU-Kommissar werden konnte, weil er nicht die »richtige« Meinung in Bezug auf Homosexualität vertrat. Das wissen auch die fast ausnahmslos konservativen Politiker in den USA, die schon einmal eine »Glitterbomb« bekommen haben. Dabei kippen meist alternative Aktivisten Glitzerstaub über der Person aus, um sie öffentlich der Lächerlichkeit preiszugeben – nur weil sie eine andere Meinung haben. Hohn und Spott statt Respekt und Diskussion. Das wissen ebenso alle, die schon einmal im Internet einen »Shitstorm« erlebt haben, also zigfache übels­te Beschimpfung, Verhöhnung bis hin zu Drohun­gen – und das nur wegen einer Aussage, die der ver-

zwischenruf

Keine Ignoranz, kein Eiertanz: Toleranz! Müsste ich mich erst einer anderen Meinung anschließen, um wirklich als tolerant gelten zu dürfen, wäre das der Tod der Toleranz und der Beginn der Gleichschaltung von Meinungen.

Toleranz ist ein genialer, tiefgründiger Begriff – wenn es diesen nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden! Denn ein Mensch, der tolerant ist, erprobt »Duldsamkeit«. »Die ­ Liebe Gottes erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles!« (1. Korinther 13,7). Um nicht mehr und nicht weniger geht es. Solche Toleranz ist ein Segen! Denn sie befreit uns vor zwei Missverständnissen, die bei uns viel geistliches Porzellan zerschlagen. Als ob es zum einen mit der Aufforderung zur Toleranz angesagt wäre, den Eiertanz um das Goldene Kalb kruder Ideen zu beginnen. Toleranz bedeutet ganz und gar nicht Akzeptanz. Wie kann ich etwas tolerieren, was ich sowie-

so schon bejahe? Dazu braucht’s nix. Und am allerwenigsten Toleranz. Müsste ich mich erst einer anderen Meinung anschließen, um wirklich als tolerant gelten zu dürfen, wäre das der Tod der Toleranz und der Beginn der Gleichschaltung von Meinungen. Also: Es lebe die Toleranz, die ehrlicher und weitherziger und dynamischer und diskussionsfreudiger mit anderen Meinungen umgeht, als dass sie diese direkt annimmt. Genau so daneben ist aber zum anderen die sich als Toleranz tarnende ­Ignoranz. Als Jesus in seiner unendlichen Toleranz DEN Toleranzsatz der Bibel ausruft: »O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?« (Markus 9,9),

geben ihm viele bis heute recht. Und lassen es damit gut sein. Und baden sich in der Ungläubigkeit des Zeitgeistes und der scheinbar immer mehr abnehmenden geistlichen Substanz in den Gemeinden. Der Verfall sei Fakt, und die Apokalypse nah. Und die letzten Aufrechten zu sammeln. Nur: Jesus, der Tolerante, ist mit seinem Satz von der zu erleidenden Duldsamkeit eben noch nicht am Ende. Er schneidet nicht den Gesprächs-, Liebes- und Rettungsfaden, an dem diese Toleranz hängt, ab. Sondern er fährt fort mit den Worten »Bringt ihn her!« Das, nur das, ist letzten Endes echte Toleranz. Die nicht in den Missmut der Ignoranz, der

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meint­lichen Mehrheit nicht in den Kram gepasst hat. Jeder entdeckt an diesem Punkt: Toleranz ist das nicht mehr, auch wenn sie weiterhin so genannt wird. Im Gegenteil. Es handelt sich um nichts anderes als Totalitarismus, einen Rückfall in intolerante Zeiten, in der andere Meinungen unterdrückt wurden. Das macht die neue Toleranz brandgefährlich: Aus Toleranz wird Intoleranz.

Tolerieren bedeutet manchmal auch Leiden Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in unserer Demokratie. Ohne sie könnte unser täglicher Umgang und der politische Diskurs nicht funktionieren.

ätzenden Kritik und der rechthaberischen Verurteilung abgleitet, sondern wirklich duldet. Und einlädt. Und die Nähe sucht. Und sich immer neu aufmacht. Und keinen aufgibt. Keiner soll verloren sein. Keiner soll auch nur in irgendeiner Weise ignoriert, also nicht gewusst, nicht gekannt, nicht gewollt werden. Von 100 Schafen bleibt bei Jesus auch das eine letzte gewollt, gesucht, geliebt. Es gibt keine christliche Ignoranz! Es gibt keine christlich zu sanktionierende Haltung, die Menschen abkanzelt und aufgibt. Entschieden und mit Recht ­wenden wir uns gegen eine falsche Toleranz, die gar keine mehr ist, sondern die fordert, Meinungs­ vielfalt abzuschaffen. Und min­

Dabei ist es auch für Christen oft schwer, Meinungen anderer zu tolerieren – gerade wenn sie gegen den christlichen Glauben oder gegen biblische Werte gerichtet sind. Das lateinische Wort »tolerare« umfasst nicht umsonst auch eine Dimension des Leidens: Manchmal tut es schon fast weh, wenn man die Meinung eines anderen hört. Es gehört eine Menge Stärke und Selbstbeherrschung dazu, andere Meinungen auszuhalten. Und dennoch ist es richtig. Das erlebe ich auch in meiner journalistischen und politischen Arbeit. Mir hilft da eine simple Weisheit aus dem Buch der Sprüche: »Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit.« V  Wolfgang Baake / Nicolai Franz

destens genau so entschieden wenden wir uns gegen ein Madigmachen der Toleranz. Als sei sie sozusagen schon der Abfall von der Rechtgläubigkeit. Meine dringende Bitte ist: Legen wir diese arrogante Ignoranz endgültig ab! Und entschuldigen wir auch bei dieser Art von ignorantem Verhalten nicht Leute aus den eigenen Reihen, die sich mehr und mehr unbelehrbar ignorant äußern. Und mindestens genau so entschieden wenden wir uns gegen ein Madigmachen der Toleranz. Als sei sie schon der Abfall von der Rechtgläubigkeit … Legen wir diese arrogante Ignoranz endgültig ab!

Denn wer die Andersdenkenden nicht achtet, sieht, sucht, immer neu verstehen will und liebt, geht an der Art, wie Jesus duldet (»toleriert«), vorbei. Legen wir Ignoranz und Eiertanz endgültig ab. Leben wir echte Toleranz: Toleranz als die Intelligenz der Nächstenliebe! Nur noch eines zum Schluss: Gott sei Dank! Ignoranten und Eiertänzer auf dem Meinungsmarkt der Postmoderne – beide sind unendlich gesehen, gesucht und ihre Schuld g­etragen von Jesus selbst. Dieses Evangelium zu ­a llen zu bringen, dafür stehen wir. Und dafür h ­ alten wir hoffentlich auch viel aus. V  Ralf Albrecht

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vortrag

Vitalitätsprüfung: Wie missionarische Gemeinde Zukunft gewinnen kann Lebendige Gemeinden: Segeln und erzählen

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ir wissen inzwischen aus vielen Untersuchungen, dass die evangelische Kirche nur noch wenige Teile der Bevölkerung wirklich erreicht. Dazu kommen die enormen Veränderungen der Gesellschaft. Unser sogenannte »postmoderne« Gesellschaft hat z. B. einen veränderten Wahrheitsbegriff: Wahr ist nicht nur, was richtig ist, sondern wahr ist erst, was auch wichtig ist. Eines der postmodernen Axiome ist: Wahrheit gilt nur in Beziehungen – jeder allgemeine, für alle gültige Wahrheitsanspruch steht zunächst unter Ideologieverdacht. Darin liegt für uns eine schlechte und eine gute Nachricht. Schlecht für die Christenheit: Wir sind – bis in die Grundmuster von Denken und Kirchenstruktur – auf Wahrheit gepolt, die zu proklamieren und anzunehmen ist. Das kommt in der Postmoderne nicht gut, denn sie wehrt sich gegen Abso-

vortrag

lutheiten oder unhinterfragbare Autoritäten. Gut für uns ist: Wenn die christliche Grundstruktur »Wahrheit als Begegnung« (Emil Brunner) heißt, dann kann uns die Postmoderne herausfordern, den Beziehungsanteil der biblischen Wahrheit neu zu entdecken. Beide biblischen Worte für Wahrheit (griechisch aletheia = »Enthüllung, Aufdeckung« und hebräisch emet = »erfahrene Zuverlässigkeit, Tragfähigkeit«) sind Erfahrungsworte. Das Deutsche kennt gar kein Verb zum Substantiv ›Wahrheit‹ – deshalb ist z. B. eine hebräisch denkende Stelle wie Epheser 4,15 im Deutschen nur schwer zu übersetzen (»in Liebe wahrheiten«). Der gesellschaftliche Veränderungsprozess betrifft vieles: Haltungen, Werte, Gewohnheiten, Lebensstile und Mentalitäten. All dies betrifft uns mehr als uns lieb ist und lässt uns wenig Raum,

Umbauschritte nacheinander anzugehen. Wir sind wie Segler, die während der Fahrt auf dem Meer vieles gleichzeitig bewältigen müssen: neue Segel aufziehen, den Kurs ändern, Lecks abdichten, neue Matrosen anlernen ... Wir werden dazu einige elementare Haltungen neu einüben müssen, um als Gemeinde die Relevanz des Evangeliums zu leben. Einige Beispiele: V Wir müssen wertschätzender mit Kritik und kritischer Suche umgehen. Christen reagieren zu oft beleidigt, wenn angefragt wird, was ihnen wichtig ist. Aber in vielen Fällen ist diese Kritik versteckte Sehnsucht. V Wir müssen uns dort aufhalten lernen, wo Menschen ohne Gottesbeziehung leben. Wie viele Beziehungen, Freundschaften haben Sie mit Menschen, die ­suchen oder nicht glauben?

Wir sind wie Segler, die während der Fahrt auf dem Meer vieles gleichzeitig bewältigen müssen: neue Segel aufziehen, den Kurs ändern, Lecks abdichten, neue Matrosen anlernen …

Wieviel Ihrer Zeit verbringen Sie in Gemeinde und Gemeinschaft, wieviel in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Vereinen, Schulen, Betrieben oder Stammtischen? V Wir brauchen einen neuen Blick zurück nach vorne. Wir müssen die Bibel in unserer Situation neu lesen auf das hin, was wir bisher aus Gewohnheit oder Trott übersehen haben. Es gibt biblische Geschichten der Begegnungen in multikulturellen Gesellschaften. Im Alten Testament z. B. die Vätergeschichten, Israel unterwegs, Naemans Heilung, Jona, Nehemia ... – im Neuen Testament Begegnungen Jesu mit Römern, Griechen, Samariterinnen, Syrophöniziern; in der Apostelgeschichte und den neutestamentlichen Briefen der Aufbruch des Christentums in den multireligiösen Mittelmeerraum – all dies müssen wir neu für unsere Situation analysieren, als würden wir es zum ersten Mal lesen. Wir sind in der Situation von Ruderern, sagte einmal der Philosoph ­Søren Kierkegaard: Nur indem wir zurückblicken, kommen wir vorwärts. V Wir müssen Kontakte mit denen suchen, die uns fremd sind. Vielleicht steht am Anfang einer Hinwendung der unter uns lebenden Migranten zu Christus, dass wir in unseren Gemeinden Türkisch oder Arabisch lernen. V Wir dürfen mit Lust Erzähler/ innen sein: Das Christentum ist die Erzählung von einem, der Menschen mit Gottes Geschichte zusammen bringt.  O

der autor: Hans-­Hermann Pompe aus Dortmund ist Pfarrer und Leiter des EKD-­Reformzentrums für Mission in der Region.

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vortrag

Gute Mission: Vitalität prüfen

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ei einer Vitalitätsprüfung prüfen Zahnärzte mittels Kältereiz, ob ein Zahn reagiert, also ob er noch lebt oder nicht: Eine lebendige Wurzel reagiert deutlich auf die Kälte, eine tote nicht. Ich werbe, dass Kirche, Dekanate, Ortsgemeinden und Gemeinschaften regelmäßig die Lebendigkeit ihrer Mission prüfen. Reize sind Indikatoren: Sie zeigen Leben, sie helfen, Aspekte guter Mission zu stärken, sie von denen schlechter Mission zu unterscheiden oder ehrlich das Fehlen einer missionarischen Ausrichtung festzustellen. Als Reize nenne ich Ihnen fünf einfache Fragen zu grundlegenden Aspekten von Mission, die örtlich oder regional beantwortet werden. Die Antworten setzen Ehrlichkeit voraus. Sie werden gemeinsam – am besten mit Ortsfremden (›fremder Blick‹) – ausgewertet. Wenn Ergebnisse weh tun, wenn sie das Fehlen von Mission, ihre Versäumnisse oder Fehlentwicklungen anzeigen, spricht das nicht gegen zukünftige Vitalität: Ehrlichkeit ist Voraussetzung jedes Aufbruchs.

1. Reiz: Achtet unsere Mission die Freiheit des Handelns Gottes?

2. Reiz: Wahrt unsere Mission die Freiheit der Angesprochenen?

Gottes Handeln geht aller Mission voraus. Glauben als Frucht bleibt dem Heiligen Geist vorbehalten. Vitale Mission sagt nicht: »Sie gehen alle ohne Christus verloren« – die Grenzen der Liebe Gottes in diesem und jenem Leben setzen nicht wir. Vitale Mission sagt auch nicht: »Sie werden sowieso alle gerettet« – auch die die Reichweite von Gottes Versöhnung liegt nicht in unserer Verfügung. Wo die Bibel vielfältig redet, verweigere ich mich falschen Alternativen.

Gute Mission nimmt die Menschen verchiedener Ziel­ gruppen als mündig und selbstverantwortlich wahr und nimmt sie auch ernst. Burghard Krause, der einen der wichtigsten evangelistischen Grundkurse verfasst hat, sagt: »Gott überrollt und bevormundet den Menschen nicht als Adressaten seiner Liebe, sondern befreit ihn zum mündigen Subjekt, das im Land des Glaubens auf Ent­ deckungsreise geht und Gott in Freiheit antwortet.«

Meine Vitalitätsprüfung: Spiegelt unsere Verkündigung die Spannung zwischen der Liebe und der Heiligkeit Gottes? Wird dem Handeln Gottes überlassen, was nur ihm zukommt? Werden Menschen, Gruppen, Lebensläufe oder Milieus als für das Evangelium unerreichbar oder als irrelevant faktisch auf­ gegeben?

Vitalitätsprüfung: Lässt der missionarische Impuls verschiedene Grade der Reaktion zu, also eine eigenständige Wahl von Nähe und Ferne? Lockt er zu einer Vertiefung der Gottesbeziehung? Würdigt er Bewegung hin zu Chris­ tus, oder prüft er nur Standorte, Bekenntnisse oder Zahlen? Prüfen wir unsere Veranstaltungs-­Formate auf ihre Freiheitsdimension hin?

vortrag

O Der englische Bischof Steven Cottrell sagt: Wer die Bibel und aufmerksame Menschennähe für die missionarische Hinwendung anwenden will, muss wie beim Se­geln ständig nachkorrigieren, um den Kurs zu halten. Die Ironie der Schiffsnavigation ist, »dass es theo­­ wir sind retisch zwar eine diin der situation rekte Verbindung von ruderern: von A nach B gibt, nur indem wir doch dass man, zurückblicken, wenn man immer nur geradeaus sekommen wir gelt, nie bei B anvorwärts. kommen wird. Wegen den sich stetig ändern-

den Winden und Strömungen muss man immer wieder kleine Richtungsänderungen vornehmen, damit man nicht vom Kurs abkommt«. Wir haben also unsere Vitalitätsprüfungen nie hinter uns – im Hören auf die biblische Botschaft und in Aufmerksamkeit für unsere Gesellschaft müssen wir immer wieder die Richtung ändern, um den Kurs zu halten. V Sie finden den ungekürzten Vortrag auch unter www.lebendige-gemeinde.de (Rubrik »Vorträge«, »Vortrags-Archiv« »Jahrestagungen«) www.zmir.de: EKD Zentrum für Mission in der Region

3. Reiz: Ist Mission ergebnisoffen, aber erwartungsvoll?

4. Reiz: Ist Mission sensibel für Zweifel und Scheitern?

5. Reiz: Achtet Mission auf Relevanz und Menschennähe?

Gute Mission hält die Spannung durch zwischen den Verheißungen Gottes, die uns in Gang setzen, und der Unverfügbarkeit seines Wirkens, das Ergebnisse schenkt. Glaube, Liebe und Hoffnung bleiben in der Hand Gottes, sein Geist schenkt den Glauben, wo und wann er will. Aber Frucht darf nach Jesus (Math 9,37f.) erbeten, soll nach Paulus (1. Kor 3,6ff.) begleitet und gefördert werden.

Fragen des Zweifels, Themen von Widerspruch und Kritik haben eine besondere Bedeutung für Mission, weil sich in ihnen Sehnsucht nach Gott und Hindernisse für den Glauben verdichten. Ein fairer und einfühlsamer Umgang mit Zweifel und Kritik ist ein Signal für die Menschennähe jeder Verkündigung. Unser Umgang mit Scheitern in Lebensentwürfen und Alltagsvoll­ zügen ist unter der biblischen Botschaft von Vergebung und Neubeginn ein erstrangiger Indikator für die Barmherzigkeit guter Mission.

Postmoderne Menschen fragen häufig: Was habe ich davon? Gute Mission verteidigt die Relevanz-­ Frage gegen den Egoismus-­ Vor­ wurf. Sie müht sich um Nähe zu den Menschen, weil sie damit den Weg des menschgewordenen Gottes nachvollzieht.

Vitalitätsprüfung: Spiegelt unser Gebet die Sehnsucht nach Gottes Wirken? Ist Erwartung des Handelns Gottes vorhanden? Gibt es Reaktions-­und Antwort­ möglichkeiten auf Verkündigung? Sind Engagierte vorbereitet und dazu bereit, mit Suchenden auf gemeinsame geistliche Reisen zu gehen?

Vitalitätsprüfung: Wird Zweifel zugelassen und ernst genommen? Werden Kritik und Widerspruch gehört, wird ihr ­Wahrheitsanteil gewürdigt? Ist Scheitern erlaubt? Sind Menschen am Rand im Blick?

Vitalitätsprüfung: Spüren unsere Gemeinden die ­Fragen, Probleme und Hoffnungen der Gesellschaft, in der sie leben? Ist die Kirche in ihrer Gesamtheit nahe bei den Menschen? Finden deren Milieus, ihre Kulturen, ihr Lebensstil, ihre Netzwerke und ihre Werte Aufmerksamkeit –­mindes­ tens die gleiche wie ihr Wohnort oder ihr Mitgliedschaftsstatus? Sind die Lebensäußerungen der ­Kirche relevant für die Menschen, die sie erreichen will? Ist eine Gemeinde bereit, selbstkritisch eigene Irrelevanz zu analysieren und Konsequenzen daraus zu ziehen?

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prochrist 2013

Über eine Million Gäste erleben ProChrist

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eit über eine Million Menschen verfolgten zwischen dem 3. und 10. März die Großveranstaltung ProChrist, die in der Porsche-Arena in Stuttgart veranstaltet wurde. Ein Trägerkreis von mehr als 70 Gemeinden aus der Region Stuttgart war örtlicher Gastgeber. Und 33 000 Menschen in der Halle, 600 000 Leute an den mehr als 800 Übertragungsorten in Deutschland und ganz Europa sowie täglich mehr als 50 000 Besucher im Internet hörten das Evangelium von Jesus Christus. Ein besonderer Höhepunkt der Abende war jeweils die persönliche Einladung durch den Prediger nach vorne an das Lichtkreuz. Diesem Aufruf folgten in der Porsche-Arena in dieser Zeit mehr als 1100 Menschen.

ProChrist begann mit einer großen ­Ü berraschung Zweifellos bleibt diese achte ProChrist-Veranstaltung auch in Erinnerung, weil es die letzte große ­ProChrist-Woche mit Ulrich Parzany als Prediger war. Und weil sie begann, wie bisher keine begann: mit der kurzfristigen Erkrankung des Predigers. Die ersten beiden Abende – und dies am ersten Abend mit einem Vorlauf von etwa 90 Minuten – sprang Pfarrer Steffen Kern ein, Vorsitzender der Apis und Mitglied des Leitungskreises der Lebendigen Gemeinde. Die vielen sehr positiven Rückmeldungen auf seine Predigten zeigen insbesondere, dass ProChrist als große evangelistische Aktion auch in der nächsten Generation große Akzeptanz findet. Ulrich Parzany brachte es selbst so zum Ausdruck: »Ich bin sehr dankbar,

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sönlich erstmals oder neu festzumachen, zeigt: Die erfahrungsorientierte Einladung zum Glauben an Jesus Christus lebt! Gerade jüngere Leute sind sehr offen für diese Form. Sie erfahren diesen Augenblick der Einladung als eine Hilfe. So wird der Moment des Bekennens zu Gott nicht zu einem schnell verlöschenden Strohfeuer, sondern zu einem ewigen Augenblick mit tatkräftigen Folgen.«

ProChrist wirkt weiter

dass wir so viele Menschen durch ProChrist erreichen. Ein junges Team wird nach mir neue Formen entwickeln. Gute Leute stehen fest. Das hat der Einsatz von Steffen Kern bei meinem Ausfall gezeigt …«

Eine ganz besondere Zeit für Stuttgart Ralf Albrecht, Vorsitzender des Trägerkreises Pro Christ Stuttgart 2013, resümierte die Veranstaltung so: »Eine ganz besondere Zeit für Stuttgart und die Region. Große Bühne für das Evangelium – und Jesus als Stadtgespräch. Dass so viele nach vorne ans Lichtkreuz gekommen sind, um die Einladung von Jesus Christus zu einem Leben im Glauben per-

Folgen kann das alles nun vielfältig haben: Da sind zum einen die Glaubenskurse in vielen Trägergemeinden während der kommenden Monate. Zur Orientierung im Blick auf die Gemeinden und ihre Angebote wurde erstmals ein Gemeindeatlas erstellt, der gedruckt und auch im Internet aufrufbar die Gemeinden und ihre Angebote auflistet und so Lust auf langfristig angelegte Heimat in einer Gemeinde macht. Zum anderen bleibt ganz viel von der engen Projektzusammenarbeit zwischen den Gemeinden: Über 1400 Mitarbeitende, von denen viele am Montag direkt nach ProChrist noch einmal gemeinsam dankbar und froh feierten. Trägergemeinden, die sich weiter im Gebet zusammenschließen. Und Geschwister im Glauben, die untereinander neue Freundinnen und Freunde gefunden haben. Und zum Dritten haben viele schon nach vorne gefragt: Was könnte als Nächstes hier in der Region mit überregionalem Signalcharakter kommen? Deshalb brach unter anderem spontan begeisterter Applaus in der Porsche-Arena aus, als Ralf Albrecht am letzten Abend im Stuttgarter Vorprogramm die Idee eines zentralen Christustages an Fronleichnam, 19. Juni 2014, dann in der Mercedes-Benz-Arena, vorstellte. ProChrist ist gelungen – und wirkt lange nach und weiter. Das ermutigt uns auch noch einmal, dankbar darauf hinzuweisen, dass noch sehr viel an Finanzen fehlt, um als Stuttgarter Träger die entstandenen Ausgaben nun tatsächlich ganz begleichen zu können. Deshalb erbitten wir von allen, die diese Dankbarkeit mit empfinden, eine Dankspende – für die Sie gerne den beiliegenden Überweisungsträger benutzen können. Vergelt’s Gott! Sie unterstützen Spendenkonto: ProChrist Stuttgart sein Evangelium. V Konto 2345189 BLZ 600 501 01 BW Bank

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kirchenwahl 2013

Am 1. Dezember 2013 werden in unserer Landeskirche die Kirchen­ gemeinderäte und die Synode wieder für sechs Jahre gewählt. Viele Gemeinden und auch die ­Gesprächskreise sind schon jetzt auf der Suche: Wer lässt sich in diese Aufgabe berufen? Johannes Morlok aus Weissach und Frieder Bolay aus Rutesheim erklären, warum sie erneut kandidieren.

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er Auftrag von Jesus Christus an uns Christen ist zum einen, den biblischen Glauben weiter zu sagen und zum anderen unsere Gaben und Fähigkeiten in die Gemeinde einzubringen. Seit vielen Jahren arbeite ich an unterschiedlichen Stellen in der Gemeinde mit. Im Kirchengemeinderat gefällt mir besonders, dass man gewählt wird und einen Auftrag der Mitchristen erhält, die Gemeinde zu leiten, zu gestalten und zu prägen. Den Halt und die Perspektive, die mir mein persönlicher Glaube an Jesus Christus gibt, möchte ich gerne in das Leitungsgremium einbringen. Mein Anliegen für die Zukunft ist, den Gottesdienst als unseren Gemeindemittelpunkt zu erhalten und interessierte Gemeindeglieder für die Mitgestaltung zu motivieren. Wichtiger denn je ist, dass wir Menschen in ihrer Lebenssituation verstehen lernen und dort abholen. Wir wollen als Gemeinde einladend sein und auf Menschen mit unterschiedlichen Prägungen und Glaubensstilen zugehen. Menschen sollen sich angenommen und wertgeschätzt fühlen und einen persönlichen Zugang zu der guten Nachricht von Jesus bekommen.

Johannes Morlok aus Weissach ist kaufmännischer Angestellter und seit 2007 Mitglied im Kirchengemeinderat

Warum ich wieder für den Kirchengemeinderat kandidiere

kirhcenwahl 2013

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ls Kind und als Jugendlicher war ich in Kinderkirche, Jungschar, Posaunenchor und später im Jugendkreis. Damals habe ich bereits die Nähe Gottes erfahren und die Gemeinschaft mit anderen Christen war mir wegweisend für meinen Lebensweg. Mit 22 Jahren bin ich von Rutesheim weggezogen und habe mich damals entschieden, ohne Gott mein Leben zu gestalten. Nach einem Jahr habe ich gespürt, dass mir etwas fehlt. Danach habe ich behutsam den Weg in der Kirche wieder aufgenommen. Vor fünf Jahren wurde ich in den Kirchengemeinderat in der Rutesheimer Johanneskirche gewählt. Nachdem es im Kirchengemeinderat einen großen Wechsel gab und die Pfarrstelle nach über einem Jahr Vakanz kurz vor der Neubesetzung stand, wurde ich gefragt, ob ich den Vorsitz im ­ K irchengemeinderat übernehmen würde. Das war keine leichte Entscheidung, weil ich zeitlich gut eingespannt bin. Gemeinsam mit meiner Schwester leite ich einen Familienbetrieb mit etwa 200 Mitarbeitern. Aber auch die geistliche Herausforderung, für eine große Kirchengemeinde mit über 3000 Gemeindemitgliedern, gemeinsam mit Pfarrer und Kirchengemeinderat die Leitung zu übernehmen, war eine Entscheidung, die ich im Gebet, aber auch in Gesprächen und durch die Unterstützung meiner Frau getroffen habe.

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Ja, ich werde wieder kandidieren V weil ich ein Vermächtnis habe, so wie ich es als Kind bereits von meinen Großeltern erfahren habe, die Liebe Gottes hier in Rutesheim zu leben und weiterzugeben. V weil ich froh bin, dass meine drei Kinder ebenfalls hier in der Gemeinde ihre Freunde und ihren Glauben gefunden haben und dass zwei meiner Kinder Jungschararbeit machen. V weil wir ein sehr gutes Miteinander mit dem CVJM und der kirchlichen Jugendarbeit gefunden haben. Als Kirchengemeinderat wollen wir diese Arbeit in allen Belangen unterstützen und die Freiheiten zur Gestaltung schaffen. V weil das Feiern der Gottesdienste für mich das Kernstücke der Gemeinde bildet. Hier erhalte ich Impulse für die ganze Woche. Als Kirchengemeinderäte haben wir Einfluss auf die attraktive Gestaltung. V weil es zunehmend Menschen gibt, die keinen Bezug zu Gott und zum Glauben haben. Diese Menschen möchte ich nicht aus dem Blick verlieren und ihnen behutsame Wege in die Gruppen und Kreise unserer Gemeinde ermöglichen. V weil ich mir wünsche, dass die ökumenische Zusammenarbeit in unserem Ort noch weiter wächst. Gemeinsame Gottesdienste auf dem Fleckenfest mit über 300 Menschen sind heute selbstverständlich. Das war vor zehn Jahren noch nicht so klar. V weil wir als Kirchengemeinderat viele Interessen und Altersgruppen repräsentieren und ein gutes, auch kritisches Miteinander haben. V weil wir im Kirchengemeinderat alle ein Ziel haben – unseren Glauben an Jesus Christus anderen zu vermitteln. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt, von den vielen Gedanken der Woche wegzukommen und still zu werden vor Gott: Ich will doch wieder kandidieren und ich werde gerne wieder Kirchengemeinderat. Frieder Bolay ist Unternehmer und seit 2007 ­Mitglied im Kirchengemeinderat.

Jetzt schon vormerken: Tagung für Kirchengemeinderäte auf dem Schönblick Neu(es) anfangen – Als Kirchengemeinderat gemeinsam ­beginnen 24.–25. Januar 2014 Christliches Gästezentrum Schönblick Anreise am Freitag bis 17.30 Uhr; Ende am Samstag gegen 18 Uhr Die Tagung wird verantwortet von den Apis ­ (Evangelischer Gemeinschaftsverband in ­Württemberg) und der Christus-Bewegung »Lebendige Gemeinde«

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veranstaltung

Alles wird neu! StadtBeweger

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m 11. Mai wird es soweit sein. Zum ersten Mal ist der JuGo-Stuttgart an einem Samstagabend. Viele der JuGo-Besucher sind schon seit dem Mittag in der Stadt unterwegs und haben sich gemeinsam mit ihren Gaben und voller Liebe für die Menschen der Stadt eingesetzt: Von Jesus bewegt werden Straßenecken sauber, der Müll eingesammelt, älteren und einsamen Menschen hoffnungsvolle Lieder und Bibelworte zugesprochen, Gutscheine an Jugendliche für leckere ­JuGo-Cocktails verteilt. Kinder staunen darüber, wie sich aus Luftballons kleine Tiere und Blumen formen lassen, zart duftende Rosen werden verschenkt und der Spieleparcour wird zum spannenden Zeitvertreib mitten auf der Königstraße in Stuttgart. Wieder zurück in der Stiftskirche. Jetzt startet gleich der JuGo. Bilder des Tages erscheinen auf der Leinwand. Die Begegnungen mit den Menschen der Stadt sind präsent. Rechts und links erzählen sich die JuGo-Besucher, wie sehr die Kids gestrahlt haben und wie glücklich die ältere Frau im Altenheim mitgesungen hat. Manche Menschen hatten im Gespräch und bei den Begegnungen sogar das Interesse, mit und für sie zu beten. Andere lehnten ab. Mit diesen Erfahrungen beginnt der JuGo.

... weil beides einfach zusammengehört und gemeinsam richtig gut und erfrischend anders schmecken ... Im Vorbereitungsprozess hat sich gezeigt, dass StadtBeweger und JuGo-Stuttgart zukünftig ganz eng miteinander verbunden werden müssen. Stadtbeweger ist einerseits während JesusHouse vor drei Jahren entstanden als gemeinsame Initiative christlicher Gemeinden in Stuttgart auf Basis der Evangelischen Allianz. Andererseits hatte die damalige Leitung des JuGo-Stuttgart zeitgleich einen Wechsel angekündigt. Auch der JuGo-Stuttgart wird von der Evangelischen Allianz verantwortet und ist geprägt durch die vielen Mitarbeiter der Stuttgarter Gemeinden und darüber hinaus. Es ist eine großartige Chance an einem Tag »Wort und Tat« zu verbinden um gemeinsam zu dienen in Jesu Art, geprägt von seiner Liebe und gemeinsam hinzuhören auf Jesu Worte und die Begegnung mit ihm zu erleben. Diese Kombination soll dazu führen, dass der Glaube nicht bei großen Worten bleibt sondern Herz und Hände ergreift und sich so konkret im Alltag auswirkt, sichtbar und spürbar für einen selbst und den Menschen im jeweiligen Umfeld.

+ Es geht darum, Menschen Gutes zu tun. Weil wir begeistert sind von Gottes Liebe zu uns, wollen wir diese auch weitergeben. Wir wollen uns einsetzen für die Menschen unserer Stadt. Dazu brauchen wir eine gute Vernetzung der unterschiedlichen christlichen Gemeinden und vor allem dich — als STADTBEWEGER!

EINHEIT LEBEN Die Gemeinden wollen als große Gemeinschaft unserer Stadt dienen.

GEFRAGT WERDEN Die Begeisterung für Jesus beschreiben wir, wenn wir gefragt werden.

SEGEN SEIN

Die Menschen der Stadt sollen Jesu Liebe spüren und erleben können.

Wir wollen erleben, wie Jugendliche Jesus Christus kennenlernen, sich gegenseitig in ihrem Glauben herausfordern und mutig am Reich Gottes bauen, um ein Segen zu sein für unsere Stadt. Bist Du dabei?

WORSHIP

Mitreißende Lobpreisund Anbetungszeigen: Lass dich begeistern!

TEACHING

Faszinierende Predigten und kreative Impulse: Garantiert lebens­ verändernd

MINISTRY

Verschiedene Stationen als Möglichkeit, auf das Gehörte zu reagieren: Außergewöhnliche Schritte gehen

veranstaltung

küsst JuGo Stuttgart ... für dich, für deine Freunde, für deine Stadt! Wir hoffen, dass diese Tage zu genialen Möglichkeiten werden, bei denen Jugendliche selbst Jesus erleben und dabei eine ehrliche und gute Gemeinschaft untereinander haben. Dass es ihnen leicht fällt ihre Freunde mitzubringen und sie in dieser Atmosphäre ihr Herz und ihre Hände öffnen um von Jesus bewegt weiterzugehen. Auch zurück in den eigenen Stadtteil, die eigene Stadt oder das Dorf in dem sie leben. Vielleicht entstehen rund um Stuttgart weitere solche Stadtbeweger-Tage, bei denen jeweils tagsüber zuerst der Blick für die eigene Stadt da ist um dann im Anschluss gemeinsam im JuGo-Stuttgart zusammen zu kommen.

Alles wird neu? Vielleicht nicht alles, aber einer ist auf jeden Fall da und wartet auf dich – es ist Jesus, der selbst ein leidenschaftlicher »Alles-Neu-Macher« ist! Vielleicht würdest du auch gerne mitmachen und deine Begabungen einsetzen oder Plakate und Flyer bestellen. Dann sag es uns einfach. Du kannst im Kontaktformular auf der Homepage der StatdtBe-

weger und des JuGo Bereiche auswählen, die dich interessieren würden. Wir melden uns bei dir. Dort kannst du auch den Newsletter bestellen um jeweils aktuell informiert zu bleiben. V www.stadtbeweger.de | www.jugo-stuttgart.de Termine 2013: 11. Mai, 14. September, 15. Dezember 14 Uhr StadtBeweger | 18.30 Uhr JuGo

STADTBEWEGER und JUGO-STUTTGART ist eine ­gemeinsame Initiative christlicher Gemeinden in Stuttgart. Veranstalter ist die Evangelische Allianz Stuttgart zusammen mit der Stiftskirchen­gemeinde Aspenwaldstraße 18 | 70195 Stuttgart | Tel. 0711-6743402 [email protected] | [email protected]

der autor: Stefan Kuhn ist Jugendreferent der Apis in Stuttgart und gehört zum Vorbereitungskreis der beiden Initiativen.

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aus den bezirken

bezirk sulz

Leidringen: »Zu allem Ja und Amen? Wo mischen wir uns öffentlich ein?« Vortrag mit Rainer Holweger im Rahmen der Orientierungstage. 19.4.2013 http://sulz-am-neckar. lebendige-gemeinde.de

bezirk göppingen

Göppingen: »Wo mischen wir uns öffentlich ein?« Vortrag mit Tabea Dölker im Rahmen eines ­Orientierungstages 23.4.2013 Eislingen: »Wie gestalten wir in Zukunft Gemeinde?« Vortrag mit Pfarrer Dr. Hartmut Schmidt

im Rahmen eines ­Orientierungstages 14.6.2013 http://goeppingen. lebendige-gemeinde.de

bezirk vaihingen/enz

Roßwag: »Was ist evangelisch?« Vortrag mit Prälat Ulrich Mack im Rahmen eines ­Orientierungstages 23.4.2013 http://vaihingen-enz. lebendige-gemeinde.de

bezirk nagold

Altensteig-Wart: Orientierungstage mit Winrich Scheffbuch, Dr. Hartmut Schmidt und Ernst Günther Wenzler 24.–26.4.2013  ttp://nagold. h lebendige-gemeinde.de

bezirk tübingen Tübingen: Konzert mit Arno Backhaus 3.5.2013

http://tuebingen. lebendige-gemeinde.de

bezirk tuttlingen Aldingen: Berichtsabend mit Rainer Holweger 3.5.2013

http://tuttlingen. lebendige-gemeinde.de

bezirk ditzingen Markgröningen: Berichtsabend zur Sommersynode 9.7.2013 Gerlingen: Berichtsabend zur Sommersynode 10.7.2013

http://ditzingen. lebendige-gemeinde.de

bezirk böblingen

Lehenweiler: Freundes- und ­ bezirk ludwigsburg Berichtsabend 16.7.2013 Ludwigsburg: http://boeblingen. »Zum Glück fehlt lebendige-gemeinde.de mir was!« Was Glück ist und wie man es findet Vortrag mit Theo Eißler 12.6.2013 http://ludwigsburg. lebendige-gemeinde.de

Christlicher Pädagogentag 2013 Ein Ermutigungstreffen für Lehrer/innen und Erzieher/innen

Samstag, 4. Mai 2013 · Gemeindehalle Walddorfhäslach Referenten: Dr. Margret Ruep, Amtschefin des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Arno Backhaus, Liedermacher, Autor, Aktionskünstler Prof. Dr. Ulrich Giesekus, Psychologe und Trainer www.christlicher-paedagogentag.de Zahlreiche Seminare und Workshops

Ein Feiertag im Stadion Das Live-Erlebnis 2014 Jetzt vormerken: Der große Christustag an Fronleichnam, den 19.06.2014 in der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart.

19.06. CHRISTUS TAG 2014

www.christustag2014.de

Stuttgart

Reisen 2013

20. August bis 2. September 2013

Kreuzfahrten & Reisen 2013 Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt.

Große Sommer Kreuzfahrt 27. Juli bis 10. August 2013 Donau-Kreuzfahrt bis ins „Rund um Westeuropa“ Große Donau-Delta am Schwarzen Meer

England, Frankreich, Portugal, Spanien / Andalusien

mit MS FTI BERLIN – exklusiv gechartert Wort an Bord: Dr. Günther Beckstein, Ministerpräsident a. D., Friedrich Hänssler, Dekan Ralf Albrecht, Wilfried und Doris Schulte, Pfarrerin Bärbel Wilde Musik an Bord: Dr. Manfred Siebald, Gerhard Schnitter, Leiter des Bordchors, Landesposaunenwart KMD Hans-Ulrich Nonnenmann, Leiter des Bordposaunenchors Bremerhaven Fahrt auf der Themse London Cherbourg Villagarcia / Santiago de Compostela Lissabon Portimão Cádiz / Sevilla Straße von Gibraltar Málaga / Granada Almería Barcelona Nizza

Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Slowakei mit MS ALINA – exklusiv gechartert Wort an Bord: Dr. h.c. Erwin Teufel, Ministerpräsident a. D., Pfr. Hanspeter Wolfsberger, Pfr. Dr. Rüdiger Gebhardt, Erwin Damson Musik an Bord: Dr. Manfred Siebald, Uwe Zeutzheim

Passau Wien Esztergom Budapest Fajsz / Ungarische Puszta Mohacs Belgrad Rousse Sulina / Wenden im Schwarzen Meer Oltenita / Bukarest Giurgiu Novi Sad Mohacs M Komarno o oK m hBratislava B a a Krems r cK ra Melk snM r t Passau a e Poi ssem

18. bis 25. Mai 2013

Auf den Spuren Martin Luthers

29. Juni bis 6. Juli 2013

Flusskreuzfahrt auf der Elbe von Berlin nach Prag

Auf "Vater Rhein" von Basel nach Amsterdam

mit MS SANS SOUCI – exklusiv gechartert Mit an Bord: Dr. Christoph Morgner, Präses a.D. Berlin Potsdam Magdeburg Dessau Wittenberg Torgau Meißen Dresden Pillnitz Königstein/ Bastei Bad Schandau Melnik Prag

Flusskreuzfahrt in 4 Ländern mit MS ALEMANNIA

Außerdem bei hand in hand tours: Nordkap, Ostsee und Israel

Erleben Sie den mitteleuropäischen Strom in seiner Gesamtheit Mit an Bord: Pfarrer Winrich und Beate Scheffbuch Basel Straßburg Mannheim/Heidelberg Rüdesheim Alken/Burg Eltz Koblenz Köln Nijmegen Utrecht Amsterdam

Heiner Zahn GmbH . Postfach 65 . 72222 Ebhausen . Tel. 07458 / 99 99-0 . Fax 07458 / 99 99-18 . [email protected] . www.handinhandtours.de

Lebendige Gemeinde · ChristusBewegung · Saalstraße 6 · 70825 Korntal-Münchingen

CHRISTUS TAG 57. Ludwig-Hofacker-Konferenz

In Zukunft: Jesus!

An 20 Orten in Baden-Württemberg:

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