Weihnachten und die Angst vor Gott…

Teil 1

02.12.: Zacharias – die Angst vor Gottes Wirken in meinem Leben I. Wir haben es bereits versucht, aber es hat nicht geklappt II. Wir können das nicht – dieses Wirken übersteigt unsere Kräfte III. Wir wissen, wie "Leben mit Gott" funktioniert Einleitung Ich begrüsse Euch auch von meiner Seite her ganz herzlich zu diesem Gottesdienst, in dem wir mit einer neuen Gottesdienst-Serie starten. "Weihnachten und unsere Ängste" heisst diese Serie, und vordergründig mutet das Thema an sich etwas "seltsam" an. Denn "Weihnachten", das verbinden wir in der Regel selten mit "Angst". Sondern viel mehr mit Familienromantik, Geschenken und gutem Essen. Was hat Weihnachten mit "Angst" zu tun? Nun: Weihnachten, das ist aus christlicher Sicht die Botschaft, dass Gott Mensch wird und uns nahe kommt. Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass die Weihnachts-Geschichte in der Bibel am Anfang des NT's steht: Mit Weihnachten schlägt Gott ein neues Kapitel auf – ein neues Kapitel in der Heilsgeschichte. Damit, dass Jesus in diese Welt hinein kommt, schlägt Gott ein neues Kapitel auf. Und oft ist es so, wenn Jesus in ein Leben hineintritt – sei es zum ersten Mal oder aber dann, wenn Jesus uns klar macht, dass ER mit uns etwas vorhat, dass Gott damit ein neues Kapitel aufschlägt in unserer Geschichte. Und ich merke bei mir, dass jedes Mal, wenn Jesus in mein Leben hineintritt und ein "neues Kapitel" in meiner persönlichen Geschichte aufschlagen möchte, genau das Angst in mir auslöst. Ich glaube, dass das eine Ur-Angst in uns ist: Dass Gott neue Kapitel aufschlagen möchte – in der einen oder anderen Art. Und genau diese UrÄngste kommen auch in der Weihnachtsgeschichte zum Zug: In den Erzählungen rund um die Personen, die an der Weihnachtsgeschichte beteiligt sind. Deshalb: Ja, Weihnachten hat eine Menge mit "Angst" zu tun. Nicht umsonst ist gerade in diesen Erzählungen immer wieder von "Bestürzung" die Rede. Und nicht umsonst kommt gerade in diesen Erzählungen immer wieder der Ruf vor: "Fürchte Dich nicht!"

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Die erste dieser Ängste, die wir anschauen wollen, ist die "Angst vor Gottes Wirken in meinem Leben" (Titelfolie). Und die Person und die Geschichte, die wir heute dazu anschauen wollen, hat diese Angst vor Gottes Wirken in ihrem Leben ganz eindrücklich erlebt: Zacharias. Ich lese uns seine Geschichte aus Lk 1.5-25: 5

Luke 1:5-24 Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung des Abija; und 6 seine Frau war aus den Töchtern Aarons und ihr Name Elisabeth. Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen 7 Geboten und Satzungen des Herrn. Und sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in ihren Tagen weit 8 vorgerückt. Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung 9 den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, traf ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los, in den Tempel des Herrn zu 10 gehen, um zu räuchern. Und die ganze Menge des Volkes stand 11 betend draußen zur Stunde des Räucherns. Ihm erschien aber ein 12 Engel des Herrn und stand zur Rechten des Räucheraltars. Und als 13 Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht kam über ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Flehen ist erhört, und Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn 14 gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. Und er wird dir zur Freude und zum Jubel sein, und viele werden sich über seine 15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn; weder Wein Geburt freuen. noch starkes Getränk wird er trinken und schon von Mutterleibe an mit 16 Heiligem Geist erfüllt werden. Und viele der Söhne Israels wird er zu 17 dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elia, um der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten, um dem 18 Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten. Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, 19 Und der Engel und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen. antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu 20 verkündigen. Und siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, da dies geschehen wird, dafür daß du meinen 21 Worten nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden. Und das Volk wartete auf Zacharias, und sie wunderten sich, daß er so 22 lange im Tempel verweilte. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden, und sie erkannten, daß er im Tempel ein Gesicht gesehen 23 hatte. Und er winkte ihnen zu und blieb stumm. Und es geschah, als 24 die Tage seines Dienstes zu Ende waren, ging er weg in sein Haus. © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp

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Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger und zog sich fünf Monate zurück… Ziemlich beeindruckend, diese Geschichte – nicht wahr? Dass da eine Frau nach Jahren der Kinderlosigkeit plötzlich schwanger wird? – Nun: Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Schwangerschaft an und für sich nicht sooo etwas "Spezielles" ist. Denn wenn man die Bibel kennt, dann weiss man, dass es Geschichten wie diese schon vorher gab (man denke zB. an Hanna oder Sara aus dem AT), und für einen Christen ist es ohnehin kein Problem zu glauben, dass Gott Unmögliches möglich machen kann. Was mich viel mehr beeindruckt als die Schwangerschaft an und für sich, das ist, dass hier ein alter Priester plötzlich Gottes Wirken in seinem Leben auf total neue, ungewohnte Weise erlebt. Und das macht ihm Angst: "Er wurde bestürzt und Furcht kam über ihn" (V12b), heisst es im Text. Da tritt Gott in ein Leben hinein und möchte mit seinem Wirken beschenken, und wir reagieren mit Angst. Weshalb? – Nun, ich denke ein erster Grund dafür ist der, dass wir oftmals aus unseren Erfahrungen in der Vergangenheit kommen und Gott gar nicht mehr zutrauen, dass ER wirken möchte – auch, wenn wir uns das vielleicht wünschten. I. Wir haben es bereits versucht, aber es hat nicht geklappt (oder ist schief herausgekommen) Seht Ihr: Es ist nicht so, dass Zacharias sich nicht sehnlichst ein Kind gewünscht hätte. Im Gegenteil: Er hat sogar dafür gebetet. Der Engel sagt sogar: "Dein Flehen ist erhört worden!" (V13). Mir ist natürlich klar, dass man "erschreckt" und Angst bekommt, wenn plötzlich ein Engel vor einem steht. Auch bei Zacharias ist sicher erst mal das der Grund, weshalb er bestürzt ist. Aber über diese erste Bestürzung und Angst hinaus kommt im Verlauf des Gesprächs plötzlich bei Zacharias auch das Bewusstsein: "Gott hat etwas vor mit mir und an mir. Gott will in meinem Leben etwas Neues wirken. Ein neues Kapitel aufschlagen. Etwas, wofür ich sogar schon jahrelang bete!" Und eigentlich würde man erwarten, dass jemand in so einer Situation einfach nur in Jubel ausbricht und sagt: "Danke Herr! Super! Endlich! Endlich erhörst Du mein Gebet – genial!"

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Stattdessen reagiert Zacharias mit Unglauben und Zweifel. Mit Angst. Und das erste, was er vorbringt ist: "Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen!" (Lk 1.18) Und seht Ihr: Dahinter steckt der Gedanke: "Wir warten schon so lange. Wir haben es schon so oft probiert. Es hat nie geklappt!" Oder aber "Es ist schief gelaufen!" – Und die Erfahrungen der Vergangenheit werden zum Faktor dafür, wie und ob Gott wirken kann in unserem Leben. Seht Ihr: Ich glaube, das genau das eines der Haupthindernisse in unserem Leben für Gott ist. Dass wir das, was Gott in unserem Leben wirken möchte, nicht als sein Wirken wahrnehmen und erkennen. Weil wir von den Erfahrungen der Vergangenheit her kommen und uns sagen: "Wir haben es schon so oft versucht. Wir haben es probiert. Wir haben vielleicht sogar dafür gebetet – aber es hat nicht geklappt!" Oder eben: Wir vergleichen mit Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben und nicht gut liefen. Und wenn dann Gott tatsächlich an unsere Tür klopft, in unser Leben eintritt und anfangen möchte, ganz lebendig das zu wirken, wofür wir vielleicht schon ganz lange beten, dann sind wir wie Zacharias: Wir verstehen die Welt nicht mehr. Wir haben Angst. Und wir sind total überfordert mit dem, was passiert. Und reagieren eher mit Unglauben als mit Zuversicht und Hoffnung. Wisst Ihr: Wenn Gott wirken möchte in einem Leben, dann tut er das oft nach seinem eigenen Regieplan. Im Galaterbrief schreibt Paulus: "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn!" (Gal 4.4). Gott wartet, bis der Zeitpunkt reif ist. Bis es "dran" ist. Im Griechischen gibt es zwei unterschiedliche Begriffe für "Zeit": Chronos und kairos. Und während "Chronos" die Zeit meint, die vergeht und die man messen kann (unser deutsches Wort "Chronometer", also "Uhr", kommt von "Chronos"), meint "Kairos" den richtigen Moment, den entscheidenden Zeitpunkt. Und manchmal wartet Gott genau auf diesen Zeitpunkt. Auf den richtigen Moment. Und der kommt oft für uns unerwartet. Genau wie für Zacharias. Obwohl er schon lange, lange dafür gebetet hat. Leute: Die grösste Gefahr für solche Situationen ist, dass wir den Kairos Gottes verpassen. Weil wir Angst haben. Plötzlich wirkt Jesus offensichtlich etwas in unserer Mitte – vielleicht in der Mitte unserer Familie, oder in der Mitte der Gemeinde, oder in unserem persönlichen Leben – und wir haben Angst. Das sind Momente, wo sich plötzlich eine Tür auftut, die man vorher gar nicht gesehen hat, und wir wären gefragt, mutig und im Glauben auf Jesus durch diese Tür hindurchzugehen – aber wir wagen es nicht. Und bleiben stattdessen blockiert stehen. © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp

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Mir gefällt, wie der Engel Zacharias antwortet: " Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen." Wo Zacharias irgendwo bei den Erfahrungen der Vergangenheit, beim vielen Probieren etc. stehenbleibt, da spricht der Engel in der Gegenwart. Davon, dass er vor Gott steht. Davon, dass er gesandt worden ist, um in der Gegenwart diese Botschaft Zacharias zu überbringen. Und mir gefällt, dass Gott sich vom Unglauben Zacharias' nicht aufhalten lässt. Denn egal, ob Zacharias das nun glauben will oder nicht: Gottes Plan lässt sich nicht aufhalten. "Diese Worte werden sich zu ihrer Zeit erfüllen", sagt der Engel in (V20c). Ihr Lieben: Unsere Angst vor Gottes Wirken mag uns blockieren – manchmal so sehr, dass wir wie Zacharias "sprachlos" sind – aber sie blockiert nie Gott. Wenn Gott sich etwas vorgenommen hat, dann will er es mit uns umsetzen– auch, wenn wir Angst haben. Damit zu einem zweiten, was ich Zacharias hier abspüre: Seine Angst vor Gottes Wirken ist nicht nur in der Erfahrung der Vergangenheit begründet, sondern sie findet ihren Grund auch in der menschlichen Begrenztheit des Jetzt's. II. Wir können das nicht – dieses Wirken übersteigt unsere Kräfte Immer, wenn ich diesen Text lesen, frage ich mich, wie Zacharias an diesem Abend wohl nach Hause gekommen ist. Erzählen konnte er ja schlecht von all dem, was er erlebt hat. Aber ob er es Elisabeth aufgeschrieben hat? Ob sie davon wusste, bevor sie mit einander geschlafen haben: "Dieses Mal wird es klappen? Dieses Mal werde ich schwanger werden?" – Ich weiss es nicht. Aber ich weiss, dass die beiden den Mut fanden, miteinander zu schlafen. Und ich sage bewusst "Mut". Denn der Text sagt in V6: "Beide, Zacharias und Elisabeth, waren weit vorgerückt in ihren Tagen!" Wir wissen nicht, wie alt die beiden konkret waren, aber wenn man den Text ernst nimmt, dann scheint mir, dass miteinander zu schlafen vielleicht auch nicht mehr so "einfach" war. Immerhin ist es das "Alt-Sein" von ihnen BEIDEN, das Zacharias in's Feld rückt – es geht also nicht nur darum, dass Elisabeth wahrscheinlich schon über das gebärfähige Alter hinaus war, sondern auch Zacharias' sexuelle Kraft scheint angesprochen zu sein.

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Menschlich scheint es auf jeden Fall so zu sein, dass die Chancen, schwanger zu werden, gleich 0 sind. Und hier ist das Problem: Zacharias bleibt bei den menschlichen Möglichkeiten stehen. Er reduziert alles auf seine eigenen Möglichkeiten – auf das, was ihm und Elisabeth menschlich zur Verfügung steht. Und unter dem Strich steht bei dieser Rechnung: "Wir können das nicht!" Wisst Ihr: Ich bin sehr dafür, dass man "Kosten überschlägt". Dass man sich gut überlegt, ob ein Weg, den man einschlägt, auch wirklich gangbar ist. Ob man die Kraft hat, ihn bis zu Ende gehen zu können. Und manchem, der losläuft, hätte man im Rückblick vielleicht schon viel früher sagen sollen, dass das, was er sich da vornimmt, vielleicht eine Nr. zu gross ist für ihn. Aber gleichzeitig glaube ich, dass auch das andere dazugehört: Dass wir nicht nur die Wege gehen, die wir aus eigener Kraft gehen können. Dass wir uns nicht limitieren lassen auf unsere Möglichkeiten und unsere Ressourcen, sondern mit Gott rechnen. Ihr Lieben: Wo immer Jesus in der Kirchengeschichte Grosses getan hat, hat ER es IMMER über die Möglichkeiten dessen hinaus getan, was menschlich möglich war. Und ich denke, ganz bewusst. Damit nicht Menschen sich am Ende rühmen und sagen konnten: "Schaut her, was WIR vollbracht haben", sondern dass die Ehre dem gehört, dem sie gebührt: Gott selber. Vielleicht rührt Zacharias' Angst auch nicht allein davon, DASS Gott in seinem Leben wirken wollte, sondern auch davon, WAS Gott in seinem Leben wirken wollte. Als ich mit Claudi über den Text gesprochen habe, hat sie spontan gesagt: "Ich kann mir gut vorstellen, dass der Gedanke, im hohen Alter noch ein Kind zu bekommen, Zacharias Angst gemacht und ihn überfordert hat Stell Dir mal vor, wie es Dir gehen würde, wenn Du alt und grau bist, und dann sagt Dir ein Engel, dass Du noch ein Kind kriegst!" – Als Claudi gesagt hat: "Stell Dir das mal vor!", habe ich gedacht: "O nein, das stell ich mir lieber nicht mal vor ☺!!" Aber die Sache an und für sich hat schon etwas. Manchmal haben wir Angst vor dem, WAS Gott in unserem Leben wirken möchte. Weil es unser wohlgeordnetes Leben auf den Kopf stellt. Weil es Unruhe mit sich bringt. Veränderung. Eben: "Ein Neues Kapitel im Leben". Aber ist es nicht gerade das, was das Christsein ausmacht? – Dass wir flexibel bleiben, offen bleiben für Gottes Wirken? Dass wir IHM zutrauen, dass uns mit dem, was ER wirken möchte, auch die Kraft zufliesst, es bewältigen zu können?

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(Bsp. FEG Winterthur) Nicht, dass Ihr jetzt denkt, ich hätte den Grössenwahn und möchte gerne hier im Wallis so etwas aufziehen. Visp ist nicht Winterthur. Aber der "Spirit", der hat mich begeistert. Dass eine Gemeinde "gross" von Gott denkt, sich zukunftsorientiert auf Gottes Wirken einlässt und nicht sich nicht auf menschliche Ressourcen limitieren lässt. Das finde ich fantastisch! "Wir können das nicht. Dieses Wirken übersteigt unsere Kräfte…" – das mag für uns stimmen. Aber es stimmt NIE für GOTT. Damit zu einem dritten und letzten: Oftmals haben wir Angst vor Gottes Wirken in unserem Leben, weil wir meinen, wir wüssten, WIE Gottes Wirken funktioniert. III. Wir wissen, wie "Leben mit Gott" funktioniert Seht Ihr: Zacharias war nicht einfach irgend jemand. Er war Priester. Er kannte die Geschichte aus dem Alten Testament, wusste um die Grösse Gottes. Im Text heisst es ausserdem, dass er und Elisabeth "gerecht waren vor Gott und untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn lebten" (V6). Eigentlich sollte man gerade von ihm erwarten, dass er sich dem lebendigen Wirken Gottes öffnen sollte. Aber seht Ihr: Vielleicht ist auch gerade das das Problem. Dass Zacharias so viel weiss. Dass er schon so lange mit Gott unterwegs ist. Denn wenn man viel weiss und schon lange mit Gott unterwegs ist, dann kann das auch zur "Gewohnheit" werden. Im Text heisst es in V9 "ihn traf nach der Gewohnheit des Priestertums das Los". Wenn man lange mit Jesus unterwegs ist, dann kann das auch zur Gewohnheit werden. Man hat seine Erfahrungen mit Gott gemacht. Und diese Erfahrungen bestimmen das Mass des Glaubens und der wiederum die Erwartungen, die man hat. Aber ich frage mich, ob es nicht umgekehrt sein sollte: Ob nicht vielmehr unsere Erwartungen das Mass unseres Glaubens bestimmen sollte und daraus dann entsprechende geistliche Erfahrungen resultieren. Sodass, wenn Gott eben plötzlich und überraschend in unserem Leben etwas wirken möchte, wir nicht überfordert sind, sondern dankbar und mutig darauf eingehen können. Ich staune immer wieder darüber, wie Christen bereit sind zu glauben, dass Gott in der Vergangenheit Grosses gewirkt hat. Wir sprechen über die Geschichten der Bibel und trauen Gott zu, dass er die Dinge, die in diesem Buch stehen, in der Vergangenheit tatsächlich getan hat. Wir hören von erwecklichen Aufbrüchen in der Kirchengeschichte, von John Wesley, © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp

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Charles Spurgeon, von Hudson Taylor, Adoniram Judson und William Wilberforce und all den anderen Helden der Missionsgeschichte und glauben, dass Gott diese Aufbrüche tatsächlich geschenkt hat. Wir haben auch kein Problem damit zu glauben, dass Gott heute noch Grosses tun kann: In Indien. Im PRISMA in Rapperswil. In St. Gallen in der STAMI. In Winterthur. Aber Ihr Lieben: Wie sieht es mit Visp aus? Wie sieht es mit dem Oberwallis aus? Wie sieht es mit Deinem Leben aus? Mit Dir? 2

Kürzlich habe ich Ps 44.2 gelesen. Dort sagt der Psalmist: " Gott, mit unseren Ohren haben wir gehört, unsere Väter haben uns erzählt die Großtat, die du gewirkt hast in ihren Tagen, in den Tagen der Vorzeit." Und als ich den Vers gelesen habe, dachte ich: "Genau. Grosstaten, die Gott gewirkt hat 'in den Tagen der Väter'. In den 'Tagen der Vorzeit'. Damit haben wir kein Problem. Aber was ist mit MEINEN Tagen? Mit MEINER Zeit?" Versteht mich nicht falsch: Ich spreche hier nicht davon, dass man seltsame mystische Erfahrungen willkürlich – ohne Schriftbeweis, ohne Begründung – einfach mal vorschnell als "Gotteserfahrungen" und "Wirkungen des Heiligen Geistes" interpretiert, wie das mitunter geschieht. Darum geht es nicht. Auch hier bei Zacharias ist es nicht das, was passiert. Denn das, was er hier erlebt, gab es vorher schon – es wird mehrmals davon in der Bibel berichtet. Es ist durch und durch "biblisch". Und dennoch spürt man, dass er das fast nicht zulassen will. Zacharias hatte sicher kein Problem damit, dass Gott Grosses tun kann. Das wusste er aus der Bibel. Das Problem ist, dass das plötzlich bei IHM passiert. Dass er erlebt, wie Gott in seinem Leben wirken möchte. Und das "sprengt" all das, was er aus seinem Erleben von Gott kennt. Hier ist jemand, der mit Gott lebt, der Gott sogar dient, und der mit Angst und Unglauben reagiert, als Gott in seinem Leben wirken möchte.

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Aber seht Ihr: Manchmal "sprengt" Gott die Welt unserer Erfahrungen und stellt alles, was wir zu wissen meinen, bewusst auf den Kopf. Damit wir lernen, dass wir "Leben mit Jesus" nie im Griff haben. Sondern dass Gott mehr wirken kann, als wir glauben. Paulus sagt in Eph 3.20: "Gott vermag über alles hinaus zu tun, über die Massen mehr, als wir erbitten oder erdenken können" (vgl. Eph 3.20). Gott wirkt mehr, als wir überhaupt erbitten können. Und er wirkt weit mehr, als wir uns überhaupt vorstellen können und unsere bisherigen Erfahrungen mit IHM zulassen! Zusammenfassung Lass mich Dich fragen: Kann es sein, dass Gott vielleicht in Deinem Leben etwas Neues wirken möchte? Dass ER Dir wie Zacharias begegnen will und ein "neues Kapitel" aufschlagen möchte? – Wie reagierst Du? Ich glaube, dass "Angst" die normale Reaktion ist. ICH zumindest bin wie Zacharias. Aber wisst ihr: Ich möchte von dieser Geschichte lernen, offen zu sein für Gottes Wirken in meinem Leben. In meinem Umfeld. In meiner Zeit. In meiner Gemeinde. Ich will mich überraschen lassen von Jesus und zulassen, dass er in meinem Leben wirken darf – auch, wenn mich das sprachlos zurücklassen sollte. Lasst mich schliessen mit einem Zitat von Irmela Hofmann, einer der Mitgründerinnen der OJC, der "Offensive junger Christen" in Deutschland. Sie hat folgendes gesagt: "Wenn wir im Glauben ein Wagnis eingehen und Gott bitten, dass er es uns durchstehen lässt, dann können wir Wunder 1 erleben!" -Amen-

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Quelle: Gebetskalender 2012 "Aufruf zum Gebet" der OJC, Kalenderblatt "Oktober".

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