vom 24. bis 26. November 1999 in Berlin

1 Soziale Offensive im Jugendsport Dokumentation der ausgewählten Projekte Fachforums zum Aktionsprogramm "Entwicklung und Chancen junger Menschen i...
Author: Eike Meissner
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Soziale Offensive im Jugendsport Dokumentation der ausgewählten Projekte Fachforums zum Aktionsprogramm "Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vom 24. bis 26. November 1999 in Berlin Eine Veranstaltung der Deutschen Sportjugend in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportsoziologie an der Deutsche Sporthochschule Köln und der Sportjugend Berlin

Impressum Herausgeber Deutsche Sportjugend Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt am Main Email: [email protected] Autoren Volker Rittner/Christoph Breuer (unter Mitarbeit von Marion Golenia und Olaf Peim) Gestaltung Metzker Corporate Design Dresdner Strasse 18 63110 Rodgau www.metzker-corporate-design.de Druck Druckerei Klein GmbH Zeppelin Strasse 11 63110 Rodgau ISBN 3-89152-590-7

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Vorbemerkung

Vorbemerkung

Der vorliegende Anlagenband vervollständigt die Dokumentation der Berliner Fachtagung "Soziale Offensive im Jugendsport" vom 24. bis 26. November 1999 in Ergänzung des ersten Bandes. Thema dieses, von der Deutschen Sportjugend (DSJ) durchgeführten und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ermöglichten Kongresses war eine Standortbestimmung der sport- und bewegungsbezogenen Jugend- und Jugendsozialarbeit. Neben verschiedenen Impulsreferaten und einer Konzeptanalyse stand die Präsentation verschiedener Projekte und Initiativen im Vordergrund (vgl. Band I). Da diese Projekte in Band I nur in komprimierter Form vorgestellt werden konnten, dient der vorliegende Band einer umfassenderen Darstellung auf der Grundlage von Originalmaterialien. Er soll einen authentischen Einblick geben in die Vielfalt der sozialen Projekte, Maßnahmen und Initiativen. Er soll aber auch verdeutlichen, daß die Maßnahmen auf ganz unterschiedlichen Ebenen ansetzen und mit verschiedenen organisatorischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen arbeiten und zu kämpfen haben. Dabei zeigen gerade jene Projekte, die auf den ersten Blick weniger professionell erscheinen mögen, dass auch im kleinen Rahmen wertvolle und zunehmend unentbehrliche Gemeinwesenarbeit geleistet wird. Das Dokumentationsteam des Instituts für Sportsoziologie der Deutschen Sporthochschule Köln hat aus den zahlreichen Unterlagen der vorgestellten Initiativen eine Auswahl zusammengestellt, die zur Übersicht und Information dienen soll. Der Abdruck der Materialien geschieht in der Reihenfolge, in der die Projekte während des Fachforums vorgestellt wurden. Sie wurden in ihrer Ursprungsform belassen. Zu hoffen ist, dass die Beispiele den Tätigen in der sportbezogenen Jugend- und Jugendsozialarbeit - aber auch darüber hinaus - neue Impulse für ihr schwieriges Aufgabenfeld liefern. Köln, im Januar 2000

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis Band II

Seite Vorbemerkung

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Projekte und Initiativen Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. (Berlin) Projektvorstellung

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Badische Sportjugend Kreis Karlsruhe Sport in der Jugendarbeit als Antwort auf soziale Herausforderungen

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Mobiles Team Erlebnisräume (VSJ Berlin) Projekt Erlebnisräume

51

Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (Offenbach) - Soziale Trainingskurse

63

Essener Sportbund und Sportjugend Essen Sport mit Migrantinnen

81

Evangelische Fachhochschule Freiburg SPOSA

95

TUS Aschendorf Ems Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte "Brüninghaus"

101

Fußball und Leichtathletikverband Westfalen Kreis SiegenWittgenstein Interkurs Siegen

107

Sportjugend Nordrhein-Westfalen Jugend mit Zukunft

117

Sportjugend Frankfurt Planungskonzept für ein Sportjugendzentrum

139

Sportjugend Brandenburg Spiel und Sport auf der Straße für ein tolerantes Brandenburg

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Anhang Adressenliste

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Gliederung Band l

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V.

Hanns-Braun-Straße / Haus 9 14053 Berlin Tel.: 030-300 985 0 Fax: 030 - 300 985 11 Herr Kurzhals e-mail: [email protected]

Projektvorstellung

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. Hanns-Braun-Straße/ Friesenhaus II 14053 Berlin Telefon: (030)300 985-0 Telefax: (030)300 985-11 email: [email protected]

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Portrait Die Idee Sport und Bewegung bieten jungen Menschen vielfältige Erfahrungs- und Handlungsräume und fördern die Persönlichkeitsentwicklung. Durch Freizeitangebote, die Sport und Jugendsozialarbeit verbinden, werden Kinder und Jugendliche angesprochen, die von traditionellen Jugendhilfeeinrichtungen kaum erreicht werden und die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht an Sportvereine binden. Der VSJ

Der VSJ ist eine Initiative der SportJugend Berlin und arbeitet eng mit dem Landessportbund Berlin und seinen Vereinen und Verbänden zusammen. Der VSJ ist anerkannter freier Träger der Jugendhilfe und des Sports in Berlin. Die Besonderheit des VSJ liegt in der Verbindung von Sport und Jugendsozialarbeit. Die Projekte des VSJ arbeiten im Vorfeld der Sportvereine. Die Ziele Der VSJ hat sich zum Ziel gesetzt, mit sportorientierter Jugendsozialarbeit Alltags- und Lebenshilfe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu leisten. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Veränderungen ist es jugendpolitisches Ziel des VSJ, Unterstützung für sozial Benachteiligte in schwierigen Lebenssituationen zu leisten. Mit Sport- und Bewegungsangeboten werden vorrangig vereinsungebundene Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene in sozialen Brennpunkten erreicht. Die Angebote

Schwerpunkt der lebensweltorientierten Jugendarbeit des VSJ sind Angebote im Freizeitsport, die

niedrigschwellig und bedürfnisorientiert sind sowie Partizipation ermöglichen. Die Angebote wirken gewaltpräventiv und fördern die soziale Integration.

Die Projekte • Drei Mobile Teams sind an sozialen Brennpunkten der Stadt aktiv. Das Mobile Team Freizeitsport realisiert attraktive Sportangebote zu Land und zu Wasser. Das Streetball-Team betreut Points, fuhrt Turniere durch und unterstützt Jugendliche bei der Selbstorganisation. Das Mobile Team Erlebnisräume hilft Jugendlichen, Stadträume bewegungsfreundlich (neu) zu gestalten. • Die SportJugendClubs (SJC) sind regionale Jugendzentren, in denen Sportpädagogen, Sozialpädagogen und Erzieher eng zusammenarbeiten und deren Tätigkeit im Vorfeld der Sportvereine und der dort arbeitenden Ehrenamtlichen stattfindet. In neun Berliner Bezirken werden die Angebote der SJC s von Kindern und Jugendlichen stark nachgefragt. • Die Mädchenzentren bieten Sport-, Bewegungs- und Kommunikationsangebote für Mädchen und junge Frauen. Hier können sie neue Bewegungserfahrungen sammeln und sich ausprobieren. Mädchenzentren befinden sich in Lichtenberg, Neukölln und Reinickendorf. • Das Kick-Projekt bietet delinquenten Kindern und Jugendlichen Freizeitangebote sowie lebensweltbezogene Hilfen und vermittelt sie in Sportvereine. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Sport-, Sozialpädagogen und der Polizei an mittlerweile 10 Standorten haben das Projekt über Berlin hinaus bekannt gemacht. 7

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Mobiles Team Freizeitsport

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V.

Mobiles Team Freizeitsport Adresse:

Mobiles Team - Ideenwerkstatt im Freizeitsport Hanns-Braun-Str., Friesenhaus II 14 053 Berlin 300 985 - 23 / Fax 300 985 - 22

Team:

Burkhard von Eickstedt Mario Höhne Frank Kiepert-Petersen Heidi Pilz

- Sportpädagoge - Sportpädagoge - Sportpädagoge - Sportpädagogin

Inhalte:

Das Mobile Team hat sich in Berlin zu einer Ideenwerkstatt im Freizeitsport für Kinder und Jugendliche entwickelt. Es ist an wechselnden Standorten tätig und orientiert sich mit seinen Angeboten im Freizeitsport an den tatsächlichen Sport- und Bewegungsbedürfnissen der Kids in sozialen Brennpunkten. Das Mobile Team ist zugleich an der "Nahtstelle" zwischen Sportverein und vereinsungebundenen Kindern und Jugendlichen tätig. Ziel des Mobilen Teams ist es, den Freizeitsport inhaltlich und strukturell in den Berliner Sportvereinen zu verankern Zum einen wird versucht, durch den längerfristigen Aufbau der Säule Freizeitsport in Sportvereinen und -verbänden diese auch für vereinsungebundene Kinder und Jugendliche zu öffnen. Zum anderen sollen Kinder und Jugendliche über Freizeitsportangebote in Vereine integriert werden. Das Mobile Team verwirklicht in den sozialen Brennpunkten der Stadt das Motto „Runter von der Straße, rein in den Verein,,. Aufgabe des Mobilen Teams ist die praktische und konzeptionelle Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Freizeitsportaktionen. Zusammen mit Vereinen werden neue Konzepte erprobt und realisiert so z.B. die Veranstaltungen Eiszirkus. Wasserspektakel, Themenspielfeste. Sport-Kreativ-Markt und Bewegungsbaustelle. Das Mobile Team leistet Hilfe. Beratung und Unterstützung vor Ort bei Spiel- und Sportangeboten in sozialen Brennpunkten, bei Stadtteil-, Sport- und Spielfesten, bei der Realisierung von Kursen und Schnupperangeboten sowie beim Aufbau von Freizeitsportgruppen. Die Arbeit des Mobilen Teams ist auf lange Sicht angelegt. Konzeptionelle Grundlage ist das Aktionsprogramm "Kinder- und Jugendsport 2.000", dessen präventive Gesamtkonzeption vom Senat besonders begrüßt wurde. Zusammen mit Sportvereinen wurden 1998 folgende Ideen verwirklicht: Schularealaktionen in Kooperation mit Sportvereinen Weiterentwicklung und Verbreitung der Kursangebote zur Gesundheitsförderung Förderung der sozialen Integration von Behinderten Unterstützung von Übungsleitern beim Aufbau von Freizeitsportgruppen Ferienaktionen mit Sportvereinen in sozialen Brennpunkten 1998 hat das Mobile Team 112 Freizeitsportaktionen durchgeführt und rund 19.000 Kinder und Jugendliche sowie fast 600 Multiplikatoren direkt erreicht. Angebote:

Sport-, Spiel & Bewegung Sport vor Ort im Kiez. Sportmobileinsätze in sozialen Brennpunkten Streettennis Abenteuersport, Kistenklettern. Bewegungsbaustelle Bewegungs- und Gesundheitsforderung Spielstraße und „Alles was rollt,, Sport mit Ausländern. Asylbewerbern und Aussiedlern Behindertenintegration

Freizeitsportaktionen, Projekte & Veranstaltungen Spielfeste und Themenspielfeste Wasserspektakel Zusammenarbeit mit Fachverbänden und Modellvereinen Ferienaktionen Workshops für Übungsleiter und Ehrenamtliche Schularealaktionen Freizeitsportgruppen Kursangebote und Aktionstage

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

SportJugendClub KolSole im Wedding

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

SportJugendClub KolSole im Wedding Adresse:

SportJugendClub KolSole im Wedding Koloniestr. 116 13 359 Berlin / Fax 4999 9499

[email protected] Team:

Markus Klopsch Maik Gladis

Tägliche Nutzer:

80 - 120 Kinder und Jugendliche

- Sporterzieher - Sporterzieher

Inhalte:

,,Der Lärmpegel in den Räumen ist enorm. Die Stimmen der Jungen, das Klicken der Billard-Kugeln, das Gerüttel der Spieler am Kicker - alles hier liegt einige Dezibel über dem Durchschnitt. Selbst beim sonst ruhigen Kartenspiel geht es hoch her. Immer wieder kommen sich die drei Spieler in die Haare, beschuldigen sich in einer Mischung aus deutschen und arabischen Sätzen lautstark der Falschspielerei." (der Tagesspiegel) Hier im Haus der Jugendfreizeiteinrichtung der Jugendförderung des Bezirksamts Wedding in der Koloniestraße hat der SportJugendClub KolSole seinen Sitz. Der SJC KolSole arbeitet seit dem 1. April 1998 an diesem Standort in enger Kooperation mit dem Bezirksamt Wedding und dem freien Träger SOS Kinderdorf zusammen. Hier im nordöstlichen Wedding, genau auf der Ecke der Kolonie- und Soldiner Straße liegt einer der fünf gefährlichsten Orte Berlins und ist als sozialer Brennpunkt nicht zuletzt durch die verstärkte Berichterstattung in den Medien weit über die bezirklichen Grenzen hinaus bekannt geworden. Kennzeichnend für den unmittelbaren Einzugsbereich des SJC ist eine starke Verwahrlosung des Umfeldes, eine hohe Kriminalitätsrate und Gewaltbereitschaft gerade unter Jugendlichen sowie eine deutlich spurbare Atmosphäre von Depression und Perspektivlosigkeit. Nahe/u alle Nutzer der Einrichtung besitzen einen nicht-deutschen kulturellen Hintergrund. Sie sind zum großen Teil arabischer und türkischer Herkunft. Einige wenige Besucher stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus Osteuropa. Die Zielgruppe stammt fast durchweg aus schwierigen familiären Verhältnissen. Kennzeichnend sind Arbeitslosigkeit, ein Leben von Sozialhilfe, eine hohe Geschwisterzahl und eine schlechte Wohnsituation. Die Kinder und Jugendlichen haben zum weitaus überwiegenden Teil große Probleme mit der Schule und dem Finden einer Ausbildungs- bzw. Arbeitsstelle. Einige der Kinder sind schlecht versorgt, und viele ältere männliche Besucher haben kriminelle Erfahrungen und fehlende Zukunftsperspektiven. Sehr viele besitzen einen Mangel an Verbindlichkeit und Durchhaltevermögen hinsichtlich höherstrukturierter Angebote. Es fallt ihnen schwer, sich im voraus für zukünftig Geplantes verbindlich zu entscheiden bzw. einmal getroffene Verabredungen einzuhalten. Der Schwerpunkt der Angebotspalette des SJC KolSole liegt im sportlichen Bereich. Vor dem Hintergrund der größtenteils schwierigen und in ihren persönlichen Handlungsmöglichkeiten überwiegend eingeschränkten Kinder

und Jugendlichen, die beispielsweise oft nur körperliche und verbale Gewalt als Konfliktlösungsmöglichkeitcn kennen, kann über das Medium Sport ein Repertoire sozialverträglicher Verhaltensweisen hervorragend transportiert werden. Die sportliche Betätigung im Gruppenkontext bietet einen Handlungsraum für die Aneignung von Sozial- und Handlungskompetenzen, die wesentliche Voraussetzung auch für andere Lebensbereiche sind. Der SJC KolSole blickt auf ein gelungenes erstes Jahr zurück und ist in seiner Arbeit ein wesentlicher, nicht mehr wegzudenkender Faktor bezüglich einer Verbesserung der sozialverträglichen Lebenskultur in diesem Quartier. Angebote:

Sport. Spiel & Bewegung Billard. Tischtennis. Kicker Klettern. Klettergymnastik

Sozio-kulturelle Jugendarbeit Gesellschaftspiele Beratungsangebote Fußball. Streetball. Volleyball. Rat und Tat Flag-Football, Sport in der Halle Video- und Medienarbeit Pädagogisch betreute Computerarbeit Fitneßangebote

Kooperationen mit:

Berliner Wasserratten 1889 Berlin Thunder

Projekte & Veranstaltungen Offener Treff Turniere und Wettbewerbe Spiel- und Sportfeste Erlebnispädagogische Fahrten Stadtexkursionen

Kawara Berlin SJ - Arbeitsgemeinschaft Wedding

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Schul- und SportJugendClub Marzahn

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Schul- und SportJugendClub Marzahn Adresse:

Schul- und SportJugendClub Marzahn Franz-Stenzer-Str. 39 12 679 Berlin /Fax 935 04 25

Team:

Hartmut Block Frank Lippold Peggy Richter Constance Liebsch

Tägliche Nutzer:

80-150 Kinder und Jugendliche

- Sportpädagoge - Sportpädagoge - Erzieherin (Schülerclub) - Sachbearbeiterin (1/2)

Inhalte:

Seit 1993 arbeitet der Schul- und SportJugendClub in der Plattenbausiedlung an der Marzahner Promenade partnerschaftlich und kooperativ mit der 4. Gesamtschule Marzahn in den Räumen ihrer ehemaligen Schulspeisegaststätte zusammen. Im Vorfeld der Sportvereine sind Angebote der allgemeinen, musisch-kulturellen und vor allem der sportlichen Jugendarbeit mit den Nutzerinnen und Nutzern aufgebaut worden, die sich an den Interessen und Bedürfnissen der Kids orientieren. Auf 600 qm pädagogischer "Nutzfläche" entstand eine Freizeitalternative zur trostlosen Betonlandschaft Marzahns. Der Prozeß der Umgestaltung begann 1993 mit Malerarbeiten durch die Jugendlichen. Ein Projekt der ökologisch orientierten Wohnumfeldgestaltung unter freizeitsportlichen Aspekten schloß sich an. Ein 8m hoher Kletterturm wurde 1995 eingeweiht und wird seitdem rege genutzt. Die pädagogischen Ansätze der offenen Jugendarbeit, wie sie seit 1993 realisiert werden, haben nach wie vor eine große Bedeutung. Die Orientierung an positiven Lebenserfahrungen (z.B. Arbeitseinsätze), die Identifikation mit dem eigenen Haus verbunden mit einem starken Zugehörigkeitsgefühl sind Ausdruck für die pädagogischen Wirkungen am Standort. Ein Indiz dafür, daß der Club von den Jugendlichen angenommen wird, ist u. E. darin zu sehen, daß bisher noch kein Einbruch oder Vandalismus die längerfristige pädagogische Arbeit in Frage gestellt hat. Der SportJugendClub ist für viele Marzahner zu einem zweiten Zuhause geworden. In Zusammenarbeit mit der Freien Universität - Institut für Sportwissenschaft wurde die Arbeit des SJC Marzahn wissenschaftlich evaluiert. Ergebnisse dieser Studie sind, daß der SJC Marzahn überwiegend die gewünschte Zielgruppe der Nichtvereinsmitglieder erreicht und die Jugendlichen mit den Angeboten des SJC Marzahns sehr zufrieden sind. Die Arbeit im SportJugendClub Marzahn ist inzwischen auch international auf Interesse gestoßen Delegationen aus Russland. Ägypten. Frankreich, Schweden und Israel waren vor Ort Angebote:

Sport, Spiel & Bewegung

Aerobic, Tanz und allgemeine Konditionsverbesserung Billard. Tischtennis, Kicker, Bowling. Dart Sportpädagogisch betreute Fitneßangebote Sportangebote in der Halle, Streetball, Fußball. Volleyball Kletterturm Inline-Skating, Streetball Kooperation mit:

Sozio-kulturelle Jugendarbeit Sport und Ökologie Sport- und Jugenddisco

Koch- und Backkurse zur gesunden Ernährung

Marzahner Füchse Marzahner Sportverein BSC Marzahn Fortuna Biesdorf

Projekte & Veranstaltungen Video- und Medienarbeit

Offener Treff im Clubcafe Ferien- und Wochenendfahrten Erlebnistouren Fahrradtouren Turniere Schülerclubangebote wie Sprachkurse, Hausaufgabenhilfe u.a.

l. FC Marzahn Medizin Marzahn Deutscher Alpenverein SJ - Arbeitsgemeinschaft Marzahn 31

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

SportJugendClub Reinickendorf

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

SportJugendClub Reinickendorf Adresse:

SportJugendClub Reinickendorf Königshorster Str. 13 13 439 Berlin / Fax 416 80 47

Team:

Peter Werner Tanja Radke

Tägliche Nutzer:

100 - 160 Kinder und Jugendliche

- Sportpädagoge - Sozialpädagogin

Inhalte: Wenn man in Berlin von sozialen Brennpunkten spricht, dann zählt das Märkische Viertel in Reinickendorf zweifelsfrei mit dazu. Fehlende Freizeitalternativen und fehlende Sportangebote hatten zu einer Verschärfung der Spannungen und zu weiterer Polarisierung beigetragen. Mit dem Bezirksamt Reinickendorf und einigen Reinickendorfer Sportvereinen gab es Ende 1992 einen Termin "vor Ort". Produkt dieses Termins war u.a.. daß ein im Vorfeld der Sportvereine tätiger SportJugendClub sich der "Problemjugendlichen" annimmt. Der SJC hat sich seitdem zu einer festen Anlaufstätte für die Kids aus dem Märkischen Viertel etabliert. Der Ausländeranteil beträgt über 60%. Neben offenen, sportlichen und kommunikativen Angeboten werden in der Königshorster Str. Kurse sowie Workshops in Fitneß. Judo. Breakdance u.a. angeboten als auch Reisen unternommen. Bei den Reisen und Wochenendaktivitäten stehen sportliche Aspekte im Vordergrund. Die Kids bekommen Gelegenheit. Segeln. Surfen. Rudern. Kanu-, Rad- und Skifahren kennenzulernen. Die Kletterwand auf dem Gelände der benachbarten ThomasMann-Oberschule hat sich zum absoluten Renner entwickelt. Gerade hier haben Jugendliche erleben können, daß Selbsttätigkeit und Eigeninitiative und die Übernahme von Verantwortung sich lohnen. Einige der Jugendlichen haben Kletterlehrgänge bei der Sportjugend besucht und geben ihre Kenntnisse an die Kids aus dem Kiez weiter. Seit 1996 wird regelmäßig mittwochs ein Kurstag veranstaltet, der mehr und mehr auch als „Sprechstunde" für Probleme von den Kids genutzt wird. Die Jugendlichen schätzen es sehr, daß die Mitarbeiter/innen an diesem Tag sich etwas mehr Zeit und Ruhe nehmen können. Wie wirksam das Konzept der langfristigen sportorientierten Jugendarbeit mit der Klientel ist, wird deutlich, wenn man die Entwicklung der pädagogischen Arbeit über den Zeitraum von fünf Jahren betrachtet. Durch die kontinuierliche Präsenz des Pädagogenteams vor Ort hat sich im Laufe der Zeit ein enges Verhältnis zu den Jugendlichen entwickelt. Die Machtkämpfe der ersten Jahre um Regeln und Grenzen sind einem meist kooperativen, freundlichem Miteinander gewichen, und diese Umgangsform wird an die Jüngeren weitergegeben. Angebote:

Sport, Spiel & Bewegung Bauchtanz. Judo. Ju-Jutsu. Jogging und allgemeine Konditionsverbesserung Billard. Tischtennis, Kicker Sportpädagogisch betreute Fitneßangebote Sportangebote in der Halle. Volleyball. Fußball. Streetball. Tennis. Streettennis Kletterturm. Breakdance

Kooperation mit:

Sozio-kulturelle Jugendarbeit Kreativarbeit Kochen / gesunde Lebensweise sozial-integrative Angebote für delinquente Kinder und Jugendliche Karten- und Gesellschaftsspiele Besuche von Kino-, Sport- und Theaterveranstaltungen

TSV Wittenau SC Tegeler Forst MSV Normania 08 VfB Hermsdorf TanJu-Club

Projekte & Veranstaltungen Offener Treff Wochenendfahrten. Erlebnistouren, Jugendbegegnungen Breakdancegruppe Kletterparty Video- und Medienarbeit

VfL Tegel SC Concordia Wittenau HSW Humboldt SG Wittenau Schneehasen Tauchsportverein Deutscher Alpenverein RC Tegel SJ - Arbeitsgemeinschaft Reinickendorf

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

SportJugendClub Wedding

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

SportJugendClub Wedding Adresse:

SportJugendClub Wedding Ungarnstr. 65 13 349 Berlin / Fax 456 78 39

Team:

Lutz Zauber Jens Peckelsen

Tägliche Nutzer:

80 Kinder und Jugendliche

- Sportpädagoge - Erzieher

Inhalte: Der SportJugendClub Wedding befindet sich in der Ungarnstraße, auf halbem Wege zwischen Markstraßc und Müllerstraße und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schillerpark und zur Grundschule „Gottfried Röhr". Dieser Teil Weddings ist einerseits gekennzeichnet durch einen Mangel an Jugendeinrichtungen,. andererseits durch die Tatsache, daß die bestehenden von festgefugten Jugendgruppen beherrscht werden und ein Austausch mit Anderen oder ein Zugang von außen beiderseits weder erwünscht noch möglich scheinen. Vielfach spielen die verschiedenen Nationalitäten dabei eine entscheidende Rolle. Der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher ist wesentlich höher als in anderen Berliner Bezirken. Für die in hohem Maße an Körperlichkeit orientierten Kids im Weddinger Kiez war und ist der Sport ein sinnvolles Mittel der Kontaktaufnahme und der längerfristigen Partnerschaft. Der SJC bildet ein Scharnier zwischen den Sport- und Bewegungsinteressen der Kids einerseits und den Sport- und Spielangeboten der Weddinger Sportvereine andererseits. Hier können Jugendliche ihre Freizeit in ihnen adäquaten Räumlichkeiten mit allerlei Beschäftigungen verbringen. Darüber hinaus aber haben sie die Möglichkeit, an Kursen teilzunehmen, sich an Sportveranstaltungen aktiv zu beteiligen oder Fahrten und Ausflüge mitzumachen. Das Medium dabei ist der Sport. Einerseits trägt dies der Erkenntnis Rechnung, daß Kinder und Jugendliche naturgemäß einen starken Drang nach Aktivität und Bewegung zu befriedigen haben. Andererseits aber - und darin liegt das Ziel der Jugendsozialarbeit - ist sportliche Betätigung hervorragend geeignet, positive Charaktereigenschaften zu fördern - Ehrgeiz und Teamgeist zu entwickeln, Selbstbewußtsein und Willensstärke zu steigern, Sozialverhalten zu schulen -, aber auch Toleranz gegenüber Anderen mit vielleicht geringerem Leistungsvermögen herauszubilden und Vorurteile, die sich aus Unwissenheit nähren, abzubauen. Gemeinsame Projekte wie Wochenendfreizeiten und Mountenbike- und Kanu-Touren bestätigen die Notwendigkeit und Richtigkeit der Arbeit. Nicht alle werden gleich Sportvereinsmitglieder, viele sehen jedoch die Integrationschancen, die der Sportverein bietet. Wer später Mitglied werden möchte, wird dies dann sicher tun. Hauptklientel sind Kids der benachbarten Grundschule bzw. solche, die bereits auf die Oberschule gewechselt sind. In dieser auch altersbedingt schwierigen Umbruchphase bieten der SJC ihnen ein „zweites Zuhause". Angebote: Sport, Spiel & Bewegung Sozio-kulturelle Jugendarbeit Sportpädagogisch betreute Kreativarbeit Fitneßangebote und allgemeine Back- und Kochkurse / gesunde Konditionsverbesserung Ernährung Billard. Tischtennis. Kicker Gesellschaftsspiele Fußball, Badminton Hausaufgabenhilfe und Sportangebote in der Halle und Bewerbungstraining im Schillerpark. Streetball, Fußball Radtouren. Schwimmen. Bowling Kooperation mit:

Projekte & Veranstaltungen Video- und Medienarbeit Offener Treff im Clubcafe Wochenendfahrten, pädagogische Ferienfreizeiten und Erlebnistouren

SC Wedding BSC Rehberge Rapide Wedding Berliner Turnerschaft SJ - Arbeitsgemeinschaft Wedding

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Das „Centre Talma,,

Sport-, Bewegungs- und Kommunikationszentrum für Mädchen und junge Frauen in Reinickendorf

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

Das „Centre Talma,,

Sport-, Bewegungs- und Kommunikationszentrum für Mädchen und junge Frauen in Reinickendorf

Centre Talma Hermsdorfer Straße 18 13 469 Berlin

Adresse:

/ Fax 414 46 60

Team:

Bettina Lutze-Luis Fernandez Ina Blankers

Tägliche Nutzerinnen:

50 Mädchen und junge Frauen

- Gymnastiklehrerin - Erzieherin

Inhalte:

„Mehr Chancen für Mädchen und junge Frauen im Sport, lautet das Motto in der Hermsdorfer Straße im Centre Talma Innerhalb dieser Jugendfreizeiteinrichtung des Bezirksamts Reinickendorf befindet sich das Sport-. Bewegungs- und Kommunikationszentrum für Mädchen und junge Frauen, deren Aufgabe es ist. Mädchen und junge Frauen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und zu stärken, und damit den Anforderungen ihrer Lebenswelt positiv zu begegnen. Hierbei steht der Bewegungsansatz Körperlichkeit und die Bewegungslust bilden den zentralen Ausgangspunkt.

im Vordergrund Körper und

Neben sportlichen Angeboten in Tanz, Aerobic, Gymnastik, Inline-Skaten finden Foto- und Videoarbeit sowie die Werkstatt bei den Mädchen große Resonanz. Die Ziele der Arbeit im Mädchenprojekt innerhalb des Centre Talma lassen sich wie folgt aufgliedern: 1. Einrichtung von vielfaltigen und differenzierten, freizeitsportorientierten Aktivitäten, bei denen es um Wohlfühlen und Lustbetonung geht und die sich an den Bedürfnissen der Mädchen und jungen Frauen unterschiedlichen Alters, differenziertem Leistungsvermögen und verschiedener sozialer Herkunft orientieren. 2. Die sozialkommunikative und integrative Bindung von Mädchen und jungen Frauen fördern. 3. Konstruktive und kooperierende Zusammenarbeit mit Sportvereinen, um die Entwicklung weiblicher Positionen im Sport zu stützen, zu verändern und voranzutreiben. 4. Zielgerichtete Integrationsarbeit in relevanten Formen weiblicher Lebenszusammenhänge. Die Raumaufteilung innerhalb des Centre Talma gewährleistet ein ungestörtes Sporterleben der Mädchen, ohne daß diese von „zuschauenden,, Jungen beobachtet und bewertet werden, so daß eine natürliche Bewegungsfreiheit

gegeben ist. Geschützte Räume sind für Mädchen und junge Frauen besonders wichtig, um neue Formen und neue Inhalte des Sports erfahrbar zu machen, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstutzen. Durch das freundliche und helle Erscheinungsbild bietet das Haus eine Atmosphäre, in der sich Mädchen und junge Frauen wohlfühlen können.

Angebote: Sport, Spiel & Bewegung

Aerobic, Streetdance, Jazzdance, Kreativer Kindertanz, Gymnastik Aquafitneß, Rückenschule und Akrobatik, Step-Aerobic Bowling, Squash Volleyball Inline-Skating Selbstverteidigung

Kooperation mit:

Sozio-kulturelle Jugendarbeit Kreativarbeit. Töpfern

Bewegungstheater Gesprächskreise Kochen und Backen Nähen

1. Squash-Club Berlin

Projekte & Veranstaltungen Video- und Medienarbeit Kino. Filmclub Offener Treff im Clubcafe Ferienreisen. Erlebnistouren Auftrine der Tanzgruppen

Feste von und für Mädchen Projekttage und Veranstaltungen Berliner Turnerbund

TSV Wittenau Club de Bowling des Francaises de Berlin SJ - Arbeitsgemeinschaft Reinickendorf

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V

KICK - „Sport gegen Jugenddelinquenz"

Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

KICK - „Sport gegen Jugenddelinquenz,, Koordination: Hanns-Braun-Str. / Friesenhaus II, 14 053 Berlin 300 985 - 24 Kick im SJC Kick - Kreuzberg Kick - Lichtenberg Treffpunkt KICK Frankfurter Allee 267 Marzahn Hohenschönhausen Körtestr. 11-13 Barther Str. 29 Rebhuhnweg 33 10 967 Berlin 10 317 Berlin 12 685 Berlin 13 051 Berlin / Fax 693 02 28 / Fax 525 10 11

/ Fax 545 41 87

/ Fax 929 60 52

Kick im SJC Prenzlauer Berg Kollwitzstr. 8 10 405 Berlin / Fax 442 13 70

Kick - Spandau im SJC Wildwuchs Götelstr. 64 13 595 Berlin / Fax 3303 2246

Team: Thomas Martens Gerd Scheuerpflug Claudia Korn Udo Waibel Yvonne Schmadlowski Viola Garib

Kick - Tiergarten WolfgangScheunemann-Heim Bredowstr. 32 10 551 Berlin / Fax 3990 2836

Kick - Treptow TC Grün-Weiß Baumschulenweg Neue Krugallee 2 19 12 437 Berlin / Fax 5369 9756

Kick - Neukölln Joachim-GottschalkWeg 27

12 353 Berlin / Fax 6025 9970 Kick - Wedding BSC Rehberge Afrikanische Str. 43/45

13 351 Berlin / Fax 4502 0135

- Sozialpädagoge

Sabine Sträube

- Sozialpädagogin - Sozialpädagoge - Sozialpädagogin - Sachbearbeiterin

Gunter Keil - Sportpädagoge Katrin Penzlin - Sozialpädagogin Hans-Dieter Hollmig - Sportpädagoge Zsolt Geletey - Sportpädagoge

- Psychologe

Vermittelte Jugendliche im Jahresverlauf: Täglich betreute Jugendliche:

Dietmar Lorenz

- Sportpädagogin/Sozialarbeiterin

- Sporterzieher

130 Jugendliche 150 Jugendliche

Inhalte: Nach dem Motto ,,Runter von der Straße, rein in den Sportverein,, wurde das KICK-Projekt 1991 gemeinsam von der SportJugend Berlin und der Berliner Polizei in Kreuzberg mit einem Modellprojekt ins Leben gerufen Nicht zuletzt wegen des außerordentlichen Erfolges des Modellversuchs wurde das Projekt im Jahre 1993 durch das Programm „Jugend mit Zukunft,, auf die Bezirke Prenzlauer Berg und Marzahn ausgeweitet. Der Aufbau der Standorte erfolgte in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Inneres, der Berliner Polizei und in Einklang mit der Unabhängigen Kommission Berlin gegen Gewalt nach den maßgeblichen Kriterien eines hohen Bevölkerungsanteils an Kindern und Jugendlichen mit konfliktträchtigen oder sozialen Brennpunkten sowie fehlenden Angebotsformen für eine bedürfnisorientierte Freizeitgestaltung. Ausgehend von Tendenzen zunehmender Gewaltbereitschaft und delinquenten Verhaltensweisen bei 14-19-jährigen Jugendlichen, will das KICK-Projekt primärpräventiv mit Sportangeboten und sozialpädagogischen Methoden dem Abgleiten von Jugendlichen in die Kriminalität entgegenwirken. Da das Auslösemoment delinquenter Verhaltensweisen überwiegend Langeweile, Frust, Aggressionen sowie Orientierungs- bzw. Perspektivlosigkeit sind, strebt KICK an, Jugendliche zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung hinzuführen. Dabei ist der Sport ein wesentliches Medium, zumal er eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen ist. Durch die kooperative Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeit vor Ort, können straffällig gewordene Jugendliche nach Abschluß des Ermittlungsverfahrens von den vernehmenden Beamten frühzeitig an das KICK-Projekt herangeführt werden. Bei delinquenzgefährdeten Jugendlichen ist jedoch festzustellen, daß vielfach Hemmungen, Barrieren und Widerstände hinsichtlich einer organisierten Freizeitgestaltung vorhanden sind. Das KICK-Projekt will Jugendliche durch eine „sanfte,, Organisationsform für eine aktive und sinnvolle Freizeitgestaltung sensibilisieren. Die begleitende und unterstützende sozialpädagogische Betreuung durch die Mitarbeiter soll helfen, Vertrauensverhältnisse aufzubauen und Kontaktbarrieren abzubauen, sie zu stabilisieren und alltags- und lebensweltorientierte Hilfen zu vermitteln. Seit 1996 wird

Angebote: Sport- und Kreativarbeit Projekte & Veranstaltungen Beratungsangebote • Zielgruppenspezifische • Sportpädagogisch betreute • Einzelfallhilfe Abenteuer- u. Erlebnisfahrten Angebote, Jazzdance, Fitneß • soziale Gruppenarbeit • Aktionstage • Billard. Tischtennis. Kicker • sozialpädagogische Einzelbetreuung und • Projekttage mit Schulen • Seidenmalerei, Batik Trainingskurse • Thematische Mädchenangebote • Foto- und Videofilmkurse Clearingstelle Jugendhilfe / Polizei Kooperation mit: 21 Berliner Sportvereinen Jugendgerichtshilfe

Sozialwissenschaftlicher Dienst der Berliner Polizei

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

KiezSport Spandau

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

KiezSport Spandau Adresse:

KiezSport Spandau und Madchensport im SJC Wildwuchs Götelstraße 64 13 595 Berlin / Fax 33303 2246

Team:

Christoph Helmes Ullrike Bartz

Tagliche Nutter:

60 - 90 Kinder und Jugendliche

- Sportpädagoge - Erzieherin

Inhalte: Die Wilhelmstadt zählt im Bezirk Spandau zu einem sozialen Brennpunkt mit komplexer Problemlage. Die Jugendlichen stammen aus verschiedenen Kulturkreisen und gehören zumeist zu den sozial ärmeren Schichten. Innerhalb der auftretenden Altersklassen (6 - 20 Jahre) trifft man auf Schulschwänzer. Schulabbrecher, arbeitsloseund straffällig gewordene Jugendliche. Das Freizeitsportgelände im Südpark wird außerdem von rivalisierenden türkischen und kurdischen Gruppen aus der Spandauer Neustadt aufgesucht. KiezSport Spandau begann im Mai 1997 ausgebend von der vorgefundenen Situation in der Wilhelmstadt mit dem Ziel, die auftretenden Konflikte durch eine sozial- und sportpädagogische Betreuung zu entschärfen. Das Projekt bietet Orientierungshilfen für einen sinnvollen Umgang mit der eigenen Freizeit und durch Einbindung der Kinder und Jugendlichen in die inhaltliche Ausgestaltung und fordert damit Eigenverantwortlichkeit. Selbständigkeit und Eigeninitiative. Anhand der Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen sind die Inhalte der hinausreichenden Jugendsozialarbeit vor allem freizeitsportliche Aktivitäten. Die Arbeit von KiezSport erstreckt sich ausgehend von dem Gelände gegenüber dem Jugendfreizeitheim in der Götelstraße auf die Wilhelmstadt und verstärkt auf das Freizeitsportgelände im Südpark. Im Freizeitsportgelände konnte KiezSport Spandau bereits größere Projekte organisieren, die großen Zuspruch in allen Altersgruppen fanden und gewaltlos sowie unfallfrei blieben. Das größte Projekt des Sommers 1998 war der Bau einer zweiten, größeren Minirampe im Freizeitsportgelände. KiezSport Spandau ermöglicht durch den Verleih von Inline-Skates. BMX-Rädern und Skateboards allen Interessierten die Ausübung dieser Sportart. Das brachliegende Gelände in der Götelstr. gestalteten Kinder und Jugendliche nach ihren Vorstellungen. Dieser Standort wandelte sich mittlerweile zu einem allgemein bekannten freizeitsportlichen Jugendtreffpunkt. Die gute Zusammenarbeit mit der Jugendförderung Spandau ermöglichte schließlich im Mai 1998 die Eröffnung des SportJugendClubs Wildwuchs als Gemeinschaftsprojekt des Bezirksamts und des VSJ. Der SJC Wildwuchs erweiterte die sportorientierten Aktivitäten für Kinder und Jugendliche erheblich. Ebenso konnten Angebote im Mädchensport etabliert werden. Inzwischen erreicht der SJC mit seinem Programm Kinder und Jugendliche aus allen Spandauer Stadtteilen mit einer enorm erhöhten Besucherfrequenz. KiezSport Spandau ist im zweiten Jahr seines Bestehens zu einer festen Größe in der Kinder- und Jugendarbeit in der Wilhelmstadt geworden. Angebote:

• • • • •

Sport-, Spiel & Bewegung BMX, Inline-Skating, Skateboard, Inline-Hockey Sportpädagogisch betreute Fitnessangebote Baseball, American Football, Klettern Fußball, Streetball, Volleyball Billard, Tischtennis, Kicker, Frisby Kanufahren, Tauchen, Segeln

Kooperation mit:

Box- und Freizeitclub 80 Post SV Lobster e.V. Spandauer Yachtclub

Freizeitsportaktionen, Projekte & Veranstaltungen • Bau von Ramps • Fahrradwerkstatt • Turniere und Contests • Spiel- und Sportfeste. Feriensport • Abenteuer- und Erlebnisfahrten • Skatertreff

VfV Spandau TSV 1860 Spandau l. Berliner Skateboardverein SJ - Arbeitsgemeinschaft Spandau

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Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e. V.

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Badische SportJugend SportJugend Karlsruhe im BSB e.V. Hermann-Veit-Str. 7 76135 Karlsruhe Tel.: 0721 - 133 5028 Fax: 0721 - 866 756 Herr Lenz e-mail: [email protected]

Sport in der Jugendarbeit als Antwort auf soziale Herausforderungen

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Kapitel 1 Eine Vorbemerkung Als der „Sport-Punkt" Nordstadt am 21. April 1997 offiziell eröffnet wurde, lag hinter den geistigen Vätern der Initiative schon eine schöne Strecke Wegs. Deshalb wollen wir, bevor es in medias res geht, noch einmal kurz die Vorgeschichte der Einrichtung Revue passieren lassen. Denn wie jedes Pilot-Projekt erblickte auch der Sport-Punkt in einer wahrlich historischen Stunde das Licht der Welt.

Die Vorgeschichte Am 24. Februar 1994 erfährt der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Prof. Dr. Gerhard Seiler, durch ein Schreiben der Pressestelle des US-Hauptquartiers in Heidelberg, daß der Militärbezirk Karlsruhe mit seinen Einrichtungen Ende des nächsten Jahres komplett aufgelöst wird. Das heißt, die „Amisiedlung" wird bald nur noch ein beschriebenes Kapitel in der Geschichte der Fächerstadt sein. Diese Nachricht wirft selbstredend die Frage auf: Was wird aus dem freiwerdenden Areal mit all den Wohnungen, Gebäuden, Sport- und Spielflächen? Die Amerikaner haben in ihrer Siedlung großzügige Sport- und Freizeitflächen angelegt. Zum Beispiel sind zwei Tennisanlagen mit je vier Spielfeldern, zwei Rasenplätze für Fußball, drei Basketballplätze, vier Baseballfelder und drei Sporthallen vorhanden. Ferner hinterlassen die US-Streitkräfte ein Schulgebäude, ein Studentenwohnheim, vier Kindergärten, eine Ökumenische Kirche sowie einen Gewerbepark mit verschiedenen Klein- und Handwerksbetrieben einschließlich eines Fitness-Studios.

Die Stadt handelt schnell und meldet sofort Interesse an der Wohnsiedlung an. Bereits im Juli 1995 fassen

der Gemeinderat und der Aufsichtsrat der Volkswohnung GmbH den Beschluß, auf dem Gelände 51 Wohnblocks zu erwerben. Durch Umbau und Aufstockung der Wohnhäuser sollen schon bald die ersten Bewohner der neuen „Nordstadt" ihr zukünftiges Domizil beziehen. Vorgesehen ist, in dem neuen Stadtteil Wohnraum für 7.000 Menschen zu schaffen. Gesagt, getan. Bereits Ende 1997 wohnen rund 2.500 Einwohner in der Nordstadt, davon 800 Kinder und Jugendliche. Wenn, wie geplant, bis Ende nächsten Jahres die

Bautätigkeiten abgeschlossen sind, wird die vollständige Bevölkerungszahl erreicht sein.

Inzwischen ist aus der ehemaligen ,,Amisiedlung" die Nordstadt erwachsen.

Die Idee Aufgrund der guten infrastrukturellen Voraussetzungen in der ehemaligen „Amisiedlung" erscheint die Idee, hier das Projekt „Sport und Freizeit in der Nordstadt" anzusiedeln, besonders reizvoll. Nach reiflichen Überlegungen legt die SportJugend Kreis Karlsruhe im Sommer 1996 den ersten Entwurf einer Konzeption vor. Um die Zielsetzung des Projekts genauer zu definieren, wird der „Rohling" im Dezember 1996 überarbeitet. Die Aufgaben, denen man sich stellen will, werden jetzt dezidiert formuliert:

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- Langeweile, Bewegungsarmut, Vereinsamung, Mängel im Wohnumfeld soll durch das Gemeinschaftserlebnis „Sport" begegnet werden. - Aggressivität und Gewaltbereitschaft sind durch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung abzubauen. Dazu setzt man sich hohe Ziele: - Hinführung zu sinnvoller Freizeitbetätigung über die Vermittlung vielfältiger, den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepaßter Körper- und Bewegungserfahrungen. - Aktives Miteinander durch erlebnisorientierte Sportangebote als Alternative zur passiven Konsumhaltung. - Entwicklung von Angebotsformen zwischen Schulen und Sportvereinen mit dem Ziel, das Sport- und Freizeitangebot im Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen zu erweitern. - Vernetzung der in der Kinder- und Jugendarbeit engagierten Vereine und Institutionen in der Nordstadt. - Schaffung einer Anlaufstelle (Büro), die in inhaltlichen Fragestellungen berät, Informationen zu den Vorhaben basisorientiert aufbereitet und weitergibt. In die Praxis umgesetzt werden soll das Konzept durch interessante und vielfältige Sportangebote sowie Freizeitaktivitäten. Diese sind offen und an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen auszurichten. Deshalb sind gerade Sportarten von hoher Aktualität (Inline-Skating, Street-Basketball, Street-Soccer, Mountain-Biking, Inline-Hockey usw.) einzubringen. Ferner sollen die Kids bei Spiel- und Sportfesten, Wochenend- und Ferienfreizeiten sowie in Schnupperkursen erlebnisorientierte Erfahrungen sammeln können. Laut Projektkonzeption wird der Verlauf in drei Phasen eingeteilt: 1. Vorbereitungsphase - Abstimmung des Projekts mit den Kooperationspartnern. - Konstituierung einer Arbeitsgruppe. - Erarbeitung einer Bedarfsanalyse der Infrastruktur. -

Einrichtung eines Büros in der Nordstadt.

- Vorstellung des Projekts in einer Pressekonferenz. - Befragung im Stadtteil unter den Kindern und Jugendlichen.

- Entwicklung eines Öffentlichkeitskonzepts. - Einzelgespräche mit Institutionen und Personen, die in das Projekt einbezogen werden sollen.

(Für diese Phase ist ein Zeitraum von sechs Monaten vorgesehen.) 2. Durchführungsphase -

Dieser zweite Schritt setzt mit der Vorbereitungsphase ein. Bereits zwei Monate nach Eröffnung des Büros „Sport-Punkt" werden die ersten Sportangebote organisiert und durchgeführt.

3. Abschlußphase - In dieser Phase sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse mit dem Projekt aufbereitet werden und in einen Abschlußbericht einfließen.

Erste Schritte Mit der Bereitschaft das Projekt zu übernehmen, beginnt die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern. Schulen, Sportvereine, Stadtjugendausschuß und Sport- und Bäderamt der Stadt Karlsruhe werden gezielt angesprochen. In und um die Nordstadt sind fünf Sportvereine mit unterschiedlichen Profilen angesiedelt. Es gibt Sportvereine mit einer Abteilung (1. Baseball und Softball-Club Karlsruhe Cougars e.V. und Schützengesellschaft Karlsruhe 1721 e.V.), Sportvereine, die kein eigenes Gelände besitzen (SG Eichenkreuz Karlsruhe e.V.) und Sportvereine mit mehreren Abteilungen und eigenem Sportgelände (FSSV Karlsruhe e.V. sowie KTV 1846 e.V.). Darüber hinaus existieren weitere Sportvereine, die ihr Vereinsgelände in unmittelbarer Nähe zur Nordstadt haben. Mit diesen Vereinen wird zuerst gesprochen. Für sie ist es interessant zu hö-

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ren, was die SportJugend in der Nordstadt plant und durchführen will. Wichtig für die Vereine ist dabei, daß das Projekt nicht auf die Gründung neuer Sportklubs abzielt. Nicht zuletzt deshalb stehen sie der Sache von Anfang an positiv gegenüber und sichern ihre aktive Mitarbeit zu. Großes Interesse an unserem Projekt zeigen auch die Schulen. Wie die Vereinsvertreter können die Verantwortlichen der Bildungseinrichtungen davon überzeugt werden, daß es darum geht, für junge Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu organisieren. Da alle Kooperationsgespräche positiv verlaufen, kann recht schnell eine Arbeitsgruppe gebildet werden. Diese setzt sich aus Vertretern der Sportvereine KTV, FSSV, der SG Eichenkreuz sowie den Cougars, der Direktorin der Marylandschule und jeweils einem Vertreter des Stadtjugendausschußes und des Sport- und Bäderamts zusammen. Die Suche nach Kooperationspartnern ist damit aber keineswegs beendet. Mit der Basketball-Gemeinschaft Region Karlsruhe e.V., der Kindersportschule von MTV und KTV können weitere Partner für das Projekt gewonnen werden. Auch mit dem neugegründeten Bürgerverein der Nordstadt werden Kontakte aufgenommen und entsprechende Vereinbarungen für eine konstruktive Zusammenarbeit getroffen. Eine solche wird ebenfalls mit der Amerikanischen Bibliothek und dem Verein der Gewerbetreibenden vereinbart. Zudem werden Kontakte mit der Kirche, dem CVJM und Kindergärten hergestellt. An diesem Punkt angelangt, müssen die Fragen nach der Finanzierung der Initiative beantwortet werden. Von Beginn an ist allen Beteiligten bewußt, daß die Absicherung der materiellen und finanziellen Basis ein

Problem darstellt. Doch Lösungen finden sich. So wird mit der Marylandschule vereinbart, daß vorübergehend ein Raum zur Verfügung gestellt wird, der als Büro genutzt werden kann. Die entsprechende Bürotechnik (PC, Kopierer, Telefon und Faxgerät) stellt der Stadtjugendausschuß zu Verfügung. Damit ist schon einmal ein funktionstüchtiges Büro geschaffen. Was jetzt noch zur Kommunikation mit der Außenwelt fehlt, sind die notwendigen Druckerzeugnisse. Auch diese Hürde wird erfolgreich genommen. Sind erst einmal die Entwürfe für das Logo, die Kopfbögen, Visitenkarten, Plakate und Informationsblätter gemacht, findet sich bestimmt eine Druckerei. Und in der Tat: Das Druckforum Karlsruhe übernimmt diese Aufgabe als Sponsorleistung. Für die Finanzierung der Betriebskosten des Projekts, die Ausgaben für Spiel- und Sportfeste sowie für Sportgeräte müssen wir allerdings weitere Sponsoren an Land ziehen. 17 Unternehmen in und um Karlsruhe werden angeschrieben und entsprechende Unterlagen über den „Sport-Punkt" verschickt. Natürlich sind auch Briefe und Anträge auf Unterstützung bzw. Sonderzuschüsse an entsprechende Einrichtungen unterwegs. Nicht zuletzt versuchen wir, persönliche Kontakte zu Unternehmen zu nutzen, um für Unterstützung zu werben. Die Resonanz der einzelnen Unternehmen fällt sehr unterschiedlich aus. Einige zeigen an unserem Projekt überhaupt kein Interesse. Andere zeigen guten Willen und sagen Unterstützung in Form von Sachpreisen für Sport- und Spielfeste zu. Zu guter Letzt trägt die umfangreiche PR-Arbeit dazu bei, die Finanzierung des Projekts vorerst auf zwei Jahre zu sichern. Dafür möchten wir an dieser Stelle besonders allen unseren Sponsoren herzlich danken. Jetzt kann's mit dem „Sport-Punkt" richtig losgehen.

Dezember 1996 nahm Wolfgang Bürger offiziell die Arbeit im „Sport-Punkt" Nordstadt auf.

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Der Startschuß Nachdem am 6. Dezember 1996 das Projekt der Presse vorgestellt wird, beginnt für den Leiter des Projekts, Wolfgang Bürger, die Arbeit vor Ort. Mit Hilfe einer Befragung unter den Kindern und Jugendlichen bringt er erst einmal in Erfahrung, wie die Kids ihre Freizeit verbringen, welche Wünsche und Ideen sie haben. Es stellt sich heraus, daß sich die Mehrzahl mit Inline-Skating, Skateboard, Fußball. Radfahren und Schwimmen beschäftigen. Viele wünschen sich für die Nordstadt einen Skater-Platz, mehr Spielplätze, ein Hallenbad, einen Jugendclub, einen Bolzplatz sowie eine BMX-Bahn. 90% aller Befragten würden sich an freien Sport- und Spielveranstaltungen beteiligen, wenn Angebote für Inline-Skating, Street-Basketball, Mountain-Biking, Fußball (Street-Soccer), BMX-Fahren und Volleyball gemacht werden. Ferner bringt die Umfrage ans Tageslicht, daß 34% der Kinder und Jugendlichen Mitglied eines Sportvereines sind, 57% keinem Klub angehören und 8% überhaupt kein Interesse an einem Sportverein haben.

Bald wurde das Sportangebot erweitert und Aktivitäten wie Paddeln werden m das Programm aufgenommen

Auf das Ergebnis muß bei der Planung der Sport- und Freizeitaktivitäten eingegangen werden. Die ersten offenen Angebote finden im Februar statt. Basketball, Fußball, Turnen, Judo/Karate, Baseball werden wöchentlich im Wechsel angeboten. Dafür stellt die Marylandschule die Sporthalle zur Verfügung. Die Vereine entsenden ihre Übungsleiter und auch Eltern von Schülern können für die Betreuung gewonnen werden. In den Frühjahr- und Sommermonaten erweitert sich das Angebot. Tennis, Radfahren und Paddeln kommen hinzu. So werden im ersten Jahr vom Sport-Punkt 34 Sportnachmittage mit unterschiedlichen Aktivitäten durchgeführt. Insgesamt nehmen 560 Kinder und Jugendliche teil. Bei den Angeboten geht es in erster Linie darum, ein möglichst vielfältiges Programm zu organisieren, um bei den Kids das Interesse am Sport zu wecken. Davon profitieren können auch die Vereine. Sie haben die Möglichkeit, sich darzustellen und zu werben. Ab dem neuen Schuljahr 1998/99 gehen wir dazu über, zu festen Wochenzeiten Basketball, Baseball, Fußball und Turnen anzubieten. Das ist möglich, weil inzwischen die Hallenzeiten für das Projekt erweitert und Kooperationsvereinbarungen zwischen den Schulen und den Sportvereinen abgeschlossen sind.

Eine Zwischenbilanz Im abgelaufenen Jahr fanden in der Nordstadt sieben Feste statt, an dem der „Sport-Punkt", die Kooperationspartner FSSV, KTV, Cougars, SG Eichenkreuz, Marylandschule, Stadtjugendausschuß, die Kindersportschule des MTV und die Amerikanische Bibliothek beteiligt waren. Turniere im Street-Basketball, InlineSkating, Fußball, Hüpfburg, Spaßräder, Sternlauf durch die Nordstadt, Spiele mit dem Weltball und viele Bewegungsaktionen wurden durchgeführt. Den Start machte ein Spielfest für Mädchen, das unter dem Motto „Girls go Nord" stand. Von den Sportvereinen wurden „Schnupperangebote" in Hockey, Turnen und Baseball gemacht. Ein StreetBasketball-Turnier, Inline-Skate-Verleih und die „Mobis" mit ihrem Angebot rundeten das sportliche Programm ab. Eine große Herausforderung war das Spielfest „Kinder und Sport gegen Drogen". Das Angebot reichte von einer Wassermelonen-Saftbar über Kinder-Disco, Inline-Skating, Street-Basketball, Riesenhüpfburg, FunSport-Show, Sternlauf bis hin zu Wettbewerben im Frisbee, Limbo-Dancing, Hula-Hoop und KangooJumping.

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Badische SportJugend Neu für die Nordstadt war auch das Sportfest der SG Eichenkreuz. Bei diesem Ereignis konnte sich ein Verein einmal in all seiner Vielfalt den Nordstadtbewohnern vorstellen. Zu einer weiteren Festivität luden der Bürgerverein Nordstadt und die Volkswohnung GmbH ein. Dem Slogan „Summer in the City" wurde in der Tat alle Ehre gemacht - es ging heiß her. Zur guten Stimmung trug auch der „Sport-Punkt" aktiv bei, der einen Street-Basketball-Wettbewerb, ein Bambini-Fußballturnier, Inline-Skating und Torwandschießen organisiert hatte. Insgesamt beteiligten sich rund 2.000 Kinder und Jugendliche an den Festen.

Im ersten „Sport-Punkt-Jahr beteiligten sich rund 2.000 Kids an diversen Festivitäten.

In Arbeit Wie bereits erwähnt, ist von den Amerikanern eine Vielzahl von Sport- und Spielflächen hinterlassen wor-

den. Der „Sport-Punkt" hat sich zum Ziel gesetzt, einen Teil der Flächen so umzugestalten, daß eine optimale Nutzung durch die Kinder und Jugendlichen der Nordstadt möglich wird. Wie eine Befragung unter den Kids ergab, soll in der Nordstadt ein Skater-Park entstehen. Diese Forderung, die übrigens nicht nur von den jungen Leuten, sondern auch von den Bewohnern der Nordstadt insgesamt erhoben wurde, waren Grundlage der Überlegungen, wie die vier Tennisplätze an der Tennesseeallee umgestaltet werden können. Gemeinsam mit dem Gartenbauamt, dem Schulverwaltungsamt, der Schulleitung der Marylandschule und dem Sport- und Bäderamt fanden einige Ortstermine statt. Nach langen Diskussionen konnte eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden werden. Drei Tennisplätze, das entspricht einer Fläche von ca. 2.000 qm., wurden zu einem der größten Skaterplätze in und um Karlsruhe umgestaltet. Auf dieser Fläche entstanden Rampen für Inline-Skater, Skateboarder und BMX-Fahrer, die in Eigeninitiative von den zukünftigen Benutzern gebaut wurden. Das Material für die Ram-

pen wurde von der Sportjugend zur Verfügung gestellt und durch Sponsoren finanziert. Der Stadtjugendausschuß stellte eine Halle bereit, in der die Bauarbeiten durchgeführt und die Rampen erprobt wurden. Bevor sie auf dem Skater-Park aufgestellt werden konnten, mußten sie sich noch einer eingehenden TÜVÜberprüfung unterziehen. Der vierte Tennisplatz wird gerade zu einem Multifunktionsplatz mit etwa 650 qm umgebaut. Auf dieser Fläche, die durch einen Stahlgitterzaun getrennt ist, soll zukünftig Inline-Hockey, Fußball, Handball, Volleyball und Tennis gespielt werden. Dazu sind Tore installiert worden, die sich mit wenigen Handgriffen von Fuß-

ball- zu Hockeytoren verkleinern lassen. Von den Sportlern der Cougars wurden inzwischen die alten Maschendrahtzäune um die Plätze abgebaut und vom Gartenbauamt durch neue Stahlgitterzäune ersetzt. Um Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit zu gewährleisten, sind nicht nur Papierkörbe aufgestellt, sondern eine Platzordnung erarbeitet und ein Platzrat gegründet worden. Somit sind die „Inliner", „Skateboarder" und „BMX-ler" gefordert, Verantwortung für „Ihren Platz" zu übernehmen. Mit der Übernahme des Projekts „Sport und Freizeit in der Nordstadt" wie auch mit dem Umbau der ehemaligen Tennisplätze zu einem SkaterParcour und Multifunktionsplatz hat die Sportjugend wiederum Neuland betreten. Natürlich hoffen wir alle, daß auch diese Aktion ein Erfolg wird.

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Mit eigenem Fleiß und Schweiß bauten die Jugendlichen einer großen Skater-Parcour auf.

Heiße Tips Unser Projekt befindet sich bei Druck dieses Buches noch immer in der heißen Phase. Deshalb können die Erfahrungen, die wir bisher gesammelt haben, nur vorläufiger Natur sein. Eine wichtige Erkenntnis hat sich jedoch schon jetzt herauskristallisiert: Nur wenn es gelingt, möglichst viele Partner (Sportvereine, Schulen, Stadtjugendausschuß, Bürgerverein, Eltern usw.) für das Projekt zu gewinnen, kann es gelingen. Ebenso hat sich gezeigt, daß sich die Angebote nach den Wünschen der Kinder und Jugendlichen richten müssen. Nur so ist zu gewährleisten, daß alle angesprochen werden und sich aktiv beteiligen. Ein wunder Punkt sind die finanzielle Sicherheiten. Unser Tip: Wer immer auch ein ähnliches Projekt plant, sollte vorher unbedingt die materielle Seite abklären. Herausgestellt hat sich zudem, daß sich ein solches Projekt nur mit einem hauptamtlichen Sportpädagogen mit hoher Qualifikation realisieren läßt. Im Verlauf des Projekts wurde immer deutlicher, daß das Büro des „Sport-Punkt" nicht nur Organisationszentrale für Angebote ist, sondern sich auch als Anlaufstelle in Fragen Sport für alle Stadtteilbewohner entwickelt hat. Weiterhin ist wichtig zu beachten, daß ein solches Projekt von Beginn an einer breiten Öffentlichkeit bekanntgemacht wird.

Dazu sind vor allem Presseveröffentlichungen, Infoblätter, Gesprächsrunden, Einwohnerversammlungen

und Stadtteiltage zu nutzen. Ein wenig Rückendeckung aus der Bevölkerung hat jedenfalls noch keiner Initiative geschadet. Wie auch immer - Interessierten können wir nur anbieten, an unseren Erfahrungen zu partizipieren. Für nähere Informationen stehen wir gerne und jeder Zeit zur Verfügung. Zu bedenken bleibt: Die Voraussetzungen für solche Projekt sind von Ort zu Ort verschieden. Das heißt, egal wer eine Initiative wie den „Sport-Punkt" in seinem Umfeld aufziehen möchte, wird seine eigenen Erfahrungen sammeln müssen. Nichtsdestotrotz können unsere Erkenntnisse von Nutzen sein. Also, keine Hemmungen und mit uns kommunizieren! Eine Liste mit Kontaktadressen befindet sich am Ende des Buches.

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Kapitel 2 Doppelpaß Das Pilot-Projekt „Sport-Punkt" in der Nordstadt basiert ursächlich auf zwei Säulen. Die theoretische Grundlage zur Installierung der Einrichtung lieferte die Studie „Jugendarbeit im Sportverein 2000" (1991) von Prof. Dr. Jürgen Schröder an der Universität Göttingen. Dessen zentrale These lautet: „Der Sport kann dazu beitragen, soziale Probleme junger Menschen zu lösen. Dazu müssen er und die Vereine aber bereit sein, auf die sich immer schneller verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einzugehen." Auf der Basis der Arbeit Schröders initiierte die SportJugend Kreis Karlsruhe im Jahr 1994 eine empirische Untersuchung zur Situation der Vorsitzenden, Übungsleiter sowie Kinder und Jugendlichen in den Sportvereinen des Stadtund Landkreises (vgl. Kapitel 3). Die darin gesammelten und ausgewerteten Daten, Fakten und Erkenntnisse lieferten schließlich die Initialzündung zur Idee, ein sportpädagogisches Projekt zu realisieren.

War der „Sport-Punkt" erst eröffnet, konnte das erfolgreiche Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis beginnen. Denn die alltäglichen Erfahrungen aus der Jugendarbeit in der Nordstadt stellten den Ausgangpunkt für das 1. Fachgespräch der Badischen SportJugend dar, das im November 1997 in der Karlsruher Europahalle stattfand. Damit war der gelungene Doppelpaß zwischen Theorie und Praxis gespielt. In diesem

Kapitel wird ausführlich über diese Veranstaltung, an der Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Erziehung. Wissenschaft und Sport teilgenommen haben, informiert.

Eine Vision „In der künftigen Multi-Options-Gesellschaft entwickelt sich das Sportvereinsmitglied zum anspruchsvollen

Erlebniskonsumenten mit vielen und vielfältigen Wünschen. Und der Sportverein wandelt sich zum kommer-

ziellen Dienstleistungsunternehmen, so daß auch das ehrenamtliche Engagement spürbar zurückgeht. Der

Pflichtgedanke im Sport und Sportverein wird zunehmend verlorengehen und jeder fünfte Bundesbürger [...]

ist schon heute davon überzeugt: Im Sport der Zukunft zählt das soziale Gruppenerlebnis kaum noch. Das

individuelle Konsumerlebnis muß dann an seine Stelle treten." Dies ist eine der zum Teil sehr pointierten

Zukunftsaussichten, die der Freizeitforscher Horst W. Opaschowski in seinem 1997 veröffentlichten Werk

„Deutschland 2010" der Öffentlichkeit vorstellte. Opaschowski nimmt weiter an, daß der Sportverein nur dann eine Überlebenschance hat, wenn er sich als „Freizeit-Club" präsentiert. Hier werden Traumsportarten zur Normalität, „Funsportarten" zwischen „speed" und „power" betrieben und die Suche nach Grenzerlebnissen wird in vielfältigen Extremsportarten möglich. Und das alles ohne Bindung an den Verein, gewisserma-

ßen im „Shopping" von Kurs zu Kurs, immer dort, wo neue Trends erkennbar sind, die einen maximalen Lustgewinn versprechen. Das Sporttreiben wird inszeniert, macht sich zum Ereignis, zum „event" also, wird

damit auch „Showbühne für Körperkult" und ist so für die kommerzielle Vermarktung die wichtigste Voraussetzung. Diese Entwicklung sieht Opaschowski vor allem bei Jugendlichen deutlich abgezeichnet und be-

schleunigt vorangetrieben.

Wir wagen uns noch einmal fünf Jahre in die Zukunft und folgen Prof. Christian Wopp (1997) von der Uni-

versität Osnabrück: „In der Stadt Computopia verfügen viele Menschen privat über Cyberspaceanzüge und können dort, wo sie arbeiten oder wohnen, unmittelbar entsprechende Programme abrufen, um in virtuelle Bewegungswelten einzusteigen. Längere Anfahrten und zeitraubende Verabredungen sind ebenso überflüssig wie komplizierte Bewegungslernprozesse. [...] Man/frau legt den Cyberspaceanzug an und begibt sich in eine virtuelle Welt, um sich dort mit jemandem zu treffen, der ebenfalls Tennis spielen möchte. In den Angeboten gibt es nur noch Sportarten, die sich digitalisieren lassen, was zur Folge hat, daß viele traditionelle Sportarten (z.B. Handball, Diskuswerfen, Kugelstoßen, nahezu alle Formen des Turnens) verschwunden sind. Andere Sportarten wie z.B. Skifahren werden in Simulationsgeräten durchgeführt, die in Erlebniswelten

stehen. Dank Virtual Reality stellt sich unmittelbar das Gefühl ein, auf einer Piste abfahren zu können." Nach Wopp wird durch die Digitalisierung von beinahe allen Rückschlagspielen immer mehr das individuelle Sporttreiben in den Vordergrund treten. Dennoch sieht er damit nicht unmittelbar die Aufgabe der sozialen Beziehungen verbunden. Denn: „Mit Hilfe von Terminals können Kontakte hergestellt, Daten über Treffs

abgefragt werden usw.. Verabredungen können schnell und unmittelbar getroffen werden. Mit Hilfe von Cyberspace sind gemeinsame Unternehmungen in virtuellen Welten durchführbar, ohne tatsächlich körperlich anwesend zu sein. Noch sind die Menschen in Computopia keine moderne Autisten." Das Sporttreiben in künstlichen Welten bietet für Wopp eindeutig Vorteile: „Es schont die Umwelt, da ein Betreten dieser Welt und den damit einhergehenden Zerstörungen nicht mehr erforderlich ist. Bilder, wie sie in den 90er Jahren noch üblich waren mit den zerstörten Alpen, Staus auf den Anfahrtswegen usw. sind heute undenkbar. Dank Virtual Reality regeneriert sich die in den 90er Jahren erheblich zerstörte Umwelt."

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Dr. Andreas Ramin, Vorsitzender des MTV Karlsruhe, verdeutlichte in seinem Beitrag sehr anschaulich, wie Steh Freizeitgestaltung und zwischenmenschliche Kommunikation nach Ansicht verschiedener Soziologen in naher Zukunft abspielen könnten. Die Vorstellungen von Opaschowski und Wopp mögen überzogen, ja unrealistisch sein. Dennoch erfüllen sie wichtige Funktionen für unsere Fragestellung. Zum einen machen sie durch ihre Schlußfolgerungen deutlich, daß sich unsere Gesellschaft in einem beschleunigten kulturellen Wandel befindet, auf den wir in allen Bereichen unseres Lebens reagieren müssen. Zum anderen veranlaßt nur visionäres Denken, über den Teilerand hinauszublicken, um nicht im eigenen Sud der FunktionärsGedanken so lange zu schmoren, bis die entscheidenden Weichenstellungen für die Zukunft verpaßt sind. Schließlich zeigen sie den Vereinen die dringende Notwendigkeit auf, solchen Zukunftsvisionen, die von sozialer Kälte geprägt sind, entschieden entgegenzuwirken. Die Notwendigkeit von Konzeptentwürfen und Handlungsumsetzungen erkennend, ließ uns nicht ohne Grund den Titel „Jugendarbeit im Sportverein 2010" für dieses 1. Fachgespräch wählen. Allerdings, so Ramin, seien Visionen nur dann gesellschaftsrelevant, wenn sie in einer Balance gehalten werden können mit Möglichkeiten schrittweiser Umsetzung in die Praxis. Wenn sie also konfrontiert werden mit den realen Daten der Gegenwart, den konkreten Problemen an der Basis und den zum Teil erheblichen Unterschieden in den jeweiligen Handlungsspielräumen.

Dr. Andreas Ramin ermunterte die Teilnehmer des 1. Fachgesprächs, über den eigenen Tellerrand zu blicker

Ein Diskurs Prof. Dr. Jürgen Schröder von der Universität Göttingen ist ein ausgewiesenen Kenner der Materie. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die es verstehen, die Balance zwischen visionären Zukunftsentwürfen und empirischen Tatsachen zu halten. Seine Forderungen an die Vereine zur Verbesserung der Jugendarbeit enthalten einerseits den dringenden Appell zur Neuorientierung der Vereinsstrukturen, andererseits sind sie jedoch immer vom Prinzip der Machbarkeit geprägt. „Die zukünftige Entwicklung der Jugendarbeit in unseren Sportvereinen kann nicht mehr unabhängig von gesamtgesellschaftlichen Veränderungen gesehen werden und wird zunehmend durch die problematischere soziale und gesundheitliche Situation junger Menschen bestimmt", argumentierte Schröder in seinem in Karlsruhe gehaltenen Referat. Gleichzeitig rief er in seinem folgenden Beitrag alle Verantwortlichen zur Teilnahme an einem fruchtbaren Diskurs auf. Prof. Dr.Jürgen Schröder gilt

als ausgewiesener Kenner der Materie.

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Jürgen Schröder über „Jugendarbeit im Sportverein 2010" Die unzureichende finanzielle Versorgung von immer mehr Eltern - u.a. bedingt durch Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit, Angewiesensein auf Sozialhilfe - führt zwangsläufig auch zu einer unzureichenden finanziellen Versorgung von immer mehr Kindern und Jugendlichen. Die Armut der Eltern schließt automatisch die Armut der Kinder ein. Das heißt konsequenterweise, daß z.B. die gegenwärtige Zahl von fast 5 Millionen arbeitslosen Menschen in der Bundesrepublik direkte Auswirkungen auf das Alltagsleben einer erheblich größeren Zahl von Betroffenen hat. Das können 10 Millionen, aber auch 20 Millionen Bundesbürger sein, und niemand weiß, wie viele Kinder und Jugendliche sich hinter diesen Zahlen verbergen. Die ökonomischen Auswirkungen der elterlichen Arbeitslosigkeit für die gesamte Familie werden ergänzt und möglicherweise überlagert durch Konsequenzen für die psychische, soziale und emotionale Befindlichkeit der Kinder. Arbeitslosigkeit im Jugendbereich ist ein Merkmal, das auf die Lebenssituation von immer mehr jungen Menschen zutrifft. In diesem Fall sind Jugendliche nicht nur über ihre arbeitslosen Eltern betroffen, sondern erfahren die Auswirkungen direkt, indem sie erleben, daß sie von der Gesellschaft nicht gebraucht werden. Der genau in diesem Zusammenhang zunehmend mehr Jugendliche betroffen machende und verunsichernde Mangel an Ausbildungsplätzen ist eine weitere Facette, die den Alltag junger Menschen beeinträchtigt. Auf dem Hintergrund dieser Beschreibungen ist es nicht verwunderlich, daß in der Shell-Studie '97:

• fast jeder zweite Jugendliche „Arbeitslosigkeit" als das Hauptproblem der Jugendlichen heute einschätzt (vgl. 1997, 14), mehr als 92% der Jugendlichen die steigende Arbeitslosenzahl für ein großes oder sehr großes Problem in unserer Gesellschaft halten (a.a.O., 15), • 88% der Jugendlichen in der steigenden Arbeitslosenzahl ein Problem sehen, "das die persönliche Zukunft stark beeinträchtigen" wird (a.a.O.. 15), • 88,1% der Jugendlichen davon ausgehen, daß es in Zukunft immer weniger Arbeitsplätze geben wird und immer mehr Menschen arbeitslos werden (a.a.O., 295).



Parallel zu diesen vielschichtigen direkten und indirekten Auswirkungen von Armut, Arbeitslosigkeit und Zukunftsangst steigt das Anspruchsniveau von Jugendlichen - vor allem bei der Finanzierung von Kleidung und der Gestaltung von Freizeitaktivitäten. Die Werbung hat Kinder und Jugendliche seit geraumer Zeit als wichtige, zahlungsfähige Kundschaft entdeckt und tritt nicht selten aggressiv an diese Gruppe heran, um ganz gezielt in Zeitungen, Zeitschriften und im Fernsehen Begierden und Kaufgelüste zu wecken, indem sie Vorbilder und Verhaltensmodelle zur Nachahmung präsentiert, die für viele junge Menschen aufgrund ihrer schwierigen finanziellen Situation unerreichbar sind.

Auch der Druck aus der Gruppe der gleichaltrigen Jugendlichen mit jeweils eigenen Wertvorstellungen trägt dazu bei, daß Wünsche z.B. nach modischer Kleidung und Trend-Sportgeräten und Trend-Sportarten entstehen, die für einen Teil der Heranwachsenden nur schwer oder aber gar nicht auf legalem Weg zu verwirklichen sind. Eigentumsdelikte und Erpressungen sind keine Seltenheit mehr für eine immer größer werdende Zahl von Jugendlichen: „Im übrigen dominiert bei der Kinderkriminalität ganz eindeutig der Ladendiebstahl mit 60%." (PFEIFFER 1997, 30). Eine völlig unangemessene Reaktion aus der Politik auf die Zunahme der Kriminalität ist die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre, was dann heißen würde, daß bereits 12- oder 13jährige inhaftiert werden könnten. Die Bekämpfung der dem kriminellen Verhalten zugrunde liegenden Ursachen blenden diese Politiker aus, und das ist die Verbesserung der ökonomischen Verhältnisse und der Lebensperspektive von Jugendlichen: „Gewalt wird durch die Verknüpfung von Armut und Perspektivlosigkeit gefördert." (PFEIFFER 1997, 32). Es fehlen außerdem erfolgreiche bzw. effektive vorbeugende Programme gegen kriminelles Verhalten im Jugendbereich. Das soziale Klima in unserer Gesellschaft ist schlechter geworden, sozialer Neid zwischen den unterschiedlichsten Gruppen der Bevölkerung (Ausländer, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger usw.) wird größer, Desintegration und Entsolidarisierung in unserer Bevölkerung sind gestiegen ebenso wie Individualisierungsprozesse und Egoismus. Das Interesse am Gemeinwohl wird geringer, und das soziale Engagement in allen Organisationen und Institutionen unserer Gesellschaft hat nachgelassen. Außerdem bleibt festzustellen, daß der erzieherische Einfluß der traditionellen Sozialisationsinstanzen Elternhaus, Kirche und Schule auf Kinder und Jugendliche nachgelassen hat und zumindest teilweise durch Fernsehen, Videos und die Gruppe der Gleichaltrigen ersetzt worden ist. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind sich selbst überlassen, Eltern haben keine Zeit mehr für ihre Kinder und es fehlt an intakten Familien. Die Zusammenfassung dieses Negativkatalogs bringt die Shell-Jugendstudie '97 auf einen gemeinsamen Nenner: „Die gesellschaftliche Krise hat die Jugendlichen erreicht" (1997, 13), und die Jugendlichen machen sich darüber Sorgen, „daß die derzeit bestehenden Probleme mit Massenarbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel, Sozialabbau, Verarmungsprozessen von der Politik nicht angegangen werden, ja daß in absehbarer Zeit Lösungen nicht zu erwarten sind" (a.a.O., 14).

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Die bisher beschriebenen Entwicklungen unserer jüngsten Vergangenheit bilden den Hintergrund für die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen im nächsten Jahrzehnt: Arbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel Und in direkter Verbindung damit Armut und Zukunftsängste werden für immer mehr Kinder und Jugendliche ZU einem Problem.

Physische und psychische Reaktionen "Übergewicht,

zu hohe Cholesterinwerte, abgeschaffte Muskeln - der Gesundheitszustand deutscher Kinder ist beklagenswert." Das ist die Zusammenfassung eines Artikels aus dem Spiegel (49/1996, 221). Hintergrund für diese niederschmetternden Feststellungen sind die nicht repräsentativen Ergebnisse einer 1995 in Hamburg durchgeführten Vorsorgeuntersuchung für 13jährige, an der sich nur 2,26% aller in Frage kommenden Jugendlichen dieser Altersstufe beteiligt haben - sonst wäre der „Gesundheitsschock ... vermutlich noch nachhaltiger ausgefallen" (a.a.O., 221). Die „Gesundheitsmängel der Sorgenkinder" sind aus der folgenden Tabelle (vgl. a.a.O., 221) abzulesen:

Allergien/Asthma Übergewicht Sehbeeinträchtigung

a u f f ä l l i g e s Skeletsystem

Jodmangel Bewegungsmangel

Schulprobleme Psychische P

r

o

0%

5%

19

40

b

10%

l

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Heldische SportJugend

Die problematischen sozialen Rahmenbedingungen für Erwachsene und Kinder bleiben nicht ohne gesundheitliche Folgen und machen einen Teil der Heranwachsenden krank: „Gefühlsmäßig beschäftigen sich die Jugendlichen sehr mit den Aussichten für das spätere Leben. Und sie reagieren sehr sensibel auf ihre (erwachsene) Umwelt." (HURRELMANN 1998, 5). Es ist daher nicht verwunderlich, wenn BARTH feststellt: „Trotz weitverbreiteter Vorurteile sind die Kinder- und Jugendpsychiatrien die am besten ausgelasteten Krankenhäuser in Deutschland." (1997, 67). In weitgehender Übereinstimmung mit den Untersuchungsergebnissen aus der SHELL-Studie '97 kommt HURRELMANN aufgrund seiner langjährigen Untersuchungen zu der allgemeinen Feststellung: „Heute führen Kinder in vielen Bereichen ein Leben wie Erwachsene. Sie sind den gleichen Belastungen und Anforderungen ausgesetzt und reagieren mit ähnlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen ... Erschöpfungszustände, Nervosität und Unruhe, Magenverstimmungen und Schlafstörungen, die nicht auf eine einzelne Ursache zurückgeführt werden können."(1997, 87). Er charakterisiert die Krankheitsbilder und Störungen von Kindern und Jugendlichen folgendermaßen:

• Allergien bei bis zu einem Drittel der Kinder und Jugendlichen eines Jahrgangs mit Hautekzemen, Asthma bronchiale, allergische Hautausschläge, Heuschnupfen, allergische Reaktionen der Augenbindehäute (vgl. 1997, 87), • Psychische Störungen - ähnlich wie bei Erwachsenen mit Störungen im Leistungsbereich, aber auch mit gefühlsmäßigen, sozialen und sexuellen Entwicklungsstörungen (a.a.O., 88), • Aggressives Verhalten mit „körperlicher, psychischer und verbaler Gewalt ... bis zu brutalen Formen" (a.a.O., 88). • Legaler und illegaler Konsum von Drogen „zur Manipulation des zentralen Nervensystems" von immer mehr und immer jüngeren Kindern und Jugendlichen (a.a.O., 88) sowie • regelmäßiger Gebrauch und Mißbrauch von „Schmerzmitteln und Anregungs- und Beruhigungsmitteln" bei bis zu einem Drittel der Kinder und Jugendlichen (a.a.O., S. 88). Diese Ergebnisse sind alarmierend und beweisen vor allem folgendes: „Kinder zeigen uns unverstellt, wie ihre Lebenswelt und ihre Umwelt auf sie wirken und wo sie diese Umwelt herausfordert und überfordert (a.a.O., 89). Ein ganz anderer Blickwinkel im Gesundheitsbereich sind die Auswirkungen der in den vergangenen Jahren erheblich gestiegenen Kosten für das Gesundheitswesen. Die Verantwortung für die eigene Gesundheit, und das schließt Gesundheitsvorsorge und Kostenbewältigung bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen ein, wird immer mehr in die Verantwortung des einzelnen gelegt. Dadurch entstehen neue Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten für die Teile unserer Bevölkerung, die weniger gesundheitsorientiert leben oder deren ökonomische Situation durch schwerwiegende Einschränkungen gekennzeichnet ist. Häufig handelt es sich hier um Bevölkerungsschichten mit niedrigerem Bildungsniveau. Die Kinder teilen erneut das Schicksal ihrer Eltern: Gesundheitsprävention und Gesundheitsfürsorge werden für einen Teil der Heranwachsenden immer schlechter, da sie nicht finanzierbar sind. Die Solidargemeinschaft löst sich immer mehr auf, und der einzelne muß für die Kosten seiner Gesundheit selbst aufkommen. Herzkreislauf - Erkrankungen, Schäden am Skelettsystem, Stoffwechelstörungen sowie psychosomatische Erkrankungen, einschließlich Streß, nehmen bei Jugendlichen zu, wie die unabhängig voneinander erhobenen Befunde aus der Hamburger Vorsorgeuntersuchung und der Kinder- und Jugendstudien aus Bielefeld zeigen. Rehabilitative Maßnahmen werden kürzer, und der Eigenanteil bei der Finanzierung wird erheblich größer. Der Verbrauch von Medikamenten sowie illegaler und legaler Drogen steigt in dem Maße wie die soziale Situation für einen Teil unserer Bevölkerung schlechter wird. Gegenwärtig gibt es keinerlei Anzeichen dafür, daß sich einerseits die gesundheitliche Situation junger Menschen in den nächsten Jahren verbessern wird, und das hängt nicht zuletzt von den eher schlechter werdenden sozialen Lebensbedingungen eines Teils der Kinder und Jugendlichen ab. Aber auch unser Gesundheitssystem wird sich nicht grundsätzlich ändern: der hier von der Politik beschrittene Weg in Richtung Selbstfinanzierung und Entsolidarisierung wird beibehalten und möglicherweise „ausgebaut" werden.

Leere Kassen Immer mehr Menschen rufen immer häufiger nach dem „Staat" und fühlen sich nicht mehr für das „Ganze", sondern nur noch für sich selbst verantwortlich. Vor allem den Kommunen werden immer mehr und immer neue gesellschaftliche Aufgaben übertragen, und dabei hat sich gleichzeitig ihre finanzielle Situation in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. Die teilweise dramatischen Veränderungen haben verschiedene kommunale Ämter veranlaßt, Finanzmittel zu kürzen und gleichzeitig die verbliebenen Mittel gezielter als bisher einzusetzen. Das Ergebnis dieser Kürzungen besteht darin, daß sich die Kommunen immer mehr auf ihre sogenannten Pflichtaufgaben beschränken, und das sind eben die Aufgaben, zu denen sie gesetzlich verpflichtet sind. Ein Teil der bisher freiwillig

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Badische SportJugend wahrgenommenen Tätigkeiten und Unterstützungen fällt einfach weg, andere können nur noch in erheblich bescheidenerem Umfang erfüllt werden. Und das sind selbstverständlich solche Aufgaben, an deren Erfül-

lung die Kommune ein gezieltes Interesse hat.

Hier ist der Sport direkt betroffen: immer mehr Kommunen verlangen Entgelte von den Sportvereinen, die die städtischen Sportanlagen nutzen. Andere Kommunen haben ihre Förderungsrichtlinien zur Unterstützung der Sportorganisationen überarbeitet, mit dem Ziel: Jugendsport, sozialintegrativen Sport und Gesundheitssport in den Mittelpunkt der Fördermaßnahmen zu stellen. Gleichzeitig sollen Einsparungen bei den Kosten für die Sportstätten und die Verteilung der Mittel flexibler erfolgen. Diese Angaben sind Teil der in der Stadt Göttingen im Herbst 1997 vom Stadtrat beschlossenen Sportförderungsrichtlinien.

Die angespannte Finanzlage der Städte und Kommunen

wirkt sich auch unmittelbar auf die Sportförderung aus

Anregende Mitbestimmung Das Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz aus dem Jahr 1993 legt im zweiten Kapitel die Leistungen der Jugendhilfe fest und beschreibt im Abschnitt des § 11 Jugendarbeit". Absatz (1): „Jungen Menschen sind die zur Forderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und sie zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen." Im § 11, Absatz 3, werden die Schwerpunkte genannt: „Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören: ... 3. Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit."

Im § 12 wird die „Förderung der Jugendverbände" in folgender Weise dargestellt: „Die eigenverantwortliche Tätigkeit der Jugendverbände ... ist... zu fördern. In Jugendverbänden und Jugendgruppen wird Jugendarbeit von jungen Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich gestaltet und mitverantwortet. Ihre Arbeit ist auf Dauer angelegt und in der Regel auf die eigenen Mitglieder ausgerichtet, sie kann sich aber auch an junge Menschen wenden, die nicht Mitglieder sind." Erfreulicherweise wird hier zum ersten Mal der Sport als einer der unterstützungswürdigen Schwerpunkte der Jugendarbeit erwähnt und damit seiner Bedeutung für Entwicklung, Freizeitgestaltung und Förderung von Kindern und Jugendlichen Rechnung getragen. Ebenso wichtig ist jedoch auch die Festlegung der Be-

dingungen, unter denen die Förderung der Jugendarbeit im Sport stattzufinden hat. In der Zusammenfassung lauten diese:

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Badische SportJugend Förderung der Entwicklung Jugendlicher, Anknüpfen an die Interessen der Jugendlichen, Mitbestimmung und Mitgestaltung durch die Jugendlichen, Befähigung zur Selbstbestimmung, Anregung und Hinführung zu gesellschaftlicher Mitverantwortung, Anregung und Hinführung zum sozialen Engagement, Selbstorganisation der Jugendarbeit, Gemeinschaftliche Gestaltung und Mitverantwortung, Anlage der Jugendarbeit auf Dauer und Ausrichtung auf die eigenen Mitglieder, aber auch auf Nichtmitglieder. Diese Aussagen sollten schon gegenwärtig erhebliche Konsequenzen auf die inhaltliche Gestaltung der

Jugendarbeit in den Sportvereinen haben. Sie werden aber sicherlich in der Zukunft noch stärker als

Grundlage für die kommunale Förderung Konsequenzen haben. In den Bestimmungen sind sowohl Veränderungen in den sportlichen und überfachlichen Angeboten der Sportvereine angelegt als auch Veränderungen und neue Schwerpunktsetzungen in der Ausbildung von Übungsleitern und Jugendleitern. Sport treiben im Sportverein allein bzw. der Nachweis über die Zahl der jugendlichen Vereinsmitglieder wird zukünftig

nicht mehr ausreichen, um nach dem Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz gefördert zu werden. Die Qualität und auch die Effektivität der Jugendarbeit im Sportverein wird auf der Grundlage der aufgeführten gesetzlichen Bestimmungen nachzuweisen sein.

Allerdings muß dann auch gewährleistet sein, daß beispielsweise die kommunalen Sportämter oder Sportund Bäderämter, die die Jugendarbeit in den Sportorganisationen finanziell unterstützen, eine Pflichtaufgabe und eben keine freiwillig zu leistende Aufgabe erfüllen. Die Förderung der Jugendarbeit und des Jugendsports ausschließlich an die kommunalen Jugendämter zu knüpfen, ist nicht nur unlogisch, sondern widerspricht möglicherweise sogar dem Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz. Die Förderung des Jugendsports durch die Kommunen müßten die Politiker als Pflichtaufgabe verstehen - unabhängig durch welches Amt sie betrieben wird. Viel entscheidender ist die Tatsache, daß der Jugendsport funktioniert und eine möglichst große Zahl von Jugendlichen für die Ausübung von Freizeitaktivitäten kommunale Unterstützung erfährt.

Logische Konsequenzen Die in den letzten beiden Kapiteln beschriebenen Voraussetzungen zur Förderung des Sports und des Jugendsports und die damit verbundenen Konsequenzen stellen die engen Verbindungen zwischen kommunaler Förderung und Sport offensichtlich nicht in Frage. Das könnte auf den ersten Blick für die Ausführungen über die soziale und gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen jedoch anders verstanden werden.

Was haben die gegenwärtige und zu erwartende soziale und gesundheitliche Situation der jungen Menschen in unserer Gesellschaft mit den Sportvereinen zu tun? Bestätigt werden Vermutungen über angeblich nicht vorhandene Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Veränderungen einerseits und Entwicklungen im

Jugendsport auf der anderen Seite durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, deren Autoren solche Abhängigkeiten gar nicht erst wahrnehmen. In den Untersuchungen wird - wenn überhaupt - auf Tablettenkonsum und Mißbrauch von Drogen hingewiesen (vgl. beispielsweise BRETTSCHNEIDER 1997, 2), aber eine sorgfältige Bestandsaufnahme von Alltagssituationen und die Auseinandersetzung mit den Lebensumständen junger Menschen in Gegenwart und Zukunft fehlt ganz einfach. Und damit sind dann auch die Zeichen für eine einseitige Analyse über moderne Jugendarbeit im Sportverein gesetzt: im Mittelpunkt der Diskussion stehen einseitig und verkürzt Fragen über den „richtigen" Sport im Sportverein, Überlegungen zu wettkampfsportlichen oder nicht wettkampforientierten Angeboten im Verein, Gedanken über den Sportverein als Brücke zwischen alten und jungen Menschen usw. Insgesamt werden eher randständige, weil ausschließlich sport- und sportvereinsimmanente Fragen erörtert. Die zentralen gesellschaftlichen Probleme, die immer mehr Jugendliche betreffen und verunsichern, werden weitestgehend ausgeklammert, obwohl sie ganz zentrale Bedingungen für den Sport und den Sportverein darstellen. Damit wird der Jugendsport - bewußt oder unbewußt - aus einer gesellschaftspolitischen Diskussion herausgelöst. Und das hat nicht nur sportpolitische Konsequenzen, sondern hier wird auch ein wichtiges Potential der Sportvereine und Sportverbände verschenkt, nämlich bei der Lösung von Problemen für Kinder und Jugendliche zu helfen. Von den Sportvereinen wird in Zukunft vermehrt Unterstützung bei der Lösung der in unserer Gesellschaft existierenden sozialen und auch gesundheitlichen Probleme erwartet. Die sportlichen und überfachlichen

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Badische Sportjugend Angebote in den Vereinen und vor allem in den Jugendabteilungen werden sich mehr als bisher an den Defiziten unserer Gesellschaft ausrichten müssen und diese möglichst beheben helfen. Wenn zunehmende Gewalt ein Charakteristikum unserer Gesellschaft ist und die Zunahme von aggressivem Verhalten ein immer brisanteres Problem nicht zuletzt auch in unseren Sportvereinen geworden ist, dann ist es m.E. selbstverständlich, daß sich die Sportorganisationen auf allen Ebenen darüber Gedanken machen müssen, wie sie gegen Gewalthandlungen im Sport und im Zusammenhang mit Sportaktivitäten angehen wollen und diese einschränken können.

Die Sportvereine können Themen wie Gewalt und Kriminalität nicht länger aus ihrer Jugendarbeit ausklammern (hier ein Kid beim Autoknacken).

Ein anderes Beispiel zeigt ebenfalls die engen Zusammenhänge zwischen gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und den Aufgaben und Angeboten in Sportvereinen: wenn Jugendliche in Schule und Elternhaus immer mehr Streßsituationen und Spannungen erleben, die zu Tablettenkonsum und vermehrtem Drogenmißbrauch führen können, dann müssen sich Sportvereine damit auseinandersetzen, ob dieselben Jugendlichen im Sportverein zum wiederholten Male und zudem in ihrer Freizeit Streßsituationen ausgesetzt werden sollen, oder ob der Sportverein nicht auch Angebote vorhalten sollte, die dem Abbau von Streß und der Entspannung dienen. Jugendarbeit in Sportvereinen und Sportverbänden mit sozialerzieherischen und gesundheitlichen Zielsetzungen und Angeboten wird in Zukunft immer wichtiger werden, weil die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen genau in diesen Bereichen immer problematischer wird. Auch Sportvereine - ebenso wie die Schule einschließlich Schulsport - werden sich den vielfältigen Aufgaben in den sozialen und gesundheitsorientierten Feldern nicht verschließen können und müssen entsprechende Angebote machen. Weder für den Schulsport noch für den Vereinssport führt die Erfüllung sozialer und gesundheitlicher Aufgaben zu einer „Instrumentalisierung", das ist die Wahrnehmung von Aufgaben, die nicht zu den „eigentlichen" Aufgaben gehören. Wenn Sportvereine für sich in Anspruch nehmen, günstige Bedingungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen, dann schließt das selbstverständlich Vorsorge ein. Das bedeutet dann, daß die soziale und gesundheitliche Ausrichtung des Sports im Sportverein nicht mehr der Legitimation bedarf, weil sie zu den ureigensten und „eigentlichen" Aufgaben gehört. Die Kommunen haben ein berechtigtes Interesse daran, daß die Jugendorganisationen Aufgaben erfüllen und Angebote unterbreiten, die zur Behebung bestehender Fehlentwicklungen oder gar Mißstände hilfreich sind. Will der organisierte Sport ein geeignetes Mittel zur Förderung der Jugendarbeit sein, der imstande ist, die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen positiv zu beeinflussen, muß er sich darauf einlassen, konkrete Hilfestellungen zu leisten. Sportfunktionäre wenden bei einer solchen Argumentation für die Aufgaben und Ziele des Sportvereins ein, „Sportvereine seien keine Reparaturbetriebe unserer Gesellschaft". Das ist auch nach meiner Auffassung richtig, denn der Autobesitzer erwartet von einer Reparaturwerkstatt, daß sie das defekte Fahrzeug vollständig und ohne Mängel in Ordnung bringt. Die Vertragswerkstatt gibt auf die Reparatur sogar in der Regel eine Garantie von 12 Monaten. Solche Maßstäbe können sicherlich nicht an den Sportverein gestellt werden infolgedessen ist das Bild von und der Vergleich mit der ,,Reparaturwerkstatt" von Anfang an falsch. Können Sportvereine „Sozialstationen unserer Gesellschaft" sein? Wenn Sportvereine die Aufgaben von Sozialstationen übernehmen wollen, sind daran bestimmte Bedingungen geknüpft, und das bedeutet, daß nicht jeder Sportverein von Anfang an und gewissermaßen automatisch eine Sozialstation ist. Die Gleichung „Sportverein = Sozialstation" geht nicht auf, weil sie in dieser Allgemeinheit nicht stimmt. Einige wichtige Voraussetzungen zur Erfüllung des „Gütesiegels Sozialstation" seien für die Sportvereine genannt:

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Badische SportJugend

• die Angebote müssen sich an die „breite" Masse der Jugendlichen richten und nicht nur an diejenigen, die aus eigenem Antrieb kommen, in besonderem Maß sportlich interessiert sind und über die vielen Jahre ihrer Mitgliedschaft hinweg übrig geblieben sind, • über die sportliche Selektion der leistungsbereiten Jugendlichen darf das Interesse an allen anderen Jugendlichen nicht verlorengehen, • Sportvereine müssen sich gezielt mit entsprechenden attraktiven Angeboten für interessierte jugendliche Nichtmitglieder öffnen, • Kinder und Jugendliche aus niedrigeren sozialen Schichten müssen eine reelle Chance haben, Mitglied eines Sportvereins zu werden und zu bleiben, • Sportvereine müssen aktiv um ausländische Kinder und Jugendliche werben, • die sozialorientierte Arbeit im Sportverein muß verstärkt werden: Jugendfreizeiten, soziale Betreuungsangebote für den Alltag mit Hausaufgabenhilfe, Angebote mit nichtsportlichem Charakter zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit usw. • Sport mit gesundheitlicher Orientierung für Kinder und Jugendliche zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf Schwächen, gegen Rückenprobleme, zum Abbau von Streß usw. müßte in das Vereinsangebot aufgenommen werden und • die Kampagne „Sport erleben - ohne Drogen" muß mehr als nur ein Plakat sein und in den Jugendabteilungen durch konkrete Jugendarbeit umgesetzt werden.

Möglicherweise wird es in Zukunft im Vorstand oder in der Jugendabteilung eines Sportvereins auch einen Verantwortlichen für Gesundheit und Soziales, also z.B. einen „Gesundheits- und Sozialwart", geben. Wenn Sportvereine gezielt soziale und gesundheitliche Aufgaben im Kinder- und Jugendbereich wahrnehmen, haben sie selbstverständlich auch Anspruch auf eine adäquate finanzielle Förderung durch die Kommune. Sportvereine, die eher mit sich selbst beschäftigt sind und an den beschriebenen Entwicklungen nicht teilnehmen wollen, werden sich in Zukunft mit einer Basisförderung zufriedengeben, auf weitergehende kommunale Unterstützung verzichten und sich im wesentlichen selbst finanzieren müssen.

Abgrenzungen auflösen Eine der Lösungsmöglichkeiten für Schwierigkeiten und Probleme, wie wir sie gegenwärtig erleben und auch in der Zukunft im Jugendsport erwarten können, besteht darin, daß vorhandene gegensätzliche Positionen im Sport einander angenähert werden müssen. Bestehende Begrenzungen und Grenzen müssen aufgelöst werden, so daß es zu mehr Zwischenlösungen, der Überwindung von Ausgrenzungen und zu einer engeren Zusammenarbeit in allen Bereichen des Sports und nicht nur des Vereinssports kommt. In Zukunft muß es im Interesse aller Sporttreibenden und Sportinteressenten weniger „Entweder - Oder", sondern mehr „Sowohl - Als auch" einschließlich fließender und flexibler Übergänge geben. Beispiele sind der großzügigere Umgang mit und liberalere Interpretationen von: Sport, „Softsport" und Nichtsport, fachlichen und überfachlichen Aufgaben im Vereinssport, Wettkampfsport, Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport, traditionellem Sport und neueren Entwicklungen im Sport, Sport auf der Straße, Sport in der Schule und Sport im Sportverein, Hauptamtlichkeit oder Hauptberuflichkeit, Ehrenamt und Nebenamt im Sport, Ehrenamtlichkeit, Erstattung von Aufwendungen und materielle Anerkennung von freiwillig geleisteter Arbeit, Vereinsmitgliedschaft und Nicht-Mitgliedschaft, längerfristige Bindung an den Sportverein und zeitlich befristete Kursangebote für Nichtmitglieder, Ausbildung von Übungs- und Jugendleitern mit sportlichen und sozialpädagogischen Schwerpunkten, freier bzw. kommerzieller Sport und öffentlich geförderter Sport, Zusammenarbeit zwischen Kommunen (Sport- und Bäderamt, Jugendamt), Sportvereinen und kommerziellen Sportanbietern, mit dem Ziel, vielfältige Sportangebote an möglichst alle Einwohner zu machen und personelle Kräfte und Finanzen zu bündeln sowie gemischte Finanzierungsmodelle für Hauptberufliche in Sportorganisationen und Sportvereinen durch Kommune, Arbeitsamt, Sportverein/Sportverband, Kultusministerium, kommerziellen Sport und Sponsoren.

Die engen Abgrenzungen in den beispielhaft aufgeführten Bereichen haben bis heute eine sinnvolle Ausnutzung aller vorhandenen Ressourcen verhindert und dazu geführt, den Zugang zum und den Verbleib im Sport - unabhängig von den anbietenden Institutionen - zu erschweren.

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Badische SportJugend Die Tatsache, daß die Mitgliedschaft im Sportverein für Kinder und Jugendliche auch heute noch vorwiegend sozial determiniert ist, wird durch die Untersuchungen von KURZ/SACK/BRINKHOFF bestätigt: „Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium besuchen oder eine vergleichbare Bildungskarriere im beruflichen Schulwesen durchlaufen, sind unter den Vereinsmitgliedern überrepräsentiert"(1996, 81). „Kinder von Ausländern und Aussiedlern sind im Sportverein unterrepräsentiert" (a.a.O., 83). Wenn man darin übereinstimmt, daß der Sport die Entwicklung junger Menschen fördern und der Sportverein für Heranwachsende eine wichtige Sozialisationsinstanz sein kann, dann müßten die genannten Polarisierungen aufgelöst und überlegt werden, wie mehr junge Menschen an den Sport herangeführt und mit welchen Mitteln sie für eine längerfristige Bindung an den Sport motiviert werden können - unabhängig davon, wer diesen Sport anbietet, wo er angeboten wird und um welchen Sport es sich handelt.

Nur Gemeinsamkeit macht stark

Austritte aus Sportvereinen, Eintritte in Sportvereine und Wechsel der Sportart und der Sportgruppe erreichen immer größere Dimensionen. Wechsel und Mobilität sind Kennzeichen der Zeit und machen vor den Sportvereinen nicht Halt. Die Vereine müssen sich intensiver um die Mitglieder und die Personen in den Vereinen kümmern, die freiwillig mitarbeiten. Das schließt die Suche, Gewinnung und Pflege ein. Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeit müssen mehr Hauptberufliche, aber auch Mitarbeiter mit TeilzeitArbeitsverträgen eingestellt werden. Die Mitgliedsbeiträge in den Vereinen könnten dann erhöht werden, wenn der Sportverein als Solidargemeinschaft funktionieren würde. Die Vereinsmitglieder mit höherem Einkommen können freiwillig einen Teil der Beiträge von Mitgliedern mit geringerem Einkommen mit finanzieren. Sportvereine und die Kommune, z.B. das Sportamt oder das Jugendamt, können gemeinsam Sozialarbeit mit sportlichem Charakter durchführen. Sportübungsleiter und Sozialarbeiter arbeiten eng zusammen, und die Kommune übernimmt die Finanzierung solcher Projekte.

Ressourcen nutzen Auf der Grundlage von Entwicklungen in jüngster Vergangenheit und in der Gegenwart können einigermaßen fundierte Voraussagen für die Entwicklung des Jugendsports in naher Zukunft formuliert werden: Es ist zu erwarten, daß sich die ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Lebensbedingungen für Heranwachsende eher verschlechtern werden. Die durch die Kommunen geförderte Jugendarbeit wird zukünftig finanziell erheblich geringer ausfallen und gleichzeitig nur noch gezielt in besonderen Notfällen eingesetzt werden. Die im Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz formulierten Bedingungen werden bei der Förderung der Jugendarbeit strikter beachtet werden. Das bedeutet für die Jugendarbeit in den Sportorganisationen, daß sie finanzielle Unterstützung durch die kommunalen Ämter dann zu erwarten haben, wenn sie nachweisen können, daß sie ihren spezifischen Beitrag zur Lösung von problematischen Situationen im Kinder- und Jugendbereich geleistet und versucht haben, mit entsprechenden Angeboten gegen die sozialen und gesundheitlichen Notlagen junger Menschen konkret anzugehen. Schließlich müssen die Rahmenbedingungen zur Förderung der Jugendarbeit mit Sport insofern verbessert werden, als die vorhandenen Ressourcen im freien und im organisierten Sport durch intensive Zusammenarbeit effektiver genutzt werden. Insgesamt werden von Sportvereinen, Sportverbänden, kommunalen und kommerziellen Einrichtungen mehr Zwischenlösungen und engere Zusammenarbeit erwartet, so daß mehr Jugendliche für den Sport gewonnen und im Sport gehalten werden.

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Badische Sportjugend

Epilog Welche Schlüsse lassen sich aus der bisherigen Arbeit ziehen? Wir haben die Erkenntnis gewonnen, daß die Zeit reif ist, um ein neues Projekt ins Leben zu rufen. Um den ständig wachsenden Herausforderungen in der Arbeit mit Jugendlichen gerecht werden zu können, wird von unserer Seite vorgeschlagen, ein mobiles Sportbüro in Karlsruhe einzurichten, das als Modell einer sinnvollen wie notwendigen Vernetzung der Arbeitsfelder Sport und Soziales einen vielversprechenden Weg ins nächste Jahrtausend weisen kann. Die Projektidee wurde in Karlsruhe entwickelt von: Martin Lenz (SPORTJUGEND), Dr. Andreas Ramin (MTV Karlsruhe ), Stefanie Szigoleit (Arbeitsförderungsbetriebe), Wolfgang Bürger („Sport-Punkt" Nordstadt), Dirk Werner (Fair Play Kindersportschule) und Johannes Schmitz (Leitender Direktor des Sport- und Bäderamts).

Träger * Sportjugend (federführend) * Sport- und Bäderamt * MTV Karlsruhe * Arbeitsförderungsbetriebe

Kuratorium * Stadt Karlsruhe

* Stadtjugendausschuß * Sparkasse

Ausstattung * 1 Stelle * 1/2 Stelle * Projektmittel * 1/2 Stelle über AFB (soziale Reintegration Jugendlicher)

Mobiles Sportbüro

Aufgabenbereich 1

Betreuung bestehender stadtteilbezogener JugendsportAngebote

Aufgabenbereich 3

Aufgabenbereich 2

projektorientierte Vereins- und

Schaffung von JugendsportAngeboten in neuen Stadtteilen

Stadtteilhilfe

Aufgabenbereich 4

projektunabhängige Kooperationen

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Aufgabenbereiche 1 + 2:

Bürgerverein Stadtteil X

Sportverein RUNDER TISCH

Jugendhäuser

Jugendliche Mobiles Sportbüro

Arbeitsschritte: 1. Festlegung des Stadtteils, 2. Bedarfsanalyse im sportlichen und sozialen Bereich (Bsp. Nordstadt), 3. Ausarbeitung von stadtteilbezogenen Konzepten, 4. Einladung von Partnern (Runder Tisch), Diskussion und Fortschreibung der Konzepte sowie 5. Durchführungsübertragung an die Projektpartner/eigene Durchführungsorganisationen.

Vernetzung von sportlichen und sozialen Arbeitsfeldern: 1. Wiederbelebung stadtteilbezogener Ressourcen (sowohl im sozialen als auch im sportlichen Bereich), 2. Integration offener Sozialarbeit (Einzelfallhilfe) in mobile Sozialarbeit durch das Medium Sport sowie 3. Errichtung und Betreuung von Anlagen in Zusammenarbeit von Sport und Arbeitsförderungsbetriebe (Bsp. Skaterplatz). Betreuung bestehender Stadtteilangebote: Ziel ist in erster Linie die Durchführungsübertragung an die Vereine zu bewirken, um diese mit Hilfe von neuen Aufgabenfeldern zu stärken. Erst wenn diese Strategie sich nicht als geeignet erweist, tritt das mobile Sportbüro als eigener Anbieter auf. In aller Regel erscheint es jedoch erforderlich, daß das mobile Sportbüro noch eine Zeitlang die Koordination unter den am Projekt beteiligten Partner übernimmt. Aufgabenbereich 3:

Angestrebte Ziele:

* Entwicklung von Projekten, * Gewinnung von Partnern sowie * Hilfe bei der Durchführung.

Projektvorschläge in den Bereichen: * Drogenprophylaxe (Bsp. Antidrogen-Fest des „Sport-Punkt" Nordstadt und der Kindersportschule), * Gesundheitsprävention,

* Realisierung von stadtteilbezogenen Sportmöglichkeiten, * Spielfeste sowie * u.a.

Projektpartner: * Sportvereine, * Drogenberatung/Get in, * Aidshilfe (Bsp. Kooperation des MTV mit einer Aids-Selbsthilfegruppe), * Mädchentreff Ettlinger Straße, * Jugendgerichtshilfe sowie * u.a. Aufgabenbereich 4:

Angestrebte Ziele: * Unterstützung von Angeboten mit dem Schwerpunkt behinderte und verhaltensauffällige Kinder, * Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten, Vereinen, der Kindersportschule u.a. zur Entwicklung neuer Angebote sowie * u.a.

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

VSJ- Mobiles Team Erlebnisräume

Hanns-Braun-Straße / Haus 9 14053 Berlin Tel.: 030 - 300 98514/15 Fax: 030 - 300 985 11 Herr Kurzhals e-mail: [email protected]

Projekt Erlebnisräume

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PROjekt

Konzeption 2000

Ein Projekt des Vereins für Spotr und Jugendsozialarbeit e.V.

Eine Initiative der SportJugend Berlin, gefördert durch die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

Mobiles Team PROjekt Konzeption 2000

Inhaltsverzeichnis 1. 2. 2.1. 2.2. 3. 4. 5. 6. 6.1. 6.2. 6.3. 6.4. 7. 7.1. 7.2. 8.

Einleitung Ausgangssituation Kinder- und jugendgemäße (Er-)Lebenswelten Leitbild des Vereins für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. (VSJ) Projektidee Ziele Zielgruppen Angebotspalette Beratung, Planung und Konzeption Bau- und Gestaltung Sport-, Spiel-, Straßenfeste, Touren und Reisen Multiplikation Kooperationen Kooperationspartner Öffentlichkeitsarbeit Realisierung

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

1.

Einleitung

Das Mobile Team PROjekt entstand 1993 zusammen mit weiteren Mobilen Teams, SportJugendClubs, Mädchenzentren und dem Kick-Projekt unter der Trägerschaft der SportJugend Berlin im Rahmen des vom Berliner Abgeordnetenhaus initiierten Sonderprogramms "Jugend mit Zukunft - gegen Gewalt". Seit 1996 ist der Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. (VSJ) Träger dieser Jugendprojekte. Das PROjekt wird durch die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie gefördert. Im PROjekt arbeiten interdisziplinär vier verschiedene Berufsgruppen (Sozialpädagogik, Sportpädagogik, Landschaftsplanung, Handwerk) zusammen.

Im Mittelpunkt der Arbeit des PROjekts stehen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die im Rahmen der sportorientierten Jugendsozialarbeit in ihrer Szene, an ihren Treffpunkten bzw. an sozialen Brennpunkten der Stadt Berlin aufgesucht und angesprochen werden. Durch gezielte Information und Öffentlichkeitsarbeit werden sowohl Kinder und Jugendliche als auch öffentliche, wirtschaftliche und private Institutionen mit den inhaltlichen Angeboten und Möglichkeiten des PROjekts bekannt gemacht. PROjekt entwickelt jugendgemäße Angebotsstrukturen unter ständiger Erweiterung der Angebotspalette, die auf der Nachfrage und Planungsbeteiligung der Kinder und Jugendlichen beruht, greift aktuelle Wünsche und Bedürfnisse dieser Zielgruppen auf und realisiert gemeinsam Projekte, die vorrangig im Street-, Fun- und Trendsportbereich angesiedelt sind. Zusammen mit Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Kooperationspartnern erobert PROjekt Spiel-, Sport und Bewegungsräume, macht dadurch auf bisher wenig bekannte, bzw. ungenutzte Räume aufmerksam und erschließt neue Erlebnisräume im gesamten Berliner Stadtgebiet.

2.

Ausgangssituation

2.1.

Kinder- und jugendgemäße (Er-)Lebenswelten

Kinder und Jugendliche nutzen in unserem durch hohe Mobilität gekennzeichneten Gesellschaftssystem die Stadt als Bewegungs-, Freizeit-, Erlebnis- und Spielraum. Die vielerorts monofunktionale Flächenzuweisung unterliegt auf Grund der urbanen Nachverdichtung einem höheren Verwertungsdruck, der eine multifunktionale Nutzung der verbliebenen Freiräume erforderlich macht. Gleichzeitig sind in der Metropole Berlin infolge sozialräumlicher Segregation und der Anhäufung vielschichtiger Probleme innerhalb bestimmter Stadtgebiete soziale Brennpunkte entstanden. Kinder und Jugendliche sind in der sich ständig verändernden Lebenswelt hohen Anforderungen an ihre Persönlichkeitsentwicklung ausgesetzt. Ein beschleunigter sozialer, technologischer und ökonomischer Wandel sowie gesellschaftliche Erfordernisse zur Anpassung an eine veränderte Realität stellen die Heranwachsenden vor neue und bisher nicht gekannte Herausforderungen. Unter dem Aspekt von Zukunftsunsicherheit und gesellschaftlicher Integration ist die Frage des Selbstkonzepts für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von eminenter Bedeutung. Für ihre Biografie ist hierbei der gewährte Umfang der zur Verfügung stehenden Ressourcen entscheidend, die sowohl soziale Unterstützung zur Bewältigung von Lebensbelastungen und -risiken, als auch die Wahrnehmung von Lebenschancen bieten (vgl. H. Brandi in: Sport und Soziale Arbeit, Verlag Karl Hofmann, Schorndorf 1998). PROjekt ist ein Teil der zahlreichen Unterstützungsquellen im Berliner Stadtgebiet, wobei einerseits der Aspekt der kinder- und jugendgemäßen Nutzung, Gestaltung und (Rück-)Eroberung von Bewegungsräumen und Flächen für den Bereich der Street-, Fun- und Trendsporttarten im Vordergrund steht. Andererseits fließen - durch die Einbeziehung des Mediums Sport - die As-

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

pekte der Gewaltprävention und auch die Vermittlung sozialer Ziele gleichberechtigt in die Arbeit mit ein.

2.2.

Leitbild des Vereins für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. (VSJ)

Die Konzeption des PROjekts Vereins für Sport und Jugendsozialarbeit.

basiert auf den Grundlagen der Gesamtkonzeption des

Sport und Bewegung bieten jungen Menschen vielfaltige Erfahrungs- und Handlungsräume und fördern die Persönlichkeitsentwicklung. Der VSJ als Initiative der SportJugend Berlin (SJB) unter dem Dach des Landessportbundes Berlin (LSB) arbeitet im Vorfeld der Sportvereine einerseits eng mit Vereinen und Verbänden zusammen und kooperiert zugleich mit anderen Institutionen. Der VSJ hat sich zum Ziel gesetzt, mit sportorientierter Jugendsozialarbeit Alltags- und Lebenshilfe für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu leisten. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Veränderungen ist es jugendpolitisches Ziel des VSJ, Unterstützung für sozial Benachteiligte in schwierigen Lebenssituationen zu leisten. Mit Sport- und Bewegungsangeboten werden vorrangig vereinsungebundene Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene an sozialen Brennpunkten erreicht. Schwerpunkt der lebensweltorientierten Jugendarbeit des VSJ sind die Angebote im Freizeitsport, die niederschwellig und bedürfnisorientiert angeboten werden und die Partizipation ermöglichen. Die Angebote wirken gewaltpräventiv und fördern die soziale Integration. Die Besonderheit des VSJ liegt in der Verbindung von Sport und Jugendsozialarbeit.

3.

Projektidee

Im Rahmen der Gesamtkonzeption des Vereins für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. (VSJ) und unter Berücksichtigung der Leitlinien für eine kinder- und jugendfreundliche Stadt der Senatsverwaltung für Schule. Jugend und Sport orientieren sich die Arbeitsinhalte des PROjekts an den Zielen der Selbstbestimmung und der Partizipation. Hierbei motiviert, unterstützt und beteiligt das interdisziplinäre Team arbeits-, handlungs- und sportinteressierte Kinder und Jugendliche unter Berücksichtigung ihrer eigenen Bewegungsbedürfnisse bei Planungs- und Bauvorhaben. Unter dem Aspekt der Gewaltprävention lernen Kinder und Jugendliche eigenverantwortlich und selbstbestimmt Sport- und Spielgeräte zu entwerfen, Freiflächen und Freizeitanlagen bedürfnisgerecht zu planen, zu verwirklichen und zu nutzen. Diese sinnvolle und produktive Arbeit schafft neue Werte für die Stadt und bietet mannigfaltige Identifikationsmöglichkeiten. PROjekt bietet eine große Bandbreite jugendspezifischer Sportveranstaltungen, insbesondere im BMX-, Inline-Skating-, Skateboard-, Kletter-, Wasser- und Wintersportbereich an. PROjekt vertritt als Unterstützer und Anwalt die Belange von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gemeinsam mit ihnen und in Kooperation mit den unterschiedlichsten öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Einrichtungen entstehen berlinweit Nutzungsflächen, wobei sich Bedarf und Nachfrage in der Großstadtmetropole ständig erhöhen.

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4. Ziele Im Rahmen der sportorientierten Jugendsozialarbeit des PROjekts werden Kinder und Jugendliche an ihren Treffpunkten (u.a. an den sozialen Brennpunkten der Stadt), bei Sport-, Spiel- und Straßenfesten aufgesucht, bzw. durch gezielte Informationen angesprochen und mit den zur Verfügung stehenden inhaltlichen Angeboten und Möglichkeiten bekannt gemacht. Auf der Basis der Partizipation werden Kinder und Jugendliche motiviert und unterstützt, Sportund Spielgeräte eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu entwerfen, unter fachlicher Anleitung zu konstruieren, innerstädtische (Bewegungs)-Räume zurückzuerobern sowie Freiflächen und Freizeitanlagen bedürfnisgerecht zu planen, zu verwirklichen und zu nutzen. PROjekt hilft, die zuständigen Entscheidungsträger zum Wohle der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen miteinander zu vernetzen und die unterschiedlichen Aktivitäten zielgerichtet zu bündeln. PROjekt bietet durch seine Arbeit mit jungen Menschen einen gewaltpräventiven

und sozial-integrativen Beitrag zu deren Persönlichkeitsentwicklung.

5. Zielgruppen Im Mittelpunkt der Arbeit des PROjekts stehen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die im Rahmen der sportorientierten Jugendsozialarbeit in ihrer Szene, an ihren Treffpunkten bzw. an sozialen Brennpunkten der Stadt Berlin aufgesucht und angesprochen werden. PROjekt arbeitet... • mit vereinsungebundenen und -gebundenen Kindern und Jugendlichen • größtenteils mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen • auf der Grundlage der im Wirkungsbereich des Kinder und Jugendhilfegesetzes (KJHG), Sozialgesetzbuch - Achtes Buch (SGB, VIII, §7) - erfassten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen • mit Kooperationspartnern der öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Institutionen • mit allgemein interessierten Personenkreisen

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6. Angebotspalette Die PROjekt

6.1. • •

• •

6.2.

-Angebotspalette umfasst vier essentielle Bereiche:

Beratung, Planung und Konzeption Beteiligungsverfahren mit und für Kinder und Jugendliche mittels: Projekttagen/-wochen, Diskussionsveranstaltungen, Planwerkstätten, Bestandserhebung und Modellbau, Entwürfen, Skizzen, Planzeichnungen, Anleitung für Präsentationstechniken Beratung, Konzeption, Entwurfsplanung und Gutachtertätigkeit für und mit: Jugendeinrichtungen, Schulen, Senatsverwaltungen und Bezirksämtern, Planungsbüros, etc. auf: öffentlichen Freiflächen (Parks, Grünanlagen, Spiel- und Stadtplätzen, Brachen, etc.), Schulhöfen, Sportflächen, Außenanlagen von Jugendeinrichtungen, Grundstücken von Wohnungsbaugesellschaften Konstruktionszeichnungen, Angebotsvergleiche, Warenbestellung, Prüfungen durch TÜV und Unfallkasse Berlin

Bau und Gestaltung

• Bau von: Kleinen, mobilen Rampen, großen, stationären Rampen (Mini-, Quarter- und Half-Pipes, etc., mobilen und stationären Klettertürmen sowie Boulderwänden • Gestaltung von Außenanlagen mittels: Bewegungsmöbeln, Bewegungsparcours, Spiellandschaften, Klettercamps, Begrünungs- und Pflanzaktionen, BMX-Crossbahnen und Trial-Parcours • Innenraumgestaltung für VSJ-Projekte • Ausbesserung, Instandsetzungsmaßnahmen, Reparaturmaßnahmen • Bootsbau und -restaurierung

6.3. Sport-, Spiel-, Straßenfeste, Touren und Reisen •

• •

• • • •

6.4. • • • •

• • • •

Durchführung und Unterstützung von Veranstaltungen mit: Mobilem Rampenparcours (und BMX-Rädern, Inline-Skates, Skate- und Snakeboards, Skatebikes und Einrädern, Schutzkleidung und Helmen), Mobiler Fun-Box, Mobilem Kletterturm (mit Seilen, Karabinern und Gurten), Mobiler Boulderwand Schnupperkurse in den Sportarten: Inline-Skating, Klettern, Kanu-Polo, Skifahren, Snowbording, Street-Tennis Wasser-Schnupperangebote in Kooperation mit dem Wasserfahrzentrum Grünau mit: Kajaks, Kanus, Segelbooten, Fahrten auf der M.S. Spree Organisation von Wettbewerben und Contests Vermittlung von Übungsleitern in den o.a. Sportarten Pädagogisch betreute Stadtabenteuer- und Erlebnistouren, Abenteuer-, Sport- und Erlebnisreisen Verleih von Spiel- und Sportgeräten an nicht-kommerzielle Veranstalter

Multiplikation Helferschulung und Fortbildung Sportliche und handwerkliche Schnupperkurse Praktikantenanleitung, Diplomandenbetreuung Beteiligung an: Gremienarbeit, Fachforen, Stadtteil- und Schulkonferenzen, Workshops, Tagungen, Kongressen und Ausstellungen, Jurytätigkeit Information und Vernetzung im Street-, Fun- und Trendsport- sowie Planungsbereich Öffentlichkeitsarbeit mit Printmedien, Radio- und Fernsehanstalten sowie Internetangeboten Dokumentationen und Veröffentlichungen Durchführung von Infoveranstaltungen und Exkursionen

6

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

7.

Kooperationen

7.1. Kooperationspartner PROjekt als Teil der zahlreichen Unterstützungsquellen im Berliner Stadtgebiet arbeitet mit öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Kooperationspartnern zusammen:





• •

• • • • • •

• •

Öffentliche Kooperationspartner

Senatsverwaltungen für Schule, Jugend & Sport Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie Bauen, Wohnen und Verkehr Inneres Berliner Bezirksverwaltungen mit ihren diversen, jeweils unterschiedlich gegliederten Abteilungen Jugend und Familie, Sport, Bau- und Wohnungswesen, Wirtschaft, Umwelt, Finanzen, Gesundheit, Soziales, Bildung, Kultur, Personal und Verwaltung Landesschulamt Polizei Präsident von Berlin (Straßenverkehrsbehörde) Sportvereine und Verbände Universitäten und Hochschulen Freie Träger der Jugendhilfe Beschäftigungsgesellschaften Jugendausbildungsprojekte Kiez- und/oder berlinweite Gremien mit: Stadtteilkonferenzen Quartiersmanagement - Jugendhilfeausschuss Bezirksverordnetenversammlung - "Grün macht Schule" - Sport-AGs SportJugend-AGs Medien Kirchliche Einrichtungen

7.2

Wirtschaftliche Kooperationspartner • • •

Wohnungsbaugesellschaften Planungsbüros Projektentwicklungsgesellschaften und Sanierungsträger • Garten- und Landschaftsbaubetrieben • Groß- und Einzelhändler - Spielgeräte-Hersteller •

Private Kooperationspartner Kinder Jugendliche Junge Erwachsene Eltern Interessierte Bürger

Private Initiativen

Sportartikel-Hersteller Medien

Öffentlichkeitsarbeit

Neben der Zusammenarbeit mit den unter 7.1. aufgeführten Kooperationspartnern leistet PROjekt eine sowohl projekt- als auch kinder- und jugendspezifische Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Dies geschieht durch: 7

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

• • •

• • • •

Flyer, Stelltafeln und Plakate für Selbstdarstellungen und Veranstaltungshinweise Printmedien, Radio- und Fernsehanstalten, die zielgerichtet über bevorstehende Bau-, Sport-, Spiel- und Reiseaktionen informieren Broschüren wie SPOTS, in denen über Fahrmöglichkeiten und Standorte für BMX, InlineSkating und Skateboarding in Berlin informiert wird Hinweise in Vereins- und Verbandszeitungen Artikel und Berichte in Fachzeitschriften und Journalen Themenspezifische Dokumentationen und Publikationen Internetangebote (auch in Kooperation mit anderen Anbietern)

8. Realisierung Im PROjekt arbeiten vier hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiter/innen, die unterschiedlichen Berufsgruppen entstammen und interdisziplinär zusammenarbeiten: • l Sozialpädagoge/Projektleiter • l Sportpädagogin • l Landschaftsplanerin • l Arbeitspädagoge/Handwerksmeister Im Rahmen der Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM) des Arbeitsamtes werden durch die Sport für Berlin Gemeinnützige Beschäftigung- und Qualifizierungs- GmbH dem PROjekt mehrere Handwerker zur Verfügung gestellt, die das Team vorrangig bei Baumaßnahmen unterstützen. Ein Helfer-Pool mit sportartspezifischen Honorarkräften begleitet die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen insbesondere bei Sport-, Spiel- und Straßenfesten sowie Schnupperangeboten in den einzelnen Sportarten. Diese Teamstruktur und die örtliche Arbeitstrennung der Mitarbeiter/innen erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Koordination auf allen Ebenen.

Das Mobile Team PROjekt arbeitet im gesamten Berliner Stadtgebiet; ihm stehen zwei Basis-Standorte zur Verfügung: • Büroräume und Lagermöglichkeiten im Bezirk Charlottenburg, Hanns-Braun-Str./ Friesenhaus II, 14053 Berlin • , Materiallager und Außengelände, in Treptow am Sterndamm 82; 12487 Berlin Die zwei Büroräume werden von den Mitarbeiter/innen des Teams genutzt, um von hier aus die Verwaltungs-, Veranstaltungs-, Planungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu organisieren und zu koordinieren. Hier finden regelmäßige Teamsitzungen sowie Kooperationsgespräche mit öffentlichen, wirtschaftlichen oder privaten Institutionen statt. Auf Grund seines Status' als Mobiles Team (berlinweit - zu unterschiedlichen Zeiten - an unterschiedlichen Orten) sind die Mitarbeiter des PROjekts nur unregelmäßig an den Basis-Standorten zu erreichen. Es gibt eine wöchentliche Bürozeit, dienstags von 13.00 - 17.00 Uhr; ansonsten sind Terminabsprachen notwendig. Die ist für Kinder und Jugendliche sowie für alle anderen Interessierten und Kooperationspartner Mittwochs von 14.00-18.00 Uhr oder nach vorheriger Terminvereinbarung geöffnet. In der werden Projekttage, -wochen und Workshops mit Kindern und Jugendlichen sowie anderen Gruppen durchgeführt, Beratungs- und Planungsgespräche arrangiert, Modelle und (mobile) Rampenelemente u.a. aus Holz und Metall hergestellt. Den genannten Zielgruppen steht sie als Treffpunkt und Werkstätte zur Verfügung, in der auch Fahrräder repariert werden können. Ebenfalls werden an diesem Standort der Mobile Kletterturm, die Boulderwand, der gesamte Rampenparcours sowie Werkzeug, Maschinen und Baumaterialien gelagert. 8

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

Auf dem Außengelände, das zum Areal des bezirklichen Jugendclubs "Bullinger" gehört, werden in Kooperation mit der vielfaltige kostenlose Sportmöglichkeiten und SchnupperAngebote für Kinder und Jugendliche angeboten, u.a ein Natur-Trialparcours für BMX-Fahrer, kleine Rampenelemente für einen Geschicklichkeitsparcours mit Fahrrädern, Streetballkörbe, eine Streettennisanlage, ein Beach-Volleyballfeld und ein 11m hoher künstlicher Kletterturm. Das Gelände ist ganztägig geöffnet und kann jederzeit genutzt werden. Dem PROjekt steht ein VW-Transportbus zur Verfügung; zusätzlich ist das Mobile Team seit 1997 im Besitz eines Anhängers, der als Spende von der Firma Siemens AG zur Verfügung gestellt wurde. Dieser Fahrzeugpark erhöhte die Mobilität und die Transportkapazitäten des Teams, die durch die zunehmende Angebotserweiterung und veränderten Arbeitsbereiche entstanden sind.

Aus dem jährlich zur Verfugung stehenden Projektetat werden u.a. • die Personal kosten der vier hauptamtlichen Mitarbeiter/innen • die Honorarkosten für den Helfer-Pool • Mieten und Mietnebenkosten • Instandhaltung / Sportmobil • Verwaltungskosten / Versicherungen / Reisekosten • Mittel für die Projektarbeit • Mittel für Öffentlichkeitsarbeit und • projektbezogenen Beschaffungen finanziert Um die Qualitätsstandards aufrecht zu erhalten und mit den neuesten Entwicklungen und Trends in den verschiedenen Arbeitsbereichen auseinander zu setzen, besuchen die Mitarbeiter/innen regelmäßig Fortbildungen. Die Ergebnisse der Arbeit des PROjekts unterliegen ständiger Überprüfung durch Evaluation.

PROjekt

/ November 1999

9

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VSJ - Mobiles Team Erlebnisräume

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

Herrnstr. 16 63065 Offenbach Tel/Fax: 069 - 810 530 Herr Nuschenpickel, Herr Assmann

Soziale Trainingskurse

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) Herbert Nuschenpickel Harald Assmann Herrnstr. 16 63065 Offenbach Tel/ Fax 069 - 810530

Konzeption Soziale Trainingskurse

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

2

1. Ausgangslage

2. Zielgruppe und -Setzung 3. Kursverlauf 4. Kooperation und Vernetzung

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Aktionsgemeinschaft

bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e V 3

l. Ausgangslage Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Wirkungen von Strafrecht und strafrechtlichen Sanktionen weisen darauf hin, daß von einer generalpräventiven Funktion des Strafrechts wohl nur in einen geringen Maße ausgegangen werden kann ( vgl. auch die Diskussion um die Todesstrafe). Die Annahme, daß das Strafrecht eine generalpräventive Wirkung besitzt, liegt die Überschätzung der verhaltenssteuernden Kraft des Strafrechts (Heinz 1988) zugrunde. Noch deutlicher stellen die Forschungsergebnisse die präventive Wirkung von Strafrechtssanktionen und ihre Eskalation in Frage. Die Rückfallwahrscheinlichkeit steigt mit der Schwere der Sanktion, den gegenüber tragen ambulante Sanktionen zur Senkung des Rückfallrisikos bei. Im Hinblick auf den Rückfall zeigen Befunde aus verschiedenen Untersuchungen, daß die Wirkung von harten oder weichen Sanktionen annähernd gleich sind. Aus sozialstaatlicher und humanitärer Sicht sind demzufolge Maßnahmen vorzuziehen die weniger in Menschenwürde und Grundrechtsfreiheiten eingreifen.

Durch die Verankerung spezialpräventiver und täterorientierter Aspekte im JGG bestehen vielfältige Möglichkeiten ambulante Maßnahmen zu praktizieren. Die Jugendgerichtspraxis sollte sich von einer "Denkzettelpädagogik" verabschieden. Denn ein solcher Erziehungsbegriff wiederspricht den Erkenntnissen der Pädagogik: "erzwungene Sozialisation ist eine contradictio in adiecto" (Schüler-Springorum 1969). In diesem Zusammenhang ist ein Verständnis von Sozialarbeit angebracht, daß den Schwerpunkt auf die Unterstützung von Jugendlichen und Heranwachsenden bei ihrer Suche nach neuen Formen und Inhalten für ihren Lebensalltag, bei Versuchen, sich ihre gesellschaftliche Realität anzueignen und eigene Erfahrungen zu produzieren, liegt. Das bedeutet, daß im Umgang mit deliquenten Jugendlichen und Heranwachsenden sowohl Reaktionsformen möglich sein müssen, die ohne Strafoder Erziehungsanspruch auskommen, wie z.B. Diversionskonzepte als auch Formen sozialpädagogischer Angebotsformen und sozialstaatlicher Unterstützungsleistungen für sozial benachteiligte Jugendliche und Heranwachsende. Mit denen vom Verein konzipierten STK wollen wir diesen Ansprüchen gerecht werden.

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V. 4

Die delinquenten Jugendlichen und Heranwachsenden haben häufig eine erhebliche und umfangreiche Karriere des Abweichens hinter sich. Der Ansatz, Impulse für eine mögliche Trendwende zu ermöglichen, kann nicht ausschließlich straftat-konkret und situationsbezogen verfolgt werden. Die gemeinsame Aufklärung von Motiven, Langzeitursachen in der Kindheit und im Entwicklungsverlauf und aktuelle Haltungen zu Problemen bedürfen tiefgehender, persönlicher Auseinandersetzungen und Gruppengespräche. Dies ist besonders günstig in einer Gruppe von Jugendlichen mit ähnlichen Problemlagen, sowie in einem Umfeld in dem gemeinsame Erlebnisse ein vertrauensvolles, freundschaftliches und freudvolles Gruppenklima in relativ kurzer Zeit möglich ist. So kann die notwendige Nähe und Vertrautheit entstehen, um auch persönlich, peinliche Probleme zu besprechen und Gefühle zu beschreiben. Eine solche Situation soll im wesentlichen durch eine erlebnispädagogische und handlungsorientierte Sozialarbeit geschaffen werden. In einer durch Medienund Umweltreize dominierte Gesellschaft werden wir zunehmend auf die Rolle des Konsumenten zurückgedrängt und es bestehen immer weniger Möglichkeiten eigene Erfahrungen zu machen. An die Stelle eines Abenteuers tritt der Fernseh- oder Filmheld, der stellvertretend die Abenteuer durchlebt. Gleichzeitig werden in Schule und Jugendarbeit die Erfahrungen und Fragen der Jugendlichen von der Wirklichkeit abgekoppelt. Statt konkrete Erfahrungen in den Mittelpunkt zu stellen, werden über Medien, Spiele, Gespräche Erfahrungen in Laborsituation künstlich wiederhergestellt. So bleiben Jugendliche und Heranwachsende mit der Übertragung auf ihren Alltag allein. Die STK sollen deshalb Erfahrungsräume anbieten, die unmittelbare, alltagsrelevante Erfahrungen mit Ernstcharakter ermöglichen. Ein solcher Ernstcharakter von erlebnisorientierter Pädagogik zeigt sich auf drei Ebenen: 1. Die an den Jugendlichen und Heranwachsenden gestellten Anforderungen sind real.

70

Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V. 5

2. Sie erfordern aufgrund der Situation Entscheidungshandeln und unmittelbares Umsetzten in Handlung. 3. Sie bieten relativ wenig Flucht und Distanzierung.

Möglichkeit

zur

Die erlebnis- und handlungsorientierte Pädagogik im Rahmen der STK meint Bergwandern, Klettern, Radtouren, Fahrten, Zeltlager o.a. Maßnahmen, bei denen sich Umgebung und Versorgungsstrukturen vom normalen Alltag der Jugendlichen erheblich unterscheiden. Aufenthalt in der Natur und Selbstversorgung in kleinen Gruppen sind anregende und förderliche Faktoren. Erlebnispädagogische- und handlungsrorientierte Sozialarbeit bietet die Chancen für: selbsorganisiertes Zusammenleben in ungewohnter Umwelt. - exemplarischer Auseinandersetzung mit nichtalltäglichen Lebensweisen Reflexion gewohnter eingeschliffener Rollen und Verhaltensweisen. Dieser Ansatz soll jedoch nicht das Besondere, die alternative Inselerfahrung sein, sondern muß in die pädagogische Alltagsarbeit, die ebenfalls erfahrungsintensiv Elemente beinhalten kann, eingebettet sein.

Erlebnispädagogische

und

handlungspädagogische

Sozialarbeit basiert dabei didaktischen Prinzipien:

auf

folgenden

- wenig reden sondern viel mehr handeln. - mitgestalten statt Konsum. heraus aus dem Alltag und Eröffnen neuer Umwelterfahrungen. keine Mutproben und Wettkämpfe, sondern gemeinsame Bewältigung anstehender Aufgaben. - keine Entlassung aus der Verantwortung durch Hierarchie, sondern lernen an den Konsequenzen

eigenen Handelns.

Zusammenfassend soll es im es im Rahmen der STK darum gehen, neue Formen und Inhalte für den Lebensalltag der delinquenten Jugendlichen und Heranwachsenden zu entwickeln. Dabei geht es primär um Erleben und Reflektieren. Das Erleben und Reflektieren bezieht sich auf das Individuum (Handlungskompetenz erweitern, wie z.B. Klettern-, Segeln-Können Grenzerfahrungen machen - sensority awarness) und Gemeinschaft (soziales Lernen, Rollenverteilung, Aufeinanderangewiesen-sein) sowie Natur (Natur wahrnehmen, mit Natur umgehen, ökologisches Bewußtsein).

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

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2. Zielgruppe und -setzung Die STK wenden sich an Jugendliche und Heranwachsende im Alter von 14 -21 Jahren (nach dem Jugendstrafrecht heißen 14 - 18 jährige Jugendliche, 18 - 21 jährige gelten als Heranwachsende), die mehrfach straffällig geworden sind. Das sozialpädagogische Angebot für Jugendliche und Heranwachsende wird durch Beschluß oder Urteil des Jugendgerichts verhängt. An dem Kurs sollen 8 -10 Jugendliche / Heranwachsende teilnehmen. Der/die Teilnehmerin an einem STK unterschreibt eine verbindliche Vereinbarung in der die Maßnahmen des STK beschrieben sind. Ziele und Aufgaben Trainingskurs (STK)

in

einem

Sozialen

Um die Ziele von STKen festlegen zu können muß, die Lebenslage delinquenter, meist benachteiligter Jugendlicher, analysiert werden. Die Veränderung der Jugendphase hat für benachteiligte Jugendliche ein erhebliches Belastungsniveau erreicht. Zur Flexibilisierung und Individualisierung der Jugendphase kommen erschwerend Beschäftigungsprobleme hinzu, die den Jugendlichen in die Warteschleife oder Endlosschleife des Ausbildungs- und Beschäftigungssystem führen und den Erwerb der Handlungskompetenz und der Ich-Balance verwehren. Für viele Jugendliche verschließt sich die ursprünglich offene Zukunft und ihnen wird spätestens jetzt klar, daß sie nicht mit der eigenen Kompetenz ihre Berufszukunft selbst gestalten können, was ein Verlust an Selbstwertgefühl zur Folge hat. Durch den Verlust der Einflußnahme an der Gestaltung der eigenen Biographie schaffen sich Jugendliche Situationen, so der Pädagoge Thiersch, bei dem die "Lebensform Abenteuer .... zu einem zentralen Moment einer charakteristischen Lebensgestaltung, eines charakteristischen Selbstverständnis in der Moderne" wird. Wenn sich kein Zukunftsbild entwickeln kann, werden körperbetonte Strategien zur Lebensform. Der Wunsch nach Nervenkitzel und thrills, die Flucht aus der Langeweile und die jugendgemäße Abenteuerlust kann bei fehlenden Freiräumen und Angeboten schnell in delinquentes Verhalten und Kriminalität abgleiten.

Der Körper wird zum letzten Mittel, um sich selbst und der Gruppe zu zeigen, daß man selbst

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V. 7

etwas

bewirken

kann.

Der

Sieger

einer

gewalttätigen Auseinandersetzung demonstriert für

alle sichtbar, daß er in der Lage ist, die Situation kompetent kontrollieren zu können. Körperliche Fähigkeiten bestimmen die Rangfolge in der Clique. Der Körper und seine Symbole sind konkret, verbindlich und affektiv und erlebte Ohnmachtsgefühle kehren sich um in Machtgefühle. Bis hinein in die Mittelschicht zeigen sich die oben

genannten

Auswirkungen,

weil

viele

Jugendliche das geforderte Maß an Körperdisziplinierung, Sinneseinschnürung nicht selbstständig aufbringen können. Sie reagieren mit aggressiven körperlichen Verhalten gegen außen und sich selbst (S-Bahn-Surfen) , was gegen Lernen und Planen steht. Ohne Rücksicht auf körperliche Verletzung und Verstoß gegen Strafnormen wird das Abenteuer gesucht. Das Maß an Spannung zwischen körperlicher Aktivierung und Körperdisziplinierung ist gestört, was auch

Untersuchungsergebnisse

über

das

keitsbild jugendlicher Straftäter sie

haben

eine

erhöhte

Persönlich-

ausdrücken:

körperbetonte

Risikobereitschaft - Gewaltdelikte mit Körperverletzungen sind Ausdruck dessen, es nie gelernt zu haben mit Angst umzugehen; sie sind angstbesetzter. - sie sind oft Opfer körperlicher Gewaltanwendung - meist der Eltern. - Ohnmachtsgefühle führen oft zu dem Lernerfolg sich mit Gewalt zu befreien - eine Schutzreaktion vor der Angst verletzt zu werden. - sie haben fast nie die positive Erfahrung

gemacht

in

dauerhaften

und

verläßlichen

Beziehungen zu Erwachsenen zu stehen - das

Gegenteil von Verlassensängsten und Mißtrauen ist der Fall. Beziehungsangebote sind angstbesetzt. - sie flüchten sich in kindliche Fantasien bei denen (gestohlene) Konsumgüter und Drogen über ihre Bedürftigkeit hinwegtäuschen. - sie haben ein gestörtes Verhältnis zum Körper, der oft vernachlässigt und wissentlich verletzt wird, um ihren Grenzbereich zu spüren.

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

Mangelnde Konfliktfähigkeit, Kontaktschwierigkeiten und/oder zu geringes Selbstwertgefühl behindern die Beziehungsfähigkeit und Anbindung. Orientierungslosigkeit im Freizeitverhalten und fehlende Perspektiven in der Schule und Ausbildung sind die logische Folge.

Es handelt sich um Jugendliche und Heranwachsende, deren gesellschaftliche und familiäre Integration erheblich gefährdet ist und die einen beruflichen und persönlichen Status haben, der sowohl in der Erwachsenenwelt, wie auch in der Jugendkultur niedrig angesiedelt ist. Meist sind sie materiell unterpriviligiert und ihre Werte und Normen sind eher grobstrukturiert. Sie sind erheblich gefährdet, durch zusätzliche Desintegration in eine Subkultur zu geraten, deren Mitglieder Straftaten zu ihrem Lebensmittelpunkt machen. Sie sind im besonderen Maße gefährdet Straftaten zu begehen. Für diese Jugendlichen gilt, daß ubiquitäre und episodenhafte Kriminalität vorrangig durch Konfliktregelung im sozialen Umfeld geklärt werden sollte. Die Maßnahmen, die der Integration dienen, sind umso wirksamer, je näher sie an der Lebenswelt der Jugendlichen und Heranwachsenden angesiedelt sind und je weniger sie die strafbare Handlung und mögliche Verhaltensdefizite zum Gegenstand sozialpädagogischen Umgangs machen. Zusammenfassend können Zuweisungskriterien sein:

a) Probleme im Freizeitbereich und im Elternhaus - Passives Freizeitverhalten - Aggressives Verhalten - Geringes Selbstwertgefühl/ kein Selbstbewußtsein - Auffälliger Freundeskreis - Fluchtverhalten in Konfliktsituationen - Probleme im Umgang mit Geld - Konflikte im familiären Bereich b) Probleme im schulischen und beruflichen Bereich: - Schulschwierigkeiten, wie mehrfaches Sitzenbleiben oder Schuleschwänzen - Arbeitslosigkeit - Häufiger Stellenwechsel - Mehrmaliger Abbruch der Lehre - Geringes Interesse

- Fehlendes Durchhaltevermögen im Arbeitsbereich

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e. V.

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Als negative Indikatoren, die einer Zuweisung zum STK entgegenstehen, müssen genannt werden:

- Vorliegen einer Alkohohl- oder

Drogenabhängigkeit - Zu geringe deutsche Sprachkenntnisse - Vorliegen einer psychischen Störung, die psychotherapeutische Behandlung erfordert.

3. Kursverlauf Vorbemerkung

Soziale Trainingskurse sind keine natürlichen Gruppenund Gesellungsformen, vielmehr handelt es sich um Gemeinschaften, die sich zu einen bestimmten Zweck auf eine bestimmte Dauer bilden. Wir können nicht davon ausgehen, daß die Jugendlichen aufgrund ihrer Lebenssituation in der Lage sind, sich gruppenadäquat zu verhalten. Deshalb ist ein wesentlicher Bestandteil der STK, den Jugendlichen durch ein methodisches Setting mit einer Kombination von Einzelund Gruppenarbeit, soziales Lernen in der Gruppe zu ermöglichen, d.h. sie gruppenfähig zu machen. Für die Kursdauer sind zweimalige Gruppentreffs pro Woche in der Kombination einer intensiven Einzelarbeit vorgesehen. Darüberhinaus ist ein wesentlicher Bestandteil der Kursarbeit, die sozialen Kontakte der Teilnehmer aufrecht zu erhalten und zu pflegen, sowie eine Vernetzung mit den entsprechenden sozialen Diensten im Umfeld der Jugendlichen zu gewährleisten (vgl Punkt 2 Kooperation und Vernetzung). Die Gruppentreffs dienen u.a. der Vorbereitung der erlebnisorientierten Wochenenden sowie der eingeplanten Wochenmaßnahme. Die Gruppentreffs orientieren sich an unseren konzeptionellen Überlegungen eine Hilfestellung zu leisten, um den Alltag zu strukturien. Das bedeutet, wir geben den Gruppentreffs eine feste Struktur und gehen von regelmäßig wiederkehrenden gemeinschaftsstiftenden Elementen aus, wie z.B. gemeinsame Mahlzeiten, Gruppenlogo bzw. -bezeichnung. Darstellung des Grobverlaufes

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V.

1. Gruppentreffs zwei mal pro Woche parallel Einzelgespräche, Kontakt zu sozialen Diensten einschl. Eltern, Lehrer, etc. 2. Erlebnispädagogische Wochenenden 3. Wochenmaßnahme auf der Basis von Naturerleben I. Vorlaufphase

1. Kontaktaufnahme zu Kursteilnehmer in Zusammenarbeit mit JGH und Jugendgericht. 2. Vorgespräche mit JGH und TN, um Motivation und STK-Ablauf abzuklären. 3. TN-Akte anlegen. 4. Einzelgespräche mit TN führen; ggf. unter Einbezug der Eltern, Freundin oder anderen Bezugspersonen; Informationen von der Lebenssituation und der Problemlage erfassen. II. Ablaufphase STK

1.1. Gruppenphase Vorstellungsrunde (Interessen und persönliche Zielsetzung der TN erfassen mit ausgewählten Methoden). Rahmenbedingungen für gemeinsame Gruppenaktivitäten (Regeln, Konsequenzen bei Nichtbeachtung) erarbeiten (Metaplan). Themen für die Gruppenarbeit finden unter Berücksichtigung der Lebenssituation der Jugendlichen. Gruppenarbeit gemäß Absprache (unterschiedliche Aktivitäten, themen- und handlungsbezogen). 1.2. Gruppenphase Bearbeitung der ausgewählten Themen mit bestimmten Medien (Methode). Praktische Bearbeitung des Themas festlegen und Angebotsformen für das Gruppenwochenende vorstellen. Gruppenwochenende festlegen und Aufgaben vorstrukturieren (TN-Aufgaben erörtern und Aufgabenverteilung vornehmen)

1.3 Erstes Erlebniswochenende TN-Mitgestaltung der Aktivitäten (Natursportangebote; Photo- oder Videoarbeit; Rollenspiele) Handlungsorientierte Methode mit Reflexionsgesprächen; Übertragung der persönlichen Lernerfahrungen auf lebensnahe TN-Situation (Transfer herstellen). Abschlußrunde mit Stellungnahme zu einem ausgewählten Thema.

76

Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e V 11

1.4.Gruppenphase Herausragende Ereignisse vom Gruppenwochenende aufgreifen (Probleme und Verhaltensweisen erkennen; Lösungsstrategien entwickeln; lebensnahe Praxiskonzepte in schulischer, beruflicher, familiärer und Cliquenumgebung) Film oder Videofilm zum Thema oder Referenten -Reflexion 1.5.Gruppenphase Vorbereitung der Wochenmaßnahme (naturnahe Maßnahme mit erlebnispädagogischer Ausrichtung; Bergwandern, Fahrrad- oder Kajaktour) -Erwartungen erfassen -Planung -Materialbedarf -Aufgabenverteilung -Besorgungsgänge -Informationen einholen Mit Hilfestellung und erforderlicher Anleitung muß die Gruppe die Woche eigenverantwortlich organisieren. Erwartungshaltung erfassen und Regeln und

Verhaltensvorgaben

1.6.Wochenmaßnahme Kontrolle von Aufgabenverteilung, Erwartungshaltung.

gemeinsam festgelegen. Planung Überprüfung

und der

Regelmäßige Reflexionsrunden durchführen, um Gruppenprozesse aufzuarbeiten (Ergebnisse festhalten und Ziele mit Kontrollmöglichkeit festhalten) In Einzelgesprächen auf individuelle

Verhaltensweisen

eingehen und Absprachen,

Verantwortungen, Zielperspektiven für gemeinsame Arbeitsschritte herbeiführen. Dokumentation von ausgesuchten Aspekten der Maßnahme (Photographie; Videoaufnahmen) Kreative und handwerkliche Aktivitäten für weitere Projekte festlegen; berufliche und lebensweltnahe Arbeitsthemen (problemorientiert) festlegen, die bis in die Nachbereitungsphase reichen.

1.7.Gruppenphase Nachbereitung, Auswertung, Reflexion Dokumentation mit der Gruppe. Aufgabenverteilung für Arbeitsthemen.

und

1.8.Wochenendabschlußmaßnahme

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Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V. 12

Inhalte orientieren sich am Interesse der Gruppe (freizeitorientiertes Angebot). Ergebnisse vom bisherigen Kursverlauf festhalten -Konsequenzen aus der Sicht des Einzelnen erfassen (selbst vor der Gruppe darstellen lassen).

1.9 Überleitungsphase

Auf der Basis der Aktivitäten und Themenschwerpunkte im Rahmen der Vernetzungsstruktur TN's weiterführende Angebote vorbereiten (z.B. TN`s in Jugendverbände oder Jugendhaus integrieren)

Strukturmerkmale

l.In Einzelgesprächen Arbeitstreffen festlegen und persönliche Situation bearbeiten (Inhalte; gemeinsame Besuche von Ämtern; Ausbildungstätte u.a.) 2.Kontakte zur JGH und/oder zum Jugendrichter, Jugendverbände/ Sportverbände, Jugendhäuser, ASD. 3. Arbeitsprojekte, die offen für Jugendliche ohne Weisung sein können, anbieten. Dazu müssen parallel Absprachen mit Kooperations Partnern herbeigeführt werden (Vernetzung des Arbeitsfeld vgl. 2.). 6. Als feste Anlaufstelle erreichbar sein. Freizeitangebote für Gruppen organisieren (Hilfe zur Selbsthilfe). Diesbezüglich ist der Stellenwert der vernetzen Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen von großer Wichtigkeit.

78

Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V. 13

4. Kooperation und Vernetzung Die STK sind als kurzzeitpädagogische Maßnahmen konzipiert und haben damit einen ergänzenden und komplementären Charakter zu bestehenden Angeboten der Jugendhilfe. Insofern ist es notwendig die STK in ein soziales Netzwerk und ein Kooperationsgefüge einzubetten. Für ein Gelingen der Kurse ist es notwendig mit Fachkräftenlnnen der JGH, sowie anderen Sozialarbeiterinnen, die bereits mit den delinquenten Jugendlichen Kontakt hatten, eng zu kooperieren und Absprachen zu treffen. Ebenso ist eine Kooperation während der Maßnahme mit Eltern, Lehrern und anderen Personen des sozialen Umfeldes sowie sozialen Einrichtungen und der JGH unabdingbar. Zu Ende der STK, in der sogenannten Nachbereitungsphase, soll darauf hingearbeitet werden, die Teilnehmerinnen der Kurse über bereits bestehende Kontakte und möglicherweise auch Projekte an Einrichtungen der Jugendhilfe zu binden bzw. sie dort in bestehende bzw. zu konzipierende Maßnahmen einzubeziehen.

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Essener Sportbund e. V.

Essener Sportbund e.V. Haus des Sports Steeler Str. 38 45127 Essen Tel.: 0202 - 81460 Fax: 0202 - 8146109 Herr Schröder

Sport mit Migrantinnen

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Essener Sportbund e. V.

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Essener Sportbund e. V.

Sport mit Migrantinnen

Projekt

"Sport

mit Migrantinnen"

folgende Sportangebote finden im Rahmen dieses Projektes im Jahr 1999 in Essen statt Gesundheitskurse für türkische Frauen Wann:

Montags 15.30 -17.00 Uhr

Ort:

Emscher Schule in Altenessen Stapenhorststr.20

Leitung:

Iris Pettinger

Wann:

Sonntags 11.00 -13.15 Uhr

Wann:

Ort:

Alte Badeanstalt Altenessen Altenessener Str. 393

Ort:

Stadtbad Nord-Ost Schonnebeck

Leitung:

Kerstin Waitschull

Leitung:

Sportangebote für Mädchen Wann: Ort:

Leitung:

Ramona Seck

Wann:

Montags 15.00 - 17.00 Uhr 14tägig

Turnhalle des WeigleHauses

Ort:

Altendorf

Tanja Rutkowski

Leitung:

Astrid Wagner

Montags 16.00 -19.30 Uhr

Sportnachmittag für Mädchen 8 - 13 Jahre

Selbstbehauptung für Mädchen (Wen-Do)

Dienstags 15.30 -17.30 Uhr

Schwimmen in Stadtbad Nord-Ost

Schwimmkurs für moslemische Frauen

Wann:

28. September 1999

Ort:

St. Michael Kirche

Leitung:

Claudia Kaschinsky

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Essener Sportbund e. V.

ESSENER SPORTBUND e.V. Perspektiven im Essener Sport

000

000

Projekt „Sport mit Migrantinnen"

Einleitende Gedanken Ausgangslage Zielvorstellungen Kooperationen Arbeitsfelder I, II und III Kostenplanung

Essen, im März 1998

Postanschrift: Essener Sportbund e. V., Haus des Sports, Steeler Straße 38. 45127 Essen, Tel. 81 46-0. Fax 81 46- 1 09

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Essener Sportbund e. V.

Einleitende Gedanken Die herausragende integrationspolitische Bedeutung des Sports ist weithin anerkannt. Der Essener Sportbund war und ist ein aktiver Mitstreiter und Gestalter im Hinblick auf die Einbindung von Migrantinnen und Migranten in die Essener Sportszene. Im Jahr 1996 wurde der AB-Maßnahme „Sport mit Ausländern" der Bereich Sport mit Migrantinnen als besonderer Schwerpunkt anvertraut. Aufgabe ist es, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um Frauen aus den verschiedenen Kulturkreisen in das sportliche, kulturelle und soziale Leben des Vereins, ihres Umfeldes und ihres Wohnortes einzubeziehen.

Dem Essener Sportbund ist es ein Anliegen, gerade bei Frauen und Mädchen verschiedener

Nationalitäten fördernd zu wirken. Da Frauen am Ende der Hierarchiekette stehen, sind sie am meisten von Problemen im gesamten Lebensbereich betroffen. Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit schafft Ängste und Spannungen, die sich auch auf das Wohlbefinden in der Familie auswirken. Migrantinnen leiden häufig an Gesundheitsproblemen wie Kreislauf-und Menstruationsstörungen sowie Störungen des Bewegungsapparates wie Rückenschmerzen und geschwollene Gelenke. Gerade auch durch einseitige Belastung im Haushalt sind viele Frauen aus anderen Ländern verstärkt beansprucht, da hier traditionell festgelegt ihre Hauptaufgabe liegt. Für die Gesunderhaltung von Migrantinnen ist der Sport eine wichtige Möglichkeit, den Körper in einen Wohlzustand zu bringen und der Gesundheit zu dienen. Bei jeglicher Konzeption zu Sport mit Migrantinnen ist die große Bedeutung der Familie für die Frauen zu beachten. Die Frauen sind traditionell für die Belange der Kinder zuständig und zwar „rund um die Uhr". Dies bedeutet, daß es für Migrantinnen so gut wie gar keine Freizeit ohne die Kinder gibt. So muß, um den Frauen gerecht zu werden, bei jedem Sporttreiben und bei jeder Veranstaltung die Kinderbetreuung bedacht werden. In unserer Konzeption ist es vorgesehen, daß parallel zu jedem Angebot eine Kinderbetreuung organisiert wird. Das Hauptanliegen dieses Projektes ist es, die Migrantinnen in ihrer eigenen Kultur zu bestätigen und Gemeinsamkeiten zu deutschen Frauen aufzuzeigen, um daraus ein Wohlbefinden, wenn nicht sogar inneren Frieden und Zugehörigkeit zu ihrem Umfeld zu schaffen. Hier zeigt sich die besondere Aufgabenstellung des Sports, der als Vorreiter mit Kreativität, Öffentlichkeitsarbeit und Energie für ein multikulturelles Miteinander wirbt. Laut Essener Statistik leben im Stadtteil Altenessen 6.224 ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus verschiedenen Nationalitäten: Es leben 2.053 türkische, 659 jugoslawische, 312 griechische, 145 italienische, 132 spanische, 279 kroatische sowie 82 portugiesische Mitbürgerinnen und Mitbürger im Stadtteil Altenessen. Außerdem sind noch 2.562 Menschen aus anderen verschiedenen Nationalitäten ansässig. Katernberg, mit 4.049 ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, liegt an zweiter Stelle der Essener Statistik. Insgesamt leben in Essen 55.669 nichtdeutsche Menschen aus 152 verschiedenen Nationen.

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Ausgangslage Der Essener Sportbund setzte sich seit dem Jahr 1993 vermehrt für die Belange von Migranten ein. Ab dem 24.1.1993 tagt der Arbeitskreis „Sport mit Migranten" regelmäßig, um sich mit Planungen im Bereich der Integration Nichtdeutscher in das deutsche Vereinswesen zu befassen und um sich der Probleme nichtdeutscher Sporttreibender anzunehmen. Diesem Arbeitskreis gehören folgende Institutionen an: Ausländerbeirat der Stadt Essen Fußballkreis 13/Fußballverband Niederrhein Sportjugend Essen Stadt Essen Allgemeiner Sozialdienst Altenessen Stadt Essen Jugendamt Stadt Essen Sport- und Bäderbetriebe Turngau Essen Zentrum für Türkeistudien

Eine Partnerschaft mit der türkischen Stadt Canakkale wurde 1984 ins Leben gerufen. Seit diesem Zeitpunkt finden in regelmäßigen Abständen Jugendcamps in einer der beiden Städte statt.

Ab dem Jahr 1991 wurde ein Verein zum deutsch-türkischen Jugendaustausch gegründet. Nun findet jährlich mindestens ein Jugendaustausch statt.

Außerdem betreut der Arbeitskreis in regelmäßigen Sitzungen auslandische Sportvereine, um ihnen bei ihren Problemen zur Seite zu stehen. Der Essener Sportbund und die Sportjugend Essen verfügen über langjährige Erfahrungen mit Mädchen und Frauen im Sport. Sozial benachteiligte Jugendliche werden in Projekte, die zahlreich geführt werden, integriert

Uns sind in Essen folgende Initiativen bekannt, die zur sportbezogenen Arbeit mit Migrantinnen tätig sind: Stadtteilprojekt Katernberg, Fußballverband Niederrhein, Sportjugend Essen, Fanprojekt RWE, Allgemeiner Sozialdienst Altenessen, APOHaus, Zeche Carl, „Perle" Mädchentreff, Verein PSV, AWO-Essen sowie das Projekt „Interkulturelle Wohnkonflikte" im Stadtteil Huttrop.

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Zielvorstellungen Der Essener Sportbund freut sich, nach langjähriger Arbeit nun intensiviert für Migrantinnen Sportgruppen einrichten zu können. Wir möchten es den Frauen nichtdeutscher Nationalität

ermöglichen, Sport kennenzulernen. Die Bedurfnisse der Migrantinnen sind eingehend in den

Informationen der kooperierenden Institutionen vor Ort festgehalten worden, so daß der ESPO die Kurse und das gesamte Projekt an den Bedürfhissen der Migrantinnen ausrichten kann. Aus eigenen Erfahrungen hat sich herausgestellt, daß Migrantinnen selten schwimmen können und in der Beweglichkeit zum großen Teil erheblich eingeschränkt sind. Die Erwartungen sehen so aus, daß wir mit den Angeboten hoffen, viele Migrantinnen zu erreichen, und die Sportangebote von den Frauen und Mädchen voll genutzt werden. Außerdem

erwarten wir eine Öffnung der Migrantinnen zum Thema: „Gesundheit und Sport".

Die Ziele orientieren sich an den Bedürfnissen der Frauen und Mädchen. Der Grundgedanke, alle Migrantinnen in die Vereine im Stadtteil zu integrieren, ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten Das Sportangebot - und das beim ESPO mit dem Projekt verbundene Kulturangebot - soll den Migrantinnen den Freiraum lassen, selber darzustellen, was sie wollen und was die gewollten Strukturen von diesem speziellen Sportbereich sind. Dies bedeutet für den ESPO, ein Einlassen auf die Signale der Migrantinnen und ein ständiges Hinterfragen und Analysieren der bestehenden Situation. Im Grunde ist dies ein sehr waghalsiger Weg, denn die Führung wird somit den Sportgruppen selber übertragen. Der Essener Sportbund freut sich, im Jahr 1998 mit diesem Projekt so viele Migrantinnen wie noch nie ansprechen zu können. Mit dem Projekt wird die Hoffnung verbunden, eine gute Bestandsaufnahme der Möglichkeiten dieses speziellen Bereiches zu bekommen. Wir freuen uns, neue Erkenntnisse über Lebensweisen der Frauen anderer Nationalitäten zu gewinnen, um dann im Anschluß an das Projekt wirkungsvolle Integrationsarbeit durchführen zu können.

Kooperationen Die wesentlichen Kooperationspartner für das Projekt sind: a) Frau Mulise Ergün von der Geschäftsstelle für kommunale Ausländerangelegenheiten im Projekt: Interkulturelle Wohnkonflikte, b) der Leiter des Ausländerbeirates Herr Balaban, c) Herr Mehmet Bingöllü vom Allgemeinen Sozialen Dienst Altenessen, d) Frau Anne Dietrich vom Zentrum für Türkeistudien, e) die Sportjugend Essen, 0 die Sport- und Bäderbetriebe Essen, g) Frau Ruth Köhler, Leiterin des Mädchentreffs „Perle", h) Projektgruppe Katernberg, i) RAA Essen, j) Frau Acht, Schulleiterin vom Aufbaugymnasium Essen und Frau Schwede von dem Sportverein Tus 59 sowie k) Herr Kämpkes von der Hauptschule am Sachsenring.

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Arbeitsfeld I Sportangebote für Migrantinnen 1) Selbstverteidigung für türkische Mädchen im Stadtteil Altenessen Der ESPO möchte diesen Kurs mit Herrn Bingöllü vom „Allgemeinen Sozialen Dienst Altenessen" einrichten. Für die Leitung des Kurses konnte die Deutsche Meisterin im Taek-WonDo, Frau Kayadellen, gewonnen werden. Frau Kayadellen ist Türkin und wirbt als Vorbild für diese Sportart. Außerdem interessieren sich die Mädchen und Frauen für Selbstverteidigung, weil sie sich auf der Straße nicht so sicher fühlen. Dieser Kurs soll den Teilnehmerinnen mehr Selbstvertrauen geben und gleichzeitig Identifikationsmöglichkeiten schaffen. Der Kurs wird nach den Osterferien 12 mal über zwei Stunden geführt werden. Frau Kayadellen bekommt ein Entgeld. Herr Bingöllü konnte die Turnhalle von den Sport- und Bäderbetrieben kostenlos zur Verfugung gestellt bekommen. 2) Selbstverteidigung für Migrantinnen im Stadtteil Katernberg

Außerdem möchte der ESPO ein Angebot mit Frau Karin Neuhaus vom Stadtteilprojekt Katernberg durchführen. Diese Einrichtung wird von vielen Migrantinnen frequentiert. In diesem Stadtteil sind die sozialen Spannungen sehr hoch, und die Frauen fühlen sich in alltäglichen

Situationen unsicher. 14 Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren möchten sich sportlich betätigen

und gleichzeitig an ihrer Sicherheit arbeiten. Die Raummiete entfällt auch hier, da die freie Schule auf der Schalker Straße einen Sportraum kostenlos zur Verfugung stellt. Dieses Angebot wäre ein fortlaufender Kurs für das Jahr 1998, das von Mehmet Ülker geleitet würde. Er ist den Frauen bekannt und sie möchten von ihm unterrichtet werden. Der Kurs würde nach den Osterferien beginnen und bis zu den Sommerferien 9 mal über 2 Stunden geführt werden, hierfür erhält Herr Ülker ein Entgeld. Nach den

Sommerferien findet der Kurs noch 11 mal statt. Es sind insgesamt 20 Sportnachmittage für die Frauen. 3) Wochenende Selbstbehauptung für alleinerziehende türkische Frauen im Stadtteil Katernberg

Dieses Wochenende möchte der ESPO mit Frau Gudrun Schemeit vom Stadtteilprojekt Katernberg durchführen. In dieser Einrichtung sind in letzter Zeit häufiger Probleme zu Erziehungsfragen alleinerziehender türkischer Mütter aufgetreten. Der Umgang mit den Söhnen gestaltet sich für die alleinerziehenden Frauen immer schwieriger. Die Alltagssituation der Frauen ist geprägt von massiven Grenzüberschreitungen seitens der Söhne bis hin zur Verzwei-

felung der Frauen, die nicht mehr wissen, wie sie sich gegen ihre Söhne behaupten können. Aus diesem schwerwiegenden Anlaß hoffen wir, die Frauen in einem Wen-Do-Wochenende zu

stärken, damit sie ihre Grenzen wieder finden und dann auch deutlich setzen können. Ein solches Wochenende bei einer Wen-Do-Trainerin kostet l 000,00 DM für die Kursleitung,

Raummiete würde nicht anfallen. Gleichzeitig würde eine Studentin die Kinderbetreuung für 15,00 DM die Stunde übernehmen. Ein solches Wochenende würde 15 Stunden Unterricht beinhalten.

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4) Selbstbehauptung für Mädchen aus dem Stadtteil Altendorf Der ESPO möchte diesen Kurs mit Frau Ruth Köhler aus dem Mädchentreff „Perle", ein Projekt der christlichen Arbeiterjugend, einrichten. Die Mädchen im Alter von 8 bis 18 Jahren trauen sich im Dunkeln nicht mehr heraus zu gehen und möchten lernen, sich zu behaupten. Die Hälfte der Mädchen stammten aus dem arabischen Raum. Der Kurs sollte 2 Stunden einmal die Woche über 10 Wochen stattfinden. Beim ersten Kurs nach den Osterferien werden die 9 bis 12 jährigen Mädchen aufgefordert, ihre Grenzen zu erproben. Im Anschluß daran lernen dies die 12 bis 15 Jährigen nach den Sommerferien. Die Kursleiterin bekommt ein Entgeld. Eine Raummiete fällt nicht an. 5) Wochenende Selbstbehauptung für Migrantinnen, die neu in Deutschland leben Der ESPO möchte dieses Wochenende mit Frau Acht, der Schulleiterin des Aufbaugymnasiums, einrichten. Auf dieser Schule werden 460 Schülerinnen aus 37 Nationen unterrichtet. Jedes Jahr wird eine Sonderklasse für neu nach Deutschland eingereiste Migrantinnen eingerichtet. In dieser Klasse sind die Frauen erheblich schüchtern bis verängstigt. Sie kommen zum großen Teil aus den Krisengebieten oder Kriegsgebieten dieser Welt. Diese Mädchen und Frauen möchten wir durch Selbstbehauptung stärken. Die Wen-Do-Trainerinnen sind befähigt, eine behutsame aber sehr effektive Stärkungsarbeit der Selbstsicherheit durchzuführen. Mit großer Sensibilität und aufgrund ihrer sehr gezielten Ausbildung können nur diese Trainerinnen diese spezielle Gruppe der überlebenden Migrantinnen mit Gewalterfahrungen in ihrem Selbstwertgefühl stärken. Die Kursleiterin bekommt ein Entgeld. Eine Raummiete entsteht nicht, da die Turnhalle der Schule genutzt werden kann. 6) Schwimmlernkurs für Migrantinnen in Essen Mitte Mit der Sparte Schwimmen möchte der ESPO einen Kurs donnerstags von 20.45-21.30 Uhr einrichten. In diesem Kurs können Frauen tamilischer Herkunft aus dem Tamilischen Sprachdienst und Kulturverein e. V. und Frauen vom Aufbaugymnasium Schwimmen lernen. Aus Gründen der Sicherheit ist es wichtig, daß Migrantinnen schwimmen können. Zusätzlich entsteht ein Selbstwertgefühl, wenn die Frauen etwas lernen, daß ihnen unbekannt war. Im sich stellen der Herausforderung gewinnen die Frauen eine Steigerung des Selbstwertgefühles und gleichzeitig sind sie aktiv für ihre Gesundheit tätig. Die Kursleiterin erhält ein Honorar. Der Kurs sollte langzeitig angeboten werden, da mehr Sicherheit im Schwimmen entsteht. 7) Schwimmlernkurs im Stadtteil Holsterhausen Wie in Essen Mitte möchte der ESPO mit der Sparte Schwimmen dienstags von 20.00 bis 20.45 Uhr einen Schwimmlernkurs in Holsterhausen einrichten. Zu diesem Zeitpunkt ist es möglich, daß nur Frauen im Bad in der Rubensstraße 54 anwesend sind. Das Schwimmbad ist außerdem nicht von außen einzusehen. Die Kursleiterin erhält ein Honorar. Der Kurs sollte ebenfalls über das gesamte Jahr laufen.

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8) Frauen-Bade-Tag im Nord-Ost-Bad Schonnebeck

Mit der Projektgruppe Katernberg, Frau Schwede vom Tus 59 und den Sport- und Bäderbetrieben und dem ESPO gibt es montags nachmittags diesen Frauen-Bade-Nachmittag von 16.00 bis 19 00 Uhr. Er findet bei Frauen aus dem arabischen Raum großen Zulauf. Die Zahlen haben sich laut Statistik des Schwimmbades auf ca. 100 Frauen und Kinder eingependelt. Aufgrund der großen kulturellen Unterschiede und der Fremdheit der Ordnungen in der Schwimmhalle, muß dieses Angebot personell in hohem Maße betreut werden. Frau Rastelli vom ESPO und Frau Neuhaus aus der Projektgruppe Katernberg sowie Frau Schwede vom Tus 59 organisieren gemeinsam die Belange dieser Badezeiten. Es wird außerdem vor Ort eine

Dolmetscherin eingesetzt, die die Schwimmeisterinnen in ihrer Arbeit unterstützt. Das Lehrbecken kann nicht beaufsichtigt werden, also müßte es geschlossen werden. Da aber nur sehr wenige Frauen und Kinder schwimmen können bietet es sich an, dort einen Schwimmlernkurs bzw. drei Kurse einzurichten. Die Kursleiterin und die Übersetzerin erhalten ein Entgeld.

9) Gesundheitsangebot: Bewegung für türkische Frauen im Stadtteil Altenessen Diese Gruppe wird aus dem Vorjahr weitergeführt. Herr Bingöllü vom „Allgemeinen Sozialen Dienst Altenessen" steht als Kooperationspartner weiterhin zur Verfügung. In dieser Gruppe befinden sich nun auch ältere Frauen, die einen Bandscheibenvorfall oder ein Knie- bzw. Hüftleiden haben. Die Gruppenstärke hat sich bei ca. 10 Frauen und 12 Kindern eingependelt. Das Sportangebot beinhaltet zum größten Teil Wirbelsäulengymnastik und sanfte Bewegungsübungen. Die Gruppe findet nun montags von 14.30 bis 16.00 Uhr statt. Bisher konnte die Kinderbetreuerin von Herrn Bingöllü finanziert werden. Leider ist dies nicht mehr möglich. So fallen Kosten für die Kursleitung von 70,00 DM und für die Kinderbetreuung 25,00 DM pro Sporteinheit an. Eine Raummiete entfällt, da Herr Bingöllü die Halle kostenlos zur Verfügung bekommt.

10) Sportkurs für Migrantinnen im Stadtteil Katernberg

Angedacht ist mit Frau Birtin Ural vom Stadtteilprojekt Katernberg, einen Sportkurs für ca. 18 30 bis 50 jährige Türkinnen einzurichten. Frau Ural betreut diese Frauen bei einem Frauenfrühstück einmal die Woche. Bei diesen Frauen besteht Bewegungsmangel und Unbeweglichkeit. Diese Gruppe könnte sich donnerstags von 9 00 bis 11.00 Uhr im Jugendzentrum Katernberg kostenlos sportlich betätigen. Die Kursleiterin würde ein Entgeld erhalten. 11) Mutter und Kind Sportgruppe im Stadtteil Huttrop

Der ESPO möchte mit Frau Ergün vom Projekt „Interkulturelle Wohnkonflikte" einen „Mutter und Kind" Kurs einrichten. Zur Zielgruppe gehören 8 libanesische, 15 türkische und 3 marokanische Frauen mit ihren Kindern. Diese Frauen leben in unzumutbaren Wohnverhältnissen auf sehr beengtem Raum. Um etwas für die Gesundheit dieser Frauen und Kinder zu tun, wurde dieses Bewegungsangebot überlegt. Für die Frauen ist es wichtig aus ihrer häuslichen Isolation herauszukommen, um mit anderen Frauen in Kontakt zu treten. Die Kursleiterin würde für das Jahr 1998 ein Honorar erhalten.

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12) Jazzdance Gruppe für Mädchen im Stadtteil Huttrop

Der ESPO möchte mit Frau Ergün vom Projekt „Interkulturelle Wohnkonflikte" zwei Gruppen Jazzdance für libanesische Mädchen anbieten. Dienstags von 17.30 bis 18.15 Uhr und dann direkt danach von 18.15 bis 19.00 Uhr könnten die Mädchen ihr Selbstbewußtsein stärken, indem sie sich tänzerisch auszudrücken lernen. Die Mädchen haben sonst keine Möglichkeit in einem geschützten Rahmen etwas nur unter Mädchen zu lernen. Die Altersdifferenzierung von 10 bis 14 und von 7 bis 9 Jahren ist aus Entwicklungsgründen notwendig. Die Kursleiterin kann das Theodor Fliedner Haus kostenlos nutzen und erhält ein Entgeld. 13) Hip Hop für Mädchen im Stadtteil Altendorf

Frau Köhler vom Mädchentreff „Perle" möchte in Kooperation mit dem ESPO zwei Kurse Street Dance einrichten. Diese Einrichtung wird von 8 bis 18 jährigen Mädchen besucht, deren Eltern zu einem großen Anteil aus dem arabischen Raum stammen. Die Mädchen möchten dem Modetrend folgen und die modernen Tanzschritte erlernen. Diese Kurse könnten den Mädchen ein Stück mehr das Gefühl geben, zu ihren Altersgenossinen deutscher Herkunft zu gehören. Die Musik dieser Tänze vermittelt Lebensfreude und die Botschaften der einzelnen Lieder, die zum Miteinander der Kulturen anregen. Die zwei Kurse sind aus Altersgründen differenziert. Die erste Altersgruppe wäre von 8 bis 11 Jahre und die zweite von 12 bis 16 Jahren. Die Kursleiterin würde ein Entgeld erhalten. 14) Schnupperstunden Reiten für Mädchen im Stadtteil Steele Horst

Der ESPO möchte mit Herrn Kämpkes von der Hauptschule am Sachsenring als Kooperationspartner einen Reitnachmittag auf dem Reithof Essen Steele Horst durchführen. Der Ansprechpartner im Reitverein ist Herr von Almsik. Der Traum der Migrantinnen der Hauptschule am Sachsenring sind Pferde. Die 12 Mädchen, die an diesem Angebot teilnehmen können, schwärmen für Pferde und möchten gerne reiten lernen. Bisher war ihnen der Zugang zum Reiten nicht möglich. Nun soll den Migrantinnen der Weg zum ganz nah gelegenen Reitverein geebnet werden. Geplant ist zuerst die Besichtigung der Ställe mit einer Fragerunde an die Pferdepflegenden. Danach ist Reiten mit den schönen Pferden erlaubt. Das Reitangebot klingt bei Kakao und Kuchen im Casino, von wo die Blicke durch das Panoramafenster auf die Tiere in der Reithalle gehen, aus. Der Reitverein Steele Horst stellt Honorarkosten und Beköstigungskosten in Rechnung. 15) Lesungen für Frauen von einer Migrantin

Die Lesungen werden über die Gefühle einer Schriftstellerin, die nach Deutschland migriert ist, handeln. In einem Kreis von ca. 30 Migrantinnen wird eine lebendige Lesung mit Fragen und Antworten geführt werden. Dieser Nachmittag ist gedacht als Erfahrungsaustausch von Migrantinnen. Den Frauen soll das Gefühl vermittelt werden, daß sie mit ihrer Lebensweise und ihren Gefühlen nicht allein sind. Das Honorar für die Schriftstellerin beträgt 250,00 DM. Für die Raummiete wird 100,00 DM gezahlt.

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16) Ausbildungen von Übungsleiterinnen (3)

Der ESPO konnte zwei Frauen für die Ausbildung zur Übungsleiterin gewinnen. Diese beiden Frauen möchten an der ÜL-Ausbildung für Migrantinnen teilnehmen. Es sind Frau Birtin Ural, am Lindenbruch 17, in 45327 Essen. Frau Ural möchte türkische Frauen in Altenessen unterrichten und eine Volleyballgruppe einrichten. Frau Hassanabadi, Helgolandring 102, in 45149 Essen, spielt in einem Verein Volleyball und möchte gerne selber Trainingsstunden unterrichten. Sie lebt seit 5 Jahren in Deutschland und ist im Iran geboren. Die dritte Person ist ein 16 Jahre altes Mädchen namens Asli Ergün. Zur Zeit ist sie in der Ausbildung zur Fotolaborantin. In Zukunft möchte die Sportbegeisterte gerne Kurse leiten. Für sie wäre die ÜL- Ausbildung vor Ort das Richtige. Diese Ausbildung wird 800,00 DM kosten.

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Essener Sportbund e. V.

II. Arbeitsfeld

Vorhandene Sporteinrichtungen auf frauengerechte Belange überprüfen, Kontakte zu Vereinen herstellen und frauen/mädchenfreundliche Angebote vermitteln

• Aufklärung durch Vorträge und persönliche Ansprache der Vorstände und Übungsleiterinnen in den Sportvereinen, um andere Kulturen transparent zu machen und eine Basis des Verstehens zu schaffen.

• Kontakte zu den Sportvereinen vertiefen, um an Hand von Ortsbegehungen und Gesprächen mit den Übungsleiterinnen und den Vorständen, die Frauenfreundlichkeit der Vereine zu überprüfen.

• Kontakte zu Stadtteilläden aufnehmen, um die dortigen Belange der Mädchen und Frauen verschiedener Kulturkreise aufzugreifen und umzusetzen. Spezielle Angebote und Vereine auf deren vorhandene Infrastruktur überprüfen, um Migrantinnen in diese Angebote zu integrieren.

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Essener Sportbund e. V.

III. Arbeitsfeld Maßnahmen im Rahmen des Projektes „Sport mit Migrantinnen" 1. Erstellen eines Infostandes

Für den Migrantinnenbereich wird ein Infostand eingerichtet, der Probleme erklärt und die Belange von Frauen verschiedener Nationalitäten verdeutlicht. Dieser wird bei allen öffentlichen Veranstaltungen vom ESPO aufgestellt und betreut.

2. Rundfunk- und Pressearbeit

Im Rahmen des ESPO-Radios werden aktuelle Themen des Bereichs „Sport mit Migrantinnen" referiert werden. Außerdem wird die Presse darüber berichten.

3. Vorträge

In der Öffentlichkeit wird am Verständnis der einzelnen Kulturen, speziell der entsprechenden Frauenrolle, in Zusammenarbeit mit dem Sensibilisierungsprojekt gegen Fremdenfeindlichkeit des Zentrums für Türkeistudien gearbeitet.

4. Kontakte zu Essener Sportvereinen

Kontakte knüpfen zum Erfahrungsaustausch und um Frauen aus den verschiedensten Nationalitäten die Möglichkeit zu geben, sich in Sportvereine zu integrieren.

5. Lesungen nur für Frauen

Die Lesung mit einer Migrantin dient dem Austausch von Erfahrungen mit dem Leben in der Fremde.

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Evangelische Fachhohschule Freiburg

Evangelische Fachhochschule Bugginerstr. 38 79114 Freiburg Tel.: 0761 - 478 122 8

Fax: 0761 - 478 123 0 Herr Prof. Dr. Seibel e-mail: [email protected]

SPOSA

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Evangelische Fachhochschule Freiburg

Badische

SUDBADISCHE SPORTSCHULE STElNBACH

Sportjugend

Badischer Sportbund Freiburg

efh Evangelische Fachhochschule Freiburg

ZERTIFIKAT SPORTBEZOGENE, LEBENSWELTORIENTIERTE SOZIALE ARBEIT MIT SOZIAL BENACHTEILIGTEN JUNGEN MENSCHEN

FÜR HERRN / FRAU

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Evangelische Fachhohschule Freiburg

Sport ist ein gesellschaftlicher Bereich, der immer schon ohne Grenzen funktionierte und der sogar darauf beruht, daß durch Sport Grenzen des Geschlechts, der Nationalität, der Rasse, der Hautfarbe, der sozialen Klasse überwunden werden. (Hans Hansen)

ZIELSETZUNG Sport kann einen entscheidenden Beitrag bei der Lösung von sozialen und gesellschaftlichen Problemen leisten, insbesondere im Sozialisations- und Entwicklungsprozeß junger Menschen oder bei der Integrierung von gesellschaftlichen Randgruppen. Dies ist vor allem unter präventiven Gesichtspunkten von Bedeutung. Es ist Aufgabe der (sportbezogenen) Arbeit mit jungen Menschen, ausgleichend auf soziale Benachteiligungen und Gefährdungen einzuwirken. Sie spricht Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und solche in besonderen Problemlagen an, bietet ihnen Beratung und Hilfe und fördert ihre Integration in die Gesellschaft. Eingebettet in sozialpädagogische Präventivmaßnahmen und Integrationsprogramme können Sportangebote als flankierende Maßnahmen positive Wirkungen in unterschiedlichen Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsbildung von sozial benachteiligten jungen Menschen ermöglichen. Die Schaffung von dauerhaften Kontakten und festen Beziehungsstrukturen in der Lebenswelt der jungen Menschen und im Gemeinwesen, auch durch Kooperationen und Bündelung verschiedener Organisationen, ist dabei das hauptsächlich verfolgte Ziel.

INHALTE Im Zentrum der Ausbildung im Bereich Breiten- und Freizeitsport stand u.a. der Erwerb einer Handlungskompetenz bei der Durchführung und Planung freizeit- bzw. breitensportorientierter Sportangebote im Zentrum. Um diese den Bedürfnissen, Interessen und Fertigkeiten der jeweiligen Zielgruppen entsprechend durchführen und nach pädagogischen Zielsetzungen ausrichten zu können, wurden in der Theorie sportwissenschaftlichen Grundlagen und Hintergründe (Didaktik/Methodik, Sportmedizin/Trainingslehre etc.) vermittelt.

In Theorie und Praxis wurden Wege aufgezeigt, wie sozialschwachen und zugleich überwiegend sportfernen Bevölkerungsgruppen der Zugang zu Sport, Spiel und Bewegung ermöglicht bzw. erleichtert werden kann. Durch die Vorstellung von beispielhaften Projekten wurden in gemeinsamen Lehrgängen mit den ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Sportvereine die Anforderungen und Zielsetzungen der sozialen Offensive im Sport und die Grundlagen des umfangreichen konzeptionellen und praktischen Einsatzes von Sport, Spiel und Bewegung als Medium

des Handeins in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit und der Sportvereine sowie - verbände

vermittelt.

Über die bisherigen Leistungen. Bemühungen und Bestrebungen von Seiten der Sportorganisationen in der Arbeit mit sozial benachteiligten jungen Menschen wurde informiert und die Zielsetzung ,,Sport für alle" als gemeinsames Anliegen des Sports und der Sozialen Arbeit deutlich gemacht.

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Evangelische Fachhochschule Freiburg

Im Zentrum des sportpraktischen Teils stand die Vermittlung eines „erweiterten Sportverständnisses", das u a. folgende Aspekte umfaßt: • abwechslungsreiche sportliche und außersportliche Angebote (Neue Bewegungskultur, Abenteuer-u.Erlebnissport, Straßensportkultur etc.) Berücksichtigung spontaner Bedürfnisartikulationen Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung keine Ausrichtung auf Leistungsmaximierung, Technikverbesserung und Wettkampf Konzepte der offenen Jugendarbeit Kooperation und Vernetzung mit anderen Jugendverbänden Orientierung auf Wohnviertel Verschiedene Praxisphasen ermöglichten die Umsetzung und Erprobung der erworbenen Handlungskompetenzen in Feldern der Sozialen Arbeit aber auch bei Sportvereinen und verbänden.

UMFANG DER AUSBILDUNG Der Ausbildungslehrgang wurde parallel und studienintegriert zum Studium der Sozialarbeit

/ Sozialpädagogik / Religionspädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg -

Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie und Religionspädagogik - durchgeführt und umfaßte

• eine 120-stündige Ausbildung zum/r staatlich anerkannten nebenberuflichen Übungsleiter/in „Ü" (Profil: Kinder / Jugendliche) an der Südbadischen Sportschule Steinbach im 1./2. und 3./4. Semester • ein 40-stündiges Seminar „Sport für alle - Sport für sozial benachteiligte junge Menschen" der Badischen Sportjugend Freiburg und der Evangelischen Fachhochschule Freiburg im 374. bzw. 778. Semester • ein 20-stündiges sportpraktisches soziales Projekt im 4. bzw. 8. Semester • die sportbezogene soziale Praxis als 105-stündiges studienbegleitendes Praktikum mit begleitender Supervision im 374. Semester oder als sechsmonatiges Praxissemester im 5. oder 5. Semester mit begleitender Supervision und Praxisbetreuung durch die Evangelische Fachhochschule Freiburg

• die Diplomarbeit mit dem Thema:

Dieses Zertifikat ist nur gültig im Zusammenhang mit dem Diplomzeugnis der Evangelischen Fachhochschule Freiburg.

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Evangelische Fachhochschule Freiburg

Herr/Frau

geb. am

in

hat an der Ausbildung zur Erlangung des Zertifikats „SPOSA" ( Sportbezogene, lebensweltorientierte Soziale Arbeit mit sozial benachteiligten jungen Menschen) an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg in Kooperation mit der Südbadischen Sportschule Steinbach und der Badischen Sportjugend Freiburg teilgenommen und diese mit Erfolg abgeschlossen.

Freiburg, den

Prof. Dr. Joachim Walter Rektor der Evangelischen Fachhochschule Freiburg

Prof. Dr. Bernd Seibel Projektleiter, Evangelische Fachhochschule Freiburg

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Evangelische Fachhochschule Freiburg

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TUS Aschendorf (Ems) . V.

TUS Aschendorf (Ems) e.V.

Wachtelstr. l 26871 Aschendorf Tel.: 04962 - 914 161 Fax: 04962 - 914 164 Tel.: pr. 04962 - 835 Herr Möhlenkamp

Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte "Brüninghaus"

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TUS Aschendorf (Ems) e. V.

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TUS Aschendorf (Ems) e. V.

Brüninghaus-Projekt für arbeitslose Jugendliche

Die Probleme der hohen Arbeitslosigkeit im Raum Emsland-Ostfriesland sind vielen innerhalb der eigenen Familie. bei Freunden oder Bekannten schmerzhaft bekannt. Leider stellt diese Region im Bereich der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Bundesdurchschnitt immer wieder neue Rekor-

de auf

Die fehlenden Arbeits- und Ausbildungsplätze für unsere Jugendlichen lassen unsere heranwachsenden jungen Menschen ohne Hoffnung in die Zukunft blicken. Besonders betroffen sind Jugendliche ohne abgeschlossene Schulausbildung Die Anstrengungen der Arbeitsamter und Kommunen sind oft vorbildlich, reichen aber nicht aus Firmen und Handwerksbetriebe. Amter und Institutionen müssen alle dazu beitragen, das dringendste Problem der heutigen Zeit zu lösen. Auch die Deutsche Sportjugend hat neben vielen anderen Gruppen ihre Verpflichtung, zur Lösung des Problems der arbeitslosen Jugendlichen beizutragen, erkannt und versucht, mit mehreren Programmen den ihnen anvertrauten jungen Menschen zu helfen. Anläßlich einer von der Deutschen Sportjugend veranstalteten Arbeitstagung ,,Sport mit arbeitslosen Jugendlichen am 8./9. Februar 1985 in Bielefeld wurde von den Tagungsteilnehmern aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens die Konzeption und bisherige Durchführung des Projektes ,,Brüninghaus" in Aschendorf als wohl einmalig und nachahmenswert hervorgehoben. Besonders intensiv wurde dabei der sozialpädagogische Ansatz diskutiert, die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte ,,Brüninghaus" für Maßnahmen mit arbeitslosen Jugendlichen zu bauen und zu nutzen. Die Mitglieder und der Vorstand des TuS Aschendorf waren und sind bereit, ihren Beitrag zur Linderung der Arbeitslosigkeit der Jugendlichen zu leisten Der TuS Aschendort ist davon überzeugt, mit der Inbetriebnahme der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte zu einer spurbaren Verbesserung der Situation der Jugendlichen beizutragen.

Gelegenheit hierzu bot ein unmittelbar am Sportgelände des TuS Aschendort freigewordener Bauernhof. Sofort nach Aussiedlung des Landwirtes erkannte der TuS Aschendort die Möglichkeit, in diesem Haus eine Jugendbildungsstätte zu schaffen. Im ostfriesischen Gulfhaus des ausgesiedelten Bauern Eiken-Brüning war genügend Platz, um das Haus für unseren Sportverein und die Sportjugend und Jugend allgemein zu nutzen Die notwendigen vier zusatzlichen Umkleidekabinen mit Naßzellen für die vielen Mannschaften des Vereins fanden in dem in der Vergangenheit für die Winteraufstellung der Kühe genutzten ,,Kuhstall" Platz. Im Gulf wurden ebenerdig ein großer Versammlungsraum, eine Küche, ein Medienraum und Toiletten und im 1 Geschoß acht Schlafräume mit 35 Betten, zwei Duschräume und die notwendigen Toiletten eingerichtet Im Dachboden sind ein gemütliches Besprechungszimmer und ein Leseraum untergebracht. Nachdem die Deutsche Sportjugend in Frankfurt sich unserer Maßnahme annahm und uns weitere Finanzierungstopfe erschloß, konnten ein schöner Innenhof mit Grillplatz und die ,,Wagenremise" zusatzlich gebaut werden. - Die Wagenremise ist in zwei weitere Gruppenräume, einen Kraftraum, ein Büro und einen Abstellraum aufgeteilt. Das Kultusministerium in Hannover, der Landessportbund Niedersachsen, der Landkreis Emsland, der Kreissportbund und die Stadt Papenburg haben nach Vorlage der Plane und zum Teil persönlicher Anschauung des geplanten Objektes die ausgezeichneten Möglichkeiten einer noch umfangreicheren Arbeit an und mit der Jugend der näheren und weiteren Umgebung erkannt. Bei der Verwirklichung des Projektes hat der TuS Aschendorf in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt Leer ,,Außenstelle Papenburg" und der Stadt Papenburg erkannt, daß nicht nur bei der späteren Nutzung des Hauses, sondern auch beim Bau des Hauses selbst die Möglichkeit bestand arbeitslose Jugendliche einzusetzen. Es wurde für das Objekt ,,Brüninghaus" ein Lehrgang ,,Arbeit und Lernen eingerichtet Von 30 arbeitslosen Jugendlichen wurden 15 an der Baustelle und 15 in der Schule, wöchentlich wechselnd eingesetzt Am Gebäude wurden die Jugendlichen m die Arbeitsweit eingeführt und m der Schule wurde versucht. Lerndefizite aufzuarbeiten, um eventuell noch den Hauptschulabschluß zu erreichen.

Die Arbeit des TuS Aschendorf mit den arbeitslosen Jugendlichen fand schon allem wegen der Teilnehmerzahl bundesweit Aufmerksamkeit Darüber hinaus war das Ergebnis der im Laufe von 21/2 Jahren an der Maßnahme beteiligten 63 arbeitslosen Jugendlichen überraschend. über die Hälfte holte einen Hauptschulabschluß nach, erhielt eine Lehrstelle oder wurde in einen Arbeitsplatz vermittelt Mitte Mai 1985 erzielte das Projekt ,,Brüninghaus beim Jugendempfang im Garten der Villa Hammerschmidt in Bonn nicht nur beim Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker größtes Interesse sondern auch Bundestagspräsident Philipp Jenninger sowie der Präsident der Arbeitgeberverbände. Otto Esser, und Handwerkspräsident Paul Schnittker ließen sich die Maßnahme ausführlich erklären Die höchste Auszeichnung erhielt der TuS Aschendorf im Januar 1986 mit der Verleihung der Sportmedaille des Landes Niedersachsen für die ,,nachahmenswerte Arbeit mit arbeitslosen Jugendlichen, besonders in Hinsicht auf ein soziales und verantwortliches Einbinden Jugendlicher in den Sportverein. Parallel zur Errichtung des Brüninghauses wurde vom Arbeitsamt das Projekt ,,Sport mit arbeitslosen Jugendlichen" genehmigt Der Kreissportbund Emsland hatte mit Unterstützung des Arbeitsamtes einen arbeitslosen Lehrer als ABM-Kraft eingestellt, der mit arbeitslosen Jugendlichen Sport trieb und versuchte, das Interesse der Jugendlichen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu wecken Nach Fertigstellung des Brüninghauses steht nun das Haus mit den 35 Betten Sportgruppen. Schulen. Vereinen, Verbänden und Familien zur Verfügung und wird inzwischen sehr gut genutzt. Zusätzlich wurde seit Anfang dieses Jahres beim TuS Aschendort mit dem Standort Brüninghaus vom Arbeitsamt ein weiteres Projekt für mehrere arbeitslose Lehrer. Sportlehrer oder Sozialarbeiter genehmigt, die sich um arbeitslose und gefährdete Jugendliche kümmern sollen, um sie aus der Isolation und den Spielhallen zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung zu führen. Der Kraftraum in der Wagenremise wird dafür genutzt werden können Leider konnten bisher keine für eine AB-Maßnahme passenden arbeitslosen ,,Sozialarbeiter" gefunden werden Kontaktadressen: Weitere Informationen über dieses Pro-

jekt sind erhältlich bei TuS Aschendorf Josef Möhlenkamp Wachtelstraße 1 2990 Aschendort Tel. (04962) 8 34 (privat), (04962) 14 31 (dienstlich)

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TU S Aschendorf (Ems) e. V.

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TUS Aschendorf (Ems) e.V.

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Fussball und Leichtathletikverband Westfalen Kreis Siegen - Wittgenstein

Fußball und Leichtathletikverband Westfalen Kreis SiegenWittgenstein Am Sohlbach 34 57078 Siegen Tel.: 0271 - 404 221 9 Fax: 0271 - 404 221 7 Tel.: pr. 0271 - 816 37 Herr Winkler

Interkurs Siegen

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Fussball und Leichtathletikverhand Westfalen Kreis Siegen - Wittgenstein

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Fussball und Leichtathletikverband Westfalen Kreis Siegen - Wittgenstein

"Soziale Initiative und Offensive im Jugendsport" Fachtagung der DSJ vom 24. - 26. November 1999 in Berlin

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INTERKURS International deutsch-türkisches Fußball - Jugendprojekt des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen Kreis Siegen-Wittgenstein (KOOP-Partner: Stadt Siegen - Jugendamt und Deutsche Sportjugend)

PROJEKTDARSTELLUNG Projektorientierung: Martin Luther King: "Das ist das große Problem der Menschheit: Wir haben ein großes Haus geerbt, ein großes Haus der Welt, in dem wir zusammen leben müssen. Schwarze, Weiße, Morgenländer und Abendländer, Juden und Nichtjuden, Katholiken und Protestanten, Moslems und Hindus, die in Ideen, Kultur und Interessen zu Unrecht getrennt ist. Weil wir niemals wieder getrennt leben können, werden wir lernen müssen, in Frieden miteinander auszukommen. ALLE BEWOHNER DER ERDE SIND NACHBARN!

Projektintention: Gemäß der Grundüberzeugung "Fußball ist mehr als ein 1:0" versteht sich INTERKURS als eine internationale deutschtürkische Fußball-Jugendinitiative des guten Willens mit jugendpolitischer Bedeutung gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit, des Fußballverbandes Westfalen, Kreis Siegen-Wittgenstein in enger Zusammenarbeit und Kooperation mit dem Stadtjugendamt Siegen und der Deutschen Sportjugend (dsj) - versteht sich als Modelleinrichtung mit Pilotfunktion für Sportvereine, - informiert und berät in Fragen internationaler und interkultureller Jugendarbeit, - empfiehlt den Sport in seiner Bedeutung für interkulturelles Lernen als Medium zur Anbahnung intensiver Kontakte, - versucht neue Gestaltungs-, Darstellungs- und Arbeitsformen zeitgemäßer Sportjugendarbeit

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Neben dem regelmäßigen wöchentlichen Kursprogramm möchte INTERKURS allen Kursteilnehmern ein vorbildliches SportBegegnungs- und Bildungsprogramm anbieten.

Dabei gehört es zum sozialen Auftrag des Projektes, auch jugendlichen Kursteilnehmern aus kinderreichen Familien oder aus Familien mit arbeitslosen Vätern die Teilnahme an den Jahresprogrammen zu ermöglichen.

Projektentwicklung Die ersten Planungsschritte erfolgten im Rahmen des Projektes der Landesregierung Nordrhein-Westfalen "Aktion Breitensport - Sport für ausländische Mitbürger"

Die Realisierung dieses Regierungsprojektes erfolgte in 3 Verfahrensschritten: - Pilotphase 1981 bis 1983 - 1. Umsetzungsphase 1983 bis 1985 - 2. Umsetzungsphase 1985 (Öffnung des Projektes) Einige Projekte überlebten und wurden zum Selbstläufer, so auch INTERKURS. INTERKURS begann seine Arbeit in Geisweid - einem Stadtteil von Siegen mit hohem Ausländeranteil - im Jahre 1984. INTERKURS ist kein Verein, sondern eine sogenannte "Adoptivsportgruppe", die ein zeitlich befristetes Sportangebot mit Kurs-Charakter anbietet. Pro Jahr den Kurs Sommerhalbjahr und Winterhalbjahr. Durchschnittlich nehmen rd. 40 bis 50 Jugendliche an einem Jahreskurs teil. Die "Adoptivgruppe" arbeitet im "Vorfeld" der ansässigen Sportvereine, ist aber als Gliedgruppe der Fußball-Kreisinstanz angeschlossen. Ziel dieser "Adoptivsportgruppe" INTERKURS ist es, ausländischen Kindern und Jugendlichen Gelegenheit zu geben, den Sport und den Sportverein kennenzulernen. Die Inhalte, Methoden und Organisationsformen in der "Adoptivsportgruppe INTERKURS" sind in besonderer Weise darauf angelegt, den unterschiedlichen sportlichen Vorerfahrungen, Erwartungen und Bedürfnissen junger Ausländer zu entsprechen, um ihnen

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den Weg in die Sportvereine zu erleichtern. Teilnehmen am INTERKURS-Angebot Fußball können somit junge Ausländer (und deutsche Freunde) im Alter von 13 bis 18 Jahren. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Jugendliche in einem Sportverein Mitglied ist oder nicht. INTERKURS wird im Rahmen der Richtlinien vom Jugendamt der Stadt Siegen gefördert, punktuell auch vom Bundesministerium für Jugend. Neben Jugendlichen aus Spanien, Italien, Libanon, Marokko, Tunesien u. a. stellen Jugendliche aus der Türkei den größten Anteil. Das führte 1987 zur Mitgliedschaft bei der Deutschen Sportjugend in der Initiative "Förderung des deutsch/türkischen Sportjugendaustausches", unter der Schirmherrschaft des damaligen Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Hans Hansen. Gründungsmitglieder dieser DSJ-Initiative sind u. a. Ex-Bundestrainer Jupp Derwall (damals Galatasarey Istanbul) und die Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, damals Lieselotte Funcke. INTERKURS versteht sich nicht als Konkurrenz für die bestehenden Fußballvereine, sondern als Ergänzung. Die Achtung der Menschenwürde, das Lernen des friedlichen Miteinanderlebens, gleich welcher Hautfarbe, Rasse oder Kultur sind unverzichtbare Aufgaben dieses Projektes, das dem Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen - Kreis Siegen-Wittgenstein als Stadtauswahl Siegen angeschlossen ist.

Mit Schlagworten wie - Sport verbindet - Miteinander leben - Frieden fängt auf dem Sportplatz an - Sport spricht alle Sprachen wirbt INTERKURS um internationale Verständigung. Auch jedes Kursmitglied soll hier seinen eigenen persönlichen Beitrag leisten und sich aktiv an der Kursgestaltung beteiligen. Neben der Freude am Fußballspiel, wo das Erlernen und Trainieren von technischen und taktischen Fertigkeiten im Vordergrund stehen, runden soziale und aktuelle Lebensfragen, erlebnisreiche Projekte im In- und Ausland, Internationale Jugendbegegnungen und Abenteuer das Programm ab.

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Eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern, insbesondere mit Schulen, die einen hohen Ausländeranteil aufweisen, und mit Fußballvereinen, die über das Fußballspiel hinaus an internationalen und interkulturellen Kontakten interessiert sind, wird angestrebt. Das Projekt versteht sich als ständiger Kooperationspartner der Abteilung Jugendpflege/Jugendförderung des Stadtjugendamtes Siegen und der entsprechenden Fachabteilung der Deutschen Sportjugend in Frankfurt.

Projektteilnehmerkreis: Jugendliche aus Siegener/Siegerländer Fußballvereinen und Schulen

Projektaktionen: • Sport spricht alle Sprachen • Frieden fängt auf dem Sportplatz an • Keine Macht den Drogen • Sport kennt keine Grenzen • Sport verbindet - Miteinander leben • Toleranz statt Gewalt • Fair geht vor • Youth People of Europe • Alle anders alle gleich • Misch Dich ein - mit Fremden leben • Pray für freedom

Projektveranstaltungen: • Internationale Jugendbegegnungen in Türkei - Schweden Italien - Belgien - England - Holland

• Workshops in KZ-Gedenkstätten Dachau und Bergen-Belsen, Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, Türkisches Jugendzentrum in Berlin-Kreuzberg, Europäisches Jugendzentrum in Straßburg, SILA in der Siegerlandhalle (Ausstellung), Auxillium Valdocco Turin

Projekt - Fußballvergleiche: • Gegen den Fußballnachwuchs nationaler und internationaler Fußballvereine wie u. a. Bayern München, VfB Stuttgart, St. Pauli, HSV, Hertha BSC Berlin, Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, FC Freiburg, FK Pirmasens, FSV Mainz 05, CF Barcelona, Austria Wien, FC Brügge, Leeds United, Rijnsburger Boys, 1. FC Nürnberg

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Internationale Hallenfußballturniere in Siegen-Geisweid für Schulen, Jugendgruppen, Jugendheime mit Aktionen, Musik und Gästen unter dem Leitwort "Sport verbindet - Miteinander leben"

Projektpartner: An der Gestaltung der nationalen und internationalen Interkursprogramms waren bzw. sind u. a. beteiligt. - Bundesministerium für Jugend - Bonn/Berlin - Landesregierung NW - Düsseldorf - Deutsche Sportjugend (dsj) - Frankfurt - Landessportjugend NW - Düsseldorf - Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen - Deutscher Fußballbund (DFB) - Frankfurt - Sportförderverein - Stadt Siegen - Jugendamt - Stadt Siegen - Jugendhilfeausschuss - Mesleki Egitim Ve Kücük Sanayii Destekleme Vakfi - Ankara und Izmir (Stiftung zur Förderung der Berufsbildung und der Kleinindustrie) - BGZ - Berliner Gesellschaft für deutsch/türkische wirtschaftliche Zusammenarbeit - KFR - Koordinisierungsstelle zur Förderung der Reintegration türkischer Jugendlicher (Institut der deutschen Wirtschaft - Köln) - Dachauer Forum e.V. - KZ Gedenkstätte - AG "Bergen-Belsen" Niedersachsen e.V. - KZ Gedenkstätte - "Jesuit Refugee Service" Nürnberg für landminengeschädigte Kinder und Jugendliche

Projektdank: - Schreiben des Bundespräsidenten von Weizsäcker vom 27. Dezember 1993 mit dem Hinweis, INTERKURS leiste einen wichtigen Beitrag zum deutsch-türkischen Verständnis

- Zweiter Preis beim bundesweiten Wettbewerb 1998 des Sportfördervereins des Deutschen Fußballbundes zum Thema "Fußball - mehr als ein 1:0" INTERKURS-Beitrag: "Kleine Schritte zum Frieden und zur Völkerverständigung"

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Projektzukunft: Durch zielstrebiges und hartnäckiges Bemühen u. a. der Deutschen Sportjugend - aufbauend auf der deutsch-türkischen Jugendvereinbarung - nimmt die Entwicklung freier Träger der Sport-Jugendarbeit in der Türkei Konturen an. So bereiste eine Vorstandsdelegation des "Türkiye Amatör Sport Kulüpleri Konfederasyonu" Anfang Oktober die Bundesrepublik und besuchte dabei die Stadt Siegen und das Projekt INTERKURS. Als Folge davon baut INTERKURS nunmehr einen internationalen Jugendaustausch 2000 mit der Fußballjugend des TA5KK Bursa auf.

Projektgruppen: Die Jugendlichen des Projektes gaben sich die Kursgruppennamen:

"Toleranz"

16-18 Jahre

"2000"

15-17 Jahre

"Youth People"

14 - 16 Jahre

In den jeweiligen Kursgruppen werden je 3 jugendliche Kurshelfer gewählt, die dann im "Kursrat" einen wesentlichen Anteil an der inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung des Kursprogramms mit verantworten.

Fachbereich 5 / Abt. Jugend Hrn. Winkel / Zimmer 219

Tetefon (0271) 404-2219 Tetefax (0271) 404-2717

Unser Zeichen: Ihr Zeichen:

FB 5.4

4. November 1999

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Fussball und Leichtathletikverband Westfalen Kreis Siegen - Wittgenstein

Die pädagogische Substanz des Fußballspieles

"Rund ist der Ball, viereckig das Land, Gleich dem Bild von Erde und Himmel, Der Ball fliegt über uns wie der Mond,

während sich zwei Mannschaften gegenüberstehen Spielführer sind ernannt und halten Platz Keinen Vorteil gibt es für Verwandte,

keinen Platz für Parteilichkeit Dafür herrscht Entschluß und kaltes Blut ohne jede Irrung und Unterlassung

und wenn dieses alles für das Fußballspiel notwendig ist. Um wieviel mehr muß es für den Kampf des

Lebens sein..." (Li Yu 100 n. Chr.)

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Sportjugend NRW

Sportjugend NRW Friedrich-Alfred-Str. 25 47055 Duisburg Tel.: 0203 - 7381 - 839 Fax: 0203 - 7381 - 616 Frau Buchholz Internet: www.lsb-nrw.de/Sportjugend-nrw/ e-mail: [email protected]

Jugend mit Zukunft

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Sportjugend NRW

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Sportjugend NRW

Ministerium für Frauen. Jugend. Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen

Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

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Sportjugend NRW

1. Einleitung 1.1 Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf Seit 1993 gibt es in Nordrhein-Westfalen das Programm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf". Dieses ressortübergreifende Handlungsprogramm wurde für Stadtteile entwickelt, in denen die wirtschaftliche und soziale, städtebauliche, infrastrukturelle und ökologische Situation besonders angespannt ist. Von den 28 bisher ins Landesprogramm aufgenommenen Stadtteilen in 22 Städten liegen die meisten in den traditionellen Industriegebieten und Ballungskernen an Rhein und Ruhr. Betroffen sind folgende unterschiedliche Gebietstypen: Einerseits altindustrielle hochverdichtete Innenstadt- oder Innenstadtrandlagen, die meist Altbauquartiere mit einem hohen Anteil gründerzeitlicher Gebäude vorweisen, auf der anderen Seite hochverdichtete Wohnsiedlungen der 60er und 70er Jahre, die als so genannte „Trabantenstädte" bekannt und meistens durch Stadtrandlagen charakterisiert sind. Das Besondere an diesem Programm ist der integrierte Politikansatz: Arbeitsmarktund strukturpolitische Maßnahmen werden mit Städtebau- und Kulturförderung ebenso verknüpft wie mit Jugend- und Schulpolitik.

Hinzu kommen Projekte zur Gewaltprävention und zur Förderung des Zusammenlebens mit den ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieses integrierten und fächerübergreifenden Ansatzes ist die Bürgerorientierung. Einzelpersonen, Vereine. Organisationen, Institutionen und Betriebe sind aufgerufen, sich an den Gestaltungsprozessen im Stadtteil zu beteiligen. Die innerhalb des Landesprogramms eingerichteten Stadtteilbüros haben dabei eine wichtige Motivations- und Koordinationsaufgabe. Dieser integrierte Politikansatz sieht zunehmend die Vernetzung der handelnden Personen und Organisationen vor. Allerdings spielte der Sport in den Stadtteilen lange Zeit nicht die Rolle, die er bei der Revitalisierung von Stadtteilen spielen kann. Denn, Sport kann einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration, zu Gewaltprävention, zur sinnvollen Freizeitgestaltung und Gesundheitsförderung leisten. Zahlreiche Beispiele aus der sozialen Jugendarbeit im Sport belegen diese positiven Auswirkungen des Sporttreibens auf Kinder und Jugendliche. Deshalb haben das Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung. Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MASSKS) sowie die Sportjugend im Lan-

desSportBund Nordrhein-Westfalen 1997 ein Komplementärprogramm beschlossen. Inhaltliche Grundlage für dieses Programm ist die Rahmenkonzeption „Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung, Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf".

3

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Sportjugend NRW

1.2 Projekt „Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung, Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf"

gruppen Konflikte auf. Interkulturelle Angebote zur Kommunikation und Begegnung leisten einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen ethnisch, religiös und sozial unterschiedlichen Menschen. Das Projekt „Jugend mit Zukunft" versteht sich in diesem Kontext.

Mit sportbezogenen innovativen Lösungsansätzen und ganzheitlichen Handlungskonzep-

Im Mittelpunkt stehen insbesondere die soziale Einbindung sozial benachteiligter junger Menschen sowie die Verbesserung ihrer Bewegungs-/Begegnungsräume und -möglichkeiten unter Berücksichtigung ihrer eigenen Interessen und Wünsche. Dabei soll die geschlechtsspezifische Differenzierung besondere Beachtung finden.

ten wollen MASSKS und die Sportjugend

NRW dazu beitragen, die soziale Integration und die kulturelle Vielfalt mit den Möglichkeiten des Sports in den betroffenen Stadttei-

len zu stärken und weiter zu entwickeln.

Ziele des Projekts sind die Verbesserung der sozialen Integration, die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung durch Bewegung, Spiel und Sport, die Erschließung neuer Bewegungsräume der Jugendlichen im Stadtteil und die Verbesserung und Vernetzung der Angebotsstrukturen vor Ort. Zielgruppe des Projekts sind die in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf lebenden Jugendlichen. Demnach handelt es sich bei dem Projekt ,,Jugend mit Zukunft" nicht um einen klassischen zielgruppenspezifischen Ansatz, sondern es dominiert ein lebenswelt- bzw. stadtteilbezogener Ansatz. In den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf sind die Anteile der ausländischen Bevölkerung im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung der jeweiligen Stadt besonders hoch.

Grundsätzlich gilt, dass die Jugendlichen im Rahmen der Projektarbeit an der Gestaltung ihrer Bewegungsräume zu beteiligen sind. Des Weiteren sollte die Projektarbeit in bestehende Kooperationstrukturen (Arbeitskreise, Stadtteilkonferenzen, runde Tische etc.) im Stadtteil eingebunden sein. Hierbei ist insbesondere die Zusammenarbeit mit den örtlichen Stadtteilbüros zu betonen. Dadurch werden die einzelnen Aktivitäten innerhalb des Projekts „Jugend mit Zukunft" mit den Aktivitäten der Stadtteilerneuerung vernetzt. Der vorliegende Bericht bezieht sich auf den Projektzeitraum Herbst 1997 bis Sommer 1999.

Bedingt durch kulturelle, religiöse, wirtschaftliche und rechtliche Unterschiede kommen zwischen den verschiedenen Bewohner-

A

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Sportjugend NRW

2. Rahmenbedingungen 2.1 Projektförderung vor Ort Die Laufzeit des Projekts beträgt 3 Jahre (Herbst 1997 - Sommer 2000). In das Projekt sind alle kommunalen Organisationen des Sports (in der Regel die örtliche Sportjugend) der betreffenden Städte involviert. Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW stellt der Sportjugend NRW zur Durchführung des Projekts Mittel im Rahmen des „Aktionsprogramms Breitensport" zur Verfügung.

Dabei teilen sich die Mittel für die Förderung der örtlichen Projekte wie folgt auf: Gesamtförderung für Projektpartner vor Ort

Förderung pro Stadtteil

1997

96.000 DM

5.000 DM

1998

250.000 DM

10.000 DM

1999

270.000 DM

10.000 DM

2000 (Ansatz)

140.000 DM

5.000 DM

Jahr

Inhaltliche Grundlage der Förderung ist die Rahmenkonzeption ,,Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung. Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf". Die Projektpartner vor Ort entscheiden selbst, welche Angebote und inhaltlichen Schwerpunkte sie umsetzen. Dabei gilt es. die Gegebenheiten und Bedürfnisse vor Ort zu berücksichtigen.

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Die Projektpartner erarbeiten eine Projektskizze, aus der die Projektziele und die geplanten Maßnahmen hervorgehen und erstellen einen Maßnahmen- und Finanzierungsplan. Am Ende eines Förderjahres müssen die Aktivitäten und Maßnahmen im Rahmen des Verwendungsnachweises dokumentiert werden (Sachbericht, Zeitungsartikel, Auflistung der Maßnahmen etc.).

2.2 Projektbegleitende Maßnahmen Neben der örtlichen Projektförderung stellt das MASSKS auch Mittel für projektbegleitende Maßnahmen zur Verfügung. Diese werden im Rahmen der Projektberatung und allgemeinen Projektbetreuung (Vorbereitung und Durchführung von Regionaltreffen, Jahrestagungen, Lenkungsausschüssen), Honorare für Referenten/innen und zur Öffentlichkeitsarbeit (Herstellung und Druck von Projektinformationen. T-Shirts etc.) eingesetzt (s. Kapitel 3.3).

2.3 Hauptberuflichkeit Das Projekt wird hauptberuflich durch die Sportjugend NRW begleitet. Das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit NRW bezuschusst für die Dauer des Projekts eine Referentinnenstelle.

Die Aufgabe dieser Mitarbeiterin ist es. die Projektpartner zu beraten, das Projekt nach außen hin darzustellen, den Kommunikations- und Informationsaustausch zwischen den Projektpartnern sicher zustellen, die finanzielle Abwicklung zu gewährleisten und das Gesamtprojekt zu dokumentieren und auszuwerten.

Sportjugend NRW

3. Projektverlauf 3.1 Projektträger und Kooperationspartner

In der Rahmenkonzeption Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung.

Die Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf liegen in den Gebieten von 6 Kreisund 14 Stadtsportbünden. Innerhalb des Projekts ,,Jugend mit Zukunft" sind 16 Sportjugenden/Stadt- oder Kreissportbünde, 2 Stadtsportverbände und 4 Vereine für die Durchführung verantwortlich.

Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf" wird der Aufbau von Kooperationsbeziehungen als eine wesentliche Aufgabe des Projekts gesehen. So heißt es in der Rahmenkonzeption: „Die Projektarbeit sollte eingebunden werden in bestehende oder neu

Das Projekt Jugend mit Zukunft" hat 1997 mit 21 Stadtteilen in 18 Städten begonnen. 1998 fanden in allen 26 am Landesprogramm beteiligten Stadtteilen Projektmaßnahmen statt. 1999 finden auch Aktivitäten in den zwei neu aufgenommenen Stadtteilen (EssenAltendorf und Hagen-Altenhagen) statt. Die Hauptarbeit innerhalb des Projekts wird von den ehrenamtlich Tätigen der

Sportorganisationen geleistet. Diese sind als Projektkoordinatoren/innen. Jugend- oder Übungsleiter/innen, Trainer/innen und Star-

thelfer/innen tätig. Einige der involvierten Sportjugenden und Vereine verfügen auch über hauptamtliche Kräfte, die ebenfalls in der Projektkoordination eingebunden sind.

Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in

zu installierende Kooperationsstrukturen,

sowohl sportintern (Arbeitskreise, Sportfo-

ren etc.) als auch mit Kooperationspartnern wie Jugendhilfe, soziale Institutionen, Schulen, kommunale Einrichtungen (über Stadtteilkonferenzen. Projektbüros etc.)."

Eine besondere Rolle spielen dabei die innerhalb des Landesprogramms eingerichteten Stadtteil- bzw. Projektbüros. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Büros

oder Cafes, die in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf liegen und als Anlauf- und Koordinierungsstelle sowie Bürger/innentreffpunkte dienen. Sie sind oftmals für die Sicherstellung der Bürgerbeteiligung und für die Bekanntmachung der geplanten Maßnahmen im Stadtteil zuständig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtteilbüros sind in den meisten Fällen feste Kooperationspartner für die im Projekt

„Jugend mit Zukunft" aktiven Sportorganisationen.

Neben der Zusammenarbeit mit den Stadtteilbüros finden in vielen Stadtteilen weitere Kooperationen mit Sportvereinen, Einrichtungen der Jugendhilfe (Jugendamt, Jugendzentren, Jugendverbände u.a.). Kirchen/Mo-

scheen. Schulen, der Polizei und anderen

Trägern (z.B. Kulturvereine. Migrantenvereinigungen etc.) statt.

Auf die Qualität und Quantität dieser Kooperationen wird in Kapitel 4.2 eingegangen.

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Sportjugend NRW

Die Träger des Projektes „Jugend mit Zukunft" in den Stadtteilen

Ahlen Süd-Ost Bonn Dransdorf Bottrop Boy-Welheim Detmold Hakedahl Dortmund Clarenberg (Hörde) Dortmund Nördliche Innenstadt Dortmund Scharnhorst Duisburg Bruckhausen Duisburg Marxloh Düren Süd/Ost Essen Altendorf Essen Katernberg Gelsenkirchen Bismarck/Schalke-Nord Gladbeck Butendorf Hagen Altenhagen Hagen Vorhalle Hammer Norden Herne Horsthausen Köln Chorweiler Köln Kalk Krefeld Süd Monheim Berliner Viertel Oberhausen Knappenviertel Ratingen West Recklinghausen Hochlarmark Siegen Fischbacherberg Solingen Fuhr Wuppertal Ostersbaum

Stadtsportverband Ahlen Sportjugend Bonn Sportjugend Bottrop Hakedahler Sportverein e.V. Sportjugend Dortmund

Sportjugend Duisburg Sportjugend Kreis Düren Sportjugend Essen

Sportjugend Gelsenkirchen Stadtsportverband Gladbeck Sportjugend/SSB Hagen Sportjugend Hamm Sportjugend Herne Sportjugend Köln

Sportjugend Krefeld SG Monheim e.V. Sportjugend Oberhausen ASC Ratingen West e.V. SC Preußen-Hochlarmark e.V. Sportjugend Kreis Siegen-Wittgenstein Solinger Sportbund Sportjugend Wuppertal

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Sportjugend NRW

3.2 Projekte vor Ort

Da die Projektpartner vor Ort selbst entscheiden, was notwendig und sinnvoll ist, da sie die örtlichen Gegebenheiten kennen, welche Angebote und inhaltlichen Schwerpunkte sie umsetzen wollen, ist die Angebotspalette innerhalb des Gesamtprojekts sehr vielfältig.

Folgende Angebotsformen und Maßnahmen werden in den 28 Stadtteilen umgesetzt (siehe tabellarischer Projektüberblick): Bewegungs- und Stadtteilfeste, offene Angebote insbesondere im Bereich der Trendsportarten bzw. Einsätze der Sport- und Spielmobile, Night-Events. Angebote in Kooperation von Schule, Jugendhilfe und Verein, Ferienfreizeiten, Bewegungsförderung. Mädchenkurse (z.B. Selbstverteidigungsund -behauptungskurse) und Mädchenprojekte. Bauprojekte. Maßnahmen für den Aufbau von Vereinsstrukturen bzw. zur Gewinnung von Mitarbeiter/innen und Mitgliedern, Öffentlichkeitsarbeit u.a.

Die Projektarbeit vor Ort besteht meistens aus mehreren Angeboten und Maßnahmen, die sowohl den Bedürfnissen der Jugendlichen entsprechen, als auch die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen und ergänzen. Ziel ist es, eine kontinuierliche Angebotsstruktur zu schaffen, die möglichst nach Beendigung der Projektförderung weiter bestehen sollte. Eine Analyse der Angebote erfolgt im Kapitel 4. Zusammengefasst heißt dies, dass im Projekt ,,Jugend mit Zukunft" drei Ansätze vorherrschen: Offene und mobile Einsätze, die regelmäßig ein- bis dreimal wöchentlich an festen Plätzen und Zeiten stattrinden. Hierbei werden die Jugendlichen von Übungsleitern/innen bzw. Honorarkräften, aber oftmals auch von Sozialpädagogen/innen betreut. Ausweitung der Bewegungsangebote sowie Nutzung und Schaffung von Bewegungsräumen im Stadtteil. Bei diesem Ansatz besteht ein starker Stadtteilbezug und es wird mit vielen Partnern kooperiert. Angebote in Kooperation von Schule und Verein. In der praktischen Projektarbeit kommen diese Ansätze selten in Reinform vor; sie ergänzen und überschneiden sich. Ein Merkmal ist aber allen örtlichen Projekten gemeinsam: In allen Stadtteilen werden Trendsportarten angeboten. Besonderer Beliebtheit erfreut sich Inline-Skaten (Inline Hockey, Sicherheitstraining. Jump Ramps etc.) gefolgt von Streetball und Klettern.

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Sportjugend NRW

Projektübersicht nach Themen Thematik

Beispiele

Ort

Veranstaltungen im öffentlichen Raum

• Spiel-, Sport- und Stadtteilfeste • Turniere im Stadtteil

Ahlen. Bonn. Bottrop, Dortmund-Scharnhorst, Düren, Gelsenkirchen, Gladbeck, Hagen, Hamm, Monheim, Oberhausen, Ratingen, Siegen, Wuppertal

Mobile Einsätze

• Spiel- und Sportmobil, Jugendbus

Köln-Chorweiler, Gladbeck, Recklinghausen, Solingen

Offene

• Inline-Skating, Hockey, Streetball/Streetbasketball, Klettern etc. • Sicherheitskurse Inline • erlebnispädagogische Angebote/Abenteuersport

Ahlen, Detmold, Bonn, Bottrop, Dortmund, Düren, Duisburg, Essen, Hagen, Hamm, Herne, Köln. Krefeld. Gelsenkirchen, Gladbeck, Mon-

Night-Events

• Basketball um Mitternacht, Nachtfußball etc.

Bottrop. Dortmund, Essen, Gladbeck, Hagen, Herne, Monheim, Oberhausen, Ratingen, Solingen

Regelmäßige Angebote (oft in Kooperation von Schule, Jugendhilfe und Verein, z.B. AG's)

• Kung Fu, Judo, Handball, Tanz Gymnastik, Fußball, Schwimmen, Badminton, Tennis, Tischtennis, Trendsportarten

Bonn. Bottrop, Detmold, Dortmund. Herne, Ratingen, Recklinghausen, Siegen, Solingen, Wuppertal

Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiterin-

• JL/ÜL- Schulungen • Aufbau von Vereinsstrukturen bzw. Vereinsgründungen • Mitarbeiterpools, freiwillige Schülersportgemeinschaften

Bottrop, Detmold, Düren, Duisburg, Siegen

• von Kleinstgeräten wie Pedalos bis hin zu Jumpramps und Streetsocceranlagen

Detmold, Dortmund. Düren, Duisburg. Hagen, Oberhausen

Bewegungsangebote

nen und Mitarbeitern

Unterstützung von Vereinen, Jugendzentren und anderen Initiativen mit Materialien

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heim. Oberhausen, Ratingen,

Recklinghausen, Siegen, Solingen, Wuppertal

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Thematik

Beispiele

Ort

Ferienmaßnahmen

• erlebnis- und bewegungspädagogische Angebote, Rudern, Kanufahren etc.

Bonn, Gladbeck, Hagen, Herne, Köln-Kalk, Ratingen, Siegen, Solingen

Bewegungsförderung

• Bewegungs- und Sportförderung an Grundschulen • Bewegungsförderung in Kooperation mit Kindertagesstätten

Bonn, Gladbeck, Oberhausen, Ratingen, Wuppertal

Workshops, Aktionstage

• Inline-Workshops, Trendsport-Aktionstage

Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Ratingen, Siegen

Mädchenprojekte

• Angebote für Mädchen bzw. in Mädchengruppen: Selbstverteidigung und Selbstbehauptung, Gymnastik, Schwimmen. Fußball, Basketball, Klettern, Erlebnis- und Abenteuersport • Aufbau von Mädchen- und Frauensport im Verein

Bottrop, Detmold, Dortmund, Düren, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Köln-Kalk, Oberhausen, Ratingen, Recklinghausen, Siegen, Solingen, Wuppertal

Partizipationsprojekte/ Bauprojekte

• Ideenwerkstatt/Workshops zur Freiflächengestaltung • Rampenbau, Skating-Anlagen, Bau von Kletterwänden • Bau eines Stelzenhauses für Mädchen

Bottrop. Düren, Duisburg, Hamm, Herne, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Wuppertal

Platzgestaltung

• Instandhaltung, Pflege und Ausbau von Bolzplätzen • Erschließung und Gestaltung von Bewegungsräumen und Freiflächen

Duisburg, Düren, Gelsenkirchen, Gladbeck, Hagen, Oberhausen, Recklinghausen. Siegen

Öffentlichkeitsarbeit

• Infobroschüre über Angebote im Stadtteil • Flyer

Bonn, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen, Ratingen, Siegen

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Sportjugend NRW

4. Zwischenauswertung Zwischen- und Jahresberichte gehen üblicherweise auch Auskunft über den quantitativen Erfolg ihrer Projekte und Angebote. Bei dem Projekt ,,Jugend mit Zukunft" ist es allerdings recht schwierig, die Anzahl der erreichten Kinder und Jugendlichen zu beziffern. Bei konkreten Maßnahmen wie z.B. bei regelmäßigen Vereinsangeboten, Kursen. Ferienfahrten u.a., ist dies zwar möglich, aber bei den Spiel-, Sport- und Stadtteilfesten, den offenen und mobilen Angeboten können nur Durchschnittswerte ermittelt werden. Aufgrund der Erfahrungen und den Angaben der Projektberichte kann davon ausgegangen werden, dass das Projekt „Jugend mit Zukunft" jährlich zwischen 1500 und 2000 Jugendliche kontinuierlich in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf erreicht. Hinzu kommen die Besucher/innenzahlen von Großveranstaltungen. Zur Auswertung des Gesamtzeitraumes wird ein Fragebogen erstellt, der genauere statistische Angaben ermöglichen wird. Die Projektverantwortlichen vor Ort freuen sich zwar, wenn sie zahlenmäßig viele Jugendliche erreichen. Sie betonen aber, dass daran der Erfolg nicht allein zu messen ist. Bei den einzelnen Angeboten und Maßnahmen können die Kinder und Jugendlichen aus den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf freiwillig und ohne Leistungsdruck teilnehmen. Diese außerschulischen Angebote rinden regelmäßig statt und bieten eine feste Bezugsperson. Das ist für die Kinder oft eine ganz neue Erfahrung. Darüber hinaus können sie sprichwörtlich ihren Horizont erweitern. indem sie ihren Stadtteil erobern, neue Sportarten erle-

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ben (z.B. Klettern) und sogar den Stadtteil/die Stadt z.B. bei Ferienfreizeiten verlassen. Der pädagogische Nutzen des Projekts ist also weitaus höher als Zahlen es ausdrücken. Zielgruppe gemäß der Rahmenkonzeption sind, die in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf lebenden Jugendlichen. In vielen Stadtteilen ist die Angebotspalette um Maßnahmen für Kinder im Grundschulalter erweitert worden; in einigen Stadtteilen bestehen sogar Kooperationen mit Kindertagesstätten. Dies hat sich z.T. im Projektverlauf ergeben, da viele Grundschulen in den Stadtteilen sind, mit denen kooperiert wird. Zum anderen haben Untersuchungen in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf (so z.B. in Gladbeck Butendorf und Oberhausen Knappenviertel) gezeigt, dass dort Kinder häufig motorische Mängel zeigen, Übergewicht, Haltungsschäden u.ä. aufweisen. Deshalb haben einige Projektpartner die Zielgruppe der Kinder aus der Primarstufe und der Sekundarstufe I ganz bewusst in das Projekt vor Ort aufgenommen. Aufgrund des präventiven Charakters der angebotenen Maßnahmen für diese Kinder erachtet die Sportjugend

NRW dieses Vorgehen als sinnvoll. Der Schwerpunkt des Gesamtprojekts liegt aber auf Maßnahmen und Angebote für Jugendliche. Dieser Ansatz wird auch in allen Projekten vor Ort berücksichtigt. In den folgenden Abschnitten sollen die konzeptionellen Bestandteile des Projekts „Jugend mit Zukunft" kritisch auf ihre Umsetzung in den Projekten vor Ort überprüft werden.

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4.1 Kooperationspartner Innerhalb des Projekts ,,Jugend mit Zukunft" wird mit vielfältigen Organisationen/ Institutionen kooperiert. Die Kooperationserfahrungen wurden auf der zentralen Projekttagung in Wuppertal (27.02.1999) abgefragt. Die Tabelle gibt einen Überblick über die Kooperationspartner und die gemachten Kooperationserfahrungen innerhalb des Projekts im Zeitraum 1997 bis 1998. In den

meisten Fällen gilt die Regel, wenn kooperiert wird, dann sind die Erfahrungen und Bewertungen mindestens befriedigend bis sehr gut. Eine besondere Rolle spielt die Kooperation mit den Stadtteilbüros und den Sportvereinen. Bei den Sportvereinen liegen die Schwierigkeiten meistens darin, dass sie wenig Fachpersonal zur Verfügung haben und ihrerseits andere Arbeitsschwerpunkte gesetzt haben.

10 9 8 7

6 5 4 3 2 1

Stadtteilbüros

Erläuterung: Die Horizontale gibt die Kooperationspartner an, die Vertikale bewertet die Zusammenarbeit,

d.h. l = schlecht, 5 = befriedigend, 10 = sehr gut. Es wurden nur die tatsächlich stattfindenden Kooperationen benannt und bewertet.

15

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Sportjugend NRW

Die Stadtteilbüros dienen auch innerhalb des Projekts „Jugend mit Zukunft" als Kontaktstelle zwischen den verschiedenen Akteuren im Stadtteil. Da es insgesamt sehr viele positive Beispiele einer Zusammenarbeit zwischen Stadtteilbüros und Sportorganisationen gibt, ist die Enttäuschung besonders groß (und die Bewertung besonders niedrig), wo eben keine wirkliche Kooperation zustande kommt. Positiv fällt die Bewertung vor allem dort aus, wo die Stadtteilbüros aus der Verwaltung ausgelagert und in die Stadtteile integriert wurden. Es bleibt festzuhalten, dass die gemachten Kooperationserfahrungen im Projekt ,,Jugend mit Zukunft" insgesamt gesehen positiv sind. Es sind nach zwei Jahren der Projekterfahrung bereits in vielen Fällen vielfältige gute Kontakte/Vernetzungen entstanden, die eine gute Chance haben, auch nach dem Projektende weiter zu bestehen. Neben den Stadtteilbüros spielen Sportvereine. Einrichtungen der Jugendhilfe und Schulen eine besondere Rolle innerhalb der Kooperationsbeziehungen vor Ort. Wie die Tabelle verdeutlicht, wird mit vielen Organisationen/Institutionen zusammengearbeitet, aber diese vier genannten scheinen zu den Hauptakteuren zu zählen. Ob Kooperationen stattfinden können, hängt natürlich davon ab, ob diese Organisationen/Institutionen im jeweiligen Stadtteil ansässig bzw. präsent sind.

Im Projekt „Jugend mit Zukunft" gibt es vier Sportvereine, die auch Projektträger sind. In einigen anderen Stadtteilen gibt es keine gewachsenen Vereinsstrukturen, in anderen gibt es diese sehr wohl. Dennoch ist das Engagement der Sportvereine in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf sehr unterschiedlich. Einige Vereine scheinen Schwierigkeiten mit der betroffe-

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130

nen Zielgruppen zu haben, haben wenig Personal zur Verfügung oder sind nur am Erfolg im Leistungssport interessiert. Andere Vereine erkennen aber auch die Chance, neue Mitglieder erreichen zu können und nehmen ihre Verantwortung als gesellschaftliche Größe im Stadtteil ernst. Dies gilt vor allem für Traditionsvereine, die fest im Stadtteil verwurzelt sind.

Die Kooperationen mit den Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe werden insgesamt positiv beurteilt.

4.2 Stadtteilbezug Ein starker Stadtteilbezug ist insbesondere dort gegeben, wo viele verschiedene Partner kooperieren oder dort, wo Veränderungen wie z.B. Gestaltung von Schulhöfen, Grünanlagen und öffentlichen Plätzen oder Bau von Bolzplätzen, Kletterwänden etc. im Stadtteil direkt sichtbar sind. Des Weiteren dort, wo es eine enge Zusammenarbeit mit den Stadtteilbüros gibt und das Projekt ,,Jugend mit Zukunft" als Bestandteil und Aufgabe des Landesprogramms gesehen wird. Der Stadtteilbezug sowie ein Gefühl des Miteinanders äußert sich auch darin, dass die im Projekt angeschafften Spiel- und Sportmaterialien (Socceranlagen, Jumpramps, Bolztore, Inlineskaters, mobile Baskettballkörbe etc.) allen Akteuren im Stadtteil zugänglich bzw. ausleihbar sind.

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Außer den vier beteiligten Sportvereinen liegen nur sehr wenige Projektträger direkt in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf. Viele engagieren sich dort zum ersten Mal. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern versuchen sie Mitarbeiter/innen aus den Stadtteilen zu werben und sie zu motivieren, sich im Projekt zu engagieren.

4.3 Nutzung und Schaffung von Bewegungsräumen In den hochverdichteten Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf sind Spielund Sportgelegenheiten rar. Neben den obligatorischen Kinderspielplätzen gibt es für Jugendliche nur wenige Bewegungsräume und Freiflächen. Diesem Manko will das Projekt „Jugend mit Zukunft" entgegenwirken und den Jugendlichen Wege zur Raumeroberung aufzeigen. Ziel ist es, die vorhandenen Sportanlagen optimal zu nutzen und neue Sportgelegenheiten zu erschließen. Eine Strategie ist das Ausschöpfen von

Hallenzeiten. Als ein schon fast klassisches Beispiel sind die so genannten Night-Events zu nennen. Da nachts die Hallen nicht belegt sind, bietet sich die Nutzung zur späten Stunde an. Dies kann ein regelmäßiges Angebot sein, wie z.B. die Soccer Night in Essen Katernberg oder besondere Highlights zu bestimmten Terminen. Im Projekt ,,Ju-

gend mit Zukunft" gibt es Night-Events mit

den Sportarten Basketball, Fußball und Volleyball. Diese nächtlichen Angebote sind al-

lerdings sehr von männlichen Jugendlichen dominiert. Eine Ausnahme stellt die Volley-

ball-Nacht dar. In jedem Fall stellen die Night-Events eine sinnvolle Freizeitalternative zu den kommerziellen Discoangeboten etc. dar. Des Weiteren gilt es, die räumlichen, säch-

lichen und personellen Ressourcen von Schulen, Einrichtungen der Jugendhilfe und Vereinen (z.B. Raumnutzung in Kitas, Jugendzentren z.B. als Gymnastikraum) zu

nutzen. Selbstverteidigungs- und Gymnastikkurse sowie andere Bewegungsangebote müssen nicht unbedingt in Turnhallen, sondern können auch in anderen geeigneten

Räumen stattfinden. Schulen. Jugendzentren, Kindergärten, Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände etc. stellen im Projekt ,,Jugend mit Zukunft" ihre Räumlichkeiten für Bewegungsangebote zur Verfügung. Es bleibt aber festzuhalten, dass in einigen Stadtteilen der Raummangel leider nicht al-

lein durch solche Strategien zu beheben ist.

Eine dritte Strategie ist die Eroberung von öffentlichen Räumen wie z.B. Grünanlagen, Stadtteilplätze. Schulhöfe, Straßen etc. Mit

den heutigen aktuellen Bewegungskulturen wie Streetball, Inlineskaten etc. haben sich insbesondere die männlichen Jugendlichen schon längst die Straße erobert. Mit Hilfe von offenen Angeboten in den Sportarten Streetball. Inline-Hockey, Beachball etc. oder mit Hilfe von Einsätzen der Spiel- und

Sportmobile wollen die Projektpartner diese Bewegungskulturen für alle Jugendlichen im Stadtteil öffnen. Dazu werden die entsprechenden Materialien inkl. Schutzvorrichtungen angeschafft. Es wird eine qualifizierte Anleitung und Betreuung (wenn gewünscht) und auch Unterstützung bei der Durchsetzung der Interessen von Jugendlichen angeboten (siehe Kapitel 4.6). Darüber hinaus werden in vielen Stadttei-

len mit besonderem Erneuerungsbedarf Sport-, Bolz- und Mehrzweckplätze modernisiert, umgebaut oder gar neu gebaut. Weitere Möglichkeiten sind der Bau von Kletterwänden, Schaffung oder Nutzung von Brach- und Freiflächen. Diese größeren

Maßnahmen werden meistens aus Mitteln

des Sportstättenbaus oder der Stadterneuerung finanziert. Dabei bieten die Mitarbeiter/innen der beteiligten Sportorganisatio-

nen oftmals ihr Know-how an bzw. stehen

als JL/ÜL für Maßnahmen an diesen Bewegungsräumen zur Verfügung.

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4.4 Verbesserung der Angebotsstruktur und Kontinuität Wie bereits erwähnt, sind die Vereinsstrukturen in den beteiligten Stadtteilen unterschiedlich stark ausgeprägt. Zur Verbesserung der Angebotsstruktur und zur Schaffung von kontinuierlichen Strukturen ist im Projekt ,,Jugend mit Zukunft" jeweils ein Verein in Duisburg Bruckhausen und in Detmold Hakedahl gegründet worden. Es gibt Überlegungen, einen weiteren Verein in Düren Süd/Ost zu gründen. Des Weiteren konnte das Vereinsangebot dort, wo Vereine aktiv sind, erweitert werden. Wo es so gut wie keine Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche gab. konnten neue Angebotsstrukturen gemeinsam mit Kooperationspartnern (hier insb. Einrichtungen der Jugendhilfe und Schulen) geschaffen werden. Aufgrund der Anbindung zu diesen Kooperationspartnern sind feste Strukturen entstanden. Die Projektmittel werden oftmals als Starthilfe benutzt, um die Strukturen vor Ort zu verbessern (Aufbesserung des Materialpools, Ausbildung von Übungsleitern/innen etc.). Des Weiteren werden daraus Mitgliedsbeiträge für die Kinder und Jugendlichen in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf übernommen. Deren Eltern sind zwar damit einverstanden, dass ihre Kinder die Angebote und Maßnahmen besuchen, sind aber häufig aus finanziellen Gründen nicht fähig oder nicht bereit, die entsprechenden Mitgliedsbeiträge und ggf. Versicherungsbeiträge (bei Vereinsmaßnahmen) zu zahlen. Solange dem Verein die entsprechenden Projektmittel zur Verfügung stehen, gibt es keine Probleme. Nach Ablauf der Projektförderung stellt sich aber die Frage, ob die betroffenen Kinder und Jugendlichen in diesem Umfang an den Angeboten der Vereine teilnehmen können.

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Es ist anzunehmen, dass viele der entstandenen Kooperationsangebote auch nach Projektende weiter bestehen. So bilden die angeschafften Materialpools ein gutes Kapital für weitere Bewegungsangebote im Stadtteil. Es ist aber zu konstatieren, dass eine gewisse Nebenamtlichkeit (Honorarkräfte, Jugend- und Übungsleiter/innen) gesichert sein muss, damit die Angebote auch längerfristig stattfinden können. Dieser personeller und finanzieller Bedarf kann nur zum Teil von den Ressourcen in Schule. Jugendhilfe und Verein aufgefangen werden. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn die finanzielle Förderung nach Projektende nicht ganz eingestellt wird bzw. z.B. aus kommunalen Mitteln oder aus Mitteln der Städteförderung kompensiert werden kann.

4.5 Geschlechtsspezifik als Querschnittsaufgabe Die Rahmenkonzeption Jugend mit Zukunft" sieht Geschlechtsspezifik als Querschnittsaufgabe analog der „Grundlagenkonzeption - Mädchen und junge Frauen im Sport" der Sportjugend NRW vor.

Die Mädchenförderung sollte die sozialen, kulturellen, ethnischen und religiösen Rahmenbedingungen berücksichtigen. So war in Siegen Fischbacherberg ein Angebot ursprünglich nur für Mädchen ab 12 Jahren gedacht. Da die überwiegend aus Aussiedlerfamilien stammenden Mädchen häufig auf ihre kleinen Geschwister aufpassen müssen, stellten die Projektpartner sich darauf ein, das Angebot für diese jüngeren Geschwister zu erweitern. Ähnliches gilt auch für muslimische Mädchen. 15 von 22 Projektträger bieten innerhalb des Projektes ,,Jugend mit Zukunft" spezielle Angebote für Mädchen an. Dieses sind häufig Einzelmaßnahmen, teilweise fester Bestandteil bzw. Schwerpunkt der örtlichen Konzeptionen. Es bedarf oft besonderer Anstrengung die Bedürfnisse der Mädchen in

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den Stadtteilen wahrzunehmen, da diese Mädchen und jungen Frauen oftmals übersehen werden. Die Maßnahmen und Angebote sollen helfen, den Benachteiligungen der Mädchen im Sport gezielt entgegen zu wirken sowie ihre Interessen und Bedürfnisse aufzunehmen. Die Mädchen sollen ermutigt werden ihren Stadtteil und ihre Bewegungsräume selber zu erobern. Geeignete Ansätze sind z.B.: Gezielte Maßnahmen zur Förderung von Bewegungs- und Sportinteressen der Mädchen: Innerhalb des Projekts „Jugend mit Zukunft" rinden vielfältige Angebote und Schnupperkurse für Mädchen und junge Frauen in den (Trend-)Sportarten und Maßnahmen zur Eroberung von öffentlichen Plätzen, Bewegungsräumen statt. Einrichtung von Mädchensportgruppen (Bottrop Boy-Welheim, Duisburg Bruckhausen, Dortmund Clarenberg, Gladbeck Butendorf. Solingen Fuhr, Recklinghausen Hochlarmark). Hierbei spielen insbesondere Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurse eine große Rolle. Förderung des Frauensports im Verein bzw. Neugründung von Vereinen oder Frauensportabteilungen (Detmold Hakedahl. Duisburg Bruckhausen).

Als ein besonderes Beispiel für parteiliche Mädchenarbeit soll das Mädchenbauprojekt in Duisburg B ruckhausen vorgestellt werden.

4.5.1 Mädchenbauprojekt in DuisburgBruckhausen Im Rahmen des Projekts „Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung, Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf" hat in Duisburg Bruckhausen vom 30.03. - 03.04.1998 ein Mädchenbauprojekt stattgefunden. Kooperationspartner waren das MASSKS. die Sportjugend NRW. die Sportjugend Duisburg, das evangelische Jugendzentrum Bruckhausen und der Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit Marburg e.V. (bsj). Die Idee für dieses Bauprojekt ist in einer Ideenwerkstatt der Sportjugend Duisburg im November 1997 entstanden. Anlass war das Angebot der Thyssen AG, einen Teil des Firmenparkplatzes kostenlos der Entwicklungsgesellschaft Duisburg zur freien Nutzung zu überlassen. Hierdurch ist die Möglichkeit entstanden, das unzureichende Angebot an Bewegungsräumen für Kinder und Jugendliche im Stadtteil zu verbessern. Dabei zeigte sich aber deutlich, dass die (überwiegend türkischen) Mädchen lieber geschützte Innenräume als Außenräume aufsuchen und diese auch gestalten wollen.

Vor diesem Hintergrund ist die Idee des Bauprojekts entstanden. Vordringliches Ziel dieses Beteiligungsangebotes für Mädchen in einem solchen Stadtteil war es. ihnen Hilfestellung bei der Aneignung und Behauptung „eigener" Räume zu geben. Darüber hinaus sollten die Mädchen erfahren können, dass sie Einfluss auf Gestaltungsprozes-

se haben. Die Tätigkeit des Bauens

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bot sich deswegen an, weil dabei der Prozess der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes eindeutig erfahrbar wird. Die Mädchen erhielten die Gelegenheit, sich mit professioneller Hilfe von Schreinerinnen selber eine Rückzugsmöglichkeit in Form einer Holzhütte im Innenhof des Jugendzentrums zu bauen. Darüber hinaus äußerten die Mädchen den Wunsch, den recht tristen Innenhof mit Hilfe von Mosaikwänden und Holzauflagen für die Betonbänke zu verschönern.

arbeiteten, die Reaktionen waren aber anerkennend. Das Bewusstsein, dass Mädchen eigentlich alles können, wenn sie gelehrt werden bzw. wenn man sie lässt, konnte bei den Teilnehmerinnen beobachtet werden.

Die bis zu 16 Teilnehmerinnen, im Alter von 5 bis 16 Jahren, waren mit großem Eifer bei der Sache. Dies zeigt, wie viel Spaß allen Beteiligten das Bauprojekt gemacht hat. Die älteren Mädchen und die Anleiterinnen konnten schon bald mit den Werkzeugen sicher umgehen und brauchten nur in seltenen Fällen Hilfestellungen. Auch die jüngeren Mädchen konnten selbstständig mit bestimmten Werkzeugen (Hammer, Akkuschrauber) umgehen, bei manchen war etwas Hilfe (z.B. die Sägen halten) nötig. Bei allen Mädchen und Frauen ist. da wo vorhanden, die anfängliche Scheu vor den Maschinen schnell gewichen. Der Bewegungs- und Kraftaspekt kam bei dem Bauprojekt schließlich auch nicht zu kurz: Material tragen, die eigenen Kräfte und Grenzen kennen lernen, hämmern, klettern, Sand schaufeln etc. Außer ein paar Splitter und etwas Muskelkater gab es keine ernsthaften Schmerzen oder Verletzungen.

4.6 Partizipation der Jugendlichen

Dadurch, dass das gesamte Bauprojekt gut voran schritt und alle Mädchen und Frauen mit den Werkzeugen sehr gut umgehen konnten, wuchs das Selbstbewusstsein und das Gefühl: „wir als Frauen können das auch" bzw. „ich kann das auch". Über diese Erfahrungen haben die Mädchen auch zu Hause berichtet. Ebenso war die Reaktion der Passanten (weibliche wie männliche) meistens positiv. Zwar drehten sich die meisten Personen überrascht um, als sie sahen, dass hier Mädchen und Frauen mit Holz und Maschinen

Eine ausführliche Dokumentation über das Mädchenbauprojekt in Duisburg Bruckhausen wurde von dem Planungsbüro „Stadt Kinder" aus Dortmund und der Sportjugend

NRW gemeinsam erstellt.

Maßnahmen zur Partizipation der Jugendlichen im Stadtteil sind als fester Bestandteil in der Rahmenkonzeption „Jugend mit Zukunft" vorgesehen. Die Jugendlichen sollen in die Gestaltungsprozesse in ihrem Stadtteil gezielt einbezogen werden.

Einerseits bedeutet das, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Wünsche und Interessen zu den einzelnen Maßnahmen und Sportarten äußern, so dass diese angeboten werden können. Bei den offenen Angeboten bestimmen die Jugendlichen, was an den jeweiligen Tagen gemacht werden soll. Andererseits sollen die Kinder und Jugendlichen darüber hinaus gehende Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der Gestaltung ihres Stadtteils und ihrer Bewegungsräume erhalten. So fanden in Duisburg Bruckhausen 1997 eine Ideenwerkstatt und in Gelsenkirchen Bismarck/Schalke-Nord 1998 ein Workshop statt. In beiden Projekten hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Flächen nach ihren Wünschen konzeptionell zu entwickeln und in beiden Projekten setzten sich die Projektpartner für eine Umsetzung dieser Ideen ein.

In Duisburg hat die Firma Thyssen dem Jugendamt einen Teil eines großen Parkplatzes zur Verfügung gestellt. Die Pläne für die Umgestaltung und Nutzung als Bewegungsraum wurde von den Jugendlichen in der Ideenwerkstatt entwickelt. Es sollte sowohl

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ein Mehrzweckplatz als auch eine Skaterfläche entstehen. Bislang ist die Umsetzung leider an bürokratischen Hürden gescheitert. Aus Mitteln der Stadterneuerung ist 1999 aber ein Bolzplatz in Bruckhausen gebaut worden. In Gelsenkirchen haben die Jugendlichen einen Skaterpark als Bewegungsraum und Treffpunkt entworfen, der neben Fahr- und Springgelegenheiten auch Ruhezonen mit einschließt. Das dafür anvisierte Gelände

steht jedoch nicht zur Verfügung: die Projektpartner bemühen sich um Ersatz bzw. sind weiter in Verhandlungen. Damit bei den Jugendlichen nicht der Eindruck entsteht, dass ihr Engagement umsonst war, haben die Projektpartner ein Bauprojekt organisiert. Mit Hilfe des bsj Marburg, der auch

bei dem Mädchenbauprojekt in Duisburg Bruckhausen involviert war, wurden mit den

Jugendlichen mobile Rampen gebaut. Diese Rampen werden jetzt auf Plätzen im Stadtteil eingesetzt.

Die langen Planungszeiträume, die bei der Arbeit im städtischen/öffentlichen Raum notwendig sind, sind ein grundsätzliches Problem bzw. Hindernis bei der Partizipation von Jugendlichen. Gerade für Kinder und Jugendliche gilt, dass sich Beteiligung erübrigt, wenn es bei der Planungsphase (Klärung von Zielen und Inhalten) bleibt. Sie möchten schon kurz nach einer Beteiligungsaktion erste Ergebnisse umgesetzt sehen. Ein abstrakter Zeitraum von ein bis zwei Jahren bis zur Realisierung ist für sie nicht zu überschauen bzw. ohne Wert. Damit sich die Jugendlichen ernst genommen fühlen, und Vertrauen in „abstrakte" Akteure wie Stadtverwaltung oder andere Institutionen gewinnen, müssen sie beim Wort genommen werden. Wichtig ist daher, die einzelnen Beteiligungsaktionen zeitnah zur Umsetzungsphase stattfinden zu lassen und die Jugendlichen mit ihren eigenen Themen ernst zu nehmen.

4.7 Gewaltprävention Mit ihren vielfältigen Maßnahmen und Angeboten für Kinder und Jugendliche aus den umgangssprachlich so genannten „sozialen Brennpunkten" leistet die Sportjugend NRW mit dem Projekt „Jugend mit Zukunft" einen Beitrag zur Gewaltprävention.

Spiel, Sport und Bewegung dienen zur körperlichen Fitness und ermöglichen den Abbau von Aggressionen. Die Jugendlichen können sich auf gesellschaftlich akzeptierte Art im sportlichen Wettkampf miteinander messen und lernen die Regeln des „Fair play".

Bei einigen Angeboten, z.B. bei den Night Events, ist die Polizei als Kooperationspartner beteiligt, die dort Aufklärungsarbeit und Gewaltprävention leistet. Die im Projekt ,,Jugend mit Zukunft" häufig angebotenen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse wirken ebenfalls gewaltpräventiv. Hierbei gilt es, insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen, aber auch bei Kindern, typisches Opferverhalten zu überwinden. Selbstverteidigung/Selbstbehauptung beginnt mit der psychischen Einstellung, mit dem Willen, sich zu wehren. Die meisten alltäglichen Übergriffe können durch Worte, eine eindeutige Körperhaltung und ein selbstsicheres Verhalten abgewehrt werden. Hier setzt die Selbstbehauptung an. Die Beherrschung einer Verteidigungstechnik nützt nichts, wenn die Mädchen und Frauen psychisch gehemmt sind,

diese Technik auch konsequent anzuwenden. In den Kursen werden Strategien entwickelt, sich gegen Gewalt zu schützen und zu wehren.

21

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Sportjugend NRW

5. Ausblick 1999 sind nunmehr 28 Stadtteile am Projekt ,,Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung. Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf" beteiligt. Die Entscheidung, die beiden Ende 1998 in das Programm aufgenommenen Stadtteile in das laufende Projekt zu integrieren, ist nur deshalb getroffen worden, da die entsprechenden Projektträger (Sportjugend Essen und Hagen) seit Beginn in den Stadtteilprojekten aktiv waren. Neben den Regionallreffen rindet im November 1999 ein Tagesseminar zum Thema „Projektmanagement" mit dem Schwerpunkt „Projektsteuerung und -kontrolle" statt. Im Frühjahr 2000 ist eine weitere zentrale Projekttagung geplant, die sich mit den Kriterien für die Auswertung des Gesamtprojekts beschäftigen wird.

Da nach zwei Projektjahren vielfältige Erfahrungen. Presseberichte. Projektdokumentationen vorliegen und die Bekanntheit des Projekts gewachsen ist. wird die Sportjugend NRW oft gebeten, das Projekt „Jugend mit Zukunft" vorzustellen. Jüngstes Beispiel ist die Beteiligung an den Foren innerhalb des Bundesprogramms ,,Entwicklung und

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Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten" („E&C") im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt". Des Weiteren sollen die Erfahrungen im Projekt „Jugend mit Zukunft" bezogen auf die Arbeit mit der Zielgruppe der Migrantenjugendlichen bei der Fachtagung „Migrantinnen im Sport - Herausforderungen für Sport. Politik und Wissenschaft" des MASSKS berichtet werden. Im Jahr 2000 stehen den Projektträgern jeweils 5.000,00 DM pro Stadtteil für Angebote und Maßnahmen im Rahmen des Projektes zur Verfügung. Mitte 2000 endet die Laufzeit des Projektes „Jugend mit Zukunft". Im Anschluss soll das Gesamtprojekt ausgewertet und dokumentiert werden. Da es politisch gewollt ist, den Sport auch weiterhin an dem Gestaltungsprozess in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf zu beteiligen, gibt es zwischen der Sportjugend im LandesSportBund NRW und dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen Überlegungen zur Weiterentwicklung der „sozialen Offensive im Sport".

Sportjugend NRW

Anhang Mitglieder des Lenkungsausschusses • Bärbel Dittrich Rissenkamp 30 58739 Wickede-Ruhr •Sportjugend NRW

Birgit Buchholz Friedrich-Allred-Str. 25 47055 Duisburg

Tel.: 0203/7381-839 Fax: 0203/7381-842 • Ingrid Stähler Zum Burberg 20 57223 Kreuztal • Axel Ronig Ostbredenstr. 62 59229 Ahlen • Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW Giesbert Aluttis

Breitestr. 27 40213 Düsseldorf Tel.: 0211/8618-4437 Fax: 0211/8618-3669

• Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW Kay Noell Breitestr. 31 40213 Düsseldorf Tel.: 0211/8618-4463 Fax: 0211/8618-4395

• Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes NRW Ralf Zimmer-Hegmann Postfach K) 1764 44017 Dortmund Tel.: 0231/9056336

Broschüren und Informationen über das Projekt • Sportjugend NRW: ,,Rahmenkonzeption: Jugend mit Zukunft ins nächste Jahrtausend - Bewegung, Spiel und Sport mit Mädchen und Jungen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf"; Duisburg 1997.

• Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW: „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf - ressortübergreifendes Handlungsprogramm der Landesregierung Nordrhein-Westfalen"; Düsseldorf 1998.

• Sportjugend NRW: „Mädchen-Bauwerkstatt Bruckhausen - Eine Projektdokumentation und Anregungen für Mädchenprojekte"; Duisburg 1998.

• Sportjugend NRW: Projektberichte des Jahres 1998 und Projektskizzen für das Jahr 1999; Duisburg 1999. • Sportjugend NRW: Presseberichte 1998; Duisburg 1999.

• LandesSportBund NRW: „Stadtteile in Bewegung: Die Sportjugend mischt mit." in: „Wir im Sport", Duisburg Nr. 9/1999; S. 22-23. Sonstiges:

• Protokolle von den Regionaltreffen und den zentralen Projekttagungen. • Kurzinformationen über das Projekt „Jugend mit Zukunft".

Ansprechpartnerin: • Sportjugend NRW Birgit Buchholz Friedrich-Alfred-Str. 25

47055 Duisburg Tel.: 0203/7381-839

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Sportjugend NRW

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Sportjugend

Frankfurt

Sportjugend Frankfurt Battonstr. 26 60311 Frankfurt Tel.: 069 - 131 0108 Mobil: 0172 - 672 254 7 Herr Frischkorn, Frau Harra

Planungskonzept für ein Sportjugendzentrum

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Sportjugend

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Frankfurt

Sportjugend "Spiel" im Billardraum

Frankfurt

Öffnungszeiten: Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

15.00 - 22.00 Uhr 17.00 - 22.00 Uhr 15.00 - 22.00 Uhr 15.00 - 22.00 Uhr 15.00 - 22.00 Uhr 15.00 - 20.00 Uhr 15.00 - 20.00 Uhr

Sportjugendzentrum "Kuckucksnest"

Erreichen könnt Ihr uns über: Neben einem Billard und einem Tischfußball kann man an einem Computer spielen/arbeiten, eine Sitzecke lädt zum verweilen ein und an der Bar gibt es Getränke. Der Billardraum ist geöffnet: Montag 17.00-22.00 Dienstag 17.00-22.00 Mittwoch 17.00-22.00 Donnerstag 17.00-22.00 Freitag 17.00-22 00 Sonntag 16.00-20.00

Was gibt es noch Hausaufgabenbetreuung praktische Lebenshilfen

Das ehemalige Bahnwärterhäuschen Frankfurt/Main-Louisa und das "Drumherum" liegt unmittelbar am Frankfurter Stadtwald, verkehrstechnisch gut zu erreichen. Telefon:

63 46 63

Fax:

Internet:

63 46 13

home.t-online.de/home/ sportjugend-ffm/homepage.htm

S-Bahn: Straßenbahn:

S3 + S4 Haltestelle Louisa Nr. 14 Haltestelle Bahnhof Louisa

Umgang mit Ämtern Bewerbungsschreiben formale Hilfen Hilfen bei Konfliktsituationen Nutzungsangebot der Sportanlagen an Vereine oder andere Jugendorganisationen spezielle Sportangebote (Turniere, Sommerprogramme, Events etc.)

Sportjugendzentrum Kuckucksnest Schwarzsteinkautweg 5a 60598 Frankfurt/Main

an 7 Tagen und über 40 Stunden in der Woche Jugendbistro mit Fernsehraum und Computer und wöchentlich wechselnden warmen Mahlzeiten zum Preis von 2.50 bis 3,- DM Billardraum mit Tischfußball, bequemer Sitzecke und Bar.

Streetballplatz

Kraftraum hier können bis zu 40 Personen zur gleichen Zeit trainieren permanente Betreuung. Neuankömmlinge werden fachkundig ein gewiesen und erhalten einen Trainingsplan. Frauentag: Der Donnerstag ist allem den jungen Frauen und Mädchen vorbehalten. Tischtennis wird gespielt auf der über 2000 qm großen Außenfläche

Im Kraftsportbereich ist Platz und Gerätschaft für bis zu 40 Personen zum gleichzeitigen trainieren

Beachvolleyball- und Streetballplatz bieten Gelegenheit, sich an der frischen Luft zu betätigen.

Koch Erwin bietet täglich in der Zeit von 17.00 22.00 Uhr (montags bis freitags) warme Mahlzeiten an Das Bistro Ist geöffnet: Montag 17.00-22.00 Dienstag 17.00-22.00 Mittwoch 17.00-22 00 Donnerstag 15.00-22.00 Freitag 17.00-22.00

Waldlauf Met einmal pro Woche (montags) statt Sandsack in der Boxecke hier kann jeder bei Boxtraining unter Anleitung etwas für seine Kondition tun. kleine Werkstatt um allen die Möglichkeit zu geben, ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Anleitung zu testen.

Beachvolleyballplatz Der Kraftsportbereich ist geöffnet Montag 15 00-20 00 Dienstag 17.00-20.00 Mittwoch 15.00-20.00 Donnerstag 17.00-20.00 Freitag 15.00-20.00 Samstag 15.00-20.00 Sonntag 15.00-18.00

Der Bistroraum mit Fernseher, Computer und der Möglichkeit zu spielen und kommunizieren

SportJugend Frankfurt

Soziale Offensive im Jugendsport

Entwicklung und Chancen junger Menschen 24. bis 26. November 1999 in Berlin

Planungskonzept für ein Sport-Jugendzentrum in einem neuen Frankfurter Wohnviertel Im Zusammenhang mit dem Abzug der alliierten Truppen aus dem wiedervereinigten Deutschland

wurde

in

den

Jahren

1991

bis

1992

auch

die

Liegenschaft

der

Michael/Mc Nair Kasernen in Frankfurt am Main an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben.

Der Bund als neuer Eigentümer und die Stadt Frankfurt am Main als Trägerin der Planungshoheit standen vor der Aufgabe, für diese Liegenschaft ein Konzept zu entwickeln,

welches die Einbindung des Standortes in den städtebaulichen Zusammenhang des Stadtteils Höchst sowie die Umnutzung für zivile Zwecke ermöglichte und gleichzeitig realistische

Perspektiven für eine Umsetzung des Projektes bot. (Folie: Planungsdaten Michael/Mc Nair) Nach einem Wettbewerb 1994 entwickelte das Ingenieurbüro BSMF die Idee für eine Public

Private Partnership Projekt, mit dem die Umnutzung und Umstrukturierung der Kasernenfläche gelingen sollte. Kern der Idee war die Gründung einer Gesellschaft gemeinsam mit der Stadt Frankfurt am Main.

Als neue Nutzung war vorgesehen: Errichtung von Wohnraum für Familien in Eigenheimen und Geschoßbauten, die vor allem -

bezogen auf die Eigenheimnutzer - auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt nicht zum Zuge gekommen sind und evtl. in das Umland abgewandert wären.

l

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Sportjugend

Frankfurt

Gleichzeitig sollten im Gegensatz zu sonstigen Projekten ausreichend soziale Einrichtungen nicht nur geplant, sondern auch realisiert werden. Städtebauliches Ziel war, das Gebiet in den Stadtteil zu integrieren und diesen durch die Neubebauung aufzuwerten.

Gleichzeitig sollte die denkmalgeschützte MC Nair Kaserne und ein Teil des Gebäudeensembles

des Platanenhofes mit seinem prägenden Baumbestand erhalten werden. Im Sommer 1998 konnte mit Abschluß aller Verträge die Phase der Projektrealisierung begonnen werden. Gegenwärtig befindet sich das Projekt im Bau.

Die ersten Bewohner werden Ende 1999 einziehen (ca. 150 Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser). Weitere Bewohner werden nach Fertigstellung in den Jahre 2000 und 2001

ihr neues Heim beziehen. Das bei der sozialen Infrastruktur mitgedachte Sportjugendzentrum wird im Jahr 2001 seinen

Betrieb aufnehmen. Z. Zt. arbeiten dort arbeitslose Jugendliche, die eine befristete Anstellung bei einer Jugendbeschäftigungsgesellschaft erhalten

haben, an

den

für die

Kinder-

und

Jugendeinrichtung vorgesehenen Gebäuden. Beim Projektbeginn befanden sich die ehemaligen Kasernen im Eigentum der Bundesrepublik

Deutschland. Der überwiegende Teil der Fläche wurde seit seiner baulichen Nutzung ab den 20er Jahren als Kasernenflächen genutzt. Bezogen auf städtische Grundstücke fand auf einem

Teil in den 70er Jahren ein Enteignungsverfahren des Bundes zugunsten der Amerikaner statt. Die Stadt verzichtete nach dem Abzug auf die Rückübertragung ihrer Grundstücke zugunsten eines

Erwerbs

der

Flächen

durch

die

KEG

(Konversions-Grundstücks-Entwicklungs-

gesellschart mbH).

Im Jahre 1995 gründete die Stadt Frankfurt am Main und die BSMF-Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierungs GmbH gemeinsam die KEG.

2

143

Sportjugend

Frankfurt

Aufgabe ist: die vollständige Umnutzung der Fläche im Einvernehmen mit Bund und Stadt die Koordination des Gesamtprojektes Suche nach Investoren und die Verhandlung der Kaufverträge. Die Teilflächen für soziale Infrastruktur (Kindertagesstätte, Jugendeinrichtung, Schule) blieben nach Abschluß der Kaufverträge im Besitz der KEG. Mit der Stadt als Trägerin der Planungshoheit wurde das städtebauliche Konzept und das Nutzungsgefüge abgestimmt. Zur Sicherung der städtebaulichen Ziele schloß die KEG mit der Stadt am 16.06.1998 einen städtebaulichen Vertrag gemäß § 11 Baugesetzbuch (BauGB), durch welchen die KEG auch zur Errichtung der notwendigen sozialen Infrastruktur verpflichtet wurde. Darüber hinaus wird die Erschließung der Liegenschaften, die zum großen Teil neu bzw. erstmals herzustellen ist, durch den zwischen der KEG und der Stadt Frankfurt am Main gemäß § 124 BauGB am 16.06.1998 geschlossen Erschließungsvertrag gesichert. Die KEG beauftragte die BSMF mit der vollständigen Geschäftsbesorgung. Bereits im Sommer 1998 konnte die Phase der Umsetzung beginnen. In entsprechenden Vereinbarungen im Kaufvertrag mit dem Bund sowie im städtebaulichen Vertrag mit der Stadt wurde festgelegt, daß ab dem Stichtag 16.06.1998 (Vertragsabschluß) maximal 5 Jahre bis zum Abschluß aller Maßnahmen vergehen dürfen. Im Rahmen des Projektes werden im Bereich Michael/MC Nair insgesamt 600 öffentlich geförderte Wohnungen errichtet, für welche die Stadt Frankfurt nur rund 20 Mio DM kommunale Fördermittel zur Verfügung stellt. Der Vergleich mit einem in der Nähe liegenden Geländes, auf dem rund 400 öffentlich geförderte Wohnungen mit einem Einsatz von rund 120 Mio DM errichtet wurden, spricht für den Erfolg des Projektes Michael/Mc Nair. Bereits während der Planungsphase für die zu errichtende Jugendeinrichtung wurde von der KEG die Sportjugend Frankfurt als Betreiber gefunden und in die Planung mit einbezogen.

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Sportjugend

Frankfurt

Die Sportjugend seitens der Stadt Frankfurt zu bitten, ein Konzept für diese neue

Jugendeinrichtung zu entwickeln, war die Folge der veränderten Verbandsstruktur der Sportjugend: von einem reinen Interessenverband zu einem Partner der Jugend in den

Stadtteilen. Die Angebote „Sport um Mitternacht" entwickelten sich zu einem festen Bestandteil Frankfurter

Sport-, Bewegungs- und Jugendkultur. Vernetzung, ein Schlüsselwort in der Jugend- und Sozialarbeit wird hierbei nicht theoretisch verwand, sondern findet praktische Anwendung, in dem die Sportjugend ihr Know how nutzt und mit anderen Institutionen kooperiert. So entstand in dem Bereich „soziale Projekte, offene Jugendarbeit": Mittemachtssport (Fußball, Basketball)

Sport am Nachmittag (in Kooperation mit Schulen) Ferienspiele

Trägerschaft eines Jugendzentrums (Sportjugendzentrum Kuckucksnest) Projekt Kraftsport gegen Gewalt Weiterhin war von Anfang an geplant, bei der Umsetzung des Projektes, Arbeitsplätze für

jugendliche Arbeitslose zu schaffen, die zunächst im Rahmen von Abriß- und Entrümpelungsaufträgen eingesetzt werden. Für das von der KEG errichtet Bürgerzentrum, das für die Ausrichtung von Feierlichkeiten kulturelle und politische Veranstaltungen etc. genutzt werden kann, konnte ebenfalls ein

Betreiber gefunden werden: Die Lobby für Wohnsitzlose und Arme wird das Gebäude im Sinne

eines „Public Private Partnerchip"-Projektes bewirtschaften. Dafür trägt die Lobby die Nebenkosten und zahlt die symbolische Pacht in Höhe von 1,00 Euro pro Jahr an die KEG. Vor dem Hintergrund, daß sich die Stadt Frankfurt in der derzeit angespannten Haushaltslage von mehreren defizitären Bürgerhäusern trennt, ist das Bürgerzentrum im Bereich Michael MC Nair

ein besonderer Erfolg.

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Sportjugend

Frankfurt

Als Teil aktiver Sozialpolitik vergab die KEG nach dem Erwerb der Liegenschaft Aufträge an den Verein für soziale Heimstätten. Dieser Verein betreut u. a. ehemalige Wohnsitzlose, die in diesem Rahmen, z. B. die Bewachung der MC Nair Kaserne sowie untergeordnete Hauswarttätigkeiten, wie Schneeräumen etc., übernehmen und dadurch wieder an die Seßhaftigkeit herangeführt werden. Bei Freigabe der ehemals militärisch genutzten Liegenschaften wurde seitens der Stadt Frankfurt

am Main erwogen, die Konversion großer Bereiche mit dem Instrumentarium der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen zu betreiben. Von diesem Verfahrensweg wurde wieder Abstand genommen - letztendlich, weil die krisenhafte Zuspitzung der Finanzierungs-

engpässe der Stadt Frankfurt am Main die Risiken eines raschen Grundstückserwerbs und der damit entstehenden Zwischenfinanzierungskosten als nicht akzeptabel erscheinen ließen.

Aus gleichem Grund erschien es aber ebenfalls als inakzeptabel, die Konversionsflächen ohne Bedingungen an private Investoren verkaufen zu lassen und die Folgeeinrichtungen - wie bisher

üblich - aus allgemeinen Haushaltsmitteln zu finanzieren. Problemlösung war eine generelle Verabredung zwischen der Bundesrepublik Deutschland als Grundstückseigentümerin und der Stadt Frankfurt am Main als Trägerin der Planungshoheit, das letztere

Befreiungen

vom geltenden

Planungsrecht bzw.

Änderungen

des

geltenden

Planungsrechts nur gewährt bzw. herbeiführt, wenn die Investoren nicht nur die Kosten der

Erschließungsanlagen zu 100 %, sondern auch die Kosten der zusätzlich erforderlichen sozialen Infrastruktur übernehmen. Um letzeres zu ermöglichen, sollte die Bundesrepublik Deutschland einen Abschlag vom Grundstücksverkehrswertes in gleicher Höhe gewähren wie bei einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme.

Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Stadt, Investoren und Bundesrepublik war ein Folgekostenvertrag gemäß § 11 BauGB, der im Falle der Michael/Mc Nair Kasernen zwar zwischen der Stadt Frankfurt am Main und der KEG abgeschlossen wurde, der aber - aufgrund

des gewährten Preisabschlags - letztendlich die Bundesrepublik Deutschland belastet.

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Sportjugend

Frankfurt

Konzept für das Sport-Jugendzentrum Lindenviertel Mit dem Betrieb eines Sport-Jugendzentrums möchte die Sportkugend Frankfurt am Main einen Beitrag leisten, notwendige Bewegungsräume für Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren zu schaffen. Das Sport-Jugendzentrum Lindenviertel ist eine an

Freizeitsport und sozio-kultureller

Jugendarbeit orientierte Freizeiteinrichtung im Stadtteil. Sie arbeitet im Sinne gewaltpräventiver

und sportorientierter Jugendarbeit. Im Mittelpunkt der Arbeit des Sport-Jugendzentrums stehen Freizeit und sportliche Aktivitäten, die von Programmen der allgemeinen Jugendarbeit ergänzt werden. Ziel ist die Vernetzung vielschichtiger Ansätze durch Kooperation mit Turn- und Sportvereinen, Jugendeinrichtungen

und Schulen im Einzugsbereich des Jugendzentrums (westliche Stadtteile). Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur für Jugendliche in den westlichen Stadtteilen soll sich das SportJugendzentrum vom Jugendzentrum der klassischen Art unterscheiden. Sport ist international, Sport verbindet, Sport schafft Freundschaften. Deshalb sollen in Ergänzung zu den vorhandenen

Angeboten der Jugend-Freizeiteinrichtungen folgende Angebote im Mittelpunkt stehen:

Sport, Spiel und Bewegung Sportpädagogisch betreute Fitneß-Angebote

Die Fitneß-Einrichtung sollte vor allem 18- bis 26-Jährigen die Möglichkeit geben, für ca. 30,00 DM im Monat unter fachlicher Leitung zu trainieren. Zugleich soll über den erhobenen Beitrag Verbindlichkeit geschaffen und die Jugendeinrichtung mitfinanziert werden.

Aerobic

Angebot, insbesondere für Mädchen.

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Sportjugend Frankfurt

Pool für Sport und Spiel Ziel ist, die Bewegungsbedürfnisse und das Bewegungsverhalten von Jugendlichen zu fördern, sowie die Arbeit in den Vereinen, Einrichtungen und Institutionen zu unterstützen. Zu einem

festen Betrag können Jugendeinrichtungen, Sportvereine, Schulen und Jugendliche selbst „Spielgeräte" ausleihen.

Sozio-Kulturelle Jugendarbeit Sport und Ökologie Integrationsangebote für Behinderte Sport- und Jugenddisco

Themenspezifische Gesprächsrunden mit Jugendlichen Thematische Mädchenangebote

Projekte und Veranstaltungen Video- und Mädchenarbeit in Zusammenarbeit mit MeWi Offener Treff im Bistro

Sport-, Spiel- und Nachbarschaftsfest Wochenendfahrten,

Erlebnistouren,

Umlandexkursionen,

Internationale

Begegnungen

Mädchensport-Wochen Projekttage mit Schulen und Jugendeinrichtungen Fortbildungsangebote zu Sport mit pädagogischen Themenstellungen

Um den Fitneß-Bereich verbindlich betreiben zu können ist es notwendig, die Anzahl der

„Mitglieder" zu begrenzen. Aufgrund der Platz-Kapazität sind maximal 200 Personen möglich. Diese erhalten einen Club-Ausweis, der sie berechtigt, die Einrichtung zu nutzen.

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Sportjugend Frankfurt

Der Bistro- und Disco-Bereich, sowie die Außenanlagen sind unabhängig vom SportJugendfitneß-Club zugänglich und nutzbar. Neben den eigenen, bzw. Kooperationsangeboten, kann

der

Disco-Bereich

von

Jugendlichen

oder

anderen

Vereinen,

Schulen

und

Jugendeinrichtungen angemietet werden. So bietet sich auch für Schüler/innen und Jugendgruppen die Möglichkeit, in Eigenverantwortung den Raum zu nutzen. Hierfür ist eine Nutzungsentschädigung zu zahlen, die für den Unterhalt der Einrichtung dient. Darüber hinaus soll der Bistro-Bereich genutzt werden, Schülerinnen und Schüler nach der Schule ein Mittagessen zu ermöglichen (gegen Bezahlung). Der Seminar- und Verwaltungsbereich ist der Sitz der Verwaltung der Sportjugend Frankfurt. Gleichzeitig werden im Seminarbereich Fortbildungsangebote für Jugendliche, Lehrer/innen und Mitarbeiter/innen von Einrichtungen sowie der Sportjugend zu sportpädagogischen oder Jugendspezifischen Themenstellungen, sowie die Entwicklung von Konzepten, Modellen und Projekten angeboten.

Entwicklung von Konzepten, Modellen und Projekten Öffnung oder Umdeutungen von Sportstätten und Schuleinrichtungen (Vereinsangebote für den Stadtteil, veränderte Spottstättenplanung) „Familiensport" als generationsübergreifendes und wohlmöglich auch vereinsungebundenes Bewegungsangebot, unter anderem auch in traditionellen Sportstätten, z.B. Tag des Sports Veränderungen von (Schul-) Sport aufzeigen Umdeutung von Grünanlagen und Parkplätzen zu Bewegungsräumen für Jugendliche Sicherheit für

städtische

Mobilität von

Kindern und Jugendlichen

(Spiel-

und

Bewegungsstraßen, „Tempo 30"-Zonen)

Zusammenfassend: Die Einrichtung eines Sport-Jugendzentrums versteht die Sportjugend Frankfurt als Ergänzung zu den bestehenden Einrichtungen in den westlichen Stadtteilen.

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Sportjugend

Frankfurt

Ziele der Einrichtung des Sport-Jugendzentrums Lindenviertel sind:

- Sportpädagogische Angebote für Jugendliche in den westlichen Stadtteilen als Ergänzung der klassischen Jugendarbeit - Vernetzung und Förderung von Kooperationen zwischen verschiedenen Gruppen, Einrichtungen und Institutionen

- Motivation von Jugendlichen zu Spiel, Sport und Bewegung durch Partizipation von Jugendlichen

- Fortbildung und Entwicklung von Konzepten, Modellen und Projekten

Öffnungszeiten: Fitneß:

Montag - Sonntag

bis 22.00 Uhr

Bistrobereich:

Montag - Sonntag

bis 22.00 Uhr

Discobereich:

jeweils Samstags ab Angebot der Einrichtung

und jeweils nach Bedarf

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Brandenburgische Sportjugend

Brandenburgische Sportjugend Schopenhauerstr. 34 14467 Potsdam Tel.: 0331 - 971 98 - 0 Fax: 0331 - 971 98 - 34 Herr Dawel e-mail: [email protected]

Spiel und Sport auf der Straße für ein tolerantes Brandenburg

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Brandenburgische Sportjugend

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Brandenburgische Sportjugend

1. Einleitung

Streetsportarten (Streetball; Streetsoccer, Beachvolleyball, Kistenstapeln, Klettern an der Kletterwand und Inline Skating) bestimmen derzeit den Trend in der Bewegungskultur vieler Kinder und Jugendlicher und üben eine besondere Faszination auf diese Alters-

gruppe aus. Anschaulich stellen diese Sportarten eine Verknüpfung von Sport und Lebensstil bei Jugendlichen dar und sind auch im Hinblick auf die damit verbundene Umbewertung bzw. Umnutzung von Lebensräumen als Bewegungsräume (Straßen, Plätze etc.) für die Jugendlichen interessant.

Weitgehend werden diese Sportarten außerhalb der Sportorganisation betrieben. Vor diesem Hintergrund sind Engagements der Sportorganisation im Trendsport eine Chance Jugendliche für den Vereinssport zu motivieren und zu gewinnen und zugleich eine gute Möglichkeit der Darstellung des organisierten Sports in der Öffentlichkeit. 2. Projektziele

Das Projekt der Brandenburgischen Sportjugend ist eine wirksame Unterstützung der Sportvereine bei der Organisation und Durchführung breitensportlicher Aktivitäten neben ihrem regulären Übungs- und Wettkampfbetrieb und fördert die Sportvereine bei der Ausweitung ihrer Sportangebote für Kinder und Jugendliche. Mit diesem Projekt leistet der Landessportbund Strukturhilfe für Sportvereine durch die Bereitstellung von Anlagen und Sportgeräten mit dem Ziel, die zeitweiligen Angebote in dauerhafte bzw. regelmäßige Sportgelegenheiten zu überführen. Mit den verschiedenen Trendsportangeboten kann die Sportorganisation die Lebenswelt junger Menschen mitgestalten. Die Angebote sind eine Werbung für den organisierten Sport und sind eine Brücke für die Jugendlichen zwischen den Sportangeboten außerhalb des Vereinssports und den Angeboten in den Sportvereinen. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Sportvereinen richten sich die Bemühungen darauf, Jugendliche als Mitglieder für die Sportvereine zu gewinnen. Zugleich sind die jugendgemäßen Freizeitangebote des Projektes ein wichtiger Bestandteil der sport- und bewegungsorientierten Jugendsozialarbeit der Brandenburgi-

schen Sportjugend und der Sportvereine des Landessportbundes Brandenburg.

Das Projekt unterstützt die Bemühungen der Verbände zur Öffnung für alternative Sportangebote und für neue Zielgruppen. Das Projekt ist in die Gestaltung von Sport - Großveranstaltungen des Landessportbundes eingebunden und ist mit seinen Aktionen und Aktivitäten ein wichtiges Element der Öffentlichkeitsarbeit des Landessportbundes und seiner Jugendorganisation. 3. Projektergebnisse 1998

Nachdem das mobile Streetballprojekt, gefördert im Rahmen des Programms zur Förderung der Jugendarbeit im Sport, zum 31.12.1997 ausgelaufen war, gelang es der Sportjugend ein ähnliches Projekt mit erweiterter Angebotspallette zum 01.04 1998 einzurichten und die beiden Projektbüros in Luckenwalde und Templin neu zu besetzen. Im Zeitraum 01.04.1998 und 31.10.1998 insgesamt 115 Veranstaltungen abgesichert

bzw. vom Projekt durchgeführt werden, obgleich sich das Projekt im Aufbau befand und

verschiedene Anfangsschwierigkeiten überwunden werden mußten. Mit den verschiedenen Aktivitäten wurden ca. 20 000 Kinder und Jugendliche erreicht.

Neben ca. 60 Streetballveranstaltungen wurden 40 Soccerturniere sowie Inline-Skating-

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Brandenburgische Sportjugend

2

Events und Kletterveranstaltungen durchgeführt. U. a. war das Projekt an der Absicherung der Landesjugendsportspiele, des Brandenburgtages und des Lottosportfestes beteiligt. Höhepunkte stellten die traditionelle Streetballtour "Run'n gun" und eine Streetsoccertour durch 14 Städte des Landes Brandenburg dar. An den Turnieren beteiligten sich insgesamt ca. 200 Teams. 4. Planung 1999 Im Jahr 1999 plant das Projekt die Absicherung von ca. 150 Sportveranstaltungen. Auch in diesem Jahr werden die beiden Touren im Streetball und Streetsoccer fortgesetzt. Zusätzlich findet eine Turnierserie im Beachvolleyball statt. Als Projektpartner des MBJS gestaltet das mobile Streetsport-Projekt das Projekt „Safer - Skating" an brandenburgischen Schulen mit. Zudem wirkt das Projekt an Großveranstaltungen wie dem Brandenburgtag, dem Lotto-Sportfest und dem Festival des Sports in Eberswalde mit.

Schwerpunkte der diesjährigen Projektarbeit sind: Streetballnights Mit dem Ziel zusätzliche Angebote für Jugendliche zu schaffen, aber auch unter dem Blickwinkel der Prävention von Jugendgewalt und -kriminalität werden StreetballNights organisiert und durchgeführt. Streetballturnierserie "Run'n Gun - Tour 1999" In Fortsetzung der traditionellen Run'n Gun Tour findet im Zeitraum zwischen 1. Mai und 11. Juli 1999 eine 10 tägige Streetball- Turnier - Serie durch mehrere große Städte und Gemeinden des Landes Brandenburg. Die Turnierserie wird gemeinsam mit Sportvereinen, Kreis- und Stadtsportbünden bzw. Kreis- und Stadtsportjugenden realisiert. „Fit & Fun Soccer - Tour 1999" Ebenfalls in Zusammenarbeit Vereinen und Verbänden der Sportorganisation findet vom 3. bis 12. Mai 1999 die 10tägige „Fit & Fun Soccertour 1999" statt. Den Abschluß der offenen Turnierserie bildet ein Camp, zu dem die jeweiligen Siegermannschaften der Turniere eingeladen sind. Beachvolleyballserie 1999" Zum ersten Mal führt die Brandenburgische Sportjugend im Juni 1999 einen Landes -

Jugendbeachvolleyball - Cup mit insgesamt 4 Regionalturnieren durch. Auch hier findet ein großes Finale für die Sieger in Form eines Wochenendcamps statt.

Klettern an der Kletterwand 1999 werden Kletterveranstaltungen an einer mobilen Kletterwand für Sportvereine, Schulen u.a. Einrichtungen angeboten. Inline Skating Im Inline Skating sind insbesondere für Schüler der 3. - 6. Klasse Kurse und Camps geplant. Vor allem die am Projekt „Safer Skating" beteiligten Schulen sollen damit angeregt werden, längerfristige Übungsgruppen einzurichten. Ein Höhepunkt wird ein „Minimarathon auf Skatern" sein, an dem sich die im Projekt „Safer Skating" einbezogenen Schulen sowie Sportvereine der Region beteiligen können.

Unterstützung der Sportvereine bei der Organisation von und Veranstaltungen Das Projekt sichert Streetball- und Streetsoccerturniere in Kreisen und in Sportvereinen des Landes ab und unterstützt Vereine bei eigenen Veranstaltungen.

Zudem können Sportgeräte (Streetarenen für Streetsoccer und Streethockey, Basketballanlagen, Beachvolleyballanlagen, Rampen und Inline-Skater.) gemietet werden.

154

Adressenliste

Adressenliste

Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. Hanns-Braun-Straße / Haus 9 14053 Berlin Tel.: 030 - 300 985 0 Fax: 030 - 300 985 11 Herr Kur/hals e-mail: [email protected]

KiezSport Spandau - Projekt/ SportJugendClub Wildwuchs (Berlin-Spandau) Götelstr. 64 13595 Berlin Tel.: 030 - 33032246 SportJugendClub KolSole im Wedding (Berlin-Wedding) Koloniestr. 116 13359 Berlin Tel/Fax: 030 - 49999499 e-mail: [email protected] SportJugendClub Reinickendorf (Berlin-Reinickendorf) Königshorster Strasse 13 13439 Berlin Tel.: 030 - 4168047

SportJugendClub Prenzlauer Berg (Berlin-Prenzlauer Berg) Kollwitzstr. 8 10405 Berlin Tel.: 030 - 4421370 Schul- und SportJugendClub Marzahn (Berlin-Marzahn) Franz-Stenzer-Strasse 39 12679 Berlin Tel.: 030 - 9350425

Badische Sportjugend Sportjugend Karlsruhe im BSB e.V. Hermann-Veit-Str. 7 76135 Karlsruhe Tel.: 0721 - 133 5028 Fax: 0721 - 866 756 Herr Lenz e-mail: [email protected] Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit (AGBS) e.V. Herrnstr. 16 63065 Offenbach Tel/Fax: 069 - 810 530 Herr Nuschenpickel, Herr Assmann Gemeinde Nienhagen Turmstr. 21 29336 Nienhagen Tel.: 05144 - 740 Herr March, Herr Dr. Pilz e-mail: [email protected] Essener Sportbund e.V. Haus des Sports Steeler Str. 38 45127 Essen Tel.: 0202 - 81460 Fax: 0202 - 814 610 9 Herr Schröder Evangelische Fachhochschule Bugginerstr. 38 79114 Freiburg Tel.: 0761 - 478 122 8 Fax: 0761 - 478 123 0 Herr Prof. Dr. Seibel e-mail: [email protected]

SportJugendZentrum Huge-Kugel (Berlin-Buchholz-West) Blankenfelder Str. 50 13127 Berlin Tel/Fax: 030 - 47411273

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Adressenliste

TUS Aschendorf (Ems) e.V. Wachtelstr. l 26871 Aschendorf Tel.: 04962 - 914 161 Fax: 04962 - 914 164 Tel.: pr. 04962 - 835 Herr Möhlenkamp Interkurs Siegen Am Sohlbach 34 57078 Siegen Tel.: 0271 - 404 221 9 Fax: 0271 - 404 271 7 Tel.: pr. 0271 -816 37 Herr Winkler Sportjugend NRW Friedrich-Alfred-Str. 25 47055 Duisburg

Tel.: 0203 - 7381 - 839 Fax: 0203 - 7381 - 616 Frau Buchholz Internet: www.lsb-nrw.de/sportjugend-nrw/ e-mail: [email protected] Sportjugend Frankfurt Battonstr. 26 60311 Frankfurt Tel.: 069 - 131 010 8 Mobil: 0172 - 672 254 7 Herr Frischkorn, Frau Harra Brandenburgische Sportjugend Schopenhauerstr. 34 14467 Potsdam Tel.: 0331 - 971 98 - 0 Fax: 0331 - 971 98 - 34 Herr Dawel e-mail: [email protected]

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Gliederung Band 1

Seite

Vorbemerkung

6 -7

Aufbau des Bandes

8-9

l Eröffnungsreden

10 - 21

Norbert Petry

10 - 13

Vorsitzender Deutsche Sportjugend

Peter Haupt Staatssekretär Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

14 - 17

Heiner Brandi

18 - 19

Leiter der Bildungsstätte Sportjugend Berlin

Rudolf Schmidt

20 - 21

Abteilungsleiter Gesellschaft Deutsche Sportjugend Statement:

Der Beitrag der Deutschen Sportjugend zum Abbau von Benachteiligung

II Das E & C-Programm: Zur Neubestimmung der Kinder- und Jugendhilfe - Perspektiven des Sports (Volker Rittner)

22 - 29

III Projekte und Initiativen

30 - 71

(Marion Golenia)

Berliner Einrichtungen vor Ort KiezSport Spandau - Projekt/SportJugendClub Wildwuchs SportJugendClub KolSole im Wedding SportJugendClub Reinickendorf SportJugendClub Prenzlauer Berg Schul- und SportJugendClub Marzahn SportJugendZentrum Huge-Kugel

32 34 36 38 40 42

Projekte und Initiativen im Bundesgebiet Badische SportJugend Kreis Karlsruhe - Mobiles Sportbüro Verein für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. Berlin - Mobiles Team „Jugendliche gestalten Erlebnisräume" Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit Offenbach - Ambulante Jugendhilfe Gemeinde Nienhagen - Sport- und bewegungsbezogene Jugendsozialarbeit Essener Sportbund und SportJugend Essen - Sport mit Migrantinnen und Sport als Prävention in der Jugendkriminalität

44 47 49 52 54

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Gliederung Band 1

Badische SportJugend Freiburg, Südbadische Sportschule Steinbach, Evangelische Fachhochschule Freiburg - SPOSA TUS Aschendorf Ems - Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte „Brüninghaus" Fußball und Leichtathletikverband Westfalen Kreis SiegenWittgenstein - Interkurs Siegen SportJugend Nordrhein-Westfalen - Jugend mit Zukunft SportJugend Frankfurt - Planungskonzept für ein Sportjugendzentrum SportJugend Brandenburg - Spiel und Sport auf der Straße für ein tolerantes Brandenburg IV Referate

57

60 62 65 68 70

72 - 95

Volker Rittner Die sozialen Offensiven im Jugendsport zwischen Engagement, Professionalität. Strategie und Wissenschaft

72 - 79

Volker Rittner/Christoph Breuer Soziale Initiativen des organisierten Sports - eine erste quantitative Bestandsaufnahme

80 - 87

Christoph Breuer „Die Muskeln spielen lassen..." - Sport als Chance zur Brückenbildung

88 - 95

V

Konzeptanalyse

VI

Diskussion

(Christoph Breuer)

96 - 99

(Olaf Peim/Marion Golenia) 100 - 103

Diskussion im Anschluss an die Referate

100 - 101

Podiumsdiskussion

102 - 103

VII

Vorläufige Bilanz (Volker Rittner)

VIII Umrisse eines zukünftigen Handlungskonzepts (Volker Rittner/Christoph Breuer)

104 - 115

116 - 119

Literaturverzeichnis

120 - 125

Anhang

126 - 131

Teilnehmerliste Programm

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160