VII. Stadtentwicklung Arnsberg: Einzelbeispiele, Verzahnung und Abstimmung

Thomas Vielhaber – Stadt Arnsberg – Stadtentwicklung vhw-Seminar am 21. April 2004 (überarbeitete Fassung vom 20.Juli 2004) Demografische Entwicklung...
Author: Liese Geier
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Thomas Vielhaber – Stadt Arnsberg – Stadtentwicklung vhw-Seminar am 21. April 2004 (überarbeitete Fassung vom 20.Juli 2004)

Demografische Entwicklung und kommunale Konsequenzen am Beispiel der Stadt Arnsberg VII. Stadtentwicklung Arnsberg: Einzelbeispiele, Verzahnung und Abstimmung Beispiel 1: "Zukunft Wohnen"/attraktiver Wohnstandort Arnsberg Ein attraktiver Wohnstandort lässt sich nicht ausschließlich am Wohnungsund Baulandangebot festmachen, so wichtig dieses auch ist. Es muss mehr zusammen kommen, um eine individuelle Standortentscheidung positiv beeinflussen zu können. Dabei sind die Ansprüche und Vorstellungen je nach Lebenssituation unterschiedlich. Einige Basisfaktoren und die Bemühungen der Stadt Arnsberg, hier verbessernd einzugreifen, werden im folgenden vorgestellt.

Baustein Baulandstrategie Mit dem Bericht an die Ausschüsse zur "Entwicklung von Baugebieten in der Stadt Arnsberg" hat die Verwaltung eine fünfstufige Baulandstrategie vorgestellt. Um ein abgestimmtes Vorgehen bei der künftigen Baulandentwicklung zu gewährleisten, sollen die vorliegenden Erkenntnisse und die stadtentwicklungspolitischen bzw. stadtplanerischen Zielvorstellungen in Relation zueinander gebracht werden. D.h., dass im Sinne einer Ziel gerichteten und Ergebnis orientierten Wohnbaulandentwicklung die folgende methodische Vorgehensweise angewandt werden soll: 1. Wohnbaulandbedarfsprognose / Quantifizierung der Nachfragesituation 2. Stadtteilbezogene Zuordnung der am Bedarf auszurichtenden Neuplanungen (Größenordnungen) anhand des "Gesamträumlichen Entwicklungsmodells" und damit der Zentralität der einzelnen Stadtteile 3. Vorschläge für die Auswahl konkreter Gebiete mittels einer Standort- und Flächenanalyse (Erfassung der Qualitäten) für die weitere räumliche Entwicklung jedes Arnsberger Stadtteils (liegt verwaltungsintern vor) 4. Flächenausweisung / -beplanung (Erstellung von Planungsrecht) 5. Anwendung der Grundsätze und Instrumentarien des Bodenmanagements (als kontinuierlich begleitende Maßnahme) Diese Vorgehensweise wird mittlerweile bei Neuplanungen in Arnsberg angewandt und hat sich im Arbeitalltag als hilfreich erwiesen.

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Baustein Motivbefragung zum Wanderungsverhalten Die Möglichkeit, Einwohnerverluste zu kompensieren, liegt im Bereich der Wanderungen. Die Stadt hat deshalb zum zweiten Mal eine Befragung aller zu- und fortgezogenen Haushalte eines Jahres nach ihren Umzugsmotiven durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Befragung geben wichtige Hinweise auf Handlungsnotwendigkeiten und fließen in die weiteren Planungen mit ein. Für Arnsberg konnte in Erfahrung gebracht werden, dass der Standort Qualitäten hat, diese aber nicht vermittelt werden. Nach wie vor bleiben bei vielen Fortgezogenen feste Verbindungen nach Arnsberg bestehen, sei es als Arbeits-, Ausbildungs- oder Einkaufsort. Da die Stadtgrenze in den Köpfen der Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielt, wären einige der Fortgezogenen bei einem adäquaten Angebot auch in der Stadt geblieben. Das heißt, dass die Stadt, um mit den Nachbargemeinden mithalten zu können, ein umfassendes Angebot vorhalten muss, das die unterschiedlichen Wohnwünsche abdeckt. Absetzen kann sich die Stadt vom dortigen Angebot kaum über Preise - das ist erstaunlicherweise auch nur ein Grund unter vielen wegzuziehen -, sondern über ein familienfreundliches Umfeld, über Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, über Ausbildungs- und Arbeitsplätze, über neue Wohnformen usw. Baustein Neues Wohnen in Neheim / Nachverdichtung Ein konkretes Beispiel für ein "anderes" Angebot zum Leben und Wohnen ist die Nutzung einer früher als Erweiterungsfläche des angrenzenden Möhnefriedhofs vorgesehenen Fläche. Über eine Investorenausschreibung sind Konzepte abgefragt worden, die auf die Vorstellungen der Stadt eingehen, hier eine Lücke im Angebot zu schließen. Besondere Berücksichtigung sollen die Wohnvorstellungen von Menschen finden, die nach dem Auszug der Kinder selbständig und gut wohnen möchten. Damit soll dem Problem vorgebeugt werden, dass ältere Paare und Alleinstehende zu zweit oder allein in Häusern mit 150 oder 200 qm Grundfläche wohnen, die sie eigentlich nicht benötigen. Es gibt hier einen Bedarf, der aber gegenüber dem Haus andere Qualitäten besitzen muss (z. B. Lage, Umgebung, Barrierefreiheit). Baustein Nahversorgungskonzept Arnsberg Gerade im Lebensmitteleinzelhandel sind in den letzen Jahren drastische Veränderungen des Einkaufsverhaltens erkennbar. Die Discount-Orientierung der Verbraucher und das fast schon agressive Vorgehen der Discounter im Wettbewerb um Kunden und Standorte hat zu ersten Auswirkungen im Hinblick auf das bestehende Netz an Läden mit Gütern des täglichen Bedarfs, auch in Arnsberg, geführt. Gleichzeitig ist ein Trend zu immer größeren Flächeneinheiten sowohl bei den Discountern als auch bei den sog. Vollversorgern erkennbar, was eine Integration der Läden in die Stadtzentren und Wohnquartiere regelmäßig erschwert. Die gewünschte verkehrsgünstige Lage und das Ziel, mindestens 100 Stellplätze offen einsehbar vor der Tür zu haben, lassen viele Standorte sehr schnell aus dem Raster fallen. Am Ende der Kette verbleiben regelmäßig Standorte, die nicht integriert sind und kaum eine Nahversorgungsfunktion erfüllen, da sie für Menschen, die weniger mobil sind bzw. (tagsüber) über kein eigenes Fahrzeug verfügen, kaum erreichbar sind. Ebenso tritt die Problematik der qualitativen Unterversorgung auf, da im Discount-Sektor im Gegensatz zum "Vollversorger" kein umfassendes Angebot vorgehalten wird. Die Stadt Arnsberg hat deshalb auf der Grundlage des Einzelhandelskonzeptes ein Nahversorgungskonzept erarbeitet, das sich speziell dieser Problematik widmet. In Abstimmung mit Politik, örtlichen Verkehrsvereinen und Werbegemeinschaften, IHK, EHV, Bezirksregierung und Gutachterbüro wurden die Ausgangslage analysiert, Entwicklungen prognostiziert, die Ziele definiert und

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konzeptionelle Vorgaben erarbeitet. Welches Angebot vorhanden sein muss, um eine Voll- bzw. Grundversorgung zu bieten, war ebenso Thema wie die Frage der dezentralen Zuordnung von Standorten. Abschließend wurden Einzelstandorte hinsichtlich ihrer Einpassung von Vorhaben in die Stadtentwicklungspolitik und die zugehörigen Versorgungsbereiche bewertet und vorgeschlagen. Auf dieser Grundlage werden Bauvoranfragen und –anträge bearbeitet bzw. Bauleitplanverfahren eingeleitet. Auch eignet sich dieses Instrument zur offenen Diskussion mit den Antragstellern, deren Anforderungen natürlich in die Standortplanung mit eingehen müssen. Baustein Erneuerung des Schul- und Bildungswesens Mit der Beteiligung Arnsberger Schulen am Reform-Projekt "Selbständige Schule NRW" und einem Schwerpunkt im Bereich der Kinderbetreuung ("Offene Ganztagsgrundschule" mit Ausbau der Betreuungsplätze um 300 % zwischen 2000 und 2003) werden verschiedene Ziele verfolgt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Selbstverwaltung stärken, Kompetenz und Verantwortung dezentralisieren und Wettbewerb im öffentlichen Sektor sind die Stichworte. Die jetzt erfolgte Fusion von zwei der fünf Gymnasien der Stadt ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine breitere Palette der Auswahl und führt die Stäken der beiden Schulen - den bilingualen Zweig und die Ganztagsbetreuung mit Neigungskursen am Nachmittag - zu einem idealen Angebot zusammen. Mit dem Schulbauerneuerungsprogramm, das 15 Mio. € für bauliche Verbesserungen zur Verfügung stellt, setzt die Stadt ein weiteres Zeichen für einen hochwertigen Standort für junge Familien und Talente. Beispiel 2: Um- und Ausbau der Infrastruktur Baustein "Kombibad" NASS Zwei Hallenbäder, drei Freibäder und sechs Lehrschwimmbecken: zuviel und zu teuer für eine 80.000Einwohner-Stadt. Zumal dann, wenn die Menschen ihren Bädern den Rücken kehren und Freizeitbäder in der Umgebung ansteuern. Mit dem Bäderkonzept der Stadt, das über einen Moderationsprozess in Schulen und Vereine hineingetragen und mit den Nutzern diskutiert und verhandelt wurde, konnte eine tragfähige Kompromisslösung gefunden werden. Diese sah die Errichtung eines neuen Bades "für alle" vor, das - zentral gelegen - vor allem Personalkosten einzusparen hilft, da zeitgleich zwei Hallenbäder geschlossen werden konnten. Das neue Bad ist seit Januar 2004 geöffnet und ist mit bereits mehr als 100.000 Besuchern bis Mitte Juli mittlerweile zu einem beliebten Freizeitziel geworden.

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"Eins für alle" bedeutet in dem Zusammenhang die Nutzung des Sportbereiches durch Vereine und Schulen, des Freizeitbereiches durch Kinder und Familien und der umfangreichen Saunalandschaft mit 13 verschiedenen Angeboten v. a. durch Erwachsene und Senioren. Baustein Umnutzung des alten Hallenbades in Alt-Arnsberg Nach Schließung des Badebetriebes vor wenigen Monaten besteht die Möglichkeit, das aus den 1960er-Jahren stammende und architektonisch klar gestaltete Gebäude in Alt-Arnsberg einer neuen Nutzung zuzuführen. Zurzeit werden Überlegungen angestellt, hier eine neue moderne Infrastruktur im Tagungs- und Veranstaltungsbereich zu errichten, was im Interesse der ansässigen Verwaltungen, Behörden und Betriebe liegt. Ziel ist es, die Standortbedingungen für den tertiären und Verwaltungsbereich zu verbessern, Arbeitsplätze zu sichern und Beschäftigte in Arnsberg zu halten. Das Gebäude, das vis-à-vis des Sauerlandtheater und in hervorragender Lage direkt an der Ruhr liegt, weist eine Besonderheit auf: Das Schwimmbecken ist aus Hochwassergründen in das erste Geschoss eingehängt worden. Dies eröffnet vielfältige Umgestaltungsmöglichkeiten auf zwei Ebenen oder durch ein Heraustrennen des Betonbeckens eine "Raum-in-Raum-Lösung". Zwischenzeitlich wird das Gebäude für Veranstaltungen im Kultursommer genutzt, um auch den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt die Nutzungsmöglichkeiten des Bades und den Charme des Provisorischen zu zeigen. Beispiel 3: Entwicklungsschwerpunkt Alt-Arnsberg / Masterplan "Historisches Zentrum" Kultur und Tourismus vor dem Hintergrund der historischen Altstadt, das sind die Entwicklungszielrichtungen in Alt-Arnsberg. Während der Verkehrsverein die im Stadtmarketing geborene Idee der szenischen Stadtführungen erfolgreich umsetzt und die Besucherzahlen bei Stadtführungen innerhalb einiger Jahre von wenigen Hundert auf 15.000 hochschrauben konnte, greift auch die Bürgerschaft das Ziel auf. Mit der auf eigene Regie erfolgten Renovierung des Glockenturms, dem Wahrzeichen der Stadt, und dem Anlegen eines Weingartens an historisch überlieferter Stelle konnten zwei wichtige Projekte umgesetzt werden. Aber auch die Stadt ist gefragt, das Leitbild mit Leben zu füllen.

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Baustein KulturSchmiede Mit dem Erwerb, dem Umbau und der Umnutzung eines alten Fachwerkhauses mit angebauter Schmiedehalle im engeren Altstadtbereich konnte mit Stadterneuerungsmitteln ein wichtiges Projekt im letzen Jahr fertig gestellt werden. Die KulturSchmiede ist heute sowohl Proben- als auch Spielstätte für das Teatron-Theater von Jehuda Almagor. Seine Auftritte und die anderer Künstlerinnen und Künstler sind regelmäßig ausverkauft. Gleichzeitig steht der Raum Schulen, Vereinen und Bürgern der Stadt für kulturelle Nutzungen und Veranstaltungen oder Ausstellungen zur Verfügung. Nachdem in der Bürgerschaft lange Zeit diskutiert wurde, ob das Geld nicht besser anders, und sei es in der Straßensanierung, angelegt sei, ist auch dieses Projekt als neues Angebot und zentraler Bestandteil des Arnsberger Kulturlebens mittlerweile weitestgehend anerkannt. Jeder Beitrag, ein spannendes Kulturangebot in "die Provinz" zu bringen, kann im Hinblick auf die Attraktivität des Wohnstandortes gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Insgesamt ist es gelungen, mit relativ geringem Mitteleinsatz einen deutlichen Mehrwert zu erzielen. Nicht nur konnte das viel beachtete Ensemble des Teatron an den Standort gebunden werden. Mit dem neuen vielfältigen kulturellen Angebot konnten zusätzliche Besucher in die Stadt geholt und gleichzeitig eine Imageverbesserung des Standortes AltArnsberg erzielt werden. Der Erhalt und die Nutzung einer leer stehenden, teils verfallenen Immobilie wird zudem städtebaulich positive Effekte mit sich bringen.

Baustein Hotel "Zur Krone" In Zusammenarbeit mit dem Kreis beabsichtigt die Stadt, die heute auf verschiedene Schulräume im Stadtgebiet verteilte Kreismusikschule in einem Gebäude zusammen zu führen, um sie "erkennbar" zu machen und Synergien zu nutzen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur KulturSchmiede hat die Stadt aus diesem Zweck ein seit Jahren leer stehendes Gebäude erworben, das zunächst die erste Apotheke am Ort und später einen Hotelbetrieb beherbergte. Aufgrund des Raumzuschnittes war die denkmalgeschützte Immobilie, die über keinen Quadratmeter Freifläche verfügt, nicht als Wohngebäude zu nutzen und daher zu

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einem akzeptablen Preis zu erwerben. Da die Stadt die Investitionskosten und der Kreis die Betriebskosten übernimmt, profitieren beide Gebietskörperschaften von der neuen Einrichtung. Der Kreis kann zudem Personal aus dem benachbarten Sauerlandmuseum, das sich zurzeit ebenfalls in einer Phase der Neukonzeptionierung befindet, im Bereich Hausmeistertätigkeiten und Sekretariat einsetzen. Mit der neuen Kreismusikschule, dem Sauerlandmuseum des Kreises und der KulturSchmiede entsteht rund um den Alter Markt ein "Kulturdreieck", das zusätzliche Besucher und Nutzer – oder z.B. die Eltern, die ihre Kinder in die Musikschule bringen – in die Altstadt ziehen wird. Hier gewinnt das Leitbild des Kulturstandortes deutliche Konturen, indem es einen ganz wesentlichen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der historischen Altstadt liefert. Baustein Kloster Wedinghausen (Westflügel und Klosterinnenhof) "Rückkehr eines verlorenen Ortes" Räumlicher sowie geistig-geistlicher Gegenpol zum früheren Schloss, dem weltlichen Machtzentrum, war über Jahrhunderte das Kloster Wedinghausen. Es wurde auf dem Bergrücken in der Ruhrschleife außerhalb der Stadtmauern erbaut. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts wurde hier ein Klostergymnasium gegründet. Nach der Säkularisation vor gut 200 Jahren verlor das Kloster seine Bedeutung und wurde in einen kirchlichen und einen städtischen Teil aufgeteilt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Südflügel des Klosters abgerissen. Der Westflügel wurde lange Zeit als Schulgebäude genutzt. Nach dem Verlust der Ensemblewirkung erinnert heute kaum noch etwas an das ehemalige Kloster. Mit dem geplanten Einzug des Stadt- und Landständearchivs wird in Kürze eine Nutzung in den Westflügel einziehen, die dem Charakter und der Bedeutung des Gebäudes entspricht. Dazu wird der bislang nicht zugängliche und mit einer Hausmeisterwohnung ausgebaute Dachboden umgebaut. Der barocke Dachstuhl weist im Firstbereich eine lichte Höhe von 11 m auf. Mit dem Einbau eines individuellen Regalsystems und "Bücherturms" wird der imposante Eindruck des Raumes künftig für die Nutzer des Archivs wieder erlebbar. Um die Ensemblewirkung wieder herzustellen, hat sich die Stadt auf der Grundlage eines Entwurfs zur Umgestaltung des Klosterinnenhofes von Prof. Kalhöfer, Köln am Landeswettbewerb "Stadt macht Platz – NRW macht Plätze 2002" beteiligt. Das aus den drei Bausteinen Innenhof – Lichthaus – Gartenzimmer bestehende Konzept überzeugte die Jury mit der Zielsetzung, den "verlorenen Ort" wieder in die räumliche und gesellschaftliche Gegenwart zurück zu holen. Die multifunktionale Anlage des Lichthauses, das gleichermaßen Bühne und Ausstellungsraum, Vitrine und Platzraumkante ist, kann in Zusammenwirkung mit den Erdgeschossräumen des Westflügels

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künftig Ausstellungen über den Ort - z.B. die Geschichte der Aufbewahrung der Reliquien der Hl. Drei Könige während der Kriegswirren - aufnehmen. Zurzeit befindet sich das mit Landesmitteln geförderte Projekt im Übergang von der Entwurfs- zur Ausführungsplanung. Der voraussichtlich im Herbst 2004 fertig gestellte Archivbereich wird mit städtischen Mitteln finanziert, wobei ein "Umzugskarussell" städtischer Einrichtungen, das mit der Aufgabe eines Mietobjektes verbunden ist, zur Wirtschaftlichkeit beiträgt. Mit der Fertigstellung des Gesamtprojektes wird sich dieser Ausgangspunkt der Stadtentwicklung als ein architektonisch herausragender Ort präsentieren, der ein Anziehungspunkt für die Bewohner und die Besucher der Stadt werden kann. Baustein SchulStadtBücherei Mit Blick auf die KulturSchmiede und die Bemühungen zur Verbesserung der Schullandschaft wird der Sinn dieses Projektes deutlich. Die Schulaula des Gymnasiums, die nur an wenigen Tagen im Jahr genutzt wird, wird zum Standort der Stadtbücherei mit angeschlossenem Selbstlernzentrum umgebaut. Über die Aufgabe des bisherigen Mietverhältnisses für die Bücherei wird der Umbau gegenfinanziert. Bei Veranstaltungen wie der Abiturfeier kann die Schule in die KulturSchmiede, das Lichthaus oder das nahe gelegene Sauerland-Theater ausweichen. Die Schule erhält im Gegenzug ausgiebige Nutzungsmöglichkeiten des kompletten Büchereibestandes sowie ein mit modernen PCs ausgestattetes Selbstlernzentrum. Das Projekt ist ein typisches Beispiel für eine "win-win"-Situation durch vielfältige Synergien. Baustein Öffentlicher Raum Der in den 1980er- und 1990er-Jahren erfolgte Umbau des öffentlichen Raumes ist in einigen Bereichen nicht konsequent genug erfolgt, in anderen Bereichen aus heutiger Sicht aber auch zu weit gegangen. Die Stadt hat sich deshalb noch einmal sehr genau die Stärken und die Brüche in der Gestaltung angesehen. Auch hier gilt es, Schwerpunkte zu setzen, z.B. bei der Straßenmöblierung, beim Mobiliar der Außengastronomie, bei der Be- und Ausschilderung von Einrichtungen und touristischen Routen usw. Es ist beabsichtigt, die eigentlichen Qualitäten der Stadt, die Spannung, die aus der mittelalterlichen und klassizistischen Stadtstruktur entsteht, zum Thema zu machen und räumliche sowie zeitliche Übergänge neu zu definieren. Die Instrumente dazu sind einfach, aber haben eine verblüffende Wirkung. Sichtachsen wiederherzustellen, die verloren gegangen sind, oder Stadträume über künstlerische Interventionen (Schülerprojekt Klosterpforte im Rahmen des diesjährigen Kunstsommers) neu zu interpretieren, erzeugt kreative Lösungen und weckt Phantasien.

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Beispiel 4: Entwicklungsschwerpunkt Innenstadt Neheim / Masterplan "Einkaufsstadt Neheim" Die besonderen Potenziale des Standortes liegen in der vorhandenen und ausbaufähigen Ausstattung mit öffentlichen und privaten Einrichtungen, v.a. im Einzelhandelssektor und der trotz der überschaubaren Größe des Stadtteils "urbanen" Struktur. Eine weitere qualitätsvolle Entwicklung wird über den Masterplan "Einkaufsstadt Neheim", der sich aus nachfolgenden Bausteinen zusammensetzt, gesichert. Baustein Südliche Innenstadt Neheim Auf der Basis eines in 2001 durchgeführten städtebaulichen Wettbewerbes für einen Teilbereich der Neheimer Innenstadt wurden die Entwicklungspotenziale und -perspektiven erarbeitet. Der Siegerbeitrag des Büros B.A.S. Moczala + Kopperschmidt, Weimar, der die Chancen des Gebietes in ergänzenden Innenstadtfunktionen (im weitesten Sinne aus dem Gesundheitssektor) sieht, wurde in eine "Zielplanung" überführt. Zusätzlicher Einzelhandel ist im Übergangsbereich zwischen City und angrenzenden Wohngebieten keine Option. Wesentliches Merkmal und Rückgrat ist die besondere räumliche Situation mit der die Innenstadt durchziehenden Hangkante. Diese soll bei öffentlichen und privaten Planungen künftig zum "Markenzeichen" ausgebildet werden. Die den Stadt- und Landschaftsraum betonende Planung ist damit auch eine bewusste Abkehr von Konzepten, die sich allein über Baumassen definieren, hin zu einer qualitätsorientierten Entwicklung. Die Gestaltung des öffentlichen (Frei)Raumes, die Vernetzung von Flächen und Bereichen, Wegeverbindungen in der Stadt und das Herausarbeiten einer "Adresse" sind die wesentlichen Merkmale. Erste Maßnahmen richten sich nach dieser Idee aus. Die "Kolping-Terrassen" sind nicht nur Wegeverbindung zum Bremers Park und den umgenutzten "Bremers Höfen", einem Projekt, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit in einem früheren Gewerbegebäude in idealer Weise verbindet. Die neu angelegten Terrassen bieten auch Raum für Außengastronomie in der Innenstadt. Seite 8 von 13

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Der Eingangsbereich und Vorplatz des St. Johannes Hospitals wurde mit Blick auf seine zukünftige Funktion der oberen Terrasse des "Gesundheitsparks" umgestaltet. In Verbindung mit dem noch in der Planung befindlichen Gesundheitszentrum, das mit dem Krankenhaus kooperieren wird, soll hier ein Freiraum entstehen, der nicht nur den Patienten und Besuchern Möglichkeiten bietet, sondern auch einen Mehrwert für die Bewohner darstellen kann. Kurz vor Baubeginn steht das Altenpflegezentrum, das am Standort die Vorteile der Nähe zum Krankenhaus – in bezug auf Versorgungsmöglichkeiten – und zur Innenstadt nutzt. Als Ergebnis des Wettbewerbes nimmt die Architektur die "Hangkante" in Stellung und Transparenz des geplanten Gebäudes im EG-Bereich (obere Ebene) auf. Auch hier ist die Raumbildung einschließlich der Qualität der öffentlichen Plätze und Wege ein zentrales Thema. Alle diese Nutzungen sind dazu geeignet, zusätzliche Menschen in die Innenstadt zu ziehen und den Wohnstandort Innenstadt attraktiver werden zu lassen, was letztlich auch dem Einzelhandelsstandort Neheim zu gute kommen wird. Baustein Nördliche Innenstadt Neheim / Modellvorhaben Freizeit- und Kulturwirtschaft Innerhalb eines der ältesten Industrie- und Gewerbegebietes der Stadt - die durch die Möhne betriebenen Ölmühlen waren Ausgangspunkt für die Entstehung der Leuchtenindustrie in Neheim sind die Probleme und Chancen anders gelagert. Zwar ist das Gebiet nach wie vor ein interessanter Gewerbestandort. Die Innenstadtnähe und der Bestand ließen den Bereich aber auch im Hinblick auf freizeit- und kulturwirtschaftliche Initiativen interessant erscheinen. Diese Potenziale werden zurzeit ausgelotet und mit den Beteiligten abgestimmt. Heraus gekommen ist ein Konzept, das über Schwerpunkte auch hier eine Adressenbildung favorisiert. Neben privaten Initiativen (bspw. "Museum für Licht und Beleuchtung") sind in diesem Bereich zwei Leitprojekte der öffentlichen Hand vorgesehen. Zum einen ist auch der innovative Beitrag der Stadt aus dem Jahr 2003 zum Landesplätze-Wettbewerb beim Land auf fruchtbaren Boden gefallen. Die "Inszenierung" einer Brachfläche durch einfache Mittel (Bepflanzung / künstlerische Inszenierung) soll den Fokus auf die Fläche lenken, die als Standort für ein Hotel- und Einzelhandelsobjekt seit mehr als 12 Jahren auf ihre Entwicklung Seite 9 von 13

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wartet und zu einem dauerhaften Ärgernis in der Bevölkerung wurde. Die temporäre Umgestaltung soll Sympathie erzeugen, das Image des Standortes aufwerten helfen und deutlich machen, dass eine Stadt in längeren Zyklen denken muss und auch einmal warten kann. Die Umsetzung könnte in 2004/05 erfolgen, wobei nicht zu verhehlen ist, dass die Bürger und die örtliche Presse die Aktion bislang schwer nachvollziehen konnten. Der zweite Schwerpunkt findet sich in einem "Mittelstandszentrum", das Stadt und wfa (Wirtschaftsförderung Arnsberg) mit Stadterneuerungsmitteln in einem leer stehenden Gewerbekomplex einrichten. Neben einer Einbindung des Leuchtenmuseums und der Ateliergemeinschaft "Der Bogen" wird hier Raum für Gründer, Mittelständler usw. erstellt. Die Einbindung eines Veranstaltungs- mit angegliedertem Hotelbereich rundet das Angebot an dieser Stelle ab. Die von diesen Initiativen und Projekten ausgehenden Wirkungen sollen dem Gebiet einen deutlichen Schub geben und Nutzungsperspektiven außerhalb des Einzelhandels geben, soweit eine rein gewerbliche Nutzung - aus welchen Gründen auch immer - nicht in Frage kommt. Baustein Umgestaltung der Apothekerstraße Parallel zur Hauptstraße, der Fußgängerzone Neheims, verläuft die Apothekerstraße. Sie hat in den letzten Jahren in bezug auf den Geschäftsbesatz als Ergänzungsstandort zum Fußgängerbereich deutlich gewonnen. Allerdings war der städtebaulich-gestalterische Eindruck, der durch die Verkehrsflächen und Autos geprägt wurde, wenig attraktiv. Wunsch der Händlergemeinschaft, der Politik und der Fachverwaltung war es, diesen Bereich städtebaulich aufzuwerten, um einen attraktiven Standort und damit im Sinne der Kunden einen "Rundlauf" anbieten zu können. Gleichzeitig sollte die Kompaktheit des Zentrums in jedem Fall erhalten bleiben. Mit Unterstützung des Büros Pesch & Partner, Herdecke wurde dann im vergangenen Jahr ein vierstufiges Werkstattverfahren unter Einbeziehung aller Beteiligten und Interessierten durchgeführt. Am Ende dieses ernsthaften und aufwändigen Beteiligungsprozesses stand eine Entwurfsplanung, die die unterschiedlichen Ansprüche an Straße und Raum zusammenführte. Seit Februar wird nun gebaut. Fertig gestellt sein soll die gesamte Straße im November, also rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft. Das "Setzen auf den Standort Innenstadt" zeigt erste Ansiedlungs- und Investitionserfolge. Rund um den Markt entstanden einige neue Geschäfte aus dem Textilbereich, was gerade im Hinblick auf die jungen Kunden sehr wichtig war. In der Apothekerstraße selbst sind Investitionsabsichten für neue Geschäfts- und Wohngebäude bekannt. Baustein Märktekonzept Mittlerweile ist der Wochenmarkt in Hüsten an den dortigen Verkehrsverein angebunden worden, der die Verantwortung über Erfolg und Misserfolg übernommen hat. Neue Angebote sind erkennbar. Gut eingeschlagen ist ein erster Themenmarkt. Es wird sich im Laufe der Zeit zeigen müssen, inwieweit die Angebote von dauerhafter Natur sind. Seite 10 von 13

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In Neheim ist der Wochenmarkt, der an Samstagen Menschen aus der gesamten Region auf den zentralen Platz der Stadt und damit ins Geschäftszentrum lockt, konzeptionell überarbeitet worden. So wurden durch eine Neuaufstellung der Wagen und Stände Rückansichten soweit wie möglich reduziert, die Zugänge offener und freundlicher gestaltet, Grünanbieter neu positioniert und die "Kramstände" etwas aus der Sicht genommen. Obwohl einige Händler nun fern bleiben, hat der Markt in den Augen der Bevölkerung und der Händler an Qualität gewonnen. Auch dies ist ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Einkaufsbereiches. Beispiel 5: Arnsberg an die Ruhr! Baustein Neues Wohnen an der Ruhr Über ein moderiertes Verfahren ist es gelungen, die sehr unterschiedlichen Vorstellungen der Eigentümer, der möglichen Nutzer, der Nachbarn und der Stadt zur Nachfolgenutzung einer Gewerbebrache in einen städtebaulich und wirtschaftlich vertretbaren Plan zu überführen. Danach soll in dem zur Hauptverkehrsstraße orientierten Bereich des Grundstücks, das bislang zwei Autohäuser beherbergte, ein Einzelhandelsprojekt entstehen. Im rückwärtigen, zur Ruhr gelegenen Bereich ist ein Wohnprojekt geplant, das in zentraler Lage und guter Anbindung an die Innenstadt von Alt-Arnsberg ein Gegenstück zu den üblichen Einfamilienhausgebieten darstellen soll. Über den Grundstückserwerb bzw. -tausch wird sich die Stadt die Möglichkeit offen halten, ein Qualifizierungsverfahren (Ausschreibung, Wettbewerb) zwischen zu schalten. Es kann dann ein Angebot zum Wohnen für alte oder junge Menschen entstehen, die die Lagevorteile zu schätzen wissen. Baustein Renaturierung Mengen Wiese An das genannte Wohngebiet grenzt im Süden eine Fläche an, die dem Fluss im Rahmen der "Naturnahen Gestaltung der Oberen Ruhr" künftig wieder mehr Raum gibt. Die Umgestaltungen sind im wesentlichen in den zurück liegenden Wochen erfolgt. Es entstehen hier Kiesbänke und Flachwasserzonen sowie ein Verzweigungsgerinne. Neben ökologischen Effekten und einem Beitrag zum Hochwasserschutz (Retentionsraum) wird vor allem die Durchgängigkeit der Ruhr für Fische und Kleinlebewesen verbessert. Diese Maßnahme ist eine von mehreren im Stadtgebiet. Das neue Wohngebiet wird über Wege und eine neue Fußgängerbrücke an das Renaturierungsgebiet und die andere Flussseite angebunden. Das Renaturierungsprojekt ist sicherlich auch deshalb in der Bevölkerung akzeptiert, weil der Bodenaushub für eine Lärmschutzmaßnahme an der Autobahn genutzt werden kann. Der Stadt entstehen für die Renaturierungsmaßnahme de facto keine Kosten, da der Eigenanteil der Maßnahme über Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen der Bauleitplanung finanziert werden kann. Seite 11 von 13

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Beispiel 6: Offene und sichere Stadt Baustein Barrierefreie Stadt Barrierefreiheit in der Stadt ist nicht nur ein Thema für behinderte Menschen. Zumal Barrierefreiheit mehr bedeutet als adäquate Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer zu schaffen, sich in der Stadt ohne fremde Hilfe bewegen zu können. So ist die Unterstützung Sehbehinderter ein wichtiges Zukunftsthema. Zudem ist Barrierefreiheit, die Gehbehinderten zugute kommt, ein Argument für alle Menschen, die einfach nicht mehr so gut zu Fuß sind oder Eltern mit Kinderwagen. Die Stadt hat deshalb bereits bei den Umbauplanungen der Apothekerstraße und der Bömerstraße darauf geachtet, die Belange Geh- und Sehbehinderter verstärkt in die Straßenraumgestaltung einzubinden. Aufmerksamkeitsfelder, abgesenkte und mit Bodenleuchten versehene Querungsstellen, Führungselemente im Pflaster und leichte Abstufungen zwischen Fußgängerbreichen und anderen Verkehrsflächen sind sicher keine neuen Erfindungen. Es ist aber die Art der Einbindung der Interessen der Behinderten, die neu ist. Auch die Sensibilisierung der Entscheidungsträger ist neu. Verabredet ist, Barrierefreiheit zum Planungsstandard zu machen. Baustein Lokale Akteure gewinnen In der Bürgerschaft sind spezifische Kenntnisse in verschiedensten Bereichen vorhanden. Dabei besteht durchaus eine große Bereitschaft, eigenes Wissen und eigene Fähigkeiten im Rahmen bürgerschaftlichen Engagements für die Allgemeinheit einzusetzen. Diese Potenziale zu nutzen und über diesen Weg Leistungen anbieten zu können, die sonst nicht oder nur eingeschränkt geboten werden können, muss das Ziel einer offenen Stadt sein. Das Gelingen setzt ein koordiniertes Vorgehen voraus. So werden, über die Beratungsstelle für bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt der Stadt gesteuert, "Trainer" eingesetzt, die den Menschen, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weitergeben wollen, das "Handwerkszeug" vermitteln. Dazu gehören bspw. die pensionierte Lehrerin, die Kindern im Kindergarten auf spielerische Weise Englisch beibringt, oder Menschen, die sich in ihrer Freizeit um alte Menschen kümmern möchten. Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der MaiAusgabe der Zeitschrift GEO erschienen. Auch der Otto-Mühlschlegel-Preis der Robert-Bosch-Stiftung, den die Stadt Arnsberg jüngst erhielt, ist Beleg für den richtigen Weg. Ein anderes Beispiel ist die Gestaltung des öffentlichen Raumes. Noch im September 2004 wird die Stadt zu einer ersten offenen Veranstaltung im Rahmen der neuen Reihen "Dialog zur Stadtentwicklung" – Initiative StadtBauKultur Arnsberg – einladen. Mit Beginn der neuen Legislaturperiode soll die Einrichtung des "Beirates für Stadtgestaltung" folgen, in dem über öffentliche Themen hinaus auch private, aber öffentlichkeitswirksame Planungs- und Bauvorhaben beraten und optimiert werden sollen.

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Baustein Partizipation Weite Felder der Mitwirkung und Mitverantwortung liegen im Bereich der Stadtentwicklung. Hier setzt die Stadt auf Partizipation ab einem möglichst frühen Zeitpunkt. Die Perspektivenwerkstatt zur "Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes Neheim-Hüsten" (2000) zeigt die Chancen, die darin stecken, aber auch die Schwierigkeiten auf. Erfolgreiche Beteiligung und Mitwirkung setzt eine zügige Umsetzung von Ergebnissen voraus, da sonst die Akzeptanz der Verfahren schnell schwindet und einem Misstrauen weichen kann. Auch kann nicht jeder damit umgehen, eigene Ideen entwickeln zu sollen anstatt Kritik zu fertigen Plänen vorzutragen. Das erfordert immer wieder aufwändige Moderationsleistungen. Gerade bei konfliktträchtigen Planungsvorhaben haben sich offene, moderierte Werkstattgespräche in Arnsberg sehr bewährt. Die jeweils geeignete Form der Beteiligung muss anhand der Aufgaben- und Problemstellung sehr bewusst gewählt werden. Mit der regelmäßigen, nicht mit der einmaligen Partizipation der Bürger entsteht aber eine neue Planungs- und Kommunikationskultur in der Stadt. Umfragen belegen, dass sich diese Leistungen in der Zufriedenheit mit der Verwaltung und damit auch mit dem Wohn-, Arbeits- und Lebensstandort Stadt niederschlagen. Um die Qualität der Beteiligung auch bei formellen Planverfahren (Bebauungspläne) zu erhöhen und den Bürgerinnen und Bürgern weitreichende Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten einzuräumen, wird in Arnsberg seit einigen Monaten die Online-Beteiligung bei allen Bauleitplanungen durchgeführt. Dafür und für die gute und übersichtliche Informationsdarstellung im Bereich Stadtentwicklung und –planung erhielt die Stadt den IfR-Internetpreis 2004, der am 1. Oktober offiziell überreicht werden wird.

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