und des Berliner Turn- und Freizeitsport-Bundes,

#Turnfest Ausgabe 06 Samstag 10. Juni 2017 Ein Fest der Superlative – Berlin turnte eine Woche bunt „Dieses Turnfest hat die Erwartungen der Sportme...
Author: Sofie Böhme
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#Turnfest

Ausgabe 06 Samstag 10. Juni 2017

Ein Fest der Superlative – Berlin turnte eine Woche bunt „Dieses Turnfest hat die Erwartungen der Sportmetropole Berlin deutlich übertroffen“, erklärte Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport in der Hauptstadt. „Es war ein Fest der Superlative, das als solches in Erinnerung bleiben wird.“ Nicht nur die 80.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen 42.000 in 166 Schulen übernachteten, bewegten sich eine Woche lang durch die Großstadt, deren Sportstätten und vor allem die Messehallen. Auch die Berliner Bürgerinnen und Bürger machten mit bei den zahlreichen Sportangeboten oder bewunderten bei Shows und Meisterschaften das Können ihrer Gäste. „Es war Berlin eine Ehre, diesem Turnfest eine hoffentlich angemessene Kulisse geboten zu haben“, sagte Geisel. DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl zeigte sich ebenfalls begeistert. „Wir haben eine traumhafte Woche erlebt“, sagte der 48-Jährige, der dem Turnfest erstmals als Präsident vorstand. Ganz besonders ist die Vielfalt deutlich geworden, was Turnen ausmacht und Tag für Tag in den Vereinen unter dem Dach des DTB angeboten wird. „Wir sind der wahre Motor der Sportentwicklung in Deutschland“, stellte Hölzl fest. Dabei befruchten sich Breiten- und Spitzensport gegenseitig. „Beide gehören zusammen, und sie zu trennen, wäre nicht förderlich für die Entwicklung des Turnens.“ Besonders deutlich sei

diese Zusammengehörigkeit während der Stadiongala im Rahmen des Turnfests zu erleben gewesen, bei der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel Grüße an die Teilnehmer gerichtet hatte. Für Merkel ist Turnen ein Volkssport im wahrsten Sinne des Wortes. Insgesamt 825.500 Besucherinnen und Besucher zählten die Organisatoren laut DTB-Generalsekretärin Michaela Röhrbein, davon 325.500 bei Veranstaltungen, Wettkämpfen und Mitmachangeboten. 305.000 Menschen tummelten sich an den sieben Tagen auf dem Messegelände, und 195.000 ließen sich von der Ber-

liner Mitmachaktion „Berlin turnt bunt“ animieren. Das alles wäre ohne die 7.000 Volunteers nicht möglich gewesen. „Sie haben das Herz des Turnfests zum Schlagen gebracht“, sagte Geisel. Dass das innovationsstarke Turnfest Spuren hinterlässt, dafür sorgten laut Martin Hartmann, dem Vizepräsidenten des Organisationskomitees des Turnfests und des Berliner Turn- und Freizeitsport-Bundes, auch schon eine Woche vor dem Auftakt zahlreiche sportliche Aktionen für die Berliner Schülerinnen und Schüler. So gab es im Rahmen des Programms „Schule aktiv“ unter anderem an

Die

263 Schulen 1.200 Angebote in mehr als 50 Sportarten, die Kinder und Jugendliche mit großer Freude nutzten. Die Sportmetropole Berlin hat jegliche Erwartungshaltungen der Veranstalter deutlich übertroffen. Mit ihren konzeptionellen Ansätzen, auch die Stadtgesellschaft in hohem Maße einzubeziehen, hat sie sich als Ausrichter künftiger Sportgroßveranstaltungen empfohlen. Nach dem Turnfest ist vor dem Turnfest. Vom 12. bis 16. Mai 2021 wird Leipzig der nächste Gastgeber der Großveranstaltung

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sein. „Wir werden dort ein anderes Format haben“, erklärte Hölzl mit Blick auf die verkürzte Dauer. Dieses gilt es nun in den nächsten Jahren zu erarbeiten. „Unser Turnfest wird nicht so groß sein wie das in Berlin, aber genauso begeisternd“, versprach Heiko Rosenthal, der Leipziger Sport-Bürgermeister. Dabei wartet auf die Teilnehmer ein Turnfest der kurzen Wege, das im gesamten Stadtgebiet zu spüren sein soll. Die Lust darauf, hat DTB-Präsident Hölzl festgestellt, ist jetzt schon wieder vorhanden. 

Eli Seitz setzt ihre Rekordjagd in Berlin fort

Wenn Dänen performen, dann tobt der Würfel

Elisabeth Seitz (MTV Stuttgart) hat sich am letzten Tag der Turnmeisterschaften (08.06.) in Berlin ihr drittes Gold gesichert und ist damit erfolgreichste Athletin der Titelkämpfe. Insgesamt fehlt ihr noch ein Titel, um den Deutschen Rekord von Karin Büttner-Janz, der bisher erfolgreichsten deutschen Turnerin, zu überbieten.

Höhepunkte gibt es viel bei diesem Turnfest. Der Auftritt des National Danish Performance Teams am vorletzten Abend war ein ganz besonderer. Ausverkauft bis auf den letzten Platz, erlebte das vorwiegend weibliche und jugendliche Publikum einen fulminanten Abend im CityCube.

Am Schwebebalken zeigte die deutsche Mehrkampfmeisterin zwar die leichteste Übung in der Entscheidung, turnte diese allerdings souverän durch und erntete 13,233 Punkte. „Damit habe ich nicht gerechnet“, erklärte die Olympiavierte am Stufenbarren. „Ich wollte eigentlich nur solide turnen, und nun habe ich schon wieder einen deutschen Meistertitel.“ Die Chemnitzerin Pauline Schäfer dagegen musste bei einem gymnastischen Sprung absteigen und damit die weiteren Medaillen Amelie Föllinger (TSG Haßloch/13,166) und der Lokalmatadorin Michelle Timm (13,033) überlassen. Am ersten Tag der Gerätfinals hatte sich Mehrkampfsiegerin Elisabeth Seitz bereits ihren zweiten Titel gesichert, indem sie am Stufenbarren triumphierte. Im Bodenfinale klappte es endlich für die nach dem Mehrkampfsilber so enttäuschte WM-Dritte am Schwebebalken. Obwohl sie nach einem gebückten Doppelsalto nicht sauber zum Stand kam, reichten die erturnten 13,20 Punkte für den Sieg vor Nationalteamkollegin Kim Bui (MTV Stuttgart/12,866). In die Phalanx der Auswahlturnerinnen schob sich einmal mehr Marlene Bindig (Dresdner SC) auf den Bronzerang.

Dauser schwer veletzt Am Montag hatten sich Lukas Dauser und Philipp Herder noch ein äußerst knappes Duell um die Mehrkampfkrone geliefert, das der Unterhachinger schließlich mit fünf Hundertstelpunkten Vorsprung für sich entschieden

hatte. Am ersten Tag der Gerätfinals drehte der Berliner aber den Spieß um. Vor 7000 begeisterten Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle gewann der Lokalma-

an den Ringen bei der Landung seines Abgangs mit dem rechten Knie nach innen, blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Matte liegen und musste wenig später aus

Im Barrenfinale musste Nguyen nicht mal volles Risiko eingehen, um sich nach der Goldmedaille am Vortag an den Ringen auch die an den beiden Holmen zu sichern. Ohne seinen schweren Tsukahara-Abgang kamen 14,45 Punkte zusammen, mit denen Nguyen allerdings nur knapp Pauschenpferdmeister Ivan Rittschik aus Chemnitz (14,375) und den Berliner Philipp Herder (14,35) auf die weiteren Podestplätze verwies.

#high performance tador gleich den ersten Titel des Tages. Am Boden verwies er seinen Nationalteamkollegen mit 14,425 zu 14,225 Punkten auf den zweiten Platz - und freute sich sehr. „Damit habe ich gar nicht gerechnet“, erklärte Herder. Aber der Triumph sei eine schöne Entschädigung für die Niederlage im Sechskampf. Dritter wurde Luca Ehrmantraut (TV Limbach) mit 13,475 Punkten. Nicht angetreten war der Hallenser Matthias Fahrig, der sich beim Einturnen vermutlich einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Dauser, der bis dahin einen sauberen Vortrag gezeigt hatte, knickte

Einen zweifachen Sieg holte sich auch der Olympiazweite Marcel Nguyen (TSV Unterhaching), der sich an den Ringen mit 14,625 Punkten noch knapp vor den bis dahin führenden Chemnitzer Florian Lindner (14,60) schob. Junioren-Europameister Nick Klessing wurde Dritter (13,975), begeisterte aber mit einem Dreifachsalto als Abgang.

der Halle getragen werden. Bei einem MRT einen Tag später wurden ein Riss des vorderen Kreuzbandes sowie ein Schaden am Außenmeniskus diagnostiziert. Der 23-Jährige wird nächste Woche in München operiert und muss mehrere Monate lang pausieren. Dauser via Facebook: „Es hat sich leider der Verdacht auf einen Kreuzbandriss bei der heutigen MRT Untersuchung bestätigt. Zusätzlich wurde noch ein Meniskusschaden festgestellt. Ich werde in den nächsten Tagen nach München reisen, um dort alles für die bevorstehende Operation zu besprechen.“

Am Sprung hatte sich der Hallenser Nick Klessing mit zwei sauberen Durchgängen den Titel geholt. Der Junioren-Europameister an den Ringen zeigte unter anderem einen sauberen Roche, einen Überschlag mit Doppelsalto, für den er als Einziger eine Wertung knapp über 14 Punkte erhielt. Im Mittelwert erreichte Klessing 13,975 Punkte. Rang zwei und drei gingen an den Limbacher Luca Ehrmantraut (13,637) sowie Helge Liebrich (TV Wetzgau/13,525). Am Königsgerät Reck nutzte der Kirchheimer Felix Pohl die Chance, sich in Abwesenheit mehrerer international erfahrener Kollegen seinen ersten Meistertitel zu si-

chern. Als letzter Turner des Tages landete er bei 13,825 Punkten und ließ die gesamte Konkurrenz, angeführt vom Unterhachinger Jakob Paulicks (13,30) und Helge Liebrich (TV Wetzgau), hinter sich. Am Pauschenpferd hatte zuvor der Chemnitzer Ivan Rittschik (14,475) dem Feuerwerk des gerade aus der Nationalmannschaft verabschiedeten Saarländers Waldemar Eichorn (14,00) genügend entgegenzusetzen, um den Sieg davonzutragen. Dritter wurde der Erfurter Nils Dunkel mit 13,90 Punkten. Bei den Frauen verlängerte Elisabeth Seitz ihr Titelabonnement auf Nummer 18. An ihrem Paradegerät, dem Stufenbarren, musste die Stuttgarterin als letzte Starterin ans Gerät, ließ zwar eine Verbindung aus, zeigte aber bis auf einen kleinen Standfehler einen fast makellosen Vortrag. Das reichte für 14,466 Punkte und die Goldmedaille vor ihrer Trainingskollegin Kim Bui (14,166) und der Karlsruherin Leah Grießer (TG Neureut/13,50). Zum Auftakt hatte am Sprung Pauline Tratz ihren Vorjahressieg verteidigt. Die Turnerin des TSV Rintheim, die nach dem gerade bestandenen Abitur in Zukunft in den USA studieren wird, erhielt für zwei saubere Durchgänge 13,866 Punkte. Auf den weiteren Plätzen folgten die in Stuttgart trainierende Berlinerin Michelle Timm (13,466) und Amelie Föllinger von der TSG Haßloch (13,300). 

Angeheizt wurden die Besucher im Vorprogramm zunächst durch Turnerinnen und Turner der 1920 gegründeten dänischen Gymnastik- und Sportschule Ollerup. Die über 200 Schüler zeigten sich schon als wahre Meister der AirTrack-Bahnen. Die kraftvollen und dynamischen Sprünge, Saltos und Flick-Flacks, und auch die Tanzperformance brachte das Publikum in wallende Stimmung für die folgende Show des National Danish Performance Teams mit dem Titel IMANI. IMANI bedeutet aus der Sprache Ostafrikas übersetzt Vertrauen oder Glauben - glauben an sich selbst und das Vertrauen in andere zu haben. Der Glaube an sich und

an die Gemeinschaft wird mit guten und bösen Emotionen konfrontiert. Man kann verletzt und enttäuscht werden, aber auch glücklich, neugierig und überrascht. Dieses Thema wurde auf allerhöchstem Niveau von den Turnerinnen und Turnern in die Halle gebracht. In einer verbundenen Vielfalt von moderner Gymnastik, Tanz, ideenreicher Choreografie und energiegeladener Akrobatik wurde das Publikum in einen Begeisterungsrausch versetzt. Sowohl die ruhigeren Tanzpräsentationen als auch die Sprung-Orgien an der AirTrack-Bahn ließ das Publikum der Show voller Begeisterung das National Danish Performance Teams minutenlang feiern. 

Fetzige Beats und buntes Treiben Egal ob zur Musik des Films „Tribute von Panem“, Hip-Hop oder klassische Musik, der Name der Show ist nicht nur bei den Kostümen Programm. Die Gruppen zeigten gestalterisch als auch in den Variationen der Vorführungen viele Hebefiguren und erzählten eine Geschichte, die auch ohne viele Requisiten eindrucksvoll performt wurden. Angeheizt wurden die Besucher Hinter der Gala „Wie Bunt Ist Das Denn!“ steckt eine Idee, aus vielen Vorführungen, wie etwa auf den Magnetbühnen, beim FunDance/DTB-Dance oder Choreografie-Werkstatt den interessantesten 15 Gruppen nochmal eine Bühne zu geben. Dabei spielt das Alter keine Rolle, wie die menGym Züri Gruppe aus Zürich es beweist, deren Mitglieder im Alter zwischen 40 und 75 Jahren sind und eine ungewöhnliche Show mit gelben Getränkekisten zeigen.

#Turnfestzahlen 50.000 Wettkämpfende in

Welcome

375.000 Brötchen

7.000.000 Menschen erreicht

195.000 turnten bunt

Hier schliefen 42.000 Menschen

Es war uns ein Fest! Eine Woche lang haben wir Euch beim Turnfest mit bunten Geschichten zum Frühstück versorgt. Wir freuen uns, wenn es Euch gefallen hat. Wir hatten viel Freude dabei, auch wenn nicht immer alles rund gelaufen ist.

mehr Lesenswertes und Sehenswertes zum Turnfest. Online mitgewirkt haben: Anke Dannenberg, Sabine Rothaug, Matthias Himmelmann, Felix Kalkuhl, Matthias Wiatrek, Axel Nowark, Carmen Menn.

An #Turnfest haben mitgewirkt: Redaktion: Joachim Schuchardt, Katrin Fuhrmeister-Jabbour, Bettina Homburg, Katharina Griesel, Christiane Schulmayer, Sabine Hoffmann, Christian Keipert.

Richtig bunt wird es aber erst durch die Bilder. Viele Autoren haben auch geknipst. Danke dafür. Neben den echten Profis Volker Minkus, Lars Kaletta, Swen Pförtner, Juri Jan Reetz und ihrem Bildbearbeiter Christopher Gundermann waren mit der Kamera unterwegs: Tim Dannenberg, Bernd Anich, Qingwei Chen, Jörg Niebergall, Julia Zschiesche, Berit Jäger, Laura Wickenhäuser, Tina Brandsch-Böhm sowie das Tuju- und die dsj-Medienteams.

Layout: Christiane Weimann, Claudio Preil. Autoren: Katja Sturm, Josie Lander, Gisela Rosenbaum, Walter Mirwald, Sabine Kleinecke, Ann-Kathrin Bender, Jochen Baumgartner, Andreas Lin, Sophie Rainer, Linus Doufrain, Verena König, Katharina Bake sowie das Tuju-Reporter und die dsj-Medienteams. EDV: Carsten Schütte Und weil #Turnfest vermutlich in Eurem Altpapier landet, bleibt das meiste, was ihr hier gelesen und gesehen habt, im Web erhalten. Unter turnfest.de und dtb-online.de findet ihr noch

Danke sagen wir auch Allen, die wir an dieser Stelle nicht genannt haben, alle Kollegen vom OK, Sonja Schmeißer, Katja Reichel, Beate Brand, Gritt Ockert und Bernd Schenke in Berlin sowie natürlich #hessenhilft. Und das letzte Dankeschön geht an Michaela Röhrbein und Kati Brenner. Sie haben das Unmögliche möglich gemacht. Wir freuen uns schon mit Euch auf Leipzig 2021 #Turnfest!!! 

#Bunte Gala

Richard Wieser aus dem AK Vorführungen des DTB beschreibt

die Idee dieser Gala als eine Möglichkeit, auch ohne die Teilnahme an den großen Showwettkämpfen des Turnfests trotzdem das Erlebnis Showauftritt genießen zu können. Ein Beispiel hierfür sind die Liga-Turnerinnen des VfL Kirchheim, die auf hohem Niveau am Wettkampf im Gerätturnen teilnehmen und durch die Gala „Wie Bunt Ist Das Denn“ auch noch einen Showauftritt absolvieren können. Bei den Trommelbeats fieberte auch an Tag sieben des Turnfests das Publikum noch mit. Die Sieger im FanDance Wettbewerb vom TSV Uesen heizten mit ihrem Wechselbad von dramatischer

Musik mit schnellen Bewegungen den CityCube auf. Auch das Gymnasium Grafing erzählte mit ihrer Turn-Choreografie „The Power of Motion“ eine Geschichte über die Kraft nichts unversucht zu lassen und mit dieser Energie positiv in die Zukunft zu blicken. Getreu dem Turnfestmotto „Wie bunt ist das denn“ sorgten alle Showteilnehmerinnen und -teilnehmer mit bunten, leuchtenden Luftballons für ein unverwechselbares Abschlussbild, das gebührend vom Publikum mit Klatschen, Standing-Ovations und lautem Fußstampfen verabschiedet wurde. 

Schlafen, wo sonst gelernt wird Inzwischen ist es eine recht gemütliche Tradition des Turnfests und seinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich in Schulen einzuquartieren und sich dort von der stressigen Turnfestwelt zu erholen. Beim Turnfest 2017 sind sie in mehr als 200 Schulen in ganz Berlin, von alt bis neu und groß bis klein, untergebracht. Aber man darf sich fragen: Ist das eine Erholung?

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

BERURLINNT TBUNT!

#Danish

Gesellige Traditionen hin oder her, sind wir mal ehrlich, ein schlechtes Los bei der Übernachtung in den Schulen hat jeder schon einmal gezogen. Da lag man in staubigen DDR-Plattenbauten oder in vollen, riesigen Betonklötzen mit mehr Mitbewohnern als üblicherweise Schülern. Nun stellt sich die Frage, was Berlin aus den letzten Turnfesten gelernt und an den Schulübernachtungen verbessert hat. Der Fairness halber gibt man zu: Mühe geben sich die Berliner Organisatoren, Vereine und Schulen über Maßen. Zum Frühstück gibt in den meisten Schulen ein breites Angebot an Dingen, die man auch gerne zuhause isst. Die tapferen Besucher können mehr als Aufbackbrötchen und Kaffee von der Tanke erwarten; all die freundlichen Frühstückshelfer bereiten schon ab halb Fünf Uhr morgens die Mahlzeiten zu. Die meisten Schulen sind auch so schon rund um die Uhr am Empfang besetzt, Fragen und Anmerkungen sind hier willkommen. Sanitäre Anlagen sind ausgeschildert, Infos über nahgelegene Spots in der Umgebung werden gerne weitergegeben. Aber trotzdem: Es droht

der der harte Boden aber Vielen, schlaflose Nächte zu bereiten. „Ich mag die gemeinschaftliche Atmosphäre in den Schulen. Manchmal sitzen Leute auch noch spät in der Nacht auf den Gängen und man fängt an, sich zu unterhalten oder gemeinsam etwas zu trinken“, erzählt Claudia aus Friedberg. „Jeder ist freundlich und quatscht einen mal eben von der Seite an“, fügt die 12jährige Nele hinzu. Viele Turnfestteilnehmer erfreuen sich an der Atmosphäre in den Schulen, das Turnen verbindet, das spürt man, sagen sie. Manch‘ anderer findet die Atmosphäre zwar toll, möchte aber trotzdem lieber alleine oder nur in kleinen Grüppchen schlafen. Die Ansichten sind verschieden, aber letztendlich freut sich doch jeder, der lieber ein Hotel genossen hätte, über neu geknüpfte Kontakte und Unterhaltungen auf den Gängen nachts um drei. Und, nebenbei gesagt, haben die Teilnehmer des Turnfests sowieso keine Wahl. Hotels werden auch in Zukunft kein Teil des Turnfests und nicht in den Teilnehmerbeitrag einbegriffen sein. Das wäre zu teuer und die er-

forderl ichen Kapazitäten zu hoch – selbst für den Berliner Hotellerie. Vielleicht ist es also der Zwang oder einfach das Turnfest selbst, das die Leute zu guter Laune und einer tollen, gemeinschaftlichen Atmos­ phäre bewegt. Viele halten die Schulübernachtungen für eine tolle Tradition, und wer findet es nicht spannend, Dinge tun, weswegen man die Schule normalerweise schnellstens verlassen müsste… 

#Quartier

#Wie bunt war das denn!

Turnen und Singen gehört zusammen wie Berlin und der Bär

Tuju-Show rettet die Welt

Die S-Bahn wackelt. Hinten stampft und trampelt es. „O Alele“, schreit ein junges Mädel im Trainingsanzug und ein dutzendköpfiger Chor brüllt es nach. Wen es von den Fahrgästen stört? Niemanden. Im Gegenteil, alle schmunzeln, manche stimmen sogar mit ein.

Der Geist der Dunkelheit will den Planeten Erde und die gesamte Menschheit mit ihr vernichten. Zwei Kinder haben die Möglichkeit, dies zu verhindern und unsere Welt zu retten. Insgesamt mehr als 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die spannende Reise bei der TujuShow am Donnerstag in zwei Vorstellung. Alle vier Jahre treffen zwölf der besten Showacts beim Internationalen Deutschen Turnfest zusammen, um mit der Tuju-Show das Turnfestpublikum zu begeistern. Das besondere an der Tuju-Show ist, dass sich die Gruppen vorher nicht kennen und abgesehen von der Generalprobe noch nicht gemeinsam aufgetreten sind. Choreograf Alexander Semenchukov hat die einzelnen Vorführungen sorgfältig ausgewählt und in das Gesamtkonzept integriert. Ihm ist es gelungen, die vielen Facetten des Turnsports abzudecken. Die Geschichte des Abends erzählten Tänzer, Akrobatikkünstler, Rhönrad- und Trampolinturner, aber auch BMX-Fahrer und Lufttänzer an Bungeetrapez und Vertikaltüchern. Auch die Integrationsgruppe Movimento trug zur Erzählung bei, sie begeisterten etwa mit Jonglage-Acts und Einrad-Vorführungen. Die Mischung aus Spitzen- und Breitensportlern war ausgeglichen. Alle Teilnehmer kommunizierten aber in einer Sprache: der, des Sports. Willkommen bei der diesjährigen

Tuju-Show: „Mal eben meine Welt retten“. Zwei Kinder, Miriam und Latif Stanarius, begeben sich in Messehalle 18 auf die Suche nach einer besseren Welt. Der Geist der Dunkelheit will die Menschheit für den rücksichtslosen Umgang mit dem Planet Erde vernichten. Die Reise der Geschwister ist beschwerlich. Ihnen begegnen die verschiedensten Gestalten, die ihnen nicht immer freundlich gesinnt sind. Sie treffen auf mechanische Menschen, die sich nicht für die Belange der Kinder interessieren oder rücksichtslose Biker-Rowdys, die ihnen Angst einjagen. Doch es gibt Lichtblicke, die beiden finden Ruhepole und können in den Armen ihrer neuen Freunde Kraft für ihre Reise tanken. Mystische Fabelwesen befreien sie vom Geist der Dunkelheit und weisen ihnen den Weg. Erschöpft von den bisherigen Anstrengungen, legen Miriam und Latif eine kleine Pause ein. Sie träumen aber weiterhin von der Stadt des Glücks und hoffen, die-

se bald zu erreichen. Eine schwarze Katze gesellt sich zu ihnen und wird den Geschwistern auf ihrer Reise immer wieder beistehen. Doch der Geist der Dunkelheit ist nicht untätig. Er sät Zwiespalt zwischen den Geschwistern, ein Streit entbrennt. Der schwarzen Katze gelingt es, diesen zu schlichten. Fortan wird sie der Glücksbringer der beiden Kinder sein. Nach einem Blick durch ein Kaleidoskop sind sie sich sicher, den richtigen Weg gefunden und ihr Ziel bald erreicht zu haben. Warme Sonnenstrahlen geben den Geschwistern Kraft, bevor sie dem goldenen Gott gegenübertreten und Antworten auf ihre Fragen erhalten. Während der Weiterreise stürzen die beiden vom Fahrrad – sie schweben in Lebensgefahr. Wie sollen sie nun ihren Auftrag erfüllen? Die mutige schwarze Katze eilt herbei, ihr gelingt es das Leben der Kinder zu retten. Ihr eigenes allerdings verliert sie. Letztlich schaffen es alle Athletinnen und Athleten gemeinsam, den Geist der Dunkelheit zu überwältigen und für immer zu vernichten.  

Kinderturn-Show: echt stark! Was heißt es eigentlich, stark zu sein? Dies war die Leitfrage der Kinderturn-Show auf dem Internationalen Deutschen Turnfest 2017. Aufgeführt wurde eine liebevoll inszenierte Geschichte über Mut, Anerkennung und Vertrauen – von Kindern für Kinder. Rund 500 Kinder unterschiedlichsten Alters, Geschlechts, Leistungsstands, unterschiedlicher sozialer und religiöser Herkunft sowie mit und ohne Handicap standen auf der Bühne und brachten die Augen der Zuschauer zum Strahlen. Sie stammen aus verschiedensten Berliner Institutionen, Vereinen, Schulen, Zirkusgruppen und (Integrations-)Kindergärten. Für einige war der Auftritt im CityCube der erste vor Publikum. Lena ist selbstbewusst und bei ihren Freunden sehr beliebt, während der schüchterne Alex erst vor kurzem zugezogen ist und noch keine neuen Freunde gefunden hat. Kinderturn-Club Maskottchen Taffi macht die beiden miteinander bekannt, im Verlauf der Show freunden sie sich an. Gemeinsam veranstalten sie eine Party. Vorher backen Lena und Alex Pizza für

ihre Gäste, danach räumen sie zusammen wieder auf. Dadurch gewinnt Alex an Selbstvertrauen und Lena lernt, dass Beliebtheit nicht alles ist. Besonders für die 14-jährige Josie, die den zurückhaltenden Alex in der ersten Hälfte verkörperte, war es ein emotionaler Auftritt. „Ich war früher selbst sehr schüchtern und kann mich mit der Geschichte gut identifizieren. Es ist wichtig, Kindern Mut zuzusprechen“ erklärt sie. Die Arbeit für die Gruppen begann viele Monate vor dem Turnfest, so übten die Kinder unter der Anleitung von Nicole Greßner und Ina Tetzner regelmäßig ihre Bilder und Tänze. Gemeinsam gestalteten sie Teile des Bühnenbildes, der bunten Kostüme und Requisiten. Ein übergeordnetes Ziel der Kin-

derturn-Show ist es, lokale und regionale Netzwerke aus Vereinen, (integrativen) Kindergärten und -tagesstätten, Schulen und anderen Initiativen zu schaffen, in denen sich Kinder frei entfalten und zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Menschen entwickeln können. Dies geschieht vor allem durch die Einbindung von verschiedensten Kindern. Dadurch lernen die Kinder neue Gesichter kennen, entwickeln sich weiter und gewinnen an Selbstvertrauen. Mutig zu sein bedeutet, aufeinander zuzugehen und in sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen. So kann jeder alles schaffen. Die Kinderturn-Show - echt stark! ist ein Kooperationsprojekt des Deutschen Turner-Bundes und der Deutschen Turnerjugend mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 

„Wie früher“, freut sich eine Mitfünfzigerin wie Bolle. Genau der. „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“, erschallt es auf dem Hauptbahnhof. Diesmal haben junge Männer den Gassenhauer angestimmt. „Nach Pankow war sein Ziel“ - ist ja nicht weit weg. Singen gehört zum Turnfest einfach dazu, nicht nur als Wertungsbestandteil bei den Gruppenwettkämpfen der Turnerjugend oder bei der Stadiongala, sondern überall, je nach Lust und Laune. Und es sind die Melodien, die für viele längst in Vergessenheit gera-

ten sind. Lieder, die jeder mitsingen konnte, weil sie jeder kannte. Aus dem Zeltlager, vom Opa oder eben aus dem Verein. Wie „Ein belegtes Brot mit Schinken“, das eben die Horde zwischen den Messehallen anstimmt. Oder auch manch schlüpfriges Werk. „Einst ging ich am Strande der Donau entlang“, tönt es am Bahnhof Zoo. Dabei hat das Singen in der Turnbewegung eine lange Tradition und einen historischen Background. Denn für Turnvater Friedrich Ludwig Jahn zählte nicht nur das Gerättur-

nen zur körperlichen Ertüchtigung. Unter seinen Begriff vom Turnen fielen auch gymnastische Freiübungen, Leichtathletik, Spiele, Schwimmen, Fechten, Ringen, Skilaufen, Wandern, Volkstanz – und eben Singen. Aber das Singen ist bei den Turnern kein Relikt aus längst vergangener Zeit. Das beweisen auch die Schweizer Oldies, die gerade am Weißbierstand in der Messehalle Zwischenstopp machen und ein wohlklingendes „Prosit“ anstimmen. Oder die Mädels, die im

Hauptbahnhof „Mamma Mia“ nahezu konzertreif darbieten. Oder der tausendköpfige Chor, der beim Länderabend die badische Nationalhymne „Badner Lied“ schmettert. Singen – das sagen die Fachleute - fördert die Entwicklung bei Kindern, stärkt das Selbstbewusstsein, fördert die Gemeinschaft, die Geselligkeit, die soziale Kompetenz und die Gesundheit – alles Attribute, die auch für das Turnen gelten. Also heute dran denken, rein in die S-Bahn und ab geht‘s: „Oh Alele….“ 

Die Gedanken eines Volunteers „Ich meistere das!“ Special Olympics ist der Verband von Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung. Die Wettkämpfe richten sich an Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Special Olympics ist mehr auf den Breitensport ausgelegt und weniger auf die Leistung. Die Sportler wollen trotzdem Vorbild sein und ihr Bestes geben. Teil des dsj-Medienteams war erstmals ein SpecialOlympics-Reporter, Patrick. Er zieht ein positives Turnfest-Fazit – und hat den nächsten Termin vorgemerkt.

Eine Woche lang ganz wenig Schlaf. Und wenn, dann immer wieder durch Anrufe geweckt, weil wieder ein Problem auftrat: Nachtschicht nicht gekommen, Brötchen in die falsche Halle geliefert, Toiletten defekt, Pfandflaschen säckeweise geklaut. Dann ständig nur stilles Wasser und das noch warm. Feste Nahrung nur im Vorübergehen. Runde Füße vom Herumrennen. 20. Hochzeitstag im fast leeren Schulhof mit ein paar frierenden Aufrechten „gefeiert“. Mit dem Transporter mitten auf der Kreuzung im Berufsverkehr liegengeblieben. Mistwetter und dementsprechend dauerdurchnässt. Keiner macht das, was er soll. Und wieder nur stilles Wasser, lauwarm. Familienleben ausschließlich zwischen Turnhallen, Behelfsbüro und Schulunterkunft. Hund vernachlässigt. Und wieder nur stilles Wasser. Kühle Nächte im noch leereren Schulhof. Von der monatelangen Vorbereitungsarbeit ganz zu schweigen. Das ist die Bilanz eines Volunteers vor vier Jahren beim Internationalen

Deutschen Turnfest in der Metropolregion Rhein-Neckar. Logische Konsequenz: Nie wieder Volunteer, nie wieder Turnfest? Nein. Ich bin vier Jahre später in Berlin wieder dabei.

Denn diese bittere Bilanz ist nur ein Teil des Volunteer-Erlebnisses: Denn es gibt auch die andere Seite: Viele tolle Menschen kennengelernt. Die Gäste vom Rheinischen Turnerbund – echte Frohnaturen,

die sich auch vom Wetter nicht unterkriegen ließen. So wie Henno, der immer wieder lauthals für Stimmung sorgte. Lustige Nächte im kühlen Schulhof mit Kölnern und Schnaps. Spontane Turnfesttänze um Mitternacht. Unzählige mir vorher unbekannte Helfer aus der eigenen Stadt und den umliegenden Vereinen, denen keine Mühe zu viel war. Menschen aus dem persönlichen Umfeld und dem eigenen Verein, die ungeahnte Fähigkeiten entwickelten. Spontan, fleißig, hilfsbereit, mit Durchhaltevermögen und Kreativität. Echte Ehrenamts-Granaten und zum Teil Freunde fürs Leben. Und dann diese Turnfest-Familie: fröhlich, freundlich, rücksichtsvoll, ausgelassen, kontaktfreudig und dankbar für die Gastfreundschaft, für

jede Unterstützung, jeden Tipp, jeden Gruß. Man könnte es auch getreu dem Turner-Leitspruch sagen: frisch, fromm, fröhlich, frei. Und das war der Grund, warum ich mich entschieden habe, auch vier Jahre später in Berlin wieder dabei zu sein. Zwar nicht mit so vielen Aufgaben und so großer Verantwortung wie damals, aber mit genau so viel Freude und auch ein wenig Stolz, einen kleinen Teil zum weltgrößten Breitensportfestival beigetragen zu haben. Und die Turnfest-Familie hat sich nicht geändert – sie ist genauso sportlich, fröhlich, ausgelassen, kontaktfreudig und dankbar geblieben. Das ist auch der Lohn für die Arbeit als Volunteer. Und es gab auch nicht nur stilles, lauwarmes Wasser. Leipzig in vier Jahren? Warum nicht. 

„Die werten ja wie die Weltmeister“ Horst Fritz flucht, als er gerade die Punkte für seine Reckübung bekommen hat. Eigentlich hätte er seiner Meinung nach mehr verdient gehabt als diese 12,0 Punkte. Der Seniorenturnier aus dem nordbadischen Oftersheim ist auch mit 83 Jahren noch genauso ehrgeizig wie damals 1953, als er in Hamburg erstmals an einem Deutschen Turnfest teilgenommen hat. Seitdem hat er nur eines (1978 in Hannover) verpasst.

Ich bin aus Thüringen und spiele Handball. Beim dsj-jugendevent – jugend.macht.sport! war ich zum ersten Mal. Habt ihr das Team mit zwei Trainern getroffen, die beide Michael hießen? Das waren wir! Dass man beim Turnfest und beim dsj-jugendvent überall aktiv mitmachen konnte, fand ich klasse. Zuschauen ist nur halb so spannend. Auch das dsj-Medienteam war sportlich unterwegs. Wir haben eine Woche lang Geschichten veröffentlicht, auf Zeit, wie bei einem Wettkampf. Ich wusste: Ich meistere das! Habt ihr das Team mit den grünen Basecaps getroffen? Das waren wir! Nur hießen unsere Trainer nicht Michael und Michael sondern Tanja und Robert. Tanja hat mir geholfen, wenn ich Interviews geführt habe. Ich fand heraus: Der Westfälische Turnerbund wird 2019 ein Turnfest in Hamm veranstalten, zu dem erstmals

Teams von Special Olympics eingeladen sind. Vizepräsidentin Silke Stockmeier erzählte mir, dass die Zusammenarbeit Zufall war: „Die Stadt Hamm wollte beide Veranstaltungen ausrichten. Wir dachten uns, machen wir das doch gemeinsam!“ Derzeit stimmen die Veranstalter die Ausschreibung ab. Teilnehmen dürfen Sportler aus ganz Deutschland, nicht nur aus Nordrhein-Westfalen. Ich schlage meinem Verein or, hinzufahren. Eine Frage, die ich Silke Stockmeier unbedingt stellen musste, war: „Wenn wir Teilnehmenden dort wieder in Schulen schlafen, sind die Duschen im selben Gebäude?” Da lachte sie und nickte. Prima, steht dem Wettbewerb nichts mehr im Weg. In Berlin war die dsj-Sportschule auch schön, aber zum Duschen musste man über den Hof ins Nachbargebäude laufen. Ging so. 

Und wie seit Jahrzehnten ist Fritz, der immer noch für seinen Heimatverein TSG Eintracht Plankstadt startet, in Berlin nicht alleine: Seine Trainingspartner Manfred Zahn (TV Altlußheim) und Erich Schuh (TV Schwetzingen 1864) sind mit von der Partie. „Das sind immer Highlights“, betont Erich Schuh. Seit den fünfziger Jahren sind die drei dabei, sowohl bei Deutschen Turnfesten wie bei Landesturnfesten. Eigentlich waren sie lange Zeit immer zu fünft. Doch Fritz Hirsch kann aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr turnen, Herbert Göhrig hat auf Berlin diesmal aus Verletzungsgründen verzichtet. „Aber ins Training kommt er noch regelmäßig“, lobt sein Mitstreiter Erich Schuh. 2007 hatte das Quintett ein kurioses Jubiläum gefeiert: Zusammen waren sie exakt 350 Jahre alt. „Wir machen weiter, bis wir zusammen 400 sind“, versprach Horst Fritz damals. Und dieser Tag war genau am Turnfest-Dienstag. „Heute sind wir 400“, strahlte Schuh (78). Auch wenn die Kameraden Göhrig

(83) und Hirsch (78) nicht dabei sein können. Und Erich Schuh beschränkt sich diesmal aufs Coachen, weil er sich um seine pflegebedürftige Ehefrau Heide kümmern muss, die er aber mit nach Berlin und sogar in die Turnhalle gebracht hat. „Ich bin froh, dass ich da bin. Ich genieße einfach diese Atmosphäre“, erklärt der 78-Jährige den Turnfest-Virus, den ihn zum ersten Mal 1958 in München befallen hat. Dass das 400. Jubiläum der kurpfälzischen Truppe exakt auf diesen 6. Juni fiel, hatte einen erfreulichen Grund: Denn Manfred Zahn feierte in Berlin seinen 78. Geburtstag. „Wir haben ihm schon heute Morgen ein Ständchen gesungen,“ erzählt Jürgen Kugler vom Nachbarverein TSG Ketsch. Zahn wohnt wie immer im Gemeinschaftsquartier. „Das gehört einfach dazu“, lacht er. Einen inoffiziellen Turnfest-Titel hat er schon gewonnen: Er ist immer der Erste beim Frühstück in der Hemingway-Oberschule. Mit seinem Wettkampf später in der Messehalle 25 war das Geburtstagskind ganz zufrieden. Barren war okay, am Reck fluchte er leise: „Diese Sch…-Matten. Ich bin direkt auf der Kante gelandet und umgefallen.“ Aber der Sprung („Eigentlich meine Schwachstelle“) funktionierte gut. Zweimal in der Woche trifft er sich mit seinen „Oldies“ in der Turnhalle Kolpingstraße in Schwetzingen

zum gemeinsamen Training. „In unserem Alter findet man nicht so viele Vereine, die diese Möglichkeit bieten“, ist Zahn froh. Und wichtig ist auch die Gemeinschaft. Nach dem Duschen geht es immer noch auf ein Bierchen in die Kneipe. Denn die Geselligkeit gehört bei den Turnern auch zum festen Trainingsprogramm. Dabei kommen immer wieder alte Geschichten hoch, gerade wenn ein Turnfest bevorsteht. Welches war denn das Schönste? „In Hamburg der Badische Abend, der war klasse“, erinnert sich der daheimgebliebene Herbert Göhrig. „Und München war schön“, ergänzt Horst Fritz. „In Ulm hab‘ ich den ganzen Wald abgesägt“, erinnert sich Manfred Zahn an die nächtlichen Leiden seiner Zimmergenossen. Erich Schuh ist besonders das „Wiedervereinigungs-Turnfest“ 1990 in Dortmund und Bochum im Gedächtnis haften geblieben. Und natürlich der Badische Abend 2005 in Berlin: „Das ist legendär.“ Deshalb gehörte der Länderabend am Mittwoch zum Pflichtprogramm für das Trio. Darauf freute sich auch Horst Fritz, dessen kurzfristiger Ärger über die Reckwertung schnell verfolgen war. „Der Sprung war super“, freute er sich über die 12,6 Punkte. Ihren entscheidenden Anteil daran hatte auch Ehefrau Hilde. „Ich hab‘ ihn heute Nacht noch mit Franzbranntwein eingerieben, weil ihm die Schulter so wehgetan hat.“ Das

, Erich Schuh und Manfred Zahn # Seit den 1950er Jahren sind Horst Fritz Deutschen Turnfesten dabei. (von links) vom Badischen Turner-Bund bei diese spezielle Betreuung funktioniert schon seit 58 Jahren: „Ich trainiere ihn jeden Tag und er wird regelmäßig von mir eingesalbt.“ Dieses Erfolgsrezept wird bestimmt auch bis zum nächsten Turnfest funktionieren. 

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Leipzig turnt an