Tut mir schrecklich leid, hab keine Zeit

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Author: Pia Kirchner
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Tut mir schrecklich leid, hab keine Zeit

KEYFACTS - Wir denken nicht mehr in Ruhe nach - Wir müssen uns besser fokussieren - Jeder hat die Möglichkeit Nein zu sagen

Viele Menschen scheinen ihren Erfolgsfaktor über den Schlüssel Zeit zu definieren. Wer keine Zeit hat, ist erfolgreich. Stimmt das wirklich? Was Erfolg und Zeit miteinander zu tun haben. „Sorry, keine Zeit. Ich habe gerade viel zu tun.“ Hört sich beschäftigt an, wichtig. Jemand, der wenig Zeit für seine Mitmenschen erübrigen kann – er scheint erfolgreich zu sein. Viel Geld, viel Macht, viel zu tun – ist das wirklich Erfolg? Oder hat Erfolg nicht viel mehr mit Zufriedenheit, Freundschaft, Zeit und Muße zu tun? Ist der, der keine Zeit hat, erfolgreich oder ist er nur schlecht organisiert?

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Lange Arbeitstage mit all den Auswirkungen auf unsere persönliche Work-Life-Balance scheinen vielerorts normal zu sein. Sicher: Manchmal ist es notwendig, seine Energie voll einer Sache, einer Aufgabe zu widmen. Manchmal ist es aber auch besser, ohne große Anstrengungen und Leistungsdruck Entscheidungen zu treffen. Eigentlich müssten wir alle viel mehr Zeit haben als früher. Wer die elektronischen Medien richtig nutzt, kann seine Zeitplanung schnell und gut organisieren. Leider haben wir auch die anderen Teile unseres Lebens angepasst: Wir reisen mehr, haben in allen Zeitzonen Kollegen, Kunden, Interessenten. Wir nutzen Mail, Twitter, Facebook und erwarten, dass wir 24/7 erreichbar sind. So haben wir uns alle Vorteile schnell wieder zunichte gemacht. Und das Hamsterrad dreht sich gefühlt immer schneller. Das Aktionsprinzip hat sich verändert vom Agieren zum Reagieren. Menschen, die keine Zeit haben, verpassen Chancen und Möglichkeiten, weil sie nicht mehr in Ruhe nachdenken können. Immer nur weitermachen, liefern, antworten, präsentieren – das raubt uns den Nerv und die letzte Zeit. Mir kommen die besten Ideen, wenn ich mich entspannt mit Dingen beschäftige, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Das bedeutet aber nicht, dass die Umsetzung dann nicht viel Zeit und Energie beansprucht. – Alles zu seiner Zeit. Um 22 Uhr im Büro – nicht immer überlebenswichtig. Wenn ich eine junge Kollegin oder einen Kollegen abends um 22 Uhr auf dem Flur im Büro treffe, spreche ich sie an und frage, um welche überlebenswichtige Fragestellung sie sich gerade kümmern. Erscheint mir die Antwort schlüssig, gebe ich ihnen noch maximal eine Stunde. Erscheint mir die Antwort unschlüssig, schicke ich sie sofort nach Hause. Bei Mitarbeitern und Kollegen in meinem Alter denke ich jedoch: Bei ihr oder ihm ist Hopfen und Malz verloren – so wie bei mir, leider. Auch Procrastination gehört zu den größten Fehlern im Zeitmanagement von Mitarbeitern – manche nennen es Aufschieberitis. Diese Angewohnheit ist tückisch – meistens geht sie mit einem schlechten Gewissen einher. Das einzige Gegenmittel: Immer erst die Dinge machen, auf die man so gar keine Lust hat.

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806 Mio.

bezahlte Überstunden machten die Deutschen 2014.

Meine wichtigsten Hilfsmittel sind mein Kalender und meine To-do-Liste. Beides hilft mir, mich auf die Dinge zu fokussieren, die für mich und meine Aufgabe wichtig sind. Am meisten torpediere ich meine Zeitplanung, indem ich mich nicht an meinen Plan halte, sondern mir die Pläne von Dritten aufzwingen lasse. Einen Puffer einzuplanen ist essentiell. In der Theorie beherrsche ich meine Zeit – die Wahrheit sieht aber meistens anders aus. Mütter, so heißt es, seien besonders gut organisiert. An der Aussage scheint etwas dran zu sein: Viele von ihnen stemmen in Teilzeit genauso viel wie andere in Vollzeit. Meine persönliche Assistentin arbeitet für mich halbtags und ist extrem gut organisiert – gleiches gilt für meine Frau, die eine globale Rolle inne hat. Beide Mütter, beide extrem fokussiert. Auch wenn es Müttern gerne nachgesagt wird: Wir sind nicht multitaskingfähig – das merke ich jeden Tag aufs Neue. Es ließe sich viel Zeit und damit Geld sparen, wenn wir uns vorher besser überlegten, wen wir alles mit einem Thema belasten. Indem wir wieder mehr direkt miteinander kommunizieren und weniger E-Mails schreiben. Leonard Bernstein hat einmal gesagt: Man braucht zwei Dinge, um Großes zu erreichen: einen Plan und zu wenig Zeit. Noch vor 200 Jahren, als die industrielle Revolution immer mehr Fahrt aufnahm, galt es als très chic, als erfolgreicher Mensch überhaupt nichts zu tun. Müßiggang war mehr als gesellschaftsfähig. Keine Zeit hatten nur die Armen. Wir müssen wieder viel mehr Zeit damit verbringen, nichts zu tun und auch mal Langeweile auszuhalten. Jeder hat die Möglichkeit Nein zu sagen. Das Nein müssen wir aushalten: Wenn wir uns für etwas entscheiden, dann entscheiden wir uns gleichzeitig auch immer gegen etwas.

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Michael Cebulsky Partner, Financial Services

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»Menschen, die keine Zeit haben, verpassen Chancen und Möglichkeiten, weil sie nicht mehr in Ruhe nachdenken können. Immer nur weitermachen, liefern, antworten, präsentieren – das raubt uns den Nerv und die letzte Zeit.« Viel Geld, viel Macht, viel zu tun – ist das wirklich Erfolg? Oder hat Erfolg nicht viel mehr mit Zufriedenheit, Freundschaft, Zeit und Muße zu tun. Lange Arbeitstage mit all den Auswirkungen auf unsere persönliche Work-Life-Balance scheinen vielerorts normal zu sein. Sicher: Manchmal ist es notwendig, seine Energie voll einer Sache, einer Aufgabe zu widmen. Manchmal ist es aber auch besser, ohne große Anstrengungen und Leistungsdruck Entscheidungen zu treffen.

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