Theologie und Geschichte

Europäische Hochschulschriften / European University Studies / Publications Universitaires Européennes 929 Theologie und Geschichte Gesammelte Aufsä...
Author: Eike Bruhn
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Europäische Hochschulschriften / European University Studies / Publications Universitaires Européennes 929

Theologie und Geschichte

Gesammelte Aufsätze: Band 4

Bearbeitet von Dr. Bernd Jaspert

1. Auflage 2012. Taschenbuch. 225 S. Paperback ISBN 978 3 631 62295 7 Format (B x L): 14,8 x 21 cm Gewicht: 300 g

Weitere Fachgebiete > Religion > Christliche Kirchen & Glaubensgemeinschaften > Christliche Orden und Vereinigungen, Ordensgeschichte, Mönchstum

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Vorwort

Als 1989 der erste Band meiner Gesammelten Aufsätze „Theologie und Geschichte“ erschien, ahnte ich noch nicht, dass die Sammlung einmal auf insgesamt vier Bände anwachsen würde. Dieser dürfte nun der letzte sein. Zusammen mit meinen „Studien zum Mönchtum“ (Hildesheim 1982) enthalten die vier Bände „Theologie und Geschichte“ meine wichtigsten Aufsätze aus einer über vierzigjährigen Forschungszeit auf verschiedenen Gebieten der Theologie und Geschichte. Die in diesem vierten Band abgedruckten Aufsätze erschienen zum ersten Mal zwischen 2000 und 2007. Der Beitrag „Die Regula Benedicti im Spiegel der Forschungsgeschichte - Mit zwei Bibliographien“ war bisher unveröffentlicht. Gern hätte ich auch meinen Beitrag „Zur Geschichte des kurhessischen Pfarrervereins, besonders im Dritten Reich“, der zuerst in dem von mir herausgegebenen Band „Dem Evangelium Raum geben. Pfarrerinnen und Pfarrer auf dem Weg in die Zukunft. Predigten und Abhandlungen anläßlich des 100jährigen Bestehens des Vereins evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in KurhessenWaldeck“ erschien (Hofgeismar 1994, 35-284), hier wieder abgedruckt. Wegen seines großen Umfanges hätte er aber den Rahmen dieses Bandes gesprengt. So musste ich leider auf den Abdruck verzichten. Die Texte werden in ihrer ursprünglichen Fassung dargeboten. Die an einigen Stellen notwendigen wenigen späteren Zusätze habe ich durch eckige Klammern [ ] kenntlich gemacht. Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert. In den Fußnoten habe ich mich zwecks besserer Lesbarkeit um eine einheitliche Schreibweise bemüht. So sind z. B. die Vornamen der Autoren jetzt generell abgekürzt und die Autorennamen kursiv geschrieben. Bei den Literaturangaben habe ich in der Regel auf die Hinzufügung der jeweils neuesten Veröffentlichung verzichtet, um den ursprünglichen Charakter der Aufsätze zu erhalten. Soweit in den Erstveröffentlichungen noch die alte deutsche Rechtschreibung benutzt wurde, habe ich sie auch im Nachdruck beibehalten. Bei den wissenschaftlichen Abkürzungen habe ich durchweg die 2., überarbeitete und erweiterte Auflage von S. M. Schwertners Abkürzungsverzeichnis für die Theologische Realenzyklopädie (Berlin/New York 1994) benutzt. Ich danke den Verlagen, die den Nachdruck der früher bereits erschienenen Aufsätze genehmigten. Ebenso danke ich dem Verlag Peter Lang in Frankfurt am Main, besonders Frau Melanie Sauer, für die freundliche Bereitschaft, auch diesen vierten Band zu verlegen, und für die gute Zusammenarbeit. In dankbarer Erinnerung an meinen Marburger Kirchengeschichtslehrer Winfried Zeller (1911-1982) sei ihm - eingedenk Hebr 13,7 - dieser Band in memoriam gewidmet. Tann (Rhön), 25. Januar 2012

Bernd Jaspert 9

I. Grundfragen und Methodenprobleme

Mönchtumsforschung aus protestantischer Sicht* 2007

1. Regula Benedicti Lange war ich davon überzeugt, daß meine eigenen Arbeiten zur Mönchtumsforschung in diesem Buch [B. Jaspert, Mönchtum und Protestantismus, Bd. 3, St. Ottilien 2007] nicht unbedingt vorgestellt werden müßten. Wenn ich sie hier nun doch erwähne, so tue ich es zum einen, weil ich von mehreren Seiten dazu gedrängt worden bin, zum andern in der Hoffnung, daß sie alles in allem für die neuere Forschung nicht ganz nutzlos waren. Am 11. August 1944 wurde ich in Wiebelskirchen/Saar geboren.1 Meine Eltern waren Kaufleute und betrieben ein Textilgeschäft. Die erste Begegnung mit dem Mönchtum, speziell mit dem benediktinischen und der Regula Benedicti (RB), hatte ich am Ende meiner Schulzeit am Paul-Schneider-Gymnasium in Meisenheim am Glan. Zum Abitur schrieb ich im Fach Bildende Kunst eine Jahresarbeit mit dem Titel „Tholeyer Abteikirchen - Eine Kunstgeschichte“2. Das konnte ich nur durch das freundliche Entgegenkommen der Mönche der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey.3 Sie ermöglichten es mir, während der Schulferien im Sommer 1964 eine Zeitlang in ihrem Kloster zu wohnen. Dabei konnte ich mich in Kirche und Bibliothek hinreichend und mit Unterstützung einiger sachverständiger Patres mit der Kunstgeschichte der verschiedenen Vor* Erstveröffentlichung unter dem Titel „42. Bernd Jaspert, geb. 1944“ in: Bernd Jaspert, Mönchtum und Protestantismus. Probleme und Wege der Forschung seit 1877, Band 3: Von Karlmann Beyschlag bis Martin Tetz (Regulae Benedicti Studia - Supplementa, Band 19), St. Ottilien 2007, EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, 558-610. 1 Zu Leben und Werk s. M. Hebler (Hg.), Achter Internationaler Regula Benedicti-Kongreß, Abtei Montserrat, 27. 9. - 3. 10. 1993. Für Bernd Jaspert zum 50. Geburtstag im August 1994, St. Ottilien 1994; H. Gehrke/M. Hebler/H.-W. Stork (Hg.), Wandel und Bestand. Denkanstöße zum 21. Jahrhundert. Festschrift Bernd Jaspert zum 50. Geburtstag, Paderborn/Frankfurt a. M. 1995; H. Hübner, Der Horizont der Theologie, EuA 71 (1995) 454-462; KDGK19 (2003), Bd. I, 1479; Wer ist wer? XLV (2006/07) 625 [jetzt: B. Jaspert, Wege und Begegnungen. Erinnerungen eines Theologen, St. Ottilien 2011]. - Bibliographie: H.-W. Stork, Bibliographie Bernd Jaspert 1967-1995, in: Gehrke u.a. (Hg.), Wandel und Bestand, 779-940 (zit. als „BBJ“ mit Nr.). - Meine Aufsatzsammlungen zitiere ich als: StM = Studien zum Mönchtum, Hildesheim 1982; ThGe I-III = Theologie und Geschichte. Ges. Aufsätze, Bd. 1-3, Frankfurt a. M. 19891999. [Die Abkürzung MuP steht für: B. Jaspert, Mönchtum und Protestantismus. Probleme und Wege der Forschung, 5 Bde., St. Ottilien 2005-2011]. 2 Sie bildete die Grundlage zu meinem späteren Aufsatz: Die Kirche der Tholeyer Benediktinerabtei im Wandel der Jahrhunderte. Forschungsbericht und Beschreibung des heutigen Baues (1970), StM, 251-293. 3 Vgl. H.-W.Herrmann/M. Hebler, Art. Tholey, GermBen 9 (1999) 849-894.

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gängerbauten bis hin zur heutigen, aus der Zeit der frühen Gotik stammenden Abteikirche4 vertraut machen. Bei dieser Gelegenheit erlebte ich auch zum ersten Mal die „vita benedictina“, wie sie die zur Beuroner Kongregation gehörenden Tholeyer Mönche unter Abt Petrus Borne5 praktizierten. Mit P. Ambrosius Stock6, einem ökumenisch aufgeschlossenen, von der katholischen Liturgischen Bewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägten Mönch7, der mir zum väterlichen Freund wurde, betete ich nicht nur für die Einheit der Christen, sondern las auch mit wachsendem Interesse täglich Abschnitte aus der RB in der im Jahr zuvor erschienenen neuen lateinisch-deutschen Ausgabe von Basilius Steidle. Dieser hatte in seiner Einleitung gut verständlich die Bedeutung der RB in ihrem historischen Kontext skizziert und einen kurzen, aber ausgezeichneten Einblick in die neuere Forschungsgeschichte gegeben.8 Auf diese Weise fand ich in dem als „monasterium“9 gegründeten, 634 erstmals urkundlich erwähnten Kloster Tholey, das vermutlich im 9. Jahrhundert zur Benediktinerabtei10 wurde, dann ununterbrochen bis zur Säkularisation 1794 existierte11 und 1949 von Mönchen der Trierer Abtei St. Matthias wiederbesiedelt wurde12, meinen ersten Zugang zur RB und zum Mönchtum überhaupt. Das Interesse an dem Text aus dem 6. Jahrhundert, der soviel Glaubens- und Lebenserfahrung aus der Zeit des frühen Christentums enthielt und so nachdrücklich auf den „ducatus Evangelii“ hinwies13, daß ich als Protestant hellhörig wurde, war geweckt. So nahm ich während meines Studiums der Evangelischen Theologie und Christlichen Archäologie an der Philipps-Universität Marburg (1965-1973) im Wintersemester 1966/67 die Gelegenheit wahr, in einem Semi4

Erbaut 1261-1302 unter Einbeziehung von Teilen des Vorgängerbaues von 1216-1230. Als Abtpräses der Beuroner Kongregation (1965-1976) Teilnehmer an der vierten Session des Zweiten Vatikanischen Konzils (4. 9. - 8. 12. 1965); vgl. das Lebensbild von Abt Petrus Borne, Tholeyer Brief (Ostern 1978) 3-13; S. Schwickert, Leben und Werk des Tholeyer Abtes Dr. Petrus Borne, maschinenschriftl. Prüfungsarbeit, Universität Landau 1996. 6 Professe von Maria Laach (1913), 1929 Mönch in St. Matthias, Trier, seit 1949 Mönch in Tholey; vgl. seine (unvollständige) Bibliographie in: BgOSB II, 675f, außerdem das Lebensbild in: Tholeyer Brief (Ostern 1978) 14-16. Zu unseren Begegnungen vgl. BBJ Nr. 83. 7 Maßgeblich beteiligt an dem in der Abtei Maria Laach entstandenen großen Werk: Die betende Kirche. Ein liturgisches Volksbuch, Berlin 1924 (21927). 8 B. Steidle (Hg.), Die Benediktusregel. Lateinisch-Deutsch, Beuron 1963, 7-54. 9 Der Begriff ist für diese Zeit historisch nicht eindeutig. Es kann sich sowohl um eine Mönchs- als auch um eine Klerikergemeinschaft gehandelt haben. 10 Zu den zeitlich immer noch nicht genau zu bestimmenden Anfängen des benediktinischen Lebens in Tholey s. Herrmann/Hebler, Art. Tholey, 848-854. 11 Der Bestand des zur Zeit der Französischen Revolution weitgehend vernichteten Archivs der Abtei konnte jetzt durch einen Fund im Bayerischen Hauptstaatsarchiv rekonstruiert werden; vgl. J. Naumann, Das verlorene Archiv der Benediktinerabtei St. Mauritius zu Tholey, Tholey 2004. 12 Vgl. B. Jaspert, Abtei St. Mauritius zu Tholey. 20 Jahre nach der Neubesiedlung (Mit einem Literaturüberblick) (1969), StM, 294-298. 13 Vgl. B. Jaspert, „Per ducatum Evangelii“, St. Ottilien 2000. 5

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nar des Kirchenhistorikers Winfried Zeller14 über die Benediktinerregel die in Tholey erworbenen ersten Kenntnisse zu vertiefen und zu erweitern. Nach Zellers Einführung in die theologisch-spirituelle Bedeutung der RB für das Mönchtum und die Geschichte der Kirche insgesamt als auch in die Probleme der Entstehung (Einfluß der Regula Magistri [RM]), Überlieferung und Exegese dieser Regel, die durchaus nicht gleich überall in den monastischen Gemeinschaften des Abendlandes für maßgeblich gehalten wurde, wollte ich noch mehr über dieses Glaubens- und Lebensdokument der noch ungespaltenen Christenheit erfahren. Stock riet mir, zu diesem Zweck nach Beuron zu fahren. Dort könnte ich in der Erzabtei St. Martin nicht nur in einer der größten benediktinischen Klosterbibliotheken auf deutschem Boden unter Anleitung des Bibliothekars Ursmar Engelmann arbeiten, sondern vielleicht auch Basilius Steidle15 treffen, wenn er sich gerade während der Semesterferien in seiner Heimatabtei erhole. Wer über die Regel des hl. Benedikt wissenschaftlich arbeite, käme an ihm nicht vorbei. Das hieß, er müsse zumindest seine Veröffentlichungen kennen, noch besser ihm selbst begegnen und sich von ihm sozusagen aus erster Hand informieren lassen. So fuhr ich im Sommer 1967 nach Beuron, wo ich Steidle traf. In mehreren Gesprächen auf Spaziergängen im Klostergarten schilderte er mir seine Erfahrungen mit der neueren Regelforschung. Als Professor für Patrologie am Pontificio Ateneo S. Anselmo in Rom seit 1952 hatte er nicht nur selbst Kurse über die RB zu halten, sondern galt aufgrund seiner eigenen Studien und Veröffentlichungen auch als einer der führenden Regelforscher der Gegenwart. Persönlich stand er mit anderen Forschern, auch über den Benediktinerorden hinaus, in regem, kritischem Austausch, vor allem mit Rudolf Hanslik in Wien und dessen Schülerin Theresia Payr in München sowie mit Christine Mohrmann in Nijmegen und Anselmo Lentini in Monte Cassino. Steidles lebhafte Schilderungen einschließlich seiner Ausführungen über die Probleme der Textkritik und der Überlieferungsgeschichte dieses Grundlagentextes des abendländischen Mönchtums begeisterten mich. Ich fühlte mich in dem schon in Marburg gefaßten Gedanken bestätigt und wollte sobald wie möglich eine kirchengeschichtliche Doktorarbeit über „Die historisch-kritische Erforschung der Regula Benedicti“ schreiben.16 Steidle sagte mir zu, mich dabei 14

Siehe MuP 2, 837-862. Vgl. BgOSB II, 600f. 16 Mein Doktorvater Winfried Zeller riet mir aber zunächst von diesem Vorhaben ab. Denn man könne nicht wissen, ob nicht irgendwo auf der Welt ein Benediktiner, Zisterzienser oder Trappist, die ja alle der RB folgten, längst schon an einer solchen Arbeit säße, und dann wäre meine Promotion mit diesem Thema hinfällig. So gab er mir ein anderes Dissertationsthema, das für die Geschichte des Benediktinertums als auch für die mir am Herzen liegende Kunstgeschichte von Bedeutung und bisher noch nicht bearbeitet worden sei: „Fuldaer Frömmigkeitsgeschichte vom 10.-12. Jahrhundert“. Nach etwa zweijährigen Nachforschungen mußte ich meinem Lehrer sagen, daß die in den beiden Weltkriegen im In- und Ausland nicht vernichteten Fuldaer Quellen jener Epoche nicht ausreichten, um damit eine Promotionsarbeit zu 15

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nach Kräften zu unterstützen, zumal er es offenbar gut fand, daß in der Zeit des ökumenischen Aufbruchs nach dem Zweiten Vaticanum (1962-1965) ein junger evangelischer Theologe einen solchen Gedanken faßte. In unserem letzten Gespräch vor meinem Abschied aus Beuron empfahl er mir, unbedingt einen seiner besten römischen Schüler, den Trappistenmönch Eugène Manning in der Abbaye Notre-Dame de Saint Remy zu Rochefort (Belgien), aufzusuchen und mich von ihm weiter in die Forschungsprobleme einführen zu lassen. Aber ich sollte auch die Schriften des französischen Benediktiners Adalbert de Vogüé aus der Abbaye Sainte Marie de La Pierre-qui-Vire lesen, der zur Entstehung der RB zwar durchweg eine andere Meinung vertrete als er und Manning, aber wegen seiner Gelehrtheit, seines kritischen Verstandes und seiner umfassenden Kenntnis des gesamten alten Mönchtums unbedingt ernst genommen werden müsse.17 Ich folgte seinem Rat, las, was de Vogüé bis dahin schon zur RB und ihrem Hintergrund publiziert hatte, vor allem sein Buch „La communauté et l’abbé dans la Règle de saint Benoît“18 und seine gerade erschienene dreibändige RMAusgabe19, und fuhr bald darauf nach Rochefort. Durch Mannings Vermittlung fundieren. So konnte ich - nun mit Zustimmung Zellers, nachdem ich ihm versicherte, daß meines Wissens niemand anderes an dem Thema arbeite - schließlich 1969/70 mit der Vorarbeit zu meinem ursprünglichen Thema „Die historisch-kritische Erforschung der Regula Benedicti“ beginnen. Wieder dauerte es etwa ein gutes Jahr, bis ich mir eingestehen mußte, daß vor einer solchen umfassenden, auch die bis zum Humanismus zurückreichende Zeit berücksichtigenden Monographie erst einmal die heftige Diskussion um die Abhängigkeit der RB von der RM geklärt werden muß. So ergab sich schließlich 1971 als Thema: „Die Frühgeschichte der Regula Benedicti-Regula Magistri-Kontroverse (1933-1940). Ein Beitrag zur Historiographie der neueren Regula Benedicti-Forschung“. 17 Außerdem, so empfahl mir Steidle, sollte ich auf alle Fälle die Arbeiten von Anscari Mundó, Gregorio Penco, Kassius Hallinger, Frumentius Renner, Paul Meyvaert, Christine Mohrmann, David Knowles und Georg Holzherr zur RB lesen. Auf die älteren Arbeiten aus der RB-RM-Debatte stieße ich dann von allein. - Die Achtung, die Adalbert de Vogüé vor der wissenschaftlichen Arbeit seines deutschen Mitbruders hatte, kam gut zum Ausdruck in seinem Nachruf: Basilius Steidle (1903-1982). In memoriam, RBS 10/11 (1981/1982) 1-10. - In Dankbarkeit für das von de Vogüé im Laufe der Jahre über die RB und das alte Mönchtum Gelernte stellte ich die Festschrift zu seinem 60. Geburtstag am 4. 12. 1984 in RBS 13 (1984) zusammen und widmete ihm zu seinem 75. und 80. Geburtstag meine beiden Bücher: Theologie und Geschichte, Bd. 3, Frankfurt a. M. 1999, und Mönchtum und Protestantismus, Bd. 1, St. Ottilien 2005, sowie meinen Aufsatz: Bonifatius - Mönch, Missionar, Märtyrer, StMon 46 (2004) 283-299. Über de Vogüé’s Einstellung zum Mönchtum gibt ein Interview gut Auskunft, das Mariano Dell’Omo anläßlich seines 80. Geburtstages führte: Gelehrter und Gottsucher. Gespräch mit Adalbert de Vogüé, EuA 82 (2006) 35-45 (ital. Original: Benedictina 51 [2004] 465-476). Seine Schriften bis 2002 sind erfaßt in vier Bibliographien von A. Linage Conde, J.-B. Juglar und ihm selbst in: StMon 16 (1974) 451-458; 24 (1982) 401-413; 36 (1994) 319-338; 45 (2003) 235-250. 18 Paris 1961. 19 SC 105-107, Paris 1964-1965. Die anderen Arbeiten, die de Vogüé zur RB und ihrem Umkreis bis dahin schon veröffentlicht hatte (verzeichnet bei B. Jaspert, Regula Magistri - Regula Benedicti. Bibliographie ihrer historisch-kritischen Erforschung 1938-1970 [1971], StM,

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kam es auch zu Begegnungen mit den Mönchen in Chevetogne, wo ich zum ersten Mal das ökumenische Engagement der Benediktiner gegenüber der Orthodoxie erlebte20, und vor allem mit Henri Ledoyen und Pierre-Patrick Verbraken in Maredsous und Jean Damascène Broekaert21 in Brugge. Den Brüsseler Latinisten François Masai, mit dem Manning damals an einer neuen Theorie über die Überlieferung der RM und ihren Einfluß auf die RB arbeitete22, lernte ich erst einige Jahre später beim Ersten Internationalen Regula Benedicti-Kongreß 1971 in Rom kennen. Dort begegnete ich auch zum ersten Mal Rudolf Hanslik, dem Herausgeber der kritischen RB-Ausgabe im Wiener „Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum“23, und einer Reihe weiterer Regelforscher aus mehreren Ländern. 169ff, Nr. 339-340, 368-370, 416, 437-438, 440-441, 461-463, 465, 485-486, 508-512), nahm ich kurz danach zur Kenntnis. 20 Bei einem Aufenthalt in der Benediktinerabtei Niederaltaich, bei dem sich der damalige Schriftleiter der Zeitschrift für ökumenische Begegnung „Una Sancta“, P. Dr. Gerhard Voss, viel Zeit für mich nahm und mir die Arbeit des Ökumenischen Instituts der Abtei vorstellte, war ich tief beeindruckt davon, mit welcher Liebe, spirituellen Tiefe und theologischen Sachkunde auch deutsche Benediktiner den ökumenischen Dialog unter dem Leitgedanken der „Una Sancta“ nicht nur mit den getrennten Brüdern (und Schwestern) der großen orthodoxen Kirchenfamilie einschließlich des orthodoxen Mönchtums, sondern auch mit denen aus dem vielzweigigen Protestantismus führten. Voss veröffentlichte später in US 25 (1970) 27-32 und 28 (1973) 242-257 meine Beiträge: Ökumene. Zum Verständnis eines Begriffs (1970), ThGe I, 359-366, und: Von der Polemik zum Dialog? Das Mirbt-Alandsche Quellenwerk zur katholischen Kirchengeschichte (1973), ThGe I, 103-124. 21 Vgl. sein Lebenswerk: Bibliographie de la Règle de Saint Benoît. Éditions latines et traductions imprimées de 1489 à 1929, 2 Bde., Roma 1980. - Ohne seine unermüdliche freundschaftliche Hilfe hätte ich meine Bibliographie der Regula Benedicti 1930-1980. Ausgaben und Übersetzungen, Hildesheim 1983, nie zustande gebracht. Der Plan zu diesem Buch, gedacht als Fortset-zung von A. M. Albareda, Bibliografia de la Regla benedictina, Montserrat 1933, entstand während jenes Seminars von 1966/67 über die Benediktinerregel, das oben erwähnt wurde. Damals wußte ich noch nichts von Broekaerts völliger Neubearbeitung von Albaredas Werk. Als ich 1968 eine Suchliste an Benediktiner-, Zisterzienser- und Trappistenklöster in mehreren Ländern verschickte, stand ich inzwischen mit Broekaert in ständigem Kontakt. Daher bat ich die Bibliothekare in den Männer- und Frauenklöstern, nicht nur mir bei der Suche nach Regelausgaben seit 1930 (über 200 in 18 Sprachen hatte ich schon katalogisiert) zu helfen, sondern auch Broekaert, der über die bei Albareda verzeichneten 902 Editionen hinaus weitere Regelausgaben zwischen 1489 und 1929 suchte; vgl. B. Jaspert, Internationale Ausgaben-Bibliographie der Benediktusregel (Suchliste), Marburg 1968, 1; vgl. auch EuA 44 (1968) 419f. 22 Vgl. Recherches sur les manuscrits et les états de la „Regula Monasteriorum“, Scr. 20 (1966) 193-214; 21 (1967) 205-226; 22 (1968) 3-19; danach E. Manning, Rapports entre la Regula Magistri et la Regula Benedicti. Les deux plans, RBS 1 (1972) 99-110; F. Masai, Les documents de base de la Règle, RBS 1 (1972) 111-151. Vgl. auch E. Manning, In memoriam François Masai (1909-1979), RBS 6/7 (1977/1978) Xf [erschien 1981]. 23 R. Hanslik (Hg.), Benedicti Regula, Wien 1960 (21977). Hanslik starb wenige Monate nach Steidle († 19. 2. 1982) am 29. 6. 1982; vgl. K. Zelzer, Rudolf Hanslik (1907-1982). In memoriam, RBS 10/11 (1981/1982) 11-16 (hier ist S. 11, 1. Textzeile, der Druckfehler „29. 7. 1982“ in „29. 6. 1982“ zu korrigieren).

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