Texte der Gewinner des 13. Literaturwettbewerbs der Stadt Taucha

Texte der Gewinner des 13. Literaturwettbewerbs der Stadt Taucha Literaturwettbewerb der Stadt Taucha 2016 Gewinner in der Kategorie „Kindernachwuchs...
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Texte der Gewinner des 13. Literaturwettbewerbs der Stadt Taucha

Literaturwettbewerb der Stadt Taucha 2016 Gewinner in der Kategorie „Kindernachwuchspreis“: Tobias Pötzsch

Die Sonnenblume Fällt ein Sonnenblumenkerne, Auf die schöne nasse Erde, Dann entsteht ein Sonnenblumenkeim. Wenn dann der Regen fällt Und die Sonne den Boden erhellt, Kommt ein Sprössling auf die Welt. Der Sprössling wird zur größeren Pflanze, Die sich im Winde wiegt, Wie bei 'nem Tanze. Nun wächst auch noch die Blüte dran, Bis es nicht schöner aussehn kann. In der Sonne reifen der Blüten Kerne, So viele, wie am Himmel, Sterne. Im Winter füllen sie der Vögel Mägen, Ein Segen!

Literaturwettbewerb der Stadt Taucha 2016 Gewinner in der Kategorie „Jugendnachwuchspreis“: Jakob Brüsch

Die Wunder dieser Welt Ein Wunder, das ist ein Gedicht oder Erlösung vor Gericht. Der Schuldige, der es bereut ein Trostloser, der sich mal freut. Zu Anfang wart ihr noch Feinde und nun seid ihr beste Freunde. Ein Dach über'm Kopf zu haben an einem Mahle sich zu laben. Auch ein Leben ohne Sorgen in der Familie geborgen. Dann ist da noch die Weihnachtszeit selbst die Musik klingt nach bis heut'. Diese kann man Wunder nennen, man kann niemals alle kennen. Und alle Wunder dieser Welt sind das, was uns zusammenhält. Und immer wieder halten wir zusammen auch dort und auch hier. Drum schreib ich es ja auch nieder: „Wunder gibt es immer wieder" Dieses Leben hat zwei Seiten, uns're Selbstverständlichkeiten machen unser Leben runder und sind anderswo ein Wunder. Doch ein Wunder gibt's für Alle, das trifft zu in jedem Falle: Denn größtes Wunder dieser Welt, ist Liebe, die das Herz erhellt.

Literaturwettbewerb der Stadt Taucha 2016 Gewinner in der Kategorie „Gedicht Erwachsene“: Konstanze Popp

Total verrückt ein Fluss, der plätschernd aufwärts fließt, der Grashalm, der durch Asphalt sprießt. die Zeit, die statt zu laufen steht, ein Weg, der nie zu Ende geht. ein Stein, der auf dem Wasser schwimmt und Eis, das heiß im Feuer glimmt. die Sonne, die des Nachts auch scheint, ein Mond, der dicke Tränen weint. der Pfeil, der nur in's Schwarze trifft, ein Zebra, das gepunktet ist. die Erde, die sich nicht mehr dreht, ein Mensch, der über s Wasser geht. der Schmetterling, der schwimmen kann, ein Elefant mit Flügeln dran. der Schatten, der fällt ohne Licht, ein Pinguin, der spanisch spricht. Petroleum, das kein Feuer fängt, ein Pendel, das nach oben hängt. das Huhn, das gold'ne Eier legt, ein Baum, der lauter Noten trägt. ein Vogel, der in 's Weltall fliegt und Rauch, den 's ohne Feuer gibt. der Spiegel, der mein Bild nicht zeigt, ein Haus, das in die Lüfte steigt. die Dinge, die uns oft erschrecken oder aber Freude wecken. der Mohn, der weiß ist wie der Flieder, Wunder gibt es immer wieder...

Literaturwettbewerb der Stadt Taucha 2016 Gewinner in der Kategorie „Kurzgeschichte Erwachsene“: Andreas Witte Das Kaninchen Ist Ihnen jemals etwas Übersinnliches widerfahren? Etwas Merkwürdiges, fair das Sie keine Erklärung hatten? Ich denke, das geschieht Menschen dann und wann. Gegenstände verschwinden urplötzlich und tauchen nie wieder auf. Als Kind des zweiten Jahrtausends möchte ich rational denken und glauben, dass es für alles eine Lösung gibt. Denken Sie daran, welch verrückte Gedankengänge der Mensch haben kann. Hätten Sie jede Idee, die Sie jemals im Leben erdacht haben, auch durchgeführt, welches Chaos hätten Sie im Leben anderer Personen angerichtet! Mich juckt es ja, ein nettes Lied auf einen CD-Rohling zu brennen und jemandem ohne Anschreiben in den Briefkasten zu werfen. Falls Sie einen Joachim kennen, brennen Sie ihm „Joachim muss härter werden" von Extrabreit auf die Silberscheibe; etwas Besseres gibt es nicht, um die Joachims dieser Welt zu erschüttern. Sie sehen, worauf ich hinaus will. Es gibt für alles eine Erklärung, nur kommt sie uns nicht in den Sinn. Vielleicht gibt Ihnen die folgende Geschichte Hoffnung, wenn auch Ihnen hoffnunglos Seltsames geschehen ist. Meine Eltern wohnen in einem Dorf im Emsland. Jeder kennt jeden, man geht freundlich miteinander um. Wer es nicht tut wird geächtet. Die Dörfler leben ihr Dasein zwischen Kirche und Küche, Hausputz und Rasenschnitt, und so vergeht die Zeit. Meine Mutter ist mit ihrer direkten Nachbarin - nennen wir sie mal Frau Ems - seit Jahren eng befreundet. Im nächsten Haus neben Frau Ems wohnt ein älterer Herr, dessen Gattin vor Jahren verstarb. Er lebt nun allein und ich nenne ihn mal Herrn Land. Herr Land hat nicht viel, was ihm das Leben versüßt. Lediglich seine Kaninchen sind ihm wichtig, die er in einem unverschlossenen Stall hält. Er versorgt sie vorbildlich und kümmert sich um sie, als wären es seine Kinder. Sogar Namen haben sie. Sie heißen Flauschi, Schlappohr oder Bruno. Frau Ems hingegen besitzt einen Hund. Eine großgewachsene Promenadenmischung, die auf „Wuffi" hört. Herr Land und Frau Ems wohnen schon ewig nebeneinander. „Guten Morgen, Herr Land, schönes Wetter heute! Wie geht es ihren Hasen?" „Guten Morgen, Frau Ems. Kaninchen, Frau Ems, Kaninchen. Denen geht es gut. Ich gehe gleich auf Löwenzahn in die Auen." Aber seit etwa einem Jahr liegt ein Schatten auf der Nachbarschaft. Da betrat Herr Land den Stall und fand Carola, eine schwarze Kaninchendame, mit zerbissener Kehle tot auf. Der Täter war schnell ermittelt, Wuffi war mit blutverschmiertem Maul vom Ausflug in Nachbars Garten zurückgekehrt. Er war auf die Klinke der Stalltür gesprungen und hatte Carola mordlustig gemeuchelt. Herr Land war erschüttert, Frau Ems allerdings ebenfalls. Mit Geld war Herr Land nicht zu besänftigen, doch mit guten Worten. Die Hundehalterin schwor ihrem Nachbarn, Wuffi fortan besser zu beaufsichtigen. Das rettete die Freundschaft, Rasenschnitt und Hausputz gingen wieder ihren Gang. Doch kürzlich saß Frau Ems abends auf ihrer Terrasse, als Wuffi um die Ecke schoss. Frau Ems bemerkte schockiert, dass ihr Liebling ein Tier im Maul herantrug. Es handelte sich bei näherer Betrachtung unzweifelhaft um Berthold, braun-weiß geflecktes Eigentum des Herrn Land. „Oh Gott!" entfuhr es ihr, wohlwissend, dass die nette Nachbarschaft vor ihrem endgültigen Ende stand. In Frau Ems reifte ein verwegener Plan. Als es dunkel war, packte sie den toten Berthold und stieg über den niedrigen Zaun zum Garten von Herrn Ems. Schlich zum Stall, öffnete die Tür und legte den Rammler ins Stroh. Hurtig verließ sie das Nachbargrundstück, ging zu Bett und hoffte, dass Herr Land den scheinbar natürlichen Tod seines Berthold verwinden könne. Am Morgen traf sie den Nachbarn vor dem Haus. „Guten Morgen, Herr Land. Ist ihnen nicht gut? Sie sind ja kreidebleich." „Frau Ems, ich glaub' ich werd' verrückt," stammelte der erschütterte Mann. „Was ist denn geschehen?" erkundigte sich Frau Ems besorgt. „Sie werden nicht glauben was passiert ist! Da komme ich vorgestern Morgen in den Stall. Und Berthold, sie kannten doch Berthold, den großen Braun-Weißen, er liegt tot im Stall. Der Arme war nicht mehr der Jüngste. Muss wohl in der Nacht

gestorben sein. Nun, ich schnappe ihn mir, hole meinen Spaten. Auf dem Feld habe ich ein Loch ausgehoben und Berthold beerdigt. Das ist nun zwei Tage her." Frau Ems wurde allmählich heiß unter ihrem Kittel, ihre Augenlider zuckten. „Und dann?" fragte sie. „Heute Morgen will ich die anderen Kaninchen füttern, da liegt Berthold wieder im Stall! Immer noch mausetot. Aber wie kommt er da wieder hin? Glauben Sie, dass Kaninchen auferstehen? Nach ihrem Tod wieder in ihr Zuhause zurückkehren? Hat das mit Buddhismus zu tun?". Panik blitzte in seinen Augen auf. Frau Ems war die Geschichte sehr unangenehm. So unangenehm, dass sie nur meiner Mutter von ihrem Faux-Pas erzählte. Aber sie ließ ihren Nachbarn in dem Glauben, dass es vieles zwischen Himmel und Erde gibt, das wir uns nicht erklären können. Und ihrem Wuffi ließ sie in der Hundeschule beibringen, dass er gefälligst keine toten Tiere mehr auszubuddeln hätte.