Pferdeweiden müssen richtig gemanagt werden – regelmäßiges Abäppeln sollte dabei eine Selbstverständlichkeit sein

Eine Pferdeweide ist enormen Belastungen ausgesetzt, ist sie doch Nahrungsquelle, Lebens- und Bewegungsraum in einem. Um eine Überbeanspruchung zu vermeiden, ist ein durchdachtes Management erforderlich!

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nsere Pferde sind – im Gegensatz zu Rindern – sehr anspruchsvolle und wählerische Weidetiere, da sie ihre Futterpflanzen sehr genau selektieren. Die ausgewählten Gräser reißen sie dann mit ihren Schneidezähnen kurz oberhalb der Wurzel ab, was oft zu einer nachhaltigen Schädigung der Grasnarbe führt. Besonders bei feuchter Witterung kommen oft noch schwere Trittschäden hinzu, die eine Weidefläche auf lange Sicht unbrauchbar machen können. Nachteilig für das Grasland ist auch die Angewohnheit der Pferde, ihren Kot auf abgegrasten Stellen zu hinterlassen - ein Relikt aus ihrer Zeit als wanderndes Steppentier. Frei lebende Pferde zogen nach erfolgter Nahrungsaufnahme weiter zu neuen Wei-

Fotos: Bölts

So bleibt die Weide sauber!

weidemanagement.hygiene degründen, eine Parasiteninfizierung über den eigenen Kot war somit ausgeschlossen. Weil unsere Hauspferde auf einer begrenzten Weidefläche aber kaum die Möglichkeit haben zu wandern, entstehen auf den abgefressenen Flächen bald Kotplätze, die sogenannten Geilstellen. Ohne regelmäßige Pflegemaßnahmen vergrößern sich die Geilstellen schnell und das Gras an diesen Stellen wird verschmäht. Bald siedeln sich auf den mit Pferdekot überdüngten Flächen viele unerwünschte Pflanzen ohne Futterwert an, wie Brennnesseln, Sauerampfer, Disteln u. a. Ideale Lebensbedingungen bieten die Geilstellen auch Pilzen oder Magen-Darm Parasiten, die sich auf diesem Weg schlagartig verbreiten können – die Larven und Eier einiger Wurmarten sind auch ohne Wirt mehrere Jahre überlebensfähig. Der Lebenszyklus der Innenparasiten kann mit Hilfe gezielter hygienischer Maßnahmen unterbrochen werden.

Überweidung vermeiden!

Trittschäden können zu einer nachhaltigen Schädigung der Grasnarbe führen.

Deshalb ist es wichtig eine Überweidung zu vermeiden und darauf zu achten, dass nicht zu viele Tiere auf einer Fläche grasen. Als Maßstab rechnet man etwa drei bis vier Großvieheinheiten (ein etwa 600 kg schweres Pferd entspricht 1,2 Großvieheinheiten) pro Hektar. Entscheidende Kriterien, wie viele Pferde auf einer Fläche grasen, sollten aber auch

der Allgemeinzustand des Graslandes sein, ebenso wie die Bodenbeschaffenheit, die klimatischen Bedingungen, die Jahreszeit und die Nutzungsbedingungen des einzelnen Tieres. Sind die Pferde Tag und Nacht auf der Weide oder nur stundenweise? Wird zugefüttert oder ist ausschließlich Gras die Futterquelle? Jungpferde, Senioren, Zuchtstuten, Deckhengste, oder Pferde die regelmäßig mehrere Stunden am Tag gearbeitet werden, haben grundsätzlich einen hohen Nahrungs- und Mineralstoffbedarf und benötigen folglich auch entsprechend große Grasflächen. Es kommt also darauf an, durch genaue Beobachtung und Fingerspitzengefühl, heraus zu finden, wie viele Pferde einer Fläche zuträglich sind. Deutliche Zeichen für zu viele Tiere auf einer Weide sind kahl gefressene, oder vegetationslose, matschige Stellen. Auch die extreme Vermehrung von unerwünschten Pflanzen (z.B. Klee, Quecke, Ampfer, Hahnenfuß) deutet auf Überbesatz und eine Fehlwirtschaft beim Weidemanagement.

Kein Pferdemist als Dünger Auf gar keinen Fall sollte unbehandelter Pferdemist ausgebracht werden, wie man es leider mitunter sieht. Für die Vierbeiner ist die Verteilung des eigenen Kots absolut unhygienisch. Wenn Pferde wählen könnten, würden sie niemals

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weidemanagement.hygiene BODENANALYSE – SO FUNKTIONIERT´S! Sichere Gewissheit über den Zustand einer Weidefläche und den Nährwert ihrer Pflanzen, erhält man über eine Bodenanalyse, die von der zuständigen Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt ( LUFA NRW) durchgeführt wird. Dafür entnimmt man an mehreren, gleichmäßig verteilten Stellen der Weide, in etwa null bis zehn Zentimetern Tiefe, mit einem Löffel etwas Erde. Anschließend wird die Erde in einem sauberen Eimer gründlich vermischt. Von dieser Mischung gibt man ungefähr 400 g in einen Kunststoffbeutel, der an die LUFA geschickt wird. Mit den Ergebnis erhält man eine individuell auf die entsprechende Grasfläche angepasste Dünge-Empfehlung. Da eine Überdüngung der Weide ebenso schädlich sein kann wie eine Unterversorgung, ist eine Bodenanalyse etwa alle drei Jahre empfehlenswert.

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recht kompostierten Mist sterben die Würmer ab, so dass er dann bedenkenlos ausgebracht werden kann. Tatsächlich ist das Anlegen eines Kompost nicht viel Aufwand und erfordert nach entsprechenden Vorbereitungen einen Zeitaufwand von etwa fünf bis zehn Minuten täglich. Während der Haupt-Vegetationsperiode von April bis Mitte Juni gibt es häufig einen Grasüberschuss, der auch Probleme bereiten kann: Überständiges Gras wird mit zunehmendem Alter ungenießbarer für Pferde. Es droht zu verfaulen, Pilze können entstehen und nachwachsenden Pflanzen wird das nötige Licht entzogen. Bei sehr großen Weiden mit geringer Besatzdichte, bietet es sich daher an, einen Teil der Fläche zur Heugewinnung zu nutzen. Der beste Zeitpunkt dafür ist, je nach Witterung, etwa Mitte bis Ende Juni, während oder nach der Grasblüte. Eine gute Weide braucht eine gesunde, stabile und trittfeste Grasnarbe, die problemlos auch mal den einen oder anderen Galoppsprung übersteht. Lücken in der Grasnarbe können im Frühjahr (etwa von Ende April bis Ende Mai), durch eine Über- oder Reparatursaat aufgebessert werden, die bei nicht zu starken Schäden auch von Hand ausgeführt werden kann. Sehr gut geeignet ist Saatgut speziell für Pferdeweiden, mit Gräsern wie Wiesenrispe, Lieschgras, Wiesenschwingel, Knaulgras, Rotschwingel, Wie-

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Lücken in der Grasnarbe können im Frühjahr durch eine Über- oder Reparatursaat aufgebessert werden, die bei nicht zu starken Schäden auch von Hand ausgeführt werden kann.

senfuchsschwanz und wahlweise auch Weidelgras. Damit die Saat gut aufgeht und nicht vertrocknet, sollte das Ausbringen bei feuchtem Wetter und Temperaturen über zehn Grad stattfinden. Anschließendes Walzen sorgt für gutes Anwachsen und eine dichte Grasnarbe. Eine komplette Neuansaat

sollte nur erfolgen, wenn keine andere Möglichkeit besteht, beispielsweise weil eine Koppel als Winterauslauf genutzt wurde und kein Gras mehr vorhanden ist. Denn nach einer Neuansaat braucht die Weidefläche mindestens ein Jahr Ruhe bis eine widerstandsfähige und trittfeste Grasnarbe entsteht.

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in der Nähe ihrer eigenen Hinterlassenschaften grasen. Alle Pflegemaßnahmen werden durch das Ausbringen von frischem Pferdemist zunichte gemacht. Eine gute Alternative ist die Kompostierung des Pferdemists, der nach entsprechender Lagerzeit eine hervorragender Naturdünger ist. Durch die Wärmeentwicklung im fachge-

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Das Abschleppen der Weide erfolgt, um den Boden zu ebnen – keinesfalls, um alte Pferdeäpfel zu verteilen!

Gerhard Dücker 91 x 130 N623549 Eine komplette Neuansaat muss nur erfolgen, wenn keine andere Möglichkeit besteht - beispielsweise weil eine Koppel als Winterauslauf genutzt wurde und kein Gras mehr vorhanden ist.

Umtriebsweiden sind gut geeignet Zu den Pflegemaßnahmen im Frühjahr gehört auch das Abschleppen der Weide, um Mäuse- und Maulwurfshügel einzuebnen und altes Gras zu entfernen. Junge Pflanzen erhalten dadurch Licht und Luft und wachsen besser. Keinesfalls

sollte abgeschleppt werden, um alte Pferdeäpfel zu verteilen, weil die Weide dadurch großflächig verschmutzt wird. Wer ein gesundes Grasland zur Ernährung seiner Pferde möchte, kommt um das regelmäßige Abäppeln der Flächen nicht herum. Wenn die Gräser eine Höhe von ungefähr fünf bis 4-2011 RHEINLANDS REITER+PFERDE 35

weidemanagement.hygiene zehn Zentimeter erreicht haben, können die Pferde langsam angeweidet werden. Vorab sollte die Weideaufteilung geplant werden. Sehr gut geeignet sind Umtriebsweiden, die beispielsweise mit mobilen Elektrozäunen in mehrere Parzellen unterteilt werden. Sobald eine Weide abgegrast ist, wird sie gewechselt. Damit das Gras ausreichend Zeit zum Nachwachsen hat, sollte zwischen jeder Beweidung eine etwa dreiwöchige Ruhephase liegen. Um die Pflegemaßnahmen zu erleichtern ist schon bei der Planung darauf zu achten, dass alle Durch- und Zugänge breit genug für Traktoren und Arbeitsgeräte sind. Eine weitere Möglichkeit, die sich besonders bei hoch gewachsenen Gräsern anbietet, ist eine Portionsweide, bei der der Zaun täglich um einige Meter versetzt wird. Der Vorteil dieser Methode ist eine recht gut kontrollierbare Futterzuteilung; dabei fressen die Pferde auch Pflanzen deren Aufnahme sie auf großen Flächen oft verweigern. Allerdings bietet eine Portionsweide den Pferden meist nur wenig Bewegungsmöglichkeiten und das Gras wird recht kurz verbissen. Besonders hohen Pflegeaufwand benötigt die Standweide, eine relativ große Weidefläche, die permanent während der

gesamten Saison benutzt wird. Zwar bietet sie gute Bewegungsmöglichkeiten, durch die ständige Beweidung besteht aber die Gefahr, dass die Grasnarbe nachhaltig geschädigt wird und besonders an den Ruheplätzen kahle Stellen entstehen. Welcher Weidehaltung der Vorzug gegeben wird, hängt auch von den örtlichen Gegebenheiten und der Bestandsgröße ab.

Entwurmen nicht vernachlässigen Bei allen Haltungsformen sollte aber unbedingt der Parasitenbekämpfung große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Häufig wird die Gefahr einer verseuchten Weidefläche unterschätzt: Bei ihrem Entwicklungsprozess im Inneren eines Pferdes durchlaufen Wurmlarven verschiedene Stadien. Sie ernähren sich immer auf Kosten des Pferdes, zerstören dabei Schleimhäute und Darmwände und können irreparable Organ-Schädigungen verursachen. Die Folgen übermäßigen Wurmbefalls sind Gesundheitsprobleme wie Kolik, Blutarmut, chronischer Durchfall, Abmagerung, schlechter Allgemeinzustand, Lahmheiten oder Husten und führen im schlimmsten Fall zum Tod eines infizierten Pferdes.

Eine Wechselbeweidung mit Rindern ist vorteilhaft.

Wichtig ist es daher, etwa eine Woche vor dem Weideauftrieb alle Tiere eines Bestandes gleichzeitig mit einem geeigneten Präparat zu entwurmen. Wird dabei nur ein Pferd vergessen, kann dies dazu führen, das es über seinen Kot die gesamte Weidefläche innerhalb weniger Tage mit tausenden Wurmeiern verseucht. Das weitere Entwurmungsprogramm sollte in Absprache mit dem Tierarzt geplant werden.

Grundsätzlich sollte vier mal im Jahr entwurmt werden (Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter), die Termine richten sich aber auch nach dem Klima und dem Entwicklungszyklus der Würmer. Bei Verdacht auf starke Verwurmung können Kotproben sinnvoll sein. Da aber nicht alle Wachstumsstadien der Wurmlarven im Kot erkennbar sind, sollten diese in kurzen Zeitabständen gemacht werden.

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BUCHTIPPS Ingolf Bender: Praxishandbuch Pferdeweide. ISBN 3-44009248-8 Jutta von Grone: Die Pferdeweide. ISBN 3-275-00658-4

Kommen Neuzugänge in eine bestehende Herde, müssen sie vorab entwurmt werden und sollten erst nach einer Woche auf die Weide. Häufiger entwurmt werden müssen auch Zuchtstuten, Fohlen und Jungpferde. Um Resistenzen gegen einzelne Wirkstoffe zu vermeiden, ist es wichtig die Wurmpräparate zeitweise zu wechseln.

Wechselbeweidung mit Wiederkäuern Unbedingt notwendig für einen möglichst parasitenfreien Lebensraum ist das regelmäßige Kot absammeln. Um eine Verbreitung der Würmer zu verhindern, sollte die Weide

täglich abgeäppelt werden, mindestens aber alle drei Tage. In kleineren Beständen kann das Absammeln von Hand mit Schubkarre und einer mehrzinkigen Bollengabel geschehen. Größere Flächen können mit speziellen Maschinen abgesammelt werden, die es in unterschiedlichen Arbeitsbreiten gibt und sich auch zum Mähen oder Mulchen gut eignen. Geilstellen oder überständiges Gras werden regelmäßig abgemäht und der Grünschnitt sorgfältig entfernt. Besonders sumpfige oder matschige Bereiche einer Weide sind nur bedingt als Futterfläche geeignet und sollten gegebenenfalls

abgegrenzt werden, da sich Parasiten bevorzugt an feuchten Stellen vermehren. Eine sehr gute Möglichkeit ist die Wechsel- oder Gemeinschaftsbeweidung mit Rindern oder Schafen. Da Wiederkäuer ganz andere Pflanzen bevorzugen, fressen sie viele Gräser die Pferde stehen lassen, was für eine gleichmäßige Vegetation sorgt. Ein weiterer positiver Aspekt der Wechselbeweidung ist, dass der größte Teil aller Pferde-Innenparasiten im Verdauungstrakt der Wiederkäuer abstirbt. Auf eine regelmäßige, der Tierart entsprechenden Entwurmung, ist aber auch bei Rindern und Schafen zu achten.

Vor Beginn der Weidesaison ist es empfehlenswert, alle Zäune zu kontrollieren. Sind alle Zaunpfähle noch fest oder müssen sie ausgetauscht werden? Gibt es Beschädigungen durch umgestürzte Bäume o.ä.? Insbesondere die Drähte und Isolatoren von Elektrozäunen müssen überprüft und wenn nötig ausgewechselt werden. MEIKE BÖLTS Infos: Individuelle Fachberatung/ Auftragsformulare und Anleitung zur Bodenprobeentnahme www.landwirtschaftskammer.de Saatgut und Dünger speziell für Pferdeweiden, fachliche Beratung www.kraeuterwiese.de

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