Sind landwirtschaftliche Familienunternehmen erfolgreicher als andere landwirtschaftliche Unternehmen?

Sind landwirtschaftliche Familienunternehmen  erfolgreicher als andere landwirtschaftliche  Unternehmen? Studium Generale, 21. November 2013 Prof. Dr...
Author: Franz Peters
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Sind landwirtschaftliche Familienunternehmen  erfolgreicher als andere landwirtschaftliche  Unternehmen?

Studium Generale, 21. November 2013 Prof. Dr. Enno Bahrs Landwirtschaftliche Betriebslehre Universität Hohenheim Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Gliederung des Vortrags 1. Was ist ein landwirtschaftliches  Familienunternehmen oder: Wie sind ldw.  Familienunternehmen von anderen  landwirtschaftlichen Unternehmen  abzugrenzen? 2. Erfolgskennzahlen für landwirtschaftliche  Unternehmen im Vergleich 3. Schlussbemerkungen Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Internationale Definitionen  für landwirtschaftliche Familienbetriebe • Das amerikanische Landwirtschaftsministerium  (USDA) definiert Family Farm folgendermaßen • Produktion von Verbrauchsgütern für den Verkauf, so dass es nicht  als Land‐ oder Ruhesitz angesehen werden kann • Erzielung eines ausreichend hohen Einkommens, um die Familie  aber auch angestellte sowie das eingesetzte Kapital entlohnen zu  können • Familienmitglied/‐oberhaupt ist Manager des Unternehmens • Die Familie stellt einen substanziellen Anteil aller Arbeitskräfte • Ggf. werden Saisonarbeitskräfte bzw. eine mäßig/angemessene  Anzahl an Vollarbeitskräften beschäftigt

• FAO Definition(en) (Food and Agriculture Organisation of the UN): Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

FAO definiert das ldw.  Familienunternehmen durch folgende  Schlüsselindikatoren: • Gemäß FAO (2012) gilt für  Familienlandwirtschaften typischerweise • Begrenzter Zugang zu Land und Kapital • Vorwiegend werden Familienarbeitskräfte eingesetzt  wobei der Betriebsleiter nicht allein das Management  betreibt, sondern auch körperlich mitarbeitet • Landwirtschaft leistet den größten Anteil zum  Lebensunterhalt bzw. zum Einkommen

Quelle: de la o Campos/Garner, FAO, 2012

Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Mitarbeiter der FAO haben  die vielen internationalen Definitionen für  ldw. Familienunternehmen zusammengetragen • Insgesamt 36 verschiedene Definitionen der  Familienlandwirtschaft mit folgenden Quellen • • • •

Akademischer Herkunft: 10, Regierungsdefinitionen: 10,  NGO‐Definitionen: 13 Davon sind 23 Definitionen aus Entwicklungsländern und 10 aus  entwickelten Ländern Im Durchschnitt 3,5 Attribute je Definition, 1 bis max. 6  Attribute je Definition Häufigste Attribute: Einsatz Familienarbeitskräfte und inwieweit  der Haushalt das Management des Unternehmens trägt sowie  die Größe des Betriebs (Landumfang bzw. Produktionsumfang)

Quelle: de la o Campos/Garner, FAO, 2012

Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Mitarbeiter der FAO haben  die vielen internationalen Definitionen für ldw.  Familienunternehmen zusammengetragen

Quelle: de la o Campos/Garner, FAO, 2012

Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Wichtige Erfolgskennzahlen  für landwirtschaftliche Unternehmen 1. Jährlicher Gewinn in Euro 2. Arbeitsentlohnung in Euro je h (Fam‐Ak) 3. Grundrente ‐ Entlohnung des Bodens in Euro  je ha (Pachtzahlungsbereitschaft als Indikator  für die Wettbewerbsfähigkeit im  Bodenmarkt) 4. Rentabilitätskennzahlen 1. Eigenkapitalrentabilität 2. Gesamtkapitalrentabilität

Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Durchschnittliche betriebswirtschaftliche  Produktivität sowie Gewinne in der dt.  Landwirtschaft gemäß Testbetriebsstatistik im  Durchschnitt der Wj. 07/08 – 11/12 Region

SO in € je AK PersU + Jur.P.

Dtl. Ostdtl.

100 99/96

PersU Jurist.  Gewinn  Pers. in € JÜ in €

57.058  ‐ 66.651  144.692

Quelle: Testbetriebsstatistik, mehrere Jahrgänge

PersU Gewinn zzgl. Personalaufw.  in € je Ak

29.976  31.325 

Jurist. Pers.  JÜ zzgl. Personalaufw.  in € je Ak

‐ 32.951

Betriebswirtschaftliche Produktivität und  Gewinne in Abhängigkeit von der  Betriebsgröße in der Landwirtschaft im  Durchschnitt der Wj. 07/08 – 11/12 (nur PersU) Betriebs‐ größe Kleinere Mittlere Größere

Gewinn in € SO in € je  Gewinn zzgl. AK Personalaufwand je Unter‐ in € je Ak nehmen 25.000 52.000 19.000 48.000 88.000 29.000 87.000 141.000 35.000

Quelle: Testbetriebsstatistik, mehrere Jahrgänge

Unterschiede in der Rentabilität sowie  Grundrente und daraus resultierende Konsequenzen 1. Kleine Unternehmern erzielen im Durchschnitt geringere  Grundrenten/Rentabilitäten (Ek+Gk) als große Unternehmen 2. Große Unternehmen können somit Wachstum im Durch‐ schnitt, insbes. in der Fläche, leichter realisieren, weil sie  aufgrund ihrer höheren Pachtzahlungsfähigkeit (und z. T.   –bereitschaft) im Bodenmarkt d. Oberhand behalten können. 3. Boden ist und bleibt ein wesentlicher Wachstumsfaktor in  der landwirtschaftlichen Produktion 4. Ist Wachstum für landwirtschaftliche Unternehmen  (über‐)lebenswichtig? ‐ Sind Familienunternehmen in der  Landwirtschaft im Wachstum eingeschränkt und somit  benachteiligt??? Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Schlussbemerkungen 1. Familienunternehmen sind die Stütze der globalen Landwirtschaft 2. Die Stärke liegt u. a. in der überdurchschnittlichen Anpassungs‐ fähigkeit an sich verändernde Rahmenbedingungen (Flexibilität,  Resilienz…). Sie assoziieren ein positives Bild in der Gesellschaft. 3. Landwirtschaft außerhalb von Familienbetrieben hat jedoch global  ebenfalls eine hohe Bedeutung 1. Innovationskraft (schnellere Umsetzung von TF),  z. T. höhere Produktivität und Einkommenspotenziale 2. Aber: Z. T. soziale Monita, Natur‐ und Umweltschutzvor‐ oder  ‐nachteile aufgrund (Größen‐) Struktur nur schwer erkennbar 4. Familienbetriebe werden auch langfristig eine bedeutende Funktion  in der nationalen/globalen Landwirtschaft einnehmen  ‐ auch  aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Resilienz ‐ d.h., ihre  Fähigkeit, auf „Störungen“ (Volatilität, Liquidität…) zu reagieren Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre