Klimawandel und landwirtschaftliche Nutztierhaltung
Dr. Thomas Bauer, Referat Tierhaltung
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Gliederung
Gliederung 1. Klimawandel – Worüber reden wir? 2. Minderung von Emissionen – Was können wir tun? 3. Folgenabschätzung - Womit müssen wir rechnen? 1. Wirkungen auf die Tiere a. Folgenabschätzung b. Handlungsbedarf
2. Futterversorgung a. Folgenabschätzung
4. Aktuelle Projekte an der TLL 5. Fazit Dr. Thomas Bauer, Referat Tierhaltung
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Erwartete Klimaänderungen in Mitteleuropa (auf 100 Jahre)
• Erhebliche Unsicherheiten bei der Prognose • Regional sehr unterschiedlich • Im Allgemeinen: Temperaturanstieg (2°C innerhalb 100 Jahren) UV- und Ozonbelastung ▲ Extreme Wetterereignisse ▲ (extreme Niederschläge Trockenheit, Temperatur-/Luftfeuchtigkeitsschwankungen; Hitzewellen, Stürme) Verschiebung der Niederschlagsverteilung (Frühjahrs- und Sommertrockenheit ▲) CO2-Gehalt in der Atmosphäre ▲
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Erwartete Klimaänderungen in Thüringen (auf 25 - 30 Jahre)
Temperaturanstieg (0,5 – 0,7 °C/v. a. Winter und Frühjahr) Verschiebung der Niederschlagsverteilung (Frühjahrs- und Sommertrockenheit ↑) – April bis Juni: 4 – 10 mm ↓ keine größer werdenden Unterschiede zwischen den Anbaugebieten in der Hauptvegetationszeit (Mai – Juli) Winterniederschläge ↑
Grundwasserneubildung ↑
Extreme Wetterereignisse ↑ (UV- und Ozonbelastung ↑)? (CO2-Gehalt in der Atmosphäre ↑)?
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Maßnahmen zur Emissionsminderung
Ammoniak- (NH3 - indirekt) und Lachgas-Freisetzung (N2O) – 298 x CO2 • Haltung und Stallbau Vermeidung verkoteter/Harn Stellen (Einstreu, Entmistungsintervall ▲, Oberflächentrocknung, Gefälle) geschlossene Lagerung im Stall Abluftreinigung bei geschlossenen Ställen
• Fütterung Bedarfsgerecht (Proteinüberschüsse ▼) Verdaulichkeit ▲ (Zusatz von Futterkomponenten, AS-Verhältnis)
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Maßnahmen zur Emissionsminderung
Ammoniak- (NH3 - indirekt) und Lachgas-Freisetzung (N2O) – 298 x CO2
• Lagerung, Ausbringung und Umsetzung von Wirtschaftsdüngern Geschlossene Lagerung Energetische Nutzung über Biogasanlage Geschlossene Ausbringung (Injektor) - > 50% - NH3-Senkungspotential Ausbringungsmanagement (Witterung, Dauer bis zur Einarbeitung, bedarfsgerecht) – feste Fristen nicht optimal!!
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Maßnahmen zur Emissionsminderung Methan-Freisetzung (CH4) – 25 x CO2 • 75 – 90 % aus Verdauung bei Wiederkäuern (6 – 8 % der aufgenommen Bruttoenergie) Tiere/Leistungseinheit ▼ (Verluste ▼, bedarfsoptimierte Rationsgestaltung, Lebensleistung ▲, Leistung/Tier ▲??) Haltung in geschlossenen Ställen mit Abluftreinigung??
• 10 – 25 % der Freisetzung aus Lagerung, Ausbringung und Umsetzung von Wirtschaftsdüngern: Geschlossene Lagerung/Methan nutzen! Energetische Nutzung der Gülle in Biogasanlagen
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Folgenabschätzung Tiere
Tiergesundheit Kreislaufmehrbelastung (Hitze, Temperaturschwankungen, Dehydrierung)* Änderung des Tierverhaltens Fruchtbarkeitsstörungen ▲ Belastung des Immunsystems (Krankheitsanfälligkeit ▲) Beeinträchtigung der Stoffwechselleistungen (Futteraufnahme ▼, Leistung ▼, Produktqualität ▼)
* In Abhängigkeit von Tierart, Rasse, Typ, Alter, Ernährungs-/Gesundheitsstatus
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Folgenabschätzung Tiere
Tiergesundheit Erkrankungen ▲ bessere Lebensbedingungen für vorhandene Krankheitserreger, Parasiten u. a. Vektoren (Atemwegserkrankungen, Rotlauf, mesophile Infektionserreger, Leberegel, Nematoden, Bandwürmer, Milben, Fliegen, Zecken etc.) Auftreten ▲, Keimdruck ▲, Schädigungswirkung ▲
Auftreten neuer/unbekannter Krankheitserreger, Parasiten und Vektoren (u. a. aus dem mediterranen Bereich – West-Nil-Virus, Blauzunge, Gnitzen)
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Handlungsbedarf
Implementierung neuer Zuchtmerkmale? Wärmetoleranz Angepasste Futterverwertung Vitalität gegenüber Parasiten/Krankheiten Einführung neuer Rassen/Kreuzungen Reduzierung THGE/Produkteinheit
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Handlungsbedarf
Bauliche-/Managementmöglichkeiten Freiland-/Weidehaltung: Witterungsschutz (Sonne, Wind, extreme Temperaturen) Vorsorge vor extremen Witterungsereignissen (Sturm, Schnee, Überschwemmung) Wasserversorgung Weidemanagement (Teil-/Nachtweidegang, Besatzdichte)
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Handlungsbedarf
Bauliche-/Managementmöglichkeiten Außenklimaställe: • Schutz vor extremen Witterungsereignissen (Frostsicherheit, Schneelast, Winddruck, Überschwemmung) • Passiver Schutz vor Erwärmung (Beschattung, Reflexion, Dämmung) • Aktive lokale Kühlung/Lüftung (gesamt oder Einzelbereiche)
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Handlungsbedarf Bauliche-/Managementanforderungen Warmställe: • Schutz vor extremen Witterungsereignissen (Schneelast, Winddruck, Überschwemmung) • Wärmedämmung • Klimatisierung: •
Temperierung der Zuluft
•
Optimierung der Lüftungstechnik
•
Passiver Schutz vor Erwärmung (Beschattung, Reflexion, Dämmung)
•
Direkte/aktive Kühlung (z. B. Sprenkler, Fußbodenkühlung) über Biogasanlage
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Handlungsbedarf
Futter-/Wasserversorgung
• Sicherstellung Wasser-/Elektrolyt- (Na, Cl, Mg, K, Ca/Vitaminversorgung in ausreichender Qualität) • Angepasste Rationsgestaltung (Hitze Energiedichte ▲, Verdaulichkeit ▲) • Fütterungszeiten (z. B. nachts)/-frequenzen (häufiger kleine Portionen) anpassen
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Handlungsbedarf
Gesundheitsstrategie • Bestandsbetreuung • Kontaktminimierung zu Wild- und anderen Nutztieren (Transport) • Frühwarnsysteme (Wildtiermonitoring, allg. Seuchengeschehen, EU-Tiergesundheitsstrategie) • Impfmanagement anpassen • Früherkennungssysteme (Wasser-/Futterverbrauch)! • Forschung und Entwicklung Dr. Thomas Bauer, Referat Tierhaltung
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Folgenabschätzung Futterversorgung
• Ackerbauliche Futtererzeugung
Pflanzenproduktion
• Grünland auf gründigen Böden, Niederschläge > 600 mm p. a. Erträge und Flächenproduktivität ▲ Verlängerte Vegetationsperiode Bestandszusammensetzung = Gräserkrankheiten (z. B. Rost) ▲
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Folgenabschätzung Futterversorgung
• Grünland auf leichten Böden, ungleichmäßige Niederschläge < 600 mm p. a., Frühsommer/Sommertrockenheit Erträge und Flächenproduktivität ▼ Vegetationsperiode ▼ Ertragssicherheit (jährlich, unterjährig) ▼ Futterwert/Futterqualität ▼ FM-Konservierung/-hygiene (aerobe Instabilität/Verunreinigungen/Schädlinge ▲)▼ Bestandszusammensetzung (u. a. Tiefwurzler ▲, Weidelgras ▼) ▼
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Anbaugebiete Thüringen 6 - sommertrockene Übergangslagen 7 - günstige Übergangslagen 10 - Mittelgebirgslage Ost
AG 6
Haufeld Burkersdorf Oberweißbach
AG 7
AG 10
Grundlage: AMK - Beschluss Dr. Thomas Bauer, Referat Tierhaltung
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Folgenabschätzung Grünland in TH • Verlängerte Vegetationsperiode: Vegetationsbeginn ca. 14 Tage eher frühere Grund- und N-Düngung Wesentliche Vorverlegung des Nutzungstermins im Frühjahr Sommertrockene Lagen
- mähreif ab Anfang Mai
Günstige Übergangslagen - mähreif ab Anfang Mai Mittelgebirgslagen
- mähreif ab Ende 1. Maidekade
früher (Juni) zweiter Aufwuchs (N-Menge = 1. Aufwuchs) Wuchsdepression/längere Aufwuchszeit dritter Aufwuchs und weitere Qualitätsverschlechterung, insbes. in den sommertrockenen Lagen Vegetationsende ca. 14 Tage später in günstigen Übergangslagen und im Mittelgebirge 4. Aufwuchs als Weide Unterschiede zwischen Anbaugebieten bleiben unverändert bestehen!! Dr. Thomas Bauer, Referat Tierhaltung
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Handlungsbedarf Grünland TH
Bedeutung trockenstressverträglicher Arten (Knaulgras, Wiesenschwingel, Lieschgras, Wiesenrispe)▲ Regulierung tiefwurzelnder Unkräuter (z. B. großblättrige Ampferarten) während sommertrockener Perioden Bestandsverbesserung durch Nachsaat nur noch im zeitigsten Frühjahr Nutzungssystem anpassen: 2 Nutzungen bis Mitte Juli und 1 - 2 Nutzungen im Herbst (Spätweide) Weidewirtschaft: Frühweide = günstig für Bestandspflege
Mähweidewirtschaft
lange Herbstweide
Management der FM-Konservierung/-hygiene
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Milchviehhaltung Monitoring der Stallklimabedingungen unter besonderer Beachtung der Tiergesundheit (TLL, TVL, LTR, Uni Kassel) Dr. E. Gernand
Messung/Bewertung des Stallklimas über mehrere Jahre Quantifizierung der Zusammenhänge zwischen Stallklima, Leistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit auch unter Berücksichtigung der Genetik Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung der Stallklimavariation Ableitung von Empfehlungen zur Klimaführung Vergleichende Bewertung der vorgefundenen Stallbauvarianten hinsichtlich Hitzestress und Kältebelastung Prüfung der Nutzbarkeit von Gesundheitsmerkmalen für eine ausgewogene tiergerechte Tierzucht Prüfung neuer Verfahren zur Bewertung individuellen Hitzestresssituation (Wärmebildkamera, Rektaltemperatur)
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Erste Ergebnisse
geringe Auswirkung auf Leistung
Sehr wichtig für Tierwohl
nur wenige Tage mit erkennbarer Leistungsminderung
Sieht man am Tierverhalten
Klimawandel unbedeutend
Klimawandel zukünftig wichtig
In heißen Ländern effektive Milchproduktion
vollkommen andere Haltungssysteme sehr hohe Reproduktionsraten
Höchste Leistung in heißen Ländern
bei zunehmender Leistung zunehmende Abwärme
Keine Genotyp-Umwelt-Interaktionen nachgewiesen in wiss. Studien nachgewiesen
Zuchtziel Hitzetoleranz notwendig Nachweis nicht erfolgt, weil die Studien noch fehlen
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Schafhaltung Zucht auf Parasitenresistenz Frau Dr. H. Lenz
Zielstellung: populationsgenetische Aussagen Beziehungen zu anderen Leistungs- und Hilfsmerkmalen Prüfung von Möglichkeiten zur Nutzung in der Zuchtwertermittlung und praktischen Zuchtarbeit Ergebnisse: Zucht kann ein Faktor bei der Verminderung des Parasitenbefalls sein Zucht kann nur als Ergänzung der übrigen Maßnahmen: Management Medikamentelle Bekämpfung gesehen werden Kosten – Nutzen – Analyse ist wichtig Dr. Thomas Bauer, Referat Tierhaltung
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Schweinehaltung
„Teilabsaugung mit partieller Abluftwäsche in der Schweinemast – Auswirkung auf die Tiergesundheit und die Umwelt“ Projekt-Management Innovationsprogramm (PMI) Maßnahme Neubau einer Anlage für 2.500 Mastschweineplätze in Wiegleben
BMU-Umweltinnovationsvorhaben 2012 Programm zur Förderung von Investitionen mit Demonstrationscharakter zur Verminderung von Umweltbelastungen (Pilotprojekte Inland) des Bundesministeriums für Umwelt-, Naturschutz und Reaktorsicherheit
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Schweinemast Einrichtung
Person
ADIB mbH - Bad Langensalze
Gunar Sickert
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz
Dr. Michael Mußlick
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft - Jena
Dr. Thomas Bauer Dr. Erhard Gernand
Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie – Jena
Matthias Pilz Rainer Wentzke
Thünen Institut für Agrartechnologie Braunschweig/ Simulationsprognostik - Peine
Dr. Karl-Heinz Krause Stefan Linke
Ingenieurbüro Dr. Eckhof - Berlin
Dr. Wilfried Eckhof Heike Donhauser
DLG e.V. Groß-Umstadt
Jozo Drmic
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Lösungsansatz – Minimierungsstrategien im Bereich der Quellkonzentration 2010 - Neubau einer Schweinemastanlage (TH)
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Verschiedene Lüftungssysteme mit Filter zur Emissionsreduzierung Nummerische Modelle …
a)
b)
c)
BMU-Projekt 2012
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Planung mittels numerischer Simulation
Nummerische Modelle …
Bilder: Verteilung der NH3 Konzentration im Abteil bei unterschiedlicher Abluftführung
Oberflurabsaugung und Unterflurabsaugung auf gleicher Seite
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Oberflurabsaugung und Unterflurabsaugung auf gegenüberliegender Seite
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Fazit
Klimawandel vollzieht sich allmählich, die Auswirkungen der Klimaänderung bis 2050 sind in Thüringen marginal!
Daraus resultierender Handlungsbedarf wird in weiten Teilen bereits heute schon verfolgt: Tiergesundheit: Blauzungenkrankheit, EU-Tiergesundheitsstrategie Haltung/Management: z. B. Stallklimatisierung, Lüftung Fütterung: Eiweißstrategie, lfd. Optimierung Futterbau: lfd. Optimierung der Grünlandnutzung
AG Klimawandel an der TLL
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Weitere Unterlagen Energieeffizienzverbesserung in der Landwirtschaft http://www.landwirtschaftskammern.de/pdf/energieeffizienzverbesserung.pdf
Anpassungsstrategien im Bereich Pflanzenbau http://www.landwirtschaftskammern.de/pdf/klimawandel.pdf
Anpassungsstrategien im Bereich Tierhaltung (TLL) http://www.landwirtschaftskammern.de/pdf/klima-tier.pdf
Minderung von Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/23196
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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