Schwierige Anbaubedingungen in diesem Jahr

48 Pflanze BAUERNBLATT l 21. Dezember 2013 ■ Landessortenversuche Kartoffeln 2013 Schwierige Anbaubedingungen in diesem Jahr Das Kartoffelanbaujah...
Author: Irmgard Lange
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BAUERNBLATT l 21. Dezember 2013 ■

Landessortenversuche Kartoffeln 2013

Schwierige Anbaubedingungen in diesem Jahr Das Kartoffelanbaujahr 2013 startete in vielen Regionen SchleswigHolsteins recht unterschiedlich. An der Westküste konnte aufgrund intensiver Frosteinwirkung durch eine fehlende Schneedecke und hieraus resultierender sehr guter Gare des Oberbodens zum Teil früh mit den Kartoffelpflanzungen begonnen werden. Darunter hatten auch die Landessortenversuche Kartoffeln zu leiden. Anfängliche Befürchtungen, dass die Bodentemperatur für eine Kartoffelpflanzung zu niedrig sein könnte, bestätigten sich nicht. Wichtiger war es, auf den schweren Böden in der Marsch ein Saatbett ohne Bodenverdichtungen zu schaffen. Die Kartoffeln entwickelten sich hier ohne nennenswerte Beeinträchtigungen. Im Gegensatz hierzu konnten in den östlichen Teilen Schleswig-Holsteins die Pflanzungen erst deutlich später durchgeführt werden. Eine Bodengare durch Frosteinwirkung war hier kaum zu beobach-

ten. Vielerorts verhinderte eine starke Schneeauflage ein intensiveres Eindringen der Bodenfröste. Gerade auf den schwereren Standorten, die mithilfe von Bodenseparationsverfahren vor der Kartoffelauspflanzung entsteint und entklutet werden müssen, verzögerten sich diese Arbeiten. So konnten die Pflanzungen teilweise erst gegen Mitte Mai beendet werden. Im Anschluss an die Auspflanzung setzte eine sehr kühle und nasse Witterungsperiode ein. Das Pflanzenwachstum war deutlich eingeschränkt, und das Auflaufen der Kartoffeln war nur sehr zögernd zu beobachten. Herbizidmaßnahmen, die aus den Erfahrungen der letzten Jahre auf eine Frühjahrs-Frühsommer-Trockenheit ausgelegt waren, erschwerten durch Einwaschung von Wirkstoffen besonders auf mineralischen Standorten das Pflanzenwachstum. Eine Schädigung im Wuchs und in der Ertragsbildung konnte hier über die ganze Vegetationsperiode beobachtet werden.

Da das Auflaufen recht zögernd und unter feuchten Bedingungen stattfand, entwickelten die Kartoffelpflanzen ein sehr schwaches Wurzelwerk, das zudem hauptsächlich nur im Oberboden ausgebildet wurde. Ab Mitte Juni veränderte sich die Witterungslage. Es wurde sehr trocken, und hohe Temperaturen führten dazu, dass die Kartoffeln ihre Wurzeln nicht schnell genug den schwindenden Wasservorräten im Boden hinterherwachsen lassen konnten. Stärkere Niederschläge, die gegen Ende Juli einsetzten, verlagerten zusätzlich Nährstoffe in tiefere Bodenschichten. Die Kartoffelpflanzen konnten aufgrund ihres schlecht entwickelten Wurzelwerkes diese Nährstoffe nicht mehr erreichen oder nur sehr schlecht ausnutzen. Auf diesen Standorten war ein Nachdüngen vornehmlich mit Stickstoff, Kalium und Magnesium erforderlich. Auf dem LSV-Standort Schuby war die Wasserbilanz gerade im Juni/Juli negativ. Hier kam die dort installier-

Landessortenversuch zu Kartoffeln mit 34 Prüfsorten auf dem Versuchsfeld Barlt.

te Tropfbewässerung zum Einsatz. Das Ergebnis der Bewässerung war in diesem Jahr nicht zufriedenstellend. Der Bewässerungseinsatz wurde mithilfe von Bodentensiometern mit Keramikboden gesteuert. Die Empfehlungen, die anhand dieser Daten für die Bewässerungssteuerung abgeleitet wurden, waren zu ungenau und die Wassermenge deshalb zu gering. Für 2014 wird zur Steuerung der Wassermenge auf dem Standort ein neues System etabliert.

Kartoffelstandort Schuby Der Landessortenversuch „Kartoffeln“ auf dem Versuchsfeld Schuby konnte 2013 erst am 24. April unter guten Bedingungen gepflanzt werden. Durch die zentrale Lagerung im Kühlhaus auf der Versuchsstation konnten die Kartoffelsorten optimal für diesen Pflanzzeitpunkt vorbereitet, das heißt in Keimstimmung gebracht werden.

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Nach dem Pflanzen wurden alle Kartoffeldämme wie die Jahre zuvor auf diesem Standort mit einem Tropfschlauch zur Bewässerung versehen. Ab dem 8. Juli kam dieser wöchentlich mit einer Wassermenge von 10 mm zum Einsatz. Am 22. Juli und 28. Juli wurden zusätzlich noch je 10 kg/N mit dem Tropfwasser zusammen in den Kartoffeldamm eingespült. Dieses Nachdüngen wurde durch hohe Auswaschverluste nach Bewertung einer Blatt- und Bodenanalyse notwendig, damit die Stickstoffversorgung nicht den limitierenden Faktor für die Ertragsbildung darstellte. Somit ergab sich eine Gesamt-N-Düngermenge inklusive Bodenvorrat von zirka 130 kg/N/ha. Phosphor wurde über Tripelphos mit 90 kg P2O5, Kalium über Patentkali mit 240 kg K2O und 80 kg MgO gedüngt. Die Unkrautregulierung wurde mit einer Kombination von Sencor, Boxer und Bandur vor dem Auflaufen der Kartoffelsorten durchgeführt. Die Wirkung konnte als zufriedenstellend bewertet werden.

Abbildung 1: Ertragsergebnisse und Stärkegehalte in % der den Landwirtschaftskammern aus 1.und2.Reifegruppe,LandessortenversuchVersuchsfeldSchuby Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und 700

dt/ha

600 500 400 300 200 100 0

Während der Vegetation erwies sich der Einsatz von systemischen Fungiziden für die Krautfäuleprophylaxe in einem Spritzabstand von zirka zehn Tagen als sehr wirkungsvoll. Hierdurch konnte jede Blattetage vor Infektionen geschützt werden. Ein späterer Krautfäulebefall konnte nicht bonitiert werden. Zur Vorbeugung einer Alternaria-spp.Infektion wurde mit speziellen syste-

Stärke %

18 16 14 12 10 8 6 4 2 0

mischen Wirkstoffen in zweimaliger Anwendung ab dem 22. Juni 2013 im Abstand von zehn Tagen gearbeitet. Der Knollenansatz wurde vor der Kartoffelernte anhand von Proberodungen pro Staude bewertet. Er lag im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt über den Landessortenversuch um zirka 4,2 Knollen niedriger. Fraktioniert wurde nach neuen Kalibrationsspannen, die mit

Nordrhein-Westfalen abgestimmt und vereinheitlicht wurden. Gerade um den neuen Möglichkeiten der Vermarktung durch den Wegfall der Handelsklassenverordnung gerecht zu werden, wurden die Spannen für die vermarktbaren Fraktionen um 5 mm nach oben erweitert. Für die runden Kartoffelsorten gelten nun die Sortierungen: Drillinge kleiner 35 mm, Marktware 35-65 mm und Übergrößen größer als 65 mm im Quadratmaß. Für die länglichen Sorten: Drillingssortierung kleiner als 30 mm, Marktware 30 bis 60 mm und Übergrößen größer als 60 mm.

Die Reifegruppen 1 und 2 Die Reifegruppen 1 und 2 erzielten auf diesem Standort einen Durchschnittsertrag von zirka 448 dt/ha. Das sind etwa 100 dt/ha weniger als 2012 und sogar zirka 250 dt/ha weniger als im Jahr 2011. Der Anteil an Marktware lag 2013

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leicht unter dem Durchschnitt von 2012, aber aufgrund der veränderten Sortierspannen um 5 mm nach oben kann davon ausgegangen werden, dass insgesamt die sortierte Ware gröber ausfiel. Übergrößen machten dennoch einen Anteil von knapp 31 % aus. Die höchsten Roherträge wurden bei den Sorten ,Francisca‘ mit 684 dt/ha, ,Primadonna‘ mit 594 dt/ha, ,Ewelina‘ mit 589 dt/ha und ,Isabelia‘ mit 582 dt/ha geerntet. Die Sorte ,Belana‘ als Verrechnungssorte in diesem Segment erreichte 570 dt/ha. Die Sorte ,Francisca‘ bewies auch unter den schwierigen Anbaubedingungen 2013 eine stabile Ertragsbildung. Sie lag im Vergleich zum Vorjahr nur knapp 25 dt/ha niedriger im Rohertrag. Der durchschnittliche Stärkegehalt über dieses Segment lag bei zirka 13 %, wobei die Sorten ,Miranda‘ 16,1 % Stärke, ,Gunda‘ 14,3 %, ,Birte‘ 13,9 % und ,Belana‘ 13,2 % Stärke bildeten. Wenig Stärke lagerte dagegen die Sorte ,Isabelia‘ mit zirka 11,9 % ein. Im Durchschnitt über diesen Versuch lag das Versuchsjahr 2013 etwa einen Prozentpunkt höher im Stärkegehalt als 2012. Dieser höhere Stärkegehalt konnte auch im Testessen der einzelnen Kartoffelsorten anhand von besseren Geschmacksnoten bestätigt werden, die am Ende des Berichtes beschrieben werden. Die Fraktionsanteile der einzelnen Sorten schwanken stark. Obwohl die Sortierspanne in der vermarktbaren Fraktion um 5 mm nach oben vergrößert wurde, fiel für die führende Sorte ,Francisca’ der vermarktbare Anteil weniger gut aus als im vergangenen Jahr 2012. Sie erreichte nun nicht mehr als 65 % in dieser Fraktion. Das liegt zum einen an einem niedrigeren Knollenansatz und zum anderen an sehr groß entwickelten Knollen mit einem hohen

Wachstumsdepressionen an Kartoffelpflanzen durch Starkniederschläge.

Einzelknollengewicht. Die Sorten ,Miranda‘ und ,Bellarosa‘ realisierten kaum 50 % in dieser Fraktion. Für diese Sorten war bei dieser Witterungsentwicklung der einheitliche Abtötungstermin der beiden Reifegruppen eindeutig zu spät. Ein früherer Abtötungstermin hätte den Sortieranteil positiv beeinflusst, aber

auch den Rohertrag deutlich reduziert. Da es auf dem Versuchsfeld nicht möglich war, in einer randomisierten Versuchsanlage sortenspezifisch abzutöten, wurde in Übereinstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern nach dem Absterbegrad der Verrechnungssorten in

Abbildung 2: Sortierfraktionen in % der 1. und 2. Reifegruppen, Landessortenversuch Versuchsfeld Schuby 35-65

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Testessen: ,Linda‘ überzeugte

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