Schule im Wandel Kursbuch

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Herausgegeben vom Projektkonsortium „Schule im Wandel“: Goethe-Institut e. V. | Pädagogische Hochschule Heidelberg |Universität Hradec Králové, Tschechien (UHK) |Staatliches Institut für Lehrerfortbildung und Unterrichtsentwicklung, Finnland (OPEKO) | National University of Ireland, Maynooth (NUIM) | Nationales Zentrum für Lehrerfortbildung, Warschau (CODN) | Universidade Nova de Lisboa (UNL) www.goethe.de/schule-im-wandel

An der Entwicklung, Beratung und Begutachtung der didaktischen Materialien haben mitgewirkt: Angelika Braun | Barbara Bresslau | Johanna Grießbach | Kim Haataja | Petra Klimaszyk | Clarisse Costa Afonso | Rolf Köwitsch | Hildegard Meister | Sybille Trapp | Nicola Würffel Projektkoordination: Goethe-Institut, Alicia Padrós

Dieses Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

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Glossar © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

Schule im Wandel Glossar

In diesem Glossar werden Fachbegriffe erklärt, die in den Fortbildungsmaterialien von „Schule im Wandel“ relevant sind.

A ......................................... Abschlussphase siehe Schlussphase

Anwendungsphase siehe Phase der freien Anwendung

Auslandsschule auch: deutsche Schulen im Ausland In sogenannten „Auslandsschulen“ und den „Schulen der Europäischen Union“ wird der gesamte Unterricht nicht in der Landessprache, sondern in einer der großen Kultursprachen durchgeführt. Es sind in der Regel Eliteschulen. Die Lernenden müssen hohe intellektuelle Fähigkeiten mitbringen und die Eltern müssen den Schulbesuch finanzieren können. Deshalb können nur wenige junge Menschen eine solche Schule besuchen.

autonomes Lernen siehe Lernerautonomie

außerschulischer Lernort Ein Ort, außerhalb des Schulgeländes, an dem der Lernprozess stattfindet.

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B ......................................... bilingual auch: zweisprachig Im engen Sinn ist ein Mensch „bilingual“, wenn er zwei Sprachen in allen vier Fertigkeiten (Sprechen, Hören, Lesen, Schreiben) fließend beherrscht, also neben seiner Muttersprache eine weitere Sprache erlernt hat (Weinreich, 1953). Im weiten Sinne ist ein Mensch „bilingual“, wenn er zwei Sprachen regelmäßig aktiv und/oder passiv verwendet, unabhängig davon, wie gut er die Sprachen beherrscht (Grosjean, 1982).

Bilingualer Unterricht Bezeichnet verschiedene Konzepte, zwei oder mehrere Sprachen in die Bildung an Schulen und Universitäten zu integrieren. Meistens werden einzelne Fächer ganz oder teilweise in einer anderen Sprache als der Landessprache unterrichtet. Bilinguale Schulen sind z. B.: • Griechisch-deutsche Schulen in Deutschland, • Deutsche Schulen im Ausland, • Europäische Schulen in Deutschland / im Ausland, • Internationale (meist englischsprachige) Schulen, • Schulen, die das deutsche und französische Abitur anbieten.

Bilingualer Zweig Bilingualer Fachunterricht an normalen Regelschulen (Gymnasien, Realschulen, Gesamtschulen, Berufsschulen). Die Lehrkraft unterrichtet z. B. das Fach Geografie oder Geschichte ganz oder teilweise in einer Fremd-, Regional- oder zweiten offiziellen Landessprache. Die Unterrichtssprache in ein und demselben Fach kann in verschiedenen Unterrichtsstunden wechseln. Die Lernenden dürfen sich im bilingualen Fachunterricht auch in der Muttersprache äußern. Zur Sache etwas sagen zu können, ist im Fachunterricht wichtiger als der Ausdruck in der Fremdsprache. Die Stundenzahl wird im bilingualen Fachunterricht leicht erhöht, weil sowohl die Lehrkraft als auch die Lernenden mehr Zeit für den Unterrichtsstoff brauchen. Ziele des bilingualen Zweiges können sein: • Vertiefung der fremdsprachlichen Kenntnisse in Grenzregionen © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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• • •

Vertiefung der fremdsprachlichen Kenntnisse, um mit Partnerschulen gemeinsame Fachprojekte durchzuführen Doppelte Schulabschlüsse (z. B. das „AbiBac“: die Lernenden absolvieren sowohl das deutsche als auch das französische Abitur; gemeinsame Prüfungsvorbereitung) Förderung einer Minderheitensprache

bilinguales Modul auch: CLIL-Modul Von bilingualen Modulen spricht man, wenn nur bestimmte Themeneinheiten in der Zielsprache durchgeführt werden, nicht aber der gesamte Fachunterricht. So wurde beispielsweise im Fach Geschichte das Thema Kinderarbeit in Großbritannien auf Englisch durchgeführt (vgl. Film „Child Labor in Britain“, Modul 2.2.2.1), andere Fachinhalte wurden auf Deutsch unterrichtet.

Binnendifferenzierung Unterricht, in dem Lernende einer Lerngruppe individuell gefördert werden. In der Unterrichtsplanung werden individuelle Unterschiede (z. B. Lerntypen, Stärken und Schwächen etc.) berücksichtigt, sodass jede/r den für sich besten Weg zur Erreichung des Lernziels findet.

C ......................................... CLIL Englische Abkürzung von „Content and Language Integrated Learning“ (ins Deutsche übertragen „Integriertes Fremdsprachen- und Sachfachlernen“) Didaktisches Konzept, in dem bestimmte Themen/Module des Fachunterrichts oder ganze Fächer in einer zweiten Sprache (Fremdsprache, Regional- oder Minderheitensprache, zweite offizielle Landessprache) unterrichtet werden. CLIL-Unterricht wird vom normalen Fremdsprachenunterricht unterstützt. Auch im CLIL-Unterricht selbst findet teilweise Sprachunterricht (z. B. Vorentlastung eines Lesetextes durch Wortschatzarbeit) statt, wenn es für die Vermittlung des Sachfaches notwendig ist. Konkrete Sprachhandlungen werden bewusst gemacht. In einer CLIL-Schule wird nicht der gesamte Unterricht, sondern nur ein bestimmtes Fach oder bestimmte Themen im Fachunterricht durchgeführt. Typische CLIL-Sachfächer sind Geschichte, Geografie, Sozialkunde, aber auch naturwissenschaftliche und musische Fächer.

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Die Länge des CLIL-Unterrichts kann ganz unterschiedlich sein. Manche Programme dauern nur wenige Wochen, manche bis zu sechs Jahren.

CLIL-Didaktik Bezeichnet die didaktisch-methodischen Prinzipien eines CLIL-Unterrichts, in dem Sachfach- und Sprachwissen gleichzeitig vermittelt werden. Folgende Rahmenbedingungen sollten deshalb gegeben sein, folgende Unterrichtsprinzipien beachtet werden: Rahmenbedingungen: • Lernumgebung ist entsprechend ausgestaltet • die Lehrkraft ist sich bewusst, dass neuer Wortschatz vorentlastet werden muss und unterstützt die Lernenden dabei durch entsprechende Übungen vor dem Lesen/Hören eines Fachtextes • die Lehrkraft ist in der Lage, CLIL-Materialien zu erstellen, die dem Sprach- und Wissensstand der Lernenden entsprechen Unterrichtsprinzipien: • kooperative Arbeitsformen (Partner-/Gruppenarbeit und Projektarbeit) werden in den Unterricht integriert • die Inhalte des Sachfaches beziehen sich auf die reale Welt (Realien), keine fiktiven Inhalte • die Aneignung von Inhalten steht im Vordergrund, die verwendete Fremd-, Regional- oder Zweitsprache dient als Werkzeug • sprachliche Produkte und Prozesse werden den Lernenden bewusst gemacht • ein Repertoire von Sprechhandlungen, die im Sachfachunterricht eine zentrale Rolle spielen, wird mit den Lernenden eingeübt • die Sprachverwendung geht nicht in die Bewertung ein • akademische Interaktionsfähigkeit in der Fremdsprache wird gefördert (das Verständnis von authentischen fremdsprachigen Fachtexten, Bildern, Grafiken wird beispielsweise gezielt eingeübt) • Code-Switching (Muttersprache darf im Sachfachunterricht Verwendung finden)

CLIL-Modul siehe bilinguales Modul

CLILiG auch: DFU deutschsprachiger Fachunterricht Englische Abkürzung von „Content and Language Integrated Learning in German“ (Der Begriff wurde von Kim Haataja geprägt.). Es handelt sich hier um bilingualen Fachunterricht in der Zielsprache Deutsch. Dieser Fachunterricht vermittelt wie der klassische CLIL-Unterricht Inhalte © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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von Sachfächern und fördert gleichzeitig die Fähigkeit, in beruflichen Situationen fremdsprachlich angemessen zu handeln. Fachunterricht in deutscher Sprache (Fremd- oder Zweitsprache) bietet den Lernenden folgende Vorteile: • Gute Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland, Österreich und deutschsprachige Schweiz • Gute Vorbereitung für eine Arbeitsstelle in einer Firma, die mit deutschsprachigen Ländern wirtschaftliche Beziehungen hat (z. B. Messebesuche, Telefonkontakte, Bestellung von Ersatzteilen und Abschließen von Lieferverträgen) • Erweiterte Perspektive durch einen anderen kulturellen Blickwinkel Notwendige Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen bilingualen Fachunterricht auf Deutsch sind: • Lernende und Eltern kennen die Chancen, die CLILiG bietet • Lehrkraft ist sich bewusst, welche methodischen Anforderungen der integrierte Fach- und Sprachunterricht stellt • Entscheidungsträger (Schulleitung, Bildungsministerien) schaffen einen geeigneten Rahmen, der Lernende und Lehrkräfte unterstützt (Curricula, Materialentwicklung, Lehreraus- und fortbildung) Besonders günstig ist es, wenn die Lehrkraft sowohl die Zielsprache Deutsch als auch das Sachfach unterrichten kann (doppelte Facultas, wie in Deutschland) bzw. in der Zielsprache Deutsch mindestens das Sprachniveau B2 (C1) erreicht hat und mit der Unterrichtssprache auf Deutsch vertraut ist. Wenn dies nicht möglich ist, müssen zwei Lehrkräfte eng miteinander kooperieren (z. B. Materialerstellung und Unterrichtsvorbereitung durch Fach- und Sprachlehrkraft).

Cluster Als Cluster (engl.: Büschel, Gruppe, Anhäufung) bezeichnet man das Ergebnis einer kreativen Ideenfindung und Visualisierung von Gedanken, dem Clustering. Ausgehend von einem Schlüsselbegriff werden darum herum alle spontanen Assoziationen notiert. Diese können dann zu weiteren Assoziationen führen und gegebenenfalls miteinander verbunden werden. Auf diese Weise entsteht ein Cluster. Clustering wurde ursprünglich entwickelt, um Schreibblockaden zu lösen und die Lernenden zu kreativem Schreiben anzuregen. Heutzutage wird diese Technik ähnlich wie Mind Mapping z. B. zur Ideensammlung vor Referaten oder Projektarbeiten genutzt.

collaborative learning siehe kooperatives Lernen

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D ......................................... Darbietung siehe Stoffvermittlung

deutsche Schulen im Ausland siehe Auslandsschulen

DFU auch: CLILiG Deutsche Abkürzung für „Deutschsprachiger Fachunterricht“ in Abgrenzung zu DaF (Deutsch als Fremdsprache) oder DaZ (Deutsch als Zweitsprache). Meist spricht man von DFU im Zusammenhang mit Deutschen Schulen im Ausland, in den anderen Fällen meist von CLILiG. Voraussetzungen eines erfolgreichen DFU sind: • • •

Sachfach und die deutsche Sprache bewusst integrieren Lernende zur aktiven Anwendung von Fach und Sprache führen Eltern, Schulleiter und Multiplikatoren über diese Zusammenhänge, den Mehrwert dieser Art des Unterrichts und die Unterrichtsprinzipien informieren

Didaktik Didaktik (griech.: Unterrichtslehre) befasst sich im engeren Sinne mit der Theorie des Unterrichts, im weiteren Sinne mit der Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens.

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E ......................................... Einstieg siehe Einstiegsphase

Einstiegsphase auch: Einstieg, Einstimmung aufs Thema Diese Phase des Unterrichts hat das Ziel, die Lernenden auf den Hauptteil des Unterrichts vorzubereiten bzw. einzustimmen. Wie die Einstiegsphase konkret aussieht, hängt in erster Linie von den Inhalten des Hauptteils ab: • Wird neuer Stoff vermittelt? • Wird Gelerntes gefestigt und/oder angewendet? • Wird ein Projekt durchgeführt? Typische Aktivitäten der Einstiegsphase sind z. B.: • das Vorwissen der Lernenden aktivieren (z. B. vor der Vermittlung eines neuen Lernstoffs) • das bisher Gelernte mit den Lernenden zusammenfassen (z. B. als Vorbereitung einer Transfer- oder Anwendungsphase) • Interesse/Neugier wecken (z. B. vor der Durchführung eines Projekts) Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

Einstimmung aufs Thema siehe Einstiegsphase

Einzelarbeit auch: Stillarbeit Von Einzelarbeit spricht man, wenn jeder Lernende für sich alleine arbeitet. Die Entscheidung für diese Sozialform hängt dabei von verschiedenen Faktoren, wie z. B. dem Lernziel oder dem Schwierigkeitsgrad der Aufgabe ab.

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Die Einzelarbeit kann je nach Aufgabenstellung stark von der Lehrkraft gesteuert sein oder aber den Lernenden die Möglichkeit bieten, den eigenen Lernprozess selbstverantwortlich mitzugestalten. So können im Unterricht beispielsweise mehrere Aufgaben in einer bestimmten zeitlichen Abfolge lehrergesteuert bearbeitet werden oder die Lernenden können einen Aufgabenkomplex in der vorgegebenen Zeit individuell bearbeiten. Jeder einzelne Lernende entscheidet dann selbst, wie er sich die Zeit einteilt. Allgemein kann man sagen, dass durch die Einbeziehung moderner Medien in den Unterricht und im Kontext eines lebenslangen Lernprozesses Einzelarbeit wieder an Bedeutung gewonnen hat.

Erarbeitungsphase auch: Übungsphase, selbstständige Arbeit Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, die Lernenden bei der selbstständigen Erarbeitung des zu vermittelnden Stoffs zu betreuen bzw. die Lernenden dabei zu unterstützen, neues Wissen aufzubauen. Oft wird hier in Kleingruppen gearbeitet. Typische Aktivitäten in dieser Phase sind z. B.: • Auseinandersetzung mit den Inhalten eines Textes, Bildes, Tons, Videos, Experiments • mehr oder weniger stark gesteuerte Übungen • eigenständige Recherche Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

F ......................................... fächerübergreifender Unterricht auch: fächerverbindender Unterricht Fächerübergreifender oder „[...] fächerverbindender Unterricht hebt den Fachunterricht zeitweise in der Art auf, dass er dessen Vorteile zu bewahren, dessen Nachteile zu überwinden trachtet. Er ist als themenzentrierter integrativer Unterricht angelegt, an dem mehrere Fächer gleichwertig beteiligt sind.“ (Peterßen 2000: 79) So können z. B. Projektphasen im Unterricht oder Projekttage, an denen ein Phänomen, wie z. B. der Klimawandel, aus der Perspektive und mit den Mitteln unterschiedlicher Fächer untersucht wird, als fächerübergreifender Unterricht bezeichnet werden.

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fächerverbindender Unterricht siehe fächerübergreifender Unterricht

Festigungsphase Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, mithilfe von immer komplexer werdenden Übungen, das neu Gelernte zu vertiefen (zu festigen). Diese Phase bereitet in der Regel auf die Transferphase vor.

Förderschule In eine Förderschule gehen Kinder, die als „lernbehindert“ gelten oder aus anderen Gründen Schwierigkeiten haben, dem Unterricht in der Regelschule zu folgen. Je nach Förderschwerpunkt unterscheidet man unterschiedliche Sonderschulen, wie z. B. Schulen für gehörlose und schwerhörige Kinder oder für sehbehinderte Kinder.

Freiarbeit auch: Freie Arbeit Die Methode der Freiarbeit stammt aus der Reformpädagogik und ist eine Lehr- und Lernform, in der sich die Lernenden selbst ein Lernziel setzen, das sie selbstständig zu erreichen versuchen. Sie bestimmen nicht nur den Lerninhalt selbst, sondern auch wie sie ihr Ziel erreichen möchten (z. B. allein, in Kooperation mit anderen, mit/ohne Hilfsmittel). Auf diese Weise übernehmen sie Verantwortung für ihr Lernen und gestalten ihre Lernbiografie aktiv mit. Die Lehrkraft steht den Lernenden bei Bedarf als Lernberater/Lernberaterin oder -begleiter/in zur Verfügung, greift aber nicht steuernd in den Lernprozess ein. Freiarbeit spielt u. a. in der Freinet-Pädagogik, in der Montessori-Pädagogik und in Jenaer PlanSchulen eine wichtige Rolle, hat aber z. B. in Form von Projektarbeit in abgeschwächter Form inzwischen auch in anderen Schulkonzepten Einzug gehalten. Weiterführende Links zum Thema: Freiarbeit im engeren und weiteren Sinne

Freie Arbeit siehe Freiarbeit

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Frontalunterricht Von Frontalunterricht spricht man, wenn die Lehrkraft oder eine/einer der Lernenden frontal vor der Klasse stehen und neue Inhalte präsentieren. Frontalunterricht ist – in Maßen eingesetzt – dann sinnvoll, wenn es um die schnelle und kompakte Vermittlung von Wissen geht, zum Beispiel bei der Präsentation von Projektergebnissen. Ist Frontalunterricht allerdings die vorherrschende Unterrichtsform, wird eine konstruktive, nachhaltige Aneignung von Wissen durch die Lernenden selbst verhindert.

G ......................................... G8 G8 bezeichnet die Reduzierung der Gymnasialzeit in Deutschland von neun auf acht Jahre. Die Lernenden machen also schon nach der 12. Klasse das Abitur (statt wie früher nach der 13. Klasse). Als erstes westdeutsches Bundesland hat das Saarland zum Schuljahr 2001/02 die Verkürzung beschlossen, inzwischen gilt G8 auch in den anderen Bundesländern. Die Bundesländer Sachsen und Thüringen haben nach der Wende die zwölfjährige Schulzeit der früheren DDR weitergeführt. Die G8-Reform ist bei Lehrkräften, Eltern und Schülerschaft umstritten. Einige befürworten sie, weil die Gymnasiasten so – wie in anderen europäischen Staaten – schon früher studieren oder eine Ausbildung machen können. Andere beklagen, dass durch das „Turbo-Abi“ der gleiche Stoff in weniger Zeit durchgenommen werden muss, die Lernenden stärker gestresst sind und kaum noch Freizeit haben.

Gruppenarbeit Gruppenarbeit ist neben Partnerarbeit und Einzelarbeit eine Sozialform, die vor allem im handlungsorientierten Unterricht Anwendung findet. Gruppenarbeit führt, z. B. bei der Durchführung von Projekten, meist zu einer gewissen Gruppendynamik, indem sich die einzelnen Lernenden gegenseitig inspirieren, gemeinsam auf neue Ideen kommen bzw. sich Problemlösungsstrategien überlegen. Die Zusammenarbeit in der Gruppe erfordert und fördert gleichzeitig Team– und Konfliktfähigkeit, zwei Schlüsselkompetenzen, die auch im Berufsleben immer wichtiger werden. Weiterführende Links zum Thema: Hinweise für gute Gruppenarbeit Vorbereitung und Durchführung von Gruppenarbeit Gruppenarbeit versus Frontalunterricht

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H ......................................... handlungsorientierter Unterricht Ganzheitlicher und lernerorientierter Unterricht, in dem die Lernenden selbst aktiv sind, um ein bestimmtes Lernziel zu erreichen. Sie gestalten ihren Lernprozess also maßgeblich selbst mit. Eine wichtige Rolle spielt dabei gemeinsames Handeln, wobei die Lernenden eine aktive, verantwortungsbewusste Rolle übernehmen. Handlungsorientierter Unterricht in Reinform wäre z. B. Projektunterricht. Aber auch in anderen Unterrichtseinheiten können sich die Lernenden in einzelnen Phasen aktiv Wissen bzw. Fertigkeiten aneignen. Weiterführende Links zum Thema: Handlungsorientierung im Fremdsprachenunterricht

I ......................................... Immersion auch: Sprachimmersion Unter Immersion (lat. immersio: Eintauchen) versteht man in der Sprachwissenschaft und Pädagogik eine Lernsituation, in der die Lernenden – meist Kinder im Vorschulalter, in ein Lernumfeld versetzt werden, in dem sie ausschließlich die Zielsprache hören. Der Spracherwerb erfolgt dabei, anders als im herkömmlichen Sprachunterricht, ungesteuert und damit ähnlich dem Mutterspracherwerb. In mehrsprachigen Kulturen ersetzt der Spracherwerb durch Immersion teilweise den gesteuerten Spracherwerb in der Schule. Weiterführende Links zum Thema: Immersionsmethode Immersion in der Grundschule. Ein Leitfaden (v. a. S. 3-11)

interdisziplinäres Lernen auch: fächerübergreifender Unterricht, fächerverbindender Unterricht

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Interdisziplinäres Lernen bezeichnet fächerübergreifendes Lernen im themenzentrierten Unterricht, wie z. B. Projektunterricht. Die Lernenden erschließen sich ein Themenfeld, wie etwa Klimawandel aus der Perspektive unterschiedlicher Fächer. Auf diese Weise gewinnen die Lernenden einen Einblick in die Vielschichtigkeit des Problems und den daraus resultierenden Lösungsansätzen. Interdisziplinäres Lernen bzw. fächerübergreifender Unterricht setzt eine enge Zusammenarbeit und Absprache der jeweils beteiligten Fachlehrer voraus.

interkulturelle Kompetenz Unter interkultureller Kompetenz im weiteren Sinne versteht man die Fähigkeit, mit Menschen anderer Kulturkreise erfolgreich zu kommunizieren (z. B. mit Geschäftspartnern aus anderen Kulturkreisen). Im engeren Sinne versteht man darunter die Fähigkeit zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Umgang miteinander. Interkulturelle Kompetenz kann durch interkulturelles Lernen entwickelt und gefördert werden. Wichtige Voraussetzungen dafür sind interkulturelle Sensibilität und Einfühlungsvermögen (Empathie). Weiterführende Links zum Thema: Interkulturelle Kompetenz online

interkulturelles Lernen Unter interkulturellem Lernen versteht man eine Form des sozialen Lernens. Ziel ist der Erwerb interkultureller Kompetenz. Schwerpunkte interkulturellen Lernens sind u. a.: • ein bewusster und kritischer Umgang mit Stereotypen, • Aufbau von Akzeptanz kulturbedingt anderer Wertvorstellungen und Verhaltensweisen, • Überwindung von Ethnozentrismus, • Bewusstsein der eigenen kulturellen Wurzeln und Sozialisierung.

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J ......................................... Jena-Plan Der Jena-Plan (1927) ist ein Schulentwicklungskonzept, das auf den deutschen Reformpädagogen Peter Petersen zurückgeht, der damals an der Universität Jena lehrte (daher der Name). Kerngedanken des Jena-Plans sind selbsttätiges Arbeiten, d. h. die selbstständige Aneignung von Wissen sowie die Erziehung zur Gemeinschaft, z. B. durch die Aufhebung von Jahrgangsstufen. Die Lernenden arbeiten in sog. Stammgruppen zusammen, in denen mehrere Jahrgänge zusammengefasst sind und die Lernenden sich so gegenseitig helfen können. Unterricht findet neben dem Kernunterricht vor allem in Form von Wochenplanarbeit und Freiarbeit statt. Fächerübergreifendes Lernen spielt dabei eine wichtige Rolle. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die aktive Einbeziehung der Eltern in die Schulgemeinschaft.

K ......................................... Klassenrat Alle Mitglieder einer Klasse bilden gemeinsam einen sog. Klassenrat, in dem alle Beteiligten (Lernende und Lehrkraft) gleichberechtigt diskutieren und abstimmen. Der Rat trifft gemeinsam Entscheidungen oder löst Konflikte, die die Klasse, den Unterricht oder die Schule betreffen.

klassenübergeifendes Arbeiten Klassenübergreifendes Arbeiten findet im Unterricht (vgl. Jena-Plan), in Arbeitsgemeinschaften oder Projekten statt, an denen Lernende aus verschiedenen Klassen oder Jahrgängen beteiligt sind.

Kompetenz Der Kompetenzbegriff in der Pädagogik geht u. a. auf den deutschen Pädagogen und Psychologen Heinrich Roth sowie den deutschen Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki zurück. Heinrich Roth setzte sich in den 1960er Jahren für eine empirische Wende in den Sozialwissenschaften ein und legte mit seinen wissenschaftliche Arbeiten den Grundstein für die © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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empirische Forschung auf dem Gebiet der Erziehungswissenschaften. Er beschrieb in seiner Pädagogischen Anthropologie (Hannover 1971, Band 2) Entwicklungs-, Lern- und Erziehungsprozesse, die die Lernenden beim Erwerb von Kompetenzen durchlaufen. Er unterschied dabei zwischen Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz. Heinrich Roth hat damit bereits in den 1970er Jahren ein pädagogisches Standardwerk vorgelegt, auf das in der gegenwärtigen Diskussion um Kompetenzen immer wieder zurückgegriffen wird. Wolfgang Klafkis Kompetenzmodell umfasst sowohl die Fähigkeiten und Fertigkeiten auf einem bestimmten Gebiet, als auch die Bereitschaft, diese in einem bestimmten Bezugsrahmen auch anzuwenden (z. B. Kommunikationskompetenz in der mündlichen Kommunikation). Weiterführende Links zum Thema: Heinrich Roth – Leben und Werk Wolfgang Klafki – Leben und Werk

kompetenzorientierter Unterricht Hier liegt der Schwerpunkt nicht auf der Vermittlung von Inhalten, sondern auf der Unterstützung der Lernenden beim Erwerb und Training von Kompetenzen.

kooperatives Lernen auch: collaborative learning Kooperatives Lernen bezeichnet Lernarrangements, bei denen die Lernenden nicht allein, sondern mit einem Partner / einer Partnerin oder in Gruppen arbeiten. Die Zusammenarbeit kann dabei synchron (z. B. im Klassenzimmer) oder asynchron (z. B. via Internet) erfolgen. Wichtig ist dabei das gemeinsame Erarbeiten oder Üben, wobei jeder Einzelne sowohl für sein eigenes Lernen als auch für das des Partners / der Partnerin bzw. der Gruppe verantwortlich ist. Weiterführende Links zum Thema: Gruppenarbeit ist noch kein kooperatives Lernen

L ......................................... Landeskunde Der Begriff findet vor allem in der Fremdsprachendidaktik Anwendung und umfasst neben geografischen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Informationen über ein Land beispielsweise auch Hinweise auf landes- bzw. kulturspezifische Gewohnheiten und © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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Verhaltensweisen. Landeskunde hat zum Ziel, die Lernenden auf das Zielsprachenland neugierig zu machen, sie aber gleichzeitig auch auf Kommunikationssituationen vor Ort vorzubereiten. Neuere Ansätze versuchen, den Lernenden mittels Reflexion der eigenen Kultur dabei zu unterstützen, zu einem besseren Verständnis der Zielsprachenkultur zu gelangen. Die Didaktik der Landeskunde hat sich von der kognitiven Landeskunde über den kommunikativen und später interkulturellen Ansatz schließlich zu einem integrativen Ansatz gewandelt, in dem nun alle Komponenten gleichberechtigt nebeneinander stehen.

LdL siehe Lernen durch Lehren

Learnig by doing auch: handlungsorientierter Unterricht Learning by doing (engl.: Lernen durch Handeln) ist eines der häufigsten Konzepte im lebenslangen Lernprozess. Es geht davon aus, dass Lernerfolge nur möglich sind, wenn Dinge ausprobiert und anschließend reflektiert werden können. Als einer der Begründer des Ansatzes gilt in der wissenschaftlichen Diskussion John Dewey, der handlungsorientiertes und erfahrungsorientiertes Lernen miteinander verknüpft und so zum Projektansatz weiterentwickelt hat. Weiterführende Links zum Thema: John Dewey – Leben und Werk Handlungsorientierung im Fremdsprachenunterricht

Lehrerfortbildung Sämtliche Formen der institutionalisierten Weiterbildung von Lehrkräften an Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen. Lehrerfortbildungsangebote wenden sich folglich an ausgebildete und bereits im Berufsleben stehende Lehrkräfte, während sich die Lehrerausbildung an Studierende bzw. Referendare richtet und an Hochschulen, Pädagogischen Hochschulen sowie in Seminarschulen stattfindet. Lehreraus- und -fortbildung stellen daher im Idealfall ein Kontinuum dar.

Lehrerkonferenz Eine in regelmäßigen Abständen stattfindende Sitzung der Lehrkräfte einer Schule, Hochschule oder einer anderen Bildungseinrichtung, bei der Themen diskutiert und Beschlüsse gefasst werden, die das Kollegium bzw. die Einrichtung als Ganzes betreffen. Die Themen reichen je nach Bildungseinrichtung von Unterrichtsverteilung über die Planung klassenübergreifender und außerschulischer Aktivitäten bis hin zur Repräsentation der Schule nach außen. © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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lehrerzentrierter Unterricht Steht im Gegensatz zum lernerzentrierten Unterricht. Im lehrerzentrierten Unterricht ist Frontalunterricht die vorherrschende Sozialform, Eigentätigkeit und entdeckendes Lernen der Lernenden spielt keine bedeutende Rolle.

Lehrmethode siehe Unterrichtsmethode

Leistungsbewertung auch: Leistungsmessung Leistungsbewertung der Lernenden erfolgt traditioneller Weise durch die Lehrkraft. Hinzu kamen jedoch in der letzten Zeit verstärkt weitere Formen der Leistungsbeurteilung, z. B. Selbstevaluation in Form von Portfolios. Bei der traditionellen Bewertung durch die Lehrkraft wird die Leistung der einzelnen Lernenden anhand eines bestimmten Schlüssels aus mündlichen Beiträgen, Hausaufgaben, schriftlichen Leistungsnachweisen etc. errechnet und in Form von Noten wiedergegeben. Die Benotung wiederum erfolgt nach einem national unterschiedlichen Notensystem. Neben der numerischen Leistungsbewertungen gibt es auch Beurteilungen in Form von Berichten. Dies ist u. a. in Waldorfschulen und Sonderschulen der Fall. Weiterführende Links zum Thema: Leistungsmessung an Schulen Das pädagogische Portfolio als Methode im Rahmen einer „neuen Lernkultur“ (Universität Bamberg)

Leistungsmessung siehe Leistungsbewertung

Lernen durch Lehren auch: LdL Lernen durch Lehren (LdL) ist eine entdeckende Unterrichtsform bzw. eine Unterrichtsmethode im weiteren Sinne. Jean-Pol Martin hat sie in den 1980er Jahren aufgegriffen und zu einem umfassenden pädagogischen Konzept weiterentwickelt. In einem LdL-Unterricht übernehmen die Lernenden ganz oder teilweise die Vermittlung von Lerninhalten an ihre Mitlernenden (vgl. Modul

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2.4). Auf diese Weise erarbeiten die Lernenden die Inhalte selbsttätig und erwerben Methodenkompetenz sowie ein Bewusstsein für Lernprozesse. Weiterführende Links zum Thema: Lernen durch Lehren als Unterrichtsmethode LdL (Homepage)

Lernerautonomie auch: autonomes Lernen Der Begriff wurde in den 1960er Jahren von Henri Holec geprägt, der sich vor allem im Zusammenhang mit dem Fremdsprachenerwerb Erwachsener mit Lernerautonomie beschäftigte. Heutzutage spielt die Förderung von autonomem Lernen auch im Schulalltag eine immer stärkere Rolle. Lernerautonomie basiert v. a. auf dem Leitgedanken, Lernenden in ihrem Lernprozess mehr Selbstbestimmung und -steuerung zuzugestehen, ihnen aber auch gleichzeitig mehr Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übertragen. Dies entspricht den Grundsätzen der konstruktivistischen Lerntheorie sowie den Zielen der Reformpädagogik. Methodische Umsetzung findet sie vor allem in Form von Projektunterricht, Lernen durch Lehren und Freiarbeit. Weiterführende Links zum Thema: Konstruktivistische Didaktik

lernerzentrierter Unterricht Anders als im lehrerzentrierten Unterricht steht hier nicht die Vermittlung curricular vorgeschriebenen Wissens im Mittelpunkt des Lehr-Lern-Prozesses, sondern die eigenständige Konstruktion von Wissen durch die Lernenden. Dabei finden nicht nur die Interessen, sondern auch Fähigkeiten und Bedürfnisse der Lernenden in der Unterrichtsplanung Berücksichtigung. Der Lehrkraft kommt vor allem eine unterstützende Funktion als Lernbegleiter/Lernbegleiterin zu. Die Lernenden sind in der Reinform lernerzentrierten Unterrichts nicht nur an der Themenwahl beteiligt, sondern bestimmen ihren Lernweg und ihre Arbeitstechniken sowie den zeitlichen Rahmen und die Sozialform, in der sie ein Problem lösen bzw. sich neues Wissen aneignen wollen, selbst. Außerdem entscheiden sie, welche Evaluationsformen sie nutzen möchten, um ihren Lernprozess anschließend zu bewerten. Lernerzentrierter Unterricht entspricht somit den Leitgedanken der konstruktivistischen Lerntheorie. Die Umsetzung erfolgt u. a. in Projektunterricht und Freiarbeit. Weiterführende Links zum Thema: Konstruktivistische Didaktik Lernerautonomie im schulischen Kontext © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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Lernkultur Lernkultur wird unterschiedlich definiert. Franz E. Weinert (1997) versteht darunter „[...] die Gesamtheit der für eine bestimmte Zeit typischen Lernformen und Lehrstile sowie die ihnen zugrunde liegenden anthropologischen, psychologischen, gesellschaftlichen und pädagogischen Orientierungen“. Johannes Weinberg (1999) weist in seiner Definition darauf hin, dass die jeweils vorherrschende Lernkultur Lernen unter den gegebenen Rahmenbedingungen ermöglichen soll. Da diese einem ständigen Wandel unterliegen, muss Lernkultur auch immer wieder neu konstruiert, d. h. den aktuellen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst werden.

Lernprozess Als Lernprozess bezeichnet man den Ablauf von Lernvorgängen. In der Forschung widmet man sich unter anderem folgenden Fragen: Welche Faktoren beeinflussen das Lernen? Wie können Lernprozesse im menschlichen Hirn nachgewiesen werden? Wie können sie angemessen beschrieben werden? Diesen Fragen widmen sich unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, wie z. B. die Lernpsychologie oder Neurologie. Mit Fragen des Spracherwerbs befasst sich aber auch die Psycholinguistik. Lernstationen siehe Stationenlernen

M ......................................... Medientag An Medientagen, an denen der Klassenverband aufgelöst wird und ähnlich wie an Projekttagen klassenübergreifend gearbeitet wird, haben die Lernenden die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Medien (Video, PC etc.) vertraut zu machen und den Umgang bzw. Einsatz ausgewählter Medien zu erlernen. Meist kommt das dabei erworbene Wissen bzw. Können später im Unterricht wieder zum Einsatz, z. B. in Form von PowerPoint Präsentationen im Rahmen von Referaten.

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Mehrsprachigkeit auch: Multilingualismus Der Begriff bezeichnet zum einen die Fähigkeit eines Menschen, mehr als eine Sprache zu sprechen und zum anderen die Tatsache, dass in einer Gesellschaft, einem Sprachgebiet oder auch einem Staat (z. B. in der Schweiz) mehrere Sprachen gesprochen werden. Eine Person, die mehrere Sprachen spricht, nennt man polyglott (griech.: poly = viele; glotta = Zunge, Sprache). Der Grad der Sprachbeherrschung wird dabei unterschiedlich definiert. Mehrsprachigkeitsdidaktik setzt sich zum Ziel, Mehrsprachigkeit institutionell zu fördern. Weiterführende Links zum Thema: Homepage des Mannheimer Zentrums für Empirische Mehrsprachigkeitsforschung (MAZEM) Erklärung zum Erhalt und zur Förderung von Mehrsprachigkeit Mehrsprachigkeitsdidaktik Reihe „Mehrsprachigkeit“ hrsg. von W. Greißbach / Jochen Rehbein Manfred Huth: Ideen und Kurzprojekte zum Thema Zwei- und Mehrsprachigkeit Manfred Huth: Zwei- und Mehrsprachigkeit. Materialien für den Regelunterricht

Metaplantechnik siehe Moderation

Methodenhandbuch DFU Ein Standardwerk für den deutschsprachigen Fachunterricht (DFU). Es enthält eine Sammlung von 47 Methoden der Spracharbeit im DFU. Es gibt Lehrkräften anhand von konkreten Beispielen aus unterschiedlichen Sachfächern konkrete Hinweise, wie in einem Sachfach sprachbewusstes Arbeiten möglich ist. Einige Regeln für guten DFU laut Methodenhandbuch: • Ermöglichen Sie Ihren Schülern eine sinnvolle Betätigung mit einer Sache (Lieblingsthema, Experiment, Spezialgebiet..) • Schaffen Sie Situationen, in denen die Lernenden diese Sache anderen (Mitlernenden, Nachbarklassen, Eltern, Publikum, ...) mündlich oder schriftlich (Brief, Wandzeitung, Lernplakat, Internet-Seite, PowerPoint-Präsentation, ...) präsentieren können. Vermitteln Sie den Lernenden Strategien, die ihnen dabei helfen (Lesestrategien, Präsentationsstrategien, Diskussionsstrategien …)

Methodik Methodik wird häufig in einem Atemzug mit der Didaktik genannt. Methodik ist jedoch im Allgemeinen der Didaktik nachgeordnet, d. h., sie sucht nach Mitteln und Wegen, unter © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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Einbeziehung pädagogischer, psychologischer und lernpsychologischer Vorgaben didaktisch vorgegebene Ziele zu erreichen. Dabei gibt immer den Ausschlag, was für die jeweilige Zielgruppe unter den bestehenden Rahmenbedingungen zur Erreichung der Lernziele sinnvoll ist. So beschäftigt sich die Methodik des Fremdsprachenunterrichts z. B. mit der Frage nach dem WIE des Fremdsprachenunterrichts und gibt Hinweise zu Unterrichtsformen, zur Verwendung und Erstellung von Lehrmaterialien, zum Medieneinsatz im Unterricht, etc.

Mind Map Eine Mind Map ist das Ergebnis von Mind Mapping. Sie stellt die zu einem Thema assoziierten Gedanken übersichtlich, in bereits strukturierter Form dar. Mind Maps werden deshalb häufig z. B. zur Planung von Projekten oder Präsentationen genutzt.

Mind Mapping Mind Mapping ist eine spezielle Art, sich übersichtlich Notizen zu einem Thema zu machen. Eine Mind Map ist nicht linear aufgebaut, sondern die Notizen werden um das zentrale Thema herum gruppiert, zusammenhängende Gedanken werden durch „Gedankenäste“ miteinander verbunden. Auf diese Weise entsteht eine Art Gedankennetz, das dem Betrachter einen schnellen Überblick über die gesammelten Notizen und die inhaltlichen Zusammenhänge ermöglicht. Mind Mapping wird häufig als gehirngerechte Form von Notizen bezeichnet.

Moderation auch: Metaplantechnik Im Rahmen von Lehr- und Lernprozessen bedürfen vor allem Gruppenarbeiten und Präsentationsphasen der Moderation, d. h. der begleitenden Leitung. Während Gruppenarbeitsphasen kommt dem Moderator / der Moderatorin die Aufgabe zu, Impulse zu geben, um die Gruppenarbeit (erneut) in Gang zu bringen und Diskussionen zielgerichtet zu gestalten. Bei der Präsentation von Arbeitsergebnissen muss er die wichtigsten Ergebnisse eventuell noch einmal zusammenfassen. Dabei bedient er/sie sich häufig der sog. Metaplantechnik, d. h., es werden Moderationskarten zur Visualisierung benutzt.

Montessori-Schule Die Begründerin dieser Reformschule war die italienische Ärztin Maria Montessori. Der sogenannten Montessori-Pädagogik liegt der Gedanke zugrunde, dass jedes Kind seinen Lernprozess selbst nach seinen Bedürfnissen gestaltet, dabei aber von der Lehrkraft unterstützt wird. Als Leitsatz dieses pädagogischen Konzepts gilt: „Hilf mir, es allein zu tun!“. Offener Unterricht und Freiarbeit spielen in Montessori-Schulen deshalb eine zentrale Rolle. Viele der © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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Prinzipien finden sich heute auch im handlungsorientierten und lernerzentrierten Unterricht an Regelschulen wieder. Die erste Montessori-Schule wurde 1923 in Jena eröffnet, 1929 aber bereits von den Nationalsozialisten geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Montessori-Pädagogik eine Renaissance. Heute gibt es in vielen Ländern der Welt Montessori-Schulen, auch in Deutschland.

Multlingualismus siehe Mehrsprachigkeit

O ......................................... offener Unterricht Unterricht, in dem das Lerngeschehen weitgehend von den Lerninteressen der Lernenden bestimmt wird.

P ......................................... Partnerarbeit Eine Sozialform, in der die Lernenden paarweise zusammenarbeiten. Sie wird vor allem in Übungsphasen eingesetzt. Der Kerngedanke ist, dass sich die Lernenden im Lernprozess gegenseitig unterstützen, aber auch motivieren und kontrollieren. Ein Beispiel für eine Partnerarbeit wäre z. B. ein Partnerdiktat, bei dem sich die Lernenden gegenseitig einen Text oder Teile eines Textes diktieren und ihre geschriebenen Texte anschließend gemeinsam korrigieren.

Phase siehe Unterrichtsphase

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Phase der freien Anwendung auch: Anwendungsphase Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, die Lernenden anzuregen, das neu Gelernte als frei verfügbares Wissen im realen Leben zu nutzen. Typische Aktivitäten dieser Phase sind: • Diskussionen und Meinungsäußerungen • Simulationen und Rollenspiele • Veröffentlichung von Projektergebnissen im Kontext der Schule oder des Wohnorts Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

Plenum(sarbeit) Die Arbeit im Plenum (lat.: plenus, -a, -um = voll) kann als eine besondere Form des Frontalunterrichts bezeichnet werden, bei dem die Lehrkraft versucht, die Lernenden durch gezielte, sogenannte Sokratische Fragen in die Entwicklung eines Themas einzubeziehen, indem sie im Zuge dieser fragend-entwickelnde Unterrichtsmethode selbst zur Erkenntnis gelangen. In Plenumsphasen verläuft Lernen also stark gesteuert, aber im Gegensatz zum reinen Lehrvortrag unter Einbeziehung der gesamten Klasse.

Weiterführende Links zum Thema: Erotematik

Portfolio Der Begriff wird unterschiedlich verwendet. Im (Aus)Bildungsprozess entspricht ein Portfolio einem Lerntagebuch, das in Form einer Mappe oder aber auch eines E-Portfolios (online) geführt werden kann. Beiden Formen ist gemeinsam, dass die Lernenden selbst ihre Lernergebnisse dokumentieren und gleichzeitig ihren eigenen Lernprozesses reflektieren. Portfolioarbeit kann daher sowohl als produktorientiertes als auch als prozessorientiertes Lernen bezeichnet werden. Indem das Lernen selbst zum Gegenstand der Reflexion wird, entwickeln die Lernenden Methoden- bzw. Lernkompetenz. Aus pädagogischer Sicht ermöglichen Portfolios die Verbindung von Elementen des offenen Unterrichts und der Selbstreflexion mit der diagnostischen Begleitung des Lernprozesses durch die Lehrkraft.

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Weiterführende Links zum Thema: Das pädagogische Portfolio als Methode im Rahmen einer „neuen Lernkultur“ (Universität Bamberg) Arten von Portfolios und Bewertungspraxis Portfolio und E-Portfolio: Das Wichtigste in Kürze E-Portfolio

Präsentationsphase auch: Phase der Bewusstmachung, Sicherung Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, die Lernergebnisse der Erarbeitungsphase bewusst zu machen und durch Visualisierung festzuhalten. Typische Aktivitäten dieser Phase sind: • Vorstellung der Arbeitsergebnisse durch die Lernenden • Visualisierung der Ergebnisse durch die Lernenden • Visualisierung der Ergebnisse durch die Lehrkraft Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

produktorientierter Unterricht Am Ende des Lernprozesses steht ein Produkt. So zum Beispiel im engeren Sinne im Projektunterricht (Präsentationsphase) oder im weiteren Sinne bei der Arbeit mit Portfolios.

Produktorientierung Lernen, bei dem am Ende des Prozesses ein Produkt entsteht. Dies kann eine Präsentation, ein Plakat, ein Lied, eine Theateraufführung, eine Schülerzeitung, ein Leserbrief, eine Klassenfahrt usw. sein.

Projektunterricht siehe Projektarbeit in 2.3.1.1

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prozessorientierter Unterricht Im Mittelpunkt des Unterrichts steht der Lernprozess selbst. Der Lehrkraft kommt die Aufgabe zu, den Lernprozess der Lernenden zu fördern, indem sie den Lernenden geeignete Materialien anbietet, mit denen sie ihr Erkenntnisziel selbsttätig erreichen können. So können beispielsweise offener Unterricht und Freiarbeit als Formen prozessorientierten Unterrichts bezeichnet werden.

R ......................................... Reflexionsphase Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, die Lernenden anzuregen, über das neu Gelernte nachzudenken und in ihr Wissenskonstrukt sinnvoll einzufügen. Typische Aktivitäten dieser Phase sind: • im Klassengespräch Schlussfolgerungen ziehen • die Transferphase vorbereiten (im Sprachunterricht z. B. weitere Bereiche ermitteln, in denen das Gelernte angewendet werden kann) • den Lernprozess (individuell und/oder in der Kleingruppe) reflektieren Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

S ......................................... Sachfach

Im sogenannten „Sachfach“ ist die Sprache nicht expliziter Lerngegenstand. Sachfächer sind z. B. Geschichte, Geografie, Sozialkunde, Biologie, Musik, usw. Meistens werden Sachfächer in der Muttersprache der Lernenden unterrichtet. Um die Fremd-, Zweit- oder Drittsprachenkompetenz der Lernenden für berufliche Kontexte zu stärken, werden einzelne Themen eines Sachfachs oder das Sachfach als Ganzes an manchen Schulen zunehmend auch in einer anderen Sprache als der Muttersprache unterrichtet (vgl. CLIL, CLILiG).

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Sachfach-Thema im Fremdsprachenunterricht Themen im Fremdsprachenunterricht, die einen deutlichen Bezug zu einem Sachfach haben. Beispiele: • Französischunterricht: „Französische Chansons – Musikstil und Interpreten“ (Fachbezug: Musik) • DaF-Unterricht: Der Mauerfall (Fachbezug: Geschichte) • Englischunterricht: Irland – die grüne Insel (Fachbezug: Geografie) Im Unterschied zum traditionellen Landeskunde-Unterricht werden hier verstärkt Fachbegriffe und sachfachbezogene Informationen einbezogen. Sachfach-Themen im Fremdsprachenunterricht haben oft vorbereitende und unterstützende Funktion für CLIL-Unterrichtseinheiten im Sachfach.

Schlüsselqualifikationen siehe Schlüsselkompetenzen in 3.1.1

Schlussphase auch: Abschlussphase, abschließende Phase Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, eine Lernsequenz (unabhängig davon, wie viele und welche Phasen durchgeführt wurden) abzuschließen. Sie fällt in der Regel auf die letzten Minuten einer oder mehrerer Unterrichtsstunde/n oder auf das Ende eines Projekts, bevor die Lernenden auseinandergehen und sich (vorübergehend) anderen Dingen widmen. Typische Aktivitäten dieser Phase sind: • • • •

Zusammenfassung der Stunde Formulierung des erreichten Lernziels Ausblick abschließende Feier nach einem Projekt

Die Erteilung der Hausaufgabe ist oft Teil der Schlussphase, bezieht sich aber eigentlich auf eine Festigungs-, Transfer- oder Anwendungsphase. Sie sollte deshalb besser nicht am Schluss, sondern an geeigneter Stelle erteilt werden. Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

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Schulgesetzgebung siehe Schulrecht

Schulinspektion Schulinspektionen dienen der Sicherung und Verbesserung der Qualität öffentlicher Schulen. Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen 2005 eine flächendeckende Schulinspektion aller Schulformen eingeführt. Seither werden in regelmäßigen Abständen Schulinspektionen an allen öffentlichen Schulen durchgeführt. Diese beruhen im Wesentlichen auf vier Quellen der Informationsgewinnung und -bewertung: • • • •

Analyse von Daten und Dokumenten Unterrichtsbeobachtungen Interviews mit Lernenden, Lehrkräften, der Schulleitung und den Eltern Rundgang durch das Schulgebäude und -gelände

Schulparlament Ziel von Schul- oder Schülerparlamenten ist es, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Anliegen öffentlich darzulegen und sie bei bildungs- und jugendpolitischen Themen in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Seit Anfang der 1990er Jahre entstanden in Österreich zahlreiche Schülerparlamente, in denen sich Vertreter verschiedener Schulen einer Region versammeln, diskutieren, über (Jugend)Projekte in der Region informieren und Erfahrungen austauschen. Weiterführende Links zum Thema: Coole Schule – SchülerInnen gestalten die Schule der Zukunft

Schulrecht Das Schulrecht stellt die Gesamtheit aller Rechtsnormen dar, die die Schule betreffen. Es regelt insbesondere die mit dem Schulbetrieb zusammenhängenden Rechte und Pflichten der Schüler, Lehrkräfte und Eltern sowie der Schulträger und der Schulaufsicht.

Schüttelkasten Darunter versteht man eine Form der Lernhilfe, die vor allem im Zusammenhang mit Lückentexten angeboten wird.

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Die einzusetzenden Wörter werden den Lernenden in ungeordneter Reihenfolge in einer Art „Kasten“ ober- oder unterhalb des Lückentextes angeboten, um die Einsatzmöglichkeiten einzuschränken und die Lösung der Aufgabe somit zu erleichtern.

Schüttelsatz Einzelne Wörter oder Satzteile werden den Lernenden in ungeordneter Reihenfolge dargeboten und sollen so angeordnet werde, dass sie einen syntaktisch korrekten Satz ergeben.

soft skills auch: soziale Kompetenz Soft skills, also soziale Kompetenz, gelten auf dem Arbeitsmarkt heutzutage als Schlüsselqualifikation. Man unterscheidet nach Fähigkeiten • im Umgang mit anderen (Empathie, Kritikfähigkeit,Toleranz etc.) • in der Zusammenarbeit mit anderen (Teamfähigkeit, Kooperation, Konfliktfähigkeit etc.) • Führungsqualitäten (Durchsetzungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität etc.). In der Arbeitswelt gelten soft skills auch als Maß für die Einflussmöglichkeiten von Vorgesetzten auf die Arbeitsleistung von Mitarbeitern.

soziale Kompetenz

siehe soft skills

soziales Lernen Der Begriff stammt ursprünglich aus der Lernpsychologie, die soziales Lernen als eine der Grundlagen für handlungsorientiertes und problemlösendes Lernen bezeichnet. In etwas abgewandelter Bedeutung wurde der Begriff später von der Sozialpädagogik aufgegriffen. Hier versteht man darunter den Vorgang des Erwerbs „sozialer und emotionaler Kompetenzen“, d. h., die Entwicklung von Wahrnehmungsfähigkeit, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Diskretionsfähigkeit, Kooperations- und Konfliktfähigkeit sowie von Zivilcourage. Soziales Lernen ist also eine der Schlüsselqualifikationen für die globalisierte Welt von morgen.

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Sozialform Man unterscheidet folgende vier Sozialformen im Unterricht: • Arbeit im Plenum (Frontalunterricht) • Einzelarbeit • Partnerarbeit • Gruppenarbeit

Sprachhandlung „Sprachhandlung“ bedeutet, dass man mit sprachlichen Äußerungen nicht nur Sachverhalte beschreibt, sondern auch handelt (z. B. etwas benennen, bewerten, beschreiben, erklären, befehlen, versprechen, warnen, beleidigen usw.) Im Rahmen des CLIL-Unterrichts (ein Sachfach wird in einer Fremdsprache unterrichtet) muss die Lehrkraft mit den Lernenden die sprachlichen Mittel einüben, die für die jeweiligen Sprachhandlungen im konkreten Fachunterricht notwendig sind. Zu diesen Sprachhandlungen gehören zum Beispiel: • „beschreiben“ mit den Teilhandlungen „identifizieren“, „definieren“, „klassifizieren“, • „erklären“ mit den Teilhandlungen „exemplifizieren“, „elaborieren“, „reduzieren“, • „bewerten“ mit den Teilhandlungen „argumentieren“, „nachweisen“, • „Schlussfolgerungen ziehen“ mit den Teilhandlungen „erschließen“, „erklären“. Weiterführender Link zum Thema: Sprechakttheorie

Sprachimmersion siehe Immersion

Stationenlernen auch: Lernstationen Beim Stationenlernen sind meist an verschiedenen Positionen im Raum, den sogenannten „Lernstationen“, Arbeitsaufträge unterschiedlicher Art ausgelegt, die zwar in einem thematischen Zusammenhang stehen, aber in der Regel unabhängig voneinander, in beliebiger Reihenfolge und in der individuell dafür benötigten Zeit bearbeitet werden können. Durch die Art und Auswahl der Aufgabenstellungen können unterschiedliche Lerntypen angesprochen werden. Ein weiterer Vorzug des Stationenlernens liegt darin, dass durch entsprechend ausgewähltes bzw. erstelltes Material alle Wahrnehmungskanäle angesprochen werden können: Lernen mit allen Sinnen. Die Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichen Lernstationen erfordert von den Lernenden eine bewusste Entscheidung für bestimmte Lerninhalte und -wege, wodurch ihnen eine aktive und © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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verantwortungsbewusste Rolle innerhalb des Lernprozesses zukommt. Damit steht das Stationenlernen anderen handlungsorientierten Ansätzen nahe. Es eignet sich besonders zur Vertiefung und Übung von bereits erworbenem Wissen, aber auch zu fächerübergreifendem Unterricht.

Steinerschule siehe Waldorfschule

Stillarbeit siehe Einzelarbeit

Stoffvermittlung auch: Darbietung Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, die Lernenden anzuleiten, wie sie sich – idealerweise selbstständig – neuen Stoff aneignen können (Konfrontation mit dem zu vermittelnden Stoff). Typische Aktivitäten in dieser Phase sind z. B.: • Text, Bild, Grafik, Ton, Video, Experiment zusammen mit einem Arbeitsauftrag darbieten • im Sprachunterricht auch Darbietung von Wortschatz, Redemitten oder Strukturen • Arbeitsauftrag zur Vorbereitung einer Recherche (Projekt) Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

T ......................................... Team Teaching Team Teaching ist eine kooperative Lehrmethode, bei der zwei oder auch mehr Lehrkräfte gemeinsam eine Gruppe von Lernenden unterrichtet. Für Lehrkräfte bietet diese Methode die Möglichkeit, Unterricht gemeinsam zu planen und durchzuführen. Dabei können die unterschiedlichen methodischen und didaktischen Erfahrungen © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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der Beteiligten zu einem fruchtbaren Austausch führen und zur gegenseitigen Erweiterung des Methodenrepertoires beitragen. Durch die Zusammenarbeit wird die einzelne Lehrkraft also entlastet und gleichzeitig in ihren didaktischen Gewohnheiten und Verhaltensweisen supervidiert. Für die Lernenden ist Team Teaching mit einer größeren Methodenvielfalt und vielfältigeren Impulsen verbunden, da die Fixierung auf eine Lehrkraft entfällt. Außerdem können sie während des Unterrichts intensiver bzw. stärker nach ihren Bedürfnissen getrennt gefördert werden, da pro Lehrkraft weniger Lernende zu betreuen sind. Team Teaching eignet sich u. a. besonders für die Arbeit mit sehr heterogenen Gruppen von Lernenden.

Teamarbeit Darunter ist die gemeinsame Lösung einer Aufgabe oder eines Problems im Team zu verstehen. Teamarbeit kann auch arbeitsteilig stattfinden.

Teamfähigkeit Die Fähigkeit, im Team zu arbeiten. Teamfähigkeit zählt zu den soft skills, die heutzutage im Berufsleben erwartet werden.

Transferphase Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, das Gelernte in einen neuen Kontext bzw. in neue Situationen einzubetten. Idealerweise orientiert sich dieser Kontext / die Situation möglichst an der Lebensrealität der Lernenden. Typische Aktivitäten dieser Phase sind: • Anwendung des Gelernten in neuen Kommunikationssituationen • Übertragung des Gelernten auf variierte Problemstellungen

Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

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Ü ......................................... Übungsphase siehe Erarbeitungsphase

U ......................................... Unterrichtsform Verschiedene Verfahrensweisen, wie unterrichtet wird. Sie umfassen sowohl Lehr- als auch Lernformen: • Wie werden Inhalte angeboten? • Wie werden Lernende angeleitet? • Wie werden Lernende aktiviert? • Wie wird Gelerntes überprüft? Üblicherweise unterscheidet man zwischen drei Typen von Unterrichtsformen, durch die – angemessen eingesetzt – Unterricht effizient gestaltet werden kann. • Die darbietende Unterrichtsform (vortragen, vorlesen, vormachen): Sinnvoll, wenn inhaltlich klar strukturiertes Wissen vermittelt werden soll. • Die erarbeitende Unterrichtsform (problematisieren, nachfragen, Gründe suchen, Schlussfolgerungen ziehen, einschätzen/bewerten): Sinnvoll, wenn der Lernstoff keine klaren Strukturen hat, sondern Fallbeispiele enthält, die unterschiedlich verstanden, gelöst und bewertet werden können. • Die entdeckende Unterrichtsform (projektorientierter Unterricht oder Projektunterricht, Lernen durch Lehren): Sinnvoll, wenn der Lernstoff den Lernenden Möglichkeiten bietet, sich Wissen aktiv und selbst gesteuert anzueignen und dabei Methodenkompetenz zu entwickeln.

Unterrichtsmethode auch: Lehrmethode Der Begriff „Unterrichtsmethode“ wird nicht einheitlich verwendet. Im engen Sinne versteht man darunter den Einsatz konkreter Sozial- und Arbeitsformen in einer bestimmten Phase des Unterrichts, wie z. B. Rollenspiel, Brainstorming, Partnerinterview, Drill, Gruppenarbeit. © Projektkonsortium Schule im Wandel 2009–2010, www.goethe.de/schule-im-wandel

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Im weiten Sinne versteht man darunter umfassende pädagogische Konzepte, wie z. B. Lernen durch Lehren, Frontalunterricht, Arbeitsunterricht, Kompetenzcurriculum. Weiterführender Link zum Thema: Wiki.Bildungsserver

Unterrichtsphase auch: Phase In der Fachsprache der Didaktik ordnet man jeder Unterrichtsphase genau eine Sozialform (Wer arbeitet mit wem zusammen?) und eine Arbeitsform (Was machen die Lernenden?) zu. So besteht ein Fremdsprachenunterricht aus folgenden Phasen, die typisch, aber nicht verbindlich sind (vgl. auch Ziebell, 1998, S. 49). Hier ein Beispiel zum Thema „Freizeit“.

So besteht ein Fremdsprachenunterricht aus folgenden Phasen, die typisch, aber nicht verbindlich sind (vgl. auch Ziebell, 1998, S. 49). Hier ein Beispiel zum Thema „Freizeit“. Unterrichtsphase Einstiegsphase

Stoffvermittlung Verstehenskontrolle

Erarbeitungsphase (Übungsphase) Phase der Bewusstmachung

Festigungsphase

Transferphase

Phase der freien Anwendung

Arbeitsform Die Lernenden sammeln gemeinsam Wörter zum Thema Freizeit (Unterrichtsgespräch). Die Lernenden hören ein Interview zum Thema Freizeit. Die Lernenden lösen eine Zuordnungsaufgabe und vergleichen ihre Ergebnisse bzw. kontrollieren im Lösungsschlüssel. Die Lernenden trainieren neuen Wortschatz und Redemittel. Die Lehrkraft visualisiert Wörter und Redemittel, damit die Lernenden über eigene Interessen sprechen zu können. Die Lernenden ergänzen angefangene Sätze mit eigenen Freizeitaktivitäten. Die Lernenden interviewen sich gegenseitig zu Freizeitaktivitäten und geben sich Tipps zu geeigneten Freizeitorten. Die Lernenden verabreden sich in einem Rollenspiel zu einer Aktivität am

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Sozialform Plenum

Einzelarbeit Einzel-/Partnerarbeit

Kleingruppenarbeit

Lehrervortrag/Lehrerinput

Einzelarbeit

Kleingruppenarbeit

Partnerarbeit

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Schlussphase

Wochenende. Die Lehrkraft fasst das Gelernte zusammen und gibt einen Ausblick auf die nächste Stunde.

Klassenunterricht

In der Unterrichtsrealität werden selten alle Phasen durchgespielt. Das lässt der Zeitdruck in festgelegten Stunden oft nicht zu. Meistens werden die Phasen über mehrere Unterrichtsstunden verteilt. Dabei geschehen Festigungs-, Transfer- oder Anwendungsphasen auch in Hausarbeit, manchmal auch in Form von Lernkontrollen. Mitunter werden sie auch ganz vernachlässigt. Die Schlussphase steht am Ende einer Lernsequenz, unabhängig davon, wie viele und welche Phasen sie umfasst. Die Bezeichnung der einzelnen Phasen unterscheidet sich je nach Unterrichtskonzeption (z. B. Lehrerunterricht, Projektunterricht, Lernen durch Lehren, Stationenlernen). Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

V ......................................... Verstehenskontrolle Diese Unterrichtsphase hat das Ziel, zu überprüfen, ob die Lernenden den zu vermittelnden Stoff bzw. den Arbeitsauftrag verstehen, und mögliche Unklarheiten oder Missverständnisse auszuräumen. Typische Aktivitäten dieser Phase sind: • Lernende beobachten und ggf. nachfragen • Verstehensaufgaben (z. B. Multiple Choice, Zuordnung) Weiterführende Links zum Thema: Thomas Unruh, Susanne Petersen: Guter Unterricht Gedanken eines jungen Lehrers (Blog) Möglichkeiten der Benennung von Unterrichtsphasen (pdf)

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W ......................................... Waldorfschule auch: Steinerschule

Waldorfschulen sind Schulen in freier Trägerschaft, an denen nach der von Rudolf Steiner begründeten Waldorfpädagogik unterrichtet wird.

Wissensvernetzung Darunter versteht man die Verknüpfung von Wissen aus unterschiedlichen Wissensgebieten. Möglichkeiten hierzu bietet im Schulalltag u. a. der fächerübergreifende Unterricht sowie Projektunterricht.

Z ......................................... zweisprachig siehe bilingual

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