Safety first Stabilisierung bei PatientInnen mit traumatischen Erfahrungen. Fachtagung am Dorothee Spohn

Safety first – Stabilisierung bei PatientInnen mit traumatischen Erfahrungen Fachtagung am 23.05.2012 Dorothee Spohn Gliederung 1. 2. 3. 4. 5. Trau...
Author: Pamela Böhme
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Safety first – Stabilisierung bei PatientInnen mit traumatischen Erfahrungen Fachtagung am 23.05.2012 Dorothee Spohn

Gliederung 1. 2. 3. 4. 5.

Trauma Traumafolgestörungen Das Therapieprogramm „Sicherheit finden“ Umsetzung hier in Tönisstein Elemente der Behandlung erfahren

1. Trauma







Definition: belastendes Ereignis oder Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, würde bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen Kennzeichen: Hilflosigkeit; erlebte, beobachtete oder antizipierte massive Verletzung der Integrität eines Menschen Beispiele: Naturkatastrophen, Unfälle, Vergewaltigung, körperliche Misshandlung, sexueller Missbrauch, Folter

2. Traumafolgestörungen

PTBS (F43.1)

Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung (F62.0)

belastendes Ereignis oder Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, würde bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen  häufig Monotrauma

z. B.:  andauerndes Ausgesetztsein lebensbedrohlicher Situationen, etwa als Opfer von Terrorismus  andauernde Gefangenschaft mit unmittelbarer Todesgefahr  Folter  Katastrophen  Konzentrationslagererfahrungen

Wiederleben (Nachhallerinnerungen, Flashbacks, Alpträume) Gefühl von Betäubtsein, emotionaler Stumpfheit Gleichgültigkeit/Teilnahmslosigkeit Vermeidung Überregtheit 

Feindliche oder misstrauische Haltung Sozialer Rückzug Leere, Hoffnungslosigkeit Chronische Anspannung Entfremdungsgefühl  

(PTBS kann vorangegangen sein)

Traumatisierungen bei Suchtkranken im deutschsprachigen Raum (nach Najavits et al.): 900 Patientinnen in stationärer Sucht-Rehabilitation: bei 53% körperliche Gewalt, bei 34% sexuelle Gewalt in der Kindheit → Einbeziehung seelischer Gewalt: bei 74% mindestens eine Form von Gewalt (Zenker et al., 2002) Hamburger Basisdatendokumentation (über 40 ambulante Suchthilfeprojekte, ca. 12000 KlientInnen): sexuelle Gewalt bei ca. 1/3 der alkoholabhängigen und ca. 50% der drogenabhängigen Klientinnen (Neumann et al., 2004)

Traumafolgestörungen bei Suchtkranken im deutschsprachigen Raum (nach Najavits et al.):

Insgesamt: akute PTBS bei ca. 15% aller alkoholabhängigen PatientInnen – bei Drogenabhängigkeit: 30%, bei Mehrfachabhängigkeit: 34%! → in fast allen Fällen PTBS durch sexuellen Missbrauch, körperliche Misshandlung oder Gewalt zwischen Eltern

3. Das Therapieprogramm „Sicherheit finden“ (Lisa M. Najavits, 2002; dt. 2009)

Warum dieses Programm? • Suchtbehandlung: Traumatisierungen erschweren Etablieren eines therapeutischen Bündnisses, Kontaktabbrüche • Besonders häufig Rückfälle • Sucht als wichtiges Mittel, um Traumafolgestörungen zu „bewältigen“ • 2004 nur in 10% der Suchtfachkliniken spezifische Angebote für traumatisierte PatientInnen

3. Das Therapieprogramm „Sicherheit finden“

Hintergründe des Programms: • Niedrigschwellige Angebote sind nötig: flexibler, differenzierter Umgang mit Krisen und Rückfällen • Schwerpunkt auf Stabilisierung! • Integrative Behandlung von Sucht, Tramafolgestörungen und weiteren Problembereichen  Flexibles Programm für unterschiedliche Settings, evaluiert, gut durchführbar  www.seekingsafety.org

3. Das Therapieprogramm „Sicherheit finden“ Aufbau: • 25 Sitzungen, flexibel kombinierbar • Gleicher formaler Aufbau aller Sitzungen → Struktur gibt Sicherheit • Lesen und Diskutieren über die Themen in der Therapiegruppe • Erlernen „sicherer Bewältigungsstrategien“ • Selbstverpflichtungen • Förderung „guten Bewältigungsverhaltens“

3. Das Therapieprogramm „Sicherheit finden“

Grundprinzipien: 1. 2. 3. 4.

Sicherheit als oberste Priorität Integrierte Behandlung von PTBS und Substanzmissbrauch Schwerpunkt auf Idealen und Werten Kognitive, behaviorale, interpersonelle und Case Management-Elemente 5. Berücksichtigung des Therapieprozesses

3. Das Therapieprogramm „Sicherheit finden“ Ausgewählte Inhalte: • • • • •

Sicherheit PTBS: die eigene Stärke zurückgewinnen Distanzierung von emotionalem Schmerz (Erdung) Wenn Substanzen Sie beherrschen Um Hilfe bitten

 laut Najavits vielleicht die wichtigsten Themen  Orientierung an Bedürfnissen der PatientInnen

4. Umsetzung hier in Tönisstein Kurzzeitherapie (8 Wochen), 3 Sitzungen, Schwerpunkt auf Stabilisierung •



• •

Feste Themen: Sicherheit, PTBS, Erdung (Ergänzung um imaginative Elemente) Ergänzend: Mitgefühl mit sich selbst, Grenzen setzen, Heilung von Wut, um Hilfe bitten, Umgang mit Auslösern → Wahl Extra-Einheit: Umgang mit Alpträumen Häufige Erwartungen: emotionale Stabilität erreichen, Umgang mit belastenden Erinnerungen, Beziehungsgestaltung verändern

5. Elemente der Behandlung erfahren

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Struktur der Sitzungen Durchführung einer Erdungsübung Imaginationen „Tresor“ und „innerer sicherer Ort“ Vorstellen ausgewählter Elemente nach Wunsch: Sicherheit, PTBS, Grenzen, Erdung, Heilung von Wut, Mitgefühl mit sich selbst, Um Hilfe bitten

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