Erfahrungen mit dem Emissionshandel

Erfahrungen mit dem Emissionshandel Welchen Preis hat ein stabiles Klima? Zur Zukunft des Emissionshandels Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung und de...
Author: Ralf Heidrich
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Erfahrungen mit dem Emissionshandel Welchen Preis hat ein stabiles Klima? Zur Zukunft des Emissionshandels Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung und des Fördervereins Ökologische Steuerreform, Berlin, 11. und 12. Mai 2007

Think Tank der Deutsche Bank Gruppe

Eric Heymann Branchenanalyse

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2 Jahre Emissionshandel: ein Zwischenfazit

Kyoto-Ziele zum Teil noch in weiter Ferne „ Nur wenige EU-Länder sind im Hinblick auf ihre im Kyoto-Protokoll vereinbarten Ziele zur Treibhausgasreduktion auf Kurs – Großbritannien, Frankreich, Schweden und Finnland haben ihre Ziele bereits erfüllt – Deutschland dürfte sein anspruchsvolles Ziel erreichen – Allerdings sind Länder wie Spanien, Portugal, Österreich, Italien, Irland oder Dänemark noch weit von ihren Kyoto-Zielen entfernt

„ EU-15 hat Treibhausgasemissionen bis 2005 um 1,2% gg. 1990 gesenkt; Ziel war eine Reduktion um 8% bis 2008/12 „ Große Anstrengungen in den nächsten Jahren notwendig „ Emissionshandel als umweltpolitisches Instrument kann hierbei helfen, das Ziel kostengünstig zu erreichen

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 2

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2 Jahre Emissionshandel: ein Zwischenfazit

Hohe Windfall-Profits der Energieversorger „ So genannte Windfall-Profits der Stromwirtschaft gaben Anlass zur Diskussion „ Hintergrund ist bekannt: kostenlose Zuteilung der Emissionszertifikate, aber Aufschlag des Wertes der Berechtigungen auf Strompreis – Vorgehen ist betriebswirtschaftlich korrekt (Stichwort: Opportunitätskosten) – Preissignale wichtig für Funktionsfähigkeit des Emissionshandels – Aber: Überwälzung in diesem Ausmaß auch ein Zeichen der geringen Wettbewerbsintensität im Energiesektor

„ Überwälzung der Zertifikatspreise auf Produktpreis ist in anderen Branchen, die am Emissionshandel teilnehmen, nicht gelungen „ Rückgang des Zertifikatspreises spiegelt sich nicht in Strompreisen wider „ Endverbraucher sollen Hauptlast aus Emissionshandel tragen; aus kostenloser Zuteilung resultiert jedoch Umverteilung zugunsten der Energiebranche

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 3

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2 Jahre Emissionshandel: ein Zwischenfazit

Überraschend volatile Preisentwicklung „ Zertifikatspreis stieg in den ersten Monaten des EU-Emissionshandels stetig und für die meisten Marktbeobachter überraschend an „ Im Frühjahr 2006 Einbruch des Preises von fast 30 Euro pro Zertifikat auf nur noch 10 Euro – Erster Vergleich der tatsächlichen Emissionen mit zugeteilten Zertifikaten zeigt Überausstattung – Kommunikationspanne der EU begünstigt rapiden Einbruch des Zertifikatspreises

„ Im Verlauf von 2006 sank Preis weiter auf zuletzt weit unter 1 Euro – Erholung unwahrscheinlich, weil Übertragung der Zertifikate in nächste Handelsperiode nicht möglich ist und Überausstattung 2007 bestehen bleibt

„ Aus heutiger Sicht hat der hohe Preis zu Beginn des Emissionshandels nicht die tatsächlichen Knappheitsverhältnisse widergespiegelt „ EU will für zweite Handelsperiode Überallokation auf jeden Fall verhindern

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 4

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2 Jahre Emissionshandel: ein Zwischenfazit

Start des Emissionshandels positiv zu bewerten „ Trotz der genannten „Kinderkrankheiten“ ist Start des EU-Emissionshandels positiv zu bewerten „ Mit Startschwierigkeiten war zu rechnen – – – – –

Emissionshandelssystem in dieser Größenordnung weltweit neuartig Relativ kurze Vorlaufzeit bei komplexer Regulierung Unterschiedliche Interessen waren unter einen Hut zu bringen Erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Datenlage Erste Handelsperiode als Lernphase konzipiert

„ Überausstattung in der EU mit insgesamt 2,5% relativ gering „ Symbolcharakter des Emissionshandels ist nicht zu vernachlässigen „ Idee des Kyoto-Protokolls wird zum ersten Mal in großem Stil und auf internationaler Ebene durch praktische Maßnahmen mit Leben erfüllt

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 5

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Verbesserungspotenzial für Emissionshandel

Versteigerung der Zertifikate angezeigt „ Vielfältige Vorteile einer Versteigerung gegenüber kostenloser Zuteilung der Zertifikate – Reduzierung von Windfall-Profits – Marktmechanismus wirkt schon im Vergabeprozess – Vereinfachung des Systems, da auf anlagenbezogene Mengenpläne verzichtet werden kann (lediglich eine nationale Emissionsobergrenze ist notwendig) – Schnellerer Umstieg auf kohlenstoffärmere Energieträger wahrscheinlich – Benchmarks werden überflüssig – Einfluss von Lobbygruppen auf Zuteilungspläne wird reduziert – Transparenz des Systems steigt

„ Langfristiges Ziel: Versteigerungsanteil von 100% für alle am Emissionshandel teilnehmenden Anlagen (inklusive Neuanlagen)

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 6

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Verbesserungspotenzial für Emissionshandel

Potenzielle Verwendungszwecke für Einnahmen aus Versteigerungen „ Einnahmenerzielung als weiterer Vorteil einer Versteigerung „ Verwendungsmöglichkeiten: – Förderung konkreter Umweltprojekte oder F&E-Aktivitäten (z.B. Wärmedämmung in privaten Haushalten, Projekte zur CO2-Abscheidung bei Kohlekraftwerken) – Finanzierung von Maßnahmen zur Verringerung negativer Folgen des Klimawandels – Schuldentilgung – Förderung von Infrastrukturmaßnahmen, die mehr Wettbewerb im (internationalen) Strom- und Gassektor begünstigen – Aber: Rückgabe an Endverbraucher in Form subventionierter Energiepreise ökologisch kontraproduktiv

„ Beispielrechnung für Deutschland nach 2012 – Annahmen: – 400 Mio. Zertifikate, Emissionspreis zwischen 15 und 25 Euro, 100% Versteigerung ÎJährliche Einnahmen aus Versteigerung von 6 bis 10 Mrd. Euro

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 7

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Verbesserungspotenzial für Emissionshandel

Ausdehnung des Handels auf weitere Branchen, Treibhausgase und Länder „ Emissionshandel sollte künftig auf weitere Branchen, Treibhausgase und Länder ausgedehnt werden Î steigende Marktliquidität „ Erste Überlegungen zur Einbeziehung des Flugverkehrs „ Beitrag des Sektors zum Klimaschutz notwendig, aber Wettbewerbsargumente hier besonders relevant, wenn Airlines aus Drittstaaten nicht dem Emissionshandel unterliegen würden „ Teilnahme weiterer Branchen des Produzierenden Gewerbes sinnvoll; Begünstigungen bei Ökosteuer in Deutschland könnten an Teilnahme am Emissionshandel geknüpft werden „ Erweiterung auf weitere Treibhausgase – unter Beachtung von Transaktionskosten – angezeigt „ Offenheit für am Emissionshandel interessierte Drittstaaten notwendig

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 8

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Verbesserungspotenzial für Emissionshandel

Stärkere Nutzung der flexiblen Kyoto-Mechanismen notwendig „ Jegliche Einsparungen von Emissionen in Europa fallen gegenüber erwarteten Zuwächsen z.B. in China oder Indien bescheiden aus „ Projektbezogene flexible Mechanismen des Kyoto-Protokolls (Joint Implementation (JI) und Clean Development Mechanism (CDM)) können dazu beitragen, diese Länder stärker in Klimaschutz einzubinden – Quantitative Emissionsminderungsziele der Schwellen- und Entwicklungsländer bleiben auf absehbare Zeit illusorisch – Kohle bleibt dort Energieträger Nr. 1

„ Vorteile der flexiblen Mechanismen: – Kostengünstige Reduktionsmaßnahmen in diesen Ländern gegeben – Know-how-Transfer ermöglicht klimaverträglicheres Wachstum – Für das Weltklima ist es egal, wo Emissionen vermindert werden

Î Plädoyer für flexiblere und umfangreichere Nutzung von JI und CDM

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 9

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Fazit

EU-Emissionshandel wichtiges Klimaschutzinstrument „ Trotz Kinderkrankheiten ist Start des EU-Emissionshandels positiv zu bewerten „ Knappe Zuteilung für zweite Handelsperiode für Funktionieren des Systems und aus ökologischer Sicht notwendig „ Versteigerung der Zertifikate hätte vielfältige Vorteile „ Ausdehnung des Emissionshandels auf weitere Treibhausgase, Branchen und Länder sinnvoll „ Einbindung der Schwellen- und Entwicklungsländer durch stärkere Nutzung der flexiblen Kyoto-Mechanismen

Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 10

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Eric Heymann · 25.01.2007· Seite 11

Erfahrungen mit dem Emissionshandel Welchen Preis hat ein stabiles Klima? Zur Zukunft des Emissionshandels Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung und des Fördervereins Ökologische Steuerreform, Berlin, 11. und 12. Mai 2007

Think Tank der Deutsche Bank Gruppe

Eric Heymann Branchenanalyse

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