Religion - katholisch III. JAHRGANG 6. SEMESTER

Religion - katholisch III. JAHRGANG – 6. SEMESTER Name: Mein Partner ist: Meine Gruppenmitglieder sind: Ausgabe: Fertigstellung: Medien: Textblä...
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Religion - katholisch III. JAHRGANG – 6. SEMESTER

Name:

Mein Partner ist:

Meine Gruppenmitglieder sind:

Ausgabe:

Fertigstellung:

Medien: Textblätter, Internet, Schere, Kleber; M. Hutter: Die Weltreligionen

Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter, ihr alle seid Söhne des Höchsten. Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen, sollt stürzen wie jeder der Fürsten. Ps 82, 6-7

Selbsteinschätzung

Lernziele und Kompetenzen:  Ich kann biblische Texte sowie Texte des Korans verstehen und ihre Tradition deuten.







 Ich kann das Wesen des Islams beschreiben.







 Ich kann fremde Wertvorstellungen verstehen und deuten.







 Ich kann eine fremde Position angemessen darstellen und sie kritisch hinterfragen.







 Ich kann Gemeinsamkeiten des abrahamitischen Gottesglaubens benennen und erklären.







 Ich kann ein Problembewusstsein für kulturelle und religiöse Verschiedenheit entwickeln.







 Ich kann meine eigene Meinung formulieren und begründen.







 Ich kann konkrete historische Situationen und ihr Anliegen erfassen.







 Ich kann mich in die Lage anderer Menschen hineindenken.







 Ich kann selbstständig Informationen zusammentragen und geordnet zusammenstellen.







 Ich kann die Konsequenzen des Handelns für das Gemeinwohl abschätzen und dementsprechende Verantwortung übernehmen.







 Ich kann mich entsprechend meiner eigenen philosophischen und theologischen Vorstellungen positionieren.







 Ich kann mich verantwortlich mir selbst und anderen gegenüber sowie im Spiegel des Glaubens handeln.







 Ich kann mir meine eigene Rolle in der Gesellschaft bewusstmachen und entsprechend gestaltend handeln.







Ha sc hke

– Der Isla m



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Arbeitsanweisungen:

PA 

I. Abraham: Erzvater der Juden, Christen und Muslime 1. Informieren Sie sich im Lehrbuch, S. 92 (Info-Box) über die Abrahamserzählungen im Islam sowie die Deutung dessen durch das Zweite Vatikanische Konzil (Nostra Aetate 3). 2. Arbeiten Sie die Bedeutung Abrahams für das Judentum (Gen 12,1-4), das Christentum (Hebr 11,8-13.17-19) und den Islam (Sure 3,65-68) aus den beigefügten Texten (Quelle 1) heraus. Vergleichen Sie die Aussagen miteinander. 3. Nehmen Sie Stellung zu folgender Behauptung: Persönlichkeiten und ihre Geschichten, welche in allen abrahmitischen Religionen rezipiert werden (z.B. Abraham, Noach oder Moses) , stellen eine geeignete Möglichkeit darstellen, in einen fruchtbaren interreligiösen Dialog zu treten. II.

EA 

Der Islam in Zahlen, Fakten und Begriffen 1. Beantworten Sie den Fragebogen Der Islam (Material 2). Die Antworten finden Sie im Buch von Manfred Hutter: Die Weltreligionen, S. 97-104; dem Internet sowie im Lehrbuch, S. 96-99. 2. Ordnen Sie den Fünf Säulen des Islams jeweils die Sure und die Erklärung zu (Material 3). Schneiden Sie dazu die einzelnen Textkärtchen aus und kleben Sie diese entsprechend zugeordnet in die freien Felder. 3. Recherchieren Sie im Internet zum Thema Islamismus. Lösen Sie anschließend die Multiple-Choice-Aufgaben, welche sie unter folgendem Link abrufen können. http://LearningApps.org/display?v=p5suhq66a16 Übernehmen Sie die richtigen Antworten in ihr Portfolio.

III. Von Menschen und Göttern – Christentum und Islam im Dialog Für sein Eintreten im christlich-islamischen Dialog ist P. Christian de Chergé OCSO bekannt geworden. Der Zisterzienserpater und Prior (Vorsteher) des Klosters Notre-Dame de l’Atlas in Algerien wurde 1996 in einem Konflikt mit den islamistischen Terroristen entführt und enthauptet. Der katholische Dogmatiker Roman Siebenrock fasst die Ereignisse von 1995/1996 zusammen und deutet sie (Quelle 4) 1. PA 

2. 3.

Geben Sie die wichtigsten Aussagen des Textes hinsichtlich der historischen Ereignisse in eigenen Worten wieder. Vergleichen Sie mit dem Film: Wie wurden dort die historischen Ereignisse dargestellt und künstlerisch interpretiert? Verfassen Sie eine Rezension zum Film. Gehen Sie in dieser auf die Meinung des Erzbischofs em. Robert Zollitsch (Freiburg i. Br.) ein.

„Der Film zeigt das Leben der Trappistenmönche von Tibhirine in Algerien, die 1996 brutal ermordet wurden. Er ist ein herausragendes Beispiel für die Vermittlung christlicher Werte im Kino. Er stellt eindrucksvoll dar, wie aus tiefer Spiritualität und der Nähe zu Gott die Kraft erwächst, die politisch brisante Botschaft der Liebe gerade in einer Situation der Bedrohung durch Gewalt konsequent zu leben.“ Ha sc hke

– Der Isla m



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GA 

EA 

P. Christian hinterlies in seinem Testament (Quelle 5) eine deutliche Botschaft zu dem, was in den Wochen und Monaten vor seinem Tod in Algerien geschehen ist. 4. Fassen Sie die Kernbotschaft von P. Christian anhand aus seines Testaments zusammen (Quelle 5). 5. Erläutern Sie, was er mit dem Begriff „Karikaturen des Islams“ meint. Nennen Sie außerdem Beispiele für „Karikaturen des Christentums“. 6.

Entwerfen Sie einen Nachruf zu P. Christian, in welchem Sie auf die Bedeutung des interreligiösen Dialogs angesichts seiner Leidenserfahrungen eingehen.

Semesterarbeit – Abgabe: 01. Juni 2016 (Aufgabe A oder B) A) Gehen oder bleiben? – Diese Frage stellten sich die Mönche nach den terroristischen Anschlägen auf die Baustelle, aber auch nach dem nächtlichen „Überfall“ der Terroristen auf ihr Kloster am Heiligen Abend 1995. Erstellen Sie ein kurzes Video (ca. 2-3 Minuten) zum Dilemma der Mönche. B) Entwerfen Sie eine Collage zu Abraham sowie den Gemeinsamkeiten der abrahamitischen Religionen. Ihre Collage sollte im Format A2 sein. Nutzen Sie als Materialien dafür alte Zeitungen, Bilder aus dem Internet, eigene Zeichnungen etc. Selbsteinschätzung (Streiche an, was für dich zutrifft!): Ich habe mich leicht/schwer getan. Ich habe viel/etwas/nichts dazugelernt. Es hat mir Spaß gemacht./Es war interessant./Es war langweilig. Wie schätzt du deine Arbeit beim COOL-Auftrag selbst ein? Kreuze an! Sehr gut

    

nicht gut

Ich wurde über die Arbeitsanweisungen informiert und habe alles verstanden. Ich werde die gestellten Aufgaben ernsthaft und genau bearbeiten.

................................................. Datum

....................................................................... Unterschrift

Ha sc hke

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Quelle 1: Abraham in Judentum, Christentum und Islam

Für das Judentum: Abrahams Berufung und Wanderung nach Kanaan (Gen 12,1-4) 1

Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. 2Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. 3Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen 4 erlangen. Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte, und mit ihm ging auch Lot. Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran fortzog.

Für das Christentum: Abraham als Vorbild im Glauben (Hebr 11,8-13.17-19) 8

Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. 9Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder im verheißenen Land wie in einem fremden Land auf und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; 10denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. 11Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. 12 So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. 13Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind. 17

Aufgrund des Glaubens brachte Abraham den Isaak dar, als er auf die Probe gestellt wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, er, der die Verheißungen empfangen hatte 18und zu dem gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben. 19Er verließ sich darauf, dass Gott sogar die Macht hat, Tote zum Leben zu erwecken; darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist ein Sinnbild.

Für den Islam: Abraham als erster Muslim (Sure 3,65-68) O ihr Leute des Buches, warum streitet ihr über Abraham, wo doch die Tora und das Evangelium erst nach ihm herabgesandt wurden? Habt ihr denn keinen Verstand? Siehe, ihr habt über etwas gestritten, wovon ihr Wissen habt. Warum streitet ihr denn nun über das, wovon ihr kein Wissen habt? Gott weiß, ihr aber wißt nicht Bescheid. Abraham war weder Jude noch Christ, sondern er war Anhänger des reinen Glaubens, ein Gottergebener, und er gehörte nicht zu den Polytheisten. Diejenigen unter den Menschen, die am ehesten Abraham beanspruchen dürfen, sind die, die ihm gefolgt sind, und dieser Prophet und diejenigen, die glauben. Und Gott ist der Freund der Gläubigen.

Ha sc hke

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Material 2: Fragebogen

Der Islam 1. Wer ist die Gründungs- und Identitätsfigur des Islams? Wann hat er gelebt?

2. Welches Symbol haben die Muslime ihrer Religion dem Islam gegeben? Wie wird das begründet?

3. Wie lautet das Glaubensbekenntnis der Muslime?

4. Wie viele Muslime leben in Österreich, in Europa und auf der Welt? Wo leben die meisten? Wo die wenigsten? Vergleichen Sie mit dem Christentum!

5. An welchem Tag der Woche ruhen die Muslime? Wie wird dieser Tag gestaltet?

6. Was bedeuten folgende arabische Begriffe? a. Islam b. Muslim/Muslima c. Allah

7. Welche Gebote und Verbote regeln das (religiöse Leben) gläubiger Muslime?

8. Welche Wissenschaften sind bis heute durch die Überlieferungen islamischer Gelehrter im 11. Und 12. Jahrhundert geprägt?

9. Welche zwei großen religiösen Strömungen (Rechtsschulen) gibt es im Islam? Was zeichnet sie aus?

10. Wie heißen die größten Feste des Islams? Was sind die christlichen Entsprechungen?

Ha sc hke

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Material 3: Die Fünf Säulen des Islams Die fünf Säulen des Islams

Erklärung

Beleg aus dem Koran

Zakat

Schahada

Hadsch

Salat

Sijam

Ha sc hke

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Das Fasten: Im Koran wird den Gläubigen das Fasten vorgeschrieben, um den Gehorsam ggü. Gott zu üben. Zeit des Fastens ist der Ramadan, ein Monat religiöser Besinnung. Im Ramadan sollte der Koran einmal von Anfang bis Ende gelesen werden. In dieser Fastenzeit wird nichts zwischen dem Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang gegessen und getrunken. Grundpfeiler des Islams. Ist ein Bekenntnis der Gläubigkeit. Alle anderen Lehren sind dem Bekenntnis untergeordnet. Es sind die ersten Worte, die einem Kind nach der Geburt ins Ohr gesagt werden und die letzten, die die Muslim im Sterben hauchen. Wer das Bekenntnis vor Zeugen ausspricht, ist damit zum Islam übergetreten. Muslime sind verpflichte, ab dem 12. Lebensjahr fünfmal am Tag zu beten. So erinnern sie sich den ganzen Tag an Gott und die Gemeinschaft des Islams. Für das Pflichtgebet sind rituelle Waschungen, Gebetszeiten, Gebetshaltungen, Gebetsrichtung und Texte vorgeschrieben. Am Freitag und an Festen soll das Mittagsgebet in der Moschee verrichtet werden. Muslime sollen einmal im Leben die Kaaba besuchen, vorausgesetzt die sozialen und gesundheitlichen Bedingungen erlauben dies. An der Kaaba und anderen heiligen Stätten in/bei Mekka sind genau vorgeschriebene Rituale zu vollziehen. Der Hadsch ist auf den 8.-12. Tag des letzten Monats im isl. Kalender gelegt. Jedes Jahr nehmen daran ca. 2,1 Mio. Muslime teil.

Leitet sich vom arabischen Verb „zaka“ (reinigen) ab. Die Pflichtabgabe wird als Akt der Reinigung von Habgier gesehen. Muslime müssen 2,5% ihres Profits als Zakat entrichten. Da Zakat auch eine Form des Gottesdienstes ist, soll sie auch an Bedürftige entrichtet werden, die den gleichen Glauben haben.

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Sprich: „Er ist Allah, der Einzige; Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt; und keiner ist Ihm gleich.“ Surre 112

Und (bedenke) wie wir für Abraham die Stätte des Hauses bestimmten (und sprachen): „Setze Mir nichts zur Seite, und halte Mein Haus rein für diejenigen, die den Umgang vollziehen und die stehen und sich beugen und niederfallen (im Gebet); Und verkündige den Menschen die Pilgerfahrt: Sie werden zu dir kommen zu Fuß und auf jedem hageren Kamel, auf allen fernen Wegen, auf dass sie ihre Vorteile wahrnehmen und des Namens Allahs gedenken während der bestimmten Tage für das, was Er ihnen gegeben hat an Vieh.“ Surre 22, 26-28

So wende dein Antlitz gegen die Heilige Moschee; und wo immer ihr seid, wendet euer Antlitz gegen sie. Sure 2, 144

O die ihr glaubt! Wenn ihr zum Gebet hintretet, waschet euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellbogen und fährt euch über den Kopf und waschet eure Füße bis zu den Knöcheln. […] Sure 5, 6

Die Almosen sind nur für die Armen und Bedürftigen und für die mit ihrer Verwaltung Beauftragten und für die, deren Herzen versöhnt werden sollen, für die (Befreiung von) Sklaven und für die Schuldner, für die Sache Allahs und für den Wanderer: eine Vorschrift von Allah. Und Allah ist allwissend, allweise. Sure 9,60

Der Monat Ramadan ist der, in welchem der Koran herabgesandt ward: eine Weisung für die Menschheit, deutliche Beweise der Führung und (göttliche) Zeichen. Wer also da ist von euch in diesem Monat, der möge ihn durchfasten; ebenso viele andere Tage aber, wer krank oder auf Reisen ist. Allah wünscht euch erleichtert und wünscht euch nicht beschwert, und dass ihr die Zahl (der Tage) erfüllen und Allah preisen möchtet dafür, dass Er euch richtig geführt hat, und dass ihr dankbar sein möchtet. Sure 2, 185

Ha sc hke

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Quelle 4: Roman Siebenrock: Von Göttern und Menschen: Wer ist ein christlicher Märtyrer? […] P. Christian de Cherge OSCO (1937-1996)wurde als Sohn eines französischen Berufssoldaten am 18. Januar 1937 in Colmar geboren. Er stammte aus einer adeligen Familie, deren Wappenspruch „semper recte“ („immer in rechter Weise“) ethische Gradlinigkeit und aufrechten Gang anzeigt. Mit sieben Geschwistern verbrachte er drei Jahre während des Zweiten Weltkrieges in Algerien. Hier diente er später auch als Berufsoffizier. Seinen Wunsch, Priester zu werden, verwirklichte er mit dem Eintritt in das Seminar der Karmeliten 1956 in Paris. 1959-1961 wurde er während des spätkolonialen Krieges zum Militärdienst nach Algerien eingezogen. Ab 1961 studierte er erneut in Paris, wo er 1964 zum Priester geweiht wurde. Nach einigen Jahren als Kaplan von „Sacré Cœur“ trat er 1969 in den Trappistenorden ein. Ab 1971 ist er im Bergkloster „Notre-Dame de l´Atlas“ in Tibhirine, etwa 100 km südlich von der Hauptstadt Algier. Nach einem Studienaufenthalt in Rom (1974-1976), bei dem er seine religionswissenschaftlichen, insbesondere islamkundlichen Kenntnisse vertiefte, kehrte er in das Atlaskloster zurück, wo er 1984 zum Prior gewählt wurde. Entführt wurden er und sechs seiner Mitbrüder (P. Christophe Lebreton, Br. Michel Fleury, P. Bruno Lemarchand, P. Célestin Ringeard, Br. Paul Favre-Miville und der Laienbruder und Arzt Luc Dochier) in der Nacht vom 26. auf den 27. März 1996. Ihre Köpfe wurden acht Wochen später entdeckt und feierlich beigesetzt. Die überlebenden drei Mönche sind nach dem Mord nach Marokko gezogen. Das Kloster im Atlas ist bis heute verwaist. […] Die Mönche gehörten zum Kloster der Trappisten „Notre-Dame de l´Atlas“ in Tibhirine in Algerien. Die Biographien fast aller Mönche waren in die Unheilsgeschichte zwischen Frankreich und Algerien durch jenen Krieg (1954-62) verwickelt, der jahrelang das Ende der Kolonialzeit in Nordafrika prägte. Bis heute sind seine Wunden noch nicht verheilt, auch wenn auf vielfältige Weise neue und alte Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien bestehen. P. de Chergé war, wie gesagt, in Algerien aufgewachsen und als Offizier im Algerienkrieg in die Gräuel verwickelt. Hier prägte ihn die Erfahrung, dass ein junger Muslim, der hernach von ihm getötet gefunden wurde, ihm das Leben gerettet hatte. Er hatte sich gegenüber den algerischen Freiheitskämpfern geweigert, den französischen Offizier zu verraten. In der folgenden, postkolonialen Zeit stellte sich nicht nur für ihn verstärkt die Frage, wie die christliche Präsenz in einem muslimischen Land aussehen könnte. Damit war eine Frage aufgeworfen, die weltweit bedeutsam wurde, und viele Diskussionen des Zweiten Vatikanischen Konzils prägte. Dabei ging es nicht allein um den Aufbau einer eigenständigen Ortskirche mit ihrem Episkopat, sondern entscheidend um den Sinn und die Gestalt des christlichen Zeugnisses in einer mehrheitlich von anderen Religionen geprägten Kultur und Gesellschaft. Das Konzil prägte auch diese Mönche mit seiner Idee von der Kirche als dem universalem Sakrament des Heils (Lumen gentium 25; Gaudium et spes 44), der Bereitschaft zum Dialog unter den Religionen als Beitrag glaubender Menschen zum Einswerden der Menschheit (Nostra aetate) und vor allem durch das Engagement der Kirche für Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit und Anerkennung der Würde des Menschen (Gaudium et spes) in einer prinzipiellen Offenheit für den Dialog mit allen Menschen. Diese Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils ist tief geprägt von einer kenotischen Christologie, d.h. der arme, sich entäußernde, gewaltfreie und in seiner Liebe noch den Mördern vergebende und sie so auch erlösende Logos in Jesus Christus wird zur Orientierung allen kirchlichen Tuns. Für die Mönche sind nicht nur die Leitaussagen der Erklärung des Konzils zur Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (Nostra aetate) wichtig geworden, sondern speziell darin die Aussagen zum muslimischen Glauben. Lumen gentium lehrt, dass die Muslime mit den Christen den einen Gott anbeten (Lumen gentium 16). Ha sc hke

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Das Konzil spricht die Muslime in ihrem Glauben ausdrücklich mit Hochachtung an (Nostra aetate 3), benennt ihren entschiedenen Monotheismus, sieht Gemeinsamkeiten in der Verehrung Mariens, weiß aber auch um Differenzen in der Beurteilung von Jesus Christus und fordert alle Glaubenden auf, sich für Freiheit und Würde des Menschen einzusetzen. Mit der Enzyklika von Papst Johannes XXIII. „Pacem in terris“ (Frieden auf Erden) war das Konzil fest davon überzeugt, dass ein Dialog mit allen Menschen guten Willens im Mühen um Frieden und Gerechtigkeit möglich sei. Dieser Aufgabe im speziellen, aber auch der traditionellen Verpflichtung zu Liebe und Zeitgenossenschaft, waren die Mönche viele Jahren in ihrem Alltag mit großer Selbstverständlichkeit verpflichtet. Der Film erzählt zutreffend und einfühlsam die selbstverständlich gute Nachbarschaft zwischen dem Kloster und den BewohnerInnen des angrenzenden Dorfes. In der großen Tradition des Islam hatten die Mönche schon immer eine besondere Stellung. Wohl vor allem wegen Ihres Gebets blieb ihr Glaube vom Verdacht der Machtausübung und Geschäftemacherei ausgenommen. Die Gemeinschaft der Trappisten lebte ihren stillen Weg der Barmherzigkeit und Gastfreundschaft viele Jahre mit hoher Zustimmung und Anerkennung. Doch die Zeiten verschärften sich erheblich, auch durch die schlechte wirtschaftlichen Entwicklungen in den 90er Jahren. Als sich ein Sieg der Islamischen Heilsfront (Front islamique du salut, FIS) in den Parlamentswahlen von 1991/1992 abzeichnete, wurden die Wahlen abgebrochen, der Präsident trat zurück und Algerien wandelte sich zu einer Militärdiktatur, die die Vernichtung des FIS ankündigte. Nach offiziellen Schätzungen fielen den Auseinandersetzungen bis 1999 mehr als 100.000 Menschen zum Opfer. In diesem Kontext setzt der Film im Jahre 1995 ein. Welche Gestalt sollte die Sendung der Trappisten in einer Zeit annehmen in der, wie 1993/94, fast 1000 Personen pro Woche ermordet wurden. Ganze Dörfer wurden auch in der Nähe des Klosters ausgerottet. Und neben vielen ausländischen Schwestern und Geistlichen starb auch mancher muslimische Gelehrte – auch aus dem Freundeskreis der Mönche, weil er die Koranauslegung der Terroristen nicht unterstützte. In diesem Kontext schreibt P. Christian de Chergé OSCO dieses Testament, nachdem er die Entscheidung für sich gefällt hat, wieder nach Algerien zurückzukehren. Ein ähnliches Schicksal erlitt die gesamte Ortskirche in Algerien. Auch der für das Kloster zuständige Bischof von Oran, Pierre Claverie wird am 1. August 1996 ermordet. Zum Verständnis ist die Einbettung der Mönche in die Ortskirche nicht unwichtig. Vor allem die Gestalt des Erzbischofs von Algier, Henri Antoine Marie Teissier (1988-2008). Während die katholische Kirche Algeriens zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ungefähr 1 Million Mitglieder zählte, waren es im Jahre 2002 wohl nur noch 10.000. Nach dem Aufruf der Regierung vom Jahre 2007, dass die Katholiken das Land verlassen sollten, kann heute nur noch ein ganz kleine Gruppe von glaubenden Katholiken vermutet werden. […] Quelle: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/899.html

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Quelle 5: Testament von P. Christian de Chergé OCSO Wenn es mir eines Tages geschehen sollte – und das könnte heute schon sein – ein Opfer des Terrorismus zu werden, der sich nun auch gegen alle Fremden in Algerien zu richten scheint, so möchte ich, daß meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie sich daran erinnern, daß mein Leben Gott und diesem Land geschenkt war. Sie mögen annehmen, daß der einzige Meister eines jeden Lebens diesem schrecklichen Hinscheiden nicht fremd gegenüberstehen kann. Sie mögen für mich beten: Wie soll ich würdig sein für ein solches Opfer? Sie mögen diesen Tod im Zusammenhang mit so vielen Toden sehen, die ebenso gewalttätig waren, aber in der Gleichgültigkeit dieser Zeit namenlos geblieben sind. Mein Leben hat keinen höheren Preis als ein anderes; es hat aber auch keinen geringeren. Auf keinen Fall hat es aber die Unschuld der Kindheit bewahrt. Ich habe genügend lange gelebt, um zu wissen, daß auch ich Komplize des Bösen geworden bin, das – leider – in der Welt die Oberhand zu behalten scheint, Komplize gar dessen, der mich dereinst blind erschlagen wird. Ich möchte, wenn dieser Augenblick kommt, so viel ruhige Klarheit haben, daß ich die Verzeihung Gottes und meiner Menschengeschwister anrufen kann, aber ebenso, daß ich dem aus ganzem Herzen vergeben kann, der mich umbringen wird. Ich kann einen solchen Tod nicht wünschen. Es scheint mir wichtig, das zu bekennen. – Ich sehe nicht, wie ich mich freuen könnte, daß dieses Volk, das ich liebe, ohne Unterschied wegen meiner Ermordung angeklagt wird. Das, was man „die Gnade des Martyriums" nennen mag, ist zu teuer bezahlt, wenn man sie einem Algerier schuldet, wer dieser auch immer sei. Vor allem dann, wenn er sagt, er handle aus Treue zu dem, was er für den Islam hält. Ich weiß wohl, wie sehr man die Algerier in ihrer Gesamtheit mit Verachtung belegt hat. Ich kenne auch die Karikaturen des Islam, die ein gewisser islamischer Fundamentalismus hervorgerufen hat. Es ist zu leicht, sich ein ruhiges Gewissen zu machen, indem man den religiösen Weg des Islam mit dem fundamentalistischen Integrismus und seinen Extremisten gleichsetzt. Algerien und der Islam: für mich ist das etwas anderes, für mich ist das wie Leib und Seele! Ich habe es genügend beteuert: Im Hinblick auf alles, was ich erhalten habe, glaube ich hier so oft den klaren Leitgedanken des Evangeliums wiederzufinden, das ich damals auf den Knien meiner Mutter, die meine allererste Kirche war, gelernt habe, genau hier in Algerien, und damals schon im großen Respekt vor den muslimischen Gläubigen. Mein Tod scheint denen recht zu geben, die mich immer schnell als naiv oder zu idealistisch angesehen haben. „Er mag uns jetzt sagen, was er darüber denkt!" Aber jene, die so dachten, müssen wissen, daß nun endlich meine stechendste Neugier zufriedengestellt sein wird: Nun werde ich, wenn es Gott gefällt, meinen Blick mit dem Gottes, des Vaters, vereinen dürfen, um so mit Ihm seine Kinder aus dem Islam zu betrachten, und zwar so, wie Er sie sieht, ganz erleuchtet von der Herrlichkeit Christi, auch sie Ha sc hke

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Früchte seines Leidens, angetan mit den Gaben des Geistes, dessen tiefverborgene Freude immer die sein wird, die Gemeinschaft zu begründen und die Ähnlichkeit wiederherzustellen, indem er mit all den Unterschieden unter den Menschen spielt. Dieses verlorene Leben, das so ganz meines ist, es wird ebenso ganz das ihre sein. Ich danke Gott, von dem mir scheint, er wollte dieses Leben ganz für diese Freude, gegen alles und trotz allem. In diesen Dank, mit dem nun alles über mein Leben gesagt ist, schließe ich sicherlich Euch ein, Freunde von gestern und von heute, Ihr lieben Freunde von hier, zur Seite meiner Mutter und meines Vaters, meiner Schwestern und Brüder, hundertfach hinzugeschenkt, wie es versprochen war. Und auch Du bist eingeschlossen, Freund meines letzten Augenblicks, der Du nicht weißt, was Du tust! Ja, auch für Dich will ich diesen dank und dieses A-Dieu, das Du beabsichtigt hast. Daß es uns geschenkt sei, uns als glückliche Schächer im Paradies wiederzusehen, wenn es Gott, dem Vater von uns beiden, gefällt. Amen. Inch‘Allah Quelle: http://www.ocso.org/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=243&Itemid=149&lang=en

Ha sc hke

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