Regionaler Wachstumskern Westlausitz

Regionaler Wachstumskern Westlausitz Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen Wachstumskern (RWK) Westla...
Author: Kevin Bauer
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Regionaler Wachstumskern Westlausitz Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen Wachstumskern (RWK) Westlausitz

Bericht Stand | 27. September 2013

Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen Wachstumskern (RWK) Westlausitz

Auftraggeber:

Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg (MWE) Heinrich-Mann-Allee 107 14473 Potsdam

vertreten durch Regiestelle EFRE-Interventionen RWK im Auftrag des MWE c/o Ernst Basler + Partner GmbH Tuchmacherstraße 47 14482 Potsdam

Auftragnehmer:

complan Kommunalberatung GmbH Voltaireweg 4 14469 Potsdam

Ansprechpartner:

Matthias von Popowski Regionaler Wachstumskern (RWK) Westlausitz Städte Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide, Senftenberg

vertreten durch die Stadt Senftenberg Markt 1 - 01968 Senftenberg Marcel Petermann, Wirtschaftsförderung Finsterwalde Dr. Cornelia Wobar, Wirtschaftsförderung Großräschen Rotraud Köhler, Wirtschaftsförderung Lauchhammer Ute Kolanowski, Wirtschaftsförderung Schwarzheide Frank Neubert, Wirtschaftsförderung Senftenberg Monika Ulbrich, RWK-Assistenz Stand

27. September 2013

Die Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen Wachstumskern (RWK) Westlausitz wurde aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung

4

1.

Anlass, Ziel und Vorgehensweise

6

2.

Positionsbestimmung und Entwicklungsverlauf seit 2006 im RWK Westlausitz

8

2.1 Aktuelle Bewertung der Standortrahmenbedingungen

8

2.2 Wirtschaftliche Entwicklung und sozioökonomische Daten

20

2.3 Unternehmen und Wirtschaftsstruktur

27

2.4 Kooperation im RWK Westlausitz

33

Bewertung des RWK-Prozesses

40

3.1 Bilanz RWK-Schlüsselmaßnahmen

40

3.2 Bewertung des Umsetzungsstandes in den 2006 definierten Handlungsfeldern und Entwicklungszielen

45

3.3 Effekte und Ergebnisse des RWK-Prozesses

47

4.

Aktuelle SWOT-Analyse

49

5.

Zielstellung und Entwicklungsstrategie

51

5.1 Ableitung der aktuellen Engpassfaktoren und Handlungsbedarfe für den RWK Westlausitz

51

5.2 Leitbild

53

5.3 Handlungsfelder und Entwicklungsziele

55

Maßnahmen und Umsetzungsstrategie

61

6.1 Handlungsfelder und Maßnahmen

61

6.2 Übersicht und Zuordnung der Maßnahmen

74

6.3 Empfehlungen zur Organisation und Umsetzung

76

3.

6.

Übersicht der Abbildungen und Tabellen

78

Abkürzungsverzeichnis

79

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3

Zusammenfassung Die Städte Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg kooperieren seit 2005 im Regionalen Wachstumskern (RWK) Westlausitz. Als Mehrling mit fünf Städten aus zwei Landkreisen steht der RWK Westlausitz hinsichtlich der Abstimmungserfordernisse und der Verknüpfung unterschiedlicher Interessen und Ausgangslagen vor besonderen Herausforderungen. Mit der hier vorgelegten „Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen Wachstumskern Westlausitz“ liegt ein Arbeitsprogramm vor, das der RWK Westlausitz als Grundlage für eigene Aktivitäten und Maßnahmen sowie als Bewertungsrahmen für die Vorbereitung und Umsetzung gemeinsamer bzw. Standort stärkender Maßnahmen nutzen kann. Die Bilanz der Standort- und Wirtschaftsentwicklung seit 2005 und der Kooperation im RWK Westlausitz ist positiv. Durch verschiedene Infrastrukturmaßnahmen haben sich die Lagebedingungen großräumig verbessert. Die Westlausitz ist den Strukturwandel offensiv angegangen. Neue und zukunftsweisende Wirtschaftsstrukturen konnten aufgebaut werden. Die Strukturen in den traditionellen Branchen Metall, Maschinenbau und Kunststoffe & Chemie haben sich gefestigt. Seit etwa zehn Jahren ist dies auch auf dem Arbeitsmarkt deutlich – seit 2005 hat sich das Arbeitsplatzangebot kontinuierlich erhöht. Die Westlausitz konnte ihre regionalwirtschaftliche Bedeutung im Süden Brandenburgs festigen und ausbauen und verzeichnet steigende positive Pendlersalden. Für weite Bereiche der Lausitz erfolgt durch die Flutung der ehemaligen Tagebauseen eine Neugestaltung des Landschaftsbildes, die neue Chancen und Möglichkeiten eröffnet. Die fünf Städte haben ihre Zusammenarbeit unmittelbar nach der RWK-Ausweisung Ende 2005 organisiert und arbeiten auf Basis einer Kooperationsvereinbarung zusammen. Gemeinsam wurden seither rd. 40 investive und nicht-investive Maßnahmen in den RWK-Prozess eingebracht, die auf dem 2006 erarbeiteten Standortentwicklungskonzept basieren und ein ausgewogenes Maßnahmenprogramm aufweisen. Von den Maßnahmen sind etwa die Hälfte bereits beschlossen oder umgesetzt – insbesondere in den Bereichen, in denen die Städte im Verbund als Wirtschaftsregion im Rahmen ihrer jeweiligen Handlungsspielräume tätig waren bzw. sind. Ein Teil der Maßnahmen umfasst zudem übergreifende bundes- und landesseitige Strukturinvestitionen, die auch ohne den Wachstumskernprozess realisiert worden wären. Hier hat die Wachstumskernausweisung dazu beigetragen, diese Maßnahmen zu befördern und zügig umzusetzen. Zugleich wurde deutlich, dass bei Aufgaben, die im Verantwortungsbereich von Bund und Ländern liegen, der kommunale Handlungsspielraum gering ist. Hier ist die weitere Unterstützung von Bund und Ländern erforderlich. Die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die Standortentwicklung sind zugleich immens. Die Westlausitz verzeichnet kontinuierlich hohe Einwohnerverluste. Auch wenn sich das Tempo des Rückgangs verlangsamte, ist keine Trendumkehr erkennbar. Damit einher geht die schrittweise Reduzierung von Infrastrukturangeboten, die die positive wirtschaftliche Gesamtentwicklung gefährdet. Beispielsweise hat sich die Erreichbarkeit der Standorte in der Region durch Ausdünnung der ÖPNV- / SPNV-Angebote verschlechtert. Zukünftig muss von einer anhaltend negativen Bevölkerungsentwicklung, vor allem aufgrund der niedrigen Geburtenraten, ausgegangen werden. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Bereits im Zuge der Konzepterarbeitung 2006 wurde auf den absehbaren Fachkräftemangel hingewiesen. Diese Einschätzung hat sich weiter gefestigt. Die wachsende „Lücke“ zwischen regional vorhandenem Arbeits- und Fachkräftepotenzial und der Arbeitskräftenachfrage stellt das zentrale Entwicklungshemmnis für eine weitere positive wirtschaftliche Entwicklung dar. Die Fach- und Arbeitskräftesicherung wird von den Städten, den Unternehmen und weiteren Partnern als zentrale Zukunftsaufgabe beschrieben.

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Angesichts dieser Ausgangslage erfolgte im Zuge der STEK-Erarbeitung und im Ergebnis intensiver Gespräche in und mit den fünf Städten eine Konzentration auf zwei zentrale Herausforderungen. ≡

Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln auf hohem Niveau sichern Die Verbesserung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen haben die Standortqualität deutlich verbessert. Weiterhin gilt es, die noch vorhandenen infrastrukturellen Defizite zu beseitigen, um eine dauerhaft wettbewerbsfähige Wirtschaftsregion zu schaffen. Die Stärke der Westlausitz sind die international agierenden Unternehmen sowie die breite Basis gesunder Unternehmen kleinerer und mittlerer Größe. Diese waren bisher maßgeblich für den Beschäftigungsaufbau verantwortlich und sind die Innovationsträger. Um diese positive Entwicklung zu unterstützen, sind optimale Rahmenbedingungen vor Ort erforderlich. Dies betrifft die wirtschaftsnahe Infrastrukturausstattung, ein hohes Niveau der weichen Standortfaktoren, ein ausreichendes Arbeitskräfteangebot sowie umfassende Unterstützungsangebote der Partner der Wirtschaftsförderung.



Menschen in der Region halten und für die Region gewinnen Der anhaltende Bevölkerungsrückgang in Verbindung mit dem Fachkräftemangel sind die maßgeblichen Hemmnisse für die weitere Entwicklung. Für die Wirtschaftsregion Westlausitz gilt es, Menschen in der Region zu halten, Abwanderung zu verhindern und Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zum Arbeitsmarkt und ohne gesellschaftliche Teilhabe diesen Zugang zu ermöglichen. Darüber hinaus ist es erforderlich, mehr Menschen und Kunden sowie mehr Arbeitnehmer für die Region zu gewinnen. Die Mobilisierung und Ausschöpfung der eigenen, endogenen Potenziale allein reicht nicht aus, um die steigenden Bedarfe zu decken.

Aus den definierten Handlungsbedarfen werden fünf Themen mit entsprechenden Maßnahmen abgeleitet, in denen der RWK Westlausitz im Rahmen seiner Handlungsspielräume tätig wird und in denen durch die gemeinsame Herangehensweise ein Mehrwert oder Vorteil erkennbar ist. ≡

Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung verhindern – Maßnahmen z. B. Fortführung und Qualifizierung der Ausbildungsmesse, Entwicklung und Umsetzung von Zuzugsstrategien etc.



Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern – Maßnahme z. B. Profilschärfung am Campus Senftenberg der BTU Cottbus-Senftenberg etc.



Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren – Maßnahmen z. B. Verbesserung und Ausbau der glasfasergebundenen Breitbandinfrastrukturausstattung, Realisierung bereits beschlossener Infrastruktur- und Ausbaumaßnahmen etc.



Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern – Maßnahme z. B. Konzeptentwicklung und Umsetzung der Regionalstrategie Mobilitätssicherung etc.



Aktivitäten regional bündeln – Maßnahmen z. B. Aufbau und Intensivierung regionaler und länderübergreifender Kooperationen, Abstimmung und Organisation medizinischer Infrastruktur und Dienstleistungen, Fortsetzung Standort- und Regionalmarketing etc.

Die Maßnahmen leiten sich aus den definierten Stärken und Schwächen sowie Handlungsbedarfen klar ab, beziehen sich auf die mit dem RWK-Prozess verbundenen Ziele und berücksichtigen die Schwerpunktthemen „Fachkräftesicherung“, „Innovation“ und „Umlandkooperation“. Die vorhandenen Organisationsstrukturen (Kooperationsvereinbarung, RWK-Assistenz) bieten gute Voraussetzungen für die Umsetzung des Maßnahmenspektrum und weiterer Aktivitäten. Eine Veränderung der bisher auf Freiwilligkeit basierenden Kooperation z. B. in Form einer Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG), eines Vereins o. ä. ist gegenwärtig nicht notwendig. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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1.

Anlass, Ziel und Vorgehensweise

Anlass und Zielstellung Der Regionale Wachstumskern (RWK) Westlausitz - bestehend aus den Städten Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg - zählt seit 2005 zu den ausgewiesenen Wachstumskernen im Land Brandenburg und setzt seine Entwicklungsziele auf Basis des 2006 erarbeiteten Standortentwicklungskonzeptes um. 2011 wurden die konzeptionellen Grundlagen mit dem „Leitbild für die Wirtschaftsregion Westlausitz1“ sowie daraus abgeleiteten Zielen und Handlungsfeldern ergänzt. Diese bildete den strategischen Rahmen für die Aktivitäten und Maßnahmendefinition im RWK Westlausitz. Als Mehrling mit fünf Städten aus zwei Landkreisen steht der RWK Westlausitz im Hinblick auf die Abstimmungserfordernisse und die Verknüpfung unterschiedlicher Interessen und Ausgangslagen dabei vor besonderen Herausforderungen. Die Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes (STEK) ist für den RWK Westlausitz erforderlich, um eine auf die aktuellen und die zukünftigen Bedürfnisse angepasste Handlungsgrundlage zu erhalten: ≡

Die Interessen, Aufgaben und Zielstellungen der fünf Städte haben sich verändert. Diese müssen erfasst, bewertet und neu zusammengeführt werden.



Die Zielstellungen des Standortentwicklungskonzeptes 2006 und die darin formulierten Zukunftsperspektiven wurden unter Berücksichtigung der zum damaligen Zeitpunkt vorhandenen Erkenntnisse zur Wirtschafts-, Branchen- und Unternehmensentwicklung bestimmt. Diese müssen überprüft und angepasst werden.



Für viele der 2006 definierten Aufgaben und Handlungsfelder (Gewerbeflächenentwicklung, Standortmarketing, Fachkräftesicherung etc.) liegen neue Sachstände vor. Damit kristallisieren sich auch neue Anforderungen und Möglichkeiten heraus, die im RWK Westlausitz zukünftig verfolgt und umgesetzt werden müssen.



Die Förderstrategie des Landes Brandenburg und der Hauptstadtregion hat sich durch die Konzentration auf gemeinsame Cluster und Brandenburg spezifische Branchen weiter entwickelt. Zugleich wird die nächste EU-Förderstrategie 2014 bis 2020 Einschnitte und Veränderungen mit sich bringen. Dies ist in den Auswirkungen auf den Standort und die Region zu betrachten und zu berücksichtigen.

Vorgehensweise complan Kommunalberatung, Potsdam, wurde im April 2013 vom Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg (MWE) mit der „Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen Wachstumskern Westlausitz“ beauftragt. Auf Basis des mit dem Angebot vom 13. April 2013 eingereichten Arbeitsprogramms sowie der im Nachgang mit den Akteuren im RWK Westlausitz erfolgten Abstimmungen wurden im Zeitraum April bis September 2013 folgende Arbeitsschritte durchgeführt: ≡

Aktualisierung und Bewertung der Standortrahmenbedingungen und der sozioökonomischen Rahmendaten,



Bewertung der Ergebnisse des bisherigen RWK-Prozesses,

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Die Bezeichnungen „Regionaler Wachstumskern (RWK) Westlausitz“ und „Wirtschaftsregion Westlausitz“ werden im Folgenden synonym verwendet. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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Ermittlung und Zusammenführung der Ziele, Aufgaben, Interessen und Erwartungen der Beteiligten an die zukünftige Zusammenarbeit im RWK Westlausitz und



Fortschreibung und Anpassung der Handlungsfelder und des Maßnahmenprogramms.

Neben den regelmäßigen Abstimmungen im Kreis der Wirtschaftsförderer sowie mit den fünf Bürgermeistern2 im RWK Westlausitz stellten Arbeitsgespräche in jeder der fünf Städte die Einbindung weiterer Partner auf kommunaler Ebene sicher (Politik, Unternehmen u.a.)3 und trugen maßgeblich zu der Definition von Zielen und Aufgaben bei, indem die jeweiligen Interessen und Zielsetzungen erfasst und erörtert wurden. Analoge Gesprächsrunden fanden mit den Landkreisen Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und dem sächsischen Landkreis Bautzen sowie mit weiteren Partnern der regionalen Wirtschaftsförderung statt (LMBV - Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, WiL - Wirtschaftsinitiative Lausitz, ZAB - ZukunftsAgentur Brandenburg, IHK - Industrie- und Handelskammer Cottbus und der Energieregion Lausitz)4. Im Ergebnis liegt ein Arbeitsprogramm vor, das der RWK Westlausitz in den kommenden Jahren als Grundlage für eigene Aktivitäten und Maßnahmen sowie als Bewertungsrahmen für die Vorbereitung und Umsetzung gemeinsamer bzw. Standort stärkender Maßnahmen nutzen kann. Deutlich wurde während des Erarbeitungsprozesses ein stärkerer Fokus auf die Aktivitäten, die der RWK Westlausitz gemeinsam lösen kann sowie die Aufgaben und Themen, die in den jeweiligen kommunalen bzw. mittelzentralen Verantwortungsbereichen liegen.

2

Bürgermeisterrunden am 28.5.2013 und am 3.9.2013; monatliche Abstimmungen der Wirtschaftsfördererrunde. 3 Diese fanden statt in Finsterwalde am 1.8.2013, in Großräschen am 26.8.2013, in Lauchhammer am 27.8.2013, in Schwarzheide am 13.8.2013 sowie in Senftenberg am 22.8.2013. 4 Am 22.8.2013 bzw. am 27.8.2013. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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2.

Positionsbestimmung und Entwicklungsverlauf seit 2006 im RWK Westlausitz

2.1 Aktuelle Bewertung der Standortrahmenbedingungen 2.1.1

Räumliche Lage und wesentliche Entwicklungslinien

Die Stadt Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) sowie die Städte Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) bilden seit 2005 gemeinsam den Regionalen Wachstumskern Westlausitz. Nach außen tritt der RWK Westlausitz im Ergebnis der Diskussion zum Standortmarketingkonzept seit 2010 als „Wirtschaftsregion Westlausitz“ und dem Slogan „Freiräume für wirtschaftliches Wachstum“ auf. Dabei sind die Entfernungen zwischen den Städten erheblich (jeweils rd. 30 km zwischen Finsterwalde und Senftenberg sowie zwischen Großräschen und Lauchhammer) und verdeutlichen die besondere Herausforderung, gemeinsame Interessen über Landkreisgrenzen hinweg zu definieren, zugleich in das jeweilige brandenburgische und sächsische Umland auszustrahlen und die eigene Rolle im Wettbewerb der regionalen Partner zu bestimmen. Die räumliche Lage der Wirtschaftsregion Westlausitz ist gekennzeichnet durch die Position zwischen der Hauptstadt / Metropole Berlin (rd. 130 km in das Stadtzentrum), der sächsischen Landeshauptstadt Dresden (rd. 65 km) sowie Leipzig (rd. 110 km) und Cottbus (rd. 40 km). Durch den Ausbau der straßenverkehrlichen Anbindung an diese Zentren haben sich die Lagebedingungen in den letzten Jahren großräumig verbessert, wobei die Entfernung zu den genannten Standorten hoch ist. Hingegen hat sich die Erreichbarkeit der Standorte innerhalb der Region eher verschlechtert bzw. teilweise ist durch Ausdünnung von Regional- und Busverkehren die Mobilität für ÖPNV-/SPNV-Nutzer gefährdet. Abb. 1: Lage im Raum (STEK 2006)

Abb. 2: Räumliche Positionierung (2009)

Quelle: STEK 2006

Quelle: Standortbroschüre Westlausitz (2009)

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Die Westlausitz erlebt seit 1990 einen massiven Strukturwandel. Die traditionell besonders starken Wirtschaftszweige Energieerzeugung und Bergbau sind in ihrer Bedeutung zunächst stark zurückgegangen. In der Folge stagnierten die Arbeitslosenzahlen auf einem anhaltend hohen Niveau und insbesondere in den späten 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind erhebliche Anteile der mobilen und gut ausgebildeten Bevölkerungsschichten abgewandert. Die Städte sehen sich mit einer weiter rückläufigen Bevölkerungsentwicklung konfrontiert, die aktuell vor allem durch den negativen Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung und weniger durch Abwanderungen geprägt wird. Die gesamte Infrastrukturausstattung muss laufend an die veränderten Bedarfe und an neue qualitative Herausforderungen angepasst werden. Zugleich hat die Westlausitz den Strukturwandel offensiv angegangen. Parallel zum Wegbrechen der alten Industriezweige konnten neue und zukunftsweisende Wirtschaftsstrukturen aufgebaut werden. Die Potentiale in traditionell bereits vorhandenen Branchen / Clustern Metall- und Elektroindustrie, Maschinenbau sowie im Bereich Kunststoff/ Chemie konnten erweitert und gefestigt und gemeinsam mit dem Bereich Verkehr und Logistik sowie in den zukunftsweisenden Branchen Gesundheitswesen und Tourismus Ergebnisse erzielt werden, die seit etwa zehn Jahren auch auf dem Arbeitsmarkt positiv deutlich werden. Neben tragfähigen Netzwerken zwischen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und weiteren Partnern sind Cluster und wirtschaftliche Schwerpunkte von landesweiter Bedeutung mit einer Reihe von leistungsfähigen, international agierenden Unternehmen mittlerer Größe (50 bis 250 Beschäftigte) entstanden. Dabei haben sich diese Branchen bzw. das verarbeitende Gewerbe insgesamt in den letzten Jahren als tragende Säule der Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung herausgebildet. Der deutliche Beschäftigungszuwachs seit 2005/2006 basiert zu rd. 80 % auf dem Zuwachs im produzierenden Gewerbe inkl. wissens- und unternehmensnahen Dienstleistungen und hier insbesondere auf dem Zuwachs in den klein- und mittelständischen Unternehmensstrukturen (s. u.). Hier gilt es für die Zukunft, die positiven Tendenzen abzusichern und den Unternehmen Möglichkeiten und Ansätze für weitere wirtschaftliche Tätigkeiten zu bieten. Neben diesen positiven Entwicklungen erfolgt für weite Bereiche der Lausitz durch die Flutung der ehemaligen Tagebauseen - einer der größten Landschaftsbaustellen Europas - eine grundsätzliche Neugestaltung des Landschaftsbildes. Vielerorts haben Sanierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen bereits zu einer deutlichen Verbesserung des Landschaftsbildes beigetragen. Von den Flutungen haben bereits und werden vor allem Großräschen und Senftenberg direkt und in der Folge die Region profitieren können. Hingegen stehen an anderer Stelle die durch die langjährige Tagebaunutzung entstandenen Herausforderungen (Grundwasseranstieg, Bodenerosionen u. a.) stärker im Fokus. Mit der Entwicklung des Lausitzer Seenlandes verfügt die Wirtschaftsregion Westlausitz insgesamt mittelund langfristig über besondere Potenziale, Tourismus und industrielle Entwicklung zu kombinieren und wirtschaftliche Impulse zu ermöglichen.

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2.1.2

Wirtschaftsnahe Infrastruktur – Verkehr und technische Infrastruktur

Straßenverkehr Die Wirtschaftsregion Westlausitz ist über die Autobahn A 13 sehr gut an Berlin und an Dresden angebunden. Die A 13 durchquert die Region von Nord nach Süd, die RWK-Städte sind über verschiedene Abfahrten (Bronkow, Großräschen, Schipkau, Schwarzheide, Ruhland) in jeweils max. 15 min erreichbar. Eine Verbindung nach Polen besteht über die Autobahn A 15 Berlin - Cottbus - Forst. Der westlich gelegene Wirtschaftsraum Halle/Leipzig ist derzeit am besten über die Autobahnen A 13 (über Dresden), A 4, A 9 und A 14 erreichbar. Hingegen ist der qualifizierte Ausbau der LeipzigLausitz-Trasse (LeiLa) entlang der B 169 zwischen der Autobahnabfahrt Ruhland (A 13) bis nach Leipzig erst teilweise erfolgt. Hier setzt die Wirtschaftsregion Westlausitz auf die Umsetzung der seit vielen Jahren zugesagten sowie im Bundesverkehrswegeplan gelisteten Maßnahmen. Ferner ist die Qualifizierung und Fortführung der B 96 aus Großräschen / Senftenberg in Richtung Sachsen (Hoyerswerda) sowie westlich der A 13 (über Finsterwalde) noch nicht realisiert. Die Erreichbarkeit von Cottbus hat sich durch den teilweisen Ausbau der B 169 insbesondere zwischen der Autobahnabfahrt Ruhland bis nach Cottbus verbessert. Die Verbindung und Erreichbarkeit der Städte in der Wirtschaftsregion hat sich entlang der B 169 durchaus verbessert. Gleichwohl besteht an einzelnen Knotenpunkten (z.B. den Zufahrten nach Lauchhammer) noch erheblicher Handlungsbedarf; ebenso entlang der B 96 in Finsterwalde. Hier ist die Umverlegung der B 96 erforderlich, um die Innenstadt und die Wohngebiete vom Schwerlastverkehr zu entlasten und um zugleich eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung für den Wirtschaftsverkehr bereit zu stellen. Handlungsbedarf besteht auch in der Wiederherstellung der direkten Straßenverkehrsverbindung zwischen Lauchhammer und Finsterwalde, die derzeit aufgrund der Sperrung der einzigen Straße aufgrund von Bergbaufolgeproblemen unterbrochen ist, was vor allem für Berufspendler problematisch ist, sowie in der Herstellung der Ortsumfahrung Schwarzheide-Ost. Schienenverkehr / ÖPNV Die Erreichbarkeit von Berlin, Dresden und Cottbus über den Schienenverkehr ist von den Städten in der Wirtschaftsregion unterschiedlich, die Fahrzeiten differieren erheblich. Das Angebot sowohl von Direktverbindungen nach Berlin und Dresden als auch von Verbindungen in den Tagesrandzeiten und am Wochenende wurde in den letzten Jahren ausgedünnt; vielerorts mit der Begründung, dass die für einen Betrieb notwendigen Fahrgastzahlen nicht erreicht werden. Mit diesen Einschnitten haben sich auch die lange Zeit sehr guten Verknüpfungen in der Wirtschaftsregion verschlechtert. Lediglich Senftenberg ist - über Cottbus - noch direkt an Berlin angebunden. Hingegen beträgt die Fahrzeit in das nur rd. 65 km entfernte Dresden fast zwei Stunden. Neben der Ausdünnung der Zugangebote haben sich die Umsteigemöglichkeiten an den Bahnhöfen auf Busverkehre verschlechtert. Entsprechende Angebote werden vor allem in den Schulferien und am Wochenende zurückgefahren. Die fünf Städte sowie viele Unternehmen in der Wirtschaftsregion, bei denen sowohl Kunden als auch Mitarbeiter auf den SPNV / ÖPNV als Verkehrsmittel angewiesen sind, sehen darin eine schrittweise Verschlechterung der Standortrahmenbedingungen. Um dies zu untersetzen und zu verifizieren, lässt der RWK Westlausitz derzeit eine Mobilitätsstudie durch die BTU Cottbus-Senftenberg auf Basis einer breit angelegten Nutzerbefragung erstellen. Ziel ist es, Handlungsansätze und Optimierungsmöglichkeiten im SPNV- / ÖPNV-Angebot insbesondere für Berufspendler und Auszubildende zu bestimmen. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass der SPNV / ÖPNV bei besseren Angeboten mehr genutzt würde, und gleichzeitig viele Arbeitnehmer auf

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funktionierende Verbindungen und Umsteigebeziehungen angewiesen sind. Die endgültigen Ergebnisse liegen zum Jahresende 2013 vor. Die fünf Städte im RWK Westlausitz sehen in der Sicherung der arbeits- und berufsbedingten Mobilität in der Region vor dem Hintergrund des demographischen Wandels eine zentrale Zukunftsaufgabe und beabsichtigen dies in der weiteren Programm- und Maßnahmenplanung durch verschiedene Aktivitäten aufzugreifen, u. a. in der Fortsetzung des GRW-Regionalbudgets ab 2014. Schienengüterverkehr Der Transport von Wirtschaftsgütern über die Schiene hat für die Wirtschaftsregion insgesamt, und hier vor allem für die BASF sowie für weitere, national und international agierende Unternehmen bereits heute eine wichtige Bedeutung. Allen Prognosen zufolge liegen in der Verlagerung der Gütertransporte auf die Schiene enorme Potenziale. Der geplante Ausbau des Kombinierten-Verkehr-Terminals am Standort Schwarzheide in Verbindung mit der Qualifizierung des Bahnhofs Ruhland geht daher in die richtige Richtung. Ergänzend ist die Nutzung bestehender Anlagen (z. B. Falkenberg) und der Ausbau weiterer verkehrlicher Angebote erforderlich, um die wirtschaftlichen Potenziale zukünftig noch besser ausnutzen zu können. Weitere Industrie- und Gewerbestandorte verfügen über genutzte oder reaktivierbare Industriegleisanschlüsse. Binnenschifffahrt Für die Binnenschifffahrt ist der 2010/2011 mit Mitteln des Konjunkturpaketes II sowie unter finanzieller Beteiligung u.a. der Wachstumskernkommunen ertüchtigte Hafen Mühlberg/Elbe als Projektund Schwerguthafen der nächste Standort (Entfernung rd. 40 km bis nach Lauchhammer). Weitere Verladeoptionen bestehen im sächsischen Riesa (rd. 55 km) und in Dresden (rd. 65 km). Das Verladen großer Wirtschaftsgüter wie bspw. Windräder der Firma VESTAS in Mühlberg/Elbe wurde bereits erfolgreich erprobt. Gleichwohl muss die Nutzung noch intensiviert werden. Die bisherige Nutzung ist noch gering, da einerseits die Preise für Transporte per LKW stark gefallen sind und sich somit der multimodale Verkehr zu Gunsten der Straße verschiebt und andererseits potentielle Kunden langfristige Verträge mit anderen Häfen haben oder deren Produkt nicht zum Hafenprofil passt. Wie im Schienenverkehr, liegen auch in der Binnenschifffahrt erhebliche Möglichkeiten der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße. Flugverkehr Der nächste Verkehrsflughafen mit internationalen Verbindungen ist Dresden-Klotzsche (60 km). Der künftige Hauptstadtflughafen in Berlin-Schönefeld ist rd. 100 km bzw. gut eine Stunde per Autobahn entfernt. Die Wachstumskernkommunen haben sich durch den Hauptstadtflughafen Impulse, zum Beispiel mehr Flächennachfragen, erhofft. Diese haben sich bisher nicht eingestellt. In der Region sind Sonderlandeplätze in Finsterwalde-Schacksdorf sowie in Schwarzheide vorhanden. In Finsterwalde-Schacksdorf haben sich einige Unternehmen mit flugaffinen Leistungen / Produkten angesiedelt, die im Bereich Wartung, Technik etc. aktiv sind. Auch hier sind u.a. durch den nicht eröffneten Hauptstadtflughafen aktuell keine wirtschaftlichen Impulse erkennbar. In Schwarzheide ist die weitere Nutzung des Flugplatzes für Freizeit- und Sportzwecke offen. Die Stadt Schwarzheide strebt hier gemeinsam mit der Gemeinde Schipkau weiterhin eine gewerbliche Nutzung als landesplanerischer Vorsorgestandort für eine industrielle Großansiedlung an. Zugleich gilt es, die vorhandenen gewerblichen Strukturen am Standort zu stabilisieren und Erweiterungen zu ermöglichen.

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Technische Infrastruktur - Breitband Die Ausstattung der Gewerbe- und Industriestandorte mit zukunftsfähiger technischer Infrastruktur entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Standortfaktor; dies zeigen die Ergebnisse der bisher durchgeführten Direktmarketingaktivitäten und der Gespräche mit ansiedlungsinteressierten Unternehmen. Eine zeitgemäßen Ansprüchen entsprechende Breitbandinfrastrukturausstattung ist sowohl für die Vermarktung und Entwicklung von Gewerbestandorten in Verbindung mit der Ansiedlung von Unternehmen als auch für die Sicherung bestehender Arbeitsplätze bei bereits ansässigen Unternehmen sowie für die Verbesserung der Angebote der kommunalen Daseinsvorsorge von großer Wichtigkeit. Vielerorts entsprechen die Breitband-Übertragungsraten auf den Gewerbestandorten in der Wirtschaftsregion Westlausitz nicht den aktuellen Anforderungen und Bedarfen der Unternehmen. Dies trifft insbesondere auf Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer und Senftenberg zu. Diese Kommunen streben daher den Ausbau der glasfasergebundenen Breitbandversorgung insbesondere der Gewerbestandorte mit Übertragungsraten von 100 MBit/s an, mit dem Ziel die technische Infrastruktur als Standortmerkmal gegenüber anderen Standorten herauszustellen.

2.1.3

Gewerbe- und Industrieflächen

Ausgangssituation 2006 Im Jahr 2006 verfügte die Wirtschaftsregion Westlausitz über ein Angebot von insgesamt 25 Gewerbe- und Industrieflächen5 mit einem überschlägigen Gesamtvolumen von rd. 880 ha. Der Industrieflächenanteil überwog dabei mit rd. 60 %, der Anteil der Gewerbeflächen betrug rd. 40 %. Der Auslastungsgrad belief sich 2006 auf knapp 65 %, d. h. im Jahr 2006 standen über 300 ha für Ansiedlungen zur Verfügung. Die bedeutendsten Einzelstandorte und die größten Flächenreserven waren auf den Standorten der BASF in Schwarzheide, im Industriegebiet-Süd in Lauchhammer sowie im Gewerbe- und Industriepark (GIP) in Finsterwalde / Massen vorhanden. Zwei Industrieparks in Großräschen (Sonne) und Senftenberg (Marga) ergänzten das Angebot. Im unmittelbaren Umfeld der fünf Städte ist der Gewerbepark am Eurospeedway Lausitz zu nennen, der zur Gemarkung Schipkau gehört. Ein differenzierter Überblick über die einzelnen Flächenangebote bestand nicht; zugleich wurden an verschiedenen Standorten Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich der infrastrukturellen Ausstattung formuliert, die zum Teil Eingang in die Maßnahmen fanden (s. u.). Ergebnisse der Gewerbeflächenstudie 2009/20106 und aktueller Stand 2013 Anlass für die Erarbeitung der Gewerbeflächenstudie im Jahr 2009 waren die schon 2006 festgestellten Optimierungsbedarfe sowie die Prüfung einer zukünftig gewerblich-industriellen Nutzung des Sonderlandeplatzes Schwarzheide / Schipkau. Dieser Standort wurde landesplanerisch als Vorsorgestandort für eine gewerblich-industrielle Großansiedlung eingeschätzt. Als Zielstellung des Gutachtens wurde daraufhin die Profilierung aller Gewerbe- und Industrieflächen im RWK Westlausitz ein-

5

Die Flächen am Standort Massen bei Finsterwalde werden in die Betrachtung der Flächenangebote einbezogen. 6 Gewerbeflächenstudie RWK Westlausitz - Verbesserung der Standort- und Investitionsvoraussetzungen für Unternehmen der Branchenkompetenzfelder im Regionalen Wachstumskern Westlausitz sowie in der Gemeinde Schipkau, 2009/2010, complan Kommunalberatung / Prognos AG. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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schließlich der Gemeinde Schipkau formuliert. Für ausgewählte Standorte - inkl. den Sonderlandeplatz Schwarzheide / Schipkau - wurden vertiefende Untersuchungen und Bewertungen durchgeführt und Empfehlungen zur Umsetzung formuliert. Abb. 3: Gewerbe-/Industrieflächen im RWK Westlausitz inkl. Gemeinde Schipkau, Stand 2009

Quelle: Gewerbeflächenstudie RWK Westlausitz, 2009/2010, complan Kommunalberatung / Prognos AG

Im Ergebnis wurden für die fünf Städte in der Wirtschaftsregion Westlausitz 27 erschlossene sowie genehmigungsrechtlich gesicherte Gewerbe- und Industriestandorte mit unterschiedlichen Flächengrößen und -kapazitäten identifiziert. Insgesamt waren 2006 rd. 1.041 ha Flächen vorhanden, wovon rd. 667 ha Fläche genutzt und rd. 374 ha für eine Entwicklung zur Verfügung standen7. Bis zum Jahr 2020 waren an sieben Standorten (u. a. am Sonderlandeplatz Schwarzheide-Schipkau) Flächenerweiterungen in einem Umfang von rd. 238 ha geplant. Die Standorte verfügen über sehr unterschiedliche Ausstattungsqualitäten - von einer einfachen Ausstattung bis zu Technologiepark-ähnlichen Merkmalen. Die meisten Standorte waren durch einen Mix von Unternehmen verschiedener Branchen des verarbeitenden Gewerbes bzw. diversifizierten Dienstleistungs-, Service-, Handels- und Produktionsunternehmen gekennzeichnet. Eine explizite Branchenausrichtung besteht lediglich in der Stadt Schwarzheide mit dem Standort der BASF. Die Flächen sind aufgrund guter Vermarktungsaktivitäten zu durchschnittlich zwei Drittel ausgelastet, wobei der Auslastungsstand je Kommune zwischen 47 % und 74 % variiert. Die Auslastung der Flächen im Eigentum der Kommunen ist zum Teil weitaus höher. Von den größeren Flächen werden lediglich der GIP Finsterwalde / Massen und der Lausitz-Industriepark Sonne in Großräschen durch die Kommunen vermarktet und verfügten über große zusammenhängende Flä-

7

Mit Gemeinde Schipkau 32 Flächen, rd. 1.591 ha Flächen insgesamt und rd. 591 ha freie Flächen (davon rd. 130 ha zu diesem Zeitpunkt - 2009 - noch nicht verfügbar). complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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chenpotenziale. Für Unternehmensansiedlungen sowie -erweiterungen auf kommunalen Standorten standen damit nur geringe und mehrheitlich kleinteilige Flächen zur Verfügung, so dass die Neuausweisung verschiedener Standorte geprüft wurde. Insgesamt verfügt die Wirtschaftsregion Westlausitz (inkl. Gemeinde Schipkau) quantitativ betrachtet über ein auch in der Perspektive bis 2020 ausreichendes Angebot an freien Flächen. In der Praxis bzw. in der qualitativen Bewertung wurden jedoch bereits 2009 eine Reihe von Einschränkungen sichtbar. Beispielsweise stehen die Flächen der BASF (Umfang rd. 230 ha) lediglich Unternehmen aus dem Cluster Kunststoffe / Chemie offen; andere Ansiedlungen sind hier nicht möglich. Weiterhin sind baurechtlich gesicherte, jedoch vom Grundwasseranstieg bedrohte, aufgrund von Kippenflächen nicht für alle Nutzungen geeignete bzw. nur mit hohem Aufwand entwickelte Flächen8 auch langfristig nicht vermarktbar. Das tatsächlich verfügbare Flächenpotenzial reduziert sich somit auf rd. 200 ha. Hier handelt es sich vor allem um kleinere Flächen (bis 1 ha Größe) oder um mittlere Flächen (bis 10 ha Größe). Trotz einzelner Standortdefizite ist das Flächenangebot der kleinen und mittleren Flächen umfangreich und in der Summe quantitativ ausreichend. Dies wird auch durch die aktuelle Flächenbilanz bestätigt. Anders ist die Situation bei Flächen über 10 ha. Für eine Ansiedlung stehen im RWK Westlausitz derzeit nur die drei Standorte Gewerbe- und Industriepark Finsterwalde / Massen, Lausitz-Industriepark Sonne (Großräschen), und Lausitz-Industriepark Marga (Senftenberg) zur Verfügung. Flächenanfragen über 15 ha können im RWK Westlausitz somit nicht bedient werden bzw. eine Ansiedlung ist nicht unmittelbar möglich. Hier ist jedoch zu beachten, dass die Nachfrage und Interessen nach größeren Ansiedlungen begrenzt sind; die Dynamik liegt eher bei kleineren Flächen. Dafür spricht auch, dass die noch 2009/2010 geplanten Erweiterungen vor allem größerer, zusammenhängender Flächen mit einem Gesamtumfang von rd. 238 ha u. a. mangels Nachfrage bisher nicht realisiert wurden. Die geringere Nachfrage nach größeren Flächen wurde auch durch die vom RWK Westlausitz u. a. im Ergebnis der Gewerbeflächenstudie 2009 angestoßenen Aktivitäten zum Direktmarketing bestätigt. Hier wurde versucht, ergänzend zu den in der Region bereits vorhandenen Branchenkompetenzen (Metall, Maschinenbau, Automotive etc.) Unternehmen für den Standort und eine Investition durch direkte Ansprache (Messen, B2B-Kontakte) zu interessieren. Die Interessen und Nachfragen beziehen sich dabei ausschließlich auf eher kleinere Investitionen und Nachfrage bis zu einem Umfang von 2 ha. Die aktuelle Überprüfung der Flächenausstattung ggü. dem Stand 2009 zeigt folgende Ergebnisse: ≡

Die Flächenausstattung hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert; in Senftenberg sind zwei kleinere Standorte mit zusammen rd. 15 ha hinzugekommen.



Durch mehrere, eher kleine Ansiedlungen hat sich der Umfang der genutzten Flächen um etwa 15 ha auf knapp 700 ha erhöht; die Auslastungsquote nahm von 64 % auf 66 % leicht zu.



Neben der quantitativen Bilanz wird die qualitative Ausstattung der Gewerbeflächen (Breitband, ÖPNV-Anbindung, Unternehmensumfeld etc.) immer wichtiger und zusehends zum Standortargument.

8

Vor allem Standorte in Lauchhammer, Senftenberg und Schipkau.

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Tab. 1: Industrie- und Gewerbeflächenbilanz 2009 vs. 2013 Flächenangebot 2009

Flächenangebot 2013

Standorte

Umfang (ha)

davon frei (ha)

Auslastung in %

Standorte

Umfang (ha)

davon frei (ha)

Auslastung in %

Finsterwalde

7

214,0

57,3

73

7

204,2

50,0

76

Großräschen

4

128,5

33,8

74

4

128,5

33,8

74

Lauchhammer

4

242,9

115,0

47

4

242,9

103,0

58

Schwarzheide

4

308,0

119,4

61

4

308,0

118,1

62

Senftenberg

8

147,2

48,8

67

10

162,5

54,6

66

RWK Westlausitz

27

1.040,6

374,3

64

29

1.046,1

359,5

66

Quelle: Gewerbeflächenstudie RWK Westlausitz, 2009/2010, eigene Recherchen und Berechnungen nach Angaben der Kommunen (Stand Mai 2013).

Vor diesem Hintergrund besteht aktuell kein Bedarf, die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Gewerbeflächenstudie 2009/2010, die in dem Grundsatzbeschluss zur Umsetzung der Ergebnisse vom Oktober 2010 untersetzt wurden, grundsätzlich zu überarbeiten. Es gilt weiterhin ≡

im Rahmen des Flächenmonitorings die Fortführung und Aktualisierung der Standort- / Flächenprofile auf Basis der bestehenden Übersichten und Erkenntnisse zu sichern und in ein regionales Flächenmanagement einzuspeisen,



sich zwischen den Städten im Sinne einer Arbeitsteilung hinsichtlich der flächenbezogenen Entwicklungsziele9 abzustimmen,



das gemeinsame Flächenmarketing der als besonders geeignet identifizierten und für die RWKProfilierung ausgewählten Flächen (Premiumstandorte)10 fortzuführen und



bei der geplanten Neuausweisung von Flächen die Abstimmung und den Ausgleich mit den Partnern in der Region und dem Umland zu suchen.

Darüber hinaus bleibt es Aufgabe jeder einzelnen Kommune, die qualitativen Rahmenbedingungen für mehr wirtschaftliche Tätigkeit auf „ihren“ Gewerbegebieten zu sichern bzw. diese zu optimieren. Mittelfristig überprüft werden sollte, ob die bisher formulierte Perspektive für den Sonderlandeplatz Schwarzheide / Schipkau als gemeinsamer Vorzugsstandort ausschließlich für eine industrielle Großansiedlung (Flächenumfang bis zu 96 ha) angesichts der auch absehbar geringen Realisierungsaussichten Bestand haben kann. Ziel des Landes Brandenburg ist es weiterhin, diesen Standort für eine industrielle Großansiedlung bereit zu halten.

9

Beispielsweise Nutzung der Kompetenzen am Standort Schwarzheide für die Stärkung der Cluster Kunststoffe / Chemie im Umfeld der BASF sowie an den Standorten Gewerbe- und Industriepark Finsterwalde/Massen, Lausitz-Industriepark Sonne (Großräschen) und Lauchhammer Süd (Lauchhammer) im Cluster Metall. Ferner macht es Sinn, die Neuentwicklung am Standort Sedlitzer See (Nordufer, Senftenberg) in Richtung Wasser affines Gewerbe im Sinne der Branchenprofilierung gemeinsam zu unterstützen. 10 Dazu zählen der GIP - Gewerbe- und Industriepark Finsterwalde / Massen, der Lausitz-Industriepark Sonne (Großräschen) und der Lausitz-Industriepark Marga (Senftenberg). Im Mai 2013 wurde auch der Industrie- und Gewerbepark Lauchhammer Süd in die Liste der Premiumstandorte aufgenommen, da hier die notwendigen Voraussetzungen geschaffen wurden. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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2.1.4

Regional bedeutende Infrastruktur und zentrale Funktionen

Bildung / Wissenschaft Im Umfeld des Wandels von der Industrie- zur Wissensgesellschaft, verbunden mit gestiegenen Wissensbedarfen und einer steigenden Nachfrage der Wirtschaft nach qualifizierten Fach- und Führungskräften, ist ein moderner Wirtschaftsraum in hohem Maße abhängig von einer innovativen und gut aufgestellten Bildungslandschaft. Seit Juli 2013 ist Senftenberg ein Hochschulstandort der neugegründeten Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Vorausgegangen war die gesetzlich verankerte11 Zusammenlegung der ehemaligen Hochschule Lausitz (FH) mit den Standorten Senftenberg/Cottbus und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU). Während das Profil des Standortes Senftenberg traditionell auf den Fachhochschulbereich (technische Studiengänge) ausgerichtet war, wird sich der Schwerpunkt im Zuge der Neugründung der BTU Cottbus-Senftenberg stärker auf den Hochschulbereich verlagern. Die Schwerpunkte des Lehrangebotes am Standort Senftenberg liegen im Bereich der naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung, die es auch künftig zu festigen gilt. Anhand dieses Profils bestehen Potenziale für inhaltliche Verknüpfungen und Rückkoppelungen zwischen Forschungsaktivitäten der BTU Cottbus-Senftenberg und jenen Unternehmen im RWK Westlausitz, die mit F&E-intensiven Warengruppen am Markt positioniert sind. Hier stehen vor allem die in den letzten Jahren stark wachsenden, innovativen und mittelständischen Unternehmen im Mittelpunkt. Angesichts der modernen Ausbildungsbedingungen und Forschungskompetenzen mit z. T. internationaler Reputation, spielt der Hochschulstandort Senftenberg die tragende Rolle für die Ausbildung von akademischen Nachwuchskräften im RWK Westlausitz. Der RWK Westlausitz verfügt mit dem Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e. V. (FIB) in Finsterwalde über eine weitere wissenschaftsnahe Einrichtung. Im Bereich der außeruniversitären Berufsaus- und -weiterbildungsangebote sowie im Bereich der schulischen Berufsausbildung stehen im RWK Westlausitz mehrere Einrichtungen in privaten und öffentlichen Trägerschaften zur Verfügung, verteilt an folgenden Standorten: ≡

Finsterwalde: Produktentwicklungs-, Initiativ- und Lehrzentrum Finsterwalde/Lausitz GmbH (PILZ GmbH) sowie die Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz GmbH (EEPL GmbH)



Großräschen: Lehrbauhof Großräschen und Ausbildungsstätte für Gebäudereiniger der Handwerkskammer Cottbus



Lauchhammer: TÜV Rheinland Akademie GmbH, Wirtschaftsentwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH (WEQUA), IBS-CEMEs Institut GmbH; Berufliche Schule für Sozialwesen der HEC Lauchhammer



Schwarzheide: Oberstufenzentrum Lausitz, mit drei Abteilungen

11

>

Abteilung 1 am Seecampus Schwarzheide mit Berufsschule für Chemieberufe, Berufliches Gymnasium mit dem Schwerpunkt Technik und Wirtschaft , Fachoberschule Ernährung Technik - Wirtschaft und Verwaltung, Fachschule - Techniker

>

Abteilung 2 in Sedlitz mit Berufsschule für kaufmännische Bereiche, Ernährung Hauswirtschaft, Restaurantwesen und

>

Abteilung 3 in Lauchhammer: Berufsschule Metallberufe und Berufskraftfahrer

Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz, 2013.

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16



Senftenberg: EUOPANORAT Wirtschaftsakademie, Fortbildungsakademie der Wirtschaft gGmbH, Kreisvolkshochschule Oberspreewald Lausitz, TÜV Nord Bildung GmbH & Co. KG.

Die allgemeinbildenden Schulen in den Sekundarstufen I und II sind in den Städten des RWK Westlausitz in allen Schulformen vorhanden, darunter je ein Gymnasium in Finsterwalde, Schwarzheide und Senftenberg. Mit der Zusammenführung des Emil-Fischer-Gymnasiums und des Oberstufenzentrums Lausitz in den „SeeCampus Niederlausitz“ und der Ausprägung eines naturwissenschaftlichsprachlichen Schwerpunktes erhielt das Bildungsangebot im RWK Westlausitz einen wichtigen Impuls. Dank zahlreicher Ausbildungsmessen und Aktivitäten der beruflichen Frühorientierung sind diese Themen im schulischen Alltag präsent. Beispielsweise wird Praxislernen an allen Oberschulen der Region umgesetzt. Die Ausstattung mit entsprechenden Einrichtungen ist in der Summe gut und ausreichend. Die Herausforderung liegt zukünftig darin, die Angebote auf einem qualitativ hochwertigen Niveau zu entwickeln und an den Bedarfen der Arbeitswelt bzw. der beruflichen Herausforderungen auszurichten. Gesundheit / medizinische Angebote Für die gesundheitliche Versorgung werden im RWK Westlausitz zwei Krankenhäuser in den Versorgungsstufen der Grund- und Regelversorgung vorgehalten: das Klinikum Finsterwalde (Krankenhaus der Grundversorgung) der Elbe-Elster-Klinikum GmbH sowie das Klinikum Niederlausitz GmbH an den Standorten Senftenberg und Lauchhammer (Krankenhaus der Regelversorgung). Im Dritten Brandenburger Krankenhausplan für den Zeitraum 2014 bis 2018 sollen die Klassifizierungen der Krankenhausstandorte im RWK Westlausitz unverändert und das Angebot an vollstationären Betten konstant bleiben. Zugleich sind im RWK Westlausitz unabhängig vom zunächst mittelfristigen Erhalt der Krankenhausstandorte bereits Probleme bei der Allgemein- und Facharztversorgung sichtbar. Zudem wurden in der Vergangenheit spezielle Leistungen und Angebote der Kliniken (zum Beispiel Geburtsstation in Finsterwalde) geschlossen und an andere Standorte verlagert. Dieses Thema und die Sicherung der langfristigen Gesundheitsversorgung sind Zukunftsthemen, die im RWK Westlausitz aufgegriffen werden sollen. Kultur / Freizeit / Naherholung Für die Freizeitgestaltung bietet der RWK Westlausitz ein thematisch breit gefächertes Angebot für unterschiedliche Interessenlagen und Altersgruppen. Die Neue Bühne Senftenberg mit dem Amphiteater am Senftenberger See bespielt ein vielfältiges Kulturprogramm, mit z. T. überregionaler Anziehungskraft. Kinostandorte sind Finsterwalde und Schwarzheide. Die geschichtlichen Zeugnisse der Niederlausitz werden anhand mehrerer Museen und Freilichtanlagen eindrucksvoll dargestellt. Sportangebote auf kommunaler Ebene, die Skihalle Snowtropolis in Senftenberg und der EuroSpeedway Lausitz im benachbarten Schipkau runden das Angebot ab. Die Projekte der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land 2000 - 2010 waren wichtige Impulsgeber für die touristische Entwicklung im RWK Westlausitz und werden weiterhin als Besucher- und Publikumsmagnete eine zentrale Rolle für die touristische Entwicklung einnehmen, zum Beispiel das Besucherzentrum an den IBA-Terrassen in Großräschen. Mehrere Landmarken (Biotürme Lauchhammer, Seebrücke Großräschen, Förderbrücke F60) sind markante Zeugnisse einer mehr als 100jährigen Bergbautradition der Lausitz und tragen zur regionalen Identifikation bei. Im Zuge der umfänglichen Wiedernutzbarmachung der Bergbaufolgelandschaft entsteht das Lausitzer Seeland: eine touristische Destination mit insgesamt 23 touristisch nutzbaren Bergbaufolgeseen.

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Mit dem Bau von 13 schiffbaren Kanälen sollen zehn Seen miteinander verbunden und auf einer Gesamtfläche von rd. 7.000 Hektar schiffbar gemacht werden. Ein erster Meilenstein war die Eröffnung des rd. 1 km langen Koschener Kanals zwischen Senftenberger See und Geierswalder See im Juni 2013. Während die Stadt Senftenberg mit dem im Frühjahr 2013 eröffneten Stadthafen näher an den Senftenberger See heranrückte, wird die südliche Stadtkante Großräschens mit dem Stadthafen zukünftig am Ufer des Großräschener See liegen. In der Gesamtheit ist das Lausitzer Seenland ein weicher Standortfaktor von hoher Bedeutung für die Städte im RWK-Westlausitz. Vor diesem Hintergrund zählt die Vermarktung zu den prioritären Aufgaben in der zukünftigen Agenda des RWK.

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18

Abb. 4: Übersicht regional bedeutsamer Infrastrukturen

Quelle: eigene Darstellung

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19

2.2 Wirtschaftliche Entwicklung und sozioökonomische Daten 2.2.1

Bevölkerungsentwicklung und Arbeits-/Fachkräftepotenzial

Die Westlausitz hat wie alle Regionen im äußeren Entwicklungsraum des Landes Brandenburg seit Anfang der 1990er Jahre starke Einwohnerverluste zu verzeichnen. Auch wenn das Tempo des Bevölkerungsrückgangs sich in den letzten Jahren verlangsamte, ist keine Trendumkehr erkennbar. Während bis etwa 2005 der überwiegende Anteil des Rückgangs durch Abwanderung begründet wurde, spielt inzwischen der anhaltend negative Saldo der natürlichen Entwicklung die entscheidende Rolle. Tab. 2: Bevölkerungsentwicklung seit 1990 Veränd. ggü. 1990 (ohne Zensus)

jeweils 31.12. 1990

2000

2005

2010

2012 (nachrichtlich)

2012 (Zensus)

abs.

in %

Finsterwalde

23.670

20.103

18.693

17.407

17.064

16.677

-6.606

-28

Großräschen

14.424

12.693

11.335

10.262

9.870

9.010

-4.554

-32

Lauchhammer

24.604

20.769

18.697

16.956

16.431

15.624

-8.173

-33

Schwarzheide

8.913

7.203

6.555

6.053

5.938

5.855

-2.975

-33

36.683

31.374

28.774

26.530

25.868

25.061

-10.815

-29

108.299

92.142

84.054

77.208

75.171

72.227

-36.072

-31

Senftenberg

RWK WL

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Abb. 5: Bevölkerungsprognose für den RWK Westlausitz auf Basis des Jahres 2010

Index (Basisjahr 2010=100)

105 100 95 90 85 80 75 70 2010

2012

2015

2020

Finsterwalde

Großräschen

Lauchhammer

Senftenberg

RWK WL gesamt

Land Brandenburg

2025

2030

Schwarzheide

Quelle: Bevölkerungsprognose des Amtes für Statistik (Basisjahr 2010, ohne Zensus); eigene Berechnungen.

Das Amt für Statistik (AfS) Berlin-Brandenburg geht auch in Zukunft von einer anhaltend negativen Entwicklung aus und benennt vor allem die niedrige Geburtenrate als wesentliche Ursache. Ende 2012 hatte der Wachstumskern rd. 30 % weniger Einwohner als noch 1990. Bis zum Jahr 2020 wird

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

20

die Einwohnerzahl (zensusbereinigt) voraussichtlich auf 65.000 bis 67.000 Einwohner zurückgehen. Zudem ist der Wanderungssaldo insbesondere junger Menschen und der Menschen im erwerbsfähigen Alter weiter negativ und bewirkt anhaltend eine Reduzierung der Zahl der potenziell Erwerbstätigen. Umso bemerkenswerter ist die in den vergangenen Jahren seit 2005 erkennbare positive Arbeitsplatzentwicklung (s. u.). Trotz zurückgehendem Arbeitskräfte- und Erwerbspersonenpotenzial konnte das entstandene Arbeitsplatzangebot aus dem Reservoir in der Region sowie aus dem weiteren Umland (Pendlerüberschuss, s. u.) gedeckt werden. Gleichwohl liegen die Arbeitslosenquoten (Stand Juni 2013) insbesondere in den Geschäftsstellen Senftenberg (15,0 %) und Finsterwalde (14,3 %) deutlich über dem Landesdurchschnitt sowie über dem Wert für den Arbeitsamtsbezirk Cottbus (10,8 %) insgesamt. Die Bevölkerungs- und Altersstrukturentwicklung hat erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Bereits im Zuge der STEK-Erarbeitung 2006 wurde in den durchgeführten Branchen-, Unternehmensund Fachgesprächen auf den tatsächlichen und rechnerisch absehbaren Fachkräftemangel hingewiesen. Diese Einschätzung hat sich aktuell noch weiter gefestigt – die Fach- und Arbeitskräftesicherung wird von den Städten, den Unternehmen und weiteren Partnern als zentrale Zukunftsaufgabe beschrieben. Die wachsende „Lücke“ zwischen regional vorhandenem Arbeits- und Fachkräftepotenzial und der Arbeitskräftenachfrage stellt auch vor dem Hintergrund der zukünftigen altersstrukturellen Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten das zentrale Entwicklungshemmnis für eine weitere positive wirtschaftliche Entwicklung dar. Mit anderen Worten: Das Arbeitsplatzniveau zu halten ist die wesentliche Herausforderung und erfordert zum einen die Mobilisierung aller Gruppen des Arbeitsmarktes sowie die gezielte Zuwanderung. Abb. 6: Arbeitsplatzangebot und Erwerbspersonenpotenzial 2005 bis 2030 60.000

Personen

50.000

40.000

30.000

20.000 2005

2012

2015

2020

2025

2030

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre)

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

21

2.2.2

Beschäftigung und Arbeitsmarkt

Arbeitsplatz- und Beschäftigungsentwicklung Bei der Beschäftigungs- und Arbeitsplatzentwicklung hat sich die insgesamt positive Entwicklung der vergangenen Jahre stabilisiert. Nachdem im Jahr 2005 noch rd. 25.900 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vorhanden waren, stieg die Zahl bis Mitte 2012 auf knapp 27.400 an (+ 6 %). Wie im nahezu gesamten Land Brandenburg, hat im Jahr 2012 aufgrund der konjunkturellen Entwicklung kein weiterer Beschäftigungsaufbau mehr stattgefunden. Die stärksten Zuwächse waren absolut in Senftenberg und Finsterwalde vorhanden; relativ gesehen stieg die Arbeitsplatzzahl am stärksten in Großräschen und Senftenberg. Leichte Rückgänge waren in Lauchhammer und Schwarzheide zu verzeichnen. Die Arbeitsplatzquote (Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der Region im Verhältnis zur Einwohnerzahl) stieg basierend auf der parallel negativen Bevölkerungsentwicklung deutlich von 31 % (2005) auf über 38 % (zensusbereinigt) und liegt damit über dem Landesdurchschnitt (31 %). Tab. 3: Arbeitsmarkt und Beschäftigung 2005 bis 2012 Sozialvers.-pflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Jahr 2005

in %

2012

Sozialvers.-pflichtig Beschäftigte am Wohnort

Veränd. 2005-12 in %

abs.

in %

Jahr 2005

in %

Veränd. 2005-12

2012

in %

abs.

in %

Finsterwalde

4.978

21

5.433

33

455

9

4.804

25

5.289

34

485

10

Großräschen

2.404

21

2.685

30

281

12

3.028

26

3.077

33

49

2

Lauchhammer

4.389

23

4.139

26

-250

-6

4.852

26

5.161

38

309

6

Schwarzheide

4.240

64

3.963

68

-277

-7

2.380

35

2.233

32

-75

-3

Senftenberg

9.869

34

11.151

44

1.282

13

7.817

27

7.977

32

160

2

RWK WL

25.880

31

27.371

22.809

27

23.737

33

Land Brand.

27

38 31

1.491

7 10

32

928

4

36

10

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2005 bis 2012.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse stieg von rd. 22.900 (2005) auf rd. 23.400 (2012), dies ist ein Zuwachs von rd. 6 %. Die Beschäftigungsquote stieg von 27 % auf 33 % (zensusbereinigt). Der entsprechende Wert auf Landesebene beträgt 36 % und zeigt, dass hinsichtlich der Mobilisierung der Menschen im erwerbsfähigen Alter für den Arbeitsmarkt in der Westlausitz noch Optimierungsmöglichkeiten bestehen bzw. ein Erwerbspersonenpotenzial rein rechnerisch betrachtet noch vorhanden ist. Auffällig ist der Rückgang der Zahl der Beschäftigten in der Stadt Schwarzheide zwischen 2005 und 2012. Hier macht sich u. a. die spezifische Altersstruktur der Beschäftigten bei der BASF als den mit Abstand größten Arbeitgeber mit erfolgten Verrentungen bemerkbar. Grund für nicht erfolgte Nachbesetzungen am Standort waren auch die noch nicht ausreichenden Investitionen im Logistikbereich am Standort Schwarzheide, in deren Folge die Investitionsentscheidung des Unternehmens zur TDIAnlage zugunsten des Standortes Ludwigshafen getroffen werden musste. In diesem Zusammenhang besteht dringender Handlungs- und Unterstützungsbedarf. Die Herstellung des 600 m langen Güterverladegleises am Bahnhof Ruhland in Verbindung mit dem KV-Terminal ist für die langfristige Standcomplan Kommunalberatung – 27. September 2013

22

ortsicherung von herausragender Bedeutung. Zugleich weist Schwarzheide durch die BASF als größten Arbeitgeber der Region ein ausgesprochen hohes positives Pendlersaldo auf. Qualifikationsstruktur der Beschäftigten am Arbeitsort Zwischen 2006 und 2011 hat sich die Zahl der Beschäftigten mit betrieblicher Ausbildung mit Arbeitsort in der Wirtschaftsregion Westlausitz um knapp 1.100 (+ 7 %) erhöht. Hingegen nahm die Zahl der Beschäftigten mit (Fach)Hochschulabschluss (- 3 %) geringfügig sowie ohne Ausbildung (- 16 %) deutlich ab. Die hohe Bedeutung des produzierenden / verarbeitenden Gewerbes wird in dieser Entwicklung deutlich, ebenso wie die Tatsache, dass Erwerbstätige ohne abgeschlossene Ausbildung trotz des guten Arbeitsplatzangebotes zunehmend Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben bzw. bekommen. Zugleich ging der Anteil der Beschäftigten mit akademischem Abschluss von etwa 11 % (2006) auf rd. 10 % (2011) zurück. Dies ist im bundesdeutschen Vergleich unterdurchschnittlich, liegt aber auf ähnlichem Niveau wie an anderen brandenburgischen Standorten mit einem hohen Anteil von Arbeitnehmern im verarbeitenden Gewerbe (Eberswalde, Schwedt/Oder u a.). Der RWK Westlausitz sieht in der stärkeren Verankerung der BTU Cottbus am Campus Senftenberg in der Region und der Vernetzung mit den Unternehmen insbesondere im Hinblick auf ingenieurwissenschaftliche Studiengänge Handlungsbedarf und Möglichkeiten, den Anteil der Beschäftigten mit akademischem Abschluss zu erhöhen. Tab. 4: Qualifikation der Beschäftigten am Arbeitsort 2006 und 2011 davon Insgesamt

2006

ohne Ausbildung

ohne Angabe/ Ausb. unbek.

4.918

3.582

449

333

554

Großräschen

2.499

1.503

163

269

564

Lauchhammer

4.334

3.149

474

395

316

Schwarzheide

4.155

2.833

601

316

405

10.182

5.708

1.157

876

2.441

26.088

16.775

2.844

2.189

4.280

Finsterwalde

5.546

3.974

535

300

737

Großräschen

2.539

1.639

133

257

510

Lauchhammer

4.268

2.922

447

337

562

Schwarzheide

4.016

2.852

497

290

377

11.028

6.479

1.151

644

2.754

27.397

17.866

2.763

1.828

4.940

abs.

1.309

1.091

-81

-361

660

in %

5

7

-3

-16

15

RWK WL

Senftenberg

RWK WL Veränd. ggü. 2006

akadem. Abschluss

Finsterwalde

Senftenberg

2011

betriebl. Ausbildung

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2006 und 2011.

Die Unternehmens- und Branchenstruktur in den Städten zeigt sich auch in der jeweiligen Qualifikation der Beschäftigten. In Finsterwalde, Lauchhammer und Schwarzheide mit den Clusterschwerpunkten Metall und Kunststoffe / Chemie beträgt der Anteil der Beschäftigten mit betrieblicher Auscomplan Kommunalberatung – 27. September 2013

23

bildung fast 70 %. Beschäftigte mit akademischem Abschluss sind vor allem in Schwarzheide (BASF) überdurchschnittlich vertreten. Altersstruktur der Beschäftigten am Arbeitsort Aus der Betrachtung der Altersstruktur der Beschäftigten mit Arbeitsort in der Wirtschaftsregion Westlausitz zeichnet sich bereits heute ein erhöhter, ab 2020 noch deutlich sichtbarerer Ersatzbedarf ab. Während 2006 noch rd. 3.200 Menschen über 55 Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, stieg diese Zahl bis 2011 auf 4.800 (+ 50 %). Auch die Altersgruppe der Beschäftigten zwischen 45 und 54 Jahre nahm zwischen 2006 und 2011 zu (+ 8 %) und stellt mit rd. 8.700 Beschäftigten die mit Abstand größte Altersgruppe. Diese Altersgruppe wird spätestens ab 2025 relativ starke Jahrgänge (im Durchschnitt rd. 900 p. a.) aufweisen, die in den altersbedingten Ruhestand gehen. Zugleich hat sich die Zahl der unter 25-jährigen (- 12 %) sowie der 35- bis 44-jährigen (- 21 %) im gleichen Zeitraum zum Teil deutlich verringert. Diese Darstellung verdeutlicht eindrucksvoll, vor welchen Herausforderungen die Region hinsichtlich der Sicherung des Arbeitskräfteangebotes steht. Tab. 5: Altersstruktur der Beschäftigten am Arbeitsort 2006 und 2011 Davon Insgesamt unt. 25 J.

2006

45-54 J.

55-65 J.

üb. 65 J.

4.918

466

814

1.525

1.480

628

5

Großräschen

2.499

217

391

862

773

253

3

Lauchhammer

4.334

455

736

1.356

1.301

474

12

Schwarzheide

4.155

424

727

1.176

1.279

545

4

10.182

1.253

1.632

2.788

3.259

1.240

10

26.088

2.815

4.300

7.707

8.092

3.140

34

Finsterwalde

5.546

535

1.039

1.273

1.792

897

10

Großräschen

2.539

213

451

545

906

424

-

Lauchhammer

4.268

425

777

965

1.389

702

10

Schwarzheide

4.016

342

725

938

1.183

741

-

11.028

1.002

2.205

2.334

3.474

1.989

24

27.397

2.517

5.197

6.055

8.744

4.753

44

abs.

1.309

- 298

897

- 1.652

652

1.613

10

in %

5

-11

21

-21

8

51

29

RWK WL

Senftenberg

RWK WL Veränd. ggü. 2006

35-44 J.

Finsterwalde

Senftenberg

2011

25-34 J.

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2006 und 2011.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

24

2.2.3

Pendlermobilität

Der überwiegende Teil der zusätzlichen, zwischen 2005 und 2012 neu entstandenen Arbeitsplätze, wird von Arbeitnehmern mit Wohnort außerhalb der fünf Städte in der Wirtschaftsregion Westlausitz besetzt. Der positive Pendlersaldo der fünf Städte (abzüglich der Binnenpendler) liegt aktuell bei 3.600 und hat sich ggü. dem Stand von 2006 (2.900) deutlich erhöht. Dies macht deutlich, welchen hohen Stellenwert die Region als Arbeitsplatzstandort für das weitere Umland und die Region (insbesondere die Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz) hat. Innerhalb der Wirtschaftsregion Westlausitz haben vor allem die Städte Schwarzheide (BASF), Senftenberg (Kreissitz, Klinikum) und Finsterwalde (Umlandbedeutung) die relativ betrachtet höchsten positiven Pendlersalden. Abb. 7: Pendlerverflechtungen 2006 und 2012 im Vergleich

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2006 und 2012.

Der Vergleich der Pendlerrichtungen und des Pendleraufkommens zwischen 2006 und 2012 zeigt für die Wirtschaftsregion Westlausitz folgende Entwicklungstendenzen auf: ≡

Insgesamt hat das Pendler- und Mobilitätsvolumen 2006 bis 2012 weiter zugenommen; es gibt in der Summe etwa 1.300 mehr Einpendler und 600 mehr Auspendler. Damit verbunden ist eine erhöhte Bereitschaft der Beschäftigten zu pendeln und längere Arbeitswege auf sich zu nehmen12.

12

Die durchschnittliche Fahrleistung eines Berufspendlers beträgt in der Westlausitz 35 km (eine Strecke); zum Vergleich: der bundesdeutsche Durchschnittswert liegt bei rd. 19 km. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

25



Die Zahl der Nichtpendler, d.h. bei denen der Arbeits- und der Wohnort identisch sind, bleibt stabil und liegt bei rd. 9.700, d.h. bei etwa 28 % aller Arbeitsplätze.



Die Zahl der Binnenpendler bzw. Pendler zwischen den fünf RWK-Städten hat zugenommen; von rd. 3.900 (2006) auf rd. 4.200 (2012) und ist ein Zeichen für die zunehmende regionale Verflechtung.



Knapp zwei Drittel der Beschäftigten mit Wohnort im RWK Westlausitz arbeitet im RWK bzw. in den zugeordneten Mittelbereichen.



Weitere gut 20 % pendeln in das übrige Land Brandenburg und Cottbus aus. Die Bedeutung Berlins sowie der Wochenend- und Fernpendler geht langsam zurück und umfasst noch etwa 5 % der Auspendler.



Die Verflechtung mit Sachsen nimmt zu, insbesondere steigt die Bedeutung Dresdens als Arbeitsort für Arbeitnehmer aus der Westlausitz; auf der anderen Seite steigt das Pendleraufkommen beispielsweise aus dem Landkreis Bautzen deutlich an.

Abb. 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort (2012) Pendler mit Zielort in... 1% 4%

Nichtpendler (WO=AO) Binnenpendler (WO = AO im RWK)

9%

RWK-Umland (Mittelbereiche) 41 %

15 %

Cottbus übr. Brandenburg

6%

Sachsen

6%

Berlin

18 %

sonstige Zielorte

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2012.

Abb. 9: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort (2012) Pendler mit Herkunftsort aus... 1 % 0,1 %

Nichtpendler (AO = WO) Binnenpendler (AO = WO im RWK)

10 %

RWK Umland (Mittelbereiche) 36 % 22 %

Cottbus übr. Brandenburg Sachsen

2% 14 %

15 %

Berlin sonstige Herkunftsorte

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2012.

26

2.3 Unternehmen und Wirtschaftsstruktur 2.3.1

Zahl und Struktur der Unternehmen

Die Wirtschaftsstruktur des RWK Westlausitz ist weiterhin geprägt von einem diversifizierten und tragfähigen Unternehmensbesatz. Insgesamt sind im RWK Westlausitz knapp 1.950 Unternehmen vorhanden, davon zählen über 1.500 Unternehmen (rd. 80 %) zur Betriebsgrößenklasse der sog. Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten (Stand: 2011). Die Dominanz von Kleinstunternehmen basiert auf dem Strukturwandel, verbunden mit einer zunehmenden Spezialisierung und der Bildung von neuen Nischen im Dienstleistungssektor. Vor diesem Hintergrund hat sich die Anzahl der Kleinstunternehmen in den Jahren 2006 bis 2011 um über 50 Unternehmen (4 %) erhöht; die Zahl der Beschäftigten wuchs um etwa 8 %. Die Anzahl der kleinen und mittelständischen Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten hat sich mit zehn Unternehmen ebenfalls erhöht (Zuwachs der Beschäftigten + 10 %), während sich die Anzahl der mittelständischen Unternehmen bis zu 250 Beschäftigten im selben Zeitraum um zwölf Unternehmen verringerte. In der Gesamtheit sind im RWK Westlausitz rd. 370 Unternehmen in der Betriebsgrößenklasse von 10 bis 250 Mitarbeiter vorhanden (sog. kleine- und mittelständische Unternehmen, KMU). Mit einem Anteil von 19 % sind die KMU ein wichtiger Träger der Wirtschaftsstruktur des RWK Westlausitz. Insgesamt wird deutlich, dass das Beschäftigungswachstum der letzten Jahre insbesondere auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen (< 50 Beschäftigte) entfielen; die größeren Unternehmen sind von der Mitarbeiterzahl her eher stabil geblieben. Tab. 6: Zahl der Unternehmen nach Betriebsgrößen, 2006 und 2011 Davon

Unternehmen (mit SVB)

Kleinst-Unt. (0-9 Besch.)

Klein-Unt. (10-49 Besch.)

Groß-Unt. (über 250 Besch.)*

mittl. Untern. (50-249 Besch.)

Finsterwalde

502

421

61

11

9

Großräschen

212

164

35

13

0

Lauchhammer

322

260

44

13

5

Schwarzheide

193

132

50

8

3

Senftenberg

649

501

105

37

6

1.878

1.478

295

82

23

Finsterwalde

497

408

67

11

11

Großräschen

227

182

35

10

0

Lauchhammer

358

288

53

14

3

Schwarzheide

195

142

44

6

3

Senftenberg

658

511

106

35

6

1.935

1.531

305

66

23

abs.

57

53

10

-16

0

in %

3

4

3

-20

0

2006

RWK WL

2011

RWK WL Veränd.

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, 2006 und 2011; Basis sind Unternehmen mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (* = Angaben zum Teil geschätzt). complan Kommunalberatung – 27. September 2013

27

Von Bedeutung sind ferner die Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Insgesamt fallen 23 Unternehmen in diese Betriebsgrößenklasse; das größte Unternehmen ist der BASF-Standort in Schwarzheide mit rd. 1.700 Beschäftigten. Die Präsenz der Großunternehmen und die regional breit gestreute und stabile KMU-Struktur verleihen dem RWK Westlausitz ein unverkennbares Standortgepräge, abseits von konjunktur- und krisenanfälligen Monostrukturen. 2.3.2

Branchenkompetenzfelder und Cluster

Beschäftigte nach Sektoren und Wirtschaftsabschnitten Im Ergebnis des Strukturwandels verfügt der RWK Westlausitz über traditionell starke wirtschaftliche Kompetenzen im Bereich des verarbeitenden Gewerbes. Für den RWK Westlausitz zählen die Branchen Metallbe- und -verarbeitung sowie Kunststoffe & Chemie weiterhin zu den Leit- und Schlüsselbranchen und verweisen auf die lange Tradition des verarbeitenden Gewerbes in der Lausitz. Träger des produzierenden Gewerbes (u. a. verarbeitendes Gewerbe, Energie, Baugewerbe) ist die „Lausitzer Mischung“ aus KMU-Unternehmen und den standortprägenden Großunternehmen mit rd. 10.100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Tab. 7: Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabschnitten davon (Auswahl)* insgesamt

prod. Gewerbe (verarb. Gewerbe, Bau etc.)

Handel, Verkehr u. Gastgewerbe

Unternehmens-DL.

öffentli. u. priv. DL

Finsterwalde

5.131

1.134

1.029

907

1.675

Großräschen

2.747

989

521

236

271

Lauchhammer

4.472

1.602

777

421

1.174

Schwarzheide

4.120

2.551

207

44

166

Senftenberg

10.324

2.468

2.021

1.989

3.410

RWK WL

26.794

8.744

4.555

3.597

6.696

Finsterwalde

5.433

1.540

1.116

895

1.851

Großräschen

2.685

1.304

553

380

414

Lauchhammer

4.139

1.881

682

580

973

Schwarzheide

3.963

2.497

483

684

299

Senftenberg

11.151

2.916

2.083

2.265

3.826

RWK WL

27.371

10.138

4.917

4.804

7.363

abs.

577

1.394

362

1.207

667

in %

2

16

8

34

10

2008

2012

Veränd.

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, 2008 und 2012; Basis sind Unternehmen mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. *Summen-Differenzen sind möglich aufgrund von notwendigen Anonymisierungen bzw. aufgrund der Tatsache, dass einige Wirtschaftsabschnitte [Land-/Forstwirtschaft] nicht vertreten sind.

Die anderen Wirtschaftssektoren umfassen eine größere Unternehmens-, jedoch gleichzeitig geringere Beschäftigtenzahl. Das stärkste Beschäftigungswachstum im RWK Westlausitz verzeichnet der Bereich der Unternehmensdienstleister: im Zeitraum der Jahre 2008 bis 2012 betrug der Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1.200 bzw. 34 %. Treiber dieser Entwicklung ist die Abgabe

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

28

von Unternehmensaufgaben aus der Industrie an Drittunternehmen, wobei insbesondere dem Outsourcing von wissensintensiven Dienstleistungen (u. a. F&E- / Ingenieurdienstleistungen, IT-Prozesse, Marketing) eine wachsende Bedeutung zukommt. Diese divergierende Entwicklung ist Ausdruck des anhaltenden Strukturwandels und nicht allein auf den RWK Westlausitz beschränkt. Trotz des Beschäftigtenrückgangs des sekundären Sektors wird die Industrie im RWK Westlausitz ebenso wie in Brandenburg und Deutschland insgesamt weiterhin einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Gerade in den sog. technologieintensiven „Exzellenzen“ und „Gewinnerbranchen“ wird die Beschäftigung im langfristigen Verlauf dank eines Wachstums der Wertschöpfung stabil bleiben und in geringem Maße von Rationalisierungen betroffen sein, während dagegen altindustrielle und wertschöpfungsarme Industriezweige deutliche Beschäftigungsrückgänge verzeichnen werden. Clusterstrategie / Ausprägung und Beschäftigungswirkung der Cluster Im Zuge der neuen Clusterstrategie der Länder Berlin und Brandenburg steht seit 2012 insbesondere die Vernetzung besonders wachstums- und wettbewerbsorientierter Branchen im Fokus der Brandenburgischen Wirtschaftsförder- und Strukturpolitik. Für den RWK Westlausitz wurden im Ergebnis einer Unternehmens- und Beschäftigtenanalyse die Cluster Metall, Kunststoffe & Chemie und Verkehr/Mobilität/Logistik (v. a. Automotive) mit hohen Entwicklungsperspektiven identifiziert. Hier handelt es sich um Kompetenzen mit Tradition und herausragender wirtschaftlicher Bedeutung. Aufgrund des hohen Entwicklungspotenziales sollen ferner die Cluster Tourismus (Zukunftsperspektive Lausitzer Seenland) und Gesundheitswirtschaft in Kooperation mit der ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) weiter vertieft werden. Für die Umsetzung der Clusterstrategie vor Ort sind vor allem die Unternehmen und ihre branchenbezogenen Netzwerke in Kooperation mit der ZAB verantwortlich. Der RWK Westlausitz unterstützt diese Prozesse und Aktivitäten im Rahmen seiner Möglichkeiten und hat dies mit der ZAB vereinbart. Innerhalb der Cluster-zugehörigen Wirtschaftszweige sind insgesamt rd. 10.830 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte13 im RWK Westlausitz tätig (Stand: Juni 2012). Der Anteil der Cluster-Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigtenzahl beträgt rd. 40 % (zum Vergleich Land Brandenburg: rd. 35 %). Innerhalb der industriellen Cluster sind die Unternehmen und Beschäftigtenzahlen oftmals branchenübergreifend ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund beziehen sich die quantitativen Angaben jeweils auf die Kernkompetenzen der jeweiligen Cluster14.

13

Die errechneten Werte zu Beschäftigten und Unternehmen je Cluster basieren auf eigenen Berechnungen auf Grundlage der Daten der Bundesagentur für Arbeit, den Zuordnungen (der ZAB) der Wirtschaftszweige zu den Clustern / Branchen und eigenen Übersichten beispielsweise zu Unternehmen. Dabei handelt e sich ausdrücklich um überschlägige Werte. Ungenauigkeiten sind durch Anonymisierungen der Daten und Zuordnungsproblemen von Unternehmen und Wirtschaftszweigen möglich. Die Zahl von 10.830 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten umfasst alle Cluster. Nachstehend werden nur die Cluster Energietechnik, Gesundheitswirtschaft, Kunststoffe & Chemie, Metall, Verkehr / Mobilität / Logistik und Tourismus betrachtet. 14 Zum Beispiel: Das Unternehmen Vestas ist ein Anlagenbauer für die Energiewirtschaft. Der Anlagenbau ist jedoch eine Kernkompetenz des Clusters Metall. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

29

Die Situation in den einzelnen Clustern stellt sich wie folgt dar: ≡

Energietechnik: rd. 800 Beschäftigte Die Energiewirtschaft hat traditionell eine wichtige wirtschaftsstrukturelle Bedeutung in der Lausitz. So ist die Lausitzer Industriegeschichte untrennbar mit der Energiewirtschaft verbunden. Die einstige Dominanz ist jedoch nicht mehr vorhanden bzw. wurde abgelöst von modernen Unternehmen des Anlagenbaus und der Energietechnik. Das größte Unternehmen ist das Produktionswerk von Vestas Blades in Lauchhammer mit 580 Beschäftigten. Trotz einer weltweiten Überproduktion von Windkraftanlagen ist die internationale Absatzfähigkeit der 55-MetterRotorblätter ungebrochen. Außerhalb der Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke liegt der Schwerpunkt des Clusters auf kleinbetrieblichen Strukturen in den Bereichen Energieservice und -technologie. Innovationen wie Speicher- und Erzeugungstechnologien werden vor allem im Bereich der sog. erneuerbaren Energieträger erzeugt. Zu nennen sind ferner die Aktivitäten der Vattenfall Mining & Generation hinsichtlich der Förderung der Braunkohle und der Verstromung, des Einsatzes von Technologien zur Effizienzerhöhung, CO²-Reduktion und Anlagenflexibilisierung vor dem Hintergrund der Anforderungen der Energiewende.



Gesundheitswirtschaft: rd. 3.100 Beschäftigte In Bezug auf die Beschäftigtenzahlen ist die Gesundheitswirtschaft mit rd. 3.100 Beschäftigten das stärkste Cluster im RWK Westlausitz. Die hohe Beschäftigtenzahl wird von den Krankenhausstandorten in Finsterwalde, Senftenberg und Lauchhammer getragen. Hinzu kommen KMUUnternehmen, die mit Produkten und F&E-Leistungen der Medizintechnik am Markt aufgestellt sind sowie Beschäftigte der medizinischen und pflegerischen Berufe. Insgesamt sind im Cluster „Gesundheitswirtschaft“ etwa zehn Standort prägende Unternehmen im engeren Sinne (Kliniken, F&E-Unternehmen im Bereich der Medizintechnik, Klinische Forschung etc.) ansässig.



Kunststoffe & Chemie: rd. 2.400 Beschäftigte Das Cluster Kunststoffe & Chemie umfasst rd. 2.400 Beschäftigte und wird maßgeblich durch die Produkt- und Wertschöpfungskette des BASF-Standortes in Schwarzheide gebildet. Mit rd. 1.700 Beschäftigten zählt BASF zu den größten Unternehmen in Südbrandenburg. Das Produktportfolio der BASF Schwarzheide umfasst Polyurethan-Grundprodukte und -Systeme, Pflanzenschutzmittel, Wasserbasislacke, Technische Kunststoffe, Schaumstoffe, Dispersionen und Laromer-Marken. Der Ausbau der Produktionsanlage F 500® ist mit mehr als 100 Millionen € die bisher größte Einzelinvestition am Standort. Sie soll 2014 fertiggestellt sein. Das Spitzenfungizid aus dem Portfolio der BASF wird weltweit ausschließlich in Schwarzheide hergestellt. Auf dem BASF Gelände befinden sich rund ein Dutzend produzierende Unternehmen sowie Dienstleister. Hinzu kommen Unternehmen mit Produkten der Kunststoffverarbeitung und Fertigungstechnik in Senftenberg und Lauchhammer. Das Cluster Kunststoffe /Chemie wird ergänzt von Unternehmen mit Kompetenzen der Polymerforschung und -produktion. Insgesamt sind mehr als 30 Unternehmen diesem Cluster zuzurechnen.



Metall: rd. 2.250 Beschäftigte Die Metallverarbeitung hat im RWK Westlausitz insbesondere an den Standorten Lauchhammer und Finsterwalde eine lange Tradition. Das Cluster Metall wird von mittelständischen Unternehmen getragen, die im Gegensatz zum Cluster Kunststoffe & Chemie auf alle RWK-Städte verteilt sind und eine ähnlich hohe Arbeitsplatzbedeutung haben. Insgesamt umfasst das Cluster Metall im RWK Westlausitz etwa 65 Unternehmen. Der größte Metall-Standort ist Lauchhammer, darunter beschäftigungsstarke Unternehmen wie das Tenova TAKRAF Werk. Weitere branchendomi-

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

30

nierende Unternehmen sind etwa Kjellberg Finsterwalde Plasma und Maschinen GmbH, voestalpine Draht Finsterwalde GmbH, Formteil- und Schraubenwerk Finsterwalde GmbH, Galfa Industriegalvanik GmbH, Finsterwalder Maschinen und Anlagenbau GmbH (Finsterwalde), TSA Stahlund Anlagenbaugesellschaft, ALTRAD plettac Production (Großräschen) und Züblin Stahlbau GmbH (Senftenberg). Die Kernkompetenzen des Clusters umfassen rd. 2.250 Beschäftigte. Die Unternehmen des Clusters Metall verfügen über hochspezialisierte Produktionsverfahren und Entwicklungskompetenzen, insbesondere in der Herstellung von Bau- und Formteilen für den Anlagen-, Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau. ≡

Verkehr, Mobilität, Logistik: rd. 900 Beschäftigte Das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik (kurz: VML-Cluster) ist in fünf Handlungsfelder gegliedert, die sowohl Verkehrsträger-spezifische Themen (Automobil, Schienenverkehr, Luft- und Raumfahrt) als auch Querschnittsthemen (Logistik, Telematik) abdecken. Der RWK wird im VMLCluster geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen mit Automotive-Kompetenzen und Logistikunternehmen. Das Profil der Automotive-Unternehmen im RWK Westlausitz umfasst die Fertigung von Systemkomponenten und Bauteilen für die Automobilindustrie. Am Standort Finsterwalde sind z. B. das Formteil- und Schraubenwerk, Magna Intier GmbH und das Traditionsunternehmen Metallguss Finsterwalde GmbH etabliert. In Großräschen ist mit der starz GmbH Elektrotechnik - Electronic ebenfalls ein spezialisiertes Automotive-Unternehmen ansässig. Am benachbarten Eurospeedway Lausitz betreibt die DEKRA eine Teststrecke (DEKRA Test Oval) und das Technology Center, das Entwicklungs- und Prüfdienstleistungen für die internationale Automobilindustrie und deren Zuliefererbetriebe anbietet. Die Unternehmen der Logistik-Branche sind kleinbetrieblich strukturiert (in der Mehrzahl bis zu 20 Mitarbeiter) und verfügen über Standorte in allen RWK Städten. Die Beschäftigtenzahl des VML-Clusters beträgt rd. 900.



Tourismus: rd. 800 Beschäftigte Die Niederlausitz befand sich bisher im Schatten der bekannten touristischen Destinationen zwischen Berlin und Dresden. Im Zuge der Entwicklung des Lausitzer Seenlandes sind jedoch starke Wachstumseffekte zu erwarten. Unter dem Dach des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland e. V. wird das Außen- und Innenmarketing der Destination betrieben. Der Stadthafen Senftenberg, die Eröffnung des Koschener Kanals zwischen Senftenberger See und Geierswalder See, das Seehotel am (zukünftigen) Großräschener See, die schwimmenden Häuser, darunter eine schwimmende Tauchschule, sind sichtbare Zeichen der Entwicklung einer touristischen Infrastruktur.

Um einen Überblick zu erhalten, ist die Verteilung der Clusterbeschäftigten je Standort in nachfolgender Abbildung dargestellt.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

31

Abb. 10: Clusterverteilung und Beschäftigung nach Standorten im RWK Westlausitz

Quelle: eigene Berechnungen aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, 2012.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

32

2.4 Kooperation im RWK Westlausitz 2.4.1

Organisation der Zusammenarbeit

Die fünf Städte Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg haben ihre Zusammenarbeit unmittelbar nach der RWK-Ausweisung Ende 2005 organisiert. Bereits im Januar 2006 führten die fünf Städte gemeinsam eine Standortkonferenz in Finsterwalde durch, bei der rd. 80 Teilnehmer aus Unternehmen, Akteuren der Wirtschaftsförderung, Verwaltung und Politik, Handlungsbedarfe, Erwartungen und Ziele an die Zusammenarbeit in der Wirtschaftsregion Westlausitz formulierten. Die Ergebnisse flossen in die Erstellung des ersten Standortentwicklungskonzeptes 2006 ein. Die daraufhin im April 2006 abgeschlossene und im Jahr 2009 angepasste und weiterentwickelte Kooperationsvereinbarung regelt die Organisation, Zusammenarbeit und Finanzierung der gemeinsamen Aufgaben im Regionalen Wachstumskern. Die fünf Städte haben darauf verzichtet, eine kommunale Arbeitsgemeinschaft, einen Verein o. ä. zu gründen. Die für die Zusammenarbeit notwendigen Regelungen werden in der Kooperationsvereinbarung getroffen bzw. sind damit abgedeckt. Das Muster der Kooperationsvereinbarung bildete darüber hinaus die Grundlage für die Unterzeichnung der gemeinsamen Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster zur Umsetzung des GRW-Regionalbudgets sowie mit beiden Landkreisen und der Stadt Mühlberg/Elbe für die gemeinsame Finanzierung des Eigenanteils für die Maßnahme „Ertüchtigung Binnenhafen Mühlberg/Elbe“15. Ergänzend sichert der in der Kooperationsvereinbarung festgelegte jährliche Wechsel der Funktion als Sprecherstadt, dass die Aufgaben und Zuständigkeiten kontinuierlich überprüft, die Verbindlichkeit gesichert und das notwendige eigene kommunale Engagement der fünf Städte gewährleistet ist. Der jeweiligen Sprecherstadt16 obliegt die Aufgabe, neben der Sicherung der Vertretung nach außen und der Organisation der Zusammenarbeit im eigenen Haushalt das jährliche Budget des RWK Westlausitz einzuordnen17 sowie im Namen der Wirtschaftsregion Westlausitz Förderanträge einzureichen, Programme durchzuführen und abzurechnen. Entscheidungsebene in der Wirtschaftsregion Westlausitz ist die Bürgermeisterrunde, die bis zu fünf Mal p. a., bei Bedarf auch öfter zusammenkommt. Ergänzend bereitet die alle vier bis sechs Wochen tagende Wirtschaftsfördererrunde der fünf Städte Entscheidungen und Beschlüsse vor. Der RWK Westlausitz hat mit der „RWK-Assistenz“ zum Jahresbeginn 2009 eine zusätzliche Stelle geschaffen. Ziel ist es, mit dem zentralen Ansprechpartner die RWK-Aktivitäten weiter zu bündeln, den Informationsfluss dauerhaft zu gewährleisten, die interne Organisation zu optimieren sowie die Kommunikation und das Marketing nach außen aus einer Hand zu sichern. Die RWK-Assistenz ist jeweils bei der geschäftsführenden Stadt ansässig. Die jährliche Finanzierung (Personal- und Sachkosten) der RWK-Assistenz erfolgt durch Eigenmittel der fünf Städte.

15

Die Stadt Finsterwalde hat eine Kooperationsvereinbarung mit der Gemeinde Massen im Amt Kleine Elster zum Gewerbeflächenmonitoring und zur Ansiedlungsakquise im GIP Finsterwalde / Massen abgeschlossen. 16 In 2013 die Stadt Senftenberg, in 2014 die Stadt Finsterwalde und dann weiter nach dem Alphabet. 17 Die allgemeinen Kosten werden zu gleichen Teilen zu je 1/5 den Städten zugeordnet. Für einzelne Aufgaben wurden auch andere Vereinbarungen getroffen. Der jährliche Haushalt der fünf Städte beläuft sich auf insgesamt rd. 80.000 €. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

33

2.4.2

Netzwerke und Partner / Umlandkooperation

In der brandenburgischen und sächsischen Lausitz bestehen neben den Unternehmensverbänden IHK und HWK und der landesweiten Wirtschaftsfördergesellschaft ZAB eine Vielzahl von teilweise länderübergreifenden Initiativen und Netzwerken, die als Partner der Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung aktiv sind. Der RWK Westlausitz steht dabei als Mehrling mit fünf teilweise recht weit voneinander entfernt liegenden Städten aus zwei Landkreisen vor der besonderen Herausforderung, sich in dem Umfeld der Netzwerke und Partner zu positionieren und die eigenen Aufgaben und Handlungsspielräume auch im Abgleich mit den jeweiligen kommunalen Aktivitäten zu definieren bzw. abzugrenzen. Als Partner der Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung sind insbesondere zu nennen: ≡

Zu den brandenburgischen Landkreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz bestehen im Rahmen der laufenden Aktivitäten der kommunalen Wirtschaftsförderung umfangreiche Kontakte und gemeinsame Aktivitäten (Abgleich Gewerbeflächen, Immobilienkatalog etc.). In den kreislichen Entwicklungsplanungen wird auf den RWK Westlausitz und seine Zielsetzungen Bezug genommen. Durch die Umsetzung des GRW-Regionalbudgets 2010 bis 2013 auf Basis einer gemeinsamen Kooperationsvereinbarung, die auch die Mitfinanzierung der Landkreise zu einzelnen Vorhaben absicherte und regelte, konnte die Zusammenarbeit noch intensiviert und gefestigt werden. Analog wurde bei der gemeinsamen Finanzierung des notwendigen Eigenanteils bei der Realisierung der Ertüchtigung des Hafens Mühlberg/Elbe verfahren. Im Rahmen der STEK-Erarbeitung wurden die bisherigen Ergebnisse bilanziert und gemeinsam mit dem sächsischen Landkreis Bautzen mögliche zukünftige gemeinsame Aktivitäten erörtert. Hier wurde vereinbart, länderübergreifend insbesondere die Themen Weiterführende Bildungsinfrastruktur, SPNV/ÖPNV und Mobilitätssicherung, Standortmarketing (Tourismus) sowie Fachkräftesicherung weiter zu bearbeiten und mögliche gemeinsame Aktivitäten zu prüfen (s. u.). Die Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz haben sich bereit erklärt, an der Umsetzung des GRW-Regionalbudgets mitzuwirken und Teilprojekte mit zu finanzieren.



Die Kooperation der fünf Städte im RWK Westlausitz kann bereits als ausgeprägte Umlandfunktion charakterisiert werden. Zum einen hat der RWK Westlausitz bisher gemeinsame Vorhaben mit den Umlandkommunen durchgeführt bzw. führt diese durch18 und strebt dies auch bei zukünftigen Maßnahmen an. Zum anderen nehmen die fünf RWK-Städte ihre Verantwortung mit ihrem jeweiligen zugeordneten Mittelbereich wahr. Hier gilt es zu unterscheiden zwischen Aufgaben, die im kommunalen / lokalen Kontext bzw. im jeweiligen Mittelbereich erfüllt werden oder die eine RWK-Relevanz haben. Dabei hat sich inzwischen eine gute und funktionierende Aufgabenteilung und –trennung herausgebildet, die eine eindeutige Konzentration des RWK auf die gemeinsamen den Standort insgesamt stärkenden Maßnahmen beinhaltet.



Mit der ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) bestehen enge Kontakte bei der Umsetzung der Clusterstrategie. Gemeinsam wurden die traditionellen Cluster Metall und Kunststoffe & Chemie sowie die Cluster mit Entwicklungspotenzial Tourismus und LifeSciences als standortprägend definiert. Der RWK Westlausitz wird die ZAB und andere Partner (IHK etc.) bei der Durchführung von clusterbezogenen Aktivitäten auch zukünftig unterstützen (s. o.), jedoch keine eigenen Maßnahmen durchführen.

18

Gemeinsame Gewerbeflächenstudie mit der Gemeinde Schipkau (2009/2010); Projekt Berufliche Berufsfrühorientierung u. a. mit der Oberschule in Ruhland (2008 bis 2010); Mobilitätskonzept RWK Westlausitz (2013). complan Kommunalberatung – 27. September 2013

34



Die Energieregion Lausitz ist eine 2010 gegründete Kooperationsgemeinschaft der Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz und der kreisfreien Stadt Cottbus. Sie umfasst damit einen größeren Raum als die Wirtschaftsregion Westlausitz und verfolgt insofern in stärkerem Maße strategische und übergreifende Ziele und Projekte, so dass unmittelbare Überschneidungen nicht bestehen. Zu nennen sind hier zum Beispiel die von der Energieregion durchgeführten umfangreichen Kompetenzfeldanalysen in den ausgewiesenen Clustern. Hier bestehen für den RWK Westlausitz zukünftig Möglichkeiten, sich als starker wirtschaftlicher Anker in der Lausitz aktiv einzubringen19.



Die Wirtschaftsinitiative Lausitz (WiL) e. V. wurde im Jahr 2009 gegründet; ihr gehören mittlerweile 67 Mitgliedsunternehmen an. Als länderübergreifende Einrichtung verfügt der Verein über zwei Geschäftssitze in Cottbus und im sächsischen Hoyerswerda. Hauptanliegen des Vereins ist es, den Wirtschaftsstandort Lausitz nachhaltig zu stärken. Dazu werden konkrete Projekte und Veranstaltungen in den Aufgabenschwerpunkten - Regionale Wirtschaftskraft – bündeln und vermarkten - Nachwuchs und Fachkräfte – qualifizieren und sichern - Forschung und Wirtschaft – vernetzen und ausbauen vorbereitet und umgesetzt20. Mit dem WiL e. V. besteht seitens des RWK Westlausitz bereits eine erprobte Zusammenarbeit; Aufgabenkonkurrenzen existieren hier durch den länderübergreifenden Ansatz und die andere Akteursstruktur nicht. Vielmehr hat sich der WiL e.V. bereits bei der Formulierung des Leitbildes für die Wirtschaftsregion Westlausitz im Jahr 2011 engagiert und an der Aufgabendefinition auch im Abgleich mit den Aufgaben und Zielen anderer Partner mitgewirkt.



Ein Abgleich der Aktivitäten mit den Partnern der regionalen Wirtschaftsförderung Wirtschaftsinitiative Lausitz (WiL e. V.), ZukunftsAgentur Brandenburg, Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus, der Energieregion Lausitz und der Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft (LMBV) mbH hat im August 2013 stattgefunden. Hier wurden für den RWK Westlausitz die zukünftigen Aufgabenschwerpunkte Fachkräftesicherung mit den Schwerpunkten Ausbildungsmesse, Praxislernen, Zuzugs-/Rückkehrerstrategien u.a., Innovationen und Technologietransfer mit der Standortstärkung der BTU CottbusSenftenberg sowie das Standortmarketing präzisiert. Dies findet Eingang in die Maßnahmenprofilierung und -definition (s. u.).

19

Beispielsweise wird sich der RWK Westlausitz an der Standortpräsentation der Energieregion bei der Europäischen Kommission in Brüssel beteiligen (Oktober 2013). 20 Die aktuellen Überlegungen der WiL e. V. werden in dem im März 2013 veröffentlichten Strategiepapier „Zukunftspakt Lausitz“ formuliert. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

35

2.4.3

Außenwirkung und Marketing

Zu Beginn des Wachstumskernprozesses 2005 war die Wirtschaftsregion Westlausitz als Wirtschaftsstandort und Wirtschaftsraum sowohl nach außen als auch nach innen nicht präsent oder bekannt. Dies war als direkte Folge der bis zum damaligen Zeitpunkt gering entwickelten interkommunalen Kooperation über die Kreisgrenzen hinweg sowie der bis dahin erfolgten Profilierung der Einzelstädte und Standorte festzuhalten. Zu Beginn des Wachstumskernprozesses wurde daher die bis dahin „unzureichende Ausprägung als Wirtschaftsstandort“ festgehalten und das Handlungsfeld Standort- und Regionalmarketing definiert. Der gemeinsame Außenauftritt und das gemeinsame Marketing stellen unerlässliche Aufgaben der Kooperation in der Wirtschaftsregion dar, insbesondere wenn Interessenten und Märkte regional, national und international erschlossen werden sollen. Der RWK Westlausitz hat für die Entwicklung des Marketingkonzeptes und der Marketingstrategie sowie die Umsetzung in Produkte und Instrumente die Möglichkeiten aus dem GRW-Regionalbudget und der EFRE Technischen Hilfe genutzt. Im Marketingkonzept sowie der Entwicklung des Corporate Designs (2009/2010) wurde der Begriff bzw. die Bezeichnung „Wirtschaftsregion Westlausitz“ mit dem Slogan „Freiräume für wirtschaftliches Wachstum“ entwickelt und in Produkte konsequent umgesetzt. Für die allgemeine Information nach innen und außen nutzt der RWK Westlausitz das Internet (www.wachstumskern-westlausitz.de). Der gezielte Einsatz von SocialMedia-Instrumenten zur Standortvermarktung wird geprüft. Im Binnenmarketing bzw. für die Binnenkommunikation wurden folgende Produkte entwickelt bzw. Projekte durchgeführt: ≡

Für die Optimierung der stadtinternen Informationen erstellte der RWK Westlausitz Anfang 2011 eine Serie von sechs Bannern, die jeder Stadt zur Verfügung gestellt wurden und in den jeweiligen Rathäusern platziert sind. Ein sechstes Set wird darüber hinaus bei Messen und Veranstaltungen mobil eingesetzt.



Die 2012 fertiggestellte Wirtschaftsbroschüre für jede der fünf Städte informiert auf Grundlage gemeinsamer Aussagen zur Region insbesondere über in den Städten vorhandene Ausbildungsund Beschäftigungsmöglichkeiten. Je Stadt stellten sich rd. 40 Unternehmen mit ihren Produkten, Leistungen und Angeboten vor. Zukünftig wird die Erarbeitung einer (Wohn-)Standortbroschüre geprüft, in der die weichen Standortfaktoren und Infrastrukturangebote der Region dargestellt werden.



Seit 2011 führt der RWK Westlausitz gemeinsam mit der BASF Schwarzheide GmbH, dem Ideengeber und Initiator, den RWK-Firmenlauf unter dem Motto „Laufen in der Region für die Region“ durch. Der dritte Firmenlauf fand am 4. September 2013 in Senftenberg mit rd. 600 Aktiven statt. Start- und Zielgebiet des Firmenlaufs 2013 war der kurz zuvor eröffnete neue Stadthafen von Senftenberg. Der Erlös der eingenommenen Startgebühren kommt einer Bildungseinrichtung im jeweiligen Austragungsort zugute.

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Im Außenmarketing ist der Sachstand wie folgt: ≡

Auf Basis des Corporate Designs wurden 2010 unterschiedliche Produkte erstellt; dazu zählen Standort- und Branchenflyer, Standortexposés, eine Standortpräsentation, ein Imagefilm und eine Messeausstattung, die von allen RWK-Städten gleichermaßen genutzt werden. Die Materialien werden aktiv bei Veranstaltungen und Messen (EXPO Real 2010 bis 2012, Shell Eco-Marathon, Ausbildungsmesse RWK Westlausitz seit 2011 etc.) eingesetzt.



Ergänzend wird seit 2010 die gezielte Ansprache von Unternehmen aus den definierten Clustern im Rahmen des Direktmarketings vorgenommen mit dem Ziel, die Wirtschaftsregion bekanntzumachen sowie Investitionen und Ansiedlungen zu befördern. Hierfür wurden im ersten Schritt (2011) rd. 500 sorgfältig ausgewählte Unternehmen aus den Branchen Automotive, Datacenter, Kunststoffe & Chemie, Logistik und Metall aus dem deutschsprachigen Raum angesprochen. In 2012/2013 wurden weitere rd. 400 Unternehmen vor allem aus dem Metall- und Kunststoff/Chemiebereich auf Fachmessen kontaktiert. Die Unternehmenskontakte werden weiter verfolgt und gepflegt mit dem Ziel, das vorhandene Standortinteresse bei konkreten Nachfragen und Flächenbedarfen gezielt zu untersetzen.



Im Jahr 2012/2013 hat der RWK Westlausitz einen regionalen und webbasierten Stellenmarkt betrieben. In dem Stellenportal wurden offene Stellen aus Tageszeitungen, Fachzeitschriften, Verbänden und Internetportalen in der Region erfasst und über die Webseite des RWK Westlausitz zentral bekannt gemacht. Da es sich um ein auch aus Datenschutzgründen anonymes System handelt, waren Effekte, zum Beispiel die erfolgreiche Stellenvermittlung über das Portal, nicht konkret nachweisbar.

Im Ergebnis der bisherigen Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen ist festzuhalten, dass der RWK Westlausitz mit seinen Aufgaben, Zielen und Möglichkeiten in der Region, bei Unternehmen und weiteren Partnern der Wirtschaftsförderung bekannt ist. Die Ausrichtung mit dem Slogan „Freiräume für wirtschaftliches Wachstum“ geht in die richtige Richtung und steht nicht in Konkurrenz zu kommunalen / lokalen Marketing- und Profilierungsansätzen (Sängerstadt Finsterwalde, Stadt am See Großräschen etc.) oder zu überregionalen Vermarktungsansätzen. Auch ist der RWK bzw. die Wirtschaftsregion in den Kommunalverwaltungen und -politiken gut verankert; dies haben die in den fünf Städten durchgeführten Arbeitsgespräche gezeigt. Im Marketing nach außen sind erste Erfolge erkennbar; der Bekanntheitsgrad steigt. Hier bleibt es gleichwohl auch weiterhin eine zentrale Aufgabe, für den Standort gemeinsam im Abgleich mit den anderen Partnern zu werben. Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen müssen zukünftig noch stärker auf spezifische Kompetenzen der Region und die vorhandenen Cluster abzielen. Entscheidungs- und Auswahlkriterium für zukünftige RWK-Marketingprojekte und -produkte sind Maßnahmen und Vorhaben, bei denen durch das gemeinsame Auftreten ein Mehrwert oder Vorteil gegenüber dem Agieren als Einzelstandort erkennbar ist. Neben dem Außenmarketing ist für die Wirtschaftsregion Westlausitz aufgrund der Entfernung der Städte untereinander, der bis 2005 jeweils individuell erfolgten Vermarktung sowie der landkreisübergreifenden Ausstrahlung das Binnenmarketing von ebenso großer Bedeutung, um RWK-spezifische Investitionen und strategische Entscheidungen vermitteln zu können.

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2.4.4

Interessen und Aufgaben der beteiligten Städte

Im RWK Westlausitz haben sich in den vergangenen Jahren die Aufgaben und Schwerpunkte herauskristallisiert, die sinnvollerweise im regionalen Verbund gelöst bzw. angegangen werden können. Dazu zählen u. a. übergreifende Infrastrukturmaßnahmen bzw. regional ausstrahlende Infrastrukturangebote, Gewerbeflächenentwicklung, Fachkräftesicherung, Innovationsförderung, Mobilitätssicherung sowie Standort- und Regionalmarketing. Diese finden auch in der zukünftigen Schwerpunktsetzung und Maßnahmenprofilierung Berücksichtigung. Weitere Aufgaben liegen auch zukünftig in der Verantwortung der Einzelstädte. Dazu zählen zum Beispiel die Wohnstandortentwicklung, die Stärkung der Innenstädte als Wohn-, Handels- und Gewerbestandorte, die Anpassung und Weiterentwicklung der lokalen Infrastruktur (Freizeit, Sport, Soziales etc.) an die zukünftigen Bedarfe und an den demographischen Wandel, die Herausbildung und Stärkung lokaler Identitäten sowie von Bürgerengagement und Teilhabe etc.. Hier nehmen die RWK-Städte aufgrund des eindeutig lokalen Bezuges ihre Aufgaben allein bzw. mit ihren jeweiligen Mittelbereichen aktiv wahr und haben ihre Aufgaben und Vorhaben in den integrierten Stadtentwicklungskonzepten (INSEKs) sowie Mittelbereichskonzepten präzisiert. Diese Aufgabenteilung und -trennung hat sich durch die praktische Arbeit und die bisherigen Erfahrungen bestätigt bzw. bekräftigt. Zugleich ist durch die enge Kooperation sichergestellt, dass gute Erfahrungen auf kommunaler oder Mittelbereichsebene in den Verbund der RWK-Städte Eingang finden. Dies hat sich aktuell bei der Erarbeitung des Mobilitätskonzeptes gezeigt, wo die ersten Schritte im Mittelbereich der Sängerstadtregion Finsterwalde durchgeführt und dann auf den RWK übertragen wurden. Für die Stadt Finsterwalde und die Sängerstadtregion Finsterwalde geht es auch aufgrund der recht großen Entfernung zu den anderen RWK-Standorten darum, die Infrastruktur (Freizeit, Sport) im Mittelbereich anzupassen sowie die mittelzentrale Versorgungsfunktion der Stadt Finsterwalde für das originäre Standortumfeld (Doberlug-Kirchhain, Sonnewalde, Tröbitz etc.) im Landkreis Elbe-Elster zu sichern. Ergänzt besteht eine Kooperationsvereinbarung zwischen Finsterwalde und der Gemeinde Massen im Amt Kleine Elster. Die gewerbliche Entwicklung wird maßgeblich durch den Gewerbe- und Industriepark Finsterwalde / Massen geprägt. Die Kommunen kooperieren beispielsweise bei der Vorbereitung und Durchführung von Erschließungsmaßnahmen. Darüber hinaus sind die kreisübergreifenden Verflechtungen und Bezüge hinsichtlich mittelzentraler Versorgungsfunktionen eher gering. Die Städte Großräschen und Senftenberg sind als Mittelzentrum in Funktionsteilung ausgewiesen und verfügen über einen eigenen mittelzentralen Verflechtungsbereich. Auf Basis der aktuell abgeschlossenen Kooperationsvereinbarung geht es hier darum, die Infrastrukturangebote zukunftsfähig auszurichten. Großräschen verfolgt mit dem Leitbild „Wohnen, Arbeiten und Erholen an neuen Ufern“ die Zielsetzung der Entwicklung zur Stadt am See“ im Zuge der Flutung des Großräschener Sees und der Anbindung an das Lausitzer Seenland. Die Stadt Senftenberg (Slogan: „Investieren – Studieren – Flanieren“) beabsichtigt als größte Stadt im Wachstumskern, Kreisstadt des Landkreises Oberspreewald-Lausitz und als Zentrum des Lausitzer Seenlandes, die mittelzentrale Ausstattung zu sichern und insbesondere Funktionen mit überregionaler und darüber hinausgehender Bedeutung (BTU Cottbus - Campus Senftenberg, Neue Bühne Senftenberg) langfristig und dauerhaft zu sichern.

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Die langjährige Kooperation der Städte Lauchhammer und Schwarzheide basiert auf dem im Januar 2007 geschlossenen öffentlich-rechtlichen Vertrag zur Zusammenarbeit als Städteverbund. Dieser Kooperationsvertrag ist damit bereits gut zwei Jahre vor dem Inkrafttreten des LEP B-B und der Ausweisung als funktionsteiliges Mittelzentrum datiert. Die Evaluierung der interkommunalen Zusammenarbeit in den funktionsteiligen Mittelzentren im Land Brandenburg vom Juni 2012 bescheinigt den beiden Städten eine gute und überzeugende Bilanz der Zusammenarbeit21. Die beiden Städte sind verkehrlich über die B 169 sowie über Gemeindestraßen sehr gut miteinander verbunden. Die Entfernung zwischen den beiden Städten ist damit so gering wie in keinem anderen funktionsteiligen Mittelzentrum. Durch diese günstige Lage wird auch die Entwicklung von Gewerbeflächen an der B 169 begünstigt, die unmittelbar aneinander grenzen und bei dem geplanten Ausbau der Bundesstraße auch einen gemeinsamen Zufahrtsbereich erhalten sollen. Zwischen den beiden Städten gibt es insbesondere durch die industrielle Vergangenheit enge Verflechtungen. Den Städten ist seit vielen Jahren bewusst, dass bestimmte Infrastrukturen aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigenden finanziellen Belastung „zusammengelegt“ bzw. nicht in Konkurrenz zueinander betrieben werden können. So gab es schon ab dem Jahr 2000 Verabredungen über einzelne Projekte, wie beispielsweise das Hallenfreizeitbad „Am Weinberg“ in Lauchhammer oder den Bau eines Freizeitzentrums mit Kinosälen in Schwarzheide. In dem öffentlich-rechtlichen Vertrag zur Zusammenarbeit als Städteverbund nehmen Fragen der Flächenplanung und Raumordnung einen großen Raum ein. Eine Besonderheit in der Zusammenarbeit ist der gemeinsam in Bearbeitung befindliche Flächennutzungsplan. Basis für dieses Kooperationsprojekt sind einerseits die in Lauchhammer vorhandenen technischen und personellen Kapazitäten. Andererseits liegt eine solche Kooperation durch die Lage der Gewerbeflächen und die dadurch gegebenen Möglichkeiten einer gemeinsamen Gewerbeflächenentwicklung auf der Hand. Auch auf Fragen der Daseinsvorsorge („Errichtung und Unterhaltung öffentlicher Einrichtungen, gemeinsame Konzepte zur Wirtschaftsförderung im Kultur- und Sozialbereich“) wird eingegangen. Konkrete Projekte und Maßnahmen werden durch entsprechende Einzelverträge gesichert, so beispielsweise in einer Vereinbarung zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur vom Juli 2010. Gute Ansätze gibt es des Weiteren in der Zusammenarbeit der Verwaltungen, zum Beispiel bei der gegenseitigen Vertretung in den Standesämtern bis hin zu den gemeinsamen Neujahrsempfängen. In dieser professionellen Zusammenarbeit und der organisatorischen Umsetzung und Abwicklung über die Verwaltungen sowie der engen Einbeziehung der Stadtparlamente liegt auch ein wesentlicher Grund für die bisherige Projektgenerierung. Viele Projekte, aus denen sich Einsparungen, der Erhalt oder sogar eine Verbesserung der Daseinsvorsorge bzw. des Infrastrukturangebotes erzielen lassen sind mittlerweile realisiert. Umfangreiche Planungen im Sozial – und Bildungsbereich sind getätigt und entsprechen den gegenwärtigen und mittelfristigen demografischen Anforderungen. Vor diesem Hintergrund werden zukünftig neue Kooperationsansätze im Bereich der Einwohnermeldeämter oder im Bereich der kommunalen Wohnungsbestände gesehen. So liegt ein gemeinsamer strategischer Ansatz in der Einbeziehung Lauchhammers in entsprechende Förderprogramme des Stadtumbaus. Weitere Projektideen beziehen sich auf die Zusammenarbeit mit Ruhland bei der Erweiterung des Bahnterminals in Schwarzheide oder auf die Erarbeitung eines gemeinsamen Energiekonzeptes.

21

Endbericht der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung der Länder Berlin und Brandenburg zu den Evaluierungsergebnissen der interkommunalen Zusammenarbeit in den funktionsteiligen Mittelzentren im Land Brandenburg, Regionomica GmbH, Juni 2012. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

39

3.

Bewertung des RWK-Prozesses

3.1 Bilanz RWK-Schlüsselmaßnahmen Übersicht aller Maßnahmen Der RWK Westlausitz hat im Standortentwicklungskonzept 2006 sowie den jährlichen Statusberichten rd. 40 Maßnahmen formuliert. Diese sind entweder bereits abgeschlossen (14 Maßnahmen) oder sind beschlossen und werden durchgeführt (sieben Maßnahmen). Andere weisen weiteren Prüfungsund Konkretisierungsbedarf auf (vier Maßnahmen) bzw. werden im aktuellen Statusbericht 2013 als neue Maßnahme beschrieben (drei Maßnahmen). Insgesamt elf Maßnahmen wurden zwischenzeitlich nicht weiter verfolgt, weil sie entweder nicht bestätigt wurden, oder aufgrund anderer Entwicklungen zurückgezogen wurden22. Ergänzend sind weitere Maßnahmen und Aktivitäten aufgeführt, die in Eigenregie des RWK laufen oder bereits abgeschlossen sind. Hier ist zu bemerken, dass ein nicht unerheblicher Teil der genannten Maßnahmen übergreifende bundes- und landesseitige Strukturinvestitionen und Infrastrukturmaßnahmen (Leipzig-LausitzTrasse, Lausitzer Seenland, Überleiter, Hafen Mühlberg u. a.) umfassen oder von Unternehmen mit Ausstrahlung auf die Region ausgeführt wurden. Diese und eine Reihe weiterer Vorhaben wären auch ohne Wachstumskernprozess realisiert worden, wobei die Realisierungszeiträume oftmals länger wären oder der Umfang bzw. der Ausstattungsgrad reduziert worden wäre. Die Wachstumskernausweisung hat dazu beigetragen, diese Maßnahmen zu befördern und zügig umzusetzen. Gleichwohl wurde in den Arbeitsgesprächen in den fünf RWK-Kommunen festgestellt, dass die direkten Effekte für die einzelnen Kommunen aus dem RWK-Prozess heraus nicht eindeutig identifiziert und verifiziert werden können23. Die Akzeptanz des gesamten RWK-Prozesses und damit auch die Kooperation der fünf Städte wurde kritisch hinterfragt, jedoch nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Nachstehend werden die Maßnahmen sortiert nach den einzelnen Kategorien aufgeführt. Dabei wird an dieser Stelle auf eine weitere und vertiefte Beschreibung verzichtet und auf die Statusberichte 2006ff verwiesen. Abgeschlossene / durchgeführte Maßnahmen Folgende Maßnahmen sind bereits abgeschlossen: ≡

Unterstützung Unternehmenskooperationen und Netzwerk-Arbeit im Branchenschwerpunkt Kunststoffe / Chemie (2009)



Unterstützung Unternehmenskooperationen und Netzwerk-Arbeit im Branchenschwerpunkt Metall (2009)



Abbiegespur am Knotenpunkt B 96 an der Zufahrt zum Gewerbegebiet Birkenweg Großräschen (2009)



Planungsstudie zur „Weiterentwicklung des Gewerbeflächenangebotes im RWK Westlausitz“ (u. a. zur Vorbereitung Sonderlandeplatz Schwarzheide / Schipkau für Großansiedlung) (2010)

22

Dazu zählen zum Beispiel das Zentrum für Werkstoffprüfung an der Fachhochschule Lausitz, der Neubau Niederschlesische Eisenbahntrasse für den Güterverkehr, Verbesserte Schwerlastanbindung Industrieansiedlungen im Stadtteil Lauchhammer-Ost, Infrastruktur-/Flächenangebot und Flugbetrieb am Lausitz-Flugplatz Finsterwalde / Schacksdorf für RWK ausbauen und bereithalten, u.a. 23 Dies wurde in Finsterwalde und Schwarzheide formuliert. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

40



Herstellung der Bahnüberführung in Lauchhammer (2010)



Entwicklung der CO2-Separation aus dem Rauchgas eines braunkohlestaubgefeuerten Kraftwerkes mittels Mikroalgen, hier: Förderung der beteiligten Unternehmen (2010)



Unterstützung des Berufseinstieges und Verbesserung der Ausbildungssituation in der Region (2010)



Umbausanierung des Gebäudes des Gymnasiums in Großräschen für die Oberschule und Ausbau für Ganztagsangebote (2010)



Umbau Autobahn-Anschlussstelle Ruhland (2011)



Neubau See-Campus Lauchhammer / Schwarzheide (2011)



Bündelung zweier Gymnasien und Schaffung eines gemeinsamen Funktionsgebäudes (Aula), Finsterwalde (2011)



Ertüchtigung und straßenseitige Erschließung des Binnenhafens Mühlberg/Elbe (2012)



Herstellung touristischer Infrastruktur am Senftenberger See (2013)



GRW-Regionalbudget im RWK Westlausitz, Bausteine Marketing und Kommunikation, Regionale Ausbildungsmesse, Gewerbeflächenmanagement (2013)

Beschlossene Maßnahmen / Maßnahmen in Umsetzung Für die Wirtschaftsregion Westlausitz sind im RWK-Prozess sieben Maßnahmen per Kabinettsbeschluss bestätigt worden. Davon werden zwei Maßnahmen aktuell umgesetzt und absehbar realisiert24; bei den anderen ist die Umsetzung noch offen. Der RWK Westlausitz setzt hier auf die zügige und verbindliche Umsetzung bei diesen Maßnahmen, die verantwortlich von Dritten umgesetzt werden müssen. Zu den beschlossenen Maßnahmen zählen: ≡

Schienenseitige Anbindung des KV-Terminals im BASF-Werk Schwarzheide



Verbesserung Straßenanbindung gemäß LeiLa-Konzept (Ausbau der B 101, B 169 und B 183)



Optimierung der innerstädtischen Verkehrssituation Finsterwalde: Bahnübergangsverlegung inkl. Stadtkernumfahrung B 96 / L 60



Schaffung schiffbarer Verbindungen, Überleiter 11 (Sedlitzer See – Großräschener See) und Überleiter 12 (Senftenberger See - Geierswalder See)



Anbindung Fernstraßennetz für Gewerbestandort Hosena, Senftenberg



Optimierung der straßenseitigen Erschließung der Gewerbegebiete und Unternehmen - Finsterwalde: Verlängerung Stadtkernentlastungsstraße Finsterwalde nach Massen



Neubau Innovationszentrum am Standort der Hochschule Lausitz (FH) in Senftenberg

24

Dazu zählen die „Schaffung schiffbarer Verbindungen, Überleiter 11 (Sedlitzer See – Ilsesee) und Überleiter 12 (Senftenberger See - Geierswalder See)“ und der „Neubau Innovationszentrum am Standort der Hochschule Lausitz (FH) in Senftenberg“. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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Maßnahmen mit Prüfungs- und Konkretisierungsbedarf25 Der RWK Westlausitz verfügt derzeit über vier Maßnahmen mit dem Status „Prüfungs- und Konkretisierungsbedarf“. Dazu zählen: ≡

Erschließung Gewerbegebiet Sedlitzer See, Nordufer, Senftenberg



Herstellung touristischer Infrastruktur am Stadthafen Großräschen (Großräschener See)



Sängerstadt Kultur-, Kunst- und Kongresszentrum Finsterwalde

Neue Maßnahmen Im Statusbericht vom Juli 2013 hat der RWK Westlausitz drei neue Maßnahmen in den Abstimmungsprozess eingebracht: ≡

GRW-Regionalbudget II im RWK Westlausitz mit den Schwerpunkten Marketing/ Kommunikation und Fachkräftesicherung (Ausbildungsmesse/Arbeitsmobilität)



Verbesserung und Ausbau der glasfasergebundenen Breitbandinfrastrukturausstattung im RWK Westlausitz



Umverlegung einer 110 kV-Freileitung

Gemeinsame Maßnahmen und sonstige Aktivitäten im RWK Westlausitz Von den Maßnahmen insgesamt sind acht Maßnahmen gemeinsame Projekte des RWK Westlausitz, die die Handlungsfelder Gewerbeflächenentwicklung, Bildung / Fachkräftesicherung, Verkehr / Mobilität u. a. abbilden. Dabei handelt es sich um folgende Maßnahmen: ≡

Planungsstudie zur „Weiterentwicklung des Gewerbeflächenangebotes im RWK Westlausitz“



Unterstützung des Berufseinstieges und Verbesserung der Ausbildungssituation in der Region



Ertüchtigung und straßenseitige Erschließung des Binnenhafens Mühlberg/Elbe



GRW-Regionalbudget im RWK Westlausitz



Verbesserung Straßenanbindung gemäß LeiLa-Konzept (Ausbau der B 101, B 169 und B 183)



Vorbereitung des Sonderlandeplatzes Schwarzheide/Schipkau als Vorsorgefläche des Landes Brandenburg für eine Großansiedlung



GRW-Regionalbudget II im RWK Westlausitz mit den Schwerpunkten Marketing/ Kommunikation und Fachkräftesicherung (Ausbildungsmesse/Arbeitsmobilität)



Verbesserung und Ausbau der glasfasergebundenen Breitbandinfrastrukturausstattung im RWK Westlausitz

Vier Maßnahmen sind im Weiteren der Stadt Finsterwalde zuzuordnen, vier Maßnahmen der Stadt Großräschen, zwei Maßnahmen der Stadt Lauchhammer, drei Maßnahmen der Stadt Schwarzheide und sechs Maßnahmen der Stadt Senftenberg. Drei Maßnahmen waren Aktivitäten der Unternehmen, die durch den RWK unterstützt wurden. In der Summe kann ein guter Umsetzungsstand insbesondere für die kleinräumigen bzw. stadtspezifischen Maßnahmen konstatiert werden. Ein großer Teil der von der Wirtschaftsregion Westlausitz seit 25

Die Maßnahme „Vorbereitung des Sonderlandeplatzes Schwarzheide/Schipkau als Vorsorgefläche des Landes Brandenburg für eine Großansiedlung“ wurde im Ergebnis der IMAG-Beratung im September 2013 vorerst zurückgezogen. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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2006 definierten kommunalen und gemeinsamen Projekte ist umgesetzt. Weniger weit fortgeschritten ist der Stand bei Vorhaben Dritter bzw. Vorhaben, bei denen der Handlungsspielraum der Kommunen geringer ist26. Darüber hinaus führt der RWK Westlausitz im Rahmen der fortlaufenden Kooperation eine Reihe von weiteren Maßnahmen durch. Dabei werden neben der Nutzung von Förderprogrammen (zum Beispiel EFRE Technische Hilfe) auch Projekte in Eigenregie finanziert und umgesetzt: ≡

Präsentation freier, zur Vermarktung stehender Gewerbeflächen im Immobilienkatalog der Landkreise und Präsentation u. a. auf der EXPO REAL (seit 2009)



Erarbeitung Marketingkonzept RWK Westlausitz und Erstellung von Präsentations- und Marketingmaterialien auf der Grundlage des Marketingkonzeptes (2009 / 2010)



Unterstützung bei der Durchführung (2009 bis 2011) bzw. der Mitwirkung der Hochschule Lausitz am ECO-Shell-Marathon (2011/2012)



Unterstützung des Internationalen Jugendprojektes „XENOS“ („Europäische Jugendolympiade für interkulturelle Offenheit, Toleranz und Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt“) (2012/2013)



Einrichtung eines RWK-Stellenportals auf der eigenen Webseite www.wachtsumskernwestlausitz.de (2012/2013)



Erarbeitung eines Regionalen Mobilitätskonzeptes mit dem Ziel, qualifizierte Fachkräfte in der Region zu halten (2013)



Durchführung des RWK-Firmenlaufs (seit 2011, gemeinsam mit der BASF)

Umlandeffekte und Ausstrahlwirkungen Vielen Maßnahmen können explizit Umlandeffekte und Impulse zugeordnet werden. Dabei wird zwischen den Kriterien A – Wirtschafts- und Beschäftigungseffekte sowie B - Verbesserung der regionalen Verkehrs- und Infrastrukturausstattung unterschieden: ≡

Unterstützung Unternehmenskooperationen und Netzwerk-Arbeit im Branchenschwerpunkt Kunststoffe / Chemie und im Branchenschwerpunkt Metall (A)



Planungsstudie zur „Weiterentwicklung des Gewerbeflächenangebotes im RWK Westlausitz“ (B)



Unterstützung des Berufseinstieges und Verbesserung der Ausbildungssituation in der Region (A)



Umbausanierung des Gebäudes des Gymnasiums in Großräschen für die Oberschule und Ausbau für Ganztagsangebote (B)



Neubau See-Campus Lauchhammer / Schwarzheide (B)



Bündelung zweier Gymnasien und Schaffung eines gemeinsamen Funktionsgebäudes (Aula), Finsterwalde (B)



Ertüchtigung und straßenseitige Erschließung des Binnenhafens Mühlberg/Elbe (B)



Herstellung touristischer Infrastruktur am Senftenberger See (B)

26

Zum Beispiel für die Maßnahmen Schienenseitige Anbindung des KV-Terminals im BASF-Werk Schwarzheide, Verbesserung Straßenanbindung gemäß LeiLa-Konzept (Ausbau der B 101, B 169 und B 183), Optimierung der innerstädtischen Verkehrssituation Finsterwalde: Bahnübergangsverlegung inkl. Stadtkernumfahrung B 96 / L 60 und Anbindung Fernstraßennetz für Gewerbestandort Hosena, Senftenberg (s. o. Stand der Umsetzung beschlossener Maßnahmen). complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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GRW-Regionalbudget im RWK Westlausitz (A)



Verbesserung Straßenanbindung gemäß LeiLa-Konzept (Ausbau der B 101, B 169 und B 183) (B)



Schaffung schiffbarer Verbindungen, Überleiter 11 (Sedlitzer See – Ilsesee) und Überleiter 12 (Senftenberger See - Geierswalder See) (B)



Neubau Innovationszentrum am Standort der Hochschule Lausitz (FH) in Senftenberg (B)



Herstellung touristischer Infrastruktur am Stadthafen Großräschen (Großräschener See) (B)



Sängerstadt Kultur-, Kunst- und Kongresszentrum Finsterwalde (B)



Vorbereitung des Sonderlandeplatzes Schwarzheide/Schipkau als Vorsorgefläche des Landes Brandenburg für eine Großansiedlung (B)



GRW-Regionalbudget II im RWK Westlausitz mit den Schwerpunkten Marketing/ Kommunikation und Fachkräftesicherung (Ausbildungsmesse/Arbeitsmobilität) (A)

Fazit Das Spektrum der Maßnahmen basiert auf den im STEK 2006 formulierten wesentlichen Zielstellungen und zentralen Handlungsfeldern der RWK-Standortentwicklung und weist mit den übergreifenden bzw. gemeinsamen Maßnahmen des RWK und den Maßnahmen, die den Einzelstädten zugeordnet werden können, ein ausgewogenes und gut austariertes Maßnahmenprogramm auf. In den vergangenen Jahren hat eine eindeutige Fokussierung auf die mit dem Wachstumskernprozess verbundenen Zielsetzungen (Regionale Ausstrahlfunktion, Beitrag zur Innovationsfähigkeit sowie zur Fachkräftesicherung) stattgefunden. Überall dort, wo die fünf Städte als Einzelkommunen oder im Verbund als Wirtschaftsregion im Rahmen ihrer jeweiligen Handlungsspielräume tätig waren bzw. sind, sind auf Basis der Maßnahmenumsetzung und der Bewertung der Sachstände deutliche Fortschritte erkennbar. Dies betrifft auch die deutliche Verbesserung der Kommunikation und Effizienz der Zusammenarbeit. Die grundsätzlichen Aufgaben, die sich aus der wirtschaftlichen Basis, der Standortattraktivität, aus der Demografie, dem Fachkräfteangebot etc. zukünftig ergeben, stellen die fünf Kommunen sowohl auf regionaler Ebene als auch im Verbund der Wirtschaftsregion Westlausitz vor enorme Herausforderungen. Hier und bei dem Umsetzungsstand von Maßnahmen, die im Verantwortungsbereich von Bund und Ländern liegen, wurde deutlich, dass der kommunale Handlungsspielraum vielfach zu eng ist, um messbare Ergebnisse zu erzielen. Es gilt vielmehr, die regionalen und kommunalen Handlungsspielräume auch künftig optimal auszunutzen, um wirtschaftlich nachhaltige und mögliche Effekte zu erzielen.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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3.2 Bewertung des Umsetzungsstandes in den 2006 definierten Handlungsfeldern und Entwicklungszielen Umsetzungsstand Handlungsfelder Im STEK 2006 wurden die Schlüsselmaßnahmen und Projekte den folgenden drei Handlungsfeldern zugeordnet: ≡

Projekte zur Unterstützung der Wirtschaftsförderung und zur Stärkung der Branchenschwerpunkte



Projekte im Bereich Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung, sowie



Projekte im Bereich Infrastruktur und Verkehr.

Die „Projekte zur Unterstützung der Wirtschaftsförderung und zur Stärkung der Branchenschwerpunkte“ wurden und werden dabei überwiegend in Eigenregie der fünf Städte bzw. mit Unterstützung der EFRE-Technischen Hilfe realisiert. Viele Projekte aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung, sowie vor allem Infrastruktur und Verkehr, wurden zwischenzeitlich bestätigt bzw. werden umgesetzt (s. o.). Die Zuordnung der Maßnahmen zu den drei Handlungsfeldern hat sich dabei als schlüssig erwiesen. Damit wurde eine sinnvolle Abgrenzung zu Maßnahmen gezogen, die - beispielsweise im Bereich Stadtentwicklung / Stadtumbau - mit ausgeprägt kommunalem Bezug in Eigenregie der fünf Städte umgesetzt werden. Umsetzungsstand Entwicklungsziele Die fünf Städte in der Wirtschaftsregion Westlausitz formulierten 2006 Entwicklungsziele für die Standortentwicklung, aus denen der zum damaligen Zeitpunkt breite, fachübergreifende und integrierte Ansatz deutlich wurde. Der Umsetzungsstand stellt sich im Einzelnen wie folgt dar: 27

Entwicklungsziel

Umsetzungsstand

Ausnutzung der perspektivischen Lagevorteile und Überwindung der lagestrukturellen Defizite im Dreieck zwischen Berlin, Dresden und Leipzig

Die grundsätzlichen lagestrukturellen Gegebenheiten haben sich nicht verändert. Die Wirtschaftsregion Westlausitz hat Instrumente für die Profilierung der Region als eigenständiger Standort zwischen Berlin, Dresden und Leipzig entwickelt. Diese gilt es zukünftig noch aktiver als bisher anzuwenden.

3

Weiterentwicklung und bedarfsgerechte Qualifizierung der überörtlichen und regionalen Verkehrsangebote

Der kommunale Handlungsspielraum zur Beförderung überörtlicher Verkehrsverbindungen ist gering. Der Umsetzungsstand einiger Maßnahmen ist durch das Engagement von Bund und Land gut, hier sind Verkehrsvorhaben im Einzelfall realisiert. In anderen Bereichen ist die Umsetzung aus dem gleichen Grund offen. Beim Zuschnitt neuer Verkehrsangebote muss sichergestellt werden, dass die Region nicht weiter von den Zentren abgekoppelt wird.

3

Aufbau eines Standortverbundes mit regionalen Unternehmen mit dem Ziel des Ausbaus der gegenseitigen Verflechtungen sowie Opti-

Die Kommunen der Wirtschaftsregion bieten den Unternehmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten kontinuierliche Unterstützung an (Messebeteiligung, Information Beratung etc.). Unternehmen entscheiden eigenständig über Aktivitäten, Maßnahmen und Investitionen. Der kommunale Hand-

4

Bewertung

27

1 - Zielstellung voll erreicht, 2 - Zielstellung erreicht, 3 - Zielstellung teilweise erreicht, 4 - Zielstellung kaum erreicht, 5 - Zielstellung nicht erreicht.

complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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mierung des gegenseitigen Nutzens

lungsspielraum ist insgesamt begrenzt.

Verbreiterung der wirtschaftlichen Basis sowie gezielte Weiterentwicklung tragfähiger Wirtschaftsstrukturen in den Branchen Metall, Automotive, Kunststoffe & Chemie, Energie

Der Umsetzungsstand ist hier gut, insbesondere durch das Engagement und die weitere steigende bzw. hohe Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen vor allem in den Branchen Metall, Automotive und Kunststoffe & Chemie. Der kommunale Handlungsspielraum ist gering.

2

Sicherung des Fach- und Arbeitskräftebedarfs durch gezielte Qualifizierung vorhandener sowie Aufbau neuer Angebote

Trotz der grundsätzlichen thematischen Zuständigkeit anderer Träger und Partner hat die Wirtschaftsregion Westlausitz in diesem Handlungsfeld mehrere Vorhaben selbst durchgeführt, sich engagiert und eigene Angebote unterbreitet. Dies wird auch Schwerpunkt kommender Aktivitäten.

2

Sicherung und bedarfsgerechte Weiterentwicklung der zentralen Strukturen und der infrastrukturellen Ausstattung in den RWK-Städten

Diese Zielstellungen wurden von den Städten in Eigenregie auf Basis ihrer jeweiligen integrierten Stadtentwicklungskonzepte (INSEK) verfolgt bzw. bearbeitet. Der RWK Westlausitz hat hier jeweils bei Bedarf durch Stellungnahmen o. ä. die Argumentation der Städte unterstützt. Standortentscheidungen von zentralen oder anderen Einrichtungen (Finanzamt, Krankenhaus o.ä.) konnten nicht revidiert werden.

4

Standortangepasste Aufwertung der weichen Standortfaktoren sowie Weiterentwicklung naturräumlicher und touristischer Potenziale

Diese Zielstellungen wurden bei überregional bedeutsamen Vorhaben gemeinsam von den fünf Städten verfolgt. Ein besonderer Fokus lag und liegt hier auf der Weiterentwicklung des Lausitzer Seenlandes.

2

Interkommunale Kooperation: Entwicklung und Umsetzung von Modellen zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung und Zusammenarbeit

Die Kooperation zwischen den fünf Städten hat sich verfestigt und wurde organisatorisch optimiert. Nach außen tritt die Wirtschaftsregion deutlich wahrnehmbar mit einer Stimme auf. Dies manifestiert sich in einem einheitlich angewandten Erscheinungsbild. Die Kooperation mit den Landkreisen und weiteren Partnern ist qualifiziert und soll noch weiter ausgebaut werden.

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3.3 Effekte und Ergebnisse des RWK-Prozesses Organisatorische Aspekte Die fünf Städte in der Wirtschaftsregion Westlausitz kooperieren auf Grundlage der 2006 erstellten und 2009 weiterentwickelten Kooperationsvereinbarung (s. o.). Bisher hat sich diese auf freiwilligem Engagement basierende Kooperation bewährt. Gleichwohl steht der RWK Westlausitz als Mehrling mit fünf Städten aus zwei Landkreisen im Hinblick auf die Abstimmungserfordernisse und die Verknüpfung unterschiedlicher Interessen und Ausgangslagen vor besonderen Herausforderungen. Mit der seit 2009 bestehenden „RWK-Assistenz“ wurden die Aufgaben ergänzend gebündelt. Diese Weiterentwicklung der Organisation hat maßgeblich dazu beigetragen, traditionelle Konkurrenzen zu überwinden und eine intensive Zusammenarbeit der Städte aufzubauen. Dadurch kann die notwendige Abstimmung sowie die Durchführung von gemeinsamen Vorhaben und Projekten umgesetzt werden. Damit wird auch die Empfehlung aus der RWK-Evaluierung 2010 („Professionalisierung der RWK-Koordinierung“) aufgegriffen. Im Ergebnis der bisherigen Zusammenarbeit, der zukünftigen Aufgaben und angesichts der Tatsache, dass Mehrlings-Wachstumskerne keine gesetzlich geregelten und eingeführten administrativen Strukturen28 darstellen, besteht aus Sicht des RWK Westlausitz derzeit nicht die Notwendigkeit, eine andere, formellere Kooperationsform (KAG - kommunale Arbeitsgemeinschaft, Verein, Entwicklungsgesellschaft o.ä.) zu gründen, um die Kooperation fortzuführen und zu ergänzen. Finanzierung, Mitteleinsatz und Mobilisierung von Förderprogrammen und Fördermitteln Mit dem aus der jährlichen Vereinbarung zwischen den Städten vereinbarten Finanzvolumen werden die zentralen Projektmanagementaufgaben, die RWK-Assistenz, externe Beratungsleistungen, eigene Projekte sowie die Basisaufgaben der Öffentlichkeitsarbeit abgesichert und finanziert. Zudem werden die Mittel für die notwendige kommunale Kofinanzierung von Fördervorhaben (GRW-Regionalbudget) genutzt. Durch die Nutzung von Programmen, die nur den 15 RWK landesweit offenstehen (GRW-Regionalbudget, EFRE Technische Hilfe u.a.) konnten seit 2005 rd. 800 Tsd. EUR für RWK-spezifische Projekte (Marketing, Ausbildungsmessen, Berufsfrühorientierung u.a.) eingesetzt werden. Der Eigenanteil der fünf Städte für diese Projekte beträgt insgesamt rd. 130 Tsd. EUR seit 2005. Die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster beteiligten sich inhaltlich und finanziell an einigen Vorhaben. Die im Standortentwicklungskonzept 2006 definierten und bisher abgeschlossenen Maßnahmen haben ein Volumen von fast 50 Mio. EUR29(s.o.). Dieses Volumen wird durch die laufenden Maßnahmen nochmal übertroffen. Dabei bleibt festzustellen, dass viele der Maßnahmen übergreifende bundesund landesseitige Strukturinvestitionen und Infrastrukturmaßnahmen umfassen, auch ohne Wachs-

28

Beispielsweise muss bei der Antragstellung gemeinsamer Vorhaben bei Landesbehörden bzw. der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und bei Bundesministerien eine Stadt als Antragsteller für alle Kommunen auftreten. Diese muss das komplette haushaltsseitige Risiko übernehmen sowie die Mittelbewirtschaftung und Umsetzung im Innenverhältnis des RWK auf Basis der Kooperationsvereinbarung organisieren bzw. absichern. Im RWK Westlausitz haben die Stadt Schwarzheide (Gewerbeflächenstudie, 2009) und die Stadt Großräschen (GRW-Regionalbudget, 2010 bis 2013) diese Aufgaben bisher übernommen. 29 Dazu zählen z.B. der SeeCampus in Schwarzheide/Lauchhammer, Hafen Senftenberg, Verbreiterung der Autobahnauffahrt Ruhland u.a. sowie das Vorhaben Hafen Mühlberg (gemeinsam mit den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster sowie der Stadt Mühlberg). complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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tumskernprozess realisiert worden wären, wenn auch zum Teil in einer längeren Zeitschiene oder in geringerem Umfang. Effekte und Synergien für den Regionalen Wachstumskern Die fünf Städte weisen durch den RWK-Prozess deutliche Synergie- und Mehrwerteffekte in vielen Bereichen auf. Insbesondere die gemeinsamen Projekte stehen im Fokus, die ohne den RWK-Status nicht realisiert worden wären. Hier hat die Wirtschaftsregion die Initiative für übergreifende Konzepte, Strategien und Projekte übernommen. Dies gilt z. B. für die Themen Gewerbeflächenentwicklung (2009), Fachkräftesicherung und Bildung (2009ff) und Mobilität (2013). Zudem können durch die Kooperation der fünf Städte Themen besetzt werden, die von den Städten allein nicht oder nur kaum leistbar sind (Standort- und Regionalmarketing, Messepräsenz, Gewerbeflächenmarketing, aktive Investorensuche u.a.). Die fünf Einzelstädte werden zudem durch die Bündelungsfunktion des RWK wirksam entlastet. Dies betrifft die RWK-Aktivitäten im überregionalen Standort- und Regionalmarketing, bei Messen, Tagungen und Veranstaltungen sowie bei laufenden Wirtschaftsförderungsaufgaben. Letzteres beinhaltet die Beantwortung von Bundes- und Landesanfragen, das laufende Daten- und Flächenmonitoring etc. Hier bestehen noch weitere Möglichkeiten für die Bündelung einzelner Aufgaben. Stadtbezogene Effekte und Synergien Die Bezifferung der jeweiligen Effekte auf die fünf Einzelstädte ist zuverlässig nicht möglich. Möglich sind lediglich auf Basis des RWK-Status´ ein schnellerer und direkterer Zugang zu Ministerien und Programmen30, Vorzieheffekte und eine höhere Förderquote bzw. eine beschleunigte Umsetzung einzelner Infrastrukturvorhaben in den Städten. Der Vorteil der höheren Unternehmensförderung in den Wachstumskernen wird seit 2011 nicht mehr gewährt. Bis dahin haben Unternehmen in den RWK bei Zuordnung zu den definierten Clustern / Branchen eine höhere Förderung bei Investitionen erhalten. Dies wurde in den RWK-Städten von einigen Unternehmen genutzt und die RWK-Zugehörigkeit wurde für die Unternehmen zusehends zum Standortargument. Vor diesem Hintergrund wird der landesweite RWK-Prozess und damit auch die Kooperation in der Region in den fünf Städten durchaus hinterfragt, ohne dies aber grundsätzlich in Frage zu stellen. Aus den kommunalen Gesprächen heraus bestand teilweise die Befürchtung, die eigenen Interessen nur unzureichend durchsetzen zu können. Für die Kooperation der fünf Städte sowie die laufende Standortkommunikation besteht daher die Notwendigkeit der laufenden Kommunikation, Transparenz und Information nach außen (Außenmarketing) und nach innen (Binnenmarketing).

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Nach Angaben der Investitionsbank des Landes Brandenburg entfallen 85 bis 90 % der Investitionen aus der Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschaftsstruktur auf RWKs, z. B. für die Erschließung von Gewerbegebieten complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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4.

Aktuelle SWOT-Analyse

Die Bewertung der aktuellen Rahmenbedingungen und Strukturdaten erlaubt eine Einschätzung der Stärken und Schwächen und darauf aufbauend der Entwicklungspotenziale (Chancen) und Hemmnisse (Risiken) für die wirtschaftliche Entwicklung der Wirtschaftsregion Westlausitz. In kursiv werden die Attribute gesetzt, die im Standortentwicklungskonzept 2006 (noch) nicht prägend waren bzw. formuliert wurden. Die Stärken und Schwächen lauten aktuell wie folgt: Stärken

Schwächen



traditionelle industrielle Basis in den Branchen Metall, Maschinenbau, Kunststoffe





Standort international erfolgreicher Unternehmen wie BASF, Vestas, TAKRAF und Kjellberg sowie von regional verankerten kleinund mittelständischen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes

relativ große Entfernung zu den Ballungsräumen Berlin (rd. 120 km) und Leipzig (80 km)



anhaltender Bevölkerungsrückgang mit deutlich sichtbaren negativen Folgen (Infrastruktur, Wohnungsleerstand etc.) und weiteren Anpassungsbedarfen



überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig hohem Bedarf nach qualifizierten Arbeitnehmern



durch Tagebau vielerorts beeinträchtigtes Landschaftsbild verbunden mit Umweltrisiken



erhebliche Auswirkungen des ehemaligen Braunkohlebergbaus in Verbindung mit Standsicherheit auf Altkippenbereichen und dem Grundwasserwiederanstieg



Gering ausgeprägtes Angebot an Arbeitsplätzen und Unternehmen im Dienstleistungsbereich



zu geringer Bekanntheitsgrad bzw. Image als Billiglohnstandort



Mobilitätseinschränkung durch Ausdünnung von SPNV-/ÖPNV-Angeboten in der Region sowie überregional



geringere GA-Förderunterstützung im Vergleich zum Freistaat Sachsen



Überregional: gute verkehrliche Erreichbarkeit Straße, Schiene, Wasser



vielfältige, ausreichende und günstige Flächenangebote



Hochschulstandort BTU Cottbus, Campus Senftenberg



Transferangebote und Vernetzungsstrukturen zwischen Unternehmen / Wirtschaft und Hochschule



gute infrastrukturelle Ausstattung (Bildung, Kultur, Freizeit) der Städte und im Wettbewerbsvergleich



schrittweise Herausbildung des Alleinstellungsmerkmals Lausitzer Seenland



hohes Arbeitsplatzangebot (im verarb. Gewerbe) mit Ausstrahlfunktion (Pendlerüberschuss)



handlungsfähiger Verbund und eingespielte Kooperation der fünf RWK-Städte

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Die Entwicklungspotenziale und –hemmnisse lassen sich an folgenden Ansätzen festmachen: Chancen ≡

Weitere Verbesserung der Standortrahmenbedingungen durch Infrastrukturprojekte (Flughafen BER, LeiLa-Trasse, Schienengüteranbindung etc.)



Stabilisierung und Ausbau der vorhandenen wirtschaftlichen Kompetenzen (Metall, Kunststoffe / Chemie, neu: Tourismus und Biotechnologie)



Weiterer Ausbau der Kooperation zwischen Hochschul- und Bildungseinrichtungen sowie Schulen der Region und Unternehmen



Weitere Bündelung der Kräfte in den Kommunen und der Wirtschaft zur Profilierung der Region nach außen und zur Imagebildung



Stärkung der Städte und Stadtzentren als attraktive Versorgungsstandorte in der Region



Schaffung neuer landschaftlicher Qualitäten und touristischer Infrastrukturen im Lausitzer Seenland



Ausbau und Qualifizierung der Bildungs- und Qualifizierungsangebote als Standortmerkmal



Stärkere Verflechtung und Ausbau der Kooperation mit sächsischen Kommunen

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Risiken ≡

perspektivisch stark steigender Fachkräftemangel, trotz anhaltend relativ hoher Arbeitslosigkeit



weiter sinkende Zahl und abnehmende Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger



deutliche Überkapazitäten bei der Infrastrukturausstattung, Einschränkung der Funktionsfähigkeit der Städte und Standorte



zurückgehende Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten durch die öffentliche Hand



Nicht-Umsetzung vereinbarter Infrastrukturvorhaben von Bund und Ländern (LeiLa, B 96)



Weitere Einschränkung der Mobilität durch Ausdünnung von SPNV-/ÖPNV-Angeboten

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5.

Zielstellung und Entwicklungsstrategie

5.1 Ableitung der aktuellen Engpassfaktoren und Handlungsbedarfe für den RWK Westlausitz Zwei Engpassfaktoren und Handlungsbedarfe Aus der Positionsbestimmung, der Bewertung der bisherigen Ergebnisse des RWK-Prozesses, der aktuellen SWOT-Analyse sowie insbesondere den Arbeitsgesprächen auf der kommunalen Ebene und mit den Landkreisen bzw. mit den weiteren Partnern der regionalen Wirtschaftsförderung lassen sich zwei zentrale Engpassfaktoren und darauf aufbauende Handlungsbedarfe klar ableiten:

Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln auf hohem Niveau sichern

in Verbindung mit

Menschen in der Region halten und für die Region gewinnen

Im Standortentwicklungskonzept 2006 wurden fünf maßgebende Engpassfaktoren benannt. Diese stimmen inhaltlich mit den hier genannten, gebündelten Handlungsbedarfen überein bzw. werden in den nachfolgenden Handlungsfeldern aufgegriffen31. Die formulierten Handlungsbedarfe fokussieren auf die Themenfelder, in denen durch kommunales und / oder gemeinsames regionales Handeln Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten bestehen. Eine große Verantwortung haben darüber hinaus das Land Brandenburg und der Bund bei der Sicherung und Gestaltung der allgemeinen Rahmenbedingungen, zum Beispiel hinsichtlich der ≡

dauerhaften Sicherung des ÖPNV und Regionalverkehrs in der Region,



Fortführung der begonnenen und noch ausstehenden Infrastrukturmaßnahmen, z.B. der Realisierung des Lausitzer Seenlandes,



Sicherung weiterer Fördermöglichkeiten im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Regionalen Wirtschafts-

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Engpassfaktoren / Handlungsbedarfe Standortentwicklungskonzept 2006 Fortschreibung 2013

Zu geringe Breite wirtschaftlich tragfähiger Branchen

Verkehrliche Anbindung und Erreichbarkeit Unzureichende Ausprägung als Wirtschaftsstandort

Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln auf hohem Niveau sichern

Fachkräftemangel / Bildungssituation

Bevölkerungsrückgang und Attraktivitätsverlust

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Menschen in der Region halten und für die Region gewinnen

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struktur (GRW) ab 2014 für (clusterbezogene) Unternehmensinvestitionen und für kommunale Investitionen in die wirtschaftsnahe Infrastruktur und ≡

(Mit-)Finanzierung an den notwendigen Aufgaben zur Sicherung mittelzentraler Angebote in den Städten.

Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln auf hohem Niveau sichern Die schrittweise Verbesserung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren, z. B. Ausbau LeiLa-Trasse, Hafen Mühlberg/Elbe, Seehafen Senftenberg u.a., haben die Standortqualität deutlich verbessert. Damit konnte der Abstand zu anderen Wettbewerbsregionen vermindert bzw. der Rückstand aufgeholt werden. Zugleich gilt es auch weiterhin, die u. a. aus der Bergbautradition noch vorhandenen infrastrukturellen Defizite zu beseitigen, um eine dauerhaft wettbewerbsfähige Wirtschaftsregion zu schaffen. Dies gilt umso mehr, da aufgrund der relativ großen Entfernung zu Ballungsräumen die überregionale verkehrliche Erreichbarkeit und optimale Standortbedingungen (z. B. Breitbandausstattung) auf hohem Niveau gesichert sein müssen. Die Realisierung der bisher beschlossenen infrastrukturellen Maßnahmen steht hier an oberster Stelle. In den letzten Jahren ist es gelungen, die wichtigsten Unternehmen und Akteure in der Region zu halten. Die Stärke der Westlausitz sind aktuell die international bzw. auf dem Weltmarkt agierenden Unternehmen sowie die breite Basis gesunder Unternehmen kleinerer und mittlerer Größe (20 bis 249 Beschäftigte) vorzugsweise aus dem Metallbereich oder dem Maschinenbau, die den Strukturwandel bewältigt haben. Diese waren in der Vergangenheit maßgeblich für den – trotz stark rückläufigem Arbeitskräfteangebot vor Ort - Beschäftigungsaufbau verantwortlich und sind die Innovationsträger der Region. Um die weitere Entwicklung und Erweiterung dieser Unternehmen zu unterstützen und zugleich weitere Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten anzusiedeln, sind optimale Rahmenbedingungen vor Ort erforderlich. Dies betrifft neben der wirtschaftsnahen Infrastrukturausstattung ein hohes Niveau auch der weichen Standortfaktoren, ein ausreichendes Arbeitskräfteangebot sowie umfassende Unterstützungsangebote der Partner der Wirtschaftsförderung. Hier ist neben dem eigenen Engagement der Kommunen die weitere Unterstützung durch Bund, Länder, Unternehmen sowie der Partner der Wirtschaft (ZAB, IHK u. a., WiL e.V. u. a.) erforderlich. Darüber hinaus muss die Wirtschaftsregion enorme Anstrengungen leisten, um für Ansiedlungen und Investitionen zu werben, den Standort bekannt zu machen sowie Unternehmen und Fachkräfte in die Region zu locken. Eine optimal aufgestellte, effiziente Wirtschaftsförderung und Bündelung der Aktivitäten sind unabdingbar, um erfolgreich zu sein – auch dies ist Bestandteil der Sicherung der Rahmenbedingungen auf hohem Niveau.

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Menschen in der Region halten und für die Region gewinnen Der anhaltende, wenn auch verlangsamte Bevölkerungsrückgang in Verbindung mit dem branchenspezifisch bereits unterschiedlich sichtbaren Fachkräftemangel sind aktuell und werden zukünftig die maßgeblichen Hemmnisse für die weitere Entwicklung darstellen. Dies gilt vor allem für die Entwicklung und Sicherung der am Standort ansässigen Unternehmen, wo sich bereits heute sowie mittelfristig erhebliche altersbedingte Ersatzbedarfe der Belegschaften abzeichnen. Darüber hinaus gefährdet der weitere Bevölkerungsrückgang zukünftig die Funktionsfähigkeit und die bisher gute mittelzentrale Ausstattung der Städte und Zentren. Für die Wirtschaftsregion Westlausitz gilt es daher einerseits die Menschen in der Region zu halten, Abwanderung zu verhindern und Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zum Arbeitsmarkt und ohne gesellschaftliche Teilhabe diesen Zugang zu ermöglichen. Dies ist aus eigenem Interesse zur Sicherung der Funktionsfähigkeit der Städte und Zentren sowie für die Sicherung der Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln unerlässlich. Andererseits ist es erforderlich, mehr Menschen und Kunden sowie mehr Arbeitnehmer für die Region zu gewinnen. Die Mobilisierung und Ausschöpfung der eigenen, endogenen Potenziale allein reicht bei weitem nicht aus, um die steigenden Bedarfe zu decken. Dafür wiederum muss die Region im Wettbewerb mit anderen attraktiv sein – gute Beschäftigungsmöglichkeiten mit attraktiven Gehalts- und Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, eine gut funktionierende Infrastruktur vorhalten und über weiche Standortfaktoren auf hohem Niveau verfügen.

5.2 Leitbild Vorbemerkung Das Standortentwicklungskonzept 2006 setzte in seiner Zieldefinition auf einen umfassenden und breiten Ansatz der Regionalentwicklung, der beispielsweise sowohl die Profilierung der jeweiligen kommunalen Infrastrukturangebote in das RWK-Konzept integrierte als auch grundsätzliche Aspekte wie die Lagequalität und die Entfernung zu Ballungsräumen thematisierte. Die praktischen Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass dort, wo die fünf Städte als Einzelkommunen oder im Verbund als Wirtschaftsregion im Rahmen ihrer jeweiligen Handlungsspielräume tätig waren bzw. sind, deutliche Fortschritte erkennbar sind. Dies betrifft einzelne Maßnahmen im Bereich Verkehr, Infrastruktur, Fachkräfte etc. sowie die deutliche Verbesserung der Kommunikation und Effizienz der Zusammenarbeit. Die grundsätzlichen Aufgaben und Herausforderungen, die sich aus der wirtschaftlichen Basis, der Lage- und Standortqualität, aus der Demografie, dem Fachkräfteangebot etc. ergeben, sind durch die fünf Städte sowie im Verbund der Wirtschaftsregion Westlausitz nur begrenzt beeinflussbar. Hier ist die weitere Unterstützung und Begleitung durch Bund und Land erforderlich. Die zuvor skizzierten zentralen Handlungsbedarfe konzentrieren sich daher auf die Themen, in denen durch kommunales und / oder gemeinsames regionales Handeln Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten bestehen. Dabei werden die zukünftigen Aktivitäten und Zielstellungen an den eigenen Stärken und endogenen Potenzialen bzw. den tatsächlichen Handlungsspielräumen in der Wirtschaftsregion ausgerichtet, konzentriert und gebündelt. Das Leitbild beschreibt den Orientierungsrahmen für das zukünftige Handeln der fünf Städte in der Wirtschaftsregion bzw. als Regionaler

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Wachstumskern. Es formuliert die grundsätzlichen Ziele für die Zukunft in Form von Visionen und Leitlinien zusammen. Leitbild32 Alleinstellungsmerkmal und Qualitätssiegel für die Wirtschaftsregion Westlausitz ist die Kombination unterschiedlicher Standortmerkmale: 1. Die Wirtschaftsregion Westlausitz ist der regionale Wachstumsmotor der brandenburgischsächsischen Lausitz. Die Region hat den Strukturwandel erfolgreich durchlaufen und kann sich auf einige große (Vattenfall und BASF) sowie eine Vielzahl erfolgreicher kleinerer und mittlerer Unternehmen stützen. Viele dieser Unternehmen sind als „hidden champions“ weltweit aktiv und in der Wirtschaftsregion Westlausitz beheimatet. 2. Die Wirtschaftsregion Westlausitz zeichnet sich durch die Lagegunst zwischen den Großräumen Berlin und Dresden sowie der polnischen Grenze aus. Durch die Verkehrsanbindung an die Autobahn A 13 und die B 169 sind die Städte der Region aus allen Richtungen schnell erreichbar. Die Region setzt auf diese geographische Lage. Die Lage an der A13 im Dreieck zwischen Berlin, Dresden und Leipzig bietet gute Entwicklungschancen. 3. Die Wirtschaftsregion Westlausitz versteht sich als bildungs- und wissenschaftsorientierter Standort und ist dem Transfergedanken zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verpflichtet. In der Wirtschaftsregion Westlausitz gibt es viele kleine und mittelständische Unternehmen mit einer technischen Ausrichtung. Diese Ausrichtung wird unterstützt durch das ingenieurwissenschaftliche Fächerspektrum der BTU Cottbus-Senftenberg am Standort Senftenberg. 4. Die Wirtschaftsregion Lausitz verfügt durch den Landschaftswandel und das entstehende Lausitzer Seenland über besondere Möglichkeiten, Tourismus und industrielle Entwicklung zu kombinieren. Die Wirtschaftsregion Lausitz befindet sich in einer der größten Landschaftsbaustellen Europas. In dem entstehenden Lausitzer Seenland gibt die touristische Infrastruktur Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung. Erholung und Arbeit können auf einzigartige Weise kombiniert werden. Der Landschaftswandel beinhaltet Potenzial für überregionalen Wissenstransfer und wirtschaftliche Impulse. 5. Die Wirtschaftsregion Westlausitz ist mit fünf Städten in zwei Landkreisen Stabilitätsanker der Region. Der demografische Wandel vollzieht sich in der Lausitz besonders schnell und tiefgreifend. Die Region ist deshalb auch ein Laboratorium für den Umgang mit den Folgen des demografischen Wandels. Die Städte erfüllen durch ihr Infrastrukturangebot und ihre zentralen Aufgaben in besonderer Weise Umlandfunktion.

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Das Leitbild wurde erstmals im Zeitraum Februar bis Juni 2011 in einem intensiven Dialog innerhalb der Wirtschaftsregion Westlausitz unter Einbeziehung externen und unabhängigen Sachverstands, u. a. der Wirtschaftsinitiative Lausitz (WiL) e. V., und der Hochschule Senftenberg erarbeitet, und im Zuge der aktuellen STEKFortschreibung überprüft und angepasst. complan Kommunalberatung – 27. September 2013

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5.3 Handlungsfelder und Entwicklungsziele Übersicht Aus den zentralen Handlungsbedarfen leiten sich fünf Themen und Handlungsfelder ab, in denen der RWK Westlausitz im Rahmen seiner Handlungsspielräume tätig wird und in denen dem Kooperationsgedanken in besonderem Maße Rechnung getragen wird.

Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln auf hohem Niveau sichern

A. Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung verhindern

B. Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern

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Menschen in der Region halten und für die Region gewinnen

C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren

D. Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern

E. Aktivitäten regional bündeln

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Handlungsfelder – Aufgaben und Entwicklungsziele A. Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung verhindern Ausgangssituation / Handlungsbedarf Die demografischen Rahmenbedingungen (Rückgang der Bevölkerung, Altersstruktur) sind hinsichtlich der notwendigen Sicherung des Fach- und Arbeitskräftepotenzials für ansässige Unternehmen sowie für Unternehmen, die neu am Standort investieren wollen, schwierig. Das Fach- und Arbeitskräftepotenzial muss deutlich erhöht werden, um den quantitativen und qualitativen Bedarfen der Unternehmen zu genügen. Erforderlich ist es, sowohl in der Region alle Möglichkeiten für die Mobilisierung der Menschen für den Arbeitsmarkt zu nutzen als auch die Chancen für die Gewinnung neuer Bevölkerungsgruppen, Fachkräfte etc. für die Region zu prüfen und offensiv anzugehen. Zugleich gilt es mit Wirtschaftsverbänden, Bildungseinrichtungen, Schulen, Arbeitsagenturen, Unternehmen und weiteren Partnern zu kooperieren sowie Unternehmen zu informieren und zu eigenem Handeln anzuregen – Fachkräftesicherung ist in erster Linie Aufgabe der Unternehmen. Strategie Vorbereitung, Entwicklung und Durchführung eigener Projekte im Handlungsspielraum der Kommunen (z. B. Ausbildungsmessen) Mitwirkung an Aktivitäten und Projekten zur länderübergreifenden Fachkräftesicherung bzw. zur Fachkräftesicherung Dritter im Rahmen der kommunalen Möglichkeiten Information und Sensibilisierung der Unternehmen für die Intensivierung und Durchführung eigener Aktivitäten im Themenfeld Fachkräftesicherung Entwicklungsziele Die damit verbundenen Ziele für die Wirtschaftsregion Westlausitz lauten wie folgt: ≡

Aufbau und Pflege eines kontinuierlichen Fachkräftemonitorings in der Wirtschaftsregion Westlausitz in Kooperation mit Partnern



Entwicklung und Durchführung eigener Projekte im Bereich Berufsfrühorientierung und an der Schnittstelle Schule – Wirtschaft etc.



Entwicklung und Umsetzung von bzw. Mitwirkung an (länderübergreifenden) Vorhaben und Strategien für Rückkehrer und Zuzügler



Kooperation mit Dritten zur Durchführung von Projekten zur Fachkräftesicherung



Aufbau und Unterstützung von regionalen und überregionalen Kooperationen zwischen Unternehmen, Schulen und weiteren Partnern



Laufende Information und Mobilisierung der Standortprägenden Unternehmen zum Thema Fachkräftesicherung



Prüfung der Möglichkeiten, für Ausbildungsabbrecher eine Zweitausbildung zu ermöglichen

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B. Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern Ausgangssituation / Handlungsbedarf „Gute“ Bildung und Innovation sind die Schlüsselfaktoren und Voraussetzung für eine wachsende, sich weiter entwickelnde und innovative Wirtschaft. Für die Wirtschaftsregion Westlausitz ist eine Bildungslandschaft, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf die Anforderungen des Erwerbslebens vorbereitet bzw. qualifiziert sowie für alle Bevölkerungsgruppen gleich welcher Voraussetzungen passfähige Angebote bereithält, die Integration und Teilhabe ermöglichen, angesichts der demografischen Rahmendaten von entscheidender Bedeutung. Hier muss im Rahmen der kommunalen Möglichkeiten und Spielräume das vielfältige Angebot erhalten bzw. weiterentwickelt werden und zudem die Qualität dauerhaft auf hohem Niveau gesichert werden. Ansätze bestehen hier vor allem an und in den Grund- und Oberschulen der Region. Insbesondere mit dem Praxislernen an Oberschulen besteht ein geeignetes Instrument, das aufgrund guter Vorerfahrungen als Qualitäts- und Alleinstellungsmerkmal entwickelt werden kann. Gleiches gilt für die Wissenschaftslandschaft, wo die in der Region vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten zielgerichtet den Unternehmen insbesondere des verarbeitenden Gewerbes zur Verfügung gestellt werden müssen. Dies liegt im eigenen Interesse der Unternehmen und der Wirtschaft die Wirtschaftsregion Westlausitz muss die Rahmenbedingungen für die Umsetzung dieser Transferprozesse bereitstellen sowie entsprechend mobilisieren und informieren. Strategie Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen und Projekten zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung bei Schulen und Bildungseinrichtungen in Trägerschaft der Städte und / oder bei vorhandenen Eingriffsmöglichkeiten bzw. eigenen Handlungsspielräumen Einbindung Dritter sowie Mitwirkung an Aktivitäten und Projekten Dritter zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Angebote in Schulen und Bildungseinrichtungen Laufende Information und Sensibilisierung von Unternehmen für die Chancen der Wissenschafts- und Innovationstransfers Entwicklungsziele Die damit verbundenen Ziele für die Wirtschaftsregion Westlausitz lauten wie folgt: ≡

Stärkung, (Weiter-)Entwicklung und regionale Ausweitung des Praxislernens an Oberschulen auf hohem Niveau und Sicherung des Zugangs zu Netzwerken



Sicherung der finanziellen Mittel für die Durchführung des Praxislernens an Oberschulen (Programm IOS – Initiative Oberschule)



Mitwirkung (Moderation, Kommunikation und Netzwerkorganisation) an Projekten und Aktivitäten zur Stärkung des Praxislernens an Oberschulen



dauerhafte Sicherung der ingenieurwissenschaftlichen Ausrichtung des Campus Senftenberg der BTU Cottbus-Senftenberg in der Region



Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers zwischen Hochschule und Unternehmen zur Sicherung von Innovation und Weiterentwicklung in Unternehmen



Herausbildung von Charakteristika und Alleinstellungsmerkmalen der (Weiter-)Bildungslandschaft im länderübergreifenden Kontext

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C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren Ausgangssituation / Handlungsbedarf Die infrastrukturellen Rahmenbedingungen in der Wirtschaftsregion haben sich in den vergangenen Jahren durch einzelne, teilweise bereits abgeschlossene Maßnahmen deutlich verbessert; weitere Maßnahmen sind vorbereitet bzw. werden aktuell umgesetzt. Dies war und ist auch zukünftig erforderlich, um einen Beitrag zur Standortsicherung von Unternehmen zu leisten. Zukünftig gilt es für die Wirtschaftsregion Westlausitz sowohl aufgrund der noch vorhandenen sichtbaren und aus der Bergbautradition resultierenden Aufgaben als auch auf Basis der räumlichen Lage und der relativ großen Entfernung zu Ballungsräumen, die Infrastruktur auf einem hohen und wettbewerbsfähigen Niveau bereitzuhalten. Hier wachsen die Bedarfe und Anforderungen mit den technologischen Entwicklungen. Den Kommunen obliegt es, parallel die weichen Standortfaktoren (Wohnen, Freizeit, Sport etc.) auf kommunaler Ebene weiter zu entwickeln und im regionalen Kontext abzustimmen. Die gute infrastrukturelle Ausstattung - sowohl der harten als auch der weichen Standortfaktoren ist Grundvoraussetzung beim Werben um neue Unternehmen und Sicherung bestehender Arbeitsplätze bereits ansässiger Unternehmen. Hier gilt es zudem die noch vorhandenen Defizite, Schwachstellen und Lücken in absehbaren Zeiträumen u. a. durch Realisierung bisher beschlossener Maßnahmen zu beseitigen. Dafür ist die Unterstützung von Bund sowie von den Ländern Brandenburg und Sachsen erforderlich. Strategie Bündelung der Argumente für die zügige Umsetzung / Fortführung bereits beschlossener Infrastrukturmaßnahmen und intensiver Lobbyarbeit ggü. Bund und Ländern Stärkere Einbindung regionaler Partner und Unternehmen in notwendige Infrastrukturmaßnahmen Prüfung der wirtschaftlichen Notwendigkeit und der möglichen Effekte bei der Entwicklung neuer / weiterer Infrastrukturmaßnahmen Bereitstellung eines hohen Qualitätsstandards für kommunale Infrastrukturangebote Entwicklungsziele Die damit verbundenen Ziele für die Wirtschaftsregion Westlausitz lauten wie folgt: ≡

Zügige Realisierung bereits beschlossener und vereinbarter Infrastrukturmaßnahmen (Straße, Schiene)



Sicherung wettbewerbsfähiger (Straßen-)Verkehrsverbindungen in der Region



Verbesserung der bahngebundenen Logistik für den Warenverkehr und Sicherstellung regionaler und überregionaler Schienenverkehrsverbindungen



Sicherstellung eines hohen und modernen Standards technischer Infrastrukturen (Medien, Breitband)



Entwicklung und weitere Profilierung der weichen Standortfaktoren auf kommunaler Ebene.

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D. Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern Ausgangssituation / Handlungsbedarf Die Westlausitz ist durch eine steigende Zahl von Arbeitnehmern geprägt, die von auswärts in die Region pendeln; der Pendlersaldo steigt kontinuierlich. Die durchschnittlichen Fahrzeiten und Fahrentfernungen zu Arbeitsplätzen sind hoch (35 km). Die zügige Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen und Unternehmen, von Schulen und Bildungseinrichtungen, sowie von Stadtzentren und infrastrukturellen Angeboten (Kita, Theater, Freizeit, Sport, Nahversorgung) von außen sowie innerhalb der Region sind für die Standortsicherung und -weiterentwicklung von großer Bedeutung. Nicht alle Menschen können oder wollen für diese Wege den Pkw nutzen - ein moderner SPNV / ÖPNV ist auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Schrumpfung insbesondere in den ländlichen Bereichen sowie aus energetischen Gesichtspunkten wichtig. Hier werden durch die Wirtschaftsregion Westlausitz aktuell notwendige Grundlagen und Basismaterialien geschaffen. Durch die in der Vergangenheit vielfach erfolgte Ausdünnung der Verkehre, Verlängerung der Taktzeiten im SPNV / ÖPNV etc. haben sich die Standortattraktivität und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bereits verschlechtert bzw. es steht dies zu befürchten. Dies betrifft beispielsweise die Nicht-Erreichbarkeit der Gewerbestandorte im RWK mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Berufspendler. Die Städte in der Wirtschaftsregion sehen eine zentrale Aufgabe darin, Mobilitätsangebote dauerhaft zu sichern, neue Angebote zu entwickeln und vorhandene Angebote zu optimieren. Im Fokus stehen hier vor allem die arbeits- und ausbildungsplatzbedingte Mobilität. Strategie Schaffung von trag- und aussagefähigen Grundlagen zum Mobilitätsverhalten in der Region zur Ableitung und Präzisierung der Handlungsbedarfe Vorbereitung und Umsetzung von eigenen Maßnahmen zur Mobilitätssicherung in der Region (auch im länderübergreifenden Kontext) Bündelung der Partner und Fakten für die Argumentation und Begründung notwendiger Maßnahmen gegenüber Dritten (Bund, Ländern, Deutsche Bahn, regionale Verkehrsunternehmen etc.) Einbindung in die und aktive Mitwirkung an der Erstellung von Nahverkehrsplänen der Landkreise bzw. im länderübergreifenden Kontext Entwicklungsziele Die damit verbundenen Ziele für die Wirtschaftsregion Westlausitz lauten wie folgt: ≡

Entwicklung und Umsetzung einer Regionalstrategie zur Mobilitätssicherung



Optimierung der Schienenanbindung in die Hauptzentren Berlin, Dresden, Leipzig und Cottbus



Verbesserung der (ÖPNV-)Erreichbarkeit der Gewerbestandorte in der Wirtschaftsregion



Entwicklung und Erprobung neuer / bedarfsgerechter Mobilitätsangebote zur Sicherung der innerregionalen Erreichbarkeit

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E. Aktivitäten regional bündeln Ausgangssituation / Handlungsbedarf Die Zusammenarbeit in der Wirtschaftsregion Westlausitz hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Auch ohne dass eine juristische Einheit in Form einer kommunalen Arbeitsgemeinschaft, eines Vereins o. ä. geschaffen wurde, hat sich die Wirtschaftsregion Westlausitz als wichtiger Akteur im Süden Brandenburgs etabliert. Hierbei galt es, zunächst intern Ziele und Interessen abzugleichen und im Weiteren die Region landkreisübergreifend nach außen zu positionieren und zu vertreten. Dabei hat sich eine sinnvolle Arbeitsteilung mit den Landkreisen und weiteren Partnern der regionalen Wirtschaftsförderung herauskristallisiert. Durch die Kooperation werden Themen besetzt und Projekte realisiert, die von einer Stadt allein nicht oder nur kaum leistbar sind, zum Beispiel Standortund Regionalmarketing, Messepräsenzen, Gewerbeflächenmarketing, Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, aktive Investorensuche u.a.. Diese Zusammenarbeit und das gemeinsame Auftreten müssen zukünftig weiter geführt, qualifiziert, intensiviert und auf weitere Themen ausgeweitet werden; insbesondere dort, wo durch gemeinschaftliches Handeln Synergien und Mehrwerteffekte möglich sind. Zukünftig gilt noch mehr als bisher, dass die Einzelstädte im Wettbewerb um Ansiedlungen, Investitionen, Fachkräfte kaum wahrgenommen werden. Betrachtungsebenen sind größere Einheiten, Wirtschaftsregionen und weniger die Einzelstandorte. Kooperationen können hier die notwendige Unterstützung leisten. Strategie Bündelung der Aktivitäten zur Standortsicherung und -weiterentwicklung, insbesondere zur Sicherung infrastruktureller Angebote Vorbereitung und Umsetzung gemeinsamer Projekte in den definierten Handlungsfeldern Ausweitung der Kooperation und laufender Interessenabgleich mit Dritten (ZAB, IHK, WiL e.V. etc.) Qualifizierung der Aufgabenteilung zwischen kommunaler und regionaler Wirtschaftsförderung Intensivierung der Zusammenarbeit mit Partnern im benachbarten Freistaat Sachsen (Weiter-)Entwicklung der Kooperation in den jeweiligen Mittelbereichen in Verantwortung der Einzelkommunen Entwicklungsziele Die damit verbundenen Ziele für die Wirtschaftsregion Westlausitz lauten wie folgt: ≡

Fortführung des gemeinsamen Standort- und Regionalmanagements und Entwicklung geeigneter Produkte und Instrumente



Aufbau eines kontinuierlichen Dialogs mit Partnern im benachbarten Freistaat Sachsen



Entwicklung von Grundlagen für die Sicherung von medizinischer Infrastruktur und Dienstleistungen im (über)regionalen Kontext



Weiterentwicklung / Abgleich kommunaler / regionaler Aufgaben der Wirtschaftsförderung



Ausbau der Kooperation mit der ZAB zur Umsetzung der Clusterstrategie

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6.

Maßnahmen und Umsetzungsstrategie

6.1 Handlungsfelder und Maßnahmen Übersicht Maßnahmenspektrum Den definierten und untersetzten Handlungsfeldern werden nachstehend Einzelmaßnahmen zugeordnet, die der RWK Westlausitz zukünftig in Eigenregie oder mit Unterstützung Dritter umsetzen will. Mit dem Maßnahmenspektrum erfolgt eine Konzentration auf die Maßnahmen, die im Verbund der fünf Städte realisiert werden können. Zugleich bieten das Spektrum und die definierten Ziele der Handlungsfelder die Möglichkeit, in den folgenden Jahren weitere und neue Maßnahmen zur Standortsicherung auf den Weg zu bringen bzw. zu formulieren. Maßnahmen der Einzelstädte, beispielsweise zur Verbesserung der Wohnstandort- und Freizeitangebote der Kommunen, werden nicht als RWK-Maßnahmen aufgeführt. Diese liegen in Verantwortung der Einzelstädte. Im RWK Westlausitz erfolgt eine Abstimmung und ein Interessenabgleich immer dann, wenn Interessen der Nachbarkommunen berührt werden. Hier bietet die eingespielte Kooperation im RWK Westlausitz den geeigneten Rahmen, um mögliche Differenzen zu erörtern und um eine gemeinsame Position zu finden. A. Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung verhindern

B. Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern

A.1 Regionale Ausbildungsmesse: Fortführung – Qualifizierung Profilschärfung A.2 Zuzugsstrategie für Familien und Fachkräfte

B.1 Profilschärfung Campus Senftenberg

B.2 Profilierung länderübergreifender weiterführender Bildungseinrichtungen

A.3 Rückkehrerstrategie

C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren C.1 Verbesserung und Ausbau der glasfasergebundenen Breitbandinfrastrukturausstattung C.2 Wiederherstellung der Verbindung über die Landesstraße Lauchhammer – Finsterwalde

D. Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern D.1 Regionalstrategie Mobilitätssicherung: Konzeptentwicklung und Umsetzung

E. Aktivitäten regional bündeln

E.1 Gemeinsames Gewerbeflächenmanagement und -vermarktung E.2 Aufbau und Intensivierung regionaler und länderübergreifender Kooperationen E.3 Regionale Abstimmung und Organisation medizinischer Infrastruktur und E.4 Unternehmenskommunikation: Direktmarketing und Bestandspflege E.5 Fortführung Binnen- und Außenmarketing und Kommunikation

Die in der Übersicht aufgeführten und vereinbarten Maßnahmen werden nachstehend beschrieben, und jeweils hinsichtlich der Ausgangssituation, der Zielstellung, der nächsten Schritte und der organisatorischen Herausforderungen benannt. Teilweise handelt es sich dabei um Maßnahmen, die weitere Aktivitäten und Investitionen nach sich ziehen und in deren Folge weitere, auch investive Maßnahmen benannt werden können.

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Fortführung bisheriger Maßnahmen Die Fortführung bzw. der Abschluss bisher beschlossener bzw. im IMAG-Prozess angemeldeter Maßnahmen sind erforderlich, um die Voraussetzungen für die Standortsicherung und weitere Standortentwicklung zu gewährleisten. Die bisherigen Maßnahmen sind mehrheitlich dem Handlungsfeld „C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren“ zuzuordnen. Diese werden hier nicht gesondert erläutert, sondern auf die RWK-Statusberichte verweisen. Besondere Dringlichkeit liegt bei folgenden Maßnahmen vor: ≡

Schienenseitige Anbindung des KV-Terminals im BASF-Werk Schwarzheide



Verbesserung Straßenanbindung gemäß LeiLa-Konzept (Ausbau der B 101, B 169 und B 183)



Optimierung der innerstädtischen Verkehrssituation Finsterwalde: Bahnübergangsverlegung inkl. Stadtkernumfahrung B 96 / L 60



Anbindung Fernstraßennetz für Gewerbestandort Hosena, Senftenberg

A. Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung Fortführung Ausbildungsmesse

B. Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern Neubau Innovationszentrum am Campus Shell Eco Marathon Unterstützung des Internat. Jugendprojektes „XENOS“

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C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren Anbindung KV-Terminal im BASFWerk Schwarzheide

D. Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern RWKMobilitätskonzept

E. Aktivitäten regional bündeln

Marketingsaktivitäten (Messeauftritte etc.)

Finsterwalde: Stadtkernumfahrung B 96 / L 60 Verbesserung Straßenanbindung gemäß LeiLa-Konzept (entspr. BVWP, vordringl. Bedarf) Schiffbare Verbindungen, Überleiter 11 Anbindung Fernstraßennetz für Gewerbestandort Hosena Finsterwalde: Verlängerung Stadtkernentlastungsstraße Massen Gewerbegebiet Sedlitzer See Senftenberg Touristische Infrastruktur am Stadthafen Großräschen Sängerstadt Kultur-, Kunst- und Kongresszentrum Finsterwalde Sonderlandeplatz Schwarzheide/Schipkau

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Maßnahmen im Handlungsfeld A. Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung verhindern A.1 Regionale Ausbildungsmesse: Fortführung – Qualifizierung – Profilschärfung Ausgangssituation Die Wirtschaftsregion Westlausitz hat mit Unterstützung aus dem GRW-Regionalbudget von 2011 bis 2013 eine zentrale Ausbildungsmesse am Standort Senftenberg mit jeweils rd. 170 Ausstellern und rd. 4.000 Besuchern durchgeführt. Damit hat sich die Messe in der Region insbesondere im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, im Raum Cottbus und in Sachsen etabliert.

Der jeweilige Zeitpunkt (April / Mai) wurde gewählt, um einen zweiten Termin ergänzend zu der jeweils im Herbst jeden Jahres stattfindenden Ausbildungsmesse im Landkreis Elbe-Elster anzubieten. Der gegenseitige Austausch zur jeweiligen Weiterentwicklung der beiden überregionalen Messen wird angestrebt. Beschreibung / Zielstellung Die Fortführung der Regionalen Ausbildungsmesse, in Verbindung mit der Qualifizierung und Qualitätssicherung und einer weiteren Profilschärfung, ist eine zentrale Informations- und Kommunikationsmaßnahme des RWK Westlausitz in diesem Handlungsfeld. Die Messe soll ab 2014 weiter am Standort Senftenberg stattfinden; Veranstalter ist die Wirtschaftsregion Westlausitz. Zielstellung im Sinne der Weiterentwicklung ist es, ≡

ein tragfähiges Fachkonzept zur Durchführung der Messe zu entwickeln,



Schulen dauerhaft als Partner für die Messe zu gewinnen,



im Kontext mit der Ausbildungsmesse weitere Veranstaltungen bündeln (z. B. Campus Xchange) und durchzuführen,



Unternehmen aus der Region, vor allem aus dem verarbeitenden Gewerbe, noch mehr als Aussteller und Partner zu gewinnen,



die Zielgruppe junge Menschen noch stärker in den Blick zu nehmen,



durch gute Angebote und geeignete Maßnahmen den Anteil von Mädchen und Frauen in technischen Berufen zu erhöhen und die vorhandenen Beschäftigungspotenziale auszuschöpfen sowie



Aussteller in die Finanzierung einzubinden.

Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Anforderungen an die Weiterentwicklung der Messe ≡

Einbeziehung der LASA, der IHK und der Agentur für Arbeit in die Vorbereitung der Messe



Beantragung der Mittel aus dem GRW-Regionalbudget



Durchführung der Ausschreibung zur Bindung eines Dienstleisters für die Durchführung der Messe

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, vertreten durch Stadt Senftenberg, LK Oberspreewald-Lausitz Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014 bis 2016

Kosten 150.000 € bzw. 50.000 € p.a. / Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte und den Landkreis Oberspreewald-Lausitz

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A.2 Zuzugsstrategie für Familien und Fachkräfte Ausgangssituation Die Wirtschaftsregion Westlausitz braucht Zuzügler von außen, um die Handlungsfähigkeit der Städte zu sichern und um vor Ort ein ausreichendes Arbeitskräfteangebot zur Deckung der unternehmerischen Bedarfe bereit zu halten. Ergänzend zu den vorhandenen Beschäftigungsmöglichkeiten bieten die fünf Städte im Verbund Wohnstandortqualitäten und Angebote im Bereich Freizeit, Sport, Einzelhandel etc. auf hohem Niveau.

Einzelne Elemente einer Zuzugs- oder Haltestrategie werden in der Region bereits umgesetzt; so erlässt die Stadt Schwarzheide ab dem dritten Kind die Kitagebühren. Eine gemeinsame Strategie der fünf Städte liegt indes bisher nicht vor. Beschreibung / Zielstellung Vor dem Hintergrund dieser Ausgangssituation sind in einem ersten Schritt die Möglichkeiten und Ansätze einer gemeinsamen, RWK-weiten Zuzugsstrategie für Familien und Fachkräfte mit unterschiedlichen Elementen zu prüfen und darauf aufbauend ein Umsetzungskonzept zu erarbeiten. Unternehmen und regionale Partner sind einzubeziehen. Das Konzept soll so gestaltet werden, dass es realistische Möglichkeiten und Ansätze für die Umsetzung im RWK Westlausitz formuliert. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Anforderungen und Erwartungen an die Zuzugsstrategie ≡

Einbindung notwendiger Partner



Beantragung der Mittel aus dem GRW-Regionalbudget



Durchführung der Ausschreibung zur Bindung eines Dienstleisters für die Konzeptentwicklung (und Umsetzung)

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, vertreten durch Stadt Senftenberg Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014 bis 2016

Kosten: 60.000 €, jeweils hälftig für Konzept und Umsetzung Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte und ggf. die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster

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A.3 Rückkehrerstrategie Ausgangssituation Viele Tausend, gut ausgebildete Arbeitskräfte haben der Wirtschaftsregion Westlausitz in den vergangenen Jahren den Rücken gekehrt, weil entweder insbesondere in den 90er Jahren zu wenig Beschäftigungsmöglichkeiten bestanden oder - vor allem in den vergangenen Jahren - oft zu wenig Kenntnisse über interessante Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region vorhanden waren.

Diese Situation hat sich inzwischen geändert, zukunftsfähige Beschäftigungsmöglichkeiten und damit die Chance sich in der Region eine Existenz aufzubauen, bestehen in vielfältiger Form. Zugleich gibt es in vielen, vor allem den neuen Bundesländern unterschiedliche Initiativen, um abgewanderte Arbeitnehmer zur Rückkehr zu bewegen. Beschreibung / Zielstellung In einem ersten Schritt sind die Möglichkeiten, Ansätze und Chancen einer gemeinsamen Rückkehrerstrategie vor dem Hintergrund bisheriger Erfahrungen im RWK Westlausitz zu prüfen und darauf aufbauend umzusetzen. Erfahrungen und Kompetenzen der am Standort ansässigen Unternehmen (BASF u.a.) sind zu prüfen und in die Strategie einzubeziehen. Die Überlegungen sind so zu gestalten, dass realistische Möglichkeiten und Ansätze für die Umsetzung im RWK Westlausitz formuliert werden. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Anforderungen und Erwartungen an die Rückkehrerstrategie ≡

Einbindung notwendiger Partner bzw. Integration in laufende Aktivitäten Dritter (Unternehmen, WiL e. V., IHKn, Länder etc.)



Erarbeitung der Strategie und anschließende Umsetzung

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz / hier: Städte Lauchhammer / Schwarzheide, mit Unternehmen Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014ff

Kosten / Finanzierung: offen

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Maßnahmen im Handlungsfeld B. Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern B.1 Profilschärfung Campus Senftenberg Ausgangssituation Die Neugründung der BTU Cottbus und der Hochschule Lausitz mit dem Campus Senftenberg wurde Mitte 2013 wirksam. Damit bestehen gute Chancen, den Hochschulstandort Senftenberg und damit den Standortfaktor Hochschule für den RWK dauerhaft zu sichern.

Der Standort Senftenberg mit dem ingenieur- und naturwissenschaftlichen Schwerpunkt passt hervorragend zur Unternehmens-, Wirtschafts- und Branchenstruktur der Region. Sie bietet auch zukünftig gute Chancen für eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Hochschule sowie den kleinen und mittleren Unternehmen insbesondere aus dem verarbeitenden Gewerbe der Region sowie für mehr und verbesserte Ausgründungen, die wirtschaftlich in der Region tätig und wirksam werden können. Beschreibung / Zielstellung Zielstellung ist die Stärkung der Kooperation zwischen Unternehmen und der Hochschule beispielsweise durch gemeinsame Entwicklung von Produkten, Verfahren und Leistungen. Der RWK Westlausitz beabsichtigt, dies im Rahmen seiner Handlungsmöglichkeiten zu unterstützen. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ aktuelle Bewertung bestehender Kooperationen ≡

Entwicklung und Umsetzung von Ansätzen und Vorschlägen zur Stärkung / Intensivierung von Kooperationen Umsetzung zwischen Unternehmen und der Hochschule

Organisation / Verantwortung Städte / Hochschule / Unternehmen Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / 2014ff

Kosten / Finanzierung: offen B.2 Profilierung länderübergreifender weiterführender Bildungseinrichtungen Ausgangssituation Laufende Qualifizierung und Weiterbildung der Belegschaften sowie der sich nicht in Beschäftigung befindlichen Arbeitnehmer wird immer wichtiger. Das Angebot an Schulen, Trägern der Weiterbildung, Fachschulen und Hochschulen / Universitäten trägt maßgeblich zum Standortprofil bei.

Für die Wirtschaftsregion Westlausitz soll länderübergreifend geprüft werden, welche regionale Profilierung für weiterführende Bildungseinrichtungen möglich ist und wie diese Chancen genutzt werden können. Beschreibung / Zielstellung Erfassung und Bewertung weiterführender Bildungseinrichtungen im länderübergreifenden Kontext Prüfung der Möglichkeiten und Ansätze zur regionalen Profilierung Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Anforderungen und der Aufgabenstellung ≡

Vereinbarung zum weiteren Vorgehen

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz / Landkreise Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung 2014 / Kosten und Finanzierung offen

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Maßnahmen im Handlungsfeld C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren C.1

Verbesserung und Ausbau der glasfasergebundenen Breitbandinfrastrukturausstattung im RWK Westlausitz Ausgangssituation Eine moderne und zukünftigen Ansprüchen entsprechende glasfasergebundene Breitbandinfrastrukturausstattung ist sowohl für die Vermarktung und Entwicklung von Gewerbestandorten in Verbindung mit der Ansiedlung von Unternehmen als auch für die Verbesserung der Angebote der kommunalen Daseinsvorsorge von großer Wichtigkeit. Die Ergebnisse der durchgeführten Direktmarketingaktivitäten und der Gespräche mit ansiedlungsinteressierten Unternehmen zeigen, dass dieses Standortargument in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Vielerorts entsprechen die Breitband-Übertragungsraten auf den Gewerbestandorten im RWK Westlausitz nicht den aktuellen Anforderungen und Bedarfen der Unternehmen. Beschreibung / Zielstellung Die Städte Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer und Senftenberg wollen die Möglichkeiten des Ausbaus der glasfasergebundenen Breitbandversorgung als Bestandteil der wirtschaftsnahen kommunalen Infrastruktur kurzfristig nutzen und die Übertragungsraten auf den Stand von 100 MBit/s optimieren. Dazu sollen Mittel aus dem Programm GRW-I-Breitband genutzt werden. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Feststellung des Bedarfs in den Standortkommunen ≡

Durchführung von Auswahlverfahren zur Identifizierung und Bindung von Breitbandanbietern



Einreichung von Förderanträgen durch die Standortkommunen



Sicherung der Finanzierung über das Programm GRW-I-Breitband

Organisation / Verantwortung Einzelstädte / Standortkommunen Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung sofort: 2013f

Kosten: je Standort individuell / Förderung über GRW-I-Breitband bis zu 90 %

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C.2 Wiederherstellung der Verbindung über die Landesstraße Lauchhammer – Finsterwalde Ausgangssituation Die (Landes-)Straßenverbindung L 60 zwischen Lauchhammer und Finsterwalde (LichterfeldSchacksdorf) ist ein wichtiger Baustein der Verkehrsverbindungen in der Wirtschaftsregion Westlausitz. Sie stellt die einzige funktionsfähige Nord-Süd-Verbindung westlich der A 13 in der Region sicher und ist als Straßenverbindung vor allem für Berufspendler und den Lieferverkehr zwischen Lauchhammer und Finsterwalde von Bedeutung. Der Umweg über die Autobahn oder weiter westlich beträgt über 20 km.

Die L 60 führt durch ehemaliges Tagebaugelände und ist inzwischen seit Sommer 2010 gesperrt, nachdem der Straßenbelag aufgeweicht wurde, sich absenkte und lange Risse entstanden. Zuvor waren bereits Maßnahmen umgesetzt worden, um das aufsteigende Grundwasser abzufangen. Für die Sanierung der Landesstraße ist der Landesbetrieb Straßenwesen in Verbindung mit der LMBV zuständig. Nachdem die Sperrung nur einige Monate dauern sollte, ist gegenwärtig eine Wiedereröffnung gegen Ende des Jahrzehnts eventuell möglich. Beschreibung / Zielstellung Zielstellung ist die zügige Umsetzung der Maßnahme durch den Landesbetrieb / LMBV. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Bündelung der Argumente für die zügige Sanierung ≡

Einbindung regionaler Partner / Unternehmen in die Argumentation



Lobbyarbeit ggü. Landesbetrieb / LMBV

Organisation / Verantwortung Landesbetrieb Straßenwesen / LMBV; für RWK-Städte Finsterwalde und Lauchhammer Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung 2014f / Kosten und Finanzierung offen

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Maßnahmen im Handlungsfeld D. Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern D.1 Regionalstrategie Mobilitätssicherung: Konzeptentwicklung und Umsetzung Ausgangssituation Die fünf Städte im RWK Westlausitz sehen in der Sicherung der arbeits- und berufsbedingten Mobilität in der Region vor dem Hintergrund des demographischen Wandels eine zentrale Zukunftsaufgabe. Die Erreichbarkeit in der Region sowie der Zentren Berlin, Dresden, Leipzig und Cottbus über den Schienenverkehr ist für die Standortattraktivität von großer Bedeutung; vor allem bei wachsender Arbeitsplatzbedeutung und steigendem Pendleraufkommen.

Start- und Ausgangspunkt der Überlegungen zur Entwicklung einer Regionalstrategie Mobilitätssicherung waren die Aktivitäten im Mittelbereich der Sängerstadtregion Finsterwalde; hier wurden Überlegungen angestellt, wie das Mittelzentrum als Zentrum regionaler Mobilität gestärkt und die Verbindungen in den ländlichen Raum gesichert werden können. Im Auftrag des RWK Westlausitz wird derzeit eine Mobilitätsstudie durch die BTU Cottbus-Senftenberg, Standort Campus Senftenberg, auf Basis einer breit angelegten Nutzerbefragung erstellt. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Zielstellung, ein optimales SPNV- / ÖPNV-Angebot insbesondere für Berufspendler und Auszubildende in der Region bereit zu halten. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass der SPNV / ÖPNV bei besseren Angeboten mehr genutzt würde, und gleichzeitig viele Arbeitnehmer auf funktionierende Verbindungen und Umsteigebeziehungen angewiesen sind. Beispielsweise ist das Angebot von (Direkt-)Verbindungen nach Dresden in den letzten Jahren ausgedünnt worden; inzwischen beträgt die Fahrzeit in das nur rd. 65 km entfernte Dresden fast zwei Stunden. Beschreibung / Zielstellung Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Untersuchung sollen in einem zweiten vertiefenden Schritt eine Regionalstrategie Mobilitätssicherung entwickelt, Pilotprojekte vorbereitet sowie konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Sicherung der berufsbedingten Mobilität in der Region umgesetzt werden. Zum Beispiel sollen Schritte zur Verbesserung der Schienenanbindung von allen RWK-Städten u. a. nach Dresden erreicht werden (Taktung, Verkürzung der Fahrzeiten, Umsteigeoptionen). Ferner soll die Realisierung der Einrichtung einer Mobilitätszentrale am Bahnhof Finsterwalde geprüft werden. Die Erfahrungen sollen genutzt werden, um Projekte zur Mobilitätssicherung auch an anderen Standorten im RWK Westlausitz zu realisieren. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Auswertung der Ergebnisse der ersten Untersuchung / Auftaktuntersuchung ≡

Präzisierung der Anforderungen an die zweite vertiefende Untersuchung (Regionalstrategie)



Bündelung der Argumente für die Verbesserung der SPNV- / ÖPNV-Anbindung sowie Einbindung regionaler Partner / Unternehmen in die Argumentation



Lobbyarbeit ggü. Deutsche Bahn AG, Verkehrsunternehmen etc.



Beantragung der Mittel aus dem GRW-Regionalbudget



Durchführung der Ausschreibung zur Bindung eines Dienstleisters für die Erarbeitung der Regionalstrategie Mobilitätssicherung

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Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, vertreten durch Stadt Senftenberg bzw. Sprecherstadt (2014: Finsterwalde) Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014f

Kosten 80.000 € / Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte und ggf. die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster

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Maßnahmen im Handlungsfeld E. Aktivitäten regional bündeln E.1 Gemeinsames Gewerbeflächenmanagement und –vermarktung Ausgangssituation Im Rahmen der STEK-Fortschreibung wurden die Daten zu vorhandenen Gewerbeflächen auf Basis der Daten von 2009 aktualisiert. Dies ist als Informationsgrundlage gegenüber Unternehmen und bei Standortanfragen von großer Bedeutung.

Zugleich ist es bisher nicht ausreichend gut gelungen, das gemeinsame Gewerbeflächenmanagement und die Vermarktung mit den Vermarktungsoptionen auf Landes- und Kreisebene zu verzahnen. Mit der Einführung des Landespräsentationstools (LPT) auf Landesebene sollen die sich ergebenden neuen Chancen genutzt werden. Beschreibung / Zielstellung Erforderlich ist der Auf- und Ausbau eines kontinuierlichen Flächenmanagements durch laufende Pflege der notwendigen Informationen sowie die laufende Überprüfung und Anpassung der Vermarktungsinstrumente mit dem Ziel eines einheitlichen und aktuellen Auftritts nach außen. Die RWK-Städte verfügen als Standortkommunen über die aktuellen und gesicherten Informationen über die Gewerbeflächensituation vor Ort. Ziel ist es, im Rahmen der Einführung des Landespräsentationstools (LPT) die Schreib- und Leserechte für die Flächenangaben in der Wirtschaftsregion Westlausitz in den Kommune zu sichern. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Anforderungen an die Weiterentwicklung des gemeinsamen Gewerbeflächenmanagements und der Vermarktung ≡

Formulierung der Aufgabenstellung für die Weiterführung



Beantragung der Mittel aus dem GRW-Regionalbudget



Durchführung der Ausschreibung zur Bindung eines Dienstleisters für die Durchführung der Maßnahme

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, vertreten durch Stadt Senftenberg Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014 bis 2016

Kosten 50.000 € / Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte und ggf. die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster

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E.2

Aufbau und Intensivierung regionaler und länderübergreifender Kooperationen zu den Themen Bildung, Fachkräfte, Mobilität (SPNV / ÖPNV), Anbindung Ballungsraum Dresden Ausgangssituation Die im Rahmen der STEK-Erarbeitung durchgeführten Gespräche haben ein großes Interesse insbesondere bei den Landkreisen im Land Brandenburg sowie im benachbarten Sachsen an einem kontinuierlichen Erfahrungsaustausch und die Chancen in einer stärkeren länderübergreifenden und institutionellen Zusammenarbeit auch für den RWK Westlausitz deutlich gemacht.

Gemeinsame Themen sind Bildung, Fachkräfte, Mobilität (SPNV / ÖPNV), Anbindung an den Ballungsraum Dresden etc.. Beschreibung / Zielstellung Zielstellung ist der Aufbau und die Intensivierung regionaler und länderübergreifender Kooperationen zu den genannten und möglicherweise weiteren Themen. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Themen und Inhalte regelmäßiger Treffen ≡

Organisation eines Auftaktgesprächs mit möglichen Partnern und Vereinbarung des weiteren Vorgehens

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, Sprecherstadt (im Rahmen der laufenden Tätigkeit) Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort

keine unmittelbaren Kosten

E.3 Regionale Abstimmung und Organisation medizinischer Infrastruktur und Dienstleistungen Ausgangssituation Die gesundheitliche Versorgung im RWK Westlausitz wird durch das Klinikum Elbe-Elster GmbH in Finsterwalde (Krankenhaus der Grundversorgung) sowie das Klinikum Niederlausitz GmbH an den Standorten Senftenberg und Lauchhammer mittel- und voraussichtlich langfristig gesichert.

Angesichts des demografischen Wandels und der derzeitigen Struktur der Gesundheitsversorgung außerhalb der Ballungsräume befürchtet der RWK Westlausitz zukünftig noch mehr als bisher Probleme bei der Allgemein- und Facharztversorgung. Beschreibung / Zielstellung Die Sicherung der langfristigen Gesundheitsversorgung unter den Bedingungen des demografischen Wandels und zukünftiger Strukturen sind Zukunftsthemen, die im regionalen Kontext betrachtet und gelöst werden müssen. Zielstellung ist im ersten Schritt ein Konzept, das ausgehend von einer Bestandsbewertung Vorschläge zur regionalen Abstimmung und Organisation von medizinischen Infrastrukturen und Dienstleistungen unterbreitet, auf deren Basis der RWK Westlausitz aktiv werden kann. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Präzisierung der Anforderungen und der Erwartungen an das Projekt ≡

Formulierung der Aufgabenstellung für die Konzepterstellung



Beantragung der Mittel aus dem GRW-Regionalbudget



Durchführung der Ausschreibung zur Bindung eines Dienstleisters für die Aufgabenstellung

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz

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Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung sofort / 2014

Kosten 25.000 € (Konzeptentwicklung) Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte und ggf. die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster

E.4 Unternehmenskommunikation: Direktmarketing und Bestandspflege Ausgangssituation Die direkte Kommunikation mit Unternehmen ist für den Erfolg des Wirtschaftsstandortes unabdingbar. Wie auch bisher gilt es, neben der Bestandspflege auf hohem Niveau in Verantwortung der kommunalen Wirtschaftsförderungen durch gezielte Marketingmaßnahmen ansiedlungsinteressierte Unternehmen zu identifizieren, gezielt anzusprechen und für die Region zu gewinnen.

Beschreibung / Zielstellung Zielstellung ist die Fortführung und Verstetigung der Unternehmenskommunikation auf hohem Niveau. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Definition geeigneter Instrumente, Verfahren und Produkte zur Fortführung der Unternehmenskommunikation ≡

Umsetzung der Instrumente, Verfahren und Produkte

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, vertreten durch Stadt Senftenberg Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014f

Kosten 30.000 € / Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte

E.5 Fortführung Binnen- und Außenmarketing und Kommunikation Ausgangssituation Die Fortführung des Binnen- und Außenmarketings ist für den RWK Westlausitz wichtig, um in der Region und in den Kommunen Unterstützung für die Aktivitäten zu generieren sowie den - noch recht geringen - Bekanntheitsgrad nach außen zu steigern.

Beschreibung / Zielstellung Zielstellung ist die Fortführung und Verstetigung des Binnen- und Außenmarketings und der Kommunikation auf hohem Niveau. Nächste Schritte / Handlungsbedarfe ≡ Definition geeigneter Instrumente, Verfahren und Produkte zur Fortführung des Binnen- und Außenmarketings und der Kommunikation ≡

Umsetzung der Instrumente, Verfahren und Produkte

Organisation / Verantwortung RWK Westlausitz, vertreten durch Stadt Senftenberg Zeitrahmen / Kosten / Finanzierung ab sofort / Durchführung 2014f

Kosten 45.000 € / Finanzierung aus dem GRW-Regionalbudget (70 %), Eigenanteilsfinanzierung durch die fünf Städte

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6.2 Übersicht und Zuordnung der Maßnahmen Übersicht

Handlungsfeldübergreif. Charakter

Ableitung STEK

Rückbindung RWK-Prozess

Fachkräftesicherung

Innovation

Umlandkooperation

Die nachstehende Übersicht macht deutlich, welche Priorität die einzelnen Maßnahmen genießen, in welchem Zeitraum sie umgesetzt werden und wer die Verantwortung trägt.

hoch

kurzfristig

RWK / LK OSL

x

x

x

x

x

x

hoch

kurzfristig

RWK / Unternehmen

x

x

x

x

x

mittel

mittelfristig

RWK / Unternehmen

x

x

x

x

x

hoch

kurz-/ RWK / mittelfristig Hochschule

x

x

x

x

x

x

mittel

mittelfristig RWK

x

x

x

x

x

x

x

x

Priorität Zeitraum

A. Fach- und Arbeitskräfte für die Region sichern und Abwanderung verhindern A.1 Regionale Ausbildungsmesse: Fortführung – Qualifizierung Profilschärfung für Familien und A.2 Zuzugsstrategie Fachkräfte A.3 Rückkehrerstrategie

B. Bildungsangebote verbessern und Wissenschaft fördern B.1 Profilschärfung Campus Senftenberg B.2 Profilierung länderübergreifender weiterführender

C. Infrastruktur für unternehmerische Tätigkeiten ausbauen und weiter qualifizieren C.1 Verbesserung und Ausbau der hoch glasfasergebundenden Breitbandinfrastrukturausstattung C.2 Wiederherstellung der Verbindung über die Landesstraße Lauchhammer hoch – Finsterwalde

D. Mobilität in schrumpfenden Regionen sichern D.1 Regionalstrategie Mobilitätssicherung: Konzeptentwicklung und Umsetzung E. Aktivitäten regional bündeln E.1 Gemeinsames Gewerbeflächenmanagmement und -vermarktung E.2 Aufbau und Intensivierung regionaler und länderübergreifender E.3 Regionale Abstimmung und Organisation medizinischer Infrastruktur und Dienstleistungen E.4 Unternehmenskommunikation: Direktmarketing und Bestandspflege E.5 Fortführung Binnen- und Außenmarketing und Kommunikation

Verantwortung

kurz-/ Einzelstädte mittelfristig

x

x

Finsterwalde kurz-/ / Lauchhammittelfristig mer / LMBV / Land

x

x

x

hoch

kurz-/ RWK mittelfristig

x

x

x

x

hoch

kurz-/ RWK mittelfristig

x

x

x

x

hoch

mittelfristig

x

x

x

x

x

x

hoch

kurz-/ RWK mittelfristig

x

x

x

x

x

hoch

kurz-/ RWK / mittelfristig Unternehmen

x

x

x

hoch

kurz-/ RWK mittelfristig

x

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RWK / Landkreise

x

x

x

x

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Begründung und Herleitung der Maßnahmen Aus den einzelnen, den Handlungsfeldern zugeordneten Maßnahmenbeschreibungen werden das breite Spektrum und die unterschiedliche Verantwortung der Umsetzung sowie die Zuordnung zu Maßnahmenträgern deutlich. Sämtliche Maßnahmen lassen sich aus dem aktuellen Standortentwicklungskonzept bzw. den definierten Stärken und Schwächen sowie Handlungsbedarfen klar ableiten. Viele Maßnahmen haben einen handlungsfeldübergreifenden Charakter, d. h. adressieren zum Beispiel das Thema Verbesserung der Infrastruktur und die Fachkräftesicherung, und beziehen sich auf die mit dem RWK-Prozess verbundenen Ziele (Abwanderung verhindern, Wettbewerbsfähigkeit stärken etc.). Berücksichtigung der RWK-Schwerpunktthemen Die mit dem RWK-Prozess verbundenen und von den Wachstumskernen zu berücksichtigenden Schwerpunktthemen „Fachkräftesicherung“, „Innovation“ und „Umlandkooperation“ werden in der Maßnahmenauswahl berücksichtigt. Die Themen „Fachkräftesicherung“ und „Innovation“ werden in den ersten beiden Handlungsfeldern sowie in den weiteren Schwerpunkten direkt angesprochen. Die „Umlandkooperation“ ist Gegenstand der gemeinsamen Maßnahmen und geht in einzelnen Maßnahmen weit darüber hinaus. Auswahlkriterium für Maßnahmen Auswahlkriterium für RWK-Maßnahmen sind Vorhaben, bei denen durch die gemeinsame Herangehensweise und die Bündelung der Aktivitäten und Zielstellungen ein Mehrwert oder Vorteil gegenüber dem Agieren als Einzelstandort erkennbar ist. Dies ist bei den oben genannten Maßnahmen der Fall. Die Entwicklungspotenziale in der Region können nur gemeinsam ausgeschöpft werden.

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6.3 Empfehlungen zur Organisation und Umsetzung Kooperation und Bündelung der Kompetenzen und Kapazitäten Mit der Auswahl der fünf Schwerpunkte sowie der Maßnahmen erfolgt eine Konzentration und Prioritätensetzung auf die Themen, die im regionalen Verbund des RWK Westlausitz leistbar und sinnvoll bzw. für die Standortentwicklung insgesamt von Bedeutung sind. Zugleich werden die mit dem RWKProzess angesprochenen zentralen Schwerpunktthemen Fachkräftesicherung, Innovation und Umlandkooperation aufgegriffen. Die in der Wirtschaftsregion vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten werden in der Kooperation gebündelt. Themen, die die jeweilige kommunale Entwicklung betreffen und / oder im jeweiligen Mittelbereich gelöst werden müssen bzw. zukünftig Gegenstand der ländlichen Entwicklung (ELER) sein werden, werden im RWK-Verbund nicht aktiv aufgegriffen. Gleichwohl müssen diese Maßnahmen thematisiert werden, wenn davon Nachbarkommunen im RWK Westlausitz betroffen sein sollten. Abhängig von der konkreten Aufgabenstellung prüft der RWK Westlausitz die Mitwirkung an dem vorgesehenen Wettbewerb zur Stadt-Umland-Kooperation im Zuge der Vorbereitung der Umsetzung der Förderperiode 2014 bis 2020 der Europäischen Union. Organisatorische Aspekte Die 2006 geschaffenen und 2009/2010 weiter entwickelten Organisationsstrukturen (Kooperationsvereinbarung, RWK-Assistenz) schufen die Voraussetzungen dafür, das Maßnahmenspektrum abzudecken und vielfältige Aktivitäten auf RWK-Ebene umzusetzen. Die für die Zusammenarbeit notwendigen Regelungen werden in der Kooperationsvereinbarung getroffen. So konnten komplexe Vorhaben wie die Umsetzung des GRW-Regionalbudgets und die gemeinsame Finanzierung des Eigenanteils für die Maßnahme „Ertüchtigung Binnenhafen Mühlberg/Elbe“ in Kooperation mit Dritten (Landkreise Elbe-Elster / Oberspreewald-Lausitz) im Rahmen von separaten Kooperationsvereinbarungen realisiert werden. Der Umfang und der Inhalt der nun vereinbarten Maßnahmen und Aktivitäten erfordert aus Gutachtersicht derzeit keine Veränderung der bisher auf Freiwilligkeit und informellem Charakter basierenden Kooperation. Die Bildung einer Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG), eines Vereins, einer Entwicklungsgesellschaft o. ä. ist gegenwärtig nicht notwendig, zumal Mehrlings-Wachstumskerne landesweit keine per Kommunalgesetz verankerten und damit gesicherten administrativen Strukturen darstellen. Gleichwohl kann die Bildung einer anderen, verbindlicheren Kooperationsform zukünftig unter veränderten Rahmenbedingungen und erweiterten gemeinsamen Aktivitäten eine Option oder Notwendigkeit darstellen. Der bereits zu Beginn des RWK-Prozesses vereinbarte jährliche Wechsel der Sprecherstadt sollte beibehalten werden. Zwar sind durch den jährlichen Übergang zum Jahreswechsel Informationsverluste vorhanden und es entsteht zusätzlicher organisatorischer Aufwand, doch überwiegen die Vorteile. Das notwendige Engagement aller fünf Städte wird gewährleistet und damit die Verbindlichkeit im RWK-Prozess gesichert. Die Schaffung der „RWK-Assistenz“ (2009) hat maßgeblich dazu beigetragen, den Informationsfluss zu gewährleisten sowie die Organisation zu optimieren und sollte auf jeden Fall beibehalten werden. Die RWK-Assistenz kann den zum jährlichen Wechsel der Sprecherstadt anfallenden Aufwand abfedern und übernehmen.

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Aufgabenteilung: Kommunale und Regionale Wirtschaftsförderung Aufgaben der Wirtschaftsförderung auf kommunaler Ebene und auf regionaler / RWK-Ebene überschneiden sich zunehmend. Hier sollte eine Abstimmung erfolgen bzw. ein Abgleich vorgenommen werden, um Kapazitäten und Erfahrungen optimal zu nutzen. Im Bereich der Wirtschaftsförderung kann die Aufgabenteilung zwischen den Städten und dem RWK beispielhaft wie folgt aussehen: Kommunale Aufgaben

RWK-Aufgaben



Bestandspflege von Unternehmen



Standort- und Regionalmarketing



Stadtmarketing / kommunale Öffentlichkeitsarbeit



Öffentlichkeitsarbeit / Lobby- und Interessenvertretung



Vermarktung kommunaler Gewerbestandorte



Vermarktung Premiumstandorte Gewerbe



Branchenstärkung / Branchenentwicklung (Wertschöpfungsketten / Ansiedlungsstrategien)



Standort-, Flächen-, Arbeitsmarktmonitoring



Begleitung Ansiedlungen



Datenpflege / Aktualisierung



Begleitung Ansiedlungen

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Übersicht der Abbildungen und Tabellen Abb. 1: Lage im Raum (STEK 2006) ................................................................................ 7 Abb. 2: Räumliche Positionierung (2009) ................................................................................................ 8 Abb. 3: Gewerbe-/Industrieflächen im RWK Westlausitz inkl. Gemeinde Schipkau, Stand 2009 ........ 13 Abb. 4: Übersicht regional bedeutsamer Infrastrukturen..................................................................... 19 Abb. 5: Bevölkerungsprognose für den RWK Westlausitz auf Basis des Jahres 2010 ........................... 20 Abb. 6: Arbeitsplatzangebot und Erwerbspersonenpotenzial 2005 bis 2030....................................... 21 Abb. 7: Pendlerverflechtungen 2006 und 2012 im Vergleich ............................................................... 25 Abb. 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort (2012) Pendler mit Zielort in... .......... 26 Abb. 9: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort (2012) Pendler mit Herkunftsort aus.................................................................................................................................... 26 Abb. 10: Clusterverteilung und Beschäftigung nach Standorten im RWK Westlausitz ......................... 32 Tab. 1: Industrie- und Gewerbeflächenbilanz 2009 vs. 2013 ................................................................ 15 Tab. 2: Bevölkerungsentwicklung seit 1990 .......................................................................................... 20 Tab. 3: Arbeitsmarkt und Beschäftigung 2005 bis 2012 ....................................................................... 22 Tab. 4: Qualifikation der Beschäftigten am Arbeitsort 2006 und 2011 ................................................ 23 Tab. 5: Altersstruktur der Beschäftigten am Arbeitsort 2006 und 2011............................................... 24 Tab. 6: Zahl der Unternehmen nach Betriebsgrößen, 2006 und 2011 ................................................. 27 Tab. 7: Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabschnitten .......................................................... 28

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Abkürzungsverzeichnis A Abb. abs. akad. B betrieb. BTU bzw. CO2 d. h. EFRE EU EUR F&E FH e. V. ggf. ggü. GIP GRW ha HWK IBA IHK ILB inkl. J km KMU KV-Terminal L LMBV max. MBit/s MWE o. ä. ÖPNV p. a. rd. RWK SPNV STEK s. u.

Autobahn Abbildung absolut akademisch(er) Bundesstraße betrieblich(e) Brandenburgische Technische Universität beziehungsweise Kohlenstoffdioxid das heißt Europäischer Fonds für Regionalentwicklung Europäische Union Euro Forschung und Entwicklung Fachhochschule eingetragener Verein gegebenenfalls gegenüber Gewerbe- und Industriepark Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ Hektar Handwerkskammer Internationale Bauausstellung Industrie- und Handelskammer Investitionsbank des Landes Brandenburg inklusive Jahre Kilometer kleine und mittelständische Unternehmen Terminal für den kombinierten Verkehr Landstraße Lausitz-Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft maximal Megabyte Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten oder ähnliches Öffentlicher Personennahverkehr per anno rund Regionaler Wachstumskern Schienengebundener Personennahverkehr Standortentwicklungskonzept siehe unten

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SvB AO SvB WO SWOT Tab. Tsd. u. a. unbek. v. a. Veränd. WiL WL ZAB z. B. z. T.

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort Strenghts, Weaknesses, Opportunities and Threats (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) Tabelle Tausend unter anderem unbekannt vor allem Veränderung Wirtschaftsinitiative Lausitz Westlausitz ZukunftsAgentur Brandenburg zum Beispiel zum Teil

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