Realistische Erwartungen an die Elternschaft

Realistische Erwartungen an die Elternschaft Vorkongress, 04.05.13 zum XII. Hebammenkongress Nürnberg Realistische Erwartungen an die Elternschaft Ju...
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Realistische Erwartungen an die Elternschaft Vorkongress, 04.05.13 zum XII. Hebammenkongress Nürnberg

Realistische Erwartungen an die Elternschaft Julia Spätling, Dipl.-Heilpäd., Deutsche Familienstiftung

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Inhalte Motivation Hintergründe Aspekte der Elternschaft und ihre Realität Ziele Fazit

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Eltern werden ist wie…. die Reise in ein fremdes Land Das Erlernen einer neuen Sprache Fahrrad fahren lernen An einer neuen Arbeitsstelle anfangen Lesen lernen

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Erwartungswelt Erwartungen Umwelt Erwartungen Partner

Eigene Erwartungen

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Wechselwirkung Es entsteht eine Wechselwirkung zwischen den Geschehnissen und den persönlichen Eigenheiten und Vorlieben Es entsteht ein Auseinanderklaffen des Soll(Wunsch) zum Ist- Zustand (tatsächlich) Befragung von 2600 Frauen über 17 Jahre hinweg

= Zu hohe Erwartungen sind kontraproduktiv und verunsichern. 5

Situation junger Eltern Aushalten müssen, das man noch kein ausgereiftes Handlungsrepertoire hat Man muss mehrere neue Rollen erfüllen Eventuell geringes Selbstvertrauen bei beiden Elternteilen Eventuell wirken negative Geburtserlebnisse nach Die Hormonumstellung bringt die psychische Verfassung der Mutter durcheinander, das kann der Mann oft nicht einordnen oder nachvollziehen Befriedigung der Bedürfnisse nach Zuwendung und Selbstverwirklichung sind extrem eingeschränkt Unterschätztes Ausmaß der Zuständigkeit für das Kind Alte Gewohnheiten müssen verlassen und neue Wege gefunden werden, sie wieder aufzunehmen Druck des Mannes, die finanzielle Situation der Familie stabil zu halten Weniger Toleranz dem Partner gegenüber durch Stressanstieg

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Partnerschaftszufriedenheit

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Folglich... je klarer die Ziele/Erwartungen sind und eine positive Einstellung zur Elternrolle besteht, desto zufriedener sind die Eltern (Levi-Shiff, 1994) Ausschlaggebend für den Umgang mit dem Partner und später dem Kind ist die eigene innere Haltung, Bewertung, Zufriedenheit und die Fähigkeit, mit sich ändernden Situationen und Schwierigkeiten zurechtzukommen. (Parke & Beitel, 1988) Je zufriedener und sicherer die Eltern sind, desto eher können sie Zuwendung geben, spielen, Signale des Kindes erkennen etc. Also wichtig: Die Realität sollte halbwegs mit dem Wunsch übereinstimmen! Dies vermittelt Sicherheit!

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Bedürfnispyramide (Maslow, 1943)

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Der persönliche Eisberg (V. Satir, weiterentwickelt aus dem Modell von S.Freud)

Das Gegenüber sieht nur die Spitze des Eisbergs…. Sachliche Inhalte

unter der „Wasseroberfläche“ sind die Gefühle, Erwartungen, Wahrnehmungen und Sehnsüchte! Der Zusammenstoß ist daher kaum vermeidbar.... 10

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Der Geist im Kinderzimmer Die elterlichen Kindheitserfahrungen beeinflussen die Wahrnehmung, den Umgang mit dem Kind, die Erziehungsvorstellungen und vor allem das Bindungsverhalten! Mary Main, 1990 M. Farrell Erickson/Byron Egeland, 2006 Bob Marvin, 2009 12

Die Elternschaft beeinflussende Faktoren Unsicherheit durch geringes Handlungsrepertoire Anforderungen Erwartungen Umwelt/Arbeitswelt/Großeltern

Eigene Kindheitserfahrungen Evtl. körperliche Beschwerden

Erwartungen Partner

Elternteil

evtl. negatives Geburtserlebnis

Eigene Erwartungen Ausbleiben der beruflichen Anerkennung unterschiedliche Ansichten

Eigene physische und psychische Bedürfnisse

Bedürfnisse des Kindes 13

Elternschaftskonzepte Jedes Elternteil hat ein bestimmte Vorstellung von der Elternschaft und seiner eigenen Rolle, welche oft aber nicht der Realität entspricht und auch nicht besprochen wird. Die Väter müssen sich an die neuen Anforderungen der Frauen anpassen, was nicht immer einfach fällt. Aber: sehr häufig findet trotz allem Fortschritt eine Traditionalisierung der Rollen nach der Geburt statt. Dadurch entsteht Unzufriedenheit, besonders bei der Frau. Hier ist der Bedarf einer individuellen Anpassung jedes Einzelnen

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Was/wie ist ein .... guter Vater eine gute Mutter Ziel: Sammlung in geschlechtsgetrennten Gruppen. Einblick in die unterschiedlichen Elternschaftskonzepte ermöglichen. Einblick in die Erwartungen im Alltag an den Partner ermöglichen. 15

Selbstfürsorge Was tue ich mir selber Gutes? Wann habe ich mich zum letzten Mal gelobt? Was entspannt mich? In welcher Situation fühle ich mich am wohlsten? Welche Grenzen gibt es bei mir? 16

Probleme im Umgang mit Stress Der Stress ist multifaktoriell. Man ist meist nicht fähig, seinen eigenen Stress wahrzunehmen. Man nimmt den Stress des Partners nicht wahr. Man ist nicht in der Lage, etwas gegen den Stress zu unternehmen, hat teilweise keine Kompensationsmöglichkeiten. Man hat keine Toleranz mehr dem Partner gegenüber und ist nicht offen für das Kind.

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Möglichkeiten im Kurs Bewusstmachung von körperlichen Stresssignalen Erarbeitung von realen Stresssituationen im Gespräch und Fokussierung auf die Gefühlswelt des einzelnen Gemeinsame Erarbeitung von Stressbewältigungsmöglichkeiten 18

Günstige Verhaltensweisen bei Stress (G. Bodenmann, 2010) Tief durchatmen – aus der Entfernung noch einmal anschauen Das Gute am Problem sehen Positiv denken Aktiv werden – nicht stehen bleiben Sich schlau machen- Informationen zum Problem sammeln, Austausch suchen Humor – über sich selber lachen 19

Warum Partnerschaftspflege? „Ein guter Vater ist der, der die Mutter seines Kindes liebt....“ Die Väter sind in dem Maße bereit, ihre Partnerin in der Elternrolle zu entlasten, in dem sie ihre Frau lieben. (Easterbrooks & Goldberg, 1984)

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Ungelöste Konflikte, häufige Auseinandersetzungen und die ständige gedankliche Beschäftigung mit der unglücklichen Partnerschaftsbeziehung laugen die Eltern psychisch und physisch aus. Die Eltern sind nicht mehr in der Lage, die Bedürfnisse ihres Kindes wahrzunehmen. Erschwerter Aufbau der Eltern-Kind-Bindung, besonders für die Mutter. Bereits nach drei Monaten hat eine geringe Partnerschaftsqualität nachteilige Auswirkungen auf die soziale Entwicklung des Kindes. 21

Das schadet der Liebe Monotonie und Gewöhnung Ungünstige persönliche Voraussetzungen Mangelnde Kompetenzen zur Beziehungspflege

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Welche Faktoren haben positive Auswirkungen auf die Partnerschaft? Funktionierende Alltagsorganisation Hohe Partnerschaftszufriedenheit Realistisches Elternschaftskonzept Positive Herkunftsfamilie/Kindheitserf.(Caspi & Elder 1988)

Wertschätzende Kommunikation des Paares (Fhtenakis et al., 2002)

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Das Ei ist hart….

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Kommunikation „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Paul Watzlawick

Über Gefühle und Erwartungen muss man sprechen. Die Konflikte müssen fair gelöst werden. Es muss eine wertschätzende Kommunikation bestehen. Streiten, ohne dass einer verliert, aber Streiten will gelernt sein, am besten bereits in der Herkunftsfamilie.... 25

Längerfristige Folgen für das Kind je weniger die Partner miteinander reden, desto komplizierter ist das drei Monate alte Kind= erschwerte Handhabung des Kindes für die Mutter, besonders bei einem gegengeschlechtlichen Kind Die Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Bindung durch eine schlechte Partnerschaftsbeziehung wirkt sich auf Väter und deren Söhne stärker aus als auf die Mütter bzw. Mädchen. Ist die Intimität und Kommunikation der Eltern bereits vor der Schwangerschaft schlecht, wirkt sich dies aus durch weniger liebevollen Umgang der Mutter mit dem drei Monate alten Säugling. (Cox, 1989) Nach drei Jahren zeigen sich beim Kind Verhaltensauffälligkeiten wie Wutanfälle, Trotz und motorische Unruhe. 26

Alltagsorganisation Klärung notwendig bezüglich: Der gegenseitigen Erwartungen des realistischen Zeitmanagements Der klaren Arbeitsverteilung Der tatsächlichen Realisation Zuständigkeiten in Bezug auf das Kind Der Entlastungsmöglichkeiten 27

Aufgabenverteilung Mann/Frau Der Mann ist in den ersten Monaten nach der Geburt der Alleinverdiener. Die Übernahme der Mutterrolle durch die Frau wird kulturell eingefordert und lässt keinen Spielraum. Der Mann leistet auch nur soviel, wie die Frau es zulässt. Die Frau steigt mit weniger als der Hälfte der vorher gearbeiteten Stunden wieder ein. Die Frau leistet mehr als doppelt soviel Versorgungsbezogene Tätigkeiten wie Hausarbeit, Versorgung des Kindes. Der Mann erledigt fast doppelt so viele Aufgaben, die mit Vergnügen, also Spiel mit dem Kind, Baden etc. zu tun, haben als Versorgungsbezogene Tätigkeiten. Die Basis für väterliches Engagement ist die Identifikation mit der Vaterrolle und die Möglichkeit der eigenen Ausgestaltung.

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Organisation des Einzelnen Flexibilität Eigenwahrnehmung Grenzsetzungsfähigkeit Kommunikationskompetenz Akzeptanz der Elternrolle

Problemlöseverhalten Lebenseinstellung Konfliktfähigkeit Teamfähigkeit Strukturiertheit

ICH Lebensorganisation = Partnerschaftsorganisation = Familienorganisation 29

Ziele des Dozenten Bereitschaft wecken, sich auseinander zusetzen. Einprägsame Erarbeitungen und Veranschaulichung der Inhalte. Herstellen eines Verständnisses auf beiden Seiten, denn je realistischer die Erwartungen beider, desto kongruenter die Erwartungswelten, bzw. der Soll-Ist-Zustand. Eine Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit den Familienrelevanten Themen bieten durch Übungen Literatur etc.. anschauliche Vermittlung von Familiendynamik. Praktische, realistische Tipps an die Hand geben, die auch umsetzbar sind. Motivation der Eltern durch Erhöhung der Vorfreude auf das Kind und die Familie. 30

Zusammenfassung der Themen Klärung der Erwartungen an den Partner Klärung der jeweiligen Elternschaftskonzepte Sensibilisierung für Stress Bedürfnisbefriedigung Partnerschaftspflege Wertschätzende Kommunikation Alltagsorganisation 31

Bindung Sicherheit

Respekt, Offenheit

Positive Beziehung

Eingehen auf Bedürfnisse

Zuwendung Kommunikation

Stressreduktion

Offen für die Bedürfnisse des Kindes

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Fazit Das Thema ist multifaktoriell zu betrachten. Hebammen sind die ersten möglichen Vermittler von Partnerschafts- und daher Familienrelevantem Wissen. Wissen und mehr Handlungsrepertoire verringern mögliche „Fallen“ in Partnerschaft und Alltag. Ziel ist Erhöhung der Anpassungsfähigkeit und Sicherheit der Eltern in der Eltern-und Partnerschaft. Kommunikationskompetenz ist der Schlüssel. Achtung! Gratwanderung zwischen Aufklärung und Desillusionierung!! 33

Literatur W. E. Fthenakis, B. Kalicki, G. Peitz: Paare werden Eltern G. Bodenmann, C. Brändli: Was Paare stark macht, das Geheimnis glücklicher Beziehungen K.-H. Brisch/T. Hellbrügge, Hrsg.: Wege zu sicheren Bindungen in Familie und Gesellschaft, 2009 J. Engel, F. Thurmeier, Gelungene Kommunikation… damit die Liebe bleibt E.Schäfer, M.Abou-Dakn, A.Wöckel: Vater werden ist nicht schwer?- Zur neuen Rolle des Vaters rund um die Geburt, 2008 Schindler, K. Hahlweg, Revenstorf: Partnerschaftsprobleme F. Schulz von Thun: Miteinander reden 1, Störungen und Klärungen M. Farell Erickson/Byron Egeland: Die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung, - Frühe Hilfen für die Arbeit mit Eltern von der Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes durch das Steep-Programm, 2006 K. Mücke: Probleme sind Lösungen, Systemische Beratung und Psychotherapie A. von Schlippe, Jochen Schweitzer: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung V. Satir,J. Banmen, J. Gerber, M. Gomori: Das Satir-Modell G. J. Suess, W-K. P. Pfeiffer (Hg.): Frühe Hilfen-Die Anwendung von Bindungs- und Kleinkindforschung in Erziehung, Beratung, Therapie und Vorbeugung S. Beermann, M. Schulbach: Spiele für Workshops und Seminare A. Rachow (Hrsg.): Spielbar II, 66 Trainier präsentieren 88 neue Topspiele aus ihrer Seminarpraxis

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Mehr in.... www.familienvorbereitung.de Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 35

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