Publikationskatalog 2005 Catalogue des publications 2005 Katalog der 2005 mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds erschienenen Publikationen Catalogue des publications parues en 2005 avec l’appui du Fonds national suisse

Vorwort Avant-propos

Zum elften Mal bietet der Schweizerische Nationalfonds (SNF) einen Katalog aller Publikationen an, die mit seiner Unterstützung bei verschiedenen Verlagen erschienen sind. Dieser Katalog wird jährlich publiziert und kann über Internet (www.snf.ch) abgerufen werden, wo auch andere Informationen über den Nationalfonds verfügbar sind. Die Publikationen sind in Fachgruppen geordnet. Bücher, die im Rahmen eines Nationalen Forschungsprogramms entstanden sind, werden unter dem entsprechenden Programm zusammengefasst. Die in diesem Katalog erwähnten Publikationen können nicht beim SNF gekauft oder bestellt werden. Bitte wenden Sie sich an den betreffenden Verlag (Adresse am Schluss des Katalogs) oder an Ihre Buchhandlung. Beachten Sie auch die Homepage des entsprechenden Verlags. Wir möchten Sie noch darauf aufmerksam machen, dass die Angaben (Verkaufspreis, etc.) unverbindlich sind. Wie letztes Jahr, erscheint dieser Katalog nur noch in elektronischer Form. Nun können Sie ihn auf Internet konsultieren oder als CD-Rom erhalten. Wir hoffen, dass Sie mit dieser modernen Lösung zufrieden sein werden. Bern, im April 2006

Pour la onzième fois, le Fonds national suisse (FNS) vous présente le catalogue de toutes les publications qui ont paru avec son soutien. Ce catalogue des nouveautés de l'année précédente est publié chaque année et est également disponible sur Internet (www.snf.ch) où vous trouverez d’autres informations sur le Fonds national. Les ouvrages sont classés par groupe de disciplines. Les publications issues des Programmes nationaux de recherche sont regroupées dans le programme en question. Les publications figurant dans ce catalogue ne peuvent être ni achetées, ni commandées auprès du FNS. Veuillez vous adresser à la maison d’édition concernée (adresse à la fin du catalogue) ou à votre librairie. Vous pouvez également consulter le site Internet de la maison d'édition qui vous intéresse. Nous vous prions de prendre note que tous les renseignements (prix de vente, etc.) sont donnés à titre indicatif. Comme l’année dernière, ce catalogue ne paraît plus que sous forme informatisée. Dorénavant, vous pourrez le consulter sur notre site Internet ou le recevoir sous forme de CD-Rom. Nous espérons que cette solution sous satisfera. Berne, avril 2006

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Inhaltsverzeichnis Table des matières Erziehungs- und Religionswissenschaften, Philosophie Sciences de l’éducation et religieuses, philosophie

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Rechts- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Sciences juridiques, économiques et sociales

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Allgemeine und Schweizer Geschichte, Altertumswissenschaften Histoire suisse et générale, sciences de l’Antiquité

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Archäologie, Ethnologie und Kunstwissenschaften Archéologie, ethnologie et étude de l’art

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Sprach- und Literaturwissenschaften Linguistique et littératures

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Sozialarbeit Travail social

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Mathematik Mathématiques

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Erdwissenschaften Sciences de la terre

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Nationale Forschungsprogramme (NFP) Programmes nationaux de recherche (PNR)

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39:

Wirksamkeit unserer Bildungssysteme Efficacité de nos systèmes de formation

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42:

Grundlagen und Möglichkeiten der schweizerischen Aussenpolitik Fondements et possibilités de la politique extérieure suisse

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42+:

Beziehungen Schweiz - Südafrika Les relations entre la Suisse et l’Afrique du Sud

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43 :

Bildung und Beschäftigung Formation et emploi

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45:

Probleme des Sozialstaates Problèmes de l’Etat social

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46:

Implantate und Transplantate Implants et transplants

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48 :

Landschaften und Lebensräume der Alpen Paysages et habitats de l’arc alpin

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Verlagsadressen Adresses des maisons d’édition

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2 Erziehungs- und Religionswissenschaften, Philosophie Sciences de l’éducation et religieuses, philosophie

Blunschi Ackermann Marie-Rose

Joseph Wresinski Wortführer der Ärmsten im theologischen Diskurs 304 Seiten ISBN: 3-7278-1535-3 CHF 48.– Academic Press Fribourg, Fribourg

Brodbeck Doris

Dem Schweigen entronnen. Religiöse Zeugnisse von Frauen des 16. bis 19. Jh. 329 Seiten ISBN: 3-933891-17-5 EUR 19.90 Religion & Kultur Verlag, D-Markt Zell

Büsser Fritz

Heinrich Bullinger (1504-1575) Leben, Werk und Wirkung, Band 2 350 Seiten ISBN: 3-290-17297-X CHF 48.– TVZ Theologischer Verlag Zürich AG, Zürich

Die Frage, wie arme und ausgegrenzte Menschen ihre Erfahrungen, Fragen und Erkenntnisse in einen theologischen Diskurs einbringen können, ist noch wenig geklärt. Hier leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag. Sie schafft die Grundlagen für eine theologische Rezeption des Lebenswerks von Père Joseph Wresinski (1917-1988). In einem biographisch-werkgeschichtlichen Zugang wird gezeigt, inwiefern der Gründer der Internationalen Bewegung ATD Vierte Welt als Repräsentant der Ärmsten zu verstehen ist und wie sich sein Dialog mit der akademischen Welt entwickelt hat. Die Analyse eines Radiointerviews fördert den inneren Zusammenhang zwischen seinem gesellschaftspolitischen und theologischen Denken und seiner Praxis zutage. Für Père Joseph, der selber in Armut aufgewachsen ist, sind die Lebenserfahrungen der ärmsten Familien der Schlüssel zum Verständnis des Evangeliums und des Auftrags der Kirche. Er erinnert daran, dass die Option für die Armen keine Frage des Kontexts ist, sondern eine Frage der christlichen Identität. So weist er einen Weg zu einem erneuerten Selbstverständnis der Kirche im Geiste des Konzils. Wer sich künftig an eine „europäische Befreiungstheologie“ heranwagt, kann an dieser Arbeit nicht vorbeigehen.

Um dem Schweigen zu entkommen, haben sich Frauen aus den unterschiedlichsten Epochen zu religiösen wie auch politischgesellschaftlichen Themen ihrer Zeit zu Wort gemeldet. Indem sie sich auf ihren Glauben besannen, wuchs ihnen die Kraft zum Reden, Schreiben und Publizieren zu. Briefe, Gedichte, Tagbucheinträge sowie vielfältige Veröffentlichungen sprechen Fragen der Emanzipation der Frau, der Glaubenstreue, der Solidarität mit den Armen und der Ökumene an, die auch heute noch aktuell sind. Die ausgewählten Zeugnisse stammen von religiös engagierten Frauen aus der Schweiz des 16. bis 19. Jahrhunderts und belegen deren selbständigen Zugang zu religiösen Einsichten. Den Lesenden wird Einblick in Personen und Texte mit unterschiedlichen religiösen Prägungen geboten. Ausführliche Einleitungen von Fachfrauen aus Theologie und Geschichtsforschung führen in die Entstehung des jeweiligen Textes und in das Leben der betreffenden Autorin im Zeitkontext ein, so dass die Lesenden die anschliessend gebotenen Quelle gründlich erschliessen können. Vorgestellt werden Trinette Bindschedler, Catherine Booth, Marie Dentière, Bernarda Heimgartner, Meta Heusser, Marie Huber, Jeanne de Jussie, Juliane von Krüdener, Luzerner marienkinder, Ursula Meyer, Emilie de Morsier, Helene von Mülinen, Hortensia von Salis, Anna Schlatter, Katharina Schmid, Johanna Spyri, Sophie von Wurstemberger, Maria Wiborada Zislin.

Fritz Büssers Biographie über den Zwingli-Nachfolger Heinrich Bullinger (1504-1575) hatte im ersten Band Herkunft, Studien und die Arbeit des jungen Theologen sowie sein Wirken als Pfarrer am Grossmünster beschrieben. Im zweiten Band kommen nun seine bleibenden Verdienste als Berater aller reformierten Kirchen, als "väterlicher Beschützer und Tröster der verfolgten Glaubensgenossen" in der Eidgenossenschaft und in ganz Europa zur Sprache. In drei konzentrischen Kreisen wird sein Wirken behandelt: primär die Erhaltung und innere Festigung der reformierten Gemeinden, die grundlegenden Auseinandersetzungen mit dem Papsttum, dem Luthertum und der Radikalen Reformation. Fritz Büsser analysiert die wichtigsten exegetischen,

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dogmatischen und polemischen Schriften sowie die Predigten Bullingers. Sie alle belegen, wie auch der umfangreiche Briefwechsel mit rund 1000 Korrespondenten, dass Bullinger unter den Reformatoren am ehesten den Ehrentitel eines "Oekumenischen Patriarchen" verdient.

Crotti Claudia

Lehrerinnen – frühe Professionalisierung Professionsgeschichte der Volksschullehrerinnen in der Schweiz im 19. Jahrhundert 516 Seiten ISBN: 3-03910-486-1 CHF 85.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Delgado Mariano

Die Kirchenkritik der Mystiker. Band 2 Prophetie aus Gotteserfahrung 400 Seiten ISBN: 3-7278-1503-5 CHF 69.– Academic Press Fribourg, Fribourg

Diese Publikation rekonstruiert den Beginn und die Entwicklung der Einbindung der Frauen in die öffentliche Lehrtätigkeit im 19. Jahrhundert. Die heute als selbstverständlich geltende lehrende Frau blickt auf eine Professionsentwicklung zurück, die einerseits seit ihren institutionellen Anfängen in engem Bezug steht zu den gesellschaftlich normierten Geschlechterrollen. Andererseits wurden in der Lehrerinnenausbildung unterschiedliche Wege beschritten, die Zeugnis ablegen für eine zunächst uneinheitliche Professionsgenese der Lehrerinnen. Die hängt mit den mannigfachen Interessen der Akteure der Lehrerinnenbildung zusammen, welche den lehrenden Frauen im Auf- und Ausbau eines liberal ausgerichteten öffentlichen Bildungswesens unterschiedliche Aufgaben zuwiesen. Die Integration der Frauen in das öffentliche Bildungssystem als Lehrende im 19. Jahrhundert bewegte sich in diesem Spannungsfeld von Geschlechternormen und differenten bildungspolitischen Interessen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts näherten sich diese unterschiedlichen Lehrerinnenausbildungsmodelle einander an.

Die Spannung zwischen Gotteserfahrung und kirchlicher Gestaltung wie sozialer und politischer Verantwortung gehört von Anfang an zum christlichen Glauben. Mystiker und Mystikerinnen sind gerade darin beispielhaft, dass sie die Spannung von Kirchenbindung und Kirchenkritik originell leben und kontextuell “ausarbeiten”. Je radikaler die Gottesleidenschaft bei ihnen ist, desto schmerzhafter auch das Leiden am faktischen Christentum – mit entsprechender Kritik an kirchlichen Verhaltensweisen. Es ist kein Zufall, dass alle grossen Gestalten christlicher Mystik kirchenreformerisch wirksam waren und wurden, durchaus mit prophetischer Kraft und sozialer wie politischer Verantwortung. Ihre erneuernde, reformatorische und gesellschaftskritische Kraft zu entdecken, ist ein Gebot der Stunde; denn ihre Hinweise kommen nicht von “links” und nicht von “rechts”, weder von “oben” noch von “unten”, sondern aus der Mitte des Glaubens und der Tiefe der Liebe – aus dem schauenden-kontemplativen Herzen der Kirche. Die frühneuzeitliche christliche Mystik, um die es in diesem zweiten Band geht, zeichnet sich in allen Konfessionen durch eine Konzentration auf das Wesentliche aus. Dank ihrer christologischen Zentrierung gewinnen Mystiker und Mystikerinnen das richtige Gespür für die Kirchenreform, dam Kirche und Christen christusförmiger werden.

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Ducret Jean-Jacques

Scolariser la petite enfance? Actes du deuxième colloque "Constructivisme et éducation" 1er volume: 423 pages; 2ème volume, 373 pages ISBN: 2-940238-14-6 (1er volume) 2-940238-15-4 (2ème volume CHF 50.– Département de l'instruction publique, Genève

Grasshoff Gerd

Paul Engelmanns Psychologie graphisch dargestellt 350 Seiten ISBN: 3-211-24490-5 EUR 78.– Springer-Verlag GmbH, A-Wien

Hodel Gottfried

"Kinder immer nur Kinder, aber Lehrer bringt keiner!" Bildungspolitische Massnahmen zur Steuerung des Bedarfes an Primarlehrkräften in den Kantonen Bern und Solothurn zwischen 1848 und 1998. 782 Seiten ISBN: 3-03910-199-4 CHF 98.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Depuis quelques années, différents signaux indiquent non seulement une demande accrue à l’égard des institutions extrafamiliales de garde et d’éducation de la petite enfance, mais également un intérêt de plus en plus ciblé autour de la question d’une quasi-scolarisation des très jeunes enfants (3 ans voire 2 ans, selon les pays). Cette pression scolaires réelle ou potentielle sur les très jeunes enfants pose un certain nombre de questions de fond – sociales, psychologiques et didactiques – auxquelles il importe de fournir, sinon des réponses définitives du moins des informations et des éléments de réflexion permettant d’asseoir les choix qui devront être faits dans les années à venir. Organisé en septembre 2003, le deuxième colloque « Constructivisme et éducation » avait pour objectif de recueillir ce que les différentes sciences concernées, mais aussi les professionnel-le-s de la petite enfance, enseignent aujourd’hui concernant l’éducation des 2-4 ans, et cela plus particulièremen en rapport avec le problème de la scolarisation précoce. Un tel avancement de la scolarisation, s’il peut répondre à des attentes sociales, est-il possible voire bénéfique pour l’enfant, compte tenu de ce que nous savons de son développement cognitif, émotionnel, affectif et social ? Ne contredit-il pas l’une ou l’autre des perspectives constructivistes mises en lumière lors du premier colloque « Constructivisme et éducation » ? Le recueil des nombreux exposés présentés lors de ce colloque montre la grande diversité des points de vue et des opinions quant à l’éducation du jeune enfant. Il montre aussi que la question de la scolarisation précoce est aujourd’hui moins présente dans les préoccupations des scientifiques et des professionnel-le-s de l’éducation que celle de multiplier les lieux d’accueil de qualité, qui, tout en permettant aux parents de poursuivre leurs activités professionnelles dans de bonnes conditions, offrent aux jeunes enfants un environnement éducatif sécurisant et apte à favoriser leur développement et leurs apprentissages préscolaires.

Paul Engelmann ist bekannt als Freund Wittgensteins, Architekt und Schüler von Loos sowie als Privatsekretär von Karl Kraus. Weniger bekannt und bislang kaum gewürdigt ist hingegen, dass Paul Engelmann über zwanzig Jahre seines Lebens an einer systematischen Darstellung der Psychologie mittels einer von ihm entwickelten graphischen Methode gearbeitet hat. In diesem Werk wollte Engelmann die Klärung geistiger Aufgabengebiete, wie sie seine Lehrer Karl Kraus, Adolf Loos und Ludwig Wittgenstein betrieben haben, in der Psychologie fortsetzen. Hierbei führte er Freuds Methode, psychische Erscheinungen räumlich darzustellen, weiter und übertrug Wittgensteins Bildtheorie des Tractatus auf eine Theorie psychischer Vorgänge. Die "Psychologie graphisch dargestellt" ist Engelmanns Lebenswerk. Die Endfassung seine Buches wird hier erstmals publiziert.

Die Wiederkehr von Phasen des Lehrer- und Lehrerinnenmangels sowie von Lehrerinnen- und Lehrerarbeitslosigkeit sorgt in den Medien immer wieder für Schlagzeilen und bei Politikerinnen und Politikern für kontroverse Debatten, weil bildungspolitische Massnahmen zur Steuerung des Bedarfes an Lehrkräften offensichtlich nur begrenzt wirksam sind. In dieser Arbeit wird aufgezeigt, wie komplex die Faktoren sind, die den einzelnen Zyklen zugrunde liegen, indem die Entwicklung auf der Primarschulstufe in den Kantonen Bern und Solothurn zwischen 1848 und 1998 rekonstruiert wird. Es wird untersucht, inwiefern

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bildungspolitische Massnahmen zur Lösung oder Verschärfung der Probleme beigetragen haben und welche Entwicklungen di ergriffenen Massnamen ausgelöst haben. Eingegangen wird dabei unter anderem auf Veränderungen in der Lehrerinnenund Lehrerbildung, die Feminisierung des Berufsfeldes so wie dessen Öffnung und Einschränkung für ausserkantonale Lehrkräfte und die Entwicklung der Klassengrössen.

Holzhey Helmut

Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike, Band 3: Ältere Akademie, Aristoteles, Peripatos 747 Seiten 747 Seiten ISBN: 3-7965-1998-9 CHF 160.–/EUR 112.– Verlag Schwabe AG, Basel

Holzhey Helmut

"Grundriss der Geschichte der Philosophie", begründet von F. Ueberweg, hg. von H. Holzhey, Reihe 18. Jahrhundert Band 1: Grossbritannien und Nordamerika, Niederlande 1350 Seiten ISBN: 3-7965-1987-3 CHF 250.– / EUR 175.– Verlag Schwabe AG, Basel

Wenn jetzt nach über zwanzig Jahren eine Neuauflage notwendig wird, so zeugt dies von dem anhaltenden Interesse an den Themen dieses Bandes, an der Älteren Akademie, in de die Schüler Platons ihre Philosophie entfaltet haben, an Aristoteles und an seiner Schule, dem Peripatos. Auf diesem Gebieten ist die Forschung lebhaft vorangeschritten, und so begnügt sich die Neuauflage nicht mit einem blossen Literaturnachtrag, sondern sucht die Forschung der beiden letzten Jahrzehnte auch in die Darstellung einzubringen. Das gilt insbesondere für das wieder aktuell gewordene Werk des Aristoteles, über das jährlich mehr als 150 Arbeiten erscheinen für Akademie und Peripatos neue während Fragmentsammlungen vorliegen, sodass namentlich das früher stark vernachlässigte Werke Theophrasts, des prominentesten Aristotelesschülers, umfassender in den Blick gekommen ist. An dem Band sind drei Autoren beteiligt, für Akademie (Hans Krämer) und Aristoteles (Hellmut Flashar) die gleichen wie bei der Erstauflage (1983), für den Peripatos anstelle des verstorbenen Fritz Wehrli jetzt Georg Wöhrle sowie (für die Paragraphen über Eudemos und Dikaiarchos) Leonid Zhmud. Damit ist die Gewähr für Solidität und Zuverlässigkeit der Darstellung gegeben.

Bisher suchte man vergeblich nach einer umfassenden Geschichte der britischen Philosophie des 18. Jahrhunderts in deutscher Sprache. Mit diesem Band liegt sie nun vor. Gemäss einer bewährten Praxis sind im jeweiligen Zusammenhang auc bisher wenig bekannte Autoren berücksichtigt. In einem ersten Kapitel werden die Strukturen und Institutionen des akademischen Unterrichts in England, Schottland und Irland behandelt; es folgt die Darstellung der "Moralist", des Deismus, der Erkenntnistheorie in der Nachfolge Lockes, des Idealismus insbesondere George Berkeleys, der schottischen Aufklärung im Ausgang von David Hume, der Ästhetik und der Anfänge des Utilitarismus. Auch der politischen Philosophie und Publizistik sowie der Natur- und Wissenschaftsphilosophie wird unter Zugrundelegung eines weiten Philosophiebegriffs besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Band enthält überdies einen Abriss der nordamerikanischen Philosophie vom Puritanismus der ersten Siedler bis zu den grossen Dokumenten der "public philosophy" im Umkreis der amerikanischen Revolution. Und e schliesst mit der Geschichte der innerhalb und ausserhalb der Universitäten vertretenen niederländischen Philosophie im 18. Jahrhundert, deren bedeutendste Gestalt Frans Hemsterhuis war. An der Abfassung der 17 Kapitel des Bandes beteiligten sich 26 Fachleute aus den USA, Kanada, Australien, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz.

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Keller Sarah

Experiment versus Dogma Francis Bacons Erkenntnis- und Lernprogramm 520 Seiten ISBN: 3-03910-204-4 CHF 80.– Verlag Peter Lang, Bern

Klöckener Martin

Prex Eucharistica Vol. III: Studia, pars prima: Ecclesia antiqua et occidentalis 320 Seiten ISBN: 3-7278-1487-X CHF 65.– Academic Press Fribourg, Fribourg

Longo Angela

La dialettica nel commentario di Siriano alla Metafisica di Aristotele 380 pages ISBN: 88-7088-451-4 EUR 31.– Bibliopolis, I-Napoli

Francis Bacons Werk ist in der Pädagogik kaum rezipiert worden. Dies obwohl Bacon der Begründer einer weitreichenden Theorie ist, welche eine paradigmatische Veränderung der Lern- und Lehrkultur fordert, die mit der Formel "vom Dogma zum Experiment" umschrieben werden kann. Was heute unter entdeckendem, emanzipatorischem oder lebenslangem Lernen gehandelt wird, geht auf weiten Strecken auf Bacon zurück, ohne dass dies gebührend beachtet worden wäre. Diese Studie beleuchtet dieses auffällige Übersehen. Das geschieht nicht im Sinne einer Rezeptionsgeschichte, sondern anhand einer Untersuchung der Baconschen Konzeption der Generierung und Vermittlung von Wissen sowie ihrer Verbreitung. Hierzu werden in einem ersten Teil Bacons zentrale Konzepte rekonstruiert und deren pädagogischen Dimensionen herausgearbeitet. Im Zentrum dabei steht das "New Learning", das Lernen als einen unabschliessbaren Prozess definiert. Die Konfrontation dieses neuen Lernens mit zeitgenössischen Theorien der Gelehrsamkeit, Bacons Kritik am höheren Bildungswesen sowie seine Reformvorschläge bilden den Gegenstand des zweiten Teils.

Die von Anton Hänggi (+ 1994) und Irmgard Pahl herausgegebene Quellensammlung Prex Eucharistica (1968, 1998) hat seit ihrem Erscheinen ausserordentlich gute Aufnahme in der theologischen Fachwelt gefunden und gilt bis heute in der christlichen Ökumene als massgebliche Sammlung der altkirchlichen Eucharistiegebete. Um die publizierten Quellen zu vervollständigen und die Ergebnisse der Forschung der letzten Jahrzehnte zu integrieren, wird das Werk um einen Band II: Complementum ergänzt, der kurz vor dem Abschluss steht; darin werden zusätzliche Dokumente aufgenommen, die erst in jüngerer Zeit entdeckt oder in ihrer Bedeutung klarer erkannt wurden, ausserdem bibliographische Nachträge und Alternativtexte zu Band I. In Prex Eucharistica, Band III: Studia werden über die Quellentexte hinaus einerseits theologische Kommentare der grossen eucharistischen Traditionsformulare und andererseits die Geschichte des eucharistischen Betens in den verschiedenen Traditionen des Ostens und Westens dargelegt. Der Band trägt damit dem – nicht zuletzt dank Prex Eucharistica – in der Theologie gestiegenen Interesse für die altkirchlichen Anaphoren Rechnung, das sich auch im ökumenischen Dialog der christlichen Kirchen erfreulich niedergeschlagen hat. Zudem hat sich die Forschungslage so weiterentwickelt, dass eine unkommentierte Präsentation in einer reinen Textsammlung nicht mehr ausreicht. Der erste Teilband der Studia, der hier vorliegende Band III/1, behandelt die altkirchlichen und lateinischen Traditionen des Eucharistiegebetes; der demnächst folgende Teilband III/2 wird sich mit den orientalischen Anaphoren befassen.

Il libro tratta di un commento sulla "Metafisica" d'Aristotele, scritto da Siriano, filosofo platonico del V sec. dopo Cristo. Dopo un'introduzione alla storia del platonismo nell'antichità, sono presentate la vita e le opere di Sirano, nonché il suo progetto filosofico di realizzare una sintesi tra la logica aristotelica e la metafisica platonica. Nell'ambito dello studio dell'approccio di Siriano alla logica aristotelica viene esaminato in dettaglio il principio della contraddizione, nelle sue diverse formulazioni e nel suo significato. In tale contesto si mette alla prova l'interpretazione di un eminente studioso contemporaneo di tale principio: J. Lukasiewicz. Quindi la prospettiva di studio si allaga dal principio della contraddizione a tutti gli assiomi, e si ricerca

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quale sia la scienza che li studia come suo oggetto proprio, ovvero la dialettica o scienza prima. Il libro traccia infine un bilancio del rapporto di Siriano con Aristotele e l'aristotelismo da un lato, e con Platone e la tradizione platonica dall'altro.. Molteplici appendici e indici, nonché una bibliografia, completano il lavoro.

Moro Christiane

L'objet et la construction de son usage chez le bébé Une approche sémiotique du développement préverbal X, 446 Seiten ISBN: 3-03910-102-1 CHF 71.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Noth Isabelle

Ekstatischer Pietismus Die Inspirationsgemeinden und ihre Prophetin Ursula Meyer (1682-1743) 382 Seiten ISBN: 3-525-55831-7 EUR 56.– Vandenhoeck & Ruprecht, D-Göttingen

Comment le bébé construit-il la réalité? Comment apprend-il à connaître et à utiliser conventionnellement les objets qui l'entourent durant la période qui précède l'avènement du langage? En s'interrogeant plus précisément sur la question de l'appropriation des usages canoniques des objets par le bébé entre 7 et 13 mois dans l'interaction avec autrui, les auteures reviennent sur la question de l'origine de la connaissance et de l'intelligence humaines, et notamment sur le rôle que la culture et la société jouent dans cette construction. Au fil des démonstrations – effectuées à l'aide de la sémiotique peircienne -, l'évidence est apportée de l'existence d'un développement sémiotique et donc culturellement orienté antérieur au développement langagier. Il apparaît en effet que l'entrée du bébé dans ce qui peut être qualifié comme l'un des tout premiers systèmes sémiotiques de la culture, le monde des objets quotidiens et leurs usages, se réalise au travers de la mis en signification des signes qu'autrui utilise intentionnellement dans le but de transmettre l'usage de l'objet à l'enfant. S'inscrivant dans le prolongement des oeuvres de Vygotski et de Bruner, outre qu'ils renouvellent l'approche du développement humain dès les prémices, ces travaux constituent une source d'information originale (tant au plan théorique, empirique que méthodologique) sur la question de la genèse sociale du psychisme. Ils intéressent les chercheurs et les professionnels dans les trois domaines cruciaux que sont la psychologie développementale, les sciences de l'éducation et la sémiotique conjugués ici dans l'approche du développement du jeune enfant.

Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit einer spezifischen oppositionellen Gruppierung aus der europäischen Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts, die sich selber als die "wahren Inspirations-Gemeinden" bezeichnete, zum "bunten Völkchen von Phantasien und skurrilen Sonderlingen" aus dem Kreise des radikalen Pietismus zählte und heute in der sogenannten "Amana Church Society" im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika ihre Fortsetzung findet. Die neue religiöse Gemeinschaft der Inspirierten hatte ihre Wurzel in der mit der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 und den daran anschliessenden brutalen Verfolgungen und Zwangsbekehrungen in innerer Verbindung stehenden Cevennenprophetie in Südostfrankreich. Ekstatische Propheten zogen missionierend über England und die Niederlande nach Deutschland und lösten hier 1714 eine regelrechte Inspirationswelle aus, die als endzeitliche Geistausgiessung (Joel 3,1) interpretiert wurde. Stammlande der neuen Prophete wurden die beiden ihrer toleranten Religionspolitik wegen bekannten reformierten Grafschaften Ysenburg und Wittgenstein. Zwischen Oktober 1714 und April 1715 wurden acht Personen erweckt und als "Werkzeuge" des Geistes erkannt. Ihre ekstatischen Erscheinungen – insbesondere ihre in tranceähnlichem Zustand gehaltenen Inspirationsreden mit der Ankündigung des nahe bevorstehenden Milleniums und dem Aufruf zur Weltabkehr – lösten heftige Kontroversen und eine Flut von Streitschriften aus. Unter den Propheten befand sich auch eine Schweizerin namens Ursula Meyer. Die

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mikrohistorische Erschliessung der Lebenswelt von Ursula Meyer vermittelt neue Erkenntnisse zum Gesamt der Inspirationsgemeinden und zur pietistischen Bewegung allgemein, denn die Inspirationsgemeinden sind trotz allen zeitgenössischen und aktuellen Verdrängungsversuchen keine von der pietistischen Bewegung losgelöste oder sie lediglich begleitende Gruppierung, sondern ein integraler Teil von ihr.

Pahud de Mortanges Elke

Philosophie und kirchliche Autorität Der Fall des Münchner Philosophieprofessors Jakob Frohschammer vor der Römischen Indexkongregation (1855-1864) 480 Seiten ISBN: 3-506-77672-X EUR 60.– Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, D-Paderborn

Rother Wolfgang

La maggiore felicità possibile Untersuchungen zur Philosophie der Aufklärung in Nord- und Mittelitalien 392 Seiten ISBN: 3-7965-2106-1 CHF 72.– Verlag Schwabe AG, Basel

Schnyder Rudolf

Heinrich Bullinger, Briefwechsel Band 11: Briefe des Jahres 1541 400 Seiten ISBN: 3-290-17339-9 CHF 130.– TVZ Theologischer Verlag Zürich AG, Zürich

Der Konflikt des katholischen Priesters und Münchner Philosophieprofessors Jakob Frohschammer (1821-1893) mit de römischen Indexkongregation ist Teil der Geschichte der katholischen Kirche, welcher als Krankheitsgeschichte zu schreiben ist. Er währte über 20 Jahre, während derer fünf Verfahren gegen die Schriften Frohschammers angestrengt wurden. Mit Erfolg, wenn man darunter die Tatsache verstehen mag, dass alle auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurden. Vorliegende Studie ist angetreten, erstmals den "Fall" Frohschammer anhand der Prozessmaterialien (Gutachten, Geheimexpertisen, Sitzungsprotokolle, Briefwechsel) aus dem 1998 geöffneten Archiv der römischen Indexkongregation historisch zu rekonstruieren und dogmatisch zu analysieren.

Das Glück bildet seit den Anfängen abendländischen Denkens das thematische Zentrum der praktischen Philosophie. Die Realisierung des grösstmöglichen Glücks der grössten Zahl, die sich die Aufklärung auf ihre Fahnen geschrieben hat, gehört zu den theoretischen und praktischen Herausforderungen der Gegenwart. Dieser ungebrochenen Aktualität verdankt die Aufklärung umfängliche und vielfältige Bemühungen zu ihrer Erforschung, in die sich die vorliegenden Untersuchungen einreihen. Indem sie ihr Augenmerk auf die expliziten wie impliziten philosophischen Fragestellungen der nord- und mittelitalienischen Aufklärungsdenker richten und durch eine philosophisch geleitete Lektüre ihrer Texte das komplexe philosophische Profil des Illuminismo zwischen Mailand und Florenz herausarbeiten, beheben sie speziell im Bereich der Philosophiegeschichte bestehende Defizite in der Aufklärungsforschung. Sie bieten nicht nur die erste u m f a s s e n d e r e Gesamtdarstellung d e r nordund mittelitalienischen Philosophie der Aufklärung, sondern auch die erste von einem primär philosophischen Interesse geleitete Gesamtstudie sowie die erste umfängliche deutschsprachige philosophische Arbeit zu einem Thema, das italienische Forscher und ausserhalb Italiens bestenfalls Italianisten vor allem unter allgemeinhistorischen, kulturund literaturgeschichtlichen Gesichtspunkten behandeln.

Bullingers intensiver Briefwechsel rund um die Religionsgespräche in Worms und Regensburg ergänzt die andernorts laufenden Editionen der Reichstags- und Religionsgesprächsakten in idealer Weise. Einige z. T. sehr umfangreiche Briefe dokumentieren eine bisher unbeachtete Debatte über die Abendmahlslehre des Basler Gräzisten Simon Grynäus sowie Bullingers theologisches Gespräch mit dem württembergischen Kanzler Nikolaus Müller, der dem Spiritualisten Kaspar Schwenckfeld nahe stand. Das Pestjahr 1541 mit seiner langen Liste von Opfern stellte Bullinger vor ganz praktische seelsorgerliche Probleme. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die zahlreichen Studentenbriefe, vor allem von Zürcher Studenten in Marburg. Zu den herausragenden Einzelstücken gehört auch ein Brief Vadians, der Einblick in die

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historiographische Werkstatt der beiden Humanisten gibt. Unter den Korrespondenten, die 1541 erstmals in Erscheinung treten, ist u. a. der bedeutende katholische Chronist und Politiker Ägidius Tschudi.

Schroer Silva

Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient Eine Religionsgeschichte in Bildern. Band 1: Vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Frühbronzezeit 392 Seiten ISBN: 3-7278-1508-6 CHF 66.– Academic Press Fribourg, Fribourg

Schwarz Brigitte

La Comunità riformata di Locarno e il suo esilio a Zurigo nel Cinquecento 750 pages ISBN: 88-8498-263-4 EUR 86.– Edizioni di Storia e Letteratura, I-Roma

Stadler Ulrich (Hrsg.)

Schaulust. Heimliche und verpönte Blicke in Literatur und Kunst 160 Seiten ISBN: 3-7705-4093-X EUR 22.90 Wilhelm Fink Verlag München, D-Paderborn

Der erste, eine Zeitspanne von fast 9000 Jahren umfassende Band mit 262 Katalogstücken widmet sich den frühen Epochen, angefangen von den ersten Artefakten im Natufium über Neolithikum und Chalkolithikum bis zur Frühbronzezeit. In diesen Jahrtausenden wurden Fundamente im Hinblick auf den Umgang mit den Toten oder das Image des Herrschers gelegt. Die grossen Ikonen, zum Beispiel "nackte Frau", "König erschlägt Feind", "Herr der Tiere", bleiben – sich wandelnd – Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende lang erhalten. Trotz des teilweise grossen zeitlichen Abstands wird ihre Bedeutung für das Verständnis biblischer Texte, Motive und Metaphern auf Schritt und Tritt deutlich.

Nel volume di circa 750 pagine, sulla base di una grande massa di documenti di archivio, viene ricostruito un capitolo importante della storia svizzera: la vicenda della Comunità riformata di Locarno e del suo esilio a Zurigo nel XVI secolo, dall'affacciarsi dei primi fermenti ereticali, alla formazione dell comunità, all'esilio dei locarnesi, all'avvio della città sulla Limmat di fiorenti attività manifatturiere e commerciali, all'estinzione della comunità nel XVII secolo. Chiunque abbia familiarità con la storiografia della Riforma è consapevole del valore dello studio del Meyer: esso rappresenta una pietra miliare della ricerca storica svizzera a motivo dell'impareggiabile utilizzo delle fonti, nonché del felice inserimento della vicenda locarnese – caso quasi unico di un'intera comunità che preferì l'esilio all'abiura delle proprie convinzioni religiose – nel contesto storico, culturale e religioso dei cantoni confederati, lacerati dalla divisione confessionale.

Die Schaulust hat, mehr noch als der reine Sehvorgang, in der europäischen Kulturgeschichte eine höchst ambivalente Einschätzung erfahren. Allzu rasch ist sie als Voyeurismus moralisch disqualifiziert worden. Doch unauffällige, verstohlen oder indiskrete Blicke sind noch nicht unbedingt solche eines Voyeurs. Dieser tritt relativ spät erst in Erscheinung. Zumindes kommt ihm in Literatur und Kunst erst nach 1800 eine gesteigerte Aufmerksamkeit zu. Die Mehrzahl der Aufsätze dieses Buches sind als Vorträge auf einer Tagung im November 2000 gehalten worden, die das Internationale Forschungszentrum für Kulturwissenschaften (IFK) in Wien organisiert hat. In dem Band wird versucht, eine möglichst breite Skala von gesellschaftlich übersehenen, nicht gewürdigten oder tabuisierten Sehvorgänge in Werken vornehmlich des 19. und 20. Jahrhunderts zu erfassen. Entsprechend unterschiedlich fällt auch die Bilanz über die Leistungsfähigkeit solcher Blickweisen aus.

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Tröhler Daniel (Hrsg.)

Pragmatismus und Pädagogik 290 Seiten ISBN: 3-03755-046-5 CHF 48.– / EUR 27.– Verlag Pestalozzianum an der Pädagogischen Hochschule, Zürich

Wilhelm Elena

Rationalisierung der Jugendfürsorge. Die Herausbildung neuer Steuerungsformen des Sozialen zu Beginn des 20. Jahrhunderts 427 Seiten ISBN: 3-258-06888-7 CHF 78.– / EUR 52.– Haupt Verlag AG, Bern

Wyss Stephan

Das Fest am Ostermorgen Vom heiligen Franziskus vom Assisi zu François Rabelais 650 Seiten mit 140 Abbildungen ISBN: 3-905577-60-7 EUR 58.– / CHF 98.– Edition Exodus, Luzern

Der Pragmatismus ist die vermutlich wichtigste Alternative zur deutschen Philosophie und Pädagogik im 20. Jahrhundert. Dies Alternative ist fast ein ganzes Jahrhundert unbeachtet geblieben. Die europäischen Sozialwissenschaften haben früh zur Entwicklung des spezifisch amerikanischen Denkens beigetragen, die deutsche Philosophie nahm im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts Impulse des Pragmatismus auf, die Pädagogik verhält sich bis heute eher abwehrend. Der vorliegende Band enthält zwölf Aufsätze, die aus unterschiedlicher Perspektive das Verhältnis von Pragmatismus, Philosophie und Pädagogik beleuchten. Dabei werden die historischen Wurzeln des Pragmatismus herausgearbeitet, die Konzepte zentraler Autoren wie John Dewey, George Herbert Mead, William James oder Jane Addam analysiert und schliesslich Rezeptionsprobleme thematisiert. In systematischer Hinsicht wird deutlich, wie neu und zum Teil rigoros anders im Pragmatismus zentrale pädagogische Konzepte wie "Erziehung", "Entwicklung", "Curriculum", "Gesellschaft", "Demokratie" und nicht zuletzt "Erfahrung" gedacht werden. Die Provokation dieser Theoriebrüche sollte angenommen und kreativ verstanden werden. Der Band macht verständlich, warum der Pragmatismus unverzichtbar zum Reflexionshorizont der internationalen Pädagogik gehören muss.

In ihrer kritisch angelegten und theoretisch fundierten Studie zur Entstehungsgeschichte der modernen Jugendfürsorge leiste Elena Wilhelm einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte über das Aufgaben- und Selbstverständnis der Sozialen Arbeit Auf der Basis von reichhaltigem Fallmaterial (auf Compactdisc der Publikation beigelegt) wird in einer theoretisch angeleiteten Analyse dargelegt, wie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine am Dispositiv der "Verwahrlosung" orientierte und sich dadurch konstituierende Praxis der Jugendfürsorge entsteht. Auf dem Wege über die Rationalisierung der Kinder- und Jugendfürsorge bildeten sich neue Steuerungsformen des Sozialen heraus, die mit dem Foucault'schen Begriff der gouvernementalité gefasst werden können. In den neuen Fürsorgepraktiken zeigt sich nach Wilhelm nicht das Verschwinden einer bestimmten Machtform (Sozialdisziplinierung), wie dies andere neuere Untersuchunge darlegen wollten, sondern deren Transformation in eine andere "Die Arbeit von Elena Wilhelm stellt die Historiographie der Sozialpädagogik und die systematische Theoriebildung in diese vor eine erkenntnistheoretisch wie inhaltlich neue Situation. Die Sozialpädagogik wird sich an ihrer Untersuchung abarbeiten müssen, möglicherweise mit noch gar nicht absehbaren, radikalen Konsequenzen für die eigene Theorie." (Michael Winkler) "Die Arbeit markiert in vielerlei Hinsicht einen neuen Stand im Prozess der Reflexion und Klärung der sozialpädagogischen Aufgabe; sie lässt vergleichbare vorausgegangene Bemühungen sowohl in der Differenziertheit der Argumentation wie auch in der Reichweite der eröffneten Perspektiven weit hinter sich." (Walter Hornstein)

In seiner ersten monumentalen Studie "Der heilige Franziskus von Assis. Vom Durchschauen der Dinge" resümiert Stephan Wyss: "Das authentische Verdienst des populären Heiligen ist es, mit seiner unablässigen Identifikation des Holzes von Kripp und Kreuz gezeigt zu haben, wie schwierig es ist, zur Welt zu kommen, ohne dabei sich selber oder die Welt zu zerstören". Die vorliegende, zweite Studie geht dieser Spur des Franziskus nach, so wie sie in der frühen Neuzeit zum Vorschein gelangt in

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Werken von bildenden Künstlern, die den Heiligen zum Gegenstand nehmen, und in literarischen Werken, die Franziskaner zu Autoren haben. Im Roman "Pantagruel" von François Rabelais, so Stephan Wyss, findet die von Franziskus ausgelegte Spur zu ihrem Ziel. Hier wird die Menschwerdung Gottes als ästhetisches Ereignis inszeniert, das uns faszinierte Leser und Leserinnen verführen soll, das Wort Fleisch werden zu lassen. Zwei Theoriemodelle dienen dem Autor auf seiner Spurensuche als Karte: ein psychoanalytisches und ein ethnologisches. Sie definieren Standards, wie das Symbol der erlösenden Menschwerdung Gottes sinnvoll zur Sprache gebracht werden kann. Gleichzeitig klären sie auch darüber auf welche Verrücktheiten theologische Entgleisungen dieser Rede auslösen.

Bühlmann Marc / Sager Fritz / Vatter Adrian

Sicherheits- und Militärpolitik in der direkten Demokratie Eine Abstimmungsanalyse der sicherheits- und militärpolitischen Abstimmungsvorlagen in der Schweiz zwischen 1980 und 2003 280 Seiten ISBN: 3-7253-0820-9 CHF 48.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Fragen zur Sicherheits- und Militärpolitik haben in den letzten beiden Jahrzehnten in der Schweiz an Bedeutung zugenommen musste das Stimmvolk zwischen 1960 und 1980 gerade mal zu fünf militärpolitischen Vorlagen Stellung nehmen, so standen zwischen 1984 und 2003 nicht weniger als 19 Vorlagen zur Sicherheits- und Militärpolitik zur Abstimmung. Mit der Zunahmen der politischen Diskussion über Militärpolitik und Sicherheitsfragen geht auch eine Veränderung von Einstellungen, Meinungen und Ansichten der Schweizer Bevölkerung zur Armee im Speziellen und zur Sicherheitspolitik im Allgemeinen einher. Diese Einstellungen manifestieren sich in der Zustimmung bzw. Ablehnung von Abstimmungsvorlagen mit sicherheits- und militärpolitischem Inhalt. Dieses Buch bietet eine vertiefte Abstimmungsanalyse dieser Vorlagen. In einem deskriptiven Teil werden die 19 Vorlagen ausführlich beschrieben. Im Zentrum der analytischen Teile steht die Untersuchung von Faktoren, welche die Akzeptanz der Sicherheits- und Militärpolitik beeinflussen: Erstens ist wichtig, wie die Abstimmungsvorlagen ausgeschaltet sind, welches Konfliktthema zur Debatte steht und welche Akteure die Vorlage unterstützen. Zweitens beeinflussen verschiedene Merkmale der einzelnen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sowie deren armee- und sicherheitspolitischen Einstellungen deren Entscheid, die Politik des Bundes zu unterstützen. Drittens wirkt das soziale, kulturelle und politische Umfeld in Form der Wohngemeinde oder des Wohnkantons auf den Abstimmungsentscheid. Mit den ausführlichen quantitativ-statistischen Analysen werden drei Fragen beantwortet: Welche militär- und sicherheitspolitischen Vorlagen werden unterstützt? Wer unterstützt die eidgenössische Militär- und Sicherheitspolitik? In welchen Kantonen und Gemeinden stösst diese auf die grösste Akzeptanz? Mit Hilfe der Antworten auf diese Fragen werden schliesslich synthetisch die zukünftigen Herausforderungen der Militärund Sicherheitspolitik diskutiert.

Rechts- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Sciences juridiques, économiques et sociales

Chastonay Philippe

Les Malades de l'indifférence: Santé, droits humains et mondialisation 262 pages ISBN: 2-88049-212-2 CHF 49.– Editions Médecine & Hygiène, Genève

Donges Patrick (Hrsg.)

Politische Kommunikation in der Schweiz 221 Seiten ISBN: 3-258-06765-1 CHF 42.– / EUR 27.50 Haupt Verlag AG, Bern

Fanzun Jon A.

Die Grenzen der Solidarität: schweizerische Menschenrechtspolitik im Kalten Krieg 500 Seiten ISBN: 3-03823-178-9 CHF 58.– / EUR 39.– Neue Zürcher Zeitung AG, NZZ Buchverlag, Zürich

L'accès à la santé est un droit fondamental, indispensable à l'exercice des autres droits de l'homme. Or à l'aube du XXIe siècle, les disparités entre pays riches et pauvres, entre populations aisées et socialement défavorisées sont telles, qu'il est plus que jamais nécessaire de réfléchir à la portée des choix que nous faisons en tant que professionnels et citoyens. Il importe de comprendre les enjeux, les cadres structurels et les initiatives en faveur d'une plus grande justice en matière de santé, et cela en lien avec un plus grand respect des droits de la personne. Prenons à titre d'exemple l'accès aux médicaments. Des médicaments efficaces, disponibles dans nos contrées, sont inaccessibles dans la plus grande partie du monde pour des raisons essentiellement économiques. Or les maladies nécessitant ces traitements, le Sida en particulier, déciment des populations entières. Par ailleurs, tant au niveau de la recherche que de la production de médicaments, certaines maladies orphelines, comme par exemple les maladies tropicales, bénéficient d'un soutien modeste en comparaison des ravages qu'elles causent au plan mondial. Cette situation exprime de façon éloquente le désintérêt économique des nations nanties qui échappent à ces maladies. Face à ces perspectives, nous sommes mis au défi de promouvoir à la fois des compétences nouvelles et des prises de responsabilité individuelles et collectives. Ainsi, sensibiliser les acteurs politiques et sociaux de même que les citoyens aux implications éthiques, politiques et économiques de la mondialisation pour l santé devient une démarche indispensable, que cet ouvrage entend favoriser.

Politik und politische Kommunikation lassen sich in unserer heutigen Mediengesellschaft nicht mehr voneinander trennen. Wer in der Politik auf öffentlichen Zuspruch angewiesen ist, wer Mehrheiten für sich und seine Positionen gewinnen will, muss in den Medien und der von ihnen bedienten Öffentlichkei präsent sein. Die zunehmende Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit bleibt für die Politik jedoch nicht folgenlos: Sie kostet Geld und Zeit, erfordert eine Anpassung an die Logik der Medien, und sie verändert damit fortlaufend die Strukturen von Politik. Die Veränderungen in ausgewählten Bereichen der Politischen Kommunikation sind das Thema dieses Sammelbandes.

Die Schweiz pflegt das Selbstbild, eine Hüterin der Humanität und der Menschrechtsidee in der internationalen Politik zu sein Auf dem Gebiet des humanitären Völkerrechts hat die Eidgenossenschaft als Ursprungsland des Roten Kreuzes in der Tat eine lange Tradition. Dagegen ist die weit verbreitete Ansicht, wonach die Förderung der Menschenrechte eine Konstante der schweizerischen Aussenpolitik sei, aus historischer Perspektive nicht haltbar. Die Schweiz war keine Vorreiterin des internationalen Menschenrechtsschutzes, ja hinkte den Entwicklungen auf diesem Gebiet sogar hinterher. Die Arbeit geht der Frage nach, weshalb sich die Eidgenossenschaft auf internationaler Ebene kaum für die Achtung der Menschenrechte einsetzte und den Menschenrechtsabkommen des Europarats und der Vereinten Nationen skeptisch gegenüber stand. Der Autor vertritt die These, dass die Schweiz deshalb Mühe mit der Internationalisierung der Menschenrechte bekundete, weil diese in einem Spannungsverhältnis zu ihrem nationalen Selbstverständnis stand, das von der Vorstellung unbedingter Souveränität gegenüber äusseren Einflüssen und absoluter Neutralität in den Aussenbeziehungen geprägt war.

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Fassa Recrosio Farinaz

Société en mutation, école en transformation: le récit des ordinateurs 446 pages ISBN: 2-601-03353-3 CHF 45.– Editions Payot, Lausanne

Fischer Alex

Die Auswirkungen der Internationalisierung und Europäisierung auf Schweizer Entscheidungsprozesse Institutionen, Kräfteverhältnisse und Akteursstrategien in Bewegung 320 Seiten ISBN: 3-7253-0817-9 CHF 49.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Les technologies de l’information et de la communication (TIC) ont fait irruption dans tous les domaines de la vie depuis près d trente ans et elles sont au centre de nombreux discours sur le changement social. Une nouvelle révolution sociale et économique serait en marche. Ne pas prendre en compte cette réalité aurait pour effet de laisser à la traîne les nations et les personnes réticentes. C’est du moins cette perspective qu’adoptent les textes de politiques publiques des Etats européens et des institutions supranationales telles l’Organisation de coopération et de développement économique (OCDE), l’Union Européenne ou l’UNESCO. Pour pallier ce risque, l’institution scolaire est sommée de constituer des connaissances dans le domaine des TIC et de se réformer pour leur faire place : toutes et tous doivent désormais savoir s’en servir, faute de quoi elles et ils ne seraient pas employables dans ce qui est décrit comme une nouvelle société, la « socitété de l’information et du savoir » et deviendraient les exclu-e-s de ce monde en changmenet constant. Cet ouvrage, qui prend appui sur l’étude de l’introduction et du développement de l’informatique dans l’école vaudoise depuis les années 1970, examine la façon dont le déploiement des TIC dans les systèmes scolaires européens s’articule avec une idéologie spécifique du changement social et s’attache à comprendre comment les acteurs politiques de l’école envisagent les changements à l’œuvre dans le champ de l’éducation scolaire. Une autre conception du savoir nécessaire émerge au cours de ce processus puisque les technologies de l’information et de la communication tendraient à rendre obsolète ce que chacun et chacune apprend au cours de sa formation première. Il ressort de cette analyse que deux idéaux éducatifs sont aujourd’hui en tension dans le monde éducatif. Le premier se réclame d’une conception « républicaine » de l’école et voit l’instruction comme un moment et un moyen de formation à une citoyenneté critique et active. Le second se rattache à une vision « pédagogique » et met l’accent sur l’éducation des individus et la construction de dispositions spécifiques, notamment d’acceptation de la précarité des positions et des connaissances. Ne peut-on penser qu’adoptant cette seconde perspective, l’institution scolaire traduit surtout un impensé quant aux relations avec les technologies, impensé qui pourrait être propice au déploiement d’un discours qui n’articule en fin de compte que l’obligation de changement permanent, des institutions comme des personnes, et qui exige de l’ensemble des acteurs sociaux de devenir des entrepreneurs d’euxmêmes ?

Die Schweiz tut sich schwer mit der aussenpolitischen Integration. Doch auch ohne EU-Mitgliedschaft fliessen immer mehr internationale und europäische Regelungen in die Schweizer Gesetzgebung ein. Welche Auswirkungen hat die Internationalisierung auf Schweizer Entscheidungsprozesse? Inwiefern ändern sich die innerstaatlichen Entscheidungsverfahren? Welche AkteurInnen werden gestärkt und wer kommt unter Druck? Wie können bei aussenpolitischen Entscheidungsprozessen Politikblockaden verhindert werden? Die Internationalisierung verändert die Schweizer Entscheidungsprozesse deutlich. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die Konsequenzen bei Staatsverträgen von denjenigen beim autonomen Nachvollzug unterscheiden. Bei der Analyse der Akteursstrategien wird die angeblich fehlende Anpassungsfähigkeit des schweizerischen politischen Systems relativiert. Kompensationszahlungen ermöglichen selbst bei Staatsverträgen die Einbindung von OpponentInnen. Die Studie kombiniert spieltheoretische und netzwerkanalytische Ansätze und basiert auf 154 Interviews mit wichtigen

14 EntscheidungsträgerInnen. Im Detail werden das Personenfreizügigkeitsabkommen, die Neuordnung der Schweizer Telekommunikationspolitik und die 11. AHV-Revision untersucht.

Gächter Thomas

Rechtsmissbrauch im öffentlichen Recht Unter bes. Berücksichtigung des Sozialversicherungsrecht 645 Seiten ISBN: 3-7255-4968-0 CHF 178.– Schulthess Juristische Medien AG, Zürich

Höchli Daniel

Der Florentiner Republikanismus. Verfassungswirklichkeit und Verfassungsdenken zur Zeit der Renaissance 960 Seiten ISBN: 3-258-06667-1 CHF 98.– Haupt Verlag, Bern

Kofmel Ehrenzeller Sabine

Der vorläufige Rechtsschutz im internationalen Verhältnis Grundlagen 606 Seiten ISBN: 3-16-148528-9 EUR 84.– J.B. Mohr Siebeck e.K., D-Tübingen

Die Lehre vom Missbrauch von Rechten weist verschiedene Wurzeln auf und hat ihre Prägung ganz überwiegend im Privatrecht erfahren. In zahlreichen Fallkonstellationen des öffentlichen Rechts wird das Rechtsmissbrauchsverbot aber ebenfalls herangezogen, ohne dass dessen öffentlichrechtliche Grundlagen umfassend geklärt worden sind. Nach einer Einführung in die bisherigen Lehren vom Rechtsmissbrauch wird auf die unterschiedlichen Verwendungsweisen des Rechtsmissbrauchsverbots und die massgeblichen Unterschiede zwischen Privatrecht und öffentlichem Recht eingegangen. Die daraus entwickelte Systematik soll es ermöglichen, die verschiedenen Rechtsmissbrauchskonstellationen (zweckwidrige Rechtsverwendung und Umgehung, Verbot widersprüchlichen Verhaltens, Normkorrektur) mit den methodisch und verfassungsrechtlich adäquaten Instrumenten zu bewältigen. Im Besonderen Teil der Arbeit wird die Praxis zum schweizerischen Sozialversicherungsrecht, die recht häufig mit dem Rechtsmisssbrauch argumentiert, zur Erprobung der im Allgemeinen Teil entwickelten Systematik herangezogen.

Welches ist die richtige institutionelle Ordnung für die Republik? Und welches sind deren Grundwerte, Ziele und Voraussetzungen? Diese Fragen standen im Zentrum der politischen Debatte in Florenz, als die Republik zur Zeit der Renaissance ihren langsamen Niedergang erlebte. Das vorliegende Buch zeigt auf, dass der Florentiner Republikanismus vielfältiger ist, als oft angenommen wird. Der Autor legt die unterschiedlichen Freiheits-, Bürger-, und Verfassungskonzepte im klassischen Republikanismus frei, die den Ursprung für diese Vielfalt bildeten. Anhand unveröffentlichter Quellen rekonstruiert er die politische Ordnung der Republik Florenz im frühen 16. Jahrhundert. Schliesslich analysiert er, wie Machiavelli, Guicciardini und Giannotti das zentrale klassische Motiv der Bürgertugend mit einem an den Institutionen orientierten Republikanismus überlagerten, um die Krise der Republik abzuwenden. Mit eine ausgewogenen politischen Ordnung wollten sie gleichzeitig die Machtteilung garantieren und die rationale Entscheidfindung verbessern. Das Buch gibt Antwort auf die umstrittene Frage, ob die politischen Denker in Florenz den klassischen Republikanismus konservierten oder ob sie mit ihm brachen. E legt dar, wie einige ihn innovativ weiterentwickelten in Richtung des liberalen Konstitutionalismus.

Die Internationalisierung der Lebenssachverhalte verlangt eine internationale Harmonisierung des grenzüberschreitenden vorläufigen Rechtsschutzes in Zivilsachen. Die Autorin erarbeitet dazu die Grundlagen. So zeigt sie auf, dass die Garantie eines effektiven Rechtsschutzes im Gebiet des vorläufigen Rechtsschutzes die primäre Rolle spielt und menschenrechtlicher Natur ist. Wohl sind im Gebiet des grenzüberschreitenden vorläufigen Rechtsschutzes auch fundamentale staatliche Interessen betroffen, insbesondere die staatliche Souveränität. Dieses steht mit dem Gebot effektiven Rechtsschutzes und anderen menschenrechtlichen Garantien dies, dass die Grundpfeiler des grenzüberschreitenden vorläufigen bestehen. Diese Erkenntnis fördert die internationale Harmonisierung des vorläufigen Rechtsschutzes

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in dreifacher Hinsicht: erstens erlaubt sie eine einheitliche Argumentation bei der Auslegung einschlägigen autonomen Rechts, beispielsweise des schweizerischen Bundesgesetzes über das internationale Privatrecht. Zweitens liefert sie eine einheitliche Argumentation bei der Auslegungen oder sogar Ergänzung einschlägigen Staatsvertrags- oder Gemeinschaftsrechts, etwa des Lugano-Übereinkommens oder der Brüssel-IVerordnung. Und schliesslich erlaubt sie, hängige Projekte einer weltweiten Harmonisierung des grenzüberschreitenden vorläufigen Rechtsschutzes, allen voran den Entwurf für ein Haager Zuständigkeits- und Vollstreckungsübereinkommen, kritisch zu würdigen.

Maddalena Stefano

Alternative Medicines: On the way towards integration? A comparative legal analysis in Western Countries XXIV, 624 Seiten ISBN: 3-03910-812-3 CHF 85.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Mader Luzius

The Participation of Civil Society in the Legislative Process Proceedings of the Sixth Congress of the European Association of Legislation (EAL) in Bern (Switzerland), May 13th – 14th, 2004 332 Seiten ISBN: 3-8329-1301-7 EUR 78.– Nomos Verlag, D-Baden-Baden

Messant-Laurent Françoise

Entre engagement et arrangements Le sens de la responsabilité au travail chez des cols blancs de PME 178 pages ISBN: 2-88284-044-6 CHF 30.– Les Cahiers de l'EESP, Lausanne

During the past few decades, alternative medicines have gained increasing importance in Western countries. This book is the first extensive, comparative and interdisciplinary study on the subject. The recent evolution of these alternative techniques is considered from the perspective of their integration into Western medical systems. The first part of the research is an overview of the current position of alternative medicines in some Western countries. Sociological elements as well as various research and educational issues are presented. The study then focuses on the licensing to practise alternative medicine and the coverage of alternative medicines. The second part of the study analyses and compares the most important regulatory mechanisms. Proposals are also made for the regulation of alternative medicines. The last chapter deals with the concept of an integrated system of medicine. The main components of the system are presented and compared to current trends and a theoretical model. Moreover, the book addresses the questions: What is an integrated system of medicine? Are we moving towards such a system? If so, what are the reasons and is such a shift reasonable and feasible?

Gesetze werden vom Staat erlassen. Ihre Ausarbeitung ist aber nicht allein Sache von Verwaltung, Regierung und Parlament. Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft wirken in unterschiedlichen Formen massgeblich mit bei der Entstehung der Gesetze. Dies nicht nur in Ländern mit direktdemokratischen Institutionen, wo die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Gesetzgebungsprozess eine Selbstverständlichkeit ist. Der Tagungsband zum 6. Kongress der European Association of Legislation befasst sich mit den verschiedenen Formen der Mitwirkung der Zivilgesellschaft an der Gesetzgebung. Dazu gehören der Einbezug von Experten, Hearings mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen sowie Begutachtungs- und Vernehmlassungsverfahren.

Les restructurations des entreprises suscitent-elles l’adhésion du personnel dans le sens voulu par les initiateurs ? Dans quell mesure le personnel répond-t-il aux injonctions d’une direction qui lui ordonne de prendre des initiatives, d’être entreprenant et responsable ? Basé sur des entretiens approfondis auprès de cols blancs travaillant dans des petites et moyennes entreprises industrielles de Suisse occidentale, cet ouvrage veut répondre à ces questions primordiales, et pourtant négligées, que soulève l restructuration. Il montre que si la responsabilitsation des cols blancs diffère selon les étapes des restructurations en cours

16 dans l’entreprise, cela ne se fait pas systématiquement dans le sens recherché par la direction. Marianne Modak est docteure en sociologie et professeur à l’école d’études sociales et pédagogique de Lausanne dans les domaines de la sociologie de la famille et des études genre. Françoise Messant est docteure en sociologie et professeure de sociologie du travail à l’Université de Lausanne. Pascal-Eric Gaberel et Valérie Perrin sont sociologues.

Nadai Eva

Fürsorglich Vertrickung Soziale Arbeit zwischen Profession und Freiwilligenarbeit 220 Seiten ISBN: 3-531-14296-8 EUR 24.90 VS Verlag für Sozialwissenschaften, DWiesbaden

Nollert Michael

Unternehmensverflechtungen in Westeuropa Nationale und transnationale Netzwerke von Unternehmen, Aufsichtsräten und Managern Reihe: Soziopulse Studien zur Wirtschaftssoziologie und Sozialpolitik 576 Seiten ISBN: 3-8258-6126-0 EUR 34.90 Lit Verlag, D-Berlin

Quesel Carsten

Pädagogik und politische Kultur in England 1870-1945 812 Seiten ISBN: 3-03910-383-0 CHF 105.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Soziale Arbeit hat zwar Erfolg als expandierender Beruf, konnte sich aber bis heute nicht als Profession mit eigenem Zuständigkeitsbereich und Expertenstatus etablieren. Das zeigt sich deutlich an den unklaren Grenzen zwischen professionelle und Laienarbeit, die historisch in der Verknüpfung des Berufs mit naturwüchsiger 'weiblicher' Fürsorglichkeit angelegt sind. Die vorliegende qualitative Studie untersucht das Professionalisierungsproblem der Sozialen Arbeit anhand der Aushandlungen von Zuständigkeiten zwischen Freiwilligen und Sozialarbeitenden in den Feldern Sozialhilfe, Bewährungshilfe und Gemeinwesenarbeit.

Unternehmen verflechten sich, um sich vor Marktrisiken und Konkurrenz zu schützen, um Renten abzuschöpfen und/oder um andere Unternehmen zu kontrollieren. Das Buch diskutiert Theorien, die sich mit Funktionen und Strukturen von Personal- und Kapitalverflechtungen befassen. Ausserdem bietet es detaillierte Analysen schweizerischer u n d niederländischer Netzwerke von Grossunternehmen, Aufischtsräten und Managern, internationale Vergleiche von Verflechtungsmustern und Eigentümerstrukturen sowie eine Untersuchung des Elitenetzwerks des European Roundtabel of Industrialists.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die pädagogische Konstruktion politischer Identität in England. Das "Mutterland der Demokratie" bietet sich in zweierlei Hinsicht als interessantes Forschungsobjekt an: Westminster und Whitehall symbolisieren einerseits eine politische Ordnung, die sich in verschiedener Hinsicht als vorbildlich erwiesen hat; andererseits ist aber die unwritten constitution ein höchst ungewöhnlicher Sonderfall. Im untersuchten Zeitraum von 187 bis 1945 verdichten sich zahlreiche Probleme: Die Demokratisierung schreitet voran, die Arbeiterbewegung und die Frauenbewegung profilieren sich, der Imperialismus erlebt seine Blüte und seinen Verfall, totalitäre Systeme stellen eine neue Herausforderung dar. Die Ansätze zur pädagogischen Wahrnehmung und Verarbeitung dieser politischen Probleme werden beschrieben und analysiert. Ein besonderes Augenmer liegt dabei auf der Untersuchung von Schulbüchern für die historische und politische Bildung. Einbezogen werden zudem journalistische und akademische Stellungnahmen zur Bildungspolitik, zu Fragen der Curriculumsrevision und zum Schulalltag. Nicht zuletzt geht es um die Entstehung und Entwicklung von Initiativen zur demokratischen Erziehung, die auf lokaler und nationaler Ebene als Lobby aktiv werden. In einer wissenssoziologischen Perspektive gibt die Studie Auskunft über Versuche, die politische Sozialisation anhand expliziter oder impliziter normativer Kriterien zu gestalten.

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Riklin Alois

Machtteilung Geschichte der Mischverfassung 456 Seiten ISBN: 3-534-18774-1 EUR 39.90 WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, D-Darmstadt

Schilling Sandrine

Gegen das Vergessen Justiz, Wahrheitsfindung und Versöhnung nach dem Genozid in Rwanda durch Mechanismen transitionaler Justiz: Gacaca Gerichte 399 Seiten ISBN: 3-03910-681-3 CHF 65.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Arlettaz Silvia

Citoyens et étrangers sous la République Helvétique 1798-1803 432 pages ISBN: 2-8257-0906-9 CHF 50.– Editions Médecine & Hygiène, Dpt. Livres Georg, Genève

Beriger Andreas

Windesheimer Klosterkultur um 1500 Vita, Werk und Lebenswelt des Rutger Sycamber XI, 371 Seiten ISBN: 3-484-36596-X EUR 76.– Max Niemeyer Verlag GmbH, D-Tübingen

Die Geschichte und Theorie der Mischverfassung: Staaten existieren selten in Reinformen wie Monarchie, Demokratie oder Aristokratie. Meist sind die politischen Strukturen von all diesen Modellen gleichzeitig geprägt. Alois Riklin, der bekannte Politikwissenschaftler, untersucht in dieser ersten grossen Monographie zum Thema die Mischverfassung eingehend und analysiert ihre historischen und systematischen Ausprägungen. Er nimmt dabei auch eine Revision der Gewaltenteilungslehre vor.

Die Bewältigung einer durch massive Verbrechen geprägten Vergangenheit als Gegenstand des interdisziplinären Konzepts der transitionalen Justiz stellt betroffene Gesellschaften vor grösste Herausforderungen. Wie soll die Verantwortung für Verbrechen etabliert werden? Soll die Vergangenheitsbewältigung ebenfalls der Wahrheitsfindung verpflichtet sein, und wie lassen sich Reparationsansprüche der Opfer erfüllen? Das Angehen dieser delikaten Fragen prägt den komplexen Versöhnungsprozess. Der Weg, den Rwanda zur Bewältigung des Genozids gegenwärtig beschreitet, lässt aufhorchen, denn e ist in seiner Form einzigartig. Die Führung dieses versehrten Landes griff auf die alte Tradition der Gacaca-Gerichtsbarkeit zurück und veranlasste, dass die Bevölkerung unter der Leitung von Laienrichtern über Genozidverbrechen urteile und die Wahrheitsfindung vorantreibe. Die Frage, inwieweit und unter welchen Bedingungen Justiz, Wahrheitsfindung und Reparation durch die nun modernisierte Gacaca-Gerichtsbarkeit ermöglich werden und den Versöhnungsprozess fördern, steht im Zentrum dieser Untersuchung.

Issue de la Révolution française, la République Helvétique instaure le seul régime unitaire de l'histoire suisse qui s'étend de 1798 à 1803. Durant cette période, la dissolution des anciens liens sociaux s'accompagne d'une redéfinition des rapports entre les individus et les différentes composantes de la société; de nouvelles formes d'organisation sont mises en place. Ce livre examine la relation entre les citoyens de la République Helvétique et les étrangers, relations qui s'insèrent dans l'installation d'une société politique et civile. Il s'agit des fondements de la Suisse contemporaine sous la forme fédérale élaborée à partir de 1848. Ce livre analyse les mécanismes d'inclusion et d'exclusion sociales qui prévalent à la constitution d'un peuple d'helvétiens et à la construction de l'Etat national suisse. Il montre comment la mise en oeuvre du projet de société républicain génère de profondes tensions inhérentes à la confrontation entre deux visions du monde, entre le message universaliste des droits de l'homme et la conception nationale de la République.

Rutger Sycamber von Venray (1456-1514?) trat mit 20 Jahren in die Windesheimer Kongregation des Ordens der AugustinerChorherren ein. Doch statt in seinem erwählten Kloster Höningen in der Haardt zu bleiben, wanderte er während mehr als 10 Jahren durch eine stattliche Anzahl von Klöstern seines Kapitels. 1494 begann er zu schreiben; bis zu seinem Tod vollendete er gegen 200 Bücher. In den 36 Werken, die noch erhalten sind, zeichnet er ein exaktes und oft erstaunliches Bild vom Leben in den Klöstern seiner Zeit. Seine Autobiographie wird hier in einer Edition mit Übersetzung zugänglich gemacht. Questo volume porta a termine il progetto di edizione di tre

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Bianconi Sandro

L'epistolario di Giovanni Basso prevosto di Biasca 1552-1629 464 pages ISBN: 88-8281-134-4 CHF 58.– Armando Dadò Editore, Locarno

Bosshart-Pfluger Catherine

Geschlecht und Wissen Beiträge der 10. Schweizerischen Historikerinnentagung 352 Seiten ISBN: 3-0340-0526-1 CHF 48.– / EUR 32.90 Chronos Verlag, Zürich

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf

Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil 464 Seiten mit 57 Farbabbildungen ISBN: 3-85951-244-7 CHF 168.– / EUR 116.– Urs Graf Verlag GmbH, Dietikon

importanti fonti documentarie tra fine '500 e inizio '600 che permettono di conoscere meglio la storia delle comunità lombarde svizzere. Dopo la pubblicazione degli atti della visita del vescovo Ninguarda alle pievi comasche nel 1991 e del libro di chiesa di Domenico Tarilli nel 1993, ecco infine l'edizione dell'epistolario del prevosto di Biasca che apre lo sguardo sulla situazione delle Tre Valli ambrosiane. Le 316 lettere scritte da Giovanni Basso tra il 1578 e il 1629 soprattutto agli arcivescovi e ai prelati della curia milanese offrono lo spaccato originale e di prima mano della lunga, tormentata e drammatica vicenda esistenziale di un uomo di chiesa, formato, cresciuto e vissuto nel nome di Carlo Borromeo, di cui è stato luogotenente fedele nelle Tre Valli, e del suo progetto di moralizzazione e cristianizzazione contro-riformista.

Der Band "Geschlecht und Wissen" enthält ausgewählte Beiträge der 10. Schweizerischen Historikerinnentagung des Jahres 2000, die an der Universität Freiburg i. Ue. stattfand. Alle Beiträge beinhalten eine kritische Auseinandersetzung der Geschlechterforschung mit Wissen und Wissenschaft. Es wird aufgezeigt, wie sich Wissen und Wissenschaft, soziale Ordnung und Geschlechterbeziehungen gegenseitig strukturieren. Der Begriff "Wissen" wird dabei weit gefasst: Einerseits handelt es sich um explizites Wissen, das an spezifischen orten produziert und fassbar wird, wie z.B. institutionalisierte Bildung, Lehre und Forschung, andererseits wird auch implizites Wissen thematisiert, das sich durch Selbstverständlichkeit und vermeintliche Natürlichkeit auszeichnet, wie z. B. Mythen, Normen, Stereotype sowie Denkstrukturen und Wahrnehmungsmuster. Ein weiterer Schwerpunkt des Sammelbandes konzentriert sich auf das Verhältnis von Geschlecht und Wissenschaft. Die feministische Kritik zeigt auf, dass die vermeintlich wissenschaftliche Objektivität eine in hohem Masse durch den "männlichen" Blick verzerrte ist. Gleichzeitig stellt sie die Möglichkeit von Objektivität überhaupt in Frage. Postmoderne Wissenschaftsforscherinnen verwerfen die Idee einer wertneutralen, objektiven und universalgültigen Forschung, indem sie die Situiertheit von Wissensproduktion offenlegen und propagieren.

Der Katalog umfasst 156 Beschreibungen der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, die im Staatsarchiv des Kantons Aargau (4 Handschriften, 3 Fragmentengruppen), in der Aargauer Kantonsbibliothek (25 Handschriften) sowie im Benediktinerkollegium Sarnen (114 Handschriften, 10 Fragmente) aufbewahrt werden. Die ältesten Fragmente gehen in das 8. Jahrhundert zurück, 12 Handschriften stammen aus dem 12. Jahrhundert, die übrigen entstanden zwischen dem 13. und dem frühen 16. Jahrhundert. Inhaltlich überwiegen die die Handschriften liturgischen Inhalts, daneben finden sich auch frühe deutschsprachige Texte. Die illustrierte Einleitung behandelt zunächst die Geschichte der Bibliothek des Doppelklosters Muri im 11. und 12. Jahrhundert. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an wird die Entwicklung der je einzelnen Büchersammlungen in den Klöstern Muri und Hermetschwil bis in die frühe Neuzeit verfolgt. Es zeigte sich, dass der grössere Teil des heutigen Bestandes auf die rege Sammlertätigkeit zurück geht, welche di beiden Klöster in der nachreformatorischen Zeit entwickelten und die ihren Bibliotheken zahlreiche mittelalterliche Handschriften zuführte, unter anderem aus aufgehobenen Klöstern der Städte Zürich, Basel und Schaffhausen. Den

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Abschluss bildet eine Darstellung der bibliotheksgeschichtlichen Ereignisse insbesondere des 19. Jahrhunderts und die forschungsmässige Aufarbeitung des 20. Jahrhunderts.

Dasen Véronique

Jumeaux, jumelles dans l’antiquité grecque et romaine 336 pages, 185 ill. ISBN: 3-905083-20-5 CHF 75.– / EUR 45.– Akanthus Verlag, Kilchberg

Furrer Markus

Die Nation im Schulbuch Zwischen Überhöhung und Verdrängung 376 Seiten ISBN: 3-88304-315-X EUR 22.– Verlag Hahnsche Buchhandlung, DHannover

Gerber Adrian

Gemeinde und Stand Die zentraljapanische Ortschaft Oyamazaki im Spätmittelalter Eine Studie in transkultureller Geschichtswissenschaft XIV/635 Seiten + 20 Seiten jap. Zusammenfassung ISBN: 3-8282-0260-8 EUR 68.–/CHF 116.– Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft m.b.H., D-Stuttgart

La naissance simultanée de plusieurs enfants (jumeaux, triplés et plus...) est un événement rare et inattendu qui a de tout temps suscité des réactions empreintes d’ambivalence. Tantôt synonymes de désordre, tantôt de prospérité, quel accueil ont reçu ces nouveaux-nés en Grêce et à Rome ? Vers quel pôle a penché cette ambivalence dans la vie quotidienne ? Quelle fonction occupent les jumeaux dans l’imaginaire collectif antique ? Leur statut mythique correspond-il à leur traitement dans la vie quotidienne ? Leur image évolue-t-elle dans l’espac et le temps ? Seule une approche interdisciplinaire permet de restituer la place des jumeaux dans la société antique. Cet ouvrage rassemble pour la première fois un ensemble importan de documents écrits et iconographiques en partie inédits. Il explore les différentes facettes de la gémellité dans les discours médical et scientifique, dans la pensée mythique et dans la vie quotidienne.

Die Studie analysiert auf der Basis von Geschichtslehrmitteln das Geschichtsbild der Schweiz und leuchtet die nationalgeschichtliche Dimension darin aus. Es ist die Geschichte eines "Willensaktes". Der Willensakt als Kern des historischen Geschehens wurde in der national-liberalen und teleologisch ausgerichteten Sichtweise der Lehrmittel stark überhöht und auf sich allein zurückgeworfen. Dadurch hielt sich bis in die 1980er Jahre in den Büchern das Bild einer selbstgenügsamen und isolierten Schwiez. Die nationale Dimension erweist sich heute als Falle: Die Fixierung auf das Innen blockiert die Öffnung zum Aussen. Es stellt sich nicht nur für die Schweiz die Frage, wie das Nationale künftig beleuchtet werden kann. Die Studie entwickelt hier am schweizerischen Modell Antworten.

Diese Arbeit stellt den Versuch dar, einen eigenständigen "transkulturellen" Ansatz zur Analyse der japanischen mittelalterlichen Geschichte zu entwickeln sowie exemplarisch umzusetzen. In einem ersten Hauptteil des 600-seitigen Werkes erfolgt dazu eine umfassende Auseinandersetzung mit den wichtigsten Debatten und Strömungen der japanischen Mittelalterforschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Entwickelt wird zuerst eine Art Lexikon der japanischen geschichtlichen Grundbegriffe, indem die Entsprechungen der grundlegenden verfassungsgeschichtlichen Konzepte Recht, Herrschaft, Staat und Feudalismus nachgezeichnet werden. Anschliessend setzt sich die Analyse vertieft mit vier Forschungssträngen zu den Strukturmerkmalen und Dynamiken der Lokalgesellschaft des japanischen Mittelalters auseinander – der Forschung zur dörflichen und zur städtischen Gemeinde sowie zur Frage der ständischen Stellung der lokalen Elite und ihrer Potentatenherrschaft. Auf der Grundlage der au diese Weise gewonnener Konzepte schliesst im zweiten Hauptteil der Arbeit eine Studie der Quellen zu Oyamazaki an. Diese in der Nähe der Hauptstadt Kyoto gelegene Ortschaft ist aufgrund der weitausgreifenden Aktivitäten einer Ölhandelsgilde sowie der Bruderschaft der sogenannten Gottesleute (jinin) des Grosschreins Iwashimizu gut erforscht. Am konkreten Beispiel werden Fragen der Herrschafts-

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strukturen und Gemeindeformen im japanischen Mittelalter entwickelt, welche sich aus einer vergleichenden Sicht an die deutsche Mittelalterforschung zurückgeben lassen.

Goehrke Carsten

1.

Russischer Alltag Eine Geschichte in neun Zeitbildern vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart

Siebentes Zeitbild – Zwischen Aufbruchstimmung und Angst: Russischer Alltag im Schraubstock der frühen Stalinzeit (1929-1941) 1. Umbruch auf dem Lande 2 . Das Ende des Mir: Kollektivierung, "Entkulakisierung" und Entkirchlichung als Mittel zur Durchsetzung der Sowjetmacht auf dem Dorfe 3. Zwischen Resignation und Verzweiflung 4. Das Dorfleben zu Begin der dreissiger Jahre 5. Das Ende des Bauernhofes 6. Neuer Wein in alten Schläuchen – das Kolchosedorf 7 . MTS und Sowchose – Vorposten sozialistischer Wohnwelten auf dem Lande? 8. Vom "besseren" und "froheren" Leben im kollektivierten Dorf 9. Kolchosebauern und Aussenwelt 10. Die neue Zeit aus der Sicht der kleinen Leute 11. Moloch Sowjetstaat 12. Wohnwelten 13. In "Rekonstruktion" – Stadtwelten 14. Die Schauseite der Staatsmacht 15. Die düstere Seite der Staatsmacht 16. Fern und feindlich – die Wahrnehmung der Aussenwelt durch die Stadtmenschen 17. Zwischen Überlebenskampf und der Suche nach dem kleinen Glück: Die "private" Lebenssphäre 18. Lebensentwürfe, Überlebensstrategien und Vorstel lungswelten zwischen Neuformung, Anpassung, Abkoppelung und Widerstand 19. Zwei Gegenwelten 20. Rückblick auf das Werden einer Fassadengesellschaft

III. Band: Sowjetische Moderne und Umbruch 560 Seiten reich bebildert. ISBN: 3-0340-0585-7 CHF 60.– / EUR 39.80 Chronos Verlag, Zürich

2.

Achtes Zeitbild – Von der Hoffnung zur Enttäuschung: Sowjetrussischer Alltag zwischen Chruschtschow und Gorbatschow (1964-1985) 1. Der Niedergang der ländlichen Welt 2. Das Dorf zwischen "Perspektive" und "Perspektivlosigkeit" 3. Landschaftswandel und Umweltzerstörung 4. Städtischer Alltag zwischen "Chruschtschowka" und Plattenbau 5. Das Wohnumfeld im Wandel 6. Das familiäre Umfeld 7. Das berufliche Umfeld 8. Der öffentliche Raum 9. Macht und Gesellschaft: Der politische Raum 10. Rückblick auf eine Gesellschaft in der Sackgasse

3.

Neuntes Zeitbild – Epilog: Überleben im Umbruch. Russischer Alltag 1992-2000 1. Ende und zaghafter Neubeginn – das flache Land 2. Kolchoseaktionäre und Farmer 3. Eine Reise übers Land 4 . Zwischen Aufbruch und Sowjetnostalgie – das Leben in der Stadt 5. "Boomtown" und "Aschenbrödel" 6. "Neue Russen" und alte Mentalitäten 7. Am Abgrund

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8. 4.

Hebeisen Erika

leidenschaftlich fromm Religiosität als Praxis im pietistischen Basel (1750-1830) 372 Seiten ISBN: 3-412-14305-7 EUR 39.90 Böhlau Verlag GmbH & Cie, D-Köln

Herberichs Cornelia

Gewalt im Mittelalter Realität – Imaginationen 376 Seiten ISBN: 3-7705-3881-1 EUR 48.– Wilhelm Fink Verlag München, DPaderborn

Hesse Christian

Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich Funktionseliten der lokalen Verwaltung in Bayern-Landshut, Hessen, Sachsen und Württemberg 1350 – 1515 976 Seiten, zwei Teilbände ISBN: 3-525-36063-0 EUR 129.– / CHF 204.– Vandenhoeck & Ruprecht, D-Göttingen

Briefe aus der nordrussischen Provinz (1995-2002)

Tausend Jahre Alltag im Rückblick: Kontinuität und Wandel

Wie wurde man im Zeitalter der Aufklärung zur Pietistin, zum Pietisten? Diese Frage beantwortet die Autorin anhand der Geschichte des pietistischen Bürgertums in der Stadt Basel, wo sich die pietistische Bewegung ab Mitte des 18. Jahrhunderts so erfolgreich etablieren konnte, dass noch heute vom frommen Basel die Rede ist. Mit Blick auf die vielfältigen Frömmigkeitsformen wird die pietistische Vergesellschaftung über Vereine und Gesellschaften sowie innerhalb von Verwandtschaften und Freundschaften erörtert. Dabei zeigt sich, dass Pietistinnen und Pietisten Angehörige ihrer Zeit waren, die weder nur religiös geprägt waren, noch ausschliesslich untereinander verkehrten. Vielmehr eigneten sie sich im Rahmen eines vielfältigen Identifikationsangebots aktiv pietistische Werte und Praktiken an. Auf breitere Quellenbasis werden die Prozesse der Aneignung und Tradierung von Frömmigkeit am Beispiel von drei Generatione ausgewählter Familien untersucht.

Schwertkampf, Blutrache, Folter – es sind Bilder voller Grausamkeit und Drastik, die dem 'dunklen' Mittelalter anhaften. Doch wie verhalten sie sich zur realen Gewaltpraxis der Epoche? Welchen Status besass physische Gewalt für die verschiedenen Gruppen der mittelalterlichen Gesellschaft? Un wie imaginierte das Mittelalter selbst seine Gewalt? Eine Geschichte der Gewalt des Mittelalters, die solche Fragen zu beantworten sucht, ist ein voraussetzungsreiches Unterfangen: Zwar haben Menschen Gewalt tatsächlich ausgeübt und erlitten doch ist uns ihr unmittelbares Handeln und Erleben nicht mehr zugänglich. Denn die Texte und Bilder, die von Gewalttaten berichten, folgen Konventionen der Darstellung. Ein adäquates Verständnis mittelalterlicher Gewaltpraxis setzt zudem die Kenntnis jener Vorstellungen und Phantasmen voraus, die ihre Akteure – Fehdeherren, Kreuzfahrer, Geissler – zu Akten der Gewalt gegen sich und andere angetrieben haben. Entstanden sind sie im Bereich von Religion, Literatur und Kunst. Nur im Zusammenwirken mehrerer Disziplinen – hier: Archäologie, Geschichte, verschiedene Philologien, Kunstgeschichte, Judaistik und Ethnologie – lässt sich also eine neue Geschichte der mittelalterlichen Gewalt schreiben.

Vom 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts entstand in den deutschen Fürstentümern eine differenzierte, lokale Verwaltung. Ihr Ausbau, die Entstehung ihrer Aufgaben und das Sozial- und Wissensprofil ihrer Amtsträger sind Gegenstand dieser Untersuchung, die zu grossen Teilen auf nicht publiziertem Quellenmaterial basiert. Sie stellt zunächst die Bildung der Amtsbezirke und deren Verwaltungsfunktionen wie Rentmeister, Vogt, Mautner und Geleitsmann vor und beschäftiget sich anschliessend mit der geographischen und sozialen Herkunft, den Familien und Netzwerken, dem wirtschaftlichen Hintergrund und der finanziellen Beteiligung der Amtsträger. Ein ausführliches Personenverzeichnis, das die Kurzbiographien von fast 6.000 zu dieser Zeit nachgewiesenen Amtsträgern beinhaltet, schliesst die Studie ab.

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Hirschi Caspar

Nationalismus im Zeitalter von Humanismus und Reformation Konstruktionen Deutschlands und Italiens 480 Seiten ISBN: 3-89244-936-8 EUR 43.– / CHF 74.– Wallstein Verlag, D-Göttingen

Hunger Bettina

"Wer sind wir?" Gruppenidentitäten und nationale Einheit im kolonialen und post-kolonialen Tunesien 373 Seiten ISBN: 3-03910-599-X CHF 63.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Kieser Hans L.

Vorkämpfer der "Neuen Türkei" Revolutionäre Bildungseliten am Genfersee (1870-1939) 200 Seiten, 22 Abb. s/w ISBN: 3-0340-0726-4 CHF 38.– / EUR 24.80 Chronos Verlag, Zürich

In jüngerer Zeit wird in den Sozialwissenschaften die Ansicht vertreten, dass Nationen Erzeugnisse der Moderne sind. Caspar Hirschi These lautet gegenläufig, dass die Nationalisierung Europas ein diskontinuierlicher Prozess von langer Dauer gewesen sei. In Deutschland kam den Humanisten besondere Bedeutung zu, die antike Politikdiskurse neu kombinierten, die im Mittelalter in die königliche Propaganda eingeflossen waren. Der bipolaren an die Seite: Die eigene Nation steht nicht mehr Heiden oder Barbaren gegenüber, sonder einer Vielzahl von Kollektiven, die kategorial gleich sind: Nationen. Dieses Gleich-zu-gleich führt zum Konzept einer umfassenden Konkurrenz. Diskurse entstehen, die die Überlegenheit der eigenen Nation beweisen sollen und verleihen jeder Nation ein "Gesicht".

Nur durch eine Meerenge vom europäischen Kontinent getrennt, liegt Tunesien seit altersher an einer Schnittstelle verschiedenster Kulturen. Mit dem Niedergang des Kolonialismus prägte dies denn auch die Genese der tunesischen Nation. Diese Arbeit befasst sich mit der Suche der dortigen Muslime, Juden und Franzosen nach einer eigenen Gruppenidentität, den Konflikten um die nationale Zugehörigkeit und der Abgrenzung vom Andern. Im Mittelpunkt steht dabei die französische Einbürgerungspolitik der Zwischenkriegszeit, die es gebildeten tunesischen Muslimen und Juden ermöglichte, die französische Staatsbürgerschaft anzunehmen und vor allem unter Muslimen zu heftigen Auseinandersetzungen um die eigene Identität führte. In einem zweiten Teil wird dann der Frage nachgegangen, wie sich diese verschiedenen Gruppenidentitäten im Prozess der Dekolonisierung veränderten, wer sich schliesslich als Tunesier verstand und wer als Ausländer nach Frankreich, Italien oder Israel auswanderte. Ins Zentrum stellt die Arbeit das Spannungsfeld, ob die Genese religiös über den Islam oder abe säkular über die arabische Sprache bestimmt wurde.

Die Schweiz war vom späten 19. Jahrhundert an ein "Treibhaus für einflussreiche politische Utopien: In den gleichen Quartieren wohnten und an denselben Universitäten studierten spätere Baumeister des osteuropäischen Sozialismus, der Balkannationalismen, des Zionismus und des türkischen Nationalismus. Genf war ein Zentrum der armenischen wie auch der jungtürkischen Opposition gegen den Sultan Abdulhamid. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs nahm die osmanische Diaspora mit ihrem verschiedenen ethnoreligiösen Clubs die Brüche vorweg, die postosmanische Welt nach 1918 kennzeichnen. Einen wichtigen Anteil am Vordenken und Umsetzen einer nationalstaatlichen Vision hatten junge, in Genf und Lausanne sozialisierte türkische Akademiker. Sie stehen im Zentrum dieses Buches. Mit guten Gründen fand die Nahostkonferenz von 1922/23, an der die Republik Türkei ihre diplomatische Weihe erhielt, in Lausanne statt: Nationaltürkische Akteure, die zum Teil vorher am Genfersee agiert hatten, boten hier den Westmächten die Stirn und setzten auf höchster diplomatischer Ebene das Prinzip des ethnonationalen Einheitsstaats im einst multiethnischen Kleinasien durch. In Verbindung mit dem Genfer Anthropologen Pittard suchte der "Vater der Nation", Kemal Atatürk, dieses Prinzip in den 1930er Jahren auch "wissenschaftlich" abzusichern.

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Koller Christian

"Fremdherrschaft" – Die Karriere eines politischen Negativbegriffs im Zeitalter des Nationalen 470 Seiten ISBN: 3-593-37863-9 EUR 43.– Campus Verlag, D-Frankfurt

Kury Patrick

"Überfremdung" oder die Politik der Ausgrenzung Ein Vergleich Schweiz – USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diskurs – Handeln – Erfahrung 240 Seiten ISBN: 3-412-13604-2 EUR 24.90 Böhlau Verlag GmbH & Cie, D-Köln

Lippuner Sabine

Bessern und Verwahren Die Praxis der administrativen Versorgung von „Liederlichen“ und „Arbeitsscheuen“ in der thurgauischen Zwangsarbeitsanstalt Kalchrain (19. und frühes 20. Jahrhundert) 355 Seiten ISBN: 3-9522896-1-2 CHF 48.– Verlag des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, Frauenfeld

Der Begriff "Fremdherrschaft" hat wider Erwarten keine lange Tradition im deutschen Sprachgebrauch. Erst nach 1815 taucht er als Bezeichnung der napoleonischen Herrschaft über Deutschland auf. Christian Koller zeigt, wie der Begriff nach und nach eine immer weiter gefasste Bedeutung erhielt und schliesslich für alle möglichen Konstellationen Verwendung fand – so etwa für die angebliche Herrschaft der Juden in Deutschland oder auch für die kulturelle Modernisierung (etwa die so genannte "Amerikanisierung"). Dabei führt er vor Augen wie eng die Entstehung des Begriffs und sein Bedeutungswandel mit dem Aufstieg des Nationalstaates und dem Wandel der Legitimitätskriterien von politischer Herrschaft verbunden war.

Im Zeitalter der Massenmigration bildeten sich in der Schweiz und den USA neue Formen der Abwehr von Ausländern herau Während sich diese Haltung in der Schweiz hauptsächlich gegen ostjüdische Immigranten richtete, waren in den USA vor allem nichtweisse Gruppierungen, schliesslich auch die südund osteuropäischen new immigrants davon betroffen. Die Entwicklung stand im Widerspruch zu dem auf kultureller Vielfalt beruhenden Selbstverständnis der sister republics. Die behördliche Umsetzung der Abwehrhaltung läutete einen umfassenden Protektionismus ein. Im Begriff Kampf der Überfremdung fand dieser in der Schweiz ein bis heute nachwirkendes politisches Schlagwort. Der Band zeigt Ursachen und Auswirkungen der fremdenfeindlichen Diskurse seit 1890 auf, indem er die protektionistische Politik der Zwischenkriegszeit nachzeichnet und den Umgang mit Fremden vor und mit Flüchtlingen während der Ära des Nationalsozialismus skizziert.

Die 1851 eröffnete Zwangsarbeitsanstalt Kalchrain, bei der es sich um eine der ersten in der Schweiz handelt, hatte zum Ziel, die „selbstverschuldete Armut“ zu bekämpfen, indem sie die als gefährlich geltenden „liederlichen“ und „arbeitsscheuen“ Individuen durch Arbeit zu nützlichen Gliedern der Gesellscha erziehen wollte. Die Studie zeigt zunächst den gesellschaftlichen Kontext und die Motivlagen, die im Kanton Thurgau Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gründung einer Zwangsarbeitsanstalt führten. Ferner werden der Betrieb der Anstalt und die EInweisungs- und Entlassungspraktiken der kommunalen und kantonalen Behörden geschildert. Dabei werden Armutsdeutungen, die Funktionen der Anstalt in der kommunalen Armenpolitik und die Handlungsspielräume der involvierten Akteurinnen und Akteure analysiert. Schliesslich legt die Studie dar, dass die Zwangsarbeitsanstalt ein Ort der Produktion von Wissen über die Internierten war und sie zeigt auf, wie dieses Wissen in das Schweizerische Strafgesetzbuch von 1937 einfloss.

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Maissen Thomas

Verweigerte Erinnerung Nachritenlose Vermögen und die Schweizer Weltkriegsdebatte, 1989-2004 730 Seiten ISBN: 3-03823-046-4 CHF 68.– Neue Zürcher Zeitung AG NZZ Buchverlag, Zürich

Mathieu Jon (Hrsg./éd.)

Die Alpen! Les Alpes ! Zur europäischen Wahrnehmungsgeschichte seit der Renaissance. Pour une histoire de la perception européenne depuis la Renaissance 455 Seiten, zahlr. Abb. ISBN: 3-03910-774-7 CHF 78.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Mazbouri Malik

L'émergence de la place financière suisse (1890-1913) Itinéraire d'un grand banquier 597 pages ISBN: 2-940146-53-5 CHF 52.– / EUR 34.– Editions Antipodes, Lausanne

Die Diskussion über die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg hat im In- und Ausland heftige Emotionen geweckt. Wichtig ist deshalb eine nüchterne Analyse unter Berücksichtigung der nationalen und internationalen Zusammenhänge. Der Autor hat sich dieser grossen Aufgabe gestellt und – ausgehend von Interviews, die er mit Protagonisten der Auseinandersetzungen wie Singer, Eizenstat, Burg, Ospel, Krayer und Borer in der Schweiz, den USA und Israel geführt hat – ein tiefgründiges Werk geschaffen. Das Buch beschreibt minuziös, wie zuerst die Schweizer Banken und dann ein ganzes Land das Vertrauen einer globalisierten Öffentlichkeit verloren, weil sie die Lektion des Zweiten Weltkrieges ausschliesslich in einer nationalen Binnenperspektive verarbeitet hatten.

Die Beschreibung der alpinen Natur und Bevölkerung ist im Allgemeinen verbunden mit dem Selbstverständnis und sozialen Umfeld des Autors. Daraus folgt, dass der Alpendiskur von Land zu Land stärker differiert als bisher angenommen. Dieser Forschungsbericht befasst sich mit der Wahrnehmung der Alpen in der europäischen Kulturgeschichte. Er schliesst auch die bisher vernachlässigten alpinen Stimmen in die Untersuchung ein. Wie ging die Bevölkerung im Berggebiet mit den Diskursen um, die von den Städten an sie herangetragen wurden? Legte sie sich Identitäten zu, die das Alpine zurückstellten oder gerade betonten? La description de la nature et de la population alpines est en général liée aussi bien à l’image que les auteurs se font d’euxmêmes qu’à leur milieu social. Cela explique que le discours alpin diffère davantage selon les pays que ce qui a été considéré jusqu’ici. Ce recueil de contributions se penche sur la perception des Alpes dans l’histoire de la culture européenne. I intègre dans la recherche les voix alpines négligées jusqu’à présent. Comment a réagi la population de ces régions aux discours sur la montagne et les montagnards tenus par les gens de la plaine ? Se construisait-elle une identité soulignant ou dénigrant plutôt le côté alpin ?

Entre la fin du XIXe siècle et la Première Guerre mondiale, le paysage bancaire helvétique connaît une métamorphose profonde. Deux gestes politiques majeurs sont à l'origine de ce phénomène: le rachat, à partir de 1898, des principales compagnies de chemins de fer privés par la Confédération, et l'ouverture, en 1907, de la Banque nationale suisse. Un type d'institution jusque-là freiné dans ses pleines possibilités d'expansion recueille les meilleurs fruits du mouvement qui s'engage: celui de la grande banque commerciale moderne. De Zurich et de Bâle, la voilà qui commence de tisser son premier réseau de filiales, qui se dispute la fine fleur du monde industriel, mais qui s'adosse, aussi, à ses amies de Londres, Paris, Berlin, Vienne ou New York, pour développer ses affaires, tout en jouant des rivalités entre grandes puissances pour s'affirmer, déjà, sur les marchés d'Europe et du monde. La présente étude, fondée sur des archives privées inédites, retrac cette phase décisive de l'histoire bancaire suisse. A l'analyse historique d'ensemble s'ajoutent les apports d'une démarche biographique et monographique originale: on y suivr la trajectoire d'un fils d'horloger graveur des montagnes neuchâteloises, Léopold Dubois, ex-instituteur devenu, vers 1900, l'un des principaux dirigeants bancaires helvétiques, et son action, jusqu'à la Première Guerre mondiale, auprès de l'établissement dont il devint le président, la Société de Banque Suisse, à Bâle (actuelle UBS), l'une des plus considérables banques commerciales de Suisse au XXe siècle.

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Piérart Marcel

Les cadres "privés" et "publics" de la religion grecque antique. Actes du IXe colloque du centre international d'Etude de la Religion Grecque Antique (CIERGA), tenu à Fribourg du 8 au 10 septembre 2003 316 pages ISSN: 0776-3824 EUR 40.– Revue Kernos, B-Liège

Praz Anne-Françoise

De l'enfant utile à l'enfant précieux Religion, politique, économie, genre et redéfinition du statut de l'enfant (Vaud et Fribourg entre 1860 et 1930) 656 pages ISBN: 2-940146-54-3 CHF 54.– Editions Antipodes, Lausanne

Rohdewald Stefan

"Vom Polocker Venedig" Kollektives Handeln sozialer Gruppen einer Stadt zwischen Ost- und Mitteleuropa (Mittelalter, frühe Neuzeit, 19. Jh. bis 1914) 625 Seiten ISBN: 3-515-08696-X EUR 96.– Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, D-Stuttgart

L’opposition structurale tracée entre privé et public à partir de deux concepts grecs fut, pour un temps, un instrument d’investigation précieux pour les historiens et les anthropologues de la culture de la Grèce antique, en particulier dans le champ de l’histoire des institutions politiques et dans celui de l’histoire des religions. Cette opposition a toutefois fini par dessiner des frontières artificielles et imperméables dans des domaines de la réalité sociale qui souvent se recoupent et se superposent. Des questionnements récents ont tenté d’évaluer la pertinence de tels concepts, dans des communautés où l’engagement des individus relève du domaine commun, et ce volume participe résolument de cette réflexion critique. Les interférences entre « public » et « privé » sont tour à tour examinées, par l’analyse de cas précis, dans les domaines des pratiques religieuses, de l’administration du droit, de la littérature (tragédie), de la vie politique et de la pensée philosophique. A l’opposition binaire trop rigide se substituent des concepts plus dynamiques tels que ceux de « cercle de sociabilité », de « publicité » (par les pratiques de l’écriture), de « sanction sociale » (d’une pratique individuelle et volontaire), de « personne sociale » (avec l’image collective dont elle est l’objet).

Entre 1860 et 1930, l'Europe traverse une révolution silencieuse mais décisive, celle du statut de l'enfant: l'enfant utile, force de travail et source de revenu pour la famille, s'efface devant l'enfant précieux, qu'il faut éduquer et instruire. C'est le résulta des exigences accrues en matière de formation, mais aussi de la généralisation du contrôle des naissances. Comment cette révolution s'est-elle déroulée en Suisse romande? L'analyse comparée des cantons de Vaud et de Fribourg démontre l'importance du contexte religieux et politique, qu'il s'agisse des discours sur l'enfant et la vie conjugale, mais aussi des politiques scolaires, des stratégies familiales pour résister ou s'adapter à ces nouvelles contraintes L'originalité de cette recherche consiste à intégrer la dimension du genre, jusqu'ici négligée. Cette révolution du statut de l'enfant est en effet traversée par la reconstruction des rôles sociaux de sexe et des rapports de pouvoir qui y sont liés. Cet axe d'analyse éclaire d'un jour inédit les décalages entre région protestantes et catholiques dans l'adoption du contrôle des naissances. Autour d'un enjeu devenu crucial, l'investissement dans l'instruction, de nouveaux discours et de nouvelles pratiques reconstruisent les partages entre les sexes. Des partages encore prégnants aujourd'hui, d'où l'intérêt de comprendre leur genèse.

Polock wurde in der mehrheitlich ostslawischen, orthodoxbyzantinisch geprägten Kiewer Rus' zur Stadt. Seit dem 13. Jh. trat sie jedoch mit dem livländischen Riga in interkulturelle Kommunikation, die im Spätmittelalter immer intensiver wurde Vom 14. Jh. an gehörte sie zum Grossfürstentum Litauen und damit zum ostmitteleuropäischen, polnisch-litauischen Vielvölkerreich. Zu Ende des 18. Jh. wurde sie in das Zarenreich eingegliedert. Die vorliegende Arbeit untersucht in mehreren Zeitspannen bis 1914, nach welchen Mustern sich formelle soziale Gruppen der multiethnischen Stadtgesellschaft organisierten und zeigt das Spektrum ihres kollektiven Handelns. Die Begegnung der Stadt mit dem lateinischkatholisch geprägten östlichen Teil Mitteleuropas führte zu einer immer tiefer greifenden Veränderung der Lebensformen der Orthodoxen. Im 17. Jh. wurden sie von Katholiken und Unierten dominiert. Von der Mitte des 19. Jh. stellten

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aschkenasische Juden die Mehrheit der Stadtbevölkerung dar. Das Zusammenleben der Konfessionen wird anhand des mehrkonfessionellen Bruderschafts- und Vereinswesens sowie des interkonfessionellen und kommunalen Konfliktmanagements analysiert.

Rohr Adolf

Wegweiser zur modernen Schweiz Philipp Albert Stapfer. Biografie 17981803 Minister der Helvetischen Republik 17981800. Gesandter der Schweiz in Paris 18001803 520 Seiten ISBN: 3-03919-000-8 CHF 78.– / EUR 52.80 hier + jetzt, Verlag für Kultur, Baden

Schlup Michel (éd.)

Le rayonnement d'une maison d'édition dans l'Europe des Lumières: La Société typographique de Neuchâtel 1769-1789 620 pages ISBN: 2-88256-156-3 CHF 70.– Editions Gilles Attinger, Hauterive

Der Brugger Pfarrerssohn Philipp Albert Stapfer gehört zu den wichtigsten Protagonisten der Helvetischen Republik. Als Minister der Künste und Wissenschaften schafft er Ansätze zur Bildung einer nationalen Kultur, und als Gesandter der Schweiz in Paris spielt er eine herausragende Rolle auf dem Weg zur vo Napoleon verordneten Mediationsverfassung. Als Resultat jahrzehntelanger Forschung präsentiert Adolf Roh den zweiten und wichtigsten Abschnitt der Biografie von Philipp Albert Stapfer, die Zeit der Helvetik. Der Theologe und Philosoph Stapfer wurde 1798 zum Minister der Künste und Wissenschaften ernannt und entfaltete in kurzer Zeit eine umfangreiche Gesetzestätigkeit vor allem im Bildungs- und Kirchenwesen. Nach seiner Demission 1800 wurde er zum Geschäftsträger der Helvetischen Republik in Paris ernannt un war Mitglied der Consulta, welche die Mediationsverfassung ausarbeitete. Dabei setzte er sich insbesondere für die Eigenständigkeit der Kantone Aargau und Thurgau ein. Stapfer gehörte zu den herausragendsten Intellektuellen der Zeit um 1800, die eine auf der Volkssouveränität verfasste Neuordnung der Schweiz anstrebten.

Les textes réunis dans ce volume correspondent aux communications présentées au colloque consacré au Rayonnement d'une maison d'édition dans l'Europe des Lumières: La Société typographique de Neuchâtel (1769-1789), rencontre qui s'est tenue à Neuchâtel, à la Bibliothèque publique et universitaire du 31 octobre au 2 novembre 2002. Le but de ce colloque était de faire le point de nos connaissances sur la STN qui a été à la fois une imprimerie, une maison d'édition et une librairie en gros dont les activités s'étendaient à toute l'Europe. Ses archives, miraculeusement conservées, constituent un observatoire privilégié pour étudier, depuis Neuchâtel, la fabrication, l'édition et la diffusion du livre à la fin des Lumières. Après une partie introductive consacrée au cadre institutionnel, politique, économique et intellectuel neuchâtelois qui a vu l'apparition de la STN et un état des lieux de la typographie et de l'édition suisse à la fin des Lumières, les intervenants se sont partagés quatre grands champs de recherche: l'édition et la production, la fabrication, la lecture et la diffusion. Dans chaque domaine, les communications ont apporté des éléments nouveaux: elles ont précisé les stratégies éditoriales de la STN, ses méthodes de fabrication et d'édition, ses techniques de vente et de diffusion. L'analyse méthodique de dossiers de libraires a permis à plusieurs intervenants de confirmer le rôle important joué par la STN dans la diffusion des Lumières, en Pologne, en Italie et en France.

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Schmid Alfred

Augustus und die Macht der Sterne Astrologie und Kosmosfrömmigkeit als Elemente politischer Theologie 480 Seiten ISBN: 3-412-10205-9 EUR 49.90 Böhlau Verlag GmbH & Cie, D-Köln

Schnell Rüdiger

Zivilisationsprozess, Literaturgeschichte und Geschlechterdifferenz 368 Seiten ISBN: 3-412-13104-0 EUR 34.90 Böhlau Verlag GmbH & Cie, D-Köln

Schweizer Andrea

Zwischen Rassismus, Markt und Menschenrechten Das internationale Regime zur Kontrakt- und Zwangsarbeit im südlichen Afrika 1919-1944 424 Seiten ISBN: 3-0340-0724-8 CHF 68.–/ EUR 44.80 Chronos Verlag, Zürich

Ausgehend von der Frage nach der Bedeutung astrologischer und kosmologischer Symbolik auf Münzen und Monumenten des Augustus, sowie von Nachrichten über die Rolle von Horoskopdeutungen für ihn wie die meisten seine Nachfolger wird der Zusammenhang von Kosmos-Symbolik und Politik in der Antike seit dem späten Platon untersucht. Dabei geht es um die Eigenart von Monarchie als "Form" des Politischen – und um die besondere Schwierigkeit der Wiedereinrichtung einer solchen in anti-monarchischen Gesellschaften. Die Astrologie im Speziellen entspricht als mytiko-rationales Pendant exakt der Zweideutigkeit von "Postkonstitutioneller" Monarchie. Daher erweist es sich als sinnvoll, dass Augustus eine Deutung seines Horoskops für politisch bedeutsam und ermächtigend hielt – auch die Nachrichten über die Sorge der meisten seiner Nachfolger um ein "richtiges" Horoskop dürften historisch korrekt sein. Die Arbeit versucht, sämtlichen Hinweise zu "Kosmischem" im Umkreis des Augustus nachzugehen und sie zu deuten auf dem Hintergrund einer politischen Situation, die seit der Krise der Demokratie in Athen eine neue Theologie des Kosmischen entwickelt hat, die erstmals in augusteischer Zeit erfolgreich zum Bestandteil einer Theologie politischer "Weltordnung" werden konnte.

Norbert Elias' Buch über den "Prozess der Zivilisation" bildet immer noch ein wichtiges kulturtheoretisches Fundament für Versuche verschiedener Disziplinen, die sozialen und psychischen Veränderungen vom Mittelalter bis heute zu beschreiben und zu erklären. Angesichts der vielstimmigen Kritik an Elias' Thesenbildungen stellt sich freilich die Frage, wie viele Risse ein Theoriegebäude aushalten kann ohne einzustürzen. Die hier vorgelegten Beiträge analysieren Orte, Arten und Medien der Zivilisierung vom 11. bis zum 17. Jahrhundert, die von Elias ausgeblendet oder aber falsch gedeutet wurden: die in der Schule verwendeten mittellateinischen Tischzuchten; die am Hofe vorgetragenen altokzitanischen Lehrgedichte (Ensenhames); die für das Kloster verfassten Novizentraktate; die sich an weibliche und männliche Heranwachsende in Stadt und Hof richtenden laikalen Erziehungsschriften; Schulhefte als Zeugnis einer ausserhöfischen Disziplinierung; das Gespräch als zivilisierendes Element in den französischen Salons des 17. Jahrhunderts. Über die materiale Erweiterung von Elias' Zivilisationskonzept hinaus geht es in den Beiträgen stets um eine grundsätzliche Auseindersetzung mit dessen zentralen Thesen. Damit verbinden sich wissenschaftstheoretische Bedenken: Inwieweit verfügen die von Elias "benutzen" Disziplinen (Soziologie, Psychohistorie, Literaturgeschichte, Geschichtswissenschaft) überhaupt über die methodischen und theoretischen Voraussetzungen, um das zu beweisen, was Elias zu beweisen suchte.

Das Buch untersucht die Perzeption der Menschen aus Afrika anhand der Beziehung zwischen der Südafrikanischen Union und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Diese im Rahmen des Völkerbundes neu gegründete Institution hatte die Aufgabe, für "soziale Gerechtigkeit" als Voraussetzung für Frieden in der Welt zu sorgen. Von einer solchen Gerechtigkeit war der Arbeitsmarkt des südlichen Afrika weit entfernt. Angesichts des knappen Angebots an Arbeitskräften regierten Formen von Zwang und zweifelhaften Verträgen, denen die ILO mit internationalen Konventionen zu begegnen suchte. Während die Kolonialstaaten in ihren Kolonien auf

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Ausnahmeregelungen zählen konnten, musste Südafrika – als faktisch unabhängiger Staat – die Übereinkommen gänzlich übernehmen. Es bildete folglich einen Sonderfall, obwohl gerade seine Wirtschaftsstruktur in vielen Bereichen paradigmatisch war. Die in den 1920er Jahren einsetzende Beschäftigung der ILO m "indigener Arbeit" bedeutete für Südafrika deshalb eine potentiell gefährliche internationale Einmischung in den segregierten Arbeitsmarkt und damit in die Souveränität des Landes. Tatsächlich wurde aus Kreisen der ILO-Delegierten bald Kritik an der Rassentrennung laut. Viele Europäer betrachteten das Land am Kap aber auch als "Labor", in dem das Zusammenleben verschiedener "Rassen" ausprobiert werden konnte. In diesem Spannungsfeld entwickelten sich die formellen und informellen Beziehungen zwischen dem Internationalen Arbeitsamt in Genf und Südafrika. Bei allen vier ILO-Konventionen zur indigenen Arbeit, die bis 1939 verabschiedet wurden, spielten die Situation und die Erfahrungn der Union eine prominente Rolle. Die Diskussionen fanden in einem internationalen Umfeld statt, das noch kaum von einem Menschenrechtsdiskurs geprägt war und in dem noch weitgehend die Kolonialmächte den Ton angaben. Obschon der Widerspruch zwischen proklamierter Gleichheit und faktischer Ungleichheit aller Menschen immer mehr ins Bewusstsein der internationalen Gemeinschaft drang, bedurfte es der Erfahrung der rassistischen Vernichtungspolitik und der Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs, um das Verbot der Rassendiskriminierung im Völkerrecht zu verankern und den Afrikanerinnen und Afrikanern den Weg zum "Menschsein" zu ebnen.

Stoevesandt Magdalene

Feinde – Gegner – Opfer Zur Darstellung der Troianer in den Kampfszenen der Ilias 480 Seiten ISBN: 3-7965-2082-0 CHF 108.– / EUR 75.50 Verlag Schwabe AG, Basel

In der Homer-Forschung wird seit langem kontrovers diskutier welche Haltung der Ilias-Dichter in seiner Schilderung der Ereignisse um Troia gegenüber den beiden Kriegsparteien einnimmt: Ist seine Darstellung als progriechisch, neutral oder protroianisch einzuschätzen? Durch welche Züge zeichnet sich das Bild, das das griechische Kriegsepos von den Troianern und ihren Bundesgenossen entwirft, im einzelnen aus? Die Arbeit geht diesen Fragen nach, indem sie die Charakterisierung von Troianern und Griechen in der Ilias einer systematischen vergleichen Analyse unterzieht. Als Ausgangspunkt hierfür bieten sich die (rund zwei Drittel des Gesamtwerks einnehmenden) Schlachtschilderungen an, da die von typischen Geschehensabläufen geprägten Kampfszenen di Angehörigen beider Parteien immer wieder in denselben Grundsituationen zeigen: Angriff und Verteidigung, Flucht und Verfolgung; Konfrontationen mit einzelnen Gegnern, Sieg und Tod. Auf der darstellungstechnischen Ebene finden diese Grundsituationen ihre Entsprechung in einer Reihe wiederkehrender Bau-Elemente, zu denen neben den eigentlichen Kampfschilderungen auch die sog. Nachrufe auf sterbende Krieger, Gleichnisse, Kampfparänesen, Herausforderungs- und Triumphreden gehören. Die Arbeit nimmt diese Bau-Elemente einzeln in den Blick. Ein erster, den grösseren Darstellungseinheiten (Gleichstands-, Rückzugs- und Fluchtphasen) gewidmeter Teil geht der Frage nach, welche Akzentsetzungen der Erzähler bei der Schilderung griechischer bzw. troianischer Erfolge und Niederlagen vornimmt. In einem ausführlicheren zweiten Teil wird untersucht, inwieweit sich in den Einzelkampfszenen (mit den dazugehörigen direkten Rede usw.) typische Verhaltensweisen manifestieren, die die Angehörigen der Troerpartei von ihren Gegnern unterscheiden

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Stucky Rolf A.

Das Eschmun-Heiligtum von Sidon I Die Architektur, II Die Inschriften 304 Seiten/ 405 s/w Abbildungen ISBN: 3-909064-19-1 CHF 198.– Vereinigung der Freunde antiker Kunst, Basel

Viscontini Fabrizio

Alla ricerca dello sviluppo La politica economica nel Cantone Ticino (1873-1953). Aspetti cantonali e regionali 540 pages ISBN: 88-8281-163-8 CHF 50.– Armando Dadò Editore, Locarno

Volkland Frauke

Konfession und Selbstverständnis Reformierte Rituale in der gemischtkonfessionellen Kleinstadt Bischofszell im 17. Jahrhundert 216 Seiten ISBN: 3-525-35863-6 EUR 34.90 / CHF 61.– Vandenhoeck & Ruprecht, D-Göttingen

Das Heiligtum des phönizischen Heilgottes Eschmun bei Sidon zählt zu den bedeutendsten und besterhaltenen sakralen Stätten am östlichen Mittelmeer. Im 6. Jh. v.Chr. von Sidons König Eschmunazar II. gegründet, erlebte es den architektonischen Höhepunkt im frühen 4. Jh. v. Chr. Mit der äusseren Gestalt als ionisches Amphiprostylos – eine Cella mit den Schmalseiten vorgelagerten viersäuligen Hallen – folgte der aus griechischem Marmor erbaute Eschmun-Tempel klassisch griechischen Vorstellungen. Innen verkörperten Kapitelle mit vier kreuzförmig angeordneten Stierprotomen die orientalische Tradition. Da fast das gesamte Fundgut im libanesischen Bürgerkrieg illegal aus dem Land gebracht wurde, galt es anhand von Photos und Zeichnungen die Bauten des Heiligtums zu rekonstruieren Zudem sollten verschwundene Fragmente so dokumentiert werden, dass sie identifiziert und zurückgegeben werden können, sobald sie im Kunsthandel auftauchen. Von den 260 schon im 17. Beiheft von "Antike Kunst" publizierten sidonischen Statuen und Reliefs wurde bisher rund ein Dutzend zurückgeführt. Sie bilden seither einen optischen Schwerpunkt im neu gestalteten Nationalmuseum Beiruts.

Nel lavoro di dottorato si è ricostruito prima di tutto le varie fasi della congiuntura economica nel Cantone Ticino fra il 1873 ed il 1953, perché non tutte erano state studiate in modo approfondito dagli storici e dagli economisti. In questa cornice è stata inserita la politica economica svolta a livello ticinese dal Consiglio di Stato, dal Grand Consiglio, dai partiti e da alcune associazioni sia per favorire la modernizzazione del Cantone ne periodi di sviluppo, sia per cercare di affrontare efficacemente periodi di crisi. A livello locale sono stati trattati in modo particolare i ruoli assunti dai municipi di Biasca, Bodio e Faido. Alcune tematiche sono state affrontate in modo sistematico per quanto riguarda tutto il periodo preso in esame: la ferrovia del San Gottardo e quelle regionali, l'opera di bonifica del Piano di Magadino e la questione dello sfruttamento idroelettrico. Per poter valutare se le iniziative intraprese potevano essere considerate delle peculiarità locali, oppure se si inserivano in una tendenza generale, sono ricorso anche a degli esercizi di storia economica comparata.

Das Konzept der "konfessionellen Identität" hat die Forschungen zur frühneuzeitlichen Konfessionsgeschichte in den letzten zehn Jahren stark geprägt. Der Band setzt sich kritisch mit diesem Konzept auseinander und stellt ihm ein anderes, das von "Konfession und Selbstverständnis" entgegen. Untersuchungsgegenstand sind rituelle Erfahrungen reformier Gläubiger im alltäglichen Zusammenleben mit Katholiken. Dabei werden mikrohistorsiche Erkenntnisweisen mit denen der amerikanischen cultural performance-Theorie verknüpft, die Erkenntnisse auf eine allgemeinere Bedeutungsebene gebracht. Die Studie ist ein Plädoyer dafür, den Vielschichtigkeiten religiösen bzw. konfessionellen Lebens nachzugehen und religiöse Lebenskontexte mit anderen Lebenskontexten im konkreten Alltag vernetzt zu betrachten.

30 Archäologie, Ethnologie und Kunstwissenschaften Archéologie, ethnologie, étude de l’art

Bonnet Charles

Des pharaons venus d'Egypte La cachette de Kerma 216 pages ISBN: 2-85088-216-X EUR 52.– Editions Citadelles & Mazenod, F-Paris

Bräm Andreas

Jacques-Denis Antoine – Reisetagebuch. Ein französischer Architekt auf Italienreise (1777-1778) Kritische Edition des Reisetagebuches mit einer Einführung ins architektonische Werk 225 Seiten ISBN: 3-03910-402-0 CHF 54.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Brückle Wolfgang

Civitas terrena Französische Kunst 1270-1380 im Umkreis von Staatsrepräsentation und politischem Aritotelismus 264 Seiten ISBN: 3-422-06498-2 EUR 51.– Deutscher Kunstverlag, D-München

Le 11 janvier 2003, la mission archéologique de l'Université de Genève à Kerma (Soudan), dirigée par Charles Bonnet, mettait au jour, dans l'un des temples de la ville égyptienne de Pnoubs (Doukki Gel), une fosse renfermant sept statues monumentales en granit. En excellent état de conservation, elles représentent les deux derniers pharaons de la XXVe dynastie, Taharqa et Tanoutamon, qui régnèrent sur l'Egypte et la Nubie vers 690 av. J.-C. Figuraient aussi les trois premiers souverains de la dynastie napatéenne Senkamanisken, Anlamani et Aspelta. Cette découverte intervenait dans la ville nubienne de Kerma et son immense nécropole, refondée par les Egyptiens au début du Nouvel Empire, lors de leur conquête de ce territoire. Ces sept statues royales de très belle facture modifient complètement notre vision de l'art de cette période. Tout particulièrement, la statue colossale de Taharqa compte parmi les chefs-d'oeuvre de la sculpture universelle. Ce livre retrace à la fois l'épopée d'un royaume méconnu, lorsque les pharaons venaient d'Afrique, et l'histoire de cette découverte qui bouleverse l'égyptologie.

Der bedeutende französische Architekt Jacques-Denis Antoine (1733-1801) reiste in den Jahren 1777 bis 1778 über Lyon, Turin Verona und Venedig nach Rom. Antoine, Erbauer der Pariser Münze, hat ein Carnet de voyage geschrieben (Paris, Bibliothek des Institut de France, Ms. 1913), in dem er alle besichtigten Bauten anführt und auf viele Skulpturen und Gemällde hinweist. Was ein praktizierender Architekt im Jahrhundert der Aufklärung in Italien suchte, lässt sich hier im Einzelnen verfolgen. Die Edition des Reisetagebuches wird begleitet von einem Abriss über Italienreisen von Architekten und Kunsttheoretikern sowie Notizen zum wenig erforschten Werk des Reisenden. Ein Anhang verzeichnet Bauten und Projekte Antoines.

Die Studie vertritt die These, dass sich mit der Aristotelesrezeption des späteren 13. und des 14. Jahrhunderts in den Schriften zur politischen Theorie eine bisher kaum berücksichtigte Quellengattung für die Erklärung wichtiger Veränderungen in der französischen Kunst derselben Epoche fruchbar machen lässt. Am Beispiel der Hauptstadtwerdung vo Paris und dem Ausbau des dortigen Königspalasts, genealogischer Figurenzyklen, Repräsentationsstrategien im Empfangszeremoniell und überhaupt der Tendenz zur repräsentativen Inanspruchnahme eines öffentlichen Raums zeigt der Verfasser, dass mit dem Wandel der Herrschaftsauffassung nach dem Tod Ludwigs IX. auch eine Modernisierungsphase der Herrschaftsikonographie einhergeh die sich auf dieselben Ursachen wie jene zurückführen lässt: Die theoretische Stärkung eines den irdischen Belangen der Staatsführung verpflichteten Herrscheramts bringt damals neu Modelle der Einwirkung auf eine im Entstehen begriffene städtische Öffentlichkeit hervor, die die Neuzeit bereits ankündigen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die kontextbezogene Neuinterpretation einer Prachthandschaft von 1317 und einer bisher unterbewerteten, staatstheoretisch argumentierenden Parisbeschreibung des Johannes von Jandun von 1323.

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Budowski Monica

Dignity and Daily Practice The Case of Lone Mothers in Costa Rica 272 pages ISBN: 3-8258-8072-9 EUR 29.90 LIT Verlag, D-Münster

Crettaz-Stürzel Elisabeth

Heimatstil. Reformarchitektur in der Schweiz 1896 bis 1914 Bd 1: Deutsch; Bd 2: Texte über deutschsprachige Kantone: D, Texte über Romandie: F, Texte über Tessin: I Band 1: 592 Seiten; Band 2: 360 Seiten ISBN: 3-7193-1385-9 CHF 248.–/ EUR 167.– Verlag Huber & Co. AG, Frauenfeld

Dahinden Janine

Prishtina-Schlieren Albanische Migrationsnetzwerke im transnationalen Raum 376 Seiten ISBN: 3-03777-035-X CHF 49.– Seismo Verlag, Zürich

Fuhrimann Daniel

Klangtrunken, tonberauscht, klatsch- und gefallsüchtig Opern- und Konzertpublikum in der deutschen Literatur des langen 19. Jahrhunderts 405 Seiten ISBN: 3-7930-9435-9 EUR 49.90 Rombach Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG, D-Freiburg i. Br.

In recent debates over poverty and development, notions of worth, dignity, and human rights have come to the forefront. This publication addresses the link between the theoretical notion of dignity as a social primary good and its material expressions in daily life from comparative social anthropologica and historical perspectives. The empirical analysis is based on over one hundred in-depth interviews with lone mothers living in different cultural settings in Costa Rica. In addition, a unique and innovative national social policy measure aimed at promoting dignity and self-worth as a means to exit poverty and secure sustainable development is assessed.

Die erste ausführliche Bestandesaufnahme der architektur- un kulturgeschichtlichen Zeugen des Heimatstils in allen 26 Kantonen der Schweiz ist ein zuverlässiges Kompendium für Kunstgeschichtler, Architekten, Designer, Innenausbauer und Denkmalpfleger. Entstanden in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalpflegeämtern aller Kantone, präsentiert das zweibändige neue Standardwerk auch ein gesamtschweizerisches Inventar wichtiger schützenwerter Bauten aus der Zeit zwischen Historismus und Neuem Bauen. Nicht zuletzt ist das opulent ausgestattetes Schaubuch eine Trouvaille für alle BesitzerInnen und BewohnerInnen von Heimatstil-Bauten sowie den grossen Kreis der Freunde jener Epoche, die von Marguerite Burnat-Provins, Henry van de Velde, dem frühen Le Corbusier, Ferdinand Hodler oder MaxOskar Bircher ("Müesli")-Benner geprägt wurde.

Soziale Netzwerke haben eine wichtige Funktion für das Migratiosgeschehen. Am Beispiel der sozialen Netzwerke von albanischen MigrantInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien wird in der vorliegenden Studie unter anderem den Fragen nachgegangen, wie sich soziale Netzwerke hinsichtlich Struktur und Zusammensetzung präsentieren, in welche Beziehungsgeflechte die MigrantInnen involviert sind und welche Aufgaben und Rollen die diversen Bezugspersonen übernehmen. Im Migrationsprozess albanischer MigrantInnen werden drei zentrale Momente dargestellt: Die Art und Weise wie soziale Beziehungen Einfluss auf den Entscheidungsprozess nehmen. Die sozialen Unterstützungsnetzwerke der AlbanerInnen in der Schweiz. Offen gelegt werden Ressourcen und Probleme, die sich aus den Beziehungen des sozialen Netzwerkes ergeben. Schliesslich stehen RückkehrmigrantInnen im Mittelpunkt und es wird eine netzwerktheoretische Erklärung für deren Wiedereingliederungsprozesse.

Musik in der Literatur – dieses Thema darf man getrost als Mode des Wissenschaftsbetriebes der letzten zwei Jahrzehnte bezeichnen. Während es sich jedoch dort meist um ästhetikgeschichtliche Themen oder die literarische Beschreibung imaginierter Komponisten und ausführender Musiker handelt, geht der Autor in dieser Untersuchung der Art und Weise des Musikhörens, das der literarischen Fiktion zugrunde liegt, nach, also der Frage, wie die deutsche Literatur im 19. Jh. dieses Publikum darstellt. Eine solche Fragestellung ist neu und bisher kaum in Ansätzen diskutiert worden. Die Texte, die der Autor ausgewählt hat, sind u.a. die von

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Wackenroder ("Berglinger"), E.T.A. Hoffmann (u.a. "Kreisleriana"), Wilhelm Raabe ("Der Hungerpastor") bis zu solchen von Heinrich und Thomas Mann.

Gianfreda Sandra

Caravaggio, Guercino, Mattia Preti Das halbfigurige Historienbild und die Sammler des Seicento 240 Seiten ISBN: 3-9809436-07 EUR 48.– Edition Imorde, D-Emsdetten

Grueninger Donat

"Deambulatorium angelorum" oder irdischer Machtanspruch? Der Chorumgang mit Kapellenkranz – von der Entstehung. Diffusion und Bedeutung einer architektonischen Form 444 Seiten, 104 s-w. Abb. ISBN: 3-89500-377-8 EUR 49.– Dr. Ludwig Reichert Verlag, D-Wiesbaden

Caravaggio erneuerte um 1600 in Rom den oberitalienischen und niederländischen Bildtypus des halbfigurigen Historienbildes anhand seiner innovativen Mal- und Darstellungsweise. Damit erfand er eine äusserst erfolgreiche Gestaltungsformel für die Gattung des Sammlerbildes im Seicento. Seine Gemälde boten dem Kunstliebhaber auf passender Bildfläche für einen Privatraum lebensgrosse Halbfiguren, dramatische Inszenierungen der Erzählung sowie einen verdichteten Ausdruck der Affekte – alles, was traditionel von einer ganzfigurigen historia erwartet wurde. Mit dem Abklingen des Caravaggismus um 1630 wäre der Typus beinah verschwunden, hätten Guercino und Mattia Preti ihn nicht den neuen Anforderungen angepasst. Zielten die Werke der Caravaggisten vor allem auf die unmittelbare Affektübertragun (movere) ab, legte Guercino mit einer ebenmässigen Ausleuchtung und einer expliziten Rhetorik der Gesten den Schwerpunkt auf moralische Belehrung (docere), während Preti mit figurenreichen Kompositionen und einer Inszenierung des Schauplatzes insbesondere das Vergnügen des Betrachters (delectare) anstrebte. Einer der beliebtesten Bildgattungen des Seicento, dem halbfigurigen Historeinbild, wird erstmals eine umfassende Untersuchung zuteil, die rezeptionsästhetischen, sammlungshistorischen und marktwirschaftlichen Ansätzen folgt.

Selten in der Kunstgeschichte bezeichnet sich ein Objekt selbst so eindeutig wie der Chorumgang mit Kapellenkranz. Die gesamte bisherige Forschung ging selbstverständlich davon aus dass er Pilgern zur umgehenden Bewegung um eine Heiligengrab im Chor gedient hätte und als Hinführung zu an ihn anschliessenden Kapellen. Donat Grueningers Untersuchung "Deambulatorium angelorum" weist nun als erste umfassende Studie zu diesem nur vermeintlich gut erforschten Phänomen nach, dass von einer einheitlichen Funktion der Chorumgänge keine Rede sein kann, ja dass sogar die meisten Chorumgänge gar keine festellbare Nutzung erfuhren, die ihre Gestalt hätte determinieren können. Selbst bei den oft so genannten Pilgerkirchen erklärt sich die Bauform nicht durch die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela. – Dies wird anhand der Entwicklung der Form bis zu den Monumenten des 11. Jahrhunderts erarbeitet und nachgewiesen, was einen grossen Fortschritt bei der wissenschaftlichen Behandlung des Chorumgangs bedeutet. Doch geht der Anspruch der Untersuchung weiter: Der Autor fragt nach dem Grund, der immensen Verbreitung dieser Form und er findet ihn in der Bedeutung, die ihr zugedacht wurde. Mit Bedeutung meint er keinesfalls eine spirituell-symbolische, sondern er postuliert einen kommunikativen Charakter der Kunst, die Aussagen ihrer Auftraggeber in künstlerischer Form an ein Publikum übermittelt. Dieser Bedeutung gilt es folglich nachzuspüren. Die Studie entwickelt dank fundierten historischen Kenntnissen und mit Hilfe sozialgeographischer Forschungsansätzen ein Konzept, der das zeitgenössische Publikum thematisiert, um dessen Verständnis von Kunst zu rekonstruieren. Es geht um das Wissen der Auftraggeber und des Publikums, und wie durch die visuellen Mittel der Architektur konkrete Aussagen repräsentiert werden konnten. Die Modalitäten und Möglichkeiten dieser Repräsentation

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erforscht der Autor am Beispiel der "Pilgerkirchen", im normannischen England und in Italien. Dabei zeigt sich die Vielfalt der Aussagen, die der Chorumgang in unterschiedliche Situationen ermöglichte. Schliesslich erlangte er ein so grosses Prestige, dass die Zisterzienser ihn für vermessen hielten. Alsbald aber benannen auch sie, ihn zur Repräsentation ihrer Ideale einzusetzen. Diese Schrift zeigt bereichernde neue Perspektiven auf, die von Formen, Funktionen und dem historischen Umfeld zu neuen Interpretationsmodellen führen, die das langjährige Missverständnis der Chorumgangs auflösen, und die ein umfassenderes Verständnis von Architektur in ihrem Kontext anstreben.

Hoffmann Volker/Schweizer Jürg/Wolters Wolfgang (Hrsg.)

Die "Denkmalpflege" vor der Denkmalpflege Akten des Berner Kongresses 30. Juni bis 3. Juli 1999 398 Seiten, br. ISBN: 3-03910-439-X CHF 86.– / EUR 59.30 Verlag Peter Lang AG, Bern

Kotte Andreas

Theaterlexikon der Schweiz – Dictionnaire du théâtre en Suisse – Dizionario teatrale svizzero – Lexicon da teater svizzer 2168 Seiten, 800 Abb. ISBN: 3-0340-0715-9 CHF 198.– / EUR 130.– Chronos Verlag, Zürich

Die moderne Denkmalpflege hat sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts herausgebildet und ist unter der Maxime "Konservieren statt Restaurieren" zu einer wissenschaftlich fundierten, gesetzlich geregelten staatlichen Aufgabe herangewachsen. Dass sie auf dem rechten Wege sei, ist unstrittig, auch wenn es bei der Renovierung herausragender Monumente immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen kommt. Offensichtlich ist aber auch, dass es der vormodernen, vorwissenschaftlichen "Denkmalpflege" gelungen ist, Bauwerke und ihre Ausstattung über wenigstens anderthalb Jahrtausende zu erhalten. Diese erstaunliche Leistung, deren Beweggründe und Methoden werden in diesem Sammelband an konkreten Beispielen untersucht, an Beispielen, die sich nciht verallgemeinern lassen und gerade deswegen das Denken der vormodernen "Denkmalpfleger" in seiner Vielfalt erfahrbar machen.

Rund 3'700 Artikel dokumentieren das Theaterschaffen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz in Geschichte und Gegenwart. Dem Lexikon liegt ein weiter Theaterbegriff zugrunde, der alle Sparten und Theaterformen umfasst. Rund 2'400 Artikel betreffen das Sprechtheater, über 700 das Musiktheater, über 400 das Tanztheater. Personenartikel stellen mit fast 3'000 Artikeln das Gross der Einträge; über 500 Beiträge widmen sich Theatern oder Gruppen. Sachartikel erläutern unter anderem wichtige theatrale Ereignisse; Artikel zu Institutionen und Verbänden ergänzen das Gesamtbild. 800 Abbildungen illustrieren das viersprachige, dreibändige Werk. 70% der Beiträge wurden in deutscher, 20% in französischer, 6% in italienischer und 2% in rätoromanischer Sprache verfasst. Das Standardwerk zum Theaterschaffen in der Schweiz! Das TLS/DTS/LTS wurde zwischen 1997 und 2005 am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Kotte erarbeitet. Die Chefredaktion, die Verantwortlichen der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Redatkionen, die fest angestellten Redaktorinnen und Redaktoren sowie über 230 Autorinnen und Autoren realisierten das Projekt gemeinsam. Vom Osterspiel bis zur Street Parade Das TLS ist ein enzyklopädisches Werk zur schweizerischen Kultur. Rund 2'600 Artikel betreffen das deutschsprachige Theaterschaffen, der Grossteil davon porträtiert Personen. Diese Personenartikel führen so unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler auf wie den Autor Thomas Hürlimann, die Sängerin Edita Gruberova, den Bühnenbildner Teo Otto, die Lichtdesigner Rolf Derrer und Max Keller, den Dirigenten Armin Jordan und den Komponisten Paul Burkhard die Tänzerin Anna Huber und den Regisseur Christoph

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Marthaler, aber auch weniger bekannte Vertreterinnen und Vertreter der Zunft. Freie Theatergruppen wie das Theater Club 111 in Bern, das Theater Marie Aarau oder die Off Off Bühne in Zürich sind ebenso vertreten wie das Schauspielhaus Zürich, das Stadttheater Bern oder das Sommertheater Winterthur. Der Bogen der Sachartikel ist weit gespannt: Vom Osterspiel zum Gefangenentheater, von der Street Parade über das Weihnachtsspiel, vom Arbeitertheater zu Theaterverlagen. Das TLS richtet sich an eine breite Öffentlichkeit, an Theaterschaffende, -fördernde und –interessierte, begründet gleichzeitig aber auch eine gesamtschweizerische theaterwissenschaftliche Grundlagenforschung. D’Abplanalp à Zouc Les 750 notices en français rendent compte des principales carrières développées dans les arts de la scène en Suisse romande, ou par des Romands : on en trouve peu jusqu’au XIXe siècle (Aufresne, Dumont), davantage dès le début du XXe (Carmen d’Assilva, Almard). Apparaissent aussi alors les premières familles d’artistes (les Fournier, les Fradel, les Auberson) et les animateurs (Ernest Ansermet, Jean Bard, Jean Hort, Jean Kiehl). Dès les années 30, surgissent de nouvelles générations de chanteurs (Hugues Cuenod) et de comédiens (William Jacques, Eléonore Hirt, François Simon, Paul Pasquier). Avec les années 50, commence l’action de bâtisseurs (Apothéloz, Mentha) et se déploient les trajectoires de grands acteurs de la scène. Grâce à la précision des informations, une lecture en réseau de ces notices révèle un panorama riche et très divers : notre pays est si morcelé que l’activité des plus proches voisins reste souvent méconnue. Chacune des entrées en français de ce Dictionnaire, qui se veut un ouvrage de référence, met en valeur le patrimoine romand des arts du spectacle vivant. Précieux aide-mémoire pour les spectateurs, il offre de multiples exemples de belles vies d’artistes. Dai Somaschi alla Radio Il DTS è un immenso sforzo di ricerca e valorizzazione del patrimonio culturale elvetico : per la Svizzera Italiana si tratta inoltre di una prima assoluta : Rari sono infatti gli studi che presentano uno sguardo così completo e approfondito sulla realtà teatrale delle regioni italofone della Svizzera. Una realtà che si distingue in modo particolare dal resto del paese : il professionismo approda infatti nel Cantone Ticino solo grazie alla fondazione della Radio Svizzera Italiana, nel 1932, ma le testimonianze di un’attività scenica – presso i padri Somaschi di Lugano o i Gesuiti di Bellinzona – risalgono fino al Diciassettesimo Secolo. La parte italiana del DTS tiene dunque conto della specificità del contesto locale, offrendo grande spazio alla trattazione di temi generali (il teatro dialettale e amatoriale, il carnevale, il teatro radiofonico e televisivo, il Festspiel), ma anche numerose dettagliate biografie di attori, cantanti, registi, ballerini, marionettisti, scenografi, scrittori, d’importanza regionale o rinomanza internazionale. Dal contralto Maria Amadinii alla scenografa di Ronconi Margherita Palli, dall’attore-regista Alberto Canetta alla scrittrice zurighese-milanese Fleur Jaeggy, dal librettista di Leoncavallo Angelo Nessi al basso-buffo del metropolitan Theatre Fernando Corena, dalle pionieristiche esperienze del Teatro Prisma agli attuali protagonisti del teatro svizzero italiano. 200 articoli redatti da 20 autori sparsi in tutta la Svizzera che rivelano una ricchezza artistica sinora insospettata.

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Lütolf Max

Geistliche Gesänge des deutschen Mittelalters, Melodien und Texte handschriftlicher Überlieferung bis um 1530 Band 5: Zyklische Sammlungen (Geisslerlieder/Stundengebetbücher) X u. 536 Seiten ISMN: M-006-49644-9 EUR 265.– Bärenreiter-Verlag, D-Kassel

Mabona Mongameli

Diviners and Prophets among the Xhosa (1593-1856) A study in Xhosa cultural history 464 pages ISBN: 3-8258-6700-5 EUR 35.90 Lit Verlag, D-Berlin

Naef-Clasen Andrea

"Bauzonen auf Vorrat" Reserven in der Nutzungsplanung und ihre Standortqualitäten am Beispiel der Industrie- und Gewerbezonen des Kantons Thurgau 239 Seiten ISBN: 3-258-06905-0 CHF 68.– / EUR 45.– Haupt Verlag AG, Bern

Die Edition Geistliche Gesänge des deutschen Mittelalters ist Teil des internationalen Projekts "Das deutsche Kirchenlied". Die von der Arbeitststelle in Zürich betreute Abteilung II: "Melodien und Texte handschriftlicher Überlieferung bis um 1530" verfolg das Ziel, das breitgefächerte geistliche Repertoire mittelalterlicher volkssprachlicher Sangeskunst so vollständig wie möglich zu erfassen, mit den Methoden interdisziplinärer Forschung zu erschliessen und die vielfältigen Erscheinungsformen adäquat, aber unter einheitlichen editorischen Gesichtspunkten zu transkribieren und zu kommentieren. Angesprochen sind in erster Linie die Mediävisten verschiedenster Fachrichtungen, für die die Editio eine ganz neue Materialbasis bereitstellt. Band 5 enthält eine Einführung, die über die inhaltlichen und überlieferungsgeschichtlichen Fragen der drei präsentierten zyklischen Sammlungen (Geisslerlieder, zwei Stundengebetbücher) orientiert, sowie die Edition der Melodien und Texte dieser Sammlungen, unter denen der 1477 belegte deutschsprachige Psalter und eine Reihe von Festtagsoffizien hier erstmals vollständig ediert werden; 10 ausgewählte Reproduktionen geben einen Einblick in die Quellen.

The South African anthropologist, Dr. M. Mabona, uses the main title of this book as a convenient platform to launch an investigation into the roots of Xhosa culture and history, Many of the findings break new ground in Southern African anthropology and history such as: the original stock of the Bantu peoples arose from a cradle-land between the Orange and Vaal rivers in South Africa; the word 'Guinea' is identical with the Xhosa 'ebu Nguni' (Nguniland); Xhosa as well as Bantu history stretches back 50'000 years ago into the Middle Stone Ages (MSA) and into the Acheulian Age – the age of hominisation; the basic paradigmatic structure of Bantu speech; Xhosa thought structures; the fundamental relationship between the Xhosa language and mythology. The book launches an investigation into the roots of Xhosa culture and history.

'XL-Reserven' in der Nutzungsplanung sind das raumwirksame Ergebnis geplatzter Wachstumsträume. Missverhältnisse zwischen Bauzonen-Dimensionierung und dem tatsächlich zu erwartenden Siedlungswachstum haben hierfür exemplarische Charakter, nicht nur innerhalb der schweizerischen Landesgrenzen. Aktuelle Fragen zur Raumentwicklung, wie jene nach der angemessenen Funktionsteilung von Regionen, stehen mit diesem Konflikt in direktem Zusammenhang. Vor dem Hintergrund der Inhalte von Bundesverfassung, allgemeiner Gesetzgebung und Zielen der Raumordnungspoliti werden in dem an der ETH Zürich entstandenen Buch Empfehlungen für den zukünftigen Umgang mit Reserven formuliert. Adressaten sind neben Entscheidungsträgern der Verwaltung von Kommune, Kanton und Bund alle Vertreter von der Raumplanung bzw. -entwicklung nahe stehenden Disziplinen.

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Obrist van Eeuwijk Brigit

Struggling for Health in the City An anthropological inquiry of health, vulnerability and resilience in Dar es Salaam, Tanzania 360 pages ISBN: 3-03910-673-2 CHF 59.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Rehm Robin

Das Bauhausgebäude Die ästhetischen Kategorien Zweck Form Inhalt 336 Seiten mit 308 Abb. ISBN: 3-7861-1430-7 EUR 68.– Gebr. Mann Verlag, D-Berlin

Sauvain-Dugerdil Claudine (ed.)

Human Clocks The Bio-Cultural Meanings of Age XI, 349 pages ISBN: 3-03910-785-2 CHF 54.– Verlag Peter Lang AG, Bern

For international experts health is a comprehensive concept closely linked to bodily, material, spiritual and social well-being But what does health mean to women living in a poor neighborhood of an African city? Women in Dar es Salaam see health as related to livelihood, hygiene and care. To stay healthy one has to fulfil basic needs for food, water and shelter, to keep the body and home clean and to take good care of the family. Since the state and newly privatized services hardly reach them and husbands often fail in their role as breadwinners, women bear an increasing burden in daily health practice. They becom increasingly vulnerable, unless they manage to create a new balance by improving their knowledge, becoming economically more independent and raising support within the household, in social networks and organizations. By shifting the focus from illness to local meanings of health and vulnerability, anthropology can make a unique contribution to the rapidly expanding field of urban health research. Such an actor-centered approach provides fascinating insights and forsters innovative theoretical debates for both scholars and practitioners. With regard to medical anthropology, this study opens new lines of inquiry which may eventually lead to an anthropology of health and illness.

Ausgangspunkt der Studie ist das Paradox, dass das 1926 von Walter Gropius errichtete Bauhausgebäude zweckmässig erscheint, obwohl es faktisch nicht zweckmässig ist. Ästhetisch kann Zweck jedoch nicht allein konstatiert werden, wenn ein Objekt tatsächlich zweckmässig ist, sondern auch wenn Zweck nur visuell angedeutet wird. Dieser vom Bewusstsein des Betrachters abhängige Umstand hat grundlegende Folgen für das Verständnis des Bauhausgebäudes wie für die Architektur der 1920er Jahre überhaupt. Ein weiteres Problem stellt die formale Erscheinung des Bauhausgebäudes dar. Der Betrachte sieht sich einem Konglomerat äusserst verschiedener Formenund Farbenmotive gegenübergestellt, deren Ursprung und Intention aufgrund ihres hohen Auflösungsgrads allein in einer kritisch-synthetischen Analyse erschlossen werden können. Die vielfältigen Wahrnehmungsmodi sind auch auf inhaltlicher Ebene wirksam. Der am Bauhaus artikulierte Gemeinschaftsanspruch wird beim Bauhausgebäude in ein anschaulich-sinnliches Bild transformiert. Der Autor gewinnt seine Erkenntnisse über Wahrnehmungszusammenhänge und Denkinhalte des Bauhausgebäudes anhand der ästhetischen Kategorien Zweck, Form und Inhalt. Die Arbeit stellt zudem einen bedeutenden Beitrag zur Architekturästhetik der 1920er Jahre dar.

Age is a complex cross-cutting notion for at least two reasons: the intricate interweaving of tis biological and socio-cultural meanings and its dual significance as both a benchmark in an individual’s life course and a foundation for social structure. This book offers new perspectives on age and ageing by combining achievements in the biological sciences and their different applications and interpretations in demography, anthropology, psychology and other pertinent disciplines. Thirty contributors from these various fields revisit the measures and the biological models of ageing, the borderline between normal and pathological ageing, the pertinence of chronological age as a benchmark along the life course, its inter-relations with psychological development, with reproductive phases and other life events, the « normalizing » role ascribed by age classes and the risk of falling into ageism, the cross-cultural diversity and temporal changes of its meanings, the gender divide (real and perceived), as well as the rights that should be enjoyed at each age.

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Schnell Dieter

Bleiben wir sachlich! Deutschschweizer Architekturdiskurs 1919-1939 336 Seiten, 26 Abb. ISBN: 3-7965-2065-0 CHF 78.–/ EUR 54.50 Schwabe AG Verlag, Basel

Sigel Brigitt

Müstair, Kloster St. Johann, Bd. 3 192 Seiten ISBN: 3-7281-2996-8 vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich

Zimmermann Yvonne

Bergführer Lorenz: Karriere eines missglückten Films 336 Seiten, zahlreiche Abbildungen ISBN: 3-89742-511-7 EUR 24.90 Schüren Verlag GmbH, D-Marburg

In die Zwischenkriegszeit fällt das Aufkommen der "modernen Architektur". Obwohl die Avantgardebewegung in der Schweiz nur von wenigen getragen wurde, konnten sich viele der modernen Anliegen erstaunlich schnell durchsetzen. Von einem vollen Erfolg des "Neuen Bauens" kann allerdings zu keinem Zeitpunkt die Rede sein. Vielmehr entwickelte sich eine moderne Architektur eigener Prägung, die Ende der dreissiger Jahre in den so genannten "Landistil" mündete. Diese Studie unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von anderen architekturhistorischen Darstellungen dieses Zeitraums: Erstens bemüht sie sich um eine möglichst breite Sicht des Fachdiskurses und stützt sich nicht allein auf die beiden bekanntesten Zeitschriften "das Werk" und die "Schweizerische Bauzeitung" ab, sondern untersucht neben diesen beiden auch die Zeitschriften "Hoch- und Tiefbau", "Schweizerische Techniker Zeitung/Schweizerische Technische Zeitschrift", "Heimatschutz", "ABC. Beiträge zum Bauen", "Das Wohnen", "Das ideale Heim" und "weiterbauen". Zweitens beginnt das Buch mit einer Darstellung vorherrschender "Denkgewohnheiten". Darunter werden konstant bleibende Vorstellungen verstanden, die dem Diskurs und damit dem Wandel des Denkens zu Grunde liegen. Die moderne Architektur erscheint damit nicht als ein Bruch mit der Vergangenheit.

Der dritte Band über die Ergebnisse der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen im Kloster St. Johann in Müstair enthält Beiträge über den Eginoturm und Wirtschaftsbauten im Oberen Garten, in dem vorrangig die Residenz des Churer Bischofs Egino (11631170) dargestellt wird; eine romanische Schlagglocke, die aus einer Gusswerkstätte in Verona stammen dürfte und nach ihrer Inschrift die Schwestern zusammenrief. Sie ist für ein Nonnenkloster gegossen worden, wohl schon für Müstair; archäometallurgische Untersuchungen an Funden aus der Klosteranlage (Glockenbronze, Schmelzklümpchen Gefäss- und Glockenfragmente). Textilfunde aus den Grabungen von 1976 bis 2000, die vor allem aus Gräbern stammen. Beigegeben sind ein Glossar und eine schematische Darstellung der wichtigsten Gewebebindungen.

Aus der Überzeugung, dass auch missglückte Filme Erkenntniswert besitzen, gewährt Yvonne Zimmermann einer formal und inhaltlich dürftigen Produktion den Vortritt vor dem so genannt wertvollen kinematografischen Erbe. Bergführer Lorenz: Karriere eines missglückten Films ist eine symptomatische Fallstudie zum Schicksal einer Schweizer Produktion, die exemplarisch für das Schweizer Kino im Kontext der Geistigen Landesverteidigung steht und über die nationalen Grenzen hinaus auf viele relevante Bereiche der Filmgeschichte ausstrahlt. So gewähren die verschiedenen Fassungen von Bergführer Lorenz beispielhaften Einblick in di filmische Anlehnung an und Abgrenzung zum deutschen Nachbarn und schlagen einen Bogen von den Bergfilmen eines Arnold Fanck und Luis Trenker zum deutschen Heimatfilm der Nachkriegszeit. Die Analyse von Produktions- und Verwertungszusammenhängen vermittelt ein differenziertes Bild der historischen, politischen, ökonomischen und strukturellen Bedingungen, denen ein Film als Produkt seiner Zeit unterworfen ist.

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Barbieri Luca

Le "epistole delle dame di Grecia" nel Roman de Troie in Prosa 380 Seiten ISBN: 3-7720-8096-0 EUR 57.– / CHF 97.– Verlag A. Francke, D-Tübingen

Besomi Ottavio

Galileo Galilei Il saggiatore. Edizione critica e commento 750 pages ISBN: 88-8455-583-3 EUR 52.– Editrice Antenore, I-Roma

Bliggenstorfer Susanna

Eustache Deschamps Aspects poétiques et satiriques XVI, 327 pages ISBN: 3-7720-8107-X CHF 117.– Verlag A. Francke, D-Tübingen

Bonhomme Marc

Le Discours métonymique VII. 221 pages ISBN: 3-03910-840-9 CHF 40.– Editions Peter Lang SA, Berne

La prima traduzione in lingua d'oîl delle Eroidi di Ovidio si trova al centro di un progetto culturale di ampio respiro. Le epistole sono inserite in una versione in prosa del Roman de Troie di Benoît de Sainte-Maure, che costituisce a sua volta la sezione troiana di un'Histoire ancienne jusqu'à César. La storiografia medievale si fonde con la fantasia del romanzo e l'amore dell'epistolografia classica nella corte della Napoli angioina della prima metà del Trecento, segnata dal governo de re mecenate Roberto d'Angiò e dalla presenza di Boccaccio. Le Eroidi francesi sono presentate per la prima volta, nella versione del codice Royal 20.D.I della British Library, testimone napoletano a capo di tutta la tradizione manoscritta. L'edizione è accompagnata da uno studio storico, letterario, linguistico e filologico, che permette di ricostruire un important capitolo di storia culturale del Medioevo europeo.

Il Saggiatore è, con il Dialogo sopra i massimi sistemi, l'opera più importante di Galileo Galilei. Essa nacque comme replica alla Libra astronomica ac philosophica di Lothario Sarsi, pseudonimo del gesuita Orazio Grassi e fu dedicata a Urbano VIII, appena assunto al soglio pontificio. Con il Saggiatore Galileo riappare sulla pubblica scena culturale, dopo il monito del 1616, che imponeva allo scienziato di non sostenere la mobilità della terra e l'immobilità del sole. Promosso dall' Accademia dei Lincei, il Saggiatore ebbe un immediato successo negli ambienti romani fiorentini, e non fu mai vietato dall'autorità ecclesiastica. Malgrado le numerose riedizioni di questo classico letterario e scientifico-filosofico, questa à la prima edizione critica e commentata ad offrire un riesame approfondito della lezione de testo e puntuali indagini sulla sua genesi, sulle sue tematiche e sul lessico.

Premier poète qui distingue explicitement le texte lyrique du chant, la musique naturelle de la musique artificielle. Eustache Deschamps transforme fondamentalement la pratique poétique de son temps et confère une nouvelle autonomie au texte. Il élargit considérablement le champ thématique abordé dans les formes lyriques, montrant un goût particulier pour la satire et un plaisir marqué à expérimenter avec les formes fixes. Cette étude, première monographie sur l'art poétique d'Eustache Deschamps, analyse l'interdépendance entre forme et contenu, matière et manière. L'analyse, basée sur un corpus de deux lais et de 75 ballades et chansons royals, est menée en deux parties. La première offre une analyse thématique de textes visant deux objets de la satire: la critique de la vie de cour et celle de la noblesse et du souverain. La seconde partie est consacrée aux procédés de la satire: les formes lyriques et le style figuré choisis en fonction de l'objet thématique. On découvrira une conscience esthétique chez Eustache Deschamps trop longtemps méconnue, une nouvelle conception de la poésie et du rôle que le poète doit assumer dans la société. Avec une préface de Claude Thiry.

Considérée comme l’une des figures centrales du langage avec la métaphore, la métonymie est tiraillée entre plusieurs approches (sémantico-référentielles, cognitives, rhétoriques, stylistiques…) qui en font une notion peu homogène, voire hybride. L’objectif de cet ouvrage est de montrer comment la métonymie trouve une cohérence conceptuelle si on l’envisage comme un fait de discours émergeant au cœur des variations permises par la langue. Dans ce cadre opératoire, s’appuyant sur les réseaux associatifs sous-tendant la communication, la

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métonymie permet d’établir des désignations obliques et des refonctionnalisations au sein de nombreux contextes : langage quotidien, discours littéraire ou médiatique, sociolectes particuliers… Tout en présentant les principales modalités des réalisations métonymiques dans les discours, cet ouvrage s’intéresse plus spécifiquement à deux dimensions importantes de la métonymie souvent négligées : ses problèmes d’interprétation et ses effets illocutoires qui engendrent une modulation de la référence, propre à reprofiler nos représentations du monde. Au total, loin d’être un simple procédé d’expression, la métonymie apparaît comme l’un des meilleurs témoignages de la plasticité du langage, que ce soit au niveau énonciatif, pragmatique ou textuel.

Engler Wettstein Sandra

Femininity and Masculinity in the Romantic Fiction of Mills & Boon: A Stylistic Approach 220 pages ISBN: 3-7720-8065-0 CHF 76.– Verlag A. Francke, D-Tübingen

Pelli-Ehrensperger Annabarbara

William Shakespeare: Perickles, Prince of Tyre – Pericles, Fürst von Tyrus Englisch-deutsche Studienausgabe – Deutsche Prosafassung, Anmerkungen, Einleitung und Kommentar 350 Seiten ISBN: 3-86057-566-X CHF 35.– Stauffenburg Verlag Brigitte Narr GmbH, D-Tübingen

Stylistic choices are not merely ornamental but can be highly meaningful in representing a particular view of reality rather than an other. This critical linguistic credo lies at the bottom of the present study, which examines how concepts of femininity and masculinity are encoded in romance fiction, a genre which until recently has been largely ignored by linguists as well as literary critics. A large, representative corpus of 80 romances, which cover a time span of over 60 years, allows to address diachronic as well as synchronic issues. To what extent are the heroines of the 1990s different from their forerunners of the 1930s? Have ideals of masculinity, as they are represented by the male protagonists, changed with the passing of time? Questions such as these will be answered by focusing primarily on the language of romances, drawing on stylistic as well as critical linguistic theories. Two mains areas where stylistic choices become relevant will be examined. On the one hand focus will be on the descriptive techniques used in these texts, specifically on adjectives, which play a key role in this literary genre. On the other hand, love scenes, whose importance has increased dramatically during the course of the past century, will be examined with regard to lexical choices and distribution of agency.

Zum Werk: Pericles, Prince of Tyre, das episodenreiche Schauspiel aus dem Spätwerk Shakespeares, war zu Entstehungszeit sehr erfolgreich und auch als Lesetext beliebt. Es erzählt von der Lebensreise eines dem willkürlichen Walten Fortunas ausgelieferten Helden und seiner Familie, von Trennung und Wiedervereinigung, von Gut und Böse, und kann mithin als Lehrstück über die conditio humana gelesen werden. Aussergewöhnlich und geradezu modern wirkt die chorisch Figur Gowers: Shakespeare lässt den Autor seiner Hauptquelle wieder "auferstehen", lässt ihn als Erzähler und Moderator die Zuschauer durch das Stück führen, eine Vielzahl von Schauplätzen und Darstellungsformen souverän verbinden, Pericles ist mit seinen märchenhaften Zügen, der antikisierenden Atmosphäre, den Anklängen an mittelalterliche Moralitäten sowie den Anspielungen auf Zeitgenössisches weder gattungsmässig noch thematisch leicht einzuordnen, fordert aber gerade deshalb immer wieder neue Interpretation heraus.

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Furrer Priska

Sehnsucht nach Sinn Literarische Semantisierung von Geschichte im zeitgenössischen türkischen Roman 296 Seiten ISBN: 3-89500-370-0 EUR 39.– Dr. Ludwig Reichert Verlag, D-Wiesbaden

Jucker Michael / Günthart Romy (Hrsg.)

Kommunikation im Spätmittelalter Spielarten – Wahrnehmungen – Deutungen 160 Seiten ISBN: 3-0340-0722-1 CHF 38.– Chronos Verlag, Zürich

Nach einer langen Phase des Desinteresses an historischen Stoffen liess sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts in der türkischen Romanliteratur ein neu erwachtes Interesse an Themen der osmanischen und der seldschukischen Vergangenheit beobachten. Dabei wurden nicht nur viele Aspekte des "offiziellen", heroisch-nationalistischen Geschichtsbildes einer inhaltlichen Revision unterzogen, sondern auch neue Formen narrativ fiktionaler Geschichtsdarstellung entwickelt. Die vorliegende Studie untersucht diese literarische Neudefinition von Geschichte entlang von vier grundlegenden Komponenten historischen Erzählens: der Selektion der Themen, der Kombination von historischen und fiktionalen Elementen, den verwendeten Erzählmodellen und dem doppelten Zeitbezug. Dazu kommen grundsätzliche theoretische Überlegungen zur Grenze von faktischen und von fiktionalen Diskursen und Exkurse in die Genretheorie des historischen Romans. Die Arbeit versteht sich auch als Beitrag zu einer allgemeinen Poetik der narrativen Verfahren, mit denen Geschichte literarisiert und fiktionalisiert wird.

Öffentlichkeit, Kommunikationsräume, Fernkommunikation, inszenierte Kommunikation und Literarisierung von Kommunikation gehören zu den Themen, mit denen sich die moderne Mediävistik immer stärker auseinandersetzt. Der vorliegende Band, der die Ergebnisse einer Zürcher Tagung zu Kommunikationsgeschichte präsentiert, fragt dezidiert nach theoriebildenden, interdisziplinär erforschbaren Gemeinsamkeiten solcher Spielarten der Kommunikation. Wie wird Kommunikation im Spätmittelalter wahrgenommen, wie wird sie dargestellt? Welchen Beitrag können moderne Kommunikationstheorien zur Erforschung vergangener Kommunikationsprozesse liefern? Gibt es Orte und mediale Formen, die spezifische Kommunikation darstellen, beschreiben oder verdrängen? Wie wird über Distanz, wie in der Nähe im Mittelalter kommuniziert? Gelingt es überhaupt Kommunikation zu beschreiben? Diese und weitere Themenkomplexe werden in den teils theoriegeleiteten, teils quellennahen und grundsätzlichen Beiträgen, die allesamt von jungen Forscherinnen und Forschern stammen, intensiv diskutiert. Dabei spiegeln die vorliegenden Beiträge insgesamt die thematische Offenheit und die divergierenden Herangehensweisen an das Thema Kommunikation im Spätmittelalter wider. Die Beiträge zeigen aber auch deutlich, dass sich durchaus gemeinsame Phänomen feststellen lassen, denen das besondere Augenmerk des Bandes gilt.

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Korth Britta

Language attitudes towards Kyrgyz and Russian Discourse, Education and Policy in postSoviet Kyrgyzstan X, 312 pages ISBN: 3-03910-605-8 CHF 50.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Lutz Eckart Conrad

Literatur und Wandmalerei II Konventionalität und Konversation. Burgdorfer Colloquium 2001 Hrsg. v. Eckart Conrad Lutz, Johanna Thali und René Wetzel 122 Seiten, mit 16 Farbtafeln und 137 s/w Abbildungen ISBN: 3-484-10836-3 EUR 86.– Max Niemeyer Verlag GmbH, D-Tübingen

Marchand Jean-Jacques

Dalla storia alla politica nella Toscana del Rinascimento 308 pages ISBN: 88-8402-499-4 EUR 25.– Salerno Editrice S.E.R., I-Roma

Language contact between Russian and Kyrgyz speakers in the Kyrgyz Soviet Socialist Republic and in present day Kyrgyzstan has historically been a source of conflict. With independence, the young state began its search for a new identity in which language played a crucial role. Communicative and symbolic necessities therefore had to be considered in the formulation of an adequate language policy. This book describes the sociolinguistic processes in independent Kyrgyzstan from an ethno-linguistic perspective and gives an overview of language policy in both the Soviet Union and independent Kyrgyzstan. Drawing on 25 in-depth interviews and observations conducted during two years of fieldwork in Kyrgyzstan, the author explains why, in contrast to the status of titular languages in other former Soviet republics, the Kyrgyz language in Kyrgyzstan is still dominated by Russian after more than a decade of independence.

Dieser zweite und abschliessende Band aus dem SNF-Projekt “Literatur und Wandmalerei. Erscheinungsformen höfischer Kultur und ihre Träger im Mittelalter” am Mediävistischen Institut der Universität Freiburg/Schweiz dokumentiert ein Colloquium, das vom 29. August bis 1. September 2001 im Hotel Stadthaus in Burgdorf bei Bern stattfand. Es sollte die Vergleichbarkeit der Systeme der Literatur und der Wandmalerei (und anderer Bildkünste) von den Funktionen und dem konkreten Gebrauch der Bilder und Texte her erproben und dabei die Bedeutung der Konventionalität von Themen und Formen und ihrer Variation im Rahmen einer wesentlich von Mündlichkeit bestimmten höfischen Geselligkeitskultur erwägen.

Cet ouvrage, resultant d’une recherché de trois ans subventionnée par le Fonds national, a pour but de démontrer l’émergence d’un discours politique autonome dans l’historiographie toscane de la fin du XVe siècle: un discourse qui se démarque de l’écriture historique par une série de caractéristiques thématiques et formelles et qui évolue au cours de trois périodes successives: du deuxième tiers du XVe à 1494, du début des guerres d’Italie à la chute de la république Florentine (1512), du retour des Médicis à leur nouvelle fuite de Florence en 1527. Il tend aussi à démontrer que la présence d’un discourse politique dans les oeuvres historiographiques de Machiavel et de Guicciardini a été preparee et annoncée dans des récits historiques toscans plus d’un demi-siècle avant la rédaction des Istorie fiorentine et de la Storia d’Italia. Cet ouvrage constitue donc un apport important à la comprehension de l’évolution de l’historiographie italienne au XVe siècle, ainsi qu’à celle de l’émergence de la pensée politique de la Renaissance.

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Müller Silvia

Schwedische Privatprosa 1650-1710 Sprach- und Textmuster von Frauen und Männern im Vergleich 350 Seiten ISBN: 3-7720-8035-9 CHF 76.– Verlag A. Francke, D-Tübingen

Müller-Wille Klaus

Schrift, Schreiben und Wissen Zu einer Theorie des Archivs in Texten von C.J.L. Almqvist 400 Seiten ISBN: 3-7720-8086-3 CHF 84.– Verlag A. Francke, D-Tübingen

Kernstück der Arbeit ist eine korpuslinguistische Analyse des Schreibverhaltens sechzehn schwedischer Frauen und Männer der Grossmachtzeit anhand ihrer Tagebücher und Autobiographien. Das hierzu entwickelte quantitativ-statistische Verfahren zielt zunächst auf ein – korpusbezogenes – Konzept der "Messbarkeit von Individualstil". Besonders im Brennpunkt steht bereits bei der quantitativen Analyse die Frage, ob die feststellbaren sprachlichen Unterschiede mit dem Geschlecht und der sozialen Herkunft der Verfasser, mit der Textsorte oder dem Entstehungszeitpunkt zusammenhängen. Der zweite, nochmals gleich umfangreiche Untersuchungsteil stellt die Resultate vor den geistes- und sozialgeschichtlichen Hintergrund und führt in ausführlichen Textanalysen die sprachlichen Besonderhieten jedes Quellentextes mit den individuellen Lebens- und Bildungsgängen zu aussagefähigen Sprachbiographien der Verfasser zusammen. Gleichzeitig werden in die Deutung der sprachlichen Resultate die Auswirkungen konkreter inhaltlicher und pragmatischer Texteigenschaften einbezogen. Das Korpus umfasst Auszüge aus Texten von Agneta Horn, Beata Yxkull, Maria Agriconia, Maria Euphrosyna, Anna Akerhielm, Märta Berendes, Christiana Juliana Oxenstierna und Maria Stenquist; Johan Rosenhane, Petrus Magni Gyllenius, Andreas Bolinus, Olaus Bodinus, Henrik Henriksson Horn, Erik Dahlberg, Zachris Franc und Josias Cederhielm. Vier der Frauentexte werden im Anhang zum ersten Mal veröffentlicht.

Die Arbeit behandelt ein umfangreiches Manuskriptmaterial des prominentesten Autors der schwedischen Romantik Carl Jonas Love Almqvist. Die Handschriften, die in der Fiktion als Akten einer privaten Akademie ausgegeben werden, sind in ihrer wissenschaftstheoretischen Intention durchaus mit den (meta)enzyklopädischen Projekten von Jean Paul, Novalis oder Flaubert vergleichbar. Wie in den Texten dieser Autoren wird die Diskussion enzyklopädischer Wissensordnungen mit sprach- und schrifttheoretischen Überlegungen verknüpft, die dem Einfluss konkreter Medien auf die Ordnung der Dinge nachzugehen versuchen. Mit Rekurs auf die unterschiedlichen Positionen von Diskurstheorie, Dekonstruktion und Medientheorie, die sich in dem vieldeutigen Begriff des Archivs spiegeln, wird das theoretische Potential von Almqvists Handschriften aus verschiedenen Blickwinkeln gerahmt. Die autoreferentiellen Schreibweisen des Autors werden in Differenz zu poetologischen, sprachwissenschaftlichen und pädagogischen Positionen der deutschen und schwedischen Romantik bestimmt und auf ihre weitreichenden philosophischen und politischen Implikationen hin befragt. Schliesslich wird der postulierte Zusammenhang zwischen Schrift, Schreiben und Wissen an den von Almqvist selbst thematisierten zeitgenössischen Diskursen von Botanik, Ökonomie und Orientalismus exemplifiziert.

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Pechota Vuilleumier Cornelia

O Vater, lass uns ziehn! Literarische Vater-Töchter um 1900. Gabriele Reuter, Hedwig Dohm, Lou Andreas-Salomé 400 Seiten, 53 Abb. davon 23 farbig ISBN: 3-487-12751-2 EUR 58.– Georg Olms Verlag AG, D-Hildesheim

Sahlfeld Wolfgang

L'immagine riflessa Pirandello e la cultura tedesca 161 Seiten ISBN: 88-498-0923-9 EUR 10.– Rubbettino Editore Srl, I-Soveria Mannelli

Schori Bondeli Ruth

Der postmoderne Kammerherr Niebelschütz und sein ‚unzeitgemässer’ Nachkriegsroman 233 Seiten ISBN: 3-03910-643-0 CHF 59.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Durch sein Goethe-Zitat verweist der Titel dieses Buches auf literarische Töchter des Fin de siècle, die Züge der heimatlosen Mignon tragen. Auch die Heldinnen der décadence spiegeln sich in einer Vaterfigur, doch wird diese nun zum Projektionsträger ihrer 'unweiblichen' Lebensentwürfe. Der Anklang an den Exodus steht hier für eine schwierige Emanzipation, da die Töchter ihren Aufbruch mit Vätern aushandeln, die sie nicht gerne ziehen lassen. Zwischen den paradoxen EmanzipationsBestrebungen dieser Frauen und der Kompromiss-Lösung jüdischer Akkulturation wird in den untersuchten Texten ein narrativer Zusammenhang hergestellt, der bisher unbeachtet blieb. Indem ihn dieses Buch beleuchtet, leistet es einen literaturwissenschaftlichen Beitrag zur Erforschung deutschjüdischer Wechselwirkungen um 1900, deren Komplexität noch lange nicht ausgelotet ist. Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Assyriologie konzentrierte sich die Autorin auf die Literatur von Frauen um 1900, die sie auch für die deutsch-jüdische Problematik sensibilisierte. Die vorliegende Untersuchung ist das Ergebnis einer jahrelangen Vertiefung in die Mentalitätsgeschichte des Fin de siècle, das Frauen und Juden in Konstruktionen vom 'Fremden' und 'Anderen' einen gemeinsamen Ort zuwies, sie aber auch motivierte, kreativ dagegen anzutreten.

Le texte a pour objet les rapports entre le pris Nobel sicilien Luigi Pirandello (l867-1936) et la culture allemande. Une introduction d'ordre méthodologique discute les préjugés, erreurs et fausses pistes de la critique littéraire dans ce domain (en particulier le lieu commun selon lequel Pirandello aurait, grâce à ces études à Bonn, plus allemand qu'italien dans ses idées philosophiques), afin de pouvoir sereinement parler de quelques aspects jusqu'à présent moins traités de cette problématique. Les chapitres suivants s'occupent de l'influence que Pirandello a exercé sur le théâtre allemand des années vingt, du livret en allemand que l'auteur sicilien lui-même a écrit pour un film (jamais réalisé) tiré des Six personnages en quête d'auteur, et des rapports entre Pirandello (et d'autres auteurs italiens de son époque) et l'Allemagne nazie. Le dernier chapitre essaie de mettre en lumière les intertextualités possibles entre Pirandello et Friedrich Dürrenmatt.

Der Blaue Kammerherr von Wolf von Niebelschütz (1949) ist im Kontext seiner Zeit ein Unikat. Zieht sich der Autor mit seinem ‚galanten’ Nachkriegs-Roman in die erzählerische Vormoderne zurück – oder präfiguriert er allenfalls eine postmoderne Stillage? Was heisst ‚postmodern’ im Bereich der Literatur? Unter dieser doppelten Fragestellung befasst sich die Studie mi den kulturpolitischen und literarischen Voraussetzungen für den Roman. Sie zeigt auf, wie Überliefertes aus den verschiedenen Künsten im Zuge seiner narrativen Vergegenwärtigung verändert wird. Schliesslich benennt sie, inwiefern der Kammerherr als postmoderne literarische Artikulation bezeichnet werden kann und welche Elemente dafür kennzeichnend sind. Damit eröffnet die Untersuchung nicht nur einen neuen Zugang zu ‚Niebelschütz’ Hauptwerk, sie klärt auch den Blcik für den nur allzu oft unscharf umrissenen Begriff der literarischen Postmoderne.

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Seger Cordula

Grand Hotel Zur Genese eines imaginären Raumes 552 Seiten Text mit Abb. ISBN: 3-412-13004-4 EUR 59.90 Böhlau Verlag GmbH & Cie, D-Köln

Stingelin Martin

"SCHREIBKUGEL IST EIN DING GLEICH MIR: VON EISEN" Schreibszenen im Zeitalter der Typoskripte 304 Seiten ISBN: 3-7705-4112-X EUR 38.– Wilhelm Fink Verlag München, DPaderborn

Das Grand Hotel ist der Gesellschaftsort schlechthin. In der Blütezeit des Grand Hotels im ausgehenden 19. Jahrhundert erfüllt die historistische Architektur den bürgerliche Traum eines Lebens wie im Adelsschloss besonders sprechend. Rekonstruktion und Neubauten von Grand Hotels, die sich heute an vielen Plätzen beobachten lassen, sind mehr als nostalgische Reminiszenzen an eine vergangene Architektur und Luxuskultur: Das Bild des Grand Hotels nimmt über seine ubiquitäre Rolle in der Literatur des 20. Jahrhunderts einen zentralen Platz im kollektiven Imaginären ein. Es stellt einen symbolisch besetzten Schauplatz dar, auf dem bedeutsame soziale, politische und kulturelle Phänomene der Moderne beschrieben und verhandelt werden. Das vorliegende Buch ist als Entwicklungsroman des imaginären Grand Hotels aus den Quellen eines umfangreichen literarischen Textkorpus gestaltet. Der erste Teil spielt im Schweizerischen Hochtal Engadin vor dem 1. Weltkrieg; zu dieser Zeit stilisiert die Literatur das Grand Hotel zum Inbegrif europäischer Zivilisation. In den Zwanzigerjahren wird das Grand Hotel zum Topos und figuriert immer mehr als Sinnbild polythematischer Grossstadterfahrung. Nachdem die gastlichen Häuser ideologisch diskreditiert und oft auch real dem Verfall Preis gegeben wurden, beschäftigt sich die Literatur ab 1945 hauptsächlich mit dem Gedächtnisort Grand Hotel. Eine Fortsetzung der Geschichte aber scheint sich in den gebauten Phantasmagorien eines Las Vegas abzuzeichnen.

Das vorliegende Buch widmet sich der Mechanisierung des Schreibens, wie sie mit der Schreibmaschine seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ins Schreiben Einzug hält und im ersten Dritte des 20. Jahrhunderts vermehrt thematisiert wird. Die Schreibmaschine führt zum ersten Mal eine erkennbare Trennung in der Verbindung zwischen dem Körper des Schreibenden und der Gestalt des Geschriebenen ein. In diesem Einschnitt, in dem der Körper des Schreibers, das Schreibwerkzeug und das Geschriebene getrennt und bisweilen als widerstrebende Elemente in Szene gesetzt werden, siedeln sich die Untersuchungen dieses Bandes an und stellen pointiert die Frage nach der Eigenproduktivität des Schreibwerkzeugs. S widmet sich die Aufmerksamkeit der Beiträge der Frage, wie sich dieses Beziehungsgefüge im Zeitalter der Mechanisierung des Schreibens darstellt und wie es thematisiert wird. Dabei trit die zweispältige Rezeption der Schreibmaschine hervor: Einma wird sie wegen ihres schöpferischen Vermögens euphorisch begrüsst und als Produktionsgefährtin geliebt, einmal wird kritisch von ihr Distanz genommen, weil die Typen zu einer Nivellierung des Geschriebenen führten. Dabei zeigt sich nicht zuletzt, dass im Zeitalter der Medienkonkurrenz auch das Schreiben von Hand zum Problem geworden ist. Das Buch erscheint als zweiter Band der Reihe "Zur Genealogie des Schreibens" und untersucht die Kulturtechnik des Schreibens als das mehr oder weniger instabile Beziehungsgefüge uneinheitlicher Beteiligungen, die mit dem Begriff der "Schreibszene" auf die instrumentellen, körperliche und konzeptuellen Aspekte des Schreibens befragt werden. In der chronologischen Anordnung dieser "Schreibszenen" wird erkennbar, dass das Schreiben sich in medientechnischen Umbruchsphasen jeweils verschärft als dieses problematische Gefüge zur Diskussion stellt.

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Stockmar René

Private Briefe – freie Wissenschaft Zur Kommentierung von Nietzsches Briefwechsel 1872-1874, KGB II/3 und II/4 edition TEXT 7 ISBN: 3-87877-947-X EUR 49.– / CHF 78.– Stroemfeld Verlag AG, Basel

Strässle Thomas/Torra-Mattenklott Caroline (Hg.)

Poetiken der Materie 340 Seiten ISBN: 3-7930-9427-8 EUR 49.90 Rombach Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG, D-Freiburg i. Br.

Der Unterschied zwischen (veröffentlichem) „Text“ und „Geschriebenem“, nicht für die Öffentlichkeit Bestimmtem, wird auch in der editionsspezifischen Literatur noch zu wenig thematisiert. Was geschieht mit einem Brief auf seinem Weg vom privaten Besonderen zum öffentlichen Allgemeinen? Aus der editorischen Mitarbeit am Nachbericht der Kritischen Gesamtausgabe der Briefe Friedrich Nietzsches (KGB) erwachsen, betreibt Stockmars Text in Form einer essayistischen, zugleich detailversessenen Montage eine Kritik philologischer Usancen. Am Beispiel von Nietzsches Briefwechsel der Jahre 1872 bis 1874 und dem Konzept der KGB werden Praxis und Möglichkeiten der Briefedition, des Kommentars und der Lektüre dargestellt und erörtert. „Zu wünschen wäre, dass dem lesenden wie dem Lesen lehrenden und verwaltenden Bewusstsein selbstverständlicher würde, dass ein Druck nicht in jedem Fall ein Text wie jeder andere ist; dass bewusst bliebe, dass ein von den AutorInnen veröffentlicher Text etwas anderes ist als das, was sich in deren Nachlass auf Briefpapier, in Heften oder auf einzelnen Blättern geschrieben findet. Zu wünschen wäre, dass, wo das Briefgeheimnis verletzt, aber deswegen noch nicht aufgehoben ist, das Geheimnis eines Verrats bewahrt bleibt: das Lesen verratener Briefe, die nicht a einen selbst gerichtet sind, mit dem verräterischen Gedächtnis des eigenen Lesens und Schreibens jetzt.“

In wiederholten Anläufen hat das neuzeitliche Denken der sinnlichen Wahrnehmung einen adäquaten Zugang zur Materie abgesprochen. Was sich den Sinnen als konkrete Stofflichkeit präsentiert, gilt als blosser Schein im Verhältnis zu den allgemeinen, aber weniger sinnfälligen Prinzipien, die der analytische Verstand hinter dem Farbigen, Harten, Glänzenden oder Bitteren erkennt. Ähnliche Vorbehalte gegenüber der Materialität als Gegenstand der Reflexion waren lange zeit auch in den Kulturwissenschaften wirksam. Der vorliegende Band widmet sich der Frage, wie sich die Welt des Stofflichen für die Kultur- und Medienwissenschaften, insbesondere die Literaturwissenschaft, zurückgewinnen lässt. Dabei wird einerseits an Theorien und Lektürepraktiken angeknüpft, die das differentielle Denken in den Hintergrund gedrängt hat, andererseits sind aktuelle Forschungskontexte repräsentiert, die sich mit den Kulturen der Materie befassen.

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Thüring Hubert (Hrsg.)

Sexualität, Recht, Leben Die Enstehung eines Dispositivs um 1800 320 Seiten ISBN: 3-7705-3967-2 EUR 42.90 Wilhelm Fink Verlag München, DPaderborn

von Zimmermann Christian/von Zimmermann Nina (Hrsg.)

Frauenbiographik Lebensbeschreibungen und Porträts 400 Seiten ISBN: 3-8233-6162-7 CHF 84.– Günter Narr Verlag, D-Tübingen

Mit der Trias von Sexualität, Recht, Leben nehmen die hier versammelten Beiträge Themen auf, die sowohl in den Geistesund Kulturwissenschaften, in den Naturwissenschaften und in der Rechtswissenschaft als auch in einer breiteren kulturellen und politischen Öffentlichkeit zur Zeit diskutiert werden, und versuchen, ihren historischen Vorlauf um 1800 zu rekonstruieren. Der Diskurs über das Leben erhält seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine herausgehobene, aber zugleich schwer erkennbare Position, weil er vielerorts nicht explizit geführt wird, sich aber auf den 'Nebenschauplätzen' der Medizin, Physiologie, Anthropologie, Rechtswissenschaft, Philosophie und in der Literatur der Goethezeit um so wirksamer herausbildet. Dabei erweisen sich Sexualität und Recht als Felder, in denen das Leben in theoretischer wie praktischer Hinsicht auf intensive Weise als ihre Voraussetzung und ihr Gegenstand verhandelt wird; und umgekehrt katalysieren wiederum Sexualität und Recht als diskursive Bedingungen und Praktiken die Erforschung des Lebens. Insbesondere die Literatur um 1800 lässt sich dabei als hochsensibler Schnitt- und Überkreuzpunkt von heterogenen, aber doch zusammenhängenden Diskurse über Sexualität, Recht und Leben verstehen. Diesen Zusammenhang an Hand detaillierter Analysen von Diskursen, Theorien und erzählten Geschichten aufzudecken, ist Ziel der heir versammelten Studien.

Biographien von Frauen über Frauen sind besonders in den angelsächsichen Forschungsdebatten wiederholt diskutiert worden. Die achtzehn Studien des vorliegenden Sammelbandes unternehmen in kritischer Auseinandersetzung mit der bisherigen Diskussion eine neue Sichtung der biographischen Textsorten der Neuzeit. Die germanistischen, romanistischen und skandinavistischen Beiträge gliedern sich in die Themenblöcke "Mythologie und Gestaltung des Weiblichen", "Kollektivbiographik", "Frauenbiographische Textsorten der Frühen Neuzeit", "Gegenwart: zur Praxis der Frauenbiographik und "Datenbank: Frauenleben dokumentieren". Neben einem einleitenden Forschungsüberblick und Beiträgen zu zentralen Forschungsgegenständen der Biographieforschung (Autorinnenbiographik, Weiblichkeitskonzepte) werden vielfältige bislang unbeachtet gebliebene Textgruppen (Kollektivbiographik, exemplarisch-didaktische Biographik, Erfolgsbiographik des 19. Jahrhunderts) sowie Sonderformen des Biographischen erschlossen. Repräsentative Fallbeispiele, die historisch und literaturgeschichtlich relevante Persönlichkeiten thematisieren, laden ebenso wie Systematisierungsversuche zu Anschlussforschungen insbesondere im Kontext von Biographik, Frauenliteratur und Genderforschung ein; interdisziplinäre Schnittstellen ergeben sich vor allem zur Geschichtswissenschaft und zur historischen Pädagogik.

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Würsch Renate

Nizãmis Schatzkammer der Geheimnisse Eine Untersuchung zu Mahzan ul-asrãr 416 Seiten ISBN: 3-89500-462-6 EUR 35.– Dr. Ludwig Reichert Verlag, D-Wiesbaden

Coquoz Joseph / Knüsel René avec Galay Gafia, Jecker-Parvex Maurice, Guélat Gabriel

Les éducs en action: Analyse de la pratique quotidienne dans l'éducation auprès des personnes soufrant de handicap Etude pilote 200 pages ISBN: 2-88284-042-X CHF 30.– / EUR 20.– EESP Ecole d'études sociales et pédagogiques, Lausanne

Sommerfeld Peter

Evidence-based Social Work Towards a New Professionalism? 237 pages ISBN: 3-03910-809-3 CHF 38.– Verlag Peter Lang AG, Bern

Wigger Annegret

Was tun Sozialpädagoginnen und was denken sie, was sie tun? Professionalisierung im Heimalltag 144 Seiten ISBN: 3-938094-48-6 EUR 14.90 Verlag Barbara Budrich, Leverkusen

Gegenstand dieser Untersuchung ist das erste grosse Werk des persischen Dichters Nizami (gest. 1209), Makhzan ul-asrar ("Die Schatzkammer der Geheimnisse"). Die Studie behandelt zunächst Fragen der Werkgeschichte und Rezeption und analysiert anhand von Beispielen den formalen Aufbau dieser Dichtung Nizamis sowie die in ihr angewandten rhetorischpoetischen Verfahren, namentlich die reiche und schwierige Metaphorik, die ein Merkmal dieses Erstlingswerks ist. Weitere Schwerpunkte der Untersuchung sind die wechselweise beschreibend- reflektierende, homiletische und narrative Textstruktur von Makhzan ul-asrar, Nizamis virtuose Technik der Bildung von Assoziationsketten durch Schlüsselbegriffe un die didaktischen Hauptthemen des Werks. Den Schluss der Studie bildet eine kommentierte Übersetzung der zwanzig von Nizami in Makhzan ul-asrar eingefügten Gleichniserzählungen unter Bercüksichtigung der Textkritik und Motivgeschichte.

Que font les éducateurs/trices spécialisé/es? A l'heure des compressions budgétaires, nécessitant une évaluation, une justification de l'ensemble des dépenses publiques, cette question prend une résonance toute particulière. Or, les réponses qu'on peut lui apporter manquent généralement de contenu précis. Le propos courant veut que les éducs... élèvent, qu'ils guident, qu'ils accompagnent, autant de métaphores traduisant l'embarras. L'ambition de ce livre, fruit d'une recherche, est de décrire et d'analyser les actions de ces professionnels, non pas dans une perspective de contrôle ou de normalisation, mais pour faire apparaître ce qui constitue la quotidienneté de leurs pratiques. Pour accéder à celles-ci, il est nécessaire de briser quelques clichés et de se doter d'une méthode d'investigation comprenan l'observation des acteurs et leur implication par la parole.

Evidence-based practice is a movement deriving from medicine to measure the effectiveness or the outcome of practical interventions. This concept has been transferred to social work at a time when the profession is under pressure from "managerialism". Evidence-based social work therefore is suspect, even though there is no doubt that knowledge should be the base of professional social work action. "What works" and other narrow concepts of evidence-based practice seem better suited to managerial demands for "accountability" and to political decision-making in respect of financial problems of welfare states than to professional decision-making. On the other hand accountability and political/financial constraints are a reality social work has to cope with anyway. The leading question asked by this book is whether the change in the environment of social work practice can be used as a stimulus for constructive development and whether evidence-based social work can be conceived as an approach pointing to new forms of professionalism using evidence for theimprovement of professional social work practice and its accountability.

Das Buch untersucht den Alltag von SozialpädagogInnen, die mit den von ihnen Betreuten gemeinsam leben. Die dichte Beschreibung und Analyse führt zu einem professionalisierten Bild. Sechs SozialpädagogInnen in verschiedenen Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurden fünf Tage lang in ihrer Tätigkeit beobachtet und interviewt. In der Auswertungist eine dichte Beschreibung der beruflichen Tätigkeit entstanden. Die neuen professionellen Kategorien und Begriffe geben der anspruchsvollen Basisarbeit in Heimen endlich ein Gesicht.

48 Mathematik Mathématiques

Voelke Jean-Daniel

Renaissance de la géométrie non euclidienne entre 1860 et 1900 XIII, 459 pages ISBN: 3-03910-464-0 CHF 74.– Editions Peter Lang SA, Berne

La découverte de la géométrie non euclidienne par Gauss, Bolyai et Lobatchevski, entre 1820 et 1830, est passée sur le moment presque inaperçue. Il faudra attendre la publication de la correspondance de Gauss et Schumacher, à partir de 1860, pour qu'un nouvel intérêt pour ce sujet se manifeste. Celle-ci révèle en effet le crédit accordé par le prince des mathématiciens à la géométrie non euclidienne et aux travaux de Lobatchevski. C'est le début d'une renaissance de cette discipline. De nouvelles recherches mathématiques sont effectuées; en même temps s'engagent les premières discussions épistémologiques. Elles se poursuivront jusque vers 1900, date à laquelle on peut considérer que la géométrie non euclidienne est largement acceptée par la communauté scientifique. Ce phénomène de renaissance, régulièrement mentionné par les historiens, n'avait jusqu'à maintenant pas fait l'objet d'une étude propre; le but de ce livre est donc de combler une lacune. Il présente et commente un vaste éventail de textes aussi bien mathématiques qu'épistémologiques. Certains d'entre eux sont extraits de correspondances inédites ou d'ouvrages peu connus et difficilement accessibles. Une place particulière est réservée la réception de la géométrie non euclidienne par les contemporains.

49 Erdwissenschaften Sciences de la terre

Brinkmann Winand

Mixosaurier (Reptilia, Ichthyosauria) mit anterio-posterior verlängerten Quetschzähnen aus der Grenzbitumenzone (Mitteltrias) des Monte San Giorgio 88 Seiten, 27 Abbildungen, 1 Tabelle ISSN: 0080-7389 CHF 132.– Schweiz. Paläontologische Abhandlungen, Basel

Durophage Ichthyosaurier sind in der alpinen Trias sehr selten Daher ist es bemerkenswert, dass sie aus der Grenzbitumenzone seit kurzem bekannt sind. Das, sich jetzt im Besitz des Museo cantonale di storia naturale befindliche Material, gehört zu den Taxa Mixosaurus kuhnschnyderi und Phalarodon Merriam und ist ungefähr 240 Mio alt. Das Material von M. kuhnschnyderi und Ph. sp. wird beschrieben und biologisch interpretiert. Ein vorläufiger Klassifikationsvorschlag für die Familie Mixosauridae Baur, 1887, macht deutlich, dass das aus dem Monte San Giorgio/Besanobecken vorliegende Material (ohne anterio-posterior verlängerte Quetschzähne) ein grösseres Arten-Spektrum umfasst, als bisher bekannt war.

50 NFP 39 PNR 39

Mahnig Hans

Histoire de la politique de migration, d'asile et d'intégration en Suisse depuis 1948 500 pages ISBN: 2-88351-030-X CHF 68.– Seismo Verlag, Zürich

Piguet Etienne

L'immigration en Suisse depuis 1948 300 pages ISBN: 2-88351-029-6 CHF 42.– Seismo Verlag Zürich

Cet ouvrage retrace la politique migratoire suisse depuis 1948. I observe séparémenet la politique d'admission des immigrés (immigration policy), celle de leur intégration (immigrant policy et la politique d'asile. Il distingue différentes phases de leur évolution. Il en résulte le tableau d'une politique migratoire menée au pilotage à vue. Les mesures prises n'ont en effet jamais été formulées de manière systématique. Elle répondent, jusqu'aux années 1980, aux demandes urgentes des acteurs économiques et politiques. En une deuxième phase, les décideurs changent de camp et ce seront les influences internationales qui détermineront l'orientation de la politique migratoire. Cet ouvrage fournit les premières données indispensables à la compréhension de la politique migratoire en Suisse.

Des ouvriers italiens aux cadres anglo-saxons, des exilés hongrois aux réfugiés sri lankais, la Suisse a vécu un intense afflux d'immigrants durant la seconde moitié du XXe siècle. La Suisse est-elle dès lors une nation d'immigrants au même titre que les Etats-Unis ou le Canada? Quel est le rôle de la migration dans l'évolution de la population suisse? Y a-t-il fracture sociale ou économique entre issus d'immigrants et autochtones? D'où viennent les immigrants, qui sont-ils? Que nous réservent les migrations à venir? Telles sont les questions auxquelles cet ouvrage répond en fournissant une analyse détaillée des flux migratoires en Suisse et de la population issue des migrations.

51 NFP 42 PNR 42

Klöti Ulrich

Verkannte Aussenpolitik Entscheidundsprozesse in der Schweiz 322 Seiten ISBN: 3-7253-0808-X CHF 52.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Die Schweiz steht vor neuen aussenpolitischen Herausforderungen. Gleichzeitig schwindet der innenpolitische Konsens über den einzuschlagenden Weg. In dieser Situation interessiert in besonderem Masse, wie sich innenpolitische Entscheidungsprozesse zu aussenpolitischen Themen gestalten und zwar nicht nur bei den grossen Weichenstellungen, sondern auch bei häufig verkannten kleineren Entscheiden. In der vorliegenden Studie werden drei Dimensionen dieser Fragestellung untersucht: Erstens zeigt ein Vergleich zwischen Entscheidungsprozessen der 1980er- mit solchen der 1990erJahre, wie sich die Abläufe über die Zeit hinweg verändert haben. Zweitens klärt eine Akteuranalyse, wer aussenpolitische Entscheidungen beeinflusst. Drittens weist ein Vergleich zwischen rein innenpolitischen Entscheidungsprozessen und solchen mit aussenpolitischen Inhalten systematische Unterschiede nach. Die Untersuchung stützt sich auf eine quantitative Vollerhebung von 802 Staatsverträgen aus den 1980er- und 1990er-Jahren sowie auf vier detaillierte qualitative Fallstudien.

52 NFP 42+ PNR 42+

Etemad Bouda, Bott Sandra, Guex Sébastien

Les relations économiques entre la Suisse et l'Afrique du Sud durant l'apartheid (1945-1990) 428 pages ISBN: 2-940146-66-7 CHF 40.– Editions Antipodes, Lausanne

Kreis Georg

Die Schweiz und Südafrika 19481994 Schlussbericht des NFP 42+ 600 Seiten ISBN: 3-258-06954-9 CHF 48.– Haupt Verlag AG, Bern

Comment les relations économiques entre la Suisse et l'Afrique du Sud ont-elles évolué entre 1945 et 1990? Quel rôle les banques et l'industrie helvétiques ont-elles joué dans le financement du régime de l'apartheid, dans l'écoulement de l'or sud-africain, ou encore dans les investissements effectués dans le cône sud de l'Afrique? Les milieux dirigeants suisses ont-ils développé des liens particulièrement étroits avec les autorités de Pretoria? L'attitude de la Suisse officielle a-t-elle été influencée par les sanctions internationales adoptées contre le régime d'apartheid? Cet ouvrage tente de répondre à ces questions, en se basant sur les archives qui ont été accessibles en Suisse et en Afrique du Sud.

Während andere Staaten wirtschaftliche Sanktionen gegen das Apartheidregime verhängten, stellten sich die Schweizer Behörden konsequent auf den Standpunkt, dass Südafrika ein Staat wie jeder andere sei. Schweizerische Grossunternehmen sahen in Südafrika einen attraktiven Wirtschaftspartner, teilweise profitierten sie auch von den Boykotten. Einige politische Kräfte sympathisierten zudem offen mit dem Regime am Kap. Von der Debatte um das Verhalten der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs ermuntert, kam 1997 die Forderung auf, eine historische Untersuchung auch der schweizerischen Apartheid-Vergangenheit zu veranlassen. So entstand – von Parlament und Bundesrat in Auftrag gegeben und dem Schweizerischen Nationalfonds zur Durchführung übertragen – der hier vorliegende Bericht. Er bietet eine Synthese von zehn einzelnen Forschungsprojekten. Der Bericht identifiziert die wichtigsten Akteure in der Gestaltung der Beziehungen zu Südafrika, er umschreibt die rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen sich diese Akteure bewegten und die mentalen Wahrnehmungsmuster, von denen sie sich leiten liessen. Das Hauptkapitel befasst sich mit den Handlungsspielräumen und Haltungen im wirtschaftlichen Bereich. Dabei steht der Handel mit Krediten, Gold, Diamanten und Kriegsmaterial im Vordergrund. Ein weiteres Kapitel handelt von den nichtwirtschaftlichen Fragen, den politischen Deklarationen, der illusionären Vermittlerrolle, der Besuchsdiplomatie, der militärischen Kooperation, den Sportkontakten, der Haltung in der Auswanderungsfrage – und der nach 1986 einsetzenden Unterstützung der schwarzen Opposition.

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Künzli Jörg

Zwischen Recht und Politik Der rechtliche Handlungsspielraum der schweizerischen Südafrikapolitik (19761994) 456 Seiten ISBN: 3-0340-0728-0 CHF 68.– / EUR 44.80 Chronos Verlag, Zürich

Vatter Adrian

Kohärenz in der schweizerischen Aussenpolitik Verwaltungskoordination am Beispiel der schweizerischen Südafrikapolitik 400 Seiten ISBN: 3-7253-0812-8 CHF 52.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Südafrika unter dem Apartheidregime stellte für die Entwicklung des Völkerrechts einen eigentlichen Katalysator dar. So kann an diesem einzigartigen Beispiel einer während der Periode des Kalten Krieges einheitlich als völkerrechtsverletzend charakterisierten Politik erstmals eine beinahe universell beachtete Praxis beobachtet werden – eine Praxis, wonach auch nicht direkt betroffene Staaten auf schwersten Völkerrechtsverletzungen eines Drittstaates nicht nur mit rhetorischen Verurteilungen reagierten. Vielmehr modifizierten aus diesem Grund zahlreiche Länder ihre Beziehungen zur Kaprepublik und schränkten namentlich ihre bilateralen Handelskontakte – wenn auch in sehr unterschiedlichem Umfang – ein. Als einer der wenigen Staaten blieb die Schweiz weitgehend passiv. Zur Erklärung für dieses Verhalten wurden sowohl zeitgenössisch wie auch rückblickend neben politischen oft rechtliche Gründe angeführt. Die Stichhaltigkeit dieser Argumentation klärt die vorliegende Studie unter Berücksichtigung von teilweise unveröffentlichtem Quellenmaterial in zwei Schritten ab. In einem ersten Teil überprüft die Untersuchung die Berechtigung der Schweiz, Südafrika durch aussenpolitische Massnahmen zu einer Beachtung des Völkerrechts zu motivieren. Zu diesem Zweck klärt sie ab, ob völker-, neutralitäts- und verfassungsrechtliche Bestimmungen den Handlungsspielraum der Schweiz einengten und damit als Erklärung für die geringe Unterstützung der Bemühungen der internationalen Gemeinschaft durch die Schweiz herangezogen werden können. Von einem entgegengesetzten Blickwinkel wird in einem zweiten Schritt untersucht, ob das damalige Völkerrecht, aber auch neutralitätspolitische Gebote und andere aussenpolitische Prinzipien die Schweiz nicht bloss berechtigt, sonder sogar verpflichtet hätten, eine aktivere Südafrikapolitik zu betreiben, d.h. auf die Rechtsverletzungen des Apartheidregimes zu reagieren. Es wird den Fragen nachgegangen, ob und in welchem Umfang die Schweiz als damaliger Nichtmitgliedstaat der UNO verpflichtet gewesen wäre, das Kriegsmaterialembarg der Vereinten Nationen gegen Südafrika nachzuvollziehen bzw ob sie gehalten gewesen wäre, entschiedener auf die südafrikanische Besatzung Namibias oder die Schaffung der sogenannten Bantustans zu reagieren.

Ungenügende Kohärenz kann dem Ruf der Aussenpolitik eines Landes beträchtlichen Schaden zufügen. Dies gilt besonders dann, wenn unterschiedliche Zielsetzungen aufeinander prallen, beispielsweise Anliegen der Menschenrechtspolitik einerseits und solche der Aussenhandelspolitik andererseits. Diese aussenpolitischen Konflikte lagen in geradezuparadigmatischer Weise in der schweizerischen Politik gegenüber dem Apartheidregime in Südafrika vor. Das Buch beschreibt und analysiert die damit verbundenen Entscheidungs- und Koordinationsprozesse innerhalb der Bundesbehörden von 1985 bis 1994 anhand von Fallstudien zur Menschenrechts- und Transitionspolitik, zum Programm der positiven Massnahmen und zur Sanktionspolitik in den Bereichen Diplomatie und Aussenwirtschaft. Im Zentrum steht die Frage nach den theoretischen und empirischen Ursachen der Kohärenz in der schweizerischen Südafrikapolitik während dieser sehr kontroversen Periode. Das Buch schliesst mit konkreten Empfehlungen für die politische Praxis.

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Widmer Thomas/Hirschi Christian (Mitarbeit: Blaser Cornelia, Marti Markus, Senn Dominic)

Stabilität im Wandel Gestaltung der schweizerischen Südafrikapolitik von 1968 bis 1994 280 Seiten ISBN: 3-7253-0816-0 CHF 44.–/ EUR 28.20 Verlag Rüegger, Zürich

Die Politik der Schweizer Behörden gegenüber dem Apartheidregime in Südafrika war von ausgesprochener Stabilität geprägt. Zwar wurde die Apartheid als menschenrechtsverachtendes System stets abgelehnt und auch mehrmals in öffentlichen Erklärungen verurteilt. Auf der Eben konkreter politischer Massnahmen war die offizielle Haltung der Schweiz jedoch äussert zurückhaltend. Auch als ab 1985 immer mehr Staaten gegen das Apartheidregime Wirtschaftssanktionen ergriffen und sich der Bundesrat im Jahre 1990 im Falle Iraks aufgrund der Invasion in Kuwait erstmals zu einem umfassenden Wirtschaftsembargo entschloss, hielt er im Falle Südafrikas an seiner grundsätzlichen Ablehnung von Wirtschaftssanktionen fest. Die Studie bietet mit einer detailreichen Darstellung und einer systematischen Analyse interessante Einblicke in die Schweizer Entscheidungsmechanismen und zeichnet eindrucksvoll nach, wie sich die Schweiz hinsichtlich der Apartheidfrage international immer stärker isolierte.

55 NFP 43 PNR 43

Hanhart Siegfried / Schulz Hans-Rudolf

Berufliche Weiterbildung in öffentlichen und privaten Unternehmen in der Schweiz Kosten, Nutzen und Finanzierung 115 Seiten ISBN: 3-7253-0814-4 CHF 30.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Hanhart Siegfried

La formation continue dans les entreprises publiques et privées en Suisse: coûts, avantages et financement 102 pages ISBN: 2-8257-0913-1 CHF 39.– Editions Médecine & Hygiène, Dept Livre Georg, Genève

Welche Anstrengungen unternehmen öffentliche und private Unternehmen in der Schweiz für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aus welchen Gründen investieren sie wie viel und mit welchem Ergebnis? Antworten auf diesen Fragen liefert die vorliegende Untersuchung, bei der im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 43 „Bildung und Beschäftigung“ zwischen 2000 und 2003 rund 1800 private Unternehmen und öffentliche Verwaltungen befragt wurden. In den letzten Jahren hat der Anteil der Unternehmen in der Schweiz zugenommen, welche die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen. Dennoch werden die Mittel selektiv eingesetzt: Investiert wird vorzugsweise in jüngere Kader-Mitarbeiterinnen und –Mitarbeiter und in Weiterbildungsbereichen, welche direkt mi deren aktueller Funktion am Arbeitsplatz verbunden sind. Die durchschnittlichen jährlichen Weiterbildungsausgaben variieren je nach Branche und Unternehmensgrösse. Im Wesentlichen werden die direkten Ausgaben für Weiterbildung (Kursgebühren usw.) übernommen. Obwohl internationale Vergleiche schwierig sind, lässt sich feststellen, dass sich in der Schweiz die durchschnittlichen Ausgaben pro Kopf im industriellen Sektor im Mittelfeld der EU-Länder bewegen, während sie im privaten Tertiärbereich leicht darüber liegen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen evaluieren die Weiterbildungsinvestitionen formell, wobei primär die Zufriedenheit derjenigen, die sich einer Weiterbildung unterzogen haben, erfasst wird und etwas seltener die Umsetzung der neu erworbenen Kenntnisse am Arbeitsplatz. Die Untersuchung erhellt auch die Motive der Unternehmen fü oder gegen ein Engagement in Weiterbildungsaktivitäten. Abschliessend werden Empfehlungen für die Weiterbildungsverantwortlichen in privaten und öffentlichen Unternehmen und die politischen Entscheidungsträger formuliert.

Cet ouvrage présente les résultats d'une recherche sur les dépenses de formation professionnelle continue menée de 2000 à 2003 auprès de 1'800 entreprises privées et administrations publiques en Suisse. Ces dernières années, la proportion d'employeurs soutenant la formation professionnelle de leur collaborateurs-trices a augmenté en Suisse. Cependant les employeurs dépensent sélectivement dans la formation: ils privilégient l'investissemen en faveur de collaborateurs relativement jeunes occupant des emplois à responsabilité, et ils soutiennent prioritairement des formations spécifiques en relation avec l'emploi occupé. La dépense annuelle par collaborateur-trice varie selon le secteur d'activité économique et selon la taille de l'entreprise.

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Weber Karl

Bildung und Beschäftigung in der Diskussion, Band I Reader zum Forum Bidlung und Beschäftigung 191 Seiten ISBN: 3-7253-0799-9 CHF 38.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Weber Karl

Bildung und Beschäftigung in der Diskussion, Band 3 Synthese mit Kommentaren aus der Politik (deutsch) 143 Seiten ISBN: 3-7253-0810-1 CHF 36.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Weber Karl

La relation formation-emploi en question, vol. 4 Synthèse avec les commentaires des politiciens (français) 143 pages ISBN: 3-7253-0811-X CHF 36.– Editions Rüegger, Zürich/Chur

Band 1 (von 4) dokumentiert die Diskussionen, die am Praxisforum vom 1./2. Dezember 2003 in Bern stattgefunden haben. Die Themen: Betriebliche und berufliche Weiterbildung, Personalentwicklung, Berufsbildung, Übergänge in die Berufsbildung, Herkunft und Geschlecht im Zusammenhang mit Bildung und Beschäftigung, Innovation, Neue Technologien Arbeitslosigkeit und arbeitsmarktliche Massnahmen. Volume 1 (de 4) documente les discussions qui ont eu lieu lors du forum des 1er et 2 décembre 2003 à Berne. Les thèmes : Formation professionnelle continue, formation continue en entreprise, développement des ressources humaines, passage à la formation professionnelle, incidence de l’origine et du sexe sur la formation et l’emploi, innovation, nouvelles technologies, chômage et mesures relatives au march du travail.

Band 3 (von 4) enthält: • die Synthesebeiträge der Mitglieder der Leitungsgrupp des NFP 43 und • die Kommentare, welche Politikerinnen und Politiker sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Bildungsverwaltung dazu abgegeben haben. Die Themen: • Möglichkeiten und Restriktionen bildungspolitischen Handelns (Karl Weber) • Qualifikationswandel, Weiterbildung und Handlungsbedarf (Georges Sheldon) • Von Übergang aus dem Bildungssystem ins Beschäftigungssystem zum Übergang im Bildungssystem (Fritz Osterwalder) • Frauen, Männer, Bildung und Beschäftigung: Die Variable Geschlecht in den Arbeiten des NFP 43 (Martine Chaponnière) • Wissen, Können, Lernen – woraus entsteht Innovation? (Beat Hotz-Hart, Carsten Küchler)

Volume 4 ( de 4) englobe: les rapports de synthèse des membres du comité de direction du PNR 43 et les commentaires des politiciens et des représentants des administrations de l’éducation publique. Les thèmes : Possibilités et restrictions de l’action en matière de politique de formation (Karl Weber) Transformation des qualifications, formation continue et nécessité d’agir (Georges Sheldon) De la transition formation-emploi aux transitions au sein même du système de formation (Fritz Osterwalder) • Femmes, hommes, formation et emploi ; la variable genre dans les travaux du PNR 43 (Martine Chaponnière) • Savoir, savoir-faire, apprentissage – qu’est-ce qui génère l’innovation ? (Beat Hotz-Hart, Carsten Küchler)

57 NFP 45 PNR 45

Bachmann Ruth (Hrsg.)

einmal Rente – immer Rente? Wege in und aus der Invalidenversicherung: Prozesse und Bedingungen 225 Seiten ISBN: 3-7253-0795-4 CHF 44.– Verlag Rüegger, Zürich

Gärtner Ludwig/Flückiger Yves

Probleme des Sozialstaats: Ursachen, Hintergründe, Perspektiven Synthesebericht 174 Seiten ISBN: 3-7253-0801-2 CHF 38.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Der Anteil der Invalidenrentenbezügerinnen und – bezüger an der erwerbsfähigen Bevölkerung ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Gleichzeitig werden einmal gesprochene Renten in den wenigsten Fällen später herabgesetzt oder aufgehoben. Im Buch geht das Autorenteam dieser Problematik nach. Es untersucht einerseits die Wege, welche zum Bezug einer Rente führen, und andererseits die Bedingungen, welche eine berufliche Reintegration fördern und so die Herabsetzung oder Aufhebung der Rente ermöglichen. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Zuerst wird auf die theoretischen Grundlagen des Forschungsprojekts eingegangen Im zweiten Teil werden individuelle Lebensgeschichten dargestellt und zu übergeordneten Typen zusammengefasst. Dieser Teil vermittelt eine illustrative Beschreibung und Darstellung der Lebenssituationen, der Lebensverläufe und de Erfahrungen aus der Sicht der (ehemaligen) Invalidenrentenbezügerinnen und –bezüger. Im dritten Teil werden die Ergebnisse zusammengeführt und Empfehlungen zuhanden de Invalidenversicherung formuliert.

Die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialpolitischen Entwicklungen der 90er-Jahre haben in der Schweiz eine Diskussion um die Zukunft des Sozialstaats ausgelöst. Die Themen des NFP 45 knüpfen direkt an diese Diskussion an und führen sie weiter. Mit dem Buch wird eine Synthese der Ergebnisse des Forschungsprogramms vorgelegt. Der Fokus liegt dabei nicht bei der Präsentation von Einzelstudien, sondern bei einer synthetischen Verarbeitung der Ergebnisse. Zunächst werden die relevanten Entwicklungstrends und die Reformdiskussion der 90er-Jahre dargestellt. Die Transformation des Arbeitsmarktes übt einen gewichtigen Einfluss auf die sozialen Sicherungssysteme aus. Hier werden neue Studienergebnisse des NFP 45 zur Segmentation des Arbeitsmarktes, der Arbeitsplatzsicherheit und der Arbeitslosigkeit vorgestellt und diskutiert. Im Rahmen des NFP 45 wurde erstmals die Situation von Menschen mit Behinderung in der Schweiz systematisch auf verschiedenen Blickwinkeln untersucht. Die Studien zur Lebenslage von Menschen mit Behinderung, zu ihrer Diskriminierung und Stimatisierung sowie zu den Prozessen in und um die Invalidenversicherung bieten neue Einblicke, welche für die Integrationspolitik und die Massnahem im Rahmen der Invalidenversicherung von Bedeutung sind. Mit den Studien zum Gesundheitswesen wurden verschiedene Aspekte der Kostenentwicklung, Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, der Effizienz des Systems sowie Fragen der Langzeitpflege beleuchtet. Sie nehmen damit Bezug auf die laufende gesundheitspolitische Debatte und liefern dazu Hintergrundinformationen. Zum Teil schlagen sie auch Lösungen für konkret anstehende Probleme vor. Verschiedene Studien haben sich mit den globalen Wirkungen des Systems, mit grundlegenden Alternativen zur sozialen Grundsicherung und mit der Funktionsweise und den Wirkungen der Sozialhilfe beschäftigt. Zum einen ging es um die wirtschaftlichen Auswirkungen steigender Kosten und die Umverteilungswirkung des Gesamtsystems. Zum andern um di Praxis der Sozialhilfe und ihrer Wirkungen im Hinblick auf die Integration der Klientinnen und Klienten.

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Im Schlusskapitel werden die Studiener4gebnisse unter vier Perspektiven zusammengefasst und daraus Empfehlungen abgeleitet. Erstens geht es um das Verhältnis der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und den Integrationsmassnahmen in den verschiedenen sozialpolitischen Teilsystemen, zweitens um die Effizienz und Effektivität sozialpolitischer Massnahmen, drittens um die weitere Entwicklung des Gesundheitswesens zwischen Regulierung und Wettbewerb und schliesslich um die Frage de Gleichstellung und Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung. Das Kapitel schliesst mit einem Ausblick zum weiteren Forschungsbedarf.

Gredig Daniel

Menschen mit Behinderungen in der Schweiz Die Lebenslagen der Bezügerinnen und Bezüger von Leistungen der Invalidenversicherung 182 Seiten ISBN: 3-7253-0785-7 CHF 38.– Verlag Rüegger, Chur/Zürich

Magnin Chantal

Beratung und Kontrolle. Widersprüche in der staatlichen Bearbeitung von Arbeitslosigkeit 360 Seiten ISBN: 3-03777-036-8 CHF 49.– Seismo Verlag, Zürich

Das Problembewusstsein hinsichtlich der Erschwernisse, mit denen sich Menschen mit Behinderungen konfrontiert sehen, ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Das Wissen zur faktischen Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz ist aber nach wie vor gering. Gestützt auf eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden werden in der vorliegenden Untersuchung nun erstmals die Lebenslagen eines Teils der Menschen mit Behinderungen in der Schweiz im Jahre 2003 beschrieben. Im quantitativen Teil der Untersuchung wurde auf der Basis de Ergebnisse des qualitativen Teils ein Fragebogen entwickelt und erstmalig an Bezügerinnen und Bezüger individueller Massnahmen und IV-Rentenbezügern angewendet. Die Rekonstruktion ihrer Lebenslagen belegt eine grosse Heterogenität. Bei den individuellen Massnahmen liessen sich vier typische Lebenslagen identifizieren, bei den IV-Renten fünf. Dies ermöglicht, potenziell problematische Konstellationen in der Ressourcenausstattung einzelner Gruppen von Bezügerinnen und Bezügern individueller Massnahmen und Bezügerinnen und Bezügern einer IV-Rente herauszuarbeiten.

Wer in der Schweiz Leistungen der Arbeitslosenversicherung bezieht, ist seit ihrer Reform Mitte der 90er Jahre per Gesetz zu Teilnahme an Beratungsgesprächen in regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) verpflichtet. Bei der Reform verfolgte der Gesetzgeber das Ziel einer wirksamen Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Dieses sollte durch den Ausbau der öffentlichen Arbeitsvermittlung sowie die Intensivierung von Bildungsmassnahmen erreicht werden. Den neu geschaffenen Zentren kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu. Heute sind die RAV für die Beratung und als Vollzugsbehörde für die Kontrolle erwerbsloser Personen zuständig. In der Studie wird ihre Praxis aus mikrosoziologischer Perspektive untersucht. Anhand detaillierter Rekonstruktionen von Beratungsgesprächen treten die der 'aktivierungspolitischen' Bearbeitung von Arbeitslosigkeit inhärenten Widerspräche Verbesserung der Vermittlungsfähigkeit einhergehende Verhaltenskontrolle und Androhung von Sanktionen währen der Beratungsgespräche letztlich das zerstört, was gefördert werden soll – die Wahrnehmung von Verantwortung. Für jene Versicherten, die um den Erhalt ihrer Autonomie ringen wollen und dies auch können, sehen sich aufgrund des darin zum Ausdruck gelangenden Misstrauens des Gesetzgebers zu einem Spiel um die Leistungen der Arbeitslosenversicherung herausgefordert. Für die Mitarbeitenden der RAV ist es dagegen fast unmöglich, unter diesen Bedingungen ein Gespräch zu führen, das die

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um Ausdruck gelangenden Misstrauens des Gesetzgebers zu einem Spiel um die Leistungen der Arbeitslosenversicherung herausgefordert. Für die Mitarbeitenden der RAV ist es dagege fast unmöglich, unter diesen Bedingungen ein Gespräch zu führen, das die Bezeichnung "Beratung" tatsächlich verdient.

Perren Sonja

Belastung und Wohlbefinden bei Angehörigen von Menschen mit Demenz Eine Interventionsstudie 155 Seiten ISBN: 3-7253-0802-2 CHF 38.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Rüst Thomas /Debrunner Annelies

„Supported Employment“ Modelle unterstützter Beschäftigung bei psychischer Beeinträchtigung 230 Seiten ISBN: 3-7253-0804-7 CHF 45.– Verlag Rüegger, Zürich/Chur

Ein grosser Teil der Personen, die an Demenz erkrankt sind, lebt zu Hause und wird von den Angehörigen – meist der Ehepartnerin oder dem Ehepartner – gepflegt. Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt für die meist selbst betagten Angehörigen eine grosse psychische und körperliche Belastung dar und kann bei ihnen zu gesundheitlichen Problemen führen In einer Interventionsstudie wurde betreuenden Angehörigen eine Schulung angeboten und die Wirkung dieser Massnahme untersucht. Welches sind die Grenzen und Möglichkeiten von Angehörigenschulung? Wer beteiligt sich an psychosozialen Interventionen für Angehörige von Demenzkranken? Kann ein Schulung die Belastung der Betreuungspersonen reduzieren oder das Wohlbefinden und die Gesundheit der Betroffenen verbessern? Welche psychologischen Prozesse helfen den Angehörigen bei der Anpassung an die Folgen der Demenzerkrankung? Wie viel ist den Betroffenen eine Reduktion der Belastung wert? Welche psychologischen, sozialen und medizinischen Faktoren beeinflussen die Entscheidung für einen Heimeintritt? Kann Angehörigenschulung den Heimeintritt verzögern? Wie bewältigen die Angehörigen das Ende ihrer Rolle als Betreuungspersonen? Diesen und ähnlichen Fragen geht das vorliegende Buch nach. Es werden Ergebnisse eines Forschungsprojekts präsentiert, welches im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Probleme des Sozialstaats" vom Stadtärztlichen Dienst, den Pflegezentren der Stadt Zürich und der Universität Zürich durchgeführt wurde.

„Supported Employment“ umfasst einerseits individuelles Coaching bei Bewerbung und Vermittlung behinderter Personen auf einen Arbeitsplatz in einem Unternehmen oder in der Verwaltung und andererseits die anschliessende Begleitung des Arbeitsverhältnisses mit Beratung und Unterstützung aller beteiligten Personen. Im Zuge der aktuellen Bemühungen, die Integration zu fördern und die Rentenzahlen zu senken, wird das vor allem in den USA entwickelte Modell vermehrt diskutiert. Seit vielen Jahren machen auch schweizerische Fachstellen ein vergleichbares Angebot unterstützter Beschäftigung für Personen mit psychischen Beeinträchtigungen. Wie interpretieren sie ihre Aufgabe? Welche organisatorischen Formen, Abläufe und Interventionsstrategien ergeben sich daraus? Wie bewältigen sie Zielkonflikte? Welche Qualifikationsanforderungen ergeben sich? Diese qualitativ un quantitativ angelegte Studie stellt Struktur und Arbeitsweise dieser Fachstellen erstmals dar. Besondere Aufmerksamkeit gil dabei der Zusammenarbeit und Dynamik am Arbeitsplatz zwischen Coach, beschäftigter und vorgesetzter Person. Fünf Fallstudien verdeutlichen die Vielfalt unterschiedlicher Biographien und Arbeitssituationen.

60 NFP 46 PNR 46

Thommen Marc

Medizinische Eingriffe an Urteilsunfähigen und die Einwilligung der Vertreter Eine strafrechtliche Analyse der stellvertretenden Einwilligung 194 Seiten ISBN: 3-7190-2345-1 CHF 54.– / EUR 34.— Helbing & Lichtenhahn Verlag, Basel

Heute, da Grenzfragen der Medizin vermehrt zum Gegenstand rechtlicher Regelung gemacht werden (Heilmittelgesetz, Biomedizin-Konvention, Entwurf zum Transplantationsgesetz), ist unbestritten, dass Patienten über die Vornahme medizinischer Eingriff in Eigenverantwortung entscheiden. We jedoch entscheidet für Urteilsunfähige, Personen also, die zu eigener Entscheidung nicht in der Lage sind? Die vorliegende Arbeit widmet sich eingehend diesen Rechtsfragen, die sich bei medizinischen Eingriffen an Urteilsunfähigen stellen, und dies insbesondere im Hinblick au den zivilrechtlichen und strafrechtlichen Kontext. Der Autor legt dar, wer als Vertreter für Urteilsunfäige eine solche Entscheidung treffen darf. An praktischen Beispielen zeigt er die zivil- und verfassungsrechtlichen Grenzen dieser Vertreterentscheidung auf und bezieht dazu die jüngsten Bundesgesetze und Entwürfe mit ein. Im Weiteren werden heilbehandlungen und experimentelle Eingriffe ebenso abgehandelt wie Organtransplantationen, Sterilisationen und Schwangerschaftsabbrüche. Zuletzt wird die Rechtsfigur der stellvertretenden Einwilligung noch aus Sicht des Strafrechts untersucht und in das System strafrechtlicher Rechtfertigungsgründe eingegliedert.

61 NFP 48 PNR 48

Staehelin-Witt Elke

Verhandlungen zur Lösung von Nutzungskonflikten im alpinen Raum Ökonomische, soziologische und rechtliche Aspekte des Verhandlungsansatzes im alpinen Raum 192 Seiten ISBN: 3-7281-3016-8 CHF 48.– vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich

Walter Felix

Die Alpen und der Rest der Schweiz: Wer zahlt? – wer profitiert? 136 Seiten ISBN: 3-7281-3013-3 CHF 32.– vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich

Die Ansprüche an den alpinen Natur- und Lebensraum sind hoch: wirtschaftliche Entwicklung ja, aber im Einklang mit der Bewahrung der natürlichen Ressourcen. Umweltkonflikte in alpinen Regionen sind aber immer auch Konflikte zwischen Regionen, unterschiedliche Interessen und Mentalitäten münden immer wieder in erbitterte und lange dauernde Auseinandersetzungen. Fehlende Akzeptanz raumplanerischer Vorgaben im „fernen Bern“ führt zu Vollzugsdefiziten. Neue Projektideen für Schutzgebiete scheitern, weil die lokale Bevölkerung die Einschränkung ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten fürchtet. Pate stehen alternative Konfliktlösungsverfahren aus den USA und einer Reihe andere Länder, mittels derer etliche Umweltkonflikte bereits erfolgreich gelöst werden konnten.

Welche Finanzströme fliessen zwischen dem Alpenraum und der übrigen Schweiz? Wie viel Unterstützung erhält die Bevölkerung im Alpenraum aus der übrigen Schweiz? Wird sie genügend für ihre besonderen Lasten und ihre Landschaft entschädigt? Das vorliegende Buch bringt Transparenz in diese komplexen Fragen. Es bietet erstmals einen Überblick über die wichtigsten Finanzströme, wie Subventionen, Steuern, Finanzausgleich oder Tourismus, und leistet einen Beitrag zur Kostenwahrheit in der Grundversorgung. Das Buch wirft zudem einen Blick in die Zukunft: Es zeigt auf, wie der Ausgleich wirksamer und kostengünstiger gestaltet und dadurch die wirtschaftliche Aktivität in den Randregionen durch richtige Anreize gestärkt werden kann. Damit bietet es wissenschaftliche Grundlagen für aktuelle politische Diskussionen über Themen wie Regionalpolitik, Finanzausgleich oder Raumentwicklung.

62 Verlagsadressen Adresses des maisons d‘éditions

Academic Press Fribourg Pérolles 42 1700 Fribourg www.paulusedition.ch

Editions Citadelles & Mazenod 8, rue Gaston de Saint-Paul F-75116 Paris www.citadelles-mazenod.com

Akanthus Verlag für Archäologie Böndlerstrasse 49 8802 Kilchberg www.akanthus.ch

Armando Dado Editore Via Orelli 29 6600 Locarno www.editore.ch

Editrice Antenore Via Rusca 15 I-35100 Padova www.editriceantenore.it

Editions Antipodes Case postale 100 1000 Lausanne 7 www.antipodes.ch

Editions Gilles Attinger 2068 Hauterive www.editions-attinger.ch

Bärenreiter Verlag Heinrich-Schütz-Allee 35-37 D-34131 Kassel www.baerenreiter.de

Editions Bibliopolis Via Arangio Ruiz 83 I-80122 Napoli www.bibliopolis.it

Böhlau Verlag GmbH & Cie Theoror-Heuss-Strasse 75 D-51149 Köln 90 www.boehlau.de

Campus Verlag Kurfürstenstr. 49 D-60486 Frankfurt am Main www.campus.de

Casagrande Edizioni SA Via del Bramantino 3 6501 Bellinzona www.casagrande-online.ch

Chronos-Verlag Eisengasse 9 8008 Zürich www.chronos-verlag.ch

Département de l’instruction publique Case postale 465 1211 Genève 3

Deutscher Kunstverlag Nymphenburgerstr. 84 D-80636 München www.deutscherkunstverlag.de

Edizioni di Storia e Letteratura Via delle Fornaci 24 I-00165 Roma

EESP Ch. des Abeilles 14 1010 Lausanne www.eesp.ch

Editions Exodus St.-Karli-Quai 12 6000 Luzern 5 www.kath/exodus.ch

Wilhelm Fink Verlag München Jühenplatz 1-3 D-33098 Paderborn www.fink.de

Franche Narr Attempto Verlag Dischingerweg 5 D-72070 Tübingen www.francke.de

Urs Graf Verlag Hasenbergstrasse 7 8953 Dietikon-Zürich www.urs-graf-verlag.com

Verlag Hahnsche Buchhandlung Postfach 2460 D-30024 Hannover www.hahnsche-buchhandlung.de

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Haupt Verlag AG Falkenplatz 14 3001 Bern www.haupt.ch

Helbing + Lichtenhahn Verlag AG Elisabethenstrasse 8 4051 Basel www.helbing.ch

hier + jetzt Verlag für Kultur und Geschichte Husmatt 7 5405 Baden www.hierundjetzt.ch

Verlag Huber & Co AG Promenadenstrasse 16 8501 Frauenfeld www.huber.ch

Edition Imorde Marthastrasse 4 D-48282 Emsdetten www.imorde-verlag.de

Kommission der Schweiz. Paläontologischen Abhandlungen Naturhistorisches Museum Augustinergasse 2 4001 Basel

Peter Lang Verlag AG Europäischer Verlag der Wissenschaften Hochfeldstrasse 32 3000 Bern 9 www,peterlang.net

LIT Verlag Ziegelstr. 30 D-10117 Berlin www.lit-verlag.de

Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft mbH Gerokstrasse 51 D-70184 Stuttgart www.lucius.de

Gebr. Mann Verlag Neue Grünstrasse 17 D-10179 Berlin www.gebrmannverlag.de

Médecine & Hygiène Ed. Dépt. Livres Georg 78, avenue de la Roseraie 1211 Genève 4 www.librairiemedhyg.ch

Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Postfach 2040 D-72010 Tübingen www.mohr.de

Verlag Max Niemeyer Pfrondorfer Str. 4 D-72074 Tübingen www.niemeyer.de

Nomos Verlagsgesellschafft Waldseestrasse 3-5 D76530 Baden-Baden www.nomos.de

NZZ Libro Neue Zürcher Zeitung AG Falkenstrasse 11, Postfach 8021 Zürich www..nzz-libro.ch

Georg Olms Verlag Hagentorwall 7 D-31134 Hildesheim www.olms.de

Editions Payot Lausanne Nadir SA Avenue de la Gare 18 1001 Lausanne www.ed.payot.nadir.ch

Verlag Pestalozzianum Pädagogische Hochschule Zürich Postfach Merkurstrasse 43 8021 Zürich www.phzh.ch

Dr. Ludwig Reichert Verlag Tauernstrasse 11 D-65199 Wiesbaden www.reichert-verlag.de

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Religion & Kultur Verlag Beizengraben 5 D-97299 Markt Zell www.rkverlag.de

Seismo Verlag Rämistrasse 69 8028 Zürich www.seismoverlag.ch

Revue Kernos Université de Liège Sciences de l’Antiquité Place du XX-Août 7 B-4000 Liège www.ulg.ac.be

Springer Verlag KG Sachsenplatz 4-6 A-1201 Wien www.springer.at

Rombach Verlag Unterwerkstrasse 5 D-79115 Freiburg i.Br. www.rombach.de

Rubbettino Editore Srl Viale Rosario Rubbbettino 10 I-88049 Soberia Manelli www.rubbettino.it

Stauffenburg Verlag Brigitte Narr GmbH Derendinger Str. 40/2 D-72072 Tübingen www.stauffenburg.de

Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH Birkenwaldstrasse 44 D-70191 Stuttgart 1 www.steiner-verlag.de

Rüegger Verlag Postfach 1470 8040 Zürich www.rueggerverlag.ch

Stroemfeld Verlag AG Altkirchenstrassse 17 4027 Basel www.stroemfeld.com

Salerno Editrice Via di Donna Olimpia 20 I-00152 Roma www.salernoeditrice.it

Theologischer Verlag Zürich TVZ Badenerstrasse 73 8026 Zürich www.tvz.ref.ch

Verlag Ferdinand Schöningh Postfach 2540 D-33055 Paderborn www.schoeningh.de

Vandenhoeck & Ruprecht Verlagsbuchhandlung Theaterstrasse 13 D-37070 Göttingen www.v-r.de

Schulthess juristische Medien AG Zwingliplatz 2 8001 Zürich www.schulthess.com

Schüren Verlag Deutschhausstrasse 31 D-35037 Marburg www.schueren-verlag.de

Schwabe AG Verlag Steinentorstrasse 13 4001Basel www.schwabe.ch

vdf Hochschulverlag AG an der ETH ETH-Zentrum 8094 Zürich www.ethz.ch

Verlag Barbara Budrich Stauffenbergstr. 7 D-51379 Leverkusen www.budrich-verlag.de

Verlag des Historischen Vereins des Kantons Thurgau Staatsarchiv Regierungsgebäude 8510 Frauenfeld

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VS Verlag für Sozialwissenschaften Abraham-Lincoln-Strasse 46 D-65189 Wiesbaden www.vs-verlag.de

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