Prophylaxe und Behandlung der Phenylketonurie Eine Zwisdienbilanz

Bickel, Grüter: Prophy1ixe und Behandlung der Phenylketonurie 39 Aus der Uníversitäts-Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. F. Linneweh) und der Univers...
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Bickel, Grüter: Prophy1ixe und Behandlung der Phenylketonurie

39

Aus der Uníversitäts-Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. F. Linneweh) und der Universitäts-Nervenklinik (Direktor: Prof. Dr. H. Jacob), Marburg an der Lahn

Prophylaxe und Behandlung der Phenylketonurie Eine Zwisdienbilanz

Von H. Bi&el und W. Grüter Die Behandlung der Phenylketonurie mit einer an Phenylalanin armen Diät hat mehr Interesse erweckt als bei einer so relativ seltenen Schwacthsinnsform zu erwaTten war.

Die pheny1alaninarme Diät wurde erstmals in den Jahren 1952-1955 von drei unabhängig voneinander vorgehenden Arbeitsgruppen au phenylketonurischen Patienten erprobt

Schwachsinn wird zwar bei 3 bis 5°/o der Gesamtbevölkerung

(2, 3, 6, 8, 9, 10, 12, 23, 24). Seitdem wurden Erfahrungen an

angetroffen, aber nur bei 0,5-3°/o der Sthwadisinnigen be-

10 weiteren eigenen Fällen und 79 Fällen der Literatur gesammelt (il, 15a). In 47 Fällen liegen ausreichende Dat3n über die geistige Entwidclung der behandelten Patienten vor, urn sie mit 19 unbehandelten Fällen zu vergleichen und so zu einer Zwischenbilanz des Therapieerfolges zu gelangen. Praktisch wichtige Fragen nach der Erfolgsaussicht bei Therapiebeginn in verschiedenen Lebensaltern und nach der

ruht die Oligophrenie auf der Stoffwe±selstörung der Phenylektonurie. In Westdeutschland ist mAt 1500 solchen Fällen zu rechnen, auf 10000---30000 Neugeborene mit einem

erkrankten Kind. Wenngleich solche Zahlen Grund genug

für die Verbreitung der heutigen Kenntnisse über die Therapie und Prophylaxe dieser Sdiwathsirmsform sind, so ist es doch von noch weittragenderer Bedeutung, daß die Phenylketonurie als Beispiel einer Oligophrenie dienen kann, bei der die Erforschung des Stoffwechselfehlers eine rationelle Therapie nach sich zog. Ein analoges Vorgehen bei anderen metabolisth-genetisthen Sthwachsinnsformen, wie z. B. bei der Galaktosämie, der iidiopathisdien Hypoglykämie, der Ahornzuckerkrankheit, dem renalen Diabetes

insipidus und der Wilson'sd-ien Krankheit ist bereits im Gange [Näheres vgl. (7)]. Die 1934 von Fölling (14) entdeckte Stoffwediselstörung beruht auf einem rezessiv vererbten Enzymblod im Aminosurenabbau von Phenylalanin zu Tyrosin (Abb. 1, kürzliche tlbersiditen bei 7, 17, 18,20). Bis heute ist nicht gesichert, ob die

resultierende Himsdiädig'ung direkt oder indirekt zustande kommt. Eine direkte toxische Wirkung könnte von den sich ansammelnden Mengen von Phenylalaniri, Phenylbrenztraubensäure und anderen Phenolen und Idolen ausgehen (8), oder diese Stoffe könnten indirekt eine Hemmwirkung auf chie Produktion wichtiger Metabolite im Hirnstoffwedisel (z. B. Seroton.in) (4, 21) bzw. auf ie oxyidative Phosphory-

lierung im Gehim haben (22). Erwiesen ist, daß eine starke Einschränkung der Phenylala!ninaufnahme mit der Nahrung die Stoffwediselstörun'g zu bessern und die Hirnentwkklung günstig zu beeinflussen vermag.

notwendigen Dauer der Behandlung lassen sich heute bereits in vorläufiger Weise beantworten. Zusammensetzung der Diät Da der Phenylalanin-Gehalt aller biologisch vollwertigen Eiweißkörper eine Konzentration van 4 bis 60/o aufweist, muß die Eiweißaufnahme mit der Nahrung in Form eines speziell präparierten Casein-Hydrolysates erfolgen, aus dein

fast das gesamte Phenylalanin durch Adsorption an mit Essigsäure vorbehandelte Tierkohle entfernt wurde. Wird das zusätzlich verloren gegangene Tyrosin und Tryptophan dem Hydrolysat wieder zugesetzt, so ist das Endprodukt ein vollständiges, nur Phenylalanin entbehrendes Aminosäurengemisch. Industriell hergestellte Präparate dieser Art mit unterschiedlichem Zusatz von Mineralien, Vitaminen, Kchlenhydraten, Fetten und Geschmackskorrigentien sind heute im Handel und haben sich praktisch bewährt1. Phenylalanin stellt auch für den Phenylketonuriker eine essentielle Aminosäure dar und muß in einer Menge von 1 Empfehlenswert sind ,,Lofenalac' von Mead Johnson, Evansville, Indiana, U.S.A., und Cymogran" von Allen & Hanburys Ltd.,

Bethnal Green, London, während sich uns Ketonil" von Merck Sharp & Dohme, Philadelphia 1, Pa., besonders aus geschmacklichen Gründen nicht bewährt hat.

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Nr. 1, 6. Januar 1961

Bickél, Grüter: Prophylaxe und Behandlung der Phenylketonurie OH II CH2

Phenylalanin

Zahlreiche Diätvariationen mit besonders eiweißarmen Früch-

'I,

II

I

L)OH Tyrosin

CH2

CH2

CHNH2

CHNH2

CHNH2

COOH

COOH

COOH

ten, Gemüsen, kleberfreiem Brot o-Tyrosin

'/

'k/

CHOH

CO

COOH

COOH

Phenyl- CH2

CH2

Uberwachung der Diät Unter dieser Behandlung normalisiert sich der Phenylalanin-

Phenyl.

trauben. säure

p-Hydroxyphenylmilchsäure

I

OH ;

'/I HI ¿\

brenz-

milch-

saure

OH

2

.

CH2

CHOH

CO

COOH

traubenCOOH säure

phenyl-

CH2

Die Phenylalanin-Ausscheidung im Urin ist papierchromatographisch nicht mehr nachweisbar, die Ferrichloridprobe (5 bis 8 Tropfen einer 10°/eigen FeC13Lösung zu 1 ccm Urin) wird negativ. Diese einfache Probe, die o-Hydroxy. bei positivem grünem Farbaus-

COOH

phenylessigsäure

brenz-

.1

I

OH

'k/'OH I

CH2

CH2

COOH

COOH

Phenylessigsäure

+

Glutamin

p-Hydroxyphenylessigsäure

Verschiedene Stufen 'I,

Phenylacetylglutamin

.1.

CO2 + H2O

= Hauptweg des normalen Stoffwechsels = Stoffwechselweg bei Phenylketonurie II

Plasmaspiegel von 20-50 mg/ 100 cciii auf 1-2 mg/lOO ccm.

p-Hydroxy.

CH2

= Block bei Phenylketonurie Abb. I. Phenylalanin-Stoffwechselweg.

10-20 mg/kg Körpergewicht und Tag in der Nahrung vorhanden sein, da sich sonst eine negative Stickstoffbilanz einstellt. Ein Teil dieses Phenylalanin-Bedarfes wird durch Phenylalanin-Reste gedeckt, die in dem speziell präparier-

ten Casein-Hydrolysat verbleiben (etwa 80 mg Phenylalanin in 100 g Lofenalac bzw. 10 mg Phenylalanin in 100 g Cymogran). Der restliche Phenylalanin-Bedarf wird durch hochwertiges Eiweiß in Form von Milch und Fleisch sowie

durch Eiweißspuren in den übrigen Nahrungsmitteln gedeckt. Diese bestehen aus eiweißfreien bzw. extrem eiweißarmen Fettnahrungen, Kohlenhydraten (Mehle nur als glutenfreies Mondamin, Buchweizenmehl usw.), Mineralien und Vitaminen. Die Kalorienzufuhr mit der Diät soll hoch sein, 100-110 Cal/kg Körpergewicht und Tag betragen und wird durch reichliche Kohlenhydratgaben erreicht. Der Speisezet-

tel eines dreijährigen Patienten von 14 kg Gewicht sieht etwa folgendermaßen aus: 8 h: 150 g Apfel, 15 g Mondamin, 15 g Zucker, 20 g Butter, 150 g Wasser. 12 h: 200 g Möhren, 15 g Zucker, 5 g Mondainin, 1 g NaC1, 20 g Butter. 14 h: Wie 8 h, jedoch statt Apfel 150 g Birnen. 18 h: Wie 12 h und 150 g Erdbeeren.

oder Gebäck, Marmelade usw. sind möglich (siehe die üblichen Diättafeln).

4.

I ,;\ ,\HIII

Dtsch. med. Wschr,, 86. Jg.

schlag das Vorhandensein von Phenylbrenztraubensäure im Urin anzeigt, ist für die Entdek-

kung der Phenylketonurie von ausschiaggebendem Wert, für die Diätüberwachung aber zu grob, da sie schon bei einem Abfall des Phenylalanin-Plasma-

spiegels auf 10-15 mg/lOO ccm negativ wird. Die erforderliche Diäteinstellung auf einen Phenylalanun-Plasmaspiegel von 1 bis 3 mg/lOO ccm kann nur durch die Messung derPhenylalanun-Konzentration im Plasma selbst erfolgen; für diesen Zweck wurde kürzlich eine relativ einfache und schnelle enzymatische Methode beschrieben (19).

Eine zu geringe Phenylalanin-Zufuhr resultiert in einer generalisierten Amirioacidurie (lO, 12), bei längerem Bestehen in erneutem Anstieg des Phenylalanin-Plasmaspiegels, in positiver FeCl3-Reaktion des Urins und in Gewichtsabnahme. Zu einer guten Dauerüberwachung der Diät sind eine sorgfältige Ersteinstellung des Phenylalanin-Be darfes unter klinischer Kontrolle, anschließend ambulante Blut- und Urinkontrollen in 1-2monatigen Abständen erforderlich.

Die bisherigen Erfahrungen mit der phenylalaninarmen Diät

Einleitend muß betont werden, daß nur ein Teil der im folgenden zurammengefaßten Therapieresultate unter den eben erwähnten Uberwachungskautelen gewonnen wurde. Verschiedene Autoren begnügten sich mit einer Reduktion der PhenylalanunP1asmaspiege1 auf 8 mg/lOO ccm, 12-15 mg/lOO ccm oder gar mit einer Normalisierung der FeCl3Probe im Urin. Es ist zu erwarten, daß sich die Behandlungs-

erfolge bei strengerer biochemischer Einstellung der Diät weiter steigern lassen. Der Einfluß der Diät erstreckt sich auf eine Verbesserung

Zusätzlich: Auf 2-4 Mahlzeiten verteilt täglich 100 g willkürmotorischer, extrapyramidaler, hirnelektrischer, intel-

Cymogran. Täglich 50 g Vollmilch oder 20 g rohe Kaibsieber. Dieses Diätschema enthält etwa 300 mg Phenylalanin pro Tag (ohne Milch bzw. Leber etwa 210 mg) bei ausreichender Zufuhr von anderen Aminosäuren, Vitaminen und Kalorien.

lektueller und anderer psychischer Funktionen, von denen sich die intellektuellen Gewinne am besten erfassen lassen, da sie als Intelligenzquotient (1.-Q. = Intelligenzleistung im Verhältnis zum Lebensalter) mit verschiedenen psychometri-

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Bickel, Grüter: Prophylaxe und Behandlung der Phenylketonurie

schen Tests meßbar sind; dabei sind wir uns der Problematik der quantitativen Auswertung solcher Testergebnisse voll bewußt. Tabelle 1 zeigt, daß der Intelligenzquotient in

der unbehandelten Gruppe von Patienten während der ersten 10-15 Lebensjahre ständig abfällt; der Abfall geht von noch normalem Niveau der ersten 4-6 Lebensmonate anfangs steil, später iunehmend flacher vor sich. Tab. 1. Vergleich der Verlaufsuntersuchungen unbehandelter und behandelter Phenylketonuriker (zusammengestellt aus Literatur und eigenen Beobachtungen (11)1 LQ.-Difterenz zwisdien den Untersuchungen

Altersgruppe

Un-

behandette

Unbehandelte unter 7, Behandelte unter 5 Jahren

5-14 Jahre

8,3 4,7

16-60 Jahre

(+2,8)

Behandelte

Behandelten gegenüber Unbehandellen

+ 10,5

+18,8

+ 1,5 + 0,4

+ 5,7 2,4)

Bei der behandelten Gruppe sind die Erfolgsaussichten um so größer, je jünger der Patient bei Behandlungsbegin.n ist. Nach dem 5. Lebensjahr zeigten unsere Patiehten wie die anderer Autoren nur geringe absolute Verbesserungen des Intelligenzquotienten, obwohl im Vergleich zu dem noch ständig absinkenden Intelligenzquotienten unbehandelter Fälle ein durchschnittlicher Zuwachs von fast 6°/o beobachtet wurde. Wird die Diät zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr begonnen, so beträgt der Zuwachs - wieder mit Unbehandelten verglichen darthchnittlich 18°/o, während sich 11 Fälle der Literatur mit Diätbeginn in den ersten 25 Lebenswochen bisher völlig normal entwickelt haben (Tabelle 2). Aus weiteren persönlichen Mitteilungen sind uns über 30

sqlcher frühbehandelter Fälle bekannt, der älteste heute über 4 Jahre, die bisher ohne Ausnahme eine normale Entwicklung durchmachten. Tab. 2. Ergebnisse bei Behandlungsbeginn innerhalb der ersten G Lebensmonate [zusammengestellt aus der Literatur, vgl. (Il)]

10 Tage 14 Tage 4 Wochen 4 Wochen 5 Wochen 5 Wochen 7 Wochen 8 Wochen

Therapied

art

12 4Vz 4

30 7 11

20 18

4 Monate 4 Monate

10

6 Monate

12

30

Zustand

vor Therapie

normal normal normal normal normal keine Angaben normal unruhig, verkrampft schreckhaft EQ. 51 mit 8 Monaten E.Q 85

sind leichter zu lenken und können sich besser konzentrieren. Dies gilt selbst für Patienten jenseits des Alters, in dem ein meßbarer Zuwachs des Intelligenzquotienten noch zu erreichen ist. Petit- und grand-mal-Anfälle, die bei einem Drittel der jungen unbehandelten Fälle auftreten, werden seltener und hören schließlich ganz auf; gleichzeitig normalisiert sich das Elektroenzephalograinm. Das bei der Phenyl-

ketonurie gehäuft auftretende Ekzem heilt ab, der Körpergeruch nach Phenylessigsäure verschwindet, das gewöhnlich hellblonde Haar dunkelt rasch. Unerwünschte Nebe'nwirkun-

gen der Diät wie Anämie, Dystrophie und Hypoglykämie Gewinn der

Unter eiweißarmer Diät.

Alter bei Therapiebeginn

41

nach Therapie

normal normal normal E.Q. 88

normal

EQ. 80-90' E.Q. 91 E.Q. 90

normal E.Q. 91 E.Q. 85

E.Q. = Entwicklungsstand im Verhältnis zum Lebensalter.

Neben der Beeinflussung der Intelligenileistungen zeigt sich bei allen Patienten unter der Diät eine Tendenz zur

(17) lassen sich bei guter Diäteinstellung mit einem geeigneten Hydrolysat vermeiden; der Geschmack des Hydrolysates kann allerdings gelegentlich 711 Nahrungsverweigerung Anlaß geben. Sdilußfolgerungen

Aus den bisherigen Behandlungsresultaten läßt sich the überragende Bedeutung eines frühen Behandlungsbeginnes in den ersten Lebensmonaten erkennen. Die Frühdiagnose ist durch die Tatsache erschwert, daß die pathognostische

Ferricidorid-Probe erst in der 3.-5. Lebenswoche positiv wird (1). Da sich der Schwachsinn bei frühem Behandlungs-

beginn anscheinend ganz verhüten läßt, wäre eine systematische Durchtestung des Urins aller jungen Säuglinge in der 5.-6: Lebenswoche mit dem Ferrichlorid-Test ernstlich zu erwägen, wird übrigens in einigen Staaten der USA bereits durchgeführt. Der Test kann in der Mütterberatung mit einem Tropfen Ferrichlorid-Reagenz auf die feuchte Windel bzw. an Filterpapierstückchen (5, 13, 15) durchgeführt werden, welche die Mutter mit Urin ihres Kin-

des anfeuditet und dann per Post an eine zentrale Untersuthungsstelle schickt. Die Kosten solcher Massenuntersuchungen würden mehr als aufgewogen, wenn es so gelänge, Phenylket.onuriker rechtzeitig zu erkennen, zu behan-

deln, vor einer lebenslangen Asylierung zu bewahren und zu sozial selbständigen Bürgern aufwachsen zu sehen. Unbedingt erforderlich ist die Testung jedes Neugeborenen einer mit Phenylketonurie belasteten Familie, da besonders unter den Geschwistern von Phenylketonurikern eine starke Häufung des Krankheitsbefalles zu erwarten ist (1 Phenylketonu.riker auf 4 Kinder). Die Entdeckung solcher Familien durch systematische Fahndung nach Phenylketonurikern in

Anstalten und Hilfsschulen mit dein Ferrichlorid-Test hat von diesem Gesichtspunkt große praktische Bedeutung. Heterozygote Träger des Phenylketonurie-Genes lassen sich heute mit einem Phenylalanin-Bolastungstest erkennen (16). Auch bei verspäteter Diagnosestellung sollte mindestens bis zum 5. Lebensjahr die Behandlung bei jedem Patienten begonnen werden. Vom 6.-10. Lebensjahr wird eine sorgfältige Analyse des individuellen Falles, seines intellektuellen Niveaus, seines psychischen Verhaltens und der sozialen Situation entscheiden müssen, ob der erhebliche Aufwand der Behandlung lohnt, ein weiteres Absinken des Intelligenz-

quotienten zu verhindern, vielleicht einen begrenzten Zuwachs des Inteiligenzquotienten zu erreichen und eine ausgeglichenere Gemütslage und bessere soziale Anpassung zu erzielen, gegebenenfalls auch Krampfanfälle zu beseitigen.

Normalisierung. vcn Stimm ing und Antrieb. Stumpfe Kranke

Diese Entscheidung wird bei niedrigstehenden Idioten anders ausfallen als bei Patienten mit einem Intelligenzquotienten

werden lebhafter, erethische ruhiger und fixierbarer. Sie wirken zufriedener, weniger benommen und ,,intoxiziert,

über 50, denen vielleicht durch die Diät eine Asylierung erspart werden kann. Die Dauer der Behandlung sollte die

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Nr. 1, 6. Januar 1961

Bidrel, Grüter: Prophylaxe und Behandlung der Phenylketoni.lrie

-ersten B-10 Lebensjahre umfassen entsprechend der Erfahrung, daß die Oligophrenie ohne Therapie über diese Allersspanne noch progredient ist, und daß mehrfach erneutes Absinken der Inteuigenzleistung bei zu früher Beendigung der Diät beobachtet wurde.

Abschließend muß betont werden, daß sich die vorstehenden Aussagen zur Prognose bei der Therapie auf ein noch recht begrenztes Beobachtungsgut über relativ kurze Zeitabschnitte beziehen. Auch folgt die Individuaiprognose nicht streng der Durchschnittsprognose, muß vielmehr in jedem Einzelfall ermittelt werden. Es besteht aber heute kein Zweifel mehr, daß die phenylalaninarme Diät dem phenylketonurischen Patienten wesentlich zu helfen vermag; das Ausmaß der Hilfe wird von der Zeitigkeit des Therapiebeginnes und der sachkundigen Durchführung der Diät bestimmt werden. Keine Anstrengung sollte gescheut werden1

eine Frühdiagnose zu erreichen und so Prophylaxe statt begrenzt erfolgreicher Therapie zu treiben. Sdirlfttum Armstrong, M. D., E. L. Binkley jr.: Proc. Soc. exp. Bio!. (N. Y.) 93 (1956), 418.

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(Anschr.: Dozent Dr. H. Dickel; Dr. W. Grüter, UniversitätsKinderklinik, Marburg/L., Deutschbausstraße 12)

die Bedeutung dei Frühbehandlung. Jedes Neugeborene in einer PhenylketonurikerFamilie muß in der 5. bis 6. Lebenswodie mit der Ferrichlorid-Probe getestet werden,

Prophylaxe und Behandlung der Phenylketonurle

Die Phenylketonurie stellt ein gutes einer metabolisch-genetischen Sthwathsinnsform dar, bei der die Analyse Beispiel

der Stoffwethselstörung zu einer rationellen Therapie geführt hat. Die 1952 eingeführte Behandlung besteht in Darreichung einer Diät1 die wenig von der Aminosäure enthält. Der Eiweißbedarf

wird durch ein speziell präpariertes, im Handel erhältliches Casein-Hydrolysat von sehr niedrigem Phenylalanin-Gehalt gedeckt. Die biochemische Normalisierung

und das gleiche Vorgehen wird für alle Säuglinge dieser Altersstufe gefordert, da die Häufigkeit der Phenylketonurie in der Bevölkerung 1:10 000-30 000 beträgt. Aber auch bei verspäteter Diagnose sollte bis zum 5. Lebensjahr die Behandlung noch

bei jedem Patienten begonnen werden,

während die Entscheidung bei noch späterer Erkennung von Fall zu Fall getroffen werden muß. Die Behandlungsdauer sollte die ersten 10 Lebensjahre umfassen.

Summary:

lung wird an Hand von Erfahrungen an 11

Phenylketonuria is a good example of a genetically determined form of mental defect caused by a faulty metabolism, in

ersten Lebensmonaten wurde bisher ohne Ausnahme eine normale geistige Entwicklung beobachtet, die in krassem Gegensatz zu der Ausbildung eines meist schweren,

which the explanation of the metabolic de-

gredienten Schwachsinns bei unbehandelten Phenylketonurikern steht. Ein Behandlungsbeginn im 2. bis 5. Lebensjahr hebt den Intelligenzquotienten um durchschnitt-

An interim report of the results of treat-

eigenen Fällen und 79 aus der Literatur gegeben. Bei Behandlungsbeginn in den

über die ersten 10-15 Lebensjahre pro-

lich 18°/o über den unbehandelter Patienten,

während dieser Zuwachs jenseits des

.5.

Lebensjahres nur mehr 60/o beträgt. Neben dem meßbaren Intelligenzgewinn treten

Verbesserungen des psychischen Verhal-

tens und der sozialen Einpassung, der

willkürmotorisdien und extrapyramidalen Funktionen ein, Krampfanfälle hören auf, das Elektroenzephalogramm normalisiert

das Ekzem heilt ab, der typische

Körpergeruch verschwindet und die Haar-

farbe dunkelt rasch. Diese Bilanz betont

if the diagnosis has not been made at an early stage, treatment should be started in every affected child under the age of

whether or not to begin treatment should

Phenylalanin-Blutspiegels laufend verfolgt werden; die Ferridilorid-Probe im Urin

reicht hierfür nicht aus. Eine Zwischenbilanz der Erfolgsaussichten der Behand-

more, motor and extrapyrataldal functions improve, seizures cease, the electroencephalogram becomes normal, dermatitis and the typical body odour disappear and haircolour quickly darkens. - Since early treatment is essential, every child in a family with a history of phenylketonuria should have its urine tested with ferric chloride in the fifth or sixth week of life. Because the incidence of the disease is 1 in 10,000 to 30,000, it is suggested that all newborn babies be tested in the stated manner. Even

5 years. In older children the decision

unter der Diät muß durch Messung des

sich,

Foiling, A.: Z. physiol. Chem. 227

Birke!, H.: Aminociduria in child-

clin. Invest. 34 (1955), 565.

Zusammenfassung:

Phenylalanin

Centerwall, W. R.: J. Amer. med. Ass. 165 (1957), 392.

167 (1958), 2189.

Berendes, H., J. A. Anderson, M. R.

Armstrong, M. D., N. L. Low, J. F.

Dtsch. med. Wsdir., 86. Jg.

be individualized. Treatment should be continued through the first ten years of life.

Prevention and treatment of phenylketonurla

fect has led to rational treatment, consisting of a phenylalanine-poor diet. The

ferric chloride test on urine is not sufficient to check the blood-level of phenylalanine.

ment is presented. It is based on an analysis of il personal cases and 79 reported by others. Where treatment was started within the first few months of life, normal mental development always occurred, This contrasts with the severe, progressive mental deficiency of untreated cases. Treatment begun between the second and fifth year of

life succeeded in raising the I. Q. by an average of 180/o over that of untreated cases of similar age. Only a 6°/o increase in I. Q.

was noted in those treated first beyond the

fifth year of life. Mental condition and social behaviour improved in parallel with the measurable gain in intelligence. Further-

Resumen:

Profilaxis y tratamiento de la fenilacetonuna La fenilacetonuria representa un buen ejemplo de una forma metabólicogenética de la debilidad mental, donde el análisis del trastorno metabólico dió lugar a una terapia racional. El tratamiento, introducido

en 1952, consiste en una dieta pobre en el aminoácido fenilalanina. La demanda de proteínas es cubierta por un hidrolizado de caseína comercial, preparado especialmente, con contenido fenilalaninico muy bajo. Hay que controlar constantemente la normalización bioquímica bajo la dieta, midiendo el nivel fenilalaninémico; la

prueba de cloruro férrico de la orina no basta a tal fin. Se ofrece un balance interino de las posibilidades de un tratamiento posi-

tivo, basándose sobre las experiencias reunidas en 11 casos propios y 79 tomados de

la bibliografía. Iniciándose el tratamiento en los primeros meses de vida, se observó

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Bärner: Atiologie und Todesursache der verschiedenen Formen der Leberzirrhose

hasta ahora, sin excepción ninguna, un desarrollo intelectual normal, contrastando de

un modo extraordinario con el desarrollo

de una oligofrenia las más de las veces grave y progresiva durante los primeros 10-15 años de vida, cuando los fenil-

43

como de las funciones motoras voluntarias

o 6a semana de vida, y un proceder igual se postula para todos los lactantes comprendidos en tan tierna edad, puesto que la frecuencia de la fenilacetonuria importa

y extrapiramidales, cesando los ataques

en la poblacion de 1:10.000 a 1:30.000. Pero

de la ganancia medida en cuanto a la inteli-

gencia, surgen mejorías de la conducta psíquica y de la acomodación social así convulsivos, normalizândose el electroencefalograma, curándose el eczema, des-

zándose el tratamiento en la edad de 2 a

apareciendo el típico olor del cuerpo y

también con un diagnostico retrasado se debería empezar el tratamiento en todos

5 años, el cociente de inteligencia se eleva en un promedio de 180/o sobre el de los

oscureciendo rápidamente el color del pelo.

mientras que la resolucion en casos dia-

acetonuricos no han sido tratados. Comen-

enfermos no tratados, mientras que tal acrecentamiento más allá de la edad de 6 años ya no importa sino un 60/o. Además

Este balance subraya la importancia del tratamiento precoz. Es preciso testar con la

los enfermos hasta la edad de 5 años,

gnosticados más tarde hay que tomarla aun

según la singularidad de cada caso. El

prueba de cloruro férrico a cada recién

tratamiento debería comprender los pri-

nacido de familia fenilacetonúrica, en la 5a

meros 10 años de vida.

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Nr. 1, 6. Januar 1961