Probleme des Mehrzweckkatasters

Paper-ID: VGI 197920 Probleme des Mehrzweckkatasters Manfred Eckharter1 1 Ingenieurkonsulent fur ¨ Vermessungswesen, Friedrichstraße 6, A-1010 Wien ...
Author: Julia Ursler
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Paper-ID: VGI 197920

Probleme des Mehrzweckkatasters Manfred Eckharter1 1

Ingenieurkonsulent fur ¨ Vermessungswesen, Friedrichstraße 6, A-1010 Wien

¨ Osterreichische Zeitschrift fur ¨ Vermessungswesen und Photogrammetrie 67 (4), S. 180–190 1979

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- Die erste Periode geht vor der E i n f ü h r u n g des G ru n d buc hes v o m 2 2 . J u ­ n i 1 89 1 b i s z u m 1 . Jan . 1 900. - Während der zweiten Periode vom 1 . J a n . 1 900 bis zum 1 . J a n : 1 925 wu rde das Deutsche Ziv i lgesetz angewan dt.· - Die d ritte Periode, die am 1 . J a n . 1 925 angefangen h at, u n terliegt der französischen Gesetzg e b u n g . Der g roße Untersc h ied zwischen der deutsc h e n u n d der französisc h e n Gesetzgebung ist, d a ß heute nac h dem französischen Gesetz das G ru n d buch n icht mehr unantastbare B eweiskraft h at.

Probleme des Mehrzweckkatasters*)

Von Man fred Eckharter, Wien 1. Vorwort zum „Plan ungsbewußtsein"

Am Beg i n n meine r Ausfü h r u n g e n ü be r die „ P robleme d e, s M e h rzwec kka­ tasters" u n d den M öglic h keiten f ü r e i n e Verwirk l ic h u n g in Ö sterreic h m öc hte ich , ein b i ßchen ausgreife n d , d i e Voraussetz u ngen aus m e i n e r S ic h t aufzei­ gen . Verständnis für die E rfo rdern isse einer sorgfältig e n P l a n u n g z u e rwek­ ken ist schwierig . Sie erfordert Zeit u n d G e l d ; vorderg r ü n d ig e , m ed i e nwi rk­ same Ergebn isse sind n ic h t zu e rwarten . Die Früc hte der Arbeit u n d der Ausgaben fallen po litisc h gesehen sic h e r e rst i n spätere Leg islatu rperiode n . Dies m ag d i e tiefere Ursac h e f ü r e i n e g ewisse „ P lan losig ke it" i m B a u g esc h e­ hen sch l echthin se i n . So feh l e n v i e lfac h F l äc h enwid m u ngs- u n d B e b a u u ngs­ pläne, d i e für eine geord n ete Sied l u n gstätig keit nac h sac h l ic h e n K riterien sorgen, o bwo h l Feh lentwic k l u n g e n d u rc h mangelnde Plan u n g n ic h t wieder gutzumac h ende Sch äden am Lebens- u n d Erholu ngsra u m v e ru rsac h e n . Es g i bt noch i m mer g roßm aßstäblic h e Baupläne, auc h für bed e utende Bauvor­ haben, d ie , ohne vorhergehende Verm essu n g der Liegensc h aft, a u f Zen time­ ter genau kotiert sind. Der Vermerk „ N atu rmaße n e h m e n" oder „ Koten ü berprüfen" weist den k u n d igen B e n utzer auf i h re U n ric ht i g keit h i n . N oc h deutlicher wird m i t d e m Vermerk „ o h n e G ewä h r" , der auf P l ä n e n der u nterirdi­ schen Leit u ngen angebrach t wird, die bei den E i n b a utenträg ern gefü h rt wer­ den, auf d i e zu erwarte nde U n ric htig keit der Darste l l u n g h i n gewiesen .

*) Vortrag im Rahmen der 9. Gesamtösterreichischen Tagung der lngenieurkonsulenten für Vermessungswesen, gehalten am 1 9. Jänner 1 979 in Badgastein.

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O b die U rsache, daß solche u n richtigen Pläne aufgelegt u n d a u c h h i ngenommen werden, n u r i m ü bereilten Wiederaufbau der Städte i n d e r Nachkriegszeit l iegt, s e i d a h i n g estellt. Die M ei n u n g , daß sorgfältige P la n u n g das Bauen verzög ert u n d eine lästige Verpflichtu n g darste llt, d i e a u c h n oc h erhebliche Kosten verursacht, ist tief verwurzelt. D e r N ac h weis der Kosten er­ h ö h u n g d u rch mangelnde Plan u n g ist schwierig, weil d ieser M e h ra u fwand bei der Bauausf ü h r u n g - zum U ntersc h ied v o n d e n P l a n u n g skosten - in der Endabrec h n u ng n i c ht geso n dert aufsc heint. Als pos itiven Aspekt s e h e ich e i n zunehmendes Planungsbewu ßtse i n der Öffentlichkeit, das s i c h i n B ü rg er­ initiativen, z u m Beispiel gegen Stadtautobah n e n oder d i e Verba u u n g von Grü nflächen , zeigt. U m d ie n otwendige Versac h l i c h u n g der P la n u n g u n d Baumaßnahmen z u erreichen - e s h an d elt sich dabei v o r allem u m sachliche u n d nicht politische Entscheid u ngen - ist als e i n e der G ru n d lagen d e r M e h r­ zweckkataster erforderlich, der v iele e ntsc h e id u ngsrelevante Aussagen ent­ hält. 2. Al/ gemeine Voraussetzungen

Seit längerem bestehen E m pfe h l u ngen n a m h afte r Fac horgan isati o n e n f ü r den Aufbau eines Le itungs katasters a l s B esta ndteil e i n es M e h rzweckkata­ sters. Der N utzen einer exakten Vermessu n g u n d Wiedergabe d e r Leitu n g e n liegt i n d e r Vermei d u n g v o n Leit u n g sschäden bei Baua rbeite n , v o r a l l e m der oft katastrop h alen Folgesc häden . Die ersten Vers u c h e u n sere r Sta n d esorga­ n isation, der B u ndesi ngen i e u rkamm er, auf d i e N otwe n d i g keit e i n es L e itu ngs­ katasters h i nzuweise n , w u rden m it d e m Arg u m ent der E i g e n n ützig keit d es Vorbringens abgetan . U mgekehrt besteh t zweifellos der W u n s c h , d i e Verant­ wortung f ü r d i e genaue Darste l l u n g der Leitu n g e n abzuwälze n . M it d e m H inweis a u f die m a n g e l n d e n fin anziellen M itte l der teilweise p assiv b i l a nz ie­ renden Werke u n d dem g roßen Kosten aufwan d , d e n die A n le g u n g e i n es Leitu ngs katasters verursacht, wird arg u m entiert. I n der B ereitstel l u n g der erforderlichen finanziellen M ittel u nd i n der g esetz l i c h e n Vera n keru n g liegen deshalb die Schwierigkeiten. Das tec h n ische P ro b l e m scheint g e löst. Das zeigen die gut f u n ktionierenden Leit u n gskataster in den Schweizer Städten Ber n , Basel und Lu zern , i n e i n i g e n deutsc h e n Städte n u n d i n den Ostblock­ länder n ; aber auch bei der VÖEST-A L P I N E in L i n z , die i n i h re m Werk seit 1 970 am Aufbau einer exakte n Plangrund lage aller Leit u n g e n a rbeitet.

3. Die rech tliche Verankerung

Die als bekannt vorausg esetzte Zielvo rste l l u n g für e i n e n Leit u n g s kataster als Bestan dteil eines M e h rzwec kkatasters wäre d i e Erfass u n g sämtlicher ober- u n d u nteri rdischer Leit u n g e n , a u c h der Fernleitu n g e n und deren

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Darstel l u ng i n einer e i n h e itlichen D o k u m entatio n . E i n e b u n dese i n heitliche Vorgangsweise kan n n ur erreicht wer d e n , wen n d i e K o m pete n z d er G esetzge­ bung B u ndessache ist. Wo i m mer e i n Leit u n g s kataster besteht oder aufg e­ baut wird, wird er von den einzig z u stä n d ig en Fach leute n , d e n Ver m essungs­ ingenieuren, geführt. D ie Erfass u n g d er r ä u m l ichen Lage d er Leitu n g e n steht in Analog ie zur Grenzver mess u n g , weswegen eine Ver a n ker u n g i m Ver m es­ su ngsgesetz angestrebt wir d . Die Verpflichtu ng, r ä u m lich begr e n zte Gru nd­ dienstbarkeiten bestmöglich festz u legen, ist i m Gr u n d b u c h s g esetz veran kert. Auch eine Ermächtig u n g , die notwe n d igen Ausführ u n gsbest i m m u n gen dazu i m Ver messungsgesetz zu regeln, ist anzustreben . Dar ü ber h i n a u s bedarf es einer Verpfl ichtung der Ba uwerber, die E i n mess u n g d er u nter ir d ischen Leitu ngen vor Wiederverfü l l u n g d ur c h z u f ü hr e n . D iese Ver pfl i c h t u n g ist i n h a lt­ lich B u ndessache, kö n n te aber auch i n den Landesba u or d nu n g e n v er a n kert werde n . Für alle nach dem Ber grecht komm issio n i erten Leitu n g e n wird bereits eine geodät isch e i nwandfreie Einmess u n g ver langt. D iese A ufträge werden bereits an l ngen ieur konsu lenten für Ver m ess u n g swesen vergeben und würden, bei ein heit l i c h er Vorgangsweise, eine wertv o l l e Vorar b e it für den Leitungskataster d arstellen . E i n e E m pfeh l u n g der B u n d es i n g e n ieurkam mer über die Ver m essu ng von u n ter ir d ischen Leit u ngen ist in A u s ar b e it u n g . D iese soll so aufgebaut sein, d aß sie später als Gr u n d lage für e i n e M e hrzwec kkata­ sterveror d n u n g analog der Ver mess u n gsveror d n u n g d ie n e n kan n . Au ßer der Verpfl ichtung zur E i n mess u n g ist a u c h d ie E i n sicht i n d i e Unterlagen des Leitu ngskatasters al len m i t Tiefbauv or h ab e n Beauftragten vorzuschreibe n . Als Sanktion bei N ichtein h a lten d i eser Verpfl i c h t u n g kön nte, in Analog ie zur G urtenan legepflicht im Kraftfahrwesen, e i n ver m i n d erter Versicher u ngssch utz i m Gebrec h e nsfa l l vorgese hen wer d e n , wor a n a u c h die Versicher u ngsanstalten e i n Interesse h aben m ü ßten . A u s r e c h t l i c h er S ic h t kann man zwei Arten von Leit u n g e n u n tersc heid en: je n a c h d e m ob der Gru ndeigentü mer u n d Leitu ngsträger identisch ist, z u m Beispiel bei den Leit u ngen der Wer ke i m Öffentlichen G u t, oder o b Gr u n d ei g e n t ü m er und Leitu ngsträger verschiedene j ur id ische Personen sind, wie b e i Öffe ntlichen Leitungen, die über Privatgr u n d f ü hr e n . Letztere s i n d i n d er Regel d ur c h Serv itute auch gru n d b üc h er l i c h s i c h erg estel lt. Die e i n s c h l ä g i g e n g esetz li­ chen Besti m m u ngen des Gru n d b u c h sgesetzes ver l a n g e n eine m ö g l ichst genaue Planu nter l age für die E i n trag u n g . Bei konseq u e n ter A n we n d u n g d ieser Best i m m u ng würde s i c h der E i n meßzwa ng solcher Leit u n g e n bereits aus den Bestimm ungen des Gr u n d b u c hsgesetzes ergebe n . Die genaue räu m l ic h e Abgrenzung der Serv itutsberechtig u n g i m Kataster, a ber auch anderer Rechte u n d Ei nschrän k u n g e n der freien Verfüg u n g d es Liegen­ schaftseigentu ms, ste llt eine Aufgabe des M e hrzweckkatasters d ar . Die d a m it ver b u ndene Erh ö h u n g der Rechtssicher h eit a l ler d ieser E i ns c hrän k u n g e n l iegt zweifellos i m öffentlichen Interesse.

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4 . Datenerfassung und Führung des Mehrzweckkatasters Aus dem Vorgesagten u n d der Forderung nach einer verb i n d l ic h e n Erfassu n g d e r räu m l ic h e n Koordi naten der Leitu ngspun kte besc h rä n kt s ic h d e r Kreis d e r Vermess u n gsbefugten a u f j e n e , die a uc h z u r Verfass u n g v o n Tei l u ngsplänen berechtigt s i n d . Die Forderung nac h zentraler D o k u m e ntation und Öffentlic h keit des Leitu ngskatasters, z u sa m men m it der Lag ebesti m m u ng i m Landessystem u n d der Vermess u ng der StraBentopogra p h ie, wora u f ich nac h her noc h näher eingehen will, sowie d i e verbi nd l ic h e Erfass u n g d u rc h d i e Vermessungsbefugten u nd d i e ang estrebte rechtl ic h e Vera n ke r u n g i m Vermessungsgesetz, em pfe h len das B u n desa mt für E ic h - u n d Vermes s u n g s­ wesen m it seinen nac h g eord n eten Vermess u n g sämtern f ü r d i e Date n sa m m­ l u n g u n d Weiterga be an d i e I nteresse nte n .

5.

Die technische A usführung

An dieser Stelle m öchte ich ein paa r G eda n ken ü ber die tec h n isc hen Vora u ssetz u ngen ei nes G renzkatasters einfüg e n . A u s allen beste h e nden Leitungskatastermodellen u n d der L iteratur erg i bt s ic h d ie Forderu n g , die Lag e der Leitungen i m La ndessystem zu bestim m e n . Für d e n Ansc h l uB a n das Landessystem , d i e kontro l l ierte B esti m m u n g der Leitu n g s p u n kte, d ie wegen des angestrebte n verbi n d l ichen Nac hwe ises der Leit u n g e n e rforder­ l ic h ist, u n d h insichtlic h der Gena u ig keit der Verm ess u n g kö n n e n die Besti m­ m u ngen a us dem Verm ess u n gsgesetz und der Vermessurigsverord n uhg sinngemäB angewendet werden . Die a n g estrebte G e na u ig keit der D o k u m en­ tation und der verb i n d l ic h e Nach weis erfordern e i n e Vermess u n g der Lej t u n g nach deren Verleg u n g i n der offen en Kü nette. Die L i n ienfü h r u n g e n von Kabelleitu ngen sind beka n ntlic h n ic h t exakt gerade u n d weic h e n n1 den Krü m m u ngen oft sta rk v o n der Kreisform ab. Um die A n za h l der a u f?Ü neh­ menden P u n kte a uc h im H i n b l ic k a u f d i e Wi rtsc haftlic h keit e i n z u sc h rä n ken, bedarf es noch einer Ban d b reite z u sätzlich z u r vermess u n g stec h n isc h e n Gena u igkeit d e r Best i m m u n g , i n n erha l b welc h e r der Lei t u n g sv e rla uf v o n d e r vermessenen Lage abweic h e n ka n n . A u s pra ktisc h e r S ic h t halte ich e i n e Abweic h u ng bis 20 c m f ü r z u läss ig, welc h e a l lerd i n gs d u rc h d ie F e h ler d e r Messu n g noc h überlagert wird . Es i s t da bei z u bed e n ke n , daB bei Le itu ngs­ neuverleg u ngen Sc h utzabstände e i n g ehalten werd e n , d ie a uc h bei masc h i­ neller Leitu ngsaufdec k u n g z u beac hten s i n d . Leitu ngen können a uc h a,. u s den vorha n denen P l ä n e n d e r Leit u n g sträger in die Plangrundlage ü bertragen werd e n . A u f die erheblic � g röBere Un ge­ nau ig keit der Lage solc h e r ü bern o m m e n e r Leit u n g e n ist d u rc h u n te rsc h iedli­ che Linien i n der Darstel l u n g h i nzuweise n . S i n d d i e U nterlagen für eine Eintrag u ng n icht g eeignet oder liegen keinerlei P läne a u f, ka n n d ie Lag e der

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Leitung m i t H ilfe von Suchgeräten besti m mt wer d e n . Die G e n a u i g keit d er Erfassung n i m mt jedoc h proportional m it d er Ti efe d er Leit u n g ab. Z ur r ä u m l ichen Festleg u n g bedarf es auc h einer A n gabe der H ö h e . D iese ist im Ansc h l u ß an mög l ichst zwei H ö h e nfest p u n kte nac h d e n G e n a u i g ke its­ anforder u ngen des tec h n ischen N ivellements auszufü hre n . D i e H ö h en a ng abe wird sich wegen der leichteren Erm ittl u ng auf die Leitu ngso ber kante bezie­ hen, beim Kanal zusätz l ic h auf die Sohle der Leit u n g . F ür Sc hwan k u n g e n in der Leitu ngsführ u n g halte ich d ie g le ic h e Toler a n z von 20 c m n ac h o ben u n d u nten für zu lässig, vor allem i m H i n b l ic k auf d i e u m e i n e Z e h n er potenz genauere Ver messung d er Höhe g eg e n ü ber d er Lag e. Die Str ä n g e s i n d oft in beträchtlichen Tiefen ver legt und d urc h B a u e i nr ic h t u n g e n in d er K ü n ette ist die Ver messung behindert. Aus d i esem Aspekt und wegen der u n pro portiona­ len Erh ö h u ng des Aufwandes bei Steiger u n g d er G e n a u i g ke it sc h e i n e n d ie angegebenen Tolerenzen vertretbar.

6.

Die graphische Darstellung

M i t R ücks icht auf die Bedürfn isse der Anwender ist neben d er koor d i n ati­ ven Erfassu n g d er Leitu ngen d ie graph isc h e Darste l l u ng, lager ic h tig in bezug zur Straßeno berfläche, oder i m Gelände z u u nveränderten P u n kten, u n er läß­ lic h . Die R ücksteckung aus Lan deskoor d i n aten oder d ie Ü bertr a g u n g in Plandarstellu ngen ist sonst n ur den G eodäten m ö g l ic h . Die B er e itsc h aftsd ien­ ste d er Wer ke aber , die i m Falle eines Gebrec hens Tag und N ac h t sc h n ell­ stens die Lage der Leitungen aufzufi n d e n haben, brauc h e n A bstan d s m aße vom Bestand u n d relative Höhenangaben z ur Oberfläc h e , d ie e i n fac h u nd ohne besondere Fac h ke n ntnis ü b ertragen werden kö n n e n . I m Str aßenr a u m befinden sich auch Leitu ngseinr ic h t u n g e n w i e Sch ieber, Dec ke l , Hydr a nten, Sch altkästen , Spann maste und an deres, die z ur vol lstä n d i g e n E i ntrag u n g d er ober- u n d u nter ir d i schen Leit u n g e n u n entbehr l ic h s i n d . Dadurc h entste ht g leichsam als Nebenprod u kt ein Straßen kataster, d er für versc h i edenste Planu ngsaufgaben eine n ü tz l ic h e Gru n d lage d arste llt. Der M aßstab für d ie graph ische Darste l l u n g erg ibt s ic h wegen d es Deta i lr e ic h t u m s i n d e n Stadt­ zentren m it 1 : 200, an den Stadtränder n 1 : 500, bei aufgeloc kerter Ver­ bau ung m it 1 : 1 000 und im länd l ic h e n B er e ic h wird der M a ßstab d er Kata­ stralmappe ausreic h e n . M it der Ö N O R M A-225 1 „Spez ialzeic h e n ( i m R ic htm a ßstab 1 : 2 00) für Leitu ngen, Straßen und Wege in B estandsp länen" wurde e i n e wertvo lle Grund lage ü ber deren Darste l l u n g in gro ß m a ßstäblic h e n Plänen g esc h affe n . D i e Diskussion, ob ein Leitu ngs kataster a l s R a h men- oder I nsel karte, d as ist straßenweise, aufgebaut werden soll, wurde längst z u g u n ste n d er R a h men­ karte entsc h ieden. Die öffentlic h e n Versor g u ngsleit u n g e n folgten n ic h t m e hr n ur den Straßen, sonder n f ü hren ü b er E i n ba u tentrassen , z u m Beispiel d urch

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Woh n hausanlagen und ü ber Privatbesitz. Die R a h m e n karte ist ü bersich t l ic h er aufgebaut, erspart Über lappungen u n d erm ö g l ic h t M o ntag e n u n d M aßstabs­ u m b i l d u ngen ohne Zeichenarbeit. Beim Ber ner Leitu ngskataster wurde die I n sel karte aus den g e n a n nten Grü nden i n eine Rahmen karte ü bergeführt. Gr u n d lage war d ort d ie Vergröße­ r u ng der Grund buchspläne auf 1 : 200 ; i n eine Ver m ess u n g der o berird ischen Situation wurden die Wer kpläne e i n g ear b e itet. D i e deshalb u nr ic h t i g e Lei­ tungsdarstellung blieb u n befriedigend, weshalb die Ver pflic h t u n g z ur E i n mes. sung an d er offenen Kü nette bei Ver legung verord net wur d e . „ E i n zentra ler Leitungskataster gehört m it z u m allgemeinen Planu ngs- u n d U n ter l a g e n i n ­ str u mentar i u m einer modernen Stadt u n d wird e i n w ic h tiger Bestandte i l e i n es zukü nftigen Mehrzweckkatasters s e i n ." M it d iesem M er ksatz aus der Veröf­ fentlic h u n g z u m Berner Leitungskataster m öchte ic h d e n kurzen B lic k ü b er die Grenzen absc h ließe n , den ic h getan habe, weil ic h ü berz e u gt b i n , d a ß d ie dort gesammelten Erfahr ungen f ür den Aufbau eines M e hr zwec kkatasters i n Österreic h sehr n ü tzlic h s i n d . 7.

Vermessungstechnische Voraussetzungen

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Die erforder l ichen Gr u n d lagen für eine gesetz l ic h e Ver pfl ic h t ung z ur Leitu ngsei n messung, ein spa n n u n g sfre ies Fest p u n ktfeld u n d ein N etz von Höhe nfestp u n kten sind vielfac h vor h a n d e n oder z u m i n d est i m A u fbau begrif­ fen , ebenso wie eine Katastralma ppe i m metr ischen M a ßstab 1 : 1 000 oder 1 : 2000 . Das Festp u n ktfeld ist m it d er Veror d n u ng z ur teilweisen oder al lge­ meinen Neuanleg u n g d es Gre n zkatasters i n vielen G e m e i n d e n sc h o n voll­ ständ ig und wird i n weiteren erste l lt . M it der fortsc hreitenden Z a h l von U mwandlungen von Gr u n dstüc ken aus dem Gru ndste u erkataster in den Grenzkataster werden z u n e h m e n d Grenzen koor d in ativ fixiert. M it E i n f ü hr u n g der Datenverarbeitung u n d der U mste l l u ng von Gru n d b uc h und Kataster auf elektronische Datenverarbeitu n g werden die Gr u n dstüc ksdaten wie F läc he, Benützun gsart, Ein lageza h l , E igentü m er u n d Adresse i n e i n er Date n b a n k abgespeichert. Der Leitung skataster bräch te d a z u d ie r ä u m l ic h e n Koord i n a­ ten d er u nter- und oberird i sc h e n Leitu ngen u n d die Koordi n ati o n des Stra­ ßend etails in d ie Datenbank e i n . I m S i n n e des M e hrzwec kkatasters k ö n nten weitere I nfor mationen gespeic h ert werden, welc h e d ie m it d er P la n u n g u n d Verwaltung Befaßten a l s E ntsc h e i d u n gs h i lfe zur Lös u n g d er i m m er ko m plexe­ ren A ufgaben benötigen . 8.

Das Problem der K ostenaufbringung

Bei aller Übereinst i m m u ng der M e i n u n g der Fac h leute d arf n ic h t ü berse­ hen werden, daß d i e Leitungsträger z usätz l iche Kosten für d e n A ufbau e i n es

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Leitungskatasters tragen m üsse n . So wie es bisher ü b l ic h war, d a ß d ie Werke ü ber i h re Leitu ngen eigene Pläne fü h re n , so m u ß auch nach E i nfü h ru n g e i n es Leitu ngskatasters der Werkplan beste h e n bleiben . D u rc h e i n geeig n etes Organisationsmodell kann jedoch vermieden werden , daß Doppela rbeiten auftreten . So h aben bisher die Werke die G ru n d lage n p l ä n e , i n die sie i h re Leitungen eingetragen h aben , teilweise selbst erarbeitet. Diese A u fg abe kann der Leitu ngskataster ü berne h m e n , ebenso d i e lageric h tige Wied ergabe der Leitungsg eometrie. Auf d ieser G ru n d lage arbeiten d a n n d i e Leitu n g sträg e r die Karten weiter a u s , indem sie i h re fac h spezifischen A n g a b e n , d i e i n e i n e m allgemeinen Leitu ngskataster ke inen P latz f i n d e n oder auch n ic h t i nteressie­ ren, ei ntragen und fortf ü h re n . Der Leit u n g skataster kann also, u n d es ist notwendig, d ies m it aller Deutlic h keit zu sag en, die Zeic h ensäle u n d Plan ar­ chive bei den Einbautendie nstste llen n ic h t ersetze n . Er veru rsac h t zu sätz li­ che Kosten und einen zusätzl ic h e n Verwaltun gsa ufwa n d , der jedoc h sc h o n d u rc h die Vermeid ung von M e h rfac h leistu ngen red uziert werd e n kan n . U m nac hzuweisen , d a ß die erforderlich e n I nvestitionen, auf e i n e läng ere Zeit gesehen , trotzdem rentabel sind, w i rd es g uter Arg u m ente bed ü rfen, u nd ic h werde m i r ansc h l ießen d erla u be n , dazu e i n paar G e d a n ke n vorzu trag e n . Neben d e r Problematik der Kosten u n d d e s Verwaltu ngsaufwandes e rfo rdert ein Leitu ngs- oder Meh rzwec kkataster n ac h den gesc h i lderten Vo rste l l u n g e n ein rei bungsloses Zusam menspiel zwisc h e n d e m B u nd , d e n L ä n d e r n u n d d e n Gemeinden bzw. d eren E i n bauten d ieststellen, d i e oft einen eigenständigen Wirtsc h aftskörper d arste l le n , u n d es m u ß gelingen, d i e K o m petenzen und Z uständig keiten abzusti m m e n .

9 . Das Zeitproblem

Man kan n in z u ne h mendem M aße e i n e n g ew issen Zeitd ruc k fü r d iese genannten Maßnahmen s p ü re n . Viele der bestehenden M o d elle h aben e i n e alte Trad ition . D e r ideale Zeitp u n kt für d ie E i n fü h ru ng e i n es L e itu n g skatasters - ä h n lich etwa für den Bau einer U-Bah n - wäre der B eg i n n u n se res J a h r h u n ­ derts gewese n . D i e wen igen damals verlegten Leit u n g e n i n e i n e m Kartenwerk z u erfassen und dann m it der spru n g h aften E ntwic k l u n g m itzuziehen ist sicher einfac her, als zu einem festzusetzenden Dat u m m it der Stu n d e N u l l z u beginnen, w o der R a u m u nter d e n Straßen sc h on voll v o n L e itu n g e n ist . Aber n icht nur daher rü h rt der Zeitd ruck, sondern auc h aus der fo rtsc h reiten d e n E i nsicht, daß ein Leitu ngs kataster d ri n g e n d erfo rderl ic h ist . D iese E i nsic ht führt zu Taten , und auf Gemeindeebene wird verei nzelt sc h o n an der Erstel­ l u ng solcher Karte nwerke gearbeitet. So seh r d iese Entwic k l u n g vom fac h li­ chi:m Stand p u n kt z u beg rü ßen ist, kan n sie d oc h einer ü berre g i o n alen Lösu ng entgegenwirke n .

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Die Stadt Salzb urg arbeitet am Aufbau eines Leitu ngskatasters i n der Form, daß auf G rund lage einer Vermess u n g des Straßenrau mes d ie Leitu n­ gen aus den Werkplänen ü bern o m m e n u n d eingetragen werd e n . A uf d i eses Standardwerk aufbauend, kön nte, zusammen m i t dem zu vero rd n e n d e n Ein meßzwang, sch rittweise ein geodätisc h einwandfreier Leitu ngskataster aufgebaut werde n, ä h n l ic h der tei lweisen Neuanleg u n g des G renzkataste rs.

10. Oie Notwendigkeit der Einführung des Mehrzweckka tasters

H ierher gehört die Festste l l u n g , d aß die Bauwirtsc h aft i h ren t i efsten Stand schlechthin erreicht h at. Das ist keine N ac h ric ht von der Wirtsc h afts­ seite der Presse, sondern räu m l ic h gemeint. I n den Ballu ngsrä u m en der Städte ist für Verkeh rslösungen u n d I nfrastruktur n u r m e h r der U nterg ru n d verfügbar. U nterg rundbahnen, Tiefg a rag e n , Ver- u n d E n tso rg u ngsleit u n gen und ausgedehnte Fußgäng erpassag en sowie Gesc h äftsstra ßen entsteh e n u nter d e r Erde. Fernwärmeleitu ngen v o n M ü l lverbre n n u ngsan lag e n , H öchst­ spann u n gskabeln m it u mfan g reichen K ü h lsystemen u n d das Kabelfernsehen sind n u r ein ige aktuelle Versorg u n g sleitun gen, die ne uerlic h Raum beanspru­ chen u nter den Straßen und Pl ätzen der Städte. Dieser Raum w i rd aus zweierlei Gründen i m mer wertvoller: weil m it jeder neuverlegten Leitung u n d jedem Bauwerk die Freiflächen geringer werd e n, u n d weil zwe itens das i n d i e Erde verlegte Vermögen ständig wäc h st. Aber auc h außerhalb d e r O rtsc h af­ ten n i mmt die Dichte der Leitu ngen d u rc h das Verleg en von Erdg as- u nd Erdölfernleitu ngen, Wasserle itu ngen z u r Versorg u n g g anzer Städte oder Telefon kabel ständ ig z u . Wäh rend mei nes Wei h n ac htsurlau bes h abe ic h erfa h re n , daß e s bei M ittersill i m Land Salz b u rg die ersten M i lc h leitun gen g i bt, die von d e n A l men zur Sam melstelle i m Tal fü h re n . D iese u n g e h e u re Vielfalt von Leitu ngen erschweren jedes Tiefbauvo rhaben beträchtlic h und e r h ö h e n d ie Wah r­ sch e i n l ic h keit von Leitu ngssc h äden m it m ö g l ic h erweise katastro p h a l e n Fol­ gen. N ac h der bisherigen Ü b u n g m üssen die U nterlagen bei allen E i n ba uten­ dienststellen - in Wien sind d as mehr als zwanzig - erhoben und versc h ieden­ artige U nterlagen, die oft n ic ht e i n m a l m aßstäblic h gefü h rt werd e n, in die Projektspläne übertrag en werd e n . Daneben beste hen noc h P rivatle i t u n g e n oder u nterirdische Bauwerke i m Öffentlic h e n G u t, wo U nterlagen n u r der Ben ützer besitzt. Die Unsic herheit ü ber die Lage der u nterird ischen E i n ric htu n g e n in d e n Projektsplänen fü h ren u nverme i d l ic h zu Fehlplanungen u n d z u teuren U m p la­ n u ngen u nd Bauverzögeru ngen während der Ausfü h r u n g . D i e exakte Lage u nterird ischer E i n richtu ngen kan n , i n fo lg e der m a n g e l h aften U nterlag e n , n u r mit Quersc h lägen bestimmt werden, u nd d i e M ö g l ic h keit des E i n satzes von

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rationelleren Baumasc h i n e n ist verm i n d ert. Die erheblic h e n Koste n , d ie i n der Vol kswirtschaft d ad u rc h entste h e n , werden leider weit u n tersc h ätzt. In Ostdeutsc h land w u rd e der Leitu n gskataster mit e i n e r „ A n o rd n u n g über d i e Sicherung d e r räu m l ic h e n u n d zeitlichen Koord i n ie r u n g v o n I n vesti­ tionen und Reparatu ren im u nterirdischen B a u ra u m" bereits 1 972 e i n g efü h rt. Im Namen d ieser Verord n u ng ist ein wese ntlic hes Arg u ment f ü r d e n Leitun gs­ kataster enthalten. G rößte Sorgen bere itet den Stadtverwaltu ngen die Lös u n g des Verke h rs­ problemes. Leitun gssc h äd e n wiederum ziehen Verke h rsbeei nträc htig u ngen nach sic h , womit der Leitu ngskataster auc h einen Beitrag z u r Verbesserung der Verkeh rssitu ation i n d e n Städten le isten kan n . Darü ber h i n au s besteh t auf der Gru nd lage eines e i n heitl ic h e n Pla nwerkes d ie M ö g l ic h �eit, n otwe n d i g e Baumaßnahmen bei versc h iedenen Leit u n gsträgern aufe i n an d e r abzusti m­ men. Sie werden dad u rc h wirtsc h aftlic h e r und die Dauer der Beei nträc hti­ gung des Straßen rau mes erheblic h verri ng ert. Eine g ro ße Bedeutung wird dem Leitu ngskataster i n der Sc h weiz auc h für d ie Belange d es Z iv i lsc h u tzes, d as ist der Sc h utz der Z iv i l bevölkerung vor Kriegsei nwirku n g e n , beigemes­ sen . Es besteht die Forderu n g , daß alle f ü r die Versorg u n g leben swichtigen Betriebe genaue Leit u n g skataste rpläne f ü h re n m ü sse n . E benso l i egt der Vorteil bei Einsätzen der Feu erwe h r u n d i n Katast ro p henfä l l e n auf der Hand. Als Beispiel sei h ier d i e Forderu ng von Autobah nverwaltu n g e n an gefü h rt, Plan u nterlagen i m weiteren U m kreis m it eingetrag enen Leitu n g e n z u f ü h re n , damit i m Fall eines Tan kwag e n u n g l üc kes Sofortmaßnah m e n g esetzt werden können. Damit z usam m e n h ängend d rängt s ic h auc h der Vo rte i l e i nes B r u n­ nen katasters bzw. aller Wasserentnah m estellen aus d e m G ru n d wasser auf. Die vorangefü h rten Beispiele und d ie d u rc h einen Leit u n gs kataster ermög l ic hte Eindäm m u ng der Folgewirk u n g e n stellen e i n e n w ic h t i g e n Be itrag im Sinne des U mweltsc h utzes dar. Die genan nten Arg u m ente wie P l a n u ngssi­ cherh eit, Rationalis ieru n g von Tiefbauvo rhaben, Erhö h u n g der Rec h tssic h er­ heit, Zivil- und Umweltsc h utz erheben keinen Ansp ruc h a u f Vollstä n d i g keit. Sie zeigen aber auf, daß die N otwe n d ig keit für d ie Erste l l u n g eines Leitun gs­ katasters vor allem i n den Städten m it zah lreichen Tiefbau- u n d P l a n u ng sauf­ gaben gegeben ist, wo d i e g ro ße Z a h l von beste h e n d e n Leitu ngen u n d Leitungsneuverleg ungen einen erheblic h e n A ufwan d e rwarten läßt. „Wenn bei der A ufstel l u ng neuer Leitungs proje kte m e h r und mehr auf . der sicheren G ru n d lag e gearbe itet werden kan n , die der Leit u n g s kataster d arbietet, so lassen s ic h P rojektänderungen vermeid e n , d ie bisher beim Legen von Leitu ngen h äufig notwe n d i g w u rden u n d d u rc h welc h e viel Zeitver­ l ust und viele Kosten entstanden . M a n m ac h t sic h n ic h t l e ic h t d ie Vo rstel l u ng davon , i n welchem Maße u n sere Straßen von Leitu ngen i n A ns p ruc h genom­ men sind und wie sc hwierig es gege nwärtig ist, s ic h i n d iesem Wirrwarr zu rechtzufinde n . Die Z ustände werden von Jah r zu J a h r sc h l i m m e r, u nd je rascher d abei der Leitu ngskataster e rstellt wird, desto g rö ß e r werden s ic h

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seine Vorteile bewäh re n ." Dieser Satz sta m m t von einem der I n it iatore n d es Baseler Leitu ngskatasters bei d essen E i n fü h ru n g i m J a h re 1 9 1 3 u n d er ersc h eint h eute aktu eller denn je.

1 1. Der gesellschaftliche Aspekt

Die Notwendig keit für den Aufbau eines M e h rzwec kkatasters a u fz uzei­ gen , ist eine Aufgabe und Verpflichtung des G eodäten gegen ü b e r der G esell­ sch aft. Erst dadurc h wird gesic h e rt, daß o h n e u n z u m utbaren A u fwa n d dem Versorg u ngsbed ü rfn is der Z u k u nft entsproc h e n werden kan n . Der Vermes­ sungsingenieur ist gewo h nt, seine Tätig keit i m Vorfeld des B a u e n s u n d Planens zur Besc h affu ng d e r G r u n d lagen ausz u ü b e n ; er m u ß d e s h a l b auch als erster die Notwen d i g keit zur Sch affu n g einer vollstä n d i g e n U n terlage des Planu ngsrau mes Straße aufzei g e n , u m d ie geo rd nete Entw ic k l u n g zu s ic hern und teu re Feh lplan u ngen zu verh i n d ern . Beim Aufbau neuer u n d beim U m bau oder der Sanierung alter Städte ist die volle Ausn utzu ng des Straßenrau mes erforderlic h , d essen N utz u n gsp la­ n u ng vermessungstec h n isc h ei nwandfreie u n d vollstä n d ig e , g ro ß m a ßstäbli­ che Karten voraussetzt, die von einsc h läg igen Fac h leute n , den Vermessu ngs­ ingen ieure n , zentral gef ü h rt werd e n . Auf d ieser G ru nd lage k ö n n e n tec h n isc h und ökonomisc h richtige E ntsc h e id u n g e n auf allen Geb ieten der Stadtp la­ nung g etroffen werd e n , auch im H i n bl ic k auf ko m m u n ale M a ß n a h m e n z u r Energ ieeinsparu ng .

1 2. Gedanken zur Kosten- und Nutzenrechnung

Ich darf es mir n icht erspare n , auc h ü ber d ie z u erwarte n d e n Kosten u n d deren Aufbri ngung z u sprec h e n . Die Kosten, d i e f ü r d i e E i n ric h t u n g aufzu­ bri ngen sind, werden die Gemeinden z u tragen haben , wobei eine p rozen­ tuelle Beteiligung der Werke begrün d et ist urid auf eine Kosten bete i l i g u n g d u rc h den Staat oder z u m i n dest a u f Kred i t h i lfe geh offt werden d arf. Ü be r d e n E i n m e ßzwang u nd die Verpflic h t u n g z u r E in s ic h t n a h m e fal len d i e K osten f ü r d i e Laufendhaltung n ac h dem Versic h e r u ngspri n z i p einerseits den B etrei­ bern, andererseits den N utz n i eßern z u . Erwarten Sie von m i r n u n keine deta i l lierten Berec h n u n g e n . I n der ausländischen Literatur sind wohl versc h iedentl ic h Koste nsc h ätzu n g e n ange­ stellt worden, wie auch seh r ernstz u n e h mende Studien . Diese We rte k ö n n e n sic h er n icht d u rch M u ltipl i kation m it dem Wechselkurs ü be r n o m m e n werden, auch sind sie n icht hypothesenfre i . Aus eigenen A ufträgen z u r Vermess u n g des Straßenraumes u n d E i ntrag u ng einer allerd i n gs besc h rä n kten Z a h l von Leitu ngen n ac h Werkplänen h abe ich einen Betrag von ru n d S 1 00 . 000,- je

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km nach den geltenden Gebührensätzen berec h n et, d er jedoc h beträchtlich von der Leitungs- u nd Verkehrsdichte a b h ä n g i g ist. Die Ver m essu ng einer Rohr- oder Kabelleitung setze ic h m it r u n d S 1 5 .000 ,- je km e i n , das erg i bt f ür eine Sied l u ngsstraße m it fünf Versor g u ngsleit u n g e n einen Ver m essu ngsa uf­ wand von i n sgesamt r u n d S 1 70 .000 ,-. Die Kosten für d i e Ver leg u n g eines Rohr kanals, einer Wasser- u n d Gasleitu ng sowie eines Str o m - u n d Te lefo n ka­ bels belaufen sich in Wien auf r u n d S 1 7 ,000 .000 ,- m it Wiederverfü l l u n g u nd Belagsreparatur, womit die Ver m essu ng 1 % d er B a u kosten ausmacht, u nd der Prozentantei l sinkt noc h m i t z u n e h mender Leit u n g sdic h te. Das resu lt iert aus den wesentl ic h höheren B a u koste n , etwa e i n es S a m m e lkanals ab Profil 2 x 2 Meter m it 1 7 M io. S je km, einer G as- oder Wassertrans port leitung m it 1 0 M io . S je km, welcher Betrag etwa auc h für Telefo n kabelkan äle m it Kabel­ sch äc hten aufgewendet werden m u ß . Diese approxi mativen Ang aben einer Größe nord n u n g sollen aufzeigen, daß eine d urchaus si nnvolle Relation zwisc h e n den Kosten e i n er Leitu ngs­ neuver legung und der Ver m essu n g beste h t . Um e i n e n B egr iff ü ber den Perso nalaufwand für die F ü hr u ng e i n es Leitu n gs katasters zu g e b e n , greife ich die Stadt Ber n m it 1 45 .000 E i nwoh nern u nd einer Fläc h e von 52 Q u adrat­ kilometer h eraus, wo an dem Planwer k, welc hes n ac h Fertigste l l u n g aus 1 400 Karten bestehen wird, elf Ver m esser m i t vier G e h i lfen ar beite n . E i n e außeror­ dentlic h wertvolle Arbeit h at Herr W . Rose in De utsc h land ü ber Kosten u n d N utzen ei nes Leitu ngskatasters vorg elegt. I n d i eser u m fa n greic h e n Arbeit entsteht, bei Gegenü berste l l u n g d er l

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