Peer Up! Raise your voice! Jugendforum. 30.September 2.Oktober 2011 in Berlin DOKUMENTATION

Up! r e e P R a i se i c e! o v r you Jugendforum 30.September – 2.Oktober 2011 in Berlin DOKUMENTATION Peer Up! Raise your voice! Inhalt Vo...
Author: Erwin Bergmann
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Up! r e e P

R a i se

i c e! o v r you

Jugendforum 30.September – 2.Oktober 2011 in Berlin

DOKUMENTATION



Peer Up! Raise your voice!

Inhalt Vorwort Johannes Backhaus Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

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Freitag, 30. September 2011

Der erste Abend – Speed-Dating und Mauerfall!

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Samstag, 1. Oktober 2011

Spannende Workshops und Hauptstadtfeeling

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Workshops:

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Hunger im 21. Jahrhundert – muss das sein? Politisches Engagement leicht gemacht! Entwicklungshilfe – Ein konkretes Beispiel aus Indien Wie finde ich einen prominenten Schirmherrn für mein Projekt? In Szene setzen Grundlagen journalistischen Arbeitens Erdbeben, Tsunamis, Flutwellen – Wie sieht humanitäre Hilfe aus? Schwanger in Deutschland und im Rest der Welt Kreativwerkstatt: Verändere mit 400€ die Welt! Interview und Reportage Große Pillen für kleine Menschen – Kinder und Aids-Behandlung Mit Videos gegen Armut – Kampagnenarbeit im Web 2.0 Freie Zeit mit Hauptstadtfeeling

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Sonntag, 2. Oktober 2011

Finale am Sonntag – Ergebnisse, Ideen und Feedback

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Inhaltsverzeichnis p.de

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Peer Up! Raise your voice!

Liebe engagierte Jugendliche, vielleicht seid Ihr bei unserem diesjährigen Jugendforum dabei gewesen? Dann dürft Ihr das gemeinsame Wochenende mit diesem Bericht noch einmal erleben, vielen Dank für alle Eure Beiträge und Eure Mitarbeit – macht weiter! Falls Ihr gerade das erste Mal von Peer Up! gehört habt, möchte ich noch einmal kurz erklären, worum es hier eigentlich geht. Das Projekt „Peer Up! Jugend bildet Zukunft!“, durchgeführt von World Vision Deutschland e.V. und finanziell unterstützt von der Europäischen Union, möchte Jugendliche motivieren und unterstützen, sich zu entwicklungspolitischen Themen zu engagieren – in Deutschland, Österreich und Rumänien! Peer Up! unterstützt Euch bei der Umsetzung Eurer Ideen und Aktionen, ermöglicht Euch aber zum Beispiel auch, Themen wie „Kinder- und Müttergesundheit“ überhaupt erst einmal zu verstehen und die Grundlagen von Öffentlichkeitsarbeit zu erlernen. Wie schon im Jahr 2010 haben wir auch im Herbst 2011 ein sogenanntes „Jugendforum“ organisiert, zu dem Jugendliche aus ganz Deutschland eingeladen waren. Das Motto in diesem Jahr lautete „Peer Up! Raise your voice!“, das Schwerpunktthema war „Kinder- und Müttergesundheit“ und damit das 4. und 5. Millenniumsentwicklungsziel (MDG). Die MDGs sind acht Entwicklungsziele, auf die sich 189 Länder dieser Welt geeinigt und versprochen haben, damit die Welt bis 2015 gerechter zu machen und zentrale Probleme wie Hunger und Armut zu verringern. Leider wurde bisher noch zu wenig getan, damit diese Ziele auch wirklich erreicht werden können.

stützen, Euch kreativ zu engagieren und die Politik daran zu erinnern, ihre Versprechen zu halten! In dieser Dokumentation könnt Ihr Euch einen Überblick darüber verschaffen, was wir auf dem Jugendforum vom 30. September bis zum 2. Oktober 2011 in Berlin gemacht haben.

Durchgeführt von:

Finanziert von:

Es folgt eine Zusammenfassung aller Workshops und des Programms, viele persönliche Eindrücke der Jugendlichen, sowie die kreativen Ideen, die am Ende von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entwickelt wurden. Das Peer Up Team ist sehr betroffen von dem Verlust eines Kollegen. Johannes Raffel, Geschäftsführer der Youth Bank Deutschland, der bei unserem Jugendforum noch Workshops gegeben hatte, fiel einem Autounfall zum Opfer. Wir werden Johannes Raffel als offenen, engagierten, sympathischen und umgänglichen Menschen in Erinnerung behalten. Ebenso wie wir die Arbeit, die wir gemeinsam begonnen haben, weiterführen werden.

Viel Spaß beim Lesen, ich freue mich von Euch zu hören!

Johannes Backhaus, Projektkoordinator Peer Up! Jugend bildet Zukunft!

Deswegen gibt es uns – wir informieren Euch nicht nur über die MDGs und die entwicklungspolitischen Themen dahinter, sondern möchten Euch auch dabei unterVorwort p.de

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Peer Up! Raise your voice!

Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Welche Erwartungen hast Du an dieses Wochenende? „Ich würde gerne mehr über die aktuellen und geplanten Bemühungen der Entwicklungspolitik erfahren! - Zum einen von den NGOs, aber auch von der Regierung.“ „Ich erwarte, neue Leute mit gleichen Zielen kennenzulernen und dass ich darüber aufgeklärt werde, wie ICH etwas tun kann und was ich machen kann, um Menschen zu helfen, die nicht wie wir im Luxus leben.“ „Neue Erfahrungen gewinnen, neue Leute kennenlernen, Ideen für Aktionen sammeln und die Welt retten!“ „Neue Erfahrungen und Informationen, tolle Leute und neue Methoden.“ „Ich möchte mehr über politisches Engagement lernen und mehr über das Projekt Peer Up!“ „Mehr über Politik erfahren und Kontakte mit Leuten knüpfen, die dieselben Interessen haben, wie ich!“ „Ich erwarte, einen Vorschlag zu bekommen, wie man sich in der Politik einfügen kann. Auf weiteres hoffe ich Kontakte zu knüpfen, die das gleiche Interesse haben wie ich.“

Über welches Thema möchtest Du mehr erfahren? „Über das Thema Politik und was Politik mit den Millenniumszielen zu tun hat!“ „Möglichkeiten Kinder- und Müttersterblichkeit konkret zu senken, insbesondere auch auf unsere Krankenstation bezogen, die meine Schule baut.“ „Umweltschutz, Politikversagen und wie man dem Politikversagen entgegen wirken kann!“ „Die 8 Entwicklungsziele würde ich gerne genauer kennenlernen!“ „Politik, Gesellschaft, Organisationen, bei denen man sich einbringen kann.“

Erwartungen p.de

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Peer Up! Raise your voice!

Der erste Abend – Erst Speed-Dating, dann die Mauer stürmen! Es ist Freitagabend, der 30. September 2011 und langsam füllt sich der große Saal des Jugendgästehauses der Berliner Stadtmission. Fast 100 Jugendliche haben sich für das Jugendforum unter dem Motto „Peer Up! Raise your voice!“ angemeldet und finden sich jetzt nach und nach ein. Noch kennen sich nur einzelne Freunde oder Schulgruppen untereinander und unsichere Blicke wandern durch den Raum. Gegen 20 Uhr beginnt Johannes Backhaus mit einer kleinen Begrüßungsansprache, erläutert den Ablauf des Wochenendes und übergibt dann den Betreuern das Mikrofon. Rebecca, Tamara, Robert und Bogdan stellen sich kurz vor und Emanuel übernimmt die Besprechung der Hausordnung.

„Ich bin Finn, ich bin 15 Jahre alt und gehe auf die Gesamtschule Bremen Mitte. Wir haben eine Projektwoche mit Peer Up! gemacht und an unserer Schule wurde viel Werbung für das Forum gemacht und ja deswegen bin ich hier.“ „Ich bin Jan, auch 15 Jahre alt und komme aus Lüneburg und mit Peer Up! hatte ich bisher nichts zu tun gehabt, Johannes hat das Projekt nur einmal an unserer Schule vorgestellt. Ich bin gespannt, wie das Wochenende wird!“

Danach heißt es erst einmal „Speed Dating“ und es werden sechs lange Stuhlreihen aufgebaut, jeweils zwei gegenüber. Mit einer Trillerpfeife gibt Tamara die Signale – jedes gegenübersitzende Paar hat 1 Minute Zeit, sich gegenseitig kennenzulernen, dann wird eine Reihe weitergerückt und der Partner gewechselt. Zuerst beginnen die Jugendlichen sich Fragen zu stellen „Wie heißt du?“ „Woher kommst du?“ „Was hast du für Hobbys?“ „In welcher Klasse bist du?“ „Mit wem bist du hier?“ „Hast du Geschwister?“ „Wie alt bist du?“ „Woher kennst du Peer Up!?“ Schnell gehen viele jedoch dazu über, einfach selbst kurz etwas über sich zu erzählen. So zum Beispiel Finn und Jan.

Freitag, 30. September 2011 p.de

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Peer Up! Raise your voice!

Der erste Abend – Erst Speed-Dating, dann die Mauer stürmen! Nach dem Speed-Dating ist die Stimmung gut und die Jugendlichen schon wesentlich aufgeschlossener, jetzt kann mit der ersten kleinen Denkaufgabe begonnen werden – „Was hält mich davon ab, mich zu engagieren / mich einzusetzen?“. Quadratische Pappkartons werden verteilt und mit den verschiedenen Antworten auf diese Frage beschriftet. Schon nach kurzer Zeit sind auf den 100 Kartons zahlreiche, teilweise sehr verschiedene Gründe zu lesen - Zeit, Lehrer, keine Programme, Schule, Uni, zu wenig Freizeit, Eltern, Wissen, Ansatzpunkte, Egoismus, „Kann ich wirklich etwas bewegen?“, keine Hilfe oder Unterstützung, „Mir hört keiner zu“, fehlende Ideen, fehlender Druck Dinge umzusetzen, Informationsmangel, Bürokratie, Schuldruck, eigener Schweinehund, Gehör, Profitstreben, die richtigen Leute, Überforderung, Geld, Machtverhältnisse, politische Barrieren, medial forcierte Verdummung der Bevölkerung, Wetter, Inspiration, Durchhaltevermögen, Unsicherheit, keine engagierten Mitmenschen, Eitelkeit der Mitmenschen, Internet, Faulheit ...

Nun steht der Kreativität und dem Engagement der Jugendlichen also nichts mehr im Wege, die Stimmung ist gut und den restlichen Abend hat die Gruppe frei. Am nächsten Morgen müssen jedoch alle vor neun Uhr gefrühstückt haben, dann geht das Programm weiter! Malte, 16 aus Hamburg ist begeistert vom ersten Abend: „Der erste Abend des Forums war wirklich gut. Man ist gut aus dem Alltag rausgekommen und besonders die Mauer war echt cool – man hat sich bewegt und es hat Spaß gemacht.“

Fest steht auf jeden Fall, dass es zu viele Dinge gibt, welche die Jugendlichen davon abhalten, sich zu engagieren und so sollen diese Hindernisse schon einmal symbolisch aus dem Weg geräumt werden! Die Kartons werden draußen zu einer großen Mauer gestapelt, um wenig später von den Forumsteilnehmern endgültig aus dem Weg geräumt zu werden. Mit einem lauten Krachen stürmt die Gruppe die Mauer und unter lautem Geschrei wird jeder einzelne Karton mit all den Gründen, sich nicht zu engagieren, zertrampelt.

Freitag, 30. September 2011 p.de

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Peer Up! Raise your voice!

Samstag – Spannende Workshops und Hauptstadtfeeling Auch die letzten Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind nun angereist und knapp 100 Jugendliche füllen morgens um neun Uhr den Versammlungssaal. Nach einer Auftaktveranstaltung für alle, sollen sie sich zwischen insgesamt 12 verschiedenen Workshops in zwei Blöcken für zwei entscheiden und so in kleinen Gruppen über die Themen oder Methoden, die sie am meisten interessieren, mehr lernen und diskutieren. Johannes beginnt pünktlich mit einer kurzen Einführung in die Themen der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) und weist besonders auf das vierte und fünfte Ziel zum Thema Kinder- und Müttergesundheit hin. Hier liegt die Umsetzung am weitesten zurück und nur ein kleiner Teil ist bereits geschafft. „Die Politiker von insgesamt 189 Staaten der Welt haben sich zu diesen Zielen verpflichtet und es ist an uns, sie daran zu erinnern, ihre Versprechen zu halten!“, so Johannes auffordernd. Genau das ist schließlich auch der Gedanke des Jugendforums. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen mehr über die einzelnen MDGs lernen, die Umsetzung und Herausforderungen dieser erkennen und diskutieren und letztendlich ihren eigenen Weg finden, mit diesen Themen umzugehen. Am Ende sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestenfalls in der Lage sein, Politiker und andere Jugendliche darauf aufmerksam zu machen, dass mehr für die Umsetzung der MDGs getan werden muss.

Einer der heutigen Referenten, Niema Movassat, Mitglied des Bundestages (MdB) von DIE LINKE, begrüßt die Gruppe ebenfalls und motiviert jeden einzelnen, sich für mehr Gerechtigkeit auf der Welt zu engagieren. Mit dem afrikanischen Sprichwort „Viele kleine Menschen, die viele keine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern“ macht der junge Politiker darauf aufmerksam, dass schon kleine Aktionen und Projekte wichtig und wirksam sind. Nach der Einführung und einer kurzen Vorstellung aller Workshops, tragen sich alle Jugendlichen in die Listen ein und machen sich mit Peer Up! – „Ideenrettern“ und Stiften auf den Weg zu den verschiedenen Räumen, in denen die Referenten schon alles vorbereitet haben.

Johannes Backhaus

Als Beispiel zeigt Johannes einen Videoclip, den einige Schüler aus Bremen während ihrer Projektwoche mit Peer Up! zum Thema „Kondome schützen vor HIV/AIDS“ gedreht haben. Die Gruppe ist begeistert, es gibt viel Gelächter und Applaus. Niema Movassat

Samstag, 1. Oktober 2011 p.de

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Hunger im 21. Jahrhundert – muss das sein? mit Niema Movassat, DIE LINKE, MdB Fast eine Milliarde Menschen dieser Welt leiden an Unterernährung, allein in Ostafrika sind derzeit 13 Millionen Menschen von Hilfslieferungen abhängig. Wie passt das zu dem Überfluss, in dem z.B. wir in Deutschland leben? Was sind die Folgen von Nahrungsmittelknappheit und wie können wir am besten helfen und etwas dagegen tun? Herr Movassat möchte den Workshopteilnehmerinnnen und –teilnehmern einen Überblick über die Ursachen und Herausforderungen der aktuellen Welternährungssituation geben. Nach einer Vorstellungsrunde teilt er den Text einer Rede von Jean Ziegler (u.a. UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung) aus, die sich auf eine ungewöhnlich provokante und offensive Art mit dem Hunger auf der Welt beschäftigt. Leider wurde diese Rede nie gehalten, da der Redner kurzfristig ausgeladen wurde. Die Rede provoziert nämlich die Politik und Wirtschaft vieler westlicher Länder und weist darauf hin, dass die Industrienationen der Welt einen großen Anteil daran haben, dass die Nahrungsmittel auf der Welt so ungerecht verteilt sind. „Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.“ ist ein wichtiger Satz der Rede und sorgt für Gesprächsstoff. Zuerst in kleinen Gruppen, später in der großen Gruppe besprechen die Mädchen und Jungen die Ursachen für Hungersnöte und Nahrungsmittelknappheit. Das aktuelle Beispiel - die Hungerkatastrophe in Ostafrika – gibt dem WorkshopThema noch einmal eine zusätzliche Relevanz. Unterschiedlich großes Vorwissen, verschiedene politische Einstellungen und kritische Fragen lassen eine spannende Diskussion aufkommen und die Jugendlichen bekommen viele neue Denkanstöße.

Wie setze ich meine Interessen durch? Politisches Engagement leicht gemacht! mit Joschka Langenbrinck, SPD, MdA und Bendix Sältz, Mitarbeiter von Petra Hildebrandt, MdA Joschka und Bendix sind nicht viel älter als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops und können trotzdem einen spannenden Einblick in die Politik geben. Joschka, der selbst frisch in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt worden ist und Bendix, der für die Abgeordnete Petra Hildebrandt arbeitet, wissen noch ganz genau, wie ihr politisches Engagement anfing, welche Schwierigkeiten sie hatten und wie viel Spaß es macht, mal „mitzumachen“ anstatt nur zu zugucken. Anfangs geht es um die verschiedenen Möglichkeiten, sich einzubringen und an kleinen und größeren Entscheidungen teilzuhaben. Als Schülervertreter der eigenen Klasse, der ganzen Schule oder sogar eines ganzen Bezirks, als Mitglied eines Vereins oder einer Gewerkschaft, als Unterstützer einer Bürgerinitiative oder eines Volksbegehrens, als Demonstrant oder als Parteimitglied – es gibt unzählige Möglichkeiten, seine Meinungen zu vertreten und sich für ein Anliegen oder eine Idee einzusetzen. Die Erfahrungsberichte von Joschka und Bendix sorgen für eine lockere Atmosphäre und viele Nachfragen. „Was ist eigentlich ein Volksbegehren?“ „Wie kann man sich in einer Partei engagieren und welche Einflussmöglichkeiten hat man wirklich?“ „Was gibt es für Möglichkeiten, wenn die Stadt zum Beispiel Gebäude abreißen möchte, die wir aber unbedingt behalten möchten?“ „Wie kann man sich politisch engagieren, ohne einer Partei beizutreten?“ An konkreten Beispielen wie dem Künstlerhaus in Berlin oder Demonstrationen gegen Atomenergie werden die politischen Prozesse besprochen und Joschka und Bendix können immer wieder „Insiderwissen“ aus der Berliner Politik einfließen lassen.

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Entwicklungshilfe – Ein konkretes Beispiel aus Indien mit Helga Stamm-Berg, World Vision Deutschland Entwicklungshilfe ist ein weit gefasster und viel diskutierter Begriff. Doch was bedeutet das Wort eigentlich? Worauf kommt es wirklich an, wenn Menschen langfristig geholfen werden soll? Womit hilft man den Menschen in Entwicklungsländern und womit macht man mehr kaputt, als dass man hilft? Was konkret ist zu tun, wenn ein neues Projekt aufgebaut werden soll?

Nach dem Workshop haben die Jugendlichen verstanden, dass es bei einer nachhaltigen Entwicklungshilfe vor allem auf enge Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung ankommt und die Ziele nur umgesetzt werden können, wenn auch die Einheimischen sich dafür einsetzten und mitspielen. Mehr Informationen zu Entwicklungsarbeit von World Vision gibt’s im Internet – guckt www.worldvision.de doch mal rein!

Helga Stamm-Berg arbeitet schon ihr halbes Leben bei World Vision Deutschland und weiß ganz genau, worauf es ankommt, wenn Projekte geplant und umgesetzt werden sollen. An dem Beispiel eines Projektes von World Vision in Indien diskutieren die Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmer in Gruppen, was den Menschen vor Ort fehlt, wie lokale Probleme erkannt und gelöst werden können und was dazu beigetragen werden muss. Anschließend beantwortet Frau StammBerg entstandene Fragen wie, „Wie macht World Vision eigentlich die bedürftigen Gebiete ausfindig und wie fängt alles an?“, „Was passiert, wenn die gesetzten Ziele nicht umgesetzt werden?“, „Warum dürfen Sie in manchen Gebieten nicht arbeiten?“, „Wie finden Sie eigentlich die Paten für die Patenkinder?“ oder „Wer arbeitet eigentlich vor Ort und waren Sie selbst schon einmal vor Ort?“

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Wie finde ich einen prominenten Schirmherrn für mein Projekt? mit Johannes Raffel und Kim Salm, Youth Bank Im Raum „Schloss Bellevue“ möchten Johannes und Kim von der Youth Bank in ihrem Workshop ein paar Tipps vermitteln, wie man für eine Aktion oder ein Projekt einen prominenten Schirmherrn, Sponsoren oder ähnliche Unterstützer finden kann – wie zum Beispiel den Bundespräsidenten. Erst einmal stellen sich jedoch alle Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmer vor und zwar so, dass folgende Satzanfänge benutzt werden. „Ich heiße..., ich bin hier, weil ..., mein Projekt ist... und mein Wunsch-Schirmherr wäre...“. Johannes fordert die Jugendlichen darauf hin auf, in kleineren Gruppen zu überlegen, für welches Projekt, welcher Schirmherr geeignet wäre und auch warum. Später erklärt er gemeinsam mit Kim, wie die Youth Bank an ihre Unterstützer gekommen ist und an welchen Persönlichkeiten sie aktuell gerade dran sind. Dank des Beispiels der Youth Bank, sind Johannes Tipps und Vorschläge leicht nachzuvollziehen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten an konkreten Ideen für ihre eigenen Projekte. Ein paar Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Bremen Mitte sind am Ende des Workshops beispielsweise sehr zuversichtlich, den Bremer Bürgermeister als Schirmherrn für ihre Partnerschule in Afrika zu gewinnen.

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

In Szene setzen mit Alexander Hauer, Choreograph und Schauspieler Der freiberufliche Choreograph und Schauspieler Alexander hat bis Anfang 2011 für das internationale Tanzprojekt „dance4life“ in Deutschland gearbeitet und möchte jetzt in verschiedenen Kursen und Seminaren die Begegnung ganz verschiedener Menschen fördern, zum Beispiel von Menschen unterschiedlichen Alters. Von unserem Jugendforum ist er voll auf begeistert. „Mir persönlich ist es wichtig, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben und freien Zugang zu Bildung. Das Jugendforum finde ich toll, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermutigt werden, sich zu engagieren und das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie wirklich etwas bewegen können und nicht alleine sind.“

und Teilnehmern, wie sie mit ihrem Körper und ihrer Stimme Aufmerksamkeit erzeugen können und Verschiedenes ausdrücken können. Das Erlernte wird dann auch direkt in die Praxis umgesetzt und die Gruppe übt gemeinsam ein kleines Theater ein, welches am nächsten Tag vorgeführt werden soll.

Alexander Hauer

Den Workshop beginnt Alexander mit einigen Übungen, welche die Jugendlichen in Paaren oder als Gruppe durchführen. Zum Beispiel lernen die Mädchen und Jungen, den Körper des anderen bewusst aufzubauen, zu entspannen und schließlich richtig zu positionieren. Alexander hilft ihnen dabei mit Tipps zur richtigen Haltung. Anschließend geht es darum, Impulse zu setzen. Die Jugendlichen stellen sich in einem großen Kreis auf und geben über ein Händeklatschen ein Signal weiter, dass sich zuerst nur in eine Richtung, dann auch in beide Richtungen bewegt. Die gleiche Übung wird mit dem Ausruf „Pizza ist fertig“ gemacht. Die Jugendlichen rufen ihrem Nachbarn laut „Pizza ist fertig“ zu und machen dazu eine Geste mit den Händen, die gleich darauf an den Nächsten in der Runde mit dem gleichen Ausruf weitergegeben wird. Mit noch weiteren ähnlichen Übungen vermittelt Alexander den Teilnehmerinnen Samstag, 1. Oktober 2011 p.de

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Bist du ein rasender Reporter? Grundlagen journalistischen Arbeitens mit Tanja Goldbecher und Alisa Reimer, Jungjournalistinnen

in Hildesheim. Sie selbst hat schon öfter Dokumentationen geschrieben, jedoch war ihr vorher nicht so bewusst, worauf es dabei eigentlich ankommt.

Die beiden jungen Frauen, die diesen Workshop leiten, sind nicht viel älter als die Jugendlichen, haben jedoch schon viel Erfahrung im Bereich Journalismus sammeln können. Sie stellen sich kurz vor und wollen dann von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen, wer sie sind, woher sie kommen und ob sie schon öfter journalistisch tätig waren. Dann geht es auch schon direkt los und Alisa und Tanja stellen alle möglichen Textformen, Methoden und Möglichkeiten des Journalismus vor. Gegen Ende drückt Alisa den Jugendlichen noch verschiedene Tageszeitungen in die Hand und gibt ihnen die Aufgabe, nach den verschiedenen Textformen zu suchen und dann auch zu erklären, an welchen Merkmalen diese zu erkennen waren. Tatsächlich findet die Gruppe mehrere Beispiele und kann sich nun noch besser vorstellen, wie die ganze Theorie in der Praxis aussieht. Am Ende sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf jeden Fall einig, dass es doch hilfreich ist, wenn man die journalistischen Grundlagen beachtet und weiß, wie man den Leser am besten neugierig machen, informieren und eine Botschaft vermitteln kann. „Wir haben im Schnelldurchlauf gelernt, welche verschiedenen Textformen es gibt und welche Merkmale die jeweils haben. Alisa und Tanja haben uns erklärt, wie wir eine Nachricht, einen Bericht, eine Reportage, ein Interview, ein Portrait, ein Kommentar, eine Glosse und eine Kritik schreiben können. Ich wusste vorher gar nicht, dass es so viele verschiedene Textarten gibt!“, erzählt Florina von der UNESCO-Schule

Ab zum Mittagessen ...

So viele neue Informationen und Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet und die entstandenen Ideen und Fragen ausgetauscht werden. Dafür gibt es nun das Mittagessen, an dem auch die meisten Referenten teilnehmen und von den Jugendlichen in viele Gespräche verwickelt werden. Malte und Antonia aus Hamburg möchten zum Beispiel ein Praktikum im Bundestag machen und fragen Joschka und Bendix nach Kontakten und Möglichkeiten aus. Die kleine Pause, die nach dem Essen noch bleibt, verbringen fast alle draußen in der Sonne – Obwohl der Oktober gerade anfängt, zeigt das Thermometer teilweise über 25°C im Schatten und die Vorfreunde auf den freien Nachmittag und Abend in Berlin wächst. Um 14 Uhr begeben sich die Jugendlichen aber noch einmal pünktlich in die jeweiligen Räume ihres zweiten Workshops.

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Erdbeben, Tsunamis, Flutwellen – Wie sieht humanitäre Hilfe aus? mit Corinna Blume, World Vision Deutschland „In welchen Situationen ist humanitäre Hilfe notwendig?“, beginnt Corinna Blume direkt am Anfang und sofort meldet sich die halbe Gruppe. Die bekannten Naturkatastrophen werden genannt, genauso Begriffe wie „Hungersnot“ und „Flüchtlingsströme“.

„Stellt Euch vor, es ist eine kalte Novembernacht und ihr wacht mitten in der Nacht auf, weil die Erde bebt. Alles wackelt und stürzt zusammen. Von überall her kommen Schreie und ihr verliert völlig die Orientierung“, beschreibt Corinna, um den Jugendlichen ein bessere Gefühl dafür zu geben, was wirklich wichtig ist in Notsituationen. Insgesamt geht die Gruppe mit neuem Wissen und gewecktem Interesse für humanitäre Hilfe in aller Welt aus dem Workshop und auch Corinna ist sehr zufrieden mit der Beteiligung der Jugendlichen.

Corinna ist begeistert von dem Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und fordert die Gruppe mit zwei weiteren Frage heraus: „Was passiert, wenn die Regierung des betroffenen Landes keine Hilfe annehmen möchte und warum möchten einige Regierungen keine Hilfe von außen?“ Beispiele wie Libyen und dessen ehemaliger Machthaber Gaddafi werden genannt und schnell ist allen klar, warum Hilfe von außen manchmal nicht angenommen wird – Die Regierung möchte z.B. nicht eingestehen, dass Hilfe von außen notwendig ist und hat Angst, Macht und Einfluss zu verlieren. Es sollen keine Reporter oder Helfer ins Land kommen und sehen, was dort passiert. Corinna weiß genau, worum es hier geht und ergänzt die Beiträge der Jugendlichen mit Erfahrungsberichten. Später haben die Jugendlichen in kleinen Gruppen 10 Minuten Zeit, zu überlegen, welche Maßnahmen zur humanitären Hilfe gehören könnten. Die Punkte werden auf einem großen Block Papier gesammelt und diskutiert.

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Schwanger in Deutschland und im Rest der Welt – Wie unterschiedlich ist die Gesundheitsversorgung? mit Mareike Haase von terre des hommes / Action for Global Health „Woran liegt es, dass in manchen Regionen der Welt täglich Frauen vor, während und nach der Geburt sterben? Was können wir tun, um jeder Frau und jedem Kind weltweit einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen? Wie wird eine schwangere Frau in Afrika im Vergleich zu einer schwangeren Frau in Europa versorgt?“ Mit diesen und vielen anderen Fragen gehen die Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmer in die Veranstaltung von Mareike Haase. Damit die Jugendlichen sich die Situation in Entwicklungsregionen besser vorstellen können, orientiert sich Mareike an dem Beispiel „Malawi“, einem kleinen Land im Süden von Afrika. Mit Filmbeiträgen und Fotos gibt Mareike erst einmal einen Eindruck in die lokalen Bedingungen und fragt dann nach den Problemen in Malawi. „Was fehlt den Menschen, was fehlt dem ganzen Land und warum ist die Mütterund Kindergesundheit so schlecht in Malawi?“

„Schließlich muss die Veränderung doch von dem Land selbst gewollt werden“, trägt Lina aus Hildesheim zur Diskussion bei. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einigen sich aber doch auf eine Liste von Forderungen, die sie aus den zuvor gesammelten Problempunkten herausziehen.

Kreativwerkstatt: Verändere mit 400€ die Welt! mit Johannes Raffel und Kim Salm von der Youth Bank In diesem Workshop geht es um ganz konkrete Ideen und um die Chance, wie sie die Organisation „Youth Bank“ bereithält, diese klugen Einfälle auch umzusetzen. Die Youth Bank unterstützt nämlich Jugendliche im Alter von 15 bis 25 dabei, ihre Ideen umzusetzen und die Welt zu verändern - mit bis zu 400€!

In kleinen Gruppen wird alles aufgeschrieben, was in Malawi zu fehlen scheint. Vor allem in den Punkten „Genügend medizinisches Personal, Strom, Bildung, Hygiene, Ausstattung, Geld, Beobachtung / Kontrolle von Geldflüssen“ sind sich alle einig.

Damit den Ideen freien Lauf gelassen werden kann, gehen alle nach draußen und arbeiten in kleinen Gruppen an verschiedenen Projektideen. Johannes und Kim geben Tipps und berichten von Projekten, die schon erfolgreich umgesetzt wurden.

Nun sollen Forderungen an die Politik formuliert werden, die Mareike sogar veröffentlichen möchte. Erst einmal wird allerdings diskutiert, ob es überhaupt Sinn macht, dass deutsche Politiker sich einmischen.

Sehr motiviert schaffen es Einige aus der Gruppe, ihre Idee direkt unter www.02thinkbig.de einzureichen. So zum Beispiel Valentin und seine Gruppe. Er möchte Sprachkurse anbieten – von Jugendlichen für Jugendliche. Alle Ideen sollen am Sonntag vorgetragen und weiterentwickelt werden.

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Interview und Reportage mit Alisa Reimer und Tanja Goldbecher, Jungjournalistinnen Auch im zweiten journalistischen Workshop mit Alisa und Tanja geht es um bestimmte Textarten – dieses Mal vor allem um Interviews und Reportagen. Worauf kommt es dabei eigentlich an? Was muss man beachten? Sollte ein Interview eher spontan oder vorbereitet stattfinden? Erst einmal geht es darum, wie man sowohl ein Interview, also auch eine Reportage definiert und wann und zu welchem Zweck man Beides braucht. Anschließend interviewen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenseitig und versuchen dabei, alle wichtigen Punkte zu beachten. Zum Beispiel ist es bei einem Interview wichtig, dass die interviewende Person von Anfang an weiß, worauf die Fragen und Antworten hinauslaufen sollen. Also sollte ein Interview ausführlich vorbereitet werden, wenn der Leser am Ende schlauer sein soll als vorher bzw. der Standpunkt der interviewten Person rüberkommen soll. „Die Reportage ist die Königsdisziplin des Journalismus“, so Alisa „eine Reportage muss auch gar nicht (nur) aus Texten bestehen, es gibt genauso Filmreportagen oder Fotoreportagen.“ Mit verschiedenen Beispielen und einer kleinen Übung probieren sich die Jugendlichen an einer kleinen Reportage aus. Gar nicht so einfach, das Ganze! Ein Thema muss an Hand konkreter Beispiele, Personen und Schicksalen aufbereitet werden, sowie mit gut recherchiertem Hintergrundwissen gefüttert werden. Im Gegensatz zu kurzen Nachrichten oder ähnlichen Berichterstattungen, entsteht bei einer Reportage viel weniger Distanz zum Geschehen.

Große Pillen für kleine Menschen – Kinder und Aids-Behandlung mit Meike Schwarz, Ärzte ohne Grenzen Deutschland Ein weiterer Workshop mit einer Mitarbeiterin einer international bekannten NGO! Das kann ja nur spannend werden. Das Thema ist die Behandlung HIV-infizierter Kinder, von denen allein 2 Millionen in Afrika leben. In Deutschland leben trotz optimaler Gesundheitsversorgung 500 Kinder mit dem HI-Virus, der früher oder später AIDS auslösen wird und damit lebensgefährlich wird. Mit diesen und vielen weiteren grundsätzlichen Fakten zum Thema „Kinder und HIV/AIDS“ beginnt Meike Schwarz den Workshop und geht anschließend noch kurz darauf ein, wie ihre Organisation, Ärzte ohne Grenzen, arbeitet. Anschließend ist die Gruppe gefragt – „Was muss getan werden, damit sich Kinder gar nicht erst mit HIV infizieren? Und wie können infizierte Kinder besser versorgt werden?“. Schnell geht es um überteuerte Medikamente und Meike erklärt, was Patentrechte sind und welche tragischen Konsequenzen diese für die ärmsten Menschen dieser Welt haben können. Die Unternehmen, die ein neues Medikament erstmals auf den Markt bringen, erhalten nämlich für einen gewissen Zeitraum das Patent, also das alleinige Produktionsrecht für dieses Medikament. So kann das Medikament fast beliebig teuer verkauft werden, da es keine Konkurrenz gibt, die es günstiger verkaufen könnte. Besonders bei Medikamenten zur Behandlung von HIV/AIDS gibt es häufig neue und bessere Medikamente, die jedoch nur wenigen Menschen zugänglich sind. Ganz schön viele neue Informationen, aber auch sehr spannend das Thema! Die Gruppe erarbeitet zum Ende hin noch an ein paar Ideen und Möglichkeiten, wie sie selbst etwas tun könnten und erste Ansätze wie „Benefiz-Veranstaltungen“ und „Unterschriftensammlung“ entstehen.

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Peer Up! Raise your voice! - Workshop

Mit Videos gegen Armut – Politische Kampagnenarbeit im Web 2.0 mit Judith Orland und Martin Rentsch, beide Oxfam Deutschland „Wofür setzt sich Oxfam eigentlich ein, Judith?“, ist die Frage einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer, da viele noch nie etwas von der in Deutschland wenig bekannten NGO gehört haben. „Wir setzen uns für eine gerechte Welt ohne Armut ein, für Bildung für alle, eine effektivere Entwicklungshilfe und z.B. sind wir auch für eine Finanztransaktionsteuer!“, fasst Judith zusammen. Jetzt geht es aber um das eigentliche Thema, nämlich um das Potential des Internets für politische Kampagnen. Die Gruppe würde am Liebsten gleich lernen, wie eine Homepage gestaltet wird. Doch dafür ist die Zeit etwas knapp. Dafür zeigen Judith und Martin unzählige Möglichkeiten auf, wie YouTube, Facebook, Twitter oder Handy-Applikationen genutzt werden und wie am meisten Leute erreicht werden können. Natürlich gibt es dafür auch viele Beispiele und spannende Videos, mit denen Oxfam im Internet arbeitet. Dann sind die Jugendlichen selbst gefragt. In kleineren Gruppen bekommen sie die Aufgabe, sich als NGO mit dem Themen Kinder- und Müttersterblichkeit (also MDG 4 & 5) auseinander zu setzen und zu überlegen, wie sie eine Kampagne zusammenstellen und welche Möglichkeiten sie im Internet nutzen würden.

Judith Orland

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Peer Up! Raise your voice!

Freie Zeit mit Hauptstadtfeeling

Die Workshop-Blocks sind nun zu Ende, die Köpfe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer voll mit neuen Informationen und Gedanken, jetzt lockt die Berliner Innenstadt. Rebecca und Tamara warten mit Listen auf die Jugendlichen, auf denen sich kleine Gruppe von mind. drei Personen „austragen“ können. Es ist erst kurz vor vier Uhr, der ganze restliche Nachmittag und Abend steht zur freien Verfügung. Schon bald sind die Räume des Jugendgästehauses auffällig leer und die Betreuer haben die Gelegenheit, ebenfalls einen Stadtbummel zu unternehmen oder sich endlich einmal auszuruhen.

Die anderen Jugendlichen haben seine Fehler sowieso nicht mitbekommen, denn insgesamt hatte Yunus alle drei Performances ziemlich sicher abgeliefert. Den restlichen Abend wird noch Wikingerschach und Improvisationstheater gespielt und in kleinen Grüppchen geredet und diskutiert. Auch wenn die Gruppe mit fast 100 Leuten zu groß und die Zeit zu kurz ist, damit jeder jeden kennen lernt, haben sich doch alle in kleinen Gruppen zusammen getan und haben jemanden zum reden, Ideen austauschen und rumhängen gefunden.

Abends um acht Uhr ist ein Großteil der Gruppe wieder zurück und Yunus, der Gewinner des Ideenwettbewerbes vom letzten Jahr und Teilnehmer des Forums, tritt auf und präsentiert seine selbstgeschriebenen Songs. Mit einem der Lieder, in welchem es um HIV/AIDS geht, hatte er den Wettbewerb gewonnen und durfte gemeinsam mit den Gewinnern aus Österreich und Rumänien im Sommer 2011 nach Ghana reisen. Die Zuhörer sind begeistert und beeindruckt zu gleich – da ist jemand, der hatte nicht nur eine echt gute Idee und Talent für Musik, sondern hat seine Idee auch noch konsequent umgesetzt! Yunus ist 15 Jahre alt und schreibt schon seit vier Jahren Songtexte. „Mit dem Aufnehmen der Songs habe ich aber erst vor 1 ½ Jahren angefangen“, erklärt er. „Die Proben heute waren echt cool, da konnte ich ganz allein in dem Saal den Sound testen und ein bisschen ausprobieren. Der Auftritt war auch ok, ich habe ein paar Fehler gemacht, aber wir sind ja alle nur Menschen und machen Fehler.“

Yunus

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Peer Up! Raise your voice!

Finale am Sonntag - Ergebnisse, Ideen und Feedback

9 Uhr morgens - Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist anzusehen, dass die letzte Nacht nicht allzu lang ausgefallen ist. Trotzdem finden sich fast alle pünktlich um 9 Uhr im Saal ein und Johannes stellt der Gruppe noch einen Gast vor, bevor es mit dem restlichen Programm weitergeht. Paul Meyer-Dunker von der „Piratenpartei“ ist gekommen, um die Jugendlichen in ihrem Engagement zu bestärken. „Warum wollt ihr Euch eigentlich engagieren?“, fragt der junge Politiker leicht provozierend in die Runde. „Warum denn nicht?“, ruft jemand zurück. „Weil wir die Zukunft sind!“ kommt von der anderen Seite. Mehr Antworten fallen der Gruppe so früh am Morgen nicht ein – die Frage ist schwieriger, als sie sich anhört! „Glaubt niemandem, dass ihr nichts verändern könnt – Bleibt dabei, engagiert Euch und ignoriert die Probleme nicht so wie der Rest!“, motiviert Paul die Jugendlichen. Er weiß wovon er redet, seine Partei hat schließlich gerade einen bemerkenswerten Einzug in den Landtag von Berlin geschafft.

Gruppe eine bessere Vorstellung des jeweiligen Themas bekommt. Doch die Workshop-Einheiten waren nicht nur dafür da, die Jugendlichen über die verschiedenen Themen zu informieren und ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Auf der Grundlage der Veranstaltungen vom Vortag sollen nun Ideen gesammelt und weiterentwickelt werden, welche konkreten Möglichkeiten es für die Jugendlichen gibt, auf Themen wie Kinder- und Müttergesundheit aufmerksam zu machen. Johannes schlägt eine neue Seite des Flipchart auf und blickt erwartungsvoll in die Runde. „Welche Ideen sind Euch gekommen? Was möchtet und könnt ihr tun, damit mehr für die Umsetzung der Millenniumsziele getan wird?“ Yunus meldet sich als erstes und präsentiert die Idee für sein nächstes Projekt. „Ich möchte ein Video machen, in dem verschiedene Leute in verschiedenen Städten je ein Wort sagen. Das Ganze zusammen bildet dann einen kurzen Text – Irgendwas zum Thema Kinder- und Müttergesundheit.“, erklärt er der Gruppe.

Nun sollen die Workshops von gestern kurz präsentiert werden, so dass am Ende alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick haben, was in den anderen Veranstaltungen Thema war und gelaufen ist. Von jedem Workshop kommt jemand nach vorne und fasst kurz dessen Inhalt zusammen. Die meisten Gruppen haben hierfür Flipchart-Papiere vorbereitet, so dass die

Paul Meyer-Dunker

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Peer Up! Raise your voice!

Finale am Sonntag - Ergebnisse, Ideen und Feedback

Die nächste Idee kommt von Leonie: „Wir möchten Spenden sammeln und Aufmerksamkeit für das Thema gewinnen. Wir haben uns zum Beispiel gedacht, dass wir T-Shirts mit irgendwelchen Sprüchen bedrucken könnten. Die würden wir dann verkaufen und so Geld sammeln und gleichzeitig würden viele Leute die T-Shirts tragen!” Ingwe möchte etwas für das Schulprojekt ihrer Schule in Tansania machen und irgendwie das vierte Millenniumsziel mit einbeziehen, Katharina hat Lust, einen Jugendgottesdienst zum Thema Kinder- und Müttergesundheit zu organisieren, Luka denkt an Straßentheater, Derya an ein Benefizkonzert mit einer richtigen Band, Patricia möchte ein Theaterstück entwickeln und Sophie ist motiviert, einen Flashmob zu planen.

Video mit Botschaften aus unterschiedlichen Städten Hierbei soll eine Videobotschaft entstehen, bei der jedes Wort von einer anderen Person an einem anderen Ort gesprochen wird. So soll symbolisiert werden, dass viele Menschen sich in einer Sache einig sind und gemeinsam hinter der Botschaft stehen. Yunus, der auch schon im letzten Jahr einen Preis für die innovativste Idee bekommen hat, ist voll motiviert!

Spenden sammeln und eine Botschaft verbreiten Die Gruppe von Leonie möchte T-Shirts mit Sprüchen bedrucken, verkaufen und damit einerseits Spenden sammeln und andererseits eine Botschaft verbreiten. Wenn viele Leute die T-Shirts kaufen, kommt nicht nur viel Geld zusammen, sondern die Botschaft, die auf den T-Shirts steht, wird verbreitet.

Als alle Ideen aufgelistet sind, sollen sich die Jugendlichen für eine entscheiden und an dessen Weiterentwicklung mitarbeiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ganz verschiedene Vorstellungen und unterschiedliche Erfahrungen und können sich so gut ergänzen. In kleinen Grüppchen verteilen sich alle nun im Saal und Innenhof und machen sich mit Eddings, bunten Karten und großen Papierbögen an die Arbeit. Wenig später sollen bereits die neuen Ergebnisse ausgetauscht werden. Bögen mit Zeichnungen, Skizzen und Stichworten werden nun von den Kleingruppen einzeln vorgestellt und erklärt. Herauskommen folgende Ideen und Pläne, die schon bald in die Tat umgesetzt werden sollen:

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Peer Up! Raise your voice!

Finale am Sonntag - Ergebnisse, Ideen und Feedback

Jugendgottesdienst unter dem Motto „Vom Glauben allein wird man nicht satt“ Katharina möchte die vorhandenen Jugendgottesdienste ihrer Gemeinde nutzen und einen besonderen Jugendgottesdienst zum Thema Kinder- und Müttergesundheit organisieren. Ihre Gruppe möchte zum Beispiel den Alltag eines deutschen und eines afrikanischen Kindes vergleichen. Außerdem möchte Katharina Spenden für ein bestimmtes Projekt sammeln, welches die Gruppe vorher aussucht und auch vorstellt. Schließlich sollen alle Spender auch wissen, wo das Geld hingeht.

„Die Welt ist ein Saftladen“ Hier geht es darum, einen Verkaufsstand mit dem Namen „Die Welt ist ein Saftladen“ aufzustellen. Die Gruppe hat vor, die Früchte mit globalen Problemen zu beschriften (z.B. „Armut“) und den Passanten dann die Möglichkeit zu geben, die Früchte symbolisch zu zerquetschen und Saft daraus zu pressen. Sehr kreativ!

Benefiz-Konzert Derya hat mit ihrer Gruppe weiter geplant. Ihr Benefiz-Konzert soll keinen Eintritt kosten, stattdessen sollen freiwillige Spenden gesammelt werden und eine Kaffee- und Kuchenverkauf organisiert werden, dessen Erlöse ebenfalls gespendet werden. Zusätzlich zu Musikbeiträgen möchte die Gruppe Gäste zum Thema des Abends einladen und erst auf die Erfolge des jeweiligen Hilfsprojektes aufmerksam machen und dann die Probleme aufzeigen – so sollen die Gäste verstehen, dass viele Spenden nötig sind, aber dass Hilfe auch ankommt und Erfolge zeigt.

Theater Patricia und Max präsentieren ihre Idee – ein Theater zum Thema Kindersterblichkeit. Die Eintrittsgelder sollen gespendet werden, jedoch soll auch das Theater selbst auf das Thema aufmerksam machen. Für die Umsetzung möchten die Beiden einen Schirmherren finden, um mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung zu bekommen.

Zusammenarbeit von zwei UNESCO Schulen Die am dem Forum vertretenen UNESCOSchulen aus Hildesheim und Schorndorf möchten in Zukunft zusammen arbeiten und haben auch schon konkrete Ideen - Organisation von zeitgleichen Flashmobs sowie einem Aktionstag und einem BenefizKonzert, Austausch der Schülerinnen und Schüler.

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Peer Up! Raise your voice!

Finale am Sonntag - Ergebnisse, Ideen und Feedback

Flashmob

Karo schlägt nach den vielen guten Ideen vor, doch alle Projekte irgendwie zu vernetzten oder sich zumindest darüber auszutauschen, wie die jeweiligen Aktionen so laufen.

Sophie und Phillip möchten mit einem Flashmob auf die Kindersterblichkeit aufmerksam machen. „Kinder werden durch falsche Politik indirekt ermordet“ soll die Kernaussage sein, die Aktion soll auf dem Lüneburger Marktplatz stattfinden. Neben einem symbolischen „Tot umfallen“ von möglichst vielen TeilnehmerInnen auf dem Markplatz, sollen Flyer zur Aktion verteilt werden.

Zum Beispiel könnten alle Aktionen bei Facebook veröffentlicht werden oder eine Gruppe gegründet werden, die als Austauschplattform dienen kann.

Künstler-Projekt

Habt ihr schon einmal reingeguckt?

Katharina präsentiert eine weitere Idee – Künstler und SchülerInnen sollen gemeinsam eine Ausstellung organisieren und die Bilder zum Verkauf anbieten. Die Spenden, die so akquiriert werden, sollen an das Straßenkinderprojekt in Tansania gehen, das Katharina schon mehrere Male besucht und mit betreut hat.

Das ist natürlich eine tolle Idee und Johannes erklärt gleich, welche Möglichkeiten es auf der Peer Up! – Website gibt und fordert die Jugendliche außerdem auf, bei Facebook die Seite von Peer Up! zu besuchen.

www.peer-up.de

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Peer Up! Raise your voice!

Feedback – Wie war’s? Was war besonders gut und was hätte besser laufen können? Bevor sich die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder auf den Weg nach Hause machen oder noch einmal in die Berliner Innenstadt strömen, möchte das Peer Up! – Team natürlich noch wissen, wie ihnen das Wochenende gefallen hat, was ihnen gut gefallen, was sie gelernt haben und was vielleicht noch besser hätte klappen können.

Feedbackbögen werden ausgeteilt und eifrig ausgefüllt – nur gegen einen ausgefüllten Feedbackbogen erhalten die Jugendlichen ihre offizielle Teilnahmebestätigung. Hier sind einige Statements von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern...

Lina, 19 Jahre alt, aus Hildesheim: „Ich war letztes Jahr auch schon dabei, die Workshops waren dieses Mal aber noch besser – gute Gesprächspartner, ich habe viel gelernt und alles war gut organisiert!“ Florina, 14 Jahre alt, aus Hildesheim: „Mit hat das Wochenende viel Spaß gebracht, letztes Jahr war dance4life richtig cool, aber dieses Jahr war eigentlich alles gut – vor allem unser Improvisationstheater gestern!“ Valentin, 16 Jahre alt, aus Hamburg: „Es war sehr inspirierend, ich habe gute Ideen bekommen und schon erste Projekte geplant in dem Workshop von YouthBank! Wir möchten kostenlose Sprachkurse organisieren und einen Verein gründen!“ Alena, 19 Jahre alt, aus Freiburg: „Ich habe viele neue Kontakte bekommen, wurde sehr inspiriert, es war ein Anstoß, mich weiter zu engagieren!“ Luisa, 18 Jahre alt, aus Berlin „Es hat Spaß gemacht, mit so vielen jungen Leuten zusammen zu sein und ich bin motiviert, mich jetzt auch politisch zum Thema Kinder- und Müttergesundheit zu engagieren!“ Caro, 17 Jahre alt, aus Schorndorf/Stuttgart „Wir sind durch unsere Lehrer hier hergekommen und es war richtig cool! Am besten fand ich die Workshops, ich war erst in dem zum Thema „Ernährung“ und dann bei „Politische Kampagne-Arbeit im Web 2.0!“

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Peer Up! Raise your voice!

Feedback – Wie war’s? Was war besonders gut und was hätte besser laufen können? Hier sind einige Statements von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern... Jennifer, 15 Jahre alt, aus Schorndorf/Stuttgart „Ich fand’s toll, ich würd sofort wieder mitfahren!“ Amy, 14 Jahre alt, aus Bremen: „Ich fand das ganze Wochenende richtig gut und total interessant – ich hatte viel Spaß, aber habe auch viel gelernt!“ Sara, 15 Jahre alt, aus Bremen: „Wir haben gelernt, wie man mit kleinen Mitteln, die Welt verändern kann. War echt cool!“

Zum Abschluss gibt’s noch ein Foto mit allen 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sowie dem Betreuerteam im Innenhof – das Wetter ist immer noch wunderschön.

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Peer Up! Raise your voice!

Nur zusammen ist man stark! Vielen Dank an die teilnehmenden Partnerorganisationen.

Reibung erzeugt Wärme! Vielen Dank für die Teilnahme¹:

¹Im Vorfeld wurden alle Bundestagsparteien angefragt.

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