Mehr Wohnraum für Flüchtlinge Neue Strategien – Neue Wege EBZ Europäisches Bildungszentrum Bochum 23.10.2015 Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen VdW Rheinland Westfalen

Gliederung 1) Kontext in Bildern und Schlagworten Schlagworten, Zahlen und Fakten 2) Typologie der Lösungen im Bestand und durch Bestand 3) Alternative Lösungsansätze 4) Architektenwettbewerb zu modularer Holzbauweise „Code Code Holz“ Holz

Wir stemmen es nicht - Wir schaffen das!

Brigitte Meier am 22.09.2015: 55.000 Flüchtlinge treffen an einem Wochenende in München ein!

Bundeskanzlerin Merkel erklärt am 08.10.2015 ihre Politik bei Anne Will

Rhetorik kontrollieren Juli Zeh fordert weniger Emotionalität in der Flüchtlingsdiskussion Zeh: Formulierungen sind ein Teil nicht des Flüchtlingsproblems, sondern ein Teil des P bl Problems, wie i wir i mit it di diesen Flü Flüchtlingen htli umgehen. h W Wenn wir i so d darüber üb sprechen, h d dass Menschen den Eindruck bekommen, es stünden tatsächlich die dunklen Horden vor der Tür in Form von Wogen oder in Form von, wer ganz böse Rhetorik benutzt, manchmal auch p aus der Parasitologie, g , irgendwelche g Ungeziefer g würden bei uns eindringen, g , Metaphern Parasiten würden uns befallen, wenn wir auf so eine Weise darüber sprechen, werden wir uns immer, immer schwerer tun, sachliche Lösungen zu finden, weil dann ist nämlich irgendwann gar niemand mehr bereit, für eine Flüchtlingsunterkunft zu stimmen und die S h einfach Sachen i f h so zu sehen, h wie i sie i sind. i d E Es gibt ibt Flü Flüchtlinge, htli es iistt unsere moralische li h und d rechtliche Pflicht, diesen Flüchtlingen zu helfen, und wir können das auch. Das ist nicht schlimm. Niemand stirbt davon, wenn er ein Flüchtlingsheim in seiner Nachbarschaft hat.

Quelle: Deutschlandfunk Interview 28.08.2015

Entwicklung der Asylanträge seit 1993

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Das Bundesamt in Zahlen 2014

Anteile Männer, Frauen und Kinder

Typologie temporärer Lösungen • • • • • • •

Container Verwaltungsgebäude Hallen Tiefgaragen Zeltstädte Hotels Gewerbeparks

Reaktionen auf kommunale Praxis • Aggression • Ablehnung • Akzeptanz aber auch • politische Gewalt • physische Gewalt

Typische Herausforderungen und Folgeschwierigkeiten • • • • • • • • •

Schutz der Intimsphäre Kommunikationsbedürfnisse Körperhygiene und medizinische Versorgung Wäschestellen Essensversorgung g g Sicherheit der Flüchtlinge Sicherheit der weiteren Wohnbevölkerung Integrationsangebote städtebauliche Einbindung

Zwischen Entrepreneurship … und Visionen • Studierendenentwürfe am • Domo Shelter: modulare Institut für Gebäudelehre Zeltflüchtlingsstädte und Entwerfen, Universität • IKEA Foundation: ZweiHannover – Prof. Prof Jörg • Mann-Haus als moderne Friedrich Form der • Flächenverdichtung in Krisenintervention Holzbauweise

Zwischen Kieler Modell … Das Kieler Modell • setzt auf einfachste Lösungen ("S hli ht h ("Schlichtwohnen"), ") definiert d fi i t R Raumund Materialqualitäten nicht (("Konzeptstudie") Konzeptstudie ) und setzt auf die dezentrale Herstellung durch das örtliche (Bau-)Handwerk. Die erstellten Gebäude können nicht zerstörungsfrei wieder abgebaut und woanders wieder erstellt werden.

…. und AKH-Modell • • • •

Holzmodulbauweise Zweistufigkeit Demontage / Wiederverwendung Architektenwettbewerb

Holzmodulbauweise für die kommunale Anschlussunterbringung Holzmodulbauweise als Fliegender Bau gem. gem § 68 HBO ermöglicht: • Zentral-Dezentraler Planungsg und Genehmigungsprozess • Flexibilität durch variable Grundrisse d variable i bl V Volumina l i und • Demontage und Wiederverwendung an anderen Orten • Nachrüstung hinsichtlich Wärmeund Schallschutz • Vorproduktion

Ziele: Effizientere Verwaltungsabläufe durch zentral im Bundesland zu erteilende, befristete Ausführungsgenehmigung verbunden mit Prüfbuch. Lediglich Gebrauchsabnahme nach Anzeige vor Ort erforderlich durch untere Bauaufsichtsbehörde (§ 68 HBO) Know-How-Transfer als Sachleistung von Land zu Kommune und von erstnutzender Kommune zu nach- oder parallelnutzender Kommune Qualitätssteigerende und kostensenkende Standardisierung von Betrieb und Betreuung bei ausreichender Individualisierbarkeit durch: Gestufter Planungsprozess durch zentrale Typenplanung, dezentrale Vor-Ort-Anpassungsplanung

Holzmodulbau: Europ. Schule in Frankfurt In nur drei Monaten entwickelten NKBAK einen Holzmodulbau für 400 Schüler, der architektonisch Modellcharakter hat hat. Architekten: NKBAK – Nicole Kerstin Berganski, Andreas Krawczyk, Frankfurt

Holzmodulbauten ./. Stahlcontainer Holzmodulbau

Stahlcontainer

Nachhaltig + wiederverwertbar

Schnell + kostengünstig errichtet

Angenehmes Raumklima

Bauphysikalische Nachteile

Wohnung

Anmutung: Transportbehälter

Dauerhafte (Um-)nutzung denkbar

Provisorium

Fördert Integration

Bewirkt Segregation

Wärmeschutz Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108, Teil 2 werden nicht in Frage gestellt, auch wenn eine Befreiung von Anforderungen der EnEV trotz einer über 2 Jahre hinausgehenden temporären Nutzung ersucht wird!

Mindestwärmeschutz -

Verhinderung von Oberflächenkondensat hygienisches yg Raumklima Schutz der Baukonstruktion vor schädlichen Feuchteeinwirkungen

Diese Anforderung ist bei bewohnten Gebäuden schon aus Gründen des Gesundheitsschutzes zwingend einzuhalten einzuhalten. Modulare Holzbauten weisen gegenüber Stahlcontainern eine deutlich geringere Wärmebrückenwirkung der Tragkonstruktion auf: Bei gleichem Dämmstoffeinsatz in den ungestörten Flächen (Wand/ Decke/ Boden) kann ein Holzcontainer einen um ca. 20 – 30% besseren mittleren U-Wert erzielen als ein Stahlcontainer vergleichbarer Größe.

Energieeffizienz (1. Stufe) • Genehmigung als „Fliegender Fliegender Bau“ Bau für max. max 5 Jahre • Unterschreitung von Standards: - EnEV – Befreiungen nach § 25 - EEWärmeG – Ausnahmen nach § 9 ((1)) 2

Lösungen für eine Ertüchtigung (2. Stufe) sind bereits vorgeplant.

Schallschutzstandards Maßgeblich: g DIN 4109 Schallschutz im Hochbau • •

Mindestanforderungen öffentlich-rechtliche Bedeutung (Gesundheitsschutz)

Stand der Technik, beschrieben insbesondere durch: Beiblatt 2 zu DIN 4109: Empfehlungen für einen erhöhten Schallschutz VDI 4100: 2012-10: Schallschutz im Hochbau, Wohnungen. Beurteilung und Vorschläge für erhöhten Schallschutz Bei leichter und kostengünstiger Holzbauweise lassen sich aus technischen Gründen mit vertretbarem Aufwand keine höheren Schalldämm-Maße als nach DIN 4109 gefordert erzielen.

DIN 4109 als gefordertes Schallschutzniveau vertraglich vereinbaren

Brandschutzstandards • Wohnunterbringung Wohnunterbringung, keine Heimunterbringung! • Gebäudeklasse 3 gemäß § 2 HBO • Dreigeschossig • Laubengangerschließung • Hinsichtlich der Bauteil- und Baustoffanforderungen ist F 30–B 30 B erstrebenswert

Parameter für Mindeststandards 1. 1 2. 3 3. 4. 5 5.

Lage der Unterkunft Gebäude Innenausstattung Außenanlagen Allgemeines

1. Lage der Unterkunft • WohnWohn oder Mischgebiet Mischgebiet, nicht Industriegebiet • Infrastrukturelle Anbindung an Behörden, soziale Angebote Angebote, Gesundheitsdienste Gesundheitsdienste, Einkaufsmöglichkeiten

2. Gebäude • • • • •

Wohnhauscharakter Guter Gebäudezustand Niederschwelligkeit für soziale Integration Abgetrennte Wohneinheiten Max 50 Personen pro größerem Max. Wohnkomplex • Max. Max 10 Personen pro Wohneinheit

3. Innenausstattung • • • •

12 m² m Wohnfläche pro Person (Kinder 8 m²) m) Max. 2 Erwachsene pro Zimmer Gemeinschaftsraum Krankenzimmer Gemeinschaftsraum, Eigene Küche und Sanitäranlage für jede Wohneinheit • Wasch- und Trockenraum • Getrennte Sanitäranlagen für Frauen und Männer bei Unterbringung von Einzelpersonen

4. Außenanlagen • Gewährleistung von Bewegungsfreiheit (keine Zäune, Wachdienste etc.) • Nicht einsehbare Rückzugsmöglichkeiten • Eigener Briefkasten pro Wohnung

5. Allgemeines • Brandschutz: Feuerlöscher, Brandmeldeanlagen in allen Räumen regelmäßige Übungen Räumen, • Ein (geringer) Anteil barrierefreier Wohnungen pro Einrichtung jeweils im EG

AKH-Modell: 2. Stufe 2 Stufe 2. Ertüchtigung Unbefristete Genehmigung an vorhandenem Standort oder auf einem anderen Grundstück

Vorteile des 2-Stufen-Modells: Schnelle Realisierbarkeit in Stufe 1 Prototyp: - Konkrete Planung von Grundrissen - Konkrete Planung der Konstruktion - Fertige Ausschreibungsunterlagen - Vorfabrikate (Zimmereibetriebe) Schnell verfügbar für lokale Planer und auf unterschiedliche Standorte übertragbar.

Kostenersparnis Präzisere Aussagen über die Kostenersparnis durch das AKH-Modell sind nach Durchführung des Architektenwettbewerbs (voraussichtlich im Februar 2016) möglich, wenn konkrete Planungsergebnisse und konstruktive Lösungen vorliegen.

Architektur für Flüchtlinge? Eine unprätentiöse, angemessene architektonische Gestaltung ist beim Bau von Asylbewerberunterkünften kein verzichtbarer Luxus. Da Asylbewerber/Flüchtlinge zunächst keiner Arbeit nachgehen und sich meist ganztägig in Ihren Unterkünften aufhalten, ist es wichtig, diese so zu gestalten, gesta te , dass sie s e der de seelischen see sc e u und dp physischen ys sc e Gesundheit nicht abträglich sind.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Martin Kraushaar H Hauptgeschäftsführer t häft füh Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen Bierstadter Straße 2, 65189 Wiesbaden