Neue Entwicklungen im Gasmarkt
Andreas Grübel Dipl.-Ing. Partner
Übersicht I.
Liberalisierung
II. Virtueller Handel, Bilanzkreissystematik III. Ist-Situation, Modellüberlegungen Basismodell (Zwei-Vertrags-Modell) Optionsmodell (Einzelbuchungsmodell) IV. Konsequenzen für Beschaffung und Vertrieb V.
Klärung grundsätzlicher Fragenkomplexe
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
2
I. Liberalisierung o
Die Liberalisierung der deutschen Energiewirtschaft erlebt eine neue Stufe mit der Einführung eines Entry-Exit Systems in der Gaswirtschaft zum Gaswirtschaftsjahr 2006/2007 also zum 01. Oktober 2006.
o
Das EnWG vom 7. Juli.2005 gibt im § 20 Abs. 1b die Trennung von Transport und der Handelsware Gas vor. Dies ist der zentrale Ansatzpunkt für die Etablierung für einen funktionierenden Wettbewerb im deutschen Gasmarkt o Transport: Natürliches Monopol aufgrund der Infrastruktur o Handel: Wettbewerb auf Basis von freien Gasmengen und freier Zugang zu den Netzen (Transport)
o
Da das EnWG kein neues Netzzugangsmodell für den Gasmarkt explizit beschreibt, wurden in Konsultationen mit der Bundesnetzagentur (BNetzA) Gasnetzzugangsmodelle mit den Verbänden erarbeitet.
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
3
II. Virtueller Handel, Bilanzkreissystematik (1) Spotmarkt
Stadtwerke-Portfolio Gaslieferverträge Endkunden Speicher Terminmarkt
Regelenergie
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
4
II. Virtueller Handel, Bilanzkreissystematik (2) Bilanzkreiskoordinator (BKK) Bilanzkreisabweichung Bilanzkreis Handelspartner
Bilanzkreis Börse
Bilanzkreis Stadtwerke
Kunden im Netzgebiet des Stadtwerks
Speicher ?
10.11.2006
Auswärtige Kunden des Stadtwerks
© KoM-SOLUTION
5
II. Virtueller Handel, Bilanzkreissystematik (3) MGV IV … XIX Bilanzkreis 2
Bilanzkreis 1 Bilanzkreis 3
MGV I Bilanzkreis 1
Bilanzkreis 2
Bilanzkreis 3
MGV III Bilanzkreis 2
Bilanzkreis 1
X
Bilanzkreis 3
10.11.2006
MGV II Bilanzkreis 2
Bilanzkreis 1 Bilanzkreis 3
© KoM-SOLUTION
6
III. Ist-Situation im Gasbereich Zurzeit befinden sich die meisten Stadtwerke in einer Warteposition: o Neue Bezugs-Vertragsangebote beinhalten meistens die neuen Vorgaben nicht. o Auf Durchleitungsanfragen wollen viele Stadtwerke mit dem Angebot einer „Beistellung“ antworten o Hoffen, dass diese Welle der Liberalisierung (wie im Strombereich) ebenfalls positiv am Stadtwerk vorbeigeht
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
7
III. Modellüberlegungen Vorgabe durch das EnWG Das EnWG gibt wesentliche Funktionen des Entry-Exit Systems vor: o Netzseitig nur einen Einspeise- und einen Ausspeisevertrag o Transaktionsunabhängiger Transportpfad o Trennung Transport und Handel (Wettbewerb) o Kooperationspflicht der Netzbetreiber o Vereinfachter Lieferantenwechsel (Wettbewerb)
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
8
III. Gasnetzzugangsmodelle Zwei Modelle für den Gasnetzzugang Das von der BNetzA vorgeschlagene Basismodell (ZweiVertrags-Modell) ist im EnWG ausdrücklich benannt. Es folgt in seiner Systematik den gesamten Anforderungen der § 20 Abs. 1b EnWG. Es stellt somit die Grundlage für das Entry-Exit System und ist von allen Netzbetreibern zum 1. Oktober 2006 umzusetzen. Das Optionsmodell (Einzelbuchungsmodell) führt in seiner Systematik den Netzzugang vor dem 1. Oktober 2006 weiter. Nach Ansicht der energiewirtschaftlichen Verbände BGW/VKU eröffnet das EnWG in § 20 Abs. 1b Satz 10 und 11 (Rechtsgrundlage?) die Option der zusätzlichen Anwendung des Optionsmodell zum Basismodell. 10.11.2006
© KoM-SOLUTION
9
III. Gasnetzzugangsmodelle Gegenüberstellung der Modelle Basismodell
Optionsmodell
Umsetzung
Grundlage des neuen Gasnetzzugangs im EnWG.
Option des Netzbetreibers der zusätzlichen Anwendung zum Basismodell.
Rechtliche Position
Explizit im EnWG als ZweiVertrags-Modell benannt.
Bestehende Unsicherheit aufgrund unterschiedlicher Rechtsansicht zwischen BGW/VKU und BNetzA.
Netzseitige Verträge
Ein Einspeisevertrag mit dem MGV und ein Ausspeisevertrag mit dem Betreiber des ExitPunktes (öVNB = Stadtwerk)
Jeweils einen Einspeise- und einen Ausspeisevertrag für jeden Netzübertritt (Punkt-zu-PunktModell).
Transportsystematik
Vollständige Trennung von Handelsware Gas und Transport.
Nur eingeschränkte Trennung von Handelsware Gas und Transport.
Bezug zum Netzzugang Strom
Übernahme der Systematik aus dem aktuellen Netzzugang Strom (Verbändevereinbarung Strom II).
Übernahme des Punkt-zu-PunktModells aus der alten Verbändevereinbarung Strom I.
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
10
III. Basismodell Netzebenen o
o
Grundsätzlich stehen beim Transport von Gas drei Netzebenen zur Verfügung: o
Überregionale FerngasnetzEbene (üFNB) (Strombereich: ÜNB)
o
Regionalnetz (RNB) (Strombereich: RNB)
o
Örtliches Verteilnetz (öVNB) (Strombereich: VNB)
RNB
öVNB
Exit
Der öVNB ist im Regelfall der Netzbetrieb eines Stadtwerks 10.11.2006
üFNB
Entry
Endkunden
© KoM-SOLUTION
11
III. Basismodell Marktgebiet o
o
o
Im Entry-Exit System ist der Deutsche Gasmarkt in 19 Gebiet, sogenannte Marktgebiete (MG), unterteilt.
1
Das Entry-Exit System ist in enger Anlehnung an den Netzugang Strom formuliert worden und übernimmt in großen Teilen die derzeitige Systematik. (Marktgebiet = Regelzone) Wesentliche Merkmale eines Marktgebietes: o Physischer Zusammenhang von Netzen o Abgrenzung durch tatsächliche Netzrestriktionen 10.11.2006
© KoM-SOLUTION
2
üFNB
…19
RNB
öVNB
12
III. Basismodell Virtueller Handelspunkt 1
2
o
Ziel des Entry-Exit Systems ist das setzen von günstigen Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Wettbewerb.
o
Der Virtuelle Handelspunkt (VP), also ein nicht-physischer Ort zum Handel von Gas in einem Marktgebiet, ist eine Innovation im deutschen Gasmarkt.
RNB
Funktion des VP ist es, Transporte in das Marktgebiet zu „übernehmen“, zu handeln und über ihn an den Kunden weiterzureichen.
öVNB
o
10.11.2006
VP
üFNB
…19
© KoM-SOLUTION
13
III. Basismodell Bilanzkreis o Der Handel/Transport von Gas erfolgt, wie im Strombereich, über Bilanzkreise (BK) auf Ebene des üFNB.
1
2 BK (1)
o Ein Bilanzkreis funktioniert im Prinzip wie ein Konto. In dem BK können Mengen eingestellt und herausgenommen werden. o Der Ausgleich eines BK, also Mehr- oder Mindermengen, erfolgt über den Bilanzkreisverantwortlichen (BKV). o Zur Teilnahme am Wettbewerb im jeweiligen Marktgebiet ist die Führung oder Zuordnung zu einem BK zwingend notwendig. 10.11.2006
© KoM-SOLUTION
VP
üFNB
BK (n)
…19
RNB
öVNB
14
III. Basismodell Transport 1 o
Der Transport im Marktgebiet erfolgt über einen Bilanzkreis vom Entry-Punkt bzw. dem VP (mit Einspeisevertrag) bis zum jeweiligen Exit-Punkt des Endkunden (mit Ausspeisevertrag).
o
Zur effizienten Abwicklung sind Netzbetreiber verpflichtet untereinander zu kooperieren.
o
Der Lieferant (Transportkunde) meldet die Einspeisung in das MG beim üFNB und die Ausspeisungen beim Endkunden ggf. beim öVNB.
10.11.2006
2 BK
VP
üFNB
…19
RNB BK
öVNB
© KoM-SOLUTION
15
IV. Optionsmodell Übernahme der Vorgaben des Basismodell o Das Optionsmodell kann nur zusätzlich zum Basismodell von den Netzbetreibern angeboten werden. Bei gleichzeitiger Modellanwendung erhalten die Transportkunden (Lieferant) ein Wahlrecht des Netzzugangs. o Grundvoraussetzung für die Gewährung des Optionsmodells seitens der BNetzA, ist die Wirkungsgleichheit und somit Gleichpreisigkeit hinsichtlich der Transportkosten im Marktgebiet der beiden Gasnetzzugangsmodelle. o Zur Darstellung der BNetzA Vorgaben, werden im Optionsmodell eine Vielzahl von Funktionen aus dem Basismodell im Grundsatz übernommen, wie z.B. die Marktgebietssystematik. Jedoch erfahren auch einige wesentliche Bereiche des Basismodells eine gänzlich unterschiedliche Ausprägung im Optionsmodell, wie z.B. die Integration von Transport und der Handelsware Gas. 10.11.2006
© KoM-SOLUTION
16
IV. Optionsmodell Bilanzkreis
o
Wie im Basismodell ist der Bilanzkreis Ausgangspunkt für die Abwicklung des Transports und des Handels.
o
Das Optionsmodell führt zusätzlich (Teil-)Bilanzkreise an Netzkopplungspunkten (NKP) ein.
o
1
VP
NKP (RG)
Ziel der zusätzlichen NKP zum Entry- und Exit-Punkt beim Basismodell, ist die uneingeschränkte Weiterführung der Handelspunkte City-Gate (CG) und Regio-Gate (RG). 10.11.2006
2
üFNB
…19
RNB
NKP (CG)
öVNB
© KoM-SOLUTION
17
IV. Optionsmodell Transport o
o
o
Im Optionsmodell findet ein integrierter Transport, d.h. ein kombinierter Preis für Transport und Handelsware Gas, Anwendung. Im Options- bzw. Einzelbuchungsmodell ist für jeden Netzübertritt sowohl ein Einspeise- aus auch ein Ausspeisevertrag vom Transportkunden zu schließen. Im integrierten Produkt wird der Transport durch Netzdienstleistungen vom Vorlieferanten abgewickelt. Dieses Vorgehen erhöht zusätzlich die Gesamtkosten. 10.11.2006
1
2 Entry Exit
VP
üFNB
…19
Entry Exit
RNB
Entry öVNB Exit
© KoM-SOLUTION
18
V. Konsequenzen für Beschaffung und Vertrieb o
Vertrieb und Beschaffung an die neuen Gegebenheiten heranführen
o
Trennung von Netz und Energielieferung
o
Kundenwechselprozess wie in der Stromversorgung?
o
Datenerfassung, Entwicklung und Anwendung von Standardlastprofilen
o
Prognosen erstellen
o
Bilanzkreisverträge abschließen
o
Marktzugang herstellen
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
19
V. Klärung grundsätzlicher Fragenkomplexe
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
20
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Andreas Grübel Dipl.-Ing. Partner Friedrichstraße 171 D - 10117 Berlin T +49 (0) 30 32 59 50 - 0 F +49 (0) 30 32 59 50 - 299 E-Mail
[email protected] Web
www.kom-solution.de
10.11.2006
© KoM-SOLUTION
21