Methode Kurzvortrag: Das Was, Wie und Warum der Lerneinheit Ziel

Methoden Lerneinheit II: Verwirrtheit und Verstörtheit verstehen Methode Kurzvortrag: „Das Was, Wie und Warum der Lerneinheit“ Der Vortrag in Form ei...
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Methoden Lerneinheit II: Verwirrtheit und Verstörtheit verstehen

Methode Kurzvortrag: „Das Was, Wie und Warum der Lerneinheit“ Der Vortrag in Form eines „Informierenden Unterrichtseinstieges“ verfolgt das Ziel, den Lernprozess für die Lernenden transparent zu machen. Die Lernenden werden zu Beginn des Unterrichts über das „Was“, das „Wie“ und das „Warum“ der Lerneinheit informiert. Dadurch, dass sie den Sinn und das Ziel der Arbeit kennen, können sie eine willkürliche Lernbereitschaft entwickeln. Vorgehens- Der Lehrende teilt den Lernenden zu Beginn des Unterrichts in knapper und präziser Form mit, was sie durch die folgende Lerneinheit lernen können. weise und Zum besseren Verständnis schreibt er die grobe Übersicht über den geplanSozialform ten Verlauf der Lerneinheit an die Tafel. Hierbei erläutert er: Ziel

• das Thema sowie das übergeordnete Ziel der Lerneinheit (Was) und begründet beides (Warum), • die übergeordneten Arbeitschritte und das methodische Vorgehen (Wie).

Zeitaufwand Material Hinweise

Literatur

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Im Anschluss an diese Ausführungen bittet der Lehrende die Lernenden, zu seinen Ausführungen Stellung zu nehmen. Max. 15 Minuten • Tafel Der Lehrende sollte begründete Kritik der Lernenden zum Ablauf der Lerneinheit ernst nehmen und genügend Raum für Diskussion geben, selbst auf die Gefahr hin, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Bei dieser Diskussion sollte der Lehrende einerseits seine eigene Meinung nicht verbergen, anderseits sollte er den Lernenden aber gewisse Auswahlmöglichkeiten für die Bearbeitung anbieten. Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte. (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 199-231.

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Methode Kurzvortrag: „Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte des Phänomens Verwirrtheit “ Der Vortrag „Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte des PhänoZiel mens Verwirrtheit “ verfolgt das Ziel, den Lehrenden einen ersten Gesamtüberblick über das komplexe Phänomen Verwirrtheit zu vermitteln. Hierbei geht es darum, die Bedeutung der Begriffe „Aktivitäten“, „Merkmale“ und „Beobachtungsaspekte“ zu erfassen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, dass die Lernenden das Verhalten von Menschen mit Demenz als subjektive Lebensäußerung begreifen und die Aufgabe der Pflege darin sehen, sich diesen veränderten Verhaltensweisen anzupassen. Vorgehens- Der Lehrende gibt didaktisch reduzierte, strukturierte und visualisierte Kurzinformationen zu den Aktivitäten Erinnern, Orientieren, Erkennen, Sprechen, weise und Handeln und Denken. Er erläutert in knapper Form, dass es bei einer DeSozialform menz zu Veränderungen in den einzelnen Aktivitäten kommt (Merkmale) und verdeutlicht diese Veränderungen an einigen Beobachtungsaspekten. Zeitaufwand Ca. 15 Minuten Material • Informationsblatt II/1.1 • Wandzeitung II/1.1 Der Lehrende sollte an dieser Stelle keine Fragen an die Lernenden stellen Hinweise sowie keine weiterführenden Fragen zur Thematik beantworten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass aus dem Vortrag ein Unterrichtsgespräch entsteht und wesentliche Inhalte, die zu einem späteren Zeitpunkt der Lerneinheit erfahrungsorientiert bearbeitet werden sollen, vorweg genommen werden. Hintergrundinformationen zum Inhalt des Vortages finden Sie unter „Wissenswertes“ Scheller, U. (1995): Informationen präsentieren: Der Vortrag, die Medien, die Literatur Gestaltung. (1. Auflage). Offenbach GABAL, 8-25.

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Ziel

Vorgehensweise und Sozialform

Methode: Szenische Darstellung In dieser Methode geht es darum, ein bestimmtes Merkmal von Verwirrtheit in einer kurzen Szene darzustellen und anschließend im Plenum zu besprechen. Hierzu ist es notwendig, dass die Lernenden sich bereit erklären, eine kleine Rolle aus einer vorgegebenen Szene zu übernehmen. Das Ziel besteht zum einen darin, ein vertieftes Verständnis über die einzelnen Merkmale der Verwirrtheit zu erhalten. Zum anderen besteht die Möglichkeit, die dargestellte Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pflegeperson zu reflektieren. Schritt I: Vorbereitung in der Gruppe Der Lehrende erläutert Zielsetzung und Durchführung der szenischen Darstellung. Er organisiert die Vorbereitung, begleitet die Gruppenfindung (acht Gruppen), verteilt acht Szenenkarten und hält die Requisiten bereit. Bei Bedarf unterstützt er die Lernenden bei der Einfindung in die einzelnen Szenen. Übersicht zu den acht Szenenkarten Aktivität Merkmal Erinnern Veränderungen im Kurzzeitgedächtnis Orientieren Veränderung in der Orientierung zur Zeit Veränderungen in der Orientierung zum Raum Veränderung in der Orientierung zur Situation Veränderung in der Orientierung zur Person Erkennen Veränderungen beim Wiedererkennen von Gegenständen, Personen, Gesichtern und Abläufen Handeln Veränderungen bei der Durchführung von Bewegungen und Handlungen Sprechen Veränderungen bei der sprachlichen Verständigung

Titel der Szene Herr Schumacher findet seine Brille nicht Herr Becker will nachts zur Arbeit gehen Frau Burrichter findet den Weg nach Hause nicht mehr Frau Bärwald räumt den Mittagstisch ab Frau Süsskind denkt, dass sie ein Schulkind wäre Frau Reuter erkennt Handtuch und Zahnbürste nicht

Herr Keuter zieht sich nicht richtig an Frau Höhne kann sich nicht verständlich machen

Die Lernenden: • lesen die Szenenkarte zu dem jeweiligen Merkmal von Verwirrtheit. • einigen sich, wer die Rolle des Menschen mit Demenz und wer die Rolle der Pflegeperson darstellt. • besorgen sich die entsprechenden Requisiten von ihrem Lehrer. • stimmen sich kurz auf die Szene ein und spielen diese einmal durch. Schritt II: Durchführung im Plenum Der Lehrende übernimmt während der Durchführung der szenischen Darstellung die Rolle des Spielleiters. Dabei achtet er darauf, dass die Regeln eingehalten werden und verdeutlicht den Beobachtungsauftrag. Die Lehrenden: • stellen eine Szene im Plenum dar. • verfolgen die gespielte Szene in der Rolle des stillen Beobachters. Hierbei konzentrieren sie sich auf die verbale und nonverbale Kommunikation der Rollenspieler.

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Zeitaufwand Material

Hinweise

Literatur

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Schritt III: Reflexion im Plenum Der Lehrende moderiert den Diskussions- und Reflexionsprozess nach jeder szenischen Darstellung anhand der unten aufgeführten Struktur. Er hängt die Titel der jeweiligen Szene an die vorbereitete Wandzeitung. Wenn nötig, fasst er im Anschluss daran das Wesentliche des dargestellten Merkmals noch einmal kurz zusammen. Beobachterinnen und Beobachter reflektieren: • Was haben wir genau beobachtet (verbale und nonverbale Kommunikation)? Welches Merkmal der Verwirrtheit wurde durch diese Szene unserer Meinung nach dargestellt? Rollenträger Mensch mit Demenz und Rollenträger Pflegeperson reflektieren: • Welches Merkmal der Verwirrtheit wollten wir darstellen? Lernende im Plenum reflektieren: • Ist mir diese Szene bekannt vorgekommen? Kenne ich ähnliche Beispiele aus meiner beruflichen Praxis? Wenn genügend Zeit ist, können die Szenen hinsichtlich der Interaktionsqualität beurteilt werden. Innerhalb des Reflexionsprozesses können folgende Fragen handlungsleitend sein: Rollenträger Mensch mit Demenz reflektiert • Wie habe ich mich in meiner Rolle gefühlt? Was habe ich als förderlich, was als hinderlich erlebt? Wie war meine Beziehung zur Pflegeperson? Rollenträger Pflegeperson reflektiert • Wie habe ich mich in meiner Rolle gefühlt? Was habe ich als förderlich, was als hinderlich erlebt? Wie war meine Beziehung zum Menschen mit Demenz? Lernende im Plenum reflektieren: • Wie beurteile ich die Interaktionsqualität? Gruppenarbeit ca. 20 Minuten Plenumarbeit ca. 60 Minuten • Szenenkarten (enthält Arbeitsblatt II/1.1) • Requisiten • Wandzeitung Die Lernenden erhalten im Vorfeld ausschließlich Informationen zur eigenen Szene. Das Merkmal „Veränderungen im abstrakten Denken“ lässt sich nur sehr schwer szenisch umsetzen. Der Lehrende hat aber die Möglichkeit, dieses Merkmal anhand eines kleinen Versuchs oder an einem Praxisbeispiel zu verdeutlichen. Scheller, I. (1998). Szenisches Spiel. Handbuch für die pädagogische Praxis. Berlin: Cornelsen Scriptor, 71-140.

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Methode: Versuch und Praxisbeispiel Ziel

Vorgehensweise und Sozialform

Zeitaufwand Material

Hinweis

Das Ziel besteht darin, die Bedeutung der Aktivität „Abstraktes Denken“ zu erfassen und diese auf die Situation von Menschen mit Demenz (Merkmal: „Veränderung im abstrakten Denken“) zu übertragen. Es geht somit darum, zu verstehen, wie Menschen mit Demenz, die nicht abstrakt denken können, Situationen wahrnehmen und deuten. Der Lehrende erläutert Zielsetzung und Durchführung des Versuchs. Er füllt zwei schmale, hohe Gläser (gleicher Durchmesser, gleiche Höhe) mit Wasser. Anschließend schüttet er das Wasser aus einem Glas in ein anderes Glas mit einem deutlich größeren Durchmesser. Nun stellt er die beiden Gläser nebeneinander und stellt folgende Frage an die Lehrenden: „In welchem Glas befindet sich mehr Wasser?“ Ca. 5 Minuten • Wassergläser (zwei Gläser mit gleichem Durchmesser; ein Glas mit einem deutlich größeren Durchmesser) • Flüssigkeit Die Lernenden werden die Frage – „In welchem Glas befindet sich mehr Wasser?“ – aufgrund ihres Abstraktionsvermögens richtig beantworten können. Menschen mit Demenz verlieren dieses Abstraktionsvermögen nach und nach. Pflegende können die Zuordnungen oder Erläuterungen von Menschen mit Demenz aber nachvollziehen, wenn sie diese ohne Abstraktion betrachten (Becker 2001, S. 34). „Menschen mit Demenz denken sich nichts Neues aus, sie schöpfen aus den Grundmustern des nichtabstrakten Denkens und treffen so ihre Zuordnungen. Abstrakt begründete Korrekturen können sie deswegen nicht überzeugen; die konkrete Hilfestellung ihres Motivs hingegen lässt einvernehmliche Lösungen herstellen.“ (Becker 2001, S. 34). Nach der Durchführung des Versuchs hat der Lehrende die Möglichkeit, das Merkmal „Veränderungen im abstrakten Denken“ durch folgende zwei Praxisbeispiele zu erläutern: 1. Praxisbeispiel: Herr Frank Bei einem Videonachmittag im Heim wird ein Film von einem Sommerfest im Altenheim gezeigt. Auf der Leinwand ist Herr Frank, ein Bewohner, mehrere Male in Großformat zu sehen. Herr Frank wird von Schülerin Susanne darauf hingewiesen, dass er auf der Leinwand zu sehen ist. Herr Frank reagiert abwehrend. Nein, das kann auf keinen Fall sein. Herr Frank erkennt sich nicht auf der Leinwand. Schülerin Susanne möchte Herrn Frank aber davon überzeugen, dass er da drüben auf der Leinwand zu sehen ist. Nun wird Herr Frank zornig und verlässt wütend den Raum. Sein Kommentar: „Die spinnen hier alle.“ (Becker 2001, S. 35). Erläuterung zum Beispiel: Herr Frank kann nicht abstrahieren, dass er gleichzeitig hier und auch woanders, das heißt im Film, ist. Er weiß aber ganz genau, dass er hier ist, weil er das wahrnehmen kann. Aus diesem Grund müssen die anderen und nicht er sich irren. 2. Praxisbeispiel: Frau Schmidt Frau Schmidt geht sonntags immer zum Gottesdienst. Während sie in der Badewanne sitzt, greift Schülerin Meike dies als Gesprächsthema auf: „Ja, Frau Schmidt und dann gehen Sie heute bestimmt auch wieder in die Kirche.“ Frau Schmidt reagiert darauf schroff ablehnend. Schülerin Meike: „Aber Sie gehen doch sonst auch immer sonntags zur Kirche.“ Frau Schmidt wird aufgebracht und schimpft: „Du lügst ja, da gehe ich nie hin!“ Eine Stunde später. Frau Schmidt ist mittlerweile angezogen und hat gefrühstückt. Schülerin Meike fragt sie noch einmal, denn ihr ist die Ablehnung von Frau Schmidt ein großes Rätsel; so war Frau Schmidt wirklich noch nie.

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Schülerin Meike: „Und, Frau Schmidt, wollen Sie wirklich nicht mit in die Kirche gehen?“ Frau Schmidt antwortet zum Erstaunen aller: „Sicher geh’ ich in die Kirche, da geh’ ich doch immer hin.“ (Becker, 2001, S. 30).

Literatur

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Erläuterung zum Beispiel: In der ersten Situation saß Frau Schmidt nackt in der Badewanne. Sie verbindet die Frage nach dem Kirchgang mit ihrer aktuellen Situation – also mit dem, was sie gerade wahrnimmt. Hierbei kommt sie zu dem Resultat, dass sie so, wie sie jetzt gerade ist, nämlich nackt, niemals in die Kirche gehen würde. Aus diesem Grund ihre empörte Antwort: „Du lügst ja.“ In der zweiten Situation war Frau Schmidt für den Kirchgang adäquat gekleidet. In dieser Situation war sie wiederum erstaunt, warum man sie fragt, da sie doch jeden Sonntag in die Kirche geht (Becker, 1999, S. 30). Meyer, H. (1987). Unterrichtsmethoden. 2. Praxisband. Frankfurt am Main: Cornelsen Verlag Scriptor, 212, 313.

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Ziel

Vorgehensweise und Sozialform

Methode: Lernaufgabe und Textarbeit Das Ziel der Lernaufgabe besteht darin, ein vertieftes Verständnis des Phänomens Verwirrtheit zu erlangen. Es geht darum, mögliche Auswirkungen des Phänomens Verwirrtheit auf die Lebens- und Alltagsgestaltung zu erfassen, um Menschen mit Demenz gezielt beobachten und unterstützen zu können. Hierzu informieren sich die Lernenden zunächst anhand eines Beobachtungsbogens über wesentliche Beobachtungsaspekte des Phänomens Verwirrtheit (deduktiv) und übertragen ihre Erkenntnisse auf die Lebensaktivität Essen und Trinken (induktiv). Schritt I: Vorbereitung Der Lehrende erläutert das Ziel der Lernaufgabe. Er demonstriert an einem Beispiel (Aktivität Denken), wie die Lernaufgabe bearbeitet werden kann. Schritt II: Durchführung in der Gruppe Der Lehrende begleitet den Prozess der Gruppenbildung und beobachtet den Bearbeitungsprozess. Ggf. unterstützt er den Prozess mit Fragen, Impulsen und Hinweisen. Er nennt den Lernenden ein Teilergebnis, das sie im Plenum präsentieren sollen. Die Lernenden: • teilen sich in Gruppen von 4 bis 6 Personen ein. • lesen den Beobachtungsbogen aufmerksam durch und informieren sich über Merkmale und Beobachtungskriterien der Verwirrtheit. • notieren Verständnisfragen und klären diese. • überlegen, wie sich die verschiedenen Merkmale auf die Lebensaktivität Essen und Trinken auswirken. • schreiben die Antworten stichwortartig in die vorbereitete Tabelle. schreiben ein Teilergebnis, welches ihnen vom Lehrenden genannt wird, auf einen Flipchartbogen. • einigen sich darauf, wer ihr Arbeitsergebnis im Plenum vorstellt. Schritt III: Präsentation der Produkte im Plenum Der Lehrende moderiert die Präsentation der Produkte im Plenum. Damit die Präsentation nicht zu lange dauert, präsentieren die Gruppen ihre Arbeitsergebnisse arbeitsteilig, d. h., dass pro Gruppe nur ein Merkmal der Verwirrtheit präsentiert wird. Die anderen Gruppen ergänzen die jeweiligen Teilprodukte. Der Lehrende korrigiert, vervollständigt und sichert das Gesamtergebnis.

Zeitaufwand Material

Hinweise

Literatur

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Gruppenarbeit: ca. 80 Minuten Präsentation und Besprechung im Plenum: ca. 35 Minuten • Arbeitsblatt II/2.1 • Informationsblatt II/2.1 • Arbeitsblatt II/2.2 • Flipchartpapier • Stifte Der Lehrende hat die Möglichkeit, die Bedeutung des „Beobachtungsbogens zur Einschätzung des Verhaltens von Menschen mit Demenz“ für die berufliche Praxis, seine Einsatzmöglichkeiten und Schwierigkeiten in der Handhabung zu besprechen. Ferner kann er hieraus eine entsprechende Praxisaufgabe ableiten. Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte. (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 232-258

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Ziel

Vorgehensweise und Sozialform

Methode: Wahrnehmungsübung „Verluste erspüren“ Die Wahrnehmungsübung verfolgt das Ziel, einen verstehenden Zugang zu den Gefühlen und dem Verhalten von Menschen mit Demenz zu gewinnen. Es geht darum, die Bedeutung des Krankseins für den Menschen mit Demenz zu erfassen bzw. dieser Bedeutung näherzukommen. Die Lernenden vollziehen hierzu einen Perspektivwechsel, der es ihnen ermöglicht, das Phänomen Verstörtheit besser zu verstehen. Methodisch wird hierbei zunächst eine Aneignungssituation geschaffen, in der die Lernenden sich in Einzelarbeit mit ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzen. In der darauf folgenden Verarbeitungs- und Veröffentlichungssituation haben die Lernenden die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit denen der anderen in Beziehung zu setzen. Es kommt somit zu einer Verschränkung eigener und fremder Erfahrung, in der auch unerwünschte Gefühle enttabuisiert werden können. Schritt I: Vorbereitung: Der Lehrende beschriftet verschiedenfarbige Karten nach folgendem Muster. Kartenfarbe Vorderseite Beispielsätze für die Beschriftung der Rückder Karte seite der Karte Erinnern ƒ Ich kann mich daran erinnern, wo mein PorRot temonnaie ist Grün Orientieren ƒ Ich kann mich der Jahreszeit entsprechend kleiden ƒ Ich finde den Weg von der Schule nach Hause ƒ Ich weiß, dass ich mich jetzt in der Schule im Unterricht befinde ƒ Ich weiß, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich gehe Blau Erkennen ƒ Ich erkenne ein Handy und weiß, wozu und wie man es benutzt Gelb Sprechen ƒ Ich kann mich sprachlich gut verständigen Schritt II: Durchführung in Einzelarbeit Der Lehrende erläutert Bedeutung, Ziel und Regeln der Wahrnehmungsübung „Verluste erspüren“. Jeder Lernende erhält mit Beginn der Übung einen Satz Karten, der alle Aktivitäten enthält. Der Lehrende bahnt die Wahrnehmungsübung im Plenum an und unterstützt die Lernenden dabei, ihre Gefühle wahrzunehmen. Er kann hierzu folgenden Text verwenden: Diese Wahrnehmungsübung kann Ihnen helfen, sich besser in die Situation eines Menschen mit Demenz zu versetzen. Häufig fällt es leichter, die Situation eines Menschen mit Demenz zu verstehen, wenn man einen Zugang zu seinen Gefühlen erhält. Es ist wichtig, dass Sie während der gesamten Übung still sind und sich ganz auf Ihre Wahrnehmung konzentrieren. 1. Lesen Sie bitte die Vorder- und Rückseite der Moderationskarten und denken Sie darüber nach: • Wie wichtig sind mir diese einzelnen Aktivitäten? • Welche Bedeutung haben diese Aktivitäten für mich persönlich? 2. Ich nehme Ihnen jetzt gleich eine Karte nach der anderen weg, so, als ob Sie diese Aktivität für immer verlieren würden. 3. Konzentrieren Sie sich ganz darauf, welche Gefühle Sie bei sich wahr nehmen. Tragen Sie die Gefühle in die Tabelle auf dem Arbeitsblatt II/3.2 ein. Gefühle, die Sie darüber hinaus wahrnehmen, tragen Sie schriftlich in die freien Spalten ein.

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Der Lehrende nimmt allen Lernenden zunächst eine Karte weg, dann lässt er ihnen etwas Zeit, ihre Gefühle wahrzunehmen und diese auf dem Arbeitsblatt II/3.2 einzutragen. Er verfährt mit den anderen Karten genauso, bis die Lernenden keine Karten mehr haben. Schritt III: Reflexion in der Gruppe Die Lernenden erhalten nun Gelegenheit, die Übung in Kleingruppen auf der inhaltlichen und methodischen Ebene zu reflektieren. Die Lernenden: 1. bilden zunächst Kleingruppen von 4 bis 6 Personen. 2. vergleichen ihre Arbeitsergebnisse (Was ist gleich? Was ist unterschiedlich?) 3. tauschen sich in der Gruppe über folgende Fragen aus: • Was habe ich gefühlt und gedacht, als mir die Karten weggenommen wurden? • Wie leicht oder schwer ist es mir gefallen, die einzelnen Aktivitäten loszulassen? Schritt IV: Weiterverarbeitung im Plenum durch Zurufabfrage Die Wahrnehmungsübung wird im Plenum durch die Methode „Zurufabfrage“ weiterverarbeitet. Hierzu stellt der Lehrende zwei zentrale Leitfragen: Nachdem die Lernenden kurze Zeit über die Frage nachgedacht haben, rufen sie dem Lehrenden ihre Antworten zu. Er hält die Antworten stichpunktartig an der Tafel oder Wandzeitung fest. 1. Leitfrage: Was würde ich tun? (Tafelanschrift) Wie würde ich mich in einer solchen Situation, in der ich so viele Verluste erfahre, verhalten? Was würde ich tun? 2. Leitfrage: Was wäre besonders wichtig für mich? (Tafelanschrift) Was wäre in einer solchen Situation besonders wichtig für mich? Zeitaufwand

Material

Hinweise

Literatur

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Einzelarbeit: ca. 20 Minuten Gruppenarbeit: ca. 20 Minuten Plenumarbeit ca. 15 Minuten • Arbeitsblatt II/3.1 • Arbeitsblatt II/3.2 • Vorbereitete Moderationskarten • Tafel oder Wandzeitung Es ist wichtig, dass der Lehrende die Sinnhaftigkeit und Regeln der Wahrnehmungsübung verdeutlicht, ansonsten besteht die Gefahr, dass die Übung ins Lächerliche gezogen wird. Scheller, I. (1987). Erfahrungsbezogener Unterricht. Praxis, Planung, Theorie. Frankfurt am Main: Scriptor Welling, K. (2005) Interaktion in der Pflege von Menschen mit Demenz. Brake: Prodos Verlag, 27.

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Methode Kurzvortrag: „Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte des Phänomens Verstörtheit“ Der Vortrag „Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte des PhänoZiel mens Verstörtheit“ verfolgt zum einen das Ziel, den Lehrenden einen reduzierten Überblick über das Phänomen Verstörtheit zu vermitteln. In Zusammenhang mit den Erkenntnissen aus der Wahrnehmungsübung „Verluste erspüren“ und der Zurufabfrage werden die Lernenden wahrscheinlich feststellen, dass sie ähnlich empfinden und sich ähnlich verhalten wie Menschen mit Demenz. Hiermit ist auch die Erkenntnis verbunden, dass das Erleben und Verhalten von Menschen mit Demenz nicht ausschließlich eine Folge eines pathophysiologischen Zustandes ist, sondern eine subjektive Lebensäußerung darstellt, auf deren Grundlage ein verstehender Zugang entwickelt werden kann. Vorgehens- Der Lehrende gibt didaktisch reduzierte, strukturierte und visualisierte Kurzinformationen zu den Aktivitäten, Merkmalen und Beobachtungsaspekten von weise und Verstörtheit. Der Kurzvortrag wird durch eine Wandzeitung visualisiert. Sozialform Zeitaufwand Ca. 10 Minuten Material • Informationsblatt II/3.1 • Wandzeitung II/3.2 Das Phänomen Verstörtheit umschreibt die Domäne des negativen Erlebens. Hinweise Einen Zustand der tiefen Verzweiflung und Erschütterung, in welchem der Mensch mit Demenz aus seinem seelischen Gleichgewicht gerät und droht, im inneren Chaos zu versinken. Das Gefühlserleben und das Verhalten eines Menschen mit Demenz werden durch unterschiedliche Faktoren und insbesondere durch die Sozialpsychologie beeinflusst. Hierdurch ergeben sich das therapeutische Potenzial der Pflege und der pflegerische Auftrag.

Literatur

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In Bezug auf das Merkmal „Veränderungen im Empfinden“ (Depressives Erscheinungsbild) kann der Lehrende auf die Ergebnisse der Wahrnehmungsübungen verweisen und mögliche Ähnlichkeiten aufzeigen. In Bezug auf das Merkmal „Veränderungen im Verhalten“ (Herausforderndes Erscheinungsbild) kann der/die Lehrende sich auf die Ergebnisse der ersten Leitfrage beziehen und ebenfalls mögliche Parallelitäten verdeutlichen. Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte. (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 199-231.

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Methode Vortrag: „Was es zu sein scheint – Phänomene, Diagnosekriterien, Formen und Ursachen der Demenz erfassen“ Der Vortrag „Phänomene, Diagnosekriterien, Formen und Ursachen der DeZiel menz zu erfassen“ verfolgt das Ziel, ausgewählte medizinische Aspekte der Demenz zu vermitteln. Der Lehrervortrag steht bewusst am Ende der Lerneinheit, um den phänomenologischen Blick nicht durch medizinisches Faktenwissen zu verstellen. In dem Vortrag geht es zunächst darum, sich dem Begriff „Demenz“ kritisch zu nähern und Diagnosekriterien der Demenz zu erforschen. Ferner werden neben epidemiologischen Daten zwei zentrale Formen der Demenz, die Demenz vom Alzheimer Typ und die Demenz vom vaskulären Typ näher erläutert. Der Vortrag endet mit einer Darstellung des Verlaufs der Demenz nach der Global Deterioration Scale. Vorgehens- Der Lehrende gibt didaktisch reduzierte, strukturierte und visualisierte Informationen zum Thema „Was es zu sein scheint“ – „Phänomene, Diagnosekriweise und terien, Formen und Ursachen der Demenz erfassen“. Der Vortrag wird durch Sozialform eine Folien- bzw. Bildschirmpräsentation unterstützt. Die Lernenden erhalten hierzu Informationsblätter. Zeitaufwand Max. 40 Minuten Material • Beamer und OHP • Informationsblatt II/4.1 • Informationsblatt II/4.2 Im Vorfeld sollte sich der Lehrende auf der Grundlage seiner BedingungsanaHinweise lyse entscheiden, ob er den Vortrag um einige Folien kürzt. Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte. (2. Auflage). Weinheim, Basel: Literatur Beltz, 199-231.

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Ziel

Vorgehensweise und Sozialform

Methode: Reflexion anhand des Lerntagebuches Ein Lerntagebuch stellt ein individuelles Dokument des Lernenden dar, in welchem er seine persönlichen Lernerlebnisse und Lernprozesse fortlaufend dokumentiert. Das primäre Ziel eines Lerntagebuches besteht darin, die Selbstreflexion und Selbstbeurteilung des Lernenden anzuregen und diese Fähigkeiten kontinuierlich zu fördern. Reflexionen finden mit Hilfe des Lerntagebuch zum einen auf der inhaltlichen Ebene statt, zum anderen wird durch das Lerntagebuch die Reflexion über das eigene Lernen und Denken (Metakognition) angeregt. Somit wird der individuelle Lernprozess durch das Lerntagebuch auf folgende Weise unterstützt: Der Lernende • bereitet den Lernstoff regelmäßig nach und vertieft so den Unterrichtsinhalt • verknüpft die Themen eigenständig miteinander und erfasst den roten Faden • wird sich der eigenen Arbeits- und Lernstrategien bewusst und ist in der Lage, sie konstruktiv zu verändern • verbessert die schriftliche Ausdrucksfähigkeit durch das häufige Üben • lernt selbstverantwortlich zu arbeiten und zu entscheiden, was er für das Lerntagebuch nutzen möchte Die Dokumentation mit Hilfe des Lerntagebuchs ist bereits eine Lernleistung, die auch zur Leistungsbeurteilung herangezogen werden kann. Der Lehrende führt das Lerntagebuch zu Beginn der Lernsituation ein. Er erläutert das Ziel, die einzelnen Elemente und den Umgang mit dem Lerntagebuch. Elemente des Lerntagebuches: 1. Öffentlicher Teil des Lerntagebuches • enthält Tagesrückblicke zu den einzelnen Lerneinheiten strukturiert nach dem TZI Modell von Ruth Cohn • enthält persönliche Sichtweisen (Gedanken, Gefühle Anmerkungen) des Lernenden zu den einzelnen Lerneinheiten in Bezug auf den Menschen mit Demenz, in Bezug auf den Lernenden selbst in seiner Rolle als Auszubildender und in Bezug auf die Beziehung zwischen dem Menschen mit Demenz und dem Lernenden 2. Nichtöffentlicher Teil des Lerntagebuches • enthält persönliche Sichtweisen (Gedanken, Gefühle, Anmerkungen) des Lernenden zu den einzelnen Lerneinheiten in Bezug auf das Thema und die Arbeitsweise • enthält ein Formular zur persönlichen Lernstandsbestimmung als Ergebnissicherung nach einer Lernberatung Umgang mit dem Lerntagebuch in der Lernsituation: • Jeder Lernende erhält zu Beginn der Lernsituation sein persönliches Lerntagebuch. • Die Lernenden schließen jede Lerneinheit mit einer Reflexion anhand des Lerntagebuches (Tagesrückblick und Persönliche Sichtweisen) ab. Für diese Reflexion sind in jeder Lerneinheit 30 Minuten vorgesehen. • Die Lernenden füllen ihr Lerntagebuch (Tagesrückblick und Persönliche Sichtweisen) am Ende jeder Lerneinheit für sich in Einzelarbeit aus. • Im Anschluss übertragen alle Lernenden ihre Ergebnisse vom Tagesrückblick auf eine vorbereitete Wandzeitung (siehe Einpunktabfrage). • Abschließend haben Lernende und Lehrende Gelegenheit, zu dem Ergebnis Stellung zu nehmen. Bei dieser Reflexion geht es darum, konstruktiv auf den weiteren Lernprozess einzuwirken und z. B. zu überlegen, was in Bezug auf die nächsten Lerneinheiten verbessert bzw. verändert werden könnte.

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Zeitaufwand

Material

Hinweise

Literatur

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Zu Beginn der Einführung des Lerntagebuchs sollte genügend Zeit für die Erläuterungen der einzelnen Elemente und deren Anwendung eingeplant werden. Bei regelmäßigem Einsatz wenden die Lernenden die Methode zunehmend selbstorganisiert an. • Lerntagebuch • Wandzeitung II/5.1 • Wandzeitung II/5.2 • Wandzeitung II/5.3 Das Lerntagebuch kann mit Fortgang der Ausbildung von Lehrenden und Lernenden weiterentwickelt und um weitere Elemente ergänzt werden (z. B. Beurteilungskriterien für die Arbeit in Gruppen, für Präsentationen). Indem die Lernenden in den Prozess der Weiterentwicklung eingebunden werden, können sie sich stärker mit dem Lerntagebuch auseinandersetzen. Auf diese Art entsteht die Struktur des Lerntagebuchs stückweise, und die Lernenden lernen, nach und nach das Lerntagebuch anzuwenden. Der „nichtöffentliche Teil“ des Lerntagebuches enthält persönliche Gedanken, Gefühle oder Anmerkungen des Lernenden. Dieser Teil wird zu Lernberatungen oder Beurteilungen nicht mitgebracht und auch nicht bewertet. Depping, D. (2003): Lerntagebuch, ein Begleitinstrument. Unterricht Pflege, 4, 8, 34-35. Herold, M. & Landherr, B. (2003). Selbstorganisiertes Lernen. Ein systematischer Ansatz für den Unterricht. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag. Hohengehren. S. 146-164.

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