Mehrsprachigkeit und ihre Auswirkungen auf Schule und Arbeitswelt

Prof. Dr. Julia Ricart Brede Mehrsprachigkeit und ihre Auswirkungen auf Schule und Arbeitswelt Flensburg, 28.02.2017 Fachtagung „Berufliche Bildung“...
Author: Nelly Kalb
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Prof. Dr. Julia Ricart Brede

Mehrsprachigkeit und ihre Auswirkungen auf Schule und Arbeitswelt

Flensburg, 28.02.2017 Fachtagung „Berufliche Bildung“ an der Hannah-Arendt-Schule

Potenziale von Mehrsprachigkeit

Sprachen als Schatz (zur Verständigung/ Kommunikation) sich andere Länder/ Kulturen erschließen

Mittlersprachen Sprachbewusstheit

Identität

Schule/ Ausbildung/ Studium

Beruf

Kompetenz

Potenzial Wissen

Können Einstellungen

2

Berufsmarktchancen

Vgl. Settelmeyer 2011: 146, 149.

JA!

Das Projekt „Einstellungen zu DaZ und Mehrsprachigkeit in Ausbildung und Unterricht“ – Einblick in Projektergebnisse (Leitung: Maak/ Ricart Brede) 1

Bitte kreuzen Sie bei den folgenden Aussagen jeweils an, inwieweit Sie zustimmen.

stimme gar nicht zu

O b

c

e

i

DaZ-SchülerInnen sollten im Fachunterricht die Möglichkeit haben, sich untereinander von Zeit zu Zeit etwas in ihrer Muttersprache mitzuteilen. (n= 627) Im Unterricht sollten Übersetzungen in nicht-deutsche Muttersprachen zur Verständnissicherung für mehrsprachige SchülerInnen erlaubt sein. (n= 627) Wenn SchülerInnen im Unterricht auch andere Sprachen als Deutsch sprechen (z.B. zwei Schülerinnen mit Albanisch), dann leidet das Klassenklima darunter. (n= 627) In der Schule sollte (auch auf dem Pausenhof) nur die deutsche Sprache erlaubt sein, damit mehrsprachige Kinder leichter Deutsch lernen. (n= 621)

stimme eher nicht zu

stimme eher zu

stimme voll zu

1

2

3

39 %

13 %

50 %

23 %

10 % 38 %

3%

25 %

20 %

42 %

27 % 10 %

26 %

41´%

28 % 6 %

Monolingualer Habitus 3

(vgl. auch Gogolin 2008/2 sowie die Beiträge in Gogolin/Kroon 2000)

Potenziale von Mehrsprachigkeit

Sprachen als Schatz (zur Verständigung/ Kommunikation) sich andere Länder/ Welten/ Kulturen erschließen Identität

Schule/ Ausbildung/ Studium Potenzial

Mittlersprachen

Berufsmarktchancen

Sprachbewusstheit

Beruf

Kompetenz Potenzial

JA! 4

Vgl. Settelmeyer 2011: 146, 149.

Potenziale von Mehrsprachigkeit

Sprachen als Schatz (zur Verständigung/ Kommunikation) sich andere Länder/ Welten/ Kulturen erschließen Identität

Schule/ Ausbildung/ Studium Potenzial

Mittlersprachen

Berufsmarktchancen

Sprachbewusstheit

Beruf

Kompetenz Kompetenz Potenzial

JA! 5

Vgl. Settelmeyer 2011: 146, 149.

Welche Sprache hast du zu Hause gesprochen? Tamashek. Das ist die Tuareg-Sprache? Ja. 4 Sprachen Und verstehst du auch Hausa? Alphabetisierung Ja. und Schriftlichkeit Und Arabisch? Ja. Fragen und Und Französisch? Beobachten Ja. Und jetzt lernst du Deutsch? Ja. Du kannst gut schreiben, sagt Richard und zeigt auf das Blatt Papier, das neben dem Jungen auf der Bettdecke liegt. Nur deutsche Buchstaben. Aus: Jenny Erpenbeck (2015/8): GEHEN, GING, GEGANGEN. München: Knaus, S. 68. 6

„Sprachenmännchen“ (vgl. Krumm/ Jenkins 2001)

7

„Europäisches Sprachenportfolio“ (ESP) (http://www.sprachenportfoliodeutschland.de/fileadmin/Sprachenportfolio/EuropaeischesSprachenportfolioDownload.pdf)

drei obligatorische Komponenten eines ESP: • Sprachenpass • Sprachlernbiografie • Dossier (vgl. Ricart Brede i. Vorb., auch Little/ Goullier/ Hughes 2011: 7)

8

Nutzung von Mehrsprachigkeit im mündlichen Unterrichtsdiskurs (vgl. Maak/ Ricart Brede i. Vorb.) L: was is das? (legt bild von moos auf OHP) könnt ihr das erKENNen? Iv: ja, ich kann das auf kroatisch Di: [ich auch L: [ja sach mal auf kroatisch; (hält hand an ohr) Di, Iv: machovina L: n/ w/ hab ich nich verstanden‘ (hält hand an ohr) Iv: mahovina; L: mahovina; klingt gut. italienisch? (schaut zu Ma und Mo) Ma, Mo: muschio L: ja SEHR schön. auf deutsch: MOOS; Al: moss. L: moss. (nickt) BENgali? (schaut S2 an) gibts das auf benGAli:? S2: ((unverständlich; ein bisschen russisch)) L: moss on english; S1: whats/ what do you/ L: its a small green plant on trees [and so S1: [ah: ((unverständlich)) L: ((nickt)) (2) ja; LEBT das? ist das lebendig? es ist eine PFLANze;

Wertschätzung

Verständnissicherung

Mittlersprache

Transkriptauszug aus dem Verbundprojekt „Formative Prozessevaluation in der Sekundarstufe. Seiteneinsteiger und Sprache im Fach" (kurz EVA-Sek) unter der Leitung von Prof. Dr. Bernt Ahrenholz, Prof. Dr. Udo Ohm und Prof. Dr. Julia Ricart Brede. 9

Nutzung von Mehrsprachigkeit für Schreibaufgaben im Unterricht (vgl. Ricart Brede 2016)

10 Abb. Poster in einem Vortrag von Frau Lange (Foto: Ricart Brede, Julia), vgl. auch Lange (2012).

Potenziale von Mehrsprachigkeit

Sprachen als Schatz (zur Verständigung/ Kommunikation) sich andere Länder/ Welten/ Kulturen erschließen Identität

Schule/ Ausbildung/ Studium Potenzial

Mittlersprachen

Berufsmarktchancen

Sprachbewusstheit

Beruf

Kompetenz Kompetenz Potenzial

JA! 11 Vgl. Settelmeyer 2011: 146, 149.

Schon längst ist in der einschlägigen Fachliteratur anderer Länder von Diversität die Rede, während man bei uns immer noch zu Diversity Begriffen wie Integration, Migration greift. Management Wenn man von Diversität spricht, spricht man nicht vorrangig von Problemen. Man spricht nicht mit Angst in der Stimme, also mit der Angst zum Beispiel, jemand könnte sich der Integration verweigern. Die Fragestellung ist eine andere. Die Fragestellung ist eine positive, weil man nach dem Nutzen dieser Vielfalt, dieser Verschiedenheit fragt, weil man sie als Motor für gesellschaftliche Entwicklung begreift. […] Die Haltung ist eine interessierte, in der es nicht um Mehr- oder Minderheiten geht, sondern darum, was jeder Einzelne mit seiner Herkunft, seinem Erfahrungsschatz zum großen Ganzen beitragen kann. Ein Ansatz, der von Unternehmen genutzt wird – Diversity Management ist da der Fachbegriff – , die ihren Gewinn maximieren wollen. Die nicht Probleme, die aufgrund von Vielfalt entstehen können, lösen wollen, sondern – das muss man sich noch einmal im Vergleich zu den Konnotationen von Begriffen wie ‚Ausländer‘ oder ‚Migrant‘ auf der Zunge zergehen lassen – ihren Gewinn maximieren wollen. Aus: Gorelik, Lena (2012): „Sie können aber gut Deutsch!“ Warum ich nicht mehr dankbar sein will, dass ich hier leben darf, und die Toleranz nicht weiterhilft. München: Pantheon, S. 41. 12

Xie xie! Merci!

Gracias! Спасибо! Vielen Dank!

Tak! Thank you! Teşekkürler! 13

Literatur • •



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14

Gogolin, Ingrid (2008/2): Der monolinguale Habitus der monolingualen Schule. Münster u. a.: Waxmann. Gogolin, Ingrid/ Kroon, Sjaak (2000): „Einsprachige Schule, mehrsprachige Kinder. Erfahrungen aus einem internationalvergleichenden Projekt über Unterricht in der Sprache der Majorität“. In: Gogolin, Ingrid/ Kroon, Sjaak (Hrsg.): „Man schreibt wie man spricht“. Münster u. a.: Waxmann, S. 1-26. Hachfeld, Axinja/ Schroeder, Sascha/ Anders, Yvonne/ Hahn, Adam/ Kunter, Mareike (2012): Multikulturelle Überzeugungen. Herkunft oder Überzeugung? Welche Rolle spielen der Migrationshintergrund und multikulturelle Überzeugungen für das Unterrichten von Kindern mit Migrationshintergrund? In: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie 26 (2), S. 101–120. Krumm, Hans-Jürgen/ Jenkins, Eva-Maria (2001): Kinder und ihre Sprachen – lebendige Mehrsprachigkeit. Wien: Eviva. Lange, Ulrike (2012): Knorr, Dagmar/ Verhein-Jarren, Annette (Hrsg.): Schreiben unter Bedingungen von Mehrsprachigkeit. Frankfurt: Peter Lang, S. 139-155. Little, David/ Goullier, Francis/ Hughes, Gareth (2011): The European Language Portfolio: The Story So Far (1991–2011) [https://rm.coe.int/CoERMPublicCommonSearchServices/DisplayDCTMContent?documentId=09000016804595a7, 02.12.2016]. Maak, Diana/ Ricart Brede, Julia (i. Vorb.): Mittlersprache(n) im Schulkontext: theoretische Rahmung und konkrete Einsatzmöglichkeiten. In: Gebele, Diana/ Zepter, Alexandra L. (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache. Unterricht mit neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. Ricart Brede, Julia (i. Vorb.): Sprachenportfolios. In: Jeuk, Stefan/ Settinieri, Julia (Hrsg.): Handbuch Sprachdiagnostik Deutsch als Zweitsprache. Berlin u. a.: De Gruyter. Ricart Brede, Julia (2016): Schreibprozesse mehrsprachiger SchülerInnen. In: Deutschunterricht, Jahrgang 68, Heft 6, S. 68-72. Settelmeyer, Anke (2011): Haben Personen mit Migrationshintergrund interkulturelle Kompetenz? In: Granato, Mona/ Münk, Dieter/ Weiß, Reinhold: Migration als Chance. Hrsg. vom Bundesinstitut für Berufsbildung Bonn. Bielefeld: Bertelsmann, S. 143-160. Wischmeier, Inka (2012): „Teachers‘ Beliefs“: Überzeugungen von (Grundschul-)Lehrkräften über Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund – Theoretische Konzeption und empirische Überprüfung. In: Wiater, Werner/ Manschke, Doris (Hrsg.): Verstehen und Kultur. Mentale Modelle und kulturelle Prägungen. Wiesbaden: VS Verlag, S. 167189.

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