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Angst vor dem Fortschritt - Mehr Vorfreude wagen!

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11. März 2014 17:10 Zukunftsangst

Mehr Vorfreude wagen!

Glühbirne (rechts) und Halogenlampe: Erstere machte früher schöneres Licht. (Foto: dpa)

Die Debatten des Frühjahrs 2014 sind über Lager hinweg von einem breiten Konsens geprägt: dass der Fortschritt auch schon mal besser war. Der Glaube an die Gestaltbarkeit von Morgen scheint fast abhanden gekommen zu sein - zu unrecht. Von Dirk von Gehlen

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Man stelle sich vor, wir lebten in einer Welt ohne Elektrizität. Man stelle sich weiterhin vor, die Wortführer des Frühjahrs 2014 würden die Entdeckung elektrischer Energie hierzulande so bewerten, wie sie es mit anderen gesellschaftlichen Phänomenen tun, in derselben Art, die ihnen dieser Tage Aufmerksamkeit sichert. Die gemeinhin als taugliche Errungenschaft geschätzte Elektrizität käme nicht gut weg: In der Bibel findet sich schließlich kein einziger elektrischer Kühlschrank und hätte Gott gewollt, dass der Mensch nach Sonnenuntergang sehen kann, hätte er uns ja Nachtsichtgeräte statt Augen schenken können. Die Nutzung von elektrischem Strom würde deshalb als "widernatürlich" (Sybille Lewitscharoff), "irgendwie undeutsch" (Thilo Sarrazin), "schwul, im negativen Sinn" (Matthias Mattusek), "verdummend" (Manfred Spitzer) oder zumindest "überflüssig" (Hans Magnus Enzensberger) beurteilt. Dass Menschen auf alles Andere und Unbekannte skeptisch reagieren, ist nicht gerade ungewöhnlich. Das gilt auch für jeden Wandel, der von der Mehrheit positiv aufgenommen und somit als Fortschritt gilt. Sei es der Fortschritt auf gesellschaftlicher Ebene, wo sich in Sachen Familienplanung, Multikulturalismus und Akzeptanz von Homosexualität sehr viel verändert hat. Oder sei es der Fortschritt auf der technischen Ebene, wo sie Revolutionen in ungleich schnellerem Takt vollziehen. Für den Science-Fiction-Autor Douglas Adams ist diese Skepsis sogar eine Konstante im Umgang mit allem Neuen: Es wird als normal angesehen, wenn es zum Zeitpunkt der eigenen Geburt existiert. Deshalb finden wir eine Debatte

über Stromabhängigkeit und die Gefahren der Elektrizität albern, über InternetSucht wird hingegen mit großer Ernsthaftigkeit diskutiert. Was erfunden wird, bis man etwa 30 Jahre alt ist, wird als große Chance empfunden. Und alle Neuerungen und Trends, die nach dem 30. Geburtstag entstehen, nimmt der Mensch als Bedrohung wahr - und als sicheres Zeichen für den Niedergang der Kultur. Douglas Adams beschrieb diesen Dreischritt 1999, die Diskutanten des Frühjahrs 2014 bestätigen ihn auf breiter Front. Denn so unterschiedlich die oben genannten Personen und deren Debatten auch sein mögen, eines vereint sie zum prägenden Zeitgeist dieser Tage: Sie sind im Sinne Douglas Adams' über 30, sie hatten alle mal eine Zukunft.

Sicherheit eigentlich im Überfluss Eine Zukunft zu haben ist eine positive Haltung zur Welt. Es bedeutet, die Sicherheit zu genießen, ohne Angst nach vorne schauen zu können und das Morgen aktiv gestalten zu wollen. Diese Haltung ist ein wenig außer Mode gekommen - gerade bei denen, die diese Sicherheit eigentlich im Überfluss hätten. Was sie stattdessen haben ist eine Vergangenheit, die so toll gewesen sein muss, dass sie sie um jeden Preis verteidigen wollen - und damit die Debatten der Gegenwart bestimmen. Dieser Wunsch des Bewahrens und Verteidigens ist nicht neu. Neu ist, dass der angstvolle Blick nach vorne heute die eint, die früher politisch in links und rechts unterschieden wurden. Der Status Quo ist über einst rivalisierende Lager hinweg zum romantisierten Maßstab im Umgang mit der Zukunft geworden: Von der Glühbirne ("machte früher schöneres Licht") über Algorithmen ("bedrohlich") bis zur Homo-Ehe ("sowas gab es früher nicht") urteilt ein nostalgischer Zeitgeist über das, was - Achtung, romantische Verklärung - früher mal Fortschritt hieß. Zu behaupten, dass dieser tatsächlich dazu führt, dass etwas besser wird, taugt aktuell fast schon zu einer kontroversen These. Denn der Fortschritt als besondere Spielart der Zukunft hat gerade keinen besonders guten Ruf. Aus zwei Gründen: Zum einen wurde er zu oft als Vorwand für Entwicklungen genutzt, die in Wahrheit zu Verschlechterungen führten. Der vom Komiker Ralf Kabelka erfundene Politiker Dr. Udo Brömme hat diese Haltung in dem Slogan "Zukunft ist für alle gut" treffend auf den Punkt gebracht. Seite 1 von 2

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vaus 11.3.2014 | 9:32 Uhr ein schöner gedanke, dass der fortschritt eine jugend-bewegung ist. angst als ein schlechter ratgeber ist dagegen eine deutsche redensart, "german angst" gewissermassen. diese angst ist jedoch wohlbegründet aus unserer geschichte und mir wäre wohler, wenn sie in politik, wirschaft und wissenschaft ernst genommen würde. nicht als ratgeber, sondern als impuls, nochmal zu überlegen und in die geschichte zu schauen, bevor man irreversiblen schaden anrichtet.

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11.3.2014 | 9:39 Uhr

814 Es ist nicht nur die Angst, die vor dem Neuen schaudern lässt, sondern auch die selbstverschuldete Eingeschränkheit des Fassungsvermögens mancher Schädel. Wovon man nicht Bescheid weiß, das kann man nicht abschätzen (Für und Wider). Angst hat man vor dem Unbekannten und unbekannt bleibt es, wenn die Angst den Schädel abschnürt.

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Ich zitiere: Damit München München bleibt. Das sagt schon alles. 6 Leser empfehlen diesen Beitrag Antwort schreiben

misterpocket 11.3.2014 | 9:41 Uhr Natürlich ist dienzukunft gestaltbar, und es gibt immer Menschen, die mit Verve an diese Aufgabe gehen. Doch gerade die Menschen, die momentan die "Gestaltungshoheit" für sich beanspruchen, machen mir Himmelangst. Die einen wollen alles digitalisieren und vernetzen, die anderen am liebsten Männlein und Weiblein zu einem Einheitswesen verschmelzen. Was bliebe dann noch von uns als Menschen? 2 Leser empfehlen diesen Beitrag 2

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MünchenerKommentar 11.3.2014 | 9:41 Uhr

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vaus 11.3.2014 | 10:00 Uhr ...und zum jahrestag von fokushima doch ein ganz erhellendes beispiel, dieser artikel, bei all seiner klugheit.

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Honeydestiller 11.3.2014 | 10:43 Uhr Angst ist in der Tat ein schlechter Ratgeber. Aber eine fundierte Risikoabschätzung zu machen bevor man etwas Neues in die Welt entlässt hat nichts mit Angst zu tun. Das macht jede Versicherung. Es stellt sich auch immer die Frage was man denn in der Zukunft dafür bekommt wenn man ein gewisses Risiko eingeht. Wenn der zu erwartende positive Gewinn nicht so verlockend ist und dass er die potentiellen negativen Folgen rechtfertigt sollte man ganz ohne Angst, aber mit Vernunft einfach die Finger davon lassen. Anders zu handeln nennt man Zocken was mit Gestalten nichts zu tun hat. Und Zocker gibt es bei Jung und Alt. 5 Leser empfehlen diesen Beitrag 5

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frazier25 11.3.2014 | 13:01 Uhr Interessant: ich finde es gar nicht albern, dass wir über Stromabhängigkeit diskutieren. Vor kurzem ist für eine Stunde in Baldham der Strom am Abend ausgefallen

Mail, Twitter & Co: Die Online-Redaktion und wie Sie sie am bequemsten erreichen

Vor kurzem ist für eine Stunde in Baldham der Strom am Abend ausgefallen gewesen. Interressant wie das bei mir zu Hause meine Routinen durchbrochen hat. Hat mir sehr zu denken gegeben. Auf der anderen Seite weiß ich auf der Ebene der Ratio, was wir alles unternehmen, um diese Routinen sicherzustellen (AKW, Kriege für Zugänge zum Öl, Stromleitungen quer durchs Land für Kohlestrom und Erneuerbare). Von daher mag es für die einen albern sein, für mich eine ernsthafte Grundfrage unseres heutigen Zusammenlebens (und dessen Auswirkungen auf die zukünftigen Generationen). So unterschiedlich können Blickwinkel sein. Antwort schreiben

ChristanMeyer107 11.3.2014 | 13:52 Uhr immer die gleichen Erklärungsmuster in den Medien. Versuchen Sie Reaktionen der Bevölkerung doch mal ohne Ängste und abweichende Meinung ohne Populismus und Geschäftemacherei zu erklären. Das ginge natürlich nur, wenn sie sich wirklich mit Argumenten auf die konkrete Sachebene begäben und nicht ständig auf der Metaebene über Absichten und Gefühle schreiben würden. 1 Leser empfiehlt diesen Beitrag 1

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HerrPaula 11.3.2014 | 16:30 Uhr Herr Gehlen ihnen ist wahrscheinlich der Kern des Pudels noch nicht klar. Wir entwickeln uns Technisch und Wissentschaftlich, in atemberaubendem Tempo fort. Je weiter in die Zukunft, desto schneller. Unsere Verantwortlichkeit, Ehrlichkeit, oder auch Übersichtsfähigkeit hinkt jedoch verzweifelt hinterher. Es ist wie mit einem Kind, dem man immer mächtigere Spielzeuge ins Kinderzimmer wirft. Aber das Kind wird erst in Jahren erwachsen. Da kann einem Angst werden. 3 Leser empfehlen diesen Beitrag 3

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Verun 12.3.2014 | 8:31 Uhr Ich bin überrascht einen so guten Artikel hier zu lesen. Er offnet einem (knapp Ü30 jährigen) wie mir sogar ein bisschen die Augen. Bitte mehr davon auf dem selben Niveau. 1 Leser empfiehlt diesen Beitrag 1

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