Master of Science (MSc)

Zu welchen Ergebnissen kommen Studien zur Komplementärmedizin in den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit? eingereicht von: Ko...
Author: Sophia Hausler
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Zu welchen Ergebnissen kommen Studien zur Komplementärmedizin in den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit? eingereicht von: Koll Carmen, BSc. Mat.Nr: 0433619 zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Science (MSc) an der Medizinischen Universität Graz

ausgeführt am

Institut für Pflegewissenschaften unter der Betreuung von Univ. Prof. Dr. Reinhard Ammer, MA, MBA, DBA, 1.Betreuer Mag.a Dr.in Monika Hoffberger, 2. Betreuerin

II Eidesstaatliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz am 15.05.2010

III

Vorwort Unser Gesundheitssystem liefert vor allem in letzter Zeit immer häufiger Anlass für rege Diskussionen sowohl in Bezug auf Veränderungen desselben als auch auf Sparmaßnahmen. Die Altersstruktur unserer Bevölkerung steigt ständig an und dies führt unweigerlich

zu

einer

Kostensteigerung,

welche

durch

vermehrte

Arzt-,

Medikamenten- oder auch Krankenhaus- und Heimaufenthaltskosten verursacht werden. Da unsere derzeitige wirtschaftliche Lage sehr angespannt ist, wird jeder Cent genau geprüft, bevor er für etwaige Investitionen zur Verfügung steht. Diese Situation macht natürlich auch nicht vor unserem Gesundheitssystem halt. Vor diesem Hintergrund ist es für eine Intervention im Gesundheitssektor umso wichtiger, Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit vorweisen zu können. Hierbei stehen auch komplementärmedizinische Maßnahmen immer wieder im Rampenlicht der Gesellschaft. Oftmals werden diese jedoch nicht für vollwertig angesehen, verurteilt als Scharlatanerie oder aber auch angepriesen als Wundermedizin oder sanfter Weg zur Heilung. Komplementärmedizinische Maßnahmen werden häufig noch stärker Aspekten wie

Wirtschaftlichkeit,

Zweckmäßigkeit

oder

Wirksamkeit

unterzogen

als

schulmedizinische Behandlungsmethoden. Mögliche Gründe dafür könnten sein, dass diese Behandlungsmethoden oftmals aus eigener Kassa zu finanzieren sind und nicht, so wie bei schulmedizinischen Behandlungen häufig die Krankenkassen dafür aufkommen. Hier kommt der finanzielle Aspekt zu tragen, den ich im Rahmen meiner Master Thesis genauer erläutern werde.

III

Danksagungen Für das erfolgreiche Gelingen meiner Master Thesis haben viele Menschen beigetragen die essentiellsten möchte ich in meiner Danksagung erwähnen. Ich bedanke mich besonders bei Frau Dr. Monika Hoffberger für die Betreuung meiner Master Thesis und dafür, dass Sie mir ständig mit Rat, Tat und sehr wertvollen und hilfreichen Tipps zur Seite stand. Einen wichtigen Part sowohl während meines Studiums als auch im Bezug auf die Fertigstellung meiner Arbeit haben meine Eltern eingenommen, ohne deren tatkräftige Unterstützung all dies nicht möglich gewesen wäre. Große Unterstützung im Rahmen der Möglichkeit der Diensteinteilung erhielt ich von PDL Monika Neuherz-Geier vom Seniorenheim Neuherz-Geier. Ohne dieses Entgegenkommen wäre es nicht möglich gewesen, Arbeit und Studium so optimal zu vereinbaren. Abschließend möchte ich mich auch bei meinen Studienkolleginnen und Freunden für deren Verständnis und Einfühlungsvermögen während meines ganzen Studiums bedanken.

III

Inhaltsverzeichnis 1

Einleitung....................................................................................................... 1

1.1

Problemstellung und Themenbegründung .........................................................1

1.2

Aufbau der Arbeit...................................................................................................2

1.3

Literaturanalyse .....................................................................................................2

1.4

Studienbeschreibung ............................................................................................2

2

Entwicklungsgeschichte der Medizin.......................................................... 4

2.1

Ägyptisches Reich.................................................................................................4

2.2

Babylonisches Reich.............................................................................................5

2.3

Griechische Welt....................................................................................................5

2.4

Römisches Reich ...................................................................................................6

2.5

Mittelalter ................................................................................................................7

2.6

Renaissance ...........................................................................................................8

2.7

17. Jahrhundert ......................................................................................................8

2.8

18. Jahrhundert ......................................................................................................9

2.9

19. Jahrhundert ....................................................................................................10

2.10

Die etablierte Schulmedizin ab dem 20. Jahrhundert.......................................10 2.10.1 2.10.2

3 3.1

Der Begriff Schulmedizin........................................................................................ 10 20. Jahrhundert ...................................................................................................... 11

Komplementärmedizin................................................................................ 12 Der Sprachgebrauch der Komplementärmedizin .............................................12 3.1.1 Definition und Begriffsbestimmungen......................................................................... 12 3.1.1.1 Komplementärmedizin ....................................................................................... 12 3.1.1.2 Alternativmedizin................................................................................................ 13 3.1.1.3 Ganzheitsmedizin .............................................................................................. 14

3.2

Die anerkannten Methoden der Komplementärmedizin...................................14 3.2.1 Akupunktur.................................................................................................................. 15 3.2.2 Antroposophische Medizin ......................................................................................... 17 3.2.3 Homöopathie .............................................................................................................. 18 3.2.4 Neuraltherapie ............................................................................................................ 21 3.2.5 Phytotherapie.............................................................................................................. 23 3.2.5.1 Misteltherapie..................................................................................................... 25 3.2.6 Traditionelle Chinesische Medizin .............................................................................. 27 3.2.7 Placebo-Effekt ............................................................................................................ 30

IV 4 Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Schul- und Komplementärmedizin ....................................................................................... 32 4.1

Krankenanstalten nach Kranken- und Kuranstaltengesetz .............................33

4.2

Ärztliche Behandlung nach KAKuG...................................................................34

4.3

Arzneimittel nach KAKuG ...................................................................................34

4.4

Medizin nach Ärztegesetz ...................................................................................35

4.5

Oberster Sanitätsrat ............................................................................................36

4.6

Komplementärmedizinische Diplome ................................................................37

4.7

Rechtliche Probleme ...........................................................................................38

5

Die ökonomischen Rahmenbedingungen................................................. 39

5.1

Kostenübernahme alternativer Heilmethoden ..................................................41

5.2

Wirtschaftlichkeit .................................................................................................43

5.3

Zweckmäßigkeit ...................................................................................................44

5.4

Wirksamkeit..........................................................................................................44

5.5

Reformen im Gesundheitssystem......................................................................45

6

Studien zur Komplementärmedizin ........................................................... 46

6.1 Studie 1: „Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur“ Ein Modellvorhaben mit der Techniker Krankenkasse ................................................47 6.1.1 Studienkurzbeschreibung ........................................................................................... 48 6.1.2 Beurteilungskriterien ................................................................................................... 50 6.1.2.1 Wirksamkeit:....................................................................................................... 50 6.1.2.2 Wirtschaftlichkeit: ............................................................................................... 50 6.1.2.3 Sicherheit ........................................................................................................... 51 6.1.3 Schlussfolgerung ........................................................................................................ 51

6.2 Studie 2: „Effectiveness, Safety and Cost-Effectiveness of Homeopathy in General Practice – Summarized Health Technology Assessment“............................52 6.2.1 Studienkurzbeschreibung ........................................................................................... 52 6.2.2 Beurteilungskriterien ................................................................................................... 53 6.2.2.1 Wirksamkeit........................................................................................................ 53 6.2.2.2 Verwendung (Nachfrage und Sicherheit)........................................................... 55 6.2.2.3 Wirtschaftlichkeit ................................................................................................ 55 6.2.3 Zukünftige Forschung ................................................................................................. 56 6.2.4 Schlussfolgerung ........................................................................................................ 57

6.3 Studie 3: „Pragmatic Randomized Trial Evaluating the Clinical and Economic Effectiveness of Acupuncture of Chronic Low Back Pain...........................................57 6.3.1 Studienkurzbeschreibung ........................................................................................... 58 6.3.2 Beurteilungskriterien ................................................................................................... 59 6.3.2.1 Wirksamkeit........................................................................................................ 59

V 6.3.2.2 Wirtschaftlichkeit ................................................................................................ 61 6.3.2.3 Zweckmäßigkeit ................................................................................................. 62 6.3.3 Zukünftige Forschung ................................................................................................. 62 6.3.4 Schlussfolgerung ........................................................................................................ 62

6.4

Studienergebnisse im Vergleich ........................................................................63

7

Schlussbetrachtung.................................................................................... 63

8

Diskussion ................................................................................................... 64

9

Verzeichnisse ............................................................................................... XI

9.1

Literaturverzeichnis............................................................................................. XI

9.2

Internetverzeichnis ............................................................................................. XV

VIII

Abkürzungsverzeichnis etc...................................................... et cetera Abs..................................................... Absatz ASVG………………………………….. Allgemeines Sozialversicherungsgesetz z.B……………………………………… zum Beispiel KAKuG………………………………… Krankenanstalten und Kuranstalten Gesetz v.a……………………………………….vor allem Mio……………………………………... Millionen FDP……………………………………. Freie demokratische Partei ZH……………………………………….Zürich v.Chr…………………………………….vor Christus n.Chr…………………………………….nach Christus Jh……………………………………… Jahrhundert z.T……………………………………….zum Teil u………………………………………….und mm………………………………………Millimeter OSR……………………………………..Oberster Sanitätsrat ÖÄK……………………………………..Österreichische Ärztekammer ISO………………………………………International Organization for Standardization

IX

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Körperakupunktur…………………………………………... 17 Abbildung 2: Globuli……………………………………………………….. 20 Abbildung 3: HEADschen Zonen………………………………………… 21 Abbildung 4: Mistelpflanze………………………………………………... 27 Abbildung 5: Yin and Yang……………………………………………….. 30

X

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Unterschiede zwischen klinischer (Schul)medizin und Homöopathie nach Gebhadt……………………………………………………………………... 20 Tabelle 2: Lebenserwartung………………………………………………..40 Tabelle 3: Studienergebnisse im Vergleich……………………………….63

XI

Zusammenfassung Explodierende Kosten im Gesundheitssystem einerseits, bzw. die steigende Lebenserwartung

der

europäischen

Bevölkerung

andererseits,

rücken

die

„Alternative Komplementärmedizin“ immer mehr in den Vordergrund. Eine nähere Betrachtungsweise, vor allem in Hinblick auf die zukünftige Weiterentwicklung des Gesundheitssystems, als alternative Medizinform ist daher von essentieller Relevanz. Gute Verträglichkeit, relativ einfache Anwendung und gute Compliance sind nur einige Aspekte, die für komplementärmedizinische Behandlungsmethoden sprechen. Im Rahmen einer Literaturrecherche, die den Beginn der vorliegenden Arbeit darstellt wird die Thematik detailliert erläutert und der nötige Zusammenhang, welcher für den weiteren Verlauf der Arbeit von Bedeutung ist, hergestellt. Hier kommt dem geschichtlichen Überblick eine besondere Bedeutung zu, welcher komplementärmedizinische Behandlungsmethoden in verschiedenen Zeitepochen beleuchtet. Ein weiterer wichtiger Aspekt war es, eine klare Abgrenzung zwischen den sehr ähnlich klingenden Begriffen durch eine detaillierte Begriffsdefinition zu schaffen. Besonderes

Augenmerk

wurde

lediglich

auf

die

sechs

anerkannten

komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden gelegt, da ansonsten die Fülle an komplementärmedizinischen Methoden den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte. Anhand des oben beschriebenen Ausmaßes an komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden, war es zudem von Bedeutung, auf die rechtlichen Rahmenbedingungen genauer einzugehen und diese ausführlich zu erläutern. Nach

den

ökonomischen

Rahmenbedingungen

folgten

in

dieser

Studienbeschreibungen anhand derer die Fragestellung beantwortet wurde.

Arbeit

VIII

Abstract Due to exploding costs of different health care systems and increasing life-spam of European population alternative “complementary” medicine become more and more important. In the view of prospective development of different health care systems the main aim of the work is it therefore to get a closer look on this “complementary” medicine form. Good compatibility, relative easy application and good compliance are only a few strong points of complementary medicine. In order to attain a deeper understanding of the topic and also to gain the necessary correlation for the further tasks, the first point of this Master Thesis is a detailed literature research. Within this framework a special importance is layed on a historical overview, which illustrates complementary medicine at different historical periods. A further important aspect was to establish a clear classification between the similar sounding items by a detailed definition of them. Special emphasis was layed on the six accepted complementary medicine methods, because otherwise, the multitude of complementary medicine methods, would go beyond the scope of this work. Due to the described multitude of complementary medicine methods, it is of major importance to explain the legal framework and its detailed illustration. Finally on the basis of study-describtions the main question of the work was answered.

1

1

Einleitung

1.1

Problemstellung und Themenbegründung

„Es geht nicht um einen Gegensatz Schul- und Alternativmedizin. Es geht um die Frage, welches Kriterium für den Einschluss von Leistungen in eine solidarisch finanzierte Grundversicherung gelten soll. Das zentrale Kriterium muss der Wirksamkeitsnachweis sein, auch für die Schulmedizin.“ 1 Diese Aussage tätigte Felix Gutzwiller, Ständerat ZH der FDP in Deutschland. Dieses Zitat verdeutlicht in großem Ausmaß den Inhalt meiner Master Thesis. Mit dieser Arbeit soll nicht die Kluft zwischen Schul- und Komplementärmedizin erweitern

werden,

sondern

lediglich

anhand

wissenschaftlicher

Grundlagen

abgewogen werden, ob es aufgrund der steigenden Kosten im Gesundheitssystem und

des

höheren

Lebensalters

der

Menschen,

sinnvoll

wäre

vermehrt

komplementärmedizinische Behandlungsmethoden zuzulassen und einzusetzen. Das Ziel dieser Arbeit soll es sein, Ergebnisse zu komplementärmedizinischen Studien nach den Aussagen zu den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit hin zu analysieren und transparent zu machen, ob Methoden der Komplementärmedizin in den oben erwähnten Bereichen mit der Schulmedizin auf gleicher Ebene stehen oder nicht. Ein weiteres Anliegen ist es, den „Modetrend“ Komplementärmedizin sachlich zu hinterfragen. Für die Behandlung der Fragestellung wurde die Methodik einer Literaturrecherche mit Zusammenfassung und Konklusion gewählt. Der wissenschaftliche Teil der 1

Vgl. Felix Gutzwiller in /www.mehrbelastung-nein.ch/zitate.35.0.html

2 Master Thesis ermöglicht eine Gegenüberstellung der Aussagen aus den verschiedenen Studien und das Aufzeigen vorhandener Unterschiede, Widersprüche sowie anderer relevanter Aspekte.

1.2

Aufbau der Arbeit

Zu Beginn der Arbeit wurde die Entwicklungsgeschichte der Medizin und Parallelen zur Komplementärmedizin erfasst. Der folgende Absatz beschäftigt sich mit den wichtigsten Begriffsdefinitionen, welche Voraussetzung für das Verständnis der weiteren Arbeit sind. Die darauf folgenden rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen sind weitere wichtige Teile der Literaturrecherche. Einen ausführlichen und essentiellen Part dieser Arbeit nimmt die Beschreibung von drei Studien zur Komplementärmedizin ein. Der Abschluss dieser Arbeit erfolgt mit einer Schlussbetrachtung und Diskussion der Studien.

1.3

Literaturanalyse

Der Großteil der Literaturrecherche wurde über das Internet durchgeführt hierbei vor allem über Pubmed als Datenbank. Da sich dies jedoch als wenig erfolgreich herausstellte kontaktierte ich Experten im In- und Ausland bezüglich des Themas und wurde vor allem von Prof. Dr. Claudia Witt, Expertin für die Evaluation von Komplementärmedizin vom Charite in Berlin bei der Suche nach geeigneten Studien sehr hilfreich unterstützt.

1.4

Studienbeschreibung

Trotz intensiver Literaturrecherche und regen Kontakt mit zahlreichen Experten auf dem Gebiet Komplementärmedizin erwies es sich als äußerst schwierig, Studien zur

3 Komplementärmedizin, welche die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit beinhalten, zu finden. Schlussendlich wurden zwei Studien von der Publikationsliste von Frau Prof. Dr. Witt und eine Studie aus der Datenbank Pubmed für die Behandlung des Themas herangezogen. Diese drei Studien waren einige wenige, welche exakt mit der Fragestellung übereinstimmten, darum wurden diese für die vorliegende Master Thesis herangezogen.

4

2

Entwicklungsgeschichte der Medizin

Anhand dieses Kapitels wird aufgezeigt, dass es bereits vor zigtausenden Jahren üblich war, komplementärmedizinische

Maßnahmen

wie

etwa

Pflanzen

zu

verwenden.

2.1

Ägyptisches Reich

Die Ursprünge der Medizin lassen sich dank ägyptischer Papyri, den Papierrollen der ägyptischen Hochkultur, ca. viertausend Jahre zurückverfolgen. 2 Allgemein kann behauptet werden, dass die ägyptische Medizin besonders im Altertum ein hohes Ansehen genoss. Die Ärzte der damaligen Zeit wurden in so genannten Tempelschulen unterrichtet und es wird vermutet, dass diese ihr ganzes Leben lang als „Priester-Ärzte“ vor allem religiöse Tätigkeiten verrichteten. Dank der bereits oben erwähnten ägyptischen Papierrollen, welche aus dem Mark der Papyruspflanze hergestellt wurden, konnte das Wissen über die ägyptische Medizin verbreitet werden. Es wird auch vermutet, dass die Ägypter die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft, welche auch noch in unserer heutigen Zeit eine wesentliche Bedeutung vorweisen, entwickelt haben. 3 Bereits in dieser Zeitepoche lassen sich Parallelen zur Komplementärmedizin ableiten. So enthält der Papyrus etwa 876 Rezepte, welche aus ca. 500 Substanzen hergestellt wurden. Unter diesen Substanzen befanden sich unter anderem pflanzliche Stoffe wie etwa Enzian, Bilsenkraut, Rizinusölsamen und Sennes. Da diese Rezepte meist aus mehreren Substanzen zusammengesetzt wurden, sprach man damals von Polypharmazie. 4 2

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 9 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 19-22 4 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 21 3

5

2.2

Babylonisches Reich

Bei dem Begriff des babylonischen Reiches befinden wir uns in der Zeitrechnung ca. 4000 bis 200 v. Chr. Die Mesopotamier, die Einwohner dieses Gebietes, verwendeten hauptsächlich Tontafeln für die Festhaltung ihrer Daten. Die Mesopotamier empfanden Krankheit als Folge von Sünde. Die babylonische Heilkunde verfügte bereits über Tontafeln, welche nachstehende Krankheiten aufzeigten: „Krankheiten der Leber und des Auges, Krankheiten der Atemorgane, Fieberkrankheiten und Gonorrhoe, zu deren Behandlung bereits ein Katheter benutzt wurde“. Den Mesopotamiern waren bereits „Nachtblindheit, Mittelohrentzündung, Nierensteine, Schlaganfall, Skabies“ ein Begriff. Sie waren Schöpfer der Begriffe Isolierung, Ansteckung und Lepra und prägten diese nachhaltig. 5 Dieser Zeitabschnitt wurde vor allem durch eine besonders starke religiöse Krankheitstheorie geprägt. Krankheit galt, wie bereits oben erwähnt, als Strafe und Sünde, welche zu einem Zustand von Unreinheit führte. Einen besonderen Stellenwert hatten zu dieser Zeit Wahrsagungen. So galt etwa das Verhalten von Pflanzen oder Öl auf einer wässrigen Oberfläche als Offenbarung für den damaligen Arzt-Priester. 6

2.3

Griechische Welt

Die griechische Medizin entwickelte sich vor allem durch klinische Beobachtungen. Eine herausragende Persönlichkeit dieser Medizin war Hippokrates, welcher als „Vater der Medizin“ bekannt wurde. Der „Eid des Hippokrates“ ist sowohl eine Berufsgesinnung als auch eine ethische Verpflichtung des Arztes. Hippokrates verfasste ca. 70 Bücher, welche im Corpus

5 6

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 23-24 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 23-24

6 Hippocraticum

zusammengefasst

wurden.

Das

Charakteristikum

aller

hippokratischen Bücher ist deren realistischer Standpunkt, wobei vor allem die Diätetik einen großen Stellenwert erlangt. Parallelen zur Komplementärmedizin sind in der hippokratischen Medizin in dem Ausmaß ersichtlich, dass die Behandlung des gesamten Individuums nicht „der Krankheit“, sondern die Behandlung des gesamten Körpers im Vordergrund stand. Der Natur wurde in diesem Zusammenhang eine, von sich ausgehende, starke heilende Wirkung zugeschrieben. Die Aufgabe des Arztes war es somit, die Natur in ihrem natürlichen Heilungsprozess zu unterstützen. 7

2.4

Römisches Reich

Als einer der herausragendsten Persönlichkeiten im römischen Reich galt Galen von Pergamon, welcher ca. 129-199 n.Chr.) lebte. Die Besonderheit von Galen von Pergamon war, dass er sich bereits äußerst intensiv mit Hygiene beschäftigte und feststellte, dass durch entsprechende Hygiene Krankheiten verhindert werden können. Eine weitere Errungenschaft von Galen war die Aussage, dass „jede Wunde normalerweise im Heilungsprozess Eiter produziert“. Die generellen medizinischen Fortschritte der Römer beinhalteten vor allem prophylaktische Maßnahmen wie etwa die Errichtung von Wasserleitungen, Kanalisationssystemen und Badeeinrichtungen. 8 Ansätze der Komplementärmedizin findet man in den Aussagen des griechischen Chirurgen und Pharmakologen Dioskorides von Anazarba. In seiner „Materia medica“ beschrieb er über 600 medizinische Pflanzen, Salben oder etwa Getränke. 9

7

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 43-44 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 51-55 9 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 51 8

7

2.5

Mittelalter

Die mittelalterliche Medizin wurde vor allem durch Hildegard von Bingen (1098-1179) geprägt. Hildegard von Bingen war Äbtissin und widmete sich vor allem der Naturheilkunde. Ihr Ziel war es, den kranken Körper physisch so zu stabilisieren, dass dieser den „Attacken des Teufels“ standhalten konnte. Ein weiterer Fortschritt in der Medizin war, dass erstmals in den Medizinschulen eine regelrechte medizinische Ausbildung angeboten wurde, welche bis dato in dieser Weise nicht vorherrschte. An diesen internationalen Universitäten fanden sich sowohl Lehrer als auch Studenten aus allen Ländern. Latein galt zu diesem Zeitpunkt als Sprache der Medizin und so gab es auch keine sprachlichen Einschränkungen. Da die Periode des Mittelalters von zwei großen Pestepidemien heimgesucht wurde entstand zu dieser Zeit auch die „Einrichtung der Quarantäne als prophylaktische Maßnahme

zur

Eindämmung

von

Seuchen“.

Zu

den

herausragendsten

Entwicklungen der mittelalterlichen Medizin gehört die Entwicklung öffentlicher Gesundheitsmaßnahmen.

Dies

spiegelte

sich

etwa

in

erstmaligen

Nahrungsmittelkontrollen oder Kontrolle von Prostituierten wider. In der Periode des Mittelalters wurde auch der „Doktor – Titel“ geschaffen.

10

Parallelen zur Komplementärmedizin wie wir sie heute kennen, lassen sich mit der Hl. Hildegard von Bingen assoziieren, so bezog sie sich in ihrer Heilkunde unter anderem auf die einheimische Flora. Hildegard von Bingen hatte auch eine lehrende Funktion, da sie ihr umfangreich erworbenes Wissen auch an Laien weitergab. 11 Die heilige Hildegard von Bingen galt und gilt aufgrund ihres Buches „über das innere Wesen (Beschaffenheit und Heilkraft) der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen“, als erste deutsche Ärztin. Sie brachte das zur ihrer Zeit vorhandene Wissen über Pflanzen und Krankheiten aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der damaligen Volksmedizin zusammen, wobei Hildegard von Bingen erstmals volkstümliche Pflanzennamen benutze. 12

10

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 57-64 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 57 12 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_von_Bingen 11

8 Ein weiterer Zusammenhang besteht darin, dass sie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgte, welcher die Ursachen der Krankheit in den Vordergrund stellte. 13 Hildegard von Bingen ist bis in unsere Zeit hin aktuell – vielleicht mehr als je zuvor. Dies bestätigt ein regelrechter Boom mit zahlreiche „Hildegard Produkten“ wie etwa spezielle Kräuter, Öle, Cremes, Elixiere und spezielle Hildegard Rezepte.

2.6

Renaissance

Die Zeit der Renaissance galt als Wiege der modernen Medizin. In dieser Zeitepoche wurde erstmals der Unterricht am Krankenbett eingeführt. Auch der Gründer der modernen Anatomie, Andreas Vesal lebte in der Epoche der Renaissance und galt als der größte Anatom des 16. Jahrhunderts. Ein weiterer herausragender Arzt der Renaissance war Paracelsus, welcher als erster Mediziner in seinen Schriften seine deutsche Muttersprache verwendete. Paracelsus, der mit bürgerlichem Namen Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim hieß, war der Ansicht, dass die bisher üblichen Bücher das größte Hindernis des medizinischen Fortschrittes seinen. Der „neue Arzt“ wie er es nannte, sollte zurück zum „Buch der Natur“ kehren. Durch diese Aussage werden auch in dieser Zeitepoche die Übereinstimmungen mit der Komplementärmedizin ersichtlich. 14

2.7

17. Jahrhundert

Der größte Fortschritt der Medizin im 17. Jh. liegt in der Entdeckung des Blutkreislaufes durch William Harvey. Im selben Jahrhundert erfolgte auch die Entdeckung der Kapillaren durch Marcello Malpighi. Generell kann behauptet

13 14

Vgl. www.wecarelife.at/ernaehrung-esskultur/hildegard-von-bingen/weisheiten-aus-dem-mittelalter Vgl. Ackerknecht 1992, S. 66-74

9 werden, dass die Entfaltung der Physiologie im 17. Jahrhundert ihren Aufschwung erreichte.

15

Komplementärmedizinisch Rückschlüsse im 17.Jh. sind vor allem auf Thomas Sydenham (1624-1689) den „englischen Hippokrates“, zurückzuführen. Sydenham ist es ein besonderes Anliegen, die heilende Kraft der Natur zu unterstützen. Hierbei verlässt er sich vor allem auf Erfahrungen und nicht auf strikte Theorien. Als größtes Spezifikum im 17. Jh. galt die Chinarinde, welche aus Peru eingeführt wurde und sehr effizient Malaria, die am weitesten verbreitete Krankheit in dieser Periode, heilte. Der Wirkstoff, welcher dafür verantwortlich war, war das Alkaloid Chinin, welches jedoch erst 1820 isoliert betrachtet wurde.

2.8

16

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert wurden erstmals eigene Kliniken für den geburtshilflichen Unterricht eingeführt. Einen bemerkenswerten Beitrag auf dem Gebiet der physikalischen Diagnostik leistete Leopold Auenbrugger welcher aus Graz stammte. Klinische Temperaturmessungen, welche sich im 18. Jh. immer mehr durchsetzten, Krankenversicherungen, Universitäts- und Gesundheitsreformen kamen im 18. Jh. immer mehr zu tragen. 17 Rückschlüsse zur Komplementärmedizin lassen sich etwa durch die erstmalige Anwendung des Fingerhutes (Digitalis) im Jahre 1775 bei Wassersucht ziehen. 18 Eine weitere Errungenschaft des 18. Jh. erreichte Samuel Hahnemann mit der Entdeckung der Homöopathie und seinem „Similia similibus curentur“ (Gleiches wird durch Gleiches geheilt), welche bis zum heutigen Tage in aller Munde ist. 19 Detaillierte Informationen werden unter Punkt 3.2.3 beschrieben.

15

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 78-82 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 85-86 17 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 94-104 18 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 93 19 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 101 16

10

2.9

19. Jahrhundert

Das 19. Jh war vor allem dadurch gekennzeichnet, dass eine „systematische Entwicklung und Anwendung der Naturwissenschaften“ konkret forciert wurde. Auch stand die „Anwendung der Ergebnisse der Naturwissenschaft auf die Medizin“ sehr im Mittelpunkt dieser Epoche. Die klinischen Schulen in ganz Europa, vor allem aber in Frankreich, Dublin, London, Berlin und Wien, entwickelten sich durch die neue klinische Medizin rasant. Österreich galt zu dieser Zeit als das fortgeschrittenste Land im deutschsprachigen Bereich. Die herausragendsten Leistungen der neuen Wiener Schule waren vor allem in den Bereichen „Dermatologie, Syphilologie, Gerichtsmedizin und die Krankheiten der Sinnesorgane“ vorzufinden. Vor allem gegen Mitte/Ende des 18. Jh wurden enorme Fortschritte auf den Gebieten der Embryologie

und

der

Zelltheorie

verzeichnet.

Auch

die

Tatsache,

dass

Infektionskrankheiten durch Mikroorganismen hervorgerufen werden, entstand in diesem Jahrhundert. Ignaz Semmelweis entdeckte die Ursache des Kindbettfiebers, die Narkose wurde entdeckt, Antisepsis bis hin zur Asepsis wurde ausgebaut und der Kaiserschnitt wurde in diesem Jahrhundert zum Routineverfahren. Weiters begann im 19. Jh „die Entwicklung der Differenzierung der Medizin in Fachgebiete sowie die Erfindung neuer Instrumente wie etwa der „Skope“. 20

2.10 Die etablierte Schulmedizin ab dem 20. Jahrhundert

2.10.1 Der Begriff Schulmedizin

Unter dem Begriff Schulmedizin versteht man „die Richtung in der medizinischen Wissenschaft, die nach wissenschaftlicher Erprobung auf führenden Kongressen, in führenden Fachzeitschriften und von führenden Fachwissenschaftlern vertreten wird, deren Wert in der medizinischen Wissenschaft nicht überwiegend ausdrücklich und ernsthaft bestritten wird und die keinen grundsätzlichen sozial-ethischen Bedenken ausgesetzt ist.“ 20

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 103-141

11 Ein weiteres Kriterium dieses Begriffes ist, dass die „Wissenschaftskriterien des Kausalitätsprinzips, der Reproduzierbarkeit, der Nachprüfbarkeit der Methode, der Voraussehbarkeit und Persönlichkeitsunabhängigkeit der Ergebnisse“ gegeben sein müssen. Medizinische Verfahren, die diese Eigenschaften nicht beinhalten, gelten somit als nicht wissenschaftlich anerkannte Methoden. 21 Laut Siebert ist Schulmedizin „jene Richtung der medizinischen Wissenschaft, die nach wissenschaftlicher Erprobung auf führenden Kongressen, in führenden Fachzeitschriften und von führenden Fachwissenschaftlern vertreten wird, deren Wert in der medizinischen Wissenschaft nicht überwiegend ausdrücklich und ernsthaft bestritten wird und die keinen grundsätzlichen sozialethischen Bedenken ausgesetzt sind“.

22

Die Schulmedizin ist hinsichtlich ihrer Akzeptanz des Heilmittels völlig frei, jedoch muss dieses durch seine Wirksubstanz wirken. Hier gilt der Satz „Wer heilt, hat recht“ auch wenn der Wirkmechanismus oder die exakte Beziehung zwischen der Dosis und der Wirkbeziehung nicht oder nicht vollkommen bekannt sind. 23

2.10.2 20. Jahrhundert

Viele herausragende Entwicklungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichneten sich bereits gegen Ende des 19. Jh. ab. Besondere Fortschritte waren in der Endokrinologie zu verzeichnen. Darunter unter anderem die Isolierung des Insulins und des Kortisons. 1960 wurde der erste Ovulationshemmer, sprich die „Anti-Baby-Pille“,

hergestellt

und

es

wurden

Impfungen

gegen

Diphtherie,

Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung auf den Markt gebracht. Es wurden jedoch auch einige diagnostische Geräte im 20. Jh entwickelt. Darunter unter anderem der Elektrokardiograph, oder die Computertechnik, welche seit den 70er

21

Vgl. Albrecht, Gerhard 1995, S.16 Siebert 1983, S. 37 23 Vgl. Bock 1993, S. 85 22

12 Jahren stetige Fortschritte verzeichnete. Auch die Entwicklung der Vitamine hatte ihren Ursprung im 20. Jh. Jedoch eine der herausragendsten Errungenschaften dieser Zeitepoche war die der Chemotherapie, welche vorwiegend durch den Arzt und Naturwissenschaftler Paul Ehrlich geprägt wurde. 24 Vor allem seit den fünfziger Jahren spricht man immer häufiger von alternativen Heilmethoden. Eng mit komplementärmedizinischen Maßnahmen verbunden ist die Psychosomatik. Hier wird von einem „Einfluss der seelischen Konstitution und Erlebnisfähigkeit auf körperliche Krankheiten“ ausgegangen. Sowohl in der Psychosomatik wie auch in der

Komplementärmedizin

steht

die

ganzheitliche

Betrachtungsweise

des

menschlichen Organismus an erster Stelle. 25

3

Komplementärmedizin

3.1

Der Sprachgebrauch der Komplementärmedizin

Komplementärmedizin ist in unserer Zeit in aller Munde. Häufig ist jedoch unklar, welche Sektionen im Detail in dieses Gebiet fallen. Um diesen Unklarheiten entgegenzuwirken, werden die gängigsten Begriffe genauer betrachtet.

3.1.1 Definition und Begriffsbestimmungen 3.1.1.1 Komplementärmedizin

„Bezeichnung für eine medizinische Richtung, die bestimmte diagnostische und therapeutische Verfahren , die z.T. außerhalb der klassischen Schulmedizin stehen, ergänzend zur Schulmedizin (u. nicht anstatt dieser) einsetzt. Dabei wird versucht,

24 25

Vgl. Ackerknecht 1992, S. 159-167 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 182

13 eine vorwiegend pathogenetisch orientierte Sichtweise durch eine auf Autoregulation und Selbstheilung des Patienten zielende Sichtweise zu ergänzen.“ 26 Der Begriff Komplementärmedizin wird oftmals in einem Atemzug mit dem Begriff Alternativmedizin erwähnt. Komplementärmedizin bedeutet jedoch eine sanfte, biologische Verwendung von Heilverfahren oder Medikamenten, welche z.B. auf pflanzlicher Basis beruhen. Der immense Vorteil dieser Behandlungsmethode ist, dass diese in den meisten Fällen keine Belastung oder Nebenwirkung für den menschlichen Organismus darstellt.

27

3.1.1.2 Alternativmedizin

Unter Alternativmedizin versteht man eine Therapie, welche nicht in die Sparte der Schulmedizin fällt. Das problematische an der Alternativmedizin ist, dass diese auch Verfahren enthält, die man als sog. Scharlatanerie bezeichnen kann. Im Allgemeinen kann jedoch gesagt werden, dass ein besonderes Merkmal der alternativen Heilverfahren die Ganzheitlichkeit darstellt. Darunter versteht man, dass bei Behandlungsverfahren der Alternativmedizin ein besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist als Ganzes geachtet wird. Ein weiterer Aspekt der Alternativmedizin ist, dass diese nicht nur die Symptome des Menschen behandelt, sondern vor allem die Ursache und Entstehung der jeweiligen Krankheiten im Mittelpunkt stehen. Ziel ist, dass der Körper zur Selbstheilung angeregt wird. 28

26

Vgl. www.lrzmuenchen.de/~ZentrumfuerNaturheilkunde/lehre/natur/down/ Allgemeine%20Einf%FChrung%20NHV.pdf 27 Vgl. www.krebshilfe-wien.at/Komplementaermedizin.102.0.html 28 Vgl. www.a-medizin.de/seiten/definitionalter.php

14 3.1.1.3 Ganzheitsmedizin

Unter dem Begriff Ganzheitsmedizin versteht man in der Medizin den Menschen als „Ganzheit“ zu betrachten. Dies beinhaltet sowohl die gesamte körperliche und seelische Betrachtungsweise mit allen Funktionen und Verhaltensweisen des menschlichen Körpers. Um den Menschen als „Ganzes“ betrachten zu können, ist es unumgänglich, die Funktionen des menschlichen Organismus, die Struktur und Verhalten der Persönlichkeiten zu kennen. Anders umschrieben kann man den Begriff Ganzheitlichkeit so verstehen, dass der kranke Mensch als psychosomatische Ganzheit gesehen wird; es werden jedoch lediglich die Ursachen und Bedingungen des Krankseins ermittelt. Die nachfolgende Behandlung muss nun so aufgebaut sein, dass diese auch die psychischen somatischen und sozialen Aspekte der vorliegenden Krankheit einbezieht. Die aus einer gezielten Analyse sich ergebenden Schlussfolgerungen werden also schlussendlich zu einem speziell auf den Einzelnen abgestimmten therapeutischen ganzheitlichen Konzept zusammengefasst. 29

3.2

Die anerkannten Methoden der Komplementärmedizin

Laut dem 1. Unionskongress Bericht vom 26.bis 27. Mai 2000, welcher in Bern stattgefunden hat, gibt es derzeit 6 komplementärmedizinische Methoden, welche seit 1. Juli 1999 der obligatorischen Grundversicherung unterstellt sind. Diese 6 Methoden sind  Akupunktur  Antroposophische Medizin  Homöopathie  Neuraltherapie  Phytotherapie und  Traditionelle Chinesische Medizin 29 30

Vgl. Bock 1993, S. 38-40 Vgl. Falch 2000, 7:254 -255

30

15 Da eine detaillierte Behandlung aller sechs Methoden den Rahmen der Master Thesis sprengen würde, werden in dieser Arbeit zwar alle sechs Bereiche beschrieben jedoch bei der Studienbeschreibung und -auswertung lediglich auf einen Bruchteil beschränkt.

3.2.1 Akupunktur

Die Akupunktur wurde erstmals 1000 vor Chr. erwähnt. Ausschlaggebend für deren Entwicklung war die Beobachtung, dass unspezifische Hautreizungen an gezielten Stellen des Körpers, die zu diesem Zeitpunkt vornehmlich mittels Druck erfolgten, eine positive Auswirkung auf den Körper haben.

31

Circa um das 17. Jahrhundert veröffentlichten die beiden Ärzte Ten Rhyne und Engelbert Kaempfer ihre Beobachtungen. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigten sich vor allem französische Ärzte mit der „Nadelmedizin“. Die Akupunktur erlangte jedoch erst 1971 weltweite Beachtung, als der amerikanische Journalist James Reston, welcher auf seiner Chinareise an einer Blinddarmentzündung erkrankte und unter vollem Bewusstsein unter lediglicher Anwendung von Akupunkturanästhesie seine eigene Operation miterlebte. Diese Tatsache war ausschlaggebend dafür, dass man nun erkannte, das mit Hilfe der Nadeln nicht nur Operationsschmerzen auszuschalten sind sondern auch Neuralgien, Migräne oder andere Erkrankungen mittels Akupunktur behandelbar sind.

32

Die Methode der Akupunktur geht davon aus, dass der menschliche Körper von einem Linien-Netzwerk überzogen ist. Diese Linien werden als Meridiane bezeichnet und dienen als Orientierungslinien für die Akupunktur Punkte. Diese Meridiane entsprechen Kanälen, in welchen Blut und Energie fließen. Ist dieser Fluss nun unterbrochen oder zum stocken gekommen, ist dies die Ursache für die Krankheitsentstehung. 31

33

Vgl. Schiel 2000, S. 33 Vgl. Koch, Kupka 1994, S. 106 33 Vgl. Gassner 1997, S. 16 32

16 Die Hauptindikationen für Akupunktur sind chronisch-schmerzhafte Erkrankungen aber auch funktionelle und psychosomatische Störungen des Menschen. Vor allem bei Erkrankungen, die in der westlichen Medizin nur unzureichend therapierbar sind eignet sich die Akupunktur sehr gut.

34

Die Akupunktur erfolgt in bequemer Körperhaltung meistens liegend, da in dieser Körperlage die Kollapsgefahr geringer ist, und auch die Entspannung für den Patienten am größten. Weitere Möglichkeiten sind jedoch auch Seitenlage, sitzend oder stehend. Hier kommt es darauf an, an welcher Körperstelle die Akupunktur durchgeführt wird. Als Nadeln werden meist nur Einmalstahlnadeln verwendet, welche eine Länge von ca. 25-50 mm aufweisen wobei es hier wiederum auf die akupunktierte Körperregion ankommt. 35 Relativ neue Methoden der Akupunktur sind die Elektroakupunktur welche über elektrische Ströme anhand der Akupunkturnadeln oder Elektroden auf die Reizpunkte einwirkt oder die Lasernadelakupunktur. 36 Letztere ist eine neuartige nicht invasive Methode, bei welcher anhand der LaserStrahlung die Akupunkturpunkte stimuliert werden.

37

Eine weitere Form der Stimulation der Akupunkturpunkte ist die Moxibustion. Bei dieser Methode wird der Akupunkturpunkt mit Hilfe einer glimmenden Beifußpflanze (Moxakraut) erwärmt. 38 Bei der Behandlung durch Akupunktur gilt zu beachten, dass vor Beginn der Behandlung eine klare Diagnose aus westlicher Sicht gestellt wird. Die Akupunktur sollte nicht durchgeführt werden, wenn die Reserven des Organismus zur funktionellen Selbsthilfe erschöpft sind oder aber auch, wenn davon ausgegangen werden kann, dass eine andere Behandlungsmethode wirksamer erscheint. 39 Wird

die

Akupunktur

fachgerecht

angewandt,

gilt

sie

als

weitgehend

nebenwirkungsfreie komplementärmedizinische Methode, welche auch bei malignen Erkrankungen kombiniert mit anderen Verfahren eingesetzt werden kann. 40 34

Vgl. Focks, Hillenbrand 2000, S. 24 Vgl. Focks, Hillenbrand 2000, S. 102-104 36 Vgl. Koch, Kupka 1994, S.109-110 37 Vgl. http://www.litscher.info/ 38 Vgl. Schiel 2000, S. 34 39 Vgl. Focks, Hillenbrand 2000, S. 100 40 Vgl. Focks, Hillenbrand 2000, S. 24 35

17

Abbildung 1: Körperakupunktur 41 3.2.2 Antroposophische Medizin

Die Antroposophische Medizin wurde erstmals von Rudolf Steiner im Jahre 1901 erwähnt. Rudolf Steiner war ein antroposophisch orientierter Geisteswissenschafter, welcher darin seine Berufung sah, die naturwissenschaftlichen Methoden Goethes weiterzuentwickeln.

42

Der Begriff Antroposophie kommt ursprünglich aus dem griechischen und bedeutet „Weisheit vom Menschen“. Laut ihrem Begründer ist die Antroposophie das „Bewusstsein des eigenen Menschentums“. Sie wird auch als spirituell orientierter Erkenntnisweg angesehen. Es gilt zu beachten, dass sich die Antroposophie nicht als Lehre oder System versteht, sondern als Anregung zur Entwicklung jedes Einzelnen

und

zu

Kulturverhältnissen.

einer

neuen

Gestaltung

von

dessen

Lebens-

und

43

Unter antroposophischer Medizin wird ein integrales Therapiekonzept verstanden, welches die konventionelle Medizin erweitert. Somit kann man sie als eine 41

Vgl. www.acumedica.ch/Akupunktur/Akupunktur.html Vgl. Albonico, Kiene, Kienle 2006, S. 4 43 Vgl. http://www.anthroposophie.or.at/uploads/media/AM_Anthroposophie_01.pdf 42

18 Weiterentwicklung verstehen, die jedoch auf naturwissenschaftlichen Methoden basiert. Als Erkenntnismethoden oder auch Erkenntnisergebnisse wird hier die Antroposophie herangezogen. Da sich die Antroposophie wie bereits oben erwähnt als integratives Konzept sieht, werden zusätzlich zu den diagnostischen und therapeutischen Verfahren der Schulmedizin auch typisch antroposophische Therapieverfahren in der Behandlung kranker Menschen angewandt. Einige Beispiele wären Heileurythmie, Rhythmische Massagen, Beratung zu Ernährung und Diät, Biographiearbeit etc. Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass es sogar eine eigene antroposophische Krankenpflege gibt.

44

Die Antroposophische Medizin ist seit dem Jahre 1976 in Deutschland im Arzneimittelgesetz, welches den Verkehr mit Arzneimitteln regelt, neben der Homöopathie und der Phytotherapie als „besondere Therapierichtung“ aufgelistet.

45

3.2.3 Homöopathie

Die Homöopathie wurde erstmals im 18. Jahrhundert von Samuel Hahnemann erwähnt. Das System der Homöopathie beruht darauf, dass minimale Dosen verabreicht werden welche bei Anwendung hoher Dosen die Symptome der Krankheit an die der Patient leidet verursachen würden.

46

Dieses Charakteristikum ist in der Homöopathie als sogenanntes Ähnlichkeitsprinzip (similia similibus curentur) bekannt. Ähnliches wird somit mit ähnlichem geheilt. Dieses Ähnlichkeitsprinzip besagt, wie bereits erwähnt, dass eine vorhandene Krankheit

durch

das

Heilmittel

geheilt

wird,

welches

aufgrund

seiner

Grundsubstanzen dem Krankheitsbild des Patienten am ähnlichsten ist. Diese Ähnlichkeit zeigt sich in all den Symptomen, die der kranke Mensch aufweist.

44

Vgl. Albonico, Kiene, Kienle 2006, S. 12 Vgl. Albonico, Kiene, Kienle 2006, S. 4-9 46 Vgl. Ackerknecht 1992, S. 101 47 Vgl. Bornhöft, Matthiessen 2006, S. 15-16 45

47

19 Die Homöopathie wird auch heute noch von vielen fälschlicherweise mit der reinen Behandlung pflanzlicher Produkte gleichgesetzt. Tatsache ist jedoch, dass zwar viele homöopathische Arzneien pflanzlicher Herkunft sind, jedoch bei weitem nicht alle. 48 Als Grundsubstanz der Arzneimittelherstellung in der Homöopathie werden, wie bereits im oberen Abschnitt erwähnt, Pflanzen aber auch Mineralien, Tier- und Krankheitsprodukte verwendet. Diese Substanzen unterlaufen bei der Herstellung von homöopathischen Arzneien der „Potenzierung“. Darunter versteht man, dass diese Arzneien immer und immer wieder in Zehner- oder Hunderterschritten verdünnt werden. Als Darreichungsform kommen homöopathische Arzneimittel entweder als Festkörper in Milchzucker (Globuli) oder als Flüssigkeit in Wasser-Alkohol Lösungen auf den Markt. Die unterschiedlichen Potenzen D, C, Q oder LM geben das Verhältnis der Potenzierung an. So entsprechen etwa D Potenzen einer Verdünnung in Zehnerschritten. 49 Die Indikationen der Homöopathie liegen in vielen sowohl akuten als auch chronischen Krankheitsbildern. Ein erwähnenswerter Aspekt zur erfolgreichen Anwendung der Homöopathie ist hierbei jedoch, dass sowohl die Regulations- als auch die individuellen Selbstheilungskräfte des Patienten noch genügend angeregt und aktiviert werden können.

50

Einen weiteren Punkt, den es bei der Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln zu beachten gilt ist, dass sowohl zusätzliche Behandlungen mit Kräutertees und anderen Zubereitungen von Heilpflanzen wie etwa ätherischen Ölen nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt/Ärztin oder HeilpraktikerIn anzuraten sind, da ansonsten unerwünschte Nebenwirkungen auftreten könnten oder das homöopathische Gleichgewicht gestört werden könnte.

51

Die nachfolgend angeführte Tabelle soll die wesentlichen Unterschiede zwischen Schulmedizin und Homöopathie aufzeigen. 48

Vgl. Bürhing, Sonn 2004, S. 38-39 Vgl. Bornhöft, Matthiessen 2006, S. 18-19 50 Vgl. Bornhöft, Matthiessen 2006, S. 20-21 51 Vgl. Bühring, Sonn 2004, S. 39 49

20

Krankheitslehre

Klinische Medizin

Homöopathie

Ätiologisch-analytisch

Phänomenologischsynthetisch

Denken

In Kausalketten

In

Analogien

und

Netzstrukturen Therapeutische Forschung

Deduktiv

Induktiv

Therapeutische Mittel

Biochemische Veränderungen Signalsteuerung

Therapieansatz

Über Diagnose

Konstitutionell

unter

Einbeziehung auslösender Faktoren, wie

z.B.

einer

Unterdrückung Therapieziel

Heilung der Krankheit

Heilung des kranken Menschen

Nebenwirkungen

Häufig

Selten

Arzneischäden

Selten

Fehlen

Kosten

hoch

Niedrig

Tabelle 1:Unterschiede zwischen klinischer (Schul)medizin und Homöopathie nach Gebhadt

Abbildung 2: Globuli53

52 53

Bock 1993, S. 69 Vgl. www.apothekemoedling.at/seite.asp?pg=tcpc&id=25&action=detail

52

21 3.2.4 Neuraltherapie Die Neuraltherapie hat ihren Ursprung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ist sehr eng mit dem

Beginn der Verwendung von Lokalanästhetika in der Medizin

verbunden. Es wurde bereits im Jahr 1906 über die Heilwirkungen der Anästhetika im Zentralblatt für innere Medizin berichtet. Wesentlich für die Entwicklung in der Neuraltherapie waren die Arbeiten der Brüder Ferdinand und Walter Huneke, welchen es ein großes Anliegen war, ihre empirischen Beobachtungen in einer Theorie zu begründen.

54

Eine weitere wichtige Bedeutung für die Neuraltherapie erfolgte durch die MEDIZINER Head and Mackenzie, welche beobachteten, dass erkrankte Organe immer wieder verschiedene Reaktionen oder auch Veränderungen bestimmter Hautund Unterhautbezirke verursachten. Aus dieser Tatsache leiteten sie schlussendlich ab, dass eine Beziehung zwischen dem betreffenden Organ und der dazugehörigen Körperoberfläche bestehen muss. Aus dieser Tatsache heraus ergaben sich die dreißig Körpersegmente des menschlichen Körpers – die sogenannten HEADschen Zonen auf denen die Neuraltherapie beruht.

54 55

Vgl. Badtke, Mudra 1994, S. 13 Vgl. Dosch 1983, S. 9

55

22 Abbildung 3: HEADschen Zonen 56

„Die Neuraltherapie stellt ein Regulationsverfahren dar, das durch gezielte Injektion von Lokalanästhetika in sogenannte Störfelder die Vernetzung der Funktionsabläufe im Organismus wieder herstellt“. Diese Art der komplementären Medizin stellt vor allem bei Beschwerden im Muskelund Gelenksbereich eine sinnvolle Behandlung dar.

57

Bei der Neuraltherapie wird über die Reizung von Rezeptoren auf nervalem Wege eine therapeutische Wirkung am Patienten erzielt. Die Neuraltherapie ist jedoch nur dann indiziert, wenn die Beschwerden des Patienten mit Schmerzen, Schwindel oder anderen Beeinträchtigungen kombiniert sind, die reversibel sind. 58 Um bei der Neuraltherapie auch den entsprechenden Erfolg verzeichnen zu können, ist es erstens sehr wichtig, den Therapieansatz, sprich das „gewusst wo“, zu kennen und zweitens die exakte Technik zu beherrschen. Erster ergibt sich aus dem Symptombild des Patienten und auch aus der Erfahrung des Therapeuten. Hier kommt, wie bereits im oberen Absatz erwähnt, der Anamnese eine außerordentlich wichtige Bedeutung zu. Die exakte Technik zu beherrschen, beruht auf Erfahrung und auf technischer Sicherheit.

59

Als absolute Kontraindikation bei der Neuraltherapie gelten alle Hämophilieformen. Kein Erfolg ist zu erwarten bei Geisteskrankheiten, welche endogener oder organischer Ursache sind, echten Neurosen, Mangelzustände, die der Substitution bedürfen, genetisch bedingte Erbkrankheiten, Infektionskrankheiten die sich bereits in

fortgeschrittenem

Stadium

befinden,

Malignome

(hier

lediglich

zur

Schmerzbehandlung und dem Abbau von Ödemen), Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder Leberzirrhose (nicht im Sinne einer Heilung) und

56

Vgl. www.neuro24.de/show_glossar.php?id=705 Vgl. www.doktor-siber.at/komplementaermedizin.html 58 Vgl. Badtke, Mudra 1994, S. 13 59 Vgl. Dosch 1983, S. 7 57

23 vorausgegangene

ionisierende

Regulationsblockade führen.

Bestrahlungen,

da

diese

zu

einer

60

Komplikationen bei der Anwendung der Neuraltherapie können einerseits durch das Lokalanästhetikum, andererseits durch die zur Anwendung kommende Technik, sprich den Nadelstich, ausgelöst werden. In Einzelfällen kann es zu flüchtigen allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auf das Lokalanästhetikum oder zu einer relativen Überdosierung, welche eventuell gar nicht vorsehbar ist, kommen. Ursache für etwaige Überdosierungen liegen daran, dass die Reaktionsweise auf den verwendeten Wirkstoff individuellen Schwankungen unterliegt. Auch die Resorptionsgeschwindigkeit ist von Organismus zu Organismus und applizierter Körperstelle unterschiedlich. Selten, jedoch nicht auszuschließen, ist eine negative Reaktion des Patienten auf den alleinigen Nadelstich, welcher im Einzelfall bis zum Kollaps führen kann. Um diesem entgegenzuwirken ist es sehr wichtig, den Patienten auf die bevorstehende Therapie psychisch vorzubereiten. Dabei gilt es zu beachten, dass der Patient niemals zu der Therapie überredet oder gar dazu gezwungen werden soll. Abschließend kann angemerkt werden, dass trotz der oben beschriebenen möglichen Komplikationen die Neuraltherapie als eine für den Patienten sichere und wenig gefährliche Behandlung angesehen werden kann. Ein wesentlicher Vorteil dieser Behandlungsmethode ist, dass sie die medikamentöse Therapie ergänzen oder sogar ersetzen kann.

61

3.2.5 Phytotherapie

Die Phytotherapie hat ihren Ursprung in einer alten Kräuterlehre, welche erstmals bei dem ägyptischen Priesterarzt Imhotep Erwähnung fand. Da es sehr viele kräuterheilkundige Menschen im Mittelalter gab, eine der bekanntesten war die Äbtissin Hildegard von Bingen, wurde die Phytotherapie trotz

60 61

Vgl. Badtke, Mudra 1994, S. 32 Vgl. Badtke, Mudra 1994, S. 32-35

24 des enormen Fortschrittes der Chemie bis in unsere heutige Zeit überliefert, weiterentwickelt und aufrechterhalten.

62

Der Begriff „Phyto“ stammt aus dem griechischen und bedeutet Pflanze. Bei dieser komplementärmedizinischen Therapieform werden verschieden Heilpflanzen oder Teile von Pflanzen verwendet. 63 Die genaue Definition von Phytotherapie lautet: „Die Anwendung von Pflanzen, Pflanzenteilen, deren Bestandteilen (z.B. ätherische Öle) oder Zubereitungen daraus (z.B. Extrakte) in pharmazeutischer Qualität. 64 Das typische Charakteristikum der Phytotherapie ist hierbei, dass diese den reinen Pflanzenauszug nutzt. Dieser Pflanzenauszug kann beispielsweise aus den Blüten, den Blättern oder dem Wurzelstock der Pflanze stammen.

65

In der Pharmakologie werden die Heilpflanzen je nach ihrer Wirksamkeit in Mite – als milde bezeichnete Pflanzen Forte – als stark bezeichnete Pflanzen oder Sonstiges – Pflanzen die zwischen beiden Bereichen liegen unterteilt. In der heutigen Naturheilkunde werden vorwiegend gesamt Auszüge entweder einer einzelnen oder mehrerer Heilpflanzen verwendet, da die Kombination dieser für die positive Wirkung verantwortlich ist.

66

Nicht umsonst gibt es eine Aussage die wie folgt lautet: „Eine Heilpflanze ist mehr als die Summe ihrer Inhaltsstoffe.“ Der gesamte stoffliche Komplex einer Pflanze ist eine biologisch- energetisch aber auch informative Organisationsform 67

62

Vgl. www.fdh-sh.de/heilverfahren/pflanzenheilkunde.htm Vgl. Bühring, Sonn 2004, S. 36 64 Vgl. www.uniklinik-freiburg.de/iuk/live/Lehre/vorlesungen/PhytoElearning.pdf 65 Vgl. www.fdh-sh.de/heilverfahren/pflanzenheilkunde.htm 66 Vgl. www.naturheilpraxis-am-wald.de/naturheilkunde/phytotherapie_pflanzenheilkunde.html 67 Vgl. Bock 1993, S. 43 63

25 Das Anwendungsspektrum der Phytotherapie ist sehr groß. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass die Phytotherapie sehr gut dafür geeignet ist, auf die individuellen Symptome des Patienten einzugehen und diesen dementsprechend zu behandeln.

68

3.2.5.1 Misteltherapie Die Misteltherapie wird seit vielen Jahren erfolgreich in Kombination mit der klassischen onkologischen Therapie eingesetzt. Sie gilt als die wissenschaftlich am besten

dargestellte

Krebserkrankungen.

komplementärmedizinische

Behandlungsmethode

bei

69

Die Behandlung mit Mistelextrakten gilt heute zu den bekanntesten und derzeit am häufigsten angewandte komplementäre Therapiemaßnahme in der Krebstherapie. Aktuelle Zahlen zeigen, dass mehr als sechzig Prozent aller Krebspatienten dieses Präparat anwenden.

70

Mistelpräparate werden sowohl aus den Blättern als auch aus den Stängeln und Beeren der Mistelpflanze gewonnen. Daraus entsteht ein Gemisch, welches über zahlreiche Inhaltsstoffe wie etwa Mistellektine und Viscotoxine verfügt. Mistelextrakte enthalten jedoch auch eine Vielzahl an schwefelhaltigen Verbindungen, Enzymen, Zucker-, und Eiweißverbindungen aber auch Fetten und sogenannte Flavonoide (Pflanzenfarbstoffe). Da die Inhaltsstoffe des Mistelstrauches je nach Jahreszeit schwanken, bestehen die verwendeten Mistelextrakte aus einer Mischung aus Sommer- und Winterernte. Ein weiterer wichtiger Aspekt der zu beachten gilt ist, auf welchem Wirtsbaum die Pflanze wächst. Dies lässt sich jedoch leicht anhand des Präparatsnamen feststellen. Die gängigsten Bezeichnungen sind P für Pini – Kiefernmistel, Qu für Quercus – Eichemistel und M für Mali – Apfelbaummistel. 71

68

Vgl. www.uniklinik-freiburg.de/iuk/live/Lehre/vorlesungen/PhytoElearning.pdf Vgl. www.misteltherapie.at/hp 70 Vgl. www.einechancemehrbeikrebs.de/ 71 http://www.weleda.de/Arzneimittel/Therapie-Felder/TherapieFelder/IntegrativeKrebstherapie/Misteltherapie/InhaltsstoffevonMistelextrakten.html 69

26 Das wässrige Extrakt der Mistel, welches in einem standardisierten Verfahren gewonnen wird, wird in Ampullen abgefüllt und dem Patienten subkutan, also unter die Haut verabreicht. Die wesentlichen Vorzüge der Misteltherapie sind:  eine gute Verträglichkeit  eine allgemeine Verbesserung des Allgemeinzustandes  eine Verminderung der Schmerzen und  eine Verbesserung des Schlafes und auch des Appetits

72

Die Therapie mit dem Mistelpräparat erfolgt in der Regel zwei- bis dreimal pro Woche. Im ersten Behandlungsjahr wird nach vierzehn Injektionen, welche in rund fünf Behandlungswochen erfolgen, eine einwöchige Pause eingehalten. Im darauffolgenden Jahr erfolgen nach den vierzehn Injektionen zwei Wochen Pause und ab dem dritten Jahr Misteltherapie wird der Abstand auf drei bis vier Wochen ausgedehnt. Wichtig ist, dass es zu beachten gilt, dass es sich bei der Misteltherapie um eine Langzeittherapie handelt die v.a. bei der Diagnose Brustkrebs über mindestens drei Jahre hindurch andauern sollte.

73

Bei der Misteltherapie gilt zu beachten, dass diese keine Operation, Strahlentherapie oder Chemotherapie ersetzen kann. Sie stellt jedoch eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen dieser Behandlungsmethoden dar.

74

Die Kosten für die Misteltherapie variieren, da diese teilweise von der Krankenkasse übernommen werden. Teilweise, je nach Genehmigung, muss der Patient jedoch selbst dafür aufkommen. Jedoch sind die Kosten der Therapie, gegenüber dem praktischen Nutzen dieser, als sehr gering zu erachten.

72

Vgl. www.krebsinfo.at/Alternativ_Misteltherapie.htm Vgl. www.einechancemehrbeikrebs.de/ 74 Vgl. www.krebsinfo.at/Alternativ_Misteltherapie.htm 75 Vgl. www.misteltherapie.at/hp 73

75

27

Abbildung 4: Mistelpflanze 76

3.2.6 Traditionelle Chinesische Medizin Die Wurzeln der chinesischen Medizin gehen laut Geschichte auf die drei mythischen Kaisergötter Shen-nung, Fuhsi und Huang-ti welche, ca. 3000 v.Chr. lebten, zurück. 77 Erwähnenswert ist, dass zwischen Chinesischer und Traditionell Chinesischer Medizin (TCM) unterschieden wird. Die WHO erkannte, dass die Versorgung der Weltbevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten früher oder später nicht mehr gesichert ist. Diese Tatsache trug zur Entstehung der TCM bei. Zu dieser Einsicht gekommen riet sie Entwicklungsländern die „autochthonen“ Behandlungsmethoden auszubauen und zu festigen. In andere Worte gefasst kann man sagen, dass die TCM eine Neufassung der Chinesischen Medizin aus den fünfziger und sechziger Jahren ist. Um die chinesische Medizin in all ihrer Komplexität zu verstehen müssen zu aller erst die Grundbegriffe des Systems erläutert werden. Diese wären:  Ying und Yang,  Wandlungsphasen, die daraus abzuleitenden  Funktionskreise und  Leitkriterien 78

76

Vgl. http://rathenow-blog.de/2007/12/ Vgl. Koch, Kupka 1996, S. 9-10 78 Vgl. Greten 2004, S. 7-9 77

28 Ad1: Ursprünglich bedeuten diese beiden Begriffe beschattete Nordseite (Yin) und sonnenbeschienene Südseite (Yang) welche auf einen Berg bezogen sind. Bei der chinesischen Medizin hat alles zwei Aspekte. Auch der menschliche Körper lässt sich in Yin (Vorderseite) und Yan (Rückseite) unterteilen. Kennzeichen von Yin Krankheiten sind Kälte, Langsamkeit, Schwäche und Zurückhaltung. Yang Krankheiten zeichnen sich wiederum durch Hitze, Aktivität, Stärke und Übertreibung aus. Das nachfolgende Beispiel soll die beiden Begriffe veranschaulichen: „hat ein Patient zum Beispiel hohes Fieber und schwitzt viel, was als Übermaß von Yang gilt, besteht die Gefahr, dass er plötzlich in einen Schock verfällt (einen extremen Yin-Zustand). Entweder muss sich eine graduelle Veränderung ereignen, ein Wiederausgleich (medizinische Behandlung und Heilung), oder eine radikale Veränderung tritt ein (Schock) – oder Yin und Yang trennen sich voneinander, und die Existenz gelangt zum Stillstand (Tod).“ 79 Ad2 und 3: Wandlungsphasen kann man als Teile zyklischer Abläufe beschreiben, die auf den Menschen bezogen regulativ bedingte vegetative Funktionsrichtungen sind. Die chinesische

Medizin

kennt

insgesamt

fünf

Wandlungsphasen,

die

sich

folgendermaßen zusammensetzen: Holz: steht für die Bereitstellung von Energie, sprich energetisches Potenzial wird bereitgestellt. Feuer: hier wird die Energie abgegeben bis der Sollwert erreicht wird. Erde: in dieser Phase wird der Sollwert erreicht – zugleich Regulationsprinzip. Metall: hier wird der Wendepunkt erreicht, sprich die Phase unter dem Sollwert. Wasser: in der letzten Phase regeneriert sich der Energiegehalt des Systems und der Kreislauf beginnt erneut. 80 Die Funktionskreise leiten sich aus den fünf Wandlungsphasen ab und sind so zu verstehen, dass diese „stofflich nur unscharf umrissene Substrate, zugleich aber ineinandergreifende Systeme von sehr genau bestimmten Funktionen sind“.

79 80

Vgl. Koch, Kupka 1996, S. 23-25 Vgl. Greten 2004, S. 34-35

29 Um dies besser zu erklären, könnte man sagen, dass ein TCM Arzt wenn er von Lunge oder Herz spricht hier nicht das anatomische Organ meint, sondern den Funktionskreis Lunge oder Herz. Hierbei ist noch erwähnenswert, dass die TCM kein, dem westlichen vergleichbares, Anatomiesystem kennt.

81

Anhand dieses Funktionskreises können z.B. Disharmonien oder Mangelzustände erklärt werden. 82 Ad4: Leitkriterien sind „Anleitungen zur Unterscheidung der wesentlichen funktionellen Zustände des Menschen und dienen daher der Diagnosefindung“. 83 Anhand dieser Leitlinien und der Symptomatik des Patienten wird jeder Krankheitsprozess nach TCM Tradition bewertet. Da eine genaue Beschreibung dazu den Rahmen dieser Master Thesis sprengen würde wird darauf nicht näher eingegangen sondern lediglich die 4 Leitkriterienpaare genannt: repletio/depletio, calor/agor, extima/intima und yin/yang. 84 Ziel der chinesischen Medizin ist es, einen funktionellen vegetativen Status des Patienten zu erheben. Dies wird ermöglicht durch eine systematische Ordnung von Befindlichkeiten und Befunden des Patienten.

85

Ein Arzt mit TCM Ausbildung richtet seine Aufmerksamkeit auf den Menschen in all seiner physiologischen und psychologischen Ganzheit. Es werden alle Symptome, Informationen

die

der

Charaktereigenschaften

Patient des

schildert,

Patienten

gesammelt.

und

dann

Hinzu

wird

ein

kommen

die

sogenanntes

Disharmoniemuster für den Arzt sichtbar, welches ein Ungleichgewicht des Körpers darstellt und auch Ursache für die Krankheit ist. Hierbei ist die Frage nach der Ursache und Wirkung nicht an erster Stelle, sondern das Erkennen von Zusammenhängen innerhalb des Körpers. 86

81

Vgl. Koch, Kupka 1994, S. 46 Vgl. Koch, Kupka 1994, S. 34 83 Vgl. Greten 2004, S. 21 84 Vgl. Greten 2004, S. 27 85 Vgl. Greten 2004, S. 15 86 Vgl. Koch, Kupka 1994, S. 37-38 82

30 In der TCM kommen verschiene Therapiemöglichkeiten zum Einsatz. Grundsätzlich wird zwischen der inneren (Yin-Therapie) und der äußeren (Yang-Therapie) unterschieden. Wie der Name unschwer vermuten lässt, werden bei der inneren Anwendung Arzneimittel verwendet. Bei der Yang-Therapie handelt es sich um Anwendungsmethoden wie Akupunktur (siehe 2.3.1.) oder um Moxibustion. Es finden jedoch auch unspezifische Heilverfahren wie Massagen, Heilgymnastik, Bäderanwendungen, Maßnahmen der Diätetik, etc. Anwendung.

87

Abbildung 5: Yin and Yang 88

3.2.7 Placebo-Effekt Das Wort „placebo“ stammt aus der lateinischen Übersetzung der Bibel und wurde von dem Wort „placere“, was soviel wie „gefallen, angenehm sein“ bedeutet, abgeleitet.

89

Bereits im 18. Jh. wurden pharmakologisch neutrale Mittel eingesetzt und in therapeutischer Absicht angewandt. Wirklich ernsthaftes Interesse am Placebo im therapeutischen Bereich trat jedoch erst im Jahre 1946 auf, als das Placebo Thema der Cornell Conferences on Therapy wurde. Ausschlaggebend für das Interesse war 87

Vgl. Koch, Kupka 1994, S. 79 Vgl. www.chin-med.de 89 Vgl. Wallner 2003, S. 9 88

31 ein Vortrag von WOLFF et al., welche

Beobachtungen über physiologische

Veränderungen, die nach Placebo Gabe auftraten, präsentierten. Bei dieser Konferenz wurde unter anderem von mehreren Wissenschaftlern die Wirksamkeit des als bisher unwirksam erachteten Placebos betont. 90 Im deutschen klinischen Wörterbuch, dem Pschyrembel, wird das Placebo als eine „unwirksame indifferente Substanz“ beschrieben, welche bei Patienten zur Anwendung kommt, um einem „eingebildeten Bedürfnis nach medikamentöser Therapie zu entsprechen“. Das Placebo findet auch Verwendung bei der klinischen Erprobung neuer Medika, wenn einerseits „keine wirksame Therapie bekannt war oder andererseits die Wirkung psychischer Einflüsse getestet werden soll“. 91 Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass es sich bei einem Placebo um eine Tablette aus Lactose oder Milchzucker handelt, die keine Substanz enthält, welche die Krankheit des Patienten bekämpft. 92 Placebos werden häufig in Doppelblindstudien verwendet, in denen eine Hälfte der Probanden ein wirksames Medikament erhält und die andere Hälfte ein Placebo. Bei dieser Art von Studien wissen weder die Ärzte noch die Probanden darüber Bescheid, welche Probanden welches Mittel erhalten haben. Bei Therapieverfahren werden Placebos dann eingesetzt, wenn laut ärztlicher Einschätzung der Gesundheitszustand des Patienten alleine durch die symbolische Wirkung ein Medikament zu erhalten, beeinflusst werden kann. 93 Wichtig ist, dass uns bewusst ist, dass der Begriff Placebo nicht mit Placebo Effekt gleichzusetzen ist. „Als Placebo-Effekt bezeichnet man eine Veränderung im Körper (beziehungsweise in der Einheit von Körper und Geist) aufgrund einer symbolischen Bedeutung, die man einem Ereignis oder einem Objekt in einem heilenden Kontext zuschreibt“.

90

Vgl. Binz 1977, S. 13 Vgl. Gauler, Weihrauch 1997, S. 4 92 Vgl. Brody 2002, S. 29 93 Vgl. Brody 2002, S. 30 91

32 Anders ausgedrückt kann man sagen, dass der Placebo Effekte eine „Reaktion des Körpers auf ein heilendes Signal von außen sein kann“. Mediziner entdeckten den Placebo Effekt als beobachtet wurde, dass sich der Zustand von Patienten durch die alleinige Einnahe von sogenannten Placebos (Zuckerpillen, Brottabletten oder anderen unwirksamen Arzneimitteln) verbesserte. Dies war umso verwunderlicher, da diese Medikamente lediglich eine symbolische Kraft vorweisen konnten. Außerordentlich wichtig bei der Behandlung mit Placebos ist, dass nicht davon ausgegangen werden darf, dass der Placebo-Effekt vom Einsatz des Placebos abhängig ist. Wichtig ist auch hier, sensibel dafür zu sein, ob bereits eine bestimmte Form der Kommunikation mit dem Patienten dessen Heilungsverlauf fördert. Ist dies gegeben, sollte man das dem Patienten auch mitteilen. 94 Das Ziel, einen positiven Placebo-Effekt beim Patienten hervorzurufen, erreicht man, wenn man eine Handlung setzt, welche die symbolische Bedeutung, die der Patient mit einer Besserung seines Leidens verknüpft, einleitet.

95

Wesentlich ist, sich vor Augen zu führen, dass mit dem Placebo-Effekt neben den Aspekten der Erwartung und der Konditionierung auch die Bedeutung der Krankheit und des darauf folgenden Heilungsprozesses des Betroffenen kombiniert sind. 96

4

Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Schul- und

Komplementärmedizin

Rechtliche Rahmenbedingungen können einschränkend sein, was die offizielle Verwendung von Komplementärmedizin betrifft. Daher ist das Ziel dieses Abschnittes für die Fragestellung relevante gesetzliche Bedingungen aufzuzeigen.

94

Vgl. Brody 2002, S. 30 Vgl. Brody 2002, S. 51 96 Vgl. Brody 2002, S. 18-24 95

33

4.1

Krankenanstalten nach Kranken- und Kuranstaltengesetz

Da der Hauptpart der komplementärmedizinischen Behandlungen in stationären Einrichtungen erfolgt, wird dieser Abschnitt in diesem Kapitel näher beleuchtet. „§ 1. (1) Unter Krankenanstalten (Heil- und Pflegeanstalten) sind Einrichtungen zu verstehen, die 1.

zur Festestellung und Überwachung des Gesundheitszustands durch Untersuchung ,

2.

zur Vornahme operativer Eingriffe,

3.

zur Vorbeugung, Besserung und Heilung von Krankheiten durch Behandlung, [...] bestimmt sind.

(2) Ferner sind als Krankenanstalten auch Einrichtungen anzusehen, die zur ärztlichen Betreuung und besonderen Pflege von chronisch Kranken bestimmt sind. § 2. (1) Krankenanstalten im Sinne des § 1 sind: 1. Allgemeine Krankenanstalten, das sind Krankenanstalten für Personen ohne Unterschied des Geschlechts, des Alters oder der Art der ärztlichen Betreuung (§ 1); 2. Sonderkrankenanstalten, das sind Krankenanstalten für die Untersuchung und Behandlung von Personen mit bestimmten Krankheiten oder von Personen bestimmter Altersstufen oder für bestimmte Zwecke; 3. Heime für Genesende, die ärztliche Behandlung und besonderer Pflege bedürfen [...]; 6. Sanatorien, das sind Krankenanstalten, die durch ihre besonderen Ausstattung höheren Ansprüchen hinsichtlich Verpflegung und Unterbringung entsprechen; 7. selbständige Ambulatorien (Röntgeninstitute, Zahnambulatorien und ähnliche Einrichtungen), das sind organisatorisch selbständige Einrichtungen, die der Untersuchung oder Behandlung von Personen dienen, die einer Aufnahme in Anstaltspflege nicht bedürfen. Der Verwendungszweck eines selbständigen Ambulatoriums erfährt dann keine Änderung, wenn dieses Ambulatorium über

34 eine angemessene Zahl von Betten verfügt, die für eine kurzfristige Unterbringung zur Durchführung ambulanter diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen unentbehrlich ist. § 3. (1) Krankenanstalten bedürfen sowohl zu ihrer Errichtung wie auch zu ihrem Betrieb einer Bewilligung der Landesregierung. Anträge auf Erteilung der Bewilligung zur Errichtung einer Krankenanstalt haben den Anstaltszweck (§ 2 Abs. 1) und das in Aussicht genommene Leistungsangebot genau zu bezeichnen.“ 97

4.2

Ärztliche Behandlung nach KAKuG

„§ 8. (1) Der ärztliche Dienst muss so eingerichtet sein, dass ärztliche Hilfe in der Anstalt jederzeit sofort erreichbar ist. (2) Pfleglinge von Krankenanstalten dürfen nur nach den Grundsätzen und anerkannten Methoden der medizinischen Wissenschaft ärztlich behandelt werden. (3) Behandlungen dürfen an einem Pflegling nur mit dessen Einwilligung durchgeführt werden; fehlt dem Pflegling in diesen Angelegenheiten die Einsichtsund Urteilsfähigkeit, so ist – sofern die Vornahme der medizinischen Behandlung nicht durch eine verbindliche Patientenverfügung ausgeschlossen ist – die Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters erforderlich.“ 98 [...]

4.3

Arzneimittel nach KAKuG

㤠19a. (3) 2. Die Auswahl und Anwendung der Arzneimittel darf nur nach den

97 98

Vgl. KAKuG 2006 § 1-3 Vgl. KAKuG 2006 § 8

35 Grundsätzen und anerkannten Methoden der medizinischen und pharmazeutischen Wissenschaft erfolgen.“ 99

4.4

Medizin nach Ärztegesetz

„§ 2. (1) Der Arzt ist zur Ausübung der Medizin berufen. (2) Die Ausübung des ärztlichen Berufes umfasst jede auf medizinischwissenschaftlichen

Erkenntnissen

begründete

Tätigkeit,

die

unmittelbar

am

Menschen oder mittelbar für den Menschen ausgeführt wird, insbesondere 1. die Untersuchung auf das Vorliegen oder Nichtvorliegen von körperlichen und psychischen Krankheiten oder Störungen, von Behinderungen oder Mißbildungen und Anomalien, die krankhafter Natur sind; 2. die Beurteilung von in Z 1 angeführten Zuständen bei Verwendung medizinischdiagnostischer Hilfsmittel; 3. die Behandlung solcher Zustände (Z 1); 4. die Vornahme operativer Eingriffe einschließlich der Entnahme oder Infusion von Blut; 5. die Vorbeugung von Erkrankungen; [...] 7. die Verordnung von Heilmitteln, Heilbehelfen und medizinisch-diagnostischen Hilfsmitteln; [...]

§ 49. (1) Der Arzt ist verpflichtet, jeden von ihm in ärztliche Beratung oder Behandlung übernommenen Gesunden und Kranken ohne Unterschied der Person gewissenhaft zu betreuen. Er hat hiebei nach Maßgabe der ärztlichen Wissenschaft und Erfahrung sowie unter Einhaltung der bestehenden Vorschriften das Wohl der Kranken und den Schutz der Gesunden zu wahren.“ Dem Ärztegesetz § 49 ist weiters zu entnehmen, dass ein Arzt grundsätzlich erfolgversprechende Behandlungsmethoden anwenden darf, welche im Einzelfall positive Wirkung entfalten. 100 99

Vgl. KAKuG 2006 § 19a

36 Ein Mediziner ist daher auch befugt, komplementärmedizinische Methoden anzuwenden, wenn er von der Wirksamkeit dieser überzeugt ist.

4.5

Oberster Sanitätsrat

Der Oberste Sanitätsrat (OSR) ist dem Gesundheitsministerium zugehörig und hat in Österreich ein wesentliches Entscheidungsrecht bei der Frage „wann und durch wen die Anwendung alternativer Heilmethoden zulässig ist“. Zur Aufgabe des Obersten Sanitätsrates gehört es unter anderem, sich mit Gutachten sowohl aus der Schulmedizin als auch aus der Alternativmedizin zu beschäftigen und diese hinsichtlich wissenschaftlicher Annerkennung zu beurteilen und ob diese generell empfohlen werden können oder nicht. Vom OSR wird dann eine offizielle Empfehlung abgegeben, „wenn die diagnostische Sicherheit und die therapeutische Wirksamkeit der Behandlung mit adäquaten Methoden nachweisbar sind“. Hierbei gelten als adäquat jene Methoden, „die dem neuesten Wissenstand entsprechen, die dokumentiert, objektiv überprüfbar, nachvollziehbar und reproduzierbar sind und die wissenschaftlich anerkannt sind.“ Wird eine neue Diagnose- oder Behandlungsmethode vorgeschlagen, so wird diese anhand einer kritischen Beurteilung bewertet. Laut OSR gelten folgende Punkte als Voraussetzung dass eine neue Diagnose- oder Behandlungsmethode empfohlen wird: „ 1. Plausibilität (nach dem heutigen Wissenstand) der Zusammenhänge zwischen der Methode und dem beabsichtigten Effekt. 2. Objektivierbarkeit

der

Wirkung

einer

Methode

nach

wissenschaftlich

anerkannten Kriterien. Auch für Wirkungen subjektiver Art ist dies heute schon möglich. 4. Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. 5. Eindeutigkeit der Indikationsstellung. 6. Ethische Vertretbarkeit möglicher Nebenwirkungen.“

100

http://www.aekstmk.or.at/cms/cms.php?pageName=50&&articleId=132&

37 Eine

therapeutische

Wirkung

bisher

wissenschaftlich

nicht

begründeter

Heilmethoden wird jedoch vom OSR nicht grundsätzlich abgelehnt sondern lediglich nicht als „fundiert und allgemein gültig empfohlen“. 101

4.6

Komplementärmedizinische Diplome

Die österreichische Ärztekammer hat für bestimmte komplementärmedizinische Methoden Diplome vorgesehen, welche die Qualität dieser zusätzlichen ärztlichen Fortbildung aufzeigen. 102 Laut

Homepage

der

Österreichischen

Ärztekammer

gibt

es

derzeit

für

komplementärmedizinische Behandlungsmethoden Spezialdiplome. Diese wären:  Akupunktur  Antroposophische Medizin  Homöopathie  Neuraltherapie  Phytotherapie und  Chinesische Diagnostik und Arzneitherapie 103 Voraussetzung für die Erlangung eines ÖÄK Diploms ist unter anderem die Diagnose-

und Therapieformen

der

Schulmedizin

zu

beherrschen da vor

Verwendung alternativer Heilmethoden die Diagnose nach schulmedizinischen Vorgaben zu stellen ist. Nach

dieser

Feststellung

schulmedizinische

unterscheidet

Behandlung

angezeigt

der

Arzt

schlussendlich,

ist

oder

ergänzend

alternativmedizinische Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen. 104

101

Vgl. Gassner 1997, S. 22 Vgl. Gassner 1997, S. 86 103 http://www.arztakademie.at/oeaek-diplome-zertifikate-cpds/oeaek-spezialdiplome/ 104 Vgl. Gassner 1997, S. 86 102

ob

oder

eine alleine

38

4.7

Rechtliche Probleme

Mit der Anwendung von alternativen Heilmethoden sind auch rechtliche Probleme, denen sich Ärzte die alternative Diagnose- und Behandlungsmethoden aussetzen, verbunden. Diese können unter anderem die Geltendmachung von Schmerzensgeld oder Schadenersatzansprüchen beinhalten, aber auch ärztliche Behandlungsfehler bis sogar zur Strafanzeige, etwa wegen Körperverletzung, wenn in dem individuellen Fall die angewandte Methode oder ihr Ausführender versagt hat. 105 Wird nun z.B. ein Patient ohne vorherige detaillierte Untersuchung von vornherein mit einer bestimmten außerschulischen Behandlungsmethode behandelt, wird dies laut Gesetz stets als kunstfehlerhaft geahndet, da laut Rechtssprechung vor jeder Therapiewahl des Arztes eine genaue Untersuchung zu erfolgen hat. 106 Weiters wird laut Rechtssprechung jede ärztliche Untersuchung an den Stand der Wissenschaft gebunden. So gilt es beispielsweise bereits als Behandlungsfehler, wenn beim Patienten aufgrund einer Blutdruckmessung ein Bluthochdruck festgestellt wurde der behandelnde Arzt es jedoch verabsäumt, entsprechende diagnostische Maßnahmen zu treffen um den Grund dieser Erkrankung zu eruieren. 107 Laut Bundesgerichtshof (BGH) muss der behandelnde Arzt nach ausführlicher Untersuchung

des

Patienten

die

Wahl

der

Therapie

nach

seinem

Beurteilungsermessen als Mediziner aufgrund der jeweiligen Gegebenheiten des Patienten und seiner beruflichen Erfahrung und Geschicklichkeit treffen können. 108 Werden nun die Risiken sowohl aus rechtlicher Sicht als auch aus der Literaturrecherche zusammengefasst, würden folgende zu sehen sein: „1. in der Gefahr der Verzögerung einer absolut indizierten Behandlung

105

Vgl. Albrecht, Gerhard 1995, S.2 Vgl. Albrecht, Gerhard 1995, S. 64 107 Vgl. Albrecht, Gerhard 1995, S. 69 108 Vgl. Albrecht, Gerhard 1995, S. 73 106

39 2. in der Tatsache, dass auch alternative Verfahren gefährliche Nebenwirkungen haben können 3. in der Gefahr, dass alternative Medizin als Etikett missbraucht werden können, um die Hilfsbedürftigkeit kranker Menschen finanziell auszunutzen 4. in der Gefahr, dass unangebrachte Hoffnungen erweckt werden könnten und 5. in der Gefahr potentieller Verstärkung irrationaler Vorstellungen über Gesundheit und Krankheit.“ 109 Die Autoren bemerken jedoch an, dass die Mehrzahl dieser Risiken keine typischen Außenseiter Methoden Risiken sind und dass somit vor allem Punkt 1 von wesentlicher Bedeutung ist.

5

Die ökonomischen Rahmenbedingungen

Laut “System of Health Accounts” (SHA) – Statistik Austria, welche die Gesundheitsausgaben der Republik Österreich darstellt, sind die jährlichen Gesundheitsausgaben zwischen 1990 und 2007 jährlich um 5,3 % gestiegen. Diese Ausgaben setzten sich aus den laufenden Gesundheitsausgaben und den Investitionen im Gesundheitsbereich zusammen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dass, das die Ausgaben im Gesundheitssystem seit 1990 um 16.088 Mio. Euro gestiegen sind. 2007 sind wir somit bei 27.453 Mio. Euro angelangt. 110 Im Jahre 2004 trugen sowohl Bund, Länder als auch Gemeinden 25% der Gesundheitsausgaben. Weitere 25% der besagten Ausgaben wurden privat finanziert. 111 Inkludiert man die Langzeitversorgung in diese Berechnung, so werden etwa 25% der gesamten Gesundheitsausgaben durch Steuermittel finanziert. 112 Betrachtet man das österreichische Alters-Ausgaben-Profil, steigen die öffentlichen Gesundheitsausgaben mit zunehmendem Alter kontinuierlich an. In der Altersgruppe

109

Vgl. Albrecht, Gerhard 1995, S. 86-87 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsausgaben/index.html 111 Vgl. Hofmarcher, Rack 2006, xiv-xv 112 Vgl. Hofmarcher, Rack 2006, S. 93 110

40 der 85-89 jährigen nehmen die Pro-Kopf-Ausgaben beispielsweise um das fünffache im Vergleich zu der Altersgruppe der 35-39 jährigen zu. 113 Es ist nicht unbedingt von Nöten, die aktuellen Daten der Ausgaben des österreichischen Gesundheitssystems zu kennen, um sich ein Bild über die angespannte ökonomische Situation Österreichs zu machen. Der vorrangige Grund für diese Misere ist, dass die Menschen immer älter, jedoch nicht unweigerlich gesünder werden. Gemäß der Erhebungen aus dem Jahre 2006 von Statistik Austria liegt die derzeitige Lebenserwartung von Männern bei 77,1 Jahren und bei Frauen bei 82,6 Jahren. Zu Beginn der 70er Jahren hingegen betrug die Lebenserwartung beim männlichen Geschlecht im Durchschnitt 66,46 Jahre und 73,38 Jahre bei den Frauen. 114

Tabelle 2: Lebenserwartung

113

Vgl. Hofmarcher, Rack 2006, S. 112 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/lebenserwartung_in_gesu ndheit/index.html 114

41 Die Gründe für diese Kostenexpansion sind in den Spezifika des Gesundheitssektors zu finden. Damit ist gemeint, dass sich vor allem der medizinisch-technische Fortschritt der letzten Jahre als sehr kostenintensiv herausgestellt hat. Ein weiterer Grund ist der bereits beschriebene Anstieg der Lebenserwartung und die enorme Anfälligkeit des Gesundheitssystems für Störungen des Marktmechanismus. 115 Wie

man

sieht,

ist

das

Finanzierungsproblem

des

österreichischen

Gesundheitssystems in aller Munde und daher ist mitunter auch das Ziel dieser Master Thesis dieses brisante Thema näher zu betrachten.

5.1

Kostenübernahme alternativer Heilmethoden

Alternative Heilmethoden werden nur in seltenen Fällen von der Krankenkasse bezahlt 116

da diese gemäß § 27 Abs. 2 KAKuG nicht unter die sogenannten

„medizinischen Leistungen“ fallen. 117 Eine Ausnahmeregelung fällt hier der Akupunktur bei chronischen Knie- oder Rückenschmerzen zu welche seit 2006 als Regelleistung für Versicherte besteht. Die Regel sieht jedoch so aus, dass in den meisten Fällen die Kostenübernahme für alternative Behandlungsmethoden nur über individuelle Verhandlungen mit der jeweiligen Krankenkasse zu vereinbaren sind da es den Kassen nicht generell verboten ist Kosten für alternative Heilverfahren zu übernehmen. Wie aus dieser Regelung ersichtlich ist sind die Versicherten meistens auf die Kulanz ihrer jeweiligen Kasse angewiesen. Es empfiehlt sich daher wen man auf alternative Therapien

setzen

möchte

eine

Krankenkasse

zu

wählen

die

diese

Behandlungsmethoden als freiwillige Zusatzleistungen anbietet. Kosten die für die Beanspruchung

115

eines

Heilpraktikers

entstehen

werden

jedoch

von

Vgl. Schmidt-Wilke, 2004, S. 249 http://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzlichekrankenkassen/gesetzliche-krankenkassen-besondere-leistungen/alternative-heilmethoden/ 117 KAKuG 2006 § 27 116

keiner

42 gesetzlichen Krankenkasse erstattet. Hier empfiehlt es sich, dies über eine Zusatzversicherung oder eine private Krankenversicherung zu regeln. Durch die Gesundheitsreform 2007 haben jedoch die Krankenkassen in Deutschland weitere Möglichkeiten offen, ihren Kunden individuelle Angebote in Bezug auf die Kostenerstattung alternativer Behandlungsmethoden zu machen. Die

Kassen

haben

etwa

die

Möglichkeit,

Wahltarife

für

besondere

Therapierichtungen anzubieten, bei denen für den Kunden keine Kosten für die Behandlung entstehen. Der Kunde ist jedoch im Gegenzug an diese Kasse für mindestens drei Jahre gebunden und darf diese nicht wechseln. Bei der integrierten Versorgung mit klassischer Homöopathie hingegen hat der Versicherte kaum Einschränkungen, muss keinen Aufpreis für diese Leistung bezahlen und ist auch nicht für einen längeren Zeitraum an die jeweilige Krankenkasse gebunden.

118

Die oben beschriebene Situation bezieht sich auf unser Nachbarsland Deutschland. Die österreichische Situation betreffend war bis vor ca. zehn Jahren die Kostenerstattung durch die Krankenkassen vom Gesetz her verboten. Durch einen Beschluss des Oberlandesgerichts wurde dies jedoch aufgehoben. Die derzeitige Situation

sieht

vor,

dass

österreichische

Krankenkassen

die

Kosten

für

komplementärmedizinische Behandlungen genehmigen, wenn diese durch den Chefarzt bewilligt worden sind. Dies ist jedoch nicht die Regel, sondern erfolgt lediglich in bestimmten Fällen. Ein Beispiel für die Bewilligung wäre etwa ein Fehlschlagen von allen anderen schulmedizinischen Behandlungen. Auch bei einer zusätzlichen Behandlung kann etwa im Nachhinein z.B. die alternative Heilmethode Homöopathie bewilligt werden. Wird nun die alternative Heilmethode in einer Spitalsambulanz angewandt und hat der Patient diese in der jeweiligen Ambulanz erhalten, werden die Kosten von der Krankenkasse selbstverständlich übernommen.

118

119

http://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzlichekrankenkassen/gesetzliche-krankenkassen-besondere-leistungen/alternative-heilmethoden/ 119 http://sciencev1.orf.at/science/news/44965

43 Laut § 133 ASVG Abs. 2 muss die Krankenbehandlung ausreichend und dem Zweck entsprechend sein, wobei es ein wesentliches Kriterium ist, dass diese das Maß des Notwendigen nicht überschreitet. 120 Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass von der Wissenschaft noch nicht anerkannte Methoden von der Krankenversicherung zu erstatten sind wenn keine preisgünstigere schulmedizinische Behandlung zur Verfügung steht. Wurde jedoch mit anerkannten Methoden das Auslangen gefunden, gibt es aus sozialversicherungsseitlicher Sicht keinen Grund, eine komplementärmedizinische Behandlung zu erstatten. Das Fachgebiet Akupunktur betreffend ist in Österreich noch immer eine Wahlleistung. Dies bedeutet, dass einige Krankenkassen zumindest einen Teil der Therapiekosten übernehmen. Weiters sind in Österreich, im Gegensatz zu Deutschland, keine Heilpraktiker, sondern nur Ärzte als Therapeuten anerkannt.

5.2

121

Wirtschaftlichkeit

Unter Wirtschaftlichkeit versteht man den rationellen Umgang mit Ressourcen, die begrenzt zur Verfügung stehen. Dies wird erreicht durch ein optimales Verhältnis zwischen der Zielerreichung und dem Einsatz der Mittel.

122

Den Begriff Wirtschaftlichkeit kann man anhand zweier Begriffe erläutern. Erstens nach dem Maximumprinzip und zweitens nach dem Minimumprinzip. Das

Maximumprinzip

besagt,

dass

es

mit

gegebenem

Mitteleinsatz

den

größtmöglichen Nutzen zu erzielen gilt. Wenn man dies beispielsweise auf den pflegerischen Sektor umlegt, würde das bedeuten, dass mit den vorhandenen Sach- oder auch Personalkosten der größtmögliche Nutzen für die betroffenen Menschen erreicht werden soll.

120

http://www.ibiblio.org/ais/asvg.htm Vgl. Focks, Hillenbrand 2000, S. 32 122 Vgl. www.leitendekrankenhausaerzte.at/download/vortraege/dr_huber-2.pdf 121

44 Das Minimumprinzip wiederum besagt, dass ein vorgegebenes Ziel mit dem möglichst geringstem Mittelaufwand realisiert werden soll. Bezieht man auch dies auf den gesundheitlichen Sektor bedeutet das, dass ein pflegerisches Ziel mit möglichst wenig Sach- oder Personalkosten erreicht werden soll. Bei dem Minimumprinzip soll daher der Sach- oder Personalmitteleinsatz so gut wie möglich minimiert werden.

5.3

123

Zweckmäßigkeit

Unter Zweckmäßigkeit versteht man sowohl eine Eigenschaft als auch eine Fähigkeit von Prozessen, Handlungen, Verhandlungsweisen, etc. welche als Mittel zur Verwirklichung gegebener Zwecke dienen. Man spricht von zweckmäßig wenn eine Handlung, ein Ding, etc. dem Zweck, zu welchem es gebraucht bzw./oder zu dem es ausgeführt wird, dient und sich für diesen Zweck als geeignet herausstellt. 124

5.4

Wirksamkeit

Laut ISO 9000:2000 wird unter dem Begriff Wirksamkeit der Vergleich von Realität und Plan verstanden. Anders ausgedrückt kann man sagen, dass Wirksamkeit das Ausmaß darstellt, in dem geplante Tätigkeiten in die Tat umgesetzt und geplante Ergebnisse erzielt werden. 125 Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit sind schwer voneinander zu trennen. Eine Intervention im Gesundheitswesen macht sich erst dann bezahlt, wenn sie den Nachweis von Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit liefert, denn dann ist sie als wirtschaftlich anzusehen.

123

Vgl. www.siessegger.de/Literatur/PDL-Praxis/pdlpraxis%202004%2006.pdf Vgl.www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zweckm%E4%DFigkeit.html 125 Vgl.www.projektmagazin.de/glossar/gl-0818-html 124

45

5.5 Bei

Reformen im Gesundheitssystem Gesundheitsreformen

hat

stets

die

Frage

„welcher

Kostenanstieg

im

Gesundheitswesen erschwinglich ist“ oberste Priorität. Da Erschwinglichkeit ein sehr dehnbarer Begriff ist, wird diese an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gemessen. Ziel von Gesundheitsreformen ist es, das Qualitätsniveau beizubehalten. Allergrößte Priorität hat dabei die Tatsache, dass das Gesundheitswesen finanzierbar sein muss. Um dieses Ziel zu erreichen wurden seit 1997 unterschiedliche Reformen eingeführt. Diese Strukturreformen wurden unter anderem von der Bundesgesundheitsagentur und Bundesgesundheitskommission als auch von Landesgesundheitsfonds mit Gesundheitsplattformen aufgestellt. Einige dieser Reformen waren unter anderem die „Darstellung des Budgetrahmens für die öffentlichen Ausgaben im intra- und extramuralen

Bereich“

oder

die

„Entwicklung

von

Projekten

zur

Gesundheitsförderung…“. Eine wesentliche Maßnahme der Gesundheitsreform 2005 ist das Gesundheitsqualitätsgesetz, welches „Patientenorientierung, Transparenz, Effizienz, Effektivität sowie Patientensicherheit“ als Grundprinzipien verfolgt. Anhand dieses Gesetzes ist es möglich, alle Bereiche des Gesundheitswesens zu erfassen. Aufgrund dieser zahlreichen Reformen kann man abschließend sagen, dass das Gesundheitswesen Österreichs, welches noch vor kurzem insbesondere den Krankenanstaltensektor verstärkt darstellte, derzeit fast vollständig zu einem Versorgungsmodell

gewandelt

ist,

welches

auf

dezentral

organisierten

Vertragsbeziehungen mit allen Leistungserbringer/Innen beruht. 126 Für das weitere Vorhandensein von medizinischen Leistungen und neuen Technologien ist es für zukünftige Reformen unabdingbar, gewisse Schwerpunkte zu verfolgen. Diese wären etwa:  Sicherung der Finanzierungsbasis  Steigerung der Produktivität der Beschäftigten im Gesundheitswesen  Gesundheitsrelevanter Nutzen der eingesetzten Mittel 127

126 127

Vgl. Hofmarcher, Rack 2006, S. 209-228 Vg. Hofmarcher, Rack 2006, S.237

46

6

Studien zur Komplementärmedizin

Trotz ausgiebiger und intensivster Literaturrecherche in diversen Datenbanken wie Pub Med und Cinahl gestaltete sich die Suche nach Studien, welche alle 3 Aspekte der Master Thesis (Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit) aufweisen, als äußerst schwierig. Die Problemstellung, die hinter dieser Thematik steht ist, dass bereits in den von der Verfasserin gefundenen Studien angedeutet wird, dass es sehr wenig bis keine Literatur gibt, die alle 3 Aspekte beschreiben. Vor allem unter dem Aspekt der Allgemeinheit (keine detaillierten Studien z.B. in Bezug auf chronische Schmerzen) ist es kaum möglich, wissenschaftlich haltbare Studien zu finden. Gründe für diese Tatsache können unter anderem sein, dass diese Aspekte sehr aufwändig und teilweise schwer messbar sind. Trotz dieser Problematik ist es in der vorliegenden Arbeit gelungen drei sehr gut recherchierte Studien zu finden. Zwei dieser drei Studien wurden in der Literaturliste, welche Prof. Dr. med. Claudia M. Witt, MBA vom Charite Berlin Projektbereich Komplementärmedizin zur Verfügung gestellt hat, entnommen. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, qualitativ hochwertige Studien zur gegenständlichen Fragestellung zu finden. Der Suchverlauf war folgender: Suchverlauf Pubmed: effectiveness and safety and cost-effectiveness and complementary medicine 48 Results Studie Nr. 14 Effectiveness, safety and cost-effectiveness of homeopathy in general practice summarized health technology assessment.Bornhöft G, Wolf U, von Ammon K, Righetti M, Maxion-Bergemann S, Baumgartner S, Thurneysen AE, Matthiessen PF.Forsch Komplementmed. 2006;13 Suppl 2:19-29. Epub 2006 Jun 26. Review.

47 effectiveness and safety and cost-effectiveness and homoeopathy 9 Results effectiveness and safety and cost-effectiveness and phytotherapy 11 Results effectiveness and safety and cost-effectiveness and neuraltherapy 2 Results effectiveness and safety and cost-effectiveness and TCM 3 Results effectiveness and safety and cost-effectiveness and anthroposophic medicine 0 Results effectiveness and safety and cost-effectiveness and acupuncture 12 Results Schlussendlich wurden für die vorliegende Arbeit Studien von der Publikationsliste von Prof. Dr. Claudia Witt MBA vom Projektbereich Komplementärmedizin des Charite Berlin verwendet.

6.1 Studie 1: „Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur“ - Ein Modellvorhaben mit der Techniker Krankenkasse Diese Studie von Claudia M. Witt, Benno Brinkhaus, Susanne Jena, Dagmar Selim, Christoph Straub, Stefan N. Willich aus dem Jahre 2006 hat eine sehr hohe Relevanz für die Fragestellung dieser Arbeit, da sie mit dieser nahezu ident ist und alle relevanten Aspekte beinhaltet.

48 Die Zusammenarbeit von Krankenkassen, ÄrztInnen und PatientInnen eröffnet verschiedene Sichtweisen und unterschiedliche Zugänge, die in dieser Studie vereint werden. Vorteilhaft an dieser Studie ist, dass ein großes Spektrum an ProbandInnen, welche von mehr als 10 000 ÄrztInnen therapiert wurden, herangezogen wurde.

6.1.1 Studienkurzbeschreibung

Bei dieser Studie handelt es sich um ein Modellvorhaben mit der Techniker Krankenkasse und der dem Modellvorhaben beigetretenen Krankenkassen. Das Ziel dieser Studie lag in der Bestimmung von spezifischer Wirksamkeit, Wirksamkeit in der medizinischen Routineversorgung, Therapiesicherheit und Wirtschaftlichkeit von Akupunkturbehandlungen. Insgesamt wurden 313.534 Patienten (35 % männlichen Geschlechtes,

65

%

weiblichen

Geschlechts),

welche

unter

chronischen

Erkrankungen litten mit Akupunktur behandelt. Die Behandlungen erfolgten über einen Zeitraum von drei Monaten und wurden von über 10.000 Ärzten durchgeführt. Es

wurden

lediglich

PatientInnen,

die

unter

den

Indikationen

chronische

Kopfschmerzen, Lendenwirbelsäulenschmerzen und Schmerzen bei Osteoarthritis litten, in die Studie aufgenommen. Diese Studienreihe beinhaltete drei sich sowohl methodisch als auch inhaltlich ergänzende Studienteile, welche sich in randomisierte kontrollierte Studien, teilrandomisierte

kontrollierte

Studien

und

prospektive

Beobachtungsstudien

gliederte.

Randomisierte, kontrollierte Studien: Bei den randomisierten kontrollierten Studien wurde besonderes Augenmerk auf die spezifische Wirksamkeit der Akupunktur gelegt. Dies erfolgte mit Hilfe des Zentrums für naturheilkundliche Forschung der Technischen Universität München. Bei den Studien, in denen die PatientInnen unter den Diagnosen chronische Lendenwirbelsäulenschmerzen, Schmerzen bei Kniegelenkarthrose, Migräne und Spannungskopfschmerzen litten, wurde untersucht, ob und in welchem Ausmaß

49 Akupunktur

wirksamer

ist

als

eine

Minimalakupunktur

und

keine

Akupunkturbehandlung. Teilrandomisierte, kontrollierte Studien: In dieser Studiengruppe wurde besonderes Augenmerk auf die Wirksamkeit in der Routineversorgung gelegt, welche auch untersucht wurde. Es wurden PatientInnen mit dem Krankheitsbild chronische Lendenwirbelsäulenschmerzen, Kopfschmerzen, Gon- oder Coxarthroseschmerzen, Halswirbelsäulenschmerzen, Asthma/allergische Rhinitis oder Dysmennorhoe inkludiert. Die notwendigen Zielparameter für die klinische Wirksamkeit der jeweiligen Diagnosen wurde mit Hilfe validierter Fragebögen ermittelt, welche von den TeilnehmerInnen bei Studienbeginn, nach drei und anschließend nach sechs Monaten beantwortet wurden. Als weiterer Punkt wurde bei allen PatientInnen die allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem short form 36 Fragebogen erfasst. Die medizinische Anamnese, Nebenwirkungen als auch Diagnosen wurden von den Ärzten und Ärztinnen dokumentiert. Prospektive Beobachtungsstudien: Das Ziel der prospektiven Beobachtungsstudien lag darin, die Therapiesicherheit und Wirtschaftlichkeit zu untersuchen. Erstere wurde in insgesamt zwei Stufen ermittelt. In der ersten Stufe wurden die PatientInnen gebeten, nach Abschluss des Akupunkturzyklus einen standardisierten Fragebogen in Bezug auf Nebenwirkungen auszufüllen.

Traten tatsächlich

Nebenwirkungen auf, wurde in der vertieften Erhebung (2. Stufe) ein detaillierter Fragebogen, welcher exakt auf Nebenwirkungen beruhte, den Betroffenen ausgehändigt. Die Kostenvergleichsanalysen wurden in einem Vorher - Nachher Vergleich dargestellt. Als Grundlage dienten die individuellen Daten der PatientInnen sowie die direkten, indirekten und diagnosespezifischen Kosten.

50 6.1.2 Beurteilungskriterien

6.1.2.1 Wirksamkeit:

Bei den randomisierten kontrollierten Studien zeigte sich bei allen vier Diagnosen bezogen

auf

den

Zielparameter

eine

signifikante

Überlegenheit

der

Akupunkturgruppe. Bei den teilrandomisierten kontrollierten Studien kam man zu dem Ergebnis, dass in Bezug auf alle Diagnosen im Hinblick auf die Zielparameter nach einem Zeitraum von 3 Monaten eine signifikante Verbesserung bei den PatientInnen, die zusätzlich zu der Routineversorgung die Akupunkturbehandlung erhalten hatten, eintrat. Hierbei gilt anzumerken, dass die Verbesserung in der Akupunkturgruppe auch nach weiteren sechs Monaten bestehen blieb. ProbandInnen der Kontrollgruppe erhielten nach einer Wartezeit von drei Monaten Akupunktur und auch bei dieser Gruppe zeigten sich nach einem Zeitraum von sechs Monaten deutliche Verbesserungen ähnlich der Akupunkturgruppe. Betrachtet man das Kriterium der allgemeinen gesundheitsbezogenen Lebensqualität ergab sich bei allen Diagnosen in Bezug auf die Akupunkturgruppe eine signifikante Überlegenheit gegenüber der Kontrollgruppe.

6.1.2.2 Wirtschaftlichkeit:

Generell kann angemerkt werden, dass trotz der unterschiedlichen Diagnosen ein vergleichbares Gesamtbild in Bezug auf den Aspekt Wirtschaftlichkeit zustande kam. Bei allen untersuchten Diagnosen stiegen in den ersten drei Monaten nach Beginn der Studie die diagnoseübergreifenden und diagnosespezifischen Gesamtkosten in der Gruppe welche Akupunktur erhielt an. Die Kostendifferenz ist vor allem auf die Akupunkturkosten zurückzuführen, welche im Mittel 364 Euro betrugen.

51 6.1.2.3 Sicherheit

In den teilrandomisierten kontrollierten Studien wurden für insgesamt 40 736 ProbandInnen Angaben zu etwaigen Nebenwirkungen erfasst, wobei lediglich 9,3 Prozent am Ende des Akupunkturzyklus (nach ca. zehn Behandlungen) über Nebenwirkungen berichteten. Seitens der Mediziner berichteten jedoch nur 1,5 Prozent der PatientInnen über Nebenwirkungen. Bei den ProbandInnen, die über Nebenwirkungen klagten, war der Anteil der Frauen signifikant höher. 0,8 Prozent der PatientInnen gaben an, dass sie sich aufgrund der Nebenwirkungen in ärztliche Behandlung begeben mussten. Als wesentlich gilt zu erwähnen, dass es sich bei den aufgetreten Nebenwirkungen um keine lebensbedrohlichen Gesundheitszustände handelte.

6.1.3 Schlussfolgerung

In Bezug auf die in der vorliegenden Studie untersuchten Diagnosen kann gesagt werden, dass eine signifikante Überlegenheit in der Akupunkturgruppe vorlag. Erfolgte die Behandlung mit Akupunktur zusätzlich zur Routinebehandlung, wurde ein Kostenanstieg verzeichnet, welcher jedoch unter Annahme von international üblichen Schwellenwerten als relativ kosteneffektiv anzusehen war. Dieses Modellvorhaben ist weltweit das erste Projekt, bei welchem parallel Wirksamkeit, Sicherheit der Therapie und Wirtschaftlichkeit untersucht wurden. Aufgrund der bundesweiten Durchführung und der Beteiligung von über 10 000 Akupunkteuren ist es gut möglich, die zu Tage gebrachten Ergebnisse in die Praxis zu übertragen. Für diese Studie spricht zusätzlich, dass sich sowohl die randomisierte kontrollierte Studie als auch die teilrandomisierte kontrollierte Studie sowohl methodisch als auch inhaltlich ergänzen.

52

6.2 Studie 2: „Effectiveness, Safety and Cost-Effectiveness of Homeopathy in General Practice – Summarized Health Technology Assessment“ Bei dieser Studie von Gudrun Bornhöft, Ursula Wolf, Klaus von Ammon, Marco Righetti, Stefanie Maxion-Bergemann, Stephan Baumgartner, Andre Thurneysen, Peter F. Matthiessen aus dem Jahre 2006 war im Rahmen der Master Thesis von Bedeutung, dass auch hier sowohl Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit als auch die Sicherheit der verwendeten komplementärmedizinischen Maßnahme, konkret die Homöopathie, genauer betrachtet wurden. Für die vorliegende Arbeit war es von besonderem Interesse, vor allem in Bezug auf Homöopathie eine Gegenüberstellung der oben beschriebenen Aspekte zu erhalten.

6.2.1 Studienkurzbeschreibung

Bei dieser Studie handelt es sich um einen HTA Bericht (Health Technology Assessment),

welcher

die

Bereiche

Wirksamkeit,

Zweckmässigkeit

und

Wirtschaftlichkeit der Homöopathie untersucht. Die Recherche erfolgte sowohl in Datenbanken (u.a. EMBASE, BIOMED, etc.) als auch in Zeitschriften, Referenzlisten und über Expertenkontakte, wobei hier die Studien nach internen und externen Validitätskriterien bewertet wurden. Schlussendlich wurden 22 systematische Reviews zur Homöopathie ausgewertet, wobei 20 Arbeiten die positive Wirkung der Homöopathie belegen konnten. Auch die Auswertung der 29 systematisch gesuchten Studien in Bezug auf „Upper Respiratory Tract Infections/Allergic Reacations“ zeigte ein positives Ergebnis. Lediglich 5 Studien kamen in Bezug auf die Fragestellung zu keinem eindeutigen Ergebnis. In dieser Studie lag das Hauptanliegen in dem Prinzip der Potenzierung der Homöopathie. Ein Grund dafür ist, dass die Grundlagenforschung in der Homöopathie auf universitärem Level ständig am Steigen ist und langsam eine wichtige Rolle für die Qualitätskontrolle in der homöopathischen Pharmazie erlangt. So wurden unter anderem botanische Studien oder Studien an Tieren durchgeführt, um die Wirkung der Homöopathie zu verifizieren.

53 Botanische Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Homöopathie einen stärkeren Wirkungseffekt bei veränderten oder kranken Pflanzen hatte als auf gesunde. Studien, welche an Tieren angewandt wurden zeigten, dass homöopathische Maßnahmen vor allem über eine regulierende Wirkung verfügten.

Bei den Reviews galten als Einschlusskriterien veröffentlichte systematische Reviews oder Meta Analysen, welche aufgrund adäquater Datenbanken (mindestens Medline) recherchiert wurden. Diese Studien mussten die Kriterien erfüllen, welche eine systematische Suche kennzeichnet. Bei den Studien kamen als Einschlusskriterien Studiendesigns zum Tragen welche Effektivität, Nutzen, Sicherheit oder Kosteneffektivität bei der therapeutischen homöopathischen Anwendung untersuchten. Als Outcome wurden nur Studien herangezogen, welche ein Resultat lieferten, welches relevant für die Pflege des Patienten war.

6.2.2 Beurteilungskriterien

6.2.2.1 Wirksamkeit

In diesem Kapitel wird die Wirksamkeit der Homöopathie in Hinblick auf die vollständige Methode auf der Basis der publizierten systematischen Reviews und Meta Analysen einerseits und der exemplarisch ausgewählten klinischen Indikation auf der Basis der publizierten Studien unterschiedlichen Designs, andererseits behandelt. Aufgrund

der

Studienauswertungen

ist

ersichtlich,

dass

hochpotenzierte

homöopathische Arzneimittel spezifische Effekte in lebenden Organismen und Zellen hervorrufen können. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese eine ausgleichende und/oder normalisierende Wirkung auf den menschlichen Organismus haben können. Signifikante positive Resultate homöopathischer Behandlungsmethoden wurden bereits in einigen weiteren Studien beobachtet. Das Problem dieser Studien ist

54 jedoch oftmals, dass die Ergebnisse nicht immer einheitlich sind, was zu Unstimmigkeiten in der Schlussfolgerung führt. Um dies zu verhindern ist es wesentlich, ein besonderes Augenmerk auf qualitative Analysen zu legen, welche nach Faktoren Ausschau halten, welche diese Uneinstimmigkeiten verursacht haben könnten. Im Idealfall, welcher oftmals aufgrund mangelnder Dokumentation schwer zu realisieren ist, sind die genauen Bedingungen, welche zu der beschriebenen Wirksamkeit geführt haben, detailliert aufgelistet. Diese Bedingungen können unter anderem folgende sein:  Die Aufnahmefähigkeit des Organismus in Bezug auf homöopathische Arzneimittel (im Gegensatz zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden ist eine homöopathische Behandlung nicht per se effektiv, sondern wird oftmals erst in Interaktion mit dem menschlichen Organismus wirksam).  Die Fähigkeit des Mediziners homöopathische Arzneimittel richtig einzusetzen.  Die Urteilsfähigkeit des Mediziners in Hinblick auf die Anwendung der richtigen Therapie und individuelle Dosierung. Die vorhandenen Reviews wiesen jedoch nicht genügend Daten bezüglich der oben beschriebenen Bedingungen auf. Aus diesem Grunde war es kaum möglich, eine differenzierte Evaluation der externen Validität, bezogen auf die jeweiligen Reviews zu machen. Im Allgemeinen kann behauptet werden, dass diese auch ungenügend in den klinischen Studien beachtet wurden. Aufgrund dieser Tatsache und der Unterschiedlichkeit der Studien wurde anstatt der quantitativen

Analyse

eine

deskriptive

Beschreibung

vorgenommen.

Diese

Entscheidung wurde weiters durch die Sicht von Wegscheider (2004) in seiner Studie „Was sind faire Vergleiche zwischen Therapien“ bestätigt. Die positive Bewertung der Effektivität sahen die Forscher insbesondere durch 4 ausführliche Studien von Kleijnen et al., Linde et al., und Cucherat et al. verifiziert.

55 In Bezug auf Placebo kontrollierte Studien konnte auch hier ein signifikanter klinischer Effekt zu Gunsten der Homöopathie beobachtet werden. Insgesamt konnten in 24 von insgesamt 29 Studien positive Resultate in Bezug auf Beobachtungsstudien und Fallbeispiele verzeichnet werden. Aufgrund dieser Ergebnisse

kann

die

Aussage

getroffen

werden,

dass

die

Wirksamkeit

homöopathischer Behandlungen als erwiesen gilt. Es sollte jedoch weitere detaillierte Forschung auf diesem Gebiet erfolgen, wobei besonderer Nachdruck auf einem passenden Studiendesign für die Erhebung homöopathischer Behandlungen ausgeübt werden sollte.

6.2.2.2 Verwendung (Nachfrage und Sicherheit)

Hier wird unter anderem die Art und Häufigkeit von unerwünschten Effekten dargestellt sowie auch die legale Sicherheit der Homöopathie. Darüber hinaus ist die ständige Fort- und Weiterbildung ein Thema, um eine sichere Behandlung gewährleisten zu können. Generell kann behauptet werden, dass die klassische Homöopathie arm an Nebenwirkungen ist und mit Verwendung von Hochpotenzen auch frei von toxischen Wirkungen. Die Anforderungen für homöopathische Mediziner und Produktbestimmungen garantieren ein hohes Maß an Sicherheit in Bezug auf homöopathische Behandlungsverfahren in der Schweiz. Auch das Risiko der Unterlassung anderer wichtiger Behandlungen ist aufgrund des hohen Ausbildungsniveaus der Mediziner als gering einzustufen.

Unter entsprechender Anwendung weist die Homöopathie wenig Nebenwirkungen und unter Verwendung von Hochpotenzen keine toxischen Effekte auf.

6.2.2.3 Wirtschaftlichkeit

Ergebnisse der kostengünstigsten Studien in Bezug auf homöopathische

56 Behandlungsverfahren ergaben sich sowohl in der Schweiz als auch in anderen Ländern wie England oder Frankreich. Beobachtungen von Spezialisten auf dem medizinischen Sektor zeigten sowohl in Österreich als auch in der Schweiz, dass Patienten für die Hälfte der Kosten, welche die homöopathische Behandlung ausmachen würde selbst aufkommen. In Krankenhäusern hingegen sind solche Beobachtungen selten. In individuellen Fällen zeigte sich, dass im Durchschnitt homöopathische ärztliche Behandlung kostengünstiger ist als die von konventionellen Kollegen. Dies lässt sich dadurch erklären, dass Homöopathen nur ca. 15-60% der Medikamentenkosten verursachen verglichen mit Schulmedizinern. Eine weitere Kostenreduktion kommt dadurch zustande, dass Kosten, welche aufgrund von Nebenwirkungen entstehen, durch homöopathische Behandlung wegfallen. Generell kann gesagt werden, dass es dazu wenige Forschungsstudien gibt. Speziell bezogen auf die Homöopathie gibt es Studien aus Deutschland, England und Frankreich, welche die Wirtschaftlichkeit genauer erläutern. Eine Datenanalyse aus Frankreich kam zu dem Ergebnis, dass homöopathische Behandlungsverfahren mit geringen Kosten verbunden sind. Schüppel (2003) tätigte in seinem Review „Kosten und Nutzen der Homöopathie“ die Aussage, dass Einsparungen mit Hilfe der Homöopathie erreicht werden könnten. Es kann jedoch aufgrund dieser Aussage kein generelles ökonomisches Statement dazu abgegeben werden und weitere Forschungen auf diesem Gebiet sind sicher anzuraten. Verschieden

Studien

wie

beispielsweise

Modellprojekte

diverser

Krankenversicherungen in Deutschland zeigten einen dauerhaften Effekt und Einsparungen vor allem in Bezug auf indirekte Kosten wie beispielsweise der Reduktion von Krankenstandstagen.

6.2.3 Zukünftige Forschung

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Homöopathie adäquate und verglichen mit dem aktuellen Stand der Forschung ausführlichere Forschungsstrukturen benötigt.

57 Es ist nach Meinung der Autoren weiters notwendig, Forschungsmethoden zu entwickeln, welche spezifische Charakteristika der Homöopathie in Erwägung ziehen und gut durchgeführte homöopathische Behandlungen sowohl in die Forschung als auch in die Praxis integrieren. Professionelle und umfassende weltweite Erfassung von homöopathischen Studien sind als wissenschaftliche Basis für weitere klinische Forschungsstudien in Anbetracht historischer Evidenz, retrospektiver Studien und individuellen Fallstudien notwendig. Weiters wäre es nach Meinung der AutorInnen empfehlenswert, bei zukünftigen Studien Aspekte der Wirtschaftlichkeit und externen Validität besonders zu beachten. Bei

zukünftigen

systematischen

Studien

sollte

auf

eine

ausreichende

Partizipantenanzahl sowie auf einen adäquaten Beobachtungszeitraum geachtet werden. Falls möglich, wäre es aus Sicht der AutorInnen wünschenswert, wenn ein direkter Vergleich mit schulmedizinischen Methoden hergestellt werden würde.

6.2.4 Schlussfolgerung

Die Studie belegt, dass vorklinische Studien erwiesen haben, dass hochpotenzierte homöopathische Medikamente messbare Veränderungen in lebenden Systemen wie dem menschlichen Körper hervorrufen können. Die Wirksamkeit der Homöopathie kann als klinisch evident angesehen werden und eine geprüfte Anwendung als sicher erachtet werden.

6.3 Studie 3: „Pragmatic Randomized Trial Evaluating the Clinical and Economic Effectiveness of Acupuncture of Chronic Low Back Pain Diese Studie von Claudia M. Witt, Susanne Jena, Dagmar Selim, Benno Brinkhaus, Thomas Reinhold, Katja Wruck, Bodo Liecker, Klaus Linde, Karl Wegscheider and Steffen N. Willich aus dem Jahre 2006 ist insofern relevant, da Rückenschmerzen eine lebenslange Prävalenz von mehr als 70% in der Population der westlichen Industrieländer aufweisen. Die Anzahl and PatientInnen, die

58 komplementärmedizinische und alternative Behandlungsmethoden anwenden, ist steigend. Hierbei kommt vor allem der Akupunktur eine große Bedeutung zu, denn Rückenschmerzen sind die häufigste Ursache für den Besuch eines Akupunkteurs. Die Relevanz dieser Studie wird auch dadurch ersichtlich, dass es zum jetzigen Zeitpunkt sehr wenige Informationen über die Effektivität und Kosteneffizienz der Akupunktur gibt.

6.3.1 Studienkurzbeschreibung

Bei dieser Studie handelt es sich um eine kontrollierte randomisierte Studie plus einer nichtrandomisierten Kohortenstudie. Oberstes Ziel der Forscher bei dieser Studie war einerseits die Erforschung der Effektivität der Akupunktur und andererseits die Kosten derselben in Bezug auf Routinepflegemaßnahmen bei PatientInnen mit chronischen Rückenschmerzen. Den Forschern war es weiters ein Anliegen zu eruieren, ob die Effekte der Akupunktur in den randomisierten und nicht randomisierten Gruppen Unterschiede zeigen. Bereits

im

Jahre

2001

wurden

deutsche

PatientInnen

mit

chronischen

Rückenschmerzen zu einer Akupunkturgruppe zugeteilt. Eine weitere Gruppe bildete die Kontrollgruppe, welche keine Akupunkturmaßnahmen erhielt. PatientInnen, welche einer Randomisierung nicht zustimmten, nahmen in der nichtrandomisierten Akupunkturgruppe teil. Es wurde allen PatienInnen freigestellt zusätzlich zu den Akupunkturmaßnahmen im Rahmen der Studie medizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Rückenfunktion, Schmerz und Lebensqualität wurden zu Beginn der Studie und nach 3 und anschließend nach 6 Monaten evaluiert. Jeder PatientIn erhielt ein Maximum von 15 Akupunktur Sitzungen. Wie bereits oben erwähnt wurde auch die Kosteneffektivität genauer unter die Lupe genommen.

59 Von den insgesamt 11.630 PatientInnen waren 59 % weiblich und wiesen ein Durchschnittsalter

von

59

Jahren

auf.

Von

diesen

PatientInnen

wurden

schlussendlich 11.378 rekrutiert. 1.451 wurden der Akupunkturgruppe zugeteilt und 1.390 der Kontrollgruppe. 8.537 ProbandInnen wurden der nicht randmomisierten Akupunkturgruppe zugeteilt. Die Auswahl der TeilnehmerInnen erfolgte in der Form, dass Patientinnen, welche einen Arzt aufgrund chronischer Rückenschmerzen aufsuchten und dieser oder die PatientInnen selbst Akupunktur in Erwägung zogen, diese über die Studie informiert wurden. PatientInnen wurden nur dann in die Studie aufgenommen, wenn die ForscherInnen sowohl den vorausgesetzten Fragebogen von dem jeweiligen Arzt als auch die Einverständniserklärung

der

ProbandInnen

erhalten

hatten.

Als

weitere

Einschlusskriterien galten:  Klinische Diagnose chronische Rückenschmerzen mit einer Krankheitsdauer von mehr als 6 Monaten  Mindestalter von 18 Jahren  Erbringung einer schriftlichen Einverständniserklärung Zu Studienbeginn hatten ProbandInnen, welche der nichtrandomisierten Gruppe zugeordnet wurden, massivere Symptome. Sie zeigten jedoch im Verlauf der Studie im Vergleich mit den randomisierten PatientInnen ähnliche Verbesserungen in Bezug auf die Funktion ihres Rückens. Es

kann

gesagt

werden,

dass

sich

Akupunktur

kombiniert

mit

den

Routinemaßnahmen als klinische Verbesserung und als relativ kosteneffektiv erwiesen hat.

6.3.2 Beurteilungskriterien

6.3.2.1 Wirksamkeit

Randomisierte Vergleiche:

60 In der ersten Analyse nach 3 Monaten zeigte sich in Bezug auf die Rückenfunktion eine ausgeprägte Verbesserung des Leidens in der Akupunkturgruppe gegenüber der Kontrollgruppe. Bezüglich

des

Funktionsverlustes

des

Rückens,

Rückenschmerzen

und

Lebensqualität war die Verbesserung nach 3 Monaten in der Akupunktur Gruppe signifikanter ausgeprägter als in der Kontrollgruppe. Keine signifikanten Unterschiede gab es in der Kontroll- und Akupunkturgruppe hinsichtlich der Patientenanzahl. Diese Gruppen nahmen Schmerzmedikamente im Zeitraum der 3 Monate folgenden Randomisierung zu sich. Nichtrandomisierte Vergleiche: In dieser Gruppe zeigte sich nach 3 Monaten, dass Verbesserungen in Bezug auf die Rückenfunktion in der nichtrandomisierten Akupunkturgruppe ausgeprägter waren als in der randomisierten Akupunkturgruppe. Vergleicht man die randomisierte und die nichtrandomisierte Akupunkturgruppe bezüglich der anderen Ergebnisse nach 3 Monaten, lässt sich beurteilen, dass der Effekt von Akupunkturmaßnahmen bei nichtrandomiserten Patienten bezüglich des Rückenfunktionsverlustes,

der

Rückenschmerzen

und

der

körperlichen

Lebensqualität forcierter war. Mentale Lebensqualität hingegen führte in beiden beobachteten Gruppen zu ähnlichen Ergebnissen. Die 6 Monate follow-up Resultate ergaben sowohl in der randomisierten wie auch in der nichtrandomisierten Akupunkturgruppe nur einen geringen Rückgang gegenüber dem Vergleich der Ausgangssituation 3 Monate zuvor. In Bezug auf das Auftreten von Nebenwirkungen berichteten insgesamt 6% der ProbandInnen

über

Nebenwirkungen,

die

nach

der

Akupunkturbehandlung

aufgetreten sind. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass keiner der ProbandInnen während der gesamten Studiendauer über lebensbedrohliche Nebenwirkungen berichtete.

61 6.3.2.2 Wirtschaftlichkeit

Die Kostenperspektive in dieser Studie wurde von den AutorInnen der Studie unter gesellschaftlichen Aspekten betrachtet. Die Datenanalyse inkludierte hierbei einerseits die Gesamtkosten über dem dreimonatigen

Zeitraum

nach

der

Randomisierung,

andererseits

nur

diagnosespezifische Kosten, wobei die „International Classification of Diseases“ zu Hilfe genommen wurde. Bei dieser Klassifikation handelt es sich um einen Kode, welcher

Kosten

aufgrund

von

chronischen

Rückenschmerzen

und

zusammenhängenden Gegebenheiten identifiziert. Direkte gesundheitsbezogene Kosten für Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, Medikamente, Akupunktur Behandlungen und die Anzahl der Krankenstandstage wurden von den teilnehmenden Krankenversicherungen

vorgelegt.

Da

der

Beobachtungszeitraum lediglich 6 Monate betrug, war es nicht nötig, Kosten oder diverse Auswirkungen abzurechnen. Innerhalb dieser Studie verglichen die ForscherInnen die Kosten zwischen den zwei randomisierten Gruppen und führten eine Kosteneffektivitätsanalyse durch. In diese Kostenanalyse wurden lediglich PatientInnen mit komplett ausgefüllten SF 36 (Fragebogen zum Gesundheitszustand) inkludiert. Der Durchschnittskostenunterschied der beiden Behandlungsgruppen wurde durch die Kosten, welche durch die Akupunkturbehandlung verursacht wurden, in der Akupunkturgruppe hervorgerufen. Aufgrund der Studienergebnisse kann nach Aussagen der AutorInnen behauptet werden, dass Akupunkturbehandlungen zusätzlich zur Routinebehandlung effektiver und kostenintensiver waren gegenüber alleiniger Routinebehandlung, jedoch in Anlehnung an internationale Grenzwerte als kosteneffektiv angesehen werden können.

62 6.3.2.3 Zweckmäßigkeit

Zu diesem Punkt wurden in der vorliegenden Studien keine Angaben gemacht. Die vorliegende Studie kann jedoch als zweckmäßig erachtet werden, da sie ihren Zweck erfüllt, als kosteneffektiv angesehen werden kann und zur Linderung der Beschwerden der PatientInnen beigetragen hat.

6.3.3 Zukünftige Forschung

In Bezug auf künftige Forschung wurden von den AutorInnen in der vorliegenden Studie keine detaillierten Angaben gemacht. Es kann angenommen werden, dass es im Sinne der ForscherInnen ist, wenn auch in Zukunft Akupunktur im Blickfeld weiterer Forschung sein würde.

6.3.4 Schlussfolgerung

PatientInnen

mit

chronischen

Akupunkturbehandlung

mit

Rückenschmerzen

Routinemaßnahmen

welche

behandelt

zusätzlich wurden

zur

zeigten

signifikante Verbesserungen in Bezug auf Symptome und Lebensqualität verglichen mit den PatientInnen, die eine alleinige Routinebehandlung erhielten. Die hier beurteilte Studie kann zum jetzigen Zeitpunkt als größte randomisierte Studie in Bezug auf Akupunkturbehandlung bei PatientInnen mit chronischen Rückenschmerzen angesehen werden. Akupunktur kombiniert mit Routinemaßnahmen ist zwar mit höheren Kosten verbunden kann jedoch noch immer als kosteneffektiv beurteilt werden. Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass Akupunktur mit zusätzlichen Kosten assoziiert

wurde,

jedoch

in

Anlehnung

kosteneffektiv angesehen werden kann.

an

internationale

Grenzwerte

als

63 Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass es wünschenswert wäre, in Zukunft bei der Behandlung von PatientInnen mit chronischen Rückenschmerzen Akupunktur als Behandlungsmaßnahme vermehrt einzusetzen.

6.4

Studienergebnisse im Vergleich

In der nachfolgenden Graphik sind die wesentlichen Ergebnisse der drei Studien in graphischer Darstellung aufgelistet und zusammengefasst. Studie

1

2

3

Studienqualität Anzahl der TeilnehmerInnen Einschlusskriterien Ausschlusskriterien Finanzielle Mittel Wirtschaftlichkeit Wirksamkeit Zweckmäßigkeit

313.534 ja ja keine Angaben gegeben gegeben gegeben

5.062 ja ja keine Angaben gegeben gegeben gegeben

11.630 ja ja ja gegeben gegeben keine Angaben

Tabelle 3: Studienergebnisse im Vergleich

7

Schlussbetrachtung

Vergleicht man die in dieser Arbeit verglichenen drei Studien so wird ersichtlich, dass komplementärmedizinische Behandlungsmethoden (in unserem Falle Homöopathie und Akupunktur) sehr wohl als wirksam, wirtschaftlich und zweckmäßig erachtet werden können. Die Aspekte Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit waren in allen 3 Studien gegeben lediglich zum Aspekt der Zweckmäßigkeit gab es in der letzten Studie keine detaillierten Angaben. Vor dem Hintergrund der steigenden Ausgaben im Gesundheitswesen und der zunehmenden Lebenserwartung der Bevölkerung wäre auf Basis der Analyse der drei

angeführten

komplementärmedizinischen

Studien

die

Empfehlung

anzusprechen, einerseits vermehrt in die komplementärmedizinische Forschung zu

64 investieren und andererseits das komplementärmedizinische Angebot einer breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Damit im engeren Zusammenhang stehen strategische Managementscheidungen im öffentlichen Gesundheitswesen, bei den Sozialversicherungen und im Bereich der Sozialleistungen. Am

Beginn

des

dritten

Jahrtausends

sollte

es

auch

möglich

sein,

komplementärmedizinische Zugänge zur Gesundheit auch in das Stadium der Humanmedizin zu integrieren und diese Leistungen versicherungstechnisch zu vergüten. Es muss an dieser Stelle auch auf die Eigenverantwortlichkeit der Menschen hingewiesen werden. Vergleicht man die jährlichen Ausgaben, welche hier für die Funktionstauglichkeit eines Autos ausgegeben werden so kann man auch die Erwartung ansprechen, dass ähnliche Beträge für die persönliche Gesundheit investiert werden könnten. Der

Aufbau

einer

„komplementärmedizinischen

Struktur“

innerhalb

des

österreichischen Gesundheitswesens ist eine Herausforderung, welcher sich die Politik schon aus Kostengründen nicht verschließen sollte.

8

Diskussion

In der vorliegenden Arbeit wurde die Fragestellung „Zu welchen Ergebnissen kommen Studien zur Komplementärmedizin in den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit?“ behandelt. Komplementärmedizin ist ein umfassender Begriff, als wissenschaftlich anerkannt gelten jedoch lediglich sechs Methoden. Im

Rahmen

dieser

Literaturrecherche

Arbeit kommt

und die

der

damit

Autorin

verbundenen zur

umfassenden

Erkenntnis,

dass

komplementärmedizinische Maßnahmen im Allgemeinen von den PatientInnen sehr gut angenommen werden und in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert an Akzeptanz erfahren dürfen.

65 Ein Problem im Zusammenhang mit komplementärmedizinischen Studien ist bis dato, dass es sich als äußerst schwierig erwies, adäquate Studien, welche die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit beinhalten, zu finden. Es gibt zwar viele Studien über komplementärmedizinische Behandlungsmethoden, jedoch sehr wenige, die Komplementärmedizin allgemein (ohne spezielles Krankheitsbild) betrachten und noch weniger Studien, die die Komponenten der gegenständlichen Fragestellung erörtern und nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt wurden. Um Komplementärmedizin in der Medizin zu verankern wäre es notwendig und wünschenswert, ein vermehrtes Augenmerk auf Studien und Forschung zu legen. Es gibt zwar viele Studien über komplementärmedizinische Behandlungsmethoden, jedoch wenige, die qualitativ wertvoll sind, genügend ProbandInnen rekrutieren und welche

Wirtschaftlichkeit,

Wirksamkeit

und

Zweckmäßigkeit

als

Forschungsgrundlage zum Ziel haben. Anhand der oben beobachteten Ergebnisse wäre es für die Zukunft vor allem auch im Hinblick auf die steigenden Ausgaben im Gesundheitswesen und die zunehmende Lebenserwartung eine Überlegung Wert komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden ein vermehrtes Augenmerk zu widmen.

XI

9

Verzeichnisse

9.1

Literaturverzeichnis

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