Maschinenbau und Anlagenbau. Vietnam

Maschinenbau und Anlagenbau Vietnam Vietnam - Maschinenbau und Anlagenbau Hanoi (gtai) - Die wichtigsten Nachfrager von Maschinen und Anlagen in Vi...
Author: Franziska Fried
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Maschinenbau und Anlagenbau Vietnam

Vietnam - Maschinenbau und Anlagenbau

Hanoi (gtai) - Die wichtigsten Nachfrager von Maschinen und Anlagen in Vietnam sind der Nahrungsmittelverarbeitungs- und Verpackungssektor, die Textilwirtschaft sowie der Bereich Bau. Zunehmend treten neben staatlichen Konzernen Privatunternehmen als Kunden auf. Der Anteil deutscher Anbieter ist im Vergleich zur Konkurrenz aus China, Japan und Korea (Rep.) klein. Nach schlechten Erfahrungen mit billigen Maschinen ist jedoch ein Trend zu höherwertigen Anlagen zu beobachten. Um hiervon profitieren zu können, müssen deutsche Firmen aber mehr Präsenz zeigen.

Marktentwicklung/-bedarf Ein großer Teil der vietnamesischen Nachfrage nach hochwertigen Maschinen und Anlagen kommt aus der Exportwirtschaft. In erster Linie sind dies die Nahrungsmittel- und die Verpackungsindustrie (vor allem die Verarbeitung von gefrorenem Fisch und Shrimps) sowie die Textilund Schuhbranche. Zwar kämpfen einige Firmen gegenwärtig mit Einbrüchen. Trotzdem planen nicht wenige Betriebe Neuinvestitionen, um für das Wiederanspringen der Weltkonjunktur gerüstet zu sein. Auch im Binnenmarkt zählen die Bereiche Nahrungsmittelverarbeitung und Verpackung zu den Wachstumssektoren. Urbanisierung und höhere Einkommen fördern den Absatz von stärker verarbeiteter, abgepackter und höherwertiger Kost. Statt Instantkaffee wird beispielsweise mehr Röstkaffee getrunken. Damit investiert die Branche in Röst- und Mahltechnologie. Im Kommen sind ferner die Sparten Süßwaren, Kakaoverarbeitung und der Aufbau von Kühlketten. Zu den Stützen der vietnamesischen Wirtschaft gehört der Bausektor. Allerdings kommen oft gebrauchte Baumaschinen zum Einsatz. Viele Ausrüstungen werden geleast. Kurz- und mittelfristig wird im Hausbau eine Abkehr von den bislang üblichen Materialien (Betonskelett und gebrannte Ziegel) hin zu Stahlgerüsten und Fertigelementen wie Betonplatten stattfinden. Statt gebrannten Ziegeln dürften vermehrt Gasbetonsteine Verwendung finden. Auch bei Infrastrukturprojekten (Brücken, Hochstraßen) ist ein steigender Bedarf an gegossenen Fertigelementen festzustellen. Sowohl für Gasbetonsteine als auch für Fertigelemente besitzt Vietnam keine eigenen Produktionskapazitäten. Konventionelle Baustoffe wie Zement oder Glas werden indes vor Ort häufig mit chinesischen oder vietnamesischen Maschinen und Anlagen hergestellt. Zu den wichtigsten Zielsetzungen der vietnamesischen Regierung zählt die Verringerung der Importabhängigkeit des Landes. Beispielsweise sollen im Rahmen des sogenannten Chemie-Masterplans, angefangen bei der Petrochemie über Basischemikalien (Säuren, Soda, technische Kautschuke) bis hin zu agrochemischen Produkten und Arzneimitteln, bis 2020 eigene Produktionskapazitäten entstehen. Ferner steht die Entwicklung der Schwerindustrie auf der Agenda. Im Bergbau (Kohle, Bauxit) existieren traditionell gute Kontakte zu Lieferanten aus Russland und China. Allerdings konnte jüngst ein deutscher Anbieter eine Mine mit Anlagen ausstatten. Sehr hoch ist der Bedarf an Umwelttechnologie (Abwasserbehandlung, Müllentsorgung, Filter zur Luftreinhaltung). Allerdings fehlt es vielfach an den Mitteln und am Willen, den Bedarf in eine konkrete Nachfrage umzuwandeln. Dennoch sollen beispielsweise in Hue demnächst Anlagen deutscher Provenienz zur Herstellung von Zementabwasserrohren installiert werden. Die einstige Kaiserstadt will ihr gesamtes Abwassersystem modernisieren. Von solchen Ausnahmen abgesehen beschränkt sich der Einsatz deutscher Technologie aufgrund der vergleichsweise hohen Preise allerdings häufig auf Projekte der Entwicklungszusammenarbeit.

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Im Rahmen zahlreicher in die Wege geleiteter Infrastrukturmaßnahmen, steigt nicht zuletzt die Nachfrage nach Transport- und Fördertechnik. Hier waren deutsche Firmen in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich tätig, beispielsweise im Kranbau. Im Bereich Druckmaschinen sind deutsche Firmen marktführend. Der Bedarf an hochwertiger Bedruckungstechnologie, beispielsweise für Etiketten, Werbung, flexible Verpackungen oder Kartonagen, wird nach Auskunft des Handelshauses Rieckermann in den kommenden Jahren noch stark zulegen. Dabei gewinnt der Privatsektor immer mehr an Gewicht. Durchwachsen zeigt sich die Nachfrage nach deutschen metallverarbeitenden Maschinen. Besonders gefragt seien CNC-gesteuerte Stanz- und Biegemaschinen. Für die Zukunft werden zusätzliche Chancen für Laserschneidmaschinen gesehen. Dagegen ist der Absatz von Elektrowerkzeugen eher schwach. Grundsätzlich hat die preiswerte Konkurrenz aus China oder Taiwan im Standardbereich die Nase vorn. Dafür punkten deutsche Fabrikate bei Kunden mit speziellen Ansprüchen hinsichtlich Präzision oder im Rahmen von Sonderanfertigungen. Zum Beispiel lässt eine Reihe internationaler Windkraftanlagenbauer in Vietnam Türme fertigen. Künftig könnten auch der Behälterbau und der Schiffbau wieder expandieren. Vietnam will zu einer der weltweit führenden Schiffbaunationen aufsteigen, sodass aus dieser Sparte - nach Beendigung der gegenwärtigen Flaute - mit einer wachsenden Nachfrage nach CNC-Maschinen wie Plasmaschneidemaschinen zu rechnen ist. Ein zahlungskräftiger und anspruchsvoller Kunde ist ferner das Militär. Kaum anspruchsvolle Endkunden gibt es hingegen für Kunststoffartikel. Neben Flaschen für die Getränkeindustrie beschränkt sich die lokale Produktion zumeist auf einfache Haushaltswaren. So lange die Qualitätsansprüche nicht wachsen, besteht für die Hersteller kein Grund, in teure deutsche Maschinen zu investieren. Eher schwach ist derzeit auch die Nachfrage nach Holz verarbeitenden Maschinen. Die Branche leidet stark unter Auftragsrückgängen. Erschwerend hinzu kommt das hohe Preisniveau der deutschen Maschinenhersteller im Vergleich zu den asiatischen Wettbewerbern. Grundsätzlich ist ein Wandel mit Blick auf die Abnehmer zu beobachten. Während einzelne Sparten noch staatlich dominiert sind, beispielsweise der Bergbau, treten in anderen Bereichen immer mehr Privatfirmen als Käufer auf. Tendenziell werden qualitativ höherwertige Produkte zwar eher von staatlichen Unternehmen gekauft, während die finanzschwächeren Privatfirmen zunächst oft die möglichst billige Alternative wählen. Allerdings lassen sich gerade die betriebswirtschaftlich denkenden Unternehmer von Amortisationsrechnungen überzeugen. Dies gilt umso mehr, wenn sie mit Maschinen aus China oder Taiwan beziehungsweise mit Gebrauchtmaschinen schlechte Erfahrungen im Betrieb oder beim oft fehlenden Service machen mussten. Deutsche Wertarbeit genießt höchsten Respekt in Vietnam. Voraussetzung für den Geschäftserfolg ist allerdings Präsenz, sei es über eigene Büros oder über ein eingesessenes Handelshaus. „Die deutschen Firmen haben uns vergessen“, heißt es wiederholt. Allein über Prospekte oder das Internet ist der vietnamesische Markt kaum zu erschließen. Eine wichtige Rolle spielen Referenzkunden, die durch ihr Vorbild andere Firmen „nachziehen“. Als Engpass bezüglich der Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit sehen viele deutsche Firmen im Fehlen von geeignetem Technik- und Verkaufspersonal - und dessen hohe Fluktuationsbereitschaft.

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Branche kompakt

Produktion/Branchenstruktur Im Land existieren kaum eigenständige Maschinen- und Anlagenbaufirmen. Ausnahmen bilden die teilprivatisierten Staatskonzerne Vietnam Engine & Agricultural Machinery Corporation (VEAM), die kleine Landmaschinen produziert, und Industrial Machinery and Instruments Holding (IMI), die Betonmischanlagen, Betonmixer, Betonpumpen, auch Schweißmaschinen herstellt. Vielfach haben die großen Staatskonglomerate wie die Vietnam National Coal and Mineral Industries Group (Vinacomin; Bergbaumaschinen), Electricity Vietnam (EVN; Turbinenbau), die Vietnam Machinery Erection Corporation (LILAMA; unter anderem Kraftwerks- und Schiffsanlagenbau), die Vietnam Shipbuilding Industry Corporation (Vinashin; CAD/CAM-Schneide- und Schweißmaschinen) oder die Vietnam National Textile and Garment Group (Vinatex; Textilmaschinen) eigene Maschinenbaukapazitäten aufgebaut. Diese genügen aber oftmals nicht den Ansprüchen, sodass doch auf Importe zurückgegriffen wird. Manche Produktsparten wie Werkzeugmaschinen werden komplett eingeführt. Ausländische Direktinvestitionen im Bereich Maschinen- und Anlagenbau gibt es derzeit nur sehr vereinzelt, aus Deutschland fehlen sie völlig. Nach Auskunft deutscher Firmen ist das Absatzpotenzial in den meisten Sparten gegenwärtig noch zu klein. Kooperationen mit vietnamesischen Firmen empfehlen sich im Einzelfall zur Sicherstellung einer landesweiten Vertriebs- und AftersalesServicepräsenz. Voraussetzung sind entsprechende Schulungen.

Außenhandel Nach hohen Steigerungsraten in den vergangenen zwei Jahren sanken 2008 die Maschinenlieferungen aus Deutschland nach Angaben des VDMA und Destatis um 6,4% auf ein Volumen von 321 Mio. Euro. Etwa 24,7% entfielen dabei auf Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen, 10,8% auf Textilmaschinen, 7,8% auf Bau- und Baustoffmaschinen, 7,7% auf Bergbaumaschinen sowie 7,5% auf Fördertechnik. Diese Zahlen decken sich im Wesentlichen mit den Daten des vietnamesischen Zolls. Grundsätzlich dürften beide Werte allerdings deutlich unter den tatsächlichen Einfuhren liegen, da viele Maschinen nicht direkt über Deutschland, sondern über Drittländer wie Singapur nach Vietnam gelangen.

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Deutschland liegt unter den Lieferländern nach der VR China, Japan, Korea (Rep.), Taiwan und vor den USA auf dem fünften Platz.

Einfuhr von Maschinen nach Vietnam (in Mio. US$) HS Warenbezeichnung

8429-30, 8479.10, 8474 8444-49, 8451-53 8439-43 8422.30-40, 8437, 8438, 8479.20 8465, 8479.30 8477 8413, 8414 8425-28 8456-63

Bau- u. Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen Textil- u. Ledermaschinen Druck- u. Papiermaschinen Nahrungsmittel- u. Verpackungsmaschinen Holzbearbeitungsmaschinen Kunststoff- u. Gummimaschinen Pumpen, Kompressoren Fördertechnik Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung Gesamt

2007

2008

479,4

709,8

davon aus Deutschland (2008) 39,8

706,7 236,9 233,0

911,3 1.010,0 324,8

134,6 27,6 139,8

117,6

165,9

3,9

314,2

366,1

18,3

696,8 393,8 413,8

824,3 566,4 698,4

28,9 45,3 30,3

3.592,2

5.577,0

468,5

Quelle: Vietnamese Customs

Geschäftspraxis Auskunft über Zollsätze und Einfuhrverfahren gibt der vietnamesische Zoll (www.customs. gov. vn). Technische Vorgaben sind von Sparte zu Sparte unterschiedlich. Von deutschen Maschinen wird erwartet, dass sie die international gängigen Zertifikate aufweisen. Der Import von Gebrauchtmaschinen nach Vietnam ist nicht reglementiert.

Kontaktanschriften Kontaktanschriften zur Branche finden Sie im Internet in unserer kostenlosen Datenbank unter „www.gtai.de, Bereich Außenwirtschaft, Datenbank-Recherche, Adressen, Adressen Branche kompakt“. Durch Klicken auf den folgenden Link gelangen Sie direkt zu den Adressen: http://www.gtai.de/DE/Content/__SharedDocs/BKAdr/vietn-masch-int.html

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Branche kompakt

Kontakt

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Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Agrippastraße 87-93 50676 Köln, Tel.: +49 (0)221 2057-0 Fax: +49 (0)221 2057-212 E-Mail: [email protected] Internet: www.gtai.de Autor: Stefanie Schmitt, Hanoi Redaktion: Jessica Pirntke Tel.: +49 (0)221/20 57-248 E-Mail: [email protected] Ansprechpartner: Helmut Kahlert Tel.: +49 (0)221/20 57-209 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss: Juli 2009 Bestell-Nr.: 14553 Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRB 107541 B

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