Liebe geht durch das Portemonnaie 1Kor 16:1-4 Auf den ersten Blick scheint es auszusehen, als ob Paulus von dem erhabenen Thema der Auferstehung und dem zukünftigen Leben abrupt wechselt zu einem ganz alltäglichen, dem des Geldes. So abrupt, so ohne Zusammenhang sind aber die beiden Themen absolut nicht! Wenn wir zurück sehen, entdecken wir, dass der letzte Vers von Kap 15 eigentlich den Zusammenhang herstellt:

1Kor 15:58 Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn, da ihr wißt, daß eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist!

Das Werk des Herrn, die Mühe, von der er hier spricht, hat auch mit dem ganz alltäglichen, praktischen zu tun, wie z.B. mit dem klugen Einsatz von finanziellen Mitteln. Für das Werk des Herrn, für den Bau der Gemeinde, braucht es auch Geld. Auch wenn es hier bei der Gemeinde in Jerusalem nicht zuerst um Saalmiete oder Missionarslohn geht, sondern darum, dass die Christen dort zu essen haben, geht es doch um die Erhaltung der Gemeinde Jesu Christi. Und Paulus sagt mit diesem letzten Satz, dass die Mühe, die Arbeit für das Werk des Herrn, sich lohnt, eben weil wir auferstehen werden. Der Blick auf die zukünftige Herrlichkeit soll uns motivieren, hier und heute ein gottgefälliges Leben zu leben. Petrus betont das ebenso, nachdem er über den kommenden Tag des Herrn und die künftige Herrlichkeit geschrieben hat:

2Pet 3:10-14 Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; an ihm werden die

Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr im Gericht erfunden werden. 1 1 Da dies alles so aufgelöst wird, was für Leute müßt ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, 1 2 indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt, um dessentwillen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden! 1 3 Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. 14 Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, befleißigt euch, unbefleckt und tadellos von ihm im Frieden befunden zu werden! Ich glaube, dass wenn wir diesen Zusammenhang sehen, dass wir daraus etwas lernen können, das uns heute manchmal ein wenig fehlt. Es ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geistlichen und materiellen Dingen. Sind wir nicht oft in der Gefahr, einseitig zu sein? So dass wir entweder nur mit hochgeistlichen Dingen zu tun haben und dabei das Materielle verdrängen – oder umgekehrt… In der Bibel steht beides nebeneinander – Gottes Wort zeigt uns, wie diese beiden miteinander in Beziehung stehen. Paulus leitet die Korinther Christen an, geistlich zu leben, indem sie Geld sammeln für die Jerusalemer Gemeinde. Wisst ihr, woraus ich das entnehme, dass das eine geistliche Sache ist? Paulus nennt das Projekt "die Sammlung für die Heiligen". Es geht um die Heiligen. Dadurch wird es eine heilige Sache.

Der Postel nennt die Christen, mit denen er zu tun hat, an die er schreibt, immer ganz bewusst 'Heilige', weil er betonen möchte, was für einen Status diese Menschen haben. Er nennt auch die Korinther Heilige – obwohl sie teilweise alles andere zu sein scheinen. Aber sie sind Heilige, nicht weil sie so gut sind und so fromm leben, sondern weil sie 'in Jesus Christus' geheiligt sind, das heisst: abgesondert zu einem besonderen Ziel. Weil diese Menschen von Gott berufen sind, Christus nachzufolgen und einmal wie er zu werden, verdienen sie auch die besondere Aufmerksamkeit aller "Mit-Heiligen". Paulus erinnert die Korinther Christen daran: das sind Heilige, von Gott besonders geliebte wie ihr! Sie müssen eure Hochachtung haben und ihr seid verpflichtet, ihre Last mitzutragen. Darum müsst ihr für sie mitsorgen, etwas von eurem Besitz an sie abtreten. Diese Sammlung von der wir hier lesen, ist offenbar eine grosse Sache, in die viele Gemeinden über längere Zeit einbezogen waren. Paulus hat sie auf seiner dritten Missionsreise organisiert. Er erwähnt hier die Gemeinden in Galatien, die von ihm dieselbe Anordnung erhalten haben wie nun die in Korinth. Den Christen in Rom berichtet er, dass er nach Rom kommen will, wenn er die Sammlung nach Jerusalem gebracht hat: Rö 15:25-26 nun aber reise ich nach Jerusalem im Dienst für die Heiligen. 2 6 Denn es hat Mazedonien und Achaja wohlgefallen, eine Beisteuer zu leisten für die Bedürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind. Wir erfahren ausserdem aus der Apostelgeschichte (24:17), wo Paulus sich vor dem Statthalter Felix verteidigt, dass er unter anderem nach Jerusalem gekommen sei, um Almosen zu bringen. Diese Gläubigen in Jerusalem gehörten zu den Ärmsten in der damaligen Zeit. Jerusalem war sowieso keine reiche Stadt. Der 'Tourismus' durch die vielen Pilger brachte nicht wie heute viel Geld, sondern strapazierte eher die Finanzen der Ortsansässigen. Und die Gläubigen wurden durch die lange anhaltende Verfolgung durch die Juden richtig ausgelaugt. So wird es für die damalige Kirche im ganzen Römischen Reich zur Pflicht, ihren Brüdern in der Not beizustehen. Der Apostel, der den Gemeinden die Lehre bringt und sie über das Heil unterweist, zeigt den Gläubigen, dass sie auch verpflichtet sind, für die notleidenden Geschwister da zu sein. Diese Pflicht betont Paulus, wenn er schreibt:

Rö 15:27 Denn wenn die Nationen ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, so sind sie verpflichtet, ihnen auch in den leiblichen zu dienen.

Damit sagt Paulus auch, dass die Aufgabe der Gemeinde nicht nur ist, dass sie die geistlichen Güter verwaltet, sondern auch, dass sie mit dem materiellen zur Ehre Gottes und zum Wohl der Geschwister umgeht. Er bestätigt es dadurch, dass er anordnet, dass die Sammlung an jedem ersten Tag der Woche geschieht. Der erste Tag der Woche ist nichts anderes als der Sonntag, der Tag des Herrn, der christliche Sabbat. An ihm hat sich die Gemeinde seit Jesu Auferstehung versammelt. An ihn wurden die Gottesdienste gefeiert. Zuerst wird uns davon in der Apostelgeschichte berichtet:

Apg 20:7 Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen…

Dass nun Paulus die Sammlung für den Sonntag anordnete, hat den Sinn, dass die Gläubigen ihren Beitrag zum Gottesdienst mitbringen. Wahrscheinlich sollte das Geld dann in einem gemeinsamen Behälter aufbewahrt werden. Es ging Paulus hier sicher in erster Linie um das Praktische: das Geld sollte bereit liegen, wenn er kommt, um es dann weiterzugeben. Aber wir dürfen dennoch die Bedeutung des Zeitpunkts nicht unterschätzen. Ich glaube, dass es einen Unterschied macht, ob die Geschwister ihren Beitrag regelmässig am Sonntag brachten oder ob sie das irgendwann einmal taten, wenn sie gerade etwas hatten und dran dachten. Sicher geht es dem Apostel hier auch darum, ein Bewusstsein zu schaffen oder zu vertiefen, dass das Geben eine gottesdienstliche Angelegenheit ist. Wie soll gegeben werden? Wir lesen dazu zwei, resp. drei Kriterien:  Jeder für sich selbst  Es soll gesammelt werden  Je nach Gedeihen Jeder für sich selbst Hier liegt die Betonung darauf, dass jeder für sich entscheidet, was er geben kann und will. Jesus warnte seine Jünger davor, mit grossem Aufsehen Almosen zu geben. Er kritisierte die Pharisäer, die ihre guten Taten gut sichtbar vor dem Volk taten, um gut dazustehen. Dem entgegen sagte er, dass wir im Stillen geben sollten. Die eine Hand soll nicht wissen, was die andere tut. Es soll gesammelt werden Wenn Paulus sagt, dass angesammelt werden soll, dann heisst das auch, dass man dazu sehen soll, dass möglichst viel zusammen kommt. Er schreibt ja lange bevor er dann tatsächlich vorbei kommt. So gibt er ihnen Zeit, sich um zusammen zu tragen. Es wird niemand dadurch überfordert, dass dann auf einmal ein grosser Betrag da sein müsste. Jeder gibt kontinuierlich, Woche für Woche. Je nach Gedeihen Elberfelder übersetzt 'je nachdem jemand Gedeihen hat', Luther: 'soviel wie möglich'. Wörtlich übersetzt heisst es soviel wie: 'so wie es gut geht' oder 'wenn ihm gut gegeben ist'. Die Menge des Gebens, die Grösse des Betrages, spielt in der Bibel einerseits eine Rolle und andererseits spielt er keine Rolle. Denn wir an die arme Witwe denken, die Jesus am Opferkasten im Tempel sah, dann wissen wir, dass sie nur sehr wenig gegeben hat. Aber Jesus sagt dennoch, dass sie mehr als alle anderen gegeben hat. Sie hat einen sehr grossen Teil von dem gegeben, was sie hat – nämlich alles. Das Lob des Herrn bekommt sie nicht wegen dem Betrag, sondern wegen ihrer Herzenshaltung. Sie hat aus Liebe alles gegeben.

Wenn Paulus schreibt: "je nachdem, wie jemand Gedeihen hat", meint er dabei aber auch, dass niemand überfordert werden soll in seinem Geben. Er soll sich gut überlegen, was er geben kann. Aber er muss nicht soviel geben, dass er dann seine Familie nicht mehr ernähren kann. Oder seinen anderen Pflichten nicht mehr nachkommen kann. Als er den Korinthern noch einmal schrieb, sprach er noch einmal über diese Sache. Hier wird das Prinzip noch deutlicher:

2Kor 8:13-15 Denn das sage ich nicht, damit andere Erleichterung haben, ihr aber

Bedrängnis, sondern nach Maßgabe der Gleichheit: 1 4 in der jetzigen Zeit diene euer Überfluß dem Mangel jener, damit auch der Überfluß jener für euren Mangel diene, damit Gleichheit entstehe; 1 5 wie geschrieben steht: «Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluß , und wer wenig sammelte, hatte keinen Mangel.» Ich denke aber, dass wir heutigen Westeuropäer doch sehr sorgfältig umgehen müssen mit der Frage, ab wann wir denn Mangel haben. Wir kennen eigentlich kaum Armut. Jemand, der in der Schweiz an der Armutsgrenze lebt, ist unter Umständen auf einem anderen Kontinent immer noch gut dran. Wir leben in einem solchen Luxus, dass wir z.B. eine Ferienreise pro Jahr immer noch fast zu den lebensnotwendigen Dingen rechnen. Das Prinzip ist dennoch: niemand soll überfordert werden. Die Gabe gibt jeder 'für/bei sich selbst', das heisst, aus freier Entscheidung. Und er gibt, soviel er kann. Gott möchte nicht, dass wir hier Druck haben oder einander Druck machen. Er möchte, dass wir freudig geben. er macht aber auf die Konsequenzen und den Segen der Grosszügigkeit aufmerksam.

2Kor 9:7-8 Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss

oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. 8 Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk Ein weiteres Mal zeigt Paulus (V.3-4), wie wichtig die Sache der Sammlung für die Heiligen ist: 3

Wenn ich aber angekommen bin, so will ich solche, die ihr für bewährt haltet, mit Briefen senden, daß sie eure Gabe nach Jerusalem hinbringen. 4 Wenn es aber der Mühe wert ist, daß auch ich hinreise, so sollen sie mit mir reisen. Er kümmert sich persönlich um die Überlieferung der Gabe. Es ist sozusagen Chefsache. Er sagt nicht: sammelt möglichst viel und seht dann, dass ihr es an den Ort sendet. Der Apostel will ganz sicher gehen, dass dieses Projekt sehr sorgfältig geschieht. Das sieht man daran, wie er alles sorgsam durchdacht anordnet.   

Es sollen mehrere Männer mit dem Geld nach Jerusalem reisen Es sollen bewährte Männer sein, die den Auftrag ausführen Paulus ist bereit, die Zeit aufzuwenden, um selber mitzureisen (neben all dem Wichtigen, das er als Apostel zu tun hat)

Es sind verschiedene Gefahren, die Paulus veranlassen, so sorgsam zu sein:

1. Waren auf diesen Reiserouten stets Räuber unterwegs, die die Brüder hätten überfallen können 2. War die Versuchung nicht zu unterschätzen, die das viele Geld bedeutet. Mehrere Brüder können aufeinander acht haben, damit niemand auf falsche Gedanken kommt. 3. War da auch die Gefahr der Verleumdung. Man könnte den Brüdern, die ehrlich die Gabe überliefern, etwas falsches nachsagen. Wenn sie mehrere Zeugen waren – und dann noch einen Brief mitbrachten, worin der genaue Betrag aufgeführt war, den sie überliefern sollten – waren sie geschützt vor jeder verleumderischen Anklage Auch heute tun christliche Gemeinden gut daran, wenn sie sich in finanziellen Angelegenheiten sorgfältig absichern. Geldsachen sind immer sehr heikel, eben weil sie eine so grosse Versuchung beinhalten. Was ziehen wir ausserdem für eine Lehre aus diesen Versen? Wir dürfen festhalten, dass diese Abschnitt nicht ein Gesetz für uns ist. Wir haben aber festgestellt, dass Paulus in göttlicher Weisheit handelt. Und der Apostel fordert uns auch auf, ihn nachzuahmen, so zu handeln und zu leben, wie wir es an ihm gesehen haben.

Phil 4:9 Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

Wie sollen wir also demnach mit unserem Besitz umgehen? Zusammenfassend ein paar Prinzipien: Alles gehört dem Herrn. Das Wissen darum prägt unser Geben: - Regelmässig - Jeder bei sich (im Stillen, ohne Pauken und Trompeten) - Freudig, freiwillig - Nach Gedeihen Wir haben gehört (2Kor 9:6): Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten.

Lk 6:38 Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn mit demselben Maß, mit dem ihr messt, wird euch wieder gemessen werden.

Geben ist eine Sache des Vertrauens. Vertrauen wir dem Wort Gottes, dass er für uns sorgt, wenn wir uns für sein Reich sorgen? Vielleicht ist es tatsächlich so, dass es keinen besseren Anzeiger für unsere geistliche Haltung gibt als die, wie wir mit unserem Besitz umgehen.