Das Spectakel geht weiter… Specter TWO von CARSON Modelsport

Keine andere Sparte im RC Car Modellbau wächst derzeit so stark und erfreut sich so vieler Neueinsteiger wie die 1:8 Offroad Buggys und Truggys. Nach etlichen Neuentwicklungen auf dem Buggy Gebiet ist es nun fast selbstverständlich, dass auch CARSON mit einem neuen 1:8 Offroad Buggy an den Start geht, dem Specter TWO. Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich hier bei um den fast gleichnamigen Nachfolger des beliebten und bewährten Einsteigermodells, den Specter Numero Eins. Die neue Version wartet nicht nur mit einem Facelift der Karosserie, sondern auch mit Neuerungen unter der Haube auf. Angeboten wird das Modell gleich in 5 verschiedenen Ausstattungen: 2 ARR Modelle mit .21 oder .25 Force Motor und ohne RC Elektronik, sowie 3 RtR Versionen mit .21, .25 oder sogar mit dem .32 Force Motor, der sogenannten „V-Line“. Bei den RtR Modellen ist selbstverständlich die RC Anlage schon betriebsbereit eingebaut. In diesem Bericht befassen wir uns allerdings ausschließlich mit dem Specter TWO V.21ARR, also dem vormontierten Modell mit 3,5ccm Motor, jedoch ohne Elektronik, welche selbst eingebaut werden muss. Das lässt Spielraum für individuelle Wünsche und richtet sich nach den Anforderungen des Benutzers, doch dazu später mehr.

Geliefert wird das Modell in einem bunt bedruckten Karton mit Klarsichtfenster, indem sich der Specter von seiner besten Seite präsentieren kann. Neben dem Modell enthält er natürlich eine ausführliche, bebilderte Betriebsanleitung, die auch in Punkto Einlaufen und Einstellen des Motors eine genaue Beschreibung liefert und somit auch für Neulinge keine Wünsche offen lassen sollte. Mit dabei sind noch einige Sticker zum individuellen Gestalten der Karosserie, sowie Dämpferclipse, Antennenröhrchen, Servohörner und andere Kleinteile. Überall an gefährlichen Stellen sind Warnaufkleber aufgebracht, um Verletzungen vorzubeugen.

Die Technik… …basiert in vielen Punkten auf bewährten Ansätzen des Vorgängers, wurde aber besonders im Bereich der Vorderachse, sowie dem Chassislayout überarbeitet und optimiert. Aufgebaut ist das Car auf einer massiven 3,5mm Alu Platte im wie fast alle Alu teile am Auto schicken, gebürsteten Alu Look. Das Chassislayout macht einen übersichtlichen und aufgeräumten Eindruck, alles scheint gut durchdacht zu sein. Natürlich sind alle Schrauben auf der Chassisunterseite bestens versenkt, selbst die Motorbefestigungsschrauben. Außerdem weist die Chassisplatte Einfräsungen für die Tellerräder der Differentiale, sowie im Bereich

des Motors auf. Dies reduziert den Schwerpunkt, da auf eine höhere Bauweise verzichtet werden kann. Die Getriebegehäuse wurden ebenfalls größtenteils übernommen und sind vertikal geteilt, was die Wartungsfreundlichkeit enorm vereinfacht. Hinten unh vorne müssen nur 6 Schrauben und 2 C-Clipse gelöst werden, um das komplette Differential (Diff.) aus den Getriebegehäusen zu entnehmen. Auch bei den Innereien wird auf Bewährtes gesetzt, hier arbeiten 2 Spider (auf 4 Spider aufrüstbare) Differentiale in üblicher Kegel/Tellerrad Manier. Das Teller- bzw. Kegelräder sind aus dem Vollen gefräst und machen einen stabilen Eindruck. Die Verzahnung ist leicht geschwungen, um mehr Auflagefläche zu bieten. Die Diffs selber sind mit O-Ringen gedichtet und erlauben die Befüllung mit Silikonöl. Von Werk aus sind sie mit reichlich Fett gefüllt. Das vordere, sowie hintere Diff waren beide bestens im Getriebegehäuse mittels Zehntelscheiben ausdistanziert (geshimmt), um einen möglichst niedrigen Verschleiß zu erzielen!

Das Mitteldifferential verwendet das gleiche Diffgehäuse und ist mit einem stabilen Stahlhauptzahnrad verschraubt. Ein besonderer Clou ist der horizontal geteilte Mitteldiffhalter: Er besteht aus 4 in den Unterböcken arretierten Stahlstiften, 2 unteren Böcken, sowie 2 oberen Böcken, welche mit einer Kunststoffplatte verschraubt sind und das Gas/Bremsgestänge beherbergen. Dies hat den großen Vorteil, dass der untere Lagerbock auf dem Chassis belassen werden kann und nur die oberen 4 Schrauben gelöst werden und die Platte samt Böcken und Gestänge abgehoben werden kann. Schon hat man das Mitteldiff in der Hand - für Wartungszwecke oder Ölwechsel sehr praktisch! Die Kraftübertragung vom Mitteldiff zu den Differentialen, als auch von den Diffs zu den Achsen, erfolgt über ausreichend groß dimensionierte und passgenaue Knochen und Mitnehmer. Gelagert ist übrigens der gesamte Antriebsstrang, sowie auch die Achsen vorbildlich in beidseitig gummigedichteten Lagern, das sorgt für lange Lebensdauer der Lager und einen verschleiß- und verlustfreien Antrieb.

Als Herzstück arbeitet im Specter ein 3,5ccm Force Motor mit Seilzugstarter, sowie 3-Backen-Kupplung, Stahlglocke und Reso. Alles nichts Außergewöhnliches, jedoch solide gefertigt und bewährt.

Eine der größten Veränderungen… …hat sich offensichtlich an der Vorderachse zugetragen: Statt einem Pivot-Ball System in der ersten Version setzt Carson nun auf ein ebenso bewährtes C-Hub/Lenkhebel System. Hierbei sind die Lenkhebel aus Alu Druckguss und werden in Buchsen in den C-Hubs gelagert. Ebenso die unteren und oberen Querlenker wurden neu designed und machen nun einen runderen und professionelleren Eindruck! Als Dämpfer arbeiten die bewährten Öldruckstoßdämpfer mit üblichen 3,5mm Kolbenstangen, die Gehäuse sind aus Kunststoff, die Dämpferkappen aus poliertem Aluminium. Die 4mm Alu Dämpferbrücke hat auch ein kleines Update über sich ergehen lassen und bietet nun neue Verstellmöglichkeiten der Dämpferpositionen, auch sie glänzt im gebürsteten Look. An der Vorderachse kann mittels Spurstangen die Spur, sowie der Sturz der Räder stufenlos verstellt und natürlich die Dämpferpositionen verändert werden. Dazu stehen in der Brücke 4 und im Querlenker 2 Löcher zur Verfügung. Die Querlenker sind wie beim Vorgänger mittels verschraubten Hingepinhaltern an den Getriebegehäusen und C- Clips befestigt. Eine weitere wichtige Veränderung hat sich bei der Lenkung zugetragen: Diese ist nun vor allem um einiges leichtgängiger als beim Vorgänger und lässt durch kleine Modifikationen auch mehr Lenkeinschlag zu. Die Versteifungsplatte ist nun serienmäßig aus 3mm Aluminium! Auf dem Chassis wird die ganze Einheit mittels einer Kunststoff Versteifungsstrebe abgestützt. Kunststoff ist hier wegen dem Chassisflex eine gute Wahl, das macht das Fahrzeug gutmütiger und es ist auf buckeligen Strecken leichter zu fahren Nach der Betrachtung der Vorderachse kommen wir nun zur Radioplatte in der nachher die Servos ihren Platz finden werden.

Die Platte ist ebenfalls aus 3mm Alu gefertigt. Auch hier wurde etwas zugunsten des Schwerpunkts verändert: Das Lenkservo wird nun nicht mehr stehend, sondern liegend eingebaut! Das Gasservo findet in gewohnter Manier stehend neben dem Mitteldiff Platz. Die Platte wird mit 2 Alu Stützen, sowie mit der 2-teiligen, Spritzwasser geschützten Box verschraubt. Es genügt 7 Schrauben und die Gestänge zu lösen, um die komplette Radioplatte samt RC Box mit allem drum und dran aus dem Fahrzeug zu entnehmen. Die Hinterachse ist weitestgehend vom Vorgänger übernommen worden. Das gleiche Befestigungssystem für die Querlenker findet sich hier (Hingepins mit C-Clips) Die Dämpferbrücke bietet 7, der Querlenker 4 Verstellmöglichkeiten für die Stoßdämpfer, damit sollte sich das Auto so ziemlich auf jede Strecke abstimmen lassen. Der Sturz lässt sich ebenfalls über Spurstangen einstellen.

Die Komplettierung… …beschränkt sich im Wesentlichen auf den Einbau der RC- Elektronik. Im Einzelnen werden also noch 2 Servos, ein Empfänger, Schalter und ein Empfängerakku für das Modell selber benötigt, selbstverständlich auch noch ein Sender. Bei der Wahl des Empfängerakkus sollte man direkt auf einen fertig verlöteten 6 Volt Pack in Pyramidenform setzen (sog. Hump pack), das erhöht die Geschwindigkeit der Servos und ist für den Betrieb sicherer! Auch ein Failsave ist eine lohnende Investition, sofern man keine DSM Anlage verbaut. Für den Einbau der Komponenten wird am besten zunächst die gesamte RC Einheit ausgebaut, dies geht recht fix und erleichtert den Einbau von Servos etc.

Auf der Lenkung sollte direkt ein stärkeres Servo mit Metallgetriebe zum Einsatz kommen, ab 10kg Stellkraft ist man hier gut bedient. An das Gasservo sind die Ansprüche geringer gestellt, trotzdem sollte man auch hier nicht sparen. In unserem Fall kommt auf der Lenkung ein Hitec HS-5955TG mit Titangetriebe und 24 Kilo Stellkraft zum Einsatz, welches noch aus Truggybeständen übrig geblieben war. Selbstverständlich tut ein 10-15KG Servo genauso gut seinen Dienst. Auf Gas/Bremse wird ein schnelles Bluebird BMS-610 eingesetzt. Das Lenkservo wird wie schon erwähnt liegend in eine Plastikschale eingebaut, dort ist es gut geschützt und auch an die Kabelverlegung wurde gedacht! Zur Montage des Gasservos müssen die beiliegenden Schrauben und Plastikböckchen verwendet werden, welche quasi als „Muttern“ dienen. Dank der geräumigen und geteilten RC Box kann auch ein großer Empfänger mit Schaumstoff sowie allen Kabeln gut im kleineren Fach verstaut werden. Das größere Fach bleibt somit frei für den Akku und es fliegt nicht jedes Mal der Kabelsalat mit heraus. Natürlich sollte man auch nicht vergessen, den Schalter zu verbauen, dieser ist ebenfalls gut geschützt in der Box untergebracht und wird an der Box festgeschraubt. Zur Hilfe kann sogar der obere Plastikrahmen der Box abgenommen werden! Nachdem die Radioeinheit wieder verbaut ist, geht es ans Gestänge einstellen, hierzu noch kurz ein paar Worte: Der Akku wird angeschlossen, der Sender eingeschaltet und - falls nicht schon erledigt alle Funktionen auf neutral gestellt (Trimmung, Ausschlag...). Nun werden in dieser Stellung die Servohörner passend in Neutralstellung aufgesteckt und festgeschraubt. Dann sollte der Servoweg so begrenzt werden, dass das Servo nicht mehr „drückt oder schiebt“, als es zu bewegen gibt. Dies gilt bei der Lenkung links/rechts genauso, wie bei Gas und Bremse. Der Vergaser sollte nicht weiter aufgezogen werden, als er dies mechanisch zulässt, dies vergessen leider Viele. Nun steht nach dem Einlaufen dem ersten Fahrvergnügen nichts mehr im Wege und es kann bald losgehen…

Der erste Start… …fand auf einem abgesperrten Parkplatz statt. Der Sprit wird eingefüllt, das Reso zugehalten und ein paar Mal am Seilzug gezogen, bis der Sprit im Vergaser angekommen ist. Nun wird der Glüher aufgesteckt und nach wenigen Zügen am Seilzug erwachte der 3,5ccm Force Motor zum Leben und schnurrte nach kleinen Korrekturen der Low Speed Nadel und des Standgases sauber vor sich hin. Nach der obligatorischen Tankfüllung im Stand folgte das weitere Einlaufen im Fahrbetrieb. Wichtig hierbei ist, dass der Motor nicht zu heiß, aber vor allem auch nicht zu kalt eingefahren wird (was öfter vorkommt als man denkt). Die Temperatur sollte zwischen 90 und 110°C liegen. (Im späteren Betrieb auf voller Leistung sind bis zu max. 130°C möglichst einzuhalten). Da die genaue Einlaufprozedur schon zu Genüge besprochen wurde, möchte ich hier auf die beiden wirklich super geschriebenen Anleitungen aus der AMT verweisen (http://www.carson-forum.de/thread.php?threadid=2724) Nachdem das Einlaufen beendet war, wurde der Motor auf seine volle Leistung eingestellt und es wurde langsam ersichtlich, was in diesem unscheinbaren Motörchen steckt.

Der Praxistest… …erfolgte auf der Offroad Strecke des MSV-Hürtgenwalds. Der Motor wurde noch fein eingestellt und dann ging es auf die Strecke. Ich war sehr überrascht, wie gut das Auto schon mit dem Grundsetup auf der Strecke lag. Die Lenkung ist direkt und setzt die Befehle mit viel Grip auf die Strecke um. Die mitgelieferten Reifen bieten trotz ihrer harten Gummimischung enormen Grip auf dem Kunstrasen. Das Fahrwerk arbeitet sehr dynamisch und schluckt Unebenheiten ohne Murren, dadurch liegt das Auto sehr satt auf der Strecke und kommt auch in Kurven nicht aus der Ruhe. Auch die Neigung zum Kippen in Kurven ist selbst auf einer Kunstrasenstrecke wie in Hürtgenwald, die zudem noch am Hang liegt, sehr gering. Andere anwesende Buggys hatten damit mehr zu kämpfen. Man musste es schon provozieren, um den Specter aufs Dach zu legen.

Nach Veränderung der Sperrwirkung der Diffs mit Hilfe Silikönöls (15.000/10.000/5.000, man sollte sich hier nicht über die großen Werte wundern, da die Sperrwirkung bei 2 Spiders deutlich geringer ausfällt) verbesserte sich die Traktion nochmals spürbar und das Fahrzeug lag noch ruhiger auf der Strecke. Das Heck bricht so gut wie gar nicht aus und folgt brav dem Rest der Fahrzeugs. Auch durch Kurven lässt sich das Fahrzeug äußerst agil steuern, um danach wieder mit Vollgas heraus zu beschleunigen. Falls man doch einmal zu viel Gas gibt, untersteuert das Fahrzeug brav, ohne nervös zu wirken oder zum Ausbrechen zu neigen. Die vorderen Dämpfer wurden am Querlenker noch ein Loch weiter innen eingehängt und die Madenschrauben angepasst, um mehr Ausfederweg zu erreichen. Damit lässt sich das Car noch besser über das Waschbrett manövrieren. Das verwendete Dämpferöl stellte sich als ein guter Allroundwert aus, vielleicht etwas zu weich, aber das kommt ja auf die Strecke an. In der Luft verhält sich der Specter sehr neutral und ausgeglichen und sollte die Nase doch mal in der falschen Position sein, lässt sich dies gezielt mit Gas oder Bremse ausgleichen, sodass man so gut wie immer wieder auf allen Vieren landet. Natürlich wurde das Fahrzeug am Testtag auch mal in unterschiedlichste Hände gegeben. Sowohl Einsteigern als auch älteren Piloten hatten nach einigen Runden das Grinsen im Gesicht und sie waren positiv vom gutmütigen und neutralen Fahrverhalten überrascht! Der Specter musste auch einige Einschläge und Strapazen, gerade von den etwas unerfahreneren Piloten, über sich ergehen lassen, doch bis auf ein paar „Kampfspuren“ und 2 verlorene Schrauben an der Spoilerhalterung überstand er alles schadlos!

Der Force Motor lief übrigens den ganzen Tag über zuverlässig und ohne Zicken einen Tank nach dem anderen. Man kann von ihm zwar keine brachiale Beschleunigung, wie von einem .28 Motor erwarten, aber er beeindruckt mit einer guten Enddrehzahl und Zuverlässigkeit. Und vielleicht trägt gerade diese Gutmütigkeit dazu bei, dass das Fahrzeug so leicht beherrschbar um den Kurs zu manövrieren ist.

Auch beim finalen Check… …fielen keine großen Anzeichen von erhöhtem Verschleiß auf, die Knochen und Mitnehmer sahen noch fast aus wie neu und auch bei den Getrieben und den Diffs zeigte sich sogut wie kein Verschleiß. Lediglich ein paar Schrauben mussten nachgezogen werden, aber das sollte ja sowieso selbstverständlich sein. Die Lager, sowie alle Aufhängungsteile hatten sich eingelaufen und gingen dementsprechend leichter oder wiesen etwas mehr Spiel auf, was völlig normal und sogar von Vorteil sein kann. Ansonsten zeigt das Chassis, sowie die Karosserie normale Gebrauchsspuren, die wohl niemand, der Offroad fährt, vermeiden kann.

Das Fazit… …ist insgesamt ohne Frage positiv! Mit dem Specter TWO hat CARSON Modelsport einen würdigen, verbesserten Nachfolger des ersten Specter’s geschaffen. Das Fahrzeug überzeugt durch unkomplizierte Handhabung, bewährte Technik, sowie gutmütige Fahreigenschaften in der Praxis. Der Specter zielt gerade auf Einsteiger, oder diejenigen, die einmal etwas Rennfeeling schnuppern wollen ab und sollte erst einmal keine Wünsche offen lassen. Und wenn es doch einmal etwas anspruchsvoller wird, steht ein reichhaltiges Tuningangebot zur Verfügung.

© Timo Blößer 2008