Kunst Kultur Konzeption

Sozialprojekt in Nepal, Buddhanilkantha, 2008

PROJEKTBESCHREIBUNG

Für die und mit den Patienten der Leprahilfestation Shanti in Buddhanilkantha im Kathmandu-Tal und mit 15 Helfern aus Deutschland leitete die KuKuk GmbH im Oktober 2008 ein Bauprojekt in Nepal. Durch den hinduistischen Hintergrund sind Leprakranke in Nepal mit einem Fluch belastet und werden entsprechend verachtet. Sowohl die infizierten Menschen wie auch ihre Familien werden aus der Dorfgemeinschaft verstoßen. Aus Angst vor diesem Schicksal versuchen die Menschen ihre Krankheit so lange wie möglich geheim zu halten, was ein frühes Stoppen von Lepra natürlich ausschließt. Viele der Kranken kommen nach Kathmandu, wo sie an den Tempeln betteln.

Lepra nennt man auch die Krankheit der armen und unterernährten Menschen – da sie ein zu schwaches Immunsystem für die Abwehr haben. So lässt sich erklären, warum so viele Menschen in Nepal unter Lepra leiden. Lepra kann gestoppt werden, die bis dahin abgestorbenen Gliedmaßen bleiben aber ein Leben lang ohne Gefühl. Shanti, ein ursprünglich aus Deutschland initiiertes Projekt, ist heute die größte Leprahilfestation in Nepal. An drei Standorten in Kathmandu und Umgebung gibt Shanti den aus der Gesellschaft verstoßenen Menschen einen neuen Lebensrahmen. Leprapatienten und ihre Familien werden hier aufgenommen, kostenfrei ärztlich versorgt und lernen mit ihrer Krankheit umzugehen, das heißt die nötige Hygiene einzuhalten und zum Beispiel offene Wunden immer gleich zu schützen. Die Menschen bekommen die Möglichkeit ihren Fähigkeiten entsprechend zu arbeiten, sei es als Näherin, als Weberin, als Schreiner in den shantieigenen Werkstätten oder in der Landwirtschaft. So können sie wieder für sich und ihre Familie sorgen und haben einen neuen Lebensraum. Für die Kinder der Familien gibt es sowohl einen Kindergarten, wie auch eine „Waldorf Inspired School“ in Buddhanilkantha, einem der drei Shantistandorte. Das Ziel von KuKuk war diesen Kindern einen Spielraum zu schenken. Mit einem Spielplatz hat jedes der spielenden Kinder neue Freudenmomente. Die Arbeit sollte gemeinsam mit den Nepalis vollbracht werden, was einen kulturellen Austausch ermöglicht.

BAUEINSATZ Insgesamt hatten wir drei Bauplätze. Wir gestalteten zunächst einen Hangelwald mit Seilen und einer Strickleiter. An einer zweiten Baustelle entwickelten wir eine Kletterstruktur aus Bambus. Um diese zwei „Spielplätze“ zu verbinden gruben wir einen Tunnel unter der Treppe dazwischen, den wir mit alten Plastikfässern und einer Betondecke befestigten. Hier zeigte sich etwas für die Bauphase typisches: Ohne Improvisation kommt man in Nepal nicht weit – so dienten die Fässer wohl früher als Ölfässer. Die Ideen für die Spielanlage entstanden zum Teil durch die Kinder. So hatten wir Bambusstangen an einem Hang liegen, auf denen die Kinder plötzlich zu rutschen begannen. Wir übernahmen diesen Impuls und bauten eine Baumbusrutsche.

Unsere dritte Baustelle war eine schattenspendende Bambuspergola für die von Shanti aufgenommenen behinderten Kinder. Aus gespalteten Bambusstangen gestalteten wir Boden und Dach. Um den Bambus auch akustisch auszutesten bauten wir als kleine Spielerei ein Bambusklangspiel aus abgesägten Bambusstangen in verschiedener Länge und Dicke. Es waren ganz neue Umstände und Vorraussetzungen für eine Baustelle. Die versprochenen Vorbereitungen am Gelände das wir bebauen wollten waren zum Beispiel noch nicht ganz getroffen als wir ankamen. Wir mussten daher zunächst mit allen vorhandenen Schaufeln das lehmige Gelände abtragen.

Impressum: Fotos von Leander Dreißig, Raoul Bastian Ehret, Heiko Just, Junia Rochard, Lisa Storz und Robin Wagner Text und Layout von Madeleine Ronner

Schnell merkten wir, dass wir von der deutschen, ausgeprägten Arbeitsdisziplin etwas Abstand nehmen müssen. Stressen hat in Nepal wenig Sinn, man muss Geduld haben und die Ruhe bewahren. Durch den täglichen Stromausfall zum Beispiel war man gezwungen eine Pause zu machen oder eine Arbeit, bei der man keinen Strom benötigte, zu suchen. Abgesehen von einer Bohrmaschine und einer Flex haben wir alles von Hand gesägt, geschliffen und tonnenweise Beton gemischt. Mit der Stromversorgung der Maschinen waren wir Europäer total überfordert. Der Shanti-Elektriker verknotet einfach die Phasendrähte der Maschine und des Verlängerungskabels miteinander, isolierte das Ganze mit Tape und steckte dann die Drähte des Kabels in die Steckdose. Wir werden automatisch nervös – aber es funktioniert einwandfrei. Auch das Material war eine neue Erfahrung. So war unser Grundrohstoff – Bambus - ein in Deutschland eher seltenes Material. Bambus ist elastisch aber nicht sehr langlebig, da es schnell trocken und spröde wird. Man verbindet die einzelnen Teile untereinander mit Draht.

Den Eindruck den man schon durch die Bilder der wild spielenden Kinder bekommt ist noch nicht genug. Wild und freudig sind keine Ausdrücke das Glück der Kinder über ihren neuen Spielplatz zu beschreiben. Schon während der Arbeit beobachteten die Kinder uns eifrig und halfen dann mit. Gingen wir dann aber zwei Schritte zurück, bestürmten die kleinen Nepalis die Spielmöglichkeiten sofort. Neben dem großen Geschenk für die Kinder von Shanti muss man auch die besondere Qualität eines vergleichbaren Projekts für jeden der Mitwirkenden erwähnen. Durch die gemeinsame Arbeit, also dem gemeinsamen Ziel, entstehen Kontakte und Beziehungen zu der Bevölkerung einer fremden Kultur. Man beobachtet nicht nur, sondern man bewegt sich in diesem anderen Kulturraum – wodurch man einen tieferen Einblick und einen authentischeren Eindruck bekommt.

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