Konzept Hort Am Palitzschhof

Konzept 4.0 – Stand 08.04.2015 Konzept Hort „Am Palitzschhof“ 1 Konzept 4.0 – Stand 08.04.2015 Inhaltsverzeichnis Sozialraum Prohlis Pädagogische ...
Author: Heinz Lenz
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Konzept 4.0 – Stand 08.04.2015

Konzept Hort „Am Palitzschhof“

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Konzept 4.0 – Stand 08.04.2015 Inhaltsverzeichnis Sozialraum Prohlis Pädagogische Grundhaltung Das Team und seine Arbeitsansätze Individuelle Förderung und Integration – Förderschulhort, Ganztagsbetreuung und Co. Erziehungspartnerschaft Räume und Gelände Beteiligung und Mitbestimmung Ausbildung und Praktika Unser Träger – der VSP e.V. Qualitätssicherungsinstrumente, Qualitätsentwicklung und Beschwerdeverfahren Literatur

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Sozialraum Prohlis Der Stadtteil Prohlis wurde zwischen 1976 und 1980 erbaut. Es entstanden Plattenbauten mit ca. 10.000 Wohnungen und einer daraus resultierenden Wohndichte. Das Einzugsgebiet Prohlis wurde im Jahr 2000 in das Bund-Länder Programm „Stadtteile mit besonderen Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“ aufgenommen. Aktuelle sozialstrukturelle Daten wurden durch das Programm erhoben (www.sozialestadt.de). Der Stadtteil Prohlis hat einen weitgehenden sanierten Wohnbestand mit gut ausgestatteten Wohnungen zu günstigen Mieten. Gepflegte Grünanlagen und Spielplätze laden zum Verweilen ein. Die Einkaufswege sind kurz. Allein im „Prohliszentrum“ befinden sich über 40 Fachgeschäfte, Dienstleister, Supermärkte und gastronomische Einrichtungen. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl von Einrichtungen, Initiativen und Vereinen, die engagiert für den Stadtteil und seine Bürger arbeiten und bei Problemen Hilfe und Unterstützung anbieten. Die gesundheitliche Betreuung der Bewohner wird durch zahlreiche Fachärzte, Physio- und Ergotherapeuten auf qualitativ hohem Niveau gewährleistet. Es gibt gute Verkehrsanbindungen in die verschiedensten Stadtteile. Dennoch hat Prohlis als großes Plattenbaugebiet mit erheblichem Imageverlust zu kämpfen.

Pädagogische Grundhaltung Jeder Mensch lernt selbstbestimmt und am besten, wenn:      

sein Tun durch eigenen Antrieb und durch seine Erfahrungen im Alltag motiviert ist, er Fehler machen darf und sie als Notwendigkeit nicht ausgeschlossen sind, er in positiv emotional besetzten Situationen lernen kann, mit allen Sinnen die Umwelt erforscht wird, Freizeit, Gemeinschaft und Spiel als Basis der Bildung betrachtet werden und Zeit für die Unterstützung bei seinen Vorhaben vorhanden ist.

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Um diesen Grundannahmen gerecht zu werden, legen wir den Schwerpunkt auf:      

Jedes Kind kennt und hat seinen Platz innerhalb der Gruppe. Jede Gruppe wird beständig, d.h. möglichst bis zur 4. Klasse von einer Bezugsperson begleitet, die Wünsche und Anregungen der Kinder zeitnah im Alltag berücksichtigt. Jede Fachkraft arbeitet situationsorientiert und geht vom Lebensalltag des Kindes aus. Kinder sind Akteure ihrer Entwicklung und nehmen vor allem durch Spiel die Eigenverantwortung für die selbstständige Gestaltung des Nachmittags an. Im Dialog mit den Kindern entstehen Projektvorhaben, die gezielt mit ihnen gemeinsam umgesetzt werden. Die öffnende Arbeit findet aus einer festen Gruppe heraus statt. Das einzelne Kind hat so die Möglichkeit, seine sozialen Kontakte zu pflegen bzw. gruppenübergreifend auszubauen. Themenorte werden mit einbezogen.

Jedes unserer Kinder ist einmalig, hat besondere Stärken, Fähig- und Fertigkeiten, welche wir uns bemühen zu erkennen und zu fördern. Jede Fachkraft arbeitet individuell in einem klar strukturierten Tageslauf, welcher sich nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder richtet aber auch die Rahmenbedingungen der Gemeinschaft einbezieht. Gemeinsames Spielen, Leben und Lernen in Alltagssituationen gehört zu unserer täglichen Auseinandersetzung, wie differenziertes Eingehen auf das einzelne Kind, welches unserer Hilfe und Obhut bedarf. Wir sind verstehen und partnerschaftlich und begleitend, nicht nur für die Kinder, sondern auch für Eltern und Erziehungsberechtigte. Gemeinsam mit den Eltern und Familienangehörigen, den öffentlichen Einrichtungen, Schule u.a., schaffen wir Höhepunkte und Aktivitäten, um bei den Kindern Werte zu vermitteln und den Alltag interessant und abwechslungsreich zu gestalten (z.B. Sommer- und Herbstfest, Weihnachten, Ostern, Exkursionen, Ausflüge und Feriengestaltung). Wir vermitteln unseren Kindern das Gefühl willkommen zu sein und eine selbstbestimmte Teilnahme in einer Gemeinschaft zu erfahren. Die Kinder können:  Spielen,  aktiv sein,  abschalten,  träumen,  forschen,  Neues entdecken und  sich mit vielen Dingen auseinander setzen. Angebote können sein:  Sport und Spiel (täglicher Aufenthalt im Freien),  Experimentieren und Forschen (Projekte zur Natur- und Umgebungserkundung),  Hausaufgabenunterstützung nach Absprache mit den Lehrern,  Sprache und Kommunikation, z. B. durch Theater, Leseförderung oder Erzählen,  Malen und Gestalten (Malwettbewerbe oder Keramikkurs) und  Kochen und Backen (gesunde Rezepte werden ausprobiert, Kost neu variiert).

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Wir sind für die Eltern Begleitung und BeraterIn im Erziehungsalltag und geben fachliche Unterstützung in Fragen der Bildung und Erziehung ihrer Kinder. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit der Erziehungsberatung und Familienhilfe durch Fachkräfte. Wir ermuntern die Kinder ihre Gefühle, Befindlichkeiten und Konflikte zu verstehen und zu bearbeiten. Oberstes Ziel ist das Wohlbefinden der Kinder. Kinder werden befähigt:  aktiv und eigenverantwortlich am Alltagsgeschehen teil zu nehmen,  sich jederzeit und in jeder Lage Hilfe ein zu holen,  Beschäftigungen aus einer Vielfalt von Angeboten selbst auszuwählen, zu planen, durchzuführen und Spielpartner dafür frei zu wählen,  für langfristige Projekte und traditionelle Vorhaben, Ideen und Vorschläge zur Gestaltung ein zu bringen,  durch Aushandeln sozialer Regeln (Fotocollage zu Regelplakaten der einzelnen Gruppen) ihr Selbstvertrauen zu stärken und  Regeln für ein entspanntes Gruppenleben gemeinsam zu erstellen und nach Absprache jederzeit verändern zu können. Bei uns gibt es eine Hausordnung. Sie enthält Regeln zum Aufenthalt im Freien, wie z. B. zur Ausgabe von Spielzeug aus dem Gartenhaus und Verhaltensregeln innerhalb des Gebäudes. Alle Kinder erlernen bei uns im täglichen Umgang mit Differenzen zwischen unterschiedlichsten Partnern umzugehen. Kinder aus anderen Kulturkreisen werden ermuntert viel über ihr Land zu erzählen und das Anderssein zu erklären (Sitten und Bräuche).    

„Der Mensch, sein Wohlergehen, seine Fähigkeit zur Selbstbestimmung und seine Entfaltungsmöglichkeiten stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.“ In jeder Gruppe gibt es regelmäßige Gesprächsrunden zu anstehenden Fragen und Vorhaben, die gemeinsam diskutiert und abgestimmt werden. Thementage sind Bestandteil unserer Arbeit. Durch Interviews und Befragungen werden Stimmung und Angebote im Hort sichtbar und evaluiert.

Das Team und seine Arbeitsansätze Im Team lernen, lachen und streiten spielen Fachkräfte beiderlei Geschlechts mit den ihnen anvertrauten Kindern und Eltern die zentrale Rolle. Die Steuerung wird in einem Geschäftsverteilungsplan organisiert, welcher inhaltliche, fachliche und organisatorische Steuerung der Einrichtung beschreibt. Dabei legen wir auf eine basisdemokratische Teamkultur wert. Der inhaltliche Dialog ist basisdemokratisch. Verwaltungsroutinen und Verfahren sind klar delegiert. So erreichen wir ein hohes Maß an Mitverantwortung der Fachkräfte und Effizienz bei automatisierten Prozessen und Verbindlichkeiten. Im Team arbeiten:  Dipl. Sozialpädagogen  Dipl. Pädagogen  staatl. Anerk. Heilpädagogin mit Montessori - Ausbildung  staatl. anerkannte ErzieherInnen, davon 5 mit heilpädagogischer Zusatzqualifikation 4

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Jede Fachkraft im Team hat zusätzlich zur Gruppenarbeit noch spezielle Aufgaben im Steuerungsbereich, wie z.B. Feriengestaltung, Unfallschutz, Elterngremien, Finanzen, Organisation, Betriebswirtschaft, Veranstaltungsplanung, Praxisanleitung, Dienstplanung, Belehrung u.a. Platzzahl Summe 215  davon 20 Förderschulhort Sprachheilschule 

10 Integrations- Kinder – Plätze



1. Klassen



Mehrbetreuung

Gruppenstruktur 10 Gruppen insgesamt  in 5 Gruppen möglich  Fachkräfte mit HZQ  Heilpädagogin  in 5 Gruppen möglich  max. 10 Kinder mit Status  Fachkräfte mit HZQ  Schuleingangsphase und Übergangsgestaltung  Eingewöhnungsphase 1. Halbjahr  Regulierung über Kernzeiten  Früh- und Spätdienst

Individuelle Förderung und Integration – Förderschulhort, Ganztagsbetreuung und Co. Wir nehmen jedes Kind in seiner Besonderheit und Einzigartigkeit wahr. Im Hort lernen und leben Kinder unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Entwicklungsständen gemeinsam. Kinder mit einem erhöhten Förderbedarf (z.B. in der Sprachentwicklung, beim Lesen oder Schreiben, Migration, Jugendhilfe) werden bei uns im normalen Hortnachmittag betreut. Jedes Kind ist einmalig in seiner Persönlichkeit und wir orientieren uns in unserem Umgang:   

am jeweiligen individuellen Entwicklungsstand, an ganzheitlich orientierter Entwicklung und an den besonderen Stärken, Fähigkeiten und Fertigkeiten eines jeden Kindes.

Gemeinsames Leben, Spielen und Lernen in Alltagssituationen ist für alle Kinder gleichermaßen eine Chance. Differenzierte Arbeit nützt nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen. Je besser wir auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Kinder reagieren können, umso entspannter ist der Arbeitsalltag. Sogenannte Verhaltensauffälligkeiten verflüchtigen sich, wenn:     

Kinder ihren eigenen Fragen folgen, sie an ihrer Arbeit und ihren Interessen dran bleiben können, sie Zuwendung erhalten, auf sie differenziert und individuell eingegangen wird und sie sich integriert fühlen.

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Beobachtung ist Beachten Beobachtung von Kindern verstehen wir als Beachtung. Sie beruht auf der Achtung vor dem Willen und den Wünschen der Kinder. Um die Kinder besser zu verstehen und kennen zu lernen, führen alle Fachkräfte tägliche Beobachtungen durch. Diese geben den Fachkräften die Basis, Entwicklungsprozesse besser zu verfolgen, Entwicklungswege zu erkennen und auf die Bedürfnisse und Stärken entsprechend zu reagieren. Inklusion Förderschulhort, Integrationsplätze und Tagesgruppe Zentral für den Prozess der Inklusion ist die gruppenübergreifende öffnende Orientierung der einzelnen Gruppen. Das Maximum ist die Besetzung von 5 Gruppen mit entsprechend ausgebildeten Fachkräften. Die Absicherung der vom Landesjugendamt vorgeschriebenen Schlüssel ist für max. 30 Plätze erforderlich.  

20 Kinder Förderschulhort / Ganztagsbetreuung 10 Integrationskinder (ehemals z.B. Tagesgruppe)

Dafür erforderlich ist die Absicherung der Gruppen durch die Fachkräfte  Steuerung GTB/FSH und Heilpädagogin  Staatl. Anerk. Erzieherin mit HZQ  Staatl. Anerk. Erzieherin mit HZQ  Staatl. Anerk. Erzieherin mit HZQ  Staatl. Anerk. Erzieherin mit HZQ (Vertretung, Doppel) Die 5. Fachkraft für Vertretung und Doppelbesetzung ist notwendig, weil Krankheit, Urlaub und Fortbildung immer Ausfallsituationen schaffen und bei Präsenz aller Fachkräfte durch Doppelbesetzung Förder- und Beobachtungssituationen gewährleistet werden können. In allen 4 Gruppen führt die öffnende Struktur des Betreuungsalltages zu einem Anteil der zu betreuenden FSH, I und LRS Kinder von mehr als 50%. Der Förderschulhort (FSH) / die Ganztagsbetreuung (GTB) ist ein Angebot für Kinder der Sprachheilschule und setzt die entsprechende Förderung der Kinder im Hort fort. "Das Kind dort abholen, wo es steht" ist Motto in der Förderung und Betreuung.           

20 Kinder der 1. - 2. Klasse Betreuung und ganzheitliche Förderung durch Heilpädagogen und Fachkräfte mit Heilpädagogischer Zusatzqualifikation enge Zusammenarbeit mit den Lehrern der Sprachheilschule Altersmischung als Methode Entwicklungsgespräche Beratung der Eltern Dokumentation der Entwicklung im Entwicklungsbericht Förderplan

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Positionierung zur Offenen Arbeit – Motto: Pädagogik ist Beziehung Das Team arbeitet in einer Bezugsgruppenstruktur. Wir sind bestrebt, dass jedes Kind eine Bezugsperson bis zur 4. Klasse hat. Jedes Kind hat somit einen festen Gruppenraum als zentralen Anlaufort und eine zentrale Bezugsperson. Mit wachsender Beziehung und dem Einleben in den Alltag wird der Betreuungsalltag öffnender und das Kind hat die Möglichkeit andere Räume, Gelände, Themenorte und Gruppen in seinen Nachmittagsalltag einzubeziehen. Wir haben uns gegen das konsequente „Offene Konzept“ entschieden, weil wir im hiesigen Sozialraum und den zugrundeliegenden Grundhaltungen der Fachkräfte und den bestehenden Rahmenbedingungen, pädagogischen Werten (z.B. Beziehung, Gemeinschaft) einen hohen Stellenwert verschaffen wollen. Werte, die unserer Meinung nach die Achillesferse des Offenen Konzepts darstellen. Ein Kind immer im Mittelpunkt ist auch allein und zur Gemeinschaft gehören alle Beteiligten. Im „Offenen Konzept“ erkennen wir folgende Herausforderungen und Auswirkungen in der Auseinandersetzung mit den vielen Erfahrungen: 

      

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Die Verantwortlichkeit der einzelnen Fachkraft für einzelne Lernbereiche reduziert deren Wahrnehmung und führt entgegen der ganzheitlichen Wahrnehmungsbestrebung zur „Themenscheuklappe“. Es kann zur „Inselpädagogik“ (z.B. „Gangpädagogen“ und „Geländeerzieher“) kommen. Transparenz, Verantwortlichkeit und Aussichtspflicht wird bedenklich entindividualisiert und vergemeinschaftet (Motto: Einer wird schon aufpassen). Verringerung des Potenzials der Fachkraft als feste Bezugsperson. Beziehung geht verloren bzw. wird nicht nachhaltig aufgebaut. Hohe Fluktuation gerade in Einrichtungen mit mehr als 100 Kindern führt zu Anonyminisierung im Alltag. Nichtberücksichtigung der Bindungstheorie, die Betreuung wird automatisierter und entpersonalisiert. Es entstehen Servicestrukturen (z.B. Portier- und Restaurantstrukturen). Tür- und Angelgespräche werden entsorgt und soziale Bindekraft wird an Honorar- und externe Fachkräfte ausgelagert. Pädagogische Arbeit und Betreuung verliert an Bildungsanspruch und wird an Leistungsund Servicebegriffen neu ausgerichtet. Die Auflösung der Gruppenräume und Umwandlung in offene Funktionsräume führt zum Verlust von Geborgenheit und Zugehörigkeit. Mit den Kindern in Vollversammlungen und Kinderkonferenzen den Diskurs zu wagen, ihnen Verantwortung für ihre eigene Zufriedenheit, ihr Lernen und für andere zu übertragen, wird von vielen Eltern oft mit Überforderung verbunden. Hier ist Elternarbeit und Grundhaltung notwendig, um ehrliche Beteiligung zu ermöglichen und nicht Alibigremien und Scheinbeteiligung zu installieren. Didaktische Prinzipien „vom Einfachen zum Komplexen“ oder „vom Leichten zum Schweren“ werden zunehmend vernachlässigt. Offene Konzepte erleichtern in hierarchischen Strukturen und Organisationen, die von Bürokratien abhängig sind, betriebswirtschaftliche Effizienztendenzen. Sparzwang ist im „Offenen Konzept“ leichter zu kaschieren und Personalschlüssel sind nicht transparent.

Daher stimmen wir zu, wenn Gerlinde Lill sagt: „Konzeptionelles Öffnen beginnt im Kopf, beim Nachdenken über gewohnte Arbeitsweisen und ihre Wirkungen, über Veränderungsbedarf und Alternativen. Offene Arbeit ist kein Konzept, das man „implementieren“ kann, sondern ein Prozess aus Praxisreflexion und Praxiserprobung. Auf diesen Prozess müssen sich Fachkräfte 7

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freiwillig einlassen, weil er Kindern und Erwachsenen gut tut. Offene Arbeit ist eine Basisbewegung. Davon lebt ihre Entwicklung. In letzter Zeit kommen Öffnungsbestrebungen seltener von der Basis, umso häufiger von Trägern, also von Vorgesetzten. Nicht immer ist klar, was damit bezweckt und unter Offener Arbeit verstanden wird. Die Folge: Wenn Offene Arbeit „verlangt“ wird, machen viele Kolleginnen dicht.“ Worum geht es bei offenem Arbeiten:    



Im Kern geht es um eine veränderte Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen. Es geht darum, das Machtverhältnis zu reflektieren und neu zu justieren. Es geht darum, den Spuren der Kinder zu folgen und nicht gegen ihre Impulse, sondern mit ihnen zu arbeiten. Es geht darum, den Kindern einen Ort der Lebensfreude und des Abenteuers zu bieten, an dem sie Futter für ihre Neugier finden, Gelegenheiten bekommen, ihren Mut zu erproben, und auf Erwachsene treffen, die Zeit für sie haben. Es geht ebenso um soziale Verantwortung – als Teil persönlicher Freiheit.

Zentral ist das gemeinsame pädagogische Ringen im Alltag um ein gesundes Maß zwischen Individuum und Gemeinschaft. Der Hort bietet auf Grund der Anwesenheit vieler Menschen für beides Gelegenheit. Zusammenarbeit innerhalb des Hauses - Kooperation mit der Schule Die Zusammenarbeit mit der 122. Grundschule ist ebenso schriftlich geregelt, wie die Kooperation mit der 121. Mittelschule. Es gibt einen Kooperationsvertrag, indem gemeinsame Ziele und Vorgehensweisen festgelegt sind. Darin sind sämtliche gemeinsame Aktivitäten verankert:     

regelmäßige Absprachen zwischen Gruppenfachkraft und Klassenlehrern Elternrat trifft sich aller 6 Wochen gemeinsame kollegiale Beratung, z. B. bei Tests, Problemlagen oder Aufnahmeverfahren für weiterführender Schulen gemeinsame Feste im wechselnden Rhythmus (in einem Jahr organisiert die Grundschule einen Höhepunkt und der Hort ist beteiligt, im darauf folgenden Jahr umgekehrt) Schulprojekttage bzw. -woche werden zu einem gemeinsamen Thema geplant

Kooperation mit weiteren Partnern:  Kindertagesstätte „Spatzennest“  Umweltzentrum, Ortsamt Prohlis  verschiedene Fortbildungsträger  Gesundheitsamt  Arbeitsmedizinischer Dienst (AMD)  Fachberatung des VSP  Kinderärzte, Fachärzte und Kinder- und Jugendpsychologen Öffentlichkeitsarbeit Überregional verhelfen uns Homepage, Flyer und Wegweiserbroschüren zu einem ausreichenden Bekanntheitsgrad. Zusätzlich präsentieren wir unsere Arbeit in Veröffentlichungen, durch Zeitungsartikel, Festschriften oder Flyer. Unser Schwerpunkt ist der Stadtteil Prohlis. 8

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Zur öffentlichen Präsenz gehören:  Kindertagesstätten des eigenen Trägers und anderer Organisationsformen,  Bibliothek, Kaufcenter, wöchentlicher Töpferkurs,  Pflegeheim, öffentliche Chor- bzw. Theatergruppenauftritte,  Jugendamt, Bürgerbüro,  Plakate, Infotafeln im Eingangsbereich,  Prohliser Stadtteilzeitung,  Veranstaltungsheftchen zum Ferienprogramm,  ortsnahe Arbeitseinsätze z.B. „Geberbachreinigung beim Frühjahrsputz“ und  Gemeindehaus (evangelische Kirche). Übergänge gestalten - Aufnahme und Verabschiedung Mit dem Verlassen des Kindergartens bzw. der Familie ergibt sich für die Kinder ein neuer Lernund Lebensraum mit neuen Strukturen im Alltagsgeschehen. Mit der Schuleingangsphase wird von allen Beteiligten ein fließender, konstruktiver Übergang mit Kontinuität für die individuelle Entwicklung der Kinder gestaltet. Schuleingangsphase:  Treffen der Fachkräfte von Hort und Kita „Spatzennest“  Zusatzgespräche bezüglich relevanter Integrationskinder  Besuch der neuen SchulstarterInnen mit der Fachkraft der Kita im Hort  Aufnahmegespräch mit den Eltern und ein Rundgang durch die Räumlichkeiten  gemeinsame Schuleinführungsfeier aller Kinder der neuen 1. Klassen Schulübergangsphase:  feierliche Verabschiedung jeder Gruppe  Abschlussfahrt für alle 4. Klassen (2. Klasse FSH)  vorher ausgeschiedenen Kinder werden dazu eingeladen  Schulclub der 121. Mittelschule steht für die größeren Hortkinder an bestimmten Nachmittagen zur Verfügung Erziehungspartnerschaft Wir betrachten uns als Erziehungspartner(in) im Alltag der Familien und schätzen die Zusammenarbeit als entscheidendes Kriterium für einen gelingenden Alltag der Kinder in unserer Einrichtung. Eltern: Partner im Alltag  in Gesprächen zur Entwicklung des Kindes  im Elternrat  in Tür- und Angelgesprächen  haben Anspruch auf Beratung und Unterstützung  bei Angeboten für Eltern und Kinder (z.B. Töpferkurs)  bei Arbeitseinsätzen, als Begleiter bei Ausflügen, bei Festen und Feiern mit Familien

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Elternrat: Wo kann er sich einmischen?  Elternrat versteht sich als Instrument der Elternmitwirkung und Elternmitbestimmung  der Elternrat hat in seiner Rolle als Elternvertretung ein Auskunftsrecht  der Elternrat trifft sich in regelmäßigen Abständen  Anregungen und Vorschläge aus der Elternschaft entgegennehmen und prüfen  Umsetzung mit verantwortlichen Fachkräften der Einrichtung abstimmen  pädagogischen konzeptionellen Dialog der Einrichtung  Organisation und Durchführung von zusätzlichen Angeboten  Durchführung von größeren Baumaßnahmen Ziel der Elternarbeit  Elternhinweise und Beschwerden als Anregung für unsere Arbeit nutzen  Sorgen, Nöte und Hinweise der Eltern ernstnehmen  uns offen, gesprächsbereit und kritikfähig zeigen  unser Team als Teil einer lebendigen und veränderbaren Lebenswelt präsentieren  mit Ihnen gemeinsame Wege gehen  in einer sich entwickelnden Umwelt einen Ort zum Leben schaffen und erhalten  Ihnen Zeit für ein Gespräche geben  alle Beteiligten bei der Lösungsfindung und Umsetzung einbeziehen Wie und Wann können wir miteinander sprechen?  die Fachkräfte in den Gruppen bieten Sprechzeiten an  die Fachkräfte in den Gruppen sind erste AnsprechpartnerInnen  ganz wichtig, täglich aber nicht allzu lang sind die "Türangel - Gespräche"  anonymer Elternbriefkasten für Anregungen, Sorgen und Mitteilungen im Haus  Veränderungshinweise und kritische Anmerkungen entnehmen wir außerdem den Ergebnissen unserer regelmäßigen Elternumfrage Unterstützung und Beratung - Familienhilfe im Rahmen „Hilfen zur Erziehung“ SGB VIII Die in unserer Einrichtung tätigen sozialpädagogischen Fachkräfte, stehen den Eltern bei individuellem Beratungsbedarf zu allgemeinen Themen der Alltagsbewältigung (z.B. Arbeit, Wohnung, Schulden, Partnerkonflikte, Scheidung, Rechtsansprüche) zur Verfügung. Eltern können sich Rat und Unterstützung holen. Außerdem können bei komplexeren Erziehungsschwierigkeiten oder in besonderen Belastungssituationen weiterführende Hilfen im natürlichen Lebensumfeld der Familie unkompliziert hergestellt werden. Räume und Gelände Der Hort ist seit 2006 Bestandteil der 122. Grundschule.  7 Gruppenräume in Einzelnutzung,  3 Gruppenräume in Doppelnutzung,  „Antolin“ - Zimmer,  Computerzimmer – Schule,  Beratungslehrerzimmer – Schule,  Turnhalle – im Rahmen der GTA  Gelände für Rückzugsgestaltung, Klettermöglichkeiten und Bewegung  Im Untergeschoss 2 Speiseräume 10

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Neben dem Schulgelände, rundet ein, durch die Fachkräfte erschlossener und in den Alltag integrierter, öffentlicher Spielplatz die Räumlichkeiten ab. Der Standort des Horts der 122. Grundschule ist sehr günstig und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Straßenbahn 1, 9 und 13 und Buslinie 66) sehr gut zu erreichen. Unser Alltag ist gekennzeichnet durch: • Strukturen • Geborgenheit und Zuwendung • Regeln und Freiräume • Beschäftigung und Spiel • Orientierung und Ausprobieren • Kontakte knüpfen • Stärken und Schwächen austesten • Eigenverantwortung übernehmen • Hausaufgabenhilfe • Bestandteil einer Gemeinschaft zu sein Beteiligung und Mitbestimmung Als Grundrecht in der UN - Kinderkonvention, dem Grundgesetzt der BRD und dem SGB VIII, sowie in Ländergesetzen verankert haben Kinder ein Recht auf Beteiligung und Mitgestaltung. Das Recht auf Partizipation ernst genommen bedeutet die Ermöglichung aktiver Teilhabe an gesellschaftlichem Leben. Für die Kinder in unserem Hort bedeutet dass, dass sie von den Fachkräften bei allen wesentlichen Fragen der eigenen Lebensgestaltung zur Teilhabe und Selbstbestimmung aufgefordert bzw. ermuntert werden. Partizipation in diesem Sinne zielt darauf ab, Teile der Entscheidungshoheit von Erwachsenen ganz, teilweise oder nicht an Kinder abzugeben. Die so gewonnenen Erfahrungswelten ermöglichen es Kindern ihre Selbstwirksamkeit zu besser spüren, wichtige Gestaltungskompetenzen zu erwerben und ihre persönlichen Handlungsspektren zu erweitern. Kinder wollen ihren Lebensalltag aktiv gestalten, einen Beitrag leisten, wirksam, wichtig und wertvoll sein. Sie brauchen dafür das Vertrauen von anderen Menschen und Zutrauen in ihre Fähigkeiten und Kompetenzen. Dabei benötigen sie Führung durch Erwachsene. Diese Führung ist gekennzeichnet durch durch:  echtes Interesse  Authentizität  Gleichwürdigkeit  Anerkennung  Einbeziehung  Konfliktfähigkeit  Klarheit Grundannahme Kinder kooperieren mit Erwachsenen, weil sie sich mit ihnen und der Gemeinschaft verbunden fühlen wollen. Erwachsene sind mächtig und haben die Verantwortung dafür, dass die Kinder ihren eigenen ganz persönlichen Bedürfnissen, Werten und Ansichten auf den Grund gehen und sie bewusst in Balance bringen können mit Werten, Regeln und Anforderungen der Gemeinschaft. Kinder lernen „zwischen den Zeilen“ von Erwachsenen, wie diese sich zueinander verhalten und wie sie mit Bedürfnissen, Wünschen, Zielen und Ansichten anderer 11

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Menschen umgehen. Dem Vorbild kommt eine besondere Bedeutung zu. Darum ist eine demokratische und gleichwürdige Kultur des Miteinanders im Kollektiv der Einrichtung Voraussetzung für die Sicherung der Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte von Kindern. Gesetzliches            

UN-Kinderrechtskonvention (20.11.1989) Rechte des Kinder zu stärken, schützen und fördern Achtes Buch Sozialgesetzbuch - Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) Recht auf Information und Beteiligung Recht auf Schutz vor Benachteiligung und Bevormundung Sächsisches Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen Gesetz zur Stärkung eines aktiven Schutzes von Kindern und Jugendlichen (Bundeskinderschutzgesetz - BKiSchG) Kinderförderungsgesetz (KiföG) Sächsisches Kindergesundheits- und Kinderschutzgesetz (SächsKiSchG) Landesjugendhilfegesetz (LJHG) Sächsischer Bildungsplan

Ziele von Partizipation – Teilhabe, Teilnahme im pädagogischen Alltag Die partizipative Arbeit der Fachkräfte unterstützt Kinder beim Wahrnehmen, Erkennen, Ausdrücken und Entwickeln individueller Bedürfnisse, Wünsche, Ziele und Werte. Sie ermöglicht das im Kontext bewusster Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen der Gemeinschaft. Auf dieser Grundlage wird eigenverantwortliches Handeln in Alltags- und Problemsituationen ermöglicht. Die Fachkräfte nehmen die Bedürfnisse und die Mitwirkungsrechte der Kinder ernst und beziehen sie in gleichwürdig gestalteten Dialogen verbindlich in die gemeinsame Alltaggestaltung ein. Interessengeleitete Beteiligungsformen und altersgerechtes methodisches Instrumentarium sind im Alltag der Kinder sichtbar und fest verankert. Es gibt transparente strukturelle Rahmenbedingungen, die die Beteiligung der Kinder an der alltäglichen Lebensgestaltung ermöglichen und fördern. Den Kindern ist transparent und klar, wie und in welchem Ausmaß sie den Alltag in der Kindertagesstätte mitgestalten und was sie selbst entscheiden können. Was macht Kinder stark?  „Nicht in Watte packen“  „Nicht alles abnehmen“  „Mit Herausforderungen umgehen lassen“  „Erfahrungen machen lassen“  „Niederlagen machen dürfen“  „Verantwortung übernehmen“  „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“  „Streit ist notwendig“  „Stabile Beziehungen und Bindungen halten“  „Wärme, Unterstützung und klare Grenzen“ Wie man Stärke bewahrt  Probleme anpacken  Emotionen zulassen  Zeit miteinander verbringen 12

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Vertrauen schenken – sich selbst und anderen Ruhe und Entspannung

Mitbestimmung und Selbstbestimmung – der Balanceakt in der Gemeinschaft  Selbstbestimmung in Auseinandersetzung mit dem Individuum steht im Kontext der Abgrenzung zum Egoismus  Möglichkeiten für das „stille Kind“ schaffen, Befähigung zur Teilhabe fördern  Einbeziehung aller Beteiligten – auch der Fachkräfte und ihres Wohlbefindens  Motto: Dominante Kinder sind nicht die „Bestimmer“  Motto: Ein Kind immer im Mittelpunkt ist einsam  Gemeinschaft aller Beteiligten fördert die Schwachen und fordert die Starken  Realistisches Bewerten der Rahmenbedingungen  Vereinbarkeit von Schule und Freizeit – Dialog zur Doppelnutzung  Einbinden in Entscheidungsprozesse  Verantwortlichkeiten übertragen  Kultur des Fehlerlernen und Fehlerfreundlichkeit schaffen  Verbindliche Ansprechpartner haben  Stärken erkennen  Anerkennung, Wertschätzung, Selbstwirksamkeit  Konflikte lösen lernen  Bedürfnisse erkennen, bei der Befriedigung mitwirken, sinnvoll mitgestalten Beteiligung und Alltagsgestaltung In unserer Einrichtung spielen, leben und lernen Kinder unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichem Entwicklungsstand und unterschiedlichen Bedürfnissen. Dabei sehen wir unsere Aufgabe als Fachkraft darin, die Lernbereitschaft und die Potentiale der Kinder aufzugreifen, zu unterstützen und zu begleiten. Wir schaffen bewusst Situationen, in denen Kinder eigeninitiativ werden und selbst etwas Wichtiges schaffen können. Unsere Arbeitsgrundlage ist der Sächsische Bildungsplan. Bildung ist ein aktiver Prozess der Aneignung der Welt. Es geht uns darum, den Kindern mehr Freiräume zu gewähren, ihnen mehr zuzutrauen und ihre Selbstbildungsprozesse anzuregen. Uns ist es sehr wichtig, dass Kinder ernsthaft „mitreden“ und mit gestalten können. Motivierende Sprachanlässe bewegen die Kinder dazu, sich gern sprachlich auszudrücken. Wir knüpfen an Themen an, über welche die Kinder gern reden. So ist z.B. der Gesprächskreise ein beliebtes Ritual bei allen Kindern. Die Regeln des Zusammenlebens in der Gruppe werden mit den Kindern gemeinsam und anlassbezogen ausgehandelt und kindgemäß, z. B. durch Fotos, sichtbar gemacht. Nur durch ernsthafte und gleichberechtigte Aushandlung entstehen in jeder Gruppe eigene Regeln und Rituale, deren Einhaltung von allen Beteiligten nachvollzogen werden können. In Form der Projektarbeit setzen wir an der Lebenswirklichkeit der Kinder an, an dem, was sie beschäftigt und interessiert. Dabei bestimmen die Kinder selbst, wie sie auf ihre Fragen Antwort finden können und planen ihren eigenen Erkundungsweg. Außerdem ermuntern wir die Kinder, selbst die Gestaltung ihrer Räume in die Hand zu nehmen (z.B. Raumgestaltung, Materialausstattung, Gestaltung des Geländes). Die Eltern und die Fachkräfte unterstützen diese Planungsprozesse und helfen bei der Umsetzung. Die Kinder zeigen durch ihr Wohlfühlverhalten und Vertrauensverhältnis zu den Bezugspersonen, dass sie sich in der Einrichtung wohl- und angekommen fühlen. Richtlinie: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ - so wenig wie möglich helfen und so viel wie nötig unterstützen. 13

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Methoden und Instrumente Alle Kinder werden im Alltag in Einzel- oder Gruppensituationen zur Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse, deren Äußerung und Aushandlung ermuntert. Die Fachkraft initiiert mindestens einmal wöchentlich Gesprächskreise mit den Kindern, in denen sie erleben können: •

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das ihr aktuelles Befinden oder auch ihr Empfinden im Wochen- oder Tagesrückblick wichtig ist angesprochene aktuelle Konfliktsituationen miteinander klärbar sind, dass Regeln des Zusammenlebens infrage gestellt werden dürfen und ggf. neu auszuhandeln sind dass ihre Ideen als Grundlage für die Tages- oder Wochengestaltung, für Raum- und Geländegestaltung, für gemeinsame Ausflüge, Projekte oder Feste ernsthaft einbezogen werden.

Die Ergebnisse der so getroffenen Absprachen sind verbindlich und transparent für alle Beteiligten. Sie werden in kindgerechter Art visualisiert (z.B. Fotos, Zeichnungen, Bilder). Sie haben, wie die Ergebnisse der Beratungen von Fachkräften Einfluss auf die Planung und Weiterentwicklung der gesamten Einrichtung. Zur Wahrnehmung und Äußerung eigenen Wohlbefindens werden neben der schon angeführten Dialogkultur, altersentsprechende Instrumente der Selbstreflexion erprobt und angewandt. (z.B. Gefühlsbarometer). Kinder werden prinzipiell zur Wahrnehmung und Äußerung ihrer essentiellen Grundbedürfnisse ermuntert (z.B. Hunger, Durst, Toilettengang, Bewegung, Ruhe). Kinder haben und übernehmen selbst die persönliche Verantwortung für die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse. Die Fachkräfte reflektieren in kollegialen Beratungen monatlich ihre Alltagsbeobachtungen in Bezug auf die nonverbale und verbale Bedürfnisartikulation der Kinder und leiten daraus Handlungsorientierungen für ihre Praxis und Angebotsgestaltung ab. In kollegialen Reflexionen wird der dialogische Umgang unter Fachkräften reflektiert. Dabei wird der Umgang mit Kindern und Eltern mit Hilfe von Feedback-Instrumenten zur Selbstevaluation der Dialogkultur thematisiert. In welchen konkreten Situationen ist bei uns für Kinder Mitsprache und Mitwirkung möglich? (Meinungen und Ideen von Kindern fließen in die Entscheidung mit ein) • Gesprächskreise /Gemeinsame Wochenplanung • Sport-und Spieleauswahl, Auswahl von Kreativangebote • Ort und Zeit des Aufenthalts im Freien • Gestaltung der Ruhephasen und -orte • Planung von Festen und Feiern • Auswahl von Spielsachen und Anschaffungen • Lebens-, Bewegungs-, Bildungs- und Geländeräume aktiv mitgestalten und eingeschränkt mitnutzen In welchen konkreten Situationen ist bei uns für Kinder Mitbestimmung möglich? (Kinder haben ein gleichberechtigtes Stimmrecht) • Ausflugsziele(Abstimmung, welcher Spielplatz ec.) • können sich für Nachmittagsangebote nach ihren Interessen entscheiden • Wahl von Alternativen (z.B. bei Malen / Projekte / Spielgruppen / Essen) • Auswahl von Arbeitsmaterialien (z.B. Werkzeuge, Utensilien) • Aushandlung von Regeln in der Gruppe – ALLE sollen sich wohlfühlen 14

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In welchen konkreten Situationen ist bei uns für Kinder Selbstbestimmung möglich? (Kinder haben alleinige Entscheidungsmacht) • Gestaltung der freien Spielzeit (Spiele, Materialien, Spielpartner) • Teilnahme an Lernangeboten • können ihre Spielinhalte und Ihre Spielpartner frei wählen Welche Methoden stehen Kindern zur Verfügung, um sich gegen unliebsame Situationen zur Wehr zu setzen? • verbal und nonverbal zeigen oder äußern • Basis ist die vertrauensvolle Beziehung • Kooperation statt Konkurrenz • Erwachsene sind Vorbild • Wenden sich an einen Erwachsenen (Fachkraft, andere MA, Eltern) • Andere Kinder um Hilfe bitten • Wünsche und Bedürfnisse klar äußern • Verhalten erklären • Rückzugsmöglichkeiten nutzen (Gelände, Zimmergestaltung, durch Gruppenöffnung) • Aktive Nutzung von erlernten Methoden zur Konfliktbewältigung (Nein! Stopp!) • Frust-Sack, Wut-Ball, Tröster • Frage-Antwort (Rollenspiel, Rollentausch durch Fachkraft) • Beobachtung des Kindes • Beachtung nonverbaler Signale durch die Fachkräfte • Aktives Zuhören der Erwachsenen Welche Kriterien sind dabei im päd. Tageslauf zu beachten? • Schutz aller Kinder vor Unfällen und / oder Übergriffen (Selbstgefährdung, Gefährdung anderer) • Fürsorge- und Aufsichtspflicht sowie Vermeidung von Unfallgefahren • Rahmenbedingungen (Wetter, Anlass, Betreuungsschlüssel, Gruppenstärke, vorhandene Materialien, Zeit) • Feste Zeiten realisieren, um Kinder anzuhören (Beraten mit Kindern, Meckerstunden, Selbstreflektion der Kinder anregen) • Grundbedürfnisse der Kinder, ihre Besonderheiten und Persönlichkeit beachten (z.B. Entwicklungsstand, individuelle Erfahrungen, Integrationskinder, Körperliche und geistige Reife der/des Kinder/s) • Erziehungspartnerschaften mit den Eltern MA/ -Fortbildungen/ Reflektion von Beteiligung • Jede Päd. FK nutzt regelmäßig Instrumente zur Selbstreflektion zur Partizipation von Kindern (Koll. Reflektion, individuelle Checklisten, Kleinteamberatungen, Päd. Beratungen, Teamtage) • Das Team nutzt die Angebote der Fachberatung zur Reflektion • Alle Fachkräfte haben die Möglichkeit, an Fort- und Weiterbildungen zum Thema teilzunehmen (z.B. Mediator / Streitschlichter / Aggressionen unter Kindern, Demokratie in der Einrichtung) • Wahrnehmung selbstständig organisierter Fort- und Weiterbildung

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Was erschwert Beteiligung – Kritischer Dialog Schule in Deutschland ist a priori ein hierarchisches System, wodurch das Leben von ehrlicher Beteiligung enorm erschwert und bisweilen unmöglich gemacht wird. Grund sind übergeordnete Strukturentscheidungen, die keine Rücksicht auf gewachsene und pädagogisch intendierte Beteiligungsprozesse Rücksicht nehmen. Das erfahren die Fachkräfte im System „Schulverwaltungsamt“, weil die Entscheidungen in der Regel außerhalb der schulinternen Strukturen gefällt werden. Der Hort kann sich diesem Rahmen nicht entziehen. •







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In der Praxis werden Kinder bei hauptsächlich alltagsorientierten Entscheidungsbereichen des Schullebens wie Ausgestaltung der Klassenräume, Ausrichtung von Sporttagen, Schulfesten beteiligt. Am geringsten ist die Partizipation bei der Unterrichtsstruktur und der Leistungsbeurteilung. Kinder lässt man da mitwirken, wo keine gravierenden Kollisionen mit den Interessen - und Machtansprüchen der Erwachsenen zu erwarten sind. In den Kernbereichen von Schule bleiben die Kinder eher ausgeschlossen. Das hat zur Folge, dass sie kaum Gelegenheit haben, die für Partizipation grundlegenden Kompetenzen zu erwerben. Demokratie als Lehrinhalt ist ein „Potemkinsches Dorf“, wenn sie nicht real gelebt wird. Die Macht in einem Schulsystem ist klar verteilt. Ehrlichkeit wäre hier angemessener, denn Kinder nehmen Authentizität wahr. Kinder zeigen dementsprechend weniger Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, Fachkräfte weniger Bereitschaft ihnen Verantwortung zu übertragen. Partizipation als Methode wird oft als Alibidemokratie für Kinder mißbraucht. Die Tendenz des „heimlichen“ Erhöhens von Betreuungsschlüsseln, Reduzieren von Freiräumen und selbstbestimmt erarbeitbaren Bereichen ist ansteigend. Ein grundlegendendes Prinzip ist die systematische Unterfinanzierung der Haushalte Folge ist die nachhaltige Zerstörung schöpferischer und nicht kapitalorientierten Bereiche sozialen Ausgleich. "Die Kassen sind leer" so heißt es. Bildung ist im Leistungsbegriff definiert. Bewusste politische Entscheidungen finden auf dem Hintergrund der neoliberalen Volkswirtschaftstheorie statt. Die öffentlichen Haushalte werden herunterzufahren und privatisiert, um überall im Staatsbereich einen Rationalisierungsdruck zu erzeugen. Der soziale Sand der „wärmeerzeugenden Reibung“ geht für die bildungsorientierte inhaltliche Auseinandersetzung verloren. Die Frage lautet: „Wer macht den Dreck weg?“ und nicht mehr: „Wie schaffen wir das, den Dreck wegzuräumen?“ Gemeinschaft wird weniger als Lebenswelt betrachtet sondern einforderbare Dienstleistungsumgebung. An Schulverwaltungen, Schulleitungen, LehrerInnen und Betreuungsfachkräften werden scheinbar plausible Gründe für den Systemwechsel herangetragen, die zur Steigerung der Qualität angeblich alternativlos sein sollen. Ohne den Druck der Unterfinanzierung wäre es nicht möglich, zunehmend private Finanzierung umzusetzen. Ehrenamt, Sponsoring und Elternbeteiligung werden hier instrumentalisiert. Wie auch im Gesundheitswesen und in der Rentenfinanzierung, wird auf eine Sockelfinanzierung hingearbeitet. Diese soll das Unternehmen Schule/Hort zwingen, die Finanzierungslücke mit Unterstützung von außerstaatlichen Geldgebern zu schließen. 16

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Damit gerät das System Schule/Hort unter Druck, es muss sich: • • • • • • • • •

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auf dem Markt behaupten, eigene Stärken herausstellen, sich bewerben, selbstständig nach Möglichkeiten der Kostensenkung suchen, dezentrale Ressourcenverwaltung mit Budgetierung schaffen, Qualitätsmanagement einführen, Rechenschaftspflicht mit Evaluationen durchführen, Markt- und Wettbewerbsorientierung fokussieren, betriebswirtschaftliche Rationalisierung/Optimierung/Effektivierung auf der Grundlage der Eigenverantwortung der Teams und der Eigenverantwortung der Schule schaffen, "Eigenverantwortung" beschreibt die individualisierte, unternehmerische Haltung zur riskanter werdenden Lebenssituation und Verwertung der Arbeitskraft und Die Bedeutung der Eigenverantwortung eines mündigen und emanzipierten Kindes wird in diesem Zusammenhang eher missbraucht.

Ausbildung und Praktika Es können Praktika für verschiedene Ausbildungsberufe mit folgendem Motto durchgeführt werden. „Vormachen – Mitmachen – selbstständig ausüben“ Praktikanten beobachten, machen mit und tun selbst!    

Schülerpraktikum Praktikum im 1. und 3. Ausbildungsjahr Erzieherausbildung Sozialassistenten/ Assistentinnen im 1. bis 3. Ausbildungsjahr Berufsorientierungspraktikum bzw. Anerkennungspraktika

Der Ablauf orientiert sich an den individuellen Ausbildungs- und Praktikumsplänen der jeweiligen Ausbildungsstätte. Jeder Praktikant/ jede Praktikantin wird von einer Fachkraft angeleitet. Die Basis für die Zusammenarbeit bietet die gemeinsame Reflektion. Unser Träger – der VSP e.V. Der Verbund Sozialpädagogischer Projekte e.V. (VSP) ist ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe in Dresden und besteht seit 1990. Insgesamt sind ca. 160 Fachkräfte in mehr als 10 Einrichtungen tätig. Das Spektrum umfasst Einrichtungen der Jugendhilfe (z.B. Bürgertreffs, Jugendeinrichtungen, Familienhilfen) bis hin zu Regeleinrichtungen (z.B. Hort, Kita). Die Fachkräfte arbeiten basisdemokratisch nach Prinzipien der Selbstverwaltung. Alle Fachkräfte sind verantwortlich für die jeweilige pädagogische, wirtschaftliche, verwaltungstechnische und finanzielle Organisation ihrer Einrichtung und die Vertretung ihrer Einrichtung nach außen. Die Fachkräfte der Einrichtungen werden in ihrer Arbeit von übergreifend arbeitenden Fachkräften der Fachberatung und der Geschäftsstelle unterstützt. Die Fachkräfte des VSP arbeiten auf der Grundlage eines gemeinsamen Konzeptes.

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Fachberatung Die Fachberatung des VSP e.V. wird regelmäßig und anlassbezogen hinzugezogen. Regelmäßig finden im Gesamtteam fachliche Workshops zu den halbjährlich vereinbarten fachlichmethodischen Zielen und Inhalten statt. Sie haben einen engen Bezug zu den Grundsätzen des VSP und den neuen Herausforderungen des Sächsischen Bildungsplanes. Ein wesentlicher Baustein unserer Qualitätsentwicklung ist die kontinuierliche Fortbildungsplanung. Angepasst an die aktuellen Erfordernisse und Zielstellungen der praktischen Arbeit koordiniert diese die Fortbildungen der Fachkräfte des „Hortes 122. Grundschule“. Das Pädagogenteam hat am „Bildungscurriculum zum Sächsischen Bildungsplan“ erfolgreich teilgenommen. Schwerpunkte und Methoden  Kollegiale Beratung und Team als Methode  Fort- und Weiterbildung  Beteiligung der Eltern und Kinder (z.B. Elternrat)  Netzwerk und Sozialraum (z.B. wissenschaftliche Begleitung der GTA Evaluation)  Vernetzung, Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit  Evaluation Eltern, Kinder und Fachkräfte (z.B. Befragungen)  Individuelle Familienbezogenheit (z.B. Portfolio, teilweise Entwicklungsberichte, Gespräche)  Individuelle Gespräche, Sechsaugen-Gespräche, Krisenintervention  Dokumentation und Reflexion  Institutionelle Fachberatung  Organisations- und Dienstleistungsentwicklung  Konzeptionsentwicklung und konzeptioneller Dialog  Personalmanagement  Bedarfsermittlung und strukturelle Angebotsplanung  Finanzmanagement  Planen mit A.Z.O.M.P.  Zielorientierte Planung nach S.M.A.R.T.  Protokollform „Handlungsschritte“  Messinstrumente  Kritischer Diskurs Qualitätssicherungsinstrumente, Qualitätsentwicklung und Beschwerdeverfahren Eine Grundlage für Weiterentwicklung ist die Auseinandersetzung über Ziele und Arbeitsweisen, über das, was warum gut und richtig ist. Im VSP wenden wir ein Qualitätssteuerungsverfahren an, das uns hilft, zielorientiert und ressourcenbewusst zu arbeiten. Es ist so gestaltet, dass es hilfreich in die alltägliche Arbeit integrierbar ist. Im Leitfaden der „Qualitätssteuerung sozialer Arbeit”( K. Hekele 2005) wurde das Verfahren von Dipl. Psych. Kurt Hekele systematisiert und theoretisch fundiert. Einmal jährlich prüfen die Fachkräfte auf einer zweitägigen einrichtungsinternen Klausur die Erreichung ihrer kollektiven und praktischen Zielstellungen. Neue Ziele werden miteinander vereinbart und ihre Kontrolle gemeinsam festgelegt. Die gesammelten Erfahrungen dokumentiert jede Fachkraft, arbeitet sie mit Hilfe der Fachberatung auf und stellt sie als alltagspraktischen Fundus für alle Fachkräfte zur Verfügung. Jährlich werden daraus Ableitungen für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Einrichtung getroffen. Wesentliche Grundlagen unserer Arbeit sind die Ergebnisse der regelmäßigen Elternbefragung. Notwendige „Kurskorrekturen“ können auch in den „Kollegialen Beratungen“ des Teams stattfinden. Dort besprechen die Fachkräfte ihre Beobachtungen über 18

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das, was den Kindern derzeit wichtig ist, nehmen gemeinsam Entwicklungspotentiale der Kinder wahr, beachten ihre Interessen und erkunden neue Herausforderungen. Daraus erfolgt die Gestaltung von Angeboten unter Mitbestimmung der Kinder. Praxisbeispiel – Vom Kollektiven (KPZ) zum Persönlichen Praxisziel (PPZ) Reflexion alter KPZ und PPZ auf einer zweitägigen einrichtungsinternen Klausur (z.B. KPZ Schaffung Rückzugsräume - Wir haben 10 neue Sitzmöglichkeiten im Außengelände) gesammelte Erfahrungen werden ausgewertet –Vereinbarung neuer KPZ’s (z.B. KPZ – Schaffung Rückzugsräume - 5 Sitzgelegenheiten werden mit Sichtschutz versehen) KPZ führen zu Ableitungen zu den einzelnen PPZ der Mitarbeiter(z.B. KPZ – Schaffung Rückzugsräume – Ich organisiere mit 5 Eltern 10 Sträucher) Strukturen zum Umgang mit Beschwerden bzw. Unzufriedenheit Die Beschwerde ist als Äußerung von Unzufriedenheit bzw. nicht erfüllten Bedürfnissen eine Form der Beteiligung. Der Umgang mit Beschwerden und Unzufriedenheit von Kindern ist Teil der Beteiligungskultur unserer Einrichtung. Unmutsäußerungen sind Weiterentwicklungsquelle für die Qualitätsreflexion unserer Arbeit. Es geht also nicht darum, „Beschwerden“ zu vermeiden, sondern die Ursachen von Unzufriedenheit zu ergründen und diese gemeinsam mit allen Beteiligten zu bearbeiten, d.h. in eine gleichwürdige Aushandlung zu gehen und sich weiterzuentwickeln. Unzufriedenheiten drücken Kinder oft nonverbal in Form von Verhaltensäußerungen (z.B. aggressives, zurückgezogenes Verhalten, morgens nicht in die Kita wollen) aus. Verbal zeigen sie ihre Unzufriedenheit entweder in direkter, offener Mitteilung oder auch durch Verbesserungsvorschläge und Anfragen. Fachkräfte sind als achtsame BeobachterInnen und ReflexionspartnerInnen gefragt. Kinder wenden sich bei Unzufriedenheit im Alltag meist vertrauensvoll an ihre Fachkraft oder an andere vertraute Erwachsene in der Einrichtung. In jedem Fall wird dem Anliegen der Kinder nachgegangen. Nehmen Fachkräfte Unzufriedenheiten bei Kindern in Einzel- oder Gruppensituationen wahr, begeben sie sich altersentsprechend in Dialog mit den Kindern. Sie betrachten die Möglichkeit der Unzufriedenheitsäußerung als Wert und schaffen eine Gesprächsatmosphäre mit allen notwendig zu Beteiligenden, in der es dem Kind möglich wird, angstfrei und offen zu kommunizieren und den Weg zur Zufriedenheit miteinander zu besprechen. Besonderer Beachtung bedürfen Kinder, die nicht mitbestimmen (z.B. überangepasste Kinder und stille Kinder). Die Eltern als Interessensvertreter Ihrer Kinder Das Wissen der Eltern als Interessensvertreter ihrer Kinder ist eine wesentliche Quelle zur Ergründung kindlicher Unmutsäußerungen und Beschwerden im Rahmen des Hortalltags. Im vertrauten familiären Rahmen äußern sich Kinder meist offener und ausführlicher über ihr Wohlbefinden in der Einrichtung. Das Ernstnehmen und die Reflexion dieser Informationen sind wichtiger Bestandteil der Beteiligungskultur unserer Einrichtung. Eltern wissen, dass sie sich mit ihren Beschwerden an die Fachkräfte oder die Elternvertreter wenden können. Die ElternvertreterInnen sind ihnen bekannt. Sie machen die Erfahrung, dass sie mit Beschwerden ernst genommen werden. Sie haben jederzeit das Recht und die Möglichkeit, Kritik bzw. Kitabezogene Hinweise und Anregungen zu äußern. Das kann mündlich oder schriftlich, persönlich oder anonym erfolgen. Zum Zwecke der schriftlichen Äußerung hängt der Elternbriefkasten im Haus. Anmerkungen der Eltern können im Kasten hinterlegt werden. Die Briefkästen werden von den Adressaten wöchentlich geleert. 19

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Die Eltern werden mit der „Beschwerdekultur“ der Einrichtung vertraut gemacht: Im Aufnahme- und Entwicklungsgespräch über die Veröffentlichungen im Aushang wird im Umgang miteinander sichtbar.

Beschwerdeverfahren – Eltern • Erste Ansprechperson ist die Fachkraft in der Gruppe • Sprechzeiten für Eltern: Schulzeit Montag, 11-12 Uhr und Dienstag, 16-17 Uhr • Elternbriefkasten für anonyme Rückmeldungen • Fachberatung VSP e.V. in moderierender Funktion • Geschäftsführung VSP e.V. • Visualisierung für Eltern mit Migrationshintergrund oder Analphabetismus Beschwerdeverfahren – Kinder • Prinzipiell stehen den Kindern gleiche Kanäle zur Verfügung wie den Erwachsenen • Vertrauenspersonen, • Brief oder gemaltes Bild über Dritte • Gesprächsrunden, Tages- und Reflexionsrunden, „Meckerrunden“ Gesprächskreise • Thematische Runden (z.B. Umgang, Miteinander, Anders Sein) • Kinder zeigen verstärkt nonverbale Signale und weisen indirekt auf Themen hin Die Beschwerde Beschwerdeführende wenden sich mit ihren Anliegen persönlich, telefonisch oder schriftlich an die beziehungsführende Fachkraft oder an die verantwortlichen Steuerungsverantwortlichen. An eine Fachkraft Die Beschwerde kann in „Eigenregie“ von der Fachkraft bearbeitet werden. Im Gespräch zwischen Beschwerdeführender / Beschwerdeführendem und Fachkraft kann eine akzeptable Lösung gefunden werden. Die Fachkraft informiert die Leitung. Die Beschwerde kann nicht in „Eigenregie“ von der Fachkraft bearbeitet werden. Die Beschwerde wird entgegen genommen und die / der Beschwerdeführende darüber in Kenntnis gesetzt, dass zeitnah mit der Bearbeitung der Beschwerde gerechnet werden darf. Die Leitung wird informiert, die über die weitere Vorgehensweise entscheidet und informiert. An die Elternvertreter/-innen a. Die Elternvertreterin/der Elternvertreter sucht das Gespräch mit der Leitung und trägt die Beschwerde vor. b. Die Leitung entscheidet über die weitere Vorgehensweise • Gespräch mit den Beschwerdeführenden • Gespräch mit der Fachkraft • Information des Trägers An den Träger Der Träger nimmt die Beschwerde entgegen und informiert die Leitung. Träger und Leitung stimmen sich über die weitere Vorgehensweise miteinander ab.

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Beschwerdeeingang • Entscheidung: handelt es sich um eine Beschwerde? Ja – nein • Worum handelt es sich? Personen, Verhalten, Verfahren, Leistung • Sofort zu Lösen ja – nein • Selbst bearbeiten mit allen Beteiligten oder Organisation des weiteren Verlaufs mit allen notwendig zu Beteiligenden Beschwerdebearbeitung • Der/dem Beschwerdeführenden Rückmeldung mit Bearbeitungsfrist geben • Lösung mit allen Beteiligten erarbeiten • Dokumentation der Bearbeitung auf Formular • bei Bedarf Weiterleitung an andere bearbeitende Stelle

Terminen

und

ggf.

Abschluss • Endreflexion mit Beschwerdeführenden • Dokumentation der Bearbeitung unterzeichnen • Ablage der Dokumentation Literatur  Forscher, Künstler, Konstrukteure, Hans-Joachim Laewen, Beate Andres, Beltz Verlag 2002  Beiträge von Gerlinde Lill zur Offenen Arbeit aus den Heften 08/09/2010 und 10/2010 der Fachzeitschrift „Betrifft Kinder“  Hekele, K. (2005): „Sich am Jugendlichen orientieren“. Weinheim/München: Juventa Verlag.  Kinderrechte kinderleicht, Claudia Kittel, Deutsches Kinderhilfswerk, Berlin 2008  Kinder- und Jugendhilfe – Sozialgesetzbuch (SGB), Achtes Buch (VIII)  Landeshauptstadt Dresden (2012/2013): Fortschreibung Fachplan Kindertageseinrichtungen SächsIntegrG - Sächsisches Integrationsgesetz  Staatsministerium für Kultus (2011): „Der Sächsische Bildungsplan“. Weimar Berlin: Verlag das Netz  Werk von Jesper Juul  „Resilienz“ Christina Berndt

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