Komparative Kostenvorteile durch direkte Mostgewinnung im Weinberg

Komparative Kostenvorteile durch direkte Mostgewinnung im Weinberg Comparative cost advantages by immediate juicing in the vineyard Avantages au nivea...
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Komparative Kostenvorteile durch direkte Mostgewinnung im Weinberg Comparative cost advantages by immediate juicing in the vineyard Avantages au niveau des coûts comparatifs par le pressurage direct après la vendange dans le vignoble Hühn, T.(1); Haupt, D.(2); Hoffmann, D.(3) (1)

Hochschule Wädenswil, Zürcher Fachhochschule, Fachgebiet Getränketechnologie, Grüental, CH-8820 Wädenswil, [email protected]; www.beverages.ch; Tel. +41447899705; Fax +41447899950

(2)

Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, D-55116 Mainz

(3)

Forschungsanstalt Geisenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaft und Marktforschung, D-65366 Geisenheim

Zusammenfassung Die gewählte Methode der Verfahrenskostenanalyse belegt komparative Kostenvorteile beim Einsatz von Traubenvollernter und Traubenernteentsafter im Vergleich zur Handernte in Verbindung mit Ganztrauben- oder Maischepressung. Das angenommene Mengen- und Betriebsgrössengerüst dient zur ersten vergleichenden Kostenübersicht der untersuchten Verfahren. Zur Verifikation der gewonnenen Daten ist eine Vollkostenrechnung fallspezifisch vorzunehmen. In Folge der hohen Investitionskosten und der Tatsache, dass durch die Mostanlieferung die Presskapazitäten und damit die Tagesarbeitszeiten eines Weinbaubetriebes weniger belastet werden, empfiehlt sich der Zweischichteinsatz des Traubenernteentsafters. Ein weiterer Kostenvorteil des Systems entsteht durch den Verbleib von Traubentrester und Trubbestandteilen im Weinberg. Nachteilig muss die gegenüber dem Traubenvollernter zurzeit niedrigere Ernteleistung des Traubenernteentsafters und die mit ca. 70% (m/m) im Vergleich zu herkömmlichen Entsaftungsverfahren (bis zu 75% (m/m)) niedrigere Ausbeute bewertet werden. Dies kann jedoch im fokussierten Ertragsbereich anbautechnisch im Weinberg unter sonst gleichen Bedingungen im Vorfeld ausgeglichen werden. Das Verfahren des Traubenernteentsafters kann nach Markteinführung unter Berücksichtigung erwarteter qualitativer Effekte gegenüber dem Traubenvollernter in Kombination mit Maischepressung eine ernstzunehmende Bedeutung für Lohnunternehmen oder den überbetrieblichen Einsatz in Direktzuglagen bekommen. Summary The selected method of cost analysis of the processes shows advantages on the level of the comparative costs for the application of the mechanical harvester and the combination of a mechanical harvester with immediate juicing in the vineyard in comparison with the manual harvesting in combination with whole grape or mash pressing in the cellar. The notional dimension of the company is used for the first comparative outline of 1

expenses of the examined procedures. To verify the collected data a case specific full cost accounting is inevitable. In consequence of the high capital investment and the fact that by the delivery of juice to the winery, the press capacities and with it the daytime work capacities aren’t fully utilized, a two shift operation of the mechanical harvester with immediate juicing in the vineyard is recommended. Further advantages on the level of the costs result due to the fact that stems and solids remain in the vineyard. At the moment the achieved rate of juice yield of the mechanical harvest combined with immediate juicing in the vineyard is only at approximately 70% (m/m). In comparison to that the reached rate of juice yield with traditional mechanical pressing is approximately at 75% (m/m). This can however be compensated within the focused yield range by an adapted cultivation method in the vineyard. After introduction on the market the process of immediate juicing in the vineyard could become an increasingly interesting issue for contracting enterprises or for the application in a machinery pool for multiple enterprises. Particularly after taking into consideration expected effects on quality in comparison to the conventional harvester with pressing of the mash.

Résumé La méthode choisie d'analyse de frais de procédure montre des avantages au niveau des coûts comparatifs avec l'application de la vendange mécanique combinée avec pressurage dans le vignoble en comparaison à la récolte manuelle suivie du pressurage en raisin entier ou en marc dans la cave. L'échafaudage de dimension de l'entreprise et de quantité admise servent au premier aperçu de frais comparatif des procédures examinées. À la vérification des données recueillies, un prix de revient complet doit-être entrepris suivant la situation. Les frais d’investissements sont élevés. Etant donné que l’on réceptionne que du moût les capacités du pressoir et donc le temps de travail d’une entreprise viti-vinicole sont moins chargés, il est donc recommandé d’utiliser la machine à vendanger avec pressurage direct dans le vignoble au moins 12 à 16 heures par jour. Un autre avantage au niveau des coûts du système est que le marc et la bourbe grossière restent dans le vignoble. Pour l’instant le rendement de la vendange mécanique combinée avec pressurage dans le vignoble est seulement d’environ de 70%. En comparaison le rendement avec vendange mécanique traditionnelle est de 75%. Cela peut toutefois être compensé dans la production de raisins. Les différents types d’entreprises pourraient être intéressés après introduction sur le marché, vu que la nouvelle méthode de récolte peut augmenter la qualité du moût et du vin en comparaison avec la méthode traditionnelle de la vendange mécanique. 2

1

Einleitung

Im Zeitraum zwischen Traubenernte und beginnender Gärung liegen einige oenologische Risiken. Unkontrollierte Enzymaktivitäten, die Vermehrung von unerwünschten Mikroorganismen, sowie die Extraktion und Umsetzung von Bestandteilen der Blätter, der Blattstiele und des Stielgerüstes beeinträchtigen die Endproduktqualität. Ziel der Entwicklung eines Traubenernteentsafters ist die Verkürzung der Prozesszeiten während der Traubenernte und –verarbeitung, um unerwünschte Einflüsse zu vermindern und oekonomische Vorteile durch den direkten Verbleib von Trester und Trubbestandteilen im Weinberg sowie Zeit- und Investitionseinsparungen zu realisieren. Zur oekonomischen Analyse wurde eine Verfahrenskostenanalyse mit praxisüblichen Parametern vor einem realistischen Mengengerüsthintergrund gewählt. 2

Verfahrenskostenanalyse

2.1

Methodische Vorbemerkungen

Die nachfolgende Verfahrenskostenanalyse ist ein erster Versuch, verschiedene konventionelle Ernte- und Pressverfahren mit einer innovativen Entsaftungstechnologie im Rahmen einer komparativen Kostenbetrachtung gegenüber zu stellen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden, da weder Gebäude-, Transport- noch Managementkosten im weiteren Sinne in den Berechnungen enthalten sind und teilweise nur auf erste grobe technische und ökonomische Richtwerte zurück gegriffen werden konnte. Es handelt sich daher nicht um eine den gesamten Ernte- und Verarbeitungsprozess abbildende Vollkostenbetrachtung, da alle Verfahrenskosten, die nicht oder nur unwesentliche Kostenvariationen beinhalten, unberücksichtigt bleiben. Die dargestellten Kosten spiegeln also nicht das gesamte Verfahren wieder, sondern zeigen nur die ökonomisch relevanten Unterschiede auf. Auf Transportkosten wird insofern verzichtet, da in allen Varianten Trauben, Maische bzw. Most vom Weinberg zum Kellereibetrieb transportiert werden müssen und dabei sowohl bei den Zugmaschinen als auch bei den Anhängerfahrzeugen auf vorhandene Kapazitäten zurückgegriffen werden kann. Vordergründig sind hierzu keine speziellen Geräte notwendig. In allen Varianten wird weiterhin unterstellt, dass der erzeugte Most als Berechnungs- und Vergleichsgrundlage der zu ermittelten Kostengrössen anschliessend entsprechend vorgeklärt und behandelt wird, so dass auch hier zunächst keine Verfahrensunterschiede auftreten. Sowohl bei der Traubenvollerntervariante als auch beim Traubenernteentsafter wird unterstellt, dass nicht alle Trauben maschinell geerntet und je nach Maschinenausstattung entsaftet werden und somit in beiden Betriebsgruppen 3

Tankpressen vorgehalten werden müssen. Aufgrund dieser Situation werden beim Vollerntereinsatz keine spezifischen Kapitalkosten für den Pressvorgang angesetzt. Weiterhin wird hingegen der üblichen Anhaltswerte für die Abschreibungen bei Tankpressen bei den Varianten 1-3 eine Nutzungsdauer von 20 Jahren unterstellt (alternativ wäre die Kalkulation mit Restwertbetrachtung im Vergleich zu einer längeren Nutzungsdauer denkbar). Demzufolge wird davon ausgegangen, dass die Auslastung der Tankpressen, durch den höheren Befüllungsgrad und den damit verbundenen geringeren Einsatzgrad je Erntekampagne bei der Maischepressung, eher an der unteren Grenze angesiedelt sein dürfte. Die in dieser Analyse dargestellte vereinfachte Gegenüberstellung berücksichtigt nur die unmittelbaren Prozesskosten von Traubenernte und Kelterung bzw. Entsaftung. Daher können die Berechnungen nur als grobes Raster zur kostenwirtschaftlichen Einordnung der beschriebenen Verfahren verstanden werden. Für eine detaillierte Betrachtung muss sich in weiteren Kalkulationsschritten eine Vollkostenanalyse aus Sicht praxisorientierter Erfahrungen und Einsatzbedingungen und insbesondere unter arbeitswirtschaftlichen Bedingungen anschliessen. Aus Sicht der Weinerzeuger werden drei unterschiedlich grosse Betriebe unterstellt, die 10, 20 bzw. 30 Hektar (ha) bewirtschaften, respektive aufgrund ihrer technischen Kapazitäten durchschnittlich 1.000, 2.000 bzw. 3.000 Hektoliter (hl) Most ernten und verarbeiten können. Die kostenwirtschaftlichen Vorteile einer höheren Kapazitätsauslastung der sehr arbeits- und kapitalintensiven Traubenernte und -verarbeitung werden in den nachfolgenden Kapiteln differenziert dargestellt. Sie sollen unter anderem dafür sensibilisieren, angeschaffte oder anzuschaffende Betriebsvorrichtungen, Maschinen und Geräte optimal und entsprechend ihrer Kapazität einzusetzen. Es wird weiterhin die Annahme zugrunde gelegt, dass mit einem durchschnittlichen Ertrag von 100 hl/ha Most zunächst Standardqualitäten erzeugt und später im Basis-/ Einstiegssegment der betrieblichen Sortimente und/oder als Fassweine vermarktet werden. Trotz unterschiedlicher Ernte- und Verarbeitungsverfahren wird im Weinberg von gleichen Startbedingungen ausgegangen. In den Vergleich werden folgende Varianten einbezogen: 1. Handlese mit Ganztraubenpressung (Tankpresse) 1 Betrieb mit Erntehelfern und einer 5.000 l Tankpresse 2. Handlese mit Abbeerung und Maischepressung (Tankpresse) 1 Betrieb mit Erntehelfern, einer Abbeermaschine (15 t/h) und 3.000 l Tankpresse 3. Traubenvollernter (mit Abbeermaschine) und Maischepressung (Tankpresse) 3 Betriebe mit Lohneinsatz eines Traubenvollernters und jeweils einer 5.000 l Tankpresse 4. Traubenernteentsafter (Traubenvollernter mit Dekanterentsaftung) 4

3 Betriebe mit Lohneinsatz eines Traubenernteentsafters

Aus Gründen der Vergleichbarkeit sind alle vier Verfahren so ausgelegt, dass die maximale tägliche Erntezeit, unabhängig von der Erntekapazität/Tag, 9 Stunden nicht übersteigt. Die unterschiedlichen Entsaftungsverfahren verursachen dementsprechend variierende Verarbeitungszeiten, die auf die entsprechende Arbeitszeit des Gesamtprozesses im Unternehmen mehr oder weniger starken Einfluss haben. Aus Abbildung 1 geht der schematische Arbeitsablauf von Ernten, Abbeeren, Pressen/Entsaften der zu betrachtenden Verfahren zeitlich und verfahrensspezifisch gegliedert hervor. Diese Übersicht soll einen Eindruck geben vom maximalen täglichen Arbeitsablauf differenziert nach produktiver Arbeitszeit, Wege- und Pausenzeiten sowie Rüst-, Wartungs- und Reinigungszeiten.

Uhrzeit 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00 00:00

Bereitstellung Standard Verkürzt

Ernte/Verarbeitung Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3

Betrieb 3

Betrieb 2

Betrieb 1

Traubenernteentsafter

Betrieb 3 Maischepressung

Betrieb 2 Maischepressung

Betrieb 1 Maischepressung

Traubenvollernter

Betrieb 1 Abbeerung Maischepressung

Handlese

Betrieb 1 Ganztraubenpressung

Handlese

Eine detaillierte Betrachtung der unterstellten technischen und ökonomischen Variablen erfolgt im Rahmen der Vorstellung und Diskussion der einzelnen Varianten in den nachfolgenden Kapiteln.

Einsatzortwechsel Maschine

Uhrzeit 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00 00:00

Abbildung 1: Modell-Arbeitszeitplanung (gesamter Arbeitsablauf) und Vergleich der untersuchten Verfahren

5

Aus Abbildung 1 gehen weiterhin die maximalen Einsatzzeiten der zu vergleichenden Prozesse hervor. Während aus einzelbetrieblicher Sicht die Ganztraubenpressung (Variante 1, vgl. Kapitel 2.2) mit 17 Stunden Prozesszeit einschliesslich Verarbeitung der täglichen Lesekapazität zu Buche schlägt, können bei der Variante Handlese und Maischepressung (Variante 2, vgl. Kapitel 2.3) trotz einer um 2000 l kleineren Presse durch den Füllfaktor und der damit verbundenen höheren Stundenleistung etwa 2 Stunden am gesamten täglichen Prozess eingespart werden. Dem gegenüber stehen zwei maschinelle Ernte-/Entsaftungsvarianten, die aufgrund der höheren Erntekapazität nicht einzelbetrieblich betrachtet werden können. Hier werden (9 Stunden effektive Erntezeit vorausgesetzt) zeitlich versetzt 3 Unternehmen bedient, die beim herkömmlichen Vollerntereinsatz (Variante 3, vgl. Kapitel 2.4) auch über die dreifache Verarbeitungskapazität verfügen. Dies entspricht der gängigen Praxis beim Vollerntereinsatz im Lohnbetrieb. Bei rund fünffacher Erntekapazität liegt die Ernte- und Verarbeitungszeit über alle drei Betriebe bei 18 Stunden täglich. Mit rund 14 Stunden Prozesszeit bei ebenfalls max. 9 Stunden Ernte und Maischeverarbeitung zeigt die Traubenernteentsaftung zeitlich zunächst deutliche Vorzüge, da mit der Entladung des geernteten Mostes, abgesehen von Wartungs- und Reinigungsarbeiten auf der Seite der Traubenentsaftung in den Betrieben, lediglich noch kurze Entlade- und Rüstzeiten in den Erzeugerbetrieben anfallen. Wegen der begrenzten stündlichen Verarbeitungsleistung ist ein Einsatz im Zweischichtbetrieb empfehlenswert. Die Optimierung der Prozessschritte Traubenernte und Verarbeitung lässt im fortentwickelten Einsatzspektrum weitere wirtschaftliche Vorteile vermuten.

6

7.000 5.910

6.000

5.000

Liter Most/Std.

4.550

4.000

3.000

2.000 1.250

1.250

1.000

0 Handlese - Tankpresse Handlese - Abbeeren 5.000 l Tankpresse 3.000 l Ganztraubenpressung Maischepressung

Variante 1

Variante 2

Traubenvollernter Tankpresse 5.000 l Maischepressung

Traubenernteentsafter Zentrifugale Entsaftung

Variante 3

Variante 4

Abbildung 2: Mittlere Ernteleistung/Kapazitätsauslastung (Liter Most/Std.)

2.2

Handlese-Ganztraubenpressung (Variante 1)

Die Variante Handlese und Ganztraubenpressung wird als selektive und schonende Form der Traubenverarbeitung angesehen. Auf jahrgangsbedingte Vor- und Nachteile dieser Form der Mostgewinnung wird hier nicht näher eingegangen. Als nachteilig kann wie in Abbildung 2 dargestellt, die vergleichsweise niedrige, jedoch an die Verarbeitungskapazitäten angepasste, stündliche Erntemenge gesehen werden. Zumindest in Direktzuganlagen muss daher unter sonst gleichen Bedingungen der Trauben- und Mostqualität diese Möglichkeit der Ernte und Verarbeitung sorgfältig ökonomisch geprüft werden. Zur kostenintensiven Handlese gibt es derzeit in Steillagen keine maschinelle Alternative. Der Vollständigkeit halber soll jedoch darauf verwiesen sein, dass gegenwärtig in Deutschland die Entwicklung eines Prototyps zur maschinellen Ernte in Seilzuglagen vor dem Abschluss steht und somit auch unter diesen erschwerten Bedingungen eine technische Lösung zur Verringerung der erheblichen Erntekosten möglich erscheint. Je nach Ertragspotenzial der Weinbergsanlage sind zwischen 190 und 260 Arbeitskraftstunden je Hektar für die Handlese zu veranschlagen. Bei der 7

Handlese (vgl. Tabelle 1) werden eine Erntehelferkolonne (6,50 €/Akh) und die notwendigen weinbaulichen Facharbeiter (9,85 €/Akh) zur Prozesssteuerung (1 FachAk/10 Erntehelfer) zu durchschnittlich rund 7,74 €/Akh angesetzt. Die Kolonne ist so aufgestellt, dass rund 1.250 Liter Trauben pro Stunde geerntet werden können (vgl. Abbildung 2). Diese Erntemenge ist notwendig, um die Tankpresse mit einem Volumen von 5.000 Liter zur Ganztraubenpressung auszulasten. Die Gesamtkosten zur Handlese schwanken aufgrund der zuvor genannten Restriktionen zwischen 183,71 € (Var. 1) und 167,59 €/1.000 Liter Most (Var. 3).

Tabelle 1: Kalkulation der Handlesevarianten

Handlese Erntekapazität Trauben; 85° Oe.

Var. 1

Var. 2

Var. 3

kg/ha

12.182

15.228

18.274

Maische

Liter/ha

10.667

13.333

16.000

Most

Liter/ha

8.000

10.000

12.000

Handlese

Std./ha

190

225

260

Leselohn2

€/Std.

7,74

Lesekosten

€/ha

1.470

1.740

2.011

183,71

174,04

167,59

1

€/1.000 Liter

1 Umrechnung von kg Trauben auf Liter abgebeerte Maische unter der Annahme: 4-5% Stielgerüst und einem Mostgewicht von 85° Oe (Faktor 1,085) 2 Durchschnittslohn: 10% Facharbeiterlohn (9,85 €/Std.) und 90% Erntehelfer (7,50 €/Std.)

Zur Traubenpressung wird eine 5.000 Liter fassende Tankpresse eingesetzt. Wie aus Tabelle 2 ersichtlich, tragen insbesondere die fixen Kapitalkosten trotz einer überdurchschnittlichen Einsatzzeit (Abschreibungsdauer ohne Restwertbetrachtung) zu dem bekannten Degressionseffekt bei zunehmender Auslastung (Betriebsgrösse, Verarbeitungsmenge usw.) des Verfahrens bei, sodass je 1.000 Liter verarbeitete Most Kosten in Höhe von 53,28 € bis 32,10 € anfallen. Die variablen Betriebskosten sind verfahrens- und auslastungsabhängige Erfahrungswerte, die das Gesamtkostenbild weniger stark beeinflussen. Als Lohnkosten (Vollkosten) werden durchschnittlich die für einen weinbau-/kellerwirtschaftlichen Facharbeiter relevanten Stundensätze angewandt. Diese liegen für das Jahr 2006 bei rund 9,85 €. Es wird vorausgesetzt, dass sowohl ein Facharbeiter als auch eine Aushilfsarbeitskraft (6,50 €/Std.) jeweils zur Hälfte den Pressvorgang steuern bzw. überwachen und die notwendigen Vor- und Nachbereitungen vornehmen. 8

Aufgrund der höheren Presskapazität und der längeren Pressdauer sind die Arbeitskosten der Ganztraubenpressung mit 12,51 €/1.000 Liter Most rund doppelt so hoch wie bei der nachfolgend dargestellten Variante 2 (Handlese - Abbeeren Maischepressung). Zur Erzeugung von 1.000 Hektolitern Most sind ca. 61 Pressfüllungen pro Kampagne sowie eine Pressdauer ohne Rüst- und Reinigungszeiten von 2,5 Stunden einzuplanen.

Tabelle 2: Kalkulation der Tankpressevarianten (5.000 Liter Traubenvolumen)

Tankpresse (5.000 Liter, Ganztraubenpressung)

Var. 1

Var. 2

Var. 3

Kapazität1 (Maische)

Liter

133.000

267.000

400.000

Kapazität (Most)

Liter

100.000

200.000

300.000

42.000

42.000

42.000

Kosten/Kostenarten Anschaffungspreis



Abschreibung (20 Jahre)

€/Jahr

2.100

2.100

2.100

Verzinsung (6%; ½ Neuwert)

€/Jahr

1.260

1.260

1.260

Abschreibung (20 Jahre 2 )

€/1.000 l

21,00

10,50

7,00

Verzinsung (6 %; ½ Neuwert)

€/1.000 l

12,60

6,30

4,20

€/1.000 l

0,55

0,61

0,66

€/1.000 l

5,52

6,07

6,62

Versicherung

€/1.000 l

1,10

1,10

1,10

Lohnkosten4

€/1.000 l

12,51

12,51

12,51

€/1.000 l

53,28

37,09

32,10

3

Betriebskosten

3

Reparaturkosten 3

Kosten je 1000 l Most 1 2 3 4

Ausbeute 75% (m/m) Es werden keine Restwerte in der Kalkulation berücksichtigt, daher die höhere Nutzungsdauer Kosten: Basis Oberhofer 2001, hochgerechnet Lohnkosten: Durchschnittslohn (50% Facharbeiter: 9,85 €/Std.; 50% Aushilfs-Ak: 6,50 €/Std.)

Die verfahrensrelevanten Kosten für die Tresterrückführung belasten das Gesamtverfahren (vgl. Tabelle 8) mit ansteigendem Grad der Auslastung (Var. 1-3) mit rund 16-14 €/1.000 Liter Most. Auf eine Detaildarstellung der Kalkulation wird an dieser Stelle verzichtet. Die drei Verfahrensschritte verursachen Prozesskosten in einem kapazitätsabhängigen Schwankungsbereich von 252,92 bis 213,95 €/1.000 Liter Most (vgl. Tabelle 8). Damit ist die hier vorgestellte Variante etwas kostengünstiger als die Handlesevariante 2 (vgl. Kapitel 2.3) die nachfolgend diskutiert wird aber immerhin noch deutlich teurer als die maschinellen Prozesse, die in Kapitel 2.4 und 2.5 vorgestellt werden. Auf die Verfahrensweise premiumorientierter Betriebe sei verwiesen. 9

2.3

Handlese-Maischepressung (Variante 2)

Als Handlesevariante werden hier die gleichen Bedingungen wie unter Kapitel 2.2 vorausgesetzt. Zur Maischepressung wird eine 3.000 Liter Tankpresse eingesetzt (vgl. Tabelle 3). Die spezifischen Kosten je 1.000 Liter Most fallen aufgrund der geringeren Kapitalkosten, der schnelleren Verarbeitung (Lohnkosten) entsprechend niedriger aus. Das Verfahren wird jedoch durch den Einsatz einer Abbeervorrichtung (Tabelle 4), die über die entsprechenden Kapazitäten verfügt erheblich verteuert. Es entstehen Zusatzkosten zwischen 19,53 und 9,35 €/1.000 Liter Most, die den Kostenvorteil der effektiveren Maischepressung gegenüber der Ganztraubenpressung kompensieren. Bei einer schnellen Traubenverarbeitung ist unter qualitativen Gesichtspunkten zu prüfen, inwieweit nach dem Traubentransport und einer vergleichsweise schonenden Beschickung der Tankpresse unter Quetschung der Beeren auf die Entrappung verzichtet werden kann, oder diese bereits auf dem Traubenvollernter im Vorfeld stattfindet.

Tabelle 3: Kalkulation der Tankpressevarianten (3.000 Liter Maische)

Tankpresse (3.000 Liter, Maischepressung)

Var. 1

Var. 2

Var. 3

Kapazität1 (Maische)

Liter

133.000

267.000

400.000

Kapazität (Most)

Liter

100.000

200.000

300.000

31.000

31.000

31.000

Kosten/Kostenarten Anschaffungspreis



Abschreibung (20 Jahre)

€/Jahr

1.550

1.550

1.550

Verzinsung (6%; ½ Neuwert)

€/Jahr

930

930

930

Abschreibung (20 Jahre 2 )

€/1.000 l

15,50

7,75

5,17

Verzinsung (6 %; ½ Neuwert)

€/1.000 l

9,30

4,65

3,10

€/1.000 l

0,55

0,61

0,66

Reparaturkosten

€/1.000 l

5,52

6,07

6,62

Versicherung3

€/1.000 l

1,10

1,10

1,10

Lohnkosten4

€/1.000 l

6,13

6,13

6,13

€/1.000 l

38,11

26,32

22,79

3

Betriebskosten

3

Kosten je 1000 l Most 1 2 3 4

Ausbeute 75% (m/m) Es werden keine Restwerte in der Kalkulation berücksichtigt, daher die höhere Nutzungsdauer Kosten: Basis Oberhofer 2001, hochgerechnet Lohnkosten: Durchschnittslohn (50% Facharbeiter: 9,85 €/Std.; 50% Aushilfs-Ak: 6,50 €/Std.)

10

Tabelle 4: Kalkulation der Abbeervorrichtung (15 Tonnen/Stunde)

Abbeermaschine (15 Tonnen/Stunde) Kapazität (Maische)

Liter

Var. 1

Var. 2

Var. 3

133.000

267.000

400.000

20.000

20.000

20.000

Kosten/Kostenarten Anschaffungspreis



Abschreibung (20 Jahre)

€/Jahr

1.000

1.000

1.000

Verzinsung (6%; ½ Neuwert)

€/Jahr

600

600

600

Abschreibung (12 Jahre)

€/1.000 l

10,00

5,00

3,33

Verzinsung (6 %; ½ Neuwert)

€/1.000 l

6,00

3,00

2,00

Betriebskosten

€/1.000 l

0,22

0,24

0,26

Reparaturkosten

€/1.000 l

2,21

2,43

2,65

Versicherung

€/1.000 l

1,10

1,10

1,10

19,53

11,78

9,35

1

Lohnkosten

Kosten je 1000 l

€/1.000 l €/1.000 l

1 Bei dieser Kapazität der Abbeermaschine fallen keine weiteren Lohnkosten an, da die Kapazität in den Füllvorgang der Presse integriert ist.

Insgesamt summieren sich die Kosten der zuvor dargestellten Verfahrensschritte auf 257,27 bis 214,00 € je 1.000 Liter Most. Es gilt im direkten Verfahrensvergleich zu den automatisierten Erntevarianten die gleiche ökonomische Gesamtbewertung wie sie in Kapitel 2.2 bereits vorgenommen wurde.

2.4

Traubenvollernter-Maischepressung (Variante 3)

Diese Variante wurde so ausgelegt, dass drei Betriebe nacheinander ihre Verarbeitungskapazitäten (Tankpresse) zur Entsaftung der maximalen Erntemenge des Traubenvollernters (9 Stunden effektive Erntezeit) einsetzen. Unter den angenommenen Einsatzbedingungen würde dies einer optimalen Systemauslastung entsprechen. Daher stellt diese Traubenvollerntereinsatzoption die optimale Kapazitätsauslastung/-ausnutzung dar. Der Traubenvollernter verarbeitet in den vorgestellten Untervarianten (Var. 1-4) zwischen 6.000 und 12.000 kg Trauben, wobei die höchste Ernteleistung (Kapazitätsauslastung) gleichzeitig Volllastbedingungen entspricht (vgl. Tabelle 5). Die lohnkostenrelevante Arbeitszeit einschliesslich Rüst-, Wege-, Wartungs- und Reinigungszeiten beträgt 14 Stunden am Tag, die effektive Erntezeit ist wie beschrieben 11

auf maximal 9 Stunden täglich festgesetzt, da dies auch nahe an die Maximalkapazitäten der Handlese heranreicht und somit der Vergleichbarkeit der Prozesskostenanalyse zuträglich ist. Mit diesen Vorbedingungen wird mit einer Einsatzspanne von 175 (Minimaleinsatz) bis 225 (Maximaleinsatz) Erntestunden pro Kampagne kalkuliert. Einschliesslich der Wegezeiten (39-50 Stunden/Kampagne) muss mit einem Fahrereinsatz von 214-275 Stunden pro Saison gerechnet werden. Da der Vollerntereinsatz aufgrund der hohen Kapital- und Lohnkosten nur unter den Gesichtspunkten einer hohen Auslastung wirtschaftlich einsetzbar ist, wird bei der Flächenleistung (Tabelle 5) und somit der entsprechenden Verarbeitungsleistung in Liter Most pro Jahr (umgerechnet) nur noch mit den Maximalwerten von 89-177 Hektar Erntefläche/Jahr respektive 0,886-1,773 Mio. Liter Most (jährliche Mengenleistung bei einem Einsatz von maximal 225 Stunden/Jahr) weitergerechnet. In dieser Schwankungsbreite liegen ebenfalls die nicht berücksichtigten Minimalvarianten (Var. 24), die von einer Mindest-Einsatzspanne von nur 175 Stunden pro Jahr ausgehen (vgl. Tabelle 5). Bei der nachfolgend dargestellten Traubenernteentsaftervariante wird gleichermassen verfahren. Die hohen Anschaffungskosten von rund 200.000 € (Neupreis eines Traubenvollernters) verursachen entsprechende Kapitalkosten (Abschreibungen: 6 Jahre ohne Restwertbetrachtung; Zinsen 6% vom halben Anschaffungswert) mit den bekannten Degressionseffekten bei zunehmender Kapazitätsauslastung. Die Betriebs- und Wartungskosten basieren auf herstellerbedingten Angaben und sind leistungsbezogen angepasst. Die Lohnkosten der Fahrers und des Wartungspersonals gehen mit 25 €/Stunde in die Kalkulation ein und entsprechen einer Entlohnung von hochqualifizierten Fachkräften einschliesslich des notwendigen technischen Equipments. Augenfällig bei der Betrachtung der Gesamtkosten je 1.000 Liter Most sind die deutlichen Erntekostenvorteile gegenüber den Handlesevarianten (vgl. Kapitel 2.2 und 2.3) bei gleichzeitig höheren Erntekapazitäten. Diese schwanken zwischen 106,77 (Var. 1, minimale Auslastung) und 129,12 €/1.000 Liter Most (Var. 3/4, maximal angenommene Auslastung).

12

Tabelle 5: Kalkulation der Traubenvollerntervarianten mit Maischepressung Traubenvollernter (mit Abbeermaschine)

Var. 1

Var. 2

Var. 3

Var. 4

Trauben; 85° Oe.

kg/Std.

6.000

8.000

10.000

12.000

Maische

Liter/Std.

5.253

7.005

8.756

10.507

Most

Liter/Std.

3.940

5.253

6.567

7.880

Tagesleistung (9 Std. Ernteeinsatz/Tag)

Liter/Tag

35.461

47.281

59.101

70.922

- Gesamt

Std./Tag

14

- Einsatzzeit (produktiv)

Std./Tag

9

- Wegezeiten

Std./Tag

2

- Rüstzeiten

Std./Tag

3

Einsatzleistung 9 Std./Tag (min.)

Std./Jahr

175

Einsatzleistung 9 Std./Tag (max.)

Std./Jahr

225

Fahrereinsatz (min.; 11 Std./Tag)

Std./Jahr

214

214

214

214

Fahrereinsatz (max.; 11 Std./Tag)

Std./Jahr

275

275

275

275

Flächenleistung (min.)

ha/Jahr

69

92

115

138

Flächenleistung (max.)

ha/Jahr

89

118

148

177

Verarbeitungsleistung (min.)

Liter/Jahr

689.516

919.355

1.149.194

1.379.032

Verarbeitungsleistung (max.)

Liter/Jahr

886.521

1.182.028

1.477.535

1.773.041

Arbeitsstunden pro Tag

Kosten/Kostenarten Anschaffungspreis



200.000

200.000

200.000

200.000

Abschreibung im Jahr €/Jahr (6 Jahre)



33.333

33.333

33.333

33.333

Verzinsung im Jahr €/Jahr (6% ½ Neuwert)



6.000

6.000

6.000

6.000

Abschreibung (6 Jahre)

€/1.000 l

37,60

28,20

22,56

18,80

Verzinsung (6 % ½ Neuwert)

€/1.000 l

6,77

5,08

4,06

3,38

Treibstoffkosten €/1000 l

1

€/1.000 l

10,86

8,14

6,51

5,43

Wartungskosten €/1000 l

2

€/1.000 l

13,96

10,47

8,38

6,98

Lohnkosten Fahrer €/1000 l 3

€/1.000 l

7,76

5,82

4,65

3,88

Kosten gesamt



68.208

68.758

69.308

69.858

Kosten in €/1000 l

€/1.000 l

76,94

57,70

46,16

38,47

Kosten in €/ha

€/ha

769,39

581,70

469,08

394,00

Kosten je Stunde

€/Std.

248,03

250,03

252,03

254,03

Kosten je Minute

€/Min.

4,13

4,17

4,20

4,23

1 Treibstoffkosten: 35,- €/Std 2 Wartungs-/Reinigungskosten: 45,- €/Std 3 Lohnkosten: 25,- €/Std

Die Weiterverarbeitung der abgebeerten Maische erfolgt mittels einer 5.000 Liter Tankpresse. Die Kosten sind in Tabelle 6 dargestellt und entsprechen bei einem höheren Verarbeitungsvolumen im wesentlichen der Maischepressvariante (vgl. Kapitel 2.3). 13

Tabelle 6: Kalkulation der Tankpressevarianten (5.000 Liter Maische)

Tankpresse (5.000 Liter, Maischepressung)

Var. 1

Var. 2

Var. 3

Kapazität1 (Maische)

Liter

133.000

267.000

400.000

Kapazität (Most)

Liter

100.000

200.000

300.000

42.000

42.000

42.000

Kosten/Kostenarten Anschaffungspreis



Abschreibung (20 Jahre)

€/Jahr

2.100

2.100

2.100

Verzinsung (6%; ½ Neuwert)

€/Jahr

1.260

1.260

1.260

Abschreibung (20 Jahre 2 )

€/1.000 l

21,00

10,50

7,00

Verzinsung (6 %; ½ Neuwert)

€/1.000 l

12,60

6,30

4,20

€/1.000 l

0,55

0,61

0,66

€/1.000 l

5,52

6,07

6,62

€/1.000 l

1,10

1,10

1,10

€/1.000 l

2,86

2,86

2,86

Kosten je 1000 l Most

€/1.000 l

43,64

27,45

22,45

Kosten je 1000 l Most (ohne Kapitalkosten)

€/1.000 l

10,04

10,65

11,25

3

Betriebskosten

3

Reparaturkosten 3

Versicherung 4

Lohnkosten

1 2 3 4

Ausbeute 75% (m/m) Es werden keine Restwerte in der Kalkulation berücksichtigt, daher die höhere Nutzungsdauer Kosten: Basis Oberhofer 2001, hochgerechnet Lohnkosten: Durchschnittslohn (50% Facharbeiter: 9,85 €/Std.; 50% Aushilfs-Ak: 6,50 €/Std.)

Für den komparativen Kostenvergleich wird zunächst eine Nutzungsdauer von 20 Jahren unterstellt, da keine Restwertbetrachtung, mit den bekannten Einflüssen auf die Höhe der Abschreibungen und der Zinsen (Kapitalkosten) vorgenommen wird. Einschliesslich der Kapitalkosten sind die Varianten 1,2 und 3 direkt vergleichbar. Variante 3 und 4 werden unter Ausserachtlassung der Kapitalkosten für die Tankpresse verglichen, da der Traubenernteentsafter nur in den aller seltensten Fällen zu 100 Prozent in einem Betrieb zum Einsatz kommen kann (Erntebedingungen, Bewirtschaftungssystem usw.) und demnach Presskapazitäten vorgehalten werden müssen. Daher wird hier als Vergleichsmassstab die Variante 3 „ohne Kapitalkosten“ herangezogen.

14

2.5

Traubenernteentsafter (Variante 4)

Der Traubenernteentsafter (TEE) vereinigt ein Ernteaggregat mit einer Abbeervorrichtung und einem Dekanter. Nach der Ernte der Trauben/Beeren werden Stiel- und Blattfragmente weitgehend entfernt und einem Maischebehälter zugeführt. Von dort aus wird die Maische in eine Horizontalschneckenzentrifuge (Dekanter) mittels Exzenterschneckenpumpe gefördert. Die Phasentrennung erfolgt mittels Massenträgheit in einem Zeitraum von etwa 4-6 Minuten nach der Ernte. Je nach Gesundheitszustand des Traubenmaterials kann der Grobtrub (sedimentierbar) während des Entsaftungsprozesses in der Klärzone des Dekanters abgetrennt werden und verbleibt mit dem Trester im Weinberg. Die Beladung des gewonnenen Mostes mit Feintrub (kolloidal) ist deutlich höher als bei anderen Entsaftungsverfahren und bedarf fallweise des Enzymeinsatzes. Verfahrensbedingt kann heute von einer Ausbeute bei weissen Trauben von ca. 70 % (m/m) ausgegangen werden. Die Variante des Traubenernteentsafters vereinigt die Prozessschritte Traubenernte und Entsaftung in einer Verfahrensfolge direkt im Weinberg, mit dem Vorteil, dass sowohl die Trester als auch eine erste Stufe der Vorklärung im Weinberg verbleiben bzw. stattfindet. Wie schon bei den im Vorfeld vorgestellten Varianten wird von einer max. tatsächlichen täglichen Ernte-/Entsaftungszeit von 9 Stunden ausgegangen. Die kalkulierten Rüst- und Wegezeiten sind Tabelle 7 zu entnehmen. Das Einsatzspektrum pro Kampagne schwankt zwischen 175 und 225 effektiven Einsatzstunden. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten und den damit einhergehenden Kapitalkosten (Zinsen und Abschreibungen) werden die in der Vergleichsanalyse dargestellten Berechnungen nur auf Basis des Höchstwertes von 225 Stunden/Kampagne ermittelt. Beim zurzeit gängigen Verfahren des Traubenvollernters (vgl. Kapitel 2.4) wurde dies ebenfalls so durchgeführt. Die Schwankungsbreite der Verarbeitungskapazitäten von 5.000-8.000 Litern Maische/Stunde sind gegenwärtige herstellerbedingte Leistungsangaben. Zu den effektiven Ernte-/ Entsaftungszeiten kommen aus Kostengesichtspunkten nochmals zwischen 39 und 50 Stunden für Wege-, Rüst- und Wartungszeiten je Kampagne hinzu. Aufgrund der Maschinenleistung kann je nach Ertragsniveau und Beschaffenheit der Weinberge von einem Einsatzkorridor von max. 84-135 ha/Kampagne (Mittelwert: 110 ha/Kampagne) ausgegangen werden. Dieser Korridor stellt die Basis für die wirtschaftliche Analyse des TEE-Verfahrens dar, wobei die in Abbildung 3 dargestellten Vorzüge der Parzellengrösse bzw. Zeilenlänge einen bedeutenden ökonomischen Einfluss darstellen. Gleiches gilt für den herkömmlichen Vollerntereinsatz. Auf der vorgenannten Rebfläche lassen sich in Abhängigkeit von der Verarbeitungsleistung max. zw. 0,787 und 1,260 Mio. Liter Most aus der zuvor geernteten Maische erzeugen. Diese Werte sind Bezugsgrössen für die Vergleichswerte je 1.000 Liter Most.

15

9000

Wegstrecke [m/ha]

8500 8000 7500 7000 6500 6000 5500 5000 0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

220

Zeilenlänge [m]

Abbildung 3: Zurückgelegte Wegstrecke von Erntefahrzeugen in Abhängigkeit der Zeilenlänge

Die aus den Anschaffungskosten in Höhe von rund 350.000 € resultierenden Kapitalkosten lassen erkennen, dass das System einen hohen Auslastungsgrad benötigt, um wirtschaftlich eingesetzt werden zu können. Wie in der vergleichenden Verfahrenskostenanalyse zu sehen sein wird, rechnet sich die TEE-Anwendung bei Berücksichtigung der Kapitalkosten für die Tankpressung bereits im unteren Spektrum gegenüber dem etablierten System des Traubenvollernters (vgl. Tabelle 8). Die Verfahrenskosten des Traubenernteentsafters bewegen sich zusammenfassend zwischen 130 € (minimal) und 83 € (maximal angenommene Auslastung) je 1.000 Liter Most. Sie liegen damit im kostengünstigen Bereich des etablierten Vollerntereinsatzes in Kombination mit einer Maischepressung. Ohne Berücksichtigung der spezifischen Kapitalkosten für die Traubenpressung gewinnt das herkömmliche Vollernterverfahren einen Kostenvorteil von rund 20%. Damit stellt dieses Verfahren für viele Betriebe – insbesondere Fassweinerzeuger eine interessante Alternative zur eigenen Traubenverarbeitung dar, speziell vor dem Hintergrund der nur noch bedingt notwendigen Ersatzinvestitionen im Bereich der Mostgewinnung. Wie beim herkömmlichen Vollerntereinssatz können Kostenvorteile durch die hohe Einsatzleistung des Lohneinsatzes in diesem Fall kombiniert mit den entfallenden Presskosten generiert werden. 16

Da der TEE-Einsatz aus Erzeugersicht nur variable Kosten verursacht, kann mittelfristig auf teure Ersatzinvestitionen im Bereich Traubenannahme und -verarbeitung mit der Folge einer entsprechend hohen Fixkostenbelastung verzichtet werden. Dies hat mittelfristige Liquiditätsvorteile für den Erzeuger zur Folge. Des weiteren kann aufgrund der Verkürzung der Prozesszeiten zwischen Ernte und Mosteinlagerung, durch den Wegfall von Transport- und Standzeiten und durch die nachhaltige Reduzierung biochemischer Reaktionszeiten, ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet werden, die Qualitätssicherungslücke in der Most- und Weinerzeugung weiter zu schliessen. Aufgrund der zum grössten Teil wegfallenden Traubenverarbeitung lassen sich grössere Flächeneinheiten pro Unternehmen bearbeiten und somit die strukturelle Wettbewerbsfähigkeit der Rohwarenerzeugung in Deutschland verbessern. Ein nicht bewerteter Kostenvorteil ergibt sich jahrgangsbedingt bei optimalem Erntegut für den TEE dadurch, dass auf die Arbeitsschritte Mostvorklärung und die damit verbundenen Rüst- und Reinigungsarbeiten verzichtet werden kann. Auch wenn die damit verbundenen Prozesskosten nur gering ausfallen summiert sich dadurch der ökonomische Vorteil des Systems im Vergleich zu den etablierten Varianten 1-3. Würden diverse Arbeitsspitzen in der Erntekampagne zu Lohnaufschlägen beim eingesetzten Personal führen, würde auch dies der Vorteilhaftigkeit dieser TEE-Variante zuträglich sein.

17

Tabelle 7: Verfahrenskostenanalyse Traubenernteentsafter Traubenernteentsafter (TEE) (mit Abbeermaschine und Dekanter)

Var. 1

Var. 2

Var. 3

Var. 4

Trauben; 85° Oe.

kg/Std.

5.711

6.853

7.995

9.137

Maische

Liter/Std.

5.000

6.000

7.000

8.000

Most

Liter/Std.

3.500

4.200

4.900

5.600

Tagesleistung (9 Std. Ernteeinsatz/Tag)

Liter/Tag

42.000

50.400

58.800

67.200

- Gesamt

Std./Tag

14

- Einsatzzeit (produktiv)

Std./Tag

9

- Wegezeiten

Std./Tag

2

- Rüstzeiten

Std./Tag

3

Einsatzleistung 9 Std./Tag (min.)

Std./Jahr

175

Einsatzleistung 9 Std./Tag (max.)

Std./Jahr

225

Fahrereinsatz (min.; 11 Std./Tag) Fahrereinsatz (max.; 11 Std./Tag)

Std./Jahr Std./Jahr

214 275

214 275

214 275

214 275

Flächenleistung (min.) Flächenleistung (max.)

ha/Jahr ha/Jahr

66 84

79 101

92 118

105 135

Verarbeitungsleistung (min.) Verarbeitungsleistung (max.)

Liter/Jahr Liter/Jahr

612.500 787.500

735.000 945.000

857.500 1.102.500

980.000 1.260.000

Kosten/Kostenarten Anschaffungspreis Abschreibung im Jahr €/Jahr (6 Jahre) Verzinsung im Jahr €/Jahr (6% ½ Neuwert)

€ € €

350.000 58.333 10.500

350.000 58.333 10.500

350.000 58.333 10.500

350.000 58.333 10.500

Abschreibung (6 Jahre) Verzinsung (6 % ½ Neuwert)

€/1.000 l €/1.000 l

74,07 13,33

61,73 11,11

52,91 9,52

46,30 8,33

Treibstoffkosten €/1000 l 1 Wartungskosten €/1000 l 2 Lohnkosten Fahrer €/1000 l 3

€/1.000 l €/1.000 l

16,76 17,46 8,73

14,55 14,55 7,28

12,97 12,47 6,24

11,79 10,91 5,46

Kosten gesamt Kosten in €/1000 l Kosten in €/ha Kosten je Stunde Kosten je Minute

€ €/1.000 l €/ha €/Std. €/Min.

103.208 130,36 1.223,21 375,30 6,26

104.033 109,22 1.027,49 378,30 6,31

104.858 94,11 887,69 381,30 6,36

105.683 82,78 782,84 384,30 6,41

Arbeitsstunden pro Tag

€/1.000 l

1 Treibstoffkosten: 48-52,- €/Std 2 Wartungs-/Reinigungskosten: 50,- €/Std 3 Lohnkosten: 25,- €/Std

18

3

Vergleichende Verfahrenskostenbewertung

Verglichen werden zusammenfassend die Mittelwerte (Durchschnittswerte der kapazitätsbedingten Untervarianten, Var. 2), da diese eine mittlere Systemauslastung widerspiegeln. Die Gegenüberstellung der Varianten 1-4 (vgl. Kapitel 2.2 - 2.5) macht unabhängig von der Minimum-Maximum-Betrachtung im Rahmen der Kapazitätsauslastung die Kostenvorteile der beiden Vollerntervarianten deutlich. Die Kosten in dieser Gegenüberstellung (vgl. Tabelle 8) zeigen unabhängig von der Kapazitätsvariation (vgl. Abbildung 4) einen zum Teil deutlich unter 50% liegenden komparativen Kostenvorteil für die maschinellen Ernten bei gleichzeitig höheren Ernteleistungen (vgl. Abbildung 4). Diesen Vorteil nutzen allen voran die Rohwarenproduzenten, um im Wettbewerb mit internationalen Weinen im Deutschen Markt ihre Zukunftschancen zu wahren. Im Folgenden sollen die in Tabelle 8 als prozess- und kostenrelevant erachteten Verfahrensschritte näher diskutiert werden. Die Wahl der Erzeugungsform und der Vertriebswege spielt dabei eine wichtige Rolle. Während die gezeigten Handlesevarianten aufgrund des Kostenniveaus zum einen bewirtschaftungsbedingt und zum anderen aufgrund unternehmerischer Entscheidungen ausschliesslich für Direktvermarktungsbetriebe in Betracht kommen, sollen diese nachfolgend lediglich als Orientierungswerte dienen.

19

Tabelle 8: Vergleichende Verfahrenskostenanalyse Verfahrenskostenvergleich

Kosten in €/1.000 Liter Most Kapazität

1 Handlese - Tankpresse Erntekosten - Handlese - Handlese - Handlese

Minimum1 Mittelwert2 Maximum3

Kapazität/Tag kg Trauben Var. 1 Var. 2 Var. 3

12.182 15.228 18.274

Liter Most 8.000 10.000 12.000

183,71 174,04 167,59

183,71

53,28 37,09 32,10

53,28

15,93 14,68 14,26

15,93

175,11 167,59

Kapazität/Jahr kg Trauben

Presskosten (Ganztraubenpressung) - Tankpresse 5000 l - Tankpresse 5000 l - Tankpresse 5000 l

Var. 1 Var. 2 Var. 3

133.333 266.667 400.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

40,82 32,10

Kapazität/Jahr kg Trauben

Tresterrückführung - Rückführung - Rückführung - Rückführung

Var. 1 Var. 2 Var. 3

133.333 266.667 400.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

Summe 1

14,26 252,92

2 Handlese - Abbeeren - Tankpresse Erntekosten - Handlese - Handlese - Handlese

14,96

12.182 15.228 18.274

213,95

Minimum1 Mittelwert2 Maximum3

Kapazität/Tag kg Trauben

Var. 1 Var. 2 Var. 3

230,89

Liter Most 8.000 10.000 12.000

183,71 174,04 167,59

183,71

19,53 11,78 9,35

19,53

38,11 26,32 22,79

38,11

15,93 14,68 14,26

15,93

175,11 167,59

Kapazität/Jahr kg Trauben

Verarbeitungskosten - Abbeeren - Abbeeren - Abbeeren

Var. 1 Var. 2 Var. 3

133.333 266.667 400.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

13,55 9,35

Kapazität/Jahr Liter Maische

Presskosten (Maischepressung) - Tankpresse 3000 l - Tankpresse 3000 l - Tankpresse 3000 l

Var. 1 Var. 2 Var. 3

125.000 250.000 375.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

29,07 22,79

Kapazität/Jahr kg Trauben

Tresterrückführung - Rückführung - Rückführung - Rückführung

Var. 1 Var. 2 Var. 3

133.333 266.667 400.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

Summe 2 (ohne Kapitalkosten)

14,26 257,27

3 Grapeliner - Tankpresse Var. 1 Var. 2 Var. 3 Var. 4

232,69

214,00

Minimum1 Mittelwert2 Maximum3

Kapazität/Stunde

Erntekosten - Grapeliner - Grapeliner - Grapeliner - Grapeliner

14,96

kg Trauben

Liter Most

6.000 8.000 10.000 12.000

3.940 5.253 6.567 7.880

76,94 57,70 46,16 38,47

76,94

43,64 27,45 22,45

43,64

10,04 10,65 11,25

10,04

15,93 14,68 14,26

15,93

54,82 38,47

Kapazität/Jahr kg Trauben

Presskosten - Tankpresse 5000 l - Tankpresse 5000 l - Tankpresse 5000 l

Var. 1 Var. 2 Var. 3

Kapitalkosten

Var. 1 Var. 2 Var. 3

133.333 266.667 400.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

31,18 22,45 10,65 11,25

Kapazität/Jahr kg Trauben

Tresterrückführung - Rückführung - Rückführung - Rückführung

Var. 1 Var. 2 Var. 3

133.333 266.667 400.000

Liter Most 100.000 200.000 300.000

Summe 3 (inkl. Kapitalkosten)

14,26 136,50

Summe 3 (ohne Kapitalkosten)

100,95

102,90

4 Traubenernteentsafter

Kapazität/Stunde

Erntekosten und Entsaftungskosten Ernte/Entsaftung Ernte/Entsaftung Ernte/Entsaftung Ernte/Entsaftung

14,96

kg Trauben Var. 1 Var. 2 Var. 3 Var. 4

5.711 6.853 7.995 9.137

Minimum

75,19

80,42 1

63,99 2

Mittelwert

Maximum3

Liter Most 3.500 4.200 4.900 5.600

130,36 109,22 94,11 82,78

Summe 4

130,36 104,12 82,78 130,36

104,12

82,78

1 Kosten bei minimaler Auslastung bzw. Ernte-/Pressleistung 2 Durchnittskosten der drei bzw. vier Varianten; unterstellt wird eine mittlere Auslastung bzw. Ernte-/Pressleistung 3 Kosten bei maximaler Auslastung bzw. Ernte-/Pressleistung

20

Direktvermarkter haben eher die Möglichkeit über den Endverbraucherabsatz zum Teil höhere Preise zu realisieren und darüber hinaus zur Rechtfertigung auf die Handarbeit und damit kostenintensive Herstellungsweisen zu verweisen. Im Bereich der Standardqualitätsweinerzeugung kann die Alternative Handlese, sofern sie nicht durch den maschinellen Einsatz substituiert werden kann, als Qualitätsphilosophie und Argument eines kundengruppenabhängigen Zusatznutzens kombiniert mit einer kundenintensiven Vertriebsaktivität gesehen werden. Mit 231 bzw. 233 Euro je 1.000 Liter Most (Mittelwert) zeigen beide Verfahren der manuellen Ernte keine nennenswerten Unterschiede auf. Bei Berücksichtigung des Verzichts auf die Entrappung bei der Maischepressung (Variante 2) ergeben sich entsprechende Kostenvorteile für diese Verfahrensweise. Die durchgeführte Analyse stellt, wie bereits erwähnt, keine Vollkostenbetrachtung dar, sondern berücksichtigt nur die Verfahrensschritte, die zu einem Kosten- und Wettbewerbsvorteil beitragen und somit die Unternehmerentscheidung vor dem Hintergrund der kurz- und mittelfristigen ökonomischen Betrachtung zu Gunsten des einen oder anderen Systems ausfallen lassen. Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Gesamtverfahren ist eine Vollkostenanalyse notwendig. Bei Gegenüberstellung der Verfahren der maschinellen Ernte zeigen die mittleren Ergebnisse von Traubenvollernter inklusive Tankpresse (101 Euro je 1.000 Liter Most) und TEE (104 Euro je 1.000 Liter Most), dass zumindest der Traubenernteentsafter ohne Einbeziehung technischer, qualitativer und folgeökonomischer Argumente als gleichwertige Alternative gesehen werden kann (vgl. Abbildung 4). Lässt man die Kapitalkosten für die Traubenpressung ausser Acht, ergibt sich ein komparativer Kostenvorteil der herkömmlichen Vollernter-/Tankpressvariante von rund 20 Prozent (ca. 80 Euro/1.000 Liter Most).

21

350 Minimum 300

Mittelwert

200

83

104

130 64

80

103

75

50

101

137

214

233

257

214

100

231

150

253

Euro / 1.000 Liter Most

Maximum 250

0 Handlese - Tankpresse 5.000 l Ganztraubenpressung

Handlese - Abbeeren Tankpresse 3.000 l Maischepressung

Variante 1

Variante 2

Traubenernteentsafter Traubenvollernter Traubenvollernter Zentrifugale Entsaftung Tankpresse 5.000 l Tankpresse 5.000 l Maischepressung (inkl. Maischepressung (ohne Kapitalkosten) Kapitalkosten)

Variante 3

Variante 4

Abbildung 4: Vergleichende Verfahrenskostenanalyse

Erst eine weiterführende Untersuchung, unter Einbeziehung arbeitswirtschaftlicher und struktureller Rahmenbedingungen, kann diese erste Einschätzung bestätigen oder relativieren. Die berechneten Zahlen zeigen, dass das TEE-System in Wettbewerb mit herkömmlichen Verfahren treten kann. Einschränkend ist jedoch darauf hinzuweisen, dass eine weitere Prozesskostenoptimierung erst mit der Einführung des Zweischichtbetriebes möglich ist. Dabei stellt die TEE-Verarbeitungsleistung den begrenzenden Faktor dar. Herkömmliche Traubenvollernter zeigen eine Verarbeitungsleistung unter Volllast von ca. 12 Tonnen pro Stunde und haben somit das Potenzial, im Zweischichteinsatz ebenfalls weitere und tendenziell höhere Rationalisierungsreserven zu erschliessen. Hierbei sei auf die notwendigen Investitionen in der Maischeverarbeitung und auf die entsprechende Kapitalbindung verwiesen. Die Entscheidung für den TEE-Einsatz im Lohnverfahren wird mit grosser Wahrscheinlichkeit erst mittelfristig im Rahmen der anstehenden Ersatzinvestition für die Traubenverarbeitungstechnik eine ernstzunehmende Bedeutung für Lohnunternehmen 22

erlangen. Ebenfalls dürfte zwischenzeitlich die erfolgreiche Implementierung des TEESystems in den Weinregionen in Übersee die Weiterentwicklung beflügeln und in der Folge für einen zunehmenden Einsatz in Mitteleuropa sprechen. Die bei der Handlese und dem Traubenvollerntereinsatz anfallenden Kosten für die Tresterrückführung wurden mit 14-16 €/1.000 Liter Most veranschlagt. Diese Kosten fallen beim TEE-Einsatz nicht an und tragen in der Prozesskostenanalyse dazu bei, das System bei vereinfachter Wirtschaftlichkeitsbetrachtung verfahrenstechnisch wettbewerbsfähig zu machen.

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Zusammenfassung

Die gewählte Methode der Verfahrenskostenanalyse belegt komparative Kostenvorteile beim Einsatz von Traubenvollernter und Traubenernteentsafter im Vergleich zur Handernte in Verbindung mit Ganztrauben- oder Maischepressung. Das angenommene Mengen- und Betriebsgrössengerüst dient zur ersten vergleichenden Kostenübersicht der untersuchten Verfahren. Zur Verifikation der gewonnenen Daten ist eine Vollkostenrechnung fallspezifisch vorzunehmen. In Folge der hohen Investitionskosten und der Tatsache, dass durch die Mostanlieferung die Presskapazitäten und damit die Tagesarbeitszeiten eines Weinbaubetriebes weniger belastet werden, empfiehlt sich der Zweischichteinsatz des Traubenernteentsafters. Ein weiterer Kostenvorteil des Systems entsteht durch den Verbleib von Traubentrester und Trubbestandteilen im Weinberg. Nachteilig muss die gegenüber dem Traubenvollernter zurzeit niedrigere Ernteleistung des Traubenernteentsafters und die mit ca. 70% (m/m) im Vergleich zu herkömmlichen Entsaftungsverfahren (bis zu 75% (m/m)) niedrigere Ausbeute bewertet werden. Dies kann jedoch im fokussierten Ertragsbereich anbautechnisch im Weinberg unter sonst gleichen Bedingungen im Vorfeld ausgeglichen werden. Das Verfahren des Traubenernteentsafters kann nach Markteinführung unter Berücksichtigung erwarteter qualitativer Effekte gegenüber dem Traubenvollernter in Kombination mit Maischepressung eine ernstzunehmende Bedeutung für Lohnunternehmen oder den überbetrieblichen Einsatz in Direktzuglagen bekommen.

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