Kirchen und Sekten. Volkskirchen

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Volkskirchen

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Römisch Katholische Kirche Gemeinschaften im Bistum Trier Priesterbruderschaft Pius X Opus die Altkatholische Kirche Evangelische Landeskirchen Orthodoxe Kirchen Anglikanische Kirchen Methodistische Kirchen Baptisten

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Freikirche, Kennzeichen Was ist eine Sekte? Freikirchliche Gemeinschaften

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Kathiolische Freikirchen Evangelische Freikirchen Adventisten Anskar Kirche Apostelamt Juda Bund Freier Evangelischer Gemeinden (FEG) Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) Christliche Gemeinden Gemeinde Gottes Heilsarmee Jesus Freaks Kirche des Nazareners Mennoniten Mühlheimer Verband Neuapostolische Kirche Vereinigung Apostolischer Gemeinden Vineyard Vereinigte Missionsfreunde (VMF)

Überkonfessionelle Strömungen Evangelikalismus Charismatische (Pfingst-) Bewegungen

Sekten Bruno Gröning Freundeskreis Christian Science Gemeinschaft Hirt und Herde Christengemeinschft Fiat Lux Gemeinschaft in Christo Jesu (Lorenzianer) Johannische Kirche Marienkinder Mormonen Universelles Leben Zeugen Jehovas Zwölf Stämme

Kirchen und Sekten Volkskirchen

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Mit Volkskirche bezeichnet man heute in der Regel jene Kirchen, zu denen größere Teile eines Volkes gehören. Volkskirchen in diesem Sinne sind in Deutschland die evangelische Landeskirchen und die römischkatholische Kirche. Davon zu unterscheiden sind die oft privatrechtlich organisierten Minderheitskirchen. Diese verstehen sich in vielen Fällen als Bekenntniskirchen. Nicht verwechselt werden darf in Deutschland der Begriff „Volkskirche“ mit den Bezeichnungen Staatskirche oder Landeskirche. Als Staatskirche wird eine christliche Religionsgemeinschaft bezeichnet, die in einem Staat aufgrund geltenden Rechts (meistens mit Verfassungsrang) zur offiziellen Religion bestimmt wurde. Im vorliegenden Referat werden auch die Anglikanische- Methodistische und Baptistische Kirche aufgrund ihrer weltweiten Bedeutung unter den Volkskirchen aufgeführt, obwohl ihre Mitgliederzahl in Deutschland nicht sehr hoch ist. Die Bundesrepublik Deutschland ist laut Verfassung zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet ( Religionsfreiheit des Art 4 GG, das Verbot der Staatskirche in Art 140 GG, die Verbote der Benachteiligung und Bevorzugung der Bürger aus religiösen Gründen nach Art 3 GG, die Unabhängigkeit bürgerlicher Rechte und der Zulassung zu öffentlichen Ämtern vom religiösen und weltanschaulichen Bekenntnis Art 33 GG) Ungeachtet davon ist das Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland nicht streng laizistisch, wie beispielsweise in Frankreich, sondern in vielen Bereichen auf Kooperation angelegt. Als Beispiele hierfür können der Religionsunterricht (Art 7 GG) und die Möglichkeit der Erhebung von Kirchensteuer mit Hilfe der staatlichen Finanzbehörden, (Art. 140 GG) genannt werden. Für die Erhebung der Kirchensteuer zahlen die Kirchen einen Betrag an den Staat. Dieser ist höher als die dem Staat bei der Erhebung der Kirchensteuer tatsächlich entstehenden KostenDamit Religionsgesellschaften am Rechtsverkehr im Staat teilnehmen können, also rechtlich überhaupt existent sind, müssen sie Rechtsfähigkeit erlangen. Dies erfolgt nach den Grundsätzen des privaten Rechts. In Betracht kommt grundsätzlich die Rechtsform des privatrechtlichen Vereins. Einige Kirchen wie die katholische Kirche, die evangelischen Landeskirchen wurden schon vor der Weimarer Zeit in der Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts eigener Art geführt. Diese Rechtsform wurde in die heutige Zeit übernommen. Auch neuere Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaften haben daher die Möglichkeit, diesen Status zu erlangen; mehrere von ihnen haben die Möglichkeit wahrgenommen. Probleme gab es bei den Zeugen Jehovas, die ihren Anspruch auf Anerkennung mithilfe mehrerer Gerichtsurteile durchsetzen mussten.

Römisch-katholische Kirche Die römisch-katholische Kirche, oft auch nur katholische Kirche genannt, ist die größte Kirche innerhalb des Christentums. Sie umfasst 24 Teilkirchen, eigenen Rechts mit eigenem Ritus, darunter die nach Mitgliederzahl größte lateinische Kirche, sowie die 23 Teilkirchen, die in ostkirchlicher Tradition stehen, auch katholische Ostkirchen genannt. Unter Ritus versteht man die historisch gewachsene, der Überlieferung entsprechende und in der Regel normierte Ordnung der liturgischen Vollzüge und Gottesdienste in einer Kirche. Äußeres Merkmal der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist neben der gemeinsamen Glaubenslehre die Anerkennung des päpstlichen Primats, das heißt der spirituellen und juristischen Leitungsfunktion des Papstes. Der römisch-katholischen Kirche gehören weltweit etwa 1,214 Milliarden Mitglieder an (Stand 2014) ca. 413.000 Priester (Stand: 2011) und ca. 815.000 Ordensleute (Stand: 2008) an. Die römisch-katholische Kirche beruft sich traditionell auf die Gründung durch Jesus selbst, insbesondere auf das sogenannte „Felsenwort“ an den Apostel Petrus (Mt 16,18–19). In der Urkirche gab es ursprünglich mehrere Modelle der Gemeindeleitung: die Leitung durch einen Kreis der Ältesten (Presbyterverfassung, Jerusalem), die Betreuung durch Wanderprediger (Syrien) und die funktionale Gemeindeleitung (paulinische Gemeinden). Die Gemeindeleitung oblag ab ca. 80 n. Chr. den Bischöfen, wobei es sich anfangs um ein Kollektivorgan handelte. Das heute bekannte dreigliedrige System mit dem Bischof an der Spitze, den Priestern und den Diakonen als seinen Unterstützern bildete sich vom Ende des ersten bis zum zweiten Jahrhundert aus.

3 Das zweite Vatikanische Konzil bezeichnete die Gemeinschaft der Glaubenden in der Kirche als das Volk Gottes In diese Gemeinschaft wird man durch die Taufe aufgenommen, die nach Lehre der Kirche dem Täufling ein unauslöschliches Siegel einprägt. Ungeachtet des besonderen Dienstes einiger Mitglieder der Kirche als Lehrer oder Hirten erkennt das Konzil eine „wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi. Der Unterschied, den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind. Die Hirten der Kirche sollen […] einander und den übrigen Gläubigen dienen, diese aber sollen voll Eifer mit den Hirten und Lehrern eng zusammenarbeiten. So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christi: denn gerade die Vielfalt der Gnadengaben, Dienstleistungen und Tätigkeiten vereint die Kinder Gottes, weil „dies alles der eine und gleiche Geist wirkt“. Als unverzichtbares Strukturelement wird das Petrusamt mit seinem Primatsanspruch angesehen, das gemäß katholischer Lehre von Petrus auf alle seine Nachfolger im römischen Bischofsamt übergeht. Die katholische Kirche wird durch geweihte Amtsträger geführt wird. In der katholischen Kirche können nur Männer das Weihesakrament empfangen. Der Ortsbischof hat dabei für seinen Bereich die Leitungs-, Lehr- und Heiligungsgewalt. Die höchste Autorität in der Weltkirche hat sowohl der Papst als auch das Bischofskollegium in Einheit mit dem Papst. Der Bischof steht einem bestimmten territorialen Gebiet vor, dem Bistum. Das Bistum muss in Pfarreien untergliedert sein (can. 374 § 1 CIC), dem ein Priester vorsteht. Hinzu kommt die Kategorialseelsorge, also die Tätigkeit in Krankenhäusern, Schulen, Militärseelsorge, Jugendarbeit, und Gefängnissen. Ein Verband von Pfarreien kann zu einem Dekanat zusammengefasst sein, dessen Vorsteher Dechant heißt. Der Dechant ist meistens ein Pfarrer des Dekanats, kirchenrechtlich muss er nur Priester sein. Er wird in der Regel durch den Ortsbischof und auf Zeit ernannt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat betont, dass die kirchlichen Glaubensinhalte von unterschiedlichem Gewicht sind: „Beim Vergleich der Lehren miteinander soll man nicht vergessen, dass es eine Rangordnung innerhalb der katholischen Lehre gibt, je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen Glaubens. „Grundlage der katholischen Lehre ist wie bei allen christlichen Konfessionen die Bibel und das Glaubensbekenntnis. Die verbindliche Auslegung der Bibel obliegt dem Papst und den Konzilen. Gott schenkt nach katholischer Lehre den Menschen das Heil durch die Sakramente. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente: Taufe, Eucharistie, Firmung, Beichte, Krankensalbung, Weihe und Ehe. Mit Ausnahme der Taufe, die in Todesgefahr von jedem Menschen, der beabsichtigt, das zu tun, was die Kirche tut, gespendet werden kann, können die Sakramente nur in der und durch die Kirche vermittelt werden. Die katholische Kirche erwartet das Wiederkommen Christi in Herrlichkeit und das Gericht über alle Menschen. Maßstab des Gerichts wird der Glaube und die nach dem Maß der Gaben verwirklichten guten Werke sein. Die Erlösten empfangen ewiges Leben in Gottesnähe („Schau“ Gottes von Angesicht zu Angesicht, himmlisches Hochzeitsmahl). Jedem Menschen droht bei der Abkehr von Gott die ewige Verdammnis in der Hölle. Menschen, die ihr Leben auf Christus hin geführt haben, können anderen Glaubenden als Vorbilder dienen. Unter den Heiligen dient besonders die Gottesmutter Maria als Vorbild, sie wird unter anderem als „Urbild der Kirche“ verehrt. Die Heiligen gelten als Fürsprecher bei Gott, da man davon ausgeht, dass sie sich bereits in der Gemeinschaft mit Gott befinden. Eine Pflicht zur Heiligenverehrung gibt es in der katholischen Kirche nich In der katholischen Kirche sind Bitten für die Verstorbenen üblich. Verstorbenen, die sich noch im Läuterungszustand des Fegefeuers befinden, soll hiermit geholfen werden. Auch Ablassgewinnung, nicht nur für die Verstorbenen, gehört deshalb zur religiösen Praxis. Aufgrund ihres Kirchen-, Amts- und insbesondere Eucharistieverständnisses verbietet die römisch-katholische Kirche Interzelebration und Interkommunion. Nach katholischer Lehre ist im gewandelten Brot und Wein Jesus Christus mit seinem Leib und Blut wahrhaft gegenwärtig. Diese Auffassung vertreten in unterschiedlicher Ausprägung Orthodoxe, Anglikaner, Altkatholiken, Lutheraner und Methodisten. Die Reformierten lehnen die Realpräsenz ab und sehen im Abendmahl ausschließlich einen symbolischen Erinnerungsakt. Die römisch-katholische Kirche gestattet den Gläubigen den Empfang in Liturgien getrennter Konfessionen nur unter besonderen Umständen, wie auch den Kommunionsempfang von Angehörigen dieser Konfessionen. Bei Lebensgefahr darf ein katholischer Priester die Sterbesakramente Mitgliedern anderer Denominationen spenden. Orthodoxen Gläubigen dürfen hingegen die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung stets gespendet werden, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind.

4 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand die römisch-katholische Kirche der entstehenden ökumenischen Bewegung ablehnend gegenüber. Einheit wurde im Sinne einer Rückkehr, als Konversion der anderskonfessionellen Menschen zur römisch-katholischen Mutterkirche verstanden. Mit der Errichtung des Sekretariats zur Förderung der Einheit der Christen erreichte Papst Johannes XXIII, dass das ökumenische Anliegen auf dem Vatikanum II zu einem wichtigen Thema wurde. Das Ökumenismusdekret Unitatis redintegratio des Konzils bildet eine Abkehr von der Rückkehr-Ökumene und schafft die Grundlage für eine Beteiligung der römisch-katholischen Kirche an der ökumenischen Bewegung. Heute wird die Verständigung und der Austausch mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften gesucht und gepflegt. Die römisch-katholische Kirche ist zwar nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen, seit 1965 gibt es aber eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Mit den orthodoxen Kirchen, der anglikanischen Kirche und der altkatholischen Kirche teilt die katholische Kirche alle sieben Sakramente. Unterscheidendes Merkmal ist die Anerkennung des Primats des römischen Bischofs über die Gesamtkirche.

Lateinische Kirche Die lateinische Kirche oder römische Kirche, auch Westkirche genannt, ist die größte und bedeutendste Rituskirche eigenen Rechts innerhalb der römisch katholischen Kirche. Die lateinische Kirche umfasst die Diözesen des Patriarchats von Rom. Der Papst ist als Bischof von Rom sowohl Oberhaupt der gesamten katholischen Kirche als auch Oberhaupt der lateinischen Teilkirche. Nach wie vor ist für die Liturgie der lateinischen Kirche Latein als Kirchensprache von grundlegender Bedeutung, auch wenn die Liturgie heute meistens in der Landessprache gefeiert wird. Kirchliche Verlautbarungen und Dokumente, die für die ganze lateinische Kirche bestimmt sind, werden in der Regel auf Latein verfasst und in andere Sprachen übersetzt. Sogar Verhandlungen vor den päpstlichen Gerichten finden noch auf Latein statt. Allerdings hat der Einfluss, die völkerverbindende Wirkung und nicht zuletzt auch die Kenntnis des Lateinischen in der katholischen Kirche in den letzten Jahrzehnten nachgelassen.

Katholische Ostkirchen Als katholische Ostkirchen (auch unierte Kirchen beziehungsweise mit Rom unierte Kirchen) werden die 23 Teilkirchen eigenen Rechts der römisch-katholischen Kirche bezeichnet, die in ostkirchlicher Tradition stehen. . Durch ihre östlichen Riten stehen sie in ihrer Tradition und hierarchischen Verfasstheit den orthodoxen Kirchen nahe, erkennen aber den Primat des Papstes als Bischof von Rom an und stehen untereinander sowie mit der lateinischen Kirche in Glaubens-, Gebets- und Sakramentengemeinschaft.

Unterschiede zwischen der Lateinischen Kirche und der Ostkirche Die katholischen Ostkirchen unterliegen im Gegensatz zur westlichen lateinischen Kirche nicht dem Kirchenrecht des Codes Juris Canonici(CIC), sondern dem Codex CanonumEcclesiarum Orientalum(CCEO). Die Zölibatsverpflichtung gilt (mit wenigen Ausnahmen) in den Ostkirchen nur für Bischöfe, , Mönche und für bei der Diakonenweihe noch ledige Priesteramtsanwärter. Eine Heirat nach der Weihe ist ausgeschlossen. Für alle drei Weihestufen des Klerus – Bischof, Priester und Diakon – ist in der lateinischen Kirche der Zölibat vorgeschrieben. Eine Ausnahme bildet der Ständige Diakonat, der nach dem Konzil wiedereingeführt wurde. Eine Heirat ist jedoch nur vor der Weihe zum Ständigen Diakon möglich. In den unierten Kirchen gelten zum Teil andere Regelungen. Die Weihe von Frauen ist nicht möglich. Eine Frauenordination ist angesichts der Lehraussage Papst Johannes Pauls II auch in Zukunft kaum möglich.

Katholischen Gemeinschaften und Bewegungen in Deutschland vorstellen, die von der katholischen Kirche anerkannt wurden. Alle Gemeinschaften und Bewegungen leben aus dem Bewusstsein, dass christlicher Glaube nur in immer wieder erneuerter persönlicher Hinwendung zu Jesus Christus gelingen kann. Diese Überzeugung konkretisiert sich im Leben der Gemeinschaft. Sie findet Ausdruck in der Bereitschaft, im anderen Menschen Christus zu begegnen, im Gebet, in Schriftlesung, Betrachtung, Meditation und im Empfang der Sakramente. Sie wird getragen von der Gewissheit, schon von Anbeginn von Gott geliebt zu sein und vor seinem Angesicht zu leben. In Geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen sind eigene Methoden gewachsen, die den Schritten christlichen Glaubens Raum und Hilfe geben: Einführungskurse, persönliche Anleitungszeit, Seminare, Tagungen und Treffen, Exerzitien, geistliche Begleitung, Lebensbetrachtung, caritatives Handeln.

5 Abba-Stiftung (früher Gemeinschaft Wort des Lebens) Arche Bewegung für eine bessere Welt Bewegung Licht-Leben Brot des Lebens-Gemeinschaft Brüderschaft des Hl. Apostel Petrus und Paulus Cardijn-Gemeinschaft Charismatische Erneuerung in der Katholischen Kirche Christusgemeinschaft Communione Libarazione Communitas Agnus Die Cursillo Das Werk Dominkanische Gemeinschaft Eheleute für Christus Emmaus Gemeinschaft Familien mit Christus Fatima Apostolat Fokular-Bewegung Franziskanische Gemeinschaft Franziskusgemeinschaft Leutwitz Frauengemeinschaft Charles de Foucauld Gemeinschaft Cenacolo Gemeinschaft CHARA Gemeinschaft Charles de Foucauld Gemeinschaft Chemin Neuf Gemeinschaft Christliches Lebens GCL Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe Gemeinschaft der Heiligen Familie von Nazareth Gemeinschaft der Seligpreisungen Gemeinschaft des Hl. Franz von Sales Gemeinschaft Dienerinnen und Diener des Evangeliums Gemeinschaft Emmanuel Gemeinschaft Geist und Sendung Gemeinschaft Immanuel Gemeinschaft Jakobsbrunnen Gemeinschaft Johannes XXIII Gemeinschaft Lumen Christi Gemeinschaft Neuer Weg Gemeinschaft Norbert Gemeinschaft Sankt Egidio Gemeinschaft von Ehepaaren Gemeinschaft Zion Institut für Weltevangelisierung (ICPE) Jedija Johannesgemeinschaft Jugend 2000 Karl-Leisner Jugend Karmelitanische Gemeinschaft Katholische Intergrierte Gemeinde Kleine Kommunität der Geschwister Jesu Koinonia Koinonia Johannes der Täufer Laienmaristen Legio Mariae Legionäre Christi Marriage Encounter Michaels Gemeinschaft der Diözese Münster

6 Neokatechumenat Deutschland Paulus Gemeinschaft Regnum Christi Schönstatt Schwester von Bethlehem Stefanus Gemeinschaft Steyler Missionarisch Heilig Geist Gemeinschaft Theresienwerk Totus Tuus Verbum Die Vereinigung des Katholischen Apostolates – UNIO Werdenfelser Bruderschaft Wolfgang Phillip-Gesellschaft

Im Bistum vertretene Geistliche Gemeinschaften, die im Arbeitskreis geistliche Gemeinschaften zusammenarbeiten (Gruppen stellen sich selbst vor) Der AKGG hat sich intensiv in die Trierer Diözesansynode eingebracht. Sechs Synodale wurden vom Arbeitskreis in die Synode gewählt, fast doppelt so viele Synodale aus Geistlichen Gemeinschaften kamen auf anderen Gemeinden in die Synode. In den meisten Sachkommissionen arbeiteten Synodale aus Geistlichen Gemeinschaften mit, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der Fachkommission "missionarisch sein", beginnend mit einem Studientag zu geteilter Leitung im September 2013 mit Erfahrungsberichten aus Aachen und Troyes. Thematische Beiträge waren vielfältig: beginnend mit einem Studientag zu geteilter Leitung im September 2013 mit Erfahrungsberichten aus Aachen und Troyes, und einem weiteren zu "In Vielfalt Glauben leben" im Januar 2015, war der Workshop " diakonisch missionarisch" im März 2016 sowohl der Versuch Synodalen Entscheidungshilfen für das Abschlussdokument geben als auch ein erster Schritt zur Umsetzung.

Cursillo Cursillo (spanisch) heißt einfach „kleiner Kurs“ und ist ein kleiner, aber intensiver Glaubenskurs, entstanden vor rund 60 Jahren aus dem Bemühen junger Christen auf der Insel Mallorca, das Evangelium nicht nur zu verkünden, sondern es glaubwürdig zu bezeugen und für jedermann erfahrbar zu machen. Der Cursillo ist offen für alle suchenden Menschen, seien sie der Kirche fern stehend oder in ihr engagiert. Er dauert drei volle Tage und wird geleitet von einem ehrenamtlich arbeitenden Mitarbeiterteam aus Priestern und Laien und umfasst ca. 10 – 20 Teilnehmer. Die Gespräche, die Gottesdienste, das gemeinsame Singen und Beten, das Wachsen an Vertrautheit und die Freude prägen die Atmosphäre und laden dazu ein, eigene Erfahrungen mit Jesus Christus zu machen. Cursillo will  Suchenden Menschen Wege zum Glauben zuzeigen  Die Frage nach dem Woher und Wohin unseres Lebens lösen zu helfen.  Die befreiende Botschaft Christi für den Alltag bewusst zu machen.  Versöhnung mit sich selbst, mit Gott, den Menschen und der Kirche  Gespräch und Austausch über persönliche Glaubenserfahrungen zu ermöglichen.  Zur Bildung von christlichen. Freundschafts- Bibel- oder Gebetsgruppen bzw. Teilnahme an bestehenden Gruppen zu ermutigen.  Kirchen und Gemeindebewusstsein zu schaffen.  Verantwortung in meiner Gemeinde, in der Gesellschaft zu leben.

Die Franziskanische Gemeinschaft Ordo Franciscanus Saecularis (OFS) Neben dem Ersten Orden (Franziskaner, Kapuziner, Minoriten) und dem Zweiten Orden (Klarissen), ist der Dritte Orden des Hl. Franziskus der nichtklösterliche Zweig des Franziskanerordens. Er nennt sich in Deutschland seit 1969 „Franziskanische Gemeinschaft“. Seinen Ursprung hat der Dritte Orden in den Büßerbewegungen des 13. Jahrhunderts. Die zurzeit gültige Regel der Gemeinschaft wurde 1978 von Papst Paul VI bestätigt. Nach einer Probezeit, in der eine Einführung in die Lebensweise der Gemeinschaft erfolgt, binden sich die Mitglieder durch ein Versprechen.

7 Sie versprechen das Evangelium Jesu Christi zu leben. Die Mitglieder nehmen sich in ihrem Alltag Zeit für Gebet und Schriftlesung und suchen nach Möglichkeit ihren Glauben in Wort und Tat zu bezeugen. Darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder als einzelne oder als Gruppe auf verschiedene Weise: z. B. im sozialcaritativen Bereich, in Bewegungen für Gerechtigkeit, Frieden und Ehrfurcht vor der Schöpfung, in der Missionsarbeit und in der UN Nichtregierungsorganisation „Francicans International“. Die Gemeinschaft ist weltweit verbreitet. Sie gliedert sich auf verschiedenen Ebenen in eine lokale, regionale, nationale und internationale Gemeinschaft. Auf allen Ebenen wählt die Gemeinschaft aus ihrer Mitte ein Leitungsteam. Deutschland ist in sechs Provinzgebiete eingeteilt, welche die Gemeinschaft auf überregionaler Ebene zusammenfassen.

Gemeinschaft Christlichen Lebens Die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ist eine weltweite geistliche Gemeinschaft, deren Mitglieder aus der Spiritualität des Ignatius von Loyola (14911556),dem Begründer des Jesuitenordens, leben. GCL lebt in kleinen, überschaubaren Gruppen,bestehend aus etwa 4 bis 7 Personen, die sich regelmäßig und verbindlich treffen. Und jeder und jede, die dazugehört, hat seine und ihre Geschichte, mit der sie und er zur Gemeinschaft beiträgt und sie mitprägt. Diese Gemeinschaft hat eine Mitte, Jesus Christus, von den einzelnen Mitgliedern unterschiedlich wahrgenommen; denn dieser Mitte kann sich jede und jeder nach dem jeeigenen Maßstab und Rhythmus nähern. Neue Interessenten der GCL können im zehntägigen Grundkurs die Lebensweise derGCL kennen lernen. Die GCL sorgt für Starthilfe, Gruppenbegleitung und die Vernetzung der Gruppen und Mitglieder.

Die Gemeinschaft des Heiligen Franziskus von Sales Die Gemeinschaft des Heiligen Franziskus von Sales wurde im Jahre 1872 in Paris gegründet,gemeinsam von Pfarrer Henri Chaumont (18381896) und Karoline Carré de Malberg (18291891), der Frau eines Offiziers und Mutter von vier Kindern. Beide drängte es, Menschen in mitten ihrer weltlichen Verpflichtungen zu befähigen, ein Leben aus dem Glauben zuführen. Die Stifter weihten die Gemeinschaftdem Heiligen Geist. Die Gemeinschaft lebt aus dem Gedankengut ihres heiligen Patrons (1567 – 1622 ).Von der beginnenden Neuzeit geprägt, entdeckte Franz von Sales in der Kirche die Werte des Menschlichen neu und begründete die Spiritualität der Laien, die im 2. Vatikanischen Konzil ihre Bestätigung fand. Er hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches Werk. Die Konstitutionen der Gemeinschaft wurden 1911 durch ein Dekret von Papst Pius X anerkannt,1994 erhielt die Gemeinschaft durch den"Päpstlichen Rat für die Laien" die Approbation. Ihr Weg ist vorgezeichnet durch die salesianische Spiritualität, die sich in dem Leitspruch von Franz von Sales definiert: Alles aus Liebe und nichts aus Zwang. Die Heranbildungszeit der Mitglieder beläuft sich im allgemeinen auf zwei Jahre an deren Ende das Mitglied ein Weiheversprechen ablegt(kein Gelübde). Es verpflichtet sich im Geist der Gemeinschaft zu leben und die Lebensregel einzuhalten. Die Gemeinschaft bietet ihren Mitgliedern eine geistliche Formung nach dem Evangelium an.Das geschieht durch eigene Texte derGemeinschaft, die drei mal jährlich für einenMonat ein bestimmtes Thema zur Meditationaufbereiten. Es geht primär um spirituelle Aneignung und nicht um intellektuelle Unterweisung. Geistliche und menschliche Freundschaft sind ein wesentlicher Bestandteil der Gemeinschaft. Jedes Mitglied bleibt in seinem Lebensbereich. Die Mitglieder treffen sich in regionalen Gruppen. Jede Gruppe hat einen Spiritual. In Deutschland gibt es Gruppen in den Diözesen Freiburg, Köln, Paderborn und Trier.

Die Karmelitanische Gemeinschaft (Am Bach Kerit) Die Karmelitanische Gemeinschaft (Dritter Orden des Karmel) versteht sich als Gemeinschaft von Frauen und Männern (verheiratet oder ledig), die sich auf dem vielfältigen Weg der Nachfolge Christi von der Spiritualität des Karmel leiten lassen. Die Mitglieder der Gruppe „Am Bach Kerit" treffen sich regelmäßig zum Gebet und zur geistlichen Vertiefung im Kloster Springiersbach. Neben den Brüdern und Schwestern, die als Ordensleute im Kloster leben, gibt es die Karmelitanische Gemeinschaft, die aus Frauen und Männern besteht, die ein Versprechen abgelegt haben, mitten in der Welt die Spiritualität des Karmel zu leben. Es sind Menschen, die – verheiratet oder ledig – ein Leben nach dem Evangelium, in der Nachfolge Christi und nach der Regel und der Tradition des Karmel führen möchten.

Schönstattbewegung Im Oktober 1914 schließen Pater Kentenich und einige Jugendliche in einer kleinen Kapelle ein "Liebesbündnis" mit Maria. Ein neuer Gnadenort entsteht. Heute pilgern Menschen aus aller Welt dorthin. Weltweit gibt es rund 200 Nachbildungen dieser ersten Kapelle, des "Urheiligtums". Schönstatt – eine internationale Bewegung in der katholischen

8 Kirche. Eine geistliche Familie von Priestern, Frauen, Männern, Familien, Jugendlichen und Kindern. In über 90 Ländern sind mehrere Millionen Menschen in Kontakt mit Schönstatt. Aufgaben der Bewegung sind: Im Bündnis mit Maria Menschen für Christus gewinnen, mitbauen an einer Kultur der Liebe, für eine neue christliche Gesellschaftsordnung.

Die Fokolar- Bewegung Die Fokolar-Bewegung ist eine Bewegung von Menschen, die sich für Einheit und Geschwisterlichkeit engagieren. Sie ist 1943 inTrient (Italien) entstanden, inzwischen in 182 Ländern vertreten und wird zu den christlichen Aufbruchsbewegungen des 20. Jahrhunderts gerechnet. Ihre Ursprünge liegen in der katholischen Kirche, doch engagieren sich in der Bewegung inzwischen Christen aller Kirchen. Außerdem fühlen sich ihr Menschen anderer Religionen und nichtreligiöser Weltanschauungen verbunden. Die Schwerpunkte der Fokolar Bewegung liegen deshalb sowohl im gesellschaftlich sozialen, als auch im kirchlich-religiösen Bereich. Das Leben aus der Heiligen Schrift ist Quelle und Grundpfeiler der Spiritualität der Fokolar-Bewegung.Sie ist auf Gemeinschaft ausgerichtet und sucht immer den Bezug zum täglichen Leben. Das erste Engagement von Angehörigen der Fokolar-Bewegung liegt im persönlichen Umfeld. Sie fühlen sich gerufen, sich gerade dort zu engagieren, wo Trennung, Spannung oder Brüche das Zusammenleben schwierig machen. Ihr Handeln orientieren sie primär am Gebot der Nächstenliebe des Evangeliums und sind besonders sensibel für Spannungsfelder in Kirche und Gesellschaft. Auf diesem Hintergrund ist eine große Bandbreite von Initiativen entstanden: im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, der Familienarbeit, in der Arbeit für ausgegrenzte und benachteiligte Menschen, in der Flüchtlingsarbeit, im ökumenischen und interreligiösen Miteinander. Christen aus mehr als 350 Kirchen, kirchlichen Gemeinschaften und Kommunitäten haben heute am Leben und an der Spiritualität der Fokolar-Bewegung Anteil. 1965 entstand in Ottmaring bei Augsburg das Ökumenische Lebenszentrum von Angehörigen der Bruderschaft vom gemeinsamen Leben und der FokolarBewegung. Es möchte Zeugnis geben von einem geschwisterlichen Zusammenleben katholischer und evangelischer Christen. Die Fokolar-Bewegung entwickelt und fördert eigene Plattformen des Dialogs u.a. im Bereich der Politik, der Wirtschaft, der Kunst, der Pädagogik und der Medien. Weltweit unterhält sie 63 Schulungszentren und 35 kleine Modellsiedlungen. Ende 2007 hat sie eine Universität gegründet, die sich im Aufbau befindet und seit Oktober 2008 einen Masterstudiengang in „Grundlagen und Perspektiven einer Kultur der Einheit“ in Loppiano (Florenz) anbietet. Die Fokolar-Bewegung unterhält internationale Initiativen, die von der EU gefördert werden wie z. B. „Stark ohne Gewalt“ (Präventionsprojekt gegen Gewalt an Schulen) und „Corroborantes“ (eine Lernpartnerschaft im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit in Europa). Mit zwei ihrer Sektionen (New Humanity und AMU = Azione Mondo Unito) arbeitet sie als NGO (Nichtregierungsorganisation) bei der UNO. Außerdem ist sie Mitglied in der WCRP (World Conference of Religions for Peace).

Die Gemeinschaften Charles de Foucauld im Bistum Trier In unserem Bistum beziehen sich verschiedene Gemeinschaften auf die Spiritualität von Charles de Foucauld (18581916; seliger Bruder Karl):  die Gemeinschaft Charles de Foucauld  die Frauengemeinschaft Charles de Foucauld (FCF)  die Priestergemeinschaft Jesus Caritas. Die Gemeinschaft Charles de Foucauld Die Gemeinschaft Charles de Foucauld ist ein Zusammenschluss von Männern und Frauen — Alleinstehenden, Eheleuten und Familien mit ihren Kindern und Jugendlichen —aus allen sozialen Schichten. Die Mitgliederunterstützen einander, mitten in der Welt nachdem Vorbild Jesu von Nazaret zu leben. In Nazaret hat Jesus, das Wort Gottes, unter den Menschen gewohnt. So sind wir davon überzeugt, dass Gott in der Alltäglichkeit unseres Lebens verborgen anwesend ist; in den Gegebenheiten und Tätigkeiten unseres normalen Lebens vertrauen wir seiner sorgenden Liebe, die besonders den Menschen "auf dem letzten Platz" gilt. Wir suchen freundschaftliche Begegnung mit Menschen, die benachteiligt oder fremd sind, die einer anderen Religion angehören oder sich als glaubenslos verstehen; uns liegt an der Wertschätzung und Achtung eines jeden Menschen. Einfachheit und Gastfreundschaft sind uns wichtig. Das Leitwort der Gemeinschaft lautet: „Es gehört zu deiner Berufung, das Evangelium von den Dächern zu rufen, nicht durch dein Wort, sondern durch dein Leben.“ (Charles de Foucauld). Der Schwerpunkt des Lebens in dieser Gemeinschaft liegt auf den kleinen Gruppen, die sich regelmäßig (wenigstens monatlich) treffen. Die Treffen sind gekennzeichnet durch • das persönliche Gespräch untereinander (Gedanken- und Erfahrungsaustausch, gegenseitige Hilfe)

9 • das gemeinsame Hören auf das Wort Gottes (Schriftgespräch) • das gemeinsame Überdenken unseres Lebens im Licht des Evangeliums • das Reflektieren der Schriften Bruder Karls in ihrer Bedeutung für unsere Zeit • gegebenenfalls die Mitfeier der Eucharistie in der Gemeinde vor Ort • das eucharistische Gebet (Anbetung) • ein einfaches gemeinsames Mahl. Häufigkeit und Dauer der Treffen richten sich nach den jeweiligen Möglichkeiten und Bedürfnissen. Eine Reihe von Mitgliedern wohnt jedoch zu verstreut, als dass die Reise zu diesen Treffen möglich wäre. Neben dem engeren brieflichen und telefonischen Kontakt und den Informationen aus dem dreimal jährlich erscheinenden Rundbrief sind für sie dann die größeren Veranstaltungen wichtig: das Jahrestreffen, Einkehrtage einzelner Gruppen oder Regionen, die Pfingstbesinnungstage, die Nazaretzeit (religiöse Ferienfreizeit) und Treffen, die Mitglieder aus dem Inund Ausland und aus den verschiedenen Zweigen der geistlichen Familie zusammenführen. In all den verschiedenen Formen der Gemeinsamkeit geht es nicht zuerst darum, gemeinsam kirchlich, sozial oder politisch tätig zu werden, sondern einander Ansporn und Rückhalt zu gehen, damit jeder an seinem Platz dem Evangelium entsprechend leben und handeln kann. Hier finden alle Mitglieder den nötigen Rückhalt für ein bewusst christliches Leben in ihrem jeweiligen Alltag und Engagement. Möglichkeiten, die Gemeinschaft Charles de Foucauld näher kennenzulernen, bestehen durch Teilnahme als Gast in einer Gruppe oder durch Teilnahme an den überregionalen Zusammenkünften. Frauengemeinschaft Charles de Foucauld Die FCF ist eine "Private Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechts" und in 23 Ländern der Erde vertreten. Für alle deutschsprachigen Gemeinschaften Charles de Foucauld erscheint viermal im Jahr das Themenheft „Mitten in der Welt“.

Marriage Encounter Marriage Encounter (ME) ist eine weltweite Bewegung in der katholischen Kirche, deren Ursprung 1968 in der Kirche Nordamerikas liegt und daher auch den englischen Namen trägt. Etwas frei kann ME mit „Vertiefung der Beziehung in der Ehe“ übersetzt werden. Die ME-Gemeinschaft versucht auf das fundamentale Bedürfnis jedes Menschen nach echter und tiefer Begegnung und Annahme eine Antwort zu geben. Wir sind eine Gemeinschaft von Ehepaaren, Priestern und Ordenschristen, die sich gegenseitig ermutigen und stärken, ihre Beziehungen und ihre je eigene Berufungen mit Offenheit, Vertrauen und Freuden zu gestalten und zu leben. Dabei steht die Paarbeziehung bzw. die Beziehung der Priester und Ordenschristen zu Ihrer Gemeinde/Gemeinschaft im Mittelpunkt. Dafür bieten wir Interessierten einen Wochenendkurs an. Dieser Kurs ist nicht an eine bestimmte Konfession gebunden, sondern steht allen offen. Wir sind keine Psychologen oder Paartherapeuten, sondern wir engagieren uns für einen verständnisvollen und vor allem liebevollen Umgang miteinander. Im Alltag kommen wir normalerweise einmal im Monat in regionalen Gruppen zusammen. Bei diesen Treffen geht es darum, einander in den Beziehungen und im vertrauensvollen Umgang miteinander zu bestärken. Seit 1979 haben über 4.100 Paare und 195 Priester und Ordensleute in Deutschland an einem solchen ME-Wochenendkurs teilgenommen.

Missionarische Heilig-Geist-Gemeinschaft Steyl (MHGG) Die Missionarische Heilig-Geist-Gemeinschaft ist eine weltweite Gebets- und Apostolatsgemeinschaft christlicher Laien, die mitten im Alltag in Familie und Pfarrgemeinde, in Beruf und Freizeit bewusst als Christen leben und ihren Glauben bezeugen. Wir verehren die heiligste Dreifaltigkeit und in besonderer Weise den Heiligen Geist, dessen Führung wir uns anvertrauen. Gemeinsam mit den Steyler Missionsschwestern wissen wir uns auf dem Weg und nehmen teil an ihrer missionarischen Sendung. In unserer Gemeinschaft sind alle Christen herzlich willkommen, die offen sind, dem Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben Raum zu geben. ihr Leben aus dem Geschenk und der Verantwortung von Taufe und Firmung und bemühen uns, unseren missionarischen Auftrag zu erfüllen. Jedes Mitglied engagiert sich auf seine Weise aktiv in Kirche und Gesellschaft. Gottes Liebe soll durch unser Leben erfahrbar werden. Im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes versuchen wir, uns dem Anspruch des Evangeliums zu stellen und uns am Wort Gottes zu orientieren. o Wir haben ein offenes Herz für die Nöte der Menschen• Wir gehen auf Menschen zu, die aus anderen Kulturkreisen und Religionen kommen.

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In unser Gebet schließen wir die Weltkirche und die missionarische Arbeit der Steyler Missionarinnen ein. Wir setzen uns ein für die Interessen von Menschen, die an den Rand gedrängt werden und treten ein für die Würde und den Schutz des menschlichen Lebens. Wir unterstützen die pastorale und sozialkaritative Arbeit der Steyler Missionsschwestern.

Die Stefanus Gemeinschaft Schwerpunkte in der Erwachsenenbildung:  religiöse Erwachsenenbildung  katholische Soziallehre und christliche Gesellschaftslehre  Persönlichkeitsbildung  Sprecherziehung, MentorenAusbildung Weitere wichtige Themenfelder in der Erwachsenenbildung sind Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Die StefanusGemeinschaft verbindet christliche Frauen und Männer durch das Bildungsverständnis „Miteinander Glauben leben, Wissen teilen, Reden lernen, Freundschaft pflegen“. Stefanusfreundinnen und Stefanusfreunde bringen sich aktiv ein vor allem in den Zielvorgaben „Bewahrung der Schöpfung, Frieden, gerechte Gesellschaftsordnung, Glaube und Vernunft“. Die Stefanus-Gemeinschaft wurde 1948 von Alfred Lange gegründet in der Phase des Wiederaufbaus nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, um durch Bildungsarbeit politisch Einfluss zu nehmen und nachhaltig mitzuwirken am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft mit einer Kultur der Gottesverehrung und der Nächstenliebe. Diese gesellschaftspolitische Zielsetzung ist auch heute, in unserer multikulturellen und global agierenden Gesellschaft hoch aktuell. Die Stärke der Stefanus-Gemeinschaft war und ist die Idee der Freundschaft als Methode des Lernens und Lehrens in Freundeskreisen. In ihrem Geistlichen Zentrum Kloster Heiligkreuztal bietet die Stefanus-Gemeinschaft ein Bildungsprogramm an, das die Probleme heutiger Menschen aufgreift und Antworten gibt auf der Basis des christlichen Glaubens, in der Tradition der zisterziensischen schola caritatis und der Verbindung von Glauben – Wissen – Reden. Das aktuelle Jahresprogramm steht auf der Homepage oder kann telefonisch angefordert werden.

Die Unio Wir sind eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, Verheirateten und Singles, Ordensleuten und Priestern, Vätern und Müttern, Jugendlichen und Alten. Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch berufen und begabt ist, die Frohe Botschaft zu leben, den Gott der Liebe in Wort und Tat zu bezeugen, das Reich Gottes mit aufzubauen und Kirche so verantwortlich mitzugestalten. Uns verbindet – bei aller Unterschiedlichkeit –Vinzenz Pallotti, seine Ideen, seine Spiritualität und Gründung: die Vereinigung des Katholischen Apostolates, kurz Unio. Zur Einführung und Einübung in die Spiritualität Vinzenz Pallottis und seiner Vereinigung des Katholischen Apostolates bieten wir einen Kurs mit mehreren Einheiten an. „Wer glaubt, ist nie allein“, sagte Papst Benedikt XVI. bei der heiligen Messe zu seiner Amtseinführung. In der Gemeinschaft kann ich den Glauben erfahren und feiern. Das geschieht in den Pfarreien unseres Bistums, aber auch in den zahlreichen kirchlichen Bewegungen und Geistlichen Gemeinschaften, die es auch in unserem Bistum gibt. In den regelmäßigen Treffen dieser Gruppen kann ein Bemühen um den Glauben wachsen und erfahren werden. Diese Gemeinschaften sind eine Antwort auf die Bedürfnisse unserer Zeit in Kirche und Welt. Durch sie geschieht die Erfahrung von Vielfalt ebenso wie von Gemeinsamkeiten. Als Bischöflicher Beauftragter für die neuen kirchlichen Bewegungen und Geistlichen Gemeinschaften im Bistum Trier wünsche ich diesen Gruppen fruchtbare Entfaltung und ein segensreiches Miteinander in der Kirche von Trier.

Charismatische Erneuerung "Charismatisch" bedeutet für uns ein Leben in der "Nähe des Heiligen Geistes". Im Hinhören auf Gott bemühen wir uns ein entschiedenes christliches Leben in unserer Welt zu leben. Dabei sind wir bereit, uns von Gott durch die jeweiligen Lebenssituationen führen und verändern zu lassen. Hierbei sehen wir uns nicht als eine von der Ortskirche losgelöste Gruppe, sondern als belebendes Element für die Pfarrgemeinden oder Gemeinschaften. Unsere regelmäßigen Gebetstreffen dienen dazu durch gemeinsames Beten, Singen, Austauschen von Erfahrungen oder Arbeiten mit der Heiligen Schrift, Gottes Nähe immer wieder neu zu entdecken und Seine Weisungen in unser

11 Alltagsleben zu integrieren. Trost, Ermutigung, Annahme, Korrektur oder einfach nur Ruhe und Entspannung sollen die regelmäßigen Treffen dem einzelnen vermitteln, gleichwie auch Richtungsweiser für die gesamte Gruppe sein. Als Teil des Bistums Trier präsentieren wir den Teil der weltweiten und überkonfessionellen Charismatischen Erneuerungsbewegung in Deutschland innerhalb unserer Diözese. In unserer Diözese haben wir knapp 30 charismatische Gebetsgruppen mit insgesamt mehreren hundert Gläubigen (keine Mitglieder!). Seit über 30 Jahren gibt es in unserer Diözese nun schon die Charismatische Erneuerung (CE). Erste charismatische Gruppen gab es seit 1974/75. Sie entstanden vor allem durch das Glaubenszeugnis von Ordensleuten, die in anderen Ländern diese „Erneuerung aus dem Heiligen Geist“ kennen gelernt hatten. Diese Aufbruchsstimmung erfasste immer mehr Menschen und führte sie zu einer neuen Auseinandersetzung mit dem Glauben. Sie beflügelte Menschen zu einer neuen Hingabe an Gott und zum Dienst an den Menschen in ihrer Gemeinde und im beruflichen Umfeld. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Gebetsgruppen, in denen Lobpreis und Freude an Gott gemeinsam zum Ausdruck gebracht werden konnten. Das regelmäßige Seminarangebot trug reiche Früchte. Besondere Elemente unserer Berufung sind:  Jesus Christus kennen lernen: ihm täglich begegnen im Gebet und im Wort der Heiligen Schrift. Eine persönliche Beziehung zu ihm gewinnen und pflegen.  Um die grundlegende Bedeutung des Heiligen Geistes für die Kirche wissen und sich nach seinen Gaben ausstrecken.  Hochschätzung der Sakramente und Erneuerung des Bundes mit Gott: persönliche Erneuerung der Taufe und der Firmung, neuer Empfang des Hl. Geistes.  Den Auftrag Jesu an seine Jünger kennen und ihn annehmen. Dieser Auftrag heißt: „Geht und verkündet!“ Und er heißt auch: „Geht und heilt Kranke!“ (Lk. 9,2-6)  Miteinander in einer überschaubaren Gemeinschaft leben und Glauben und Leben teilen.

Katholische Verbände In Deutschland haben die im 19. Jahrhundert im Umfeld der bürgerlichen Freiheitsbewegung entstandenen katholischen Verbände dem deutschen Katholizismus eine historisch unverwechselbare Gestalt gegeben. Seitdem prägt neben Gottesdiensten auch das ehrenamtliche Engagement das Leben von Millionen Gläubigen. Auf unterschiedliche Weise nehmen katholische Verbände die Interessen der Menschen in der Gesellschaft wahr - sozial, politisch oder wirtschaftlich.

Bund der Deutschen Katholischen Jugend Der BDKJ ist der größte Dachverband katholischer Kinder- und Jugendverbände in Deutschland. Seine wichtigste Aufgabe besteht in der Interessenvertretung seiner Mitglieder in Politik, Kirche und Gesellschaft.

Bund Katholischer Unternehmer Der BKU ist ein freiwilliger Zusammenschluss katholischer Unternehmer und versteht sich als deren Stimme in Wirtschaft, Gesellschaft, Kirche und Politik.

Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung Der KKV ist eine paritätische Gemeinschaft aus Angestellten, selbstständigen Kaufleuten, Handwerkern, Angehörigen freier Berufe und des öffentlichen Dienstes.

Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen Der CV wurde im Jahr 1856 gegründet. Gründe dafür waren die Unterdrückung der katholischen Bevölkerung während des Kulturkampfs und die allgemeine Religionsmüdigkeit in der Gesellschaft.

Deutscher Caritasverband Durch die Gründung des Deutschen Caritasverbands am 9. November 1897 konnte so die damals drohende Zersplitterung der sozialen Hilfsangebote auf katholischer Seite abgewunden werden.

DJK Sportverband

12 Die DJK wurde 1920 als Sportaktion der katholischen Jugend beim Katholikentag in Würzburg gegründet. Der Verband vertritt das Anliegen des Sports in Kirche und Gesellschaft.

Familienbund Der Familienbund der Katholiken ist eine Interessengemeinschaft zur Vertretung und Koordinierung familienbezogener Anliegen in Kirche, Staat, Gesellschaft und Politik.

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Die KAB ist der größte katholische Sozialverband, dessen übergeordnetes Ziel die Spaltung einer gerechten und solidarischen Gesellschaft ist.

Katholischer Deutscher Frauenbund Seit 1903 sind die bundesweit rund 220.000 Mitglieder des KDFB politisch aktiv und engagieren sich als Teil der internationalen Frauenbewegung.

Katholische Elternschaft Deutschlands Die KED ist ein Zusammenschluss von katholischen Eltern und Interessierten. Auf der Basis eines christlichen Menschenbildes setzt sich der Verband für Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen ein.

Katholische Erwachsenenbildung Die Katholische Erwachsenenbildung vertritt die gemeinsamen Interessen katholischer Träger von Erwachsenenbildung gegenüber der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz.

Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands ist mit rund 600.000 Mitgliedern in 5.700 pfarrlichen Gruppen der größte Frauenverband Deutschlands.

Katholische Landjugendbewegung Die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands ist ein politischer Jugendverband, in dem sich rund 70.000 junge Christen im und für den ländlichen Raum engagieren.

Katholische Landvolkbewegung Katholische Landvolkbewegung Deutschlands ist eine Bildungs- und Aktionsgemeinschaft in ländlichen Gegenden.

Kolpingwerk 1849 hat der Priester Adolph Kolping den "Katholischen Gesellenverein" gegründet, aus dem das heutige Kolpingwerk besteht. Der Sozialverband zählt in seinen 2.600 Kolpingfamilien rund eine Viertelmillion Mitglieder.

Malteser Der Malteser Hilfsdienst ist eine Sanitäts- und Katastrophenschutz-Organisation der katholischen Kirche in Deutschland.

Kreuzbund Die Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige hat ihren Ursprung in der katholischen Kirche, genauer gesagt bei Pfarrer Josef Neumann aus Aachen.

Pax Christi Aus dem Friedensgedanken nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Pax-Christi-Bewegung, die heute in über 60 Ländern der Welt aktiv für Frieden und Gerechtigkeit eintritt.

Sozialdienst katholischer Frauen Gegründet wurde dieser Sozialverband von der engagierten Zentrumspolitikerin Agnes Neuhaus. Heute ist der SkF ein Fachverband der Kinder- und Jugendhilfe

Katholischer Verband für soziale Dienste SKM Der SKM unterstützt Menschen in materieller und psychosozialer Not.

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Priesterbruderschaft St. Pius X. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 durch Erzbischof Marcel Lefebre gegründet. Marcel Lefebvre war am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst Pius XII zum Erzbischof von Dakar ernannt worden. Als Teilnehmer am Zweiten Vatikanischen Konzils kritisierte er wiederholt die Entscheidungen des Konzils und lehnte die Öffnung zur Ökumene, Religionsfreiheit, Kollegialität der Bischöfe, die Inhalte der Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, sowie die auf Anordnung des Konzils durchgeführte Liturgiereform ab. Er strebte nach dem Konzil eine Erneuerung des Priestertums sowie die „Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre“ an. 1969 gründete Lefebvre deshalb die Priesterbruderschaft St. Pius X.. 1971 lehnte Lefebvre die neue Messordnung, die Paul VI am 3. April 1969 verkündet hatte, ab und betrachtete die Liturgiereform von 1969 nun als Einführung von Martin Luthers Abendmahlsverständnis in der katholischen Kirche. Am 13. Februar und 3. März 1975 musste sich Lefebvre vor der Kardinalskommission in Rom für seine Haltung verantworten. Danach erteilte Kardinal Tabera die Anweisung, die Piusbruderschaft aufzulösen. Lefebvre erklärte die Aufhebung der Piusbruderschaft für ungültig: Seit 1975 hat die Piusbruderschaft keinen kanonischen Status in der römisch-katholischen Kirche mehr und betreibt ohne Erlaubnis der jeweiligen Bischöfe, Priesterseminare und Kapellen und weihte, trotz Verbots, am 29. Juni 1976 Seminaristen der Piusbruderschaft zu Priestern. Lefebvre wurde am gleichen Tag von seinem Amt suspendiert so dass er von nun an nach wie vor gültige, aber keine rechtmäßigen Priesterweihen durchführen konnte. 1988 weihte Lefebvre gegen das päpstliche Verbot 5 Priester der Piusbruderschaft zu Bischöfen. Als Reaktion auf die unerlaubten Bischofsweihen erließ die Kongregation für die Bischöfe am 1. Juli 1988 ein Dekret, das Lefebvre und die vier frisch geweihten Piusbischöfe für exkommuniziert erklärte. Die Exkommunikation der vier Geweihten wurde am 21. Januar 2009 von Papst Benedikt XVI aufgehoben, nachdem sie zuvor in einem Schreiben den Primat des Papstes im Allgemeinen und des amtierenden Papstes im Besonderen anerkannt hatten und daher der Grund der 1988 ausgesprochenen Exkommunikation, die Bischofsweihe ohne Zustimmung des Papstes, nicht mehr existent war. Sie und die Priester der Bruderschaft sind weiterhin suspendiert und gelten nach römischkatholischem Kirchenrecht als „vagante Kleriker“, die zwar gültig, aber größtenteils in irregulärer Weise zum Priester geweiht wurden und ohne kirchliche Erlaubnis wirken. Der Vatikan sieht die Messen der Piusbruderschaft als gültig an, rät aber von ihrem Besuch ab. Trauungen durch Priester der Piusbruderschaft sind nur gültig, wenn diese mit Assistenz oder in Delegation des Ortspfarrers geschlossen werden. Auch eine von einem Priester der Bruderschaft erteilte Absolution bedarf einer vom Ortspfarrer erteilten oder sich aus dem kirchlichen Priesteramt ergebenden Jurisdiktionsgewalt bzw. Befugnis Zur Piusbruderschaft gehören nach eigenen Angaben von 2015 weltweit 586 Priester. Die Zahl der Gläubigen, die sich zu ihr bekennen, soll, je nach Quellenangabe zwischen 150.000 und 600.000 Personen betragen. . In Deutschland betreibt sie etwa 50 als „Zentren“ bezeichnete Gemeinden. Zudem betreibt sie ein Kloster, ein Schwesternnoviziat, ein Altenheim und sieben Privatschulen.

Opus Dei Opus Dei (dt. Werk Gottes) ist eine 1928 von Josemaria Excriva gegründete Laienorganisation. Bereits 1950 wurde das Opus Dei unter Pius XII als Säkularinstitut approbiert. Ein Säkularinstitut ist neben der Ordensgemeinschaft die zweite Form für ein Institut des geweihten Lebens. Im Unterschied zu den Ordensgemeinschaften leben die Mitglieder von Säkularinstituten überwiegend in der Welt nicht im Kloster.1982 wurde das Opus-Die eine Personalprälatur. Eine Personalprälatur ist eine vom Zweiten Vatikanischen Konzil angeregte und in der Nachkonzilszeit eingeführte institutionelle Rechtsform, die „besondere seelsorgliche oder missionarische Werke für verschiedene Gebiete oder unterschiedliche Sozialverbände“ ermöglichen soll. Der Opus Dei ist die bislang einzige Personalprälatur der katholischen Kirche. Die Organisation wirkt im Bereich der Seelsorge und der geistlichen Bildung von Laien. Die Bildungsarbeit des Opus Dei steht allen Gläubigen offen, d.h. jeder kann von der Bildungsarbeit des Werkes profitieren, in dem man sich zum Beispiel bei den Informationsbüros des Werkes erkundigt, wo vor Ort das Opus Dei arbeitet und kann dort

14 mit Mitgliedern des Opus Dei Kontakt aufnehmen. Allerdings geschieht der größte Teil der Kontakte auf Basis persönlicher, freundschaftlicher Kontakten zu den Mitgliedern des Opus Dei. Opus Dei ist in etwa 60 bis 90 Ländern tätig, mit einem Schwerpunkt im spanischen Sprachraum und in Italien, wo sich der Hauptsitz befindet. Die weltweit 90.000 Mitglieder sind größtenteils Laien (98 %). Es gibt aber auch ca. 2.050 Priester. In Deutschland ist das Opus Dei nur schwach vertreten. Die etwa 600 Mitglieder leben überwiegend im Bistum Köln. Die Organisationsstruktur ist nach dem Vorbild der Diözesen hierarchisch aufgebaut: An der Spitze steht der Prälat des Opus Dei. Der Prälat wird in seinem Amt vom männlichen Generalrat unterstützt; die Frauen haben einen eigenen Beirat, das Assessorat. Dem Opus Dei können erwachsene Katholiken angehören, und zwar Männer und Frauen jeglichen Alters, Berufes und Bildungsstandes, die sich von Gott dazu gerufen wissen, ihren Alltag nach dem spezifischen Geist des Opus Dei zu heiligen und seine Botschaft von der Heiligkeit mitten in der Welt auch anderen nahe zu bringen An das Opus Dei bindet sie zusätzlich ein Vertrag, der ihr religiöses Leben betrifft und sich auf säkulare Entscheidungen auswirkt: familiär, beruflich, wirtschaftlich und politisch. Alle Mitglieder müssen täglich einen sogenannten „Lebensplan“ erfüllen, der üblicherweise mit dem Ausdruck „Normen“ bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um bestimmte festgelegte Gebete und Übungen, die den Alltag strukturieren sollen. Mitglieder erhalten zudem eine umfassende theologische Bildung. Einzelne oder mehrere Mitglieder gemeinsam errichten mit Spenden, die oft unter großem persönlichen Einsatz eingeworben werden, oder mit dem Geld, das die Numerarier von dem Lohn aus ihrer gewöhnlichen Arbeit abführen, eigene Ausbildungszentren Schulen, Studentenheime, Wirtschaftsschulen Kulturzentren und sogar zwei Universitäten Die ehelosen Numerarier, darunter etwa 2000 Priester, leben gewöhnlich in Gemeinschaften in den Häusern des Opus-Dei-und haben leitende Funktionen. Den Numerariern erlauben es ihre Lebensumstände, sich ganz für die Betreuung der apostolischen Arbeit und die Bildung der anderen Mitglieder zur Verfügung zu halten. Die Numerarier geben ihre Einkünfte an die Leitung der Opus-Dei-Zentren ab und begnügen sich mit einem Taschengeld. Die Supernumerarier („außerordentliche“ Mitglieder) sind die entweder verheirateten oder heiratswilligen Mitglieder des Opus Dei. Sie machen den größten Teil der Mitglieder aus und stellen etwa 70 % der Gläubigen der Prälatur weltweit. Die Assoziierten sind Frauen und Männer (auch Priester), die sich zur Ehelosigkeit verpflichtet haben, jedoch weiterhin in eigenen Häusern bei ihrer Familie leben oder wo auch immer es ihren beruflichen Umständen am besten entspricht. Darin unterscheiden sie sich von den Numerariern. Die Auxiliarnumerarierinnen sind ehelos in den Opus-Dei-Bildungszentren lebende Frauen, die hauptsächlich die Hauswirtschaft und die Pflege der Opus-Dei-Zentren übernehmen. Es gibt auch Mitarbeiter im Opus-Die, die keine Mitglieder sind. Diese Mitarbeiter sollen die Initiativen des Opus Dei in erster Linie durch ihr Gebet unterstützen, dann auch durch ihre Mitarbeit oder durch finanzielle Beiträge. Es werden keine so weitreichenden Verpflichtungen übernommen, wie dies die Mitglieder tun. Die Mitarbeiter stammen in der Regel aus dem Kreis der Freunde, Kollegen und Nachbarn von Opus-Dei-Mitgliedern. Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es Katholiken, Christen anderer Konfessionen und Angehörige anderer Religionen. Auch Konfessionslose und Nichtglaubende können Mitarbeiter sein. On Opus Die wurde immer wieder Kritik geübt. Dazu könnte beitragen, dass wegen der durch das Opus Dei geübten Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit nur wenig Konkretes über das Opus bekannt ist. Numerarier und Assoziierte tragen täglich außer an Sonn- und Feiertagen zwei Stunden einen schmerzhaften Bußgürtel und führen wöchentliche Kasteiungen mit einer 5-schwänzigen Handgeißel aus verknoteten Seilen durch. So sollen sie „den Körper züchtigen und disziplinieren“. Kritiker bemängeln, Escrivás Buch Der Weg predige blinden Gehorsam gegenüber vorgesetzten Leitern. Die Organisation führe außerdem eine inoffizielle Version des 1966 abgeschafften Index der verbotenen Bücher weiter, und übe sogar Zensur von Büchern aus. Zudem soll das Opus Dei die Glaubenstreue von Führungsnachwuchs-Kandidaten innerhalb der katholischen Kirche (und selbst die von Päpsten)benoten, um gezielt Einfluss im kirchlichen Bereich nehmen zu können.

Altkatholische Kirche

15 Die altkatholische Kirche in Deutschland entstand aus Protest gegen die dogmatischen Definitionen des Jurisdiktionsprimat und der päpstlichen Unfehlbarkeit, die auf dem Ersten Vatikanischen Konzil am 18. Juli 1870 verkündet wurden. Diejenigen römisch-katholischen Christen, die die neuen Dogmen ablehnten, wurden exkommuniziert. Sie nannten sich „Alt-Katholiken“, um sich von der aus ihrer Sicht „neuen“ römisch-katholischen Kirche abzugrenzen. Ab 1872 kam es zur Gründung eigener Gemeinden. Der amtlichen Namen der altkatholischen Kirchen in Deutschland lautet: „Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“ Als im Widerspruch zur Lehre der römisch-katholischen Kirche stehend werden folgende Lehrsätze verworfen bzw. abgelehnt: 

  

Die Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen des Glaubens und der Moral Die Universaljurisdiktion des Papstes über die Gesamtkirche. Gelehrt wird hingegen, dass dem Papst eine Ehrenstellung zukommt Die unbefleckte Empfängnis Mariens Die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel Die Transsubstantiationslehre (Die Transsubstantiationslehre beschreibt die dauerhafte Wandlung von Brot und Wein in der priesterlichen Vergegenwärtigung des einen Opfers Christi während der Wandlungsworte) Gelehrt wird hingegen, dass die Eucharistie ein geheiligtes Opfermahl ist, in welchem die den Leib und das Blut des Herrn empfangenden Gläubigen Gemeinschaft miteinander haben. Die Verpflichtung der Gläubigen zur Einzelbeichte Die Verpflichtung der Priester zum Zölibat. es bleibt ihnen jedoch unbenommen, freiwillig ehelos zu leben.

Alle getauften Christen, die den Glauben an die Realpräsenz teilen, sind zum Empfang der Eucharistie eingeladen (dies gilt auch für wiederverheiratete Geschiedene).Frauen sind zum Weihesakrament zugelassen. Eine zweite kirchliche Trauung Geschiedener ist bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen möglich. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist in Absprache mit dem zuständigen Pfarrer möglich. Die Kelchkommunion gehört zur liturgischen Praxis. Trotz mancher Gemeinsamkeiten, etwa in der Betonung des synodalen Prinzips, unterscheidet sich die altkatholische Kirche in ihrem Selbstverständnis jedoch grundsätzlich von den reformatorischen Kirchen, beispielsweise da sie – neben der Bewahrung der apostolischen Überlieferung und dem Glauben an den Opfercharakter der Eucharistie – an der Siebenzahl der Sakramente festhält. Volle Kirchengemeinschaft besteht zwischen Anglikanern und Altkatholiken. Mit der römisch-katholischen Kirche wurde 2004 erneut eine Dialogkommission gebildet, die ihren Abschlussbericht am 12. Mai 2009 vorlegte. Zwischen dem deutschen alt-katholischen Bistum und der Deutschen Bischofskonferenz gibt es seit 1999 eine Vereinbarung, die die Übernahme von Geistlichen in den Dienst der jeweiligen Kirche nach einem Übertritt regelt. Im persönlichen Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem altkatholischen Erzbischof von Utrecht, der 2013 als ökumenischer Gast zur Amtseinführung in den Vatikan eingeladen war, würdigte man die bisherigen Ergebnisse des römisch-katholisch – altkatholischen Dialogs Am 30. Oktober 2014 besuchte erstmals die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz den Vatikan. Nach einem Arbeitsgespräch mit Kurt Kardinal Koch wurden die altkatholischen Bischöfe von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen. Der Papst ermunterte mit seiner Ansprache vor der Bischofskonferenz zum Voranschreiten der Zusammenarbeit von Katholiken und Altkatholiken. Die altkatholische Kirche ist eine kleine Kirche, die in breiteren Bevölkerungskreisen eher unbekannt ist. Altkatholische Gemeinden sind daher oft von überschaubarer Größe (i.d.R. zwischen 200 und 600 Mitgliedern).Insgesamt hat die Kirche in Deutschland 15.701 Mitglieder (Stand 31. Dezember 2015) in 60 Gemeinden. Insbesondere in Deutschland gibt es in vielen Gemeinden Gottesdienstbesucher, die einer anderen Kirche angehören, aber als Gäste bzw. Freunde dauerhaft willkommen sind, auch wenn sie sich nicht für einen Beitritt entscheiden. Ihnen fehlt lediglich das Stimmrecht bei Gemeindeversammlungen, an denen sie jedoch ebenfalls teilnehmen können. In Deutschland ist die Alt-Katholische Kirche eine Körperschaft öffentlichen Rechts.

Liberalkatholische Kirche

16 Die liberalkatholische Kirche entstand aus der Altkatholischen Kirche, nachdem es 1917 zu Spannungen zwischen der Alt-katholischen Kirche von London und der Mutterkirche in Utrecht gekommen war. Gemeinden bestehen in Deutschland in Lebach (Saarland) und in Bonn.

Evangelische Kirche Der lutherische und der reformierte oder calvinistische Zweig der Reformation entstanden unabhängig voneinander in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Versuche, die beiden Zweige zu vereinen, scheiterten insbesondere wegen unterschiedlicher theologischer Auffassungen über das Abendmahl. In den folgenden beiden Jahrhunderten traten hin und wieder einzelne Theologen beider Kirchenfamilien für eine Annäherung oder gar Vereinigung der beiden Richtungen der Reformation ein, was aber von den jeweils dominierenden Strömungen der calvinistischen bzw. lutherischen Orthodoxie strikt abgelehnt wurde. Im Laufe des 18. Jahrhunderts, bedingt durch alternative philosophische Ansätze im Zeitalter der Aufklärung, verflachten diese theologischen Unterschiede. Ab dem 19 Jahrhundert gab es verschiedenen Zusammenschlüsse. Die Initiativen zur Vereinigung gingen sowohl von staatlicher Seite, als auch von den Kirchen selbst. Die ersten Ansätze, die protestantischen Konfessionen unter einem Dach zu vereinen, reichen ins beginnende 19. Jahrhundert zurück. Die Trennung zwischen den evangelisch-reformierten und den evangelisch-lutherischen Christen galt vielen als unzeitgemäß; die Unterschiede der Lehrauffassungen verloren an Bedeutung. Daher schlossen sich viele reformierte und lutherische zu sogenannten unierten Kirchen zusammen. Schließlich wurde 1945 die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gegründet, in der 20 Gliedkirchen eine übergreifende institutionelle Gestalt gefunden haben. Das evangelische Kirchenwesen ist auf allen Ebenen föderal aufgebaut. Die Gliedkirchen der EKD sind: Evangelische Landeskirche Anhalts, Evangelische Landeskirche Badens, Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern, Evangelische Kirche in Brandenburg und schlesische Oberlausitz, Evangelisch – Lutherische Landeskirche Braunschweig, Bremische Evangelische Kirche, Evangelisch-lutherische Landeskirche in Hannover, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck, Lippische Landeskirche, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Evangelisch-lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) Evangelisch lutherische Kirche in Oldenburg, Evangelische Kirche der Pfalz, Evangelisch reformierte Kirche, Evangelische Kirche im Rheinland, Evangelisch-lutherische Kirche Landeskirche Sachsens, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg Lippe, Evangelische Kirche von Westfalen, Evangelische Landeskirche im Württemberg. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, gebildet durch die Gemeinschaft von 20 lutherischen, unierten und reformierten Kirchen in Deutschland. Ende 2014 waren 22,629 Millionen Menschen oder 27,9 % der Gesamtbevölkerung Deutschlands Mitglied der evangelischen Kirche. Die selbstständigen Gliedkirchen haben ungeachtet ihres unterschiedlichen Bekenntnisstandes uneingeschränkte Kanzelund Abendmahlsgemeinschaft. Als assoziiertes Mitglied der EKD angeschlossen sind der Bund Evangelischreformierter Kirchen Deutschlands und die Herrnhuter Brüdergemeinde. In der EKD findet sich ein breites Spektrum theologischer Bewegungen mit liberalen und konservativen Anschauungen. Gemeinsam sind den Kirchen das Apostolische und das Nicänische Glaubensbekenntnis. Die Frauenordination und die Ordination homosexueller Pfarrer sind in allen Landeskirchen der EKD zugelassen. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist gegenwärtig (Stand: April 2016) in 18 von 20 Landeskirchen der EKD möglich, soweit der Ortspfarrer und die Kirchengemeindeleitung einverstanden sind. In vier Landeskirchen wurde die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht. Die Synode ist das kirchenleitende und gesetzgebende Gremium der EKD. Sie tagt einmal jährlich und setzt sich aus insgesamt 126 Mitgliedern zusammen. Die EKD nimmt die ihr übertragenen Gemeinschaftsaufgaben wahr. Die demokratisch verfassten und gewählten Leitungsgremien der EKD sind Synode, Rat und Kirchenkonferenz. Sie tragen die Verantwortung für die Wahrnehmung der Aufgaben der EKD. Die Geschäfte von Synode, Rat und Kirchenkonferenz nimmt das Kirchenamt der EKD wahr. Der Rat der EKD ist das Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er besteht aus 15 Mitgliedern: neben dem bzw. der Präses der Synode werden von der Synode und der Kirchenkonferenz gemeinsam 14 weitere gewählt. Aus seiner Mitte wählen Synode und Kirchenkonferenz einen Vorsitzenden auf Vorschlag der Ratsmitglieder. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre. Die Kirchenkonferenz ist das föderative Leitungsgremium der EKD. Sie berät Vorhaben der Organe der EKD und der Gliedkirchen oder regt solche an. Die kleineren Gliedkirchen (unter zwei Millionen Mitglieder) haben eine, die größeren zwei Stimmen.

17 Das Kirchenamt der EKD (bis 1983 Kirchenkanzlei) ist die zentrale Verwaltungsbehörde der EKD. Es nimmt als Dienststelle des Rates, der Kirchenkonferenz und der Synode deren Geschäfte wahr.

Reformierte Kirchen Die reformierten Kirchen bilden eine der großen christlichen Konfessionen in reformatorischer Tradition, die von Mitteleuropa ihren Ausgang nahmen. Sie gehen vor allem auf das Wirken von Ulrich Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf zurück. In Deutschland gibt es mit der Evangelisch-reformierten Kirche und der Lippischen Landeskirche zwei reformierte Landeskirchen, die zusammen mit weiteren lutherischen und unierten Landeskirchen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD(bilden. In der reformierten Theologie nimmt die Bibel, verstanden als göttliche Offenbarung, die zentrale Stelle ein Wesentliches Charakteristikum reformierter Theologie ist die starke Betonung der Prädestinationslehre, des Gedankens einer Erwählung der zum Heil (bzw. zur Verdammnis) bestimmten Menschen durch Gott ohne die Möglichkeit der Beeinflussung durch den Menschen. Innerhalb der reformierten Tradition gibt es keine vergleichbare gemeinsame Grundlage von Bekenntnissen. Wichtig sind hier der Heidelberger Katechismus von 1563 und die Barmer Theologische Erklärung von 1934. Die Traditionen prägten durch diese theologische Akzentsetzung verschiedene Formen des Gottesdienstes aus. Die reformierten Kirchen teilen mit den übrigen Kirchen der Reformation wesentliche Prinzipien wie das Priestertum aller Gläubigen und die vier evangelischen Grundsätze sola scritura (allein die Schrift),solus christus (allein Christus), sola gratia (allein durch Gnade) und sola fide (allein durch Glauben). Die Sakramente treten in der gottesdienstlichen Praxis gegenüber Katholizismus und Luthertum in den Hintergrund Wie in den meisten übrigen protestantischen Kirchen erkennen die Kirchen der reformierten Tradition mit Taufe und Abend mal nur zwei Sakramente an. Im Unterschied zur lutherischen Tradition wird in reformierten Kirchen das Abendmahl jedoch als reines Gedächtnismahl verstanden. Die Vorstellung einer Realpräsenz wird abgelehnt. Brot und Wein gelten dementsprechend als Zeichen für die reale Präsenz Jesu Christi, nicht jedoch als Materialisierung dieser Präsenz. Eine Wandlung der Elemente Brot und Wein in Leib und Blut wird nicht geglaubt. Das Abendmahl ist eine Erinnerungsfeier und wird in der Regel nur einige Male im Jahr an hohen Festtagen gefeiert. Im Unterschied zu einigen evangelischen Freikirchen praktizieren die reformierten Kirchen die Kindertaufe. Das Bilderverbot des AT, schlägt sich in der relativen Nüchternheit reformierter Kirchengebäude nieder. Kruzifixe oder größere Ausschmückungen werden in der Regel abgelehnt. Oft besteht der einzige Schmuck in Bibelversen Die reformierte Liturgie ist ebenfalls relativ schlicht und auf die Predigt bzw. Verkündigung des Wortes Gottes zugeschnitten. Sie soll möglichst wenige außerbiblische Elemente enthalten. Ein wesentlicher Unterschied zu den Lutheranern ist das Verhältnis zur kirchlichen Tradition, von der Zwingli und Calvin nur das beibehielten, was biblisch ausdrücklich begründet ist, während Luther alles zuließ, was der Bibel nicht widersprach. Die reformierten Kirchen im deutschsprachigen Raum sind meist presbyterial-synodal organisiert. Die Pfarrstellen werden nicht von Kirchenleitungen, sondern direkt durch die Gemeinden oder die Gemeindevorstände besetzt. Ämter sind Pastor, Lehrer, Ältester (Presbyter und Diakon.

Evangelisch-lutherische Kirchen Die Evangelisch-lutherische Kirch gehen auf den Reformator Martin Luther zurück Die Bezeichnung Lutheraner war ursprünglich eine polemische Bezeichnung von römisch-katholischer Seite zur Identifizierung der Protestanten als Ketzer. Erst später wurde der Begriff zur Selbstbezeichnung, um eine Abgrenzung sowohl zu den Katholiken als auch zu den Evangelisch-Reformierten zu demonstrieren. Ursprünglich war es das Hauptanliegen Luthers, die römische Kirche zu reformieren. Erst mit dem Augsburger Bekenntnis von 1530 wurde deutlich, dass eine Reformation der Altgläubigen nicht möglich war. Grundlage des lutherischen Glaubens sind die vier evangelischen Grundsätze sola scritura (allein die Schrift),solus christus (allein Christus), sola gratia (allein durch Gnade) und sola fide (allein durch Glauben). Die Theologie der lutherischen Linie ist durch die lutherischen Bekenntnisschriften bestimmt. Ein wichtiger Grundsatz lässt sich mit dem Begriffspaar „Gesetz und Evangelium“ beschreiben. Die Bibel enthält in all ihren Teilen jeweils Gesetzesworte und frohe Botschaft („Evangelium“). Das Gesetz konfrontiert den Menschen mit dem Willen Gottes. Es zeigt ihm, dass er mit seinem Streben nach Gewinn und Macht nicht so ist, wie Gott ihn haben will. Das

18 Gesetz deckt somit auf, dass der natürliche Mensch ein Sünder ist. Das Evangelium aber spricht ihn gerecht. Gottes Liebe ist so groß, dass er dem Menschen vergibt und ihn trotzdem in seine Gemeinschaft aufnimmt. Dieser Vorgang der Rechtfertigung ist in der lutherischen Tradition der wichtigste theologische Grundsatz. Lutheraner lehnen die Marienverehrung, wie sie die römisch-katholische Kirche praktiziert, das Papsttum und die hierarchische Verfassung der Kirche als ab. In einigen lutherischen Kirchen ist das historische Bischofsamt in apostolischer Sukzession erhalten geblieben. Im evangelisch-lutherischen Gottesdienst sind Predigt und Abendmahlsfeier von zentraler Bedeutung. Neben dem Abendmahl gehören die Taufe und die Beichte zu den Sakramenten (Gnadenmitteln) dieser Konfession. Innerhalb der lutherischen Kirchen ist es jedoch umstritten, ob die Beichte als Sakrament gewertet werden kann. Lutherische Kirchen spenden in der Regel die Kindertaufe. Abendmahlsgottesdienste werden regelmäßig in der Form der Deutschen Messe gefeiert, die auf die Liturgiereform durch Martin Luther aus dem Jahr 1526 zurückgeht. Die Gegenwart Christi im Heiligen Abendmahl wird als Realpräsenz verstanden: Christi Leib und Blut werden unter Brot und Wein ausgeteilt und empfangen. Lutherische Kirchen sind in den meisten Fällen synodal und episkopal organisiert. Die Synoden sind die obersten Instanzen für die Gesetzgebung sowie Lehr- und Personalentscheidungen und werden jeweils durch einen Synodalpräsidenten oder einen Präses geleitet (auch Frauen). In den lutherischen Landeskirchen in Deutschland wird die geistliche Aufsicht von einem Bischof oder einer Bischöfin ausgeübt. Eine Sonderform der lutherischen Kirchen bilden in Deutschland und in den Ländern, in denen eine Staatskirche existiert, die lutherischen Kirchen altkonfessioneller Prägung (Bekenntniskirchen). Die meisten lutherischen Kirchen altkonfessioneller Prägung sind sehr stark an die lutherischen Bekenntnisse gebunden. Durch diese Bindung lehnen sie jegliche Form der Kirchengemeinschaft ab. Die lutherischen Kirchen altkonfessioneller Prägung haben öffentlichrechtlichen Status, verzichten aber auf den Einzug von Kirchensteuern. Ihre Kirchenmitglieder zahlen freiwillig ein Kirchgeld direkt an die Gemeinde. Diese leitet einen bestimmten Betrag an die Allgemeine Kirchenkasse weiter. Ebenso erfolgt ein Kirchenaustritt nicht beim Amtsgericht, sondern direkt beim Pfarramt in schriftlicher Form. Dachverband der lutherischen Landeskirchen in Deutschland ist die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD). Eine gleichzeitige Mitgliedschaft in EKD und VELKD ist allerdings nicht zwingend. Daneben gibt es noch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden und die Evangelisch-Lutherische Freikirche. Obwohl es zwischen diesen Kirchen in vielen Fragen hinsichtlich Lehre, Verständnis der Tradition und Organisation Übereinstimmungen und in den weiteren Überzeugungen große Gemeinsamkeiten gibt, haben nicht alle konfessionell lutherischen Kirchen volle Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft festgestellt. Eine solche Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft besteht zwischen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden. Die Evangelisch-Lutherische Freikirche kündigte die Kirchengemeinschaft mit der SELK 1989 auf. Zwischen den anderen lutherischen Freikirchen bestand auch in der Vergangenheit keine Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft.

Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist eine lutherische Kirche altkonfessioneller Prägung in der Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Hannover. Die Kirche bezeichnet sich selbst als lutherische Bekenntniskirche. SELK-Gemeinden gibt es in ganz Deutschland. Die kirchengeschichtliche Entstehung und Entwicklung freier und staatsunabhängiger evangelisch-lutherischer Kirchen bis zur heutigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche sind äußerst komplex. Die SELK hat heute (2016) ca. 33.000 Mitglieder in 174 Kirchengemeinden. In der Auseinandersetzung mit Rationalismus und anderen theologischen Richtungen des 19. Jahrhunderts entstanden selbständige evangelisch-lutherische Kirchen: Vier dieser sogenannten Bekenntniskirchen schlossen sich 1945 zur (alten) Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche zusammen. Im Jahr 1950 schloss sich die Althessische Kirche als fünfte Kirche der (alten) SELK an. Die (alte) SELK schloss sich 1972 mit zwei weiteren lutherischen Kirchen altkonfessioneller Prägung, nämlich der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche (gegründet bereits 1830 aufgrund der Auseinandersetzungen um die staatlich angeordnete Union von lutherischen und reformierten Kirchen in Preußen) und der Evangelisch Lutherischen Freikirche zusammen. Dieser Kirche schlossen sich 1976 die Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora und 1991 die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf

19 dem Gebiet der DDR als weitere Kirchen an. Damit erreichte sie das heutige Verbreitungsgebiet ihrer Gemeinden. Sie umfasst jedoch nicht alle selbständigen, also keiner Landeskirche angehörenden, lutherischen Gemeinden in Deutschland. So existiert weiterhin die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden, die sich seit 1983 wieder in Kirchengemeinschaft mit der SELK befindet, und die Evangelisch-Lutherische Freikirche. Zu dieser besteht keine Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft. Die Evangelisch-Lutherische Freikirche hat diese 1989 aufgekündigt. Die SELK definiert ihre Lehre anhand der Bibel und der Lutherischen Bekenntnisschriften. Heute übt die SELK Zurückhaltung bzw. verhält sich ablehnend gegenüber bestimmten Tendenzen im Luthertum wie z. B liberalen, feministischen oder politischen Deutungsmodellen der Bibel oder der Bekenntnisschriften. Damit steht die SELK für eine konservative Traditionslinie lutherischer Theologie. Die Ordination (Priesterweihe) nimmt einen Sonderstatus zu weiteren kirchlichen Handlungen ein. Sie wird in der SELK sakramental verstanden, wenn darunter verstanden wird, Gottes Wort zu verkündigen und die Sakramente zu spenden. Sie versteht dieses Amt als von Gott gestiftet, lehnt jedoch das Opferpriestertum im römisch-katholischen Sinne ab. Der Pfarrer hat die alleinige Erlaubnis, die Sakramente zu spenden, und den besonderen Auftrag, das Evangelium öffentlich zu verkünden, dabei kirchliche Lehre und Bekenntnis zu bewahren sowie vom Bekenntnis abweichende Lehre zu unterbinden. Letzteres bezieht sich vor allem auf die Aufsichts- und Visitationspflicht der vorgesetzten Geistlichen gegenüber Pfarrern und Gemeinden ihres Amtsbereiches. Im Unterschied zu Nichtordinierten ist das öffentliche „Predigtamt“ (Predigt und Sakramentsverwaltung) nur den Geistlichen in der Ordination übertragen. Allerdings dürfen Vikare und Pfarrdiakone unter inhaltlicher Aufsicht eines Pfarrers Gottesdienste leiten und predigen, die Einsetzung des Abendmahls und das Abnehmen der Beichte ist ihnen nicht gestattet. Darüber hinaus können zugerüstete Lektoren Gottesdienste leiten, in denen Lesepredigten vorgetragen, aber keine Sakramente gefeiert werden. In Bezug auf die Apologie des Augsburgischen Bekenntnisses auch die Eheschließung/Trauung sakramental verstanden werden. Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift ließen sich auch die Konfirmation sowie die Krankensalbung als apostolisch bezeugte sakramentale Handlungen rechtfertigen, durch welche die göttliche und heilsame Gnade wirksam vermittelt wird. Die SELK ordiniert keine Frauen zum Pfarramt. Dieses Thema wird kirchenintern diskutiert. Gegenwärtig (2016) bemüht sich eine Privatinitiative in der SELK um Änderung. Die Kirchenleitung hat ein Pro- und Kontrapapier zu dieser Problematik herausgegeben. Als Diakonin können Frauen in der SELK tätig sein, ebenso wie als Pastoralreferentinnen. Diese werden jedoch nicht ordiniert, sondern eingesegnet. Auch die Aufgaben unterscheiden sich gegenüber denen eines Pfarrers. Es gibt ferner die Ämter des Pfarrdiakons und des Pastors im Ehrenamt. Kirchmitglied wird, wer in einer ihrer Gemeinden getauft wird, in eine Kirchengemeinde aufgenommen wird oder von einer lutherischen Kirchengemeinde dieser Kirche in eine andere überwiesen wird. Die Mitgliedschaft endet mit Austritt durch eine schriftliche Erklärung beim Pfarramt, Ausschluss durch den Kirchenvorstand oder Übertritt in eine andere Kirche. An der Spitze der SELK steht der Bischof, der von der Synode gewählt wird. Organisatorisch ist die SELK in vier Bezirke aufgeteilt mit je einem Probst. Jeder Sprengel ist in Kirchenbezirke aufgeteilt, dem je ein Superintendent vorsteht. Die SELK zieht keine Kirchensteuern über das Finanzamt ein, obwohl dies aufgrund der Körperschaftsrechte möglich wäre. Vielmehr hat jedes Kirchenmitglied mit eigenem Einkommen, wie Gehalt, Lohn, Rente usw. die Pflicht einen Kirchenbeitrag in angemessener Höhe zu entrichten, zurzeit 3 % vom Bruttoeinkommen. Der Kirchenbeitrag wird direkt an die Kirchengemeinde gezahlt. Diese leitet die Beiträge an die Allgemeine Kirchenkasse in Hannover weiter. Die Allgemeine Kirchenkasse zahlt das Gehalt an die Pfarrer aus. Eine direkte Besoldung der Pfarrer durch die Gemeinden erfolgt demnach nicht, sondern das Gehalt wird zentral bezahlt. Zwischen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es Vereinbarungen zum Übertritt in die jeweils andere Kirche. Diese Übertrittsvereinbarungen gelten für einzelne Gemeindeglieder, die einen Übertritt vollziehen wollen. Inhaltlich bedeutet dies, dass beispielsweise Glieder von Landeskirchen keinen Kirchenaustritt aus ihrer Kirche, sondern beim zuständigen Pfarramt ihren Übertritt erklären. Entsprechende Meldungen werden – auch an das Finanzamt bzgl. der Kirchensteuer – von den Pfarrämtern vorgenommen. Diese Übertrittsvereinbarungen gelten jedoch nicht für ganze Kirchengemeinden.

20 Wollen Kirchengemeinden ihren Kirchenkörper wechseln, haben – beispielsweise bei Aufnahme von Kirchengemeinden aus den Landeskirchen oder anderen Kirchenkörpern in die SELK – das Kollegium der Superintendenten und die Kirchenleitung darüber zu befinden. Die SELK arbeitet auf Bundesebene als Vollmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland mit. Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft zwischen der SELK und den Gliedkirchen der EKD besteht nicht, da beispielsweise in der Frage des Abendmahlsverständnisses keine Lehrübereinstimmung festgestellt wurde. Darum ist die SELK weder Mitglied der Vereinigten-Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) noch der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD)

Differierende theologische Standpunkte zwischen VELKD und SELK Das heilige Abendmahl: Beide lutherischen Kirchen sehen das Abendmahl als Sakrament. Jedoch gibt es Unterschiede. Bei den Gliedkirchen der VELKD sind sowohl Wein als auch Traubensaft als Element zugelassen. Die SELK lehnt Traubensaft im Abendmahl als Element aus theologischen Erwägungen ab. Die VELKD hat volle Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft mit konfessionsverschiedenen Kirchen aufgrund der Leuenberger Konkordie oder bilateralen Vereinbarungen. Die SELK lehnt jeglichen Unionismus ab und fragt, wie zwei unterschiedliche Auffassungen vom Abendmahl dennoch zu Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft führen können (Beispiel Reformierte und Lutheraner). Das Amt der Kirche: Beide lutherische Kirchen haben Amtsträger. Sowohl in der VELKD als auch in der SELK gibt es Diskussionen um das geistliche Amt. Die Bischofskonferenz der VELKD hat mehrere Stellungnahmen herausgegeben, in denen sie festhält, dass das geistliche Amt aus dem Priestertum aller Getauften abzuleiten ist. Die SELK hingegen leitet das geistliche Amt nicht aus dem Priestertum aller Getauften ab, sondern aus bzw. unter dem Apostolat. Folglich dürfen in der SELK nur Ordinierte öffentlich predigen und die Sakramente verwalten. In der VELKD ist dies Vikaren und Predigern gestattet. Die VELKD ordiniert Frauen zum Pfarramt, die SELK nicht. Rechtfertigungslehre: Durch die gemeinsame Erklärung der Rechtfertigungslehre zwischen dem Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche am 31. Oktober 1999 in Augsburg haben sich auch hier die Positionen verschoben. Waren sich SELK und VELKD bisher in dieser Frage einig, ist diese Lehreinheit in Frage gestellt. Schriftlehre: Es gibt es zwischen VELKD und SELK auch große Unterschiede in der Schriftlehre und der Schriftauslegung. Bekenntnisbindung: Unterschiede zwischen beiden lutherischen Kirchenkörpern gibt es in der Bindung zwischen der Heiligen Schrift und den Lutherischen Bekenntnisschriften.

Unierte Kirchen Im dritten Typus von evangelischen Kirchen fließen die lutherische und die reformierte Tradition zusammen. Im Kontext der Aufklärung und in den Wirren der napoleonischen Kriege waren in Deutschland die konfessionellen Territorien nicht mehr eindeutig abzugrenzen. Das führte dazu, dass zwischen lutherisch und reformiert geprägter Gemeinde Unionen geschlossen wurden. Einige Kirchen schlossen sich dabei nur verwaltungstechnisch zusammen („Verwaltungsunionen“), andere überwanden auch die innerevangelischen Differenzen hinsichtlich ihrer Bekenntnisse („Bekenntnisunionen“). Die unierten Kirchen stellen demnach theologisch und gottesdienstlich eine Mischform aus lutherischer und reformierter Prägung dar und dementsprechend sind in ihnen viele verschiedene Formen des Gottesdienstes anzutreffen.

Evangelische Gemeinschaften Mittlerweile gibt es in fast allen evangelischen Kirchen auch geistliche Gemeinschaften und Kommunitäten. Die wichtigsten sind: Christusträger Bruderschaft, Christusträger-Schwesternschaft e.V., Communität Kloster Wülfinghausen, Communität Casteller Ring e.V., Communität Christusbruderschaft Selbitz, Diakonissen-Kommunität Zionsberg, EBK-Blumenmönche, Evangelische Kommunität Kloster Barsinghausen, Evangelische Marienschwesternschaft e.V., Kanaan-Franziskusbruderschaft, Kommunität Adelshofen, Kommunität Imshausen, Kommunität Jesu Weg, Kommunität „Steh auf!“ e.V., Schwesternschaft des Julius-Schniewind-Hauses, St. Johannis-Konvent v.g.L., JesusBruderschaft, Evangelisches Gethsemanekloster, Communität El Roi, Communität Jesus-Bruderschaft Kloster Volkenroda, Kommunität Diakonissenhaus Riehen

Kirchliche Werke und Verbände in der EKD

21 Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) e. V., Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) e. V., Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Erzieher in Deutschland (AEED) e. V., Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD), Bund evangelischer Gemeinschaften" Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder (BETA) e. V., Deutsche Bibelgesellschaft (DBG), Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE) e. V., Deutsche Seemannsmission (DSM) e. V., Evangelische Akademien in Deutschland (EAD) e. V., Evangelische Akademikerschaft in Deutschland (ea) e. V., evangelische Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf) e. V .,Evangelischer Bundesverband für Immobilienwesen in Wissenschaft und Praxis (ESWiD) e. V. , Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD) e. V., Evangelische Landjugendakademie (LJA)/ Evangelischer Dienst auf dem Lande in der EKD (EDL), Evangelisches Literaturportal (Eliport) e. V., Evangelisches Missionswerk in Deutschland (EMW) e. V. , Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr, Evangelisches Studienwerk (ESW) e. V., Evangelischer Verband Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA), Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung (EWDE) e. V. , Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) , Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH , Gesamtverband für Kindergottesdienst in der EKD e. V., Gesellschaft für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung in der EKD (GBOE), Gustav-Adolf-Werk (GAW) e. V., Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer in der EKD (KEPP) , Konfessionskundliches Institut / Evangelischer Bund e.V. (KI / EB) , Männerarbeit der EKD, Verband der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland (ESG), Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e. V., Verein für Internationale JugendarbeitBundesverein (vij) e. V.,

Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. ist ein Dachverband regionaler Verbände, Werke, Ausbildungsstätten, Missionen und diakonischen Werke und Einrichtungen. Er arbeitet innerhalb der evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Der Verband sieht seine Aufgabe darin, die Verständigung unter den Gemeinschaften zu stärken und Rahmenbedingungen für die Arbeit der Mitglieder zu schaffen. Er trifft Absprachen mit der EKD, bietet Fortbildungen und Mitarbeiterbetreuung an und lädt jährlich zu Kongressen ein. Zum für sechs Jahre gewählten Vorstand gehören der Präses, der Generalsekretär, der Schatzmeister und mehrere Beisitzer. Zur Mitgliederversammlung gehören je zwei leitende Vertreter aller Verbände und Werke des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Dem Verband gehören ca. 100.000 eingetragene Mitglieder in den angeschlossenen Verbänden an. Der Verband unterhält vierzehn Arbeitskreise. Dem Verband gehören 38 Gemeinschaftsverbände, 6 Jugendverbände, 11 Theologische Ausbildungsstätten, 9 Missionswerke, 16 Diakonissen-Mutterhäuser

Stadtmission Seit dem Jahre 1848 gibt es Stadtmissionen in Deutschland. Sie ist eine Initiative zur christlichen Mission innerhalb der evangelischen Kirche. Die Bewegung entstand der sozialen Nöte vieler Menschen in den schnell wachsenden Städten zur Zeit der industriellen Revolution. In den Stadtmissionen werden seitdem Menschen in für sie schwierigen Lebenssituationen, durch soziale Arbeit und die damit verbundene Weitergabe des Evangeliums von Jesus Christus tatkräftig unterstützt. Unter dem Namen Stadtmission existieren heute landeskirchliche Personalgemeinden, verschiedene diakonische Werke und Einrichtungen und ebenso seelsorgerliche und missionarische Initiativen. Manche Stadtmissionen sind als selbständige Vereine organisiert, andere sind in die jeweiligen Landeskirchen integriert. Sie wollen Kirche mit Armen und Menschen am Rande der Gesellschaft sein und verstehen sich als aktive Partner der Kirchengemeinden und kirchlichen Werke vor Ort. Mit einem sehr breiten Hilfeangebot und mit motivierten Mitarbeitern versuchen Stadtmissionen, auf vielen Arbeitsfeldern zu helfen. Dabei gehört die auf den Einzelnen zugeschnittene Hilfe und das Reden von Gott untrennbar zusammen, weil der Glaube an Gott Halt und Sinn gibt - nicht nur für Menschen in einer Krise. Die Arbeit der Stadtmissionen in Deutschland ist heute breit gefächert:      

Verschiedene Angebote für Senioren, pflegebedürftige und psychisch kranke Menschen Behindertenhilfe Wohnungslosenhilfe Familienhilfe Sozialdiakonische Kinder- und Jugendarbeit Hilfe in sozialen Notlagen

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Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene Gottesdienste und Gemeindearbeit Beratungsarbeit Bahnhofsmissionen Strafgefangenenhilfe

Pietismus Der Pietismus ist nach der Reformation die wichtigste protestantische Reformbewegung in Europa. Theologisch versteht sich der Pietismus als eine Besinnung auf zentrale Anliegen der Reformation, die jedoch durch die Aufnahme anderer Traditionsstränge in spezifischer Weise umgeformt wurden. Er betont die Frömmigkeit, die kirchliche Einheit gerät dabei in den Hintergrund. Die Persönlichkeit des Einzelnen erhält einen hohen Stellenwert. Der Pietismus im Laufe seiner Entwicklung in weiten Teilen eine theologisch und sozial konservative Bewegung geworden. Der Pietismus entsprang einem Gefühl der mangelhaften Frömmigkeit, unzureichender christlicher Lebensführung und dem Drang zur Verifizierbarkeit des persönlichen Glaubens. Durch die im 18. Jahrhundert aufkommende Aufklärung gerieten die Vertreter des Pietismus sukzessive in die Defensive und verloren zunehmend an Einfluss,, da das traditionelle Weltbild durch neue Erkenntnisse der Naturwissenschaft erschüttert wurde und die traditionelle Theologie infrage stellten. Man hielt die persönliche Frömmigkeit eher für störend, sofern sie sich kritisch zur herkömmlichen Frömmigkeit stellte. Der Pietismus selbst versteht sich als eine Bibel, Laien- und Heiligungsbewegung. Er betonte die subjektive Seite des Glaubens, entwickelte aber auch einen starken missionarischen und sozialen Grundzug. In der pietistischen Praxis haben Hauskreise mit gemeinsamem Bibelstudium und Gebet oft eine ähnlich große oder größere Bedeutung als Gottesdienste. Der heutige Pietismus bekennt sich in vielen seiner Ausprägungen zur Irrtumslosigkeit der Bibel, und lehrt hieraus resultierend eine konservative Theologie. Außerdem betont er das Priestertum aller Gläubigen. Neben Theologen wurden und werden auch Laien ohne akademische Bildung als Prediger geschätzt. Die heutigen pietistischen Gruppen werden oft zu den Evangelikalen gerechnet, da viele Gemeinsamkeiten bestehen. An Kritik an pietistischen Lehrinhalten und pietistischer Frömmigkeitspraxis hat es zu keiner Zeit seit seiner Entstehung gemangelt. Hauptkritikpunkt war dabei, dass sich die Pietisten auf die Widerspruchsfreiheit der Bibel beriefen, während viele Theologen dies nicht glaubten. Ebenso wurde das Grundanliegen des Pietismus, beim Menschen eine „erwünschte Frömmigkeit“ erwirken zu wollen, verworfen. Außenstehende Christen wie auch Nichtchristen kritisieren an Pietisten, dass diese sich zu sehr auf die eigene geistliche Entwicklung konzentrierten. Die Kritiker sehen hier die Gefahr eines „Heils-Egoismus“, weswegen Pietisten der Verantwortung des Menschen in der Gesellschaft nicht gerecht werden könnten. Manche Kirchen und Gruppen in pietistischer Tradition grenzen sich speziell von charismatischen Kirchen und Gruppen ab. Die Grundlage hierfür bildet in den meisten Fällen nach wie vor die Berliner Erklärung von 1909. Sie war die Reaktion auf eine Erweckung in Mühlheim an der Ruhr 1905, mit der die Pfingstbewegung im deutschsprachigen Raum begann. Inzwischen gibt es jedoch eine zunehmende Zusammenarbeit mit charismatischen Gemeinden innerhalb der Evangelischen Allianz und bei evangelikal geprägten Aktionen. Darüber hinaus sind weite Teile des Pietismus heute weit stärker als in der Vergangenheit zu einer geistlichen Zusammenarbeit mit römisch katholischen Christen und Gemeinden bereit.

Orthodoxe Kirchen Orthodoxe Kirchen sind Kirchen des byzantinischen Ritus. Angehörige der orthodoxen Kirchen verstehen sich als Einheit und sprechen daher meist von der Kirche der Orthodoxie im Singular. Die orthodoxen Kirchen bilden mit ca.300 Millionen Angehörigen die drittgrößte christliche Gemeinschaft der Welt. Sie sind zu unterscheiden von den altorientalischen Kirchen (auch orientalisch-orthodox) und den katholischen Ostkirchen die größtenteils von orthodoxen Kirchen abstammen.

23 Alle heutigen autokephal-nationalen orthodoxen Kirchen auf dem Balkan, in Griechenland, Kleinasien, Syrien und Russland entstanden im hellenistischen Kulturraum oder wurden von dorther gegründet und standen bis zur muslimischen Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 unter der Verwaltung der byzantinischen Reichskirche. Bei den orthodoxen Kirchen handelt es sich um eine Gruppe von Kirchen, die in Kirchenverständnis und Lehre weitgehend übereinstimmen und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl haben. Sie betrachten sich nicht jeweils als Teil einer einzigen Kirche, sondern als unmittelbaren Ausdruck der einen Kirche. Sie erheben den Anspruch, sich im Unterschied zu den westlichen Kirchen dogmatisch ausschließlich an den Beschlüssen der sieben ökumenischen Konzile zwischen 325 und 787 zu orientieren. Außer der griechischen Tradition ist bei den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus vor allem die slawische bedeutend, da slawische Gebiete im frühen Mittelalter das Christentum besonders von Byzanz übernahmen und sich auch später eher auf Konstantinopel als auf Rom bezogen. Eine weitere bedeutende Kulturgruppe in der Orthodoxie bilden die aramäischen Christen. Die orthodoxen Kirchen unterscheiden zwischen kanonischen und nicht-kanonischen Kirchen. Kanonische Kirchen sind autonome Kirchen, die in voller Kommunion mit dem ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und den anderen kanonischen Kirchen stehen. Nicht-kanonische Kirchen haben sich irgendwann aus theologischen oder politischen Gründen von der Kommunion mit dem ökumenischen Patriarchat oder einer kanonischen Kirche getrennt. Im Verständnis der kanonischen orthodoxen Kirchen stehen nur diese selbst in der vollen apostolischen Sukzession, weshalb nur in ihnen die ganze Fülle der Sakramente zu finden sei. In den orthodoxen Kirchen sind alle Bischöfe rechtlich und geistlich gleichgestellt; ein Patriarch, Metropolit oder Erzbischof hat gegenüber einem Bischof keine höhere Autorität und keine Jurisdiktion im Gebiet eines anderen Bischofs, steht den Bischöfen seines Gebiets aber als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) vor und vertritt die Kirche nach außen. Für eine ganze Kirche bindende Entschlüsse können aber nur von der Gemeinschaft der Bischöfe an einem Konzil oder einer Synode getroffen werden. Innerhalb seines Gebiets hat jeder Bischof die geistliche Jurisdiktion. Die Theologie der orthodoxen Kirchen ähnelt in vieler Hinsicht derjenigen der römisch-katholischen Kirche. Die orthodoxen Kirchen kennen sieben Sakramente (Mysterien):  Mysterium der Erleuchtung (Taufe)  Mysterium der Versiegelung, folgt unmittelbar auf die Taufe, entspricht aber der katholischen Firmung  Mysterium des Heiligen und Kostbaren Leibes und Blutes des Herrn (Eucharistie)  Mysterium der Sündenvergebung (Bußsakrament)  Mysterium der Handauflegung (Weihesakrament)  Mysterium der Krönung (Ehesakrament)  Mysterium des Heiligen Öls (Krankensalbung) Das Sakrament der Handauflegung (Weihesakrament) ist in drei Stufen aufgeteilt Diakonat, Presbyteriat und Episkopat. Die Weihe zum Priester und Bischof können nur Männer empfangen, die sakramentale Weihe zum Diakon ist prinzipiell auch Frauen möglich, in der Praxis jedoch sehr selten. Ansonsten können Frauen sämtliche Gemeindefunktionen ausüben. Priester dürfen heiraten. Die Ehefrau des Priesters hat eine Sonderstellung in der Gemeinde und einen speziellen Titel. Lediglich Bischöfe, die fast immer Mönche sind, sind zum Zölibat verpflichtet. Auch verwitwete Priester können zum Bischof gewählt und geweiht werden. Priester und Diakone dürfen verheiratet sein, allerdings muss die Eheschließung vor der Weihe zum Diakon erfolgt sein. Wenn sie Witwer werden oder sich von ihrer Frau trennen, besteht keine Möglichkeit für eine zweite Heirat. Im Gegensatz zu den westlichen Kirchen sind die Mehrzahl der Priester keine Theologen. Die Ausbildung zum Priester ist kurz und sehr praxisbezogen. Auch sind die Mehrzahl der Theologen (die die Lehre bestimmen) Laien und keine Priester. Alle orthodoxen Liturgien benötigen zur vollen Feier neben dem Priester (oder Bischof) noch einen Diakon. Dieser assistiert dem Priester, und die Struktur des abwechselnden gegenseitigen Ansprechens dient beiden als Gedächtnisstütze. Notfalls kann die Göttliche Liturgie aber auch in einer vereinfachten Form ohne Diakon gefeiert werden. Gebetet wird prinzipiell stehend, auch in den Gottesdiensten wird meistens gestanden; einige Kirchen haben nur Bestuhlung entlang den Wänden für Alte und Schwache. Knien ist in der sonntäglichen Liturgie unüblich. Männliche Kirchengänger müssen vor dem Eintritt in die Kirche ihre Kopfbedeckung ablegen, Frauen müssen ihre Haare mit einem Schleier oder einem Tuch bedecken. Ebenfalls gilt es als unüblich, dass Frauen in Hosen die Kirche betreten.

24 Während die beweglichen Feste (wie beispielsweise Ostern und Pfingsten) in allen orthodoxen Kirchen nach dem julianischen Kalender gefeiert werden, hat ein Teil der Kirchen in den 1920er Jahren für die festliegenden Feste (wie zum Beispiel Weihnachten und Taufe Christi) den sogenannten neo-julianischen Kalender eingeführt, der bis zum Jahr 2800 dem westlichen gregorianischen Kalender entspricht. Andere Kirchen halten jedoch auch für diese Feste am julianischen Kalender fest (Russland Ukraine). Folgende Teilkirchen gehören zur Orthodoxen Kirche Das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel mit Sitz Istanbul, weltweit zuständig ist für lokale Bistümer und Erzbistümer, die keinem anderen Patriarchat unterstehen (z.B. Westeuropa, Amerika, Ozeanien). Das Patriarchat von Alexandrien und ganz Afrika, mit Sitz ist Kairo. Das Patriarchat von Antiochien und dem ganzen Osten, mit Sitz ist Damaskus. Das Patriarchat von Jerusalem, zuständig für Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien. Das Patriarchat von Georgien Das Patriarchat von Bulgarien Das Patriarchat von Moskau und ganz Russland. Das Patriarchat von Serbien Das Patriarchat von Rumänien Das autokephale-orthodoxe Erzbistum von Zypern Das autokephale-orthodoxe Erzbistum von Griechenland Das autokephale-orthodoxe Erzbistum von Polen Das autokephale-orthodoxe Erzbistum von Albanien Das autokephale-orthodoxe Erzbistum Tschechien und der Slowakei Die Orthodoxe Kirche von Amerika Autonome-orthodoxe Erzbistum des Sinai (unter 1000 Gläubige) Autonome-orthodoxe Erzbistum v on Estland. Autonome-orthodoxe Erzbistum v on Finnland Autonome-orthodoxe Erzbistum v on Japan Autonome Russisch-Orthodoxe Auslandkirche (seit 2007). Autonome-orthodoxe Erzbistum in Mazedonien Orthodoxe Kirchen in Deutschland Die zahlreichen orthodoxen Kirchen im deutschen Sprachraum sind nach wie vor jeweils der heimatlichen autokephalen Kirche oder dem Ökumenischen Patriarchat unterstellt. Dies widerspricht dem orthodoxen Kirchenrecht, nach dem in jedem Gebiet nur eine orthodoxe Kirche existieren soll, wird aber wegen der ungewöhnlichen Situation an Migranten mit Bedarf an muttersprachlicher Seelsorge erduldet. Ein zweites Argument hierfür ist, dass man in einem seit alters her römisch-katholischen Gebiet keine vollgültige Parallelkirche errichten möchte, da die Orthodoxen solches umgekehrt auch in ihren eigenen Ländern ablehnen. Die orthodoxen Kirchen sehen mit Befremden auf die zahlreichen evangelischen Konfessionen, insbesondere wenn diese auf dem eigenen Gebiet Parallelkirchen eröffnen. Auch für die Errichtung von mit Rom unierten Kirchen in orthodoxen Ländern herrscht wenig Verständnis. Die orthodoxen Kirchen gehören mit wenigen Ausnahmen dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) an. Seit März 2010 besteht die "Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland" (OBKD), der alle kanonischen orthodoxen Kirchen in Deutschland angehören. Sie entstand aus der langjährig bestehenden Zusammenarbeit der Bischöfe in der "Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland" (Kokid). In Deutschland gibt es 11 orthodoxe Diözesen und 17 orthodoxe Bischöfe, wobei die Zuständigkeiten nach den verschiedenen Landeskirchen aufgeteilt sind. Eine Mischung von verschiedenen orthodoxen Landeskirchen unter einem Bischof gibt es bisher nicht. Die Orthodoxe Kirche ist mit ca. 1,3 Millionen Gläubigen die drittgrößte christliche Konfession in Deutschland.

Anglikanische Kirche Anglikanische Kirche kann stehen für: Anglikanische Gemeinschaft allgemein, (der größte Zusammenschluss anglikanischer Kirchen), einzelne Mitgliedskirchen der Anglikanischen Gemeinschaft und Anglikanische Kirchen, die nicht der Anglikanischen Gemeinschaft angehören. Die Mutterkirche der anglikanischen Kirchen ist die church of England. Sie hat weltweit ca. 80 Millionen, davon 42 Millionen in Großbritannien.

25 Die anglikanischen Landeskirchen sehen sich als Teile der einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche, die sich der Tradition und Theologie der englischen (und zum Teil schottischen) Reformation verpflichtet haben. Jedoch versteht die anglikanische Kirche ihre „Reformation“ nicht als einen Bruch mit der vorreformatorischen Kirche, sondern als notwendige Reform der katholischen Kirche der britischen Inseln. Damit ist die anglikanische Kirche sowohl katholische Kirche als auch reformatorische Kirche, die allerdings seit der Reformation eine bewusst eigenständige christlich-anglikanische Tradition und Theologie entwickelt hat. In der anglikanischen Lehre gibt es ein weites Spektrum zwischen der High Church (Anglo-Katholizismus), die in Liturgie und Lehre den anderen katholischen Kirchen nahesteht, und der Low Church, die dem Protestantismus, insbesondere dem Calvinismus nahesteht. Theologisch sind innerhalb der anglikanischen Kirche sehr liberale wie auch streng evangelikale und konservative anglokatholische Richtungen vertreten. Dieses sehr weite Meinungsspektrum wird teilweise als Stärke der Anglikaner betrachtet, die somit ein weites Spektrum des heutigen Christentums ohne Kirchenspaltung in einer Kirche umfassen können. Teilweise wird aber auch kritisiert, dass die Kirche so für nichts mehr stehe und der Beliebigkeit zu viel Raum gebe. In der Liturgie der anglikanischen Kirche ist die Eucharistie das zentrale Element und auch anderweitig zeugt sie vom anglikanischen Selbstverständnis als Teil der universalen katholischen Kirche. Wie die katholische Kirche, so kennt auch die anglikanische Kirche Männer- und Frauenorden. Die meisten zur Reformationszeit bereits bestehenden katholischen Orden haben anglikanische Entsprechungen. Diese leben nach den Evangelischen Räten und in Gemeinschaft, sind entweder kontemplativ oder aktiv in der Erziehung bzw. in der Pflege tätig. Die Uneinigkeit über die Zulassung von Frauen zu den Weihen führt bis in die Gegenwart zu Kontroversen innerhalb der anglikanischen Kirchen. Es gibt keine einheitliche für alle Gliedkirchen bindende Regelung. Die einzelnen Kirchenprovinzen vertreten daher unterschiedliche Haltungen, manche lehnen die Frauenordination grundsätzlich ab, manche erlauben die Weihe zum Diakon, andere auch zum Priestertum oder Bischofsamt. Die weltweite Anglikanische Kirchengemeinschaft befindet sich seit der Bischofsweihe des bekennenden Homosexuellen Gene Robinson (2003) in den USA in einem Diskussionsprozess, bei dem die Einheit der Kirchengemeinschaft bedroht wird. Nicht nur der Vollzug der Bischofsweihe hat zu Kontroversen geführt, sondern auch die parallel verlaufende Entscheidung der kanadischen Diözese von New Westminster, Riten für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu entwickeln. Da Robinson seine Beziehungen zu seinem gleichgeschlechtlichen Partner nicht verheimlicht, wurde mit seiner Weihe erneut ersichtlich, dass es zum Thema Homosexualität innerhalb der Anglikanischen Kirchen Meinungsverschiedenheiten gibt. Viele anglikanische Kirchen sehen diesen Schritt als unvereinbar mit der bislang vertretenen Lehre der Kirche und als Bruch der Kirchengemeinschaft. Im September 2013 hat die church of England erlaubt, dass homosexuelle anglikanische Geistliche eine Lebenspartnerschaft eingehen dürfen, solange sie sexuell enthaltsam leben. Im November 2013 erlaubte die Church of England die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einem Gottesdienst. Die Anglikanische Gemeinschaft kennt keine zentralisierten Strukturen der Autorität, sondern vertritt seit der englischen Reformation das Prinzip, dass kein Bischof für die Geschäfte eines anderen Bistums weisungsbefugt ist. Dennoch gibt es in der Gemeinschaft vier sogenannte „Instrumente der Einheit“). In der Reihenfolge ihres Alters sind diese: Der Erzbischof von Canterbury, die Lambeth Conference (tagt alle 10 Jahre), das Angelican Conservative Council (tagt allle drei Jahre und hat in erster Linie koordinierende Funktionen). und das Treffen der Primasse (die ranghöchsten Bischöfe der einzelnen Landeskirchen). Oberster geistlicher Leiter der Kirche ist der Erzbischof von Canterbury, Geleitet wird jede Kirche von einer Synode, die sich aus den Bischöfen, Klerusvertretern und Laienvertretern zusammensetzt. Die Versammlung kann aus einem Haus (Synode) oder aus zwei Kammern (z. B. Haus der Bischöfe, Haus der Deputierten) zusammengesetzt sein und tagt stets zu bestimmten Zeiten. In einigen Fällen wird sie jedoch ständig durch das Provinzbüro, in dem alle laufenden Angelegenheiten der Kirche bearbeitet werden, aufrechterhalten. In anderen Provinzen besteht an der Stelle des Provinzbüros ein Executive Committee, das sich ebenfalls mit Fragen der Finanzen oder Klerikerausbildung beschäftigt. Oft wird das Büro bzw. Komitee von einem Generalsekretär geleitet. In Deutschland gibt es rund 40 anglikanische bzw. episkopale Gemeinden, von denen sich die englischsprachigen 1999 zum Council of Anglican and Episcopal Churches in Germany (GAECG)) zusammengeschlossen haben. Viele von ihnen wurden im 19. Jahrhundert gegründet und erfuhren in der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg neuen Aufschwung. Zudem gibt es in Deutschland einen Zusammenschluss deutschsprachiger Gemeinden, mit dem Namen Anglikanische Kirche in Deutschland (REK). Über die Zahl der Mitglieder konnte ich nichts finden.

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Methodistische und Wesleyanische Kirchen Methodistische und wesleyanische Kirchen sind Kirchen, die in Theologie und Kirchenverfassung auf der von John Wesley begründeten methodistischen Tradition beruhen. John Wesley (* 1703 † 1791) war ein englischer Erweckungsprediger.1728 erhielt John die Priesterweihe.1735 ging er für zwei Jahre als Missionar nach Georgia. Auf der Überfahrt nach Amerika schloss er sich einer Gruppe der Herrnhuter Brüdergemeinde an und war beeindruckt von deren Glaubentiefe. Nach seiner Rückkehr schloss er sich einer Londoner Herrnhuter Brüdergemeine an, und erlebte hier am 24. Mai 1738 eine persönliche Bekehrung, die seine spätere Theologie stark beeinflusste. Er nahm an, dass der Heilige Geist von seiner Seele Besitz ergriffen hätte. Er entwickelte er eine intensive evangelistische Tätigkeit. Aus seinen geführten Tagebüchern ist ersichtlich, dass er unermüdlich von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf ritt und täglich vier bis fünf Predigten hielt. Er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern. Der Inhalt war: Buße, Sündenvergebung, Heilsgewissheit, Wiedergeburt unter Betonung von Christi Heilstat. Bei John Wesley liegt das Hauptgewicht seiner Theologie nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung. Das religiöse Denken in Bezug auf die Ziele ist bei John Wesley praktischer Natur. Das Hauptgewicht liegt nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung. John Wesley hat keine systematische Theologie hinterlassen und noch weniger seine Anhänger auf eine Sonderlehre verpflichtet, aber er hat deutliche Akzente gesetzt, die bis heute für die methodistischen Kirchen wesentlich sind: 

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das Konzept der allgemeinen Gnade Gottes. Nach John Wesley gilt Gottes Gnade allen Menschen ohne Unterschied, bedingungslos, ohne irgendwelche Vorleistungen. Vom Menschen wird aber die Annahme dieser Gnade erwartet, die Gott ihm in Jesus Christus gewährt, obwohl der Mensch diese Gnade nicht verdient hat. Nach John Wesley ist jene allgemeine Gnade Gottes in Jesus Christus eine dem menschlichen Hören und Glauben vorlaufende Gnade. Das Ja des Menschen zu dieser Gnade wird durch diese erst ermöglicht. Sammlung und innere Einheit aller Christen (Ökumene). Christsein war für ihn weder eine bloße innere Herzensangelegenheit noch eine bloß formale Sache, sondern Form, Dienst, Verantwortung und Organisation. Wesley war einer der ersten, der die Auffassung vertrat, dass Mission die Aufgabe der Christen in der modernen Welt sei. Er verband Heilsfreude und Heiligungsernst auf eine einzigartige Weise mit missionarischer und diakonischer Aktivität. die wesleyanische „Quadrilateral“ von vier Kriterien, die „bei der Auslegung der Heiligen Schrift“ mitwirken, nämlich die Bibel (d.h. das Mitbedenken anderer Bibelstellen, letztlich das aus dem bisherigen Bibellesen gewonnene dogmatische Bild), die Tradition (d.h. die bisherige Auslegung der Christenheit, wie sie sich etwa in Bibelkommentaren niederschlägt) und die (Lebens-)Erfahrung; das Mitwirken der Vernunft als Hilfsmittel beim „Verarbeiten“.



Auch wenn die theologische Dogmatik des Methodismus sich nicht wesentlich von derjenigen anderer evangelischer Glaubensrichtungen unterscheidet, weist doch die Frömmigkeit der sich zum Methodismus Bekennenden in Geschichte und Gegenwart einige charakteristische Züge auf. Sie ist von der Tradition des Pietismus beeinflusst. Eine zentrale Rolle der methodistischen Frömmigkeit spielt danach die Idee der individuellen Bekehrung als eines spezifischen und in der Tradition oft mit Tag und Stunde zu präzisierenden Erlebnisses (wie es auch von Wesley selber bezeugt ist). Die Kirchen der wesleyanischen Tradition haben eine Kirchenstruktur, die sowohl Elemente des Kongregationalismus (Autonomie der einzelnen Kirchengemeinden), de Presbyterianismus (die Kirche auf mehreren Ebenen durch Gremien von Ältesten und Pastoren geleitet), als auch des Episkopalismus (bischöfliche Kirchenhoheit) enthält. Ein besonderes Kennzeichen ist ihr Verbundsystem, in dem sich alle Einheiten regional und international gegenseitig sowohl finanziell als auch geistlich unterstützen. Die Frauenordination ist erlaubt, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare wird seit einigen Jahren in der Kirche beraten und diskutiert. Mitglied einer methodistischen Kirche ist nur, wer sich als Erwachsener bewusst dafür entscheidet, dieser methodistischen Kirche beizutreten und aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen. Bei der Mitgliederaufnahme, die gewöhnlich im Rahmen eines Gottesdienstes stattfindet, wird ein persönliches Bekenntnis zum auf der Bibel basierenden christlichen Glauben erwartet. Die Mitgliedschaft in einer methodistischen Kirche wird nicht als heilsnotwendig angesehen und

27 daher kein Druck ausgeübt, Mitglied zu werden. Kindertaufe ist in vielen Kirchen die Regel, führt aber nicht zur automatischen Mitgliedschaft. Wer nicht getauft ist, wird anlässlich seiner Aufnahme in die Kirche getauft. Die Kirchen der wesleyanischen Tradition erkennen alle trinitarischen Taufen anderer Kirchen an. Methodistische Kirchen kennen als Sakramente die Taufe und das Abendmahl. Das Abendmahl ist in den methodistischen und wesleyanischen Kirchen eine liturgische Feier, bei der ein ordinierter Geistlicher präsidiert. Die Liturgie hat ihre Wurzeln in der anglikanischen Tradition. Beim Abendmahl gehen die methodistischen Kirchen von der wirklichen, persönlichen und lebendigen Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl aus, ohne diese vollständig erklären zu wollen. Sowohl die reine Erinnerungsfeier als auch die Lehre von der Transsubstantiation werden abgelehnt. Das Abendmahl ist für die Methodisten eine Feier der ganzen Kirche – alle Christen sind willkommen, auch nicht getaufte, die im Glauben daran teilnehmen wollen. 1817 gab es in Hamburg die ersten Bemühungen englischer Kaufleute zur Bildung einer methodistischen Gemeinde Deutschland. Fuß fasste der Methodismus in Deutschland schließlich durch die missionarische Tätigkeit von Rückkehrern, die in England und den USA Methodisten geworden waren. Im deutschen Sprachraum entstanden die Evangelisch-methodistische Kirche und die Kirche des Nazareners. Auch die Heilsarmee entstammt einer methodistischen Tradition. Weltweit hat die Methodistische Kirche ca. 13 Millionen, in Deutschland ca. 53.000 Mitglieder.

Baptisten Als Baptisten werden die Mitglieder einer evangelischen Konfessionsfamilie bezeichnet, zu deren besonderen Merkmalen die ausschließliche Praxis der Gläubigentaufe oder Glaubenstaufe ebenso gehört wie die Betonung, dass die Ortsgemeinde für ihr Leben und ihre Lehre selbst verantwortlich ist. Wie die Täufer des 16. Jahrhunderts setzten sie sich für uneingeschränkte Glaubensfreiheit ein. Die erste Baptistengemeinde entstand 1609 in Amsterdam. Die Bezeichnung „Baptisten“ leitet sich von dem griechischen Wort für „untertauchen“ (taufen) ab. Bei dem Namen „Baptisten“ handelt es sich ursprünglich nicht um eine Selbstbezeichnung, sondern um einen Spottnamen, der später als Konfessionsbezeichnung übernommen worden ist. Die erste Baptistengemeinde in Deutschland wurde 1834 in Hamburg durch Johann Gerhard Oncken gegründet. Dass die meisten deutschen Baptistengemeinden sich heute als Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (BEFG) bezeichnen, hängt nicht mit der Ablehnung des ehemaligen Spottnamens zusammen, sondern mit einem im Jahr 1942 erfolgten Zusammenschluss der deutschen Baptisten mit Brüdergemeinden und Elim-Gemeinden. Dieser Zusammenschluss erfolgte auch auf Druck der Nationalsozialisten. Daher verließen nach 1945 viele Brüdergemeinden und auch die meisten Elim-Gemeinden den Bund wieder verließen. Heute gehören zum BEFG 669 Baptistengemeinden, 128 Brüdergemeinden und vier Elim-Gemeinden . Die Zahl dert Mitglieder beträgt ca. 82.000. In rund 160 Ländern der Welt existieren Baptistengemeinden mit ca. 47 Millionen Mitgliedern. Rechnet man Kinder und Freunde, die am Leben der Gemeinde teilnehmen, hinzu, sind zirka 100 Millionen Menschen in Baptistengemeinden geistlich beheimatet. In Deutschland ist der Baptismus seit 1834 vertreten. Die meisten Baptisten gibt es heute in Nordamerika. (17Millionen). In Afrika leben ca. 6 Millionen, in Asien 5 Millionen und in Europa ca. 800.000 Baptisten. (Stand 2010)

Theologie Die Rechenschaft vom Glauben ist ein gemeinsames Glaubensbekenntnis der deutschsprachigen Baptisten. Sie wurde in den Jahren 1974 bis 1977 erarbeitet. Die Bundesräte des BEFG in der BRD empfahlen es den Gemeinden zum Gebrauch. Da für Baptisten die Bibel die Grundlage ihres Glaubens ist, hat dieses Glaubensbekenntnis jedoch nicht den Anspruch, verbindliche Glaubensinhalte vorzugeben Glaubensgrundlagesind dieevangelischen Grundsätze: Sola gratia, Sola fide, Sola scriptura und Solus Christus. Zudem herrscht eine ggroße Übereinstimmung bei folgenden Prinzipien:  Für Lehre, Glauben und Leben ist die Bibel alleinige Richtschnur.  Nicht die Taufe, sondern der persönliche Glaube an Jesus Christus als Herrn und Erlöser ist heilsentscheidend.  Grundsatz ist das Priestertum aller Gläubigen. Alle Handlungen, auch Taufe, Abendmahl und Predigt, können grundsätzlich von jedem Gemeindemitglied vollzogen werden.  Das Abendmahl wird vorwiegend als Gedächtnismahl verstanden. Eingeladen sind alle, die sich mit Gott und Menschen durch Jesus Christus versöhnt wissen.

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Baptisten sehen in der Evangelisation die vordringlichste Aufgabe sowohl des einzelnen Gemeindemitglieds („Jeder Baptist ein Missionar!“) als auch der Gemeinde und ihrer regionalen und nationalen Zusammenschlüsse. Baptisten treten weltweit für Glauben- und Gewissensfreiheit des Menschen ein. Staat und Kirche sind zu trennen. Keine Religion darf vom Staat bevorzugt behandelt werden. Ein wesentliches Merkmal der Baptisten ist nach wie vor, ausschließlich Gläubige zu taufen, was zur Ablehnung der Taufe von Säuglingen und Kleinkindern führt, welche nach ihrem Verständnis nicht dem biblischen Gebot entspricht..

Die Gestaltung der Gottesdienste unterliegt keiner bestimmten Liturgie. Die Verkündigung des Wortes Gottes steht aber klar im Vordergrund. Die einzelnen Baptistenkirchen sind in wesentlichen Fragen selbständig. Auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene schließen sich Baptisten zu Arbeitsgemeinschaften, Vereinigungen und Bünden zusammen. Die lokale Gemeinde spielt jedoch im Selbstverständnis der Baptisten die entscheidende Rolle. Manchmal existieren in einer Stadt mehrere Baptistengemeinden, die aus geschichtlichen, ethnischen, theologischen oder praktischen Gründen zu unterschiedlichen nationalen oder internationalen Zusammenschlüssen gehören. Die einzelnen Gemeinden finanzieren sich ausschließlich durch freiwillige Spenden und Mitgliederbeiträge.

Freikirchen Der Begriff Freikirche wird heute dazu verwendet, eine bestimmte Kirche gegenüber Volkskirchen abzugrenzen. Dabei wird das Attribut „frei“ unterschiedlich verstanden, etwa im Sinne von freiwilliger Zugehörigkeit, organisatorischer Unabhängigkeit oder als Hinweis auf eine bestimmte theologische Einstellung. Als erste Freikirche können die Waldenser angesehen werden, die im 12.Jahrhundert aus einer Laienbewegung in Frankreich und Norditalien entstanden. Eine weitere Wurzel der Freikirchen liegt in der Täuferbewegung des 16 Jahrhunderts. Im deutschen Sprachraum sind die aus der Täuferbewegung hervorgegangenen Mennoniten und die aus dem Pietismus hervorgegangenen Brüdergemeinden als erste Freikirchen aufzufassen. Es wird bei der heutigen Fülle von Freikirchen immer schwieriger, die Gemeinsamkeit der traditionellen Freikirchen eindeutig zu definieren. Folgende Merkmale finden sich jedoch bei allen Freikirchen: -

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Freikirchen verneinen, dass die Rettung in der Zugehörigkeit zu einer bestimmten äußeren Kirchenorganisation liegt, sondern allein aus dem Glauben an die Erlösung durch Jesus Christus geschieht. Freikirchen erwarten jedoch im religionsmündigen Alter eine bewusste Entscheidung für den Eintritt in die jeweilige Kirche. In der Regel ist mit dem Eintritt auch die Taufe verbunden. Das "allgemeine Priestertum Es gibt keine besondere Stellung von Geistlichen, sondern jeder Gläubige darf sich aktiv in die Gemeinschaft und das Gemeindeleben durch Mitarbeit einbringen. Die Gottesdienstgestaltung ist "freier". Ein eher lockerer liturgischer Rahmen bietet Raum für moderne Musik. Mittelpunkt des Gottesdiensts ist die Predigt, die weit mehr als in Volkskirchen auf die Bibel Bezug nimmt. Freikirchliche Gemeinden befürworten eine Trennung von Kirche und Staat. Sie lehnen demgemäß den Einzug von Kirchensteuern durch staatliche Organe ab und finanzieren sich aus freiwilligen Beiträgen ihrer Mitglieder und Freunde. Im Allgemeinen besteht kein formeller Abgabenzwang, so dass es auf der Basis der Selbsteinschätzung sowohl „Nullzahler“ gibt als auch Mitglieder, die erhebliche Beiträge leisten. In manchen Fällen wird der so genannte „Biblische Zehnten“ (10 % des Einkommens – das in der Regel nicht näher definiert wird) als Maßstab genannt. Es gibt allerdings einige wenige Freikirchen die Kirchensteuern erheben. Im deutschsprachigen Raum sind die meisten Freikirchen als evangelikal bzw. charismatisch einzustufen. In theologischer Hinsicht gibt es jedoch ein breites Spektrum, das von fundamentalistisch bis liberal reicht. Als typisch für Freikirchen wird gelegentlich ihre im Vergleich zu Volkskirchen geringere Mitgliederzahl angesehen. Die Aussagekraft einer auf die formelle Mitgliederzahl bezogenen Messgröße ist dadurch eingeschränkt, dass sich bei Volkskirchen nur ein Bruchteil der Mitglieder aktiv am Gemeindeleben beteiligt (in den Evangelischen Kirchen Deutschlands etwa 5 %). Dagegen ist bei Freikirchen die Zahl der aktiven Mitglieder und Freunde im Allgemeinen ähnlich groß wie die formelle Mitgliederzahl. Bei einer Betrachtung der in den einzelnen Kirchen tatsächlich aktiven Menschen ist dann der Unterschied in der Größe bereits deutlich geringer.

29 Unter den Freikirchen im ursprünglichen Sinne unterscheidet man folgende Kategorien (wobei sich nicht alle Freikirchen eindeutig in dieses Schema einordnen lassen):   

die „prinzipiellen“ Freikirchen. Darunter versteht man solche Freikirchen, für die sowohl die Trennung von Kirche und Staat, als auch die freiwillige Mitgliedschaft. Freikirchen, die sich aus innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen z.B. Pietismus, gebildet haben. Kirchen, die sich aufgrund eines „Bekenntnisnotstandes“ von einer bestehenden Kirche getrennt und sich als Freikirche organisiert haben. Von einem Bekenntnisnotstand spricht man, wenn die Führung einer Kirche aus der Sicht eines Teiles ihrer Angehörigen von wesentlichen Glaubenssätzen abweicht,

Seit den 1970er Jahren haben sich – vor allem in den Großstädten – sogenannte unabhängige Gemeinden entwickelt, die durchaus freikirchliche Strukturen besitzen, den klassischen Freikirchen aber nicht angehören. 2003 erklärte der baptistische Theologe Heinrich Christian Rust, dass es mittlerweile mehr Christen in diesen freien Gemeinden gebe als in den klassischen Freikirchen, die zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) zusammengeschlossen sind. Rust geht von über 300.000 Mitgliedern in diesen freien Gemeinden aus. Vor allem Einflüsse der amerikanischen Pfingstkirchen (teilweise durch gezielte Gemeindegründungsaufträge) haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Sie sind meist ohne jegliche Bindung an andere freikirchliche Gemeinden, In jüngster Zeit entstehen vor allem aus Hauskreisen oder durch Spaltungen immer mehr unabhängige und kleine Gemeinden. Dies macht es sehr schwierig Gemeinden in den Bereich Freikirche oder Sekte einzuordnen. Die ökumenischen Bewegungen sind vielfach durch freikirchliches Engagement in die Wege geleitet und in ihren Entwicklungen entscheidend geprägt worden. Freikirchen sind der Überzeugung, dass die Gemeinde Jesu größer ist als die eigene Denomination. Deshalb sind sie im Regelfall für den interkonfessionellen Dialog offen und suchen oft bewusst die Begegnung und Zusammenarbeit mit anderen Christen. Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Deutschland und engagieren sich sowohl in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, als auch in der Evangelische Allianz.

Was ist eine Sekte Sekte ist eine Bezeichnung für eine religiöse, philosophische oder politische Richtung und ihre Anhängerschaft. Die Bezeichnung bezieht sich auf Gruppierungen, die sich durch ihre Lehre oder ihren Ritus von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit ihnen stehen. In erster Linie steht Sekte für eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft. Im landläufigen Sprachgebrauch werden als Sekten oft religiöse Gruppen bezeichnet, die in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen werden oder die in orthodoxer theologischer Hinsicht als „Irrlehre“ angesehen werden. Dies betrifft sowohl seit Langem bestehende christliche Gemeinschaften, die sich in Lehre oder Praxis vom Herkömmlichen unterscheiden, als auch neue Gruppen. Da sich ja noch nie eine religiöse Gemeinschaft als „Sekte“ bezeichnet hat, handelt es sich dabei immer um eine Zuschreibung von außen und fast immer in einer abwertenden, negativen Intention. Wer sich mit der Thematik der Sekten befasst, steht vor dem Problem der Fassbarkeit des Phänomens. Einerseits kennen fast alle den Begriff "Sekte" und verbinden damit eine meist recht deutliche Vorstellung, zum anderen gibt es keinerlei offizielle oder wissenschaftlich allgemein anerkannte Definitionen des Begriffs "Sekte". Im christlich-kirchlichen Bereich gelten jene Gruppen als Sekten, die wesentliche Grundauffassungen des christlichen Glaubens (z.B. den Glauben an den dreieinigen Gott; die Bibel als das entscheidende Zeugnis der Offenbarung Gottes) in Frage stellen. Die religiöse Situation in Deutschland hat sich verändert. Der religiöse Pluralismus ist Realität. Das Spektrum setzt sich aus den altbekannten christlichen Großkirchen, klassische Freikirchen mit langer Tradition, neu gebildeten religiösen Gemeinschaften und selbständigen Einzelgemeinden Gründe für die Pluralität in unserer Zeit sind eine abnehmende Bindung an die christlichen Großkirchen, bedingt durch zunehmenden Zweifel an die Existenz eines persönlichen Gottes und den Zweifel an den christlichen Dogmen. Aber auch die enge Verflechtung der christlichen Großkirchen mit dem Staat könnte begünstigend wirken. Zusammenfassend kann man sagen, dass Sinnsuche, Zukunftsangst und die momentane Kirchenkrise Ursache für die religiöse Pluralität sind.

30 Als Antwort auf diese Entwicklung wurde im Vatikan durch das Sekretariat für die Einheit der Christen, das Sekretariat für Nichtchristen und das Sekretariat für die Nichtglaubenden eine Untersuchung über das Vorhandensein und die Tätigkeit von „Sekten“ und "neuen religiösen Bewegungen" durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse werden ständig aktualisiert, um als Grundlage für eine konstruktive seelsorgerische Antwort auf die durch die Sekten, neuen religiösen Bewegungen und Gruppen geschaffene Herausforderung dienen zu können. Ich möchte die Ergebnisse der Kommission kurz zusammenfassen. Es wird festgestellt, dass es Schwierigkeiten der Definition einer Sekte gibt. Der Begriff "Sekte" klingt etwas abfällig und scheint ein negatives Werturteil zu beinhalten. Vorzuziehen wären neutralere Begriffe wie "neue religiöse Bewegungen" oder "neue religiöse Gruppen". Die Definition dieser "neuen Bewegungen" oder "Gruppen" im Unterschied zu "Kirche" oder "Bewegungen innerhalb einer Kirche" ist jedoch umstritten. Unterschieden wird zwischen Sekten, die ihren Ursprung in der christlichen Religion haben, und solchen, die sich auf andere religiöse oder humanitäre Quellen stützen. Bestimmte Sektenmentalitäten und -haltungen, d. h. Intoleranz und aggressiver Proselytismus, "stellen nicht notwendigerweise eine Sekte dar" noch reichen sie zur Kennzeichnung einer solchen aus. Diese Haltungen sind auch in Gruppen christlicher Glaubender innerhalb der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften anzutreffen. Diese zur Sektenmentalität neigenden christlichen Gruppen können sich jedoch durch eine Vertiefung ihrer christlichen Bildung und durch den Kontakt mit anderen Mitchristen positiv ändern. Auf diese Weise können sie mehr und mehr eine "kirchliche" Gesinnung und Haltung annehmen. Das Kriterium zur Unterscheidung zwischen Sekten christlichen Ursprungs einerseits und Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften andererseits ist möglicherweise in den Quellen der Lehre dieser Gruppen zu finden. Sekten könnten beispielsweise jene Gruppen sein, die neben der Bibel andere "Offenbarungsbücher" oder "prophetische Botschaften" haben, oder Gruppen, die bestimmte protokanonische Bücher aus der Bibel ausschließen oder deren Inhalt radikal verändern. Die Kommission hat festgestellt, dass es innerhalb der Katholiken große Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen Sekten christlichen Ursprungs und Kirchen, kirchlichen Gemeinschaften oder christlichen Bewegungen gibt, die meist auf einen Mangel an Verständnis und Kenntnis der anderen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften erkennen zurückzuführen ist. Einige bezeichnen als Sekten auch kirchliche Gemeinschaften ein, die sich nicht in völliger Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche befinden. Die Gruppen innerhalb der Kirche die besonders anfällig für sektiererische Botschaften sind Jugendliche und Menschen der mittleren Altersgruppen. Nur sehr wenige Menschen scheinen sich aus schlechten Gründen einer Sekte anzuschließen. Die beste Chance für die Sekten ist möglicherweise, gute Menschen und die guten Beweggründe in diesen Menschen für sich einzunehmen. Sie haben tatsächlich den besten Erfolg, wenn es der Gesellschaft oder Kirche nicht gelungen ist, diese guten Beweggründe zu nutzen. Für den Erfolg unter den Katholiken gibt es in der Tat mehrere Gründe, die auf verschiedenen Ebenen zu bestimmen sind. Sie beziehen sich vor allem auf die Bedürfnisse und Wünsche, die offensichtlich in den Großkirchen nicht erfüllt werden. Sie beziehen sich ferner auf die Anwerbe- und Schulungsmethoden der Sekten. Sie können entweder außerhalb der Großkirchen oder der neuen Gruppen liegen: wirtschaftliche Vorteile, politische Interessen oder politischer Druck, reine Neugier usw. Die Krisensituationen in Welt und Gesellschaft legen verschiedene Bedürfnisse, Wünsche und Fragen offen, die oft spirituelle Antworten erfordern. Die Sekten nehmen für sich in Anspruch, diese Antworten zu haben und zu geben. Sie tun dies auf der emotionalen und kognitiven Ebene und gehen oft in einer Weise auf die emotionalen Bedürfnisse ein, welche die Erkenntnisfähigkeit zerstört. Diese grundlegenden Bedürfnisse und Wünsche können als vielfältiger Ausdruck der Suche des Menschen nach Ganzheit und Harmonie, Teilhabe und Verwirklichung auf allen Ebenen der menschlichen Existenz und Erfahrung beschrieben werden und als vielfältige Versuche, dem Streben des Menschen nach Wahrheit und Sinn und nach den grundlegenden Werten gerecht zu werden, die zu bestimmten Zeiten im Leben der Gemeinschaft wie des einzelnen verborgen, zerstört oder verloren zu sein scheinen, und zwar insbesondere bei den Menschen, die durch eine rasche Veränderung, akuten Stress, Angst usw. aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Die unbefriedigten Bedürfnisse der Menschen können sein: -

Das Streben nach Zugehörigkeit (Gemeinschaftsgefühl) Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: menschliche Wärme, Pflege und Unterstützung in kleinen, festgefügten Gemeinschaften, gemeinsame Zielsetzung und Kameradschaft, Beachtung des einzelnen, Schutz und Sicherheit, besonders in Krisensituationen, Resozialisierung von Randgruppen (z. B. Geschiedene oder Immigranten); die Sekte übernimmt oft das Denken für den einzelnen.

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Die Suche nach Antworten In schwierigen und verworrenen Situationen suchen die Menschen natürlich nach Antworten und Lösungen. Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: einfache Patentantworten auf schwierige Fragen und Situationen, vereinfachte Teilvarianten traditioneller Wahrheiten und Werte; eine pragmatische Theologie, eine Erfolgstheologie, eine synkretistische Theologie, die den Menschen, die oft wenig mit der "alten Wahrheit" anfangen können, als "neue Offenbarung" und "neue Wahrheit" angeboten wird; klare Richtlinien, Anspruch auf moralische Überlegenheit, Beweise von "übernatürlichen" Elementen: Glossolalie, Trance, Medium, Prophezeiungen, Besessenheit usw. Die Suche nach Ganzheit. Viele Menschen haben das Gefühl, mit sich selbst, mit anderen, mit ihrer Kultur und Umgebung nicht in Einklang zu stehen. Sie wurden von Eltern oder Lehrern, der Kirche oder Gesellschaft verletzt. Sie haben das Gefühl, vergessen worden zu sein. Sie wollen eine religiöse Anschauung, die alles und jeden miteinander in Harmonie bringt, eine Anbetung, die für Körper und Seele, für Beteiligung, Spontaneität und Kreativität Raum lässt. Die Suche nach kultureller Identität Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: viel Raum für das traditionelle kulturelle/religiöse Erbe, Kreativität, Spontaneität, Beteiligung, eine Art des Gebets und Predigens, die den kulturellen Merkmalen und Erwartungen der Menschen mehr entgegenkommt. Das Bedürfnis anerkannt zu werden, "besonders" zu sein . Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: Sorge um den einzelnen, gleiche Chance für priesterliches Amt und Führung, für Beteiligung, für Bezeugung und Ausdruck; Förderung der eigenen Möglichkeiten; Chance, Teil einer Elitegruppe zu sein. Die Suche nach Transzendenz Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: Bibel und Bibelunterricht, ein Gefühl der Rettung, die Gaben des Geistes, Meditation, geistige Errungenschaft. Einige Gruppen bieten nicht nur die Möglichkeit, die grundlegenden Fragen in einem "sicheren" sozialen Umfeld zum Ausdruck zu bringen und zu untersuchen; sie bieten auch Konzepte und Sprachregelungen, mit denen dies erfolgen kann, und ein Paket eindeutiger und relativ präziser Antworten. Das Bedürfnis nach geistlicher Führung. Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: Lenkung und Orientierung durch eine starke, charismatische Führung. Die Person des Meisters, Führers oder Gurus spielt bei der Bindung der Schüler eine wichtige Rolle. Zuweilen gibt es nicht nur eine Unterwerfung, sondern eine emotionale Kapitulation und sogar eine beinahe hysterische Hingabe an einen starken geistlichen Führer (Messias, Prophet, Guru). Das Bedürfnis nach einem Ausblick . Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: eine "neue Auffassung" von sich selbst, der Menschheit, der Geschichte, dem Kosmos. Sie versprechen den Beginn eines neuen Zeitalters, einer neuen Ära. Das Bedürfnis nach Teilhabe und Mitwirkung Die Sekten scheinen folgendes zu bieten: eine konkrete Mission für eine bessere Welt, eine Forderung nach völliger Hingabe, Beteiligung auf den meisten Ebenen.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Sekten entsprechend ihrem Glauben zu leben scheinen, über eine mächtige (oft magnetische) Überzeugung, Hingabe und Einsatzfreudigkeit verfügen, auf die Menschen, dort wo sie sind, warmherzig, persönlich und unmittelbar zugehen, den einzelnen aus der Anonymität herausreißen und die Beteiligung, Spontaneität, Verantwortung und das Engagement fördern ... , und durch vielfache Kontakte, Hausbesuche und fortwährende Unterstützung und Lenkung intensive Nachbetreuung leisten. Sie helfen, die eigenen Erfahrungen neu zu interpretieren, die eigenen Werte neu einzuschätzen und die grundlegenden Fragen in einem allumfassenden System anzugehen. Sie nutzen gewöhnlich Worte wie Predigt, Literatur, Massenmedien (für christliche Gruppen starke Betonung der Bibel) und oft auch das Amt des Heilens überzeugend. Mit einem Wort, sie präsentieren sich als die einzige Antwort, die "gute Nachricht" in einer chaotischen Welt. Obgleich dies zumeist den Erfolg der Sekten erklärt, gibt es auch andere Gründe, wie die Anwerbe- und Schulungsmethoden und Unterweisungsverfahren, die von bestimmten Sekten angewandt werden. Der Erfolg einiger Sekten lässt sich zum Teil mit den von ihnen angewandten, oft sehr ausgeklügelten Anwerbe- und Schulungsmethoden sowie Unterweisungsverfahren erklären. Sehr oft werden vor allem diejenigen durch diese Methoden angelockt, die nicht wissen, dass dieses Vorgehen bewusst inszeniert wurde, und in zweiter Linie diejenigen, die sich der ersonnenen Bekehrungs- und Schulungsmethoden, denen sie unterworfen werden, nicht bewusst sind. Die Sekten zwingen oft ihre eigenen Denknormen, Gefühle und Verhaltensmuster auf. Diese Verfahren gehen von einer positiven Grundlage aus, erreichen aber durch den Einsatz missbräuchlicher Verfahren zur Verhaltensänderung allmählich eine Art Kontrolle des Verstandes. Die Kommission empfiehlt ein Überdenken des traditionellen "Pfarrgemeindesystems". Es werden Gemeinschaftsstrukturen gefordert, die mehr durch Brüderlichkeit gekennzeichnet sind, mehr dem Menschen entsprechen und besser auf die Lebenssituation der Menschen zugeschnitten sind. Gefragt sind kirchliche Gemeinschaften, als sorgende Gemeinschaften des lebendigen Glaubens, der Liebe (Warme, Akzeptanz, Verständnis, Versöhnung, Kameradschaft) und

32 der Hoffnung; feiernde Gemeinschaften; betende Gemeinschaften; missionarische Gemeinschaften, die nach außen gehen und Zeugnis ablegen; Gemeinschaften, die Menschen mit besonderen Problemen offenstehen und diese unterstützen: Geschiedene, Wiederverheiratete, Rand- gruppen. Auf die Frage, wie wir mit Sekten umgehen sollen, gibt es keine allgemeine und keine einfache Antwort. Die Sekten selbst sind zu verschieden; die religiösen, kulturellen und sozialen Bedingungen zu unterschiedlich. Es wird nachdrücklich betont, dass die Gläubigen auf der Ebene der örtlichen Gemeinden wie auch der Klerus und die für die Schulung Verantwortlichen Evangelisierung, Katechese und ständige biblische, theologische und ökumenische Unterrichtung im Glauben erhalten müssen. Kurse für Lehrer, Jugendleiter, den Klerus und Ordensleute werden befürwortet. Informationen über unsere eigene katholische Tradition (Glaubensauffassungen, Gepflogenheiten, Spiritualität, Meditation, Kontemplation usw.), über andere Traditionen und über die neuen religiösen Gruppen usw. sollen in diesen Kursen enthalten sein. Die Kirche sollte für die Menschen nicht nur ein Zeichen der Hoffnung sein, sondern ihnen auch die Gründe für diese Hoffnung bieten; sie sollte helfen, Fragen zu stellen und diese auch zu beantworten. Das wesentliche Element in diesem Prozess ist die Heilige Schrift. Die Massenmedien sollten verstärkt und besser genutzt werden. Besondere Beachtung verdient die Heilung durch Gebete, Aussöhnung, Kameradschaft und Sorge. Unsere Seelsorge sollte nicht nur einer Dimension gelten, sie sollte sich nicht nur auf die spirituellen, sondern auch auf die physischen, psychologischen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte erstrecken. Wie erkennt man eine sektiererische Gruppe? Auch hierauf gibt es keine allgemeine Antwort. Vieles was für eine Sekte charakteristisch ist kommt auch in unseren Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften vor. Deshalb ist auf die Häufung solcher Merkmale zu achten. Solche Merkmale sind: -

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Die Mitglieder haben kaum intensivere Freundschaften außerhalb der Gruppe, sondern werden angehalten, auch die menschlichen Beziehungen vorwiegend innerhalb der eigenen Gemeinschaft zu suchen. Es wird in der Regel nur abschätzig über andere Kirchen und Gemeinden gesprochen. Andere Glaubensauffassungen gelten als Irrlehre In der Gemeinde selber ist Kritik an Glaubensinhalten und der Leitung unerwünscht. Eine kritische Reflexion der eigenen Glaubens-, Gemeinde- und Lebenspraxis findet nicht statt. Außenaktivitäten in der Gesellschaft finden kaum statt, und wenn, dann mit dem Hintergedanken, auf diese Weise neue Mitglieder zu gewinnen bzw. das Image der Gemeinde zu verbessern. Die Leiter der Gemeinde halten eine bestimmte Form von Spiritualität bzw. einen bestimmten Lebensstil für den einzig möglichen. Sie wissen meist erstaunlich genau, was Gott von einem bestimmten Mitglied erwartet und lenken ihn dadurch in seinem Lebensvollzug. Erfolg, Glück und Gesundheit sind Zeichen von Gottes Segen. Krankheit, Armut, Misserfolg und Leid sind Strafe für eigenes Versagen (sog. "Wohlstandsevangelium") Werden "übernatürliche" Gaben (Heilung, Sprachengebet, Prophetie) als höherwertig gegenüber "natürlichen" Gaben (Organisationstalent, Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen) gesehen. Wird der proklamierte Besitz von Geistesgaben bzw. Gesalbtheit auch als Machtinstrument gebraucht? Wird die Gültigkeit der Kindertaufe negiert. Ersetzt das Gebet um Heilung die Behandlung durch die Schulmedizin. Wird behauptet, dass eine ausbleibende Heilung ihre Ursache im mangelnden Glauben bzw. Beten des Kranken habe. Wird eine Angst durch Vergegenwärtigung des Kampfes gegen den Teufel erzeugt. Werden bestimmte Gegenstände, Handlungen oder Personen schnell als "dämonisch belastet" charakterisiert.

Bei der folgenden Ausarbeitung können nicht alle religiösen Gruppierungen aufgeführt werden. Ich habe alle Gruppierungen weggelassen, die dem Esoterikbereich zuzuordnen sind und mich nur auf die Gemeinschaften bezogen, die einen Bezug zum christlichen Glauben und der Bibel haben. Zudem werden nur Gemeinschaften aufgeführt, die in Deutschland vertreten sind und eine bedeutende Mitgliederzahl haben. Die Frage, ob es sich bei en vorgestellten Gemeinschaften um Sekten oder freikirchliche Gemeinschaften handelt, muss jeder selbst beantworten. Ich hab im folgenden Abschnitt einige grundlegende Ausführungen zum Thema Sekte gemacht. Bei meiner Unterscheidung bzgl. Sekte und Freikirche habe ich mich an den Ausführungen der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen und den Sektenbeauftragten des Bistums Triers gehalten. Weitere Quellen waren die eigenen Webseiten der Gemeinschaften, sowie die Internetlexikas Wikipedia und Kahtpedia.

Freikirchliche Gemeinschaften (alphabetische Reihenfolge)

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katholisch Freikatholische Kirche Die Freikatholische Kirche ist eine Kirche in katholischer Tradition mit Sitz in München und entspringt der Katholisch-Apostolischen Kirche Brasiliens. Sie ist unabhängig von der römisch katholischen Kirche. Die Bischöfe sind nach eigenen Angaben rechtmäßige Nachfolger des Apostels Petrus, da sie die gültige apostolische Sukzession besitzen. Die gottesdienstlichen Handlungen werden im eigenen Ritus gehalten. Es gibt keine Zölibatsverpflichtung. Die Freikatholische Kirche hat in Deutschland fünf Gemeinden, vier Ortsgruppen und etwas mehr als 400 Mitglieder. Die Freikatholische Kirche ist als eingetragener Verein mit Sitz in München organisiert. Sie untersteht dem Patriarchat der Katholisch-Apostolischen Kirche Brasiliens.

Unabhängig-katholische Kirche (ukK) Die unabhängig-katholische Kirche (ukK) ist laut eigener Aussage eine freie, gemeinnützig handelnde, offene und tolerante Gemeinschaft in katholischer Tradition. Die Geistlichen sorgen selbst für ihren Lebensunterhalt, jeder geht neben seinem geistlichen Amt auch einem Zivilberuf nach. Die Bischöfe und Priester stehen in der unmittelbaren Nachfolge der Apostel, das heißt, in der ununterbrochenen Weitergabe des apostolischen Auftrags durch Handauflegung. Jedem Gläubigen steht es frei, sein Leben nach seiner individuellen Lebenserfahrung und seiner speziellen Persönlichkeit in den Dienst Christi und seiner Kirche zu stellen. Wiederheirat von geschiedenen Eheleuten ist möglich. Die Segnung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und die Ordination von Homosexuellen werden praktiziert. Die unabhängig-katholische Kirche kennt sieben Sakramente (Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Priesterweihe, Krankensalbung und Buße). Unabhängige katholische Gemeinden gibt es in Ostwestfalen, Eifel, Ruhrgebiet, Rheinland, Mainz, Nordhessen

Evangelisch Adventisten Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) ist eine Freikirche, die 1863 in den USA gegründet wurde. 1874 wurden Missionare nach Deutschland. Ausgesandt und es erfolgten erste Gemeindegründungen. . Der Name „Siebenten-Tags-Adventisten“ nimmt darauf Bezug, dass die Kirchenmitglieder an eine baldige Wiederkehr Jesu Christi glauben und den siebten Wochentag, den Samstag (Sabbat), heilig halten, anders als die meisten Christen, die den ersten Wochentag, den Sonntag, als Tag der Auferstehung feiern. Die Kirche hat weltweit 19.126.447 Mitglieder in 71.048 Gemeinden (Stand 31.12.2015) Die Zahlen beziehen sich nur auf getaufte Mitglieder. Kinder aus adventistischen Familien sind nicht mitgezählt. Sie unterhält zudem Zusammen mit den noch nicht getauften Kindern und Jugendlichen besuchen weit über 30 Millionen Menschen die adventistischen Gottesdienste. Sie unterhält 175 Krankenhäuser, 132 Altenheime, 7.683 Schulen und 111 Hochschulen. In Deutschland hatte die Kirche zum 570 Gemeinden mit 35.195 (Stand 2016) getauften Mitgliedern. Zudem betreibt sie folgende Einrichtungen: 1 Krankenhaus, 2 Kliniken für Suchtkranke, 1 Hospiz, 15 Kindergärten, 4 Grundschulen, 1 Realschule, 7 Altenheime, 3 Beratungsstellen für Suchtgefährdete, 8 Psychosozial Beratungsstellen, 7 Suppenküchen, 37 Selbsthilfe- und Abstinenzgruppen, 1 Übernachtungshaus für Frauen. Zudem unterhalten sie die theologische Hochschule Friedensau. Die STA sind Gastmitglieds im VEF und der ACK In weiten Teilen ähnelt die Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten der Lehre der der baptistischen Kirchen. Es gibt aber auch einige charakteristische Unterschiede. Kritisiert wird die Kirche der STA sowohl von ehemaligen STA-Mitgliedern, als auch von Vertretern anderer protestantischen Kirchen, sofern es um die Schriften Ellen Whites geht, die von den Adventisten als Prophetin bzw. als Trägerin des „Geistes der Weissagung/Zeugnis Jesu“ (Offb 12,17; 19,10) angesehen wird. Dies wird als Abkehr vom protestantischen Sola scriptura angesehen. Die Siebenten-Tags-Adventisten praktizieren (wie auch viele andere Kirchen) die Glaubenstaufe und betrachten sie als Voraussetzung für die Mitgliedschaft. Vor der Taufe erfolgt ein gründliches Bibelstudium. Die Gemeinde hat ein

34 Recht darauf, Glaubensbekenntnis und Haltung der Person kennenzulernen, die in die Gemeinde aufgenommen werden möchte. Daher stellt sich der Taufkandidat in der Regel der Gemeinde oder dem Gemeindeausschuss vor und kann dabei seinen Glauben bekennen. Der Übertritt in die Freikirche ist ohne erneute Taufe möglich, wenn eine vorherige Glaubenstaufe aus einer anderen Kirche vorliegt. Eine als Säugling oder Kleinkind empfangene Taufe wird nicht anerkannt. Die Siebenten-Tags-Adventisten betrachten den Tod als einen Zustand des Schlafs und lehren, dass ein Mensch die Zeit seines Todes nicht bewusst erlebt, und lehnen die Ansicht ab, dass die Menschen direkt nach dem Tod in den Himmel oder in die Hölle kommen. Diese Zeit endet mit der Auferstehung, die (im Falle der Gerechten) zur Wiederkunft Christi bzw. (im Falle der Gottlosen) nach dem Millennium geschieht. Es schließt sich dann das Jüngste Gericht an. Dieses endet für die Gottlosen nicht mit einer ewigen Qual in einer feurigen Hölle, sondern mit der endgültigen Vernichtung bzw. Auslöschung, wobei die formale Zugehörigkeit zu den Siebenten-Tags-Adventisten keine automatische Rettung bedeutet und auch Angehörige anderer Kirchen Rettung finden werden: Allein der lebendige Glaube an Jesus Christus als Erlöser und Herrn ist entscheidend, wobei die Gläubigen sich nicht anmaßen sollen, entsprechende Urteile über andere Menschen zu sprechen. Die Siebenten-Tags-Adventisten erwarten die baldige Wiederkunft Christi und verweisen auf die in der Bibel vorhergesagten Zeichen. Zugleich warnen sie aber vor jeder zeitlichen Fixierung, weil der Zeitpunkt den Menschen verborgen bleibe. In dieser doppelten Betonung wird sowohl eine überhitzte Naherwartung als auch eine leichtfertige Gleichgültigkeit vermieden. Die Siebenten-Tags-Adventisten fassen den menschlichen Körper als ein Haus Gottes auf und legen daher hohen Wert auf eine gesunde Lebensführung (Meidung von Alkohol, Tabak und anderen Rauschmitteln). Zudem werden einige der biblischen Speisegebote (3.Mose, 11) eingehalten; Adventisten essen daher beispielsweise kein Schweine-, Pferde und Kaninchenfleisch und keine Schalentiere (Muscheln, Krabben). Viele Siebenten-Tags-Adventisten ernähren sich vegetarisch. Adventisten zeichnen sich in der Regel durch ein gutes Bibelwissen aus. Eine wichtige Rolle spielt dabei das wöchentliche Bibelgespräch, welches Bestandteil des adventistischen Sabbat-Gottesdienstes ist. In der adventistischen Bibelauslegung wird den apokalyptischen Büchern Daniel und Offenbarung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Aufgrund der evangelikalen Grundhaltung werden beispielsweise die historisch kritische Exegese und die Evolutionstheorie abgelehnt. Adventistische Gottesdienste sind länger als der klassische evangelische Gottesdienst. Sie dauern etwa zwei Stunden: Im ersten Teil, der sogenannten „Bibel- oder Sabbatschule“(Dauer ca. 1 Stunde) wird in Gruppen über die Bibel diskutiert. Der zweite Teil des Gottesdienstes mit Predigt und Gesang dauert in etwa noch einmal eine Stunde. Abendmahlgottesdienste werden in reformierter Tradition vierteljährlich gefeiert. Sie beginnen mit der Fußwaschung. Das Abendmahl wird als offene Kommunion gefeiert, alle gläubigen Christen sind dazu eingeladen. Beim Abendmahl werden ungesäuertes Brot und unvergorener Traubensaft verwendet, Voraussetzung für den Empfang des Abendmahls sind Einkehr und Buße. Die Leitung darf nur durch ordinierte Pastoren und Älteste erfolgen, Diakone dürfen assistieren. Organisatorisch bestehen große Parallelen zur methodistischen Kirche aus der viele Gründungsmitglieder der STA stammten. Die Kirche ist presbyterianisch synodal- organisiert. Die Gesamtkirche ist in Weltfelder (Divisionen) aufgeteilt. Davon bestehen zurzeit 13, Deutschland ist Teil der Inter-European-Division mit Sitz in Bern, Schweiz. Zu dieser Division gehören die meisten Länder Mitteleuropas, Nordafrika, die Türkei, Rumänien und Bulgarien. In der nächsten Organisationsebene folgen die Verbände oder Unionen, die häufig einen Staat umfassen. In Deutschland gibt es zwei Verbände, den Norddeutschen Verband und den Süddeutschen Verband. Vereinigungsversuche beider Verbände waren bislang nicht erfolgreich; es bestehen unterschiedliche theologische Akzente. Der Norddeutsche Verband gilt als liberaler und progressiver, der Süddeutsche als konservativer und traditioneller. Die Ortsgemeinde (wird in Deutschland in der Regel Adventgemeinde genannt) ist die kleinste organisatorische Einheit. Sie wird von ordinierten Ältesten und von einem gewählten Gemeindeausschuss geleitet, dem immer auch der zuständige Pastor angehört. Pastoren können auch für mehrere Ortsgemeinden zuständig sein. Große Ortsgemeinden haben oft mehrere Pastoren. Die Größe der Ortsgemeinden bewegt sich zwischen 20 und 500 Mitgliedern (ohne Kinder, noch nicht getaufte Jugendliche und Gäste), im statistischen Mittel bei etwa 60 Mitgliedern je Ortsgemeinde. Alle Dienste werden demokratisch bzw. (kirchenparlamentarisch) gewählt. Während des 1 Weltkrieges forderte die Leitung der Gemeinschaft in Deutschland ihre Mitglieder bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn zum Kriegsdienst auf. Die Mitglieder der Gemeinschaft, welche den Militärdienst ablehnten (ca.

35 2000–3000), wurden ausgeschlossen. Diese Ausgeschlossenen formierten sich nach den Wirren des Ersten Weltkrieges zu den sogenannten Reformadventisten. In der Zeit des Nationalsozialismus konnte die Freikirche der SiebentenTags-Adventisten mit gewissen Einschränkungen weiterhin bestehen. Die Haltung der Adventisten im Dritten Reich kann mit „Anpassen, Wegschauen und Schweigen“ beschrieben werden. Es gab unter den Adventisten jedoch auch Opfer des Holocausts, da ein Teil der Mitglieder jüdischer Herkunft war. Später, als die Situation sich verschärft hatte, wurden alle Juden oder mit Juden verheiratete Adventisten von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Erst 60 Jahre nach dem Ende des 2 Weltkrieges konnte sich die Leitung der Freikirche Siebenten-Tags-Adventisten zu einem offiziellen Schuldbekenntnis ihres Verhaltens im Dritten Reich durchringen. Jedoch gab es unter den Adventisten auch Mitglieder, die sich für Juden einsetzten und sie versteckten.

Anskar-Kirche Die Anskar-Kirche Deutschland e.V. (AKD) ist eine Freikirche, die sich selbst sowohl der evangelikalen als auch der charismatischen Bewegung zugehörig fühlt. Seit Herbst 2014 ist sie Vollmitglied im VEF, seit 2013 gehört sie der ACK Hessen-Rheinhessen an. Sie wurde 1988 von dem ehemals lutherischen Pastor Wolfgang Kopfermann in Hamburg nach dessen Kirchenaustritt gegründet, Es gibt Gemeinden in Hamburg (Mitte und West), Marburg, Nürnberg, Wetzlar, Offenbach und Bad Orelsen mit 680 erwachsenen Mitgliedern (2016). Sie weiß sich an die Lehrentscheidungen der Alten Kirche gebunden, wie sie im Apostolischen Glaubensbekenntnis ihren Niederschlag gefunden haben. Sie bezeugt die 4 reformatorischen Grunderkenntnisse: solus Christus, sola scriptura sola gratia und sola fide Die Anskar-Kirche will Kirche im klassischen Sinn sein. Somit ist sie dem episkopalen Kirchentyp zuzuordnen, also hierarchisch aufgebaut. Sie ist überzeugt, dass dieser den neutestamentlichen Vorgaben besser entspricht als das Gemeindebund-Modell. Insofern sind Entscheidungen ihrer Leitung auch für die Pastoren der Einzelgemeinden sowie für diese Gemeinden selbst verpflichtend. Die Gottesdienste der Kirche sind lutherisch geprägt und werden durch charismatische Elemente ergänzt. Es wird die Glaubenstaufe praktiziert, bei Minderjährigen prüft die Gemeinde, ob nicht Eltern oder Paten den Täufling beeinflussen. Wer aus einer anderen Kirche kommt und schon getauft ist, braucht das Sakrament nicht zu wiederholen, muss aber vor dem Eintritt in die Anskar-Kirche trotzdem ein Taufseminar besuchen, um sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Jeder Anwärter auf Mitgliedschaft muss drei Fragen beantworten: Bist du bereit, Jesus Christus vom ganzen Herzen nachzufolgen? Bist du bereit, dich mit deinen Gaben in die Gemeinde einzubringen? Bist du bereit, dich der bestehenden Leitung unterzuordnen? Hier zeigt sich die evangelikale Ausrichtung der Freikirche – das persönliche Moment: Jeder Einzelne muss die Glaubensfragen für sich klären und vor sich selbst verantworten. Die Frömmigkeit im Alltag wird in Hauskreisen und in der aktiven Mitarbeit gelebt. Hauskreise sind Gruppen mit acht bis zwölf Mitgliedern, die sich wöchentlich treffen, um in der Bibel zu lesen und sich auszutauschen. Die Teilnahme ist nicht zwingend, wird jedoch erwartet.

Apostelamt Juda Das Apostelamt Juda (AJ), auch Gemeinschaft des göttlichen Sozialismus - Apostelamt Juda genannt, entstand in Deutschland durch den Ausschluss des Bezirksältesten Julius Fischer von der Neuapostolischen Kirche. im Jahr 1902. Grund waren Lehrunterschiede von der Wiederkunft Christi, die nach seiner Auffassung im Fleisch der Apostel schon stattgefunden habe. Eine ansehnliche Anzahl der ihm anvertrauten Gemeindeglieder blieb ihm treu. Am 2. Mai 1902 sprach der "Prophet" Schröder eine an Fischer gerichtete Weissagung aus: "Und du bist der junge Löwe aus Juda, der die 7 Siegel brechen soll." (Offb 5,5) Fischer sah dies als seine Berufung zum Apostel in Juda an. Die durch Fischer gegründete Gemeinschaft erhielt im Folgenden den gleichlautenden Namen Apostelamt Juda. Mehrere Anhänger sollen nach diesem Dienst berichtet haben, sie hätten den auferstandenen Christus persönlich als Lichtgestalt gesehen, der Fischer, hinter ihm stehend, gesegnet und den Heiligen Geist gespendet habe. Bald kam es jedoch zu Konflikten, da mehrere Apostel Fischer als Apostel in Juda nicht als übergeordneten, sondern nur als gleichberechtigten Apostel anerkannten. 1921 trennten sich daher mehrere Apostel von Fischer. Die verbliebene Gemeinschaft nannte sich nun Gemeinschaft des göttlichen Sozialismus - Apostelamt Juda. Die Mitgliederzahl soll heute ca. 2800 Personen betragen. Im Apostelamt Juda kennt man die Ämter Apostel, Prophet, Evangelist und Hirte. Die Leitung bilden Bischof, Älteste, Priester und Diakone, die in der Regel ehrenamtlich arbeiten. Das Amt des Diakons, Propheten und Evangelisten können auch Frauen bekleiden. Die Gemeinschaft erhebt keine Mitgliedsbeiträge. Alle anfallenden Unkosten werden durch freiwillige Spenden aufgebracht.

36 Ein Bibelstudium oder theologische Vorbildung ist nicht notwendig. Trotzdem wird die Bibel nicht abgelehnt. Sie soll jedem Menschen zu seinem Nutzen dienen. In den Gottesdiensten sprechen die dienenden Ämter nicht in eigenem Namen oder nach einem vorbereiteten Konzept, sondern sie folgen ihrem Herzen oder vielmehr dem Geist der Gemeinschaft, wo Gott hörbar wird durch sein Wort. Die Botschaft kommt aus dem Heute und ist für den Menschen der Gegenwart bestimmt. Sie kommt nicht durch den toten Buchstaben, sondern durch den Geist der Wahrheit, wo Gott und Mensch wieder übereinstimmen und ein Ganzes bilden. Der sehnlichste Wunsch nach dem Reich Gottes auf Erden, ist heute für den Menschen der Gemeinschaft wirklichkeitsnah. Es ist das himmlische Reich mit all seinen Werten im Menschen selbst; es ist mitten unter den Menschen. Der Weg in das Reich Gottes führt jedoch über die Veredelung des Menschen und nicht über das apokalyptische Weltgericht. Wenn das vom Menschen erst begriffen wird, dann öffnet sich auch das Tor zum Himmel oder vielmehr zum Reich Gottes; was nicht erst im Jenseits zu erwarten ist, sondern bereits dort vorhanden ist, wo Menschen sich miteinander bemühen im Geist Gottes zu leben und hier auch ihr Dasein gestalten. Aus dem Werdegang der Gemeinschaft läßt sich, nach Ansicht der Gemeinschaft, bis heute eine geradezu meisterliche Entwicklung erkennen, die dem Ganzen und damit dem einzelnen Menschen auf wunderbare Weise diente. Hauptverbreitungsgebiet ist Berlin und Brandenburg. Es gibt auch Gemeinden in den USA. Mitglieder hat diese Gemeinschaft ca. 3000.

Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (FEG) Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (BFeG) ist eine evangelische Freikirche und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Der Bund ist kongregationistisch organisiert (Autonomie der einzelnen Gemeinden, nicht weisungsgebunden). Als Zusammenschluss selbstständiger Ortsgemeinden (FeG) versteht er sich als „geistliche Lebens- und Dienstgemeinschaft“. Die erste Freie evangelische Gemeinde im deutschsprachigen Raum wurde am 22. November 1854 von dem Kaufmann Hermann Heinrich Grafe zusammen mit fünf weiteren Männern in Elberfeld (Wuppertal) gegründet. Er wehrte sich gegen die Praxis der evangelischen Kirche, das Abendmahl ohne Hinweis oder Rückfrage an jeden Gottesdienstbesucher auszuteilen, ob er um die Vergebung ihrer Sünden durch das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi wisse. Ihm war es wichtig, den Gottesdienstbesuchern klarzumachen, dass die Befreiung von der Sünde nicht durch das Ritual, sondern durch die persönliche Beziehung zu Jesus Christus bewirkt wird. Als Grafe feststellte, dass er mit seiner Ansicht in der Kirche auf taube Ohren stieß, sah er, nachdem ein Zusammengehen mit den Baptisten sich als nicht realisierbar erwiesen hatte, als einzige Konsequenz und „Akt des Gewissens“ die Gründung einer eigenen Glaubensgemeinschaft. 20 Jahre nach Gründung der ersten Freien evangelischen Gemeinde schlossen sich 22 Gemeinden (Abendmahlsgemeinschaften) zusammen und gründeten 1874 die Vereinigung der Freien Evangelischen Gemeinden und Abendmahlsgemeinschaften. Der heutige Name Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland wurde 1928 angenommen. Mit Stand vom 31. Dezember 2015 gehören dem Bund 479 Gemeinden mit 41.203 Mitgliedern an. Hinzu kommen ca. 25.000 Kinder und sonstige regelmäßige Gottesdienstteilnehmer. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts könnte der Bund Freier evangelischer Gemeinden Kirchensteuer erheben. Aufgrund des Selbstverständnisses als Freikirche macht er hiervon keinen Gebrauch; die Freien evangelischen Gemeinden finanzieren sich durch Spenden. Der Bund ist Mitglied der VEF, Gastmitglied der ACK und Partner der Kategorie III der EA. Die Evangelisch-Freikirchliche Außenmission arbeitet in Afrika und Südamerika. Heute gehören insgesamt 32 größere und kleinere diakonische Werke mit insgesamt 6500 Mitarbeitern zum evangelisch-freikirchlichen Gemeindebund. Sie betreuen unter anderem rund 2800 Seniorenheim- sowie 3500 Krankenhausplätze. Hinsichtlich der Taufe setzen die Freien evangelischen Gemeinden einen anderen Akzent als die mit ihnen ansonsten vielfältig verbundenen Baptistengemeinden. Zwar lehren sie wie diese, dass eine Taufe erst nach der persönlichen Glaubensentscheidung eines Menschen erfolgen kann, akzeptieren es aber, wenn ein Mensch, der an Jesus Christus gläubig geworden ist, seine Kindertaufe nachträglich als gültig ansieht. Die Gläubigentaufe ist für die Freien evangelischen Gemeinden deshalb keine Voraussetzung für die Gemeindemitgliedschaft. 2004 veröffentlichte die Bundesleitung eine Stellungnahme "Homosexualität im Spannungsfeld von Gesellschaft und Gemeinde". Darin heißt es, es sei für homosexuell empfindende Christen ebenso unangemessen, an homosexuellem Verhalten festzuhalten, wie es für heterosexuell empfindende Christen unangemessen sei, an Unzucht oder Ehebruch festzuhalten. Am 18. September 2010 beschloss der Bundestag, die Vertreterversammlung aller Gemeinden und Pastoren, mit einer zustimmenden Mehrheit von 76,3 Prozent, den Ortsgemeinden die Anstellung von entsprechend qualifizierten Frauen als Pastorinnen freizustellen.

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Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (Abkürzung: BFP) ist ein Zusammenschluss evangelisch-pfingstlicher Freikirchen, in Selbstbezeichnung als Freie Christengemeinden auftretend und als solcher Teil der weltweiten Pfingstbewegung. Er hat die Rechte einer Religionsgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts Die Ursprünge liegen in den Jahren 1906 bis 1908. In dieser Zeit entstanden die ersten Gemeinden der heutigen Pfingstbewegung in Deutschland. Die ältesten Gemeinden des Bundes sind in St. Ingbert, Berlin und Velbert. In Deutschland besteht der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden zum 1.1.2015 aus 778 Gemeinden, wovon etwa ein Drittel von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt ist. Den angeschlossenen Gemeinden gehören ca. 46.100 getaufte Mitglieder an. (Inklusive Ehepartner, Kinder und Jugendlichen, die keine Mitglieder darstellen, werden insgesamt ca. 138.300 Personen dem BFP zugerechnet). Zum Bund gehören weiterhin 853 ordinierte Pastoren/innen, 170 ordinierte Pastoren im Ruhestand, 39 Vikare in Ausbildung, sowie 34 Gemeindeleiter ohne Ordination an. Die Struktur ist synodal mit Betonung der Eigenständigkeit der Gemeinden. Die Leitung der örtlichen Gemeinden geschieht durch Älteste, wobei der Pastor als leitender Ältester verstanden wird. Das oberste Gremium des Bundes ist die Bundeskonferenz, die Leitung hat das Präsidium, das aus dem Vorstand, dem acht Personen angehören, und den sechzehn Regionalleitern besteht. Es wird alle vier Jahre gewählt. Zum BFP gehören u.a. -

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Volksmission entschiedener Christen mit rd. 5000 Mitgliedern, die im Jahr 1988 Mitglied wurde. Ihre Aufgabe sieht die Volksmission darin, Menschen aller Gesellschaftsschichten und jeden Alters das Evangelium zu vermitteln, Gemeinden zu gründen und bestehende zu fördern. Außerdem unterhält sie mehrere soziale Einrichtungen. Seit 1956 ist sie auch außenmissionarisch tätig. Aktionskomitee für verfolgte Christen (AVC gegr. 1972) Der AVC ist ein weltweit tätiger Verein mit Sitz in Nidda in Hessen, der in enger Zusammenarbeit mit dem Christen-Hilfsdienst Nehemia (CHD) steht und schwerpunktmäßig in Osteuropa, den GUS-Staaten sowie in China und Afrika tätig ist. Velberter Mission (1954) Sie ist das Missionswerk des BFP mit Sitz in Velbert. Forum Theologie & Gemeinde Es hat sich die Aufgabe gestellt, neutestamentlichen Gemeindebau entsprechend dem Lehrbefehl Christi durch die Herausgabe von Publikationen zu fördern. Theologisches Seminar Beröa (1951) theologische Ausbildungsstätte des BFP. Gemeindegründungswerk. Bietet praktische Unterstützung für Gemeindegründer und Muttergemeinden bei der Gemeindeneugründung an. Bundesjugendwerk des BFP, untergliedert sich in die einzelnen Landesjugendwerke. Es ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und umfasst die Dienste: Kids Alive (Kinderarbeit), Youth Alive (Jugendarbeit) und Royal Rangers (Christliche Pfadfinderschaft). Frauen mit Vision (1982) Frauenarbeit des Bundes umfasst in ihrer Arbeit auch die Verbände der Volksmission e. C. und die Gemeinde der Christen Ecclesia. Bundesverband der Sozialwerke Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BSFP, 1996) Der BSFP ist der Dachverband für alle sozialen Einrichtungen im BFP. Er organisiert über 50 soziale Einrichtungen in Deutschland in den Bereichen der Seniorenarbeit, der Kinder-, Jugend- und Bildungsarbeit, der psychiatrischen Tätigkeitsbereiche, Sucht-Rehabilitationen und Hilfswerke mit sozialen Diensten.

Alle Gläubigen sollen durch die Taufe im Heiligen Geist zum missionarischen Dienst befähigt werden. Voraussetzung für die Mitgliedschaft in einer Pfingstgemeinde ist das persönliche Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und die Gläubigentaufe Die Frauenordination ist erlaubt. 1956 wurde erstmals eine Frau ordiniert. Homosexualität wird vom BFP nach einer Stellungnahme von 2013 als sündhaft bezeichnet. Die Gottesdienste in den Gemeinden des BFPs folgen keiner einheitlichen, formellen Liturgie. Drei Grundsegmente bestimmen im Wesentlichen den Gottesdienst: Predigt, Lobpreis/Anbetung. Die Predigt ist im Wesentlichen das zentrale Element eines Gottesdienstes. Die Anbetungszeit ist stark durch freies Gebet, mehrere Lieder, Zeugnisse und prophetische Worte geprägt.

Die Christliche Gemeinde

38 Die Christliche Gemeinde (DCG) (auch Smiths Freunde, Norweger-Gemeinde oder Norwegerbewegung bezeichnet), ist eine Freikirche, die um 1900 in Südnorwegen) entstand. Heute fühlen sich nach eigenen Angaben etwa 30.000 Personen in 65 Ländern der Gemeinschaft zugehörig. Die Gemeinde hat ihren Ursprung in derselben charismatischen Tradition wie die Pfingstbewegung, unterscheidet sich jedoch von dieser in mehrfacher Hinsicht. In Deutschland hat die Gemeinde ca. 1000 Mitglieder (Großraum Hamburg und Hannover, im Ruhrgebiet, Großraum Fulda, im Großraum Frankfurt, Linnenbach, Dürrmenz, Maubach Waldhausen, Hessenhöfe, Lilienhof) Die Gemeinschaft betont, dass die Bibel die einzige Grundlage ihres Glaubens ist und sie neben der Bibel kein gleichwertiges Buch haben. Zum großen Teil deckt sich die Sichtweise von DCG mit traditioneller christlicher Theologie Die Christliche Gemeinde praktiziert die Taufe von Erwachsenen. Die meisten Ortsgemeinden haben einen Bibelkurs für Teenager, der als Parallele zum kirchlichen Konfirmandenunterricht betrachtet werden kann. In den Ortsgemeinden von DCG gibt es regelmäßig allgemeine Gottesdienste. Wie in vielen Freikirchen üblich, können alle, die etwas Erbauliches mitteilen wollen, dies als Rede, Zeugnis, Gesang oder Gebet tun. Der Glaube, dass Jesus versucht wurde, ohne jedoch zu sündigen, hat in der Gemeinde eine zentrale Bedeutung. Dadurch dient Jesus als Vorbild und Helfer. Er weiß wie es ist als Mensch zu leben und einen Eigenwillen zu haben, der Gottes Willen entgegensteht. Der Heilige Geist lehrt den Gläubigen, Jesus als Jünger nachzufolgen. Die Gemeinschaft hat nur wenig festgelegte Strukturen. Verantwortlich für eventuelles Eigentum einer Ortsgemeinde ist der jeweilige Vereinsvorstand. Die geistliche Leitung wird von einem oder mehreren Gemeindevorstehern wahrgenommen, die in der Regel keine theologische Ausbildung haben. Darüber hinaus gibt es eine übergeordnete Leitung, bestehend aus drei bis fünf Personen, die sich einmal jährlich mit den Gemeindevorstehern der Ortsgemeinden trifft. Die DCG betreibt DCG eine Zeltmachermission, d.h. dass die ausgesandten Missionare an ihrem neuen Wohnort einer regulären Berufstätigkeit nachgehen, anstatt von der Gemeinde bezahlt zu werden. Missionsgebiete sind Indien, Argentinien, Rumänien, Ukraine und Kamerun. Der christlichen Gemeinde wird oft sektiererisches Verhalten vorgeworfen. So soll sie lehren, dass es außerhalb ihrer Gemeinde keine Errettung gebe. und dass ehemalige Mitglieder ihrer Gruppe, die aus dem einen oder anderen Grunde die Gruppe verlassen haben, ihre Errettung verspielt haben. Zudem soll ihre Bibelauslegung nicht dem allgemein gültigen Standard entsprechen. Menschen, die eine Zeit lang in der Gemeinde gelebt haben konnten dies jedoch nicht bestätigen.

Gemeinde Gottes Im deutschsprachigen Raum gibt es verschiedene Freikirchen mit dem Namen Gemeinde Gottes. Die bedeutendsten sind ist die Gemeinde Gottes Deutschland KdöR (gegründet 1936) und der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes. Die Gemeinde Gottes Deutschland KdöR gehört zur weltweiten Pfingstbewegung, ist jedoch auch sehr evangelikal (z.B. wörtliche Interpretation der Bibel) ausgerichtet. Die Verfassung der Gemeinde Gottes wurde von der Bundesversammlung am 1. November 2005 beschlossen. In ihr wird die Bibel als verbindliche Grundlage für Glauben, Lehre und Leben in Gemeinde und Bund festgelegt. Die Übereinstimmung mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis wird bestätigt. Mitglieder in der Gemeinde Gottes können Personen werden, die sich im neutestamentlichen Sinne als Christ bekennen, die überzeugend die Absicht erkennen lassen, gemäß der Lehre der Bibel zu handeln und zu leben und die mit der Gemeindeordnung der Gemeinde Gottes übereinstimmen. Die Aufnahme von Personen, die beabsichtigen Mitglied in der Gemeinde Gottes zu werden, erfolgt in der Einzelgemeinde, die sie besuchen, gemäß der Gemeindeordnung. In den Gottesdiensten geht es lebhaft zu, es wird viel gesungen, der Schwerpunkt ist auf modernen Liedern mit moderner Instrumentalbegleitung, zu denen auch geklatscht und getanzt wird. Die Gemeinde ist auch beim Gebet aktiv beteiligt. Die Predigen sind dynamisch, bibelzentriert und alltagsbezogen. Geistesgaben wie Zungenreden, Prophetie und Krankenheilung gehören zum Gemeindeleben. Die Bundesversammlung ist als Vertreterversammlung aller Bundesgemeinden das oberste Bundesorgan. Sie entscheidet in allen Bundesangelegenheiten, soweit nicht das Präsidium des Bundes oder die Bundesgeschäftsführung zuständig sind. Insbesondere entscheidet sie auf Vorschlag des Präsidiums über die Aufnahme von Gemeinden in eine Ar-

39 beitsgemeinschaft mit dem Bund, wählt die Mitglieder des Präsidiums und beschließt über Änderungen der Verfassung. Die Gemeinde Gottes bekennt sich zu den Grundlagen der Evangelischen Allianz, und ist Mitglied der VEF und im Forum Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Zur Gemeinde Gottes gehören in Deutschland 70 Gemeinden mit ca. 3.300 Mitgliedern (Stand 2016) Der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes ist eine Freikirche in der Tradition der Heiligungsbewegung. Sie versteht sich als evangelikal. Die Bibel ist höchste Autorität in allen Fragen des christlichen Lebens und der christlichen Lehre. Aus diesem Grund hatte man in der Vergangenheit ein distanziertes Verhältnis zu formulierten Bekenntnissen. Dieses hat sich gewandelt, so dass heute auch vorformulierte Bekenntnisse als hilfreich angesehen werden können (z. B. Apostolisches Glaubensbekenntnis). 1894 wurde in Hamburg ein erster Gottesdienst der Gemeinde Gottes in Deutschland gehalten. Danach wurden schnell mehrere Gemeinden im Ruhrgebiet gegründet. Diese Gemeinden schlossen sich schließlich zum Freikirchlichen Bund der Gemeinde Gottes zusammen. Das geistliche Leitungsgremium des Bundes bildet der Ältestenrat, der von der Pastorenschaft gewählt wird. Er besitzt beratende Funktion unter Berücksichtigung der Unabhängigkeit der einzelnen Ortsgemeinden. Die Pastoren des Freikirchlichen Bunds der Gemeinde Gottes werden in der Regel an der Christlichen Bildungsstätte Fritzlar, dem Theologischen Seminar des Bundes, ausgebildet Der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes ist Mitglied der VEF in Deutschland und arbeitet örtlich mit anderen Kirchen und Gemeinschaften auf der Basis der Evangelischen Allianz zusammen. Einzelne Ortsgemeinden arbeiten in der ACK mit. Kern der Lehre der Gemeinde Gottes ist die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Betont wird die Einheit aller Menschen, die an Jesus Christus als Retter und Herrn glauben. Sie alle gehören zur weltumspannenden Gemeinde Gottes, die nicht identisch mit der gleichnamigen Organisation ist. Von daher bestehen viele Kontakte zu Christen anderer Denominationen. Die Gottesdienste werden als Mitte des Gemeindelebens angesehen. Neben einer die Bibel (AT und NT) auslegenden Predigt und gemeinsamem Gebet ist geistlicher Gesang klassischer und moderner Lieder ein wichtiger Teil des Gottesdienstes. Eine feste Liturgie gibt es nicht, auch wenn ein Segen meistens den Gottesdienst schließt. Taufe und Abendmahl (Gedächtnismal) werden ausdrücklich nicht als Sakramente, sondern als Verordnungen verstanden; sie vermitteln an sich kein Heil, sondern drücken physisch eine geistliche Wahrheit aus. Erst, wenn die hinter der Verordnung stehende geistliche Wahrheit im Glauben angenommen wird, hat sie eine glaubensstärkende Wirkung. Eine weitere Verordnung, die in vielen der Gemeinden praktiziert wird, ist die Fußwaschung. In der Gemeinde Gottes gibt es keine formelle Mitgliedschaft. Nach ihrer Auffassung sind alle, die an Jesus Christus glauben und sich für ein Christsein entschieden haben, Glieder am Leib Christi. Ortsgemeinden sind weder als Verein noch als Körperschaft strukturiert, sondern lassen sich in Deutschland durch den Freikirchlichen Bund der Gemeinde Gottes e.V. juristisch vertreten. .Der Sozialdienst des FBGG e.V. wurde 1967 gegründet. Unter seinem Dach sind alle sozialen Einrichtungen unseres Werkes (Alten- und Pflegeheime, Kinderhilfswerk) zusammengefasst. In Deutschland gibt es 33 Gemeinden mit etwa 3000 Gemeindegliedern.

Heilsarmee Die Heilsarmee wurde im Jahr 1865 durch William Booth in London/gegründet. Ihre Wurzeln liegen im Methodismus. Sie verbreitete sich in der Folgezeit schrittweise über die ganze Welt und ist heute (2016) in 127 Ländern vertreten. Bei der Heilsarmee sind soziale Tätigkeit und christliche Verkündigung eng miteinander verbunden. Die praktische soziale Tätigkeit umfasst unter anderem Obdachlosenfürsorge, Heime für Kinder, Alte, Alkoholkranke und Behinderte, AIDS-Prävention, Schulen, Krankenhäuser, Katastrophenhilfe und Gefängnisfürsorge. In Deutschland ist die Heilsarmee eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Heilsarmee ist Mitglied in de ACK und in der VEF. Die Heilsarmee verzichte auf die Sakramente (insbesondere Taufe und Abendmahl) als symbolische und äußerliche Handlung. Sie vertritt hierbei keine „antisakramentale“, sondern eine „asakramentale“ Haltung und teilt die geistliche

40 Bedeutung, die hinter dem symbolischen Akt (Wassertaufe und Abendmahl) steht. Den Mitgliedern der Heilsarmee ist freigestellt, diese in anderen Gemeinschaften zu praktizieren. Die Heilsarmee hat ein Glaubensbekenntnis auf evangelikaler Grundlage. Ihre uniformierten Mitglieder, die Heilssoldaten und Offiziere (hauptamtliche Geistliche), verpflichten sich unter anderem dazu, nach christlichen Maßstäben zu leben, auf Alkohol, Tabak, Drogen, Pornographie und übermäßige Medikamenteneinnahme zu verzichten und sich aktiv in der sozialen und evangelistischen Tätigkeit zu engagieren. Außerdem gibt es eine wachsende Zahl von hauptberuflichen Angestellten der Heilsarmee, die aber nicht zu ihren Mitgliedern zählen. Die Heilssoldaten legen folgendes Gelübde ab: Ich will in meinem Leben offen sein für das Wirken des Heiligen Geistes, seiner Führung gehorche und in der Gnade wachsen durch die Gemeinschaft mit den Gläubigen, Gebet, Bibellesen und Dienst. Ich will die Werte des Reiches Gottes und nicht die Werte der Welt zum Maßstab meines Lebens machen. Ich will, dass lautere christliche Gesinnung jeden Bereich meines Lebens bestimmt. Nichts, das unwürdig, unrein, unwahr, gemein, unehrlich oder unsittlich ist, soll in meinen Gedanken, Worten und Taten Raum finden. Ich will, dass der Geist Christi erkennbar ist in meinen Beziehungen zu anderen Menschen, in meiner Familie und Nachbarschaft, bei Kollegen und Mitsalutisten; im Umgang mit solchen, für die ich verantwortlich bin wie auch jenen gegenüber, denen ich verantwortlich bin. Ich will die Unverletzlichkeit der Ehe und Familie hochhalten. Ich will verantwortungsbewusst und treu mit meiner Zeit, meinen Gaben, meinem Geld, meinem Besitz, meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele umgehen in dem Wissen, dass ich Gott darüber Rechenschaft ablegen muss. Ich will mich enthalten von alkoholischen Getränken, Tabak, von nicht ärztlich verschriebenen Drogen, dem Glücksspiel, der Pornographie, dem Okkultismus und allem, was meinen Körper, meiner Seele oder meinen Geist abhängig machen könnte. Ich will an den Zielen festhalten, zu denen Gott die Heilsarmee ins Leben rief, indem ich das Evangelium von Jesus Christus anderen weitergebe, sie für ihn gewinne und in seinem Namen Notleidenden und Benachteiligten helfe. Ich will mich soweit wie möglich am Korpsleben mit seinen verschiedenen Aktivitäten und am Gottesdienst beteiligen. Ein Teil meines Einkommens soll der Korpsarbeit und den weltweiten Aufgaben der Heilsarmee zugutekommen. Ich will den Grundsätzen und Methoden der Heilsarmee treu sein und mich ihren Leitern gegenüber loyal verhalten, und ich will den Geist echten Salutismus zeigen sowohl in Zeiten der Anerkennung als auch in Zeiten der Verfolgung. Weltweit hat die Heilsarmee etwa 1,7 Millionen Mitglieder (Stand 2016), davon über einer Million Heilssoldaten, der Rest sind Rekruten und Mitglieder der Freundeskreise. In rund 14.000 Gemeinden, über 3.000 Schulen, 3.600 Sozialinstitutionen, 52 Krankenhäusern und 288 Gesundheitszentren und Kliniken beschäftigt sie über 26.000 Offiziere und mehr als 115.000 Angestellte. In Deutschland ist die kirchliche Arbeit der Heilsarmee in zwei Divisionen aufgeteilt (Nordost und Südwest), die jeweils von einem „Divisionsoffizier“ (mit eigenem „Divisionshauptquartier“) geleitet werden. Jeder Divisionsoffizier betreut die Leiter der Ortsgemeinden innerhalb seiner Division. Die Ortsgemeinden der Heilsarmee werden als „Korps“ bezeichnet, deren Leiter als „Korpsoffiziere“. Die Sozialarbeit der Heilsarmee in Deutschland (das sogenannte „Sozialwerk“) wird zentral von der „Sozialabteilung“ in Köln geleitet. In Deutschland hat die Heilsarmee 47 Gemeinden und Projekte:und ca. 1300 Mitglieder.

Jesus Freaks Jesus Freak Deutschland e. V. (JFD) ist ein Verein in Deutschland, der sich als außerkirchliche chris5liche Glaubensbewegung sieht und Elemente der Jugendkultur gebraucht. Die Idee, einen Ort zu haben, wo Freaks, Punks, Hippies und Szeneleute sich wohl fühlen“ geht zurück auf die Jesus-People -Bewegung aus den 1960er und 1970er.Durch die unterschiedliche Herkunft und Prägungen ihrer Anhänger, die sich als „Jesus Freaks“ bezeichnen, lässt sich die Glaubensbewegung nicht eindeutig einer christlichen Strömung zuordnen. Als eine Art Werte- und Glaubensbekenntnis gilt die 2008 verabschiedete Charta. Das darin befindliche Glaubensbekenntnis orientiert sich am Apostolischen Glaubensbekenntnis. Verstand sie sich früher vor allem als eine Bewegung von neu zum Christentum bekehrten Menschen und von jungen, progressiven Christen, die sich in den Strukturen der Landes- und Freikirchen nicht wohlfühlten, ist das Spektrum heute breiter geworden. Auch die Haltung zu anderen christlichen Gruppierungen hat sich geändert. So arbeiten an einigen Orten Jesus Freaks in der EA mit. Gegründet wurden die Jesus Freaks am 20. September 1991 in Hamburg von Martin Dreyer, einem Pastor der Anskar Kirche. Etwa 2000 Mitglieder gehören der Bewegung an. Sie treffen in sich in gut 60 Gemeinden und Gruppen in Deutschland, besuchen aber auch andere Gemeinden. Die Bewegungsleitung geht vom so genannten „Leitungskreis“

41 aus. Dieser setzt sich zusammen aus dem „Diakonkreis“ (Vereinsvorstand, Büro und Ü-Team), der organisatorische und rechtliche Aufgaben wahrnimmt, sowie den Vertretern der verschiedenen Regionen und Bereiche und gewählten Einzelpersonen. Der Verein organisiert seit 1995 einmal jährlich das Freadstock- -Festival. Weitere Arbeitsbereiche sind u.a. das „Willo“, ein Treffen für Jesus Freaks, die Seelsorge-Arbeit, ein Magazin namens „Der Kranke Bote“, die Drogenarbeit und das „Educamp“, die Ausbildungsarbeit der Jesus Freaks. Gemäß ihrer Selbstdarstellung sind sie der Überzeugung, dass „ein kompromissloses Leben mi Jesus das coolste, heftigste, intensivste und spannendste überhaupt ist.“ Sie stellen dabei einen „Aufbau einer persönlichen Beziehung zu Gott“ in den Vordergrund. Mission sei, „Menschen für Jesus zu gewinnen“, die ihrer Meinung nach außerhalb einer gesellschaftlichen Wertegemeinschaft stehen. Die Sexualmoral gilt als konservativ, wird aber an keiner Stelle vorgeschrieben. Als offizielles Statement gilt die 2008 beschlossene Charta von Jesus Freaks Deutschland. Darin heißt es: „Wir wollen für die Würde und Gleichberechtigung aller Menschen gleichermaßen eintreten – unabhängig von Bildung, Geschlecht, Religion, (ethnischer) Herkunft, ((sub-)kultureller) Prägung und finanziellen Möglichkeiten u.v.m. – kurz: über alle menschlichen Grenzen hinweg.“ In Bezug auf Homosexualität gab es und Anerkennung der Liebe bei dauerhaften gleichgeschlechtlichen Partnerschaften führte zu einer großen Diskussion innerhalb der Gemeinschaft. Inzwischen hat sich das Verhältnis zur Homosexualität normalisiert: Homosexuelle predigen, lehren, gestalten den Lobpreis usw. innerhalb der Jesus-Freaks-Bewegung. Brigitte Hahn, Referentin für Sekten- und Weltanschauungsfragen beim Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Münster äußert anlässlich des Weltjugendtages 2005 „Die Jesus Freaks sind keine Sekte. Darin sind sich alle einig.“ Jörn Möller, Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Nordelbischen Evangelischen Landeskirche, sagte: „Die Jesus Freaks sind eine Teilkirche.“ Er sieht es trotz ihrer „Nähe zu konservativ-christlichen Kreisen“ als unwahrscheinlich an, dass „die Gruppe irgendwann einmal eine Sekte wird“.

Kirche des Nazareners Die Kirche des Nazareners ist eine Freikirche und Heiligungsgemeinde in methodistischer Tradition. Sie wurde 1908 in den USA, gegründet und hat inzwischen weltweit etwa 2,17 Millionen Mitglieder in über 150 Ländern der Erde (Stand: Mai 2014). In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts trennten sich verschiedene Gruppen in den USA von der methodistischen Kirche, aus Protest gegen die ihrer Ansicht nach vernachlässigte Heiligungslehre. Aus diesen Gemeinden wurde 1908 die Kirche des Nazareners gegründet. Die Kirche hat weltweit etwa 2,17 Millionen Mitglieder in über 150 Ländern der Erde (Stand: Mai 2014). Die erste Gemeinde in Deutschland wurde 1958 in Frankfurt am Main gegründet. Es gibt hier 20 Gemeinden mit ca. 1100 Mitgliedern (2013), die in einem deutschen Bezirk zusammengefasst sind. Die Theologie der Kirche des Nazareners entspricht in etwa der konservativen methodistischen Theologie. Stärker betont wird dabei die persönliche Heiligung, Diakonie und Mission. In der Kirche des Nazareners herrscht liturgische Freiheit. Die Predigt im Mittelpunkt des Gottesdienstes. In der Kirche des Nazareners gibt es zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Nach der Kirchenordnung der Kirche des Nazareners ist sowohl die Kinder- als auch die Gläubigentaufe gestattet. In der Praxis findet meist nur die Gläubigentaufe statt, und Kinder werden stattdessen gesegnet. Anders als in vielen Kirchen und Gemeinden ist die Taufe nicht zwingenderweise mit der Mitgliedschaft in der Kirche des Nazareners bzw. einer ihrer Gemeinden hergestellt. Vielmehr geschieht durch die Taufe eine Eingliederung in den weltweiten Leib Christi. Der Getaufte entscheidet selbst, welcher Denomination bzw. Gemeinde er einmal angehören will. Die Organisation der Kirche ist eine Mischform aus kongegrationalistischen, presbyterianischen und episkopalen Elementen. Die Leitung der Gesamtkirche liegt bei sechs Generalsuperintendenten, die im Vierjahresrhythmus vom Weltkirchenrat gewählt oder bestätigt werden. Der Weltkirchenrat besteht aus Delegierten der Bezirkskirchentage. Die Pastoren und Prediger in den Gemeinden werden von ihrer jeweiligen Gemeinde eingesetzt. Voraussetzung ist, dass die Prediger zuvor auf einem Bezirkskirchentag ordiniert wurden oder ihnen dort ein Bezirkspredigerschein verliehen wurde. Die Frauenordination wird praktiziert. Die Kirche des Nazareners ist Mitglied der VEF in Deutschland, und Mitglieder der Kirche wirken in der EA. Auf der Grundlage der Heiligungslehre, die nach amerikanischem Muster auch Vollkommenheitstendenzen - "wir sind die

42 wahren Christen" - zeigt, gestaltet sich der ökumenische Dialog z.B. mit den Landeskirchen eher schwierig, da in diesem Zusammenhang z.B. die Taufe hinter die Bekehrung und Heiligkeit zurücktritt.

Mennoniten Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, die auf die Täuferbewegung der Reformationszeit zurückgeht. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons (1496–1561) ab. Täufer wollten eine Kirche frei von machtpolitischen Interessen des Staates. Diese Kirche sollte unabhängig ihre Stimme erheben können, auch gegen die Regierung. Daher lehnten sie unter anderem den Eid gegenüber der Obrigkeit ab und verweigerten den Kriegsdienst. Diese Art täuferischer Eigenständigkeit wollten politische und kirchliche Obrigkeiten nicht hinnehmen, weshalb die gesamte Bewegung schlimmste Verfolgung und Folter erleben musste. Dies führte vor allem zwischen 1715 und 1815 zur Auswanderung von Mennoniten und anderen Täufern nach Osteuropa und Nordamerika. Trotz der Verfolgungen hat sich die Freikirche jedoch auch durchgehend in Mitteleuropa halten können. Zum Ende des 19. Jahrhunderts und dann im Ersten und Zweiten Weltkrieg war in den deutschen Mennonitengemeinden die Verweigerung des Kriegsdienstes allerdings weitgehend aufgegeben worden. Schon zu Beginn des Dritten Reiches hatte sich die „Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden“ in ihrer Verfassung vom Prinzip der Wehrlosigkeit gelöst. Die Mennoniten bilden zusammen mit den Amischen und Hutterern die täuferische Konfessionsfamilie. Innerhalb der täuferisch-mennonitischen Denomination gibt es ein relativ weites Spektrum von Ausrichtungen. So gibt es sowohl liberale, pietistische, evangelikale als auch Mennonitische Brüdergemeinden. Das gemeinsame Band all dieser Gruppen besteht in der gemeinsamen Geschichte (Herkunft aus der reformatorischen Täuferbewegung) und gemeinsamen theologischen Grundüberzeugungen (wie unter anderem Bekenntnistaufe, Gewaltfreiheit oder Gemeindeautonomie). Darüber hinaus haben sich in vielen Punkten auch unterschiedliche Positionen entwickelt (so zur Form der Taufe oder zur Ordination von Frauen). Der Großteil der mennonitischen Gemeindeverbände arbeitet in internationalen Zusammenhängen wie der Mennonitischen Weltkonferenz (ca. 100 Kirchen) z, dem Internationalen Komitee der Mennonitischen Brüdergemeinden oder der Hilfsorganisation Mennonite Central Committee zusammen. Weltweit gibt es derzeit ungefähr 2,1 Millionen Täufer in 80 Ländern (Stand 2015). Von diesen leben mit 37 % die meisten in Afrika. In den USA und Kanada leben 32 %, in Asien und Australien 16 % und in Lateinamerika und der Karibik etwa 10 %. In Europa, wo die mennonitische Bewegung entstanden ist, leben heute nur noch etwa 4 % der Mennoniten.

Deutschland Heute leben mehr als 200.000 Menschen mit russlandmennonitischer Herkunft in Deutschland, von denen nur ein Teil (ca. 40.000 in ca. 200 Gemeinden)l mennonitischen Gemeinden beigetreten ist. Von den Russlandmennoniten lebt heute ein Großteil wieder in Deutschland, was auch auf die Unterdrückung und Verfolgung der Mennoniten unter den kommunistischen Machthabern, besonders unter Stalin, zurückgeht. Die Zahl der von Russlanddeutschen gegründeten mennonitischen Gemeinden übersteigt die der alteingesessenen deutlich. Es bestehen mehrere täuferisch-mennonitische Gemeindeverbände. Es gibt jedoch bis heute kein zentrales oder koordinierendes Gremium der verschiedenen Gemeindeverbände auf nationaler Ebene. Der größte Verband ist die Bruderschaft der Christengemeinden in Deutschland mit 20.000 Mitgliedern. Daneben gibt es noch weitere Zusammenschlüsse (Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland e.V., AMBD, 1.600 Mitglieder; Arbeitsgemeinschaft zur geistlichen Unterstützung in Mennonitischen Gemeinden, AGUM, 5700 Mitglieder; Bund Taufgesinnter Gemeinden, BTG, 6.800 Mitglieder; Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland, AMG, 5200 Mitglieder; Unabhängige Mennonitische Brüdergemeinden, 4.800 Mitglieder; Arbeitsgemeinschaft der Gemeinden in Wolfsburg, Espelkamp, Bechterdissen, Bielefeld, Niedergörsdorf, WEBBplus) und auch völlig selbständige Gemeinden (. Die meisten Gemeinden bestehen heute im westdeutschen und südwestdeutschen Raum. vor allem in den Regionen Baden und Pfalz. Des Weiteren haben sich in Westfalen und Lippe viele russlanddeutsche Mennoniten angesiedelt.

Theologie und Struktur

43 Die Mennoniten teilen mit den anderen reformatorischen Kirchen die vier Grundregeln: Sola Scriptura: Solus Christus: Sola Gratia: Sola Fide: Sakramente im Sinne von Heil vermittelnden Handlungen gibt es nicht. Taufe und Abendmahl werden stattdessen als Bundeszeichen verstanden. Die Taufe ist Ausdruck der bewussten Entscheidung des Einzelnen zur Nachfolge Jesu (Gläubigentaufe). . Die Taufe kann durch vollständiges Untertauchen (Immersion), durch Begießen (Affusion) oder Besprengen (Aspersion) vorgenommen werden. Kindertaufen werden abgelehnt und nicht praktiziert. Statt einer Kindertaufe kann unter Berufung auf Mt 19,13-15 optional eine Kindersegnung vorgenommen werden. Das Abendmahl wird als Erinnerungsmahl gefeiert. Brot und Wein werden als Symbole verstanden, eine Transsubstantiation wird abgelehnt. In einigen Gemeinden ist die Fußwaschung vor dem Abendmahl noch verbreitet. Nach Mt 5,33-37 lehnen die Mennoniten das Schwören von Eiden ab. Eine zentrale Stelle für das mennonitische Glaubensverständnis nimmt die Bergpredigt ein. Aus ihr erklärt sich auch das mennonitische Engagement für Frieden und Gewaltfreiheit. Viele Mennoniten sind auch diakonisch in politischen Krisengebieten aktiv. Die Gestaltung der Gottesdienste ist an keine feste Liturgie gebunden. Im Mittelpunkt steht jedoch immer die Predigt. Die Predigt kann von ausgebildeten Pastoren wie auch von Laienpredigern (Priestertum aller Gläubigen) gehalten werden. Unterschiedliche Positionen bestehen heute bei der Ordination von Frauen, der Akzeptanz von Homosexualität und Scheidungen. Hier haben sich progressive und konservative Richtungen herausgebildet. Die mennonitischen Gemeinden und Kirchen sind kongreationalistisch aufgebaut, was bedeutet, dass die einzelnen Gemeinden autonom sind. Die Führung einer Gemeinde liegt in der Regel in den Händen von Ältesten, Predigern und Diakonen. Die Gemeinde ist demokratisch verfasst. Entscheidungen werden von der Gemeindeversammlung getroffen. Finanziert werden die Gemeinden ausschließlich über freiwillige Spenden und Mitgliederbeiträge. Der Umgang mit Sünden kann nach Mt 18,15-17 bis zum Bann aus der Gemeinde führen. Über ein Sündenbekenntnis können Sünder wieder in die Gemeinde aufgenommen werden. In der Diskussion über den Bann entwickelten sich im 17. Jahrhundert konservative und liberale Positionen. Die Lebensweise und religiöse Praxis in den einzelnen Gemeinden weicht zum Teil stark voneinander ab. Gemeinsam ist ihnen allen die täuferische Tradition.

Ökumene Die meisten mennonitischen Gemeinden arbeiten mit anderen evangelischen Freikirchen zusammen. Viele lokale Gemeinden sind Mitglied der Evangelischen Allianz. Die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland vertritt die deutschen Mennoniten in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland. International sind viele mennonitische Kirchen zudem Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen. Am Ende des 20. Jahrhunderts fanden mehrere Dialoge mit anderen christlichen Gemeinschaften und Kirchen (Lutheraner, Katholiken, Baptisten) statt.

Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden e.V. (MV) Der Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden e.V. (MV) ist eine 1909 gegründete Freikirche evangelikal-charismatischer Prägung mit 4.700 Mitgliedern in 43 Gemeinden (Stand 31.12.2015). Die Ortsgemeinden sind weitestgehend autonom. Die Leitung jeder Ortsgemeinde wird in der Regel durch einen berufenen Gemeindeleitungskreis (Ältestenkreis) ausgeübt. Der ordinierte Pastor, bzw. der Gemeindeleiter übt seinen/Dienst in diesem Leitungskreis als „Erster unter Gleichen“ aus. Die Finanzierung der Gehälter und des gemeindlichen Lebens geschieht über freiwillige Spenden der Gemeindeglieder Oberstes Entscheidungsgremium des MV ist die einmal jährlich stattfindende Delegiertentagung, die sich aus den Delegierten der einzelnen Gemeinden zusammensetzt. Der Verband legt einen Schwerpunkt auf die Reevangelisierung Deutschlands, besonders mit dem Ziel, neue Gemeinden zu gründen. Auf verschiedenen Ebenen pflegt der Mülheimer Verband Beziehungen zu anderen Kirchen. Seit 2009 ist der Mülheimer Verband Vollmitglied der ACK. Seit 1981 besteht eine Vollmitgliedschaft in der VEF. Die Gemeinden des Mülheimer Verbandes sind der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) eng verbunden.

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Neuapostolische Kirche Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts von Hamburg aus entwickelt hat und in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist. Sie hat weltweit 8,8 Millionen Mitgliedern in 60.343 Gemeinden (Stand: 2015); in Deutschland: 347.754 Mitglieder in 1.936 Gemeinden (Stand 2015); im Bistum Trier 60 Gemeinden. Die Neuapostolische Kirche wird geistlich und organisatorisch durch Apostel geleitet, die den biblischen Aposteln gleichgesetzt werden. Sie sind auch für die Auslegung der Bibel zuständig. Diese Auslegung entspricht in etlichen Ansichten den Auslegungen anderer Kirchen.

Theologie Im Mittelpunkt des neuapostolischen Glaubens steht die Wiederkunft Jesu Christi, die schon von Stammaposteln falsch vorausgesagt wurde. Die Neuapostolische Kirche kennt drei Sakramente: Taufe, Abendmahl und Versiegelung (Firmung). Das Abendmahl ist in der NAK sowohl Gedächtnismahl, Bekenntnismahl, Gemeinschaftsmahl und endzeitliches Mahl. Die Elemente Brot und Wein werden durch die Aussonderung (Konsekration) und das Sprechen der Einsetzungsworte in ihrer Substanz nicht verändert. Vielmehr tritt die Substanz von Leib und Blut hinzu (Konsubstantiation). Es findet also keine Verwandlung der Substanzen (Transsubstantiation) statt. Das Abendmahlverständnis entspricht somit der lutherischen Lehre. Taufe und Versiegelung werden an jedem Mitglied vollzogen und gelten als heilsnotwendig, vorbehaltlich der souveränen Entscheidung Gottes. Beide Sakramente zusammen bewirken die sogenannte „Wiedergeburt aus Wasser und Geist“. Die Taufe bewirkt außerdem die Abwaschung der Erbsünde. Andere Kirchen erkennen die neuapostolische Taufe an, die Neuapostolische Kirche erkennt ihrerseits jede in einer anderen Kirche trinitarisch vollzogene Wassertaufe als gültiges Sakrament an. Homosexuelle Menschen werden als Geschöpf Gottes ethisch akzeptiert, doch homosexuelle Handlungen werden aufgrund der christlichen Traditionen für nicht gutgeheißen. Gegen diesen Standpunkt regt sich innerkirchlich Widerstand. In der Neuapostolischen Kirche sind daher seit Ende 2011 Segnungsgebete außerhalb eines Gottesdienstes für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt. Empfängnisverhütung wird nicht abgelehnt. Verworfen werden jedoch Mittel, die zur Abtötung von bereits befruchteten Eizellen oder zum Schwangerschaftsabbruch führen.

Theologische Besonderheiten Eine konfessionelle Besonderheit stellt die Lehre über Verstorbene dar. Dreimal jährlich findet ein „Gottesdienst zum Gedenken an die Entschlafenen“ statt, in welchem die Sakramente den Seelen verstorbener Menschen, vertreten durch zwei Amtsträger, durch einen Apostel gespendet werden. Eine weitere Besonderheit der apostolischen Gemeinschaften stellt die „Freisprache“ (Proklamation) dar, bei der den Gläubigen die Vergebung der Sünden (Absolution) im Gottesdienst zugesprochen wird. Ein öffentliches Sündenbekenntnis ist dafür nicht erforderlich. . Von Seiten der evangelischen und römisch-katholischen Kirche wird die Praxis, sakramentale Handlungen stellvertretend für Verstorbene durchführen als unbiblisch angesehen- Ebenfalls problematisch angesehen wird die Tatsache, dass die Amtsträger der neuapostolischen Kirche oft keine theologische Ausbildung haben. Zudem wird bemängelt, dass über die Taufe hinaus noch das Sakrament der Versiegelung heilsnotwendig ist, und dass der Heilige Geist heute einem Menschen nur durch Handauflegung der neuzeitlichen Apostel mitgeteilt werden kann.

Kirchenstruktur Die Kirche unterscheidet Amt und Beauftragung. Die Ordination von Ämtern erfolgt ausschließlich durch Apostel an Männern. Beauftragungen betreffen Funktionen in der Struktur und setzen nur teilweise eine Ordination voraus. Dazu zählen die organisatorische Leitung von Gemeinden und Kirchenbezirken, Lehrtätigkeiten oder beispielsweise die fachliche Beratung im Bereich der Musik. Die Hierarchie umfasst in absteigender Reihenfolge drei Amtsgruppen: Apostel, Priesterliche Ämter und Diakone. Die NAK ist in selbstständige Gebietskirchen aufgeteilt, die von den Bezirksaposteln geleitet werden. Bezüglich der Glaubenslehre sind die Bezirksapostel dem Stammapostel unterstellt. In Deutschland gibt es zehn Gebietskirchen. Der Stammapostel und die Bezirksapostel kommen regelmäßig zu Bezirksapostelversammlungen zusammen, um über organisatorische, theologische und seelsorgerische Fragen zu beraten.

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Zusätzlich findet alle drei Jahre eine internationale Vollversammlung sämtlicher Apostel statt. Alle Amtsträger sind Männer und haben bis auf Einzelfälle keine theologische Ausbildung. Sie arbeiten in der Regel ehrenamtlich, nur die Apostel und Bischöfe sind Angestellte der Kirche. Eine Frauenordination kennt die NAK nicht. Jedoch nehmen Frauen oft Lehrtätigkeiten, sowie leitende Aufgaben im Musikwesen wahr. Eine Kirchensteuer wird von den neuapostolischen Gebietskirchen in Deutschland nicht erhoben. Die Neuapostolische Kirche finanziert sich aus Spenden. Sektenhaften Strukturen? Der NAK wird von „Aussteigern“ Psychoterror gegen ehemalige Mitglieder vorgeworfen Sie berichten von anonymen Anrufen, Besuchen von Amtsträgern und Beschimpfungen ihrer Kinder auf dem Schulweg. Spenden sollen die Gläubigen zwar freiwillig, doch wer nichts gibt, dem wird mit dem Entzug des göttlichen Segens gedroht. Was der Stammapostel mit dem Geld der Neuapostolen macht, weiß niemand genau. Die Führungsstruktur sei autoritär. Die Apostel sehen sich als Heilsmittler, durch die man allein in das Reich Gottes gelangen kann . Ihm obliege als Stellvertreter Christi allein die Auslegung der Heiligen Schrift. Daher stehe ihm in allen Glaubensfragen die letzte Entscheidung zusteht. Es sei heilsnotwendig, sich dem Stammapostel unterzuordnen und ihm in Glaube, Liebe, Gebet und Hoffnung nachzufolgen. Es würde von den Mitgliedern auch erwartet, allen weltlichen Genüssen zu entsagen und sich von nicht neuapostolischen Freunden zu trennen. Zu ähnlichen Schlüssen kommt auch Pfarrer Thomas Gandow, Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche in Berlin. Der Sektenbeauftragte des Bistums Trier sieht jedoch in letzter Zeit Veränderungen innerhalb der NAK. Die Neuapostolische Kirche befände sich derzeit in einem tiefgehenden und weitgreifenden Umbruchsprozess. Sie ist gekennzeichnet durch ein inneres Ringen, nicht nur um ihre Haltung zum Öffnungsprozess Sie sei dabei, sich den anderen christlichen Kirchen anzunähern. So sei etwa der Absolutheitsanspruch fallen gelassen worden, die Taufe anderer christlicher Gemeinschaften werde anerkannt. Bis zur ökumenischen Partnerschaft sei es aber noch ein weiter Weg und es gäbe noch viel Gesprächsbedarf. Jörg Weber, Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, stellt fest, es gebe "gute nachbarschaftliche Beziehungen" zur Neuapostolischen Kirche, doch bislang kein ökumenisches Miteinander. Die Neuapostolische Kirche ist nicht im ACK vertreten, steht aber mittlerweile im offenen Dialog mit anderen christlichen Gemeinschaften und Verbänden.

Vereinigung Apostolischer Gemeinden Die Vereinigung der Apostolischen Gemeinschaften (VAG) ist ein Sammelbegriff für rechtlich und finanziell selbständige apostolische Gemeinschaften und wurde 1956 Düsseldorf als „Vereinigung der Apostel der Apostolischen Gemeinden“ gegründet. Die Mitgliedskirchen entstanden zu unterschiedlicher Zeit und aus verschiedenen Gründen als Abspaltungen der Neuapostolischen Kirche. ES gab jedoch nie einen Zusammenschluss von Gemeinden bzw. Gemeinschaften, sondern nur von deren Kirchenleitern. Die vier europäischen Teilkirchen sind in Lehr- und Organisationsfragen sehr eng miteinander verbunden. Seit Januar 2012 gilt in allen europäischen Gemeinschaften eine Gemeinde- und Gottesdienstordnung. Die europäischen Apostel treffen sich dreimal jährlich zusammen mit den Bischöfen, zu Konferenzen. Die Apostolische Gemeinschaft unterhält zur Zeit in Deutschland 61 Gemeinden mit ca. 5.100 Mitgliedern zzgl. Kindern. (Stand: 13. Mai 2013 Die nationalen Gemeinschaften werden von Aposteln und Bischöfen geleitet. Die Organisation ist so gestaltet, dass fast jede Gemeinde von einem Vorsteher im priesterlichen Dienst geleitet wird. In manchen Gemeinden steht dem Vorsteher ein Gemeindelenkungskreis zur Seite. Mehrere Gemeinden bilden einen Ältestenbezirk, welcher von einem Ältesten geleitet wird. Mehrere Ältestenbezirke bilden einen Apostelbezirk. In Deutschland bilden die Apostel, Bischöfe und Ältesten den Vorstand der Apostolischen Gemeinschaft. 2004 wurde die Frauenordination zugelassen. Die VAG hat ihren Absolutheitsanspruch aufgegeben während es vor einigen Jahrzehnten noch ganz selbstverständlich war, dass apostolische Christen in der einzig richtigen Kirche sind, versteht sich die VAG seit vielen Jahren wieder als eine Abteilung innerhalb der Kirche Jesu Christi, Die Apostolische Gemeinschaft unterstützt daher ausdrücklich die Mitgliedschaft ihrer Gemeinden in den örtlichen ACK. Sie begrüßt außerdem ausdrücklich die Mitarbeit ihrer Mitglieder in den örtlichen Organisationen der Evangelischen Allianz und spricht sich für eine Zusammenarbeit mit der "Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)" aus, wo sie seit Frühjahr 2014 Gastmitglied ist. Die Gemeinschaft bekennt sich zum Apostolischen Glaubensbekenntnis und zu den Bekenntnissen von Nicäa und des Athanasius. Es gibt 3 Sakramente: Taufe, Abendmahl und Versiegelung. Ein Sakrament ist in der VAG eine heilige

46 Handlung, in welcher der Bund Gottes mit den Menschen gefeiert wird. Es ist Nachvollzug und bildhafte Sichtbarmachung des Heilshandelns Gottes in Jesus Christus im Leben eines Menschen und dessen gläubige, bejahende und bekennende Antwort. Es ist ein Zeichen der Bundesbeziehung zu Gott. Ein Sakrament kann den Glauben fördern, ist aber nicht heilsnotwendig. Glauben und Taufen gehören untrennbar zusammen. Ohne Glauben kann eine Taufe nicht gefeiert werden. Die Praxis der Nottaufe ist nicht notwendig. Stirbt ein Kind, noch bevor es getauft werden konnte, so besteht kein Zweifel, dass es bei Gott geborgen ist. Im Falle einer akuten Todesbedrohung kann bei dringendem Wunsch um der Liebe zu den Betroffenen willen von jedem Christen eine Nottaufe durchgeführt werden. In apostolischen Gemeinden wird die Kindertaufe praktiziert. Dabei ist der Glaube der Eltern maßgebend. Die Kindertaufe zieht natürlich nach sich, dass das heranwachsende Kind, wenn es mündig geworden ist, seinen Glauben selbst bekennt und/oder das durch die Eltern abgelegte Gelübde in der Konfirmation selbst übernimmt. Die Taufe ist Voraussetzung zur Mitgliedschaft. Die in anderen christlichen Kirchen oder Gemeinschaften im Namen des dreieinigen Gottes vollzogene Taufe wird anerkannt. Die gläubige Annahme bewirkt weiterhin die Sündenvergebung, Erlösung und das Einswerden mit Christus in Tod und Auferstehung. Das Sakrament ‚Versiegelung’ ist die Spendung des Heiligen Geistes. Die Besitzergreifung des Heiligen Geistes kann sowohl mit als auch ohne Handauflegung geschehen. Die Versiegelung ist ein einmaliger Akt. Das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist muss immer wieder geschehen.

Vineyard Die Vineyard-Bewegung ist eine charismatische Erneuerungs- und Gemeindegründungsbewegung. Die VineyardBewegung wurde 1978 in den USA gegründet. Die erste Vineyard des deutschsprachigen Raums entstand 1994 in Bern in der Schweiz. Der dortige Leiter Martin Bühlmann wurde Koordinator der Vineyard-Bewegung für Deutschland, Österreich und die Schweiz. In Deutschland gibt es ca. 40 unabhängige Vineyard Gemeinschaften. Daneben innerkirchliche Gemeinden in der EKD oder kath. Kirche (Laienbewegung). Die Zahl der Menschen, die sich zur Vineyard-Bewegung rechnen ist schwer zu bestimmen, da es eine formelle Mitgliedschaft nicht gibt. Man schätzt sie für den deutschsprachigen Raum auf 6.000 – 8.000 Personen. Auf ihrer Webseite bezeichnet sie sich als Bewegung evangelikaler Christen, die Gaben des Heiligen Geistes praktizieren und die es sowohl in freikirchlichen, evangelischen und der römisch-katholische Kirche gibt. „Die Einheit der Christenheit, der Dialog unter Christen unterschiedlicher Färbung und das Suchen nach dem Gemeinsamen, verbinden uns miteinander. Es ist eine Einheit durch Vielfalt“. Zentrale Themen der Bewegung sind die Heilung körperlicher und seelischer Leiden durch die Kraft des Heiligen Geistes (Heilungsdienst) und die Evangelisation. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Diakonie. Viele Vineyards im deutschsprachigen Raum praktizieren Obdachlosenspeisungen, haben Lebensmittelhilfen, geben Kredite weiter und dienen den Ärmsten. Vineyard-Gemeinschaften sind Jesus-zentriert, d.h. Jesus Christus selbst ist der Leiter der Bewegung und der einzelnen Vineyards. Deshalb entwickeln sich Vineyards gemäß ihrer Berufung, ihrem Auftrag und ihren Gaben ganz unterschiedlich. 3 – 5 Vineyards schließen sich in einem Netzwerk zusammen und unterstützen sich gegenseitig. 3-5 Netzwerke schließen sich zu einer Community zusammen die sich gegenseitig inspirieren, unterstützen und die miteinander auf den Weg der Nachfolge sind. Leitungsfunktionen werden aufgrund spezifischer Berufungen und Begabungen vergeben, nicht aufgrund theologischer Ausbildung. Die Zusammenarbei mit anderen Kirchen ist von Gemeinschaft zu Gemeinschaft sehr unterschiedlich. Die speziellen Gottesdienstformen stoßen vielfach auf Kritik. Man wirft den Vineyars vor, dass der Gottesdienst eher einem Event., als einer gottedientlichen Feier ähnelt. Das geistliche Leben findet zudem eher in den sogenannten Hauskreisen statt.

Vereinigten Missionsfreunde e.V. (VMF)

47 Die Ursprünge der Vereinigten Missionsfreunde e.V (gegründet 1931). liegen in Velbert. Ziel war nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Botschaft der Bibel zu verkünden. Begonnen hatte die Missionstätigkeit in China. Heute existieren missionarische Zentren in Afrika (vorwiegend Kamerun), in Chile, und in Japan. In Deutschland gibt es Gemeinden in Meiswinkel, Freudenberg, Dillenburg, Herborn-Seelbach, Idar-Oberstein, Oberursel, Schaafheim, Pfalzgrafenweiler und Freiburg.

Überkonfessonelle Strömungen Evangelikalismus Der Evangelikalismus ist eine theologische Richtung, vorwiegend innerhalb des Protestantismus, die sowohl auf den deutschen Pietismus, den englischen Methodismus und die Erweckungsbewegung des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Evangelikale machen eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zur Grundlage ihres Christentums. In dem Rahmen sind persönliche Willensentscheidungen für eine solche Beziehung wie auch individuelle Erweckungs- und Bekehrungserlebnisse von Bedeutung. Zentral ist ebenso die Berufung auf die Autorität der Bibel. Evangelikale Christen können verschiedenen protestantischen Konfessionen angehören, sich aber auch konfessionsübergreifenden oder nicht-konfessionellen Gruppierungen zugehörig fühlen. Damit ist Evangelikalismus kein trennscharfer, konfessionsspezifischer Begriff. In Deutschland arbeiten die Evangelikalen in der Mehrzahl in den evangelischen Landeskirchen mit, in denen sie zum Teil eigenständige Gemeinschaften und Strukturen bilden. Auch in der Katholischen Kirche sind Evangelikale auf dem Vormarsch. In Deutschland bezeichnen sich laut einer Umfrage ca. 700.000 Mitglieder als evangelikal. Sie versuchen Pfarreien und Studentengemeinschaften an Universitäten für den Missionsauftrag zu gewinnen und sehen sich dabei im Einklang mit den Päpsten Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus, die sich eine geistliche Erneuerung der Kirche zum Ziel gesetzt haben. Die Deutsche Bischofskonferenz erklärt jedoch in einer Stellungnahme, ihr seien keine evangelikalen Katholiken bekannt!!. Evangelikale betonen die Notwendigkeit einer bewussten Glaubensentscheidung. Leben im Glauben bedeutet für sie gemeinsames missionarisches Zeugnis und soziales Engagement. Kritischen Anfragen an den christlichen Glauben und das kirchliche Bekenntnis stehen sie offen gegenüber, sind aber nicht bereit, beim Fragen stehen zu bleiben, sondern wollen zu konstruktiven Antworten kommen. Sie halten an der Vertrauenswürdigkeit der Bibel und am Bekenntnis fest. In der medialen Berichterstattung beziehungsweise der öffentlichen Debatte in Deutschland wird Evangelikalismus häufig mit christlichem Fundamentalismus gleichgesetzt. Viele Theologen halten dies jedoch für falsch, Fundamentalismus lebe vom Gegensatz und verwerfe Fremdes. Evangelikale Christen stehen kritischen Anfragen jedoch offen gegenüber. Und zeigen eine Lernbereitschaft. Evangelikalismus und protestantischer Fundamentalismus hätten zudem unterschiedliche historische Wurzeln. Die Evangelikalen sind in weiten Teilen der Erde verbreitet und eine der schnellst wachsenden Bewegungen. Nach aktuellen Statistiken gibt es derzeit 328 Millionen evangelikale Christen weltweit. Nach Schätzungen machen Evangelikale in Deutschland etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung aus. Sie finden sich sowohl in Landes- als auch in Freikirchen. Ein großer Teil der evangelikalen Christen ist in bestimmten Institutionen und Werken organisiert. Die bedeutendste Vereinigung ist die Deutsche Evangelische Allianz, die nach eigenen Angaben rund 1,3 Millionen Evangelikale vertritt. Mit der Öffnung der Deutschen Evangelischen Allianz zur charismatischen Bewegung durch die Kasseler Erklärung von 1996 entfremdeten sich konservative Teile der Evangelikalen von der Evangelischen Allianz. Hier kam es Anfang des neuen Jahrtausends zur Gründung einer alternativen losen Bekenntnisallianz in Form des Maleachi-Kreises

48 Evangelikale Christen in den Landeskirchen zeigen hier ein großes Engagement und zählen zu den treuesten Gottesdienstbesuchern. Zudem sind viele Freikirchen im deutschen Sprachraum den konservativen oder gemäßigten Evangelikalen einzuordnen. Die Evangelikalen sind eine Bewegung und nicht eine Kirche mit klar definierten Dogmen, aber die hier aufgeführten Punkte werden von den meisten Evangelikalen bejaht. Individuelle Abweichungen oder Abweichungen von einzelnen Gruppen in einzelnen Punkten kommen häufig vor, wenn auch die Mehrzahl der Individuen und Gruppen in der Mehrzahl dieser Merkmale übereinstimmen. Ein Ansatzpunkt für eine Schnittmenge der Gemeinsamkeiten der heutigen weltweiten evangelikalen Bewegung sind die Veröffentlichungen der Lausanner Bewegung, die heute von vielen Gruppierungen der evangelikalen Bewegung als Glaubensbasis aufgeführt wird: 









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Die Bibel: Evangelikale sehen die Bibel als Gottes Wort, von Menschen aufgeschrieben, aber von Gottes Geist inspiriert. Über das genaue Verständnis der Inspiration besteht keine Einigkeit. Nicht alle Evangelikalen glauben beispielsweise an die Irrtumslosigkeit der Bibel und die Verbalinsperation. Die Bibel sei der verbindliche Maßstab des Glaubens und der Lebensführung, an dem sich alles andere messen müsse. Evangelikale sind sich bewusst, dass die Bibel ausgelegt werden muss, sind aber der Überzeugung, dass auch Nichttheologen die Bibel richtig verstehen können. Sündhaftigkeit und Schuld setzen den Menschen Gottes Zorn und Verdammnis aus. Die Erlösung hieraus könne nur durch einen Gnadenakt Gottes erfolgen und setze den Glauben an Jesus Christus, seinen stellvertretenden Opfertod und seine Auferstehung sowie die Bekehrung und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist voraus. Die persönliche Glaubensentscheidung: Christentum basiert für Evangelikale auf einer persönlichen, bewussten Entscheidung für den christlichen Glauben und einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus, die auch im Alltag Auswirkungen auf das persönliche Handeln haben muss. Kirchenmitgliedschaft allein genüge nicht, es bedürfe einer persönlichen Abkehr vom alten Leben und einer Hinwendung zu Jesus Christus. Diese bewusste Entscheidung wird in Form eines persönlichen Gebets vollzogen, das als Lebensübergabe bezeichnet wird. Aufgrund der Vorstellung einer persönlichen Beziehung zu Gott rechnen Evangelikale mit dem direkten Eingreifen Gottes in ihr Leben. Das allgemeine Priestertum der Laien spielt bei Evangelikalen eine wesentliche Rolle. Jeder Einzelne soll persönlich mit der Bibel umgehen, sie privat und in Kleingruppen studieren, auslegen und auf sich wirken lassen. Für Leitungs- und Schulungsaufgaben ist eine formelle theologische Ausbildung nicht unbedingt erforderlich. Die mit dem allgemeinen Priestertum verknüpfte Frage, inwieweit Frauen an Leitungsaufgaben und geistlichen Ämtern innerhalb der Gemeinde beteiligt werden sollen, wird unter Evangelikalen sehr unterschiedlich beantwortet. Kirche und Konfession sind oft von untergeordneter Bedeutung. Die meisten Evangelikalen sehen sich als Teil der weltweiten Christenheit und fühlen sich ungeachtet ihrer Kirchen- oder Gemeindezugehörigkeit mit anderen Evangelikalen verbunden. Jedoch stehen Evangelikale der römisch katholischen Kirche ablehnend gegenüber. Mit Ausnahme des Judentums, das bei manchen Evangelikalen einen Sonderstatus genießt, werden andere Religionen als Irrwege abgelehnt. Evangelikale sehen es als wichtig an, ihren Glauben gegenüber allen Nicht-Christen in ihrem Sinne zu bezeugen und die biblische Erlösungsbotschaft zu verbreiten.

Während sich die meisten Evangelikalen mit den Grundsätzen der Lausanner Bewegung einig sind, gibt es zu Einzelfragen (Taufe, Abendmahl, Kirchenstruktur, Kreationismus, Geistesgaben, Frauen im kirchlichen Dienst, Scheidung und Wiederheirat) innerhalb der Bewegung ein breites Spektrum mit teilweise sehr unterschiedlichen Meinungen. : Im deutschen Sprachraum lassen sie sich grob in drei Hauptrichtungen einteilen:   

Die Bekenntnis-Evangelikalen, denen die Autorität traditioneller kirchlicher Bekenntnisse wichtig ist. Die charismatischen Evangelikalen. Die Evangelikalen in pietistischer Tradition..

Charismatische Bewegung/Pfingstbewegung

49 Diese Bewegung entstand am Anfang des 20.Jahrhunderts in den USA. Auslöser war eine neue Erfahrung mit dem Heiligen Geist, ein „zweiter Segen“, der zur Erfahrung der Bekehrung und Wiedergeburt hinzu trat. Diese Erfahrung wird als „Geistestaufe“ bezeichnet. Glieder der Bewegung beschreiben die Geistestaufe als ein Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist, als Überströmtwerden mit Kraft, die zum Sieg über die Sünde führe und zum Dienst in der Gemeinde befähige. Die Bewegung erreichte im Jahr 1907 auch Deutschland und wurde vor allem in Allianzkreisen und in der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung wirksam. Tumultartige Vorgänge bei Versammlungen in Kassel führten zu einer Ablehnung durch führende Vertreter der Gemeinschaftsbewegung und der Deutschen Evangelischen Allianz. Der endgültige Trennungsstrich wurde durch die „Berliner Erklärung“ vom Jahr 1909 gezogen. Durch die Ablehnung seitens der Gemeinschaftsbewegung und der Evangelischen Allianz bildete sich in Deutschland lange Zeit nur eine schwache Pfingstbewegung aus. Die Befürworter pfingstlicher Frömmigkeit sammelten sich im Mühlheimer Verband. Da er bald zu einer gemäßigten Lehre und Praxis zurückkehrte, versteht sich heute nicht mehr als Pfingstkirche. Daher bildeten sich unabhängig von ihm über 1.000 freikirchliche Pfingstgemeinden, von denen die meisten heute im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) zusammen arbeiteten. Nach Jahrzehnten großer Distanz haben sich evangelikale Christen und klassische Pfingstgemeinden aufeinander zu bewegt. Das wurde auch in einer gemeinsamen Erklärung von BFP und der Deutschen Evangelischen Allianz 1996 bekundet. 1960 setzte, beginnend in den USA, eine erneute Charismatische Bewegung, vor allem innerhalb der evangelischen, römisch-katholischer und methodistischen Kirchen ein, Es entstanden Innerhalb den Evangelischen Landeskirche in Deutschland die Geistliche Gemeinde- Erneuerung (GGE), innerhalb der römisch katholischen Kirche die Charismatischen Erneuerung (CE) und innerhalb der Methodistischen Kirche der Arbeitskreis geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelisch-Methodistischen Kirche (AGG) Von en klassischen Freikirchen waren es vor allem die Baptisten, die den Impuls aufnahmen und sich in der Geistlichen Gemeindeerneuerung im Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden (GGE im BEFG) organisierten.Diese Kirchen führen gemeinsame Kongresse durch (letztmalig im Oktober 2016 in Würzburg) Um 1970 ging vom Fuller Theological Seminary in Pasadena in Kalifornien und von der Vineyard- Bewegung (John Wimber) eine weitere charismatische Bewegung aus. Sie wirkte sich vor allem außerhalb der großen Kirchen und klassischen Freikirchen aus und führte zur Gründung zahlreicher selbständiger, neupfingstlicher Gemeinden. Kennzeichen dieser Bewegung ist der Versuch, pfingstkirchliche Geistdynamik und evangelikal biblizistische Theologie miteinander zu verbinden. Die charismatische Erneuerungsbewegung hat durch die Überkonfessionalität keine einheitliche Struktur. Es gibt keine Führung, keine Instanz, die für die gesamte charismatische Bewegung spricht. Die Zahl der den pfingstlich-charismatischen Aufbrüchen zuzurechnenden Menschen weltweit auf ca. 600 Millionen geschätzt. Es ist die am stärksten wachsende religiöse Bewegung in der Welt wobei die größte Verbreitung in Afrika, Lateinamerika und Asien zu finden ist.

Charakteristika Charakteristisch für die charismatische Erneuerung ist eine ausgeprägte Hinwendung zum Heiligen Geist. Dies betrifft sowohl die Frucht, als auch die Gaben des Heiligen Geistes. Die Frucht des Heiligen Geistes (Galater 6,22-23) sind Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung) Diese dienen vorwiegend der eigenen Charackterbildung. Die Gaben des Heiligen Geistes, bzw. Dienste, die mit diesen Gaben in Verbindung stehen (1 Korintherbrief, Kapitel 12 Verse 7-10 und 28; Epheserbrief Kapitel 4 Vers 11) sind im einzelnen:Apostelamt, Hirtenamt, Lehramt prophetisches Reden, Wunder zu wirken, Worte der Erkenntnis, Kranke zu heilen, Glaubenskraft, Unterscheidung der Geister, Zungenrede und Auslegung der Zungenrede. Zudem werden im AT in Jes 11,2 folgende Geistegaben genannt: Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke,, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Diese Gaben dienen zur Erbauung des Einzelnen aber auch zur Erbauung und Aufbau der Geminede. Ein weiteres Element der charismatischen Bewegung ist die Hinwendung zum Gebet, wobei neben dem traditionellen Gebet auch besondere Formen wie lautes „freies“ Beten, Beten unter Handauf- legung und Segnen durch Mitbetende, oder Beten mit erhobenen Händen gepflegt werden . Eine besondere Form des Gebets, die fast nur in charismatischen Kreisen vorkommt ist das Gebet um Befreiung bei einer dämonischen Belastung. Solche Gebete in der Kirche schon immer gegeben. Das Gebet um Befreiung’ habe sich zu einem dem Exorzismus ähnlichen Ritual entwickelt; es gehört zum Leben vieler charismatischer Gruppen, schreibt der damalige Kardinal Ratzinger. Eine pastorale Handreichung zu diesem Thema und dem Unterschied zum Exorzismus hat der theologische Ausschuss der Charismatischen Erneuerung herausgegeben.

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Charismatische Bewegungen zeichnen sich auch durch ein intensives persönliches Bibelstudium aus. Regelmäßig finden in der Regel auch ein gemeinschaftlicher Austausch statt. Eine eigene Theologie produzieren die Charismatiker jedoch in der Regel nicht. Sie bleiben gewöhnlich theologisch auf dem Boden ihrer angestammten Konfession. Die Bibel betrachten sie als Wort Gottes und verbindlichen Maßstab des Glaubens und der Lebensführung, an dem sich alles andere messen muss. Von daher haben sie meist eine wertkonservativ Sicht, was z.B. Sex außerhalb der Ehe, Abtreibung oder praktizierte Homosexualität angeht. Die Persönliche Gotteserfahrung und –beziehung ist wichtig. Dies drückt sich auch in persönlichen Zeugnissen aus, die fester Bestandteil bei Versammlungen sind. Großen Wert wird auch auf das Singen von modernerem Liedgut (Lobpreis) gelegt. Oft wird spontanes Gebet mit Singen von Lobliedern kombiniert (Lobpreis und Anbetung). Die charismatischen Bewegungen sehen sich als missionarische Bewegungen, deren Aufgabe es auch ist das Evangelium zu verkünden. Dies geschieht in Gebetsgruppen, Bibelkreisen, Hauskreisen, Glaubenskursen, Tagungen, Freizeiten und Straßeneinsätzen, Die landeskirchlichen Charismatiker sehen sich als Brückenbauer zwischen den großen Konfessionen, den Freikirchen und den unabhängigen Gemeinden.

Katholische Kirche Die Ursprünge der charismatischen Bewegung in der Katholischen Kirche reichen bis an das Ende des 19 Jahrhunderts. Die Ordensschwester Elena Guerra fühlte sich inspiriert dem damaligen Papst Leo XIII zu schreiben. Sie bat ihn in Ihren Briefen, die Kirche durch eine Rückkehr zum Heiligen Geist zu erneuern. Dieses neue Pfingsten sollte nach der Vision von Elena Guerra die ganze Kirche, d- h. den Klerus die Laien erfassen. Unerwartet stieß sie damit bei Leo XIII. auf offene Ohren. Als jedoch die Heilig-Geist-Enzyklika Leo XIII von 1897 nur ein geringes Echo im Kirchenvolk hervorrief, wandte sie mit weiteren Briefen an ihn. So erreichte sie, dass er am 1. 1. 1901 das neue Jahrhundert feierlich dem Heiligen Geist weihte. Er sang im Namen der Kirche das Lied „Komm Heiliger Geist“ Am selben Tag kam es zu starker Geistausgießung, allerdings nicht in der Katholischen Kirche, sondern in einer Evangelischen Gemeinde in Topeko In Texas. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Charismatischen Bewegung. Es sollte jedoch lange dauern bis auch die Katholisch Kirche einen solchen Aufbruch erlebte. Papst Johannes XXIII war sehr stark von dem Wirken von Schwester Elena Guerra beeinflusst. Er bat zu Beginn des zweiten Vatikanischen Konzil in einem Gebet für ein neues Pfingsten. Und dieses Gebet sollte nicht ohne Folgen bleiben. Vom 15 – 19 Februar 1967, also 2 Jahre nach dem Ende des Konzils, fanden in der Duquesne Universität in Pennsylvania Einkehrtage für Studenten statt. Während dieser Einkehrtage erlebten die Studenten eine mächtige Ausgießung des Heiligen Geistes, die mit dem Geschenk von Geistesgaben begleitet war. Dies gilt als Geburtsstunde der charismatischen Bewegung in der Katholischen Kirche. Die charismatische Erneuerung fand auch den päpstlichen Segen. "Die Charismatische Erneuerung ist eine Chance für Kirche und Welt !" (Papst Paul VI) "Die Katholische Charismatische Erneuerung hat vielen Christen geholfen, die Gegenwart und Macht des Heiligen Geistes in ihrem Leben, im Leben der Kirche und der Welt wieder zu entdecken." (Papst Johannes Paul II) "Ihr, die Charismatische Erneuerungsbewegung, habt ein großes Geschenk vom Herrn erhalten. Ihr seid aus einem Willen des Heiligen Geistes hervorgegangen als ein Strom der Gnade in der Kirche und für die Kirche. Das ist eure Definition: ein Strom der Gnade ... Die Charismatische Erneuerung ist eine große Kraft im Dienst an der Verkündigung des Evangeliums, in der Freude des Heiligen Geistes." (Papst Franziskus, Juli 2014) Gegenwärtig stehen weltweit ca. 120 Millionen Katholiken der charismatischen Erneuerung nahe, davon zu einem großen Teil in Latein- und Mittelamerika, Afrika und Asien, und mit einer unverhältnismäßig geringen Verbreitung in deutschsprachigen Ländern.

Charismatische Bewegung in Deutschland Ein einflussreicher Theologe in Deutschland war Prof. Dr. Heribert Mühlen (1927-2006), der sich ab 1971 für eine Erneuerung des kirchlichen Lebens aus der persönlichen Erfahrung des Heiligen Geistes einsetzte, die vor allem in Segnungsgottesdiensten und Glaubenskursen ihren Ausdruck fand. Als sich Anfang der siebziger Jahre in Deutschland, meist aufgrund von Anregungen aus dem Ausland, unabhängig voneinander die ersten Gruppen bildeten (Würzburg, Ludwigshafen/Rh., St. Augustin, München, Craheim, Berlin, Paderborn, Hochheim/Main, Passau, Weiden/Opf) wurde auf einem ersten Treffen von etwa 80 Vertretern (damals auch einige aus Österreich) in Würzburg

51 1974 beschlossen, in Kontakt miteinander zu bleiben und eine "Koordinierungsgruppe" zu wählen. Beim ersten deutschen Nationaltreffen in Königstein (1976), mit etwa 800 Teilnehmern, wurde darauf hingearbeitet, sich nach Diözesen zu formieren und sich dem jeweiligen Ortsbischof zuzuordnen. Heute gibt es in jeder Diözese einen Kreis von Verantwortlichen, deren "Sprecher" vom Bischof bestätigt ist. Dem Diözesanteam soll ein Priester oder Diakon angehören. Pastorale und theologische Grundklagen wurden in den Jahren 1978 – 1981 festgelegt und von der Katholischen Bischofskonferenz anerkannt. 1987 hat eine theologische Kommission einen Text erarbeitet, der von der Deutschen Bischofskonferenz zustimmend zur Kenntnis genommen und als Grundlage für die weitere Arbeit anerkannt" wurde: "Der Geist macht lebendig" Darin werden Grundfragen der Pneumatologie (Lehre über den Heiligen Geist) und der Spiritualität angesprochen, um die Vorgänge im Ganzen kirchlichen Lebens zu verstehen und zu integrieren. Hauptthemen: "Wirklichkeit und Wirken des Geistes Gottes; Erfahrung des Geistes Gottes; Kriterien und Maßstäbe; Geist-Erfahrung und Grundentscheidung; Gnadengaben; Wege in die Praxis; Gefahren." (kann bei der Geschäftsstelle der CE bestellt werden., www.erneuerung.de)

Struktureller Aufbau der charismatischen Erneuerung Die untere Ebene bilden sogenannte Gebetsgruppen die einen Leiter oder ein Leitungsteam bestellen. Sie treffen sich in Privatwohnungen oder in Einrichtungen der Pfarrgemeinde. Im Bistum Trier gibt es derzeit (ß01.01.2017) 27 solcher Gebetsgruppen. Es gibt keine offizielle Mitgliedschaft, sodass keine genauen Zahlen über die Teilnehmer vorliegen. Die Zahl dürfte etwa 400 Personen liegen. Die zweite Eben ist die Bistumsebene Die Leiter der Gebetsgruppen innerhalb des Bistums wählen ein Leiterteam Es besteht im Bistum Trier Es besteht derzeit (01.01.2017) aus dem Sprecher (Schulpfarrer Martin Birkenhauer) seinem Stellvertreter (Norbert Schmitz) dem Schriftführer ( Joachim Biesel Neuenfeldt) und dem Kassenwart (Christof Kirch) Die Wahl des Sprechers bedarf, soweit es sich um einen Priester oder Diakon handelt der Bestätigung durch den jeweiligen Bischof. Wurde ein Laie zum Sprecher gewählt bedarf er des Einverständnisses des Bischofs Zudem wählen die Gebetsleiter der im Bistum Trier vorhandenen Regionen Koblenz, Trier und Saarland noch Vertreter der Regionen Dies sind (Stand 01.01.2017) Sprecher der Region Koblenz ist Herr Karl Sauer Sprecherin der Region Trier ist Frau Mechthild Hartmann, Vertreterin ist Frau Ulrike Stolz-Berlin Sprecherin der Region Saarland ist Frau Claudia Kirch, Stellvertreterin ist Frau Dorothe Schweizer Die oberste Leitungsebene ist bundesweit organisiert. Das wichtigste Organ ist der Rat. Er trifft sich in der Regel 2 mal im Jahr. Er setzt sich wie folgt zusammen: - 2 Vertreter des Bistums - Bis zu 20 Vertreter von Gemeinschaften innerhalb der Charismatischen Erneuerung - Mitglieder der Koordinierungsgruppe - Mitglieder des Theologischen Ausschusses Seine Aufgaben sind grundlegende Entscheidungen über die Tätigkeit der charismatischen Erneuerung und die Wahl der sogenannten Koordinierungsgruppe und des Theologischen Ausschuss

Koordinierungsgruppe auch Leitungsteam genannt Die Koordinierungsgruppe übernimmt vordringlich folgende Verwaltungsaufgaben: - Führung der laufenden Geschäfte -Vorbereitung von Treffen und Veranstaltungen - Öffentlichkeitsarbeit - Kontakte auf internationaler und Ökumenischer Ebene Der Vorsitzende des Leitungsteams ist derzeit Pfarrer Josef Fledddermann

Theologischer Ausschuss Der Theologische Ausschuss hat die Aufgabe theologische und seelsorgerliche Grundlagen zu formulieren und zu veröffentlichen, sowie zu theologischen Fragen unserer Zeit Stellung zu nehmen. Er ist mit Theologen und Priester besetzt Wie viele Menschen der Bewegung in Deutschland angehören, ist nur schwer zu schätzen. Im Kern umfasst die Charismatische Erneuerung zwei Säulen: Da sind die 35 gut organisierten Gemeinschaften (z.B. Emmausbewegung, Chemin Neuf, Koinonia Biburg, Jedidja) die zwischen 20 und 300 Mitglieder haben. Und da existieren die eher losen Gebetskreise in den einzelnen Diözesen, Pfarreien und Gemeinden. Ungefähr 500 bis 600 gibt es davon. Die

52 Gemeinschaft selbst kann ihre Anhänger also auch nur schätzen. Sie geht bundesweit von einer Zahl von bis zu 15.000 aus.

Sekten Bruno-Gröning-Freundeskreis Bruno Gröning (30.5.1906 bis 26.1.1959), ein ungelernter Arbeiter trat ab 1949 in Deutschland als Geistheiler auf und behauptete, von Gott gesandten „Heilstrom“ an Kranke weiterzuleiten. Gröning rief in seinen Vorträgen zur „Großen Umkehr“ auf. Sein Auftreten und die sich auf ihn berufenden Gruppen, die sich nach seinem Tod etablierten, werden als esoterisch eingestuft und als sektenähnlich beurteilt. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gaben etliche Personen an, durch Gröning geheilt worden zu sein. Nach einem Pressebericht über einen vermeintlichen Erfolg im März 1949 strömten tausende Heilungssuchende zu ihm nach Herford. Noch 1949 verbot die Stadtverwaltung von Herford Gröning seine Tätigkeit. Er wich daraufhin ins bayerische Gestüt Traberhof bei Rosenheim und später nach Mittenwald aus. Bis zu 30.000 Menschen täglich suchten ihn auf. Gröning lehnte es anfangs ausdrücklich ab, sich für seine Tätigkeit bezahlen zu lassen, erhielt aber trotzdem erhebliche Spendengelder. Ab 1950 musste jedoch für Grönings Anwesenheit bezahlt werden. Der Verbleib des Geldes ist unbekannt. Gröning und seine damaligen Geschäftspartner beschuldigten später gegenseitig eines ausschweifenden Lebensstils. Durch seine Tätigkeit geriet Gröning mehrfach mit dem Heilpraktikergesetz in Konflikt, da er keine entsprechende Zulassung hatte. Gröning beantragte daraufhin die Zulassung als Heilpraktiker, was am 12. August 1953 „wegen fehlender Eignung“ abgelehnt wurde. Gröning verlegte sich danach auf „Vortragsreisen“. und behauptete, seine Vorträge seien keine „Behandlung“ im Sinne des Heilpraktikergesetzes. Die Justiz sah dies anders. Ihm wurde zudem die fahrlässige Tötung eines 17-jährigen lungenkranken Mädchens im Jahr 1949 zur Last gelegt. Das Landgericht München verurteilte ihn wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz und wegen fahrlässiger Tötung zu einer Gesamtstrafe von acht Monaten auf Bewährung sowie 5000 DM Geldstrafe. Über die von Gröning eingelegte Revision wurde wegen seines Todes nicht mehr entschieden. Der Bruno-Gröning-Freundeskreis (offiziell "Kreis für geistige Lebenshilfe e.V") ist eine Gemeinschaft von Anhängern von Bruno Gröning. Der Freundeskreis will das geistige Wirken Bruno Grönings fortsetzen und dessen Ideen verbreiten. Dazu führt er Informationsveranstaltungen und regelmäßige regionale und überregionale Treffen durch. Er wurde 1979 von Grete Häusler gegründet, die nach eigenen Angaben 1950 bei einem Besuch eines Vortrags von Bruno Gröning drei Spontanheilungen erfuhr. Sie stand bis zu ihrem Tod 2007 an der Spitze des Vereins, seit dem wird er von ihrem Sohn Dieter Häusler geleitet. Eng mit dem Verein verbundenen ist die Grete Häusler GmbH, die einen Verlag für Printmedien und Film betreibt. Der Bruno Gröning-Freundeskreis gab 2007 an, 60.000 Mitglieder in 2.000 Kreisen in etwa 80 Ländern zu haben Die katholische Kirche schätzte im Jahr 2000 eine Anzahl von rund 30.000 Interessierten in 550 Gemeinschaften („Kreisen“) und gab 2009 an, dass diese Zahl weiter zunimmt Aktuellere Zahlen sind nicht bekannt. In vielen Orten nicht nur im deutschsprachigen Raum treffen sich inzwischen Gruppen des Bruno Gröning-Freundeskreises zu regelmäßigen "Gemeinschaftstreffen". Ihre Zahl nimmt, von der Öffenlichkeit weitgehend unbeachtet, immer weiter zu. Im Bereich des Bistums Trier sind vor allem die Bereiche Merzig, Saarlouis, Schwalbach, Völklingen und Saarbrücken Schwerpunkte der Aktivitäten des Bruno Gröning-Freundeskreises, ebenso der Bereich Trier: Dort hat der Verein ein eigenes Zentrum. Erklärung Wirkungsweise Ob Bruno Gröning selbst eine systematische Lehre entwickelt hat, ist fraglich. Erst der Schwiegersohn Grete Häuslers, Thomas Busse, hat Aussagen Grönings geordnet und so eine Systematik erstellt. Bruno Gröning selbst verkündete eine einfache Botschaft. Er sah in Gott den Arzt, der die Menschen mit seinem Heilstrom heilen kann. "Es gibt kein Unheilbar, Gott ist der größte Arzt." Krankheiten sind für ihn Zeichen, dass der Kranke nicht nach der göttlichen Ordnung, sondern von Gott getrennt lebt. Gott will keine Krankheit, deshalb ist sie ein Werk Satans. Um Krankheiten zu vermeiden, muss man den Kontakt mit satanischen Menschen meiden und ein gottgewolltes Leben führen. Die Krankheit der Menschen bestehe auch darin, sich Sorgen machen. Heilung geschieht dann, wenn der Mensch keine Gedanken an seine Krankheit verschwendet, wenn er seine Krankheit und seine Sorgen an Bruno Gröning abgibt: Zu seinen Lebzeiten leitete Bruno Gröning den Heilstrom in Stanniolkugeln, die als Antennen zur Weitergabe dienen sollten. Diese enthielten meist Haare, Blutstropfen oder Fußnägel von Gröning. Heute werden zum selben Zweck „Geweihte“ Gegenstände wie Stanniolkugeln, Steine oder Krücken, sowie Fotos von Gröning genommen. .

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Amtskirchliche Stellungnahmen Der Bruno Gröning-Freundeskreis sieht sich selbst nicht als Kirche an und fordert seine Mitglieder auf: „Jeder soll in seiner Kirche bleiben“. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche stehen dem Freundeskreis ablehnend gegenüber und bezeichnen den Bruno-Gröning-Freundeskreis als esoterische und außerordentlich bedenklich. Wiederholt wird von den Sektenbeauftragten der Kirchen vor Verstanstaltung des Bruno-Gröning-Freundeskreises gewarnt. Kritisiert wird, dass die Frage nach Heil und Erlösung auf Gesundheit und Krankheit reduziert werde. Bruno Gröning wird praktisch als Messias verherrlicht, er habe die Funktion des Mittlers zu Gott übernommen der damit an die Stelle Jesu Christi trete. Der Freundeskreis vertrete kein christliches, sondern ein okkult-magisches Weltbild. Der Freundeskreis vermittele den Eindruck, jede Krankheit heilen zu können Bleibe die Heilung aus wird dies dem Kranken selbst oder seinem Umfeld angelastet. Das "führe in der Regel zu hohem psychischen Druck bei den Kranken und zur tiefgreifenden Störung der Beziehungen in ihrem Umfeld. Den Leuten würde zudem nahe gelegt, ffamiliäre Bindungen, Ehen und Freundschaften aufzugeben. Dies führe evtl. zu einer Isolation und einer festeren Bindung an den Bruno-Gröning-Freundeskreis. Der einzige soziale Kontakt bleibt oft die Gemeinschaft. Wissenschaftlicher Nachweis Nach Angaben des Freundeskreises haben sich "einige Tausend Ärzte und andere Heilberufler" zur Medizinisch-wissenschaftlichen Fachgruppe (MWF) zusammengefunden, um die postulierten Heilerfolge zu überprüfen. :Hierbei soll, ähnlich einer klinischen Anamnese durch bestimmte Fragen der Zustand des Geheilten vor und nach der Heilung detailliert erfasst werden. Dieser Bericht werde einem Arzt der MWF zur inhaltlichen Prüfung vorgelegt. Es erfolgt dann noch eine nichtärztliche und ärztliche Endkontrolle. So konnte lt. Aussage des Freundeskreis ein internationales Netzwerk zur Erfassung der Heilungen aufgebaut werden. Ich persönlich glaube, dass es durchaus zu Heilungen von Menschen gekommen ist. Die Ursachen hierfür können jedoch vielfältig sein (z.b. Okkultismus, Placebo). Die medizinische Fachwelt erkennt diese Berichte allerdings nicht an, da sie sich einer externen Prüfung entziehen und die in der Medizin diesbezüglich geltenden Regeln nicht angewandt werden. Mediziner kritisieren besonders, dass durch Versprechungen falsche Hoffnungen gemacht und Menschen dadurch von notwendigen Arztbesuchen abgehalten werden. So dürften Schmerzen auf keinen Fall vom Arzt behandelt, Medikamente nicht genommen werden.

Christian Science (Erste Kirche Christi, Wissenschaftler) Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler ist eine der wenigen christlichen Sondergemeinschaften, die von einer Frau, Mary Baker Eddy, gegründet wurden, und deren Glaubensgrundsätze sich im Wesentlichen auf ihre in ihrem 1875 veröffentlichten Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur heiligen Schrift“ beziehen. Die Glaubensgemeinschaft versteht sich als das Sprachrohr und die Verbreitungsplattform für die Lehre der „Christlichen Wissenschaft“ („Christian Science“). Grund für ihre Hinwendung zu Christian Science war ihre spontane Heilung von den schweren Folgen eines Unfalls, die sie auf eine Inspiration beim Lesen der in der Bibel dargestellten Heilung des Gelähmten (Matthäus 9) zurück Die Mutterkirche befindet sich in Boston. Daneben existieren viele Ortsgemeinden, die als Zweigkirchen bezeichnet werden, rechtlich selbstständig sind und demokratisch von den Mitgliedern der Ortsgemeinden organisiert werden Sie kennen auch unterschiedliche Bedingungen für die Aufnahme von Mitgliedern in den einzelnen Zweigkirchen. Die Kirche wird von einem jährlich vom Vorstand gewählten Präsidenten der Mutterkirche nach außen vertreten; faktisch liegt aber alle Macht beim fünfköpfigen Vorstand. . Die Kirche hat heute, anders als in der Frühzeit der Kirche, keine ordinierten Geistlichen. Die Bibel, zusammen mit dem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ bildet den Pastor der Christian-ScienceKirche. Die Gottesdienste am Sonntag bestehen aus Gesang, Gebet und Lesungen von Zitaten dieser beiden Bücher. Zweimal jährlich wird in den Zweigkirchen ein Sakramentsgottesdienst abgehalten, bei dem die Gemeinde kniend „die geistige Kommunion“ feiert. Eine Taufe mit Wasser oder Abendmahl mit Wein und Brot findet nicht statt. Mittwochabends versammelt sich die Gemeinde erneut. Hier gibt es nur kurze Lesungen aus beiden Büchern, weil Heilungszeugnisse im Mittelpunkt stehen.

54 Zur Gesamtzahl der Mitglieder liegt keine offizielle Eigenangabe vor, verschiedene Schätzungen gehen von 400.000 Mitgliedern in 50 Ländern aus, davon sind etwa 100.000 aktiv. 1896 kam die Christliche Wissenschaft nach Deutschland, zuerst nach Dresden und 1899 nach Berlin. In Deutschland gab es 2005 72 Zweigkirchen, Vereinigungen und Hochschulvereine mit etwa 2000 Mitgliedern. Neuere Zahlen liegen nicht vor, die Gemeinschaft selbst keine Statistiken veröffentlicht. In zahlreichen Bundesländern hat die Christian Science den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Christian Science ist wegen des nichttrinitarischen Glaubensbekenntnises nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen, da die Anerkennung der Trinität eine Aufnahmevoraussetzung des Rates ist. Der 1879 definierte Zweck der Christian-Science-Kirche besteht darin, „die Worte und Werke Jesu Christi in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen“ Mary Baker Eddy beschrieb die Überlegenheit der geistigen Kraft über die physische Kraft als die zentrale Tatsache der Bibel und ebenso als den Kernpunkt von Christian Science. Die Lehre von Christlicher Wissenschaft unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der der anderen christlichen Kirchen. In ihrem Lehrbuch hat Eddy sechs Glaubenssätze festgelegt, die von allen unterzeichnet werden müssen, die der Vereinigung beitreten wollen. Diese Glaubenssätze wenden sich gegen eine wörtlich-historische Auslegung der Bibel und gegen die Trinität. Durch die rein geistige Auslegung der Bibel definiert Christian Science definiert zudem Ausdrücke wie Sünde, Christus, Schöpfer, Erlösung, Menschenbild, oder Geist anders als die traditionellen christlichen Kirchen. Die religiös-philosophische Vernunft wird überschätzt, indem ein quasi-wissenschaftliches System aufgestellt wird und biblische Aussagen uminterpretiert werden. Die zentrale christliche Botschaft vom stellvertretenden Leiden und Sterben Jesu Christi wird von der Christlichen Wissenschaft abgelehnt und umgedeutet. In der Christlichen Wissenschaft wird die Materie und das Böse verleugnet und nur dem Geistigen Bedeutung beigemessen. Nach christlichem Verständnis ist die Schöpfung jedoch gut, verweist sie doch auf die Macht und Herrlichkeit des Schöpfers Das Böse und die Krankheiten zeugen nach biblischem Verständnis von der Gefallenheit der Welt und sind Realitäten, unter denen die Schöpfung zu leiden hat Nach biblischer Lehre hat der Mensch keinen Anspruch auf Heilung. Gesundheit ist ein Geschenk für begrenzte Zeit. Davon unabhängig ist eine lebendige und erfüllende Gottesbeziehung auch in Leid und Krankheit möglich. Eddy vertrat die Auffassung, alle Krankheiten seien mentalen Ursprungs. Weil der Mensch als Gottes Ebenbild und Gleichnis geistig vollkommen sei, könnten Sünde, Krankheit und Tod allein durch die Zuwendung zu dem göttlichen Ursprung überwunden und geheilt werden. Die von ihr gegründete „Erste Kirche“ habe die Aufgabe, das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wieder einzuführen. Da Christian Science die Heilung als ausschließlichen Vorgang im Bewusstsein sieht, lehnt sie prinzipiell ärztliche Unterstützung ab, ohne diese jedoch kategorisch auszuschließen. Mitglieder und Anhänger können sich jederzeit frei unter medizinische Behandlung begeben. Die Idee eines praktischen Christentums setzen manche Mitglieder dadurch um, dass sie sich als Heilpraktiker, Pfleger oder Lehrer weiterbilden. In Deutschland bieten laut dem aktuellen Verzeichnis im „Christian Science Herold“ vom September 2008 derzeit 60 in Deutschland Christian-Science-Praktiker ihre Dienste an. Die Behandlung besteht in einer systematisierten Form des Gebets (u.a. Bejahung und Zustimmung zu der geistigen Tatsachen des Seins und der Vollkommenheit des Gottes und des Menschen)

Christliche Gemeinschaft Hirt und Herde Die Christliche Gemeinschaft Hirt und Herde (HH) ist eine religiöse Gemeinschaft, die sich 1894 im Gebiet des heutigen Sachsen durch Hermann Hain gegründet wurde. Hain besaß kaum Bindungen zur lutherischen Kirche. Ein Freund führte ihn in einen spiritistischen Kreis ein, in dem Gebetsheilungen und Prophezeiungen gepflegt wurden. Im Rahmen dieser Tätigkeit erlebte Hain am 23. November 1894 seine Berufung. Die Anfangszeit liegt im mehr oder weniger im Dunkeln. Die Mitglieder kamen anfangs hauptsächlich aus der Arbeiterschaft. Nachdem die Gemeinschaft 1933 als kommunistisch-religiöse Sekte von den Nazis verboten wurde, nam sie 1945 ihre öffentliche Tätigkeit wieder auf. Gegenwärtig geht man davon aus, daß die Gruppe etwa 2000 Anhänger hat, die hauptsächlich in den zwölf "Bezirken" Auerbach/Vogtland, Chemnitz, Crottendorf/Erzgeb., Dresden, Gera, Jena, Leipzig, Meerane, Plauen/Vogtland, Rehau/Oberfranken, Zwickau und Horn/Niedersachsen leben. Die Bezirke stehen unter der Leitung von "Bezirksleitern", die einzelnen Herden unter der Leitung von "Lehrern", die Ortsgruppen werden von "Leitern" geleitet. Eine be-

55 sondere Ausbildung erhalten die Amtsträger von HH nicht, alle Tätigkeiten werden ehrenamtlich ausgeführt, alle Verbindlichkeiten kommen aus Spenden. Nach der Satzung der Gruppe war es HH untersagt, ein Konto bei einer Bank zu führen. Allerdings ist mir nicht bekannt, ob das noch heute gilt. Die Gemeinschaft hat es „sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen ohne Zeremonien (z.B. keine Taufe, kein Abendmahl) durch die lutherische Bibel auf den richtigen Weg zu Gott zu führen“ Dieser Weg soll im Leben der Gemeinschaft wie im Leben der einzelnen verwirklicht werden. Es gibt keine eingetragene Mitgliedschaft der Angehörigen der Gemeinschaft. Die Zugehörigkeit ergibt sich durch den regelmäßigen Besuch der örtlichen Bibelstunden. „Abgelehnt wird die Teilnahme an allen Vergnügungen und weltlichem Wesen wie Tanz, Kino, Theater, Mode, der Genuss von Tabak und auch übermäßiger Alkoholgenuss“. Geschlechtsverkehr soll nur innerhalb der Ehe geübt werden und auch da bloß zum Zwecke der Kinderzeugung“. Die Lehre der Christlichen Gemeinschaft Hirt und Herde bezieht sich auf die Bibel als heilige Schrift, jedoch geht man im Gegensatz zur christlichen Lehre von einer wiederholten Inkarnation Gottes im Laufe der Weltgeschichte aus. Als bisherigen Inkarnationen werden Adam, Melchisedeck, Mose, Elia, Jesus Christus und letztlich August Hain angegeben. Da nun durch Hain die letzte Inkarnation erfolgt sei, sei Gottes Werk vollendet, es folge der göttliche Ruhetag an dem die Welt an ihr Ziel komme und eine „Herde unter einem Hirten“ sein werde. Die Inkarnationen werden als „Fleischwerden Gottes“ verstanden, wobei der jeweilige Körper nur als Wohnung und Werkzeug der eigenen Seele dient. Dieses Verständnis wird auf alle Menschen übertragen. Daher findet für Verstorbene keine Trauerfeier oder Beerdigung statt. Die Leiche wird dem Bestatter übergeben.

Die Christengemeinschaft Die Christengemeinschaft, Bewegung für religiöse Erneuerung, ist eine der Anthroposophie nahestehende religiöse Bewegung und wurde 1922 in der Schweiz) von einer Gruppe von 45 Theologen, Pfarrern und Studierenden überwiegend evangelischer Herkunft unter der Leitung von Friedrich Rittelmeyer gegründet. Die Christengemeinschaft ist in 32 Ländern vertreten und hat weltweit etwa 35.000 Mitglieder. In Deutschland gibt es etwa 140 Gemeinden mit etwa 10.000 Mitgliedern, sowie 50.000 Freunde. Zu bedenken ist, dass für die Christengemeinschaft die getauften Kinder nicht als Mitglieder zählen, sondern nur Erwachsene, die in jedem Fall selbständig beitreten müssen. Seit 1933 besteht in Stuttgart ein Priesterseminar, seit 2001 eines in Hamburg. In Deutschland sind die Gemeinden regional zu Körperschaften des öffentlichen Rechts zusammengeschlossen. Auf das Recht der Einziehung von Kirchensteuern verzichtet die Christengemeinschaft jedoch ausdrücklich. Sie wird finanziell durch freiwillige Beiträge und Spenden ihrer Mitglieder und Freunde getragen. Alle rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen werden von verantwortlichen Gemeindemitgliedern und Priestern gemeinsam behandelt. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Gemeinden und Regionen wird von sogenannten Koordinatoren betreut. Die einzelnen Gemeinden werden in verschiedenen Regionen zusammengefasst, denen jeweils ein Lenker zugeordnet ist. An ihrer Spitze stehen zwei Oberlenker und der Erzoberlenker, die für das Ganze der Christengemeinschaft verantwortlich sind. Sie bilden zusammen mit vier Lenkern das eigentliche Leitungsgremium: den sogenannten Siebenerkreis mit Sitz in Berlin. Eine offizielle, verbindliche Lehre gibt es nicht: Es gibt weder eine „Lehrgewalt“, noch haben die Träger der Lenkerämter eine „Weisungsbefugnis“ gegenüber den (mit der gleichen „Weihevollmacht“ versehenen) Pfarrern, sondern jeder Priester besitzt Lehrfreiheit und gilt als voller Repräsentant der Christengemeinschaft. Die Christengemeinschaft stützt sich in ihrem Verständnis des Christentums einerseits auf die gesamte christliche Überlieferung, andererseits wesentlich auf die Anthroposophie. Ihre liturgischen Texte mit dem neugefassten Credo stammen im Wortlaut von Rudolf Steiner und werden als unantastbar betrachtet. Die zentrale Feier der Christengemeinschaft ist die Menschenweihehandlung, die rein formal gesehen in ihrer Liturgie mit den Hauptteilen „Evangeliumlesung – Opferung – Wandlung – Kommunion“ Ähnlichkeiten zur katholischen Messe aufweist. An der Menschenweihehandlung kann jeder interessierte Erwachsene ohne weitere Voraussetzung teilnehmen. Nach Auffassung der Christengemeinschaft werden in den Sakramenten den Gläubigen die verwandelnden Christus-Kräfte verliehen. Das Sakrament der Taufe wird in der Christengemeinschaft mit den Substanzen Wasser, Salz und Asche vollzogen. Die trinitarische Taufformel im traditionellen Wortlaut („im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“) wird nicht angewendet. Diese Taufe wird von fast allen anderen christlichen Kirchen nicht anerkannt. Die Christengemeinschaft erkennt hingegen die Taufen der anderen Kirchen an Im Unterschied zur traditionellen christlichen Auffassung hat die Taufe nichts mit Sündenvergebung zu tun, da man die Auseinandersetzung mit Sünde und Erlösung dem Leben der Erwachsenen zuordnet. Die weiteren Sakramente der Christengemeinschaft sind: Konfirmation, Beichte, Trauung, Priesterweihe und Srerbeölung.

56 Die Christengemeinschaft versteht sich als ein Teil der einen Kirche Jesu Christi, der „alle angehören, die die heilbringende Macht des Christus empfinden“. Andere christliche Gemeinschaften werden genauso als Teile dieser einen Kirche anerkannt. Andererseits gibt es aus Sicht anderer christlicher Kirchen theologische Vorbehalte, aufgrund derer die Christengemeinschaft bis heute weder Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen noch in der ACK in Deutschland. Sie hat sich bemüht, in die ACK aufgenommen zu werden, wurde aber nach eigenen Angaben gebeten, diesen Antrag offiziell noch nicht zu stellen, weil dafür derzeit das einstimmige „Ja“ aller Mitgliedskirchen nicht zu erwarten sei. Die katholische und die evangelische Kirche machen gegenüber der Christengemeinschaft geltend, sie gründe nicht in der biblisch-christlichen Tradition, sondern im gnostisch-esoterischen Weltbild der Anthroposophie und stehe so den antiken Mysterienreligionen näher als dem Christentum. An die Stelle des in Jesus Mensch gewordenen Gottes trete eine unhistorische ewige Christus-Wesenheit. Christus habe sich, im Unterschied zur christlichen Tradition für drei Jahre in Jesus von Nazareth inkarniert, und in ihm den irdischen Tod erlebt. Die Wiederkunft Christi geschehe stufenweise, als ätherischer, astraler und kosmischer Christus. An die Stelle der Gnade Gottes, die den Schuldigen annimmt und ihm die Schuld abnimmt, trete die Notwendigkeit, aus eigener Kraft das negative Karma abzuarbeiten. An die Stelle der verheißenen Auferstehung trete Reinkarnation, eine Folge vieler Erdenleben. Neben die Bibel trete als Quelle der Christus-Erkenntnis das „Fünfte Evangelium“ aus der „Alaska Chronik“

Fiat Lux Fiat Lux ist eine religiöse Bewegung, die von deren Anhängern als Neuoffenbarungsbewegung eingestuft wird. Gegründet wurde sie 1980 von Erika Bertschinger-Eicke, genannt „Uriella“. Seit 1971 behauptet sie, mehrere Offenbarungen und Visionen gehabt zu haben und nach einem schweren Reitunfall 1973 „hellsichtig“ zu sein. Am Weihnachtstag 1975 soll sie eine erste Offenbarung empfangen haben, und versteht sich seitdem als „Sprachrohr Gottes“. Von 1984 an unterstützte ihr späterer Ehemann Kurt Warter, ein ehemaliger katholischer Priester, der sich Uriello nannte, ihre Aktivitäten und vereinheitlichte die Offenbarung. Er starb 1988 bei einem Autounfall. Mittlerweile wurde Fiat Lux faktisch von Uriellas viertem Ehemann Eberhard Bertschinger-Eicke, genannt "Icordo", übernommen. Uriella hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die Mitgliederzahl wurde Anfang 2007 auf etwa 300 geschätzt. Das „Heiligtum“, der Ausgangs- und Zentralpunkt der Bewegung, befindet sich in Ibach im Schwarzwald.. Die Lehre verwendet teilweise christliche Ausdrücke, enthält aber nur wenige christliche Elemente in einer Mischung von jüdisch-apokalyptischen, gnostischen, östlich-religiösen, astrologischen spiritistischen und ufologischen Elementen. Fiat Lux lehrt Reinkarnation, so sei zum Beispiel Uriella früher Maria Magdalena gewesen.1991 verkündete Uriella, das Ende der Welt sei nahe, aber die Anhänger von Fiat Lux würden von Außeririschen in Raumschiffen gerettet werden, um einige Wochen später auf einer „gereinigten“ Erde mit dem Namen „Amora“ abgesetzt zu werden.

Gemeinschaft in Christo Jesu (Lorenzianer) Die Gemeinschaft in Christo Jesu (ugs. Lorenzianer) ist eine christlich-chiliastische Glaubensgemeinschaft, die 1922 als religiöser Verein innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens durch Hermann Lorenz gegründet wurde. Hermann Lorenz wird in einer Reihe mit den biblischen Propheten gesehen, an deren Spitze er steht. Auf Grund der ökumenischen Bemühungen der Evangelischen Kirche, vor allem der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, sind inzwischen die meisten Mitglieder aus der Landeskirche ausgetreten, da im Papsttum nach wie vor ein Werkzeug Satans gesehen wird. Mitglieder der Lorenzianer können aber auch weiterhin zur Landeskirche gehören. Für Personen, die nur den Lorenziander angehören gibt es in der Lutherischen Landeskirche jedoch Beschränkungen (keine Patenschaft bei Taufe, keine Abendmahlsgemeinschaft, keine Zurverfügungstellung kirchlicher Räume). Die Gemeinschaft in Christo Jesu ist als eingetragener Verein organisiert und hat in neun Bezirken mit rund 60 Gemeinden etwa 3500 Mitglieder, vorwiegend in Sachsen. Die Grundlage ihres Glaubens bilden ein konsequent apokalyptischer Biblizismus und die prophetischen Offenbarungen von Hermann Lorenz. Inhalt und Ziel der Lehre Lorenz’ wurden im 1927 vom Vorstand der Gemeinschaft herausgegebenen „Licht in’s Dunkel“ formuliert: „die Fortsetzung des auf Golgatha abgebrochenen Erlösungs-Werkes, die Aufrechterhaltung der reinen, wahren Jesuslehre, die Erreichung der Leibeserlösung und der vollkommenen Gottesnatur. Lorenz und seine Anhänger waren überzeugt in der Endzeit zu leben und zu den „144.000 Auserwählten“ zu gehören. Nach einem göttlichen Zeichen sammeln sich alle Auserwählten an besonderen Bergungsstätten, die in verschiedenen Orten in den Häusern von Lorenzianern eingerichtet wurden. Das nötige Handgepäck dafür liegt in jedem Haushalt jederzeit griffbereit. Es folgt eine Entrückung durch Gott in ein abgelegenes Gebiet der Erde, etwa der Nordpol oder die Sahara, an dem die Gemeinde dreieinhalb Jahre von Gott ernährt wird. Nach der „Fesselung Satans“ am Ende einer weiteren dreieinhalbjährigen Periode beginnt das Tausendjährige Friedensreich auf Erden.

57 Um sich dieser Gnade würdig zu erweisen, müssen die Anhänger der Gemeinschaft einen „geheiligten Lebenswandel“ führen. Dazu zählen die Hochschätzung der Ehelosigkeit und der Verzicht auf weltliche Vergnügen, Lustbarkeiten und Modeerscheinungen (z. B. Fernsehen). Die Gottesdienste werden von "Wächtern" in Versammlungsräumen durchgeführt, die als "Bethanien" bezeichnet werden. Nicht-Mitgliedern ist der Zutritt verwehrt, da sie, so glauben die „Lorenzianer“ inzwischen, entweihen das Zentralheiligtum. Nahezu unverändert geblieben sind die dreistündigen Gottesdienste am Sonntag. Männer und Frauen sitzen getrennt, die einen in dunklen Anzügen, die anderen mit schwarzen Strümpfen, langen Röcken, die Haare zum Dutt. Dieses Aussehen bevorzugen die meisten Frauen auch außerhalb des Gottesdienstes. Viele Lorenzianer schotten sich von ihrer Umweltab. Gegenüber staatlichen und kirchlichen Organisationen sowie öffentlichen Veranstaltungen wird eine weitgehende Distanz gewahrt. An Klassenfahrten nehmen „Lorenzianer“Kinder nur im Ausnahmefall teil, Fernsehen und Radio sind verpönt. Die Gemeinschaft hat die Abendmahlsgemeinschaft mit der sächsischen Kirche aufgegeben. Und wird daher als Sekte angesehen. Seitens der Kirchenleitung der Evang.-Luth. Landeskirche Sachsens wurde 1989 festgestellt, dass diese Gemeinschaft einen Weg verfolgt, der sie von der Landeskirche trennt. Die Lorenzianer haben den theologischen Stand des 19. Jahrhunderts“, hält der Sektenbeauftragte Harald Lamprecht.

Johannische Kirche Die Johannische Kirche ("Evangelische-Johannische Kirche nach der Offenbarung St. Johannis") ist eine am 15. April 1926 in Berlin von dem Religions- und Kirchenreformer Joseph Weißenberg (1855–1941) gegründete Religionsgemeinschaft. Obschon sich diese Vereinigung als überkonfessionelle Bewegung verstand, wirkten die Anhänger der Gemeinschaft besonders in der Evangelischen Kirche. Er und seine Anhänger versuchten zunächst eine Reform innerhalb der Landeskirche zu erreichen, letztlich ohne Erfolg. Weißenberg erklärte daher seinen Austritt aus der Landeskirche und gründete die Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St. Johannis. Sie versteht sich als christliche Kirche. Ihre Glaubensgrundlage sind die Luther-Bibel, die Lehren Weißenbergs sowie auch eine, nach Weißenbergs Verständnis geformte, eigene theologische Auslegung christlicher Traditionen und Glaubenssätze. In Berlin und Brandenburg hat sie den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. .Sie hat heute in Deutschland um die 3000 Mitglieder in rund 30 Gemeinden.

Glaubenslehre Die Glaubenslehre ist von starker Nähe zum Jenseits mit seiner geistigen Welt gekennzeichnet. In so genannten Geistfreundreden wenden sich Engel des Lichts durch Medien an die Gemeinde. Daraus und aus der Lehre Joseph Weißenbergs ist ein Drittes Testament im Entstehen begriffen, das als Ergänzung und Fortführung des Alten und Neuen Testaments verstanden wird. Geistfreundreden finden immer in Anwesenheit des Oberhauptes statt. Auf ihrer Webseite erklärt die Gemeinschaft: „Der johannische Weg zu Gott über drei Erkenntnisstufen und drei Testamente nämlich über Mose (Zehn Gebote), Jesus Christus (Gebot der Nächstenliebe) und Joseph Weißenberg (Gesetz des Geistes), da sich Gott durch Mose, Jesus Christus und Joseph Weißenberg offenbart hat“.“ Joseph Weißenberg ist nach unserem Glauben der von Jesus verheißene Tröster und Geist der Wahrheit“ Damit wird Weißenberg als Inkarnation des Heiligen Geistes verstanden. Joseph Weißenbergs Glaubenslehre umfasst eine Form der Reinkarnationslehre. Seelen können schon mehrere Male als Menschen auf dieser Erde gelebt haben, um im Sinne Gottes zu reifen. Auf ihrer Webseite erklärt die Gemeinschaft: Wir glauben, dass ein Großteil aller Seelen, vor der Erschaffung der Erde, durch ihren Hochmut zusammen mit Luzifer von Gott abgefallen ist; alle Seelen durch Gottes Gnade die Chance bekommen, über mehrere Inkarnationen hinweg vom Hochmut, Egoismus, Neid usw. zu lassen und wieder zurück in die Nächstenliebe, die Gottesnähe zu finden. Die Johannische Kirche spendet vier Sakramente: Taufe, Abendmahl, Sakrament der geistigen Heilung und das Sakrament des Sterbens.Die Johannische Kirche spendet ihre Sakramente jedem, der bekennen kann, dass Gott Liebe ist. Joseph Weißenberg verordnete das tägliche Gebet und regelmäßigen Gottesdienstbesuch, um Kraft und Ausrichtung für den Alltag zu erhalten. „Zwei Lebensstützen breche nie, Gebet und Arbeit heißen sie. Bete so, dass es Gott gefällt,

58 und arbeite so, dass du deinem Nächsten nutzen kannst.“ Er brachte das urchristliche Heilen durch Handauflegen wieder. Es wird in der Johannischen Kirche regelmäßig als Sakrament der geistigen Heilung gespendet.

Struktur Die Johannische Kirche wird von einem Oberhaupt geleitet, das nach Auffassung der Gemeinschaft „ein von Gott geführter Prophetengeist“ ist. Die Johannische Kirche ist anderen Kirchen ähnlich in Regionalbezirke geteilt, in Kirchenbezirke und Gemeinden. Den Spitzen der Kirchenbezirke stehen Bezirksleiter vor, den Gemeinden Gemeindeleiter. Den Gemeindeleitern obliegt die Leitung der Gottesdienste, Seelsorge und Koordination aller Aktivitäten einer Gemeinde. Ihnen zur Seite stehen Prediger (Verkündigung, Seelsorge und Spenden der Sakramente) Lehrer (Religions- und Konfirmandenunterricht), sowie Missionshelfer (Sakrament der geistigen Heilung und Seelsorge). Die Tätigkeiten werden zum überwiegenden Teil ehrenamtlich geleistet. Eine vorbereitende Ausbildung im klassischen Sinne gibt es nicht. „Wir glauben, dass Gott seine Werkzeuge durch ihr Leben schult“

Ökumene Die Gemeinschaft vertritt die Auffassung: „Es gibt keinen allein selig machenden Weg zu Gott; es gibt nur eine allein selig machende Liebe. Die unterschiedlichen Religionen und Konfessionen sind verschiedene Wege Gottes, die Menschen zu führen“ Weißenberg forderte seine Anhänger auf: „Johannische Christenheit, erkenne dein Ziel in der Überbrückung der Konfessionen durch die Liebe.“ Die Gemeinschaft ist daher der Ökumene sehr aufgeschlossen. Sie ist Gründungsmitglied der Berliner „Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgesellschaften“

Der soziale Auftrag der Johannischen Kirche Religiöses und soziales Wirken waren für Joseph Weißenberg eine untrennbare Einheit. 1946 entstand ein soziales Hilfswerk. 1976 erhielt Frieda Müller (Oberhaupt) für ihr soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Marienkinder Die Marienkinder, auch Kreuzträger der Jungfrau Maria sind eine religiöse Bewegung, die 1983 in Mindelheim (Unterallgäu) von Josef Zanker und dem katholischen Priester Johannes Maria Bauer gegründet wurde. Sie bezeichnet sich als „römisch-katholisch“ lehnt aber die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Der damalige Bischof der Diözese Augsburg, Josef Stimpfle, exkommunizierte Zanker und Bauer 1985 „wegen Schismas““. Josef Zanker wurde vom Bistum als „gefährlicher Psychopath“ eingestuft. Dies bewahrheitete sich. Mitte der 1980er Jahre kamen Missstände bei den Marienkindern Licht: Es wurde von körperlicher Gewalt, Psychoterror und sexuellem Missbrauch durch Zanker berichtet. Vor Gericht sagte er aus, Kinder und Jugendliche „vermöbelt“ zu haben, weil „sie es brauchten“. 1987 wurde Zanker wegen Körperverletzung und Nötigung in 21 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, woraufhin sich die Marienkinder aus der Öffentlichkeit zurückzogen. 1993 eskalierten Zankers Gewalttätigkeiten erneut. Er brachte den Mitbegründer, Pfarrer Bauer, beinahe um. Darauf spalteten sich die Marienkinder im Juli 1994. Zanker ging nach Bad Wörishofen, wo sich heute die Unternehmen der Marienkinder befinden. Im August 1994 versöhnte sich Pfarrer Bauer mit der katholischen Kirche. Die Exkommunikation wurde, unter Bedingungen, aufgehoben. Im März 1999 verstarb er. Gegen Zanker wurde 1996 erneut wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung zu drei Jahren Haft verurteilt. Anfang 2001 verstarb Zanker. Heute ist der Mittelpunkt der Gruppierung im Raum Bad Wörrishofen. Seit Anfang 2008 werden die Marienkinder im Auftrag des damaligen Augsburger Bischofs, Walter Mixa, durch Priester der Piusbruderschaft betreut.

Die marianische Grundstruktur Maria steht im Mittelpunkt der Lehre der Marienkinder. Es ist Maria, die Blutwunder wirkt eine Sünde gegen den Geist zugleich Sünde gegen die Gottesmutter und die Schafe von Joh 10 werden zugleich Jesus und (ohne Anhaltspunkt in der Schrift) Maria zugehörig beschrieben Die Marienkindschaft wird zur notwendigen Bedingung für die Gotteskindschaft erhoben. Alles „für Maria, durch Maria, mit Maria, in Maria“ so lautet die Parole. Sie wird als „Mit-

59 erlöserin“ und „Vermittlerin aller Gnaden“ bezeichnet, die an den Heilstaten Jesu grundlegend beteiligt ist. Zuwendung zu Maria wird zum heilsnotwendigen Kriterium. Man kann von ‚Sola Maria’ sprechen, denn es heißt: „Die heilige Jungfrau Maria ist allein die Vermittlerin und Ausspenderin der göttlichen Gnaden.“. Das sakramentale Rettungsgeschehen ist allein auf Maria zentriert; Jesus und Gottvater fehlen. Darüber hinaus und vor allem hat Maria eine endzeitliche Rolle in einer Art „Marienapokalyptik“. Marienkinder sind Gegner der Hand- und Stehkommunion, die sie als „ein satanisches Werk“ betrachten, ebenso verwerfen sie das Gesangbuch „Gotteslob“ Menschenrechte werden als „satanisch“ und die Demokratie als „Prinzip des Teufels“ bezeichnet, ein Gottesstaat als Ideal hingestellt. Durch das beten des Rosenkranzes können alle Probleme gelöst werden. Das feste Frömmigkeitssystem stellt eine Weltflucht dar, soziale und politische Fragen unserer Zeit, ja auch Fragen von Partnerschaft und Familie werden fast völlig ausgeblendet. Die Mitglieder der Marienkinder bewegen sich in einer Eigenwelt, ein Dialog mit der Welt findet nicht statt.

Mormonentum Dem Mormonentum werden alle christlichen Glaubensgemeinschaften zugerechnet, die sich neben der Bibel auf das Buch Mormon berufen. 1830 gründete Smith die erste mormonische Religionsgemeinschaft Church of Christ. Aus ihr ging die Gemeinschaft Christi hervor, die heute mit rund 250.000 Mitgliedern die zweitgrößte mormonische Kirche stellt. Die größte mormonische Kirche mit 15 Millionen Mitgliedern (davon 6,2 Millionen in den USA) ist die seit 1838 bestehende Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage. Sie ist zumeist gemeint, wenn von Mormonen die Rede ist. In Deutschland leben über 38.000 Angehörige der Kirche Jesu Christi HLT. Die Zahl der Mormonen wächst, was vor allem auf den Kinderreichtum der Mormonen zurückzuführen ist. Die Kirche ist einerseits hierarchisch aufgebaut. Oben steht die dreiköpfige „Erste Präsidentschaft“ mit dem Präsidenten an der Spitze, der die Ämter des „Obersten Priesters, Sehers, Propheten, und Offenbarers“ innehat. Er hat nach mormonischem Verständnis eine direkte, exklusive Verbindung zu Gott. Darunter stehen absteigend der „Rat der Zwölf“ (Apostel) und der „Rat der Siebzig“. Andererseits ist sie demokratisch, denn fast jeder männliche Mormone ist ein Priester, und alle wichtigen Gemeindeämter unterhalb der hohen Leitungsfunktionen werden ehrenamtlich und auf Zeit ausgeübt. Ein Berufsklerus ist den HLT fremd. Allerdings ist der einzelne Amtsträger in seiner Lehre strikt an die dogmatischen Vorgaben der Leitung in Salt Lake City gebunden. Vor allem aber sind sie überzeugt, der einzig wahren Kirche anzugehören. Mormonen haben kein Interesse an der christlichen Ökumene, da Lehrgespräche sinnlos sind, wenn man sich im Besitz der einzig wahren und vollkommenen Offenbarung weiß. Doch sind sie ihrem weltzugewandten gesellschaftlichen Engagement entsprechend gelegentlich in Interreligiösen Räten engagiert, auch wenn es für sie im Hinblick auf das Verständnis der Wahrheit dort nichts zu lernen gibt. Obgleich der öffentliche Kenntnisstand über sie noch immer gering ist – viele Menschen assoziieren bis heute zuerst „Polygamie“ –, hat ihre soziale Stigmatisierung in den letzten Jahren stark abgenommen, was auch auf die religiöse Pluralisierung der Gesellschaft zurückzuführen sein dürfte. Da sich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ als „die einzige wahre christliche Kirche auf Erden“ sieht, besteht kein Interesse an einem ökumenischen Dialog. Die Mormonen tolerieren und respektieren jedoch andere Glaubensgemeinschaften. In ihrem Hauptverbreitungsgebiet, dem US-Staat Utah, können andere Konfessionen und religiöse Gemeinschaften ohne Nöte für Ihre Belange werben.

Mormonische Offenbarungsschriften Das Buch Mormon beschreibt im Rahmen einer Ergänzung und Fortsetzung der Bibel die erste Besiedlung Amerikas (unmittelbar nach dem Turmbau von Babel) und die zweite Welle der Einwanderung sei nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar. Die Auswanderer gehörten zu den verlorenen Stämmen Israels und hätten sich laut dem Buch Mormon in die Nephiten, die die Gebote Gottes hielten, und die vom Glauben abgefallenen Lamaniten aufgeteilt. Die gottesfürchtigen Nephiten seien von Jesus Christus unmittelbar nach seiner Auferstehung besucht worden, wobei er ihnen einen Kern des Evangeliums vermittelt habe. Im 5. Jahrhundert n. Chr. sei es dann zum Kampf zwischen den Gruppen gekommen, wobei die Nephiten völlig vernichtet worden seien. Der letzte überlebende Nephit sei der Prophet Moroni gewesen, der die Geschichte auf Goldplatten in einer nur von ihm lesbaren Schrift aufgezeichnet hätte. 1823 soll Moroni Joseph Smith jr. als Engel erschienen sein und Smith Hinweise übergeben haben, wo diese Platten zu finden seien. Smith soll diese Platten 1827 in den Hügeln von Cumorah gefunden und mit Hilfe

60 der Sehersteine Urim und Thummin ins Englische übersetzt haben, bevor er sie an Moroni habe zurückgeben müssen. Dieser Text bildet das eigentliche Buch Mormon. Im Laufe seines Lebens fasste Smith zudem 133 Offenbarungen in seinem mehrfach ergänzten und überarbeiteten Werke „Lehre und Bündnisse“ und „Die Köstliche Perle“ zusammen. Darunter sind Anordnungen über die Kirchenorganisation und Lebensweisen, Regelungen zur Mehrfachehe und die Taufe Verstorbener. Demgegenüber stehen die großen christlichen Kirchen auf dem Standpunkt, dass nach der Kanonisierung des Neuen Testaments die christlichen Glaubensgrundsätze abgeschlossen seien und Neuoffenbarungen nicht möglich seien.

Glaubensunterschiede im Bezug zum Christentum Die strittige Frage, ob Mormonen Christen oder eine synkretistische Neuoffenbarungsreligion seien, wird man je nach Blickrichtung unterschiedlich beantworten. Keine der ökumenisch verbundenen Kirchen der Welt betrachtet die Mormonen als Christen. Aus Sicht der ökumenisch verbundenen christlichen Kirchen handelt es sich bei den Mormonen jedoch nicht um eine christliche Konfession, sondern um eine eigenständige neue Religion, die viele der grundlegenden gemeinsamen Überzeugungen der christlichen Kirchen nicht teilt Für die Mitglieder jedoch ist die Verneinung des eigenen Christseins durch andere schwer nachvollziehbar, da Frömmigkeits- und Predigtpraxis ähnlich christusbezogen sind wie in den ökumenischen Kirchen. Das Gottesbild fast aller mormonischen Glaubensrichtungen ist antitrinitarisch Gott, Jesus Christus und der Heilige Geist stehen hier als verschiedene Personen nebeneinander. Die Gläubigen nehmen eine Möglichkeit an, selbst über die Erlösung hinaus zu göttlicher Würde aufzusteigen, so wie „Gott einst ein Mensch“ gewesen sei. Kritiker werfen ihnen daher Polytheismus vor: Demnach war auch Gott selbst einmal ein Mensch, der durch Lernen, Prüfung und Wachstum zu einem Gott herangereift ist. Menschen sind vor ihrer Geburt als Geistwesen bei Gott. Die vorübergehende Existenzform auf Erden dient der Bewährung unter den Bedingungen von Leiblichkeit und Willensfreiheit, bei der man durch Gesetzesgehorsam Fortschritte machen kann. Diese Entwicklung des Einzelnen ist Teil des Gesetzes des ewigen Fortschritts, den die ganze Schöpfung und auch Gott selbst durchlaufen. Dieser Fortschritt des Menschen geht nach dem Tod weiter. Im Endgericht entscheidet der Entwicklungsstand darüber, in welche von drei Stufen der Herrlichkeit man eingehen wird. Theoretisch kann der Mensch diese Fortschrittsentwicklung sogar fortsetzen, bis er selbst zum Gott wird. Abweichend hiervon lehrt die zweitgrößte mormonische Kirche, die Gemeinschaft Christi, ein trinitarisches Gottesbild. Sie hat auch das Bekenntnis von Nicäa anerkannt und verwendet das Kreuz als Symbol in ihrer Kirche, während die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Kreuz ablehnt. Die Mormonen vollziehen die Taufe bei Kindern ab acht Jahren. In der Totentaufe können Mormonen stellvertretend sakrale Handlungen für bestimmte Verstorbene an sich vollziehen lassen. Auf diese Weise sollen auch die Menschen gerettet werden, die zu ihren Lebzeiten keine Möglichkeit hatten, mit der „wahren Kirche der Heiligen der letzten Tage" in Kontakt zu kommen. Auch die mit enormem Aufwand betriebene Ahnenforschung dient dazu, die Lebensdaten von Verstorbenen zu Missionszwecken ausfindig zu machen. Diese Verstorbenen werden nachträglich stellvertretend mormonisch getauft und in die HLT eingegliedert. Selbst dann, wenn sie zu ihren Lebzeiten anderen Religionen angehörten

Tempelreligion Neben den wöchentlichen Gottesdiensten in den Gemeindehäusern finden bestimmte auf das Jenseits Rituale in einem der weltweit 144 öffentlich nicht zugänglichen Tempel statt (in Deutschland: Freiberg/Sachsen und Friedrichsdorf/Hessen). Die geheimen Tempelrituale bilden eine Mischung aus altjüdischem Tempelkult, Esoterik, sowie magischen und freimaurerischen Elementen. Durch häufige Teilnahme an diesen Ritualen erfüllt der Mormone das "Werk". So steigt er zur „himmlischen Herrlichkeit" auf und kann schließlich den Status eines „Gottes" erreichen.

Lebensweise Für Mormonen gibt es strenge Verhaltensregeln: Aus Glaubensgründen verzichten sie auf Alkohol, Kaffee, Tee und Zigaretten an. Die Mormonen legen großen Wert auf ein intensives Familienleben. Berufstätige Frauen sind bei den

61 Mormonen selten. Die wichtigste Aufgabe einer Frau ist es, sich ausschließlich um die Familie zu kümmern. Wöchentliche Familienabende montags, der sonntägliche Gottesdienst sowie zahlreiche weitere Versammlungen sind fester Bestandteil des Alltags der Mormonen Ein strenger Verhaltenskodex verbietet außerehelichen Sex. Bis zum Jahr 1890 war es Mormonen erlaubt, bis zu zehn Frauen zu heiraten. Seit dem ist in der HLT die Polygamie verboten. Homosexuelle könnten Mitglieder der Kirche sein, solange sie sich an deren Grundsätze hielten. "Über ein bestimmtes Verhalten zu urteilen steht uns nicht zu, sondern nur Gott", sagt sie. Es gibt zwar homosexuelle Mormonen, doch sie sollen ihre Sexualität nicht offen ausleben. Die meisten Mormonen engagieren sich ehrenamtlich für ihre Kirche, die nur relativ wenige hauptamtliche Mitarbeiter hat. Sie putzen ihr Gemeindehaus, planen den Gottesdienst und helfen Missionaren. Mormone ist man ganz oder gar nicht.

Missionstätigkeit Mormonen praktizieren eine intensive Misssionstätigleit. Weltweit gibt es etwa 55.000 Missionare, die einen Anzug mit Namensschildtragen und ehrenamtlich arbeiten. Von jedem männlichen, unverheirateten Mormonen über 19 Jahren wird erwartet, dass er der Kirche zwei Jahre lang als Missionar dient. In Deutschland sind ca. 700 Missionare im Einsatz. Die mormonische Mission richtet sich meist an Christen, wobei die Eigenheiten der eigenen Lehre im Unterschied zunächst bewusst im Hintergrund bleiben und v.a. das vordergründig Gemeinsame betont wird. Den Missionaren der HLT begegnet man auf den Straßen und Plätzen größerer Städte oder wenn sie an der Haustür klingeln.

Universelles Leben Das Universelle Leben ist eine auf Neuoffenbarungen beruhende religiöse Bewegung. Die Geschichte des Universellen Lebens ist geprägt durch Gabriele Wittek (geb. 1933). Sie ist die spirituelle Führungspersönlichkeit und wird intern als Prophetin und Botschafterin Gottes“ bezeichnet. Ihre Verkündungen sind nach ihrer Aussage „der zu erfüllende Auftrag Gottes eines Propheten“ 1975 empfing sie nach Eigenaussagen das „Innere Wort“, bei dem es sich zunächst um Durchgaben eines Geistwesens handelte, von Emanuel, dem „Cherub der göttlichen Weisheit“. Später habe sich Jesus Christus offenbart und auch Gott. . Wittek sieht sich als „das größte Gottesinstrument nach Jesus von Nazareth" und behauptet, durch ihre Offenbarungen würde Christus frühere Offenbarungen und damit auch die Bibel „erklären, berichtigen und vertiefen". Am 26. April 1980 hat sie zusammen mit ihrem Ehemann Rudolf Wittek, der 1988 austrat und dem ehemaligen Frankfurter Notar Dr. Walter Hofmann einen Verein gegründet, das "Heimholungswerk Jesu Christi Die Innere Geist-Christus Kirche". 1984 erfolgte eine (angeblich von „Christus" geforderte) Umbenennung in Universelles Leben Das Verhältnis von Gebriele Wittek zu ihren Anhängern ist distanziert. Ihr ehemaliger Anhänger Michael Hitziger: "Persönliche Begegnungen während meiner zehn Jahre im "Friedensreich“ hatte ich mit Gabriele Wittek niemals" Außenstehende bekommen sie schon gar nicht zu sehen. . Publizistisch ist das Universelle Leben aktiv durch die Verlage Das Wort GmbH und Das weiße Pferd GmbH, sowie Radio Santec. Außerdem übertragen mehrere Satelliten-TV-Sendungen (Die neue Zeit TV, Sophia TV). Zudem betreibt "Universelles Leben" ein regulären Krankenhaus und mehrere Kindergärten und –horte, sowie unter dem Namen Ich helfe Dir e.V.: eine Privatschule. Hinzu kommen drei "Kulturträgervereine": Kultur im Leben und Denken e.V. Studenten im Universellen Leben e.V. - Gesellschaft für Wissenschaften im Universellen Leben e.V. Der Organisation ist auch eine politische Partei angegliedert: Urdemokraten für Recht und Freiheit. Seit 1990 ist die Gruppe mit einem Sitz im Gemeinderat von Hettstadt vertreten. Außerdem wird eine Nachrichtenagentur betrieben, die CNA - Christliche Nachrichten-Agentur. Beim Universellen Leben gibt es keine formelle Mitgliedschaft. Die Zahl der Anhänger ist schwer festzustellen, die Schätzungen schwanken zwischen 2.000 und 40.000. Der Verein Universelles Leben e.V. hat rund 500 Mitglieder. Er ist Trägerverein für soziale Einrichtungen, wie z.B. Schulen und Kindergärten oder soziale Dienste, und um als Mieter für Veranstaltungsräume anerkannt zu werden. Lehre Das Universelle Leben versteht sich als die urchristliche Glaubensgemeinschaft, die an die Lehre Jesu Christi anknüpfe. Gemäß den durch Gabriele Wittek gegebenen Offenbarungen seien in der Bibel Fälschungen, Verdrehungen

62 und Widersprüche vorhanden. Neben der Bergpredigt und den Zehn Geboten sind daher vor allem die Offenbarungen Witteks die Glaubensgrundlagen des UL Die Lehre des UL ist mit verschiedenen esoterischen Elementen bis hin zum UFO-Spiritismus angereichert. Wesentlicher Bestandteil ist die Vorstellung von Reinkarnation und Karma. Nach dem „Gesetz von Ursache und Wirkung" sind Krankheiten, Schicksalsschläge und Naturkatastrophen ausnahmslos das Resultat von früherem menschlichem Fehlverhalten der Betroffenen. Es gebe keine „ewige Hölle Traditionelle. Die im Christentum verbreitete Reinkarnationslehre sei im 2 Konzil von Konstantinopel (553 n.Chr.) abgeschafft worden (s. mein Referat zum Thema Reinkarnation). Um durch ein reines Leben im Diesseits nach möglichst wenigen Wiedergeburten in die ursprüngliche Einheit mit Gott zurückzukehren, ist neben dem Aufgeben der individuellen Persönlichkeit vor allem die uneingeschränkte Verinnerlichung der Wittek-Lehre nötig. Dazu bietet das UL Kurse an: Vegetarische Ernährung sowie der Verzicht auf persönliche Bindungen und materielles Vermögen zugunsten des UL„Gemeinwohls" sind weitere wesentliche Elemente eines Lebens im Sinne Gabriele Witteks. Von den Anhängern wird erwartet, dass sie „irdischen Dingen“ wie Alkohol, Nikotin, bestimmten Lebensmitteln (z.B. Fleisch), mehr und mehr entsagen. Das Zusammenleben von Familien in Wohngemeinschaften wird als Ideal angesehen. Gott gilt als unpersönliches Prinzip, als „Äther“, der alles Sein durchdringe und in sich alle positiven und negativen Kräfte berge. Diese „Urkraft“ habe Geistwesen wie „Gott-Vater“ und „Gott-Sohn“ geschaffen, aber auch das weibliche Prinzip „Satana“, das gegen Gott rebellierte. Es sei zu „Lucifer“ geworden und habe Anhänger um sich gesammelt, die als „Fallwesen“ bezeichnet werden. Diese „Fallwesen“ seien zu Menschen materialisiert. Das Geistwesen „Christus“ habe als menschliche Hülle Jesus einen Funken der „Urkraft“ in jeden Menschen gepflanzt. Somit sei es jeder Seele wieder ermöglicht worden, zu Gott zurückzukehren. Diese „Heimholung“ durch Jesus Christus bestehe also darin, den materiell belasteten Funken in das reine „universelle Leben“ zurückzuholen. Gelegentlich werden dem UL antisemitische Tendenzen nachgesagt, wobei es wohl um die Ideologie der Gabriele Wittek geht und nicht um die Organisation selbst. Wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb In Würzburg und Umgebung entstanden 140 sog. „Christusbetriebe". Mit ökologischen Agrarprodukten kontrollieren dem UL nahe stehende Firmen („Gut zum Leben", „Lebe Gesund", „Hin zur Natur") inzwischen ein erhebliches Marktsegment für Ökoprodukte in Süddeutschland. Auf medizinischem Gebiet ist man u.a. seit 1986 durch eine „Christusklinik" in Marktheidenfeld bei Würzburg tätig. Hier befindet sich seit 1991 außerdem ein Gewerbezentrum mit einer Vielzahl weiterer, zum Umfeld des UL zählender Betriebe verschiedenster Sparten. Durch eine Ende 2000 gegründete „Gabriele-Stiftung" soll „die Vollendung" des Werkes Christi als „Werk der Nächstenliebe an Natur und Tieren" geschehen. Die Stiftung ist bestrebt, nordwestlich von Würzburg umfangreiche Ländereien aufzukaufen, um so das „Friedensreich" als ein von allem Negativen unbeeinflusstes Idyll entstehen zu lassen. Auch anderweitig versuchte man, durch Aktivitäten im Bereich Tier- und Naturschutz auf sich aufmerksam zu machen. Ein Beispiel ist die „Initiative zur Abschaffung der Jagd", mit der auch andere Tierschutzorganisationen zusammenarbeiten Über 100 Millionen Mark Umsatz, so Schätzungen, erziele das schwer durchschaubare Firmengeflecht. Im Würzburger Telefonbuch rangiert "Universelles Leben e.V." unter "Wirtschafts- und Berufsverbände". Beurteilung Der Sektenbeauftragte des Bistums Trier erklärt: „Das Universelle Leben ist eine in ihrer Konfliktträchtigkeit meist unterschätzte Gruppierung. Frau Wittek selbst versteht sich als das „absolute Gesetz" nicht nur für ihre Anhänger, sondern für die ganze Welt. Dieser Anspruch lässt zum Teil keinen Raum für die vom UL stets behauptete Freiheit der Anhängerschaft. Die Angst vor negativen Folgen von (vermeintlichem) Fehlverhalten führt zu erheblichem Konformitätsdruck. Aussteiger sprachen von einem „Klima der Angst und des Terrors" in der „Bundgemeinde". Hat sich das UL von der weitgehend als „dämonisch" verstandenen Außenwelt großenteils abgeschottet, so führt der totalitäre Anspruch der Gemeinschaft dazu, dass jede von außen kommende Kritik heftig bekämpft wird. So wurde auf missliebige Institutionen und Einzelpersonen - im Widerspruch zur angeblich praktizierten christlichen Nächstenliebe - mit

63 Schmähschriften, Drohungen und Prozessen wiederholt Druck ausgeübt. Die christlichen Versatzstücke im Glaubenssystem des UL sind durchweg in ihrem ursprünglichen Charakter entstellt und reine Fassade. Faktisch steht Gabriele Wittek im UL an der Stelle Jesu Christi. Sie gilt als „Prophetin Gottes in der mächtigen Zeitenwende", als „Lehrprophetin und Botschafterin Gottes", als „hohes Geistwesen im Erdenkleid", als „Stamm-Mutter des Friedensreiches Jesu Christi". Ihren oft willkürlich anmutenden Entscheidungen wird allein letzte Gültigkeit in allen Glaubens- und Lebensfragen beigemessen. Das UL spricht vor allem idealistisch eingestellte und nach authentischem Christentum suchende Menschen an. Durch Schriften, Vorträge, Seminare, Rundfunk- und Fernsehsendungen, Heilungsveranstaltungen und Naturschutzaktivitäten versucht man diese bei ihren Lebens- und Glaubensfragen „abzuholen" und für das UL zu gewinnen. Viele Anhänger verlassen das UL jedoch früher oder später wieder, oft allerdings erst nach Jahren der Zugehörigkeit. So mancher, der erwartungsgemäß auch in finanzieller Hinsicht das „Gemeinwohl" des UL vor sein Eigenwohl gestellt hat, stand schließlich vor seinem wirtschaftlichen Ruin. Im Einzelfall muss auch mit der Gefahr schwerer psychischer Schäden gerechnet werden. Diese Einschätzung wird auch von Gerichten geteilt. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof erklärte: „Die Ausgestaltung des Gemeindelebens, wie sie aus der „Gemeindeordnung“ des „Universellen Lebens“ hervorgeht, darf in scharfer und überspitzter Formulierung ohne Verfassungsverstoß als totalitäre Struktur bezeichnet werden. Ziel sei erkennbar, dass sich das Mitglied sich der Ideologie des Werkes kritiklos unterwerfen müsse. Auch das Landgericht Hamburg hat es in einem Urteil vom 30.12.2005 für zulässig erklärt, dass das "UL" als "Deutschlands gefährlichste Sekte" bezeichnet werden darf. Kritik ruft auch die „ehrenamtliche Schufterei“ für die Christusbetriebe Eine Aussteigerin erklärt: "Ich musste den ganzen Tag schuften und wurde rund um die Uhr kontrolliert und gemaßregelt." Als ihre jüngste Tochter hohes Fieber gehabt habe, erzählt sie, sei ihr verboten worden, tagsüber nach ihrem Kind zu sehen. "Elfriede meinte, ich müsste arbeiten. Das Mädchen sei durch die innere Heilkraft beschützt." Wolfgang Behnk, Sektenbeauftragter der Evangelischen Kirche in Bayern. Spricht von Sklavenhalterei Viele ehemalige Mitglieder berichten von finanzieller Ausbeutung „Am besten sollten die Mitglieder gleich ihr Vermögen dem Gemeinwohl zur Verfügung stellen". „Ich habe nirgendwo so oft das Wort Geld gehört wie in dieser Sekte", sagt Volker Kempf, ein Aussteiger. Ein "unmenschliches, raffgieriges Unterdrückungssystem", urteilt. Waldemar Zorn, bis 2008 Landrat des Landkreises Würzburg, berichtete von einem Mann, der sein gesamtes Vermögen in die Glaubensgemeinschaft eingebracht habe, dann nicht in ein UL-Altenheim aufgenommen wurde und schließlich "ein Fall für die Sozialhilfe" wurde.

Zeugen Jehovas Die Zeugen Jehovas (Eigenbezeichnung: Jehovas Zeugen,) sind eine christlich ausgerichtete und nichttrinitarische Religionsgemeinschaft, die kirchlich organisiert ist. Sie bezeichnen ihre innere Verfassung als „theokratische“ Organisation“ und gingen aus der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher hervor, die im ausgehenden 19.Jahrhundert in den USA von Charles Russell gegründet wurde. Die Religionsgemeinschaft veröffentlicht jährlich Statistiken über die missionarischen Aktivitäten. Im Jahr 2015 gab es nach eigenen Angaben weltweit 118.016 Gemeinden (Versammlungen) mit 8,2 Millionen Mitgliedern, davon 165.754 Personen (2.159 Gemeinden) in Deutschland. In ihren Veröffentlichungen machten Russell und die Zeugen Jehovas für die Jahre 1878, 1881, 1914, 1918, 1925 und 1975 konkrete Aussagen über Ereignisse, von denen sie glaubten, sie wären in der Bibel prophezeit worden und stünden „über jedem Zweifel“ oder seien „von Gott bestätigt“ Das Ausbleiben der vorhergesagten endzeitlichen Ereignisse führte jedes Mal zu Glaubwürdigkeitskrisen, und zu einem Rückgang der Wachstumsraten. Trotzdem sind die Zeugen Jehovas eine der am schnellsten wachsenden Religionsgemeinschaften der Welt. Gründe hierfür könnten sein: Intensive Missionsbemühungen; Keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen einfachen Mitgliedern und Ältesten. Der Aufstieg in eine Führungsposition ist jederzeit möglich und ist in diesem Sinne demokratisch; Die hohe Kinderzahl der Mitglieder; Enge soziale Vernetzungen mit der gesellschaftlichen Umwelt über die Grenzen der Religionsgemeinschaft hinaus. 2006 erhielten die Zeugen Jehovas nach einem über zehnjährigen Rechtsstreit in fast allen Bundesländern den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts - außer in Baden-Württemberg, Bremen und Nordrhein-Westfalen. Damit dürfen sie Kirchensteuern erheben, kirchliche Beamte beschäftigen oder Stiftungen gründen. Zudem sind sie von der Pflicht zur Entrichtung von Körperschafts-, Vermögens- und Grundsteuer entbunden.

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Kritische Betrachtung Wegen der Ansprüche auf Loyalität und Gehorsam, welche die Zeugen erheben, der Intoleranz gegenüber abweichenden religiösen Überzeugungen und Praktiken und wegen der Praxis des Ausschlusses (öffentliche Bekanntmachung) und der anschließenden Meidung von Mitgliedern, werden die Zeugen meist als autokratische und totalitäre Sekte gesehen. In den Veröffentlichungen der Wachtturmgesellschaft wird zudem davon abgeraten, die Glaubenslehren in Frage zu stellen, da der Gesellschaft als „Gottes Organisation“ vertraut werden müsse. Es wird empfohlen, „unabhängiges Denken zu vermeiden“, da es angeblich von Satan beeinflusst sei und Uneinigkeit verursache. Nach dem Urteil von Kritikern kultiviere die Wachtturmgesellschaft ein System fraglosen Gehorsams, indem sie individuelle Entscheidungsfindung verächtlich mache. Kritiker werfen der Wachtturmgesellschaft vor, ihre Mitglieder geistig zu dominieren, ihre Informationen zu kontrollieren und sie geistig zu isolieren. Die Mitgliedschaft oder Zusammenarbeit mit ökumenische Organisationen lehnen die Zeugen Jehovas aufgrund der großen Lehrunterschiede und da sie sich für die einzig richtigen Christen halten, ab und beurteilen solche Bemühungen von ihrer Seite aus von vornherein als zwecklos. Auch der Sektenbeauftrage des Bistums Trier teilt diese Kritik. „Diese Gemeinschaft erweist sich als restriktive Organisation, die von den Anhängern blinden Gehorsam erwartet und für kritische Rückfragen, Einwände oder Bedenken keinen Raum hat. Die Wachtturmgesellschaft schuf ein geschlossenes ideologisches System, das jedem Einzelnen seinen Platz zuordnet. Mehr noch: Ein Überleben des Weltendes wird einzig den eigenen Anhängern versprochen, die sich durch fortwährende Beteiligung an den Werbeaktivitäten für der Religionsgemeinschaft zu bewähren haben“ Er empfiehlt keine Streitgespräche mit Jehovas Zeugen zu führen, da Laien der geschulten Gesprächsführung der Zeugen nicht gewachsen.

Lehre Bibel Die Exegese der biblischen Texte unterscheidet sich dabei in vielen Punkten von der, die in den meisten anderen christlichen Gemeinschaften anzutreffen ist. Die Zeugen Jehovas verwenden hauptsächlich die von ihnen herausgegebene Neue Welt Übersetzung. Die Zeugen Jehovas glauben, dass nur ihre neue Übersetzung der Bibel von Gott Jehova eingegeben ist, sich die Übersetzung besonders genau an den Urtext hält und gleichzeitig in einer verständlichen Sprache geschrieben ist. Wer diese Übersetzung verfasst hat, haben die Zeugen Jehovas nicht veröffentlicht, um "den göttlichen Autor" zu ehren. Sie sind der Auffassung, dass nicht alles in der Bibel wörtlich zu verstehen ist. Bei der richtigen Lesart helfen Zeitschriften wie "Der Wachtturm" oder "Erwachet!", herausgegeben von der Wachtturmgesellschaft, interpretiert von der "Leitenden Körperschaft". Der „Wachtturm“ wird in über 200 Sprachen übersetzt, „Erwachet!“ in 99. Mit jeweils über 40 Millionen Ausgaben sind sie die auflagenstärksten Zeitschriften der Welt.

Gottesbild Jehovas Zeugen lehnen das Prinzip der Dreifaltigkeit Gottes ab. Sie sehen Jesus als „einen Gott“ im Sinne eines mächtigen Geschöpfs an, das jedoch nicht wesenseins mit dem allmächtigen Gott sei. Jesus ist das erste und einzige von Gott allein erschaffene Geschöpf. Damit vertreten sie die Präexistenz Christi. Er wird somit nicht als „ewig“, jedoch nach seiner Wiedererweckung vom menschlichen Opfertod als unsterblich gesehen und sei seinen Vater untergeordnet. Auch sie sehen jedoch den Tod Jesu und den persönlichen Glaubens an den Wert dieses Opfers als Grundvoraussetzung für die Erlösung des Menschen und Vergebung der Sündenschuld an. Die Auferstehung Jesu war nach Auslegung der Zeugen Jehovas nicht leibhaftig. Sie glauben, dass sein menschlicher Leib entmaterialisiert worden sei und er mit einem nichtmateriellen, „geistigen Leib“ auferstand. Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus an einem Pfahl und nicht an einem Kreuz hingerichtet wurde und lehnen dieses als Symbol (Götzendienst) ab. Gebete dürften allein an Gott und nur durch Jesus Christus als „Fürsprecher“ gerichtet werden. Die Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus 1914 unsichtbar wiedergekehrt sei und damit die „letzten Tage“ begonnen hätten. Den Heiligen Geist betrachten sie als Gottes wirksame Kraft und nicht als eigenständige Person.

Eschatologische Vorstellungen Die „letzten Tage“ sollen in einem globalen, von Gott durch Jesus Christus geführten Endzeitkrieg (Harmagedon) gipfeln. Nach diesem Krieg soll eine Tausend-Jahre-Herrschaft beginnen. Über den Zeitpunkt, an dem die „letzten Tage“ enden und damit die Tausend-Jahre-Herrschaft beginnen soll, machen die Zeugen Jehovas heute keine genauen Angaben mehr, nachdem verschiedene Voraussagen nicht eingetroffen waren. Nach ihrer Überzeugung sind Jehovas Zeugen die einzige Organisation, die in diesem Krieg unter dem besonderen Schutz „Jehovas“ stehe. Menschen besitzen nach Auffassung der Zeugen Jehovas keine „unsterbliche Seele“. Sie vertreten die Lehre des Annihilationismus. Diese Lehre besagt, dass der endgültige Zustand der Gottlosen die vollständige Vernichtung ist.

65 Er verwirft die traditionelle Ansicht, dass die Hölle ein Ort der nie endenden Qual oder der ewigen Trennung von Gott ist. Sie glauben, dass ein Teil der von Gott als „treu“ befundenen Menschen nach dem Tod unsterbliches Leben im Himmel erhalten wird, die anderen würden nach Harmagedon auf der Erde zu ewigem Leben wiedererweckt. Dabei wird die Zahl der „144.000, versiegelt aus jedem Stamm der Söhne Israels“ Offb 7,4-8), als die der Zeugen Jehovas gedeutet, die im Himmel leben werden. Die „große Volksmenge“ aus Offb 7,9 sei die Gesamtheit derer, die ewiges Leben auf der Erde erhalten.

Taufe Zeugen Jehovas praktizieren die Gläubigentaufe durch vollständiges Untertauchen im Wasser. Eine Taufformel wird dabei nicht gesprochen. Mit dem Taufbewerber werden Gespräche geführt, die belegen sollen, dass ein ausreichendes Verständnis der Lehre sowie grundlegende Bibelkenntnis vorhanden sind.

Abendmahl Das Abendmahl wird als Gedächtnismahl verstanden. Während der Feier werden Rotwein und ungesäuertes Brot, die Symbole für das Blut und den Leib Jesu Christi, von Anwesendem zu Anwesendem gereicht. Es ist jedem freigestellt, etwas von diesen Symbolen zu sich zu nehmen. Die meisten Anwesenden verstehen sich als bloße Gedächtnismahlbeobachter und nehmen sich nichts.

Ehe und Familie Die Ehe wird als heilig angesehen. Scheiden lassen darf man sich nur wegen Ehebruchs. Die Literatur der Zeugen Jehovas weist darauf hin, dass der Mann das Oberhaupt der Familie ist und sich die Frau ihm unterzuordnen hat. Vorehelicher Geschlechtsverkehr, Zusammenleben ohne Trauschein, und die Ausübung von homosexuellen Handlungen, gelten als Sünden und können zum Gemeinschaftsentzug führen. Von Eheschließungen mit Personen, die keine Zeugen Jehovas sind, wird abgeraten.

Blut Jehovas Zeugen lehnen jede Art des „Gebrauchs von Blut“ als Nahrungsmittel- oder als Medikamentenzusatz und seit 1944 auch als Bluttransfusion (auch Eigenblutspende) ab. Auch die Verwendung von Bluthauptbestandteilen wird verworfen. Fleisch darf nach dem einfachen Ausbluten gegessen werden, obwohl noch geringste Mengen an Blut im Gewebe vorhanden sind. Die Akzeptanz der Verwendung von Plasmafraktionen (z.b. Gerinnungsfaktoren)und Ableitungen von den anderen Komponenten (z.B. Interferone, Leukozyten) stellen sie der Gewissensentscheidung des Einzelnen anheim, ebenso Organ- und Knochenmarktransplantationen. Jehovas Zeugen sind auch mit der Entnahme von Blut für Diagnosezwecke einverstanden. Innerhalb der Religionsgemeinschaft deute sich eine vorsichtige Relativierung ihrer Haltung an:

Feiertage Die Feier christlicher Feiertage, wie Weihnachten und Ostern lehnen die Zeugen Jehovas wegen der heidnischen Wurzeln als „Götzendienst“ ab. Für die Zeugen gilt: Gottes Wort ist Gesetz. Und Gottes Wort wird von der "Leitenden Körperschaft" in den unterschiedlichen Wachtturmpublikationen verkündet. Viele Regeln bestimmen daher das Leben eines Zeugen: Weihnachten, Ostern, Advent, Geburtstage, Namenstage, Fasching, Muttertag, Silvester und vieles mehr sind als "heidnische Feste" verboten.

Organisation Als geistliche Leitungsinstanz fungiert die sogenannte „leitende Körperschaft“, ein Gremium bestehend aus derzeit acht Männern, das in der New Yorker Weltzentrale tagt. Die Mitglieder der leitenden Körperschaft bilden in unterschiedlicher Zusammensetzung sechs Komitees Weltweit gibt es 89 Zweigniederlassungen (Zweige), auch in Deutschland. Die Hauptaufgabe der Zweigniederlassungen ist die Organisation der Predigttätigkeit. Die dazu nötige Einteilung des Gebietes, die Klärung rechtlicher Fragen und die Schaffung von Zusammenkunftsstätten sind einige weitere Aufgaben der Zweige. Den Zweigen steht ein Zweigkomitee vor. Der Zweig in Deutschland nennt sich Wachtturm-, Bibel- und Traktatgesellschaft der Zeugen Jehovas e.V. Die Gemeinden werden Versammlungen genannt und von einer „Ältestenschaft“ geleitet und vertreten.

Mission Für Jehovas Zeugen ist ihr Glaube untrennbar mit seiner Verkündigung verbunden. Eine rein passive Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft gibt es daher nicht. Daher zeichnen sich die Zeugen Jehovas durch eine intensive Missionstätigkeit aus. Dazu gehören, die kostenlose Verteilung der Zeitschriften Der Wachturm und Erwachet, sowie die Evangelisation an Haustüren und öffentlichen Plätzen. Des Weiteren verfügen sie über einen eigenen Verlag und vertreiben

66 weitere Print- und audiovisuelle Medien, sowie Onlineinhalte auf ihren Internetseiten und Software für Mobilgerät. Sie über ihre Missionstätigkeit in 240 Ländern aus. Nach der eigenen Statistik werden durch die intensive Mission weltweit jährlich etwa 290.000 Taufen vorgenommen.

Zwölf Stämme Die Zwölf Stämme sind eine Sondergemeinschaft mit christlichem Hintergrund. Die Zwölf Stämme sind nicht mit der gleichnamigen, in der Rastafari Glaubensrichtung begründete Bewegung zu verwechseln. Rastafari ist eine in Jamaika in den 1930er Jahren entstandene, heute weltweit verbreitete Glaubensrichtung, die dem Christentum entsprungen ist und viele alttestamentliche Bezüge aufweist. Die Zwölf Stämme sehen sich als bibeltreu und in der Tradition des Urchristentums, insbesondere der Jerusalemer Urgemeinde und der von ihr praktizierten Gütergemeinschaft. Sie wurde Anfang der 1970er Jahre von dem Amerikaner Elbert Eugene Spriggs, ein ehemaliger Pädagoge und Anhänger der Jesus-People-Bewegung, gegründet. In den 1980er Jahren verzog Spriggs nach Südfrankreich, wo er den europäischen Zweig der Zwölf Stämme, gründete. 1994 entstand die erste deutsche Filiale dieser Bewegung Die Zwölf Stämme leben und arbeiten zusammen in Kommunen. Diese sind streng hierarchisch gegliedert. Die männlichen Mitglieder werden „Brüder“, die weiblichen „Schwestern“ genannt. Frauen sind den Männern klar untergeordnet. Der Tagesablauf ist streng reguliert. Aufgrund jüdischer Tradition tragen die Männer in aller Regel Bärte und langes Haar, die Frauenweite Hosen, Röcke oder Kleider. Die Mitglieder der Gemeinschaft müssen hart und lange arbeiten, bekommen keinen Lohn und verzichten auf persönliches Eigentum. Sozialleistungen (auch Krankenversicherung) werden abgelehnt. Die Kinder der Gemeinschaft sollen „unbeeinflusst von modernen Strömungen“ streng nach biblischen Grundsätzen aufwachsen. Der staatliche Schulunterricht wird unter anderem wegen des Sexualkundeunterrichts und der Vermittlung der Evolutionslehre abgelehnt. Stattdessen wurden die Kinder in der Gemeinschaft selbst unterrichtet. Damit geriet die Gruppe in Konflikt mit der staatlichen Schulpflicht .Es wurden Buß- und Zwangsgelder von über 130 000 Euro gegen die Glaubensgemeinschaft verhängt, jedoch nie bezahlt. Die Anfechtungsklagen wurden vom Gericht abgewiesen. Daraufhin wurden mehrere Väter in Erzwingungshaft genommen. Es gab Versuche, den Konflikt mit den Behörden zu beseitigen. Eine Zeit lang durften die Eltern der Gruppe ihre Kinder unter Aufsicht des Kultusministeriums selbst unterrichten. Im Februar 2006 wurde der Glaubensgemeinschaft unter Auflagen vom Freistaat Bayern eine eigene Schule genehmigt. Diese Genehmigung wurde 2013 widerrufen. Es gab Berichte berichtete über rassistische Unterrichtsinhalte und massive Gewaltanwendung gegenüber Kindern. Am 5. September 2013 wurde den Eltern von rund 40 Kindern wegen des Verdachts auf Kindesmisshandlungen vorläufig das Sorgerecht entzogen und die Kinder in Pflegefamilien und Kinderheimen untergebracht. Mitglieder der Gemeinschaft wurden wegen Körperverletzung zu Freiheitsstrafen verurteilt. Im Spätsommer 2015 kündigten die Zwölf Stämme ihren Umzug nach Tschechien an, da sie sich vom deutschen Staat ungerecht behandelt fühlten.