Juli-August. n Arbeitsorganisation in den Montagen

ScheibenWischer Informationen für die Beschäftigten der Daimler AG im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim und Entwicklung PKW „Schönen Urlaub!“ Aus dem...
Author: Inken Schuster
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ScheibenWischer Informationen für die Beschäftigten der Daimler AG im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim und Entwicklung PKW

„Schönen Urlaub!“

Aus dem Inhalt n   Arbeitsorganisation in den Montagen

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n   Vorstand verschwendet über eine Million

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n  Zukunft der Instandhaltung

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n  Entgelttarifrunde 2008

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n  Betriebsrat Udo Bangert im Portrait

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Betriebsrat

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Ausgabe Nr. 252 / Juli-August 2008 Nr. 252/Juli-August 2008

Editorial

Arbeitsorganisation in den Montagen Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit einigen Monaten verhandeln Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung intensiv über das Thema Arbeitsorganisation in den Montagen.

Viele – insbesondere junge Kolleginnen und Kollegen – machen privat Weiterbildungsmaßnahmen, in der Hoffnung sich damit auch innerbetrieblich weiterentwickeln zu können. Dabei erfahren sie aber meist keine oder zumindest sehr unzureichende Unterstützung. Der eigene Vorgesetzte hat oft nicht den Überblick über betriebliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten und der Personalbereich hat sich mangels personeller Ausstattung aus dieser Aufgabe schlichtweg verabschiedet. Also bleiben die Betroffenen meist sich selbst überlassen.

Dabei geht es zum Teil um sehr gegensätzliche Positionen: Standen noch in der 1995 getroffenen Vereinbarung zur Gruppenarbeit die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und der Arbeitssituation der betroffenen Mitarbeiter als gleichrangige Ziele nebeneinander, so hat heute für die Unternehmensleitung in erster Linie die Optimierung der Montagelinien Vorrang. Alles andere, auch die Arbeitssituation der Beschäftigten, ist dem unterzuordnen.

Überhaupt keine Rolle in der Arbeitsplatzgestaltung spielt die Tatsache, dass die Belegschaft immer älter wird. Jeder weiß das, alle reden darüber, aber keiner kümmert sich wirklich darum.

Dass der Betriebsrat das völlig anders sieht, versteht sich von selbst. Anders als die Unternehmensleitung sind wir der Ansicht, dass man Arbeitssysteme so gestalten kann, dass sie effizient sind und trotzdem akzeptable Arbeitsbedingungen bieten.

So wie die Arbeitssysteme heute gestaltet sind, sind sie immer weniger geeignet für ältere Mitarbeiter. Da tickt eine Zeitbombe, um die jeder weiß, aber wovor alle die Augen verschließen.

Im Einzelnen geht es um folgende Streitpunkte: Anstelle der gewählten Gruppensprecher soll ein vom Unternehmen eingesetzter Teamleader treten. Wir fordern weiterhin ein Mitspracherecht der Gruppe. Eine solche Funktion darf nicht gegen den Willen der Gruppe besetzt werden.

Und nicht zuletzt brauchen wir Arbeitssysteme, in denen auch Mitarbeiter mit Einsatzeinschränkungen noch ihren Platz finden oder noch besser: Wir brauchen Arbeitssysteme, die erst gar nicht dazu führen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen immer mehr verschleißen und damit Einsatzeinschränkungen erst bekommen, mit denen sie dann wiederum nirgends mehr richtig eingesetzt werden können - ein Teufelskreis.

Nach Vorstellung des Unternehmens sollen sich alle qualitativ höherwertigen Aufgaben ausschließlich auf den Teamleader konzentrieren. Für den Rest der Gruppe bleiben nur noch einfache Montagetätigkeiten. Damit kommt die Unternehmensleitung ihrem Ziel, die Eingruppierungen in den Montagen dauerhaft zu senken, deutlich näher.

Die Gestaltung unserer Arbeitssysteme und dabei insbesondere die Arbeitsorganisation in den Montagen ist also ganz besonders auch Aufgabe einer nachhaltigen Personalpolitik. Davon spürt man leider viel zu wenig.

Der Betriebsrat fordert, dass auch zukünftig qualitativ höherwertige Tätigkeiten und Umfeldaufgaben Teil der Gruppenaufgaben bleiben und damit auch zukünftig die heutige Eingruppierung gesichert ist.

Nichtsdestotrotz steht die Haupturlaubszeit vor der Tür. Deshalb wünsche ich Ihnen liebe Kolleginnen und Kollegen eine schönen Sommerurlaub und gute Erholung.

Wenn man einerseits gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter will – auch in den Montagen – dann muss man die Arbeit eben auch so gestalten, dass die Qualifikation zum Tragen kommt und nicht verkümmert, weil sie nicht einmal im Ansatz abgerufen wird. Ganz zu schweigen davon, dass so auch langsam aber sicher die Motivation abstirbt.

Herzlichst

Neben der konkreten Gestaltung der Arbeitsorganisation in den Montagen, brauchen wir dringend ein ganzheitliches Personalkonzept, das jungen Leuten qualitativ angemessene Arbeitsplätze bietet und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet. Nr. 252/Juli-August 2008

Helmut Lense Betriebsratsvorsitzender 2

Hochhaus im Werkteil Untertürkheim wird abgerissen

Vorstand verschwendet über eine Million Euro Von Michael Schick Der Vorstand hat Ende Juni bekannt gegeben, dass das Verwaltungshochhaus in Untertürkheim nächstes Jahr abgerissen werde. Ein Neubau sei wirtschaftlicher als eine Komplettsanierung.

Abriss sinnvoll Die Entscheidung, dieses aus den Fünfziger Jahren stammende Gebäude abzureißen, ist mit Sicherheit sinnvoll. Das soll an dieser Stelle gar nicht in Frage gestellt werden. Aber: Warum wurde diese Entscheidung nicht früher getroffen? Wieso hat man in den letzten fünf Jahren noch eine große Anzahl an Umbauten im Hochhaus durchgeführt? So wurde beispielsweise das 10. bis 13. Stockwerk komplett inklusive Sanitäranlagen, Bodenbelägen usw. erneuert. Zusätzlich wurde ein Kameraüberwachungssystem installiert, um ein Höchstmaß an Sicherheit für den Vorstand zu gewährleisten. Des Weiteren wurden in den letzten 18 Monaten im Gebäude acht hochmoderne Aufzugsanlagen eingebaut. Dabei wurde die letzte Anlage erst Mitte Juni 2008 vom TÜV abgenommen. Die Umbaukosten für die Aufzugsanlagen beliefen sich auf über eine Million Euro, die Kosten für die anderen Sanierungsarbeiten im 10. bis 13. Stock werden vergleichbar liegen. Inzwischen ist auch bekannt, dass das „Ersatzgebäude“ für die Beschäftigten im Hochhaus den Ansprüchen des Vorstands nicht genügt. Ursprünglich waren für den Neubau, der auf dem Gelände des alten Museums entsteht, Großraumbüros geplant. Jetzt müssen Einzelbüros eingerichtet werden. Das heißt, es werden Zwischenwände eingezogen, die Technik muss angepasst werden usw. Was noch hinzukommt: Das alles soll dann im Jahr 2012, wenn das neue Verwaltungsgebäude steht, wieder zurückgebaut werden. Wenn das alles so durchgeführt wird, wie es momentan geplant ist, dann ist das eine beispiellose Geldverschwendung.

Vorstand verantwortlich Der Vorstand ist allein verantwortlich für die Entscheidung über Sanierung oder Abriss.

Wieso hat der Vorstand nicht rechtzeitig erkannt bzw. geprüft, dass ein Abriss sinnvoller als eine Sanierung ist? Wenn ein Privatmann sein Bad saniert, dann schaut er dort auch nicht erst nach den Wasserrohren, wenn die Fliesen neu verlegt sind. Dieser Vorstandsbeschluss wird wahrscheinlich nicht nur in den Instandsetzungsbereichen des Centers WPS (Werks- und Produktionsservice) kritisch diskutiert. Dort ist der Kostendruck enorm. In den Werkstattbereichen des Centers WPS wird z.B. das so genannte Shopfloor-Management eingeführt, um Prozesse zu optimieren, Probleme und Störungen abzustellen. Dies alles, um die letzte Minute und den letzten Cent aus den Mitarbeitern heraus zu holen.

Herausgeschmissene Gelder Kann der Vorstand eigentlich tun und lassen, was er will? Ohne Konsequenzen? Sollte der Vorstand nicht mit dem in den Fabrikhallen erwirtschafteten Geld sorgfältig umgehen, so wie es von der Belegschaft tagtäglich gefordert wird? Natürlich wird es immer Unterschiede geben zwischen denen „da oben“ und uns „da unten“. Aber durch diese Verschwendung leidet die so viel zitierte Vorbildfunktion, die Glaubwürdigkeit von Zielen, aufgesetzten Prozessen und Projekten. Diese herausgeschmissenen Gelder werden wieder die Kolleginnen und 3

Kollegen in den Werkstätten und Fabrikhallen erarbeiten müssen. Wie anfangs schon erwähnt, war es aufgrund des schlechten Zustandes des Gebäudes sinnvoll, sich für einen Neubau zu entscheiden. Nur hätte die Entscheidung viel früher fallen müssen. Damit hätte das Unternehmen viel Geld gespart.

Michael Schick Betriebsrat Tel. 2 06 54

Nr. 252/Juli-August 2008

Markus Probst PMO/IS Instandhalter 43 Jahre

Yunus Sari JAV-Vorsitzender 21 Jahre

Altersteilzeit zukunftsfähig gestalten

Platz für Junge im Betrieb

„In der Instandhaltung muss man sich ständig bücken, in die Knie gehen oder Leitern auf und ab steigen, um an die Maschinen ran zu kommen. Hinzu kommen der Lärm sowie Staub und Dämpfe in der Luft. Ich kann mir nicht vorstellen mit über 60 geschweige denn bis 67 eine solche körperlich belastende Arbeit auszuüben. Ich will hier gar nicht in Abrede stellen, dass es Menschen gibt, die in ihrem Beruf bis 65 oder 67 arbeiten können und wollen. Angesichts der Vielfalt der Arbeitswelt ist es deshalb umso wichtiger, einen flexibleren Altersaustieg zu gestalten. Die Regierung weiß das sehr wohl. Sie lässt aber uns Gewerkschafter im Regen stehen. Durch die Abschaffung der Förderung der Bundesanstalt für Arbeit (BA) und die Anhebung der Altersgrenzen ist ohne einen neuen Altersteilzeittarifvertrag Arbeiten bis zum Umfallen angesagt. Die Vorschläge zur Teilrente der SPD sind lächerlich: Man arbeitet ein Leben lang, um dann eine Rente knapp über dem Existenzminimum zu bekommen. Mit der IG Metall, liebe Kolleginnen und Kollegen werden wir einen Altersteilzeittarifvertrag erkämpfen der sich nicht an den Sonntagsreden der Arbeitgeber oder Politiker orientiert. Die IG Metall wird die Altersteilzeit so gestalten, dass ein würdevolles Ausscheiden aus dem Arbeitsleben möglich ist. Und zwar zu dem für den Beschäftigten richtigen Zeitpunkt. Und wenn Südwestmetall von ihrer starren Haltung nicht abrückt, wird sich die Wut der Kollegen in Urabstimmung und Streiks ausdrücken.“

„Eine Fortführung des Alterszeittarifvertrages ist für die Jugendlichen im Betrieb deshalb so notwendig, weil dadurch die große Anzahl an Übernahmeplätzen geschaffen wird. Wenn es nach 2009 keine ähnliche Neuregelung wie bisher zur Altersteilzeit gibt, wäre die Übernahme der Auszubildenden beim Daimler in Gefahr. Das heißt wir brauchen diesen Tarifvertrag aus zwei Gründen: Zum einen ermöglicht er unseren älteren Kollegen früher in den wohl verdienten Ruhestand zu gehen, zum anderen wird somit Platz für uns Junge im Betrieb geschaffen. Wir Jugendlichen brauchen Arbeits- bzw. Ausbildungsplätze mit Aussicht auf eine unbefristete Übernahme, weil wir eine Perspektive auf eine gute Zukunft haben wollen. Wir wollen keine Angst haben, vor dem was morgen kommt“.

Kiriakos Kontesidis Montagearbeiter in PGE/PRZ-M 32 Jahre Gegen Rente mit 67 „Die Arbeitsplätze in der Montage sind für Ältere nicht geeignet. Meiner Meinung nach ist die Altersteilzeit keine Ausweichmöglichkeit für die Rente mit 67. Wir müssen auf jeden Fall einen neuen Tarifvertrag zur Altersteilzeit vereinbaren. Gleichzeitig sollten wir aber auch den Kampf gegen die Rente mit 67 nicht aufgeben“.

Wassilios Giannopoulos Montagearbeiter in PGE/PRZ-M 40 Jahre Leistungsdruck steigt ständig „Die Leistungsanforderungen in der Montage steigen ständig. Es kommen immer mehr Tätigkeiten dazu. Bei uns am Band ist der älteste Kollege 57. Wir brauchen unbedingt eine neue Regelung für die Altersteilzeit, damit die Älteren früher aus der Fabrik raus können. Und: Ohne Ausstieg keinen Einstieg. Denn nur wenn die Älteren früher gehen können, werden Arbeitsplätze für die Jüngeren frei.“ Nr. 252/Juli-August 2008

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Hinweis:

Zum Redaktionsschluss stand noch kein neuer Verhandlungstermin zwischen IG Metall und Südwestmetall fest.

Entgelttarifrunde 2008

Diskussion über Forderungshöhe läuft Von Karl Reif Im Oktober beginnt die Entgelttarifrunde 2008. Die Friedenspflicht endet am 31. Oktober. Momentan läuft eine Befragung der IG Metall-Mitglieder über die Forderungshöhe. Die Vertrauenskörperleitung empfiehlt eine Entgeltforderung von 9,5 Prozent. In der Vertrauensleutevollversammlung am 21. Juli 2008 wird das Ergebnis der Befragung vorgestellt und abgestimmt, welche Forderung der Delegiertenversammlung der IG Metall Stuttgart empfohlen wird. Die Große Tarifkommission des Bezirks BadenWürttemberg beschließt dann am 4. September ihre Forderungsempfehlung an den Vorstand der IG Metall.

VKL empfiehlt 9,5 Prozent Bei der Begründung der Forderungshöhe hat die Vertrauenskörperleitung (VKL) die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genauso berücksichtigt wie die Frage der Durchsetzbarkeit. Wir entscheiden nicht allein über die Forderungshöhe der IG Metall. Wir wollen unsere Auffassung allerdings in die Debatte der Großen Tarifkommission einbringen. Wirtschaftliche Daten sind das eine, ihre Bewertung ist das andere. Führende Wirtschaftsinstitute und die Bundesbank erwarten für dieses Jahr einen Anstieg der Lebenshaltungskosten von drei Prozent. Im Jahr 2007 waren es noch 2,3 Prozent. Nach intensiver Diskussion kamen wir zu folgender Position: Wir schätzen ein, dass die gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung im nächsten Jahr weiter steigt. Wenn für dieses Jahr drei Prozent angenommen werden, kann das in 2009 auch eine Inflationsrate von drei Prozent bedeuten. Zum anderen haben wir den Eindruck, dass die Produktivität in der Metallwirtschaft nur deshalb so hoch ist, weil die Beschäftigten immer höhere Stückzahlen in immer kürzerer Zeit bringen müssen. Wenn wir nun die geringere gesamtwirtschaftliche Produktivität berücksichtigen, bleiben aus unserer Sicht immer noch drei Prozent Produktivitätswachstum,

die wir in unserer Forderung veranschlagen sollten.

Hohe Gewinne Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre war hervorragend. Die Bundesbank weist aus, dass die Nettogewinne in der Metall- und Elektroindustrie um 37 Prozent von 34,7 Milliarden im Jahr 2006 auf 47,7 Milliarden (2007) gestiegen sind. Mit unserem Tarifabschluss von 2007 mit 4,1 Prozent haben wir darauf richtig reagiert. Die 1,7 Prozent Tariferhöhung im Juni 2008 reichen allerdings nicht aus: Der Aufschwung kommt bei uns nicht an. Wir brauchen einen deutlicheren Anteil am Wachstum der Unternehmen. Und wir brauchen ihn nicht nur für uns, sondern um die immer noch schwache Inlandsnachfrage in Schwung zu bringen. Deshalb veranschlagen wir eine Umverteilungskomponente in Höhe von 3,5 Prozent. Wenn man zu dieser Umverteilungskomponente die Inflationsrate von drei Prozent und

ein Produktivitätswachstum von drei Prozent hinzurechnet, kommt man auf 9,5 Prozent Deshalb empfiehlt die Vertrauenskörperleitung eine Entgeltforderung von 9,5 Prozent. Klar ist dabei, dass wir am Ende nur mit einer großen Kraftanstrengung mit einem Abschluss in die Nähe dieser Forderung kommen können. Diskutiert bitte mit euren Vertrauensleuten die Entgeltforderung, damit wir am 21. Juli in der Vertrauensleutevollversammlung ein möglichst vollständiges Meinungsbild haben.

Karl Reif Vertrauenskörperleiter Tel. 6 62 83

Monika Müller-Bertrand Stv. Vertrauenskörperleiterin

Aufschwung kommt nicht an „Viele Menschen in diesem Land haben nicht das Gefühl, dass der Aufschwung bei ihnen angekommen ist. Der private Konsum ist in 2007 sogar leicht geschrumpft. Das liegt zum einen an immer mehr Minijobs und Leiharbeit und zum anderen an der Preisentwicklung. Wissenschaftler rechnen mittlerweile mit einer „gefühlten Inflation“ von bis zu 12 Prozent. Der große Unterschied zur offiziellen Statistik liegt daran, dass sich das praktische Kaufverhalten der Menschen nicht an dem statistischen Warenkorb orientiert. So werden die Kosten für Dinge, die besonders häufig gekauft werden, wie beispielsweise Lebensmittel, höher gewichtet. Dass andere Gegenstände, wie beispielsweise Laserdrucker, günstiger sind, fällt gar nicht auf. Denn wer kauft sich schon täglich einen Laserdrucker? Deshalb ist die „gefühlte Inflation“ viel höher als die statistische“.

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Nr. 252/Juli-August 2008

Verhandlungen zur Zukunft der Instandhaltung

Beschäftigte und Betriebsrat fordern Zusagen der Werkleitung Die Instandhaltungsbereiche müssen als Bestandteil des Werkes erhalten und zukunftsfähig gestaltet werden. Das ist die Hauptforderung des Betriebsrats. Dazu soll eine Vereinbarung zur „Zukunft der Instandhaltung (IS)“ mit der Werkleitung abgeschlossen werden. Derzeit bestimmen vor allem Budgetreduzierungen, Personalabbau und dauernde Umstrukturierungen den Alltag in den IS-Abteilungen. Deshalb verlangen wir von der Werkleitung eine zeitnahe Lösung in den Verhandlungen und keine Ausweichmanöver. Die Forderungen der IS-Beschäftigten und des Betriebsrats zur „ Zukunft der IS“ sind: 1. Ein klares Bekenntnis der Werkleitung zu einer Mercedes-Instandhaltung als fester Bestandteil im Werk Untertürkheim. 2. Absage an eine Fremdvergabe-Strategie. Die Bandbreite der Dienstleistungen, die die IS erbringt, wird derzeit nicht verändert. Eventuelle Veränderungen müssen vorher mit dem Betriebsrat beraten werden, mit dem Ziel diese Tätigkeit in der IS zu belassen. 3. Ja zur Effizienzsteigerung durch Optimierung der eigenen Prozesse mit den Mitarbeitern. Nein zur Fremdvergabe um Kostenziele zu erreichen. 4. Die Personalplanung und der Personalbedarf müssen von der Realität und nicht von (oft unrealistischen) Kostenzielen bestimmt werden. Deshalb wird die Personalplanung mit den Gruppen und dem Betriebsrat beraten. Zusatzaufwand wie beispielsweise durch steigendes Produktionsprogramm ist zu berücksichtigen. 5. Zukunft für JungfacharbeiterInnen: Die Werkleitung sagt aufgrund der Fluktuation und der Alterspyramide eine jährliche Übernahme von mindestens 50 Jungfacharbeitern in der Instandhaltung zu. Die IS im Werk Untertürkheim ist ein qualifizierter und flexibler Dienstleister für die ProNr. 252/Juli-August 2008

duktion. Die IS kann sehr schnell auf Unvorhergesehenes reagieren. Diesen Wettbewerbsvorteil gegenüber externen Instandhaltern müssen wir erhalten und wo notwendig ausbauen. Dies ist jedoch nur mit einer ausreichenden personellen Besetzung gewährleistet.

Starre Arbeitszeiten untauglich Ein großes Hindernis für eine Vereinbarung ist aber die von der Unternehmensseite geforderte, völlig starre und für einen Instandhaltungsbereich untaugliche Arbeitszeitregelung: Die Firma will, dass die Instandhalter feste Arbeitszeiten von 6:00 bis 14:30 Uhr, von 14:30 bis 23:00 Uhr und von 23:00 bis 6:00 Uhr einhalten. Die Arbeitszeit der Instandhalter soll der Arbeitszeit in der Produktion angeglichen werden. Das hört sich zunächst logisch an. Bei näherer Betrachtung jedoch wird klar: Die IS kann dann nicht mehr so flexibel reagieren, wenn alle flexiblen Arbeitszeitregelungen ersatzlos gestrichen werden sollen. Von einem Kundendienstmonteur erwartet doch auch keiner im Ernst, dass er um 14:30 Uhr sein Werkzeug fallen lässt und heimgeht. Unsere Instandhaltungsmitarbeiter sollen aber so arbeiten? Hier können nur realitätsferne „Freischichtgestalter“ am Werk gewesen sein. Auch viele Führungskräfte halten es für notwendig, dass eine flexible Arbeitszeit vereinbart werden kann. So kann die Schicht ordentlich übergeben und eine schon angefangene Reparatur beendet werden. Zumindest sollten die Bereiche, in denen sich flexible Arbeitszeitregelungen bewährt haben, daran festhalten können.

Betriebsrat verhandlungsbereit Es würde jedoch nichts dagegen sprechen, dass die Instandhalter ihre Nachtschicht am 6

gleichen Tag wie die Produktionsarbeiter beginnen. Der Betriebsrat wäre auch bereit, die große Anzahl der unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle zu reduzieren. Wir haben die Gegenseite aufgefordert, endlich verbindliche Zusagen zur Zukunft der Instandhaltung zu machen und die provokativen Forderungen zur Arbeitszeitregelung weiter Seite 7 zurückzunehmen.

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Impressum Herausgeber: IG Metall Stuttgart und Esslingen Verantwortlich: Hans Baur, 1. Bevollmächtigter IG Metall Stuttgart; Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart, E-Mail: [email protected] Internet: www.stuttgart.igm.de Redaktion: Jordana Vogiatzi (IGM) Tel. 0711-1 62 78-32; Alexandra Wolf, Tel. 2 18 29, Udo Abelmann (IGM) Tel. 0711-1 62 78 23. Gestaltung: hartmanndruck Wildberg, Alexandra Wolf Druck: Druckerei Knödler, Benningen Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe:

Dienstag, 9. September 2008

Werkverträge in der Entwicklung

Licht und Schatten Von Udo Bangert Zweifellos gibt es in der PKW-Entwicklung in den nächsten Jahren viel zu tun. Neue Umwelttechnologien müssen entwickelt werden. Der steigende Ölpreis wird die Entwicklung von Fahrzeugen, die weniger Sprit brauchen, sicher zusätzlich ankurbeln. Deshalb geht der Betriebsrat davon aus, dass in der Entwicklung zusätzliches Personal benötigt wird.

Das Unternehmen setzt vor allem Werkverträge ein, um Entwicklungsspitzen abzudecken. Beispielsweise werden Werkverträge abgeschlossen für Spezialthemen wie FMEA (Fehlermöglichkeit- und Einflussanalysen), Prozessoptimierungen und Sonderentwicklungen mit Zulieferern. Dabei muss sich das

Unternehmen aber auch an die Vorschriften halten. So müssen in einem Werkvertrag beispielsweise die Aufgabenstellung, die Kosten und der Fertigstellungstermin stehen.

Kontrolle ist besser Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – sagt eine alte Redensart. Deshalb nahmen die Beriebsräte der Entwicklung die Werkverträge beim Einkauf unter die Lupe. Es zeigte sich schnell, dass die Verträge nicht genau beurteilt werden können, weil wichtige Informationen fehlen. Die Auskünfte lägen im Fachbereich bzw. der Bestelllogistik, hieß es. Bei ersten Stichproben in der Bestelllogistik stellte sich heraus: Es gibt zahlreiche Verträge, die klar abgegrenzt und damit zulässig sind. Andere Werkverträge wie beispielsweise über die Inbetriebnahme eines Getriebeprüfstands sind schon schwieriger

Sollten die Verhandlungen nicht zu einem sinnvollen Ergebnis führen, wird die Belegschaft noch mehr Druck machen. Der Betriebsrat wird euch über die weiteren Verhandlungen informieren und in Gesprächen eure Meinungen aufnehmen. Dazu werden die IS-Beschäftigten Mitte Juli befragt. Eure IS-Betriebsräte

zu beurteilen und müssen noch genauer geprüft werden.

Vage Bezeichnungen Völlig unverständlich sind aber Werkverträge in denen zum Beispiel Folgendes steht: „konstruktive Unterstützung“, „Teilbeschaffung, Aufbau und Schadensbefundung“. Mit solchen vagen Bezeichnungen wird ein Ausgabevolumen von rund 100.000 Euro an den Einkauf angewiesen. Zum Teil steht nicht einmal drin, für welches Aggregat oder Fahrzeug da etwas entwickelt wird. Es drängt sich der Verdacht auf, dass das Unternehmen es mit der Abgrenzung zwischen Werkvertrag und Arbeitnehmerüberlassung nicht immer so genau nimmt. Dazu hat der Betriebsrat auch schon etliche Hinweise von Kollegen erhalten. Zahlreiche Mitarbeiter, die über Werkverträge bei Daimler arbeiten, wünschen sich einen festen Arbeitsvertrag. Das Unternehmen sollte mehr Mitarbeiter fest einstellen. Das wäre mit Sicherheit ein positives Signal für die Belegschaft. Vor allem in Bereichen, in denen die Mitarbeiter die Vielzahl der Aufgaben nicht erledigen können, muss zusätzliches Personal eingestellt werden. Das wäre sinnvoller als mit Werkverträgen notdürftig Löcher zu stopfen.

Schwankungen abfedern Roland Bartle Tel. 3 80 50

Karl Reif Tel. 6 62 83

Horst Huber Tel. 2 31 94

Matthias Burkhardt Tel. 6 10 54

Gerhard Haag Tel. 2 40 28

Harald Weiss Tel. 6 68 69

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Der Betriebsrat erwartet, dass Kapazitätsschwankungen in der Entwicklung nicht allein mit Werkverträgen, sondern mit anderen Mitteln ausgeglichen werden. Bosch Abstatt zeigt, wie das aussehen könnte: Dort können die Beschäftigten monatlich 2,5 Stunden in ein Langzeitkonto stellen. Bei Daimler gibt es auch Langzeitkonten. Leider wird dieses Instrument viel zu selten genutzt.

Udo Bangert Betriebsrat Tel. 2 16 34

Nr. 252/Juli-August 2008

Bremsscheibenfertigung

Leistungsbemessungsausschuss setzt mehr Personal durch Die „Arbeitswirtschaft“ PTU/OC hat im Dezember 2007 ermittelt, dass in der Kostenstelle 1664 der Bremsscheibenfertigung in den Linien 4 und 8 eine Nettobelegung von nur zwei Mann pro Schicht erforderlich sei. Die Betriebsräte des Leistungsbemessungsausschusses haben nun eine Überprüfung nach REFA-MTM-Methoden durchgeführt und kamen auf folgendes Ergebnis: Es wird eine Nettobelegung von 4,2 Kollegen pro Schicht benötigt. Das ist das Doppelte der Zahl, die PTU/OC errechnet hat!

Nachdem PTU/OC dieses Ergebnis anerkannt hat, wird diese Berechnung auf die restlichen 12 Linien der Bremsscheibenfertigung übertragen.

„Arbeitswirtschaft“ unterbesetzt Wie kam die „Arbeitswirtschaft“ auf die Zahlen? Das lag wohl zum einen daran, dass der Fachbereich nicht alle Daten zur Verfügung gestellt hat. Außerdem ist die Abteilung „Arbeitswirtschaft“ im Werk 10 hoffnungslos unterbesetzt. Stabeg, Refa, MTM – alle diese Projekte sollen von der „Arbeitswirtschaft“ bearbeitet werden. Doch es fehlt das Personal, um diese Themen mit der notwendigen Sorgfalt zu bearbeiten. Deshalb unterstützen zurzeit 22 Beschäftigte die „Arbeitswirtschaft“ im Werk 10. Die Beschäftigten haben eine MTM- bzw. REFA-Ausbildung. Der Betriebsrat erwartet, dass das Unternehmen diese 22 Mitarbeiter weiterhin einsetzt. Ohne deren Unterstützung kann die Abteilung „Arbeitswirtschaft“ die Arbeit nicht bewältigen.

Ausreichend Personal einsetzen Die Betriebsräte des Leistungsbemessungsausschusses können jederzeit in anderen Bereichen den Personalbedarf berechnen, wenn der Verdacht besteht, dass die „Arbeitswirtschaft“ nicht alle Daten bei der Bemessung des Personals berücksichtigt hat. Als nächstes werden sie sich die restlichen Linien der Bremsscheibenfertigung vornehmen. Wichtig ist es für den Leistungsbemessungsausschuss, dass in den Abteilungen so viel Personal eingesetzt wird, dass die Beschäftigten „anständig“ arbeiten können. Falsche Personalbemessung darf nicht zu einer Belastung der Mitarbeiter führen.

Milos Raskovic Vorsitzender Leistungsbemessungsausschuss Tel. 3 80 51

Alexander Rutkowsky stellv. Vorsitzender Leistungsbemessungsausschuss Tel. 5 31 99

Termine Centerversammlungen Die Centerversammlungen finden von Montag, 22. bis Donnerstag, 25. September 2008 statt. Wo und wann genau die Versammlungen abgehalten werden, wird noch rechtzeitig bekannt gemacht.

Nr. 252/Juli-August 2008

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Beschämend:

UAG`78 macht sich über Hilfsorganisation lustig 07.07.2008 07.07.2008

…BeispielsweiseDaimler ging- Cents im Jahr 2006 auf BeDaimler - Cents

schluss des Betriebsrats, wegen ungünstiger

In seinem Flugblatt vom 7. Juli 2008 (siehe rechts) versucht Giesbert Löckel (UAG´78) die Spende des Betriebsrats für die humanitäre Hilfsorganisation „Kinderberg International“ in

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Liebe Kolleginnen und Kollegen, nur mal angenommen, der Gesamtbetriebsrat hätte plötzlich sein humanes Gewissen wieder und wäre folgende Idee gekommen: nur malentdeckt angenommen, derauf Gesamtbetriebsrat hätte plötzlich sein humanes Gewissen Von allen Daimlerund - Mitarbeitern wird dasIdee Nettogehalt auf den nächsten vollen EURO wieder entdeckt wäre auf folgende gekommen: abgerundet, d.h. die Cent Beträge einbehalten, undvollen dann EURO als Von allen Daimler - Mitarbeitern wirdwerden das Nettogehalt aufgesammelt den nächsten Spende an gemeinnützige geleitet. Somit liegt die Spanne pro Jahr, abgerundet, d.h. die Cent -Zwecke Beträgeweiter werden einbehalten, gesammelt und dann als die dem MA abgeknöpft wird, zwischen 0,12 EUR und 11,88 Spende an gemeinnützige Zwecke weiter geleitet. Somit liegtEUR. die Spanne pro Jahr, An geht entscheidet ein Gremium, Zusammensetzung noch diewen demdas MAGeld abgeknöpft wird, zwischen 0,12 EURdessen und 11,88 EUR. unklar ist.das DerGeld GBRgeht stellt sich nämlich dass das Unternehmen den Betrag,noch den An wen entscheidet einvor, Gremium, dessen Zusammensetzung die MA ist. erbringen, verdoppelt. soll Unternehmen dann das Gremium aus den unklar Der GBR stellt sich Dementsprechend nämlich vor, dass das den Betrag, Arbeitnehmer - undverdoppelt. Unternehmensvertretern bestehen. die MA erbringen, Dementsprechend soll dann das Gremium aus Angedacht ist, -dass der Spenden örtlich bestehen. und 60% überregional / international Arbeitnehmer und 40% Unternehmensvertretern Verwendung finden. gingörtlich im Jahr Beschluss /des Angedacht ist, dass Beispielsweise 40% der Spenden und2006 60%auf überregional international Betriebsrats, Mehrheitsverhältnisse, einBeschluss großer Teildes der in 2005 Verwendung wegen finden.ungünstiger Beispielsweise ging im Jahr 2006 auf verhängten Bußgelder wegen Falschparkens oder anderer Werk Betriebsrats, wegen ungünstiger Mehrheitsverhältnisse, einVerkehrsdelikte großer Teil der im in 2005 (immerhin 7500 EUR), nach Afghanistan! verhängten Bußgelder wegen Falschparkens oder anderer Verkehrsdelikte im Werk Wahrscheinlich konnten sich damit ein paar dankbare Opiumbauern neue Pflanzen (immerhin 7500 EUR), nach Afghanistan! besorgen oder einige Afghanen konnten sichdankbare endlich eine Renovierung ihrer Wahrscheinlich konnten sich damit ein paar Opiumbauern neue Pflanzen Behausung leisten undAfghanen einen (Höhlen?) beauftragen. besorgen oder einige konntenMaler sich endlich eine Renovierung ihrer Behausung leisten und einen (Höhlen?) Maler beauftragen. Die MA dürfen vermutlich in Betriebsversammlungen abstimmen, ob dieser Spendenfond soll. Bei Zustimmung sollen dann Die MA dürfeneingerichtet vermutlich werden in Betriebsversammlungen abstimmen, obkollektiv dieser ALLE beteiligt sein. Wer daran nicht teilnehmen muss sollen aktiv Widerspruch einlegen. Spendenfond eingerichtet werden soll. Beimöchte, Zustimmung dann kollektiv ALLE beteiligt sein. Wer daran nicht teilnehmen möchte, muss aktiv Widerspruch einlegen. So ganz nebenbei stellt man sich die Frage, ob ein Gesamtbetriebsrat neuerdings berechtigt ist, sich an unseren Nettogehältern zuein vergreifen. So ganz nebenbei stellt man sich die Frage, ob Gesamtbetriebsrat neuerdings berechtigt ist, sich an unseren Nettogehältern zu vergreifen. Dazu wäre uns Ihre Meinung wichtig. Was Idee, die Cent – Beträge Ihres Nettogehalts zu spenden, Dazuhalten wäre Sie uns von Ihreder Meinung wichtig. ohne haben, Sie spenden? Was dass haltenSie SieEinfluss von derdarauf Idee, die Centwem – Beträge Ihres Nettogehalts zu spenden, Wir erwarten mit Spannung Ihre Rückmeldung. ohne dass Sie Einfluss darauf haben, wem Sie spenden? Wir erwarten mit Spannung Ihre Rückmeldung.

Mehrheitsverhältnisse, ein großer Teil der in 2005 verhängten Bußgelder wegen Falschparkens oder anderer Verkehrsdelikte im Werk (immerhin 7500 EUR), nach Afghanistan!

Afghanistan schlecht zu reden.

Wahrscheinlich konnten sich damit ein paar

Hintergrund: In der Betriebsratssitzung am 19. Juli 2006 hat der Betriebsrat beschlossen, die Bußgelder, die von Falschparkern auf dem Werksgelände im Jahr 2005 eingenommen wurden, an gemeinnützige Projekte zu spenden. Unter anderem gingen 7.500 Euro an „Kinderberg International“. Suzana

dankbare Opiumbauern neue Pflanzen besorgen oder einige Afghanen konnten sich endlich eine Renovierung ihrer Behausung leisten und einen (Höhlen?) Maler beauftragen….

Giesbert Löckel Michael GiesbertLeonhardt Löckel UAG’78 Betrieb 1 Michael –Leonhardt UAG’78 – Betrieb 1

Lipovac, eine Vertreterin der Organisation hat vor zwei Jahren im Betriebsrat dargestellt, wie stark vor allem Kriegswitwen, Waisenkinder und behinderte Menschen im afghanischen Winter unter Hunger und Kälte leiden. Deshalb hat die Hilfsorganisation „Kinderberg International“ in Afghanistan acht Ambulanzen errichtet, die täglich 80 bis 100 Patienten betreuen. „Kinderberg International“ ermittelt nach bestimmten Auswahlkriterien besonders bedürftige Patienten. Diese bekommen dann ein Winterpaket im Wert von rund 22 Euro mit Mehl, Öl, Zucker, Decken und Heizmaterial. Mit der Spende des Betriebsrats konnte also für rund 340 Personen ein solches Paket zusammengestellt werden.

Wir erwarten, dass sich Giesbert Löckel bei „Kinderberg International“ für sein menschenverachtendes Flugblatt entschuldigt.

Die Betriebsräte der IG Metall

Mit den 7.500 Euro aus den Bußgeldern konnte rund 340 Menschen in Afghanistan über den Winter geholfen werden. 9

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Warteschlangen an der Pforte

Lieferantenlotto Unter Entwicklungsingenieuren gibt es einen neuen Zeitvertreib: das Lieferantenlotto. Dazu muss man sagen, dass die Beteiligten dieses Spiel nicht unbedingt freiwillig spielen.

Das Spiel funktioniert folgendermaßen: Ingenieure, die morgens Termine mit Lieferanten haben, wetten, welcher Lieferant am längsten warten muss, bis er ins Werk darf. Denn es dauert teilweise bis zu 45 Minuten, bis der Werkschutz an der Pforte die Einlasspapiere ausgestellt hat. Man kann doch von den Zulieferern nicht erwarten, dass sie eine dreiviertel Stunde einplanen, nur um ins Werk zu kommen.

Personalmangel am Tor Vor allem am Cannstatter Tor fehlt offensichtlich Personal. Die Warteschlangen werden

immer länger. Nicht nur die Zulieferer müssen Geduld haben. Ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden möchte, hat schon einmal versucht, morgens an der Pforte die Krankmeldung eines Kollegen abzugeben. Das war aufgrund des großen Andranges schlichtweg unmöglich, so dass er unverrichteter Dinge wieder abgezogen ist. Welchen Eindruck haben Besucher oder Lieferanten, wenn dies der erste Kontakt zu Daimler ist? Stellt man sich so einen Global Player vor? Es gibt genügend Menschen, die einen sicheren Arbeitsplatz suchen. Herr Schmückle, genehmigen Sie Gelder für zusätzliches Personal an der Pforte. Damit könnten Sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Arbeitsplätze schaffen und das Image der Firma verbessern.

Duschräume werden saniert Mehrere Duschräume im Werk Untertürkheim müssen dringend saniert werden. Vor allem in den Duschräumen im Gebäude 140 (Schmiede) gibt es einige Mängel: Zum Beispiel sind die Silikondichtungen mit Schimmel überzogen. Dass Schimmel gesundheitsschädlich sein

Gefährdungsbeurteilungen verbessern Arbeitsplätze

Weniger Staub in der Luft Von Klaus Kaupert Ziel der Gesamtbetriebsvereinbarung zur Gefährdungsbeurteilung ist die Arbeitssicherheit, sowie den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten ständig zu verbessern. Wichtig dabei: Die Verbesserung von Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz stellen Zielsetzungen dar, die keinen rein wirtschaftlichen Überlegungen untergeordnet werden dürfen. Das heißt, an solchen Maßnahmen darf nicht gespart werden. Gemäß § 5 Arbeitsschutzgesetz sind alle Arbeitsplätze hinsichtlich ihrer Gefährdung zu beurteilen. Darüber hinaus kann eine erneute Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden, wenn neue Anhaltspunkte vorliegen.

Die Beschäftigten könnten sich an den beschädigten Fliesen verletzen.

Betriebsräte geschult Fast alle Bereichsbetriebsräte wurden zum Thema Gefährdungsbeurteilung geschult. Sie werden jetzt in ihren Bereichen beginnen, mit Hilfe der Gefährdungsanalyse Mängel an Arbeitsplätzen zu ermitteln. Dabei wird beispielsweise überprüft, ob die vorhandenen Hebevorrichtungen für den jeweiligen Arbeitsplatz ausreichen. Bei den Begehungen wird unter anderem auch darauf geachtet, dass der Arbeitsplatz so eingerichtet ist, dass durch die Arbeit keine Wirbelsäulenschäden entstehen. Nr. 252/Juli-August 2008

Abdeckungen sorgen dafür, dass weniger Feinstaub in die Luft gelangt. In der Graugussgießerei wurde vor kurzem eine Gefährdungsanalyse durchgeführt. Daraufhin wurden bis jetzt Maßnahmen im Gesamtwert von rund 80 000 Euro festgelegt. Zum Beispiel sorgen im Kerneinlegebereich Einhausungen, Abdeckungen und Absauganlagen dafür, dass weniger Feinstaub in die Luft gelangt. 10

kann, ist ja allgemein bekannt. Zudem fallen einige Türen zu den Duschräumen und Toiletten regelrecht auseinander. Außerdem läuft das Wasser schlecht ab, wenn mehrere Kollegen duschen. Nicht nur in der Schmiede in Untertürkheim, auch in den anderen Werkteilen wie beispielsweise in Mettingen müssen die Duschräume dringend saniert werden. Mit der Werkleitung wurde abgestimmt, dass die Duschräume besichtigt werden. Bei der Besichtigung wird festgelegt, wo in diesem Jahr und Anfang 2009 saniert wird.

Klaus Kaupert Vorsitzender Ausschuss Arbeit, Umwelt und Gesundheit Tel. 5 97 22

Der Untertürkheimer Betriebsrat Udo Bangert

Portrait

Mehr Ideen als der Tag Stunden giert er sich für die Umwelt: Zusammen mit der Sachbearbeiterin Julia Massek kümmert sich der IG Metaller um die Abwicklung des VVSFirmentickets. „Dieses Jahr haben schon 2000 Beschäftigte ein Firmentickets gekauft. Jeder spart beim Kauf des Tickets zehn Prozent. Das heißt die Beschäftigten haben damit 160 000 Euro gespart“, berichtet Udo Bangert stolz. Am liebsten würde der Ingenieur das Familienauto abschaffen und auf Carsharing umsteigen. „Das will aber meine Frau nicht. Wir haben einen Kompromiss gefunden: Sie bekommt ihren Jahreswagen und ich eine neue solare Anlage“, schmunzelt der Familienvater. Nachhaltige Investitionen, wie Baumsparverträge, Solaranlagen, Holzkraftwerke sind sein Hobby, so hat er sich früher ehrenamtlich für die Ökobank engagiert. Udo Bangert freut sich immer, wenn man etwas Sinnvolles für die Umwelt tun kann, damit Arbeitsplätze sichert und noch etwas Gewinn übrig bleibt.

Von Alexandra Wolf Udo Bangert hat in den vergangenen Jahren mehrere Hundert Beschäftigte beraten, die in Altersteilzeit gehen wollten. Unermüdlich erläuter te er jedem einzelnen, worauf man achten muss. Der 45-jährige Betriebsrat hofft, dass IG Metall und Südwestmetall bald einen neuen Altersteilzeittarifvertrag abschließen. „Bei den Warnstreiks im Juni haben auch viele Angestellte mitgemacht“, freut sich der Vorsitzende des Ortsangestelltenausschusses der IG Metall Stuttgart. Dennoch möchte er noch mehr Angestellte motivieren, sich in der Gewerkschaft zu engagieren. Denn: „Demokratie lebt vom Mitmachen“, betont Udo Bangert.

Gute Leute im Betriebsrat 1988 hat der gebürtige Odenwälder nach seinem Elektrotechnikstudium mit 24 als Automatisierungingenieur im Meßcenter angefangen. In den Neunziger Jahren wurde der junge Ingenieur aufmerksam auf die Arbeit der IG Metall-Betriebsräte. Damals führte eine Absatzkrise in der gesamten Automobilindustrie und damit auch im Werk Untertürkheim zu einem Personalüberhang. Dem wurde mit Kurzarbeit, Frühpensionierungs- und Abfindungsregelungen begegnet. „Damals wurde mir klar, dass man gute Leute im Betriebsrat braucht. Sonst hätte es sicher betriebsbedingte Kündigungen gegeben“, so das Vorstandsmitglied im SPD-Ortsverein Weinstadt. Zum ersten Mal in den Betriebsrat gewählt wurde Udo Bangert 1998. Er betreut in der Entwicklung unter anderem die Bereiche EP/MO, EP/MD, EP/ME und die Forschung . Inzwischen ist er Mitglied im Entgeltausschuss, in der Paritätischen Kommission und Vorsitzender des Ausschusses für Datenschutz. „Nicht erst seit den Skandalen bei Lidl und Telekom spielt Datensicherheit im Unternehmen eine immer größere Rolle, zumal die Datenbanken und die Software immer umfangreicher werden“, so Udo Bangert. Deshalb arbeitet der Ausschuss für Datenschutz an Betriebsvereinbarungen wie aktuell zu einem neuen Instandhaltungssystem. Im Entgeltausschuss gehören Stellenbeschreibungen zum Tagesgeschäft. Aktuell spielen Fragen zum neuen Leistungsbeurteilungssystem eine große Rolle.

Engagement für die Umwelt Udo Bangerts großes Steckenpferd ist der Umweltschutz. „Ich wohne im Remstal. Man bekommt dort relativ viel von der Luftver-

schmutzung aus Stuttgart ab. Mein Sohn ist in den Neunziger Jahren zweimal fast an der Atemwegserkrankung Pseudo-Krupp erstickt. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis: Ich fasste den Entschluss, mich für die Umwelt einzusetzen“, erinnert sich der zweifache Vater. Um der Daimler-Belegschaft den Umweltschutz näher zu bringen, gründete er vor 16 Jahren zusammen mit Kollegen den Arbeitskreis Umwelt. Einmal im Monat organisiert der Arbeitskreis eine Veranstaltung zu Themen wie Solarenergie, Elektroauto, Regenwassernutzung oder auch zu gesunder Ernährung. Udo Bangerts Motto zum Umweltschutz ist: „Viele kleine Beiträge sind wichtig“. Sein Motto nimmt der 45-Jährige sehr wörtlich. Nicht dass seine Beiträge für die Umwelt klein sind – aber sie sind so zahlreich, dass man sie kaum vollständig aufzählen kann. Wenn es darum geht, Fahrräder und alte Computer für Tschernobylkinder zu sammeln und zu reparieren oder die Sträucher am Wernauer Baggersee zurück zu schneiden - Udo Bangert hat für solche Aktionen schon so manchen Samstag geopfert.

2000 VVS- Firmentickets Auch in seiner Funktion als Betriebsrat enga11

Sport und Quellwasser Manchmal wundert man sich, wo Udo Bangert seine Energie hernimmt. Von sich selbst sagt er, dass er mehr Ideen habe als der Tag Stunden. Vielleicht liegt es daran, dass er Quellwasser trinkt? Zusammen mit seiner Frau Iris fährt er oft mit dem Fahrrad zu einer Quelle im Remstal, um Wasser zu holen. Auch sonst ist Udo Bangert sehr sportlich: In den letzten Jahren ist er schon mehrmals den Halbmarathon in Stuttgart gelaufen. Bis zu viermal in der Woche trainiert er im Fitnessstudio im Haus des Sports. Außerdem leitet er die Sparte Schach beim SG Stern. Anfang der Achtziger Jahre wurde er sogar einmal Odenwaldmeister im Schach.

Udo Bangert (links) und Sachbearbeiterin Julia Massek (rechts) bei der Ausgabe eines VVS-Firmentickets an eine Kundin (Mitte). Nr. 252/Juli-August 2008

Leistungsbeurteilungssystem NAVI

Zwischenbilanz bis 30. September zum 30. September mitgeteilt werden und in epeople begründet dokumentiert werden. Gleichzeitig müssen Maßnahmen besprochen werden, durch die die Leistung bis zum Jahresende verbessert werden kann und die Ziele bzw. die Leistungserwartung noch zu erreichen sind. Sollte bis einschließlich 30. September keine Karenz angezeigt sein, kann das Leistungsentgelt im Folgejahr nicht sinken.

Bis 30. September muss der Vorgesetzte hinsichtlich der Zielerreichung bzw. Erfüllung der Leistungserwartung Zwischenbilanz führen.

Deshalb heißt das Gespräch „Zwischenbilanzgespräch“. Zeichnet sich ab, dass ein niedrigeres Bewertungsergebnis im Vergleich zur letzten Bewertung erreicht wird (Karenz), muss dies dem Beschäftigten spätestens bis

Für Beschäftigte bei der Daimler AG

unter Tel. 2 40 09 ist von Montag bis Freitag von 7 bis 16 Uhr besetzt. Hier wird jedem Beschäftigten schnell und unkompliziert geholfen.

Treffpunkt: 16:45 Uhr, Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Schillerplatz 6, 70173 Stuttgart

Luxus und Lustbarkeiten des Rokoko: Herzog Carl Eugens venezianische Messe Die Sonderausstellung entführt auf einen Markt der Eitelkeiten: Edles Porzellan, schöne Stoffe und venezianische Masken haben bereits von 1768 bis 1793 den württembergischen Hof und die Bevölkerung in ihren Bann gezogen. Herzog Carl Eugen verwirklichte sich mit der Venezianischen Messe einen Traum, der in der Sonderausstellung lebendig werden soll und das Lebensgefühl und die Genussfreude der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts repräsentiert. Das Landesmuseum Württemberg nimmt das 250. Gründungsjubiläum der Porzellanmanufaktur

Führung: Dr. Helga Müller-Schnepper Kosten:

Maskengruppe Ludwigsburg im Jahr 2008 zum Anlass für die Präsentation, in deren Zentrum die Venezianische Messe aus Porzellan steht. Dabei wird in der Ausstellung einerseits das Warenangebot auf dem realen Jahrmarkt gezeigt, andererseits die extravagante Kurzweil der Hofgesellschaft.

Anmeldung und Einzugsermächtigung für Kunsterlebnis Nr. 1.183

Nr. 252/Juli-August 2008

Die neue Hotline des Betriebsrats

Termin: Donnerstag, 18. September 2008, 17:00 Uhr

Kunsterlebnis Nr. 1.183

Mit der Unterschrift auf dieser Anmeldung geben Sie Ihre Ermächtigung zum Einziehen des Gesamtbetrages (Führung, Eintritt und evtl. Fahrtkosten) von Ihrem Bankkonto. Ihre personenbezogenen Daten werden ausschließlich für den Einzug des Betrags an Ihre Bank übermittelt. Wenn Sie an der angemeldeten Fahrt bzw. an der Führung nicht teilnehmen, ist eine Rückzahlung des Betrages leider nicht möglich. Um die Kunst intensiv zu genießen, ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Weil die Reihenfolge der eingegangenen Anmeldung entscheidet, empfehlen wir, sich möglichst früh anzumelden.

Neue Hotline des Betriebsrats

€ 17,00 (Eintritt, Führung, Sonderöffnung)

Anmeldung bis spätestens eine Woche vor der Führung bei: Isa Pscheidl, Daimler AG, Werk 010, E 606, 70546 Stuttgart, Tel. (0711) 17- 2 06 78, Fax (0711) 17-5 33 20 oder bei Julia Massek, E 610, Tel. (0711) 17- 3  98 95, Fax (0711) 17- 5 88 77

Vorschau:

Matisse: Menschen, Masken, Modelle Kunsterlebnis Nr. 1.184, 30. Oktober 2008 Staatsgalerie Stuttgart

Luxus und Lustbarkeiten des Rokoko: Herzog Carl Eugens venezianische Messe 18. September 2008, Württembergisches Landesmuseum Stuttgart

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