Jugend im Risiko
JUGEND IM RISIKO
Epidemiologie 2009 verließen 58.400 Schüler die Schule ohne
Abschluss ≈ 7% Rückgang um 1% im Vergleich zum Vorjahr Ergebnis bleibt hinter den Zielvorstellung der Bundesregierung zurück Anvisiertes Ziel: Halbierung der Schulabbrecherquote von 2008 an von 8% auf 4% in 5 Jahren
Kosten 9,1 % junge Menschen waren im Juni 2011 ohne
Arbeit oder Beschäftigung 150000 starten ohne Ausbildungsabschluss ins Berufsleben Folgekosten für die öffentlichen Haushalte (Studie des Wissenschaftszentrum Berlin) 1,5 Milliarden pro Altersjahrgang Die Belastungen verteilen sich 40% auf Bund, 30% auf die Länder und 15% auf die Kommunen
Verteilung nach abgebenden Schulen
Verteilung auf das Berufsbildungssystem
Untersuchung und ihr Rahmen Jugendwerkstatt Gießen als Anbieter eines
differenzierten Systems von verschiedenen beruflichen Bildungsmaßnahmen Ziel: berufliche und soziale Integration insbesondere am Übergang von Schule in den Beruf Hauptschulabschluss kann hier nachgeholt werden Problemstellung: immer mehr Jugendliche kommen mit psychischen Störungen und Belastungen in die Maßnahmen
Projekt: Jugend im Risiko BERATUNG, PSYCHOTHERAPIE FAMILIENTHERAPIE FÜR KLIENTEN DER JUGENDWERKSTATT
Multidisziplinäres Kooperationsprojekt der Jugendwerkstatt Giessen (C. Geist, W. Balser, U.
Förster-Chanda) und dem Zentrum für Kinderheilkunde der JLU Gießen, Funktionsbereich Familienpsychosomatik (Prof. B. Brosig, U. Förster-Chanda) ● der Humboldt-Universität zu Berlin, Abteilung allgemeine Rehabilitationspädagogik und Lernbehindertenpädagogik (Prof. V. Moser, U. Förster-Chanda)
Konzept „Scharnier“ zwischen pädagogischer und
pädagogisch-psychologischer Förderung niederschwelliges psychosoziales Beratungsangebot vor Ort Fallbesprechungen von einzelnen Teilnehmern in einem multidisziplinären Team ( Pädagogen, Berater, Therapeuten)
Breite des Beratungsspektrums Erstberatung und Testdiagnostik Folgeberatung
Vermittlung in therapeutische Angebote Einzeltherapie, Familientherapie in Zusammenarbeit
mit der Familienambulanz der Kinderklinik der JLU
Herr A
Herr A
Fallbeispiel Herr A Alter: 24 Jahre Fehlzeiten mit steigender Tendenz
Depressive Symptome (unsicheres Auftreten,
unzureichende Köperhygiene, Schlafstörungen, sozialer Rückzug)
Mutter Alter: 54 Jahre Halbtagstätigkeit als Reinigungskraft
Vermutlich Suchtkrank
Vater Alter: 60 Jahre arbeitslos
Beruf: Gas- und Wasserinstallateur Knieleiden und weitere Körperbeschwerden
Umfeld von Herrn A Familienkonflikte Peers in der rechten Szene, Schlägereien
Mehrere Aufenthalte in der JVA
Kindheit und Jugend Verzögerte Sprachentwicklung durch Hörschaden Schulbeginn mit 6 Jahren in einer Sprachheilschule
Klassenwiederholung im 4. Schuljahr Wechsel auf Lernhilfeschule im 5. Schuljahr Verlassen der Schule nach 10 Schulbesuchsjahren
ohne Abschluss
Persönlichkeitsentwicklung Hyperaktives Kind, dass zu Unfällen neigte Zahlreiche Unfälle, führen zu gehäuften Fehlzeiten
in der Schule Mangelnde Empathie im Umgang mit Tieren Chaotisches Agieren mit Mäusen
Frau B
Fallbeispiel Fr. B Alter 24 Jahre Abbruch der Ausbildung zur Tischlerin
Mobbing Kein Teilnahmebeginn in der Maßnahme Hausbesuch erforderlich
Aktuelle Lebensituation Äußere und innere Verwahrlosung Geldnot
Fernbeziehung zum Freund Sozialer Rückzug fehlende Ausbildungsmotivaton
Biografie - Kindheit wächst mit 4 Jahre älterem Bruder auf Vater ist zum Zeitpunkt der Geburt 40 Jahre, die
Mutter 35 Jahre der Vater ist Gärtner, später Hausmeister die Mutter arbeitet in einer Firma, heute arbeitslos Missbrauch Eltern trennen sich
Biografie - Jugend und junges Erwachsenenalter zwischen dem 12. – 18. Lebensjahr verschiedene
Heimaufenthalte mit 18 Jahren Rückkehr zur Mutter Umzug zum Freund eigene Wohnung nach Scheitern der Beziehung
Stichpunkte zum Mitnehmen Berufliche Förderung und Persönlichkeitsbildung
gehen Hand in Hand Berufliche Förderung ist ohne psychosoziale Angebote nicht zu realisieren Interdisziplinarität! Triadisches System: Berufliche Bildung, pädagogische Förderung, psychosomatische Angebote!
Therapieinterventionen BERATUNG AMBULANTE INTERVENTIONEN STATIONÄRE INTERVENTIONEN
Zwischenbericht STAND: DEZEMBER 2012 (LAUFZEIT: 27 MONATE)
Beratung in der Jugendwerkstatt
Erstgespräch: 74 Teilnehmer Folgegespräche : 33 Teilnehmer Intensive Beratung (≥ 5 Gespräche): 12 Teilnehmer
Beratung in der Klinik
klinische Beratungsgespräche: 15 Teilnehmer
Ambulante Interventionen 1 Ambulante Einzelpsychotherapie: 5 Teilnehmer
Familientherapie: 3 Teilnehmer Erziehungsberatung: 3 Teilnehmer Psychologisches Gutachten: 2 Teilnehmer
Ambulante Interventionen 2 Neuropädiatrie: 1 Teilnehmer
Hausarzt: 1 Teilnehmer Hausbesuch: 1 Teilnehmer
Stationäre Interventionen Stationärer Aufenthalt Psychiatrie: 2 Teilnehmer
Stationäre Psychotherapie: 2 Teilnehmer Kur: 1 Teilnehmer stationäre Jugendhilfeeinrichtung: 1 Teilnehmer Frauenhaus: 1 Teilnehmerin
Berufliche Förderung ist ohne Identitätsbildung und
ohne Arbeit an der eigenen Biografie nicht zu leisten Triadische Strukturen mit Arbeitsplatz, pädagogischer Berufsförderung und Psychotherapie
Familienpsychosomatik Psychosoziale Evaluation, Diagnostik
• Beratung • stationäre/ambulante Therapie • weitere Versorgung wie Unterbringung in Jugendhilfeeinrichtung
Jugendwerkstatt spezifische Angebote unter Berücksichtigung der psychosozialen Situation
Wissenschaft und Pressearbeit Brosig / Förster-Chanda / Geist: Jugend im Risiko – innere Konflikte
und Biografien von Teilnehmern einer Jugendwerkstatt. Vortrag Psychodynamische Beratung in pädagogischen Handlungsfeldern. Marburg 7. 5. 2011 Scharnier zwischen pädagogischer und psychologischer Arbeit. Projekt „Jugend im Risiko“ der Abteilung Familienpsychosomatik an der Universitätskinderklinik und der Jugendwerkstatt Gießen Gießener Anzeiger vom 26. 11. 2011. http://www.giesseneranzeiger.de/lokales/stadt-giessen/nachrichten/11395839.htm Förster-Chanda / Balser/Geist/Brosig (2013): Jugend im Risiko – innere Konflikte und Biografien von Teilnehmern einer Jugendwerkstatt. In Schnoor (Hrsg.):Psychodynamische Beratung in pädagogischen Handlungsfeldern Gießen, psychosozial (im Druck).