Einzel- und Teambewertung Betreute Wohnform(§ 34) mit anderen Jugendlichen
Fall für KJH/ keine HzE: Neben JGH, Erziehungsberatung § 31 SGB VIII SPFH mit 4 FL/W
Familientherapie + ASD (Sprechstunde) Intensivierung der Hilfe, Änderung in SPFH § 31 (6 FL)
Die Einzelbetreuung soll bestehen bleiben, Erhöhung der FL auf 6, SPFH für Mutter und Schwester (4 FL)
Niedrigschwelliges Angebot: Sleep-In und evtl. § 35a, Einzelb. vor Ort ggf. auch auf der Straße
Ich sehe was, was Du nicht siehst … – Wahrnehmen, Bewerten und Entscheiden in ASD-Teams
Dr. Jens Pothmann | Agathe Wilk Dortmund, 05. Februar 2009
Fachtagung: Ganz alleine geht es nicht! Teamberatung als Qualitätsmerkmal im Allgemeinen Sozialen Dienst
Das Projekt „Wie entscheiden Teams im ASD über Hilfebedarf“ wird gefördert von der Stiftung Jugendmarke und der TU Dortmund.
Ich sehe was, was Du nicht siehst … – Wahrnehmen, Bewerten und Entscheiden in ASD-Teams
Inhalte 1. Was wollten wir wissen? 2. Wie sind wir vorgegangen? 3. Was haben die Fachkräfte, was haben die Teams entschieden? 4. Wie strukturieren sich Teamberatungen? 5. Wie setzen sich Teams zusammen? 6. Welche fachlichen Inhalte spielen bei den Beratungen eine Rolle (am Beispiel des Adressatenbildes)? 7. Zusammenfassende Antworten
Ich sehe was, was Du nicht siehst … – Wahrnehmen, Bewerten und Entscheiden in ASD-Teams
1. Was wollten wir wissen?
1. Was wollten wir wissen?
Inanspruchnahme von Leistungen der Heimerziehung/des betreuten Wohnens (§ 34 SGB VIII) nach Jugendamtsbezirken in NRW; 2005 (Angaben bezogen auf 10.000 der unter 21-J.)
Sozialstruktur
Quelle: HzE-Atlas 2007 (www.lwl.org/LWL/Jugend >> LJA im Schnellzugriff >> HzE-Berichte)
finan Rah zpolit. men bed.
Wie lassen sich die kommunalen Unterschiede bei der Inanspruchnahme und Gewährung von Leistungen der Hilfen zur Erziehung erklären?
Wahrnehmungs- u. Definitionsprozesse
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Angebotsund Leistungsspektrum
jug
Rechtsgrundlagen
Anm.: Die Inanspruchnahmequote für Maßnahmen der Heimerziehung variiert zwischen unter 26,4 Hilfen pro 10.000 der unter 21-Jährigen (gelb) und über 64,6 Hilfen pro 10.000 der unter 21-Jährigen (blau).
Quelle: Bürger, U.: Erziehungshilfen im Umbruch, München 1999; eigene Darstellung
1. Was wollten wir wissen?
Forschungsleitende Fragestellung Welche (interkommunalen) Differenzen zeigen sich für Wahrnehmungs-, Definitions- und Entscheidungsprozesse in Sozialen Diensten bei der Beratung von Fällen erzieherischer Hilfen? Oder: Wie entscheiden Teams Sozialer Dienste über Hilfebedarf?
Ich sehe was, was Du nicht siehst … – Wahrnehmen, Bewerten und Entscheiden in ASD-Teams
2. Wie sind wir vorgegangen?
2. Wie sind wir vorgegangen? Anm.: Bei der Konzeption des methodischen Settings war für uns wichtig, sowohl Teamentscheidungen im Rahmen des ASD zu erfassen als auch die Einzelentscheidungen der Mitglieder der Teams.
Methodische Anlage
Das heißt für das Design der Untersuchung, dass die Fachkräfte aus dem ASD, die an unser Untersuchung teilgenommen haben, den Fall zweimal bearbeiten sollten. Das erste Mal ohne das Team, hierzu ist ein Fragebogen ausgefüllt worden. Danach, allerdings nicht unmittelbar anschließend, ist der Fall im Team bearbeitet worden. Diese Teamsitzungen mit den simulierten Fallbesprechungen sind aufgezeichnet und hinterher transkribiert worden.
4 Fallvignetten Standardisierte Befragung
Simulierte Fallberatung
Individuum ASD-Mitarbeiter
Gruppe/ Team Organisation/ JA-Verwaltung
Erarbeitung einer Einschätzung und Bewertung
2. Wie sind wir vorgegangen?
Durchführung & Datengrundlage Zeitraum der Durchführungs- bzw. Feldphase: Zwischen dem 17.09.2007 und dem 25.10.2007 haben insgesamt 18 Teams aus 11 Kommunen an der Feldphase des Projektes teilgenommen. Die Teams kamen aus folgenden Städten: Augsburg, Bielefeld, Braunschweig, Hagen, Kassel, Kiel, Lübeck, Ludwigshafen, Magdeburg, Münster, Wuppertal Teilnehmer: In den 18 Teams haben insgesamt 132 Personen teilgenommen. D.h., im Durchschnitt haben pro Team 7 Personen an einer Fallberatung teilgenommen (Spektrum: 4 bis 13 Teilnehmer/-innen in einem Team). Geschlechterverhältnis: weiblich (70,5%)/ männlich (29,5%). Datengrundlage: 264 Fragebögen, 18 transkribierte Teamsitzungen plus Beobachtungsprotokolle aus 11 Kommunen
2. Wie sind wir vorgegangen?
Teilnehmerzahl in den Teams
Diskussionsdauer in den Teams
Insgesamt
Weiblich
Männlich
Team 15
4
3
1
Team 12
4
4
Team 7
5
Team 13
Absolut
Durchschnitt
Team 17
85
21,25
0
Team 2
90
22,50
5
0
Team 4
91
22,75
5
5
0
Team 8
96
24,00
Team 11
5
3
2
Team 3
99
24,75
Team 18
5
3
2
Team 11
101
25,25
Team 3
6
4
2
Team 12
102
25,50
Team 8
6
4
2
Team 16
116
29,00
Team 17
7
7
0
Team 6
116
29,00
Team 10
7
2
5
Team 14
119
29,75
Team 9
7
3
4
Team 15
123
30,75
Team 5
7
5
2
Team 5
124
31,00
Team 16
9
6
3
Team 7
128
32,00
Team 4
9
4
5
Team 13
129
32,25
Team 6
9
7
2
Team 1
133
33,25
Team 2
12
9
3
Team 10
135
33,75
Team 1
12
9
3
Team 18
146
36,50
Team 14
13
10
3
Team 9
148
37,00
Ich sehe was, was Du nicht siehst … – Wahrnehmen, Bewerten und Entscheiden in ASD-Teams
3. Was haben die Fachkräfte, was haben die Teams entschieden?
3. Wie haben die Fachkräfte, wie haben die Teams entschieden?
Methodische Anlage
4 Fallvignetten Simulierte Fallberatung
Standardisierte Befragung
Es liegen Ergebnisse vor zu -den Bewertungen der ASD-Fachkräfte, -den Bewertungen der ASD-Fachkräfte pro Team; -den Einschätzungen der ASD-Teams.
Individuum ASD-Mitarbeiter
Gruppe/ Team Organisation/ JA-Verwaltung
Erarbeitung einer Einschätzung und Bewertung
3. Wie haben die Fachkräfte, wie haben die Teams entschieden?
Einschätzungen der Fachkräfte im „Fall Thomas“ zu den vorgeschlagenen Leistungen und des in Aussicht gestellten Hilfesettings (n = 67) •§ 27 flex. Hilfe
Spektrum der Vorschläge •§ 34 Heimerziehung
•§ 28 Erziehungsberatung
•Kinder- und Jugendpsychiatrie
•§ 30 Erziehungsbeistand, Betreuungshelfer
•kein Jugendhilfefall ohne Konkretisierung
•§ 31 SPFH
•Fall für Jugendhilfe ohne Konkretisierung
•§ 35 ISE
50,0 40,0
Zusammengefasste Einschätzungen der ASD-Fachkräfte zum „Fall Thomas“ 43,3 34,3
30,0
22,4
20,0 10,0 0,0 Ambulante Hilfe
Stationäre Hilfe (einschl. Psychiatrie)
Keine konkreten Vorschläge bzw. Sonstiges
3. Wie haben die Fachkräfte, wie haben die Teams entschieden?
Ergebnisse der Teamberatungen im „Fall Thomas“ zu den vorgeschlagenen Leistungen und des in Aussicht gestellten Hilfesettings Team 1
§ 30+AIB Team 7
§ 30+Beratung Team 13
k.A.
Team 2
§ 30+Schule Team 8
§ 34 Team 14
§ 34
Team 3
Team 4
Team 5
§ 30
GHI
Team 9
Team 10
§ 30+FT Team 15
Fortführung § 30
§ 31
§ 35 m.Ziel § 34 Team 11
Team 6
§ 30 Team 12
§ 35 m.Ziel § 34 Fortführung § 30
Team 16
ASD+FT
Team 17
§ 34
Team 18
Fortführung § 30
Anmerkungen: Die Entscheidungen können hier nur verkürzt wiedergegeben werden. Das hat mitunter dazu geführt, dass als Kürzel für eine Teamentscheidung der Leistungsparagraf des SGB VIII benutzt worden ist. ‚GHI‘ ist eine anonymisierte Angabe zu den Leistungen der Hilfen zur Erziehung. ‚FT’ steht für Familientherapie bzw. familientherapeutisches Angebot.
Ergebnisse von Teamberatungen im „Fall Thomas“ zu den vorgeschlagenen Leistungen und des in Aussicht gestellten Hilfesettings in 5 Teams einer Kommune
Team B
Team C
§35, später §34
Team A
§34
Kommune X
§34
Team D ASD u. Fam‘therapie
Team E Erziehungsbeistandschaft (keine neue Hilfe)
3. Wie haben die Fachkräfte, wie haben die Teams entschieden?
Einzelbewertung und Teamentscheidung im Fall Thomas (ausgewählte Teams)* Team 2 (Fall T.) (9 Einzelbewertungen)
§ 34 § 34
§ 30 EZB (6 FL) + und (6 FL) Schulangebot
Unterbringung in einer engmaschigen Einrichtung, evtl. geschlossen
Fall für KJH/ keine HzE-Hilfeplanung: Neben JGH, Erziehungsberatung § 31 SGB VIII SPFH mit 4 FL/W
§ 34 § 34 in WG
Familientherapie Familientherapie ASD ++ ASD (Sprechstunde) (Sprechstunde)
EZB (3 FLS)
Inte n Hilf sivier u e, Ä SPF nde ng der ru H§ 31 ( ng in 6F L)
§ 34
§ 34, wenn Kompromiss zw. KM und Th. gefunden
Be an tre k e d e r u te ine en W en Ju ohn ge ge for He ndl m im iche (§ 3 gr n 4) up , je m pe do it ch
Zunächst KJP, danach § 34
Team 16 (Fall T.) (6 Einzelbewertungen)
Die Einzelbetreuung soll bestehen bleiben, Erhöhung der FL auf 6, SPFH für Mutter und Schwester (4 FL)
Niedrigschwelliges Angebot: Sleep-In und evtl. § 35a, Einzelb. vor Ort ggf. auch auf der Straße
* Nicht alle Fachkräfte aus den Teams haben ihren Fragebogen zur Erfassung der Einzelbewertung bearbeitet und abgegeben.
Gruppenprozesse und Einflussfaktoren (ausgewählte Ergebnisse)
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Was wollten wir wissen? Wie sind wir vorgegangen? Was haben die Fachkräfte, was haben die Teams entschieden? Wie strukturieren sich Teamberatungen? Wie setzen sich Teams zusammen? Welche fachlichen Inhalte spielen bei den Beratungen eine Rolle? (am Beispiel des Adressatenbildes) Zusammenfassende Antworten Adressat Anm.: Im Folgenden geht es darum anzudeuten, welche Einflussfaktoren bei einer Gestaltung berücksichtigt werden sollten. Mit der Gliederung vor Augen, gehen wir deshalb den Fragen nach, wie Teamberatungen strukturiert sind, wie sich Teams zusammensetzen und welche fachlichen Inhalte bei den Beratungen eine Rolle spielen. D.h. konkret, Struktur, Zusammensetzung und sozialpädagogische Fachlichkeit bzw. Adressatenbild.
Organisation
Profession
4. Wie strukturieren sich Teamberatungen?
4. Wie strukturieren sich Teamberatungen?
Unter der Perspektive der organisatorischen Gestaltung (Grad der Strukturierung) personellen Gestaltung (Schlüsselfiguren)
4. Wie strukturieren sich Teamberatungen? Grad der Strukturierung (Team 1: Beispiel für einen hohen Grad der Strukturierung) Dimensionen der kollegialen Beratung
Transfer der Dimensionen der kollegialen Beratung in die Diskussionskultur von Team 1
Fallvorstellung/ Einordnung des Falls/ Fragestellung
M: Frau W., dann darf ich Sie bitten. Wo bewegen wir uns, im Leistungsbereich, Graubereich oder Gefährdungsbereich? (…) [Es folgt die Fallvorstellung der fallführenden Fachkraft]
Fragerunde
M: Genau. Wir nehmen uns jetzt die nächsten 10 Minuten Zeit, um Rückfragen an die Frau W. zu stellen, um Klärung zu kriegen zum Fall und wie wir entsprechend weiter verfahren können. (…) M: Ich gehe raus aus meiner Rolle als Moderation – ich habe eine Frage zu dem Haushalt bzw. zu dem Begriff grenzwertig. Hier steht, die Wohnung ist grenzwertig, es geht in Richtung Vernachlässigung.
Ideensammlung
M: Dann denke ich, sind keine Fragen mehr da. Dann denke ich, schließen wir die Fragerunde ab und eröffnen die Ideenbörse. Die Frau W. kann sich zurücknehmen und sich das nur anhören, sie muss sich nicht rechtfertigen oder irgendwelche Stellungnahme dazu abgeben.
Weitere Handlungsschritte
M: Gut. Es kommen keine Meldungen mehr, ich denke, es war eine ganze Ansammlung von Ideen. Wir haben uns ja – Sie haben am Anfang gesagt, wir bewegen uns im Graubereich, vielleicht können wir aus dieser Ideenmenge auch schon Aufträge formulieren, die wir der Frau Christel an die Hand geben könnten. Wäre das eine Möglichkeit, dass wir das jetzt zusammen angehen? (…) [Aufträge werden im Team formuliert] M: Frau W., ich würde Sie gern wieder ins Boot holen – wie ist Ihre Situation gerade, welche Richtung wollen Sie gehen? Oder haben Sie noch Rückfragen – dass wir auch sehen, zu welcher Sicht kommen Sie?
Anm.: Hier zeigen sich deutliche Indizien für eine klare Struktur im Team, es ist eine klare Rollenverteilung (Moderation, Einsätze der fallführenden Fachkraft) zu erkennen. Es zeigt sich eine ergebnisorientierte Diskussion, die jeden Anwesenden in die fachliche Verantwortung mit einbezieht und die stark von der Moderation gesteuert wird.
4. Wie strukturieren sich Teamberatungen? Grad der Strukturierung (Team 17: Beispiel für keine Strukturierung) Dimensionen der kollegialen Beratung
Diskussionsablauf in Team 17
Fallvorstellung/ Fallvorstellung + Einordnung des Falls erster Vorschlag der fallführenden Fachkraft
(…) FF: Und es ist die Frage, wie kann Christel hier geholfen werden. Ihre eigene Mutter scheint nicht zur Verfügung zu stehen, sonst wäre es gut, da Kontakt aufzunehmen. Also müssen wir sehen, wie wir hier mit unseren Mitteln Christel helfen können. Meine Idee wäre, sie auch unterzubringen nach Paragraf 19, in einer Mutter-Kind-Einrichtung, wo sie auch therapeutische Hilfe bekommt. (…)
Fragerunde
T1: Also von der Theorie her würde ich sagen, setz dich mit Christel hin und erfahre alles über ihre Kindheit bis zu ihrem 17.Lebensjahr. (…) FF: Ja, dann bleibt wahrscheinlich nur die ambulante Hilfe. Dann müssten wir es vielleicht mit SPFH versuchen, wenigstens. Denn ohne Hilfe geht es ja so nicht mehr weiter.
Ideensammlung
Weitere Handlungsschritte
Diskussion
(…) [Es wird weiter über den Fall diskutiert] FF: Also ich höre heraus, ihr seid mehr so für ambulante Angebote, dass man doch ambulant versuchen sollte – also dass das Aufgehobensein in einem Heim für sie so wichtig ist, seht ihr nicht so wie ich? [Die Runde gibt Gründe für eine ambulante Maßnahme an] (…) (…) FF: Ja, so kommen wir noch zu keinem Ergebnis, wir müssen noch gucken.
Anm.: Die Diskussion in diesem Team wiederum weist keine klare Struktur auf, eine Ergebnisorientierung wird ebenfalls nicht deutlich. Die Dimensionen der kollegialen Fallberatung spielen keine Rolle.
4. Wie strukturieren sich Teamberatungen? Stil der Leitungskräfte bei den Fallberatungen (ein Beispiel)
Stil: autoritär
Team 16 (Fall C.) (7 Einzelbewertungen) fallführende Fachkraft
§ 33, Vollzeitpflege
§ 19
§ 19
Stil: demokratisch
k. A.
§ 31
§ 31
§ 19
§ 31
Leitung
Anm.: Dies ist ein Beispiel für einen ‚autoritären‘ Führungsstil. Deutlich wird, dass die Einzelbewertungen stark von der Teamentscheidung abweichen. Auch die ursprüngliche Einschätzung der fallführenden Fachkraft stimmt nicht mit der Teamentscheidung überein. Und offensichtlich wurde die fallführende Fachkraft nicht überzeugt, sondern gewissermaßen ‚entmachtet‘. Die fallführende Fachkraft beugt sich am Ende der Bewertung der Leitung (siehe Zitat).
Leitung: Die Lösung ist dann, dass du erst noch mal mit ihr sprichst, also ihr so das Ergebnis noch mal vermittelst, und dass wir uns noch mal – ihr beide und auch sie mit Drogenberatungsstelle zusammen – und auch Jugendhilfeträger wegen einer eventuellen SPFH (…) Und ich denke persönlich nicht, dass es für eine Maßnahme nach 19 reicht, dass das die richtige Maßnahme ist. Da denke ich, das würde ich nicht passend finden. Aber dass wir da noch mal mit Drogenberatungsstelle zusammen und SPFH-Anbieter uns einfach mit ihr zusammensetzen und eine Entscheidung herbeiführen. Fallführende Fachkraft: Ja, das wäre noch mal – hm. Ja, okay.
5. Wie setzen sich Teams zusammen?
5. Wie setzen sich Teams zusammen?
Unter der Perspektive der/des … Berufserfahrung Geschlechts
5. Wie setzen sich Teams zusammen?
Berufserfahrung – Erfahrung gibt den Ton an Stationen der Fallberatung
Fallberatung im Fall Alexandra im Team 3
Fallvorstellung und Einschätzung der fallführenden Fachkraft (Anm.: relativ neu im Team)
T6f: Also ich…ja, ich weiß es nicht. Da bin ich also wirklich ganz unsicher. Einerseits ist natürlich von dieser – von dieser ersten Mutter-Kind-Einrichtung, wo sie war, dieses komplett vernachlässigte Zimmer, was sie da hinterlassen hat – das ist natürlich auch schon ein sehr krasses Ding, dass da eine sehr intensive Betreuung stattfinden musste, weil die Mitarbeiter der Einrichtung Angst hatten, dass das Kind nicht versorgt wird. (…)
An der folgenden Diskussion beteiligen sich lediglich die Leitung und die anderen drei Fachkräfte. Die fallführende Fachkraft beteiligt sich nicht an der Diskussion, obwohl sie die Möglichkeit dazu hätte. Aus der Diskussion entnehmend tendieren die Fachkräfte zu einer stationären Unterbringung. Bilanz
T1: Ja, so wird das sein. Fazit [Name der fallführenden Fachkraft]? (…) T6f: Jetzt bin ich wieder dran? T2: Ihm ist das Wort entzogen worden, das Team hat gewirkt. (lachend) T6f: Ja also, dann tatsächlich diese Einrichtung namens [Name der Einrichtung].
Interpretation: kein Diskussionsraum für Unsicherheiten der fallführenden Fachkraft
keine Identifikation der fallführenden Fachkraft mit der Entscheidung
5. Wie setzen sich Teams zusammen?
Geschlecht – männliche Skepsis, weibliche Solidarität Stationen der Fallberatung
Fallberatung im Fall Alexandra im Team 6
Fallvorstellung + Einschätzung fallf. Fachkraft (Anm.: männlich)
T2f: (…) – wahrscheinlich werden wir das über kurz oder lang auch
wieder bekommen – können wir uns da nicht durchsetzen, weder vor Gericht, noch auch bei den Beteiligten, die hier mit dabei sind (…)
Einschätzungen der weiblichen Fachkräfte
T6: Also was ich an dieser Situation anders finde, die Mutter ist auf eigenen Wunsch ins Landeskrankenhaus gegangen. Sie ist das erste Mal bereit, in Kommunikation zu treten mit anderen Menschen, die ihr vermutlich helfen können. Von daher denke ich, es lohnt sich, das zu wagen mit der Mutter-Kind-Unterbringung. T5: (…) Ich würde das auch von mir aus – auch wenn ich nicht sage, das
Gericht verdonnert mich sowieso dazu – sondern ich würde auch von mir aus sagen, ja, ich würde das gerne probieren. Bilanz der fallführenden Fachkraft
T2f: Ja. Zur Entscheidung selber denke ich, ich würde ganz gern eine Mutter-KindEinrichtung beschließen und ich denke mir, nach drei Monaten weiß man, wo es langgeht. (…) ich bin pessimistisch, ich glaube nicht, dass es durchgehalten wird. Aber
wenn sie es schafft, dann möchte ich nicht so, sage ich mal, dass wir uns noch mal als KE zusammensetzen – aber drei Monate ist ein, finde ich – ein ganz logischer Zeitpunkt, wo ich hier Rückmeldung gebe.
Interpretation: Antizipation der familienrichterlichen Praxis als eigentliche Begründung für die männliche fallführende Fachkraft
6.Welche fachlichen Inhalte spielen bei den Beratungen eine Rolle?
6. Welche fachlichen Inhalte spielen bei den Beratungen eine Rolle (am Beispiel des Adressatenbildes)? Zwischen Unterstützung und Intervention Ressourcen des/-r Adressaten/-in am Beispiel des Falls Christel
6.Welche fachlichen Inhalte spielen bei den Beratungen eine Rolle?
Sozialpädagogische Fachlichkeit (Adressatenbild) Christel als Gefährdung für das Kind (Defizitorientierung)
Christel als Ko-Produzentin (Ressourcenorientierung)
T4f: Gut, da kann man nur spekulieren. Aber ich spekuliere, dass sie die SPFH freiwillig nicht annehmen wird, dass wir da klar eine Meldung 8a, auf jeden Fall – und dann bin ich nach wie vor der Meinung, dass das Kind da raus muss.
T3: Ich kann da anschließen. Ich würde auch im Moment nicht sofort eine erzieherische Hilfe reingeben, weil ich finde, diese Frau hat ganz viele Ressourcen und ich glaub, die ist in einer Krise im Moment, ohne zu wissen, warum (…). (Team 15; Fall Christel) T2f: Aber sie hat ja während des Hebammenprojektes richtig aktiv mitgearbeitet und hat ja dort auch einen positiven Eindruck hinterlassen. Also sie hat die Termine eingehalten, hat mitgearbeitet, so dass sie ja auch für das Folgeprojekt dann vorgeschlagen wurde. (Team 12; Fall Christel)
(…) Aber wenn sie in einer Lebenskrise ist, dann muss sie gucken, wie sie wieder rauskommt und das darf nicht auf Kosten des Kindes gehen. (Team 14; Fall Christel). T2: Also ich würde sehr ernsthaft erwägen, ob ich dieses Kind in Obhut nehme. Weil es ist eindreiviertel Jahre alt und das, was hier steht mit Terminen, die nicht eingehalten werden, grenzwertiger Zustand, für ein Kleinkind nicht tragbar – es geht in Richtung Vernachlässigung – da würde ich das Kind schützen und sagen, dieses Kind würde ich in Obhut nehmen (…). (Team 8; Fall Christel).
T2: Also so weit ich das verstanden habe – wenn ich es richtig verstanden habe, dann bist du aber auch der Meinung, dass es da
noch Ressourcen gibt und dass es auch eine Bindung zu dem Kind gibt. (Team 16; Fall Christel)
7. Zusammenfassende Antworten 1.
Entscheidungen im Allgemeinen Sozialen Dienst über Hilfebedarf haben fiskalisch, aber vor allem auch biografisch für junge Menschen und deren Familien eine hohe Relevanz.
2.
Wenn Fachkräfte und Teams nunmehr bei den eingesetzten Fallvorlagen zu fachlich unterschiedlichen Einschätzungen und Bewertungen kommen, stellt sich die Frage nach dem Zustandekommen dieser Entscheidungen.
3.
Es gibt nicht die eine Form der Teamberatung im ASD. Das Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte hat viele Gesichter. Die Strukturen der Beratungen haben Einfluss auf die Diskussionskultur.
4.
Erfahrung „zahlt sich aus“: Je höher die Berufserfahrung einer Fachkraft, desto besser ist ihre Stellung im Team. Und: Teams haben in ihren Reihen gefragte Experten/-innen für bestimmte Fallkonstellationen.
5.
Ausgewählte Fallkonstellationen können von Männern und Frauen unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden.
6.
Teamberatungen werden geprägt durch fachliche Argumentationen und professionelle Grundhaltungen. Beispiele sind eine Ressourcen- vs. einer Defizitorientierung oder der Gegensatz von Unterstützung und Intervention.