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Holz pur – es fragt sich nur... Deckenanschluss bei Brettstapeldecke Die Zeiten, als man neue Holzhäuser an einer Holzfassade erkennen konnte, sind vorbei. Putzfassaden oder Plattenbekleidungen, wie sie an jedem beliebigen Haus zu finden sind, liegen im Trend. Aber innen drin mögen doch viele Bauherren zeigen, dass sie mit Holz gebaut haben – z.B. einer Massivholzdecke. Neben der Optik und dem „Holzfeeling“ werden für Massivholzdecken viele einleuchtende Argumente in’s Feld geführt: Ausgezeichnetes Raumklima, hohe Tragfähigkeit, erhöhte Speichermasse etc.. condetti®-Konstrukteure können (und dürfen) es nicht lassen, bauphysikalisch und bautechnisch zu hinterfragen, um „Bauch“-Entscheidungen mit klarem Kopf in Planung umzusetzen.

Deckenanschluss

Zum ersten Mal beschäftigen wir uns in einem condetti®Detail mit einem „massiven“ Holzbauteil. Vieles, was wir bei der früheren Behandlung der Anschlüsse von Zwischendecken (siehe dnq Nr. 1/2000, 4/2000 und 2/2001) ausgeführt hatten, gilt auch im aktuellen Fall. Doch so manche Lösung lässt sich nicht ohne weiteres übertragen auf das Bauen mit Massivholzelementen.

Gewünscht: Wohnungstrenndecke Hinzu kommt, dass wir davon ausgehen, dass die Decke trotz der gestalterisch gewünschten, unverkleideten Holzuntersicht die Anforderung an eine Wohnungstrenndecke erfüllen soll. Von daher liegt es auf der Hand, dass diesmal die Kapitel Schall- und Brandschutz einen besonders breiten Raum einnehmen müssen.

Empfehlenswert: „Quasi Balloon“

Autoren: Robert Borsch-Laaks E. U. Köhnke Holger Schopbach Gerhard Wagner Stefan Winter

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Wärme- und Feuchteschutz und die solide Luftdichtung sprechen eindeutig dafür, die Auflagerung der Decke in einer Konstruktionsweise vorzunehmen, für die wir im Heft 2/2001 die Bezeichnung „Quasi Balloon“ geprägt hat-

ten. Durch Auflagerung der Decke auf der Innenschale entstehen die geringsten Wärmebrückeneffekte und die einfachste Form der Luftdichtung. Massivholzdecken nehmen in großem Maße am Feuchtehaushalt des Gebäudes teil – das ist angenehm, weil sie im Sommerhalbjahr eine höhere Ausgleichsfeuchte annehmen, die im Winter lange dabei hilft trockene Raumluft zu vermeiden. Massivholz puffert Feuchtespitzen ab, auch das ist gut – aber es ist dabei immer in Bewegung. Dies muss ebenso konstruktiv bedacht werden wie der temporäre Feuchteschutz in der Bauphase.

Anspruchsvoll: Tragwerksplanung und Konstruktion Auch die statischen Vorteile der Massivholzdecken (hohe Tragfähigkeit bei relativ geringer Dicke) werden immer wieder gelobt. Aber bei näherer Betrachtung ist die Tragwerksplanung für solche Deckenelemente nicht ganz ohne. Sie nahm bei der Manuskripterstellung so viel Raum ein, dass wir uns dazu entschieden haben, diesen Aspekt in einen Grundsatzartikel zur statischen Planung von Brettstapeldecken aus dem condetti®-Teil in die Rubrik „Bautechnik“ auszulagern.

Viel Holz im Haus erfordert besonders viel Liebe zum Detail.

Bild 1: Montage gedübelter Brettstapeldecken Foto: Fa. inholz

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Massivholzdecke: Wärme, Luft und Feuchte Für die Konstruktionsweise des Deckenanschlusses mit einer Brettstapeldecke standen im condetti®Team grundsätzlich zwei Alternativen zur Diskussion: Plattform-Bauweise mit einer Decke, die auf dem Wandelement des darunter liegenden Geschosses aufgelegt wird, oder die im Hauptdetail dargestellte „Quasi-Balloon“-Lösung. Dass letztere Variante gewählt wurde, hatte nicht zuletzt seinen Grund in Vorteilen, die in diesem Kapitel beschrieben werden.

Wärmebrücke beim Deckenanschluss Selbst der Blick eines wärmetechnisch ungeübten Auges erkennt auf Bild W1 und W2, dass die Wärmebrückeneffekte des Deckenanschlusses in Plattform-Bauweise größer sein müssen. Selbst wenn es gelingt, dem Konstrukteur eine Kopfdämmung von 40 mm Stärke vor der Decke abzuringen, fällt der Innenmaß bezogene Ψ-Wert um 42 % höher aus als in der Quasi-Balloon-Konstruktion. Vergleicht man die Außenmaß bezogenen Wärmebrücken-Koeffizienten, die für den Nachweis nach EnEV herangezogen werden, so sticht der relative Unterschied noch stärker ins Auge. Dafür gibt es mehrere Gründe: ● Größerer konstruktiver Holzanteil

● Geringere Überdämmung ● Anisotropie der Wärmeleitung Bei einer Massivholzdecke ist zu bedenken, dass beim dargestellten Anschluss die Wärme in der Faserrichtung des Holzes transportiert wird. Holz verhält sich wärmetechnisch anisotrop, d. h. parallel zur Faser ist sein λWert um den Faktor 2,2 höher anzusetzen, als der Standardwert quer zur Faser, vgl. dnq 6/2003 und 5/2001 (λ parallel = 2,2 * λquer = 2,2 * 0,13 = 0,29 W/mK). Rechnet man in dieser Weise physikalisch exakt, würde dieser Deckenanschluss nicht einmal die Anforderungen des neuen Beiblatt 2 zur DIN 4108 erfüllen (Ψ ≤ 0,06 W/mK) [DIN 4108 Beibl. 2: 2004-01]. Damit wäre der Nachweis der Gleichwertigkeit zu dieser Norm, der Voraussetzung für den Standardansatz eines reduzierten

Wärmebrückenzuschlags (∆UWB = 0,05 W/m2K) nach EnEV ist, nicht zu erbringen. Doch „zum Glück“ nimmt es die Norm in diesem Punkt nicht so genau und fordert nicht explizit eine anisotrope Betrachtung. Doch auch das isotrope Berechnungsergebnis (Ψe = 0,057 W/mK) unterschreitet die Anforderung nur äußerst knapp, so dass man schwerlich von einem wärmebrückenarmen oder gar wärmebrückenfreien Anschluss sprechen kann.

Die Gegenrechnung beim Horizontalschnitt Das gesamte Ausmaß der Wärmebrückeneffekte, die mit unserer Entscheidung pro „Quasi-Balloon“ verbunden sind, kann allerdings erst ermessen werden, wenn

der zugehörige Horizontalschnitt betrachtet wird. Für eine Ablastung der Decke auf der Innenschale verlangen die Tragwerksplaner im Team Ständer unter der Randbohle mit den Abmessungen von 60 * 80 mm. Diese sollten kraftschlüssig mit den Ständern des Haupttragwerks verbunden, d.h. also mit diesem deckungsgleich angeordnet werden. Ist dies nicht eine wärmetechnische „Todsünde“, die die Vorteile am Deckenanschluss wieder aufhebt? In Tabelle 1 kann nachvollzogen werden, was die diesbezüglichen Berechnungen nach [DIN EN ISO 6946] ergeben haben. Am günstigsten schneidet natürlich eine Lösung mit vergrößertem Rastermaß (833 mm) und versetzten Ständern ab (effektiver U-Wert = 0,183 W/m2K, Zeile 3, Spalte 2). Diese Lösung ist gleichwertig zu

Abb. W1 und W2: Wärmebrückenanalyse zum Deckenanschluss in Plattform- und Quasi-BalloonBauweise Konstruktionshinweis: Bereiche mit anisotroper Wärmeleitung lila markiert. Ψaußen bezogen auf Gefach U-Wert.

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Bild 2: Stirnseite einer Brettstapeldecke: Fugen gehören zum System Foto: IB Wagner Zeitter, Wiesbaden

einem Ständerwerk mit innenseitiger Lattung (60 * 60 mm), die bei Plattformbauweise üblicherweise quer zum Haupttragwerk angeordnet wird ( Zeile 4, Spalte 2). Die Lösung mit deckungsgleichen vertikalen Hölzern führt, auf das Regelraster bezogen, in der Tat zu einer Erhöhung der Wärmebrückeneffekte, die den Bonus aus dem besseren Deckenanschluss im Mittel etwa wieder aufhebt. Wollte man die erhöhten Verluste bei der ungünstigsten Variante (Z. 1, Sp. 1) durch eine erhöhte Dämmstärke wieder ausgleichen, so müsste man immerhin knapp 2 cm zusätzliche Dämm- und Konstruktionsstärke einbauen.

Deutliche Vorteile an der Längsseite

Tab. 1: Mittlere Wärmedurchgangskoeffizienten für verschiedene Anordnungen der Hölzer in der Innenschale Bildquelle: Robert Borsch-Laaks

Also alles ein Nullsummenspiel? Nein, denn dort, wo die Decke parallel zur Außenwand gespannt ist, ergeben sich konstruktive Unterschiede, die wärmetechnisch bedeutsam sind. Wie beim Streichbalken einer

Um-Werte [W/m2K]

Rastermaß (Hauptdämmebene)

1

2

625 mm

833 mm

1

Ständer (80 mm, deckungsgleich

0,195

0,187

2

Ständer (80 mm), versetzt

0,189

0,185

3

Ständer (60 mm), versetzt

0,188

0,183

4

Querlattung (60 * 60, e = 625)

0,188

0,183

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Holzbalkendecke sind entlang der Wand weder ein Randbalken noch dessen Unterstützung durch Ständer in der Innenschale erforderlich. D. h. die vertikalen Hölzer können auf einen Querschnitt reduziert werden, wie er einer inneren Querlattung entspricht und sie können versetzt zum äußeren Ständerwerk angeordnet werden. Bei einer Plattformbauweise würde man auch an dieser Seite die Decke auf dem Wandrähm auflegen. Im Vergleich dazu sind Wärmebrückeneffekte der QuasiBalloon-Konstruktion ohne Randbalken um 60 % geringer. Da diese Situation bei einem freistehenden Gebäude i.d.R. die Hälfte der laufenden Meter Deckenanschlüsse betrifft, bleibt unterm Strich ein deutlicher Vorteil für die gewählte Variante.

Einfache und sichere Luftdichtung Schon aus den früher behandelten Deckenanschlüssen, vgl. condetti® 1/2000 dürfte bekannt sein, dass bei Plattformbauweisen unbedingt ein Anschlussstreifen zur Luftdichtung um die Balkenköpfe herum gelegt werden muss, damit der berüchtigte „Königskinder-Effekt“ (= die Dichtungsebenen beider Geschosse finden nicht zueinander) verhindert wird. Dies gilt verschärft für eine Massivholzdecke, da die Fugen zwischen den einzelnen Hölzern bzw. Elementen sonst nach außen hin völlig offen sind. Fälle, bei denen durch Dampfkonvektion in diesem Bereich heftige Schäden entstanden sind, sind uns zur Genüge bekannt. Im Vergleich dazu ist die Abklebearbeit am Elementstoß im dargestellten Detail denkbar einfach. Nach Auflegen der Decke und Stellen der Obergeschosswand wird die horizontale Fuge am Stufenfalz der inneren Holzwerkstoffplatte einmal rund um mit einem geeigneten Acrylat-Klebeband gedichtet und fertig.

Schwierige Materialwahl beim Anschlussstreifen Üblicherweise gilt die Empfehlung, die luftdichtenden Anschlussstreifen beim Plattform-Deckenanschluss aus diffusionsoffenem Material auszuführen und vor der Gefachdämmung entlang zu führen. Bei einer Massivholzdecke ist die Situation deutlich schwieriger. Da insbesondere bei genagelten Decken stets Fugen zwischen den einzelnen Brettern bestehen (siehe Bild 2) liegt dann an der Folie quasi das Raumklima an. D. h. hier wäre ein diffusionsoffener Streifen u. U. kontraproduktiv. Also lieber eine Dampfbremse? Oder evtl. eine feuchtevariable Bahn? Diese knifflige Frage bedürfte einer Analyse mit einem Berechnungsprogramm, das zweidimensional Wärmeund Feuchtetransportvorgänge instationär berechnen kann. Solche Untersuchungen sind jedoch bislang unseres Wissens nicht durchgeführt, geschweige denn publiziert worden. Forschungsergebnisse des Fraunhofer Institut für Bauphysik in vergleichbaren Fällen lassen jedoch vermuten, dass der Einsatz feuchtevariabler Dampfbremsen in diesem Bereich vorteilhaft wäre, vgl. [Künzel 2001]. Die verbleibende Unsicherheit konnte jedoch durch die Wahl einer nicht einbindenden Decke geschickt umschifft werden. Hier ist alles klar: Die durchlaufende innenseitige Beplankung mit Holzwerkstoffplatten (z. B. OSB) führt in Verbindung mit der außenseitigen diffusionsoffenen MDF-Platte zu einer tauwasserfreien Konstruktion mit großen Verdunstungsreserven. Risiken zur konvektiven Befeuchtung durch Wasserdampf, der per Luftströmung eingetragen werden könnte, werden durch die einfache Luftdichtungstechnik sicher ausgeschlossen.

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Trittschallschutz der Massivholzdecke Die Messwerte beim Trittschall von BrettstapelRohdecken liefern Normtrittschallpegel zwischen 80 und 88 dB. Damit sind diese Pegel zunächst einmal genauso grottenschlecht wie die von Betonrohdecken für den Wohnungsbau, die – je nach Gewicht – zwischen 77 dB (16 cm Stahlbeton) und 86 dB (leichter Porenbeton) gem. Beiblatt 1 zur DIN 4109 liegen.

Bei Brettstapeldecken sind jedoch zur Ermittlung des äquivalenten Normtrittschallpegels von den Messwerten etwa 2 dB abzuziehen. Dieser reduzierte Wert dient – wie bei Betondecken – der weiteren Berechnung der Gesamttrittschalldämmung der Konstruktion. Bei typischen Deckenkonstruktionen dürfte im Wohnungsbau nahezu Gleichstand bei diesen Rohdecken erreicht werden. Nun kann man sagen, dass diese Betrachtung doch nicht ganz korrekt sei, weil … OK, wir diskutieren hier nicht um 2 bis 3 dB, wenn kompetente Prüflabore einräumen, dass trotz identischer Beschreibung der Konstruktionen auf Grund unterschiedlicher Prüfstände, Aufbautoleranzen, Materialschwankungen etc. Toleranzen von ca. 3 dB vorkommen können. Daraus leitet sich auch gleich der wichtigste Grundsatz im Schallschutz ab: Will man wegen Unterschreitung des Grenzwertes nach DIN 4109 oder eines zugesicherten Wertes keine teure Reklamation haben, plant man ausreichend Reserven ein und konzipiert die Decken nicht im Grenzbereich; was darüber hinaus auch noch ein negatives Image für den Holzbau bewirken würde. Wenn wir uns nun im Weiteren ausschließlich mit dem Trittschallschutz beschäftigen, so kommen wir auch gleich zum zweiten Grundsatz: Erreicht eine Holzdecke den notwendigen Trittschallschutz, kann man sicher davon ausgehen, dass der erforderliche Luftschallschutz

auch erreicht ist! Dieser Grundsatz resultiert aus der langjährigen Erkenntnis, dass der Trittschallschutz einer Holzdecke deutlich schwieriger zu erreichen ist als der Luftschallschutz.

Die Nebenwege: bei Massivholzdecke günstiger Während Prüfstände noch leidlich vergleichbare Zahlen mit einer ausreichenden Genauigkeit liefern, ist das bei einer Baustellenmessung nicht mehr garantiert. Eine Vielzahl vermeidbarer aber auch kaum vermeidbarer Einflüsse können sich hier schnell aufaddieren und zu gewaltigen Unterschreitungen des abgeschätzten Schalldämmwertes führen. Die Vielzahl der im Holzbau kritischen Nebenwege wurde in dnq 2/2000 bereits ausführlich behandelt. Decken liegen nun einmal auf tragenden Wänden auf und die Schwingungen der Decke bzw. der Deckenbalken werden am Auflager in die Wand eingeleitet. Diesen Nebenweg nennen wir Flankenübertragung. Wie Untersuchungen am Labor für Schall- und Wärmemesstechnik in Stephanskirchen belegen, verhalten sich linienförmig gelagerte Brettstapeldecken günstiger als punktuell gelagerte Holzbalkendecken. Ein spezielles Problem der Nebenwege sind die Fugen zwischen den Brett-Lamellen. Bei zu feuchtem Ausgangsmaterial der Elemente oder unzuträglicher Baufeuchte, kommt es nach dem Zurücktrocknen zu

Bild 3: Einbau der Splittschüttung als Ausgleich und zur Beschwerung

Bild 4: Einbringen des Splitt-Latex-Gemischs mit einer Estrichpumpe Fotos: E.U. Köhnke, Uelsen

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Fugen, welche den Schallschutz erheblich beeinträchtigen. Kurzfristige Befeuchtungen von oben können durch Abdeckungen mit Folien (s. Kapitel Holzschutz) vermieden werden.

Wie viel dB dürfen’s denn sein? Das hängt vom Einsatz der Decke oder auch von den Zusagen an den Kunden ab. Bei Wohnungstrenndecken, wie von uns gewählt, besteht eine bauaufsichtliche bzw. baurechtliche Vorgabe für einen Mindestschallschutz. Der Normtrittschallpegel (L’n,w), am Bau gemessen, darf 53 dB nicht überschreiten. Das heißt aber nicht, dass wir hier nun eine Punktlandung machen müssen. Wer kein russisches Roulette spielen will, sollte je nach Randbedingungen, zu den Sicherheiten bei der rechnerischen Abschätzung noch mindestens 2 bis 3 dB zusätzlich einplanen. Im eigen genutzten Wohnbereich, gibt es baurechtlich keine Vorgaben. Das ist aber kein Freibrief, da privatrechtlich sehr wohl eine gewisse Qualität geschuldet wird. Ist im Vertragswerk zum Schallschutz keine Vereinbarung enthalten, schul-

det der Unternehmer eine so genannte übliche Qualität und die legt dann im Streitfall ein Sachverständiger oder ein Richter fest. Empfohlen wird im eigenen Wohnbereich ein Normtrittschallpegel L’n,w von max. 57 dB nach der, allerdings unverbindlichen, VDI-Richtlinie. Über 60 dB sollten es keinesfalls sein, es sei denn, der Kunde hat spezielle Wünsche bzgl. der Konstruktion und wurde über den zu erwartenden Schallschutz vorher ausreichend aufgeklärt und die entsprechenden Vereinbarungen wurden schriftlich festgehalten.

Die von uns gewählte 180 mm dicke Rohdecke mit glatten, mechanisch verbundenen (vernagelten) Brettern wird ohne Nebenwege einen Normtrittschallpegel von Ln,w ca. 76 bis 77 dB erreichen, mit den üblichen Flankenübertragungen etwa L’n,w 78 bis 79 dB. Der für die rechnerische Abschätzung des gesamten Aufbaus anzusetzende äquivalente Normtrittschallpegel (Ln,w,eq,H) wird etwa 74 dB betragen. Es gibt zwar mittlerweile eine Vielzahl von Messungen verschiedener

Schütthöhe [mm]

Masse [kg/m2]

Brettstapeldecke:

TE

30

45

69

60

65

54

40

60

69

59

64

54

50

75

67

57

62

52

60

90

66

56

60

51

80

120

63

53

58

49

geleimt

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Mögliche Verbesserungen

Die Rohdecke

Tab. 2: Erreichbare Normtrittschallpegel L’n,w [dB] ● TE (Trockenestrich) auf Mineralfaser – TSM, s’ ≤ 15 MN/m3 ● ZE (Zementestrich) auf Mineralfaser – TSM, s’ ≤ 8 MN/m3

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Dicken, Profilierungen etc., aber leider nach unterschiedlichen Methoden gemessen bzw. ausgewertet. Die meisten Messungen beziehen sich auf 120 mm dicke, genagelte Brettstapeldecken. Zur Orientierung kann man davon ausgehen, dass die Veränderung der Dicke um 1 cm etwa 0,5 dB beim Schallschutz bewirkt. Brettstapeldecken in geleimter Ausführung sind etwa 2–5 dB ungünstiger als genagelte bzw. mechanisch verbundene.

mech. verb./genagelt

ZE

TE

ZE

Um die Anforderungen an eine Wohnungstrenndecke sicher zu erfüllen, muss mehr geschehen als nur der Einbau eines Estrichs. Eine federnd abgehängte Unterdecke, je nach Gewicht, Abstand und Effizienz der Federung, bewirkt eine Verbesserung von etwa 6 bis 10 dB. Mit einem Trockenestrich aus Holzwerkstoffplatten auf Trittschallmatten, je nach dynamischer Steifigkeit s’(in MN/m3), erreichen wir Verbesserungen von etwa 8 bis 10 dB, bei Gipsplatten 9 bis 12 dB. Mit einem Zementestrich auf Mineralfasertrittschallschutzmatten, je nach dynamischer Steifigkeit s’, 18 bis 22 dB. Auch bei einem sorgfältig eingebauten Zementestrich auf einer Mineralfasertrittschallschutzmatte kommen wir bei Beachtung der Nebenwege ohne zusätzliche Maßnahmen nicht auf die für eine Wohnungstrenndecke erforderlichen 53 dB. Die 57 dB im eigenen Wohnbereich sind allerdings mit einem Zementestrich auf einer guten Mineralfasertrittschallschutzmatte (s’ 5 bis 8 MN/m3) bei sorgfältigem Einbau erreichbar.

Gebundene Splittschüttung Als optimale Verbesserung haben wir uns in unserem condetti-Teil für das paten-

tierte „System Köhnke“ entschieden – nicht nur, weil er im condetti-Team mitarbeitet, sondern weil sich dieses System auch in der Praxis bestens bewährt hat. Die Vorteile des Systems: ● Gute bis sehr gute Verbesserungsmaße ● Verbessert im stark störenden tieffrequenten Bereich ● Einfacher, fehlertoleranter Einbau ● Dient gleichzeitig als Ausgleichsschüttung für Installationen auf der Decke ● Flexibel in Bezug auf Einbauhöhe und somit Wirkung ● Logistisch einfache Materialbeschaffung und schneller Einbau ● Preiswert Mit diesem Verfahren werden auf Brettstapeldecken mit einer 50 mm hohen Schüttung, entsprechend etwa 75 kg/m2, Verbesserungen von etwa 11 dB erreicht. Zur Verwendung kommt üblicher Splitt wie er auch im Straßen-, Landschafts- und Tiefbau eingesetzt wird. Da lose Schüttungen unter Estrichen nicht statthaft sind, wird der Splitt mit einem dauerelastischen Bindemittel auf LatexBasis gebunden. Kommt ein Zementestrich zum Einsatz, kann der Einbau durch den Estrichleger mit der Estrichpumpe auf einfachste Art und Weise erfolgen (Bild 4). Soll ein Trockenestrich eingebaut und für die geringe Fläche nicht extra ein Estrichleger für den Einbau der Schüttung beauftragt werden, wird der Splitt glatt gezogen und das Bindemittel anschließend mittels Gießkanne oder Spritzpistole auf der Fläche verteilt. Die Verwendung von getrocknetem Splitt ist nicht erforderlich. Bei der ohnehin erforderlichen, ausreichenden Belüftung des Gebäudes in der Errichtungsphase ist die Abtrocknung des Splitts ebenso gegeben wie bei dem Estrich auch. Das Verfahren wurde bereits in der dnq 2/2001 vorgestellt. Weitere Infos zu dem Verfahren direkt über das Büro des Autors (Ing. -Büro Köhnke).

Deckenanschluss

Massivholzdecke Quasi-Balloon-Framing

vertikal

* 02.04

08.02.

DETAIL

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Alle Holzbauteile GK 0

Wohnung A

Decke und Wand F 30-B

Luftdichte Verklebung am Wandstoß (Fast) wärmebrückenfrei durch Quasi-Balloon Ψaußen = 0,03 W/m2K Rauchdicht durch verklebte Folie Tauwasserfrei ohne Dampfbremsfolie

Kraftschlüssige Kopplung der Wandelemente

Wohnung B Ausgleichsschüttung = Beschwerung = Schallschutz

Normtrittschallpegel L’n,w ≈ 49 dB

Weiterleitung der Scheibenkräfte (Decke) gewährleistet

Tragende Randbohle und Ständer in der Installationsebene Klebeband

Maßstab 1:5

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Was bringt unsere Decke?

Der Trittschallschutz mehrschichtiger Aufbauten kann nicht präzise berechnet, sondern nur rechnerisch abgeschätzt werden. Im Holzbau kann das in ähnlicher Weise geschehen wie im Massivbau seit langem üblich. Wir bringen vom äquivalenten Normtrittschallpegel der Rohdecke das oder die Verbesserungsmaße (VM) der Fußbodenaufbaukomponenten in Abzug, korrigieren den Wert, abhängig vom Gesamtwert, und haben das abgeschätzte Ergebnis. Das Verfahren ist in [Holtz 1999] detailliert beschrieben. Aber Vorsicht! Die Verbesserungsmaße der Bodenbeläge und verschiedenen Estrichsysteme sind nicht die gleichen wie sie im Massivbau angesetzt werden! Anzuwenden sind nur die Verbesserungsmaße, die für Holzkonstruktionen ermittelt wurden. Die Vorgehensweise sei anhand der von uns gewählten Decke dargestellt: Ln,w,eq,H Rohdecke ./. ∆Ln,w Beschwerung ./. ∆Ln,w Zementestrich 50 mm auf Mineralfaser s’< 8 MN/m3 + Korrektursummand K

74 dB 11 dB

20 dB 6 dB

zu erwartender Normtrittschallpegel L’n,w = 49 dB Unsere Decke zeigt also noch 4 dB Reserve zum Grenzwert von 53 dB für Wohnungstrenndecken. Für Brettstapeldecken mit Dicken von mindestens 120 mm soll Tabelle 2 die in etwa erreichbaren Werte für unterschiedliche Aufbauten auf genagelten (mechanisch verbundenen) und geleimten Brettstapeldecken wiedergeben.

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Verdammt viel Holz – ein Problem? Wie in Ausgabe 6-2003 könnte man ein verkürztes Kapitel Brandschutz für den Fall vermuten, dass unser Detail Bestandteil eines freistehenden Einfamilienhaus ist. Dort haben wir dazu noch behauptet, dass dann nach keiner derzeit in der Bundesrepublik gültigen Bauordnung irgendwelche Anforderungen bestehen. Inzwischen sind wir jedoch über die neue Brandenburgische Bauordnung (Fassung Juli 2003) gestolpert und mussten zu unserer Verblüffung feststellen, dass es im wilden Osten scheinbar so verschärft brennt (nomen est omen?), dass dort nun alle Bauwerke mindestens in feuerhemmender Bauweise (F 30-B) auszuführen sind. Einzige Ausnahme: Freistehende landwirtschaftliche Gebäude! Da die gezeigte Decke auch in Mehrfamilienhäusern oder in Doppelhäusern in gleicher Form eingebaut werden kann, setzen wir für die weitere Diskussion die Anforderung feuerhemmend für Decke und Anschluss voraus. Damit ist die Verwendung bei allen Gebäuden geringer Höhe möglich – auch in Brandenburg.

Massivholzdecke als Brandlast Eine Massivholzdecke stellt zunächst rein rechnerisch eine höhere Brandlast dar, als eine Balkendecke, da einfach mehr brennbares Material vorhanden ist. Aber führt dies zu einer erhöhten Brandentstehungsgefahr? Und beteiligt sich die Decke tatsächlich mit ihrer gesamten Brandlast an einem Brand? Das Risiko einer Brandentstehung erhöht sich durch die höhere Kubatur des verwendeten Holzes jedenfalls nicht! Im Gegenteil: Die flächige Untersicht leitet einen Brand nur schlecht weiter, insbesondere dann, wenn sich eine erste Kohleschicht gebildet hat. Das Brandentstehungsrisiko in einem Gebäude erhöht sich vielmehr durch das Nutzerverhalten oder durch die Ausstattung. Die Kohleschicht auf der Deckenunterseite entsteht durch einseitigen Abbrand. Fontana [Fontana 2001] hat bei Brandversuchen in der Schweiz an Brettstapeldecken eine mittlere Abbrandrate von β = 0,7 mm/min er-

mittelt. Die gegenüber Vollholz geringere Abbrandrate erklärt sich durch den fehlenden Eckabbrand, wie er bei Deckenbalken durch die dreiseitige Beanspruchung auftritt. Bild 5 zeigt eine brandgeschädigte Massivholzdecke nach einem Vollbrand im Raum. Die Decke konnte durch Entfernen der Kohleschicht und unterseitige Bekleidung vollständig saniert werden.

Luftdichte Ausführung zwingend erforderlich Voraussetzung für den Ansatz der geringen Abbrandrate ist eine luftdichte Ausbildung der Decke über die gesamte Fläche hinweg. Aus brand- und schalltechnischen Gründen ist dies zwingend erforderlich, auch dann, wenn die Decke nicht zur wärmedämmenden und luftdichten Hülle gehört. Die luftdichte Ausbildung verhindert das Entstehen einer Luftströmung bzw. Rauchoder Brandgasströmung durch das Bauteil hindurch. Wird keine luftdichte Ebene ausgebildet, besteht die Gefahr, dass durch den immer entstehenden Über-

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druck im Brandraum ein übermäßiger Einbrand durch „Kamineffekte“ in die Decke entsteht. Sofern eine Brettstapeldecke mit unterseitiger Akustikprofilierung zur Verbesserung der Raumakustik eingesetzt wird, sollte die Tiefe der Profilierung bei der nachfolgend beschriebenen Berechnung nicht berücksichtigt werden.

Bemessung der Tragfähigkeit im Brandfall Eine Brandschutzbemessung kann bezüglich der Tragfähigkeit der Decke entsprechend DIN V ENV 1995-1-2 und zugehörigem nationalen Anwendungsdokument oder EDIN 4102-22 erfolgen. Bei der Ermittlung der Beanspruchbarkeit im Brandfall sind die Lasten mit einfacher Sicherheit (γ = 1,0) und die Festigkeiten entsprechend der Sortierklasse der verwendeten Bretter (meist C24) oder die entsprechende Festigkeitsklasse des Brettschichtholzes mit den jeweiligen Modifikationsfaktoren für den Brandfall zu berücksichtigen. Der Nachweis erfolgt dann mit dem um den Abbrand reduzierten Querschnitt nach einem der beiden Bemessungsverfahren in den o.a. Normen. Die Praxiserfahrung zeigt, dass für die üblichen Deckendicken ab 140 mm Bauteildicke ein Nachweis für eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten völlig unproblematisch ist. Durch entsprechende Dimensionierung sind bis zu 90 Minuten Feuerwiderstand erreichbar.

Der Raumabschluss

Schwieriger als die Tragfähigkeit ist der Raumabschluss des Bauteils zu beurteilen. Sofern für den jeweiligen Deckenaufbau keine Brandversuche und entsprechende allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse vorliegen, könnte man sich mit den Deckenaufbauten für

sichtbare Balkendecken nach DIN 4102-4:1994-03, Tabellen 60 – 62 behelfen. Sofern die Massivholzdecken ab OK Rohdecke Bodenaufbauten aufweisen, wie sie in den o.a. Tabellen ab OK Balkenlage angegeben sind, liegt man jedenfalls auf der sicheren Seite. Dies erfordert allerdings eine sehr aufwändige Beplankung auf der Massivholzdecke. In unserem Fall ist eine solche Zusatzbeplankung nicht vorgesehen, dennoch wird die Decke auch als Brettstapeldecke eine Brandprüfung mit dem Ziel einer Feuerwiderstandes von 30 Minuten sicher bestehen. Der Nachweis ist allerdings noch zu führen. Für unterseitig beplankte Decken liegt eine gutachterliche Stellungnahme von Wesche [Wesche 1997] für ein Bauvorhaben vor, welches natürlich auch nicht allgemein verwendbar ist. Sofern bei unterseitig bekleideten Decken wiederum die Aufbauten aus DIN 4102-4 eingehalten werden, ist ein Nachweis problemlos möglich. Wiederum etwas anders sind verleimte Massivholzdecken, z. B. aus Brettschichtholz zu bewerten. Hier ist der Raumabschluss in der Fläche sicher auch gutachterlich zu beurteilen, aber die Fugenausbildung muss noch überprüft werden.

Anhang C von DIN V ENV 1995-1-2 für eine Plattendicke von d = 12,5 mm zu tf = 21 Minuten. Für die verbleibende Zeit muss dann ein Abbrand zunächst wegen der Vorheizung des Holzes erhöhter Abbrand angesetzt werden und es ist sicherzustellen, dass die verbleibende Auflagertiefe ausreicht. Besonders wichtig ist für den Brandfall eine ausreichende Lagesicherung, also auch ein Schutz der Verbindungsmittel, die im nicht geschädigten Bereich des Auflagers liegen müssen. Andernfalls könnte die Decke infolge der Verformungen im Brandfall abrutschen. Gegebenenfalls kann man Winkel, die auf der Deckenoberseite zur Übertragung der horizontalen Deckenscheiben-Auflagerkräfte in die Wand verwendet werden, zusätzlich für den Brandfall zur Lagesicherung heranziehen. Natürlich muss auch die jeweilige Wand in die gleiche Bauteilklasse wie die Decke einzustufen sein. Schließlich macht es wenig Sinn, ein Deckenbauteil mit 30 Minuten Feuerwiderstand auf eine Wand mit „null“ Widerstand aufzulegen. Es gilt der Grundsatz, dass die aussteifenden und Last weiterleitenden Bauteile immer mindestends den gleichen Feuerwiderstand wie das unterstütze Bauteil aufweisen muss.

Bild 5: Brandgeschädigte Massivholzdecke nach Vollbrand. Foto: Holzbau Amann

Der Wandanschluss Fazit – Brandschutz kein Problem Am Wandanschluss ist eine ausreichende Tragfähigkeit des Deckenauflagers nachzuweisen. Im vorliegenden Fall soll das Auflagerrähm nicht sichtbar bleiben und wird mit einer Gipsbauplatte bekleidet. Es sollte eine Gipskartonfeuerschutz-Platte oder eine Gipsfaserplatte verwendet werden. Deren Schutzzeiten tf liegen zwischen 15 – 20 Minuten und können zum Beispiel nach DIN V ENV 1995-1-2 oder experimentell ermittelt werden. Die Schutzzeit einer Gipsbauplatte Typ A oder H nach DIN EN 520 ergibt sich nach

Der Brandschutz stellt also physikalisch für einen Feuerwiderstand von 30 Minuten bei dieser Decke kein Problem dar. Problematisch ist allerdings bisher die Frage eines baurechtlich verwertbaren Nachweises. Vielleicht sollten sich die Brettstapel- und oder Massivholzdecken-Hersteller zu einer gemeinsamen Aktion zusammen finden.

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Holzschutz mal anders Wir befinden uns im Innenraum, die Einstufung der gesamten Konstruktion in die Gefährdungsklasse 0 nach DIN 68800 ist damit selbstverständlich. Aber Holzschutz muss ja nicht immer etwas mit dem Schutz vor tierischen und pflanzlichen Schädlingen zu tun haben. Auch der temporäre Feuchteschutz zählt indirekt zu den Holzschutzmaßnahmen, auch wenn durch eine kurzzeitige Befeuchtung während der Bauphase kein Befall durch holzzerstörende Pilze zu erwarten ist. Aber erstens ist eine Feuchteerhöhung bei den massiven Holzdecken wegen der daraus resultierenden Verformungen kritisch zu betrachten und zweitens erhöht sich durch temporäre Feuchteerhöhung die Gefahr eines Schimmelbefalls während der Bauphase.

Temporärer Feuchteschutz Nach unserer bisherigen Erfahrung sollten massive Holzdecken immer sofort – am besten bereits vor der Montage als Element – vor Feuchteeinflüssen geschützt werden. Wir empfehlen daher dringend eine Schutzmaßnahme, z. B. durch eine PE-Folie der Mindestdicke d = 0,4 mm oder rutschfestere und strapazierfähigere Bahnen wie hochdichtes PESpinnvlies mit zusätzlich aufkaschierter Gewirkelage (z.B. Klöber permoforte). Die Bahn muss ja keine besondere diffusionsäquivalente Schichtdicke aufweisen, sondern nur dicht gegen tropfbares Wasser sowie luftdicht verklebbar sein. Sie schützt nicht nur vor temporären Feuchteeinflüssen, sondern verhindert insbesondere bei Brettstapeldecken, dass während der Montage Baustellenschmutz in die Fugen gelangen kann. Das führt nämlich nach Trocknen aller Bestandteile zu einer geringfügigen Fugenverbreiterung zwischen den genagelten oder gedübelten Brettern und in der Folge zum „Abrieseln“ der Stäube über die sichtbare Unterseite. Eine unangenehme Begleiterscheinung, die sich zum Beispiel bei auf der Decke stattfindenden Kindergeburtstagen unglaublich verstärken kann.

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Quellen und Schwinden

Nun ist trotz sofortigem Feuchteschutz ein erhöhtes Feuchteniveau der Decke während der Bauzeit nicht zu verhindern. Immer wieder wird daher die Frage der Einbaufeuchte von Massivholzdecken diskutiert. Wir schlagen dazu vor, dass die Einbaufeuchte von genagelten oder gedübelten Brettstapeldecken bei ca. um = 15 % liegen sollte. Bei Brettschichtholzdecken wird sie bei ca. um = 12 % liegen, sollte aber auch nicht darunter liegen. Warum? Im Bauablauf ist es meist unvermeidlich, dass auf Grund der eingebrachten Baufeuchten und der daraus resultierende Luftfeuchte im Bauwerk eine Holzfeuchteerhöhung auf zeitweise bis zu 18% erfolgt. Wohlgemerkt auch ohne direkte Befeuchtung, nur durch das Einstellen der Ausgleichsfeuchte im Holz. Baut man nun eine Decke mit 8 % Feuchte ein, so führt die Feuchteänderung um 10 % bei einer Deckenbreite von z.B. 10 m immerhin zu einer Ausdehnung der Decke infolge Quellen von ca. 240 mm! Bei einer Einbaufeuchte von 15 % muss man dagegen nur mit einer Ausdehnung von 72 mm rechnen, ein Maß welches durch Zwang infolge der Randbefestigung der Decken weiter vermindert

wird und durch entsprechende Fugenausbildung zwischen den Deckenelementen und am Rand noch aufgenommen werden kann. Das Schwinden infolge Trocknen auf die spätere Gebrauchsfeuchte (im Winter in geheizten Räumen 6 – 8 %!) wirkt sich dagegen nicht so dramatisch aus. Bei genagelten und gedübelten Decken kann jedes Brett für sich schwinden, was zu einer geringen Verbreiterung der Fugen zwischen den Brettern, aber nicht zu einem Gesamtschwindmaß führt. Geringe Veränderungen der Elementbreiten sind über die Fugen auszugleichen. Brettschichtholzdecken weisen allerdings ein anderes Verhalten auf. Hier ist das Gesamtschwindmaß eines ganzen Elementes zu berücksichtigen und in den Fugen zwischen den Elementen aufzunehmen. Aus diesem Grund sollte die Elementbreite zwischen 600 – 1250 mm liegen.

bildung an kalten Oberflächen auftreten kann. Aber keine übermäßige Angst: Wenn man die Empfehlungen zur Einbaufeuchte einhält und mit sichtbaren Massivholzdecken so sorgfältig umgeht wie mit sichtbaren Balkenlagen, dann ist diese Bauweise unproblematisch verwendbar. Und sie führt, wie die eigene Erfahrung zeigt, zu einem wunderbaren Raumklima!

Organisatorischer Feuchteschutz Aus den bisherigen Anmerkungen wird deutlich, dass der organisatorische Feuchteschutz bei Gebäuden mit Massivholzdecken eine besondere Rolle spielt. Man sollte dringend alle Möglichkeiten zur Feuchtereduzierung auch infolge des Bauablaufs nutzen. Ausreichende Lüftung und gegebenenfalls der Einsatz von Kondensattrocknern nach dem Einbau von Estrich sind vorzusehen. Dies reduziert nicht nur die Gefahr von Schäden infolge übermäßigen Quellens sondern auch die Gefahr des Schimmelbefalls der Decke, wenn diese oberflächennah zu feucht wird. Wir erinnern daran, dass technisch getrocknete Fichte nur schlecht Oberflächenfeuchte wie Tauwasser aufnimmt und kapillar verteilt, wodurch eine erhöhte Feuchte infolge Tauwasser-

Bild 6: Untersicht einer Brettstapeldecke mit gefasten Kanten Foto: holzbau handbuch

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Tragwerksplanung Unserer verehrten Stammleserschaft sowie den glücklichen Besitzern des condetti-Kompendiums ist sicherlich bereits aufgefallen, dass wir uns beim vorliegenden Condetti-Detail erstmalig mit einer Brettstapeldecke beschäftigen. Die Informationen und Anregungen, die wir ihnen mitgeben möchten, sind diesmal so umfangreich, dass wir selbst den Rahmen eines 13-seitigen Condetti sprengen würden. Für den Bereich der Tragwerksplanung kommt hinzu, dass die besondere Problematik beim Deckenanschluss über Randbohlen ebenfalls noch nicht ausführlich behandelt wurde. Wir haben uns aus diesem Grund dazu entschlossen, den umfangreichen Teil der Tragwerksplanung auszugliedern und in einem separaten Artikel, den sie ebenfalls in diesem Heft finden, darzustellen.

In der Kürze liegt die Würze An dieser Stelle sei daher nur folgende Bemerkung erlaubt: In Abhängigkeit von den auftretenden vertikalen Lasten ist es durchaus möglich, dass die maximal mögliche Anzahl an Verbindungsmitteln in der Randbohle (beschränkt durch die Mindestabstände untereinander) zur Weiterleitung der Deckenlasten in die Tragkonstruktion nicht ausreicht. Wir sind daher beim vorliegenden Detail sowie der zugehörigen Montage davon ausgegangen, dass die Randbohle durch die Ständer der Installationsebene zusätzlich unterstützt wird. Diese Ständer sollten mit den Ständern der Außenwand vernagelt bzw. verschraubt sein; es muss dann bauseitig nicht zunächst die Schwelle der Installationsebene verklotzt werden. Da diese kraftschlüssige Unterfütterung auch oftmals „vergessen“ wird, können wir daraus resultierende Verformungsschäden gleichzeitig ausschließen. Vertiefende Informationen zur Ausbildung von Brettstapeldecken sowie zur Auflagerung von Decken auf Randbohlen finden sich im Artikel „Hoch gestapelt – Brettstapeldecken und Quasi-Balloon-Bauweise“.

Winkel an Holzständer: zu geringe Randabstände der Nägel

So nicht! Defekte Folie – Nicht rauchdicht!

Durchgehende Fuge am Wandstoß kritisch

Auflagertiefe auf Randbohle zu gering

Randbohle zu schmal/ Verbindungsmittelabstände zu gering

Übertragung Horizontalkräfte Decke und Wand (fast) unmöglich

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Konstruktion und Montage Auch wenn der Vergleich mit einer Rohdecke aus Stahlbeton nahe liegt, eine Massivholzdecke muss von Anfang an in trockene Tücher gebracht werden. Dabei ist die bekannte schnelle Montage von Häusern in Holzbauweise ein wesentlicher Baustein. Vor lauter Schnelligkeit darf aber nicht vergessen werden, dass der Erfolg auch hier viele Väter hat. Die Massivholzdecke mit oberflächenfertiger Untersicht – also ohne abgehängte Unterdecke – verlangt neben einer guten Werkplanung ein entsprechendes Handling von der Warenannahme bis zur Endmontage.

Holz her!

Genagelte oder gedübelte Brettstapeldecken mit einer Vielzahl an möglichen Profilausbildungen auf der Unterseite werden von vielen Anbietern als fertig konfektionierte Elemente ins Werk oder auf die Baustelle geliefert. Dass eine Holzfeuchte von 10% oder weniger nicht erwünscht ist, sondern sogar schädlich sein kann, haben wir im Kapitel Holzschutz bereits aufgezeigt. Ein weiterer Aspekt, der Aufmerksamkeit verdient, ist der Schutz der sichtbaren Flächen der Brettsttapelelemente. Neben der obligatorischen Sorgfalt bei allen Hebe- und Transportvorgängen empfehlen sich gehobelte Bretter als Lagerhölzer, um Eindrückungen zu vermeiden. Dass sich derartige Sorgfalt auszeichnet, zeigt die bereits im Jahr 1975 verlegte Decke aus BS-Holz-Elementen in einem Wohnhaus (Bild 7).

Man ist die dick!

Dass Gebäude in Holzbauweise mit ansprechender Architektur möglich sind, kann man Monat für Monat in den entsprechenden Publikationen nachschlagen. Damit verbunden ist oft der Wunsch, möglichst freizügige Wohnbereiche zu schaf-

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fen, was in der Folge zu großzügigen Spannweiten der Decken führt. Mit dem von uns gewählten Fußbodenaufbau sind, bei einer Dicke der Brettstapeldecke von 180 mm, Spannweiten von bis zu 5,50 m für Einfeldträgersysteme problemlos erreichbar. Derartige Spannweiten sind mit Holzbalkendecken bei gleichzeitiger Beschränkung der Gesamtdeckendicke nicht mehr sinnvoll umzusetzen.

Robust, aber empfindlich

Bild 7: Sichtbare Massivholzdecke aus BS-HolzElementen Baujahr 1975 Foto: bauart, Lauterbach

Abgesehen von der Sorgfalt, die bei einer flächenfertigen Untersicht der Decke zu beachten ist, muss auch ein entsprechender Schutz von oben sichergestellt werden. Idealerweise sollten die einzelnen Deckenelemente bereits vor der Montage mit einer Schutzfolie, wie im Kapitel Holzschutz beschrieben, geschützt sein. Sie ist auf der Oberseite angebracht und kann allseitig über die Ränder geführt werden. Zur Montage kann die Folie zurückgeschlagen werden, damit die Karabiner des Hebezeugs in die eingelassenen Anschlagösen eingeklinkt werden können. Die Folie kann aber auch unmittelbar nach dem Verlegen der Deckenelemente aufgebracht werden.

Bild 8: Nicht immer wurde die Luftdichtheit perfekt gelöst (Baujahr 1975) Foto: bauart, Lauterbach

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Jetzt aber los…

Nachdem die Wandbauteile ausgerichtet und mit Schiebestützen gesichert sind, werden die Deckenelemente nacheinander auf der Randbohle abgelegt (Montage 1-1), seitlich zusammengefügt und mit Nägeln (vorgebohrt) oder Schrauben auf der Randbohle befestigt (Montage 1-2). Sind alle Deckenelemente verlegt und befestigt, ist das quer zur Brettrichtung verlaufende Windrispenband entlang des Randbereichs straff zu verlegen und kontinuierlich mit der Brettstapeldecke zu vernageln (Montage 1-3). Anschließend können die Wandelemente des Folgegeschosses montiert (Montage 1-4) und befestigt (Montage 1-5) werden. Um Zwängungen bei der Wandmontage zu vermeiden ist darauf zu achten, dass die außenseitige MDF-Platte des unteren Wandelements nach oben und die OSB-Platte des oberen Wandelementes nach unten übersteht. Die senkrechte Lattung als Unterkonstruktion für die vorgesehene Vorhangfassade ist im Rahmen der Vorfertigung bereits auf der Außenseite befestigt. Nur im Bereich des Geschossstoßes ist sie ausgespart. Hier wird das fehlende Lattenstück nun befestigt (Montage 2-7). Die Vorhangfassade, z. B. aus Faserzementplatten kann jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt angebracht werden. Der Innenausbau geht ebenfalls weiter: Dämmung in die Installationsebene einbringen (Montage 1-6) und die Gipswerkstoffplatte an den Innenständern befestigen (Montage 2-6).

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Montage

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Und weiter geht’s 6. Bevor die Installationsebene montiert werden kann, ist der horizontale Stoß der OSB-Platten (oberhalb der Rohdecke) mit einem Acrylat-Klebeband luftdicht abzu-

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dichten (Montage 2-1). Die zurückgeschlagene Folie auf der Oberseite der Brettstapeldecke kann nun oberhalb des Acrylat-Klebebandes auf die OSB-Platte geklebt werden (Montage 2-2 und 2-3. Hierfür sind geignete Klebemittel „im System“ mit der verwendeten Folie zu verwenden. Eine Verklebung der überlappenden Folienstöße in der Fläche ist nicht erforderlich. Die Bestandteile der Installationsebene des oberen Geschosses können nun montiert werden: Befestigung der flachkant angeordneten Innenständer 60/80 mm mit Nägeln oder Schrauben an den Ständern der Wandkonstruktion (Montage 2-4). Die dazwischenliegende Dämmung (Montage 2-5) und die abschließende Gipswerkstoffplatte (Montage 2-6) werden erst nach der Montage der nächsten Geschossdecke eingebracht bzw. befestigt.

Gleich ist’s vollbracht

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Nachdem der Randdämmstreifen verlegt ist (Montage 3-1) kann der Splitt eingebracht werden (Montage 3-2). Die beiden grundsätzlichen Einbring-Verfahren sind im Kapitel Schallschutz beschrieben. Sofern Installationsleitungen in der Schüttebene verlegt werden sollen, sind die Verlegearbeiten vorher durchzuführen. Nachdem der Splitt vollflächig verlegt, abgezogen und „gebunden“ ist, folgt der weitere Fußbodenaufbau: Trittschalldämmplatten verlegen (Montage 3-3), Folie verlegen und an den Wänden hochführen (Montage 3-4) und den Zementestrich einbringen (Montage 3-5). ■

Literatur und Normen

[DIN 4108 Bbl. 2] Wärmebrücken. Planungs- und Ausführungsbeispiele, Beiblatt 2 zur DIN 4108 (Wärmeschutz im Hochbau), Berlin (BeuthVerlag), 2004-01 [DIN EN ISO 6946] Wärmedurchlaßwiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient – Berechnungsverfahren, Beuth Verlag Berlin, 1996 [Künzel 2001] Hartwig M. Künzel, Problemlösungen für schwierige bauphysikalische Sanierung, in: Tagungsband zur 10. e.u.[z.] - Baufachtagung, Springe, Oktober 2001 [Holtz 1999] F. Holtz et. al.: Schalldämmende Holzbalken- und Brettstapeldecken, Informationsdienst Holz – holzbau handbuch, Reihe 3, Teil 3, Folge 3, Entwicklungsgemeinschaft Holzbau (EGH) in der DGfH e.V., München 1999 [Fontana 2001] FONTANA, N.; FRANGI, A.: Bemessung von Holz-Beton-Verbunddecken im Brandfall. Tagungsband. 9. DGfH-Brandschutztagung 2001, Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V. München [Wesche 1997] WESCHE, J.: Brandschutztechnische Beurteilung von Brettstapeldecken in Verbindung mit einer Unterdecke, UBV Wohngebäude Buxheimer Weg Ingolstadt. Gutachterliche Stellungnahme der Amtlichen Materialprüfanstalt für das Bauwesen beim Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, TU Braunschweig, 1997