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Fahrbericht Saxon Henchman

Die Deutschlandvertretung Saxon Bayern wurde im letzten Spätherbst frisch gegründet und kann derzeit drei fahrfertige Custombike-Typen mit EG-BE liefern. Wir haben einmal die starrrahmige, old schoolige „Henchman“ über unsere Hausstrecken getrieben g Text: Heinrich Christmann g Fotos: Volker Rost, Gerd Scheidel (2)

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egelrecht noch blutjung ist die Firma Saxon. In den USA, genauer in Casa Grande/Arizona, taten sich erst im Jahre 2004 vier ehemalige Häuserbau-Profis zusammen und gründeten eine Firma zum Kleinserienbau von Custombikes. Bereits 2007 landete die junge Firma in Europa (der EU-Importeur sitzt in den Niederlanden), und seit einigen Monaten kann sich der geneigte Saxon-Interessent auch in Deutschland sein Wunschbike zulassungsfähig vor die Tür bringen lassen. Die Deutschlandvertretung sitzt zwar tief

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im Bayerischen Wald, doch Betreiber Rolf Hermes zeigt sich sehr flexibel und liefert die Bikes bundesweit aus. Aufgebaut werden die Motorräder jeweils in Arizona. Lediglich die für die EU-Kompatibilität notwendigen Bauteile werden dann in den Niederlanden nachbzw. umgerüstet. Wie schon erwähnt, verfügen die nach Europa importierten Modellvarianten je über eine EU-weit gültige

Betriebserlaubnis, so dass einer problemfreien Zulassung hier bei uns oder auch anderswo in der EU nichts im Wege steht. Motorisiert sind alle Saxon-Modelle standardmäßig mit einem 96 Kubikinch (1.573 ccm) großen Evo-Style-V2 von S&S. Befeuert wird das Ganze mit einem Mikuni HSR 42, die hierzulande anmontierten 3/2009

Kommt gegen 26.990 Euro auf Wunsch zulassungsfertig bis vor die Haustür: Saxon Henchman

Juni/Juli

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Fahrbericht Saxon Henchman

Die Henchman entspricht optisch dem derzeit schwer angesagten Retro-Style

Trotz ihres martialischen Namens ganz brav: Henchman

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3/2009

Der bunte Digitaltacho (o.) passt nicht so recht zum übrigen Old SchoolFinish Funktioniert einwandfrei: Aftermarket-Sechsganggetriebe von Rivera Primo

Auspuffanlagen sind ausreichend kernig, aber im Rahmen dessen, was ein ordnungsgemäß homologierter Topf eben an Schalldämpfung bringen muss. Für unseren Praxistest haben wir uns die ‚Henchman‘ ausgesucht. Dieses Modell kommt mit seinem kleinen, 12,3 Liter fassenden Tropfentank, der Springergabel und dem starren Heck „very old fashioned“ daher, entspricht also voll dem momentan herrschenden Mainstream. Zudem ist die ‚Henchman‘ mit 26.990 Euro Kaufpreis die günstigste Saxon im lieferbaren Programm. Doch wer da glaubt, dass sich der Preis auf die Qualität der angebauten Teile auswirkt, sieht sich auf angenehme Weise getäuscht. Wir staunten nicht schlecht, als wir am Vorderrad feinste Bremsen-Parts vorfanden. So ist die vordere Scheibe schwimmend

Gute Bremsen-Basis: Vierkolben-Zange von Brembo (o.). Schönes Häuschen: Versteckte Zündspulen (re.) Juni/Juli

gelagert und wird von einer edlen Vierkolbenzange von Brembo verzögert. Auch hinten beißt eine Brembo-Zange zu, dort allerdings in Zweikolbenausstattung. Den für mitteleuropäische Hintern etwas zu knapp geratenen Solositz will Rolf Hermes in Zukunft noch gegen ein bequemeres und besseren Halt bietendes Exemplar austauschen. Dies ist auch bitter nötig, denn der wirklich sehr gediegen und vollkommen alltagstauglich abgestimmte Motor schiebt – zieht man ordentlich am Kabel – dermaßen kräftig an, dass der Fahrer froh sein kann, den Lenker zum Festhalten vor sich zu haben. Die von uns gefahrene Springer-Type-Gabel fühlt sich beim Rangieren zwar etwas knorrig und rustikal unterdämpft an, funktioniert beim Fahren aber erstaunlich ordentlich. Heckkomfort darf man nicht erwarten, Starrrahmen sind halt etwas für harte Jungs, die auf die sehr elementare Art der zweirädrigen Fortbewegung stehen. Und die Schräglagenfreiheit ist bei solch einem Gerät naturgemäß auch nicht besonders üppig. Gleichwohl gefiel uns die unerschütterliche Richtungs- und Rahmenstabilität der ‚Henchman‘. Wir haben das starre Teil wirklich nicht geschont und sind im Odenwald natürlich auch über holprige Sträßchen dritten Grades gedüst. DREAM-MACHINES

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Fahrbericht Saxon Henchman Trotz starrem Heck und Springergabel zirkelt die Henchman ordentlich ums Eck und überzeugt mit spurstabilem Fahrwerk

Oldschoolige Alternative aus Kalifornien TECHNISCHE DATEN

Auch lieferbar: Die SoftailStyle-Modelle von Saxon, Firestorm (blau) und Warlord, bieten mehr Komfort

Importeur/Vertretung: . .....Saxon Motorcycles Bayern g Motor

Typ: . ..................................S&S, 96 cui (1573 ccm) Vergaser: ......................................... Mikuni HSR 42 Luftfilter: ....................................................... S&S Zündung: . ...........................................elektronisch g Getriebe

Typ: . .......................................Primo Rivera 6-Gang g Fahrwerk

Rahmen: .............................................. starr, Saxon Lenkkopfwinkel: ............................................... 35° Gabel: ........................... Springer-Type, option. Tele Bereifung: .................. vo. 2.15 x 21”; hi. 200 x 18” Bremsen: .....vo. 4-Kolben Brembo an schwimmender . ................................. Scheibe, hi. 2-Kolben Brembo g Accessories

Benzin-/Öltank: .............................................Saxon Fender: .........................................................Saxon Instrument: .................................................. digital g Maße und Gewichte

Trockengewicht: .......................................... 232 kg Radstand: ................................................. 170 mm Gesamtlänge: . ........................................ 2340 mm Sitzhöhe: . ................................................... 66 cm Tankinhalt: . ............................................ 12,3 Liter Preis: . ................................................ 26.990 Euro g Kontakt

Saxon Motorcycles Bayern · Rolf Hermes Tel.: 09672-92 64 46 · Mobil: 0170-41 24 219 www.saxonmotorcycles.de

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Fazit

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nsere Erkenntnis zu den Fahrwerksqualitäten des amerikanischen Bikes: Hart, aber grundehrlich und solide! Wenn Rolf Hermes jetzt noch leichtes technisches und optisches Feinst-Tuning betreibt (unsere Wunschliste: größerer Solositz mit Führung hinten, Sintermetall-Beläge für die Brembo-Zangen, ein zehn Zentimeter breiterer Lenker, die Textaufkleber an der Batterie ab und Schrumpfschläuche über die bunten Elektrik-Anschlüsse), bekommt man für knapp 27 Kilo-Euro ein wirklich gut funktionierendes Starrrahmen-Bike, das uns vor allem durch seine unkomplizierte Alltagstauglichkeit und durch gute Fahrbarkeit überzeugt hat.

3/2009