HAUS & BAUEN
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AUSGUCK Das Haus thront hoch über dem Genfer See. Es war 1911 für Bahnarbeiterfamilien errichtet worden. Die Germanns wohnten vor Kauf und Renovierung zehn Jahre lang zur Miete darin
INNERE RUHE
Hoch über dem Genfer See hat Architekt Ralph Germann aus einem alten Arbeiterhaus ein exklusives, aber unprätentiöses Domizil gemacht. Allen Luxus bezieht es aus seiner Lage und seiner Einfachheit FOTOS LIONEL HENRIOD TEXT THOMAS EICHHORN
WOHNZIMMER Kamin und Sideboard fügen sich ruhig und passgenau in den Raum, die wenigen beweglichen Teile wie Tische, Stühle und Sessel wirken umso leichter und dynamischer SOFAECKE Auf Türen wird im Hause Germann weitgehend verzichtet, alle Räume fließen ineinander – genau wie die Lärchenholzdielung und der raumklimatisch ideale Kalkputz auf Wänden und Decke
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HAUS & BAUEN
9,3 m
12 m
ERDGESCHOSS
OBERGESCHOSS
velux
GRUNDRISSE Im Erdgeschoss spielt das Familienleben, im Obergeschoss wohnen die Eltern, im Dachgeschoss die beiden Töchter DACHGESCHOSS
GRUNDRISSE RALPH GERMANN/MAGALI DELALOYE
E
rst auf den zweiten Blick spürt man, dass das 100 Jahre alte Haus ein ganz modernes ist. Ralph Germann ist sehr behutsam mit dem ehemaligen Bahnarbeiterhaus umgegangen, Proportionen, Dachüberstand, Kubatur – alles blieb unverändert. Weder die lang gestreckte Gaube im Dach, deren Fenster unscheinbare Schlitze sind, noch die Terrassentüren, die als Glasschiebetüren außen vor der Wand sitzen, fallen weiter auf. Im Gegenteil, Germann hat Neues so diskret implantiert, dass die Würde dieses Altbaus sogar noch gesteigert wurde. Drinnen wird diese Sensibilität noch deutlicher: Obwohl es kaum Zimmertüren, sondern nur raumhohe Durchgänge gibt, und obwohl weder Vorhänge noch Bilder Stimmung machen, taucht man in eine Welt subtiler Reize und kontemplativer Ruhe. Samtener, lichtgrauer Putz verleiht den Wänden etwas stofflich Weiches. Holzdielen bringen Natürlichkeit auf den Boden und bilden einen warmen Kontrast zu den wenigen Betonmöbeln. Die Fensterlaibungen sind mit Lärche ausgekleidet und rahmen Ausblicke auf die Alpen und den Genfer See wie Bilder. Für Ralph Germann war das Haus wie ein alter Freund. Bevor er es kaufen konnte, war er zehn Jahre lang Mieter. Zu Beginn der Renovierung wohnte er mit seiner Frau und dem ersten Kind im großen Raum im Erdgeschoss. Raum für Raum arbeitete er sich mit zwei portugiesischen Maurern voran und ist noch heute begeistert von deren Arbeit: „Das waren noch stolze Handwerker, die konnten Beton so glatt schalen wie poliert. Massivholz, Naturstein, Kalkputz – das kannten sie schon mit 15, und sie wussten sich immer zu helfen.“ Wie präzise gearbeitet wurde, beweisen Details: Boden und Wand stoßen sauber aufeinander – Fußleisten sind überflüssig; die Fensterlaibungen schließen ohne Verleistung ab, und feine Schattenfugen trennen die Decken von den Wänden. „Für mich ist das Kunst“, sagt Germann. www.ralphgermann.ch
DATEN & FAKTEN ARCHITEKT Ralph Germann, Martigny/Schweiz BAUWEISE
Granit- und Ziegelmauerwerk; Gips-Kalkputz mit Innendämmung, Dachausbau mit Mineralwolle HEIZUNG Pellets-Zentralheizung mit Radiatoren, Heizkamin BAUZEIT 2011 bis 2013 WOHNFLÄCHE 260 m2 GRUNDSTÜCKSFLÄCHE 1880 m2
DAS PROJEKT STANDORT Montreux, Genfer See BEWOHNER Architekt Ralph Germann mit Frau Caroline und den Töchtern Edeva und Rose BAUMASSNAHMEN Umbau von drei Wohnungen in ein Einfamilienhaus; Restaurierung der äußeren Gebäudehülle; Öffnung diverser Durchgänge im Erd- und Obergeschoss; Erneuerung der Fenster, Sanitär- und Elektroinstallationen, Bäder und WCs; Einbau von zwei Gauben ins Dach; Einbau einer Pelletheizung mit Pufferspeicher und eines Heizkamins
DAS GEFÄLLT UNS EINFACHHEIT Alles ist aufs Wesentliche beschränkt, selbst auf Einzelmöbel, Bilder, Fußleisten und Zimmertüren wurde weitgehend verzichtet. Küchenzeile und Sideboard verschmelzen zu einem Möbel, die Einrichtung konzentriert sich auf ihre jeweilige Funktion und kommt fast ohne dekorative Elemente aus. RUHE Der minimalistische Einrichtungsstil gibt den Räumen Klarheit und Ruhe, ergänzt und inszeniert die entrückte Hanglage des Hauses durch Zurückhaltung und ästhetische Disziplin. AUTHENTIZITÄT Der Bauherr hat die Bescheidenheit des einstigen Arbeiterhauses zeitgemäß interpretiert und bewahrt: Es ist zweckmäßig und sparsam möbliert, es wurde ausschließlich mit regionalen Baustoffen wie Lärchenholz, Beton und Kalkputz renoviert, und geheizt wird nur mit Holz.
HAUS & BAUEN
ELTERNETAGE Das gesamte Obergeschoss wird von den Eltern bewohnt. Hinter dem Paravent thront eine Badewanne, links befinden sich WC und Badezimmer. Rechts ragt ein Lowboard aus Beton in den Raum SCHLAFBEREICH Allein die Lichtreflexe der Deckenspots schmücken die Wände rund ums Bett. Die kalkverputzten Mauern changieren in mattem Hellgrau – Minimalismus pur
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SCHÖNER WOHNEN. EUROPAS GRÖSSTES WOHNMAGAZIN.
HAUS & BAUEN
ENTREE Eingang und Terrasse gehen ineinander über. Putz, Naturstein, Holzdeck und Beton wechseln sich ab, ihre grau changierende Patina macht sie zu Baustoff-Geschwistern. Vom Obergeschoss aus führt ein Steg in den angrenzenden Hang
Schwörer Haus ®
EINFACH GEMÜTLICH.
AUSSERGEWÖHNLICH AUSGEZEICHNET. Das SCHÖNER WOHNEN-Haus MONO wurde im Wettbewerb „Großer Deutscher Fertighauspreis“ mit dem Ökologie-Cube 2016 ausgezeichnet: Ein Gebäude mit sehr guten Energiewerten und einem innovativen hochflexiblen Grundriss, der für die unterschiedlichsten Wohnkonzepte passt.“ Erleben Sie MONO im Deutschen-Fertighaus-Center Mannheim, Xaver-Fuhr-Str. 111. Täglich zwischen 10 und 17 Uhr außer Montag. Erfahren Sie mehr über „MONO“ unter www.schwoererhaus.de
SAGEN SIE MAL, HERR GERMANN ... ... wie kommt es, dass Ihre Wände so schön schimmern?
dieser Aussicht nur unnötig Konkurrenz machen.
Wände und Decken sind mit einer Mischung aus Gips und Kalk verputzt und wurden roh belassen. Dank des händischen Auftrags entstehen Nuancen, die mit dem Sonnenstand ihre Erscheinung verändern.
Und was ist mit Zimmertüren?
Wie sind eigentlich die tonnenschweren Betonplatten in Ihre Küche gekommen?
Wenn man zu Hause ist, stehen die Türen doch sowieso meist offen – und ragen in den Raum. Ich verzichte lieber darauf oder baue Schiebetüren ein, die sich weitgehend unsichtbar machen können.
ENTRÜCKT Montreux’ Lage, besonders die erhöhte bei Germanns am östlichen Ende des Genfer Sees, könnte idyllischer nicht sein
FOTOS LIONELL HENRIOD/MC2
Sie wurden direkt vor Ort verschalt und gegossen. Wir hatte das Glück, zwei heimische Maurer zu beschäftigen, die sich auf das Handwerk des Betongießens verstanden. Warum haben Sie keine Bilder an den Wänden?
Die Fenster, also die Aussicht auf den See, die Berge und den Garten, sind unsere Bilder. Kunst oder Poster würden
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