Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation

Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch Seite 1/6 Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Die nachfolgende ...
Author: Kerstin Kopp
17 downloads 1 Views 93KB Size
Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch

Seite 1/6

Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Die nachfolgende Zusammenstellung enthält grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation. Sie stellt eine Auswahl aus denjenigen Begriffen dar, die normalerweise in der ersten und zweiten Gymnasialstufe (MAR 1+2) Verwendung finden. Bei einigen Begriffen wird die Herkunft jeweils unmittelbar nach dem Begriff in Klammern erläutert. Das Testsystem eprolog setzt diese Herkunftsinformationen als Lernstoff nicht voraus. Die Begriffserläuterungen sind bewusst knapp gehalten. Das konkrete Beispiel soll den einzelnen Begriff jeweils verdeutlichen. Der Querverweis auf einen ande-en Begriff aus demselben thematischen Zusammenhang wird mit einem Pfeil (→) verdeutlicht.

Die Erläuterungen basieren auf folgenden Grundlagen: Best, Otto F.: Handbuch literarischer Fachbegriffe. Definitionen und Beispiele, überarbeitete und erweiterte Auflage, Frankfurt a. M. 1994 (Fischer Taschenbü-cher Allgemeine Reihe). Überarb. und erweiterte Auflage. Duden, Basiswissen Schule: Deutsch, Mannheim u.a. 2002. Duden, Basiswissen Schule: Literatur, Mannheim u.a. 2002. Grützmacher, Jutta (in Zusammenarbeit mit Karin Bark und Christoph Wetzel): Literarische Grundbegriffe kurzgefasst, Stutt­gart u.a. 1987. Schülerduden: Die Literatur, hg. und bearb. von Meyers Lexikon­ redaktion unter Leitung von Gerhard Kwiatkowski, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Mann-heim u. a. 1989. Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur, 8., verbesserte und erweiterte Auflage, Stuttgart 2001. Inhaltlich-materiell orientiert sich die Zusammenstellung der Begriffe am Lehrplan der Gymnasien des Kantons St. Gallen (1998).

Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch

Seite 2/6

Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Systematische Gliederung (zusammengestellt nach Lehrplan für die Gymnasien des Kantons St.Gallen, St.Gallen 1998, S. 14f.) Rhetorik Argumentation Diskussion Humor Ironie Witz Wortspiel

Medium, Medien Massenmedium Massenmedien

Literatur Text Titel Nichtfiktionale Texte/Sachtexte/Sachbuch Biografie Bibliografie Primärliteratur Sekundärliteratur Textsorten Anekdote Gebrauchsanweisung Glossar Impressum Index Lexikonartikel Parodie Rezept Zeitungstexte Bericht Inserat Interview Karikatur Kommentar Leserbrief Reportage Inserat Werbung Zitat

Fiktionale Texte/Literarische Texte Autor Autobiografie Belletristik Trivialliteratur Textsorten Aphorismus Bildergeschichte Brief Comicstrips Fabel Gedicht Kriminalliteratur Kurzgeschichte Legende Märchen Novelle Redewendung Roman Sage Sprichwort Literarische Gattungen Lyrik Lyrisches Ich Reim Vers Versmass/Metrum Strophe Dramatik Akt/Aufzug (Bild, Szene, Teil) Auftritt Bühne/Kulisse Dialog Drama Held Komödie Konflikt Monolog Szene Tragödie Verfremdung Epik/Prosa Epos Held Montage Motiv Prosa Interpretation

Verschiedenes Zensur

Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch

Seite 3/6

Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Alphabetische Gliederung

Akt (lat. actus «Handlung»): In sich ge­ schlossener, deutlich abgesetzter Hauptab­ schnitt im Drama, zeitlich gesehen im Ablauf des Dramas zwischen zwei Vorhängen (kann Synonym zu Bild, Szene oder Teil sein; Aufzug). Anekdote (griech. an-ekdoton «nicht he­ rausgegeben»): Eigentlich etwas aus Grün­ den der Diskretion o. Ä. noch nicht schrift­ lich Veröffentlichtes, also nur mündlich Überliefertes. Heute: kurze, schmucklose, oft in einem heiteren Ausspruch gipfelnde Erzählung zur scharfen Charakterisierung einer historischen Persönlichkeit, merkwür­ digen Begebenheit, Zeitepoche, Geistesrich­ tung, Gesellschaftsschicht oder Charakter­ type in ihrer besonderen Eigenart.

Autor (lat. auctor «Urheber»): Sammelbe­ zeichnung für Verfasser von Texten aller Art. Belletristik (franz. belles lettres «schöne Literatur»): ursprünglich Bezeichnung für nichtwissenschaftliches Schrifttum. Heute wird der Begriff v. a. für Unterhaltungslitera­ tur (z. B. Romane) verwendet. Bericht: sachliche Wiedergabe, Mitteilung, Darstellung eines Geschehens, Sachverhalts. Bibliografie (griech. bibliographia «Bücher­ beschreibung»): ein Literaturverzeichnis, in dem Bücher, Schriften und andere Ver­ öffentlichungen systematisch erfasst und beschrieben werden. Bild: →Akt

Aphorismus (griech. aphorismos «Abgren­ zung, Bestimmung»): Bezeichnung für eine in der Regel aus einem Satz bestehende epische Kleinform, in der eine Erkenntnis, ein Urteil, eine allgemeine Wahrheit usw. in knapper, geistreicher, geschliffener Form wirkungsvoll formuliert wird. Argumentation (Argument; lat. Veran­ schaulichung, besonders eines Inhalts, Stoffes, Sujets): In der Rhetorik ist das Argu­ ment der auf einem Tatbestand beruhende Beweisgrund, die Argumentation also die Beweisführung. Auftritt (der Begriff leitet sich ab vom Hi­ nauftreten des Schauspielers auf die erhöhte Bühne): das Erscheinen eines Schauspielers auf der Bühne, dann im Drama auch die kleinste, durch Auftreten oder Abtreten einer darstellenden Person begrenzte Hand­ lungseinheit, vielfach gleichbedeutend mit Szene. Der Auftritt unterteilt den Akt. Aufzug (der Begriff leitet sich ab vom Auf­ ziehen des Vorhangs oder der Personen auf die beim Aktbeginn leere Bühne): Der Be­ griff ist gleichbedeutend mit Akt. Autobiografie (griech. autos «eigen, selbst», bios «Leben» und graphein «schrei­ ben»): die literarische Darstellung des eige­ nen Lebens, gestaltet aus der Rückschau, meist von einem abgeklärten, reifen Stand­ punkt aus.

Bildergeschichte: die Darstellung einer Geschichte in Bilderfolgen. Allenfalls beige­ fügte Texte dienen nur der Kommentierung des Bildes; sie können unter dem Bild oder im Bild erscheinen. Biografie (griech. biographia «Lebensbe­ schreibung»): die literarische Darstellung der Lebensgeschichte einer Person, wobei äussere Ereignisse und innere Entwicklungen gleichermassen Berücksichtigung finden. Brief (lat. breve scriptum «kurzes Schrei­ ben»): an einen abwesenden Adressaten gerichtete, schriftliche Mitteilung, die eine mündliche Aussprache ersetzt. Bühne/Kulisse: eine gegenüber den Zu­ schauern abgegrenzte, meist erhöhte Spiel­ fläche für Theateraufführungen. Die Ver­ wandlung erfolgt durch bewegliche Kulissen (franz. couler «gleiten, schieben»). Comicstrips (engl.-amerik. «drollige Streifen»): mit Texten gekoppelte Bilder­ geschichten, die Bildkästchen und Sprech­ blasen integrierend verbinden, wobei aber das Bild dominiert. Meistens in Fortsetzung erscheinend. Dialog (griech. dialogos «Unterredung, Gespräch»): mündliches oder schriftliches Zwiegespräch, eine Hauptform direkter zweiseitiger Kommunikation. Diskussion: Erörterung, Aussprache, Mei­ nungsaustausch.

Drama (griech. Handlung): literarische Grossform, in der eine in sich abgeschlos­ sene Handlung durch Personen in Rede und Gegenrede und szenischer Aktion dargestellt wird. Wesentliches Kennzeichen des Dramas ist die szenische Umsetzung. Grundsätzlich wendet sich das Drama an Zuschauer. Das Drama gehört zur Dramatik, einer der drei Naturformen der Dichtung (neben Epik und Lyrik). Dramatik: die dramatische Dichtkunst, eine der drei literarischen Grundgattungen (neben Epik und Lyrik; Drama). Epik (griech. epikos «zum Epos gehörend, episch»): Sammelbezeichnung für jede Art erzählender Dichtung in Versen oder Prosa. Epik ist neben Lyrik und Dramatik eine der drei literarischen Grundgattungen (resp. Naturformen der Dichtung). Epos (griech. Wort, Rede, Erzählung, Lied): Grossform erzählender Dichtung. Das Epos gehört zur Epik, einer der drei Naturformen der Dichtung (neben Dramatik und Lyrik). Fabel (lat. fabula «Erzählung, Sage»): Gat­ tungsbezeichnung einer epischen Kurzform. Die Fabel ist eine meist kurze Erzählung mit lehrhafter Tendenz, in der zumeist Tiere (aber auch Pflanzen) menschliche Eigen­ schaften und Verhaltensweisen verkörpern. Fiktionale Texte (lat. fictio «Einbildung, An­ nahme»): Bezeichnung für die Eigenschaft der Dichtung. In fiktionalen Texten werden nichtwirkliche (erfundene) Sachverhalte so dargestellt, als ob sie real seien. Gebrauchsanweisung: Anleitung, wie man etwas gebrauchen, anwenden soll. Gedicht: Mit diesem Begriff wurde ur­ sprünglich alles schriftlich Abgefasste be­ zeichnet. Heute ist der Begriff ausschliesslich auf kürzere, von Prosa zu unterscheidende Formen beschränkt (Lyrik). Glossar (griech. glossarion, Verkleinerung zu glossa «Zunge, Sprache»): Verzeichnis, das einem bestimmten Text meist im An­ hang beigegeben ist und in dem schwer verständliche Wörter erklärt werden.

Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch

Seite 4/6

Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Alphabetische Gliederung

Held: In epischen und dramatischen Dich­ tungen meint «Held» im Allgemeinen die Hauptperson. Humor: Gemütsstimmung, die sich über die Unzulänglichkeiten des Menschenlebens wohlwollend, doch distanziert lächelnd erhebt und über das Niedrig-Komische, Un­ natürliche hinweg zu einer gesunden und natürlichen Weltauffassung durchdringt. Heitere Gelassenheit, fröhliche Wesensart, (gute) Laune. Impressum (lat. «das Eingedrückte, Auf­ gedrückte»): ein Vermerk in Drucksachen, vornehmlich in Büchern, Zeitschriften oder Zeitungen, der über den Verfasser, Verleger bzw. Herausgeber, den Druck, das Erschei­ nungsjahr, die Auflage oder anderes Aus­ kunft erteilt. Index (lat. «Anzeiger, Register, Verzeich­ nis»): alphabetisches (Stichwort-) Verzeichnis (Register der Namen, Orte und Schlagworte), u.a. in Büchern. Inserat: Annonce, Anzeige in einer Zeitung, Zeitschrift oder in einem anderen Medium. Interpretation (lat. interpretatio «Erklä­ rung, Auslegung»): Akt und Ergebnis des Verstehens, im weitesten Sinn aller sinnhal­ tigen Strukturen, so auch von Texten. Interview: zur Veröffentlichung durch Presse, Rundfunk (Radio), Fernsehen oder durch ein anderes Medium bestimmtes Gespräch zwischen einer (bekannten) Person und einem Reporter resp. einer fragenden Person, in dem erstere sich zu gezielten, aktuelle Themen oder die eigene Person betreffenden Fragen äussert. Ironie: die komische Vernichtung eines berechtigt und unberechtigt Anerkennung Fordernden, Erhabenen durch Spott, Enthül­ lung der Hinfälligkeit, Lächerlichmachung unter dem Schein der Ernsthaftigkeit, der Billigung oder gar des Lobes, die in Wirk­ lichkeit das Gegenteil des Gesagten meint und sich zum Spott der gegnerischen Wert­ massstäbe bedient, doch dem intelligenten Hörer oder Leser als solche erkennbar ist. Versteckter, feiner Spott. Karikatur (ital. caricatura «Überladung», von ital. caricare «überladen, übertrieben komisch darstellen»): in Zeichnungen und

Texten werden durch Zerrbilder (Übertrei­ bung markanter, hässlicher oder ärgerlicher Einzelheiten) Situationen oder Vorgänge, meist jedoch Personen lächerlich gemacht. Kommentar (lat. commentarius «Notiz­ sammlung, Denkschrift»): in Presse, Rund­ funk (Radio) und Fernsehen nimmt der Kommentator zu tagespolitischen Ereignis­ sen Stellung. In der Literaturwissenschaft versteht man unter Kommentar fortlaufende Erläuterungen, die sich auf Inhalt und Spra­ che beziehen. Komödie (griech. Komoidia, Gesang beim komos, dem «Maskenumzug im Dionysos­ kult»): Neben der Tragödie ist die Komödie die zweite Grundform des Dramas. Im Ge­ gensatz zur Tragödie ist sie vom Bewusstsein der Relativität aller Lebensverhältnisse ge­ prägt. Die Handlung ergibt sich vielfach aus einem nur scheinbaren Konflikt, der zumeist durch menschliche Schwächen hervorgeru­ fen wird. Ein wesentliches Gestaltungsmittel der Komödie bildet die beispielsweise durch unangemessene oder unfreiwillige Verhal­ tensweisen bewirkte Komik. Konflikt (lat. confligere «feindlich zusam­ menstossen»): widerstreitende Kräfte (unter­ schiedliche Wünsche, Interessen, Absichten, Wertvorstellungen) gehören zum Wesen des Dramatischen (Drama). Kriminalliteratur (lat. crimen «Verbre­ chen»): Themen solcher Texte bilden Verbre­ chen sowie ihre Aufdeckung und Sühne.

Leserbrief: Brief, Mitteilung eines Lesers resp. einer Leserin an den Autor, den Herausgeber o. Ä. eines publizierten Textes. Der Leserbrief, von der schreibenden Person zur Veröffentlichung bestimmt, ist zumeist von einem persönlichen Standpunkt aus ver­ fasst und dient oftmals zur Anregung oder zur Verdeutlichung resp. zur Präzisierung einer aktuellen Tagesfrage. Lexikonartikel: Eintrag unter einem Stichwort in einem Lexikon. Lexikon: zu­ meist nach Stichwörtern alphabetisch oder thematisch-systematisch geordnetes Nach­ schlagewerk. Literarische Gattungen: Als Gattungen im weiteren Sinne werden die drei «Natur­ formen der Poesie» (Goethe) Dramatik (Drama), Epik und Lyrik unterschieden. Literarische Texte (fiktionale Texte): Texte der Belletristik, im Unterschied zu den nichtfikti­ onalen Texten. Literatur: ursprünglich Buchstabenlehre, Lese- und Schreibkunst. Heute: «Schrift­ tum», dem Wortsinn nach der gesamte Bestand an schriftlich Aufgezeichnetem und Schriftwerken jeder Art einschliesslich wis­ senschaftlicher Arbeiten über alle Gebiete vom Brief bis zum Wörterbuch und von der juristischen, philosophischen, geschicht­ lichen oder religiösen Abhandlung bis zur politischen Zeitungsnotiz. Nebst dieser nicht­ fiktionalen, «sachbezogenen» Literatur fasst Literatur im engeren Sinne als Gegenstand der Literaturwissenschaft mehr die schöne Literatur, die Belletristik, zusammen.

Kulisse: →Bühne Kurzgeschichte (lehnübersetzt aus engl. short story): Kleinform der Epik. Kennzei­ chen der Kurzgeschichte sind u. a. ihr ge­ ringer Umfang, der oftmals offene Schluss, der lineare Handlungsverlauf, die straffe Komposition, die Typisierung der Personen und das Herausstellen eines entscheidenden Moments im Leben eines Menschen. Legende (lat. legenda, eigentlich «die zu lesenden [Stücke]»): die Darstellung der Lebensgeschichte eines Heiligen oder Marty­ rers oder exemplarische Geschehnisse daraus. Als Legende bezeichnet man auch den erklärenden Text zu einer grafischen Darstellung (z. B. in einer Landkarte) oder zu einer Abbildung (Bildunterschrift).

Lyrik (griech. lyra «Leier», lyrikos «zum Spiel der Lyra gehörend, mit Lyrabegleitung»): eine der drei poetischen Gattungen (neben Epik und Dramatik). Lyrisches Ich: das in lyrischen Gedichten erscheinende dichterische Subjekt, das sich in der ersten Person nennt und das mit dem Autor identisch sein kann, aber nicht iden­ tisch sein muss.

Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch

Seite 5/6

Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Alphabetische Gliederung

Märchen (Verkleinerungsform von mittel­ hochdeutsch maere «Erzählung, Geschichte, Bericht»): eine im Umfang begrenzte unter­ haltende Prosaerzählung, deren Inhalt frei erfunden, weder zeitlich noch räumlich fest­ gelegt und von fantastisch-wunderbaren, den Naturgesetzen widersprechenden Gestalten und Begebenheiten wesentlich geprägt ist. Massenmedien: →Massenmedium Massenmedium (pl. Massenmedien): Kommunikationsmittel (z. B. Fernsehen, Rundfunk [Radio], Zeitung), das mit seinen Informationen usw. einen sehr grossen Per­ sonenkreis erreicht. Medien: →Medium Medium (pl. Medien): stellt eine Verbin­ dung oder Beziehung zwischen zwei oder mehreren Personen oder Gegenständen her oder ermöglicht eine solche. Beispiel: Spra­ che, ein Buch, Fernsehen, Rundfunk (Radio), Internet. Metrum: →Versmass Monolog (griech. monos «allein», logos «Rede»): Die «Einzelrede» bzw. das Selbstge­ spräch bildet neben dem Dialog ein wesent­ liches Gestaltungsmittel des Dramas. Montage (franz. Anordnung, Zusammen­ stellung): Der aus der Filmkunst übernom­ mene Begriff bezieht sich auf die Technik des Aneinanderreihens und Verknüpfens verschiedenartiger Textelemente, wodurch räumlich und zeitlich Getrenntes, gedanklich und handlungsmässig nur lose Verbundenes in einen neuen Zusammenhang gebracht werden. Motiv (lat. motivus «bewegend»): be­ zeichnet ein klar abgegrenztes inhaltliches Element, das zumeist in unterschiedlichen Werken auf vergleichbare Weise verwendet wird. Beispiel: Wiederkehrende Motive in Märchen sind feindliche Brüder oder die böse Stiefmutter. Nichtfiktionale Texte: In der Literatur­ wissenschaft hat sich die Zweigliederung in fiktionale (erdachte, auf Erfindung beru­ hende) und nichtfiktionale Texte (Sachtexte) durchgesetzt.

Novelle (lat. novus «neu», ital. novella «kleine Begebenheit»): In straffer, meist linear auf einen Höhepunkt zulaufender Handlungsführung wird über ein konflikt­ haltiges Ereignis (oder eine Ereignisfolge) berichtet, das sich in der Wirklichkeit ab­ spielen könnte und Neuigkeitswert hat, laut Goethe ein «unerhörtes Ereignis».

überzeugenden Darstellung eines Stand­ punkts und der emotionellen Meinungs­ beeinflussung, «Überredung».

Parodie (griech. parodia «Gegengesang»): Durch Verzerrung und Übertreibung wird eine weithin bekannte und anerkannte Text­ vorlage verspottend nachgeahmt.

Sachbuch: im weiteren Sinn Bezeichnung für jede Art von Literatur, die nicht der Bel­ letristik zugerechnet wird, also Fach- oder Wörterbücher, Lexika. Im engeren Sinn ge­ bräuchlicher Begriff für eine populärwissen­ schaftliche Darstellung von (neuen) Fakten und Erkenntnissen auf wissenschaftlichem, sozialem, politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und kulturhistorischem Gebiet, die sich in erster Linie an interessierte Laien wendet. Von der Belletristik unterscheidet das Sachbuch die Beschränkung auf Tat­ sachen, vom wissenschaftlichen Fachbuch die allgemeinverständliche, oft fesselnde Darstellung.

Primärliteratur (franz. primaire von lat. primarius «einer der ersten»): Bezeichnung für dichterische oder philosophische Werke im Gegensatz zur wissenschaftlichen Sekun­ därliteratur. Prosa (lat. prosa oratio «gerade, zielge­ richtete, schlichte Rede»): Im Gegensatz zur gebundenen Rede (Sprache in metrisch strukturierten Versen) steht die ungebun­ dene Prosa der Alltagssprache nahe. Neben einfacher Mitteilung ermöglicht sie eine höchst differenzierte Darstellung kompli­ zierter Sachverhalte. Redewendung: feste Verbindung von Wör­ tern, die zusammen eine bestimmte, meist bildlich-metaphorische Bedeutung haben (metaphorisch: bildlich, im übertragenen Sinn). Beispiel: «lange Finger machen» (für «stehlen»). Reim (althochdeutsch rim «Reihe, Reihen­ folge, Zahl»): Gleichklang zweier oder meh­ rerer Wörter vom letzten betonten Vokal an. Beispiel: singen – klingen. Als Versprinzip ist der Reim ausdrucksstarkes Mittel zur inneren Verbindung von Versen zu Klang- und Sinn­ einheiten, zur melodischen Gliederung der Strophen, darüber hinaus kann er Schmuck­ funktion haben oder Symbolträger sein. Reportage (franz. Berichterstattung): ein aus der unmittelbaren Situation erwachse­ ner, die Atmosphäre einbeziehender, meist kurzer sachlicher Augenzeugenbericht. Rezept: (Arznei- oder Koch-)Vorschrift, Ver­ ordnung. Rhetorik: Redekunst, Theorie und Technik der öffentlichen Rede als auf Überzeugung zielende Kommunikation und effektvolle Sprachgestaltung der Prosa (im Unterschied zur Poetik für die Dichtung) mit dem Ziel der

Roman: Grossform der Erzählkunst in Prosa. Von anderen Prosaformen wie Novelle und Kurzgeschichte hebt er sich durch die Viel­ schichtigkeit der Form und des Inhalts ab.

Sachtexte: vorrangig informierende, auf­ klärende und fachlich orientierte Form von Literatur, die zu unterscheiden ist von der nicht zweckgebundenen Unterhaltungslite­ ratur (Belletristik). Sage (althochdeutsch saga «Gesagtes»): Auf volkstümlicher, ursprünglich mündlicher Überlieferung beruhende, meist kurze Erzählung, die – ähnlich wie das Märchen – oft im Überwirklichen, Wunderbaren grün­ det, jedoch stärkeren Realitätsbezug besitzt, da sie sich auf einen bestimmten Ort und/ oder eine bestimmte historische Zeit bezieht. Sekundärliteratur (franz. secondaire, von lat. secundarius «[der Reihe nach] folgend, an zweiter Stelle [stehend]»): Forschungs­ literatur. Wissenschaftliche Untersuchungen, Interpretationen und Kommentare zu Wer­ ken aus den verschiedensten Gebieten des literarischen Schaffens (zur sogenannten Pri­ märliteratur). Der Begriff umfasst aber auch Biografien von Autoren und Darstellungen der geistesgeschichtlichen Zusammenhänge, in denen Dichtungen zu sehen sind. Eine Zusammenstellung der Sekundärliteratur erfolgt in der Bibliografie.

Anhang zu Referenzrahmen, Deutsch

Seite 6/6

Grundlegende Begriffe der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kommunikation Alphabetische Gliederung

Sprichwort: bündig und einprägsam for­ mulierter volkstümlicher Erfahrungsgrund­ satz mit häufig lehrhafter Tendenz, der den Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Strophe (griech. strophe, eigentlich «das Drehen, die Wendung»): Zusammenfassung von Versen zu einer metrischen Einheit, die thematisch selbständig sein kann oder mit anderen Strophen zusammen eine thema­ tisch mehr oder weiniger geschlossene Stro­ phenreihe, einen Zyklus oder ein Gedicht bilden kann. Szene (franz. scène, von griech. skene «Zelt, Hütte, Laube, Bühne»): Gliederungseinheit des Dramas, im mehraktigen (Akt) Drama Untereinheit des Aktes (auch Auftritt). Kann Synonym zu Akt, Bild oder Teil sein. Teil: →Akt Text: allgemein ein Objekt aus Sprache, zusammenhängende, durch Verweise verket­ tete Abfolge sprachlicher Einheiten (Sätze), die eine gemeinsame Bezugssphäre haben. Wertneutrale Bezeichnung für die Basis der Literaturwissenschaft und der Linguistik. Im engeren Sinn der genaue Wortlaut eines Werkes oder dessen Teile, auch der inhaltliche Hauptteil einer Schrift im Gegensatz zu Kom­ mentar, Übersetzung, Anmerkung, Registern, Illustrationen und sonstigen Beigaben. Textsorten: alle vorkommenden Arten und Unterarten von Texten. Beispiele: Roman, Novelle, Rezept, Gebrauchsanweisung, Slogans). Titel: Benennung eines Buches, einer Schrift, eines Kapitels, eines Gedichts usw., z. T. aus bis zu drei Teilen bestehend: Haupt-, Unter- und evtl. Obertitel (einer Reihe). Tragödie (griech. Tragoidia, «Gesang um den Opferbock [?], szenische Aufführung mit mythischen Helden und Göttern»): Form des Dramas, für die das Tragische das be­ stimmende Element ist. Trivialliteratur (franz. trivial «abgedro­ schen, alltäglich, platt», von lat. trivialis «je­ dermann zugänglich»): umstrittene Bezeich­ nung für eine umstrittene Form der Literatur. Im herkömmlichen Sinn werden mit Trivial­ literatur literarische Erzeugnisse bezeichnet, die inhaltlich und sprachlich-stilistisch nicht

den geltenden Normen der sogenannten «hohen» oder wenigstens «gehobenen» Literatur entsprechen (z. B. Arztromane).

Zeitungstexte: Vielfalt der in einer Zeitung abgedruckten Texte. Beispiele: Bericht, Kom­ mentar, Interview.

Verfremdung: Begriff der Literaturtheorie für die künstlerisch bewusst gesetzte grund­ legende Distanz der poetischen Realität zur Alltagsrealität: Gewohnte und vertraute Erscheinungen und Zusammenhänge verän­ dern sich plötzlich ins Unverständliche, Un­ begreifliche, Beunruhigende. Die Verfrem­ dung wird als Stilmittel auch methodischdidaktisch eingesetzt (beispielsweise von Bertolt Brecht), um das Publikum im Drama durch den Schock des Nicht-Verstehens des scheinbar Selbstverständlichen zum wirk­ lichen Verstehen zu führen (Verfremdungs­ effekte).

Zensur (lat. censura «Prüfung, Beurtei­ lung»): behördliche Prüfung und gegebe­ nenfalls Verbot von Büchern und Theater­ stücken durch Organe des Staates oder der Kirche. Die Zensur wird dann wirksam, wenn das jeweilige literarische Werk mit der herrschenden politischen Richtung, einer offiziellen Lehrmeinung oder den Geboten der Sitte in Konflikt gerät.

Vers (lat. versus, eigentlich «das Umwen­ den [des Pfluges], die gepflügte Furche, die Reihe»): rhythmische Wortreihe als Grund­ einheit der Verssprache, gekennzeichnet durch eine mehr oder minder feste Binnen­ struktur und eine Endpause. Versmass, Metrum (griech. metron «Mass, Versmass»): im engeren Sinn bezeichnet Metrum in der Bedeutung Versfuss die kleinste feste Einheit des metrischen Baus eines Verses. Ein Versfuss besteht aus einer festgelegten Anzahl und einer bestimmten Abfolge von langen oder kurzen, bzw. be­ tonten oder unbetonten Silben. Werbung: Gesamtheit aller werbenden Massnahmen mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen und bestimmte Produkte zu ver­ kaufen. Witz: bedeutet heute «Schlauheit, Findig­ keit» und die Äusserung dieser rein ver­ standes-, nie gefühlsmässigen Fähigkeit zur Gestaltung scherzhafter Einfälle in sprachlich prägnanter Form. Wortspiel: geistvolle Ausnutzung sprach­ licher Vieldeutigkeit zu witzigen Effekten. Zu unterscheiden sind zwei Arten: Die eine beruht auf der Doppeldeutigkeit eines Aus­ drucks allgemein, die andere allein auf dem gleichen oder ähnlichen Klang zweier oder mehrerer Wörter, die witzig gegeneinander gestellt oder angeglichen werden, meist in antithetischer Form, wobei hinter dem gewohnten Sinn die gemeinte Bedeutung geistreich hindurchscheint und der alltäg­ liche Klang in überraschend neuer Bedeu­ tung erscheint.

Zitat: die wörtliche Übernahme einer Wen­ dung, eines Satzes, Verses oder längeren Abschnittes, auch eines mündlichen Aus­ spruchs eines anderen Autors resp. einer anderen Autorin in ein literarisches Werk resp. in die mündliche Rede, oftmals zur Erläuterung oder Bestätigung der eigenen Gedanken oder Feststellungen. Im Druck wird das Zitat durch Anführungszeichen oder Kursive kenntlich gemacht, mit Nen­ nung des Verfassers und, falls erforderlich, mit einer Quellenangabe.

Suggest Documents