GRUNDELEMENTE DER PROZESSBERATUNG. Leben und arbeiten im Hier und Jetzt

GRUNDELEMENTE DER PROZESSBERATUNG Leben und arbeiten im Hier und Jetzt INHALTSVERZEICHNIS 1. Grundelemente der Prozessberatung .......................
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GRUNDELEMENTE DER PROZESSBERATUNG Leben und arbeiten im Hier und Jetzt

INHALTSVERZEICHNIS 1.

Grundelemente der Prozessberatung .................................................................. 3

2.

Organisatorische Konzeption ................................................................................ 3 2.1.

Allgemeines ................................................................................................... 4

2.2.

Zielgruppe ...................................................................................................... 4

2.3.

Voraussetzungen ........................................................................................... 4

3.

Zielsetzung ............................................................................................................ 4

4.

Inhaltliche Konzeption .......................................................................................... 6

5.

6.

4.1.

Theoretische Grundlegung ............................................................................ 6

4.2.

Modulübersicht ............................................................................................. 7

Prozessorientierte Durchführung ....................................................................... 11 5.1.

Methodisches Vorgehen ............................................................................. 11

5.2.

Methodologischer Hintergrund ................................................................... 11

Referenten .......................................................................................................... 13

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1. GRUNDELEMENTE DER PROZESSBERATUNG Prozessberatung ist mehr eine Haltung, denn ein bestimmtes Set an Methoden, Techniken und Interventionen. Prozessberatung lässt sich – pointiert formuliert – am besten mit „Hilfe zu Selbsthilfe“ umschreiben. Es rücken also die Qualitäten des Veränderungsprozesses in den Mittelpunkt der Beratung, in deren Endergebnis der Klient aktuelle, aber auch zukünftige Probleme selbst lösen kann. Kernelement des Beratungsprozesses ist der Aufbau einer helfenden Beziehung zwischen Berater*in und Klient*in. Das Konzept der Prozessberatung steht nicht für ein technisch-verfahrensreduziertes Kommunikations- oder Konflikttraining, sondern setzt an den Grundbedingungen gelingender Kommunikation und Beziehungsgestaltung an. Was die alltäglichen Lösungsprozesse steuert, ist nun eben nicht ausschließlich das rationalistische Kalkül der effizienzorientierten Optimierung sogenannten „Human Ressources“, sondern das soziale-emotionale Kräftefeld von Beziehungen. Es sind die intra- und interpersonalen Fähigkeiten, die die Variablen darstellen für ein erfolgreiches Problemagieren. Denn: Beziehungen in Netzwerken gestalten sich entlang von Vertrauen, Anerkennung, Konflikt- und Kooperationsfähigkeit auf der Basis emotionale-sozialer wie auch reflexiver Fähigkeiten und Skills. Diese Basis entsteht durch die Koppelung von Emotion und Kognition entlang der zu erlernenden Fähigkeiten in den Dimensionen: Wahrnehmung – Ausdruck – Reflexion. Daran setzt das Konzept der Prozessberatung an und orientiert sich deduktiv an den Bedürfnissen der Teilnehmer*innen. Der persönlichen Qualifikation kommt damit neben der fachlichen Qualifikation des Beraters/der Beraterin eine entscheidende Bedeutung zu. Mit der Weiterbildung „Grundelemente der Prozessberatung“ geht eine persönliche Weiterentwicklung wie auch eine fachlich-professionelle Fundierung einher. Das Seminar „Grundelemente der Prozessberatung“ markiert den Einstieg in diesen Entwicklungsprozess. Als Gestalttherapeuten sind wir in besonderer Weise geeignet, diesen Entwicklungsprozess erfahrungs- und beziehungsorientiert und auf der Grundlage einschlägiger wissenschaftlicher Theorien und Konzepte zu begleiten. Am Ende des Seminars verfügen die Teilnehmer*innen über verbesserte Fähigkeiten Klienten zu beraten, Fertigkeiten in der Beziehungsgestaltung und ein erweitertes explizites Wissen zum „Wie“ der Beratung. Den Teilnehmer*innen ist zudem bewusst, an welchen Stellen eine individuelle persönliche Weiterentwicklung die Effizienz ihrer Beratungsarbeit weiter steigern kann.

2. ORGANISATORISCHE KONZEPTION 3

2.1. ALLGEMEINES „Grundelemente der Prozessberatung“ ist als 8-teilige Seminarreihe konzipiert. Jedes Modul dauert 3 Tage mit 2 Übernachtungen und beinhaltet 18 Stunden Seminardauer. Die Anreise zu den Modulen erfolgt am Vormittag des ersten Tages, die Abreise am Nachmittag des dritten Tages. Die Module folgen im Abstand von ca. 4 Wochen und finden in ausgewählten Seminarhotels statt. Die Gruppengröße beträgt maximal 16 Teilnehmer*innen. Die Gesamtstundenzahl des Seminars beträgt damit 128 Stunden. Die Module werden jeweils von 2 Referenten begleitet. Die Seminarreihe mit einem Zertifikat abgeschlossen. Voraussetzung hierfür ist die erfolgreiche Teilnahme an allen Modulen sowie die Ausarbeitung (mindesten 15 Seiten) und Präsentation einer Fallarbeit (Dauer 30 min).

2.2. ZIELGRUPPE Zielgruppe sind Menschen mit hohem Beratungsanteil in ihrer beruflichen Tätigkeit. Beispielhaft seien hier genannt:     

Personalberater*in Personalentwickler*in Berater*in Projektleiter*in Führungskräfte

2.3. VORAUSSETZUNGEN Es werden keine Vorkenntnisse vorausgesetzt. Erforderlich für jeden Prozessberater sind die Bereitschaft und der Mut zur persönlichen Weiterentwicklung. Dies schließt die Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen, auch im Rahmen des Gruppenprozesses mit ein. Die Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten zur Prozessberatung erfordert in hohem Maße die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Selbstreflexion auch im Rahmen des Seminars. Beratung verstanden als Beziehungsarbeit hat immer einen hohen kommunikativen Anteil. Weiterentwicklung im Kommunikationsverhalten bedeutet aber immer persönliche Veränderung. Die Bereitschaft sich auf die damit verbundenen, individuellen Prozesse einzulassen ist die Voraussetzung um Beratung als Bereicherung der persönlichen und beruflichen Qualifikation zu erfahren. Nicht nur im Hinblick auf die professionelle Kompetenzentwicklung, sondern vor allem auch im Hinblick auf persönliches Wachstum und die persönliche Gesunderhaltung (Salutogenese) im Sinne einer Burnout-Prävention ist diese Weiterbildung zielorientiert konzipiert.

3. ZIELSETZUNG 4

Übergeordnetes Ziel dieser Seminarreihe ist es, die Kompetenzen zur Beziehungsgestaltung und Beratung ausgerichtet an der humanistischen Grundidee zu erweitern und zu fundieren. Daraus ergibt sich das handlungsleitende Ziel die psychosozialen Basiskompetenzen zu stärken und damit Arbeitsprozesse am Schnittpunkt von „Ich-Wir-Sache“ im Sinne der themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohn zu optimieren. Die Vertiefung der Inter- und intrapersonalen Fähigkeiten verbessert die emotionale Reflexivität. Dies ist die Grundlage für eine professionelle Gestaltung von Beziehungen und die Bedingung für eine erfolgreiche Beratung. Besonderes Gewicht wird dabei gelegt auf:    

Personalkompetenz Sozialkompetenz Systemkompetenz Handlungskompetenz

Personalkompetenz Die Grundlage für ein vertieftes Verständnis des eigenen wie auch des fremden Erlebens und Handelns ist die emotionale Reflexivität der eigenen Person, der eigenen Subjektivität. Ziel ist hierbei einen wertschöpfenden Umgang mit dem eigenen subjektiven Erleben zu entwickeln. Damit einher geht die Intention, Selbstreflexivität zu optimieren entlang des lebendigen Erfahrens eigener Ressourcen. Daraus ergibt sich ein Bewusstsein für die Bedeutsamkeit von Emotion und Kognition im beruflichen Handeln. Die reflexive wie sinnlich-emotionale Wahrnehmung stellt die Basis für Kontaktfähigkeit und Selbstkompetenz dar. Sozialkompetenz Gewahr werden der phänomenologisch-dialogischen Grundhaltung professioneller Beziehungsgestaltung mit dem Ziel Prozesse der Beratung nachvollziehen zu können und theoriegeleitete praktische Skills zu Beziehungsgetaltung zu erwerben. Erfahrungsorientiertes Lernen in diesem Feld führt zu einer Steigerung der Sozialkompetenz. Systemkompetenz Handlungsmöglichkeiten im System anhand von soziologischen Wechselwirkungen zu reflektieren und sich bewusst positionieren zu wissen um Macht- und Herrschaftsprozesse wahrnehmen und sich hierzu kritisch, konstruktiv und situativ positionieren zu können. Psychosoziale Gruppendynamiken im Hinblick auf undurchsichtige Machtverhältnisse-in-Beziehungen zu sensibilisieren, Konflikte sowie Störungen in Gruppenprozesse in größeren strukturellen Zusammenhängen zu 5

erkennen und zu klären wissen. Ziel ist die Vergrößerung der Handlungsfähigkeit, der Systemkompetenz. Handlungskompetenz Potentiale kennen und erweitern, die unbewussten Gefühls- und Verhaltensanteile seiner Person in bestimmten wiederkehrenden Beratungssituationen reflexiv zugänglich zu machen und zu nutzen wissen, subjektive Begrenzungen einschätzen, sich in seiner Außendarstellung und -wirkung erproben und bewusst werden. Einen neuen subjektiven Wahrnehmungsrahmen für veränderungsresistente Probleme erleben, interpersonales Beratungswissen erwerben, in Rollenspielen anwenden und dabei Handlungskompetenz erlangen. Das Einbringen von Fällen aus der persönlichen und beruflichen Praxis, zusammen mit der Bereitschaft sich persönlich weiter zu entwickeln, bildet das Fundament für Nachhaltigkeit der Entwicklung dieses Kompetenzspektrums und damit implizit der Prävention von Burnout-Fallen.

4. INHALTLICHE KONZEPTION 4.1. THEORETISCHE GRUNDLEGUNG Die Haltung, wie Beziehungsgestaltung und Konfliktbearbeitung gedacht und umgesetzt werden kann, stammt aus den Humanistischen Therapieverfahren. Der Hintergrund für eine geglückte Beziehungsgestaltung und Beratung wird charakterisiert durch folgende Prinzipien: 





Empathie als einfühlsames Verstehen der Welt und der Probleme aus der Sicht des Anderen, und die Fähigkeit, diese Empathie dem Anderen zu kommunizieren. Bei der Empathie als generativem Prinzip können verschiedene Formen unterschieden werden. Grundformen der Empathie sind beispielsweise die Wiederholung des Mitgeteilten, die Empathie als Konkretisierung des Gesagten, die Empathie mit Bezug auf das Selbstkonzept des Klienten sowie auch Empathie mit Bezug auf das organismische (haltungsprägende) Erleben des Klienten. Kongruenz in seiner Haltung (Echtheit, Wahrhaftigkeit gegenüber dem Anderen): Offenes Wahrnehmen des eigenen Erlebens, der mit dem Anderen in Beziehung steht. Dieses Offen-Sein schließt auch Echtheit in dem Sinn ein, dass wir im Berufsleben nicht nur als Fachpersonen in Erscheinung treten, sondern uns auch und besonders als Person sich dem Gegenüber in der Begegnung zu erkennen geben. Wertschätzung gegenüber der Person des Anderen mit seinen Schwierigkeiten und Eigenheiten. Das Bedürfnis nach bedingungsloser

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positiver Wertschätzung gehört auch zu den personenzentrierten Grundannahmen über die Natur des Menschen. Prozessorientierung bedeutet, jeder Prozess hat seine eigene innere Gesetzmäßigkeit. Es können keine Regeln von außen über den Prozess aufgestellt werden, sondern es heißt, die eigene Gesetzmäßigkeit des jeweiligen Prozesses aufzudecken. Die den Prozess betreffende Frage ist, ob irgendetwas in irgendeiner Weise den natürlichen Ablauf des Prozesses behindert. Prozessorientierung bedeutet immer auch die Arbeit am Phänomen. Die Konzentration auf die direkte Interaktion in einer Ich-Du-Beziehung, also einer Beziehung, in der das Gegenüber nicht nur als „Problem, Symptomträger, Vorgesetzter, Mitarbeiter*in" wahrgenommen wird und in der sich der/die Seminarteilnehmer*in sich selektiver Authentizität selbst mit einbringt. Die Konzentration auf die eigene Erfahrung und die des Gegenüber durch angeleitete Gewahrseinsübungen, die im Dialog zwischen zwei Gesprächspartner*innen oder Konfliktparteien gewertet und gewichtet werden. Die Konzentration auf das Hier und Jetzt des Erlebens, nicht als Lebensstil, sondern als kommunikative Methode. Die Konzentration auf das Gewahrsein als den heilenden Faktor: die ersehnte Veränderung in Beziehungen sind nicht das Ergebnis gezielter Bemühungen, sondern eine erwünschte Nebenfolge des Gewahrseins (sog. Paradoxe Theorie der Veränderung).

4.2. MODULÜBERSICHT Die Seminarreihe besteht aus 8 aufeinander aufbauenden Modulen. Jedes Modul besteht aus ca. 30% fachlichem Input und 70% praktischen Übungen.        

Prozessberatung Beraterskills Gruppendynamik Konfliktmanagement Methoden und Tools Kollegiale Fallarbeit und Coaching Supervision Zertifizierung

Prozessberatung

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Das Modul „Prozessberatung“ vermittelt im Sinne einer „theoriegeleiteten Praxis“ die wesentlichen theoretischen Grundlagen und bringt diese in verschiedene situative Kontexte zur Anwendung.         

Wesentliche Elemente der Prozessberatung Psychodynamik der helfenden Beziehung Verlaufsmodelle von Gesprächen Strukturierungshilfen von Gesprächen Gesprächstechniken: Fragen und aktives Zuhören Phänomenologische Prozessdiagnostik Präventive und unterstützende Interventionen und Methoden Feedback Praktische Übungen und Fallbeispiele

Beraterskills Das Modul „Beraterskills“ führt in die personenzentrierte Grundhaltung ein, vertieft das Arbeiten mit der Gestaltkonzeption und bildet auf der Grundlage selbstreflexiver Prozesse die Basis für Beraterkompetenzen.          

Gestalthaltung in der Prozessberatung Grundlagen aus Gestaltpsychologie und Feldtheorie Übungen zur Wahrnehmung und zur Bewusstheit Gestaltzyklus des Erlebens Gestaltmodell der Intervention Der Berater als Lernmodell Gestaltprozess der Bewusstheit Das Arbeiten mit Widerständen und Polaritäten Beziehungsgestaltung mit Klienten Burnout – Prävention und Hilfe

Gruppendynamik Das Modul „Gruppendynamik“ schärft den Blick für Gruppenprozesse und bietet ein umfangreiches Set an theoretischem Know-How wie vor allem praktischen Interventionen im Hinblick auf die Prozessberatung an.       

Grundlagen der Gruppendynamik Die Gruppe als Hilfsmittel, Instrument und Methode Die Gruppe als Mittel zur Beratung Selbststeuerung von Gruppen Die Umwelt von Gruppen Interventionen in Gruppen Systemisches Denken 8

 

Feedback Übungen zur Gruppendynamik

Konfliktmanagement Das Modul „Konfliktmanagement“ sensibilisiert für psychosoziale Gruppendynamiken im Hinblick auf undurchsichtige Konflikt- und Machtverhältnisse, und vermittelt die Fähigkeit Konflikte sowie Störungen in Gruppenprozesse in größeren strukturellen Zusammenhängen zu erkennen und zu klären wissen mit dem Ziel der Vergrößerung der Handlungsfähigkeit.         

Konfliktmodelle Produktivität von Aggression Konflikte zwischen Einzelnen und Gruppen Methode der Mediation Methode der Klärungshilfe Fähigkeiten des Beraters Rollenspiele Spezielle Methoden für Gruppen Übungen

Methoden und Tools Das Modul „Methoden und Tools“ stellt ein Set von Verfahren und Techniken da, welche als das „Wie“ der Diagnostik und der Förderung von Lösungsmöglichkeiten innerhalb der Prozessberatung fungieren. Dieses Modul fordert zudem zur kompetenzorientierten Anwendung des bereits Gelernten heraus.      

Prozessberatung als Lernmodell Diagnostische Methoden Entwicklungsorientierte Methoden Interaktionsaufgaben als Experiment Übungen mit Interaktionsaufgaben Auswertung

Kollegiale Fallarbeit – Coaching Kollegialen Fallarbeit und Coaching im Rahmen von Prozessberatung werden in diesem Modul thematisiert. Es wird weiter in die systemische Aufstellungsmethode eingeführt.    

Kollegiale Fallberatung als Methode in der Prozessberatung Kollegialen Fallberatung in der Anwendung Einsatz von Coaching in der Prozessberatung Coaching versus Beratung, Supervision und Therapie 9

  

Prozessorientierte Coaching Übungen Grundlagen der systemisch-konstruktivistischen Beratung und ihre Grenzen Beratung mit dem Systembrett als Methode der Einzelberatung

Supervision Das Modul „Supervision“ dient dem Vertiefen und Einüben der erworbenen Fähigkeiten. In diesem Modul können Themen und Fälle aus der eigenen Praxis eingebracht und in der Gruppe zusammen mit den Referenten reflektiert werden. Es werden die Grundlagen gelegt um selbst Supervisionen durchzuführen.    

Selbstverständnis und Aufgabe der Supervision Supervision und Prozessberatung Supervision von Beratungsfällen der Teilnehmer*innen Anwendung von Supervisionsmethoden und kollegialer Fallberatung

Zertifizierung Im Rahmen des Moduls Zertifizierung stellen die Teilnehmer eine mindestens 15 seitige Fallarbeit vor. Dauer der Vorstellung 15 Minuten. Die Themen der Fallarbeit werden bis zu einem festgelegten Zeitpunkt vergeben. Ein weiterer Bestandteil der Zertifizierung ist die Durchführung einer 30 minütigen prozessorientierten Beratung im Rollenspiel mit anschließender Besprechung in der Gruppe.   

Vorstellung von Fallarbeiten pro Teilnehmer*in 30 Minuten prozessorientierte Beratung pro Teilnehmer*in. Diskussion der Ergebnisse pro Teilnehmer*in

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5. PROZESSORIENTIERTE DURCHFÜHRUNG 5.1. METHODISCHES VORGEHEN Die Durchführung der Seminarreihe selbst erfolgt prozessorientiert. Das bedeutet es werden thematische Inhalte kolloquial vorgestellt. Danach wird das Thema durch die Gruppe phänomenologisch bearbeitet. Es wird angestrebt, dass die Gruppe praxisnahe und praxisrelevante Beispiele einbringt, welche im Anschluss bearbeitet werden: Im sich entfaltenden Gruppenprozess wird dann der Umgang mit dem Thema erprobt und erfahren. Es werden also bestimmte Themenblöcke vorrangig dann behandelt, wenn sie sich im Seminar zeigen. Tritt also z.B. während des Seminars ein Konflikt auf, dann wird dieser wenn möglich sowohl auf der persönlichen, als auch auf der Meta-Ebene mit theoretischem Hintergrund und gegebenenfalls praktischen Übungen behandelt. Ein weiteres Beispiel für die prozessorientierte Durchführung sind gruppendynamische Vorgänge, die immer dann, - wenn sie sich zeigen - thematisiert werden. Daraus ergibt es sich, dass die Module als Themenschwerpunkte zu verstehen sind. Durch die mögliche Brisanz aktueller Konflikte der Teilnehmer*innen oder aktuelle Geschehnisse können sich stets inhaltliche Veränderungen ergeben. Die Teilnehmer sind demnach gehalten, eigene Beispiele in das Seminar einzubringen und dort zu bearbeiten. Der Lerneffekt erhöht sich durch dieses prozess- und erfahrungsorientierte Vorgehen am jeweiligen subjektiv-bedeutsamen Phänomen der Teilnehmer*innen um ein Vielfaches.

5.2. METHODOLOGISCHER HINTERGRUND Eine Ausbildung fachlich-professioneller Fähigkeiten bedarf eines Fundamentes persönlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dies wird inhaltlich wie auch methodisch im Seminar berücksichtigt und angebahnt. Im Alltag zeigt sich eine lineare Übertragung der gelernten theoretischer Konzepte in die Praxis oftmals als störanfällig oder läuft ins Leere. Ein Hauptgrund für diese Störanfälligkeit ist das notwendige aber zunächst schwierige zirkuläre Abwägen der Anwendbarkeit des Gelernten auf die jeweilige Situation unter Berücksichtigung der handelnden Persönlichkeiten. Theoriegeleitetes und situationsangemessenes Handeln sind jedoch unweigerlich verknüpft und erst in ihrer Verbindung erfolgreich. Zur Förderung dieser Fähigkeit wird im Seminar existentiell- experimentellexperientiell gearbeitet. Dabei wird sich stets an den Ressourcen der Teilnehmer orientiert.

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Experientiell: Über dekonstruktive und projektive Verfahren, Identifikations- und Disidentifikationsübungen sowie Wahrnehmungsübungen wird das Feld der Prozessberatung unter Rückbezug persönlicher wie fachlicher Kompetenzentwicklung erschlossen. Damit wird die ständige Wechselwirkung zwischen Erleben und Reflektieren ermöglicht, welche gleichsam Grundmerkmal der Prozessorientierung ist. Existentiell: Wie bin ich in meinem systemischen Organisationsfeld? Welche existenziellen Polaritäten, Dynamiken und Bewegungen liegen meinem Handeln zu Grunde? Mit phänomenologischen Übungen (z.B. Focusing) wird die eigene Identität erforscht. Experimentell: Unter dem Motto „make it different“ werden Handlungsmöglichkeiten erprobt „Was geschieht, wenn …“. Kreative Problemlösungen basieren nicht primär auf angeeignetem Wissen, sondern vielmehr auf der Fähigkeit über eine Haltung des experimentellen Erfolges Lösungswege zu konstruieren. Diese Methode ist nicht nur für die Prozessorientierung konstitutiv, sondern auch allen Modulen methodisch zugrunde gelegt. Ein solches experimentelles Erforschen erfolgt in den Modulen in Form von Rollenspielen, Rollendialogen, Stuhlarbeit etc. Über diese phänomenologisch-dekonstruktive Herangehensweise wird die Spannung der Polaritäten von Autonomie und Eingebundensein für eine professionelle Prozessorientierung erschlossen. Prozessorientierung gelingt nicht nur mit Wissen um das „wie“, sondern erst in der Berücksichtigung des „Was ist“. Hierauf rekurrieren wir auf die paradoxe Theorie der Veränderung, die besagt, dass erst durch die Wahrnehmung und Anerkennung des Phänomens (z.B. des Konfliktes) - so wie es sich zeigt -, Veränderung möglich wird.

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6. REFERENTEN Prozessberatung lebt von Kommunikation. Kommunikation hat immer einen hohen emotionalen Anteil, bzw. sind Emotionen die eigentliche Basis jeder Kommunikation. Wir haben in unserer beruflichen Laufbahn immer wieder die Erfahrung gemacht, dass diesem Punkt gerade im beruflichen Alltag zu wenig Beachtung geschenkt wird. Mit fatalen Folgen für die Organisation und den Einzelnen. Neben unserer fachlichen Qualifikation bringen wir daher als Gestalttherapeuten, die notwendigen psychologischen Erfahrungen und Kenntnisse mit in unsere Seminare, um die persönliche Entwicklungsschritte der Teilnehmer im Rahmen einer tragfähigen Beziehung zu begleiten.

Christian Fuchs, Prozessorientierter Berater, Mediator (IHK) Gestalttherapeut, Traumatherapeut, Trainer Dr. Monika Jäckle, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der philosophisch-sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg am Lehrstuhl für Schulpädagogik, Modulbeauftragte für die Ausbildung von Beratungslehrer*innen, Prozessorientierte Beraterin, Gestalttherapeutin, Traumatherapeutin

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