Glaukom beim Pferd - 2. Teil

S.J. Kettner 261 Pferdeheilkunde10 (1994) (Juli / August) 261-266 Zusammenfassung Glaukom beim Pferd - 2. Teil S.J. Kellner Augenklinik für Tiere, Fr...
Author: Hans Neumann
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S.J. Kettner 261 Pferdeheilkunde10 (1994) (Juli / August) 261-266 Zusammenfassung

Glaukom beim Pferd - 2. Teil S.J. Kellner Augenklinik für Tiere, Frauenfeld,Schweiz

Einleitung Als Glaukom wird ein Krankheitskomplexbezeichnet,bei welchem der Augeninnendruck aufgrund einer Störung im auf lj'ber25 mm Hg ansteigtund soKammerwasserabfluß mit Strukturen am Auge geschadigtwerden. In der Regel sind beim glaukomatösem PferdeaugeDruckwerte von rund 40 mm Hg anzutreffen,welche anfänglichzu starken Schmerzen,Blepharospasmus, gestautenEpiskleralgefässen, Hornhautödem und mittelgroßer nicht reaktiver Pupille ftihren. Späterkönnen Epitheldefekte,Atrophie von Retina und Sehnervund schließlichdas Zusammenfallendes Bulbus im Sinne einer Phthisis bulbi nach Atrophie der kammerwasserproduzierendenZiliarfortsätze beobachtet werden (Broohs 1992, Kellner 1994). Aetiologisch kann das Glaukom beim Pferd in rund der Halfte der Fälle als Sekundärglaukom als Folge einer Uveitis angesprochen werden. Dabei ist v. a. die Uveits anterior im Zuge einer periodischenAugenentzündungbeim Unpaarhufervon Bedeutung. Der Kammerwinkel wird dabei durch die Schwellung der Irisbasisund durch Entzündungszellenund Proteine, welche aus der durchlässiggewordenenBlut-Kammerwasser-Schranke der Iris ins Kammerwasserübertreten und im trabekulären Maschenwerk hängen bleiben konnen, verengt. Die Aetiologie der übrigen Fälle lässt sich aufgrund der eher geringen Inzidenz des Glaukoms beim Pferd bisher nicht bestimmen.Als Gründe ftir dieseniedrige Inzidenzratewerden der uveoskleraleKammerwasserabfluß als anatomischeBesonderheitbeim Pferd und Schwierigkeiten in der Diagnostik aufgefuhrt (Kellner 1994). Als grundsätzlicheBehandlungsmöglichkeitenkommen einerseits eine Reduktion der Kammerwasserproduktionund andererseitseine Abflußerleichterung in Frage. Eine Abwird mit einem Miotikum, z.B.das Paraflußerleichterung sympatikometikum Pilokarpin, erziek. Bei einem Druckanstiegaufgrund einer Iritis wird aber mit Pilokarpin die Gewebeirritation und der Ziliarmuskelspasmusund somit die Schmerzenverstärkt,so daß der Einsatzvon Parasympathikomimetika nicht angezeigt ist (Brooks 1992). Eine beachtlicheDrucksenkung durch die Drosselungder Kammerwasserproduktionwird durch den lokalen Einsatz von beta-adrenergen Antagonistenwie Timololmaleat oder Metipranolol erreicht. Die kurzfristige Anwendung beim Sekundärglaukom nach Uveitis anterior zusammenmit lokalen und systemischenEntzündungshemmern,wird problemlos toleriert. Über Langzeitbehandlungenliegen im

Bei einem Pferd mit therapieresistentem Glaukom nach mehrjähriger Uveitis wurde eine By-passOperation mit einem Biplex Silikon Drainage System durchgeführt. Nach Anlegen eines zweiteiligen fornixständigen Konjunktivallappens wurden die beiden Silikonscheibchen mit 8-0 Dermalon auf die Episklera genäht. Das Röhrchen wurde gekürzt und durch eine mit einer l8 G Nadel gefertigten Öffnung in die vordere Augenkammer eingeftihrt und ebenfalls episkleral vernäht. Die Bindehautschürzewurde mit 8-0 Dexon vernäht. Die postoperativeBehandlung bestand aus Antibiotika, Kortikosteroide und Atropin lokal, Kortikosteroide subkonjunktival und systemischen Gaben von nichtsteroidalen Entzündungshemmern. Das Auge erholte sich rasch bis nach I \Woche der intraokulare Druck rapide anstieg und der Verlust des Implantates festgestellt wurde. Das Pferd wurde daraufhin mittels einer Skleraabdeckelung nach Fronimopoulos und einer Iridenkleisis reoperiert. Die Nachbehandlung war identisch zur vorangegangenenOperation und wurde aufgrund des entstandenen Hyphaemas über 3 'W'ochen weitergezogen.Nach 4 therapiefreien Monaten wurde eine 'Während v. a. die IridenkleibeginnendePhrhisisbulbi festgestellr. sis eine zusätzlicheInflammation der Uvea auslöste, schien die Silikon Drainage Operation nur ein minimales Trauma zu verursachen und könnte deshalb zur Behandlung des therapierefraktären Glaukoms beim Pferd in Betracht gezogenwerden. Schlüsselwörter:

Pferd,Glaukom,By-PassChirurgie, SilikonD rainageSystem,Skleraabdeckelung

Glaucoma in the horse - Part II Glaucoma can be defined as a rise of intraocular pr€ssurewhereby structures in the eye, such as retina, optic nerve and ciliary processes are transiently or permanently damaged. In the horse the clinical signs include pain, blepharospasm,congested episcleral vessels, corneal oedema, fixed and dilated pupil and eventually atrophy of retinal structures, optic nerve and uveal tissue. Intraocular pressure usually measuresaround 40 mm Hg in glaucomatouseyes.In roughly half the casesglaucoma is secondary to uveitis. Medical therapy can be successfulin some cases.Intraocular pressureis lowered significantly with the use of beta-adrenergicantagonistssuch as timolol maleate and metipranolol. In casessecondaryto uveitis parasympathomimetics such as pilocarpine are avoided. In refractory cases of glaucoma surgery should be consideredbefore vision has been lost. Theoretically there are two rypes of surgical procedures: a) the reduction of the aqueousproducrion by destroyingthe ciliary processesand b) the by-passingof the iridocorneal angle with silicone drainage implants or fistulizing surgery between the anterior or posterior chamber and subconjunctival spaces. In our case,a horse with a long standing refractory glaucoma after months of uveitis,a biplex siliconedrainageimplant was used.After performing a fornix basedconjunctival flap, a vertical cut achieveda curtain like 3x3 cm opening to the globe at l2 o'clock. The silicone discs were sutured to the episclerawith 8-0 Dermalon. The drainage tube was then shortened so that it would end just above the dorsal margin of the pupil. A 18G needlewas insertedinto the anterior chamber at l2 o'clock at a distanceof 4-5 mm away from the limbus. Aqueous humour was allowed to escapeuntil the globe was soft on palpation. The drainagetube was then insertedand sutured to the episclera.Routine closureof the conjunctival flap was achieved with 8-0 Dexon. Postoperative treatment consisted of topical application of anribiotics,corticosteroidsand atropin, subconjunctival injection of a corticosteroidand systemicdosesoI nonsteroidal antiinflammatory drugs. The eye made a remarkable recovery until the implant was lost after one week and intraocular pressurerose immediately. A fistulizing operation was then performed again via a

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Moment aber noch keine Angaben vor. Im vorliegenden Fall war dies, nebst den Schwierigkeitendie Medikamente lokal zv applizieren und der nur knapp genügenden Drucksenkung, der Grund, das Problem chirurgischanzugehen. Dabei sind wie bei der medikamentellenTherapie grundsätzlichzwei Möglichkeiten vorhanden: a) die Reduktion des Kammerwassers durch Zerstörungdes kammerwasserproduzierenden Gewebesund b) die Schaffung einer Abflußerleichterung enrweder im Kammerwinkel oder durch einen künstlichen Abfluß in das subkonjunktivaleGewebe,sog. By-PassOperationen (Ta b.1) . Gewebezerstörende Operationen werden in der Regel bei Patienten durchgeftihrt die keine Sehftihigkeit mehr aufweisen und bei denen die Enukleation nicht in Frage kommt. By-PassOperationen sind beim Menschen und beim Hund gut bekannt und werden durch die Implantation einesSilikonröhrchensin die vordereAugenkammer verbunden mit einem Silikonscheibchenoder durch die Herstellung einer Gewebefistelzwischenvorderer Augenkammer und Subkoniunktivaerreicht.

Methoden und Resultate Ein brauner Polenwallach, 14 Jahre alt, wurde in der Schwarzwaldtierklinik^)mit einer Vorgeschichtevon mehrjährigen, wiederkehrenden therapieresistentenAugenproblemen vorgestellt.Die komplette Augenuntersuchungergab am rechten Auge folgende Besonderheiten:Blepharospasmus,Epiphora, Lichtscheu,leichte Chemosisder Bindehäute,geschwolleneEpiskleralgefäße, starkesHornhautödem, großflachige zentrale fluoreszein-positiveEpithelerosion, mittelgradig geöffnetePupille, kein Pupillarreflex, weder direkt noch indirekt, Iris leichtgradigödematös,hintere Augenabschnittenicht beurteilbar,Visus mit Drohreflexen und intensivemLicht knapp erhalten,Bulbus palpatorisch und adspektorischvergrößert und von härterer Konsistenzals beim linken Auge, intraokularer Druck gemessenmit dem Tonopen nach Lokalanästhesie mit 0.5o/o Proxymetacainhydrochloridl)37 mm Hg. Die Diagnose wurde mit Sekundärglaukom und sekundäre Hornhautepithelerosionnach Uveitis festgehaltenund der Patientlo-

fornix basedconjunctival flap at l1 to I o'clock. A 5xB mm pieceof sclera was removed and iris tissue sutured to the episclerathus combining a scleral flap operation with an iridencleisis.A lot of haemorrhageoccured into the anterior chamber. Closure of the conjunctival flap and postoperative treatment was identical to the previous operation. Treatment was kept up for three weeks to resolve as much of the hyphaema as possible.The eye was then comfortable, the cornea transparent, pupillary reflexes normal and menacing reflexes prompt. Four months later the ophthalmic examination revealedcorneal oedemaand beginning phthisis bulbi. The silicone drainage operation achieveda rapid normalization of ocular structuresand intraocular pressurewith a minimum of trauma and inflammation. However the fixation of the silicone material was very difficult and the loss of the implant was felt to be due to thesefixation problems and the considerablepressureexerted by the eye lid. The fistulizing surgery resulredin a considerablehyphaema and triggered additional inflammatory reactions,which ultimately led to the ohthisis bulbi 4 months later. keyrvords:

Equine, glaucoma, by-passsurgery siliconedrainagesystem,scleralflap operation

kal mit Metipranolol 0.3o/o2) 3x taglich zur Drucksenkung und Tobramycin Augentropfen3)3x täglich zur antibiotischenVersorgungder Hornhauterosionund systematisch während 5 Tagen mit nichtsteroidalenEntzündungshemmern versorgt. Nach einwöchiger Behandlungsdauerwar das Auge bedeutendweniger schmerzhaftund die Hornhaut weniger trübe. Nach 3 \Wochenwar die Hornhaut abgeheilt, die Bindehaut abgeschwollen,die Pupille reaktiv, Visus erwas eingeschränkt,aber bedeutend besser.Lichtscheu,Tiänenfluß und Blepharospasmus waren verschwunden. Der intraokulare Druck wurde palpatorischals normal empfunden. Nach zweiwöchiger Behandlungspause wurde das Pferd mit einem Rückfall in die Schwarzwaldtierklinik eingeliefertund die E,ntscheidunggetroffen,eine By-Pass Operation mit einem Silikon-Drainage-System durchzuführen.

By-PassOperation mit einem Silikon-Drainage-System Nach den normalen präoperativenRoutineuntersuchungen wurde das Pferd unter Vollnarkose in eine seitliche Lage gebrachtund dasAuge mit BetadineLösung l:1 verdünnt

Tab.1: Chirurgische Möglichkeiten beimGlaukom Possibilities of surgery Filtrationsoperationen

ZiIiarkörperzerstörende Operationen

andere

Trabekulektomie

ZyklophotokoagIuation

lridektomie

ThermaleSklerotomie

Zyklokryotherapie

Zyklodialyse

lridenkleisis

Argon LaserTrabekuloplastik

Goniotomie

DrainageOperationenmit lmplantaten(nach Molteno, von Denfferet al. usw.) Schocket,Krupin-Denver,

Trabekulotomie

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Abb. 1: Zugang zu beiden Operationsmethodenvia fornix ständigen Konjunktivallappen.Schnittlinie gestrichelt, stumpfes Wegpräparierenmit der Schere, Surgicalapproach to both operationsvia fornix based conjunctival flap. Blunt preparationwith scissors and incisionalong the dotted line.

mit steriler Kochsalzlösungvorbereitet.In 12 Uhr Stellung wurde mit einer feinen spitzen Schere erwa 3 mm vom Limbus weg parallel zum Limbus ein 1.5 cm langesStück Bulbuskonjunktiva eingeschnitten.Daraufhin wurde mit der Scherestumpf über ein Gebiet von 3x3 cm zum Fornix hin und nach lateral die Bindehaut freipräpariert und bei 12 Uhr vom Limbus in Richtung Fornix über eine Länge von 3 cm eingeschnitten,so daß die Konjunktiva wie ein Vorhang weggeklapptwerden konnte (Abb.1). Ein Biplex Silikon-Drainage-Systema) wurde gewählt und die 2 Scheibchenmit 8-0 Dermalon5) Einzelknopfnähtenan 3 Stellen an der Episklera im Fornixbereich fixiert. Das Röhr-

chen wurde nach ventral an die Hornhaut gelegt und so gekürzt, daß es knapp oberhalb des oberen Pupillarsaumes endete.Eine 18G Nadel wurde dann 4-5 mm vom Limbus entfernt in 12 Uhr Stellung parallel zur Irisflächesanft in die vordere Augenkammer eingeftihrt, während gleichzeitig mit einer Pinzette der Bulbus fixiert wurde (Abb. 2). Die Nadel wurde ftir rund 20 Sekunden belassenbis soviel Kammerwasserenrwichenwar, daß der Bulbus weich aber nicht zusammengefallen war. Die entstandenenkleineren Blutstropfenwurden durch die Druckverhältnissezur Bulbusoberflächehin weggeschwemmtund dort mit speziellen nicht fusselndenAugentupfern6) entfernt. Die vordere Augenkammer blieb dadurch frei von Blut. Das Röhrchen wurde durch den Stichkanalin die vordere Augenkammer eingeftihrt und mit 2 8-0 Dermalon Einzelknopfnähten an der Sklera fixiert. Die vorhangartige\Wunde der Bindehaut wurde mit2 fortlaufendenB-0 DexonT)Nähten horizontal entlang des Limbus und vertikal in fuchtung Fornix geschlossen.Bei der Nachbehandlungwurde das Auge lokal mit Gentamicin und Betamethason8)und mit Atropin 7o/o9)3x täglich und systemischmit nichtsteroidalenEntzündungshemmern versorgt. Zusä:'zlichwurden 2mg FlumethasonlO)subkonjunktival 5 mm vom Limbus entfernt in 2 Uhr Stellungam Bulbus injiziert. Das Auge war 24 Stunden nach der Operation normotensiv und schmerzfrei,das Hornhautödem hatte sich zurückgebildet. Die Pupille war durch dasAtropin mittelgroß und die Regenbogenhautetwas verquollen. Der Visus war gemessenmit Drohgebärdenund starkem Licht vorhanden. Eine akute Verschlechterung desZustandesstelltesich nach einer \Woche ein. Der Verlust des Silikon Implantates wurde festgestellt und eine weitere By-Pass Operation durchgeführt.

By-PassOperation nach Fronimopoulos

Abb. 2: Positionierungdes Duplex DrainageSystems im Fornix, Zurechtschneidendes Röhrchens und Insertiondesselben in die vordere Augenkammer,Fixationdes Röhrchensan der Sklera mit Einzelknopfnähten. Positioning of the Duplex Drainage System in the fornix, shortening of the tube and insertioninto the anteriorchamber, fixation of the tube on the sclera with singlesutures.

Unter Vollnarkosewurde das Auge mit Betadine Lösung 1:1 verdünnt mit steriler Kochsalzlösungzur Operation vorbereitet.In 12 Uhr Stellungwurde ca 4 mm vom Limbus entfernt mit einer feinen Schereparallel zum Limbus die Bindehaut auf eine Länge von 3 cm geschnittenund zum Fornix hin stumpf von der Episklerawegpräpariert. Mit einem feinen Skalpellwurde in rund 1 cm Entfernung zum Limbus ein 5x8 mm großesViereck eingeritzt (Abb. 3). Die Blutungen wurden sehr vorsichtig mit dem Nassfeldelektrokauter und mit Augentupfern gesdllt. Durch ein ständiges\X/echselnvon Einritzen und Blutstillung wurde die Augenkammer geöffnet und der Skleradeckel mit der Pinzetteentfernt. Durch das ausströmende Kammerwasserwurde ein Großteil des Blutes nach außen befordert. Um größereintraokulare Entzündungen zu vermeiden,erfolgtedie Blutstillung in dieserPhasenicht mehr mit dem Elektrokauter, sondern mit Tupfern und mit viscoelastischen Substanzen.Die aus der AbdeckelunghervorquellendeIrisbasiswurde mit 2 Einzelknopfnähtenmit 8-0 Dermalon an der Sklera fixiert (Abb. 4). Daraufhin 10 Pferdeheilkunde

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Fundus ohne Besonderheiten.Das Pferd wurde ohne Medikation aus der Klinik entlassen.Bei der Nachuntersuchung nach 4 Monaten, während derer dasAuge beschwerdefrei blieb, wurde ein deutlichesHornhautödem, ein intraokularerDruck von 5 mm Hg und eine Verkleinerung desAugapfelsfestgestelltund eine beginnendePhthisisbulbi diagnosriziert.

Diskussion AugeninnendrucksenkendeOperationen werden sowohl beim Menschen als auch beim Tier zur Behandlung refraktärer Glaukome durchgeftihrt (Bedford 1989, Hitchings Abb. 3: Entfernung der Skleraauf einerGrößevon rundSxBmm mittelsInzision mit einemMiniskalpell, vorsichtiges Abpräparieren 1990, Spaeth1982). Während es sich beim Menschen v. a. der lrisbasis. um ein chronischesLangzeitproblemhandelt, ist man beim Pferd mit einem akuten Druckanstiegbis auf 40 mm Hg Fullthicknessremovalof the approx.5x8 mm scleralflap with a rnicroknife.Carefuldissection of the irisbasefromthe sclera. und entsprechendrascherschädigenderWirkung konfrontiert. Eine medikamentelleTherapie mit beta-adrenergen Antagonisten als Mittel der Wahl ist in der Regel ftir die wurde eine stumpfe Kanülell) am Irisgewebevorbei durch ersten wenigen Tage indiziert (Kellner 1994). Beim Sekundie Abdeckelung geführt und die vordere Augenkammer darglaukom nach intraokularenEntzündungen bestehtdavorsichtig mit BSSl2)gespült. Die Konjunktiva wurde mit bei eine gewisseAussicht, daß mit Abklingen der Entzüneiner fortlaufendenNaht mit 8-0 Dexon verschlossen. Bei dungserscheinungendie Kammerwinkelverhältnissesich der Nachbehandlungwurde gleich wie bei der erstenOp.normalisierenund das Auge wieder normotensiv werden ration vorgegangen.Nach der Operation war dasAuge eher kann. Eine Drucksenkung ist aber ansonstennur im Rahweich und die vordere Augenkammer mit relativ viel Blut men von rund 30o/odes Ausgangsdruckes zu erwarten, so geftillt. Nach einer \7oche war die Hornhaut klar und das daß bei einem glaukomatösenAuge zwar eine kurzfristige Auge schmerzfrei.Die vordere Augenkammer enthielt venklinische Verbesserung ztr erkennen ist, die Langzeittral aber immer noch Blutkoagula, woraufhin die lokale prognosenin Bezugauf die E,rhaltungder FunktionsfahigBehandlung für 3 Wochen weitergeführt wurde. Die keit von Sehnerv, Retina und Ziliarkörper aber eher Augenuntersuchung ergab zu diesem Zeitpunkt ein schlecht sind. Dies bedeutet, daß bei glaukomatösenAuschmerzfreiesAuge mit klarer Hornhaut, wenig Fibrinfdgen, welche sich nicht innerhalb kurzer Zeit auf Druckwerden ventral in der vorderen Augenkammer, reizfreie Iris, te von unter 25 mm Hg korrigieren lassen,zur Erhaltung normale Pupille und Pupillarreflexe,Linse, Vitreus und desSehvermögens eine Operation unumgänglichist. Operationen,welche auf eine Zerstörung des kammerwasserbildendenGewebesabzielen,werden in der Regel nur zvr Schmerzbefreiungam blinden Auge durchgeführt (Hersh 1988, Spaeth 1982). Die bisher übliche Methode beim Tier ist dabei die ZyHokryotherapie. Die Vorteile einer solchen Operation sind der Umstand, daß der Bulbus nicht geöFfnetwerden muß, und die kurze Operationsdauer. Die Nachteile liegen bei der recht beachtlichen intraokularen Entzündung und der schlechtenDosierbarkeit, was enrwedereine zusätzlichepostoperativemedikamentelle Drucksenkungnotwendig macht oder die Gefahr einer Phthisisbulbi in sich birgt (Hoskinsund Kass1989). Die Drucksenkungkann oft nur temporär erreicht werden (Kanski 1989). Zusätzlich liegt die Inzidenzrate einer sekundären Katarakt sehr hoch (Spaeth 1982). Beim Menschen wird die ZyHokryotherapie deshalb nur noch äußerst selten und nur am aphaken Auge durchgefürt Abb. 4: Befestigungder hervorquellendenlrisbasismit 2-3 B-O Dermalon Einzelnähtenan der Sklera. Routineverschluß des Kon(Tab.2) junktivallappensmit B-0 Dexon. By-PassOperationen mit Implantaten sind schon seit länFixationto the protruding iris tissue with 2-3 single 8-O Dermalon gerer Zeit beim Mensch und beim Hund in Gebrauch sutures on the sclera. Routineclosure of the coniunctivalflap with (Bedford 1989, Deffir et al. 1986, Hoskins und Kass1989, 8-0 Dexon. Kanshi 1989, Molteno 1969, Spaeth1982, Wertheimeret al. Pferdeheilkunde 10

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T ab. 2: Komplikationenbei der Zyklokryotherapie Difficultiesin the Cyclotherapie Entzündungen Druckanstieg Schmerzen Visusabfall IntraokulareBlutungen Katarakt Hypotonie lrisnekrose

1986). Beim Menschensind aber noch beträchtlicheProbleme mit der Dosierbarkeitder Drucksenkungvorhanden. Beim Hund scheintv. a. die chronischeIritis und das nachträgliche Verstopfen des Silikonröhrchens respektivedas Zugranulieren und die Vernarbung der Skleraabdeckelung und somit die Langzeirresultate ein Problem zu sein (Bedford1989). Bei unseremPatientenwar das kurzfristige Resultatdes Silikon-Drainage-Systems äußerstpositiv. Das Auge war sofort normotensiv, die Hornhaut sehr schnell transparentund die postoperativeReaktion minimal. Die Implantation der Silikonscheibchenwar hingegendzeitraubend. Das Material wurde als etwaszu fein empfunden und ließ sich sehr raschverletzen,was zu kleinen fussen in den Scheibchenund zu einer weniger guten Befestigungftihrte. Die Einftihrung des Röhrchens gelang überraschendgut und die Fixation desselbenan der Skleraverlief ebensoproblemlos. Der Verlust des Silikonimplantates nach einer Woche könnte sowohl durch die oben genannten Fixationsprobleme bedingt sein, als auch durch den recht großen mechanischenDruck, welcher das Oberlid beim Pferd ausüben kann. Die einfachsteBefestigungdes Implantatesschiendie Naht des Brückenstückeszwischenden beiden Kissen,so daß die Querverbindung als ganzesumstochenwird und an die Skleragenäht wird. Das Silikonmaterial wird so nicht verletzt. Aufgrund dieser Überlegung würde ein Triplex System mit 3 Kissen und 2 Brücken eventuelleine bessereFixierunggewährleisten. Aufgrund der starken GewebsverklebungenzwischenSklera und Konjunktiva im Operationsgebietwurde anstelledes Drainagesystems bei der zweiten Operation eine Fisteltechnik gewählt. FistelbildendeOperationen haben sich beim Hund und beim Mensch gut bewährt (Spaeth1982). Bei der Operation nach Fronimopoulosgeht es um die Ausbildung einer Fistel zwischenvorderer oder hinterer Augenkammer und dem subkonjunktivalen Gewebe. Das Kammerwasserfließt dabei in ein subkonjunktivalesFilterkissen, von wo aus es resorbiertwird. Beim Hund wird die von Fronimopoulos enrwickelteSkleraabdeckelung mit einer Iridenkleisiskombiniert. Nachteilig ist, daß beachtliche Blutungen in der vorderen Augenkammer entstehen.Da auch speziellftir den intraokularen Gebrauch hergestellte Spüllösungen und viskoelastischeSubstanzeneine horn\Wirkung haben können, sind solche hautendothelreizende Blutungen nie vollständig mechanischentfernbar.Kleinere

Blutkoagulawerden jedoch problemlos resorbiert.Die Iridenkleisiszielt darauf ab, ein Zuwachsender Fistel zu vermeiden. Dazu wird Irisgewebein die Vunde gezogenund episkleralvernäht.Wahrend dies beim Hund meistensMaterial vom Pupillarsaumist, schien das beim Pferd ein zu großes Tiauma ftir die recht muskulöse und weniger bewegliche Iris zu sein. Die Irisbasis ließ sich aber leicht annähen und so im Fistelkanal fixieren. Die Blutungen sind jedoch beim Einstechenin die Irisbasisgrößer. \7ie vorauszusehen war, war die Drucksenkung bei dieserOp.ration anfänglichetwaszu groß. In Analogie mit den Verhältnissenbeim Hund wurde mit einer Normalisierungder Druckwerte nach rund 2 Wochen gerechnet,was auch entsprechendeintraf. Die Resorptionder Blutkoagula dauerte jedoch bedeutendlängerals antizipiert,was als Zeichen der doch recht gestörtenVerhältnissebeim Irisgewebehätte gewertet werden sollen und vielleicht doch einer längeren Nachbehandlungbedtirft hätte. Die schließlichentstandene Phthisisbulbi würde dann auch eher als Folge der langandauerndenUveitis bedingt durch die intraokularenOp.rationen sein als durch ein zu großesAnlegen der Skleraabdeckelung (Tab 3.). Beide Operationstechnikenscheinen mir aber in Fällen mit therapiefraktäremGlaukom eine in Betracht zu ziehendeMöglichkeit zur Erhaltung des Sehvermögenszu sein. Das Silikon-Drainage-Systemkönnte durch die minimale Tiaumatisierungdes uvealenGewebes, trotz des beachtlichenPreisesund den Problemen bei der Fixierung der Scheibchen,die vielversprechendere Technik zur Operation desGlaukoms beim Pferd werden. Tab. 3: Komplikationen nachDrainageoperationen following Difficulties the surgerywithdrainageimplants FlachevordereAugenkammer Intraokulare Blutungen Katarakt Hypotonie Problememit dem Filterkissen Synechien Druckanstieg PlötzlicherVisusverlust Hornhautdekompensation ProgressiveSehnervatroph ie trotz Drucknormalisation Linsenluxation Netzhautablösung

Legende ") Schwarzwaldtierklinik,Privatklinik ftr Pferde, Neubulach, Deurschland 1) Chibro-Kerakain,Chibret Pharmazeutische GmbH, München 2) B.t"-"nn0.3o/o, Dr. Mann Pharma,Berlin

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3) Tobt.*, Alcon Pharmaceuticals,Zug, Schweiz nJ Biplex Silikon Drainage System, Adatomed, München 5) Davis & Geck, Cyanamid of Great Britain, Gosport, Hampshire, England 6) Microsponge, Alcon Surgical, Fort tVorth, Texas 7) Davis & Geck 8) Ophtasone, Novopharma SA, Meyrin, Schweiz 9) Atropin 7o/o,CtbaVision, Germering 10)Flumilar Depot, VeterinariaAG, Ztirich, Schweiz l1) Ry.oft Anterior Chamber Cannula, Sterimedix Ltd., Alcester, 'Warwickshire, England 12)BalancedSalt Solution. Adatomed. München

Literatur

Bedford,P.G. (1989): A clinical evaluation of a one-piece drainage system in the treatment of canine glaucoma.J. Small Anim. Pract. 30, 68-75 Brookt D.E. (1992): Glaucoma.In Robinson,N.E.:Current Therapy in Equine Medicine. SaundersCompany, Philadelphia,602-604 Deffir, H.u., R. Wertheimerund E Fabian (1986): Klinische Erfahrungen mit einem Silikon-Implantat bei Glaukom mit schwer verändertem Kammerwinkel. Fortschr. Ophthalmol. 83, 664-666 Hersh, P.S. (1988): Ophthalmic Surgical Procedures. Little, Brown and Company, Boston Hitchings, R.A. (1990): Surgical Techniques in Glaucoma.In Easty, D.: Current Ophthalmic Surgery, Bailliöre Tindall, London, 373-390 Hoskins, H.D.Jr. und M. Kass (1989): Diagnosis and Therapy of the Glaucomas.6th ed., The C.V. Mosby Company, St. Louis Kanski, J.J. Q9B9): Glaucoma. ln Kanshi, J.J.: Clinical Ophthalmology, 2nd ed., Butterworth, London, 182-217 Kellner,5.J.0994): Glaukom beim Pferd - l. Teil, Pferdeheilkunde10, 95-l0l Mobeno, A.C.B. (1969): New implant for drainage in glaucoma-animal t rial. B r . J . O p h t h a l m o l . 5 3 , 1 6 1 - l6 8 Spaeth, G.L. (1982): Glaucoma Surgery. In Spaeth, G.Z.: Ophthalmic Surgery, SaundersCompany, Philadelphia, 275-359 Vertheimer, R., H.u. Deffir und E Fabian (1986): Tierexperimentelle Untersuchungen über ein Implantat ftir die Glaukomchirurgie. Fortschr. Ophthalmol. 83, 667-672

Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich fur die aktive Mitarbeit der Kollegen von der Schwarzwaldtierklinik bedanken.

SteuenJames Kellner, MRCVS, CerVOphthal Ku rzen ech i ngerstralle 1 8500 Frauenfeld, Schweiz

Pferdeheilkunde 10

Auswirkung von Heparin, venöser Strangulationsobstruktionund Reperfusion desDünndarms auf die Plasmadiaminoxidaseaktivitätbei Pferden (Effects of heparin, venous strangulation obstruction of the small intestine, and reperfusion of the small intestine on plasma diamine oxidase activity in horses) Elizabeth G. Laws und D.E. Freeman (1994) A - . J . V e t . R e s5. 5 , 1 8 5 - 1 9 1 Diaminoxidase,ein Enzym mit Ursprung im Dünndarmbereich, wird auf der Schleimhaut nach intravenöser Heparingabe freigesetzt und verändert somit die Plasmapostheparindiaminoxidasekurve (PHD). Die PHD-Kurve ist verkleinert, wenn Schleimhautoberflächeverloren geht, und die Basisgrößeder Diaminoxidaseaktivität nimmt bei Zerstörungihrer Speicherin der Mukosa ab. Beim Menschen und der Ratte fand man nach intravenöserHeparingabeeinen verminderten Anstieg der Plasmaaktivitätder DAO als Hinweis auf Schleimhautverluste.Ein ansteigenderBasiswertder DAO deutete auf Entzündungen der Schleimhaut und Zellschadigungenhin. Ziel der Studie war die Klärung, ob die Plasmaaktivität der Diaminoxidase beim Pferd ein Indikator ftir Schädigungen des Dünndarms ist. Insgesamtstanden 28 gesundePferde verschiedenen Alters und unterschiedlicherRassenfür den Versuch zu Verftigung. Die Plasmadiaminoxidaseaktivitätwurde nach 2 intravenösen Heparingaben am wachen Pferd gemessen.Am narkotisierten Pferd wurde während eines simulierten chirurgischen Eingriffs am Dünndarm und während einer venösen Strangulationsobstruktion von 50o/odes Dünndarms (VSO) die PHD-Kurve ermittelt. Bei einer 3. Gruppe narkotisierterPatienten erfolgte die Messung nach 90minütiger venöser Strangulationsobstruktion der distalen 50% des Dünndarms und anschließender9Ominütiger Reperfusion. Die Messung der Diaminoxidaseaktivität erfolgte im Blutplasma und in der Peritonealflüssigkeit. Die PHD-Kurve bei wachen Pferden ähnelte der anderer Tierarten. Pferde mit einer Obstruktion wiesen ähnliche Kurvenverläufe auf wie Kontrolltiere mit vorgetäuschtem chirurgischem Eingriff. Nur nach 15 Minuten war die DAO-Aktivität signifikant hoher. Pferde mit VSO und Reperfusion dagegen zeigten keine Veränderungen gegenüber den Basislinewerten.Die Konzentration der Diaminoxidase in der Peritonealflüssigkeitblieb gering und stieg nur bei den Patientenmit VSO, die Heparin erhalten hatten, geringftigig är, wahrscheinlich aufgrund extravasaler DAO in der Peritonealflüssigkeit. Die Ergebnissezeigen, daß die Reaktion der DAO auf die intravenöse Heparingabe der Reaktion anderer Tierarten entspricht, jedoch verändert sich - anders als bei anderen Tierarten - nach Gefaßobstruktion im Dünndarm und Schleimhautschädigungen die DAO-Aktivität nicht. rVahrscheinlich gibt es beim Pferd noch weiterere,bedeutendereDAO-Reservoire.