Gedanken zum Jahresende Lesabsents onttort

Mitteilungsbulletin E.E. Zunft zu Schuhmachern Basel 3/2016, Nr. 84 Gedanken zum Jahresende Les absents ont tort ... Wochenlang hatten es die Medie...
Author: Emma Lang
1 downloads 2 Views 6MB Size
Mitteilungsbulletin E.E. Zunft zu Schuhmachern Basel

3/2016, Nr. 84

Gedanken zum Jahresende Les absents ont tort ...

Wochenlang hatten es die Medien herbeischreiben wollen. Es wurde wiederholt (um nicht zu sagen: unentwegt) vom Aufbruch geschrieben. Die Ablösung der rotgrünen Mehrheit durch einen bürgerlichen Vormarsch war eigentlich so gut wie sicher. Die smarte, bürgerliche Boygroup war praktisch schon gewählt und so das Ende der rot-grünen Exekutive mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besiegelt. Journalistisch gesehen war also alles klar. Ähnliche Analysen wurden uns innert kürzester Zeit zwei weitere Male aufgetischt: 1. Beim Brexit: Man war sich ziemlich sicher, dass diese Vorlage keine Chance haben würde. 2. Letzte Woche: Man war sich nahezu einig, dass ein Trump nie und nimmer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden könnte – nicht dieser arrogante, aufgeblasene, primitive und sexistische Kandidat! Nein, nie, sondern der Sieger respektive die Siegerin wird das kleinere Übel in der Person von Hillary Clinton sein. Alle drei Mal wurden die Vertreter der schreibenden Zunft eines Besseren belehrt! Sie hatten die Rechnung ohne den Wirt – sprich: ohne die Stimmberechtigten gemacht. Die genauen Gründe, die zu diesem Wahlverlauf geführt haben, werden zur Zeit in allen Medien des langen und breiten untersucht, analysiert und kommentiert.

ten nicht wahr, was angesichts der Tatsache, dass in vielen, diktatorisch regierten Ländern das Volk kein Mitspracherecht hat, für mich unerklärlich ist. Geht es uns zu gut? Sind wir saturiert? Oder ist es einfach Gleichgültigkeit oder Gedankenlosigkeit? Ich weiss es nicht! Aber wenn auch im 2. Wahlgang die Stimmbeteiligung wieder so schlecht ausfallen wird, dann weiss ich etwas: Es haben nicht die einen vorwärts oder die anderen rückwärts gemacht, sondern die grosse Verliererin wird einmal mehr die Demokratie sein. Letztlich wurde wohl der Puls falsch Wollen wir das wirklich? Die Antwort gefühlt, und nach geschlagener Wahl- dürfte klar NEIN lauten. schlacht stand man relativ fassungslos und mit leicht abgesägten Hosen vor der Die kommende Feiertage mögen uns alTatsache, welche man im Vorfeld der Ab- len ein paar Augenblicke gewähren, um stimmung für nicht möglich gehalten uns wieder einmal klar zu werden, was und dementsprechend kommuniziert für ein Privileg es ist, in einer Demokratie hatte. leben zu dürfen. Demokratie kommt beWas in der lokalen Wahl der Legislative kanntermassen aus dem Griechischen und Exekutive aber meines Erachtens und heisst «Herrschaft des Volkes», und sträflich unterschätzt worden ist, dürfte das impliziert ja, dass wir auch herrschen das Wahlverhalten der Stimmberechtig- – oder, auf meine Erläuterungen umgeten gewesen sein. Ganze 59% aller münzt, dass wir unseren demokratischen Stimmberechtigten fanden es nicht nötig, Rechten und Pflichten nachkommen. die Wahlzettel auszufüllen und an das In diesem Sinne wünsche ich allen ZunftWahlbüro zu senden oder diese in die brüdern und ihren Angehörigen eine Urne zu werfen. 59% der Stimmberech- schöne Adventszeit, gesegnete Weihtigten ist es also egal, wer wie an welchem nachtstage und einen guten Rutsch ins Posten die Geschicke unserer Stadt und neue Jahr. unserem Kanton lenkt. 59% nehmen also ihre demokratischen Rechte und PflichEuer Meister Stümpi Graf

Gemütlicher Zunftbrunch am Rhein wa. Unser lauschiger Stammplatz für den Zunftbrunch beim Wasserfahrverein Birsfelden auf der Kraftwerkinsel war am vorgesehenen 14. August leider durch eine andere Veranstaltung nicht verfügbar, deshalb fand unser Sommertreffen diesmal zwei Wochen später statt. Wenn die Zunftfamilie jeweils auf der Insel zusammensitzt, weiss man, jetzt geht der

Sommer langsam zu Ende, die Ferien sind für die meisten vorbei und das neue Schuljahr hat begonnen. Grund genug, vor dem nahenden Herbst noch einmal draussen zusammenzusitzen zum gemeinsamen Zmorge. Wie jedes Jahr bei diesem Plausch am Rhein war auch diesmal für Unterhaltung bestens gesorgt. Die «Spice Ramblers» wussten einmal mehr mit ihren fetzigen Melodien zu begeistern und als besonderes Läckerli war auch der Verei-

2

nigte Zunftchor mit seinem Leiter Däny Wittlin zu Gast und begeisterte mit ihren Vorträgen die vielen Zunftbrüder und Angehörigen. Wie allewyl zu dieser Gelegenheit war auch der lange Zmorgetisch reich gedeckt und hatte für jeden Geschmack das Passende parat. Den Helfern, die dieses Buffet vorbereitet haben, gebührt einmal mehr ein herzliches Dankeschön. Das Dessertbuffet wartete an diesem Sonntag mit einer besonderen Überraschung auf:

ein sehr schöner Rüeblikuchen mit farbigem Zunftleu und Schriftzug – ein besonders kreativer Gruss an die Zunftfamilie. Viel zu schnell sind die Stunden wieder vorbei gegangen und bereits am frühen Nachmittag hiess es wieder Abschied nehmen vom lauschigen Garten am Rhein. Auch den Organisatoren Lukas Huber und Stefan Meier sowie der Zunft als «Sponsor» gilt der Dank aller Gäste. Bis zum nächsten Jahr also ...

Drei Zunftbrüder auf Rundreise in New England und Besuch bei Nelly und Roger Hartmann in Jackson Nach monatelanger Planung und Vorbereitung war es am 23. September endlich soweit: Die Reise über den grossen Teich konnte starten. Wohl hätten wir uns ein paar Teilnehmer(innen) mehr gewünscht, aber so ein Überseetrip will natürlich gut überlegt sein und ist auch nicht ganz billig zu haben. Dass schliesslich nur drei Zunftbrüder das Flugzeug bestiegen, war insofern Pech, als ein angemeldetes Ehepaar wegen Krankheit leider verzichten musste. Es wurde aber auch für das übrig gebliebene Trio ein unvergessliches Erlebnis! Boston, quirlige Hauptstadt von Massachusetts: Freedom Trail und Tea Party Museum Nach einem langen Flug über den Atlantik ist die Ankunft auf dem amerikanischen Kontinent das Eintauchen in eine andere Welt. Nach der etwas aufwändigen Zollkontrolle betritt man die Weite einer der ältesten amerikanischen Grossstädte und ist sofort angetan vom «altenglischen» Flair der Hauptstadt von Massachusetts. Die Stadt besteht seit 1630 und bietet eine Fülle an historischen und patriotischen Sehenswürdigkeiten. Boston war übrigens auch ein Zentrum der Schuhindustrie (siehe dazu die Box und den Artikel von Patrick Winkler in der nächsten Pfriem-Ausgabe). Den ersten Abend verbringen wir drei mit einem ausgedehnten Bummel durch die Strassen von Downtown Boston in der Umgebung von Chinatown. Es ist Freitagabend und alle Beizen sind natürlich voll mit fröhlichen Leute jeglichen Alters und wir staunen über das quirlige Leben. Irgendwo einen Platz zu finden ist allerdings nicht einfach. Unser Hotel ähnelt einem Kinopalast, liegt aber mitten drin im Gewühl und ist sehr komfortabel. Am nächsten Morgen steht nach dem Frühstück der «Freedom Trail» auf dem Programm, eine vier Kilometer lange Route, die auf relativ engem Raum 17 historische Punkte verbindet. Unser Guide Brian begleitet uns wie ein aufgedrehter, tanzender Derwisch, aber er bringt viele Details und Begebenheiten aus der Geschichte der Stadt geschickt rüber. Vom Massachusetts State House gehts via King’s Chapel zu deren Burying Ground, wo unter anderem die Passagiere der Mayflower begraben sind, dann zur Statue Benjamin Franklins, zum Old

Grossstadtflair in Downtown Boston

Zwei Basler Weltenbummler

Vor dem Start des «Freedom Trail»

State House, dem alten Rathaus von Boston, zur Faneuil Hall, heute als Markthalle und Versammlungsraum genutzt, dann via Old North Church zur USS Constitution, dem ältesten noch schwimmenden Kriegsschiff der Welt. Beendet wird

die sehr interessante Tour beim Bunker Hill Monument, das an eine wichtige Schlacht des Unabhängigkeitskrieges erinnert. Nach so viel Geschichte brauchen wir eine Stärkung, die wir uns am Faneuil 3

King's Chapel Burying Ground

Hall Marketplace gönnen, wo viele Restaurants, Läden und Stände auf die vielen Besucher warten. Nach einem guten Glas Wein und einem Bier gehts weiter, hinunter ans Wasser zum Boston Tea Party Ships & Museum. Dort kann der Besucher auf einem antiken Segelschiff und im Museum die ganze Geschichte dieses Ereignisses hautnah miterleben. «Boston Tea Party» ist die Bezeichnung für einen Akt des Widerstandes gegen die britische Kolonialpolitik im Hafen der nordamerikanischen Stadt Boston am 16. Dezember 1773. An diesem Tag drangen symbolisch als Indianer verkleidete Bostoner Bürger in den Hafen ein und warfen drei Ladungen Tee (342 Kisten) der britischen East India Trading Company von dort vor Anker liegenden Schiffen ins Hafenbecken. Wer die verkleideten Aktiven tatsächlich waren, lässt sich kaum mehr rekonstruieren, doch bildeten sie wohl ein breites Spektrum der Bostoner Gesellschaft ab, auch einige Bauern aus den umliegenden Dörfern waren vermutlich unter ihnen. Sie alle wehrten sich mit dieser Aktion gegen die East India Company und ihr Handelsmonopol für Tee. Über 90’000 Pfund Tee im heutigen Wert von 1,5 Millionen Dollar wurden ins Meer gekippt! Die ganze Geschichte wird dem Publikum von Schauspielern sehr anschaulich vermittelt. Der Samstagabend bringt einen weiteren ausgedehnten Stadtbummel durch Chinatown, wo wir schliesslich nach einiger Suche fündig werden und uns ein im wahrsten Sinne üppiges Nachtmahl in einer grossen Chinabeiz schmecken lassen ... 4

Die Drohung hat leider nichts genützt ...

Unterwegs auf dem «Freedom Trail»

Begrüssung durch Captain Jack auf dem Segelschiff Das alte Segelschiff ist sehr beengt und verwinkelt

Die bewegte Geschichte wird anschaulich erzählt

Die wertvollen Teekisten fliegen ins Meer

Unterwegs zur Küste mit unserem roten Flitzer

Viel Strand und zwei einsame Besucher am Atlantik

Auf dem zauberhaften Rundweg an der Küste ...

... der rund um die Ortschaft Kennebunkport führt

Überall liegen versteckte Villen und Ferienhäuser

Der idyllische Hafen hinter unserem Hotel

5

Spaziergang in der Idylle

Der Antlantikküste entlang nordwärts nach Maine Am Sonntagmorgen ist Patrick bereits früh auf den Beinen: er muss zum Logan Airport und holt unseren roten Mietwagen ab. Christoph und ich probieren indessen ein typisch amerikanisches Frühstück und sind danach bereit für die Weiterreise nach Norden. Patrick steht auch pünktlich mit dem Wagen vor der Türe und so kanns losgehen, aus der Stadt hinaus und Richtung Küste. Bald wird es ländlich mit viel Wald und kleinen Dörfern, aber über den breiten Highway kommen wir gut voran. Selbstverständlich nutzten wir die Gelegenheit auch für ein paar Shopping-Stops unterwegs, was bei den vielen riesigen Einkaufscentern neben der Autobahn sehr verlockend ist. Der heutige Tag hatte auch kein besonderes Programm, so konnten wir uns Zeit lassen und uns überall umsehen. Zu denken gibt einem das riesige Angebot jeglicher Art von Waffen, die ohne grosse Formalitäten verkauft werden; jedes nur mögliche Kaliber von Gewehren und Revolvern steht zur Verfügung, ganze Regale mit Munition machen die Auswahl schwer. Wenn man dann sieht, dass am Sonntagmorgen (!) Väter mit ihren halbwüchsigen Söhnen im Waffenladen auf Einkaufstour sind und Sturmgewehre und Revolver begutachten, muss man sich schon fragen ... Wir aber haben uns mit Jeans, T-Shirts, Unterwäsche, Hüten 6

Diesmal leider in der falschen Richtung ...

Halloween lässt bereits grüssen

usw. eingedeckt, die hier doch um einiges günstiger zu haben sind. Kennebunkport – schmucker Ferienort am Meer Nun sind wir bereits im Bundesstaat Maine angekommen. Der Highway 95 führt bald direkt am Meer entlang, und so erreichen wir kurz nach Mittag die Kleinstadt Kennebunkport, die vor allem vom Tourismus lebt und eine der teuersten Feriendestinationen im Nordosten ist. Hier befindet sich auch der Sommersitz des ehemaligen Präsidenten George H.W. Bush. Hier im Städtchen liegt auch unser schmuckes Hotel direkt am Wasser. Es gibt hier viele Kunstgalerien, Souvenirläden und Restaurants; sehr sehenswert ist auch das Seashore Trolley Museum. Wir stellen unser Auto mitten im Ort Bahnhof im Trolley Museum Fahrt ins Grüne mit dem alten Tramwagen

Da waren die Tickets noch günstig

Fast wie unsere BVB-Sommerträmli

Fachgespräche mit Peter Limmer ...

... der Patrick auch gleich zur Anprobe bat

Ganz viele Spielzeuge auch für die Grossen

Modellbauanlagen lassen die Zeit vergessen

Willkommensgruss im grossen Gartenareal

Nelly und Roger dürfen jeden Tag damit fahren

7

Auch wir hatten selbstverständlich das Vergnügen

Gruppenbild mit Hartmanns

ab und erkunden das Städtchen zu Fuss. Einen Vorgeschmack auf Halloween finden wir in einem Garten mit allerlei Skeletten und skurrilen Figuren. Nach einem Besuch am weiten Strand lockt ein wunderschöner Rundweg der Küste entlang mit all den schmucken Häusern. Am Nachmittag wartet dann eine Nostalgiefahrt mit einer historischen Strassenbahn durch die Waldlandschaft und anschliessend sehen wir uns auf dem grossen Gelände des Seashore Trolley Museums die verschiedenen alten Trams, Wagen und offenen Vehikel an, die vor vielen Jahrzehnten auf den Strassen der USA unterwegs waren. Bald aber nehmen wir Abschied von der Vergangenheit und starten am Nachmittag westwärts in Richtung North Conway in New Hampshire. Im Westen wartet New Hampshire: Kurzvisite bei Schuhmacher Peter Limmer Nach dem (gewöhnungsbedürftigen) Frühstück in unserem Holiday Inn machen wir uns auf den Weg zu einem Besuch bei Peter Limmer, einem Bekannten von Patrick, und seiner Boot Factory. 8

Enger Speisewagen der Conway Scenic Railroad

Und hier warten bereits auch Nelly und Roger Hartmann, die uns bereits hier herzlich begrüssen. Peter Limmer betreibt eine grosse Werkstatt, und es dauert nicht lange, bis er mit Patrick in Fachgespräche vertieft ist. Wir andern unterhalten uns derweil ein erstes Mal mit Hartmanns. Die vorgesehene Stunde vergeht im Flug, und schon sind wir unterwegs zu unserem eigentlichen heutigen Ziel, dem Model R.R. & Toy Museum. Nach kurzer Zeit ist das weitläufige Gelände erreicht, und wir treten ein in eine verzauberte Welt aus Kindheitsträumen und Spielzeugen für Erwachsene ... Besuch bei Nelly und Zunftbruder Roger Hartmann in ihrem Model RR & Toy Museum in Intervale Etwas schmal ist er geworden, Roger Hartmann, unser Basler Zunftbruder, der hier seit über 20 Jahren mit seiner Frau Nelly und Mitarbeitern dieses Museum und den Shop betreibt. Lange Zeit war Roger krank; auf längeren Spitalaufenthalt folgte langsamer Wiederaufbau der Kräfte, was bei der guten Pflege seiner Gattin Nelly auch gelang. Wohl ist er noch nicht ganz der Alte und darf sich nicht zuviel zumuten, aber er präsentiert sich wieder putzmunter und guter Dinge. Das Museum ist eine wahre Schatztruhe und lässt jeden Modelleisenbahnfan strahlen. Alle nur erdenklichen Lokomotiven, Wagen, jegliches Zubehör und vieles mehr ist hier zu haben; lange Regale und Vitrinen, fein säuberlich angeschrieben und sortiert, warten hier auf Gäste und Interessenten. Selbst gebaute Modellanlagen mit fahrenden Zügen und ganzen Landschaften lassen einen die Zeit vergessen. Unter den ausgestellten Sachen und im umfangreichen Lager fin-

Nostalgiezug Conway Scenic Railroad

den sich auch viele Raritäten, die das Herz mancher Sammler höher schlagen liessen. Das Ganze hat nicht nur ideellen, sondern sicher auch grossen materiellen Wert. Leider hat diese ganze Pracht auch eine Kehrseite: seit längerem versuchen Roger und Nelly, für die ganzen Anlagen eine Nachfolge zu finden, bisher leider ohne Erfolg. Auch immer weniger werdende Besucherzahlen machen die Sache nicht einfacher. Hartmanns sind stolz auf ihr tolles Museum, blicken aber mit einiger Sorge auf das, was mit ihrem Lebenswerk dereinst geschehen wird. Wir jedoch verbringen zwei sehr unterhaltsame Stunden in diesem Schmuckstück und kommen danach natürlich auch noch in den Genuss einer Nostalgiefahrt mit der kleinen hauseigenen Bahn durch das weitläufige Gelände und verabreden uns mit

Eine von Nellys vielen Puppenstuben

Roger und Nelly im trauten Zwiegespräch

Linzertorte am Familientisch in der guten Stube

Die «Cog Railway» steht bereits unter Dampf

Gespanntes Warten zu früher Morgenstund’

Schon am Start gehts ordentlich zur Sache

Patrick und Christoph unterwegs mit 5 km/h

Eine wirklich abenteuerliche Schienenkonstruktion

9

Stolze Gipfelstürmer am Mount Washington: Patrick ...

Schuhindustrie in Neuengland Die erste Schuhmanufaktur nach Massstab der Arbeitsteilung, Lagerwirtschaft und zentraler Organisation wurde im Jahr 1635 in der Stadt Lynn in Massachusetts an der amerikanischen Ostküste gegründet. Schon in der Kolonialzeit war Lynn ein Zentrum von Gerbereien. Die Manufakturen aus Lynn, die zu einem grossen Teil aus organisiertem Heimwerk bestand, versorgten am Ende der Kolonialzeit die amerikanische Kontinentalarmee mit Schuhen. John Adams Dagyr, ein walisischen Auswanderer, gründete 1750 die erste fabrikmässige Schuhmacherei, in der er die Handgriffe aufgliederte und auf spezialisierte Arbeiter verteilte. Eduard Bally aus der Schweiz überquerte im Mai 1870 auf Geheiss seines Vaters Carl Franz Bally den Atlantik Richtung New York. In Neuengland erhielt er offenbar grosszügig Zutritt zu den dortigen Schuhfabriken, die vor allem bei der Entwicklung und Anwendung von Maschinen weiter waren als die europäischen.

• In der nächsten Pfriem-Ausgabe wird Patrick Winkler dieses Thema ausführlich aufgreifen.

10

... Walti und Christoph über dem Nebel auf über 1900 m

Hartmanns für den Abend zum gemeinsamen Dinner. Mit der Conway Scenic Railroad unterwegs und Plausch zuhause bei Nelly und Roger Die Conway Scenic Railroad ist eine Museumsbahn mit originalgetreuen alten (und sehr engen) Speisewagen, mit der man während einer Stunde bei einem einfachen Essen durch die Landschaft schaukeln kann. Auch der Bahnhof sieht aus wie vor hundert Jahren und man erwartet jeden Moment ältere Herrschaften mit Gehrock und Zylinder ... Wir lassen uns den Plausch natürlich nicht entgehen und quetschen uns in den nostalgischen Wagen, der uns im gemütlicher Fahrt alte Eisenbahnromantik vermittelt. Die dralle weibliche Bedienung ist auf Zack und bringt uns im Nu, was wir bestellt haben. Auf dem Weg in unser Hotel gibt es dann nochmals Gelegenheit zum Einkaufen; auch hier findet man direkt an der Strasse viele kleinere und grosse ShoppingMalls, die irgendwie eine magische Anziehungskraft ausüben. Selbstverständlich machen auch wir noch einen längeren Halt. Bald müssen wir uns nun aber beeilen, damit wir zu unserer Verabredung zum Dinner mit den Hartmanns nicht zu spät kommen. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das «Manor Motel», das ein sehr schönes Restaurant beherbergt, das uns Hartmanns empfohlen haben. Am grossen runden Tisch geniessen wir ein exqui-

sites Nachtmahl in sehr angenehmer Runde. Hartmanns liessen es sich natürlich nicht nehmen, uns nach dem Essen noch zu einem Dessert und Kaffeeplausch in ihr Heim in Jackson einzuladen. Nach kurzer Autofahrt erreichen wir ihr gemütliches Haus und können erst gar nicht glauben, was wir da sehen: auch hier gibt es jede Menge Eisenbahn-Material, ganze Räume und auch der Keller quellen über vor Schachteln und Kisten. Nelly ihrerseits hat ein anderes Hobby: da gibt es ganze Schränke voller Teddybären und anderen Plüschtieren, die viele Ecken des Hauses bevölkern. Und es scheint so, als ob im Lauf der Zeit immer noch mehr dazu kommen ... Der Familientisch in der Stube wird gedeckt (mit Schweizerkreuz-Tischtuch) und Nelly zelebriert uns eine Basler Linzertorte, in den USA wohl eine Rarität. Der Abschied von Hartmanns zu später Stunde fällt allen schwer, aber wir machen uns mit dem guten Gefühlt auf den Heimweg ins Hotel, dass wir ihnen mit unserem Besuch eine grosse Freude gemacht haben. Auf zum Mount Washington mit der Dampfbahn An diesem Mittwoch ist sehr früh Tagwache, wollen wir doch um halb sieben bereits losfahren. In Bretton Woods ist die Talstation der Cog Railway, dort müssen wir spätestens um 7.30 eintreffen, also nix wie los, denn der Dampfzug

Unerwarteter Gruss des Meisters zum 75.!

Auch in Old Sturbridge Village gibt es einen interessanten Schuhmacher

Fast wie in Ballenberg: das weitläufige Sturbridge Village

Die Baptisten waren fromme Leute

fährt nur einmal pro Tag. Das Wetter in den Bergen ist verhangen; man hat uns gewarnt, dass der Mount Washington auf über 1900 Meter selten nebelfrei ist. Bei der Talstation der Dampfbahn warten schon viele Leute, aber wir sind rechtzeitig zur Stelle. Es ist eine eigenartige Bahn: ein fauchender Dampfkessel schiebt einen nostalgischen Wagen mit Holzsitzen vor sich her, und schon das erste steile Stück den Berg hinauf lässt Zweifel aufkommen. Schliesslich gehts los und mit

Leider reicht die Zeit nicht fürs ganze Museumsdorf

fünf Stundenkilometern (!) kriecht das Bähnli dem Gipfel entgegen. Besonders interessant ist die wacklige Schienenkonstruktion auf Holzbalken und Brettern; wo’s nicht passt, wird einfach ein Holzkeil unterlegt. Aber das Ding fährt und bringt uns in einer Stunde durch Wald und später Geröll zur Bergstation. Oben auf dem Steinhaufen gibts ein SelfserviceRestaurant, ein «Top House» mit kleiner Ausstellung und sogar ein Postamt. Wir trinken einen Kaffee, schreiben Postkar-

ten und machen natürlich die obligaten Gipfelfotos – und oh Wunder – bei Sonnenschein! Auf der Rückfahrt im gleichen Tempo bewundern wir nochmals die abenteuerliche Schienenkonstruktion und kommen schliesslich heil wieder unten an. Da wir heute noch eine relativ weite Strecke vor uns haben, halten wir uns nicht mehr lange auf und nehmen die rund 180 Meilen Richtung Süden unter die Räder. Eine kurze Stärkung unterwegs in einer klei11

In der Schmiede wird täglich hart gearbeitet

Kurzes Mittagessen in der Oliver Wright Tavern

Auch in der Bäckerei geht das Feuer selten aus

Schade, wir sind schon wieder kurz vor dem Boston Airport

nen Ortschaft bringt die Lebensgeister wieder zurück. Die Interstate 93 bringt uns am frühen Abend zu unserem Ziel, dem Hotel Hampton Hill in Sturbridge, wo wir den Abend mit Ausruhen und einem guten Nachtessen in einer Sportlerbar ausklingen lassen. Im Old Sturbridge Village in die Vergangenheit Beim Frühstück überraschen wir Christoph zu seinem 75. Geburtstag mit der Grusskarte von Meister Stümpi Graf weitab von zuhause! Zum Abschluss unserer Reise tauchen wir dann nochmals in die Vergangenheit ein und besuchen das Old Sturbridge Village, ein Freilichtmuseum aus der Kolonialzeit Neuenglands. Es entspricht etwa dem Museum Ballenberg in der Schweiz, nur dass hier Leute dauernd ihrem Tagwerk nachge12

hen. Wir freuen uns auf diesen letzten Rundgang und erleben eine andere Zeit. In der alten Baptistenkirche singt der Kirchenchor, es gibt einen Bauernbetrieb mit viel Getier, Schmiede, Bäckerei, eine Töpferwerkstatt, eine Druckerei und – natürlich – einen Schuhmacher in seiner alten Werkstatt, der Patrick natürlich besonders interessiert und den wir in einem Gespräch näher kennenlernen, ebenso seine Arbeitstechnik. Am Dorfplatz stehen das Town House, eine «Wells Fargo»Bank und verschiedene Gebäude, wie sie früher auf dem Land üblich waren. Leider haben wir nicht mehr allzu viel Zeit, denn am frühen Abend wartet unser Flugzeug zurück in die Schweiz. So bleibt nur noch ein kurzes Mittagessen im Museums-Restaurant und dann geht’s auf zur letzten Etappe.

Eine tolle Woche geht zu Ende Eine Stunde brauchen wir noch bis zum Logan Airport in Boston. Nach einer kleinen Ehrenrunde in der Stadt nach einem verpassten Wegweiser geben wir am Flughafen unser Auto ab und machen uns dann auf zum Check-in und der Passkontrolle. Auch im Dutyfree machen wir noch kurz Halt – und dann sitzen wir bereits wieder im Flieger. Wir können die Flugbegleiter überzeugen, zu Ehren von Christoph eine Flasche Schämpis spingen zu lassen, und so wird es ein angenehmer Rückflug. Eine Woche Nordosten der USA – nicht eben viel, aber was wir in diesen Tagen erlebt haben, werden wir wohl nicht so schnell vergessen! Walti Ammann

2. «Pfriem»-Leserreise, 2.–6. Juni 2017

Krakau: Kultur, Geschichte und Zünfte

Wie angekündigt hat Frau Malgosia Litynska, seit vielen Jahren in Basel ansässig und ausgewiesene Kennerin der Stadt Krakau in Polen, die geplante PfriemReise nach Krakau 2. – 6. Juni 2017 Detailliertes Programm: Freitag, den 2. Juni Ankunft 12.30. Busfahrt zum Hotel. Anmeldung. 14.00 – Mittagessen 16.00 – Unterirdisches Museum Krakau 19.00 – Abendessen

Leserreise 2017 auf der Zunftstube vorgestellt. Zusammen mit Patrick Winkler ist ein Reiseprogramm exklusiv für unsere Zunft entstanden, das keine Wünsche übrig lässt und für jede(n) Kulturinteressierte(n) viele Höhepunkte umfasst. Über 20 Personen verfolgten die spannenden Ausführungen. 14 Themenkreise hat Frau Litynska vorgestellt – von Architektur, Geschichte, Kultur, Kulinarik, Bier bis zum Zunftwesen wurde alles beleuchtet, was Krakau sehenswert macht. Das genaue Programm und ein Anmeldeformular werden den Zunftbrüdern per Post zugestellt. Da der Flug nach Krakau und das Hotel baldmöglichst gebucht werden müssen, ist der Anmeldeschluss für die Reise bereits Ende Januar 2017! Datum der Leserreise ist der 2. bis 6. Juni 2017, die Kosten belaufen sich pro Person auf 650.– Franken für eine hochklassige Unterkunft und Mahlzeiten. Der Flug

wird separat gebucht und verrechnet, zudem wird eine verkürzte Version vom 2. bis 4. Juni angeboten. Eine einmalige Gelegenheit, auf dieser zweiten Leserreise allein oder zusammen mit der Partnerin oder Familienangehörigen die Kultur einer vielseitigen und geschichtsträchtigen Stadt kennenzulernen. Auch für gehbehinderte eignet sich diese Reise, weil die Distanzen in der Stadt eher kurz sind. Anmeldungen bitte an Walter Ammann, Neuweilerstrasse 29, 4054 Basel, [email protected]. Patrick Winkler

Samstag, den 3. Juni – Zunftfeiern 09.30 – Besammlung beim Zunftsitz Celestat, gemeinsames Foto 10.30 – Abmarsch zur Marienkirche 12.00 – Inthronisation des Hahn-Königs 13.00 – Umzug zum Celestat, Fest Sonntag, den 4. Juni (evtl. Abflug 11.25) 09.00 – Ausflug nach Wieliczka, Salzgrube 13.00 – Mittagessen 15.00 – Rundfahrt durch Nowa Huta 20.00 – Abendessen Montag, den 5. Juni 10.00 – Spaziergang durch die Altstadt. 11.00 – Jagiellonen-Universität – Collegium Maius 12.00 – Marienkirche, Zeremonie der Eröffnung des Veit Stoss Altars 12.30 – Mittagessen 15.00 – Abfahrt zur Jüdischen Stadt Kazimierz 17.00 – Museum Schindlers Fabrik 19.00 – Klezmerkonzert mit Abendessen in einem jüdischen Restaurant Dienstag, den 6. Juni 09.30 – Besichtigung des Wawel-Hügels 12.00 – Mittagessen Nachmittag zur freien Verfügung 19.00 – Rückfahrt zum Flughafen

Volkshochschulkurs Januar/Februar 2017 Im Januar und Februar 2017 führt Sara Janner, Historikerin und Archivarin, unter dem Titel «1691 – Die erste Basler Revolution. Zur Entstehung des sogenannten Zunftregiments», im Rahmen der Volkshochschule beider Basel Interessierte an vier Abenden anhand von Originalquellen in ein zentrales Ereignis der Basler Stadt- und Zunftgeschichte ein: das sogenannte «Einundneunziger Wesen» 1690/91, einen komplexen sozialen und politischen Konflikt innerhalb der Basler Stadtbürgerschaft, an dem die Zünfte massgeblich beteiligt waren und von dessen Ergebnissen die weitere Entwicklung der Zünfte im Ancien Régime bis zum Ausbruch der Helvetischen Revolution stark beeinflusst wurde. Nähere Angaben zu Ort, Zeit und Kursgeld finden sich im Kursprogramm der Volkshochschule 2016/17 oder unter: http://www.vhsbb.ch/Kurs.aspx?nr=223153.

13

Ein Seelöwe in Kleinhüningen

Der Musikverein Kleinhüningen spielt auf

wa. Nach dem grossen Jubiläumsfest zum 40-jährigen Bestehen im letzten Jahr kehrte an diesem 3. Juni im Alterszentrum Wiesendamm so etwas wie der «FestAlltag» ein – was beileibe nicht abwertend gemeint ist. Denn auch diesmal gab es ein tolles Programm und viele Attraktionen für die Bewohnerinnen und Bewohner und die vielen Angehörigen. Die Schuhmachern-Zünfter haben viele gute Erinnerungen an letztes Jahr, und so musste man nicht lange suchen, um wieder eine «schlagkräftige» Truppe für unseren sozialen Einsatz zu finden – es reichte sogar für einen Zweischicht-Betrieb für Grill, Service und andere Aufgaben. Der Musikverein Kleinhüningen eröffnete um 11 Uhr die Festlichkeiten und erfreute bei sommerlichen Temperaturen die bereits zahlreichen Gäste im und ums Haus; hier draussen lockte auch eine Cüplibar. (Diese Temperaturen sollten später dann auch der Grillmannschaft auf der Südseite des Hauses zu schaffen machen, die versuchte, mit Sonnenschirmen die pralle Sonne von der einen Seite abzuhalten und der Hitze des Grills von der andern irgendwie zu entkommen.) Ein Indianer kennt jedoch keinen Schmerz, und so konnte die pünktliche Lieferung der feinen Fleischspeisen und Würste gewährleistet prima werden. Ein zweiter Grill befand sich auf der andern Seite an der Strasse (und im Schatten), wurde aber leider erheblich weniger frequentiert. Auf der Sonnenseite jedenfalls 14

Die ersten Würste sind bereits fertig

Gut gelaunt warten auf Kundschaft

Der Andrang liess nicht lange auf sich warten

lief der Betrieb bis in den Nachmittag hinein, auch wenn es dank des vielen Servicepersonals manchmal etwas Überkapazität gab. Was wiederum ermöglichte, dass man zwischendurch eine willkommene Pause machen konnte. Nachdem der Mittagsansturm vorbei war und man bei einem Kaffee gemütlich beisammen sass, kündigte sich die erste Attraktion des Nachmittags an: der Seemannschor «Störtebeker», der im

Wiesendamm sozusagen ein Heimspiel hatte, stellte sich beim Haupteingang auf und nahm Bewohner und Besucher mit auf eine Reise über die Weltmeere. Den Chor gibt es seit 1962 und er ist in Basel beheimatet. Früher nahm man keine «Landratten» als Sänger auf, aber seit immer weniger Junge zur See und auf dem Rhein fahren wollen, musste man dies überdenken. Der Chor verfügt über ein grosses Repertoire, gute Stimmen und

Auch das Personal muss mal essen

wurde von den vielen Zuhörern mit viel Applaus bedacht. In einem zweiten Teil am frühen Abend waren die Störtebeker dann nochmals zu geniessen. Seit längerer Zeit an diesem Tag schon stand ein grosser Lastwagen vorne an der Strasse, aus dem mitunter seltsame Geräusche zu hören waren. Das Jungvolk war natürlich neugierig und linste durch einen Spalt in der hinteren Türe. Vorerst war nichts zu sehen und zu hören war nur, wie Wasser spritzte und gegen ein Becken klatschte. Das Rätsel löste sich jedoch sehr bald auf: der geheimnisvolle Bewohner des Lastwagens entpuppte sich als Seelöwe Otto, der mit seiner Besitzerin Valentina nach Basel gekommen war, um die Bewohnerinnen und Bewohner des Zentrums mit seinen Spässen und Kapriolen zu unterhalten Als sich die Heckklappe des Lastwagens öffnete, zögerte Otto nicht lange und wälzte sich durch eine Gasse von Zuschauern und vielen Kindern zum Eingang. Einigen aus dem Publikum war die Sache zuerst wohl nicht ganz geheuer, aber schon bald wagte man sich vor und sreichelte das seidige Fell des Tieres. Otto zeigte dann auch brav seine vielen Kunststücke und war bald der Liebling aller. Wir Schuhmachern-Zünfter haben auch hier wieder einen sehr schönen Tag erlebt und konnten dies gleichzeitig mit willkommener Mithilfe auf kulinarischer Ebene verbinden. Das nächste Zentrumsfest kommt bestimmt!

Der zweite Grillstand beim vorderen Eingang

Die «Störtebekers» brachten die weite Welt nach Kleinhüningen

Das Publikum war anfangs etwas skeptisch ... Otto zeigte brav seine Kunststücke

Schnell raus, solang die Tür offen ist ...

15

Die Wahrnehmung über das Schuhmacherhandwerk «Ich stelle mir vor, – jede Dichtung ist nichts anderes, als eine enthusiastische Freundschaft oder platonische Liebe zu einem Geschöpf unseres Kopfes.» Friedrich Schiller

Albert Aegerter, Glasscheibe zum 25-Jahr-Jubiläum der AGO-Sektion, 1949, Entwurf.

Bilder haben mit Wahrnehmung zu tun. Wir machen uns ein Bild von der Welt, wie wir sie sehen und verstehen. Wie von jedem Beruf haben wir auch vom Métier des Schuhmachers ein Bild. Der Beruf ist ein traditionelles, altes Handwerk, das in Kinderliedern, Märchen, der Literatur und in Sprichwörtern vorkommt. Ich wage vorweg eine These: Wir wissen nicht viel über die Verhältnisse im Schuhmacherhandwerk und seinen verbliebenen selbständig arbeitenden Handwerkern, die noch einen Berufsabschluss vorweisen können. Mit «wir» meine ich die unbeteiligten Betrachter von aussen. Unser Bild ist von Mythen und Wünschen verstellt und vom berechtigten Anliegen der Schuhmacher, sich gut darzustellen. Was ist Wahrheit, was Dichtung? Wenn ich die Presseberichte der vergangenen Jahre zusammenfassen würde, wäre das Schuhmacherhandwerk ein Fall für Individualisten, die ihren Beruf nicht ausführen, sondern leben. Die Schnittstelle zur Gesellschaft ist der moderne Lifestyle, der klassische, rahmengenähte Herrenschuhe als Highend-Produkt nachfragt. Eine Darstellung dazu 16

gab es in einem kürzlich erschienenen Artikel von Daniel W. Szpilmann in der BAZ vom 7.10.2016. Im Gegensatz dazu will das Bild von den sinkenden Zahlen der Schuhmacherlehrlinge (siehe Pfriem 2/2016) und das nach meiner Wahrnehmung Verschwinden des Berufsstandes des (herkömmlichen) Schuhmachers nicht ganz passen. Fast schon ketzerisch scheint es, solche Statistiken wie in der letzten Pfriem-Ausgabe überhaupt vorzubringen. Also versuche ich einen Eingang in das Thema zu finden, wozu ich mich in einem ersten Teil von der historischen Seite annähere. In diesem Exkurs suche ich zunächst nach dem Bild des «traditionellen» Schuhmachers, das zum Teil aus dem Ancien Régime stammt, aber auch aus dem uns näheren 20. Jahrhundert. Es haftet fest in unseren Vorstellungen, weil es kein Gegenmodell gibt. Dieses Bild sagt uns, wie ein Schuhmacher sein sollte, was er tut und wie wir ihn idealerweise sehen wollen. Gibt es aber den Schuhmacher der 1950er Jahre noch, den Professor Ueli Haefeli (siehe Quellenverzeichnis unten – QVz) in seiner Studie als tradi-

tionelles Handwerk definiert? Das Bild Ferdinand Hodlers des Schuhmachers Neukomm von Langental (Abb. unten) trifft und bildet diese Vorstellung gleichermassen: Ein ruhiger Handwerker, meist älter, geduldig, fleissig und gutmütig, sitzt gebeugt über seiner Produktion. Auf Abbildungen, Albumbildern und künstlerischen Darstellungen wird dieses Bild des ehrbaren Schuhmachers und seiner Werkstattökonomie als Kleinstbetrieb gefestigt, oft in einer einfachen, manchmal ärmlichen Umgebung. Nicht viele Worte sollen sie verloren haben, sondern waren vertieft in ihre Arbeit, schreibt Judith Arlt in ihrer Biografie über die Fölmlis (QVz). Gemäss H. Winkler sollen einige wahre Künstler gewesen sein (QVz). In der Werkstatt soll es nach Leder und Leim gerochen haben (QVz). Eine Autorin der deutschen Fachzeitschrift verbindet den Geruch sogar direkt mit ihrer Liebe zum Handwerk. Kürzlich erklärte mir ein Schuhmacher mit Kleinstbetrieb, er komme sich manchmal wie in Disneyland vor, wenn er in seiner Werkstatt von begeisterten Laien entdeckt werde, die Smartphonebilder von ihm

Ferdinand Hodler, Der Schuhmacher Neukomm bei der Arbeit, Ölbild 1878. Hodler war der Neffe des portraitierten Schuhmachers in Langenthal.

knipsen und die obligatorische Frage anfügten, ob er auch Schuhe selber herstelle. Womit das Bild wieder bestätigt wäre. Bleiben wir noch etwas bei der Widersprüchlichkeit gegenwärtiger Projektionen: Wie kann dieses beschauliche Bild aus der Zeit des Schuhmachers Neukomm von 1878 in der heutige Umwelt haften? Betrachtet man journalistische Darstellungen genauer, fällt häufig das Fehlen von modernen Hilfsmaschinen auf den Bildern auf. Dass die Schuhmacher meistens nur in sitzender Tätigkeit gezeigt werden ist zwar nur ein Detail, hat aber sein Spiegelbild. Indessen lässt die Presse eine gewisse Wehmütigkeit über das Verschwinden dieses so genannt «traditionellen» Schuhmachermetiers nicht vermissen. Die meisten publizistischen Darstellungen der letzten 30 Jahre präsentieren das Schuhmacherhandwerk unter Rubriken wie «altes und seltenes Handwerk» (QVz). Was lange als verstaubter Beruf galt, bekommt durch die zunehmende Seltenheit den Glanz des Exotischen und vermischt sich mit modischen Vorstellungen über

Schuhdesign und Mass-Schuhkunst. Jeder Schuhmacher/in mit Fähigkeitszeugnis ist stolz, die Fertigkeiten der MassSchuhherstellung erlernt zu haben. Ich konnte in den letzten Jahren aber nur sehr wenige «traditionelle» Schuhmacher der oben beschriebenen Massgabe finden, die bedeutende Umsätze in der Herstellung und Anpassung von Mass-Schuhen erzielen können. Im Gegensatz zum sozialversicherten Orthopädiemarkt sind diese nahezu marginal. Übrig bleibt ein schrumpfender Markt der Reparaturen an Schuhen, was einen Preisdruck verursacht und den Rückgang von Schuhmacherbetrieben mit ausgebildeten Berufsleuten belegt. Darüber werde ich im nächsten Teil fortfahren. Patrick Winkler Quellen: • Forschungsmandat «traditionelles Handwerk» von Prof. Dr. Ueli Haefeli vom 14. April 2011. Ein traditionelles Handwerk ist ein solches, das vor 1950 schon bestanden hat. Der Schuhmacherberuf hat laut dieser Studie einen mittleren Gefährdungsgrad. • «Die Fölmlis» von Judit Arlt, Wartmann 2009, S. 18: Beschreibung Anton Fölmlis: «…be-

stimmt sassen sie zum Essen an einem Tisch in der Küche, löffelten Suppe und sagten nichts zueinander…» • Neukomm wird von Johann MumenthalerRichard in einem Brief vom 3. Februar 1948 an den Langenthaler Historiker J. R. Meyer beschrieben: «Hodlers Onkel, Schuhmacher Neukomm, dem ich in meinen Schuljahren an Winterabenden, während er bei Licht arbeitete, etwa kleine Schreibarbeiten besorgte (er war damals 1873/74 Kassier des oberaargauischen Schuhmachermeister-Verbandes), war in seinem Beruf ein fleissiger Mann, ohne viele Worte.» • «Schuhmachergestalten» von Heinrich Winkler, Basel 1998 Mythos Werkstattgeruch: Artikel in OST 10/2012, Sibylle Hahn: Sie mochte den Geruch der Werkstatt und liebt deswegen ihr Handwerk. Trockenes Leder jedoch ist beinahe geruchlos. Der bekannte Leimgeruch gibt es seit dem zweiten Weltkrieg, seit die PU-Kontaktklebstoffe aufkamen. Vorher (ca. 1920–1950) dominierte der Lösungsmittelgeruch des AgoKlebstoffes, der als unangenehm und penetrant beschrieben wird. Vor dem Ago roch es wahrscheinlich nach Pech, Hanf, gedämpften Leder und Schweiss. • Beispiele zu Presseberichten über das Schuhmacherhandwerk: Solothurner Zeitung Nr. 163 vom 18. Juli 1985: Schuhmacher Otto Häfeli; Siehe auch: Basler Herbstwarenmesse 24.10.–1.11.2015, Halle 2, «Seltenes und altes Handwerk».

20 Jahre Zunftpfleger-Team

Peter Witthauer

Der langjährige Statthalter Peter Witthauer hatte, nach seinem Rücktritt, seit 1988 das Amt als Zunftpfleger alleine ausgeübt. Peter verstand seine Aufgabe als Zunftpfleger vor allem als sozialer Betreuer alter und kranker Zunftbrüder. Peter ist im Jahr 1996 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben.

An der Vorstandssitzung, als die Vakanz im Zunftpfleger-Amt besprochen wurde, hatte der damalige Statthalter die Idee, die Verantwortung der Zunftpflege auf mehrere Schultern zu übertragen. Der vorgelegte Leitfaden wurde als Grobkonzept für richtig befunden. Der Statthalter wurde von Meister und Vorgesetzten beauftragt, das Ganze ideell, strukturell und personell weiter zu bearbeiten. Auf Grund des Leitfadens hat der Beauftragte damals ein erstes Grobkonzept mit dem Zunftbruder Kurt Goy besprochen und verfeinert. Später wurde Alt-Statthalter Guido Brianti zugezogen und ein erster, detaillierter Entwurf für ein Zunftpfleger-Reglement ausgearbeitet. Dieses Reglement wurde danach in einem erweiterten Team mit Statthalter Erich Hofmann,

Kurt Goy

Alt-Statthalter Guido Brianti, den Zunftbrüdern Kurt Goy, Hanspeter Kolb und Roby Würth ausführlich diskutiert. Statthalter Erich Hofmann und Zunftbruder Kurt Goy haben an der VorstandsSitzung vom 2. Dezember 1996 das Reglement präsentiert. Der Zunft-Vorstand hat mit bestem Dank an alle, die an der 17

Erarbeitung des Zunftpfleger-Reglements beteiligt waren, dieses einstimmig genehmigt und mit sofortiger Wirkung als verbindlich erklärt. Kurt Goy wurde die Verantwortung als Obmann des neu geschaffenen Zunftpfleger-Teams übertragen. Im Jahr 1999 wurde bestimmt, dass der ZP-Obmann unserer Zunft an den jährlichen Sitzungen des Begleitteams «Zunftbrüder in Not» teilnimmt. Das ZP-Reglement wurde auf Grund der vielfältigen Erfahrungen im Jahr 2000 im ZPT und im Vorstand diskutiert und überarbeitet.

Hiermit kann der 2. Dezember 1996 als offizielle Geburtsstunde des Zunftpfleger-Teams (ZPT) festgehalten werden. Das heisst, am kommenden 2. Dezember 2016 wird unser Zunftpfleger-Team zwanzig Jahre alt. Mit dem Eintritt von Ernst Kohler in das ZPT wurde auf dessen Anregung über Senioren-Anlässe diskutiert. Innerhalb des ZPT würden sich Ernst Kohler mit Unterstützung der Zunftpfleger Hanspeter Kolb und Ernst Engeli um die Organisation von Senioren-Anlässen kümmern. Vorgesehen sind Wanderungen,

Museumsbesuche, Betriebsbesichtigungen, Jass-Nachmittage etc. Der am 7. April 1997 vom ZP-Obmann Kurt Goy eingereichte Antrag wurde vom Zunftvorstand genehmigt. In der Vergangenheit sind für die Zunft-Senioren viele interessante und gut besuchte Anlässe organisiert worden. In der seit dem Jahr 2009 existierenden Broschüre «Unsere Zunft» ist u.a. das aktuelle «Reglement für das ZunftpflegerTeam» enthalten. Erich Hofmann

Eine Bahnhofsuhr als Geschenk wa. Das Zentrumsfest am 10. September im Alterszentrum Birsfelden, zu dem unsere Zunftbrüder jeweils sehr gerne ihre guten Dienste anbieten, hatte auch diesmal das Glück auf seiner Seite: Schönster Sonnenschein und sehr angenehme Temperaturen sorgten dafür, dass bereits am Morgen drinnen im Haus und im schönen Garten einiges los war. Fleissige Hände bauten eine Tombola auf, das Foyer wurde für den Auftritt des Musikkorps Birsfelden vorbereitet, es entstand eine Kaffeestube und im grossen Garten wurden die Tische für die vielen zu erwartenden Gäste hergerichtet. Auch dreizehn Zunftbrüder haben sich pünktlich eingefunden und warteten voller Tatendrang darauf, dass es losging. Bei einem Kaffee waren die einzelnen «Ressorts» der Helfer schnell verteilt, und so wartete man auf den Startschuss um 11 Uhr. Dieser erfolgte mit einem rassigen Konzert des Musikkorps Birsfelden, das mit schönen Melodien die vielen Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörigen und Gäste auf den Tag einstimmte. Was folgte, war dann ein veritabler Festakt für das Alterszentrum. Geschäftsleiter Roland Schmidt wurde immer wieder von Bewohnern auf die fehlende Uhr in der Eingangshalle des Zentrums angesprochen. Nun leben ja sowohl in Birsfelden selbst als auch im Zentrum viele 18

Ein Kaffee zur Stärkung vor dem Einsatz

Auftakt durch das Musikkorps Birsfelden

Leute, die in irgendeiner Form für die SBB gearbeitet haben. So war eigentlich klar, dass eine SBB-Uhr wünschenswert wäre. Nun liess sich dieser Plan aber nicht

ganz so einfach umsetzen: Nach vielen Telefonaten mit den SBB wurde klar, dass da noch einige Schwierigkeiten zu überwinden waren. Schliesslich konnte durch

Zentrumsleiter Roland Schmidt begrüsst

Grosser Auftritt von Andreas Meyer

Gespannte Zuhörerschaft beim Festakt im Foyer

Im grossen Garten war bereits einiges los

Im Zeichen der Uhr: Markus Jordi, Roland Schmidt und Andreas Meyer

One-man-Show mit Joschy

Entspannte Runde auf der Terrasse

Stefan Roos heizte wie immer tüchtig ein

19

Führungsleute des Zentrums der Kontakt zu Andreas Meyer, den CEO der SBB, hergestellt werden. Dieser ist in Birsfelden aufgewachsen, und so kam zusammen mit seinen Eltern bei einem Besuch im Zentrums-Restaurant das Thema zur Sprache und es wurde eine Lösung gefunden. Nun steht sie also, gross und leuchtend, in der Eingangshalle, sehr zur Freude der Bewohner. Andreas Meyer persönlich enthüllte zusammen mit Roland Schmidt das Schmuckstück und erzählte, wie das Ganze zustande kam. Als Einheimischer war er natürlich stolz, dem Zentrum dieses Geschenk überreichen zu können, und auch «sein» Personalchef Markus Jordi wusste dazu noch einiges zu berichten. Es ging nun bereits gegen Mittag, und bei vielen Bewohnern und Gästen meldete sich der Hunger. Die Grill- und Küchenmannschaft lieferte im Minutentakt allerlei Leckeres und im grossen Garten war Hochbetrieb. Dank des schönen Wetters kam schnell Sommerstimmung auf, auch der Getränkestand war sehr gefragt. Zu dieser Zeit sorgte auch Roschy, der «Mann am Klavier», für gute Laune. Bis in den Nachmittag hinein hielt der Verpflegungsbetrieb an, und als dann um 15 Uhr Stefan Roos, der Mann aus dem Bündnerland, mit seinen Volksliedern und Schlagern das Miktofon übernahm, da gabs kein Halten mehr! (Leider haben wir im letzten Jahr Stefan Roos und Joschy verwechselt, sorry, soll nicht wieder vorkommen.) Nun wurde mitgesungen und geschunkelt, was das Zeug hielt, aber so ist das nun mal an einem Zentrumsfest, wenn so viele fröhliche Leute zusammenkommen. Am frühen Abend war dann die Küche leer gegessen und das Fest neigte sich dem Ende zu. Auch dieses Mal hat es uns Zünftern sehr viel Spass gemacht, als Helfer zu einem schönen Tag beizutragen und wir kommen sehr gerne wieder!

Unser Zunftspiel hat einen neuen Leiter

Von Paul Zeier zu Tho

Heisser Job für die Grillmeister

Thomas Grieder und Paul Zeier

Paul für einmal ohne Trommel

Verdienter Snack: Stefan Roos

Nach getaner Arbeit

20

wa. Vor genau zehn Jahren haben wir im Rahmen unserer Interview-Reihe «Perseenlig» den Leiter des Zunftspiels, Paul Zeier, um einige Geschichten und Begebenheiten aus seinem Privatleben und dem Umfeld des Spiels gebeten. Herausgekommen sind sehr interessante Ansichten eines «angefressenen» Tambours und umsichtigen Leiters unseres Zunftspiels. Die Bezeichnung «Zunftspiel» war damals noch nicht aktuell: 1956 begleitete Paul quasi als «Einzelmaske» die Zunft einige Jahre lang als Tambour. Erst zu Beginn der 70er-Jahre konnte zusammen mit Hanspeter Stebler und Peter Kurz eine kleine Trommelgruppe gebildet werden, ein Vorläufer des Spiels. 1975 wurden unter Meister Paul Herberich die ersten sechs Pfeifer aufgenommen. So bildete sich in den folgenden Jahren ein «Zunftspiel», das den Namen verdiente. Bereits in den Anfangsjahren trat das Spiel in hellblauem, einheitlichem VKBAnzug auf. Im Lauf der Zeit kamen zum reinen VKB-Harst auch Zunftbrüder aus anderen Cliquen dazu. Wie in vielen andern Vereinen machten zeitweise auch die Überalterung etliche Probleme. Ein anderes Problem ist das riesige Freizeitangebot und die teils mangelnde Bereitschaft, sich zu engagieren.

bekommen

omas Grieder

Zur Zeit des Interviews, also 2006, waren 18 Pfeifer und 9 Tambouren im Spiel aktiv. Immer wieder mussten auch einige Abgänge ersetzt werden; auch Meister Stümpi Graf musste schweren Herzens aufgrund seines Amtes eine Pause einlegen. Paul, der damals seinen 70. Geburtstag feierte, machte vor zehn Jahren übrigens eine interessante Aussage: «Ich werde gelegentlich das Zepter in jüngere Hände legen» – ein Statement, das sich glücklicherweise für viele weitere Jahre nicht bewahrheitete! Thomas Grieder übernimmt eine tolle Truppe In diesem Herbst hat sich die Wachablösung ohne grosses Getöse, aber in würdigem Rahmen abgespielt. Bei einem gemütlichen Nachtessen im September bei Paul, zu dem auch die Partnerinnen eingeladen waren, wurde die Übergabe besiegelt und so beginnt nun eine neue Ära für unser Zunftspiel. Wir haben die beiden Zunftbrüder als Vertreter des Spiels zu einem kurzen Interview getroffen und möchten unserer Leserschaft weitergeben, was sie zu sagen hatten: Paul, seit unserem letzten Interview sind bereits wieder zehn Jahre vergangen und Du hast inzwischen den 80. gefeiert. War

es schwierig, für Dich einen Nachfolger zu finden? Nein, schwierig war es nicht besonders, auch wenn einige der möglichen Nachfolger nicht zur Verfügung standen, sei es aus beruflichen oder familiären Gründen oder weil sie bereits andere Funktionen hatten. Ich war immer überzeugt, Thomas macht das gut; er wird vornehmlich administrativ tätig sein und den Kontakt zum Vorstand pflegen.

Zunft hatte ich ebenfalls schon: mein Grossvater war Schuhmacher.

Hast Du spontan zugesagt, als Paul Dich darauf ansprach, oder brauchtest Du Bedenkzeit? Das war nicht besonders schwierig. Nachfolger von Paul zu werden ist eine reizvolle Aufgabe. Wir haben die gleiche Wellenlänge und ein gutes Verhältnis, und so musste ich nicht lange überlegen. Wir werden uns bemühen, die Qualität zu Ihr habt sicher schon einige Zeit einen halten. Nachfolger für Dich gesucht; wann wurde das konkret? Du übernimmst mit dem Spiel eine feste Das hat sich erst in der letzten Zeit so bekannte Grösse in unserer Zunft und im ergeben. Meine Aufgabe hat mir gefallen Basler Zunftwesen. Hast Du schon Ideen und ich sah bis jetzt keinen Grund aufzu- für eventuelle Änderungen oder wird das hören. Ich werde selbstverständlich auch nicht nötig sein? Es bestehen zurzeit keine besonderen in Zukunft mithelfen. Ideen oder Bedarf für Änderungen. Das Du wirst ja nun nach über 40 Jahren Spiel ist sehr gut aufgestellt und wir verZunftspiel die Trommel nicht weglegen. suchen auch immer, mit der Zeit zu geWirst Du weiterhin an den meisten Anläs- hen. sen der Zunft teilnehmen oder gehst Du es etwas ruhiger an? Eure Auftritte an unseren Anlässen werden Nein, ich werde auch weiterhin «dabei» immer sehr begeistert aufgenommen. Wird sein, übrigens auch an das Fasnacht. So sich unter Deiner Leitung am Stil dieser lang es Spass macht und die Gesundheit Auftritte etwas ändern? stimmt, bin ich dabei; Spass ist wichtig! Nein, dazu besteht kein Grund. Die Abläufe werden intern mit dem Spiel besproWieviele aktive Pfeifer und Tambouren chen; wichtig ist in diesem Zusammenwird Thomas für die kommenden Jahre hang auch die Zusammenarbeit mit dem übernehmen können? Wie steht es heute mit Ceremoniar. Und wir versuchen an den dem Nachwuchs? Zunftanlässen auch immer, auf spezielle Zurzeit besteht das Spiel aus 12 Tambou- Gäste einzugehen. ren und 18 Pfeifern. Nachwuchs gibt es immer wieder, auch wenn die heutigen Lieber Paul, lieber Thomas, besten Dank Freizeitmöglichkeiten enorm sind. Zu be- für Eure Bereitschaft, diese kleine Fragerücksichtigen ist natürlich auch, ob einer runde mitzumachen. Diese Stabübergabe Basler Bürger ist oder nicht. ist natürlich auch für den «Pfriem» ein Anliegen, Paul Zeier für sein jahrzehnteThomas, Du bist 1996 in unsere Zunft auf- langes Wirken zum Wohl des Zunftspiels genommen worden. Hast Du gleich beim herzlich zu danken und ihm einen stressSpiel mitgemacht oder war das sogar der freien «Ruhestand» zu wünschen. ThoGrund für Deinen Beitritt? mas Grieder wünschen wir dieselbe AusIch war von Anfang an beim Spiel dabei; dauer, ein glückliches Händchen im vor meiner Aufnahme als Gast. Meine neuen Job und die gleiche Freude, mit der Zunftgöttis waren Hanspi Stebler und Paul «sein» Spiel begleitet hat. Paul Zeier, was mir natürlich einen guten Start ermöglichte. Eine Verbindung zur Herzlichen Dank! 21

Dies ... und das ... Fritz Egger ist gestorben Der hochgeachtete und sehr geschätzte Altmeister unserer Schwesterzunft zu Gerbern ist am vergangenen 13. September kurz vor seinem 85. Geburtstag nach schwerer Krankheit verschieden. Fritz war von 1977 bis 1995 Meister der E. Zunft zu Gerbern und hielt in all den Jahren engen Kontakt zur Schuhmachern-Zunft. Auch danach war er durch viele Kontakte mit unserer Zunft verbunden. In späteren Jahren amtete er auch als Zunftpfleger. Eine der bleibenden Erinnerungen an ihn ist sicher die Organisation der 750-Jahr-Feier der Gerbern-Zunft mit der Herausgabe eines Jubiläumsbuchs. Die Schuhmachern-Zunft wird Fritz Egger in ehrender und freundschaftlicher Erinnerung behalten.

Alters aktiv bei den Zunftpflegern mitmacht und auch an unseren Anlässen anzutreffen ist, lässt Erwins Gesundheit leider seit längerem ein Mitmachen am Zunftgeschehen nicht mehr zu. Er interessiert sich aber immer noch sehr, was in der Zunft läuft. Beiden baldigen Jubilaren kann man nur wünschen, dass sie den Weg bis ins Hundertste auch noch schaffen werden!

Zwei neunzigjährige Zunftbrüder Unsre beiden derzeit ältesten Zunftbrüder, Ernst Kohler und Erwin Züst, dürfen im nächsten Frühjahr kurz nacheinander ihren 90. Geburtstag feiern. Während Ernst trotz des hohen

Monatshocks 2017 im Rheinfelderhof 2017 fallen einige erste Montage im Monat ungünstig, deshalb sind die folgenden Streichungen bzw. Anpassungen nötig geworden: Januar: entfällt (Neujahr) März: entfällt (Fasnacht 6.3.) Mai: auf 8. Mai verschoben (1. Mai) Juni: entfällt (Pfingsten) Hocks finden statt am: 6.2., 3.4, 8.5., 3.7., 7.8., 4.9., 2.10., 6.11. und 4.12.

Unsere «Oldtimer-Piloten» waren wieder unterwegs Bereits zum 26. Mal wurde in diesem Jahr die Oldtimerfahrt «Raid Suisse–Paris» durchgeführt. Die bewährte Crew mit Pilot Lukas Huber, Copilot Stefan Meier und Verpflegungsmeister Daniel Huber sattelte auch bei dieser Austragung Mitte August

wieder den schon legendären «Döschwo» und machte sich mit vielen anderen auf in Richtung französische Hauptstadt. Hier ein paar Momentaufnahmen von der Reise, bei der es um Wichtigeres geht als ums Tempo.

22

Die nächsten Veranstaltungen Samstag, 17. Dezember Weihnachtsfeier der über 75-Jährigen Dienstag, 3. Januar 2017 Neujahrsapéro auf der Zunftstube Mittwoch, 29. März Stubenhock und Offenlegung der Jahresrechnung Dienstag, 4. April Zunftsenioren: Besuch der Sternwarte St. Margarethen Samstag, 13. Mai Zunftanlass in Basel

* * * Monatshocks Rheinfelderhof: 6. Februar, 3. April, 8. Mai, 3. Juli 2017

Hochgeachteter Herr Meister, lieber Stümpi I de Ferie bin i no, ha de Pfriem grad übercho und mis Buech uf d’Siite gleit: Besser isch de Pfriem, bim Eid, mit der Reed vom Meischter Graf, weder z fräch, doch au nüd z brav, i Poesie, i wundervoller! Es isch toll, wird immer toller, wänn’s sogar uf Änglisch dichtet, sich de Schpott uf Züri richtet, s Online-Läbe wiird besunge: Das isch uusgezeichnet glunge, wie me halt de Stümpi kännt. Vile Dank und Komplimänt. Ha mich beschtens underhalte! Lukas Briner, Meischter, alte.

Unsere Jubilare 2017 14. Januar

88 Jahre

Fred Streib-Feurer

20. Januar

88 Jahre

Paul Altenbach-Uhde

21. Januar

50 Jahre

Thomas Stebler

27. Januar

90 Jahre

Ernst Kohler-Born

9. Februar

86 Jahre

Karl Reinschmidt-Derjeu

10. Februar

75 Jahre

Robert Ehret-von Felten

28. März

90 Jahre

Erwin Züst-Stähli

17. April

60 Jahre

Martin Ricklin-Accetti

18. April

75 Jahre

Walter Lederer-Roniger

19. April

60 Jahre

Frank Nyfeler-Braendle

Wir wünschen unseren Jubilaren vor allem gute Gesundheit und gratulieren herzlich!

Reaktionen und Leserbriefe zu Themen unseres Zunft-Bulletins sind erwünscht und stets willkommen! Wer sich für ein «Pfriem»-Exemplar interessiert, kann sich ein solches gratis abholen bei: Patrick Winkler, Ortho-Schuhtechnik, Hammerstrasse 14, Basel (beim Wettsteinplatz) Dieses Angebot gilt für jedermann, ob zünftig oder nicht!

23

Infos ☞ aus dem Vorstand

Zunftrodel Ausgabe 2017 Im nächsten Jahr soll der «Zunftrodel» in einer Neuauflage erscheinen. Um zu diesem Zwecke alle Daten auf den aktuellen Stand zu bringen, erhalten alle Zunftmitglieder demnächst einen Datenbogen mit der Bitte um Kontrolle und bei Bedarf um Rücksendung der korrigierten Bögen. Ebenso nimmt der Schreiber gerne frische Porträtaufnahmen – am liebsten als Datendatei – entgegen, da teilweise die Fotos bereits etwas veraltet sind. Somit steht einer neuen Ausgabe des «Rodels» nichts mehr im Wege. Mit zünftigen Grüssen, der Zunftschreiber

Weihnachten kommt bestimmt! Ebenso sicher kommen Gelegenheiten, bei denen man froh ist um ein originelles Mitbringsel zum Schenken. Unser Bierglas mit aufgedrucktem Zunftemblem ist ein solches Geschenk, das im Kreise der Bier trinkenden Bekannt- und Verwandtschaft bestimmt gut ankommt. Unser Seckelmeister bietet den Sechserkarton zum Preise von CHF 30.–, das einzelne Glas für CHF 6.– zum Kauf an. Interessierte nehmen am einfachsten mit Lukas Huber über E-Mail seckelmeister@zunftzuschuhmachern Kontakt auf.

I M P R E S S U M

Zunftdatenkalender 2017

«Der Pfriem», Mitteilungsblatt

03.01.2017

Mo

18.00

Neujahrsapéro auf der Zunftstube

E.E. Zunft zu Schuhmachern Basel

29.03.

Mi

19.00

Stubenhock und Offenlegung Jahresrechnung

04.04

Di

19.30

Zunftsenioren: Besuch Sternwarte St. Margarethen

Neuweilerstrasse 29, 4054 Basel

13.05.

Sa

Zunftanlass in Basel

[email protected]

10./11.06.

Sa/So

Jubiläum Paraplegiologie

Leserbriefe bitte an: Heinrich Winkler,

13.07.

So

Zunftsenioren: Wanderung durch den Birsigtunnel

27.08.

So

03.09.

So

Zunftsenioren: Ausflug mit dem «Kanderli»

September

Sa

Mithilfe bei der Jungbürgerfeier

September

Sa

Sozialeinsatz Wiesendamm oder Birsfelden

19.09.

Di

Herbst

Sa

16.11.

Do

19.00

Stubenhock auf der Zunftstube

16.12.

Sa

12.00

Weihnachtsfeier der über 75-Jährigen

03.01.2018

Mi

18.00

Neujahrsapéro auf der Zunftstube

27. Jahrgang, Nr. 84, Dezember 2016 Erscheint 3–4mal jährlich Beiträge bitte an: Walter Ammann

Hammerstrasse 14, 4058 Basel [email protected] Produktion: Birkhäuser+GBC AG, 4153 Reinach Beiträge bitte möglichst per E-mail in Word oder Excel! Redaktionsschluss Nr. 1/2017: Anfang März 2017 Die Verfasser der einzelnen Beiträge äussern ihre persönliche Meinung zum jeweiligen Thema. Die Redaktion

24

11.00

19.00

Familienbrunch auf der Kraftwerkinsel Birsfelden

Stubenhock / Stamm Zunftsenioren: Besichtigung Roche-Turm

• Monatshocks im Rest. Rheinfelderhof: 6. Februar, 4. April, 8. Mai, 3. Juli, 7. August, 4. September, 2. Oktober, 6. November, 4. Dezember