Gabrielle Chanel: Moderne Couture mit Chic und Stil

Gabrielle Chanel: Moderne Couture mit Chic und Stil. Cordula Ladreiter Henri Cartier-Bresson, Coco Chanel, 1964. In: Philippe Arbaziar, Wer sind Sie,...
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Gabrielle Chanel: Moderne Couture mit Chic und Stil. Cordula Ladreiter

Henri Cartier-Bresson, Coco Chanel, 1964. In: Philippe Arbaziar, Wer sind Sie, Henri Cartier-Bresson?; Schirmer/Mosel 2003 S. 157, Abb. 192. Online im Internet: URL: http://prometheus.uni-koeln.de/pandora/image/show/bochum_kgi65642950a9434173e4f061e609539424657c4341 [Stand 05 07 12]

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Inhaltsverzeichnis 0.Einleitung..................................................................................................................... 3

1. Die Geschichte einer Emanzipation.......................................................................... 3 1.1 Roaring twenties in Paris ........................................................................................... 3 1.2 Das Reformkleid, ein kurzlebiges Phänomen von 1810-1910 .................................... 4 1.3 Couture  wird  „endlich“  bequem .................................................................................. 6 1.4 Frauen als erfolgreiche Modeschöpferinnen……………………………………………...6

2.Chanel: Eine selbstbewusste, moderne Frau ihrer Zeit ........................................... 7 2.1 Biographische Notizen ............................................................................................... 7 2.2 Mode für die neue Frau. „Self- made- woman“ .................................................................... 8 2.3 Lifestyle ...................................................................................................................... 9 2.4 Herrenmode für Damen ............................................................................................. 9 2.5 „Das kleine Schwarze“. Ein Markenzeichen................................................................ …………9 2.6 Das Chanel Kostüm ................................................................................................. 10 2.7 Accessoires: Parfum, Modeschmuck ....................................................................... 10

3. Konkurrenz der Zeit, High Society .......................................................................... 11 3.1 Madeleine Vionnet, die Innovative ........................................................................... 11 3.2 Jean Patou, der Purist .............................................................................................. 11 3.3 Elsa Schiaparelli, die Künstlerin ............................................................................... 12

4. Resümee und Ausblick ……………………………………………………………………13 5. Literaturverzeichnis ................................................................................................. 15 6. Abbildungsverzeichnis im Anhang

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Gabrielle Chanel: Eine moderne Frau trägt und entwirft schlichte, zeitgemäße Couture mit Chic und Stil 0.Einleitung Coco Chanel- Wer kennt sie nicht? Eine Biographie wie aus dem Märchen. Eine starke Frau mit Disziplin und Willen zum Erfolg stilisiert sich zum Superstar bis in unsere Zeit. In jeder gehobenen Einkaufsstraße ist eine Chanel Boutique zu finden. Berühmte Gesichter wie Nicole Kidman, Claudia Schiffer oder Jungstar Keira Kneigthley aber auch Audrey Tautou zieren bereitwillig Plakate, Posters oder andere Merchandising- Produkte aus dem Hause Chanel. Zahlreiche Biographien und Filme erzählen den Mythos Chanel wie zum Beispiel die französische Produktion „Coco avant Chanel“ (zu Deutsch Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft) oder im Film Coco Chanel & Igor Stravinsky. Jeder der genannten Spielfilme konzentriert sich auf einen anderen Lebensabschnitt der Modeikone Coco Chanel. Ziel meiner Arbeit ist es, das facettenreiche Leben sowie Schaffen einer Ikone kritisch darzustellen.

1. Die Geschichte einer Emanzipation 1.1 Roaring twenties in Paris (1920 bis 1929) Die goldenen Zwanziger: „Das [sind] Charleston, Jazz, Josephine Baker, Bubikopf, freche rote Lippen, Zigaretten, kurze Röcke, freie Liebe [und] Geburtenkontrolle“1, das sind einige der nostalgischen Erinnerungen an die erste Jugendkultur einer vergangenen Ära. Es ist eine unsichere Zeit, gezeichnet vom Ende des ersten Weltkriegs und von „wirtschaftlicher   Depression,   Inflation,   Arbeitslosigkeit,   Armut,   Hungersnot,   politischen   Unruhen   und   Einwanderung“2 geplagt. Gleichzeitig steigt in der Bevölkerung der Verliererstaaten die Massenarbeitslosigkeit, womit es zum Aufkeimen eines latenten Antisemitismus kommt, dem Nährboden des zweiten Weltkriegs. Der Glauben an eine bessere Zukunft wird durch technische Erfindungen wie dem Auto, dem Telefon, dem Grammophon gestärkt. Zu den kleinen alltäglichen Freuden der Menschen zählen der Zirkus, die Operette, das Chanson, die Straßencafés sowie das bunte kulturelle und 1

Charlotte Seeling, MODE. Das Jahrhundert der Designer. 1900-1999, Köln11999, S. 85. 74% der Pariser Bevölkerung sind zwischen 1921 und 1931 ImmigrantenInnen aus Österreich, Italien, Polen , Ungarn und Deutschland, die in Minen, Fabriken, Werkstätten oder auf Bauernhöfen Arbeit finden. 2

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intellektuelle Leben in der französischen Metropole. Größen unterschiedlichster Kunstsparten aus allen Ländern, wie Sergej Diaghilew mit seinem berühmten russischen Ballets Russes, die französischen Surrealisten rund um Breton, einige Dadaisten und eine Vertreterin der russischen Avantgarde Natalja Gontscharowa, finden in Paris einen Ort der Zuflucht und Heimat. Während ihrer Zeit im französischen Exil entwickelt Natalja Gontscharowa ein neues Bekleidungskonzept [Abb.1]. Die Ära der Stummfilme geht dem Ende zu und der Tonfilm gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch in der Fotografie sind Veränderungen dokumentiert. Es werden neue Blicke und Motive sowie ungewöhnliche Sujets gewählt. Auch emanzipatorisch verändert sich viel in dieser Zeit. Seit dem ersten Weltkrieg bekleiden Frauen erstmals „Männerberufe“. Die Frauen befreien sich von den traditionellen sozialen Zwängen. Sie werden selbstbewusster, unabhängiger und treiben auch erstmals Sport. Der erste Schritt in Richtung Bewegungsfreiheit ist die Befreiung von der kiloschweren Kleidung. Allmählich wird der Bruch mit dem betont weiblichen Schönheitsideal vollzogen, und ein neuer androgyner, elastischen Mieder tragender Frauentyp ist geboren. Genannt wird die moderne Dame „La Garçonne“3, die ein knabenhafter, tanzender, männerverschlingender, rauchender Vamp ist, der traditionelle Konventionen strikt ablehnt. Diese anti-traditionalistische Einstellung spiegelt sich auch in der Bekleidung wieder. Nachts ist die Mode der „Garçonne“ zum Tanzen bestimmt. Sie

trägt

gerade

Kleider,

lange

Perlenketten,

einen

Pelz,

üppige

Boas,

Straußenfederfächer und Tanzschuhe mit halbhohen Absätzen. Tagsüber bevorzugt sie sportliche, knieumspielende Röcke kombiniert zu Sweaters oder trägt feminine „Hemdenblusenkleider“. Den krönenden Abschluss jedes Outfits ist ein weicher, breitkrempiger Filzhut am Jungmädchenkopf. 1.2 Das Reformkleider - Ein kurzlebiges Phänomen von 1810-1910 Ein wichtiger Schritt für die Befreiung aus dem Korsett ist das Aufkommen einer revolutionären Lebensart um 1900, die von Themen   wie   „Nacktkultur, Vegetarismus, Naturheilkunde,

Antialkoholismus,

Wohnungsreform,

3

Bodenreform,

Körperpflege,

Die Bezeichnung „La Garçonne“ ist dem skandalösen, als pornographisch verrufenen Roman „ La Garçonne“  von Victor Marguerites (1922) entlehnt. Vgl. Vincent Bouvet, Mode (2009), in: V.B., Paris 19191939. Kunst, Leben & Kultur Malerei, Architektur, Design, Mode, Musik, Tanz, Literatur, Fotografie, Film, Reklame, Wien 2009, S. 160.

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Gymnastik  und  Sport“4 geprägt sind und für eine gesündere Lebensweise stehen. Ziel der Bewegung ist es, den voranschreitenden Verfall des Kulturmenschen zu stoppen. Gründe für das Umdenken sind die Industrialisierung, die Arbeitsteilung, die Technisierung und das Wachstum der Städte. Folglich kommt es zu einem neu gewonnen Körperbewusstsein, das ein Bedürfnis nach bequemer Kleidung für Frauen entstehen lässt. So ist das Reformkleid für die Dame geboren. Mit dieser Art von Bekleidung, dem Reformkleid verbindet man funktionelle und „gesundheitsfreundliche“ Damenmode.5 Neben Amelia Jenks Blommer6, die mit dem Bloomerkostüm7 [Abb.2] in der Zeitschrift „The Lily“ 1851 für Aufsehen sorgt, kämpft die „Rational Dress Society“ und das Kaufhaus Liberty & Co, das in London in Eigenproduktion Reformkleider herstellt, für das Recht der Frau auf „gesundheitsfreundliche“ Bekleidung. Dieses Aufbegehren8 gegen das französische Modediktat [Abb.3] ist einerseits ein Zeichen für das neu gewonnene Selbstbewusstsein der Frauen, anderseits die Voraussetzung für den um 1920 aufkommenden Freizeitsport. Künstler wie Henry van der Velde, Jane Morris oder Hugo Höppner sind Anhänger von Karl Wilhelm Diefenbachs Reformideen. Ganz im Sinn Diefenbachs entwirft Hugo Höppner Berufskleider für Frauen. So zum Beispiel die sogenannte

Scheuertracht

Vorreformkleidern

zählen.

oder

die

Berg-

Wesentliches

und

Merkmal

Wandertracht, der

die

zu

den

Reformkleider

ist

die

Gewichtsverlagerung von den Hüftknochen auf die Schultern und der lose Schnitt mit reichem Faltenwurf in gedämpfter Farbigkeit .9 Im Gedankengut des Reformkleides wurzelt das Künstlerkleid [Abb.4] des Wiener Jugendstils. Anstelle von Schneidern fertigen es Künstler an, die die Bedürfnisse der Frau in dem Entstehungsprozess des Kleides bewusst berücksichtigen. Jedes entstandene Kleidungsstück ist ein Unikat, das zu hohen Preisen verkauft wird. Auch Paul Poiret, ein französischer Designer, auf den ich an anderer Stelle noch eingehen werde, ist der Wiener Werkstätte freundschaftlich verbunden.

4

Anna-Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid. Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S. 34. 5 Vgl. Alexander Palmer, Das Reformkleid, in: Mode!. das 20. Jahrhundert, hrsg. v. Gerda Buxbaum, München 1999, S.16-17. 6 Sie ist eine amerikanische Frauenrechtlerin des19. Jahrhunderts. 7 Das Blommerkostüm ist ein Hosenkleid, das die Frau ohne Verwendung eines Korsetts trägt. 8 Vgl. Anna-Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid. Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S. 27-32. 9 Vgl. Alexander Palmer, Das Reformkleid, in: Mode!. das 20. Jahrhundert, hrsg. v. Gerda Buxbaum, München 1999, S.16-17.

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1.3 Couture wird „endlich“  bequem Seit dem 14. Jahrhundert wird der Körper einer Dame in zwei Teile geteilt. Das Ideal der Zeit ist „die kindliche Frau“10. Diese Frau ist pompös behütet, in ein Korsett eingeschnürt und mit überladenen Rüschenkaskaden „behübscht“ um in der Männerwelt aufzufallen. Paul Poiret befreit als erster Couturier11 die Frau aus dem Korsett und greift auf das schlichte, duftige Chemisenkleid des Empire-Stils [Abb. 5] zurück. Dieses „Revivalkleid“ [Abb. 6] hat einen veränderten Ausschnitt in zurückhaltender U- Form und ist in strahlendem Rot, in Königsblau, Gelb, Grün oder Vermillon gehalten. Gedachte Zielgruppe der luxuriösen Modelle ist die Pariser High Society. Alle seine Kleider schneidert Poiret seinem bevorzugten Model, seiner Gattin und grazilen Muse Denise, auf den Leib. Schon vor Chanel schätzt Poiret den androgynen Frauenkörper sowie die Kurzhaarfrisur. Poiret ist es auch, der 1911 mit „Rosine“ das erste Flakon mischt und 1905   „La   Vague“12 eine elegante bequeme Haremshose für Damen einführt. Hierfür dienen als Inspirationsquelle zweifelsohne die farbenprächtigen Kostüme des Balletts Russes, deren Aufführungen für ihren Orientalismus und ihre Opulenz bekannt sind. 1.4 Frauen als erfolgreiche Modeschöpferinnen Um 1900 versuchen sich Frauen erstmals als Modeschöpferinnen von Damenkleidung und überwinden so die Position der Schneiderin.13 Mitte des 19. Jahrhunderts kommen die Konfektionsgrößen auf. Kleidung wird zum ersten Mal in Massenanfertigung hergestellt und in Kaufhäusern verkauft.14 Jetzt haben alle Käuferinnen erstmals die gleiche Silhouette. Die neu aufgekommenen Modemagazine wie Harper`s Bazaar oder Vogue verbreiten die aktuellen Modetrends der 20er Jahre. Die erste erfolgreiche Couturière Jeanne Paquin (1896-1936) ist Vorsitzende der Modeabteilung der Pariser Weltausstellung um 1900. Sie ist die erste Modedesignerin wie auch Erfinderin des modernen, bequemen und funktionalen Kleides des frühen 20. Jahrhunderts. Wie Gabrielle Chanel verkörpert sie auch ihren Stil und stilisiert sich zum Modesymbol.

10

Gertrud Lehnert, Frauen machen Mode. Berühmte Modeschöpferinnen von Coco Chanel bis Vivienne Westwood, München 2000, S.67. 11 Im Gegensatz zu Gabrielle Chanel sieht er sich als Künstler. Seine Person ist wie seine Kleider schillernd und exzentrisch. 12 Gundula Wolter, Paul Poiret, in: Mode!. das 20. Jahrhundert, hrsg. v. Gerda Buxbaum, München 1999, S. 21. 13 Vgl. Gertrud Lehnert, Frauen machen Mode. Berühmte Modeschöpferinnen von Coco Chanel bis Vivienne Westwood, München 2000, S.67. 14 Um 1920 fertigen 1.200 Arbeiterinnen 2.500 Kleider in den Galerien Lafayette pro Tag an.

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2. Chanel: Eine selbstbewusste, moderne Frau ihrer Zeit 2.1 Biographische Notizen Trotz ihrer Verschleierungstaktik und einer intensiven Mythenbildung wissen Historiker über das Leben Gabrielle Chanels (1883-1971) sehr gut Bescheid. Gemeinsam mit ihrer Schwester wächst sie in einer ärmlichen Klosterschule auf Kosten der Fürsorge auf. Ihre Mutter ist früh verstorben, ihr Vater ist ein Hausierer. Mit achtzehn Jahren verlässt Chanel das Kloster. Tagsüber verdient sie ihren Lebensunterhalt als Verkäuferin in einem Schneideratelier, nachts in Konzertcáfes als Interpretin von Schlagern wie   „Ko-Ko-Ri-Ko“   oder „Qui   qu´a   vu   Coco“. Die exzentrische, spitzzüngige und burschikos15 wirkende Dame hat zahlreiche wohlhabende Liebschaften, unter anderem auch mit dem Regimentsoffizier Étienne de Balsan. Als Balsans Geliebte findet sie Zugang zur Upper Class, von der sie sich durch ihren schlichten Kleidungsstil modisch abhebt und dafür Bewunderung erntet. 1908/1909 eröffnet sie ein Hutatelier mit selbst entworfenen Hutkreationen in Etienne Balsans Junggesellenwohnung. 1910 folgt das erste Geschäft in der Rue Cambon 2116 und 1913 ihre erste Modeboutique im Badeort Deauville. 1916 etabliert sie Jersey, ein Material, das bis dato als unedel in der Modewelt angesehen wird. Der Erfolg ist riesig. 1920 komponiert sie das erste synthetische Flakon Chanel No. 5; 1926 kreiert sie „das kleine Schwarze“. „Chanel  ist  wie  eine  ewige  Bombe.  Wir  alle  können  sie  nie  entschärfen.“ 17 In den 50er Jahren greifen Christian Dior und andere Designer mit dem „New Look“ auf das Weiblichkeitsbild des 19. Jahrhunderts zurück. Mit Christian Diors „Ligne Corolle“18 [Abb.7] unterstreicht er im Gegensatz zur gängigen Kriegsuniform die weiblichen Rundungen der Trägerin. Diese Art von Mode stützt sich auf die Belle Époque, eine Zeit voller Luxus, Tradition und Sicherheit. Erbost und erzürnt über Diors Rückgriff und Rückschritt kehrt Chanel 1950 kampfbereit aus dem Schweizer Exil zurück. Sie schafft das Comeback ihrer legeren Mode mit Unterstützung aus den USA und der Modedesignerin Madame Grés19 und bootet zeitgleich moderne Designer wie Madeleine 15

Chanel entspricht ganz und gar nicht dem Schönheitsideal der Belle Époque. Vgl. Rudolf Kinzel, Die Modemacher. Die Geschichte der Haute Couture, Wien 1990, S. 131. 16 Bis heute ist diese Straße die Adresse für das Haus Chanel. Vgl. Gertrud Lehnert, Coco Chanel - Die Self- made- woman, in: Engel und Sünderinnen. Idole der 50er Jahre. Maria Callas, Hildegard Knef, Françoise Sagan, hrsg. v. Brigitte Ebersbach, Berlin 2006, S. 112. 17 Caroline Rennolds Milbank, Couture. Glanz und Geschichte der großen Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997, S.134. 18 Auf Deutsch übersetzt bedeutet der Begriff „Ligne Corolle“  Blütenkelchlinie. 19 Sie ist die Mutter des klassisch drapierten Jerseykleides.

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Vionnet20 oder Jean Patou21 aus. Jean Patou entwirft zeitgleich mit Chanel sportliche Kleidung für die moderne Dame. Sie stilisiert sich mit Hilfe von PR- und Marketingmethoden zur unsterblichen Stilikone. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1971 arbeitet sie unaufhörlich in dem einmal gefundenen Stil der schlichten Linie. 2.2 Mode für die neue Frau. „Self- made- woman“ Mit Sinn und Gespür für das Geschäft greift Gabrielle Chanel die Veränderungen ihrer Zeit auf und modernisiert den Allgemeingeschmack. Chanel, eine praktische veranlagte Autodidaktikerin, sieht sich selbst als Visionärin und Handwerkerin , die die Bedürfnisse und Wünsche der modernen Frau in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. Chanel vertritt einen gesunden Lebensstil, verkörpert den „Garçonne-Look“22 [Abb.8], liebt den Purismus und die Authentizität ihres Modestils. Ihre moderne, gehobene, sachliche und natürliche Alltagsmode mit klarem Schnitt - dem   „poor   look“-, eine Art Uniform ohne Anklang von Nostalgie, ist ein   Potpourri,   das   englische   Männerkleidung   „mit   einfachen,   tragbaren,  sportlichen  und  legeren  Elementen“23 verknüpft. Mariano Fortuny entwirft Kleider aus fein plissierten Stoffen [Abb.9], zu denen das 1907 entstandene Delphoskleid mit Fledermausärmelchen mit Spitzeneinfassung sowie plissierte Seidenhosen oder Jacken nach chinesischen Vorbild24 zählen. Experimente mit Materialien sind auch Chanel nicht fremd. So finden sich Gegenüberstellungen von einfarbigen und gemusterten Jerseystoffen oder Kombinationen von Tweed und Seide mit Wollmustern. Widersprüche wie feminin und maskulin, Luxus und Einfachheit, Dominanz und Unterwerfung verschmelzen in ihren Kleidern zu einer Einheit. Ihre Kleidung, die sie am Mannequin produziert, ist schlicht und besticht mit hoher Qualität von Schnitt und Stoff. Sie reduziert ihre Farbpalette gänzlich auf Schwarz, Weiß, Beige und frischt ihre Kreationen gelegentlich mit einem Rottupfer auf. Im Gegensatz zu Schiaparellis schockierenden Entwürfen oder Poirets opulenten orientalistischen Skizzen ist Chanels Mode konservativ. Chanel lässt nie die Zügel aus der Hand und sieht Mode primär im Dienst der Trägerin. Sie schafft etwas Zeitloses, einen einzigartigen Stil - wie es immer ihr Wunsch war 20

Sie ist die Erfinderin des raffinierten Schnitts. Sie ist die Wegbereiterin der langen Silhouette. 22 Chanel beauftragt Hermine Cadolle einen elastischen Schlauch , einen „scandale“  zu  entwerfen. Dieses dehnbare Band trägt die Frau um das Dekolleté zu kaschieren. 1923 kommt die  Bezeichnung  „soutiengorge“ für den Büstenhalter auf. 23 Gerda Buxbaum, Einleitung, in: Mode!. das 20. Jahrhundert hrsg. v. Buxbaum Gerda, München 1999, S.8. 24 Caroline Rennolds Milbank, Couture. Glanz und Geschichte der großen Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997, S.95-97. 21

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2.3 Lifestyle Chanels wahre Erfindung ist die des Lifestyles. Sie ist eine „Self- made- woman“, hat zahlreiche Affären, heiratet nie, bleibt kinderlos und definiert die Arbeit als ihren Lebensmittelpunkt. Von Anfang an hat sie nur ein Ziel vor Augen: den sozialen Aufstieg. Sie lebt gesund, betreibt Sport, hat einen braunen Teint und trägt anstelle eines Hutes eine Kurzhaarfrisur. 2.4 Herrenmode für Damen 1914/1915 macht sie „Sweater,  Matrosenjacken,  wadenlange  Faltenröcke,  gerade  Kittelund   Hemdblusenkleider   aus   billiger   Baumwollwirkware“ 25, Rollkragenpullover und gegürtelte Jacken in der Pariser Gesellschaft salonfähig [Abb.10]. Chanels Tuniken aus Jersey sowie ihre Flanellblazer oder die Sommerkleider aus Taschentuchleinen vermitteln  den  Damen  der  „High  Society“  das  Gefühl  von  Jugend.  Die Modelle entstehen ganz nach Mademoiselles Vorstellung direkt an den Mannequins. Ihre Vision ist es, einen Stil und nicht eine Modeströmung zu schaffen und die Modewelt scheinbar zu demokratisieren. Durch die unprätentiösen Schnitte kann jede Frau die Kostüme kopieren. 1926-1931: Die Tradition der englischen Schneiderkunst kennt sie aus dem Kleiderschrank ihres Liebhabers, des Herzogs von Westminster. Sie trägt Hosen und Tweedjacken

ihres

Geliebten

und

macht

damit

Hosenanzüge

für

Frauen

gesellschaftsfähig. Durch Filmstars der 30er Jahre wie Marlene Dietrich [Abb.11], Greta Gabor oder Katharina Hepburn etabliert sich der Hosenanzug als komfortables Kleidungsstück in der Damenwelt. Anpassungen der Hose an den Frauenkörper müssen vorgenommen werden. 2.5 „Das  kleine  Schwarze“. Ein Markenzeichen 1926 veröffentlicht die amerikanische Vogue in ihrer Mai- Ausgabe die erste Modezeichnung „des kleinen Schwarzen“. Es handelt sich dabei um ein schlichtes Etuikleid, das bereits um 1918-1920 aufgekommen ist26. Die Autoren des zur Skizze gehörenden Artikels bezeichnen es   als   „Uniform für alle Frauen   mit   Geschmack“27

25

Gerda Buxbaum, Coco Chanel, in: Mode!. das 20. Jahrhundert hrsg. v. Buxbaum Gerda, München 1999, S. 27. 26 Vgl. Amy Holman Edelman, Das kleine Schwarze, München 2001, S.34. 27 Amy Holman Edelman, Das kleine Schwarze, München 2001, S.13.

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beziehungsweise  als  „Ford“28 [Abb.12] der Modegeschichte. Die Eltern des Kleides sind Coco Chanel und Jean Patou. Ein Kleid aus Seidenstoffen mit Tüll, Stickereien oder Spitze verziert, das zu jedem Anlass mit einer Jacke getragen werden kann, und nie den Anschein  von  „overdressed“  hervorruft. Seit dem 15. Jahrhundert tragen Frauen schwarze Kleidung als Zeichen der Trauer um ihren Gatten, um möglichst unauffällig zu wirken oder aber um sexuelle Erfahrenheit auszudrücken. Bis 1926 wird das Kleidungsstück noch mit Trauer assoziiert. Schnell entwickelt es sich jedoch zum Synonym für Reife, Sex, Erfahrung und Distanz. 2.6 Das Chanel Kostüm Um 1939 entsteht das Chanel Kostüm [Abb.13], das in den 50er Jahren zu einem Gattungsbegriff lanciert. Das Tweedkostüm besteht aus einem knielangen Gehrock mit zwei applizierten praktischen Taschen kombiniert, sowie mit einer geraden Jacke und Bordüren an den Jacken- und Ärmelkanten.29 Bevorzugte Farbtöne für die Kostüme sind Schwarz und Marineblau. 2.7 Accessoires: Parfum, Modeschmuck 1924 entwirft Coco Chanel ausladenden Modeschmuck aus Gelbgold, Barockperlen, rohen Steinen oder Straß30, der für jede Frau erschwinglich ist und zu ihren strengen schlichten Kombinationen getragen wird. Das Spiel mit dem Luxus, der reine ästhetische Effekt ist neu nicht der Modeschmuck an sich. Die Kombination birgt fast einen Hauch von Selbstironie. Zu großer Beliebtheit bringen es die Zigeunerketten ebenso wie die Barockperlenketten mit Pâte-de-Verre Kreuz und die überlangen mit Perlen durchsetzten Glassteinketten. Nachdem sie den gebräunten Teint populär gemacht hat, bringt sie 1928 eine Art Sonnenöl31 heraus. 1957 wird die typische Chanel Schultertasche aus gestepptem Leder geboren [Abb.14 und Abb.15].

28

Amy Holman Edelman, Das kleine Schwarze, München 2001, S.34. Caroline Rennolds Milbank, Couture. Glanz und Geschichte der großen Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997, S.120. 30 Vgl. Caroline Rennolds Milbank, Couture. Glanz und Geschichte der großen Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997, S.131. 31 Das erste Sonnenöl wird 1924 heraus gebracht. 29

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Chanel unterstützt die Pariser Kunstszene sowohl finanziell als auch durch ihre Mitarbeit. 1923 entwirft sie schlichte Kostüme für die Antigone Adaption von Jean Cocteau sowie Bade- und Sportbekleidung für Strawinskys Ballett „Le   train   bleu“ [Abb.16]. Zu ihren Freunden zählen Picasso, Max Ernst und Hemingway, um nur einige zu nennen. Trotz des Kontakts mit der Avantgarde kommt es bemerkenswerterweise zu keinem Einfluss auf ihre Mode. Umgekehrt übt Chanel allerdings sehr wohl Einfluss auf ihre Künstlerbekanntschaften aus. 3. Konkurrenz der Zeit 3.1 Madeleine Vionnet, die Innovative Wie Chanel legt auch Madeleine Vionnet Wert auf Schnitt, Material und Proportion. Sie arbeitet als erste mit einer natürlichen Körpersilhouette, befreit die Mannequins von Poirets Korsettrelikten, übernimmt die kunstvollen Schnitte der Vergangenheit und erfindet den Diagonalschnitt [Abb.17], der ein müheloses An- und Ausziehen ermöglicht. Wie Chanel verarbeitet sie Jersey oder auch Seide zu kunstvollen extravaganten Stücken. Farblich bevorzugt sie blasse subtile Töne und verwendet im Gegensatz zu Chanel geometrische Formen als funktionelle oder dekorative Elemente. Ebenso wie Elsa Schiaparelli benutzt sie den Knoten als eine Art „Trompe-l’œil- Effekt“ auf Kleidern [Abb.18]. 3.2 Jean Patou, der Purist Einer der großen Konkurrenten Chanels ist der Modedesigner Jean Patou. Beide sind sich in ihrem Stil zwar ähnlich, verstehen aber unter Mode doch etwas anderes. Patou verbindet Schlichtheit mit Eleganz „frei  von  scheinheiliger  Simplizität“32. 1921 entwirft er für Suzanne Lenglens Wimbledontournier ein bequemes, legeres, geometrisches Tenniskleid. Aufsehen erregt er durch die Kombination von Strickjacke/ Sweater mit Faltenrock in der Modewelt. Außerdem lässt er sich von antiken Textilien zu Stickereien inspirieren

und

verschönert

Nachmittagskleider

mit

schulterfreien,

dekorativen

Zickzacknähten oder auch wellenförmigen Kurven [Abb.19].Merkmal seines Designs ist die Zurückhaltung kombiniert mit auffallenden Details wie kubistischen Mustern. 1925 eröffnet er ein auf Sportartikel spezialisiertes Geschäft und kreiert das erste Unisexparfüm.33 Im selben Jahr hebt er die Taille seiner Rockmodelle an und verlängert 32

Caroline Rennolds Milbank, Couture. Glanz und Geschichte der großen Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997, S.141 33 Vgl. Amy Holman Edelman, Das kleine Schwarze, München 2001, S.34.

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Röcke optisch durch

Seiten

und Armschleppen.

Neben

Kleidern entwirft

er

Modeschmuck, Notizbücher, Unterwäsche und Hüte. 3.3 Elsa Schiaparelli, die Künstlerin 30iger Jahre: Coco Chanel eine Modeschöpferin aus ärmlichen Verhältnissen, deren Mode sich durch eine sachliche, funktionelle Eleganz auszeichnet, konkurriert mit Elsa Schiaparelli, einer Designerin aus vermögendem Elternhaus mit Hang zur Theatralik, Dramatik und Exotik. Sie lebt ihr Leben selbstverständlich emanzipiert und ist selbst mit frivoler dramatischer Kleidung wie Hüten in Form umgedrehter Damenschuhe mit pinken Absätzen immer noch Dame. Schon als aufmüpfiges Kind lehnt sie typisch weibliche Tätigkeiten ab, rebelliert gegen die Erziehung im strengen Schweizer Klosterinternat und die bürgerlichen Konventionen. Auch ihre Mode widersetzt sich dem gutbürgerlichen Leben. Leitmotive ihrer Mode sind Identität, Maskerade und Performance. Ende der 20iger Jahre erkennt sie mit Gespür das   Ende   des   praktischen,   geometrischen   „La Garçonne“ Stils. Ab 1927 entstehen wirkungsvolle, teure Pullover mit großen, spektakulären Strickmustern, wie einem eingestickten weißen Skelett oder einer Männerkrawatte - ein Trompe-l’œil34. Von den Futuristen hat sie gelernt, dass im beschleunigten neuen Lebensrhythmus kein Platz für kleinteilige Muster mehr ist. Ganz anders als Chanel betrachtet sie die Haute Couture weder als Handwerk noch als emanzipatorisches Programm, sondern als Kunstwerk. Ihre Entwürfe verbinden „männliche“   Elemente   wie   breite, gepolsterte Schultern und schmale Jacken mit „weiblichen“ Elementen“   wie Abendkleidern [Abb.20]. Inspirationsquelle für ihre extravaganten, surrealistischen Zeichnungen sind Freundschaften mit Salvator Dali oder Jean Cocteau. Als Vorbild für ihre Mode kann Paul Poiret genannt werden. Beide lieben kräftige Farben doch stilistisch lassen sich keine Gemeinsamkeiten finden.

34

Der Begriff bezeichnet ein illusionistisches Gemälde und bedeutet so viel wie das Auge täuschen.

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4. Resümee und Ausblick Der erste wesentliche Schritt in Richtung Emanzipation der Frau ist der Rückgriff auf das bequeme Kleidungsstück aus dem Mittelalter, an dem sich das Reformkleid orientiert. Vordenker Chanels sind unter anderen Amelie Bloomer, die Rational Dress Society oder auch

Jugendstilkünstler.

Alle

zuvor

genannten

Personen

machen

sich

zur

Bewegungsfreiheit der Frau Gedanken. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzt sich der Reformgedanken in der Haute Couture und der breiten Masse durch. Paul Poiret greift diesen Gedanken auf, beschäftigt sich mit dem Künstlerkleid, befreit die Frau aus dem Korsett und kleidet sie in fließenden, historischen Chemisenkleidern. Gabrielle Chanel, die Mutter des Lifestyles, geht einen Schritt weiter. Sie lebt ein selbstbestimmtes Leben in von ihr gefertigten puristischen Kleidern. Ihr schlichter Stil orientiert sich an Alltagsuniformen

von

Dienstmädchen,

Matrosen

und

Nonnen

sowie

an

der

Herrengarderobe ihrer wohlhabenden Liebhaber. Sie ist nicht die einzige Designerin, die die neue Stellung der Frau modisch umsetzt. Nach der Wirtschaftsrezension der 30er Jahre schafft Chanel in den 50er Jahren ein Comeback, das ihren anhaltenden Ruf begründet.

Selbst

die

Liaison

mit

Hans

Günther

von

Dincklage,

einem

Nationalsozialisten, schadet ihrem Erfolg nicht. Sie ist eine Frau mit dem Willen zu siegen, a „Self- made- woman“, eine Karrierefrau, die ein Imperium hinterlässt, das bis zu dem heutigen Tag von Karl Lagerfeld als Chefdesigner geführt wird. Karl Lagerfeld tritt 1983 das Erbe Coco Chanels an und setzt neue Akzente: 1987 interpretiert er „das   kleine Schwarze“   im   Latexlook   neu   [Abb.22], 1991 kreiert er das Chanel Kostüm im Jeanslook. Im 20. Jahrhundert wird mit Giorgio Armani, Calvin Klein oder Jil Sander der Purismus, der

strenge

geometrische

Sprache

mit

minimalistischen

Tönen

und

einem

Farbenspektrum aus Grau, Weiß und Beige kombiniert, wieder aktuell. Die zuvor erwähnten Designer setzen auf Reduktion und Sparsamkeit bei den Accessoires. Perfektion liegt in der Schlichtheit. So schließt sich der Kreis, Chanel findet und wird immer  „Fans“  finden. „Simplicity  is  the  soul  of  modern  elegance“35

35

Gerda Buxbaum, Clean Chic-Purismus, in: Mode!. das 20. Jahrhundert hrsg. v. Gerda Buxbaum,

München 1999, S.152.

Seite 13 von 18

5. Literaturverzeichnis PALMER 1999 Alexander Palmer, Das Reformkleid, in: Mode!. das 20. Jahrhundert, hrsg. v. Gerda Buxbaum, München 1999, S.16-17. BUXBAUM 1999 Gerda Buxbaum, Clean Chic-Purismus, in: Mode!. das 20. Jahrhundert hrsg. v. Gerda Buxbaum, München 1999.S.152-153. WOLTER 1999 Gundula Wolter, Paul Poiret, in: Mode!. das 20. Jahrhundert, hrsg. v. Gerda Buxbaum, München 1999, S. 21-22. BOUVET 2009 Vincent Bouvet, Der Alltag (2009), in: V.B., Paris 1919-1939. Kunst, Leben & Kultur Malerei, Architektur, Design, Mode, Musik, Tanz, Literatur, Fotografie, Film, Reklame, Wien 2009, S. 21-67. BOUVET 2009 Vincent Bouvet, Mode (2009), in: V.B., Paris 1919-1939. Kunst, Leben & Kultur Malerei, Architektur, Design, Mode, Musik, Tanz, Literatur, Fotografie, Film, Reklame, Wien 2009, S.147-193.

BENTON 2006 Art Deco. 1910- 1939, hrsg. v. Charlotte Benton, London 2006 (V & A Publications Reprint). SEELING 1999 Charlotte Seeling, MODE. Das Jahrhundert der Designer. 1900-1999, Köln 1999. KINZEL 1990 Rudolf Kinzel, Die Modemacher. Die Geschichte der Haute Couture, Wien 1990.

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MILBANK 1997 Caroline Rennolds Milbank, Couture. Glanz und Geschichte der großen Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997. LEHNERT 2006 Gertrud Lehnert, Coco Chanel- Die Self- made- woman, in: Engel und Sünderinnen. Idole der 50er Jahre. Maria Callas, Hildegard Knef, Françoise Sagan, hrsg. v. Brigitte Ebersbach, Berlin 2006, S.99-119. LEHNERT 2000 Gertrud Lehnert, Frauen machen Mode. Berühmte Modeschöpferinnen von Coco Chanel bis Vivienne Westwood, München 2000.

EDELMAN 2001 Amy Holman Edelman, Das kleine Schwarze, München 2001. THIEL 2010 Erika Thiel, Geschichte des Kostüms. Die europäische Mode von den Anfängen bis zur Gegenwart, Leipzig 2010. Diplomarbeiten GANZENBACHER 2009 Anna-Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009.

GRIß 2000 Gerit Griß, Modeperformance. Zur Entwicklung einer neuen Kunstform des 20. Jahrhunderts, masch. phil. Dipl., Graz 2000.

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Internetquellen LEACH 2009 Ben Leach, Coco Chanel biopic opens in France - but ignores affair with Nazi. The first of two feature films about Coco Chanel, the fashion house founder, has opened in France, ( 22 04 09 ), Online im Internet: URL:http://www.telegraph.co.uk/culture/film/film-news/5198702/Coco-Chanel-biopicopens-in-France-but-ignores-affair-with-Nazi.html [Stand 02 05 12].

KRICK 2004 Jessica Krick, Gabrielle "Coco" Chanel (1883–1971) and the House of Chanel, ( 00 10 04), Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/hd/chnl/hd_chnl.htm [Stand 10 03 12]

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6. Abbildungsverzeichnis

ABBILDUNG 1- DIE RUSSISCHE AVANTGARDE Entwurf von Natalija Gontscharowa, Bäuerin/Dienerin. Studie für „Le Coq d'or“, 1937,Gouache, Wasserfarben und Bleistift auf Karton, 46,8 × 36,5 cm, Harvard Theatre Collection.

, ABBILDUNG 2- DAS BLOOMER KOSTÜM Amelia Bloomer, September 1851,  erschienen  in  „The  Lily“. In: Anna- Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid. Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S.118, Abb.40. Seite 1 von 12

ABBILDUNG 3- „DIE BEHÜBSCHTE FRAU“

Eduard Manet, Nana, 1877, Öl auf Leinwand, 154 115 cm, Hamburg, Kunsthalle Hamburg. In: Anna- Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid. Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S.116, Abb.30.

ABBILDUNG 4- WIENER WERKSTÄTTE KÜNSTLERKLEID Entwurf von Kolo Moser, Gesellschaftskleid für seine Frau Ditha, 1905, keine Angaben zu den verwendeten Materialien, Wien, Historisches Museum. In: Anna- Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid. Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S.138, Abb. 104.

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ABBILDUNG 5- EMPIRE STIL Francois Gérard, Julie Récamier, 1802, Paris, 225 ´ 145 cm, Paris, Musée National du Louvre. In: Anna- Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid. Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S.157, Abb. 156.

ABBILDUNG 6- EMPIRE REVIVAL MIT POIRET Entwurf von Paul Poiret, „Joséphine“,   1907, keine Angaben zu den verwendeten Materialien, UFAC Collection. In: Anna- Katharina Ganzenbacher, Mieder und Reformkleid . Zum Wandel der Damenmode von 1900 bis 1918, masch. phil. Dipl., Graz 2009, S.157, Abb. 155.

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ABBILDUNG 7- 50er JAHRE CHRISTIAN DIOR Christian Dior , "Venus" dress, 1949, Gray silk net embroidered with feather-shaped opalescent sequins, rhinestones, simulated pearls and paillettes, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000– Online im Internet: URL http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/C.I.53.40.7a-e [Stand 04 07 12].

ABBILDUNG 8- CHANEL HERSELF Henri Cartier-Bresson, Coco Chanel, 1964, Photography. In: Philippe Arbaziar ,Wer sind Sie, Henri Cartier-Bresson?; Schirmer/Mosel 2003 S. 157, Abb.192. Online im Internet: URL: http://prometheus.unikoeln.de/pandora/image/show/bochum_kgi65642950a9434173e4f061e609539424657c4341 [Stand 05 07 12]. Seite 4 von 12

ABBILDUNG 9- MARIANO FORTUNY Mariano Fortuny , Evening ensemble, 1934, Pale-blue pleated silk, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/1979.344.11a,b [Stand 05 07 12].

a.

b.

ABBILDUNG 10- EINIGE MODISCHE ERNEUERUNGEN CHANELS a. Gabrielle Chanel, Shirt, ca. 1935–37, wool, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000– Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/1976.29.7 [Stand 05 07 12]. b. Gabrielle Chanel, Day ensemble, 1927, Silk, wool, metal, New York, The Metropolitan Museum

of

Art.

In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/works-ofart/1979.344.11a,b [Stand 05 07 12] . Seite 5 von 12

ABBILDUNG 11- HOSENANZUG Alfred Eisenstaedt, Marlene Dietrich, 1929, Photograph/ Reproduction: Schirmer/Mosel. In: Elisabeth Bronfen / Barbara Straumann: Die Diva. Eine Geschichte der Bewunderung, München 2002, Abb. 4. Online im Internet: URL: http://prometheus.unikoeln.de/pandora/search?commit=Daten+absenden&page=1&v[]=+ Chanel [Stand 05 07 12].

ABBILDUNG 12- „DAS KLEINE SCHWARZE“ Man Ray, Mademoiselle Chanel, 1935, Reproduction: dpa/ dpaweb. Online im Internet: URL: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/mode/chanel-coco-undkarl-in-new-york-1236019.html [ Stand 05 07 12]. Seite 6 von 12

a.

b.

ABBILDUNG 13- CHANEL KOSTÜM a.Richard In:

Avedon,

Avedon

Online

im

Gabrielle

Photographs

Chanel

and

1947-1977,

Internet :

Suzy

Washington URL :

Parker, 1978,

Abb.

1959. 66.

http://prometheus.uni-

koeln.de/pandora/image/show/dresden70b1439c95db55f0f71a3ae9bb93df984c904c49 [Stand 05 0712] b. Gabrielle Chanel, Cocktail ensemble, 1964, Black silk and synthetic pile; ivory polyester blend damask with black nylon jersey, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/1973.297.2a,b [Stand 05 07 12].

ABBILDUNG 14- HALSKETTE Bérard Christian, Kette, keine Angaben. In: Caroline Rennolds Milbank, Couture.

Glanz und Geschichte der großen

Modeschöpfer und ihrer Creationen, Köln 1997, S.70, ohne Abbildungsnummer. Seite 7 von 12

ABBILDUNG 15 – CHANEL Nr.5 Gabrielle

Chanel,

Chanel

Nr.5,

Photographie/Reproduction:

Chanel.

Online im Internet: URL: http://www.chanel.com/en_US/fragrance-beauty/FragranceN%C2%B05-N%C2%B05-PARFUM-88173 [ Stand 05 07 12].

ABBILDUNG 16- CHANEL UND DIE AVANTGARDE Gabrielle Chanel , Kostüme für Le Train bleu (Ballets Russes), 1924. In : "A Feast of Wonders", Monaco

2009, Seite 280, ohne Abbildungsnummer.

Online im Internet: ULR:http://prometheus.unikoeln.de/pandora/search/artist/Bassano%20Studio [Stand 05 07 12]. Seite 8 von 12

ABBILDUNG 17- MADELEINE VIONNET Madeleine Vionnet , Evening dress, um 1938, Rayon, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: ULR: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/C.I.52.18.4 [Stand 05 07 12].

ABBILDUNG 18- TROMPE-l’œil  EFFEKT Madeleine Vionnet, Bluse mit Schleife, um 1936, keine Angaben zu den verwendeten Materialien. In: Gertrud Lehnert, Frauen machen Mode. Berühmte Modeschöpferinnen von Coco Chanel bis Vivienne Westwood, München 2000, S.40. Seite 9 von 12

a.

b.

ABBILDUNG 19- JEAN PATOU a. Jean Patou, Cape and Dress, um 1931, Ivory china silk with multicolored floral print, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/1972.30.17a,b [Stand 05 07 12]. b. Jean Patou, Day suit, 1937, Black wool gabardine with silk grosgrain inserts, New York, The Metropolitan Museum of Art.

In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: ULR: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/C.I.52.18.4 [Stand 05 07 12].

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a.

b.

ABBILDUNG 20- ELSA SCHIAPARELLI a. Elsa Schiaparelli, Evening ensemble, 1938, Ivory silk organza embroidered with metallic thread, purl, and rhinestones, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/C.I.46.4.3a-e [Stand 05 07 12]. b. Elsa Schiaparelli, Hat, winter 1937–38, Black wool felt, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: URL: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/1974.139 [Stand 05 07 12].

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ABBILDUNG 21- LAGERFELD FOR CHANEL Karl Lagerfeld for House of Chanel, Dress, fall/winter 1987–88, Black vinyl and black nylon blend tulle, black silk satin, and black polyester jersey, New York, The Metropolitan Museum of Art. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000–. Online im Internet: http://www.metmuseum.org/toah/works-of-art/1994.161.1 [Stand 05 07 12].

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